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Allgemeines 1. Zelle 2. - Zauner-Dungl Gesundheitsakademie

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<strong>1.</strong><br />

<strong>Allgemeines</strong><br />

Der menschliche Organismus besteht aus <strong>Zelle</strong>n. Die <strong>Zelle</strong> stellt den kleinsten lebenden Bestandteil<br />

des Körpers dar. Bei der Entwicklung der Leibesfrucht kommt es zu einer zunehmenden<br />

Aufgabentrennung der einzelnen <strong>Zelle</strong>n.<br />

Durch die besondere Leistungsfähigkeit des Gehirns unterscheidet sich der Mensch in folgenden<br />

Punkten von den Tieren:<br />

- Gebrauch von Feuer und Werkzeugen<br />

- Sprache mit Worten<br />

- Aufrechter Gang<br />

<strong>2.</strong><br />

<strong>Zelle</strong><br />

Größe: 5 - 200 Micrometer (lichtmikroskopisch sichtbar); 1 Micrometer = 1/1000 mm<br />

Die Form ist abhängig von der Funktion, z.B. kugelig, sternförmig.<br />

Jede <strong>Zelle</strong> ist umgeben von der Zellmembran (Zellhäutchen) und besteht aus dem Zellleib und<br />

dem Zellkern. Der Zellkern ist der Träger des Erbmaterials.<br />

Die Eigenschaften der <strong>Zelle</strong>:<br />

– Reizbarkeit<br />

– aktiver Stoffwechsel<br />

– Bewegung<br />

– Wachstum<br />

– Endlichkeit<br />

– Fortpflanzung<br />

<strong>2.</strong><strong>1.</strong> Stoffwechsel<br />

In die <strong>Zelle</strong> aufgenommene Stoffe können gespeichert, verändert und verbraucht werden.<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong> Beweglichkeit<br />

Einzelne <strong>Zelle</strong>n können sich in einer Flüssigkeit leicht fortbewegen (z.B. Leukozyten).<br />

<strong>2.</strong>3. Wachstum, Teilbarkeit und Fortpflanzung<br />

Die Fähigkeit zu wachsen und sich zu vermehren ist die Voraussetzung für die Fortpflanzung.<br />

Durch den hohen Grad der Spezialisierung verlieren manche <strong>Zelle</strong>n diese Fähigkeit (z.B. Nervenzellen).<br />

Vorteil der Teilbarkeit: Erneuerung von verloren gegangenen <strong>Zelle</strong>n ist möglich<br />

Nachteil der Teilbarkeit: Möglichkeit der unkontrollierten Vermehrung (Geschwulstbildung)<br />

<strong>2.</strong>4. Erregbarkeit<br />

Durch verschiedene Reize seitens der Außenwelt oder durch bestimmte im Organismus erzeugte<br />

Stoffe können <strong>Zelle</strong>n erregt und zu einer gezielten Reaktion veranlasst werden.<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 1


<strong>2.</strong>5. Reizübertragung<br />

Die Reizübertragung erfolgt im menschlichen Organismus über zwei Systeme:<br />

Reizleitende Systeme: Zellmembranen<br />

Reiztransformierende Systeme: zentrales Nervensystem<br />

vegetatives Nervensystem<br />

<strong>Zelle</strong>-Milieu-System<br />

Die Zellmembran bildet die Grenzfläche für die Ionenwanderung. Sie stellt ein für den gesamten<br />

Organismus einheitliches System der biochemischen Reizleitung dar.<br />

In der Umgebung der <strong>Zelle</strong> (Milieu) und im Nervensystem erfolgt die Umwandlung (Transformierung)<br />

des Reizes in elektromagnetische Energie. Die Zellmembran dient also der Aufrechterhaltung<br />

der Kommunikation zwischen Zellinnerem und Zelläußerem, während das Nervensystem<br />

für die rasche Überwindung großer Entfernungen sorgt.<br />

Der kontinuierliche Informationsaustausch zwischen Zellinnerem und Zelläußerem wird durch<br />

den vergleichsweise trägen Mechanismus der Ionenwanderung bewerkstelligt (Ionen = Ladungsträger<br />

bzw. elektrisch geladene Atome oder Moleküle).<br />

Die Informationsübermittlung im Nervensystem erfolgt ungleich rascher in Form von elektromagnetischen<br />

Frequenzen.<br />

<strong>2.</strong>6.<br />

Ultrastruktur der <strong>Zelle</strong><br />

Die <strong>Zelle</strong> besteht aus:<br />

A) Zellkern, Nukleus: membranbegrenzt (Kernmembran)<br />

Der Zellkern enthält das Kernkörperchen, Nukleolus;<br />

Er ist das Steuerungszentrum der <strong>Zelle</strong>, Informationszentrum,<br />

Träger der Erbanlagen (enthält die genetische Information = DNA, Chromosomen)<br />

B) Zellleib, Cytoplasma: membranbegrenzt (Zellmembran = Plasmalemm)<br />

a) Hyaloplasma: Grundplasma, Grundsubstanz des Cytoplasma<br />

b) Zellorganellen: sind spezielle lebensnotwendige Strukturen:<br />

membranbegrenzt:<br />

Mitochondrien: Kraftwerke der <strong>Zelle</strong><br />

Energieversorgung der <strong>Zelle</strong>, Zellatmung<br />

Golgi Apparat: Erzeugung, Verdichtung, Verpackung von Zellprodukten<br />

Membrandepot für Sekretion<br />

Endoplasmatisches Retikulum:<br />

g ER: glatt, agranulär:Synthese von Lipiden, Steroiden, Glykogen, Sacchariden;<br />

Entgiftung<br />

r ER: rauh, granulär: mit Ribosomen behaftet<br />

Proteinsynthese für Sekretion,<br />

für den extrazellulären Bedarf = exkretorische Proteinbildung<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 2


Lysosomen: membranüberzogene Partikel, die lytisch wirkende Enzyme für die<br />

Zellverdauung (Autolyse, Heterolyse) enthalten<br />

Peroxisomen, Mikrobodies: enthalten Peroxidasefermente<br />

Abbau von Stoffwechselprodukten<br />

Transportvesikel für: Endocytose: Aufnahme fester Stoffe (Phagocytose)<br />

und flüssiger Stoffe (Pinocytose)<br />

Exocytose: Abgabe von Stoffen<br />

Durchschleusung<br />

nicht membranbegrenzt:<br />

Centriol: als Diplosom = paarweise in L-Form<br />

9 Tripletts von Mikrotubuli, wird bei der Zellteilung benötigt<br />

Ribosomen: in Spiralen, Rosetten, Proteinnähmaschinen<br />

intrazelluläre Proteinbildung<br />

C) Metaplasma:<br />

metaplasmatische Einschlüsse<br />

Mikrotubuli: Röhrchen aus Proteinfilamenten<br />

Mikrofilamente: Stäbchen<br />

Tonofilamente in Epithelzellen<br />

Myofilamente in Muskelzellen<br />

Gliofilamente in Gliazellen<br />

Neurofilamente in Nervenzellen<br />

D) Paraplasma: cytoplasmatische Einschlüsse<br />

Stoffwechselprodukte<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Glykogen: Polysaccharide: Speicherstoff in Le, Mu, N,<br />

Fettstoffe: tröpfchenförmig in Fettzellen (sonst pathologisch)<br />

Proteine: Eiweiß<br />

Pigmente: Farbstoffe: exogen zugeführt Ruß, Carotinoide<br />

endogen: selbst gebildet: Melanin, Lipofuscin, …<br />

Abb. <strong>1.</strong> Mitochondrium für die Steroidsynthese<br />

Abb. <strong>2.</strong><br />

Mitochondrium für die Zellatmung<br />

Seite 3


Abb. 3.<br />

<strong>2.</strong>7.<br />

Zellquerschnitt<br />

Vorgänge an der Zellmembran<br />

Die <strong>Zelle</strong> als Informationsvermittler<br />

Die Feinstruktur der Zellmembran wurde elektromikroskopisch aufgeklärt. Sie stellt eine<br />

Elementarmembran dar, die für nahezu alle tierischen und menschlichen <strong>Zelle</strong>n ident ist (“unitmembrane-structure”,<br />

Einheitsmembran).<br />

Sie besteht aus drei Schichten:<br />

äußere Schicht: wasserlöslich; Hydratmantel, Eiweiß-Körper<br />

besitzen meist Zuckeranteil = Glykokalix (Antigenerkennung,<br />

Rezeptor, Blutgruppeneigenschaft)<br />

mittlere Schicht: (hydrophobe) Lipiddoppelschicht<br />

innere Schicht: wasserlöslich, Proteinmantel<br />

Die EW-Körper können die Membran auch durchdringen – Tunnel – Proteine:<br />

Durch und durch Proteine: Transportmechanismus, Ionen-Kanäle<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 4


Der Zusammenhalt der Schichten beruht auf der Wirkung von elektrostatischen Anziehungskräften,<br />

die an der Oberfläche der Zellmembran lokalisiert sind. Die Membran ist nicht starr,<br />

sie stellt ein FLUID MOSAIC MEMBRAN MODEL dar.<br />

Abb. 4.<br />

Zellmembranmodell<br />

Die besonderen Eigenschaften der Zellmembran sind verantwortlich für die unterschiedliche<br />

Zusammensetzung der Intrazellulärflüssigkeit und Interstitialflüssigkeit (Ionen und Proteinverteilung),<br />

da die Zellmembran semipermeabel ist, d.h. für verschiedene Substanzen ungleich<br />

gut (schlecht) durchlässig ist. Bei intakten Zellwänden kommt es durch die verschiedenen<br />

Konzentrationen von Ionen und Proteinen zwischen Zellinnerem und Interzellular-Raum zu einer<br />

Potentialdifferenz über die Zellmembran hinweg (Zellinneres negativ gegenüber Zellaußenseite).<br />

Da alle <strong>Zelle</strong>n an ihren Außenseiten gleichsinnig geladen sind, kann es dadurch im Normalfall<br />

nie zu einem unmittelbaren Kontakt der <strong>Zelle</strong>n und damit zu einer Störung der Zellfunktion<br />

kommen.<br />

Die gegensinnige Ladung von Zellinnerem zu Zelläußerem (bei ruhenden und gesunden <strong>Zelle</strong>n)<br />

wird durch eine nur geringe Verschiebung von Ionen hervorgerufen (wandernde Ionen: Gesamtionenzahl<br />

= 1:100 000 (bis 1:1 000 000). Die Zellmembran weist im Normalfall feinste Poren auf,<br />

durch welche der Ionentransport erfolgen kann.<br />

Im Ruhezustand ist die Membran dicht - die Poren sind geschlossen.<br />

Das Zellinnere weist negative Ladung auf; es enthält vor allem Kaliumionen und Eiweißkörper<br />

(Zellkern, Zellorganellen).<br />

Das Zelläußere ist positiv geladen gegenüber dem Zellinneren; es enthält vor allem Natrium-<br />

und Chlorionen (Kochsalzlösung).<br />

Durch die ungleiche Ionenverteilung in der intrazellulären und der extrazellulären Flüssigkeit<br />

herrscht an der Membran eine elektrische Spannung - das “Ruhemembranpotential”.<br />

Dieses liegt zwischen minus 40 bis minus 100 mV (Millivolt = tausendstel Volt). Das Ruhemembran-potential<br />

ist ein Maß für die Erregbarkeit der <strong>Zelle</strong>. Die meisten lebenden <strong>Zelle</strong>n halten<br />

dieses Potential im wesentlichen kontinuierlich aufrecht - d.h. dass durch einen “aktiven Trans-<br />

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Seite 5


port-mechanismus” (Enzyme) = Energie verbrauchender Prozess (ATP) laufend Natriumionen<br />

Na+ aus der <strong>Zelle</strong> gepumpt werden (im Austausch gegen Kaliumionen K+ : Na+ - K+-Austausch<br />

gekoppelt 1:1) durch “passive Diffusion” kehrt sich dieser Vorgang wieder um, so dass im wesentlichen<br />

ein kontinuierlicher Ionenstrom in kleinem Umfang zwischen Zellinnerem und Zelläußerem<br />

abläuft.<br />

Die Zellmembran ist praktisch undurchlässig für intrazelluläres Protein und andere organische<br />

Anionen (A-). Sie ist mäßig durchlässig für Na+ und ziemlich gut für K+ und C1- (die K+-Permeabilität<br />

ist 50 - 100mal größer als für Na+). Die Natur versucht die ungleiche Ionenverteilung<br />

(den Konzentrationsunterschied) durch verschiedene Mechanismen (z.B. Wanderung entlang<br />

der Konzentrationsgradienten) aufzuheben.<br />

Abb. 5.<br />

ZELLE MILIEU<br />

<strong>Zelle</strong> - Milieusystem<br />

Die nicht diffusiblen Anionen bleiben im Zellinneren. Einige K+ diffundieren auswärts, einige<br />

C1- einwärts durch vorhandene Poren. Dadurch entsteht eine Potentialdifferenz.<br />

Einigen wenigen Na+ gelingt es, die Membran zu überwinden, doch werden sie durch einen dauernd<br />

vorhandenen Pumpmechanismus sofort wieder aktiv (im Austausch mit K+) aus der <strong>Zelle</strong><br />

befördert: Na-K-Pumpe. Wird die Pumpe behindert durch Stoffwechselhemmstoffe, kommt es<br />

zum dauernden Konzentrationsausgleich, das Ruhemembranpotential wird Ø und die <strong>Zelle</strong> geschädigt.<br />

Nerven- und Muskelzellen weisen die Eigenschaft auf, die Ionendurchlässigkeit auf einen Reiz<br />

zu verändern - sie sind leichter erregbar als die Normalzellen.<br />

Dieser Reiz kann sein: – mechanisch<br />

– elektrisch<br />

– chemisch<br />

– thermisch<br />

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Seite 6


Ein wirksamer Reiz bewirkt eine Verschiebung der Membranschichten und eine Öffnung der<br />

Membranporen. Ist der Reiz stark genug, kommt es zu einem “Aktionspotential”, AP, das im Nerv<br />

das weitergeleitete Signal darstellt und am Muskel zur Kontraktion führt. Dieser Vorgang geht<br />

mit einem Zusammenbrechen des Ruhemembranpotentials einher; Kalium strömt aus der <strong>Zelle</strong>,<br />

Natrium in die <strong>Zelle</strong> (= “Depolarisation”).<br />

Die “Natrium-Kalium-Pumpe” stellt dann das Ruhemembranpotential wieder her (=”Repolarisation”).<br />

Die kurzzeitige Umpolung des Zellinneren von minus 40 - 100 mV auf bis zu plus 20 mV<br />

während der Dauer des Aktionspotentials stellt den Reiz für das Inkrafttreten der Ionenpumpe<br />

dar.<br />

Abb. 6.<br />

Abb. 7.<br />

Aktionspotential der Nervenzelle/Skelettmuskelzelle<br />

Flüssigkeitsverteilung und Elektrolytverteilung in Blut und Zellraum<br />

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Seite 7


Abb. 8.<br />

Ruhemembranpotential, Depolarisation und Repolarisation<br />

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Seite 8


3. Gewebe<br />

Zellverbände mit gleichartiger Aufgabe nennt man Gewebe.<br />

3.<strong>1.</strong><br />

3.<strong>2.</strong><br />

Die Gewebearten<br />

Deckgewebe<br />

Muskelgewebe<br />

Stützgewebe<br />

Blut<br />

Bindegewebe<br />

Nervengewebe<br />

Gewebeveränderungen<br />

Hypertrophie: Gewebevermehrung durch Zellvergrößerung, Zunahme der<br />

Intrazellularsubstanz (z.B. Muskeltraining)<br />

Atrophie: Gewebeverminderung durch Zellverkleinerung<br />

(z.B. Muskelschwund bei Inaktivität)<br />

Hyperplasie: Reaktive Vermehrung der Zellzahl durch einen Reiz<br />

(z.B. Vergrößerung der Brustdrüse in der Schwangerschaft)<br />

Involution: Verminderung der Zellzahl (z.B. Verkleinerung der Brustdrüse nach<br />

dem Abstillen)<br />

Hypoplasie, Aplasie:Verminderte oder fehlende Anlage eines Organs<br />

(z.B. erbliche Missbildung)<br />

Metaplasie: reversible Umwandlung von Gewebe zur Anpassung an veränderte<br />

Umstände (z.B. Fettgewebsbildung)<br />

Regeneration: Gewebsneubildung zur Behebung von Gewebsverlusten<br />

(z.B. Wundheilung), Wiederherstellung, Ersatz<br />

Degeneration: Entartung von Geweben unter Verlust ihrer spezifischen<br />

Funktion (z.B. Tumorbildung, Überbeanspruchung)<br />

Transport: An der Oberfläche der <strong>Zelle</strong> befindliche Flimmerhaare können durch ihre Beweglichkeit<br />

kleine Stoffteilchen abfangen und weiterbefördern. (Reinigung der Atemluft von Staubkörnchen.)<br />

3.3.<br />

Stoffaufnahme, Stoffabgabe, Erregbarkeit<br />

Stoffaufnahme: Durch Vergrößerung der Oberfläche der einzelnen <strong>Zelle</strong>n sind diese besonders<br />

geeignet, Stoffe durch ihr Zellhäutchen zu schleusen (Aufnahme von Nahrungsstoffen durch die<br />

Darmschleimhaut).<br />

Stoffabgabe (Sekretion): Produktion und Abgabe von bestimmten Stoffen an die Oberfläche<br />

oder in die Blutbahn = Drüsenfunktion<br />

– Abgabe an die Oberfläche = Drüse mit äußerer Sekretion (Schweißdrüse)<br />

– Abgabe ins Blut = Drüse mit innerer Sekretion = Hormondrüse (z.B. Schilddrüse)<br />

Hormone sind Botenstoffe, die durch die Blutbahn in den gesamten Organismus gelangen und<br />

im Körper Reaktionen auslösen.<br />

Erregbarkeit: Alle <strong>Zelle</strong>n sind erregbar. <strong>Zelle</strong>n mit einer besonders großen Erregbarkeit heißen<br />

Sinneszellen (z.B. Riechzellen in der Nase).<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 9


3.4.<br />

Deckgewebe, Epithelgewebe<br />

Das Deckgewebe dient der Auskleidung von Oberflächen<br />

äußere Oberfläche Haut<br />

innere Oberfläche Schleimhaut<br />

Das Deckgewebe besteht aus aneinander gereihten <strong>Zelle</strong>n.<br />

Aufgaben:<br />

Schutz: z.B. Haut - durch Bildung von Hornsubstanz an der Außenschicht des mehrschichtigen<br />

Deckgewebes wird der Körper gegen Austrocknung, Temperaturunterschiede und Krankheitserreger<br />

geschützt.<br />

- Schutz vor physikalischen und chemischen Einflüssen<br />

- Regulierung der Körpertemperatur (Schweißsekretion)<br />

- Stoffwechsel, Atmung, Entgiftung<br />

- Verbindung mit Umwelt, Sinnesempfindungen<br />

- Schutz vor Krankheitserregern (mechanisch chemische Schutzfunktion)<br />

Abb. 9.<br />

diverse Epithelien im Querschnitt<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 10


3.5.<br />

Bindegewebe<br />

Das BGW wird aus dem Mesoderm gebildet. Es dient der<br />

– Umhüllung und Unterteilung der Organe<br />

– der Einbettung und Zuleitung von Blut und Nerven<br />

Das BGW baut sich aus <strong>Zelle</strong>n (Fibroblasten und Fibrozyten) auf und der von den FB gebildeten<br />

Grund- und IZS (Kittsubstanz und eingelagerte Fasern). Während das Deckgewebe nur aus<br />

aneinander gereihten <strong>Zelle</strong>n besteht, enthält das Bindegewebe verschiedene Bausteine:<br />

<strong>Zelle</strong>n:<br />

a) fixe Bindegewebszellen (z.B. Fettzellen, Knorpelzellen, Knochenzellen, Fibrozyten,...)<br />

b)freie Bindegewebszellen (z.B. weiße Blutkörperchen, Histiozyten, Wanderzellen,<br />

eosine <strong>Zelle</strong>n, Mastzellen, Plasmazellen, Pigmentzellen, Fettzellen)<br />

Interzellularsubstanz:<br />

a) ungeformt: Grundsubstanz, amorph = ohne Struktur<br />

Matrix, Polysaccharid-Proteinkomplex<br />

Die Matrix: verleiht dem Gewebe plastische Verformbarkeit<br />

und elastische Formkonstanz<br />

b) geformt: Fasersubstanz:<br />

Kollagene Fasern: häufigste BGW-Faser = EW-Faser (Protein)<br />

6 kg/mm² Zugbeanspruchung<br />

um 5 % dehnbar<br />

um 10 % gedehnt = irreversibel geschädigt<br />

Schädigung bedeutet zerreißen der Fascien, Bänder, Sehnen<br />

(Retikulin-Fasern: sie werden durch eine Hüllsubstanz vor Aggregation<br />

zu Faserbündeln geschützt; Basalmembran)<br />

Elastische Fasern besitzen 150 % Dehnungsfähigkeit<br />

bei 20 kg/cm2 auf 150 % zu verlängern<br />

können im Alter schwinden,<br />

können im Alter durch Einlagerungen behindert werden<br />

Vorkommen in Haut, Gefäßwand, Lunge, Bändern der WS,<br />

c) Einlagerungen: anorganisch: Salze<br />

Die Interzellularsubstanz ist stark wasserhältig. Bei abnormer Vermehrung des Wassergehaltes<br />

entsteht Gewebsschwellung (Ödem).<br />

Funktion des Bindegewebes:<br />

– Mechanischer Schutz (u.a. Stützung, Verpackung)<br />

(Organhüllen, Verschiebeschicht zwischen Organen etc.)<br />

– Stofftransport<br />

– Speicherung<br />

– Wundheilung<br />

– Immunabwehr<br />

– Gerüst von Organen = Stroma<br />

– Informationsträger als Teil des ZNS<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 11


Gliederung des Bindegewebes:<br />

I ungeformtes Bindegewebe<br />

II geformtes Bindegewebe (Stützgewebe)<br />

I Ungeformtes Bindegewebe<br />

1) Mesenchym (embryonales Bindegewebe): kommt nur während der Entwicklung vor, aus<br />

ihm gehen die anderen Gewebe hervor.<br />

2) Gallertgewebe (z.B. Zahnpulpa): kommt in der Nabelschnur und in sich entwickelten<br />

Sehnen vor (keine Fasern).<br />

3) Retikuläres Bindegewebe (netzartiges Bindegewebe): kommt vor allem im<br />

Knochenmark und in den lymphatischen Organen (Lymphknoten, Tonsillen, Thymus,<br />

Milz) vor. Es besteht aus Retikulumzellen und Retikulinfasern.<br />

Retikulumzellen können sich unter bestimmten Umständen zu Fett- und Blutzellen<br />

verwandeln. Die Retikulinfasern bilden die Hauptbestandteile der Fasergerüste in den<br />

verschiedensten Geweben und Organen.<br />

a) lymphoretikulär<br />

b) retikulär (rotes Knochenmark)<br />

Abb. 10.<br />

Die verschiedenen BGWsarten<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 12


4) Fettgewebe<br />

Es kann als Sonderform (besondere Speicherform) des retikulären Bindegewebes aufgefasst<br />

werden. Es dient hauptsächlich der Energiespeicherung (Kaloriendepot), als mechanischer<br />

Druckpolster und als Isoliersubstanz (Wärmeschutz). Fettzellen speichern Fett als Strukturstoff<br />

bei allen anderen <strong>Zelle</strong>n ist Fettspeicherung ein Zeichen von Stoffwechselstörungen.<br />

4a) Baufett: weiß<br />

ist unabhängig vom Ernährungszustand und dient als Polsterung (druckelastisches<br />

Gewebe, Fettzelle = Tennisball) und Wärmeschutz für innere<br />

Organe und Gelenke (Fußsohle, Handfläche, Nierenkapsel, Wange, Augenhöhle,<br />

Brustdrüse)<br />

Baufett ist lebensnotwendig, wird erst sehr spät abgebaut<br />

4b) Speicherfett, Depotfett; weiß oder braun<br />

ist abhängig vom Ernährungszustand und kann bei Bedarf abgebaut und<br />

in Energie umgewandelt werden (besonders rasch verfügbar)<br />

Das Unterhaut-Fettgewebe (meist bes. stark um Körpermitte) dient der<br />

Temperaturregulierung, der Isolierung und dem Energiehaushalt.<br />

5) Bindegewebe im engeren Sinne: Lockeres und dichtes Bindegewebe.<br />

Der Unterschied zwischen lockerem und dichtem Bindegewebe liegt vor allem in der Anordnung<br />

der so genannten Kollagenfasern. Es enthält außerdem noch elastische Fasern, zahlreiche Formen<br />

von (freien) Bindegewebszellen (Wanderzellen, Fresszellen, weiße Blutzellen, Fasern bildende<br />

<strong>Zelle</strong>n etc.) und die so genannte "amorphe Grundsubstanz".<br />

5a) lockeres, faserarmes BGW: Organgerüst, Abwehr, Wasserspeicher,<br />

Regenerationsvorgänge<br />

interstitielles BGW: mit Gefäßen, Nerven<br />

5b) straffes, faserreiches BGW:<br />

geflechtartig: Fasern bilden ein filzartiges Geflecht<br />

Lederhaut, Organkapseln (wie Strumpf), harte Augenhaut, harte Hirnhaut<br />

parallelfasrig: Ausrichtung auf Einfluss von Zugkräften<br />

Sehnen, Bänder, Fascien, Gelenkskapsel, …<br />

Das Bindegewebe kann vom ganzheitlichen Standpunkt her gesehen auch als Bestandteil des so<br />

genannten "<strong>Zelle</strong>-Milieu-Systems" nach Prof. Pischinger, angesehen werden. Es fungiert dabei<br />

als "Transitstrecke" zwischen Organ und Umgebung (darüber später mehr).<br />

Abb. 1<strong>1.</strong><br />

Fettgewebe, embryonales Mesenchym, straffes und retikuläres BGW<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 13


3.6.<br />

Stützgewebe<br />

Das Stützgewebe unterscheidet sich durch die außerordentliche Festigkeit vom eigentlichen Bindegewebe<br />

und bildet das Stützgerüst des Körpers. Man kann es auch als geformtes Bindegewebe<br />

bezeichnen.<br />

3.6.<strong>1.</strong> Sehnen, Bänder<br />

Sie bestehen in erster Linie aus Kollagenfaserbündeln und so genannten Fibrozyten (= ruhende<br />

Bindegewebszellen) = straffes, faserreiches (parallel gerichtetes) zellarmes Bindegewebe. Sie<br />

werden vom lockeren Bindegewebe umhüllt, in dem die Nerven und Blutgefäße eingelagert sind.<br />

Sie sind schlecht durchblutet und haben keine eigenen Blutgefäße: Sie werden durch Diffusion<br />

(= Umspülung) ernährt = schlechte Heilung bei Verletzung.<br />

Elastische Bänder:<br />

Sie stellen eine Sonderform dar, durch ihren besonders hohen Anteil an elastischen Fasern. Die<br />

wichtigsten elastischen Bänder sind die Ligamenta flava der Wirbelsäule (Umhüllung des Wirbelkanals).<br />

3.6.<strong>2.</strong> Knorpel<br />

Das Knorpelgewebe ist sehr widerstandsfähig, schneidbar, biegungselastisch und druckelastisch.<br />

Die Knorpelzellen, Chondrozyten, sind glykogenreich und wasserreich; sie haben blasiges<br />

Aussehen, kugelige Gestalt mit kugeligem Kern, liegen meist in Knorpelhöhlen, werden von<br />

einem Zellhof und einer Kapsel umgeben.<br />

Chondron, Territorium: ist die funktionelle Baueinheit des Knorpels, die aus einem Knorpelzellnest<br />

und ungebundener, fibrillenfreier GS besteht.<br />

Die Interzellularsubstanz ist gefäß- und nervenlos, daher werden die Knorpelzellen durch Diffusion<br />

ernährt von einer an der Oberfläche gelegenen gefäß- und nervenreichen Bingegewebshaut:<br />

Knorpelhaut, Perichondrium.<br />

Die Art der IZS ist verantwortlich für Art und Funktion des Knorpels:<br />

– hyaliner Knorpel<br />

– elastischer Knorpel<br />

– Faserknorpel<br />

Beim hyalinen Knorpel (milchig, bläulich) werden die reichlich kollagenen Fasern durch die<br />

Grundsubstanz maskiert (LM nicht sichtbar, die GS verhält sich färberisch wie die Fasern). Durch<br />

die Gefäßlosigkeit können im Inneren degenerative Prozesse begünstigt werden, wie:<br />

– Kalkeinlagerungen<br />

– Asbestfaserung (= Demaskierung der Fasern)<br />

Eine Regeneration ist lediglich beim Faserknorpel und beim elastischen Knorpel möglich, da<br />

diese vom Perichondrium überzogen werden, von dem aus der Knorpel neu gebildet werden<br />

kann. Beim hyalinen Knorpel ist eine Neubildung lediglich vom Rand her möglich. Hierbei wird<br />

zunächst ein Faserknorpel gebildet, der dann zu einem hyalinen Knorpel umgebildet wird.<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 14


Hyaliner Knorpel kommt vor: als Gelenksknorpel: nicht von Perichondrium überzogen<br />

als Rippenknorpel im Respirationstrakt: Nase, Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien, Epiphysenfugenknorpel<br />

(Wachstumsfuge)<br />

Der elastische Knorpel enthält reichlich elastische Fasernetze, ist gelblich und besonders biegsam<br />

und elastisch. Vorkommen: in Ohrmuschel und Kehldeckel (Epiglottis).<br />

Der Faserknorpel, Bindegewegsknoprpel, enthält weniger <strong>Zelle</strong>n, dafür mehr kollagene Faserbündel.<br />

Vorkommen: in Bandscheiben, Symphyse, Meniskus, Discus.<br />

Das Wachstum des Knorpels ist möglich<br />

a) vom Perichondrium aus: Chondrone neu gebildet, …<br />

perichondral - apositionelles Wachstum (Anbau)<br />

b) von innen heraus: enchondrales Wachstum durch Vermehrung der<br />

interstitiellen Grundsubstanz<br />

Abb. 1<strong>2.</strong><br />

Hyaliner Knorpel mit Asbestfaserung, hyaliner Knorpel Faserknorpel, elastischer Knorpel<br />

3.6.3. Knochengewebe<br />

Das Knochengewebe besteht aus:<br />

– Knochenzellen = Osteozyten<br />

– Grundsubstanz Osteoid<br />

– kollagenen Fibrillen<br />

– Kittsubstanz<br />

– anorg. Salze (Calciumphosphat, Magnesiumphosphat, Ca++, K+, Na+, …, C1-, F-, ...)<br />

Die Salze bedingen die Härte und Festigkeit des Knochens, die organischen<br />

Bestandteile sind verantwortlich für die Elastizität.<br />

1) Der Geflechtknochen entspricht einem verknöcherten BGW (keine bestimmte Faserrichtung,<br />

in der Entwicklung vorkommend)<br />

2) Der Lamellenknochen ist höher organisiert; Er zeigt eine deutliche Schichtung durch Abwechseln<br />

von Lagen von Zwischensubstanz (= Lamelle) und Lagen von Knochenzellen. Die Knochenzellen<br />

sind in die Knochen-substanz eingemauert und stehen über Fortsätze (in Kanälen) miteinander<br />

in Verbindung. Die lamelläre (konzentrische) Anordnung erfolgt um Gefäßkanäle. Als<br />

Osteon oder Haver´sches System bezeichnet man einen Gefäßkanal mit seinen Lamellen. Die<br />

Gefäßkanäle der Osteone stehen über kleine schräglaufende Kanäle in Verbindung: Volkmann-<br />

Kanal. Die Osteone befinden sich immer im Umbau, denn Bau und Anordnung der Osteone sind<br />

abhängig von Beanspruchung und Belastung des Knochens. Der Umbau der Osteone zeigt sich<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 15


in der Ausbildung von Schaltlamellen. Ein weiteres Kennzeichen der Beanspruchung ist die Bildung<br />

von Trajektorien, Spannungslinien; das bedeutet: die Fasern werden verstärkt ausgerichtet<br />

auf Zugbeanspruchung. Die Faserrichtung (Wicklungsrichtung) der Lamellen in den einzelnen<br />

Osteonen wechselt (von einer Lamelle zur nächsten) = höhere Beanspruchung möglich.<br />

Abb. 13.<br />

Knochengewebe<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 16


Knochen kann sich bilden<br />

direkt aus BGW: – direkte Ossifikation (Verknöcherung)<br />

desmaler Knochen (Belegknochen) entsteht<br />

direkt aus Mesenchym od. perichondral<br />

Gesichtsschädel, Schädeldach, Schlüsselbein<br />

indirekt: – durch Umwandlung von Knorpel<br />

indirekte Ossifikation, enchondral, Ersatzknochen<br />

Wachstum, Ernährung:<br />

Der Knochen wird durch die Knochenhaut = Periost und die Gefäßkanäle ernährt (U zu Knorpel:<br />

Knochenzellen stehen über Fortsätze miteinander in Verbindung: aktiver Stofftransport im Gegensatz<br />

zu Knorpel, Bänder: Diffusion = Umspülung).<br />

Das Dickenwachstum erfolgt vom Periost aus direkt, apositionell (Anbau). Weiters wird die<br />

Dicke des (Röhren-)Knochens von innen her durch den Abbau gesteuert. Das Längenwachstum<br />

erfolgt von der Epiphysenfuge aus (hyaliner Knorpel). Das Knochenwachstum (-bildung) hängt<br />

ab von:<br />

– Vitaminen – Vit. A, C, D<br />

– Hormonen – Parathormon, Calcitonin, STH, Cortison…<br />

– Nahrung – Salze, Proteine, Säure/Basenhaushalt<br />

– mechanisch – Beanspruchung (Knochen ist trainierbar)<br />

– Elektrolythaushalt<br />

Knochenaufbau (Röhrenknochen)<br />

Periost<br />

Compacta äußere Generallamelle hohe Biegfestigkeit<br />

Osteone, Schalt-Lamellen min. Materialaufwand<br />

innere Generallamelle max. Festigkeit<br />

Spongiosa Knochenbälkchen: Leichtbauweise<br />

Knochenmark<br />

Zug und Druck wird von der Knochenkonstruktion aufgefangen. Die<br />

Hauptspannung führt zum Aufbau = Struktur des spongiösen Knochens<br />

in Spannungstrajektoren: trajektorielles Fachwerk.<br />

Die große funktionelle Anpassung wird erreicht durch das außerordentlich<br />

dynamische Knochengewebe, das sich ständig im Umbau befindet.<br />

Bei zu hoher (plötzlicher) Beanspruchung (Torsion, Knickung, …): Bruch,<br />

Fraktur: bei Kindern selten: elastischer = biegsamer Knochen (Grünholzfraktur);<br />

bei älteren Menschen: Knochen hart, spröde - bricht leichter (durch<br />

organischen Zellverlust)<br />

Die Heilung von Knochenverletzungen ist i. a. besser als bei Bänderverletzungen<br />

(durch Blutversorgung, …)<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Abb. 14.<br />

Trajektorien im Knochen<br />

Seite 17


Aufgaben des Knochengewebes<br />

a) Stützorgan<br />

b) Blut bildendes Organ (Knochenmark)<br />

c) Speicherung von Mineralstoffen<br />

Abb. 15.<br />

Spongiosa<br />

In den kleinen Zwischenräumen der Spongiosa befindet sich das rote Knochenmark (und in Epiphysen,<br />

Wirbelkörper, …):<br />

1,5 kg beim Erwachsenen<br />

dient der Blutbildung<br />

770 Milliarden <strong>Zelle</strong>n/d<br />

In den Röhren der langen Röhrenknochen befindet sich das gelbe Knochenmark (Fettmark, Ersatzmark).<br />

Bei erhöhtem Blutbedarf wird gelbes in rotes Knochenmark umgewandelt.<br />

3.7. Muskelgewebe<br />

Die Muskelzellen können (chemisch, elektrisch, mechanisch und thermisch) erregt werden. Dabei<br />

entsteht ein Aktionspotential, das sich entlang der Zellmembran fortpflanzt. Die Muskelzellen<br />

enthalten kontraktile Proteine und verfügen über einen Kontraktionsmechanismus (aktiviert<br />

durch AP).<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 18


Man unterscheidet 3 Typen der Muskulatur:<br />

3.7.<strong>1.</strong> Glatte Muskulatur<br />

Eingeweide, Gefäßmuskulatur; unwillkürliche Tätigkeit, unterliegt vorwiegend dem VNS; Leistung<br />

ist auf Dauer ausgerichtet, arbeitet langsam, ausdauernd, ist nicht ermüdbar. LM: keine<br />

Querstreifung sichtbar, einkernige <strong>Zelle</strong>.<br />

3.7.<strong>2.</strong> Quergestreifte Muskulatur<br />

Skelettmuskulatur; willkürliche Tätigkeit, schnell, ermüdbar, auf rasche Leistung ausgerichtet,<br />

dafür rasch ermüdbar, unterliegt überwiegend dem ZNS (Willen). LM: im Mikroskop Querstreifung<br />

gut sichtbar, jede <strong>Zelle</strong> hat viele randständige Kerne.<br />

3.7.3. Herzmuskel<br />

Sonderform, vereint die guten Eigenschaften der beiden anderen Muskelarten, unwillkürliche<br />

Tätigkeit, Leistung auf Dauer ausgerichtet, unterliegt überwiegend dem VNS; schnell, ausdauernd,<br />

nicht ermüdbar, willentlich nicht beeinflussbar, kontrahiert sich rhythmisch ohne Reiz von<br />

außen (durch Anwesenheit von Schrittmacherzellen). LM: quergestreift, 1 mittelständiger Kern,<br />

<strong>Zelle</strong> verzweigt.<br />

Abb. 16.<br />

glatte Muskulatur, quergestreifte Muskulatur und Herzmuskulatur<br />

3.7.4. Aufbau und Funktion der Skelettmuskulatur<br />

Die Baueinheit eines Muskels ist die Muskelzelle oder Muskelfaser. Sie geht an ihren Enden in<br />

die Sehne über. Die Muskelzellen können bis zu 30 cm lang werden. Sie sind im Muskel parallel<br />

zwischen den Sehnenenden angeordnet, so dass sich die Kontraktionskräfte der Einzelfasern addieren.<br />

Mehrere Muskelzellen bilden ein Primärbündel (dazwischen befindet sich lockeres BGW<br />

= Endomysium). Mehrere Primärbündel bilden ein Sekundärbündel = Fleischfaser.<br />

Die Muskelzelle enthält Myofilamente (aus kontraktilen Proteinen aufgebaut), die die Kontraktion<br />

ermöglichen. Diese Myofilamente (EW-Stäbchen) bilden Myofibrillen (Ø 1 Micrometer), die<br />

für die Kontraktion verantwortlich sind.<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 19


Bei den Proteinen handelt es sich um:<br />

1) Myosin (schwer)<br />

2) Aktin (leicht)<br />

3) Tropomyosin und Troponin<br />

Im quergestreiften Muskel sind die Myofilamente regelmäßig angeordnet, in den Myofibrillen<br />

(dicke = Myosinfilamente und dünne = Aktinfilamente wechseln einander regelmäßig ab) →<br />

Querstreifung. Diese EW-Stäbchen (Myofilamente) gleiten bei der Kontraktion ineinander durch<br />

Knüpfung von chemischen Bindungen über Ca2+ und Verbrauch von Energie (ATP, Zucker,<br />

Fett).<br />

Damit der Muskel wieder erschlaffen kann, muss das Ca2+ in seinen ursprünglichen Speicher<br />

wieder aktiv zurückgepumpt werden (ebenfalls energieverbrauchend).<br />

Myosinfilamente 10 nm Ø<br />

Aktinfilamente 5 nm Ø bestehend aus:<br />

Abb. 17.<br />

Die Myofibrillen sind von Strukturen aus Plasmamembran (Sarkolemm) umgeben (Vesikel<br />

= Bläschen - transversale Tubuli T-System = Röhren). (Im EM Myofibrillen wie von Sieb durchlöchert,<br />

ER formt einen unregelmäßigen Vorhang;)<br />

T-System: rasche Weiterleitung des AP an Myofibrille<br />

ER: Ca2+-Verschiebung, Ca-Speicher, Zellstoffwechsel<br />

Ereignisfolge der Kontraktion:<br />

1) Entladung des motorischen Neurons<br />

2) Freisetzen von Transmitter (Acetylcholin) an der motorischen Endplatte<br />

3) Bildung des Endplattenpotentials<br />

4) Bildung des AP in den Muskelfasern<br />

5) Ausbreiten der Depolarisierungswelle über das T-System ins Innere der Muskelfaser<br />

6) Freisetzen von Ca2+ aus den lateralen Säcken des sarkoplasmatischen Reticulums und Diffusion<br />

zu den dicken Myosinfilamenten und dünnen Aktinfilamenten<br />

7) Bindung von Ca2+ an Troponin C, Freilegung der Bindungsstellen am Aktin<br />

8) Bildung von Querverbindungen zwischen Aktin und Myosin, Übereinandergleiten der Aktinfilamente<br />

über die Myosinfilamente, wodurch es zur Verkürzung kommt.<br />

Erschlaffung<br />

Aktin und Myosin<br />

1) Rückpumpen von Ca2+ in das sarkoplasmatische Retikulum<br />

2) Lösen der Ca2+ Bindung am Troponin C<br />

3) Beendigung der Wechselwirkung zwischen Aktin und Myosin<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 20


Die rote Farbe des Muskels wird durch das Myoglobin, den roten Muskelfarbstoff (der als O2-<br />

Speicher in der Muskelzelle dient) und die gute Durchblutung des Muskels bedingt. Sowohl Kontraktion<br />

als auch Erschlaffung sind energieverbrauchende Prozesse. Dabei wird ATP zerlegt und<br />

aus chem. gespeicherter Energie entsteht zu 20 % mechanisch und zu 80 % Wärmeenergie.<br />

Der ATP-Speicher wird dauernd wieder aufgefüllt, indem andere Energiespeicher (wie Zucker,<br />

Fett, EW) ihre Energie an den ATP-Speicher abgeben. Dabei wird Zucker und Fett unter O2- Zufuhr<br />

zerlegt, ATP gebildet und als Restprodukt fällt CO2 und H2O (Stoffwechselendprodukte)<br />

an. Bei O2-Mangel kann Fett nicht verwertet werden, dann kann eine Zeit lang noch Zucker zu<br />

Milchsäure, Lactat (Schlackenstoff) abgebaut werden. Auf diesem Weg entsteht nur sehr wenig<br />

ATP und auch nur sehr kurzfristig (bis zur Übersäuerung). Lactat verursacht den Muskelkater;<br />

bei andauernder Überlastung entsteht schließlich durch Überladung der Muskelzelle mit Abfallstoffen<br />

der Muskelkrampf.<br />

Abb. 18.<br />

Der quergestreifte Muskel<br />

Die Muskelsehne besteht aus BGW und stellt die<br />

Verbindung zwischen Muskel und Knochen her. Die<br />

Gleitstellen der Sehnen über den Knochen werden<br />

von Schleimbeutel ausgekleidet. Die Sehnen selbst<br />

sind meist von Sehnenscheiden (Führungsrohr)<br />

umgeben.<br />

Die Muskulatur ist der aktive Bewegungsapparat<br />

Das Skelett ist der passive Bewegungsapparat<br />

Beim Skelettmuskel unterscheidet man:<br />

langsame Muskelzellen: für grobe, lang anhaltende kraftvolle Bewegungen, dunklere Muskelzellen,<br />

myoglobinreich (Plasma), viele Mitochondrien, weniger Myofibrillen, tonische Arbeiten, z.B.<br />

autochtone Rückenmuskulatur (im Sport beim Dauerläufer erforderlich).<br />

schnelle Muskelzellen: für feine, schnelle, präzise Bewegungen, hellere Muskelzellen, weniger<br />

Mitochondrien, myoglobinarm, rasche phasische Arbeiten, mehr Myofibrillen, z.B. Fingermuskulatur<br />

(im Sport beim Sprinter erforderlich).<br />

Selbst in Ruhe besitzt der Muskel eine bestimmte Eigenspannung, auch Ruhetonus bezeichnet.<br />

Je nach elektrischer Reizbarkeit und Leitfähigkeit weist der Muskel einen bestimmten Span-<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 21


nungszustand (Tonus) auf. Die Muskelarbeitsleistung kann sowohl statisch als auch dynamisch<br />

erfolgen.<br />

statisch = isometrisch, bedeutet höchster Krafteinsatz gegen einen unüberwindbaren Widerstand.<br />

Dabei wird der Muskel je nach Stellung des Gelenkes auf ein bestimmtes Maß verkürzt.<br />

dynamisch = isotonisch, bedeutet Überwindung eines Widerstandes, wobei sich der Muskel durch<br />

die Bewegung im Gelenk verkürzt oder verlängert.<br />

Der Skelettmuskel kann trainiert werden durch Krafttraining. Er wird dabei leistungsfähiger<br />

(kräftiger, knolliger), besser durchblutet (aussprossen von neuen Blutgefäßen zur besseren Versorgung),<br />

wenn Training und Erholungsphasen richtig und lange genug sind. Die Steigerung der<br />

Leistungsfähigkeit beruht auf dem Prinzip der Überkompensation.<br />

Wichtig ist aber auch die Ausgangssituation von Durchblutung, Aufwärmung, Dehnungsfähigkeit<br />

und Ruhetonus des Muskels. Der Ruhetonus lässt sich durch manuelle Manipulation (Massage)<br />

beeinflussen und beruht auf der Koppelung von Muskelzelle-Muskelspindel und ZNS (siehe<br />

Nervensystem).<br />

Abb. 19.<br />

Das AP des quergestreiften Muskels und die mechanische Reizbeantwortung<br />

3.8.<br />

Nervengewebe<br />

Das menschliche Nervensystem besteht aus mehr als 200 – 10 9 Nervenzellen = Neuronen. Das<br />

Neuron ist die funktionelle Einheit des Nervensystems.<br />

Es besteht aus: - Zellkörper (Soma)<br />

- Nervenfaser (Axon oder Neurit + Umhüllung)<br />

- Nervenfortsätzen (Dendriten)<br />

Im reifen Zustand hat die Nervenzelle ihre Teilungsfähigkeit verloren (Vermehrung od. Ersatz<br />

alter <strong>Zelle</strong>n nicht mehr möglich).<br />

Der Zellkörper ist das trophische Zentrum: Fortsätze, die von ihm abgetrennt werden, degenerieren<br />

(sterben ab, werden wieder neu gebildet).<br />

Die Dendriten sind der Ort des Erregungsempfanges.<br />

Die Zellmembran des Zellkörpers setzt sich entlang des Axons (= Neuriten) fort.<br />

Der Neurit leitet die Erregung der Nervenzellen weiter. Er erhält eine Hülle (aus Schwann‘schen<br />

<strong>Zelle</strong>n) zur Isolierung (gegen die Umgebung).<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 22


Bei einem Teil der Neurone bilden die Schwann`schen <strong>Zelle</strong>n sehr viele Schichten, die "Myelin-<br />

oder Markscheide" (lipoidhaltig). Sie ist entlang der Nevenfaser in regelmäßigen Abständen<br />

durch tiefe Einschnürungen = Ranvier‘sche Knoten unterbrochen. Die markhaltigen = dicken<br />

Nervenfasern mit einer relativ hohen Leitungsgeschwindigkeit stehen den marklosen = dünnen<br />

Nervenfasern mit geringer Leistungsgeschwindigkeit gegenüber.<br />

Abb. 20.<br />

Die Nervenzelle<br />

Das Axon endet mit zahlreichen kleinen kolbenförmigen Auftreibungen, den Endknöpfchen<br />

(Bouton terminal). Sie bildet zusammen mit der Membran der anliegenden (= zu erregenden)<br />

<strong>Zelle</strong> die Synapse, den Ort der Erregungsübertragung. Die im vorigen Kapitel geschilderten<br />

Vorgänge an den Zellmembranen von "erregbaren <strong>Zelle</strong>n" (Muskel- und Nervenzelle) laufen nun<br />

nicht mehr ungeordnet nach allen Richtungen ab, sondern werden in darauf spezialisierten Stellen<br />

in elektrische oder chemische Energie umgewandelt und in eine Richtung gelenkt. Diese<br />

Stellen heißen Synapsen.<br />

Die Nervenzelle wird an ihren Dendriten erregt, die Erregung über den Neuriten elektrisch und<br />

chemisch weitergeleitet bis zu seinen Endknöpfchen. In den Endkolben befinden sich Vesikel<br />

(Bläschen), die einen Transmitter (Überträgerstoff) speichern. Bei Eintreffen eines elektrischen<br />

Signals verschmelzen die Vesikel mit der präsynaptischen Membran und setzen den Transmitter<br />

(Vesikel platzen) in den synaptischen Spalt frei. Der nun freigesetzte Transmitter erregt die<br />

postsynaptische Membran (Zellmembran der nachfolgenden = zu erregenden <strong>Zelle</strong>).<br />

In der Synapse findet statt: Selektion = Filterung<br />

Transformation = Umwandlung<br />

Modulation = Frequenzbestimmung<br />

Sie fungiert als "Gleichrichter": Der ungeordnete Stromfluß wird in eine Richtung gelenkt.<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 23


Elektrische Erregung<br />

Vesikel mit Transmitter<br />

Präsynaptische Membran (Endkolben = Nervenzellmembran)<br />

Synaptischer Spalt<br />

postsynaptische Membran (Drüsen-, Muskel-, Nervenzelle)<br />

Abb. 2<strong>1.</strong><br />

Die Synapse – der Endkolben<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 24


4.<br />

Organsysteme<br />

Mehrere Arten von Geweben bilden eine Einheit mit genau festgelegter Funktion = Organ<br />

(Magen, Leber, …).<br />

Wenn mehrere Organe dem gleichen Zweck dienen, spricht man von Organsystemen<br />

(Verdauungstrakt, Bewegungsapparat, …).<br />

5.<br />

Passiver Bewegungsapparat<br />

Das Skelett<br />

Skelett = passiver Bewegungsapparat (mit Gelenken)<br />

Gerüst aus einer Vielzahl miteinander verbundener Knochen.<br />

Nach der Form unterscheiden wir: flache, lange, kurze und lufthaltige Knochen. Die Knochen<br />

sind von einer gefäß- und nervenreichen Haut (Periost) überzogen. Nur die Gelenksenden besitzen<br />

stattdessen einen Knorpelüberzug (Gelenksknorpel).<br />

5.<strong>1.</strong><br />

Knochenverbindung<br />

– Haft = feste Verbindung<br />

– Gelenk = bewegliche Verbindung<br />

5.<strong>1.</strong><strong>1.</strong><br />

Haft: feste Verbindung<br />

Bandhaft (Syndesmose) Membrana interossea (UA, US)<br />

Ligamenta flava (elastische Bänder zw. den Wirbelbögen)<br />

(Schädelfugen beim Kind)<br />

(Befestigung = Einkeilung der Zähne im Kiefer)<br />

Knorpelhaft (Synchondrose) Epiphysenfuge in Adoleszenz<br />

Verbindung: Rippen - Sternum,<br />

Bandscheiben - Wirbel<br />

Knochenhaft (Synostose) Epi – und Symphyse Diaphysen nach Wachstumsabschluss<br />

(Schädelfugen beim Erwachsenen)<br />

(Gelenksversteifung = Ankylose; krankhafter Prozess)<br />

5.<strong>1.</strong><strong>2.</strong><br />

Gelenk: bewegliche Verbindung<br />

Ein Gelenk ist eine bewegliche Verbindung zweier oder mehrerer Knochen,<br />

Gelenke besitzen:<br />

Gelenkkörper (Knochen) mit Gelenkflächen (vom glatten, hyalinen Gelenksknorpel überzogen)<br />

Gelenkkapsel umhüllt das Gelenk vollständig, teilweise durch straffes BGW (= Bänder) verstärkt.<br />

2-schichtiger-Aufbau:<br />

Membrana synovialis (elastische Fasern, Gefäße, Nerven) innen<br />

Membrana fibrosa außen<br />

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Seite 25


Ausläufe der Gelenkskapsel, die zwischen Sehnen und Muskeln zu liegen kommen, heißen<br />

Schleimbeutel (Bursa). Ihre Aufgabe ist die Herabsetzung der Reibung zwischen den einzelnen<br />

Gewebsschichten. Sie können auch getrennt von der Gelenkkapsel vorkommen.<br />

Gelenkspalt kapillärer Spalt zwischen den Gelenkflächen<br />

Gelenkschmiere = Synovia von der inneren Schicht der Gelenkkapseln<br />

gebildet, ernährt sie den Gelenkknorpel<br />

und setzt die Reibung im Gelenk herab.<br />

Gelenkknorpel überzieht Gelenkflächen (2 - 5 mm dick, hyalin)<br />

vermindert Reibung, hat kein Perichondrium, von Synovia ernährt,<br />

keine Regeneration nach Verletzungen wirkt als Stoßdämpfer;<br />

braucht, um Funktion aufrecht zu erhalten:<br />

Bewegung- und Belastungsreize, ansonsten:<br />

Degeneration (Arthrose).<br />

Der Kontakt wird erhalten durch:<br />

Gelenkkapsel, Bänder, Muskeln, Art der Gelenkflächen zueinander, Gelenkspalt, Luftdruck<br />

Passen die Gelenkflächen der Knochen nicht genau aufeinander, wird die Unebenheit durch<br />

Faserknorpelscheiben (Discus, Meniskus) ausgeglichen.<br />

Die Einteilung der Gelenke erfolgt nach dem Bewegungsausmaß:<br />

a) Einachsige Gelenke = Gelenke mit 1 Freiheitsgrad<br />

Scharniergelenk = Ginglymus, Fingergelenke<br />

Drehgelenk (Radgelenk: dist. Radioulnarg.<br />

Zapfengelenk: prox. Radioulnarg.)<br />

b) Zweiachsige Gelenke = Gelenke mit 2 FHG<br />

Eigelenk: Radiocarpalgelenk<br />

Sattelgelenk: Daumengrundgelenk<br />

c) Dreiachsige Gelenke = G. mit 3 FHG<br />

Kugelgelenk: Schultergelenk<br />

(Nußgelenk): Hüftgelenk (Pfanne > Kopf)<br />

Abb. 2<strong>2.</strong><br />

Die verschiedenen Gelenkstypen im Schema<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 26


Abb. 23.<br />

6.<br />

Die Gelenkstypen<br />

Vokabular und Richtungsbezeichnung<br />

Vertical lotrecht<br />

horizontal waagrecht<br />

dexter rechts<br />

sinister links<br />

superior oben<br />

inferior unten<br />

anterior vorne<br />

posterior hinten<br />

ventral bauchwärts<br />

dorsal rückenwärts<br />

proximal rumpfwärts<br />

distal rumpf-fern<br />

cranial kopfwärts<br />

caudal schwanzwärts<br />

central im Mittelpunkt liegend<br />

peripher am Rand liegend<br />

rostral schnabelwärts<br />

coronal kranzwärts<br />

medianus in der Mitte liegend<br />

saggital in Richtung der Pfeilnaht<br />

medial zur Mitte hin liegend<br />

lateral nach außen hin liegend<br />

radial speichenwärts<br />

ulnar ellenwärts<br />

palmar = volar = hohlhandseitig<br />

plantar fußsohlenseitig<br />

Flexor Beuger<br />

Extensor Strecker<br />

Abductor Wegspreizer<br />

Adductor Beizieher<br />

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Rotator Dreher<br />

medius der Mittlere<br />

intermedius dazwischen<br />

superficial oberflächlich<br />

profundus tief<br />

longitudinal längs<br />

transversus quer<br />

apical spitzenwärts<br />

basal grundwärts<br />

frontal stirnwärts<br />

occipital hinterhauptwärts<br />

fibular wadenbeinwärts<br />

tibial schienbeinwärts<br />

Discus Scheibe<br />

Discus intervertebralis Bandscheibe<br />

Discusprotrusion Bandscheibenvorwölbung<br />

Discusprolaps Bandscheibenvorfall<br />

Vertebra Wirbel<br />

Corpus Körper<br />

Seite 27


7.<br />

7.<strong>1.</strong><br />

Die Wirbelsäule<br />

Allgemeiner Überblick<br />

Die WS ist als "Rückgrat" Stütze und Lastträger des Rumpfes, als Wirbelkanal Schutzhülle für<br />

das Rückenmark (RM). Die Last wird durch die Wirbelkörper getragen, das RM zieht durch den<br />

langen Kanal aufeinander liegender Wirbellöcher.<br />

Die WS ist in der Seitenansicht doppelt S-förmig gekrümmt und besteht aus 33 - 34 Einzelwirbeln<br />

und den dazwischen liegenden Zwischenwirbelscheiben = Bandscheiben.<br />

Wirbel = Vertebra<br />

Bandscheibe = Discus intervertebralis<br />

7 Halswirbel = 7 Cervikal-Wirbel HWS<br />

12 Brustwirbel = 12 Thorakal-Wirbel BWS<br />

5 Lendenwirbel = 5 Lumbal-Wirbel LWS<br />

5 Kreuzwirbel = 5 Sacral-Wirbel = Kreuzbein, Os sacrum<br />

4 - 5 Steißwirbel = 4 - 5 Coccygeal-Wirbel = Steißbein, Os coccygis<br />

Kreuz- und Steißwirbel verknöchern frühzeitig miteinander und bilden gemeinsam das Kreuz-<br />

und Steißbein. Mit Ausnahme des <strong>1.</strong> und <strong>2.</strong> Halswirbels, Atlas und Axis, haben alle Wirbel die<br />

gleiche Grundform.<br />

Der Wirbelkörper setzt sich nach hinten fort in den Wirbelbogen. Dieser endet mit dem nach<br />

dorsal-caudal gerichteten Dornfortsatz (DFS). Vom Wirbelbogen gehen weiters noch ab 2 obere<br />

und 2 untere Gelenksfortsätze und 2 Querfortsätze (QFS).<br />

Das Wirbelloch wird von der Wirbelkörperhinterfläche und dem Wirbelbogen gebildet. Die Gesamtheit<br />

der Wirbellöcher bildet den RM-Kanal. Je zwei Wirbelbögen bilden die Zwischenwirbellöcher,<br />

durch die die RM-Nerven austreten. In diesen Zwischenwirbellöchern liegen auch die<br />

Spinalganglien.<br />

Die DFS sind als gratförmige Erhebung zu tasten ("Rückgrat"). Die Form der DFS, die Stellung<br />

der Wirbelgelenke und deren Beweglichkeit sind in den einzelnen Abschnitten der WS verschieden.<br />

7.<strong>2.</strong> Die Wirbelsäule als Funktionseinheit<br />

Die WS ist als Organ Spiegel des körperlich-seelischen (psychischen) Wohlbefindens.<br />

(z.B. Haltungsschwächen, gramgebeugt, Freude,..... Rumpf)<br />

Grundfunktionen: - Schutz und Stütze<br />

- Bewegungsachse des Körpers<br />

- Gleichgewicht- (Aufrecht-) Erhaltung<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 28


Durch den Aufbau der WS aus Wirbeln und Bandscheiben und als Anpassung an funktionelle<br />

Beanspruchung (aufrechter Gang, Federung des Kopfes, Statik-Gleichgewicht) finden sich verschiedene<br />

physiologische Krümmungen in den WS-Abschnitten:<br />

Abb. 24.<br />

Die Wirbelsäulenabschnitte<br />

Die Halswirbelsäule: Atlas und Axis (I. und II. HW)<br />

3. – 6. HW<br />

7. HW Prominens = Vertebra prominens<br />

Abb. 25. Atlas von oben<br />

Abb. 26.<br />

Atlas von unten<br />

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Seite 29


Abb. 27. Axis von vorne<br />

Abb. 28. Axis von seitlich<br />

Abb. 29. Axis von oben<br />

Halswirbelsäule: III. bis VII. HW<br />

Abb. 30. C5 von oben<br />

Abb. 3<strong>1.</strong> Halswirbel von der Seite Abb. 3<strong>2.</strong> C6 von vorne<br />

Abb. 33.<br />

C7 Vertebra prominens von oben<br />

Brustwirbelsäule<br />

Abb. 34. Brustwirbel von seitlich<br />

Abb. 35. Brustwirbel von oben<br />

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Abb. 36.<br />

T6 + T7 von der Seite<br />

Seite 30


Abb. 37. schematische Darstellung<br />

der Gelenkflächen für die<br />

Wirbel-Rippen-Gelenke<br />

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Abb. 38. Lendenwirbel von oben<br />

Abb. 39. Lendenwirbel von seitlich<br />

Abb. 40. Interartikularportion<br />

Abb. 4<strong>1.</strong> Os sacrum ventral<br />

Abb. 4<strong>2.</strong> Os sacrum dorsal<br />

Abb. 43. Os sacrum von oben<br />

Abb. 44.<br />

Os sacrum von seitlich<br />

Seite 31


Abb. 45. KB von seitlich, weibl. und männl.<br />

Abb. 46.<br />

Os coccygis von vorne und hinten<br />

7.3. Statik der Wirbelsäule<br />

Die WS als Stütze und Bewegungsachse ruht auf dem Beckengürtel, der aus dem Kreuzbein<br />

und den beiden Hüftbeinen besteht. Die beiden Hüftbeine sind an ihrer Vorderseite über die<br />

Symphyse verbunden. Das Kreuzbein ist mit jedem Hüftbein über das Kreuz-Darmbein-Gelenk<br />

(Iliosacralgelenk ISG) verbunden. Das ISG ist ein straffes Gelenk mit sehr geringem Bewegungsumfang.<br />

Die ISG sollen als Stoßdämpfer (federnd) wirken. Bei Belastung kann es daher zur<br />

Verwringung des Beckengürtels, das heißt zur Verdrehung der Hüftbeine (Rotation um Transversalachse)<br />

kommen.<br />

durch - Stehen am Standbein<br />

- Springen, hastige Bewegungen, Asphaltlaufen<br />

- Stufensteigen<br />

Dabei kann eine Fixierung eines ISG im Endbewegungsraum erfolgen: als ISG-Blockade bezeichnet.<br />

Das andere, freie ISG wird nun hypermobil, um die Blockade zu kompensieren (dabei<br />

meist Schmerzausstrahlung).<br />

Bei dieser Blockade gibt es 2 prinzipielle einander ausschließende Möglichkeiten:<br />

a) Vorschreitstellung: Hüftbein ventral-cranial gedreht und fixiert,<br />

Bein funktionell kürzer (Hüftgelenk)<br />

b) Rückschreitstellung: Hüftbein dorsal-caudal gedreht und fixiert,<br />

Bein funktionell länger (Hüftgelenk)<br />

Diese funktionelle Beinlängendifferenz (BLD) kann bei minimal rotiertem Beckengürtel = ISG-<br />

Blockade (um wenige mm) bis einige cm ausmachen und daher zu einem Beckenschiefstand<br />

führen.<br />

Beckenschiefstand bedingt durch: funktionelle BLD (ISG-Blockade)<br />

Oder anatomische BLD (Wachstum, Bruch...)<br />

Der Beckenschiefstand führt zu veränderter Statik der WS, da der Körper versucht, trotz schiefer<br />

Basis, das Gleichgewicht (aufrechte Haltung) zu bewahren. Daher wird durch seitliche Verkrümmung<br />

der Beckenschiefstand ausgeglichen.<br />

Seitliche WS-Verkrümmung = Skoliose (nicht physiologisch). Skoliosen können aber auch durch<br />

starke einseitige Beanspruchung bedingt sein (Einkaufstaschen oder Koffertragen, Rechtshänder,<br />

Linkshänder) oder durch WS-Erkrankungen. Über längere Zeit hinweg führen Skoliosen zu<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 32


Verspannungen der Muskulatur und zu Schäden an Bandscheiben und Wirbeln.<br />

Bevor ein Keil bei Beinlängendifferenz verabreicht wird, ist zu kontrollieren, ob funktionelle oder<br />

anatomische Beinlängendifferenz vorliegt.<br />

Keil nur bei anatomischer Beinlängendifferenz (abh. von Alter, Keilgröße) bei funktioneller<br />

BLD sonst krasse Überbeanspruchung und Abnützung des ISG (hypermobile Seite) und Hüftgelenk<br />

(hypermobile Seite bevorzugt).<br />

Die Statik der WS wird auch noch vom Schuhwerk beeinflusst:<br />

flache Schuhe, Minusschuhe: entspannte lockere Muskulatur<br />

Schuhe mit höheren Absätzen: Kippen des Beckengürtels, vermehrte Muskelarbeit nötig<br />

Die Beweglichkeit der Wirbelkörper wird u.a. auch durch die Bandscheiben (BS) gewährleistet.<br />

Sie liegen zwischen den Wirbelkörpern und tragen die volle Last.<br />

Die Bandscheiben bestehen aus: Gallertkern Nucleus pulposus<br />

Faserring Anulus fibrosus<br />

Die Dicke der BS nimmt (der Beanspruchung gemäß) von cranial nach caudal zu. Die Funktion<br />

der BS: Sie dienen als Stoßdämpfer. Durch Belastung werden sie zusammengedrückt. Bei länger<br />

dauernder Entlastung nehmen sie wieder die ursprüngliche Form an. Der Gallertkern ist gut verformbar<br />

und kann daher bei plötzlichem Staudruck, aber auch bei Beugung und Streckung der<br />

WS, als Druckverteiler und örtlicher Druckentlaster wirken. Die BS sind durch die Längsbänder<br />

noch zusätzlich in ihrer Lage gesichert (Ligamentum longitudinale posterius flächenhaft mit BS<br />

verwachsen).<br />

Verliert der Gallertkern seine Elastizität, so führt das zur ungleichmäßigen Druckverteilung im<br />

Zwischenwirbelraum mit Schädigung der Wirbelkörper und Einschränkung der WS-Bewegung.<br />

Zerreißt der Faserring, so weicht der Gallertkern nicht nur bei Biegungsbewegungen, sondern<br />

auch bei jeder senkrechten Druckbelastung der WS unkontrolliert nach vorne oder hinten aus.<br />

Ein solcher Bandscheibenvorfall kommt besonders häufig im LWS-Bereich (Ort der stärksten<br />

Belastung) vor.<br />

Der hintere Bandscheibenvorfall kann daher zur Kompression und damit zur Druckschädigung<br />

von RM und/oder peripheren Nerven führen (Näheres später).<br />

Die Stabilität der WS wird durch eine Reihe von Bändern und Muskeln gewährleistet, die dem<br />

starken Druck der Gallertkerne die Waage halten. Durch Versagen des WS-Stützgerüstes, vor<br />

allem jedoch durch Versagen der an den Wirbeln ansetzenden Bänder und Muskeln (durch fehlendes<br />

Training wie Gymnastik, ...), kommt es zu Haltungsschwächen und damit auf Dauer zu<br />

WS-Verkrümmungen. Sie können anfangs noch durch willkürliche Muskelspannung ausgeglichen<br />

werden.<br />

7.4.<br />

Bänder der Wirbelsäule<br />

a) Längsbänder der WS: erhöhen die Festigkeit der WS (beim Vor-, Rückneigen),<br />

hemmen die Bewegung, schützen die BS<br />

- vorderes Längsband: zieht an den Vorderflächen der Wirbelkörper vom<br />

Hinterhaupt (HH) bis zum Kreuzbein, wird caudal<br />

breiter, steht mit den Wirbelkörpern in fester<br />

Verbindung (aber nicht mit BS)<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 33


- hinteres Längsband: zieht vom HH nach caudal bis zum Kreuzbein,<br />

entlang der Hinterflächen der Wirbelkörper<br />

in fester Verbindung mit Ober- und Unterkanten<br />

der Wirbel und den BS<br />

b) elastische Bänder zw. den Wirbelbögen (Ligmenta flava, gelbe Bänder)<br />

Auch im Ruhezustand gespannt;<br />

Bei Beugung stärker gedehnt;<br />

Helfer beim Aufrichten der WS<br />

c) Nackenband, Ligamentum nuchae<br />

vom HH bis zu den DFS der HWS<br />

Muskelansatz<br />

d) Bänder zw. DFS, QFS, …<br />

7.5. Gelenke der Wirbelsäule<br />

Die kleinen Wirbelgelenke sind für die geringen Bewegungsmöglichkeiten zwischen 2 Wirbeln<br />

verantwortlich. Erst die Gesamtheit aller Bewegungsglieder (Wirbel und BS) erlauben eine entsprechende<br />

Bewegung. Die kl. Wirbelgelenke werden von cranial nach kaudal zu straffer. In der<br />

HWS sind sie weit und schlaff mit meniskusähnlichen Einlagerungen, wodurch eine Erhöhung<br />

der Beweglichkeit erreicht wird.<br />

HWS Seit-, Vor-, Rückbewegung bzw. ger. Drehung möglich<br />

BWS Vorwärtsdrehung, wenig Streckung + Beugung; (Behinderung durch Rippen)<br />

LWS Beugung, Streckung<br />

Das obere Kopfgelenk: Articulatio atlanto-occipitalis (Atlas-HH)<br />

bandgesichertes Eigelenk<br />

Vor-Rück-Bewegen: "Ja-sagen", Seite neigen<br />

Das untere Kopfgelenk: Articulatio atlanto-axialis (Atlas-Axis)<br />

Drehgelenk (26° nach jeder Seite)<br />

"Nein-sagen", Atlas dreht um Dens axis<br />

bandgesichert; Kreuzband<br />

aus Lig. transversum atlantis (quer hinter Dens)<br />

aus Längsbündel<br />

zusätzlich Lig. apicis dentis (zum For. occ.) und Flügelbänder<br />

7.6. Der Brustkorb<br />

Der Brustkorb besteht aus zwölf Rippenpaaren, die hinten an den zwölf Brustwirbeln und vorne<br />

mit einem knorpeligen Teil am Brustbein befestigt sind.<br />

Die Rippen sind flache Knochenspangen mit rotem, blutbildendem Knochenmark.<br />

<strong>1.</strong> 7 Paar echte Rippen = Brustrippen Sie sind direkt mit dem Brustbein in Verbindung.<br />

<strong>2.</strong> 3 Paar unechte Rippen = Bogenrippen<br />

Sie setzten vorne an der nächst höheren Rippe an und bilden somit den Rippenbogen.<br />

3. 2 Paar fliegende Rippen; Vorderes Ende der Rippen frei.<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 34


Das Brustbein hat folgende Teile:<br />

– Handgriff<br />

– Körper<br />

– Schwertfortsatz<br />

Der Brustkorb ist nach oben und unten offen und beinhaltet lebenswichtige Organe (Herz,<br />

Lunge).<br />

Abb. 47. Sternum<br />

Abb. 48.<br />

Thorax<br />

8. Der Schultergürtel und die obere Extremität<br />

Den Schultergürtel bilden die beiden röhrenförmigen Schlüsselbeine und die beiden dreieckigen<br />

Schulterblätter. Das Schlüsselbein, Clavicula, ist mit seinem körpernahen Ende in einem<br />

funktionellen Kugelgelenk mit dem Brustbein, Sternum, verbunden. Das Schulterblatt, Scapula,<br />

ist am köperfernen Ende der Clavicula über ein Gelenk befestigt. Die Scapula ist muskulär am<br />

Rumpf befestigt ("aufgehängt").<br />

An der oberen Gliedmaße unterscheidet man:<br />

Oberarm: Humerus Oberarmknochen (Röhrenknochen)<br />

Unterarm: Ulna Elle (Röhrenknochen)<br />

Radius Speiche<br />

Zwischen Elle und Speiche spannt sich eine derbe Bindegewebshaut aus, die als Muskelursprungsgebiet<br />

dient (= Zwischenknochenhaut Membrana interossea).<br />

Hand:<br />

Handwurzel: Carpus 2 Reihen mit je 4 kurzen Knochen<br />

Mittelhand: Metacarpus 5 Mittelhandknochen<br />

Finger: Digiti Daumen 2-gliedrig<br />

<strong>2.</strong>-5. Finger 3-gliedrig<br />

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Seite 35


8.<strong>1.</strong><br />

Die Gelenke der oberen Extremität<br />

8.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Das Schultergelenk<br />

(Articulatio humeri) ist ein Kugelgelenk zwischen Scapula und Humerus. Die Schultergelenkspfanne<br />

mit ihrer geringen Höhlung (flache Pfanne) bildet keine optimale Sicherung für das<br />

Gelenk, sodass das Schultergelenk, da keine stärkeren Bänder vorhanden sind, zu den muskulär<br />

fixierten (gehaltenen = gesicherten) Gelenken gerechnet wird. (Die Pfanne - Cavitas glenoidalis -<br />

sie steht senkrecht auf die Scapularebene, ist wesentlich kleiner als der Oberarmkopf.)<br />

Pfannenoberfläche: 6 cm² = Luftdruck wirkt mit ca. 6 kg<br />

Gewicht der oberen Extremität: ca. 4 kg<br />

Durch das Fehlen stärkerer Bänder kann es im Schultergelenk leicht zur Luxation = Verrenkung<br />

kommen. (Bei einer Luxation verschwindet die Schulterwölbung.) Das Schultergelenk steht mit<br />

verschiedenen Schleimbeuteln (Gleitschutz für Sehnen) in Verbindung.<br />

8.<strong>1.</strong><strong>2.</strong> Das Ellbogengelenk<br />

(Art. cubiti), ist ein Drehscharniergelenk zw. Humerus, Ulna, Radius. Die schlaffe Gelenkkapsel<br />

wird verstärkt durch Seitenbänder (Ligamentum collaterale radiale und Lig. coll. ulnare). Das<br />

Lig. anulare radii (Ringband) schließt den Radiuskopf ein (bewegliches Widerlager bei Pronation<br />

und Supination).<br />

– Art. humeroradialis = Kugelgelenk<br />

– Art. humeroulnaris = Scharniergelenk<br />

– Art. radioulnaris proximalis = Zapfengelenk<br />

(Drehbewegung von Radius um Ulna)<br />

Bewegungen im Ellbogengelenk:<br />

– Flexion - Extension<br />

– Pronation - Supination<br />

Pronation: Radius, Ulna überkreuzen einander<br />

Supination: Radius, Ulna liegen parallel<br />

Zwischen Radius und Ulna spannt sich eine derbe Bindegewebsmembran (Membrana interossea)<br />

aus, die als Muskelursprungsgebiet dient und Zug- bzw. Druckspannungen von einem Knochen<br />

zum anderen überträgt. Die Articulatio radioulnaris distalis, ein Radgelenk, ermöglicht mit<br />

dem proximalen Radioulnargelenk die Pronation und Supination.<br />

8.<strong>1.</strong>3.<br />

Die Handgelenke<br />

Art. radiocarpea, prox. Handwurzelgelenk, Eigelenk<br />

zw. Ulna und Handwurzelknochen befindet sich ein Discus (articularis)<br />

Radius artikuliert mit proximalen Handwurzelknochen.<br />

Flexion (Palmarflexion) - Extension (Dorsalflexion)<br />

Radialabduktion – Ulnarabduktion<br />

Art. mediocarpea, dist. Handwurzelgelenk: Dorsalflexion<br />

(zw. prox. und dist. Reihe der Handwurzelknochen)<br />

Art. carpometacarpeae, straffe Gelenke<br />

dist. Handwurzelknochen - Mittelhandknochen<br />

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Seite 36


Art. carpometacarpea pollicis: Daumengrundgelenk, Sattelgelenk<br />

Daumen Adduktion - Abduktion<br />

Opposition - Repostition<br />

Zirkumduktion<br />

Fingergelenke: Metacarpophalangealgelenke "Kugelgelenke" Mittelhand-Finger<br />

Interphalangealgelenke Scharniergelenke Finger<br />

MCP<br />

PIP<br />

DIP<br />

Abb. 49. Membrana interossea Abb. 50. Pronation, Supination Unterarm<br />

Abb. 5<strong>1.</strong> Art. cubiti<br />

Abb. 5<strong>2.</strong> Bewegungen Schultergelenk<br />

Abb. 53.<br />

Sagittalschnitt Art. humeri<br />

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Seite 37


8.<strong>2.</strong><br />

Vokabular: knöcherne Strukturen am Schulterblatt und an der oberen Extremität<br />

Scapula: Schulterblatt<br />

* Margo medialis innerer Schulterblattrand<br />

* lateralis äußerer "<br />

* superior oberer "<br />

* Spina scapulae Schulterblattgräte<br />

* Fossa supraspinata "Obergrätengrube"<br />

* Fossa infraspinata "Untergrätengrube"<br />

* Acromion Schulterhöhe<br />

* Angulus inferior unterer Schulterblattwinkel<br />

* Angulus lateralis äußerer Schulterblattwinkel<br />

* Angulus superior oberer Schulterblattwinkel (med. gelegen)<br />

* Processus coracoideus Rabenschnabelfortsatz<br />

Tuberculum supraglenoidaleHöckerchen über d. Schultergelenkspfanne<br />

(f.l. Bizepskopf)<br />

Tuberculum infraglenoidale Höckerchen unter der Schultergelenkspfanne<br />

(f.l. Trizepskopf)<br />

Humerus: Oberarmknochen<br />

* Caput humeri Oberarmkopf<br />

(Collum anatomicum, anat. Hals)<br />

(Collum chirurgicum, chir. Hals)<br />

* Tuberculum majus großer Muskelansatzhöcker (lateral)<br />

* Tuberculum minus kleiner Muskelansatzhöcker (medial)<br />

Sulcus intertubercularis Rinne für die Sehne d. langen Bicepskopfes<br />

Crista tuberculi majoris Knochenleiste (vom Tub. majus) für Ansatz<br />

des M. pectoralis major<br />

Crista tuberculi minoris Knochenleiste (vom Tub. min) für Ansatz<br />

d. M. teres major + latissimus dorsi<br />

* Corpus humeri Oberarmschaft<br />

Sulcus nervi radialis Rinne für den N. radialis<br />

* Tuberositas deltoidea Rauhigkeit für Ansatz d. M. deltoideus<br />

* Condylus humeri Dist. Humerusende<br />

am Condylus humeri unterscheidet man:<br />

Capitulum humeri Humerusköpfchen f. Gelenk mit Radius<br />

Trochlea humeri Gelenkswalze f. " Ulna<br />

(Fossa coronoidea Grube für Processus coronoideus d. Ulna)<br />

(Fossa radialis " Radiusköpfchen)<br />

Epicondylus medialis<br />

* Sulcus nervi ulnaris Rinne für N. ulnaris<br />

* Epicondylus lateralis<br />

Fossa olecrani Grube für Ellenhaken<br />

Radius: Speiche<br />

* Caput radii Speichenkopf (proximal)<br />

(Circumferentia articularis gleitet in der Incisura radialis ulnae)<br />

Collum radii Hals zw. Caput und Tuberositas<br />

* Corpus radii Speichenschaft<br />

* Tuberositas radii mediale Rauhigkeit (Ansatz d. M. biceps brachii)<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 38


(Margo inter osseus Rand zur Befestigung d. Membrana interossea)<br />

Processus styloideus distal seitl. gelegener Ausläufer<br />

Incisura ulnaris Ausnehmung für Gelenk mit Ulna<br />

Ulna: Elle<br />

* Olecranon Ellenhaken<br />

Incisura trochlearis prox. Gelenkfläche für Trochlea humeri<br />

Processus coronoideus Knochenvorsprung am cord. Ende d. Inc. troch.<br />

* Tuberositas ulnae Rauhigkeit für Ansatz d. M. brachialis<br />

Incisura radialis Gleitfläche für Circum ferentia articularis radii<br />

Corpus ulnae Ellenschaft<br />

* Caput ulnae Ellenköpfchen (distal)<br />

Circum ferentia articularis Gleitfläche am Caput ulnae für Radius<br />

Processus styloideus stiftartiger Fortsatz am distalen Ulnaende<br />

Carpus: Handwurzel<br />

Os scaphoideum (naviculare)* Kahnbein<br />

Os lunatum * Mondbein<br />

Os triqetrum * Dreiecksbein<br />

Os pisiforme * Erbsenbein<br />

Os trapezium * großes Vieleckbein<br />

Os trapezoideum * kleines Vieleckbein<br />

Os capitatum * Kopfbein<br />

Os hamatum * Hakenbein<br />

Metacarpus: Mittelhand<br />

Ossa metacarpalia Mittelhandknochen<br />

Basis proximals breiteres Ende<br />

Corpus Schaft<br />

Caput distaler Gelenkskopf<br />

Digitus der Finger<br />

Digiti die Finger<br />

Phalanx Fingerglied (proximal, intermedia, distal)<br />

Basis<br />

Corpus<br />

Caput<br />

Pollex Daumen<br />

Index Zeigefinger<br />

Die mit * bezeichneten Strukturen sollten für die Prüfung als Mindestanforderungsmaß gelten.<br />

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Seite 39


Abb. 54.<br />

Schultergürtel und Obere Extremität ap (SG+OE ap)<br />

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Seite 40


Abb. 55.<br />

SG+OE pa<br />

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Seite 41


8.3. Der Beckengürtel und die untere Extremität<br />

Das knöcherne Becken, Pelvis, besteht aus den beiden Hüftbeinen, dem Kreuzbein und dem<br />

Steißbein.<br />

Das Hüftbein, Os coxae, besteht aus:<br />

– Darmbein Os ilium<br />

– Sitzbein Os ischii<br />

– Schambein Os pubis<br />

Diese 3 Knochen synostosieren (sind knöchern zusammengewachsen = verschmolzen) in der<br />

Hüftgelenkspfanne. Darm-, Sitz- und Schambein verwachsen erst beim Jugendlichen. Die beiden<br />

Hüftbeine sind ventral über eine Knorpelhaft - die Symphyse - miteinander verbunden.<br />

Während das Becken im Kindesalter bei beiden Geschlechtern gleich ist, entwickelt sich das<br />

weibliche Becken in der Pubertät unter hormonellem Einfluss breiter (Ermöglichung des normalen<br />

Geburtsvorganges).<br />

Jedes Hüftbein ist mit dem Kreuzbein, Os sacrum, über ein sehr straffes Gelenk (Kreuz-Darmbeingelenk<br />

= Iliosacralgelenk ISG) verbunden. Die rauhen Gelenkflächen passen sehr gut ineinander<br />

und die straffe Gelenkkapsel wird noch durch sehr kräftige Verstärkungsbänder unterstützt,<br />

sodass die ISG nahezu unbewegliche Gelenke sind.<br />

Dennoch kommt den ISG eine Stoßdämpferfunktion zu. Außerdem gewähren sie die Möglichkeit<br />

der Verwringung des Beckengürtels und damit einen möglichen Ausgleich einer Beinlängendifferenz.<br />

Diese Verwringung des Beckengürtels kann zur Fixation im Endbewegungsraum führen<br />

= ISG Blockade. Dabei wird die Statik für die gesamte Wirbelsäule verändert, da die Basis, auf der<br />

die WS ruht, kippt. Durch seitliche = S-förmige Verkrümmungen = Skoliose versucht der Körper<br />

die schiefe Basis auszugleichen und das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten.<br />

8.3.<strong>1.</strong> Morphologie des knöchernen Beckens<br />

Man unterscheidet ein großes Becken und ein kleines Becken. Unter dem kleinen Becken versteht<br />

man den Bereich unterhalb der Linea terminalis (Linie von Promontorium-Symphysenoberrand).<br />

Beim aufrechten Stand ist das Becken ungefähr 60° gegen die Horizontale geneigt (Inclinatio<br />

pelvis). Die Körperlast wird mittels einer Gewölbekonstruktion vom "Kreuzbein" über das Darmbein<br />

auf die Oberschenkel übertragen. Dieses Gewölbe wird ventral durch die Schambeinäste<br />

und die Symphyse fest verankert (Sitzbein unbelastet). Beim Sitzen wird die Beckeneingangsebene<br />

horizontal gestellt (Die Last wird nun auf die Sitzbeinhöcker übertragen).<br />

Geschlechtliche Unterschiede des Beckens:<br />

Weibliches Becken Männliches Becken<br />

geräumig, breit, niedrig enger, höher, schmäler<br />

breiter ausladend Darmbeinschaufeln steiler eingestellt<br />

queroval Beckeneingang kartenherzförmig<br />

dreieckig Foramina obturata längsgerichtet oval<br />

Arcus pubis Beckenausgang Angulus subpubicus<br />

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Seite 42


Abb. 56.<br />

Das Becken / der Beckengürtel<br />

An der unteren Gliedmaße unterscheidet man:<br />

Oberschenkel: Femur Oberschenkelknochen (Röhrenknochen)<br />

Unterschenkel: Tibia Schienbein<br />

Fibula Wadenbein (Röhrenknochen)<br />

Zwischen Tibia und Fibula spannt sich eine derbe Bindegewebshaut (= Zwischenknochenhaut,<br />

Membrana interossea) aus, die als Muskelursprungsgebiet dient.<br />

Die Kniescheibe, Patella, ist der größte Sesamknochen des menschlichen Körpers. Sie ist in die<br />

Sehne des M. quadriceps "eingewoben".<br />

Fuß:<br />

– Fußwurzel Tarsus 7 Fußwurzelknochen<br />

– Mittelfuß Metatarsus 5 Mittelfußknochen<br />

– Zehen Digiti Großzehen 2-gliedrig<br />

<strong>2.</strong>-5. Zehe 3-gliedrig<br />

8.3.<strong>2.</strong><br />

Die Gelenke der unteren Extremität<br />

<strong>1.</strong> Das Hüftgelenk (Articulatio coxae) Kugelgelenk zw. Os coxae und Femur. In ihr verschmelzen<br />

Darmbein, Schambein und Sitzbein. Die Pfanne wird an ihrem Rand von einer Knorpel-Lippe<br />

(Labrum acetabulare) verstärkt. Die Gelenkspfanne umgibt so (bedeckt) 2/3 des Femur-Kopfes.<br />

Die Pfanne enthält noch einen Fettpolster, von dem ein kleines Band (mit Gefäßen für den Kopf)<br />

zum Femur-Kopf zieht.<br />

Die Gelenkkapsel ist am Os coxae befestigt (Labrum acetabulare ragt frei in das Gelenk vor).<br />

Femurseitig setzt die Kapsel am "Schenkelhals" (Collum femoris) an. Unter den Bändern, die die<br />

Gelenkkapsel verstärken, findet sich das stärkste Band des menschlichen Körpers.<br />

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Seite 43


– Ligamentum iliofemorale Zugfestigkeit 350 kg<br />

weiters noch:<br />

– Lig. ischiofemorale<br />

– Lig. pubofemorale<br />

Diese 3 Bänder verstärken die Gelenkskapsel, hemmen aber allzu großen Bewegungsumfang.<br />

Luxationen (Verrenkungen) sind selten, und gehen wenn mit Kapseleinriss und Bandriss einher.<br />

(Ernährungsstörungen im Femurkopf !?) Durch starke Belastungen (Gewicht, Bewegungsumfang,<br />

…) ist das Hüftgelenk großen Abnützungserscheinungen ausgesetzt.<br />

Bewegungen im Hüftgelenk:<br />

– Anteversion (= Flexion) - Retroversion<br />

– Abduktion - Adduktion<br />

– Zirkumduktion<br />

– Rotation<br />

<strong>2.</strong> Das Kniegelenk (Art. genus) Drehscharniergelenk zw. Femur, Tibia, Patella.<br />

Das Kniegelenk ist das größte und komplizierteste Gelenk des menschlichen Körpers.<br />

Die Inkongruenz der Gelenkflächen zw. Femur und Tibia wird durch die Einschaltung von Menisci<br />

ausgeglichen (flache Pfanne des Schienbeinkopfes).<br />

Die Gelenkkapsel wird verstärkt durch Seitenbänder. Diese Seitenbänder sind bei gestrecktem<br />

Knie gespannt. Die Gelenkflächen der Femurcondylen besitzen einen abnehmenden Krümmungsradius,<br />

daher sind die Seitenbänder bei gebeugtem Knie schlaff.<br />

Der mediale Meniscus ist mit dem medialen Seitenband, Lig. collaterale mediale, verwachsen<br />

(im Gegensatz zum lateralen Meniscus, nicht mit lateralem Seitenband Lig. collaterale laterale<br />

verwachsen). Der mediale Meniscus ist daher durch übermäßige Beanspruchung (unkoordinierte<br />

Bewegungen, Überlastungen, … bei geringerer Beweglichkeit) verletzungsanfälliger. Da bei<br />

gebeugtem Knie die Stabilität durch die schlaffen Seitenbänder nicht gegeben ist, wird die Kapsel<br />

noch durch die beiden Kreuzbänder verstärkt.<br />

Die Kreuzbänder dienen der Kontakterhaltung bei Drehbewegungen (in Beugestellung). Die<br />

Kreuzbänder werden bei Außenrotation im Knie auseinander gedreht › Außenrotationswinkel<br />

größer als Innenrotationswinkel. (vorderes Kreuzband Lig. cruciatum anterius zieht von proximal<br />

lateral nach distal medial; hinteres Kreuzband Lig. cruciatum posterius zieht von proximal<br />

medial nach distal lateral)<br />

Bei Kreuzbandriss tritt das Schubladenphänomen auf.<br />

Die Meniscen sind "sichelartige = halbmondförmige" Faserknorpelstücke, die im Querschnitt<br />

nach innen zu abgeplattet sind. Die Meniscen sind gefäß- und nervenlos. Der mediale Meniscus<br />

ist mit dem medialen Seitenband verwachsen. Beim Kniegelenk findet man zahlreiche Schleimbeutel.<br />

Einige dieser Schleimbeutel kommunizieren mit der Gelenkshöhle (Kapsel).<br />

Bewegungen im Kniegelenk:<br />

Flexion - in gebeugter Stellung auch geringe Rotation möglich<br />

Kreuzbänder angespannt, Seitenbänder entspannt<br />

Extension - beim Strecken des Knies Schlußrotation (von 5° in den letzten 10° der Streckung)<br />

Seitenbänder straff angespannt<br />

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Seite 44


Abb. 57.<br />

Das Hüftgelenk, Aufbau und Schnitt<br />

Abb. 58.<br />

Das Kniegelenk<br />

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Seite 45


3. Die Fußgelenke<br />

Oberes Sprunggelenk (Art. talocruralis) zw. Tibia, Fibula, Talus<br />

Scharniergelenk (transversale Gelenkachse)<br />

Dorsalflexion - Plantarflexion (mit Wackelbewegungen)<br />

Bänder: medial das größte Lig. deltoideum (aus 4 Teilbändern) = Pfannenband.<br />

Die Tibia bildet den medialen Knöchel, die Fibula den lateralen Knöchel<br />

Unteres Sprunggelenk (Art. subtalaris + talocalcaneonavicularis)<br />

zw. Talus, Calcaneus, Os naviculare, Zapfengelenk<br />

Rotation (Drehung): Pronation - Supination<br />

Übrige Gelenke zw. den Fußwurzel- und Mittelfußknochen: straffe Gelenke<br />

Zehengrundgelenke stellen Kugelgelenk dar.<br />

Zehengelenke (Interphalangealgelenke): Scharniergelenke<br />

8.3.3.<br />

Vokabular: knöcherne Strukturen am Beckenring und an der unteren Extremität<br />

Os Coxae: Hüftbein<br />

* Foramen obturatum ("verstopftes Loch") gebildet von Scham- u. Sitzbein<br />

* Acetabulum Hüftgelenkspfanne<br />

* Os ilium Darmbein<br />

Corpus osis ilii<br />

* Ala ossis ilii Darmbeinschaufel<br />

* Crista iliaca Darmbeinkamm<br />

* Spina iliaca anterior superior vorderer oberer Darmbeinstachel<br />

* Spina iliaca anterior inferior vorderer unterer Darmbeinstachel<br />

* Spina iliaca posterior superior hinterer oberer Darmbeinstachel<br />

* Spina iliaca posterior inferior hinterer unterer Darmbeinstachel<br />

Facies glutea Außenfläche der Darmbeinschaufel<br />

* Facies auricularis Kontaktfläche mit Os sacrum<br />

Tuberositas iliaca Verankerung der Ligg. sacro iliaca<br />

* Os ischii Sitzbein<br />

Corpus ossis ischii Sitzbeinkörper<br />

Ramus ossis ischii<br />

* Tuber ischiadicum Sitzbeinhöcker<br />

* Spina ischiadica Sitzbeinstachel<br />

* Os pubis Schambein<br />

Linea terminalis Verbindung vom Promontorium zum<br />

Symphysenoberrand<br />

Femur: Oberschenkelknochen<br />

* Caput ossis femoris Oberschenkelkopf<br />

* Collum osis femoris Oberschenkelhals<br />

* Trochanter major großer Rollhöcker<br />

* Trochanter minor kleiner Rollhöcker<br />

* Corpus ossis femoris Femurschaft<br />

* Condylus medialis mediale Kniegelenkswalze<br />

* Epicondylus medialis Knochenerhebung am medialen Condylus<br />

* Condylus lateralis laterale Kniegelenkswalze<br />

* Epicondylus lateralis Knochenerhebung am lateralen Condylus<br />

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Seite 46


Tibia: Schienbein<br />

* Facies articularis superior Kniegelenksfläche<br />

* Condylus medialis<br />

* Condylus lateralis<br />

Facis articularis fibularis Gelenkfläche für Fibulakopf<br />

Corpus tibiae Tibiaschaft<br />

* Tuberositas tibiae Rauhigkeit für Ansatz d. M. quadriceps<br />

* Malleolus medialis innerer Knöchel<br />

Incisura fibularis Anlagerungsfläche für Fibula<br />

Facies articularis inferior Gelenksfläche für Talus (Sprunggelenk)<br />

Fibula: Wadenbein<br />

Caput fibulae Wadenbeinkopf<br />

Collum fibulae Wadenbeinhals<br />

Corpus fibulae Wadenbeinschaft<br />

Malleolus lateralis äußerer Knöchel<br />

Patella: Kniescheibe<br />

Basis patellae oben gelegene breitere Kniescheibenkante<br />

Apex patellae unten liegende Spitze (der Kniescheibe)<br />

Tarsus: Fußwurzel (von Ferse bis Mittelfußknochen)<br />

Talus: Sprungbein<br />

Caput tali Sprungbeinkopf<br />

Collum tali Sprungbeinhals<br />

Corpus tali Sprungbeinkörper<br />

Trochlea tali Sprungbeinrolle<br />

Calcaneus: Fersenbein<br />

Tuber calcanei Fersenbeinhöcker (hinten)<br />

Sustentaculum tali medialer, konsolenartiger Vorsprung<br />

(unterhalb davon Rinne für M. flexor hallucis longus)<br />

Sulcus tendinis m.peronaeilongus Rinne an der Außenseite<br />

* Os naviculare Kahnbein<br />

* Os cuneiforme mediale inneres Keilbein<br />

* Os cuneiforme intermedium mittleres<br />

* Os cuneiforme laterale äußeres<br />

* Os cuboideum Würfelbein<br />

Metatarsus: Mittelfuß Basis proximales Ende<br />

Corpus Schaft<br />

Caput Kopf (distal)<br />

Digiti: Zehen<br />

Phalanges Zehenglieder<br />

Phalanx proximalis erstes Zehenglied<br />

Phalanx media mittleres Zehenglied<br />

Phalanx distalis Nagelglied der Zehe<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 47


Abb. 59.<br />

Hüftbein und UE re pa<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 48


Abb. 60.<br />

Hüftbein und UE re ap<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 49


8.4. Morphologie und Funktion des Fußskelettes, Statik des Beines<br />

Im hinteren Abschnitt des Fußskelettes liegen die Knochen übereinander, im mittleren und<br />

vorderen Abschnitt jedoch nebeneinander. Dadurch entsteht das Fußgewölbe (Längs- und<br />

Quergewölbe).<br />

– Rückfuß Talus, Calcaneus<br />

– Mittelfuß übrige Fußwurzelknochen<br />

– Vorfuß Metatarsus, Zehen<br />

Vom Talus aus setzt sich eine innere Knochenreihe fort (Talus, Os naviculare, Ossa cuneiformia,<br />

3 med. Mittelfußknochen + Zehen). Vom Calcaneus aus setzt sich eine äußere Knochenreihe fort<br />

(Calcaneus, Os cuboideum, beide äußeren Mittelfußknochen + Zehen). Daher ist der Fuß vorne<br />

breit und hinten schmal, und hinten höher als vorne. Der Fuß ist ein von innen her zugängliches<br />

Nischengewölbe (mit Längs- + Querkrümmung). Das Fußgewölbe trägt die Last des Körpers.<br />

Knöcherne Stützpunkte des Gewölbes (ebene Grundlage) sind:<br />

Tuber calcanei, Caput des Os metatarsale I und Caput des Os metatarsale V (Unterstützungsfläche<br />

= Dreieck) Der Fußabdruck ist durch die vorhandenen Weichteile wesentlich größer.<br />

Die Druckfortpflanzung erfolgt von der Tibia über Talus zum Calcaneus + Mittelfuß + Vorfuß.<br />

Durch die Druckübertragung nach beiden Richtungen besteht die Tendenz, das Gewölbe einzudrücken<br />

(Bandapparat + plantare Muskeln wirken entgegen). Der Bandapparat ist unermüdbar<br />

und hat eine größere Widerstandskraft als die Muskeln. Ist er allerdings überdehnt, kann er<br />

seine alte Form aus sich heraus nicht wiedergewinnen.<br />

Der Bandapparat gliedert sich:<br />

Plantar-Aponeurose<br />

Lig. plantare longum verschiedene kurze plantare<br />

Bänder<br />

Plantar-Aponeurose: oberflächlich, Fersenbeinhöcker<br />

- Plantarfläche der Zehen<br />

Plantare Muskeln: kurze Fußmuskeln + Sehnen<br />

der langen Fußmuskeln<br />

Die kurzen Fußmuskeln: Spannen des<br />

Fußgewölbes, wirken dem Absinken der Metatarsalknochen<br />

entgegen.<br />

Lig. plantare logum: (tief) zieht vom Calcaneus<br />

(Tuber) zum Os cuboideum + Basen der Metatarsalia<br />

II – V, verspannt das Längsgewölbe,<br />

übrige kurze plantare Bänder: Verspannung<br />

Längs + Quergewölbe<br />

Durch mangelnde Bewegung (Inaktivitätsatrophie<br />

der Muskeln) und Fehlbelastung<br />

(Gewicht, Schuhwerk, Stehen, …) kann es zu<br />

verschiedenen Fußdeformitäten und damit Fehlstellungen<br />

kommen. Z.B. beim Durchsinken<br />

= Einbrechen des Fußgewölbes ... Plattfuß.<br />

Während der Plattfußentstehung starke<br />

Schmerzen im Fuß und Unterschenkel durch<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Abb. 6<strong>1.</strong><br />

Das Fußskelett<br />

Seite 50


Überdehnung der Muskulatur. Ganz entscheidend für die<br />

gesamte Statik (des Körpers) ist der Aufbau der unteren<br />

Gliedmaße. Neben Veränderungen der Wachstumsfugen<br />

ist der "Collum-Corpus-Winkel" verantwortlich für eine<br />

anatomische Beinlängendifferenz.<br />

Femur:<br />

Collum-Corpus-Winkel: Der Winkel, den Collum femoris<br />

und Corpus femoris miteinander einschließen. Beim<br />

Erwachsenen 126° - 128°. Er ist verantwortlich für die<br />

Stabilität des Oberschenkelknochens. (Je kleiner desto<br />

größer die Gefahr des Schenkelhalsbruches).<br />

Der Collum-Corpus-Winkel beeinflußt die Stellung des<br />

Femurschaftes zur Traglinie des Beines (Gerade = Linie<br />

von Mitte Femurkopf - Mitte Kniegelenk - Mitte Calcaneus).<br />

Pathologische Änderungen des Winkels führen<br />

zu Stellungsanomalien der Beine (O-Beine, X-Beine) und<br />

Überlastung der Bänder und Gelenke.<br />

Zusätzlich zum Collum-Corpus-Winkel muß man noch<br />

den Torsionswinkel beachten:<br />

Eine Gerade durch Collum femoris<br />

Eine Gerade quer durch Condylen 12°<br />

Der Torsionswinkel (steht im Zusammenhang<br />

mit der Beckenneigung) ermöglicht<br />

erst die Übertragung von Beugebewegungen<br />

im Hüftgelenk in Drehbewegungen<br />

am Caput femoris. Bei abnormen Werten:<br />

Einwärts- oder Auswärtsdrehung des<br />

Beines. Eine Fehlhaltung des Beines bedingt<br />

eine abnorme Belastung und daher<br />

frühzeitige Abnützungserscheinungen<br />

des Kniegelenkes (und der übrigen Gelenke).<br />

Traglinie: Bänder - Kapsel - Knorpel, …<br />

Abb. 63. Der Collum-Corpus-Winkel<br />

in verschiedenen Entwicklungsstadien<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Abb. 6<strong>2.</strong><br />

Die verschiedenen Fußgewölbe<br />

Seite 51


9. Aktiver Bewegungsapparat: Die Skelettmuskulatur<br />

Die aktive Bewegung der einzelnen Skeletteile wird ermöglicht durch die willkürliche Betätigung<br />

der quergestreiften Skelettmuskulatur. Mit wenigen Ausnahmen (mimische Gesichtsmuskulatur)<br />

sind diese an zwei Punkten am knöchernen Skelett befestigt:<br />

Ursprung körpernahe Befestigung (punctum fixum)<br />

Ansatz körperferne Befestigung (punctum mobile)<br />

Meistens enden die Muskelfasern nicht direkt am Knochen sondern setzten mittels eines festen,<br />

faserreichen Bindegewebes = Sehne am Knochen an. Zwischen Ursprungs- und Ansatzsehne<br />

spannt sich eine Vielzahl von Muskelfasern aus (= Muskel-Bauch), die von einer Bindegewebshülle<br />

= Fascie umgeben ist. Die Wirkung eines Muskels ergibt sich aus dem Faserverlauf in Bezug<br />

auf die Gelenksachse. Entsprechend der drei möglichen Gelenksachsen unterscheidet man<br />

folgende Gruppen:<br />

Beuger Strecker (Flexor Extensor)<br />

Beizieher Wegspreizer (Adductor Abductor)<br />

Innen- Außendreher (Innen- Außenrotator)<br />

Die Muskelkraft ist abhängig von der Zahl der kontrahierten Muskelfasern und vom Hebelarm<br />

(Hebelgesetz).<br />

M Musculus<br />

U Ursprung körpernah = proximales Ende, punctum fixum<br />

A Ansatz körperfern = distales Ende, punctum mobile<br />

W Wirkung<br />

N Nervenversorgung<br />

9.<strong>1.</strong><br />

Rückenmuskulatur<br />

a) oberflächliche Schicht<br />

* o M. trapezius Kapuzenmuskel<br />

U: Occiput Hinterhaupt<br />

DFS C7, Th 1 - 12<br />

A: Spina scapulae Schulterblattgräte<br />

Acromion Schulterhöhe<br />

Clavicula Schlüsselbein<br />

W: Scapula - drehung,- hebung,- senkung; Kopfdrehung<br />

N: N. accessorius C2-4<br />

* o M. latissimus dorsi Breiter Rückenmuskel Schürzenbinder<br />

U: DFS Th 7 - 12<br />

L 1 - 5<br />

Os sacrum Kreuzbein<br />

Os ilium Darmbein<br />

A: Crista tuberculi minoris humeri<br />

W: Rückführen und Einwärtsdrehung d. Armes<br />

N: N. thoracodorsalis C6-8<br />

b) mittlere Schichte<br />

* o M. rhomboideus major<br />

U: DFS Th 1 - 4<br />

A: Margo medialis scapulae innerer Schulterblattrand<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 52


W: Medial-, Aufwärtsbewegung der Scapula<br />

N: N. dorsalis scapulae C4,5<br />

* o M. rohomboideus minor<br />

U: DFS C6,7<br />

A Margo medialis scapulae<br />

W Medial- u. Aufwärtsbewegung der Scapula<br />

N N. dorsalis scapulae C4,5<br />

* o M. levator scapulae<br />

U: QFS C 1-4<br />

A: Angulus superior scapulae oberer Schulterblattwinkel<br />

W: Hebung d. Angulus scapulae, Halsdrehung<br />

N: N. dorsalis scapulae C4,5<br />

M. serratus posterior superior<br />

U: DFS, C 6,7 Th 1, (C 6 - Th 2)<br />

A: <strong>2.</strong> - 5. Rippe<br />

W: Hilfsm. bei Inspiration<br />

N: Interkostalnerven Th 1-4<br />

M. serratus posterior inferior<br />

U: DFS Th 11, 12 L 1, 2 (Th 11 - L 2)<br />

A: untere 4 Rippen<br />

W: Rückdrehung der unteren 4 Rippen<br />

N: Interkostalnerven Th 9-12<br />

c) tiefe Schichte<br />

o M. erector spinae<br />

System von unterschiedlich langen, einander überkreuzenden Muskeln die<br />

zwischen Wirbelbögen und Wirbelfortsätzen ausgespannt sind.<br />

W: Bewegung der Wirbel gegeneinander<br />

Ermöglichung des aufrechten Ganges<br />

Die autochtone Rückenmuskulatur (M erector spinae) = eigenständige Muskulatur (der WS)<br />

hat Haltefunktion. = rote Muskulatur ... myoglobinreich, Mitochondrien-, …<br />

Fascia thoracolumbalis: umscheidet im LWS-Bereich den M. erector spinae<br />

Oberflächliches Blatt ausgespannt zw.: DFS, Rippenwinkel, 1<strong>2.</strong> Rippe<br />

Darmbeinkamm (Crista iliaca)<br />

tiefes Blatt von LWS -QFS<br />

Sie dient als Aponeurose für M. latissimus dorsi<br />

M. serratus posterior inferior<br />

M. transversus abdominis<br />

M. splenius capitis<br />

U: DFS C 4 -Th 3<br />

A: Linea nuchae superior (äußere Hälfte)<br />

Processus mastoideus Warzenfortsatz<br />

W: Rückneigung + Drehung d. Kopfes<br />

N: (Rami dorsales) C1-8<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 53


M. splenius cervicis<br />

U: DFS Th 3 - 5<br />

A: QFS C 1,2<br />

W: Rückneigung, Drehung d. Kopfes (über HWS)<br />

N: C1-8<br />

Abb. 64.<br />

Rückenmuskulatur<br />

9.<strong>2.</strong><br />

Kopf- und Halsmuskulatur<br />

Kopfmuskeln<br />

Kurze Kopfmuskeln:<br />

U: Atlas bzw. Axis (QFS, DFS)<br />

A: Occiput Hinterhaupt<br />

Mastoid Warzenfortsatz<br />

W: Neigung und Drehung des Kopfes<br />

N: Ramus dorsalis nervi spinalis C 1<br />

o M. longus capitis<br />

U: QFS C 3 - 6<br />

A: Occiput<br />

W: da Verlauf ventral d. WS: Vor- + Seitneigung des Kopfes<br />

N: Plexus cervicalis C1-4<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 54


Halsmuskeln<br />

o Platysma (Brustheber)<br />

Großflächiger Hautmuskel am Hals<br />

zieht vom unteren Gesichtsteil bis auf den oberen Thorax<br />

N: N. facialis<br />

o M. sternocleidomastoideus<br />

U: Sternum Brustbein<br />

Clavicula Schlüsselbein<br />

A: Mastoid Warzenfortsatz<br />

W: Kinnhebung + Drehung zur Gegenseite<br />

N: N. accessorius C1,2<br />

o M. longus colli<br />

verbindet bogenförmig die Körper des <strong>2.</strong> - 5. Halswirbels mit den<br />

unteren HW und oberen BW (QFS C 6 = Mittelpunkt)<br />

W: Seit- + Vorneigung des Kopfes<br />

N: Plexus cervicalis + brachialis C2-8<br />

Abb. 65.<br />

Kurze Nackenmuskeln<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 55


Abb. 66. Kopf- und Halsmuskeln<br />

Abb. 67.<br />

Gesichts- und Kaumuskulatur<br />

o Skalenusmuskulatur (3 Muskeln)<br />

U: QFS C 2 - 7<br />

A: <strong>1.</strong> + <strong>2.</strong> Rippe<br />

W: Seitneigung des Halses, Hebung der Rippe<br />

N: C5-7 / C4-8 / C7,8<br />

bilden die Skalenuslücken (Durchtritt des Plexus brachialis und Gefäße für<br />

Arm) bei Verspannung ausstrahlende Schmerzen, …<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 56


o Mimische Gesichtsmuskulatur<br />

Die größtenteils vom Gesichtsschädel entspringenden Muskelfasern strahlen in die<br />

Haut ein.<br />

W: Bewegung der Gesichtsöffnungen,<br />

Mienenspiel<br />

o Kaumuskeln<br />

Mehrere Muskeln zwischen Schädelbasis einerseits und Ober- und Unterkiefer<br />

andererseits.<br />

W: Kau-, Mahlbewegung<br />

o Augenmuskeln<br />

äußere: vom Kehlkopf nach oben zum Zungenbein und nach unten zum Brustbein<br />

ziehend.<br />

innere: feine Muskeln zwischen den einzelnen Knorpeln des Kehlkopfskeletts<br />

W: Offenhaltung des Luftweges,<br />

Tonbildung<br />

9.3. Brustmuskulatur<br />

a) oberflächliche Schichte<br />

o M. pectoralis major großer Brustmuskel<br />

U: Clavicula Schlüsselbein<br />

Sternum Brustbein<br />

Rectusscheide (4.-6. Rippenknorpel)<br />

A: Crista tuberculi majoris humeri (beim) großen Höcker<br />

W: Adduktion, Innenrotation, (Anteversion) -> Armverschränker<br />

N: Nervi pectorales C5-Th1<br />

o M. serratus anterior vorderer Sägemuskel<br />

U: <strong>1.</strong> - 9. Rippe<br />

A: med. Schulterblattrand<br />

W: Scapula fixieren, senken, drehen, nach vorne ziehen (hilft beim Hochheben<br />

des Armes)<br />

N: N. thoracicus longus C5-7<br />

b) mittlere Schichte<br />

o M. pectoralis minor kleiner Brustmuskel<br />

U: 3. - 5. Rippe<br />

A: Processus coracoideus (Coracoid) Rabenschnabelfortsatz<br />

W: zieht Scapula nach vorne + unten, Hilfsatemmuskel<br />

N: N. pect. C6-8<br />

c) tiefe Schichte<br />

o M. intercostales Zwischenrippenmuskulatur<br />

zwischen je 2 Rippen gelegene Muskeln mit gekreuztem Faserverlauf in mehreren<br />

Schichten.<br />

W: Hebung bzw. Senkung des Brustkorbes (je nach Faserrichtung)<br />

(Atemhilfsmuskel)<br />

N: Intercostalnerven<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 57


o Diaphragma Zwerchfell<br />

Kuppelförmige, muskulöse Trennwand zw. Brust u. Bauchhöhle mit<br />

Durchtrittsöffnungen für Gefäße, Speiseröhre,....<br />

N: N. phrenicus C4 (C3-5)<br />

U: LWS Körper L 1 - 3 ( ~ )<br />

7 - 12 Rippe<br />

Brustbein<br />

A: Centrum tendineum kleeblattähnlich, sehnige Zentralfläche<br />

W: Einatmung (bei Erschlaffung: Dehnung durch Vorspannung der Lunge)<br />

wichtigster Atemmuskel (60 % der Atemtätigkeit)<br />

9.4. Bauchmuskeln<br />

Vier Muskeln bilden die vordere und seitliche Bauchwand, die alle gemeinsam folgende Wirkung<br />

haben:<br />

– Beugung und Drehung des Rumpfes<br />

– Schutz der Baucheingeweide<br />

– Bauchpresse (Geburt, Stuhlgang, Heben, ...)<br />

o Äusserer schräger Bauchmuskel (M. obliquus externus abdominis)<br />

Faserverlauf von oben seitlich nach unten zur Mitte<br />

U: 5. - 1<strong>2.</strong> Rippe<br />

A: Rectusscheide<br />

N: Th 5 - 12<br />

o Innerer schräger Bauchmuskel (M. obliquus internus abdominis)<br />

Faserverlauf von oben Mitte nach unten seitlich<br />

U: Fascia thoracolumbalis, Crista iliaca Darmbeinkamm<br />

Lig. inguinale Leistenband<br />

A: 10 - 12 Rippe Rectusscheide<br />

N: Th 7 - 12<br />

o Querer Bauchmuskel (M. transversus abdominis)<br />

Faserverlauf quer-innerste Schicht<br />

U: 7 - 12 Rippe (innen)<br />

Fascia thoracolumbalis, Crista iliaca<br />

Lig. inguinale<br />

N: Th 7 - 12<br />

o Gerader Bauchmuskel (M. rectus abdominis)<br />

U: 5 - 7 Rippe, Proc. xiphoideus<br />

A: cranialer Schambeinrand (innerhalb Tuberculum pubis)<br />

N: Th 7 - 12<br />

Die Bauchwand ist nicht überall gleich stark. Bei Erhöhung des Innendruckes im Bauchraum<br />

können die Schwachstellen nachgeben und nach außen gewölbt werden. Man spricht von einem<br />

Weichteilbruch (= Hernie).<br />

Wichtigste Gefahrenpunkte:<br />

Nabelgegend - Nabelbruch<br />

Leistenkanal - Leistenbruch<br />

Operationsnarbe - Narbenbruch<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 58


o M. quadratus lumborum<br />

U: Darmbeinkamm<br />

A: 1<strong>2.</strong> Rippe, QFS der LWS<br />

W: Rippensenkung, Seitneigung<br />

N: Th 7 - 12<br />

Abb. 68.<br />

Brust- und Bauchmuskeln<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 59


9.5.<br />

Beckenbodenmuskulatur<br />

Der Beckenausgang des knöchernen Skeletts wird durch eine Muskelplatte nach unten begrenzt.<br />

Die Ausgänge der Beckenorgane treten durch diese Platte nach außen.<br />

Der muskuläre Beckenboden hat eine wesentliche tragende Funktion für die Organe des kleinen<br />

Beckens.<br />

9.6.<br />

Extremitätenmuskeln<br />

Während die körpernahen Muskeln kräftige Muskelbäuche und kurze Sehnen besitzen, finden<br />

wir körperfern schlankere Muskelbäuche mit längeren Sehnen. Dadurch nimmt der Umfang der<br />

Extremität körperfern ab und eine feinere und größere Beweglichkeit ist möglich (besonders<br />

im Bereich der Hand von Nutzen: für Greifbewegungen unumgänglich notwendig. z.B. Goldschmied,<br />

Schreiben, …)<br />

9.6.<strong>1.</strong><br />

Muskulatur der oberen Extremität<br />

<strong>1.</strong> Schulter und Oberarmmuskel<br />

o M. deltoideus Delta-Muskel<br />

Starker Muskel, der die Schulterkontur bildet. Die Muskelfasern umschließen das Schultergelenk<br />

haubenförmig. Aus diesem Grund kann der M. deltoideus, je nachdem welcher Teil sich zusammenzieht,<br />

alle Bewegungen im Schultergelenk ausführen.<br />

U: Spina scapulae Schulterblattgräte<br />

Acromion Schulterhöhe<br />

Clavicula Schlüsselbein<br />

A: Tuberositas deltoidea humeri<br />

W: Außen-, Innenrotation; Ad-Abduktion; Ante-, Retroversion,<br />

N: N. axillaris C4 - C6<br />

o M. supraspinatus oberer Grätenmuskel<br />

U: Fossa supraspinata Obergrätengrube<br />

A: Tuberculum majus humeri großer OA-Höcker<br />

W: Abduktion, Innenrotation, hält Humerus in Pfanne<br />

N: N. suprascapularis C4 - C6<br />

o M. infraspinatus unterer Grätenmuskel<br />

U: Fossa infraspinata Untergrätengrube<br />

A: Tuberculum majus humeri großer OA-Höcker<br />

W: Außenrotation<br />

N: N. suprascapularis C4 - C6<br />

o M. teres minor kleiner Rundmuskel<br />

U: Scapula, neben M. infraspinatus (Margo lat.)<br />

A: Tuberculum majus humeri<br />

W: Außenrotation, schw. Adduktion<br />

N: N. axillaris C5,6<br />

o M. teres major Großer Rundmuskel<br />

U: Skapula (Seitenkante)<br />

A: Crista tuberculi minoris humeri (Tuberculum minus)<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 60


W: Innenrotation, Adduktion, Rückführung<br />

N: N. subscapularis C6,7<br />

o M. subscapularis Unterschulterblattmuskel<br />

U: Fossa subscapularis (den Rippen zugekehrte Fläche der Scapula)<br />

A: Tuberculum minus humeri<br />

W: Innenrotation<br />

N: N. subscapularis C5 - 8<br />

o M. biceps brachii zweiköpfiger OA-Muskel<br />

U: Tub. supraglenoidale + Proc. corac.<br />

A: gemeinsam an Tuberositas radii<br />

Ulna (über Aponeurose)<br />

W: Beugung und Supination im Ellbogengelenk, Schultergelenk: Anteversion,<br />

Abduktion (Caput longum)<br />

Adduktion (Caput breve)<br />

N: N. musculocutaneus C5,6<br />

* Caput longum langer Bicepskopf<br />

U: Tuberculum supraglenoidale (Höcker über Schultergelenkspfanne)<br />

(A):<br />

W: schwache Abduktion + Innenrotation im Schultergelenk<br />

Beugung + Supination Ellbogengelenk<br />

* Caput breve kurzer Bicepskopf<br />

U: Processus coracoideus Rabenschnabelfortsatz<br />

(A):<br />

W: Anteversion + Adduktion d. Armes im Schultergelenk<br />

Supination + Beugung im Ellbogengelenk<br />

o M. coracobrachialis Hakenmuskel<br />

U: Processus coracoideus Rabenschnabelfortsatz<br />

A: Humerus (Mitte vorne)<br />

W: Anteversion, schw. Adduktion + Innenrotation<br />

N: N. musculocutaneus, C6,7<br />

o M. brachialis Armbeuger liegt unter dem M. biceps brachii<br />

U: unt. 2/3 d. Humerusvorderfläche<br />

A: Tuberositas ulnae<br />

W: Beugung im Ellbogengelenk<br />

N: N. musculocutaneus C5,6<br />

o M. triceps brachii dreiköpfiger Armmuskel<br />

U: Tub. infraglen., Humerus hinten<br />

A: Olecranon ... Ellenhaken<br />

W: Schultergelenk: Retroversion, Adduktion<br />

Ellbogen: Streckung<br />

N: N. radialis, C6 - 8<br />

* Caput longum<br />

U: Tuberculum infraglenoidale<br />

A: Olecranon<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 61


W: Adduktion im Schultergelenk, Streckung im Ellbogengelenk<br />

* Caput laterale, Caput mediale<br />

U: Humerus Hinterfläche<br />

A: Olecranon<br />

W: Streckung im Ellbogengelenk<br />

Abb. 69.<br />

Oberarmmuskulatur<br />

Unterarmmuskeln<br />

Die Unterarmmuskeln kann man der Lage nach in drei große Gruppen einteilen. Die einzelnen<br />

Muskeln und ihre zum Teil unterschiedlichen Funktionen werden in dieser groben Einteilung<br />

nicht berücksichtigt.<br />

o Ulnare Beuger Gruppe<br />

U: OA zur Mitte hin, Ulna<br />

A: Beugeseite der Hand (Handwurzel, Mittelhand, Finger)<br />

W: Beugung, Ulnarabduktion (Handgel.)<br />

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Seite 62


o Radiale Beuger Gruppe<br />

U: OA vorne, Radius<br />

A: Beugeseite der Hand<br />

W: Beugung, Radialabduktion<br />

o Strecker Gruppe<br />

U: OA hinten<br />

A: Streckseite der Hand<br />

W: Streckung<br />

Beuger oberflächliche Schicht<br />

- M. flexor carpi ulnaris N. ulnaris<br />

- M. palmaris longus N.medianus<br />

- M. flexor carpi radialis<br />

- M. brachioradialis N. radialis<br />

Beuger mittlere Schicht<br />

- M. flexor digitorum superficialis N. medianus<br />

Beuger tiefe Schicht<br />

- M. flexor digitorum profundus N. medianus + N. ulnaris<br />

- M. flexor pollicis longus N. medianus<br />

-(M. pronaror quadratus) N. medianus<br />

Strecker oberflächliche Schicht<br />

- M. extensor carpi radialis longus<br />

- M. extensor carpi radialis brevis<br />

- M. extensor digitorum N. radialis<br />

- M. extensor digiti minimi<br />

- M. extensor carpi ulnaris<br />

Strecker tiefe Schicht<br />

- (M. supinator)<br />

- M. abductor pollicis longus<br />

- M. extensor pollicis brevis<br />

- M. extensor pollicis longus N. radialis<br />

- M. extensor indicis<br />

o M. flexor carpi ulnaris<br />

Caput humerale + ulnare<br />

U: Epicondylus medialis humeri<br />

Olecranon<br />

Ulna<br />

A: ulnare Mittelhandknochen<br />

W: Ulnarabduktion, Beugung im Handgelenk<br />

N: N. ulnaris C7,8<br />

o M. palmaris longus<br />

U: Epicondylus medialis humeri<br />

A: Palmaraponeurose<br />

W: Spannen der Palmaraponeurose<br />

Handgelenk Beugung<br />

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Seite 63


Bewegung <strong>2.</strong> - 5. Finger im Grundgelenk<br />

N. N. medianus C8 - Th1<br />

o M. flexor carpi radialis<br />

U: Epicondylus medialis humeri<br />

A: Basis os. metacarpale II<br />

W: Pronation, Beugung, Radialabduktion Handgelenk<br />

N: N. medianus, C6-8<br />

o M. flexor digitorum superficialis<br />

Caput humero-ulnare, Caput radiale<br />

U: Epicondylus medialis humeri<br />

Ulna (Proc. coronoideus)<br />

Radius (Vorderfläche)<br />

A: Mittelglied d. <strong>2.</strong> - 5. Finger<br />

W: Beugung aller übersprungenen Gelenke<br />

N: N. medianus, C7 - Th1<br />

o M. flexor digitorum profundus<br />

U: obere Ulna-Hälfte<br />

A: Fingerendgliedbasen 2-5<br />

W: Beugung d. übersprungenen Gelenke<br />

N: N. medianus und N. ulnaris C6 - Th1<br />

o M. pronator teres<br />

Caput humerale, Caput ulnare<br />

U: Epicondylus medialis humeri<br />

Ulna (Processus coronoideus)<br />

A: Radiusaußenfläche (Mitte)<br />

W: Pronation + Beugung im Ellbogen<br />

N: N. medianus, C6,7<br />

o M. flexor pollicis longus<br />

U: Radiusvorderfläche (Mitte)<br />

A: Daumenendglied<br />

W: Beugung der übersprungenen Gelenke<br />

N: N. medianus C6-8<br />

o M. pronator quadratus<br />

U: Ulnavorderfläche (unt. 1/4)<br />

A: Radiusvorderfläche (unt. 1/4)<br />

W: Pronation<br />

N: N. medianus C6 - Th1<br />

o M. brachioradialis<br />

U: Humerus (+ Septum intermusculare)<br />

A: Radius (Proc. styl.)<br />

W: bringt UA aus extremer Pronation und Supination in Mittelstellung<br />

N: N. radialis C5,6<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 64


o M. extensor carpi radialis longus<br />

U: Epicondylus lateralis humeri<br />

A: Streckseite des <strong>2.</strong> Mittelhandknochens<br />

W: Beugung im Ellbogen<br />

Radialabduktion, Dorsalflexion im Handgelenk<br />

N: N. radialis C5 - 7<br />

o M. extensor carpi radialis brevis<br />

U: Epicondylus lateralis humeri<br />

A: 3. Mittelhandknochen (proximale Streckseite)<br />

W: Dorsalflexion, Radialabduktion im Handgelenk, schw. Beugung im Ellbogen<br />

N: N. radialis C7<br />

o M. extensor digitorum<br />

U: Epicondylus lateralis humeri<br />

A: Endglieder <strong>2.</strong>-5. Finger (über Dorsalaponeurose)<br />

W: Fingerstreckung, Dorsalflexion im Handgelenk (Ulnarabduktion)<br />

N: N. radialis C6 - 8<br />

o M. extensor digiti minimi<br />

U: Epicondylus lateralis humeri<br />

A: Dorsalaponeurose des 5. Fingers<br />

W: Kleinfingerstreckung, im Handgelenk Dorsalflexion + Ulnarabduktion<br />

N: N. radialis C6 - 8<br />

o M. extensor carpi ulnaris<br />

Caput humerale, caput ulnare<br />

U: Epicondylus lateralis humeri + Ulna (Rückseite)<br />

A: Basis 5. Mittelhandknochen<br />

W: Dorsalflexion, Ulnarabduktion im Handgelenk<br />

N: N. radialis C7,8<br />

o M. supinator<br />

U: Epicondylus lateralis humeri<br />

Ulna<br />

A: Radius (bis Rückfläche)<br />

W: Supination<br />

N: N. radialis, C5,6<br />

o M. abductor pollicis longus<br />

U: Membrana interossea (Rückseite) + Radius + Ulna<br />

A: Basis Metacarpale I<br />

W: Radialabduktion, Dorsalflexion im Daumengrundgelenk<br />

Supinator<br />

N: N. radialis C7,8<br />

o M. extensor pollicis brevis<br />

U: Radius (Streckseite)<br />

Membrana interossea<br />

A: Basis des Daumengrundgelenks<br />

W: Streckung + Abduktion des Daumens im Grundgelenk<br />

N: N. radialis C8, Th1<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 65


o M. extensor pollicis longus<br />

U: Membrana interossea<br />

Ulna Rückfläche<br />

A: Daumenendphalanx<br />

W: Adduktion + Streckung des Daumens<br />

N: N. radialis C7,8<br />

o M. extensor indicis<br />

U: Membrana interossea<br />

Ulna (Rückfläche)<br />

A: Dorsalaponeurose d. Zeigefingers<br />

W: Streckung von Zeigefinger + Handgelenk<br />

N: N. radialis C8, Th1<br />

Abb. 70.<br />

Unterarmmuskulatur<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 66


Abb. 7<strong>1.</strong><br />

Handmuskulatur<br />

Handmuskulatur<br />

Für die feinen Bewegungen der Finger (Werkzeugtätigkeit) gibt es noch die "kurze Finger- Muskulatur".<br />

Diese Muskeln entspringen an den Handwurzel- und Mittelhandknochen (Ursprung) und<br />

setzen an den Fingergliedern an (Ansatz).<br />

Es gibt:<br />

o Muskulatur des Thenar (Daumenballenmuskulatur)<br />

M. abduktor pollicis brevis N. medianus C8 - Th1<br />

M. opponens pollicis N. medianus C6, 7<br />

M. flexor pollicis brevis (Caput superficiale) N. medianus C8 - Th1<br />

(Caput profundum) N. ulnaris C8 - Th1<br />

M. adductor pollicis brevis (Caput transversum) N. uln.<br />

(Caput obiliquum)<br />

o Muskulatur des Hypothenar (Kleinfingerballen)<br />

M. abductor digiti minimi N. ulnaris C8, Th1<br />

M. flexor digiti minimi brevis N. ulnaris C8, Th1<br />

M. opponens digiti minimi N. ulnaris C8, Th1<br />

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Seite 67


o Muskulatur der Mittelhand<br />

N. ulnaris C8, Th1<br />

Mm. interossei dorsales (doppel=2köpfig) (4x) Spreizg 2,4, Rad+Uln.abd. 3<br />

Mm. interossei palmares (einköpfig) (3x) Add. 2, 4, 5<br />

Mm. lumbricales (4x) Grundgelenkbeugung<br />

Mittel- und Endgelenkstreckung<br />

9.6.<strong>2.</strong> Muskulatur der unteren Extremität<br />

Hüft- und Oberschenkelmuskeln<br />

In Anpassung an die Lebensform (aufrechter Stand) überwiegen im Bereich der Hüftmuskeln<br />

die in mehreren Schichten angeordneten Strecker.<br />

Strecker: Oberflächliche Schichte<br />

o M. glutaeus maximus großer Gesäßmuskel<br />

U: Os ilium Darmbein (kamm)<br />

Os sacrum Kreuzbein<br />

A: Tractus iliotibialis<br />

Femur (OS hinten)<br />

W: Adduktion, Abduktion Außenrotation, Streckung im Hüftgel.<br />

N: N. glutaeus superior L5 - S2<br />

Strecker: Mittlere Schichte<br />

o M. glutaeus medius<br />

U: Os ilium Darmbein(schaufel) außen<br />

A: Trochanter major (hinten) großer Rollhöcker<br />

W: Abduktion, Außenrotaion, (Innenrotation) Streckung im Hüftgelenk<br />

N: N. glutaeus sup. L4,5<br />

o M. glutaeus minimus<br />

U: Os ilium<br />

A: Trochanter major (vorne)<br />

W: Abduktion, Innenrotation, Beugung u. Streckung im Hüftgelenk<br />

N: N. glutaeus sup. L4 - S1<br />

Strecker: Tiefe Schichte: kurze Hüftmuskeln<br />

U: Os sacrum (Vorderfläche) Kreuzbein<br />

Os ischium (Spina, Tuber)<br />

A: Femur (Trochanter major)<br />

W: Abduktion, Adduktion, Streckung, Außenrollung<br />

N: Plexus sacralis<br />

- M. piriformis L5 - S2<br />

- M. gemellus superior<br />

- M. obturatorius internus<br />

- M. gemellus inferior<br />

- M. quadratus femoris<br />

- M. obturatorius internus<br />

- M. obturatorius externus N. obturatorius L1-4<br />

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Seite 68


lange Strecker - OS<br />

o M. biceps femoris<br />

* Caput longum<br />

U: Tuber ischiadicum<br />

A: Caput fibulae<br />

W: Streckung, Adduktion, Außenrollung im Hüftgelenk<br />

Beugung, Außenrollung im Kniegelenk<br />

N: N. ischiadicus (N. tibialis) L5 - S2<br />

* Caput breve<br />

U: Femur (hinten) OS<br />

A: Caput fibulae<br />

W: Beugung u. Außenrollung im Kniegelenk<br />

N: N. ischiadicus (N. fibularis) S1, 2<br />

o M. semitendinosus<br />

U: Tuber ischiadicum<br />

A: Pes anserinus (med. der Tuberositas tibiae) "Gänsefuß"<br />

W: Streckung, Innenrotation, Adduktion im Hüftgelenk<br />

Beugung, Innenrollung, Kniegelenk<br />

N: N. tibialis (N. ischiadicus) L5 - S2<br />

o M. semimembranosus<br />

U: Tuber ischiadicum<br />

A: (Pes anserinus) Condylus medialis tibiae<br />

W: Streckung, Adduktion, Einwärtsrollung im Hüftgelenk<br />

Beugung, Innenrotation im Kniegelenk<br />

Kniegelenkskapselspanner<br />

N: N. tibialis L5 - S2<br />

Beuger:<br />

o M. iliopsoas aus<br />

M. psoas major<br />

M. iliacus<br />

A: Trochanter minor<br />

W: Hüftgel. Beugung<br />

Außenrotation<br />

o M. psoas major<br />

U: Körper + QFS L 1-4<br />

A: Trochanter minor<br />

W: Hüftgelenk Beugung + Außenrotation, ermöglicht das Gehen<br />

Streckung LWS = Rumpf - Vorbeugen<br />

Rumpfheben im Liegen<br />

N: Plexus lumbalis L1 - 4<br />

o M. iliacus<br />

U: Fossa ilicia Darmbeinschaufel Innenseite<br />

A: Trochanter minor<br />

W: Hüftgelenk: Beugung + Außenrotation<br />

N: N. femoralis L2-4<br />

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Seite 69


o M. tensor fasciae latae<br />

U: (neben) Spina iliaca anterior superior vorderer oberer Darmbeinstachel<br />

A: über Tractus iliotibialis<br />

lateral an Tuberositas tibiae<br />

W: Beugung, Abduktion, Innenrollung im Hüftgelenk<br />

Beugung/Streckung + Schlußrotation im Kniegelenk<br />

N: N. glutaeus superior L4,5<br />

o M. sartorius Schneidermuskel<br />

U: Spina iliaca anterior superior<br />

A: Medial d. Tuberositas tibiae<br />

W: Außenrollung, Beugung, Abduktion Hüftgelenk<br />

Beugung, Innenrollung im Kniegelenk<br />

N: N. femoralis L1-3<br />

o M. quadriceps femoris<br />

A: über Quadricepssehne (Patella eingeflochten) an Tuberositas tibiae<br />

N: N. femoralis L2-4<br />

vierköpfiger Muskel:<br />

M. rectus femoris<br />

U: Spina iliaca anterior inferior<br />

W: Beugung im Hüftgelenk, Streckung im Kniegelenk<br />

M. vastus lateralis<br />

U: Trochanter major<br />

M. vastus intermedius<br />

U: Femurvorderseite<br />

M. vastus medialis<br />

U: Femurinnenseite<br />

W: Streckung im Kniegelenk<br />

o M. articularis genus (in der Tiefe)<br />

U: Femurvorderseite<br />

A: Kniegelenkskapsel<br />

W: " spannung<br />

N: N. femoralis<br />

Beiziehergruppe:<br />

o M. gracilis<br />

U: Os pubis Schambein<br />

A: medial der Tuberositas tibiae<br />

W: Adduktion, Beugung Hüftgelenk, Beugung im Kniegelenk<br />

N: N. obturatorius L2-4<br />

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Seite 70


o M. adductor magnus<br />

U: Tuber ischiadicus<br />

A: Epicondylus medialis femoris<br />

W: Adduktion, Streckung im Hüftgelenk + Innenrotation<br />

N: N. obturatorius und N. ischiadicus L3 - L5<br />

o M. adductor longus<br />

U: Neben Symphyse<br />

A: Femur medial (in Mitte)<br />

W: Adduktion + Beugung + Außenrotation im Hüftgelenk<br />

N: N. obturatorius L2 - 4<br />

o M. adductor brevis<br />

U: Os pubis<br />

A: Femur (med. ob. Hälfte)<br />

W: Adduktion + Außenrollung + Beugung im Hüftgelenk<br />

N: N. obturatorius L2 - 4<br />

o M. pectineus<br />

U: Os pubis (Pecten)<br />

A: Trochanter minor<br />

W: Beugung, Adduktion, Außenrotation im Hüftgelenk<br />

N: N. fermoralis L2,3 + N. obturatorius L2 - L4<br />

<strong>2.</strong> Unterschenkelmuskeln<br />

Die Unterschenkelmuskulatur beinhaltet Muskeln, die die Sprunggelenke überspringen und zur<br />

Bewegung des Fußes und der Zehen dienen. Ähnlich wie bei der Hand liegen die Muskelbäuche<br />

im Bereich des Unterschenkels, und nur die Sehnen erreichen den Fuß.<br />

Beuger: Wadenmuskulatur - oberflächliche Schichte<br />

o M. triceps surae dreiköpfiger Wadenmuskel<br />

N: N. tibialis S1/2<br />

bestehend aus:<br />

- M. gastrocnemius Zwillingswadenmuskel<br />

oberflächlicher 2-köpfiger Wadenmuskel<br />

W: Beugung im Kniegelenk, Plantarflexion, Supination im Sprunggelenk<br />

- M. soleus Schollenmuskel<br />

* o M. gastrocnemius:<br />

-- Caput laterale<br />

U: proximal von Condylus lateralis femoris<br />

-- Caput mediale<br />

U: proximal vom Condylus medialis femoris<br />

A: über Achillessehne am Calcaneus (Tuber calcanei)<br />

o M. soleus Schollenmuskel<br />

U: obere Tibia- u. Fibulaenden<br />

A: Achillessehne<br />

W: Plantarflexion, Supination<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 71


o M. popliteus<br />

U: Epicondylus lateralis femoris<br />

A: Tibia (Rückseite)<br />

W: Beugung im Kniegelenk, Innenrotation d. US<br />

N: N. tibialis L4 - S1<br />

o M. plantaris<br />

U: Condylus lateralis femoris<br />

A: über M. soleus in Achillessehne<br />

W: (Beugung, Innenrotation)<br />

N: N. tibialis S1,2<br />

tiefe Schichte: lange Zehenbeuger (Sehnen laufen über = unter Innenknöchel)<br />

o M. flexor digitorum longus<br />

U: Tibia<br />

A: Zehenendglieder 2-5<br />

W: Plantarflexion, Supination, Zehenbeuger<br />

N: N. tibialis S1 - 3<br />

o M. tibialis posterior<br />

U: Membrana interossea<br />

A: Os naviculare Kahnbein<br />

ossa cuneiformia Keilbeine<br />

os cuboideum Würfelbein<br />

ossa metatarsalia 2-4 Mittelfußknochen 2-4<br />

W: Plantarflexion, Supination<br />

N: N. tibialis L4/5<br />

o M. flexor hallucis longus<br />

U: Fibula<br />

A: Großzehenendglied<br />

W: Plantarflexion, Supination, Großzehenbeugung<br />

N: N. tibialis S1 - S3<br />

Strecker Gruppe<br />

o M. tibialis anterior<br />

U: Tibia<br />

Membrana interossea<br />

A: Os cuneiforme mediale<br />

Os metatarsale 1<br />

W: Dorsalflexion, Supination<br />

N: N. peronaeus profundus L4,5<br />

o M. extensor digitorum longus<br />

U: Condylus lateralis tibiae<br />

Membrana interossea<br />

A: Dorsalaponeurose der <strong>2.</strong>-5. Zehe<br />

W: Dorsalflexion, Pronation<br />

N: N. peronaeus profundus L5, S1<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 72


o M. extensor hallucis longus<br />

U: Membrana interossea<br />

Fibula<br />

A: Großzehenendglied<br />

W: Dorsalflexion d. Fußes, Großzehenstreckung<br />

N: N. peronaeus profundus L4 - S1<br />

Seitliche Gruppe - Wadenbeinmuskulatur<br />

o M. peronaeus longus<br />

U: Fibula<br />

A: Schräg unter der Fußsohle am<br />

Os cuneiforme mediale<br />

Os metatarsale 1<br />

W: Plantarflexion, Pronation<br />

N: N. peronaeus superficialis L5 - S1<br />

o M. peronaeus brevis<br />

U: Dist. 2/3 der Fibula<br />

A: Os metatarsale 5 (Tuberositas)<br />

W: Plantarflexion, Pronation<br />

N: N. peronaeus superficialis L5 - S1<br />

3. Fußmuskeln (kurze Fußmuskeln)<br />

Strecker: am Fußrücken<br />

o M. extensor hallucis brevis<br />

U: Calcaneus<br />

A: Großzehengrundglied<br />

W: Großzehenstreckung<br />

N: N. peronaeus profundus, S1,2<br />

o M. extensor digitorum brevis<br />

U: Calcaneus<br />

A: Dorsalaponeurosen der <strong>2.</strong>-5. Zehen<br />

W: Zehenstreckung<br />

N: N. peronaeus profundus S1, 2<br />

Die plantaren Fußmuskeln werden oberflächlich von der Plantaraponeurose (Längszüge Tuber<br />

calcanei - Zehen) bedeckt. Sie bilden die Stütze des Längs- und Quergewölbes.<br />

Großzehenmuskel:<br />

o M. abductor hallucis<br />

U: Tuber calcanei, Plantaraponeurose<br />

A: Basis der Grundphalanx<br />

W: Abduktion nach medial<br />

Stütze des Gewölbes<br />

N: N. plantares (med.+lat.) L5, S1<br />

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Seite 73


o M. flexor hallucis brevis<br />

U: Os cuneiforme mediale<br />

Lig. plantare longum<br />

A: Grundphalanx d. Großzehe<br />

W: Beugung der Großzehe<br />

N: N. plant. med. + lat. L5, S1<br />

- beim Spitzentanz erforderlich<br />

o M. adductor hallucis<br />

N: Plantaris lat. S1,2<br />

- Caput obliquum<br />

U: Os metatarsale 2-4<br />

Os cuboideum + cuneiforme laterale<br />

A: Grundphalanx d. Großzehe<br />

W: Stütze des Längs- u. Quergewölbes<br />

- Caput transversum<br />

U: Kapselbänder d. Zehengrundgelenke 3-5<br />

A: Großzehengrundphalanx<br />

W: Stütze des Quergewölbes<br />

Die Muskeln der Kleinzehe:<br />

o M. abductor digiti minimi<br />

formt den lateralen Fußrand<br />

U: Calcaneus<br />

A: seitlich an der Grundphalanx d. 5. Zehe<br />

W: Plantarflexion, Abduktion d. 5. Zehe<br />

N: N. plant. lat. S1,2<br />

o M. flexor digiti minimi brevis<br />

U: Basis ossis metatarsale 5<br />

Lig. plant. longum<br />

A: Kleinzehengrundphalanx<br />

W: Plantarflexion der Kleinzehe<br />

N: N. plant. lat. S1,2<br />

Kurze Muskeln im mittleren Bereich:<br />

o M. flexor digitorum brevis<br />

U: Tuber calcanei, Plantaraponeurose<br />

A: Mittelphalanx d. Zehen 2-5 (gespaltene Sehnen)<br />

W: Zehenbeugung, Stütze d. Längsgewölbes<br />

N: N. plant. med. L5, S1<br />

o M. quadratus plantae<br />

U: Calcaneus<br />

A: seitl. Rand d. Sehnen d. M. flexor dig. long.<br />

W: Stütze d. Längsgewölbes<br />

N: N. plant. lat. S1,2<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 74


o Mm. lumbricales<br />

U: med. Seite d. Sehnen d. langen Zehenbeugers<br />

A: med. Rand. d. Grundphalangen<br />

W: Add. d. Zehen zur Großzehe<br />

N: N. plant. med. + lat. L5 - S2<br />

o Mm. interossei plantares<br />

Mm. interossei dorsales<br />

(zweiköpfig)<br />

Abb. 73.<br />

Oberschenkelmuskeln II<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Abb. 7<strong>2.</strong><br />

Oberschenkelmuskeln I<br />

Seite 75


Abb. 74.<br />

Unterschenkelmuskeln<br />

Abb. 75.<br />

Fußmuskulatur<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 76


10. Das Nervensystem<br />

Das Nervensystem ist der Ort der Steuerung und Koordination aller Vorgänge im Organismus.<br />

Vom biophysikalischen Standpunkt aus betrachtet ist es der Ort der Reizumwandlung (Reiztransformation).<br />

Beim Nervensystem unterscheidet man:<br />

nach der Funktion:<br />

- animalisches NS: sensomotorisches NS<br />

- VNS = ANS vegetatives = autonomes NS<br />

nach der Lokalisation:<br />

- ZNS zentrale NS: Gehirn, Rückenmark<br />

- PNS peripheres NS:Spinalnerven, Hirnnerven, …<br />

alle Nervenbahnen außerhalb des Gehirns u. Rückenmarkes<br />

Das sensomotorische NS dient der bewussten Wahrnehmung, der willkürlichen Bewegung und<br />

der Nachrichtenverarbeitung.<br />

Motorischer Anteil: zentrifugale Richtung und Leitung (vom Zentrum in die Peripherie),<br />

Steuerung der willkürlichen Muskeltätigkeit: Endsynapsen: motorische Endplatten<br />

Sensibler Anteil: zentripetale Leitung (von der Peripherie zum Zentrum gerichtet), Registrierung<br />

von Tast-, Schmerzempfindung, Temperatur, Synapsen-Tastkörperchen, Schmerzrezeptoren.<br />

10.<strong>1.</strong> Rückenmark und Spinalnerven<br />

Das Rückenmark stellt ein primitives Zentrum für einfache Funktionen des Nervensystems dar<br />

(z.B. bestimmte Reflexe, vegetative Funktionen etc.). Komplexere Aufgaben werden über das Gehirn<br />

abgewickelt. Beim Erwachsenen hat das Rückenmark einen Durchmesser von einem Zentimeter<br />

und eine Länge von 40 - 50 cm, es reicht<br />

also etwa bis in Höhe des zehnten bis zwölften<br />

Brustwirbels.<br />

Im Querschnitt ist eine dunkle schmetterlingsförmige<br />

Figur erkennbar, die graue Substanz.<br />

Diese enthält die Nervenzellen der so genannten<br />

efferenten (zur Muskulatur führenden)<br />

Bahnen im Vorderhorn und die <strong>Zelle</strong>n der so<br />

genannten Interneurone (Umschaltung von Information)<br />

im Hinterhorn.<br />

Die Nervenzellen der afferenten Bahnen (zum<br />

Gehirn führend) befinden sich in den Spinalganglien<br />

außerhalb des Rückenmarks. Die<br />

weiße Substanz enthält hauptsächlich Nervenfasern<br />

(Neuriten) von auf- und absteigenden<br />

Bahnen. Überdies enthält das Rückenmark auch<br />

Fasern des vegetativen Nervensystems, welche<br />

überwiegend aus den vor der Wirbelsäule gelegenen,<br />

so genannten "Grenzstrangganglien"<br />

stammen.<br />

Abb. 76.<br />

Schema Rückenmark<br />

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Seite 77


Pheriphere Nerven werden gebildet aus:<br />

a) Rückenmarksnerven (Nervi spinales)<br />

b) Gehirn- und Schädelnerven (Nervi zerebrales)<br />

Die Rückenmarksnerven oder Spinalnerven bestehen aus vorderer und hinterer Wurzel. Der<br />

kurze Spinalnerv liegt im Zwischenwirbelloch und teilt sich in einen hinteren und einen vorderen<br />

Ast. Auf Höhe der Hinterwurzel liegt das Spinalganglion, welches die sensiblen Nervenzellen<br />

der afferenten (= zentripetalen) Fasern des zerebrospinalen Nervensystems enthält. Durch<br />

die Vorderwurzel treten die efferenten (= zentrifugalen motorischen) Fasern aus. Im Ganzen gibt<br />

es ca. 32 Paare von Rückenmarksnerven:<br />

8 Paare Hals (= cervikal) Nerven, C1 - C8<br />

12 Paare Brust (= thorakal) Nerven, Th1 - Th12<br />

5 Paare Lenden (= lumbal) Nerven, L1 - L5<br />

5 Paare Kreuzbein (= sacral) Nerven, S1 - S5<br />

1 - 2 Paare Steißbein (= coccygeal) Nerven, Col - Co2<br />

Die vorderen Äste der Spinalnerven bilden im Halsbereich und im Lumbosakralbereich Geflechte<br />

(Plexen):<br />

Halsgeflecht (Plexus cervikalis):<br />

C1 - C4<br />

Armgeflecht (Plexus brachialis):<br />

C5 - Th1<br />

Lendengeflecht (Plexus lumbalis):<br />

L1 - L4 (Nervus femoralis)<br />

Kreuzbeingeflecht (Plexus sacralis):<br />

L4 - S3 (Nervus ischiadicus)<br />

S2 - S4 (Nervus pudendus)<br />

S4 - S5 (Nervus coccygeus)<br />

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Seite 78


10.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Reflex, Reflexbogen<br />

Über die afferenten Fasern der Hinterwurzel, die von den Nervenzellen des Spinalganglions<br />

ihren Ursprung nehmen, wird die sensible Erregung den Hinterhornzellen des RM übermittelt<br />

und von diesem zum Gehirn weitergeleitet.<br />

Die Umschaltung kann auch in der Medulla oblongata erfolgen. Die afferenten Fasern können<br />

aber auch zu den Vorderhornzellen verlaufen und die Erregung so auf sie übertragen. Die so ausgelöste<br />

Muskelreaktion bezeichnet man als Reflex, die Neuronenschaltung als Reflexbogen.<br />

Im Allgemeinen laufen die afferenten Fasern nicht bis zum motorischen Neuron (monosynaptischer<br />

Reflexbogen).<br />

Klinisch wichtig sind der Eigenreflex (Streckreflex; monosynaptisch) und der Fremdreflex<br />

(Fluchtreflex).<br />

Beim Eigenreflex wird ein Muskel durch einen Schlag auf seine Sehne kurz gedehnt und es<br />

kommt durch die Reizung der Dehnungsrezeptoren als Gegenreaktion zu einer momentanen<br />

Kontraktion des Muskels. Der Reflex läuft in einer Rückenmarkshöhe = Segment über wenige<br />

Neurone ab.<br />

Beim Fremdreflex werden Hautrezeptoren gereizt (Schmerz - Verbrennung ...) und es kommt durch<br />

koordinierte Aktion mehrerer Muskelgruppen zu einer Fluchtbewegung. Dabei breitet sich<br />

die Erregung über mehrere Segmente (verschiedene Höhen des RM) unter Einschaltung zahlreicher<br />

Zwischenneurone, gleichzeitig oder / und auf die Gegenseite weitervermittelt, aus.<br />

Für das Zustandekommen einer geordneten Bewegung müssen bei Kontraktion einer Muskelgruppe<br />

gleichzeitig die zugehörigen Antagonisten erschlaffen (erreicht durch Hemmung der entsprechenden<br />

<strong>Zelle</strong>) z.B. gibt ein Neuron für die Streckmuskulatur einen Impuls weiter, so wird<br />

dieser über eine Axonkollaterale gleichzeitig auf hemmende Zwischenneurone übertragen, die<br />

die Neurone der Beugemuskulatur hemmen.<br />

Die Leitungsgeschwindigkeit der Neurone ist abhängig von<br />

– Umfang des Axons = Dicke der Markscheide<br />

– Abstand der Ranvier`schen Knoten (Länge der Internodien)<br />

Die Leitungsgeschwindigkeit des Nervens steigt mit<br />

– Dicke der Markscheide<br />

– Länge der Internodien<br />

Man unterscheidet:<br />

A Fasern, markhaltig, Durchmesser 3 - 20 μm Lv: - 120 m/sec<br />

Erregungsleistung saltatorisch = sprunghaft<br />

A α - propriorezeptiv 12 - 20 μm Lv: 70 - 120 m/sec<br />

somatomotorisch<br />

β - Berührung, Druck 5 – 12 μm 30 - 70<br />

γ - motorisch zu Muskelspindel 3 – 6 μm 15 - 30<br />

δ - Schmerz, Temperatur 2 – 5 μm 12 - 30<br />

B Fasern, markarm, – 3 μm Durchmesser Lv: – 15 m/sec<br />

präganglionär autonom<br />

C Fasern, marklos, Lv: – 2 m/sec<br />

kontinuierliche Ausbreitung Schmerz, Reflexe<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 79


Abb. 77.<br />

Reflexbogen, Schema<br />

10.<strong>1.</strong><strong>2.</strong> Die Muskelspindel<br />

Regulierung der Muskelspannung: Tonus<br />

Die Muskelspindel ist ein Dehnungsrezeptor. Sie wird bei Dehnung = Streckung des Muskels<br />

erregt. Ihre Aktivität erlischt bei Kontraktion des Muskels. Eine Muskelspindel besteht aus 5 - 10<br />

dünnen quergestreiften Muskelfasern (<strong>Zelle</strong>n), die in einer bindegewebigen Kapsel parallel zu<br />

den übrigen Muskelfasern liegen, und an deren Sehnen ansetzen. Die Fasern der Muskelspindel<br />

(- 10 mm lang) werden auch als intrafusale Fasern bezeichnet, die Arbeitsmuskelfasern (alle<br />

übrigen, die nicht in den Spindeln liegen) als extrafusale Fasern. Muskeln, die an sehr fein abgestimmten<br />

Bewegungen beteiligt sind (Fingermuskeln), besitzen eine große Anzahl von Muskelspindeln.<br />

Muskeln für einfache Bewegungen (Rumpfmuskulatur - autochthone M.) enthalten<br />

wesentlich weniger Spindeln.<br />

Feinbau der Muskelspindel:<br />

Die einzelnen Spindelfasern, die bis zu 10 mm lang sein können, haben einen mittleren äquatorialen<br />

Teil, der eine Anzahl von Zellkernen enthält, aber keine Myofibrillen; dieser Mittelteil ist<br />

daher nicht kontraktil. An ihm endet eine dicke sensible Nervenfaser, deren Ende sich spiralig<br />

um die Muskelfasern (<strong>Zelle</strong>n) wickeln: Anulospiralige Endigung (Faser). An einer oder an beiden<br />

Seiten der anulospiralen Endigung kann eine dünnere sensible Faser mit einer Art von Blütendolden-Endigung<br />

ansetzen: Flowerspray-Endigung (Faser).<br />

Die beiden distalen kontraktilen Abschnitte der Muskelspindel (vom Mittelteil bis zum Sehnenansatz)<br />

werden von dünnen motorischen Fasern: γ-Fasern (Gamma) umgeben. Diese Fasern<br />

stammen von kleinen motorischen Vorderhornzellen (RM) den Neuronen, deren Impulse zur<br />

Kontraktion der distalen = kontraktilen Faserabschnitte führen. Die daraufhin erfolgende Dehnung<br />

des sensorischen Mittelteils führt zur Empfindlichkeitsänderung der Spindel und zur Erregung<br />

der anulospiralen Faser. Bei Streckung des Muskels nimmt die Frequenz der Impulse mit<br />

der Längenänderung des Muskels zu (Informationsübermittlung der jeweiligen Muskellänge).<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 80


Die Erregungen werden über den Reflexbogen den großen Vorderhornzellen zugeführt und über<br />

aufsteigende RM-Bahnen auch dem Kleinhirn + dem EPS. Die Erregung der Vorderhornzelle bei<br />

plötzlicher Dehnung bewirkt eine sofortige Kontraktion des Muskels.<br />

Die Muskelspindel enthält zwei verschiedene Arten von intrafusalen Fasern:<br />

– Kernkettenfasern (Zellkerne in Ketten im Mittelteil)<br />

– Kernhaufenfasern (Zellkerne in Haufen im Mittelteil)<br />

Beide Faserarten werden von anulospiralen<br />

Fasern versorgt. Flowerspray Fasern findet<br />

man (fast nur) an Kernkettenfasern. Die<br />

Kernkettenfasern registrieren den anhaltenden<br />

Dehnungszustand des Muskels. Die<br />

Kernhaufenfasern reagieren auf die aktuelle<br />

Dehnung des Muskels. Die Muskelspindeln<br />

übermitteln so dem Kleinhirn die Information<br />

über die Länge und Geschwindigkeit der Längenänderung<br />

(Streckung), (für die Integration<br />

zur koordinierten Bewegung-Gleichgewicht,<br />

…).<br />

10.<strong>2.</strong> Die 12 Hirnnerven<br />

Sie treten direkt aus dem Gehirn an der Schädelbasis aus und versorgen den Kopf und einen<br />

Großteil der Eingeweideorgane.<br />

I. Bulbus und Traktus olfactorius: Riechnerv<br />

II. Nervus opticus: Sehnerv (versorgt die Netzhaut)<br />

III. Nervus oculomotorius: motorischer Augennerv (Augenmuskeln, Akkommodation,<br />

Pupillenverengung)<br />

IV. Nervus trochlearis: (oberer schräger Augenmuskel)<br />

V. Nervus trigeminus (Nervus supraorbitalis, Nervus maxillaris, Nervus mandibularis):<br />

sensibel - Gesichtshaut, Nasenhöhle, Gaumen, Mundhöhle, Zunge;<br />

motorisch - Kaumuskulatur<br />

VI. Nervus abducens: (äußerer gerader Augenmuskel)<br />

VII. Nervus facialis: motorischer Gesichtsnerv (Gesichtsmuskulatur)<br />

VIII. Nervus vestibulocochlearis: Sinnesnerv des Gleichgewichts- und Gehörorgans<br />

IX. Nervus glossopharyngeus: Geschmacksnerv der Zunge, Schlundnerv<br />

X. Nervus vagus: Kehlkopfmuskulatur; Eingeweidenerv für Atemorgane, Herz,<br />

Verdauungsorgane etc.<br />

XI. Nervus accessorius: motorischer Nerv für Trapez- und Halsmuskel<br />

XII. Nervus hypoglossus: motorischer Zungennerv<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Abb. 78.<br />

Muskelspindel<br />

Seite 81


Abb. 79.<br />

Das menschliche Gehirn im Schnitt<br />

10.3. Das Gehirn<br />

Das Gehirn besteht aus fünf Teilen, die sich aus den fünf Gehirnbläschen des Embryos<br />

ent w ic kel n .<br />

1) Das verlängerte Mark (Medulla oblongata)<br />

2) Hinterhirn (Metencephalon): besteht aus Brücke (Pons) und Kleinhirn (Cerebellum)<br />

3) Mittelhirn (Mesencephalon): besteht aus Vierhügelplatte (Lamina quadrigemina),<br />

Haube (Tegmentum) und den zwei Hirnschenkeln (Crura cerebri)<br />

4) Zwischenhirn (Diencephalon): besteht aus Thalamus, Hypothalamus, Epiphyse<br />

(Zirbeldrüse), Hypophysenvorderlappen (Adenohypophyse), Mamillarkörperchen<br />

(Corpora mamillaria)<br />

5) Endhirn (Telencephalon): besteht aus Stammganglien, zwei Großhirnhälften<br />

(Hemisphären), Rinde (Cortex), Riechhirn.<br />

Das verlängerte Mark plus Mittelhirn plus Hinterhirn = Hirnstamm.<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 82


Die Hirnteile im einzelnen<br />

Medulla oblongata<br />

Ursprung der zwölf Hirnnerven<br />

Atmungszentrum<br />

Kreislaufzentrum<br />

Kreuzung der "Pyramidenbahn" (Willkürmotorik):<br />

bei Ausfall oberhalb - Lähmung der Gegenseite<br />

bei Ausfall unterhalb - Lähmung der gleichen Seite<br />

Störung: sofortiger Tod<br />

Hinterhirn<br />

Kleinhirn: Kontrollzentrum der "Extrapyramidalmotorik" (reguliert Muskelspannung,<br />

Muskelkraft, Muskelkoordination)<br />

Meldesammelstelle für Tiefensensibilität und Tastsinn<br />

Störung: Atonie (Mangel an normalem Muskeltonus)<br />

Asthenie (Mangel an normaler Muskelkraft)<br />

Ataxie (Mangel an normaler Muskelkoordination)<br />

Intentionstremor (Zittern am Beginn der Bewegung - z.B. Nystagmus -<br />

Augenmuskelzittern)<br />

Gleichgewichtsstörungen<br />

Schleudergang<br />

Mittelhirn<br />

Weiterleitung von Seh- und Hörreflexen zum Rückenmark<br />

Zentren der "Extrapyramidal-Motorik"<br />

Steuerung der Stimmungslage (Formatio reticularis, Limbisches System)<br />

Störung: Bewegungsausfälle (Zahnradbewegungen, Muskelstarre, Schüttelbewegungen<br />

= Morbus Parkinson)<br />

psychische Spannungszustände, Depressionen, Erschöpfungszustände<br />

Zwischenhirn<br />

Thalamus:<br />

Übermittlungszentrum zwischen Cortex und Körper - der allgemeinen Sensibilität,<br />

Sehfunktion, Riechfunktion (Tastempfindung, Tiefensensibilität,<br />

Temperaturempfindung, Schmerzempfindung)<br />

Anhangsgebilde:<br />

Zirbeldrüse (Epiphyse - Funktion weitgehend unbekannt, Pigmentbildung?)<br />

Hypothalamus:<br />

Oberstes Befehlszentrum des vegetativen Nervensystems<br />

Zentrum des Wasserhaushaltes<br />

Steuerung der Körpertemperatur<br />

Steuerung des Kreislaufes<br />

Steuerung der Nahrungsverwertung<br />

Steuerung des Stoffwechsels<br />

Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus<br />

Steuerung des abhängigen Hormonspiegels<br />

Hypophyse:<br />

Hinterlappen (Neurohypophyse): entsteht durch Ausstülpung des Hypothalamus -<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 83


Bildungsstätte zweier Hormone, (Oxytocin - Steuerung der Uterusmuskulatur, Adiuretin<br />

- Steuerung von Wasserausscheidung und Blutdruck)<br />

Vorderlappen (Adenohypophyse): entsteht durch Ausstülpung des Darmrohres<br />

(Kopfdarmdach); endokrine Drüse<br />

Bildungsstätte von Hormonen: Somatotropes Hormon (Wachstumshormon)<br />

Gonadotrope Hormone: Steuerung der Geschlechtsdrüsen<br />

Glandotrope Hormone: Steuerung der untergeordneten Hormondrüsen (Schilddrüsen,<br />

Nebennierenrinde etc.)<br />

Releasingfaktoren: werden im Hypothalamus gebildet und steuern die<br />

Hormonproduktion im Hypophysen-Vorderlappen.<br />

Es besteht außerdem eine enge Verbindung zwischen Hypothalamus, dem "Limbischen System"<br />

(Formatio reticularis - Zwischenhirn) und der Hirnrinde (Cortex).<br />

Dieses System macht die funktionelle Abhängigkeit zwischen Geist, Seele und Körper verständlich.<br />

Eine Störung dieser vielfältigen Querverbindungen äußert sich als sogenannte "Psychosomatische<br />

Erkrankung".<br />

Endhirn<br />

Graue Substanz (marklos, Nervenzellen): Gehirnrinde (Cortex)<br />

Stammganglien<br />

Riechhirn<br />

Weiße Substanz (markhaltig, Nervenfasern): Leitungsbahnen (Capsula interna)<br />

Zwei Hemisphären: Balken (Verbindungszone)<br />

Gyri (Windungen) - Sulci (Furchen)<br />

Zwei Hohlräume (Seitenventrikel) enthalten Liquor,<br />

Plexus choroideus (Liquorproduktion)<br />

Gehirnrinde:<br />

Zentren für Bewusstsein, Intelligenz, Wille, Sprache, Gedächtnis, Charakter,<br />

Sinnesleistungen, bewusste Muskeltätigkeit, Sensibilität.<br />

Riechhirn:<br />

Entwicklungsgeschichtlich ältester Gehirnteil, beim Menschen sehr klein im Verhältnis<br />

zu anderen Säugetieren.<br />

Stammganglien:<br />

Zentren für so genannte Extrapyramidalmotorik (Regelung der unbewussten<br />

Muskeltätigkeit und Muskelspannung).<br />

Störung: Veitstanz (atonisch-hyperkinetisches Zustandsbild)<br />

Morbus Parkinson (hypertonisch-akinetisches Zustandsbild)<br />

Capsula interna:<br />

Enthält Pyramidenbahnfasern aus dem motorischen Hirnrindenanteil - diese werden<br />

im Bereich der Medulla oblongata gekreuzt und ziehen über die motorischen<br />

Vorderhörner des Rückenmarkes in die periphere Muskulatur.<br />

Störung: Apoplexie (Schlaganfall):<br />

Die Arteria thalamostriata anterolateralis, welche Teile der Stammganglien versorgt,<br />

weist im Bereich der Capsula interna eine Krümmung auf; diese Krümmung stellt eine<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 84


Schwachstelle dar und kann daher bei länger bestehendem hohen Blutdruck bzw.<br />

Arteriosklerose an dieser Stelle am ehesten platzen.<br />

Die Blutung in die Capsula interna führt zu einer mechanischen Druckatrophie und<br />

einem Leistungsausfall der Nervenfasern.<br />

Ergebnis: Lähmung der Gegenseite, weil der Ausfall oberhalb d. Kreuzungsstelle liegt.<br />

Limbisches System<br />

Anteile aus Hirnstamm und Großhirn<br />

Enge Beziehungen zu Thalamus, Hypothalamus und Stammganglien.<br />

Funktion: Beeinflussung der Stimmungslage und des Gemütes;<br />

Steuerung von vegetativen Funktionen und Hormonen.<br />

Störungen: Angstgefühle, Aggressivität, Depressionen, Schlafstörungen etc. - diese werden<br />

ausgelöst durch so genannte "Stressoren" (Verletzungen, Schmerzen, Infektionen, Entzündungen,<br />

Schrecksituationen etc.)<br />

Das Limbische System ist Hauptangriffsort der so genannten "Psychopharmaka".<br />

10.4. Die Willkürmotorik<br />

Die gemeinsame Endstrecke aller an der Motorik beteiligten Zentren ist die große Vorderhornzelle<br />

des RM und ihr Axon das α-Neuron, das die willkürliche Skelettmuskulatur innerviert (motorische<br />

Endplatte).<br />

Die Pyramidenbahn hat ihren Ursprung in der vorderen Zentralwindung und dem vorgelagerten<br />

Cortex (2/3 Präzentralregion, 1/3 Parietallappen) (von den Fasern sind 60 % markhaltig, 40 %<br />

marklos). Die dicken Fasern der Riesenpyramidenzellen sind nur 2-3 % der markhaltigen, (die<br />

übrigen stammen von kleinen Pyramidenzellen). Die Fasern der Pyramidenbahn durchlaufen<br />

die "innere Kapsel". Am Übergang zum Mittelhirn treten sie an die Hirnbasis und bilden die<br />

Hirnschenkel, Crura cerebri, mit. Im Hirnstamm endet ein Teil der Fasern an den Hirnnervenkernen.<br />

Die weiterlaufenden Fasern passieren die Medulla oblongata. In der Pyramidenkreuzung<br />

kreuzen 80 % aller Fasern der Pyramidenbahn auf die Gegenseite und laufen dann als Pyramidenseitenstrang<br />

(Tractus corticospinalis lateralis) zu ihrem Segment.<br />

Die ungekreuzten Fasern verlaufen weiter (im Tractus corticospinalis ventralis) und kreuzen erst<br />

in Höhe des Segmentes auf die Gegenseite.<br />

Die Pyramidenbahnfasern enden zum größten Teil an Zwischenneuronen, nur ein geringer Teil<br />

endet direkt an den motorischen Vorderhornzellen (v. a. für die distalen Extremitätenmuskeln).<br />

Pyramidenbahnimpulse wirken auf Neurone, die Flexoren innervieren, aktivierend, auf Neurone,<br />

die Extensoren innervieren, hemmend.<br />

Die Fasern aus dem Parietallappen regulieren den Zustrom sensibler Erregung über das Hinterhorn.<br />

Auf die Vorderhornzelle wirken auch noch Bahnen des EPS und KH und regulieren so den<br />

Bewegungsumfang (Ausdruck, Gleichgewicht, ...) mit.<br />

Abb. 80. Sensorischer und<br />

motorischer Cortex<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 85


10.5. Vegetatives Nervensystem (VNS)<br />

Synonym: Autonomes oder Viscerales Nervensystem<br />

Das VNS dient der Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Körperfunktionen.<br />

Dazu gehören:Eingeweidetätigkeit (Verdauung, Stoffwechsel)<br />

Kreislauf (Herztätigkeit, Blutdruckregulation)<br />

Atmung<br />

Drüsentätigkeit (Schweiß, Speichel)<br />

Geschlechtsfunktion<br />

Als "autonomes Nervensystem" arbeitet es unabhängig von direkter willentlicher Beeinflussung.<br />

Die Zentren des VNS liegen teils im Gehirn, teils im Rückenmark. Die obersten Befehlsstellen<br />

befinden sich im Hypothalamus; untergeordnete Zentren befinden sich im Mittelhirn, im verlängerten<br />

Mark und in den Seitenhörnern des Rückenmarkes.<br />

Die zuführenden (afferenten oder zentripetalen) Fasern melden Schmerzreize und die Reize der<br />

Mechano- und Chemorezeptoren aus Lunge, Herz, Magen-Darm-Trakt, Harnblase und Gefäßsystem.<br />

Die abführenden (efferenten oder zentrifugalen) Fasern steuern als Reflexantwort die Tätigkeit<br />

der glatten Muskulatur der verschiedenen Organe (Auge, Lunge, Verdauungstrakt, Gefäßsystem,<br />

Harnblase etc.) und die Funktion von Herz und Drüsen.<br />

Das VNS besteht aus den zwei Anteilen:<br />

– Sympathicus<br />

– Parasympathicus<br />

10.5.<strong>1.</strong> Sympathicus<br />

Der Sympathicus hat seinen Ursprung in den Seitenhörnern der grauen Substanz des Brustmarkes<br />

und des oberen Lendenmarkes. Die "präganglionären Fasern" verlassen mit den Vorderwurzeln<br />

das Rückenmark und treten durch die "weißen Verbindungsäste" in den "Grenzstrang"<br />

(Truncus sympathicus) ein.<br />

Grenzstrang:<br />

Der Grenzstrang besteht aus einem<br />

– Halsteil - drei Ganglien<br />

– Brustteil - zwölf Ganglien<br />

– Lendenteil - vier bis fünf Ganglien<br />

– Kreuzbeinteil - vier bis fünf Ganglien<br />

– Steißbeinteil - ein Ganglion<br />

Das Halsteil weist ein obiges und unteres Ganglion auf, wobei das untere Halsganglion mit dem<br />

ersten Brustganglion zum sternförmigen Ganglion (Ganglion stellatum) verwachsen ist.<br />

Vom oberen Halsganglion steigt der Sympathicus in Form eines die Äste der Gehirncarotis umspinnenden<br />

Geflechtes in die Schädelhöhle. Die Schaltung der weißen präganglionären Fasern<br />

erfolgt entweder in der Grenzstrangkette neben der Wirbelsäule (prävertebrale Ganglien) oder<br />

erst weiter weg (paravertebrale Ganglien). Die grauen postganglionären Fasern ziehen als graue<br />

Verbindungsäste zu den Rückenmarksnerven und zu den vegetativen Geflechten. Die Endigung<br />

des Sympathicus bilden Adrenalin und Noradrenalin. Man bezeichnet deshalb den Sympathicus<br />

auch als adrenerges System (arbeitet ergotrop, d.h., er ist auf augenblickliche Höchstleistungen<br />

ausgerichtet).<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 86


10.5.<strong>2.</strong> Parasympathicus<br />

(= Vagus)<br />

Die Zentren des Parasympathicus liegen teils im Gehirn, teil im Kreuzbeinmark.<br />

Die meisten parasympathischen Ganglien sind entweder organnahe oder in die Wand des Organs<br />

eingelagert (= "intramurale Ganglien").<br />

Kopfteil des Parasympathicus:<br />

Hirnnerven 3 - Nervus oculomotorius<br />

7 - Nervus facialis<br />

9 - Nervus glossopharyngeus<br />

10 - Nervus vagus<br />

Kreuzbeinteil des Parasympathicus:<br />

Rückenmarksnerven S 3 – 4<br />

Die Endverzweigungen des Parasympathicus bilden Acetylcholin. Er arbeitet trophotrop, d.h. er<br />

ist für Ernährung und Regeneration verantwortlich.<br />

Vegetative Geflechte<br />

Vegetative Geflechte finden sich im Brust-, Bauch- und Beckengebiet. In ihnen vermischen sich<br />

parasympathische und sympathische Nervenfasern und befinden sich zahlreiche kleinere und<br />

größere Ganglien.<br />

Geflechte im Brustgebiet:<br />

Die vegetativen Geflechte im Brustraum versorgen Lunge, Herz, große Gefäße und Speiseröhre.<br />

Geflechte im Bauchgebiet:<br />

Im Bauchgebiet folgen die vegetativen Geflechte den großen Schlagadern. Das wichtigste Geflecht<br />

ist das Sonnengeflecht (Plexus solaris). Es liegt um die ersten großen Äste der Bauchaorta<br />

herum und wird zur Hauptsache aus den beiden großen und den beiden kleinen Eingeweidenerven,<br />

aus dem Brustteil des sympathischen Grenzstranges sowie vom rechten Vagusnerven<br />

gebildet.<br />

Vom Sonnengeflecht gehen Geflechte zu Magen, Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse, Nebennieren,<br />

Nieren, Geschlechtsdrüsen, Dünndarm und Dickdarm bis zur linken Krümmung.<br />

Geflechte im Becken:<br />

Nach unten setzten sich die Bauchgeflechte in das Beckengeflecht fort, in welches die parasympathischen<br />

Eingeweidenerven und Sympathicusfasern eintreten. Es versorgt den absteigenden<br />

Dickdarm, die Sigmaschlinge, den Mastdarm, die Geschlechtsorgane und die Harnblase.<br />

Funktion des vegetativen Nervensystems<br />

Die Überträgerstoffe (Transmitter) des VNS sind:<br />

– Acetylcholin (ACh)<br />

– Noradrenalin (NA)<br />

– Adrenalin<br />

Acetylcholin<br />

ist der Überträgerstoff des Parasympathicus.<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 87


Außerdem wirkt ACh:<br />

1) an allen präganglionären vegetativen Nervenendigungen;<br />

2) an einigen sympathischen postganglionären Nervenendigungen;<br />

3) an den motorischen Endplatten;<br />

4) an einigen Synapsen des ZNS.<br />

Es erhöht die Membrandurchlässigkeit bzw. -Leitfähigkeit für Natrium-, Kalium- und Calcium-<br />

Ionen; es ermöglicht bzw. fördert die Reizübertragung.<br />

Abb. 8<strong>1.</strong><br />

Transmitterstrecke<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Noradrenalin<br />

Noradrenalin ist der Überträgerstoff des Sympathicus<br />

(mit Adrenalin und Dopamin). Es wird systemisch im<br />

Nebennierenmark freigesetzt (in das Blut)<br />

Bei Überreaktion: Schock (Schocksymptome)<br />

Noradrenalin kommt weiter vor<br />

- an einigen Synapsen des ZNS<br />

- an den meisten postganglionären sympathischen Nervenendigungen.<br />

Sympathicus Parasympathicus<br />

Herz Beschleunigung Verlangsamung<br />

Gefäß in der Peripherie Verengung Erweiterung<br />

Gefäß zentral (Gehirn,<br />

Muskulatur, Herz, Lunge) Erweiterung Verengung<br />

Bronchien Erweiterung Verengung<br />

Lunge Erweiterung Verkleinerung<br />

Speiseröhre Erschlaffung Anspannung<br />

Magentätigkeit Hemmung Anregung<br />

Darmtätigkeit Hemmung Anregung<br />

Leberfunktion Hemmung Anregung<br />

Gallenblase Erschlaffung Anspannung<br />

Pancreasfunktion Hemmung Anregung<br />

Speicheldrüsen zäher Speichel dünner Speichel<br />

Verdauungssäfte Verminderung Vermehrung<br />

Milz Tonuszunahme Tonusabnahme<br />

Nierentätigkeit Hemmung Anregung<br />

Harnblase Harnverhaltung Harnentleerung<br />

Geschlechtsfunktion Hemmung Anregung<br />

Uterus Erschlaffung Anspannung<br />

Muskeltonus Verminderung Erhöhung<br />

Schweißdrüsen spärlich, klebrig reichlich, dünn<br />

Pupillen Erweiterung Verengung<br />

Lidspalte Erweiterung Verengung<br />

Seite 88


1<strong>1.</strong><br />

Vokabular<br />

Abdomen Bauch<br />

Abductor der Abzieher<br />

Accessorius hinzukommend<br />

Adductor der Heranführer<br />

Adeps, adipis Fett<br />

Adhaesio Verbindung<br />

Afferens heranbringend<br />

Albugineus Weißlich<br />

Albus Weiß<br />

Alveolus kleine Aushöhlung<br />

Ampulla Bauchfläschchen<br />

Anastomosis Querverbindung<br />

Ancon, anconis Ellbogen<br />

Angulus Winkel<br />

Antrum Grotte<br />

Anulus Ring<br />

Aorta Hauptkörperschlagader<br />

Apex Spitze<br />

Aponeurosis Flächensehne<br />

Appendix Anhängsel<br />

Arbor Baum<br />

Arcus Bogen<br />

Arteria Schlagader<br />

Arteriola kleine Schlagader<br />

Ascendens Aufsteigend<br />

Autonomicus eigengesetzlich<br />

Axilla Achselhöhle<br />

Azygos Unpaar (Joch)<br />

B<br />

Basilicus Königlich<br />

Basis Grundfläche<br />

Biceps Zweiköpfig<br />

Brachium Arm (Oberarm)<br />

Brevis Kurz<br />

Bronchiolus kleiner Bronchus<br />

Bronchus Luftröhrenast<br />

Bucca Backe, Wange<br />

Bulbus Zwiebel<br />

Bursa Beutel<br />

C<br />

Caecus Blind<br />

Caeruleus Bäuchlein<br />

Calix Kelch<br />

Callosus Schwielig<br />

Capillaris haarähnlich<br />

Capsula Kapsel<br />

Caput Kopf<br />

Cardia Magenmund<br />

Carpus Handwurzel<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Cauda Schwanz<br />

Cavum Hohlraum<br />

Centrum Mittelpunkt<br />

Cerebellum Kleinhirn<br />

Cerebrum Gehirn<br />

Cervix Hals<br />

Chiasma Kreuzung<br />

Chorda Strang<br />

Chylus Darmlymphe<br />

Clavicula Schlüsselbein<br />

Clunis Gesäßbacke<br />

Coccyx Steißbein<br />

Cochlea Schnecke<br />

Collateralis Seitlich<br />

Collum Hals<br />

Colon Dickdarm<br />

Communis Gemeinsam<br />

Conexus Verbindung<br />

Constrictor Zusammenzieher<br />

Cornea Hornhaut<br />

Corona Kranz<br />

Corpus Körper<br />

Cortex, corticis Rinde<br />

Costa Rippe<br />

Coxa Hüfte<br />

Cranium Schädel<br />

Crus, cruris Schenkel<br />

Cutis, cutis Haut<br />

D<br />

Deferens herabführend<br />

Dens, dentis Zahn<br />

Depressor Herabdrücker<br />

Dermis Lederhaut<br />

Descendens herabsteigend<br />

Diaphragma Trennwand<br />

Diaphysis Mittelstück der langen Knochen<br />

Diencephalon Zwischenhirn<br />

Digastricus Zweibäuchig<br />

Digitalis zu Finger / Zehe gehörend<br />

Digitus Finger (Zehe)<br />

Dilator Erweiterer<br />

Discus Scheibe<br />

Dorsum Rücken<br />

Ductus Gang<br />

Duodeni "je zwölf"<br />

Durus Hart<br />

E<br />

Efferens herausführend<br />

Seite 89


Embryo Keimling (Mens 1-3)<br />

Eminentia Erhöhung<br />

Encephalon Gehirn<br />

Endothelium zelliger Innenbelag<br />

Entericus zu den Eingeweiden<br />

gehörend<br />

Epicondylus auf Gelenksfortsatz<br />

aufgesetzter Fortsatz<br />

Epidermis Oberhaut<br />

Epiphysis Knochenendstück,<br />

Zirbeldrüse<br />

Epithelium zellige Flächenabdeckung<br />

Equinus zum Pferd gehörend<br />

Erector der Aufrichter<br />

Extensor Strecker<br />

Extremitas Gliedmaße<br />

F<br />

Facies Außenfläche, Gesicht<br />

Falx, falcis Sichel<br />

Fascia derbe Bindegewebshülle<br />

Fetus noch ungeborenes Kind<br />

(Mens 3-9)<br />

Fibra Faser<br />

Filamentum submikroskopisches<br />

Fäserchen<br />

Filum Faden<br />

Fissura Spalte<br />

Flavus Gelb<br />

Flexor Beuger<br />

Folium Blatt<br />

Foramen Loch<br />

Formatio Gebilde<br />

Fossa Graben<br />

Fovea Grube<br />

Frenulum Bändchen<br />

Frons, frontis Stirn<br />

Fundus Boden<br />

G<br />

Galea Kopfschwarte<br />

Ganglion Nervenknoten<br />

Genesis Entstehung<br />

Genu Knie<br />

Germen Keim<br />

Gingiva Zahnfleisch<br />

Glandula Drüse<br />

Glomerulus kleines Knäuel<br />

Glutaeus zum Gesäß gehörig<br />

Gracilis Schlank<br />

Griseus Grau<br />

Gyrus Windung<br />

H<br />

Hallux, hallucis Großzehe<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Helix, helicis Windung<br />

Hepar, hepatis Leber<br />

Hiatus Öffnung<br />

Hilus Gefäßeintrittsort<br />

Homo, hominis Mensch<br />

Hyalinus Gläserns<br />

Hypoglossus unter der Zunge gelegen<br />

I<br />

Ileum Krummdarm<br />

Impar Ungleich<br />

Incisura Einschnitt<br />

Index, indicis Zeigefinger<br />

Infundibulum Trichter<br />

Inguen, inguinis Leistengegend<br />

Insula Insel<br />

Integumentum Haut<br />

Intestinum Eingeweide<br />

Intima innerste Gefäßauskleidung<br />

Iris, iridis Regenbogenhaut<br />

Ischiadicus zum Sitzbein gehörend<br />

Ischium Gesäß<br />

J<br />

Jejunum Leerdarm<br />

Junctura Verbindung<br />

L<br />

Labium Lippe<br />

Labrum Lippe<br />

Lac, lactis Milch<br />

Lacrima Träne<br />

Lanugo Wollhaar<br />

Laryngeus zum Kehlkopf gehörend<br />

Latissimus der Breiteste<br />

Latus Breit<br />

Lens, lentis Linse<br />

Levator Heber<br />

Lien, lienis Milz<br />

Ligamentum Band<br />

Limbus Saum<br />

Linea Linie<br />

Lingua Zunge<br />

Liquor Flüssigkeit<br />

Lobus Lappen<br />

Longus Lang<br />

Lucidus Hell<br />

Lunula Möndchen<br />

Luteus Gelb<br />

M<br />

Macula Fleck<br />

Major der Größere<br />

Malleus Hammer<br />

Mandibula Unterkiefer<br />

Manubrium Handgriff<br />

Seite 90


Manus Hand<br />

Margo, marginis Rand<br />

Mastoideus brustwarzenförmig<br />

Mater, matris die Umhüllende<br />

Maximus der Größte<br />

Meatus Gang<br />

Mediastinum Mittelfell<br />

Medulla Mark<br />

Membrana zarte Haut<br />

Meninx, meningis Hirnhaut<br />

Meniscus halbmondförmiger<br />

Schaltknorpel<br />

Mesothelium Zellbelag seröser Häute<br />

Metacarpus Mittelhand<br />

Metaphysis an die Epiphyse grenzendes<br />

Diaphysenende<br />

Metatarsus Mittelfuß<br />

Minor der Kleinere<br />

Mitra zweizipfelige Mütze<br />

Mollis Weiche<br />

Mons, montis Berg<br />

Monticulus Hügelchen<br />

Motor Beweger<br />

Mucosus Schleimig<br />

Mucus Schleim<br />

Multifidus vielgespalten<br />

Musculus Muskel<br />

N<br />

Nasus Nase<br />

Nates Gesäß<br />

Natus Geburt<br />

Nephritis Nierenentzündung<br />

Nervus Nerv<br />

Niger Schwarz<br />

Nodulus Knötchen<br />

Nodus Knoten<br />

Nomen, nominis Name<br />

Nucha Nacken<br />

Nucleus Kern<br />

Nutricius Ernährend<br />

O<br />

Obliquus Schräg<br />

Obturator Verstopfer<br />

Occiput, occipitis Hinterhaupt<br />

Occultus Verborgen<br />

Oculus Auge<br />

Oesophagus Speiseröhre<br />

Olfactus Geruchssinn<br />

Oliva Olive<br />

Omentum Netz<br />

Omphalos Nabel<br />

Ophthalmicus zum Auge gehörend<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Orbita Augenhöhle<br />

Organum Organ<br />

Orificium Mündung<br />

Origo, originis Ursprung<br />

Os, oris Mund<br />

Os, ossis Knochen<br />

Ostium Mündung<br />

Oticus zum Ohr gehörend<br />

Ovum Ei<br />

P<br />

Palatum Gaumen<br />

Palma Handfläche<br />

Palmaris zur Handfläche gehörend<br />

Palpebra Augenlid<br />

Papilla Warze<br />

Parasympathicus Antagonist d. Sympathicus<br />

Parenchyma spezifisches Organgewebe<br />

Paries, parietis Wand<br />

Parotis, parotidis Ohrspeicheldrüse<br />

Pars, partis Teil<br />

Parvus Klein<br />

Pecten, pectinis Kamm<br />

Pectus, pectoris Brust<br />

Pellis Fell<br />

Pellucidus Rachen<br />

Pelvis Becken<br />

Perforatus Durchbohrt<br />

Perichondrium Knorpelhülle<br />

Periosteum Knochenhülle<br />

Peripheria Umkreis<br />

Peritonaeum Klein<br />

Permanens, permanentis Bleibend<br />

Peronaeus zum Wadenbein gehörend<br />

Pes, pedis Fuß<br />

Petrosus Felsig<br />

Phalanx, phalangis Finger-, Zehen-Knochen<br />

Pharynx, pharyngis Rachen<br />

Pigmentum Farbstoff<br />

Piriformis birnenförmig<br />

Pisiformis erbsenförmig<br />

Pius anhänglich, zart<br />

Pleura Brustfell<br />

Plexus Geflecht<br />

Pollex, pollicis Daumen<br />

Pons, pontis Brücke<br />

Poples, poplitis Kniekehle<br />

Porta Pforte<br />

Porus Öffnung<br />

Primus der Erste<br />

Princeps, principis der Wichtigste<br />

Processus Fortsatz<br />

Prominens, prominentis Vorsprung<br />

Seite 91


Promontorium Bergvorsprung<br />

Pronator Einwärtsdreher<br />

Propior Näher<br />

Pulmo, pulmonis Lunge<br />

Pulpa Mark<br />

Pupilla Pupille<br />

Pylorus Pförtner<br />

Pyramis, pyramidis Pyramide<br />

Q<br />

Quadratus Rechteckig<br />

Quadriceps, quadricipitis Vierköpfig<br />

R<br />

Radiatio, radiationis Strahlung<br />

Radix, radicis Wurzel<br />

Ramus Ast<br />

Recessus Winkel, Nische<br />

Rectus Gerade<br />

Recurrens, recurrentis zurücklaufend<br />

Reflexus zurückgebogen<br />

Regio Gegend<br />

Renalis zur Niere gehörend<br />

Respiratio, respirationis Atmung<br />

Rete Netz<br />

Retroflexus rückwärts gebogen<br />

Rhomboideus rautenförmig<br />

Ruber Rot<br />

Rudimentum spurenhafte Anlage<br />

S<br />

Sacrum heilig, groß<br />

Sanguis, sanguinis Blut<br />

Scalenus Schief<br />

Scapha Kahn<br />

Sceletus Skelett<br />

Schylus Darmlymphe<br />

Sclera derbe Augapfelwand<br />

Secretum Absonderung<br />

Sectio, sectionis Schnitt<br />

Segmentum Abschnitt<br />

Sensorium Empfindungsvermögen<br />

Serratus Gezähnt<br />

Serum Blutflüssigkeit<br />

Sigmoideus S- od. C-förmig<br />

Simplex, simplicis Einfach<br />

Sinus Erweiterung der<br />

Blutleiter<br />

Spina Dorn, Rückenmark, Rückrat<br />

Splanchnicus zu den Eingeweiden gehörend<br />

Spondylus Wirbel<br />

Squama Schuppe<br />

Stella Stern<br />

Stoma, stomatis Mund<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Stratum Zone, Decke<br />

Stria Streifen<br />

Stylus Griffel<br />

Substantia Substanz<br />

Succus Saft<br />

Sudor, sudoris Schweiß<br />

Sulcus Rinne<br />

Supinus rückwärts gekehrt<br />

Sura Wade<br />

Suspensus Aufgehängt<br />

Sutura Naht<br />

Sympathicus Lebensnerv<br />

Symphysis Vereinigung<br />

Synovia Gelenkschmiere<br />

T<br />

Tactilis berührbar, zum Gefühl<br />

gehörig<br />

Tactus Gefühl<br />

Taenia Band, Streifen<br />

Tectum Dach<br />

Tegmen, tegminis Decke<br />

Tegmentum Decke<br />

Tela Gewebsplatte<br />

Tempus, temporis Schläfe<br />

Tendo Sehne<br />

Tensor Spanner<br />

Tentorium Zelt<br />

Teres, teretis Rund<br />

Terminalis zur Grenze gehörend<br />

Tonsilla Mandel<br />

Trabecula Bälkchen<br />

Trigonum Dreieck<br />

Trochlea Rolle<br />

Tuba Trompete<br />

Tuber, tuberis Höcker<br />

Tuberositas Rauhigkeit<br />

Tubulus Röhrchen<br />

Tubus Röhre<br />

Tunica Gewebsschicht<br />

Tympanum Pauke<br />

U<br />

Umbilicus Nabel<br />

Uncus Haken<br />

Unguis Nagel<br />

Urina Harn<br />

Uterus Gebärmutter<br />

V<br />

Valva Klappe<br />

Vas Gefäß<br />

Vascularis zum Gesäß gehörend<br />

Vastus Gross<br />

Velum Segel<br />

Seite 92


Vena Blutader<br />

Venter, ventris Bauch<br />

Ventriculus Magen, Kammer<br />

Vermis Wurm<br />

Vertebra Wirbel<br />

Vertex, verticis Scheitel<br />

Verus Echt<br />

Vesica Blase<br />

Vesicalis zur Blase gehörend<br />

Vestibulum Vorraum<br />

Visus das Sehen<br />

Vita Leben<br />

Vola Hohlhand<br />

Vortex, vorticis Haarwirbel<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 93


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>1.</strong> <strong>Allgemeines</strong> 1<br />

<strong>2.</strong> <strong>Zelle</strong> 1<br />

<strong>2.</strong><strong>1.</strong> Stoffwechsel 1<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong> Beweglichkeit 1<br />

<strong>2.</strong>3. Wachstum, Teilbarkeit und Fortpflanzung 1<br />

<strong>2.</strong>4. Erregbarkeit 1<br />

<strong>2.</strong>5. Reizübertragung 2<br />

<strong>2.</strong>6. Ultrastruktur der <strong>Zelle</strong> 2<br />

<strong>2.</strong>7. Vorgänge an der Zellmembran 4<br />

3. Gewebe 9<br />

3.<strong>1.</strong> Die Gewebearten 9<br />

3.<strong>2.</strong> Gewebeveränderungen 9<br />

3.3. Stoffaufnahme, Stoffabgabe, Erregbarkeit 9<br />

3.4. Deckgewebe, Epithelgewebe 10<br />

3.5. Bindegewebe 11<br />

3.6. Stützgewebe 14<br />

3.6.<strong>1.</strong> Sehnen, Bänder 14<br />

3.6.<strong>2.</strong> Knorpel 14<br />

3.6.3. Knochengewebe 15<br />

3.7. Muskelgewebe 18<br />

3.7.<strong>1.</strong> Glatte Muskulatur 19<br />

3.7.<strong>2.</strong> Quergestreifte Muskulatur 19<br />

3.7.3. Herzmuskel 19<br />

3.7.4. Aufbau und Funktion der Skelettmuskulatur 19<br />

3.8. Nervengewebe 22<br />

4. Organsysteme 25<br />

5. Passiver Bewegungsapparat 25<br />

5.<strong>1.</strong> Knochenverbindung 25<br />

5.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Haft: feste Verbindung 25<br />

5.<strong>1.</strong><strong>2.</strong> Gelenk: bewegliche Verbindung 25<br />

6. Vokabular und Richtungsbezeichnung 27<br />

7. Die Wirbelsäule 28<br />

7.<strong>1.</strong> Allgemeiner Überblick 28<br />

7.<strong>2.</strong> Die Wirbelsäule als Funktionseinheit 28<br />

7.3. Statik der Wirbelsäule 32<br />

7.4. Bänder der Wirbelsäule 33<br />

7.5. Gelenke der Wirbelsäule 34<br />

7.6. Der Brustkorb 34<br />

8. Der Schultergürtel und die obere Extremität 35<br />

8.<strong>1.</strong> Die Gelenke der oberen Extremität 36<br />

8.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Das Schultergelenk 36<br />

8.<strong>1.</strong><strong>2.</strong> Das Ellbogengelenk 36<br />

8.<strong>1.</strong>3. Die Handgelenke 36<br />

8.<strong>2.</strong> Vokabular: knöcherne Strukturen am Schulterblatt und an der ob. Extremität 38<br />

8.3. Der Beckengürtel und die untere Extremität 42<br />

8.3.<strong>1.</strong> Morphologie des knöchernen Beckens 42<br />

8.3.<strong>2.</strong> Die Gelenke der unteren Extremität 43<br />

8.3.3. Vokabular: knöcherne Strukturen am Beckenring und an der unt. Extremität 46<br />

8.4. Morphologie und Funktion des Fußskelettes, Statik des Beines 50<br />

9. Aktiver Bewegungsapparat: Die Skelettmuskulatur 52<br />

9.<strong>1.</strong> Rückenmuskulatur 52<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

Seite 94


9.<strong>2.</strong> Kopf- und Halsmuskulatur 54<br />

9.3. Brustmuskulatur 57<br />

9.4. Bauchmuskeln 58<br />

9.5. Beckenbodenmuskulatur 60<br />

9.6. Extremitätenmuskeln 60<br />

9.6.<strong>1.</strong> Muskulatur der oberen Extremität 60<br />

9.6.<strong>2.</strong> Muskulatur der unteren Extremität 68<br />

10. Das Nervensystem 77<br />

10.<strong>1.</strong> Rückenmark und Spinalnerven 77<br />

10.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Reflex, Reflexbogen 79<br />

10.<strong>1.</strong><strong>2.</strong> Die Muskelspindel 80<br />

10.<strong>2.</strong> Die 12 Hirnnerven 81<br />

10.3. Das Gehirn 82<br />

10.4. Die Willkürmotorik 85<br />

10.5. Vegetatives Nervensystem (VNS) 86<br />

10.5.<strong>1.</strong> Sympathicus 86<br />

10.5.<strong>2.</strong> Parasympathicus 87<br />

1<strong>1.</strong> Vokabular 89<br />

Biotrainerschule - Skriptum Anatomie I<br />

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