Immer alles für Leipzig - Peter Degner gibt die - P.D.-Stiftung
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Menschen in <strong>Leipzig</strong><br />
ER IST IN LEIPZIG SO BEKANNT WIE DER SPRICHWÖRTLICHE BUNTE<br />
HUND. PETER DEGNER HAT AUCH, ABER NICHT NUR, DURCH DIE<br />
CLASSIC OPEN DIE KULTUR LEIPZIGS GEPRÄGT. ZU SEINEM<br />
57. GEBURTSTAG HAT ER EINE KULTURSTIFTUNG GEGRÜNDET.<br />
D a sitzt er nun, der Impresario. Zurückgelehnt<br />
in seinem Sessel, wenige Tage nach seinem 57. Geburtstag,<br />
wenige Tage, nachdem er viele Geschenke<br />
bekommen, aber <strong>Leipzig</strong> auch eins gemacht hat. „Es<br />
geht bei all dem nicht ums Rathaus“, sagt er. „Es geht<br />
dabei um <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> hier leben.“ Die Menschen<br />
sind es, <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Degner</strong> tut, was er eben tut.<br />
Die <strong>Leipzig</strong>er. Sein Publikum.<br />
An seinem Geburtstag ließ er <strong>die</strong> Katze aus dem Sack.<br />
Er habe, so sagt er vor etwa 90 geladenen Gästen, eine<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>für</strong> <strong>Leipzig</strong> gegründet. Die <strong>Peter</strong>-<strong>Degner</strong>-<br />
<strong>Stiftung</strong>, <strong>die</strong> Kunst und Kultur in der Stadt fördern<br />
will. „Damit jeder <strong>Leipzig</strong>er einkommensunabhängig<br />
das kulturelle Leben genießen kann“, so <strong>Degner</strong>.<br />
Überhaupt war das schon immer seine Intention. „Wer<br />
kann sich denn Kultur noch leisten?“, fragt <strong>Degner</strong><br />
und schaut dabei nachdenklich. „So eine Karte kostet<br />
doch Unsummen.“ Auch aus <strong>die</strong>sem Grund veranstaltet<br />
er alljährlich <strong>die</strong> Classic Open. Kostenfrei. Für<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Degner</strong> <strong>gibt</strong><br />
seine ganze Kraft <strong>für</strong> <strong>Leipzig</strong>.<br />
<strong>Immer</strong> <strong>alles</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
Text: Linda Polenz | Fotos: Volkmar Heinz, André Kempner, Armin Kühne<br />
Die Classic Open sind<br />
jedes Jahr ein Besuchermagnet.<br />
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104 Menschen in <strong>Leipzig</strong> – <strong>Peter</strong> <strong>Degner</strong><br />
alle. „Seit 16 Jahren arbeite ich mit<br />
denselben Leuten zusammen. Vom<br />
Gastronomen bis zur Putzfrau“, sagt<br />
er. „Das macht mich wirklich richtig<br />
stolz.“ Die Idee wurde geboren nach<br />
einer Fundsachen-Versteigerung der<br />
Stadt. „Danach habe ich mit dem<br />
damaligen Ordnungsamtschef Günther<br />
Wassermann und dem Ordnungsbürgermeister<br />
Holger Tschense<br />
zusammengesessen“, erinnert sich<br />
<strong>Degner</strong>. Das war 1995. Ein Konzept<br />
von ihm habe es schon gegeben, das<br />
wurde wieder herausgeholt – und<br />
umgesetzt. Jeden Sommer genießen<br />
tausende <strong>Leipzig</strong>er und Gäste das<br />
Open-Air-Klassik-Feeling auf dem<br />
Markt. Und das vollkommen ohne<br />
Eintritt. „Aber <strong>die</strong> Classic Open sind<br />
nicht nur <strong>Peter</strong> <strong>Degner</strong>. Die Classic<br />
Open sind alle“, so <strong>Degner</strong>. „Jeder<br />
trägt zum Erfolg bei.“<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Degner</strong> und <strong>Leipzig</strong>. Das ist<br />
eine Geschichte, <strong>die</strong> schon früh beginnt.<br />
Er ist in <strong>Leipzig</strong> geboren, aufgewachsen.<br />
In <strong>Leipzig</strong> fühlt er sich<br />
zu Hause. Und es seien vor allem<br />
<strong>die</strong> Menschen in <strong>die</strong>ser Stadt, <strong>die</strong> er<br />
liebe. Er liebt <strong>die</strong> Menschen so, wie<br />
eine Mutter ihre Kinder liebt. Bedingungslos,<br />
aufopferungsvoll. <strong>Degner</strong><br />
hat selbst keine Kinder. Vielleicht<br />
<strong>gibt</strong> er auch deshalb seine Kraft den<br />
<strong>Leipzig</strong>ern. „Wir sind doch irgend-<br />
wie alle gemeinsam groß geworden“, meint <strong>Degner</strong><br />
lächelnd. „Mehr oder weniger jedenfalls.“<br />
Das Konzept der Classic Open ist einfach. „Die Leute<br />
sollen sich auf dem Markt, ihrem Wohnzimmer in<br />
der City, wohlfühlen und <strong>für</strong> ein paar Stunden ihre<br />
Sorgen vergessen“, hat <strong>Degner</strong> 2009 in einem Interview<br />
mit der <strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung gesagt. „Es soll<br />
ein Fest der Lebensfreude sein.“ Eine Freude, <strong>die</strong> stets<br />
auch ihn begleitet. Positiv denken, das ist seine Devise.<br />
Wenn man ihm allerdings an seine Ehre geht, kann er<br />
auch sehr ungemütlich werden. Als <strong>die</strong> Stadt <strong>Leipzig</strong><br />
beispielsweise im Jahr 2009 <strong>die</strong> Markenrechte <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Classic Open Spezial <strong>gibt</strong><br />
es alljährlich zu Silvester.<br />
Classic Open anmeldete. Seine Classic<br />
Open. Mittlerweile ist der Streit<br />
geschlichtet, im Vorfeld des <strong>die</strong>sjährigen<br />
Geburtstags des Impresarios<br />
gab Bürgermeister Heiko Rosenthal<br />
klein bei und zog <strong>die</strong> Markenanmeldung<br />
zurück. Somit bleibt <strong>Peter</strong><br />
<strong>Degner</strong> als Erfinder alleiniger Inhaber<br />
der Marke. Ein offizielles Statement<br />
von Seiten der Stadt dazu <strong>gibt</strong><br />
es noch nicht, das soll allerdings vor<br />
den Classic Open 2011 folgen.<br />
Doch es ist nicht nur <strong>die</strong> Klassik,<br />
<strong>die</strong> <strong>Degner</strong> alle Jahre wieder auf den<br />
Markt – oder ausweichsweise den<br />
Augustusplatz – holt. Die Stars und<br />
Prominenten geben sich bei ihm <strong>die</strong><br />
sprichwörtliche Klinke in <strong>die</strong> Hand.<br />
Kaum einer, der noch nicht in der<br />
Kreuzstraße auf <strong>Degner</strong>s brauner<br />
Ledergarnitur mit Rautenheftung<br />
Platz genommen hat. Die Möbel<br />
stammen aus dem englischen Chesterfield,<br />
seine Besucher aus der ganzen<br />
Welt. <strong>Degner</strong>s Augen beginnen<br />
zu leuchten, als er vom Besuch des<br />
ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion,<br />
Michail Gorbatschow, erzählt.<br />
Ein schelmisches Lächeln umspielt<br />
seine Mundwinkel. „Das hab ich<br />
damals komplett ohne <strong>die</strong> Politprominenz<br />
hier vor Ort durchgezogen“,<br />
sagt <strong>Degner</strong>. Damals, damit meint er<br />
das Jahr 1997, als er als Vorsitzender<br />
Ursula Schmitter findet<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Degner</strong> zum Knutschen.
106 Menschen in <strong>Leipzig</strong> – <strong>Peter</strong> <strong>Degner</strong><br />
des Vereins Wir <strong>für</strong> <strong>Leipzig</strong> den früheren<br />
Staatschef nach <strong>Leipzig</strong> holte.<br />
„Der damalige Oberbürgermeister<br />
Hinrich Lehmann-Grube lehnte ein<br />
Treffen zunächst mit den Worten, er<br />
habe keine Zeit, ab“, erinnert sich<br />
der Impresario. „Und als dann klar<br />
war, dass Gorbatschow tatsächlich<br />
<strong>Leipzig</strong> besucht, um einen Vortrag<br />
im Gewandhaus zu halten, da sollte<br />
er auch im Rathaus vorbeischauen.<br />
Allerdings hatte dann Gorbatschow<br />
keine Zeit mehr.“ Noch immer muss<br />
<strong>Degner</strong> lachen. Es scheint, als sei das<br />
sein größter Triumph gewesen. „Ich<br />
habe das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Leute hier gemacht“,<br />
erklärt <strong>Degner</strong>. „Dieser Mann, der<br />
einen entscheidenden Beitrag zur<br />
Wende geleistet hat, gehörte am<br />
Tag der Deutschen Einheit einfach<br />
nach <strong>Leipzig</strong>.“ Um den Menschen<br />
hier vor Ort Mut zu machen. Wie er<br />
es geschafft hat, den Staatsmann zu<br />
seinem ersten Besuch in <strong>Leipzig</strong> zu<br />
überreden, das ist bis heute <strong>Degner</strong>s süßes, gut gehütetes<br />
und niemals verratenes Geheimnis.<br />
Kein Geheimnis ist dagegen <strong>die</strong> größte Auszeichnung,<br />
<strong>die</strong> er bisher bekommen hat. „Auf der Beerdigung<br />
von Günter Grabbert durfte ich <strong>die</strong> Grabrede<br />
halten“, erzählt <strong>Degner</strong> sichtlich bewegt. Das ist erst<br />
ein paar Tage her. Die Witwe Grabberts habe sich an<br />
ihn gewandt, da ihr verstorbener Mann sich genau das<br />
gewünscht hatte. „Das hat mich wirklich gefreut“, so<br />
<strong>Degner</strong>. „Grabbert war einer der großen Menschen,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Leipzig</strong>er Kultur geprägt haben.“ Grabbert, der<br />
Schauspieler, der viele Jahre in <strong>Leipzig</strong> verbracht hat,<br />
ist im Dezember an den Folgen eines Herzinfarktes<br />
verstorben.<br />
Ein weiteres Kapitel hat er mit der Gründung seiner<br />
Kulturstiftung aufgeschlagen. <strong>Peter</strong> <strong>Degner</strong> möchte<br />
damit auch künftig und über seinen Tod hinaus etwas<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Leipzig</strong>er Kultur tun. Sein unerschütterliches<br />
Ziel dabei ist es, auch in Zukunft <strong>die</strong> Kunst und <strong>die</strong><br />
Kultur in der Stadt kostenfrei anzubieten. Die Idee,<br />
das über eine <strong>Stiftung</strong> abzusichern, trägt er schon eine<br />
Weile mit sich herum. Fünf Jahre, um genau zu sein.<br />
Nun, an seinem 57. Geburtstag, war<br />
es also so weit. Als <strong>Stiftung</strong>skapital<br />
hat <strong>Degner</strong> eine hohe fünfstellige<br />
Summe aus seinem Privatvermögen<br />
eingezahlt. An Ideen <strong>für</strong> Konzepte<br />
mangelt es dem Multitalent nicht.<br />
Im Sommer soll ein dreitägiges<br />
Musikfest auf dem Alten Johannisfriedhof<br />
steigen. Statt Classic Open<br />
nennt er das Projekt. Drei Abende,<br />
drei verschiedene Veranstaltungen<br />
<strong>für</strong> jeweils 1000 Gäste – und drei<br />
verschiedene Themen, <strong>die</strong> im Mittelpunkt<br />
stehen. Richard Wagner,<br />
<strong>Leipzig</strong>s Notenspur und Goethe.<br />
Manchmal, da kommt <strong>Peter</strong> <strong>Degner</strong><br />
allerdings auch ins Grübeln. Seine<br />
Gedanken drehen sich natürlich um<br />
<strong>Leipzig</strong>. „Eine Sache macht mich<br />
wirklich traurig“, sagt er nachdenklich.<br />
„Von den Verantwortlichen<br />
erkennt niemand, was unsere Stadt<br />
auszeichnet. Die Musik.“ Das Gewandhaus<br />
und das Sinfonieorchester<br />
des MDR, das seien <strong>die</strong> Leuchttürme<br />
der Stadt. „Und das Thema<br />
Goethe und <strong>die</strong> Musik ließe sich auch<br />
international vermarkten.“ Wenn<br />
doch nur jemand <strong>die</strong>ses Potenzial<br />
erkennen würde. Den ersten Schritt<br />
macht er im Rahmen der Veranstaltung<br />
Statt Classic Open. Um wieder<br />
etwas <strong>für</strong> <strong>Leipzig</strong> zu tun. Und vor<br />
allem <strong>für</strong> <strong>die</strong> Menschen.<br />
Stanislaw Tillich besuchte<br />
im Jahr 2009 <strong>die</strong> Classic Open.<br />
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