zum Artikel (pdf) - Telemark Austria
zum Artikel (pdf) - Telemark Austria
zum Artikel (pdf) - Telemark Austria
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
TELEMARK<br />
FORMEL 1<br />
Die NTN-Bindung<br />
reagiert genau und<br />
verlässlich wie ein<br />
Formel 1-Bolide.<br />
Bindung zu erkennen, und ich werde<br />
häufig am Lift gefragt, was das jetzt<br />
genau sei. Rottefella hat seit heuer mit<br />
der NTN Freedom eine tourenorientierte<br />
kleine Schwester der NTN Freeride<br />
auf den Markt gebracht: "Die Freeride<br />
ist wie ein Formel-1-Wagen. Wenn<br />
man mit ihr einlenkt, reagiert sie sofort<br />
und zieht haargenau ihre Spur durch<br />
die Kurve. Die Freedom ist eher wie<br />
ein VW-Käfer, mit der man gemütlich<br />
cruisen kann, aber weiter alle Annehmlichkeiten<br />
dieser modernen Bindung<br />
mit Skibremse und Step-In-Einstieg<br />
hat", erklärt Lars Bergerud von<br />
Rottefella. Ich kann Lars nur zustimmen:<br />
Die Freeride ist schwerer (knapp<br />
2000 g pro Paar), ist durch Montageplatte<br />
höher und kann radikaler gefahren<br />
werden. Auf Pisten lassen sich<br />
damit exakt geschnittene Schwünge<br />
fahren, ein Hochgenuss für Könner!<br />
Die 1500 g leichte Freedom hat allerdings<br />
eine zweistufige Steighilfe, der<br />
Beinwinkel bei geöffneter Bindung beträgt<br />
90 Grad, deswegen und aufgrund<br />
der Knickfalte im Schuh ist ein sehr<br />
ökonomischer Aufstieg möglich.<br />
In Europa gibt es im Wesentlichen<br />
vier Anbieter für <strong>Telemark</strong>-Schuhe:<br />
Scarpa, Garmont und Crispi aus Italien<br />
sowie die Amerikaner Black Diamond.<br />
Bei der Auswahl sollten wie überall der<br />
Einsatzbereich und die Passform im<br />
Vordergrund stehen. Ich fahre mit dem<br />
Scarpa TX Pro einen abfahrtsorientierten<br />
Universalisten: Er hat einen hohen<br />
Schaft, ist für einen Vierschnaller<br />
sehr leicht und kann sowohl mit der<br />
NTN, mit normaler Tourenbindung und<br />
durch die entsprechenden Aufnehmungen<br />
auch mit dem Dynafit-System<br />
gefahren werden!<br />
76 LAND<br />
Grundsätzlich können auf allen Arten<br />
von Skiern <strong>Telemark</strong>bindungen verwendet<br />
werden. Man sieht jedoch immer<br />
häufiger moderne, breite Freerideskier,<br />
auf denen <strong>Telemark</strong>-Bindungen montiert<br />
sind. Ich schwöre auf einen K2 Hardside<br />
in Länge 188 cm mit 98 mm Mittelbreite<br />
und All Mountain Rocker.<br />
Der Vorteil eines Rockers kommt<br />
beim <strong>Telemark</strong>en noch offensichtlicher<br />
zur Geltung: Durch die weiche Schaufel<br />
kommt beim Schwung weniger Druck<br />
auf den Bergski und Verschneiden wird<br />
verhindert – das gibt Sicherheit! Die sonstigen<br />
Vorteile dieser negativen Vorspannung<br />
im Schaufelbereich gelten natürlich<br />
gleichermäßen für den<br />
<strong>Telemark</strong>- und Alpineinsatz: Der Ski<br />
dreht leichter und schneller, durch die<br />
lange Schaufel schwimmt er im freien<br />
Gelände besser auf, im Powder greift er<br />
über die ganze Länge und vermittelt viel<br />
Sicherheit und Surf-Feeling. Aber: Für<br />
reine Pisten-Speedfreaks ist ein „gerockerter“<br />
Ski nicht das Instrument der<br />
Wahl. Hingegen für <strong>Telemark</strong>er, die einen<br />
Ski für jedes Gelände haben wollen,<br />
nahezu ideal.<br />
Was braucht ein Freeheeler sonst zu<br />
seinem Glück? Schnee. Wer allerdings<br />
Wert auf „authentische“ Bekleidung legt,<br />
sollte mal die Websiten von Bergans,<br />
Haglöfs oder Arc’teryx besuchen. Alles<br />
hochfunktionell und stylisch.<br />
TOURENTAUGLICHKEIT<br />
Grundsätzlich ist jede <strong>Telemark</strong>bindung<br />
<strong>zum</strong> Tourengehen geeignet. Man<br />
sollte jedoch bedenken, dass durch<br />
den Kabelzug eine Gegenspannung<br />
zur Beinbewegung entsteht, die man<br />
beim Gehen überwinden muss. Daher<br />
haben manche Hersteller Bindungen<br />
mit einer Tourenfunktion auf den<br />
Markt gebracht.<br />
Interessant für Tourengeher ist die<br />
7TM Power Tour: Zum ersten Mal ist es<br />
gelungen, eine <strong>Telemark</strong>bindung so zu<br />
konstruieren, dass während des Aufstieges<br />
die Schuhferse angehoben werden<br />
kann, ohne dass der Schuh dafür<br />
gebogen werden muss. Wie bei einer alpinen<br />
Tourenbindung schwenkt dieser<br />
völlig widerstandslos und kräfteschonend<br />
um einen freien Drehpunkt an der<br />
Bindung. Erst vor der Abfahrt wird dann<br />
mit einem kleinen Handgriff der Touren-<br />
Mechanismus verriegelt. Die 7TM ist<br />
weltweit die einzige DIN getestete <strong>Telemark</strong>-Sicherheitsbindung.<br />
Ähnlich funktioniert die Rottefella<br />
NTN im Aufstieg: einfach den Klapphebel,<br />
der die Front fixiert, in die Mittelstellung<br />
bringen und schon ist der<br />
Zug am Bein weg und die Bindung bewegt<br />
sich frei wie eine Tourenbindung.<br />
Alle diese Modelle verfügen über<br />
eine Steighilfe, für manche werden<br />
auch Harscheisen angeboten. Nicht so<br />
für die NTN, hier muss man sich mit<br />
dem Allround-Eisen von Hagan begnügen,<br />
das für Mittelbreiten bis 95 mm<br />
geeignet ist. Bei einem Ski mit 98 mm<br />
Mittelbreite sollte man sich zuvor zuhause<br />
einer Zange bedienen und die<br />
Bügel etwas weitern. Dieser Kompromiss<br />
führt dazu, dass man im steilen,<br />
harten Anstieg wesentlich früher gezwungen<br />
wird, auf Steigeisen zu wechseln.<br />
Der Eintritt dieser Situation hat<br />
Sepp natürlich wieder auch zu einem<br />
persönlichen Kommentar bewogen, den<br />
ich hier nicht wiedergeben möchte.<br />
Ein großer Vorteil im Anstieg ist<br />
der Schuh, der durch die Knickfalte im<br />
Vorfußbereich einen runderen Bewegungsablauf<br />
als mit den steifen Tourenmodellen<br />
ermöglicht.<br />
FREEFEELING<br />
Freeheeling ist gleichbedeutend mit<br />
Freefeeling – dem Gefühl, frei zu sein und<br />
durch den Schnee zu schweben.<br />
HOT SPOTS<br />
Für mich in Österreich klar die Nummer 1: St. Anton am<br />
Arlberg. Warum, ist einfach erklärt: Das Arlberggebiet umfasst<br />
neben 84 Aufstiegshilfen und 280 Pistenkilometern<br />
eine schier unendliche Anzahl an pistennahen und –fernen<br />
Varianten und Routen. Es tummelt sich in St. Anton wahrscheinlich<br />
die größte Anzahl <strong>Telemark</strong>er (und wahrscheinlich<br />
die besten) der Ostalpen. Wen wundert‘s? Bei der Galzig-Talstation<br />
raus aus der Bindung und rein in eins der<br />
vielen Cafes zur „Nachbesprechung“. Die Leute sind entspannt,<br />
die Locals hilfsbereit und wenn man dein Gesicht<br />
irgendwann kennt, wirst du auch beim nächsten Run mitgenommen.<br />
Irgendwann enden alle bei Bobo’s Mexikaner<br />
in der Fußgängerzone.<br />
Wer Equipment braucht, geht zu Sport Pete, der praktischerweise<br />
gleich gegenüber vom Mexikaner liegt und spricht<br />
mit wahren Spezialisten, die seit 1994 selbst telemarken.<br />
Klein aber wahrlich fein und mein Heimatrevier: Der<br />
Krippenstein in Oberösterreich. Eine Gondel shuttelt dich<br />
von 600 m auf 2000 m hoch, wer hier erstmals den Dachstein<br />
von der Nordseite sieht, ist unglaublich beeindruckt<br />
ob der Weite des Plateaus. Auf dem Weg zur Bergstation<br />
sieht man die Varianten Schönberg und Angeralm von<br />
oben. Beeindruckend sind die frischen Spuren nach<br />
Schneefall, aber bitte Vorsicht, es sind schon zahlreiche Unfälle<br />
aufgrund des Geländes und der eingeschneiten Dolinen<br />
passiert. Wenn man das Gelände nicht kennt, am besten<br />
mit einem Local fahren oder bleibenlassen!<br />
Eine jährliche Pflichtveranstaltung für mich: die Gjaidstein-Umrundung<br />
ausgehend von der Gjaidalm bis zur<br />
Dachsteinwarte und über die Eisseen und die Simony-Hütte<br />
retour zur Gjaidalm und nach Obertraun. Kommentar von<br />
Sepp, meines anfangs doch skeptischen Kameraden, anlässlich<br />
unseres heurigen Frühlingstour während der häufigen<br />
Auf und Ab zurück zur Alm: „Doch net so deppert, wenn<br />
man die Ferse frei hat!“ Na, dachte ich mir, vielleicht wird<br />
es ja doch noch was!<br />
Ein weiterer Geheimtipp: Die Eissee Gletscherwelt rund<br />
um die Rudolfshütte in den Hohen Tauern. Wir hatten<br />
letztes Jahr die Gelegenheit, einige Tage im Alpinzentrum<br />
zu verbringen und konnten ein paar wunderschöne Touren<br />
<strong>zum</strong> Sonnblick, zur Granatspitze und <strong>zum</strong> Hohen Fürlegg<br />
durchführen.<br />
Nicht zu vergessen Innsbruck, Kaprun, Schladming,<br />
Saalbach, St. Johann im Pongau, Saalfelden, Leogang, Altenmarkt<br />
etc. Überall dort kann man sich Equipment ausleihen<br />
und findet auch geeignete Instruktoren, die einem<br />
die ersten Schritte beibringen.<br />
DER BERGE 07|12 LAND DER BERGE 07|12 77