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4 AKTUELL Mit Foto und vielen Funktionen Die elektronische Gesundheitskarte kommt Die Kosten im deutschen Gesundheitssystem wachsen stetig und in scheinbar extremen Ausmaßen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, haben unsere Politiker bereits im Jahr 2003 mit einem Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung reagiert, welches zum 1.1.2004 in Kraft trat. Die auf der Grundlage dieses Gesetzes erfolgte Gesundheitsreform beinhaltet auch die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte – kurz: eGK genannt. Was die eGK alles kann Die Gesundheitskarte soll nach dem Willen des Gesetzgebers sowohl zur Kostensenkung durch das mit ihr verbundene moderne Telekommunikationssystem beitragen und darüber hinaus die Versorgungsqualität für Versicherte deutlich verbessern. Beide Ziele werden allerdings nur Schritt für Schritt verfolgt, denn zunächst erfüllt die eGK – ausgestattet mit einem Lichtbild des Versicherten – die gleichen Funktionen wie unsere bekannte Krankenversicherungskarte. Gespeichert werden auf ihr Name, Geschlecht, Geburtsdatum und Anschrift des Versicherten sowie die Nummer der Krankenkasse, die Versichertennummer und der -status (Mitglied, Familienversicherter, Rentner). Mit Hilfe eines sogenannten Versi- chertenstammdatendienstes kann die Gültigkeit des Versicherungsverhältnisses sowie die Aktualität der auf der eGK gespeicherten Daten online überprüft und im Bedarfsfall korrigiert werden. Die Krankenkassen übermitteln hierzu ihre aktualisierten Stammdaten an den Versichertenstammdatendienst. Beim nächsten Arztbesuch erfolgt mit dem Einlesen der Karte dann automatisch ein Datenabgleich. Auf diese Weise ist auch eine Sperrung der Karte sofort möglich. Auch vom bekannten Rezept in Papierform wird sich der Versicherte in Zukunft verabschieden müssen. Da das Einreichen eines Rezeptes zu den häufigsten Geschäftsprozessen im deutschen Gesundheitswesen gehört, wird seine Übertragung bald in elektronischer Form passieren. Mittels Telekommunikationssystem ruft der Apotheker das vom Arzt elektronisch erfasste Rezept einfach ab. Auf der Rückseite der eGK befindet sich die Europäische Krankenversicherungskarte, mit der Sie Leistungen im europäischen Ausland in Anspruch nehmen können. Die neuen Gesundheitskarten sind außerdem für zusätzliche On- und Offline-Anwendungen vorbereitet, die ohne Austausch der Karten zugeschaltet werden, wenn die jeweilige Anwendung in Tests ihre Praxistauglichkeit bewiesen haben und der einzelne Versicherte mit einer Zuschaltung einverstanden ist. Zusätzliche freiwillige Anwendungen Vorrangig sollen folgende Anwendungen zugeschaltet werden können, die auf der Karte gespeichert sind: ❚ Speicherung eines Notfalldatensatzes: Hierzu gehören z. B. Angaben zu Allergien oder Unverträglichkeiten, aber auch Angaben zu benötigten Arzneimitteln. Die Daten sollen die Behandlung durch Rettungsärzte am Unfallort sicherer machen. ❚ Sichere Kommunikation der Leistungserbringer: Häufig sind an der Behandlung eines Patienten heute mehrere Leistungserbringer – verschiedene Ärzte, das Krankenhaus, Apotheker etc. – beteiligt. Sie alle müssen für eine gute Arbeit über Patienten-Informationen verfügen, die heute noch recht unsicher per E-Mail oder Fax übertragen werden. Eine moderne Telematikinfrastruktur soll nun die Arzt-zu-Arzt-Kommunikation schnell und sicher machen. ❚ Migration von Gesundheitsdiensten am Beispiel der elektronischen Fallakte: Das Anlegen und Integrieren Foto: Fotolia/drubig-photo
einer Patienten-Fallakte in die Telematikinfrastruktur ermöglicht einerseits den datenschutzgerechten Austausch von medizinischen Informationen unter den Leistungserbringern als auch die Einsicht in Behandlungsabläufe. Die genannten zusätzlichen Anwendungen sind zwar technisch möglich, bedürfen für ihren Einsatz aber der Zustimmung des Versicherten. Weitere Zuschaltmöglichkeiten bezüglich medizinischer Anwendungen werden zunächst zurückgestellt. Kosten sparen mit Telematik Davon ausgehend, dass bereits heute zwischen 20 und 40 % der Leistungen im Gesundheitswesen Datenerfassungs-, Wissensverarbeitungs- und Kommunikationsleistungen sind (Quelle: bmg.bund. de), die äußerst zeitaufwendig und damit kostenintensiv bewerkstelligt werden müssen, könnte der Einsatz modernster Informations- und Kommunikationstechnologien – wie die mit der eGK verbundenen Telematikinfrastruktur – eine erhebliche Kostenentlastung darstellen. Ein guter und schneller Datenaustausch verspricht des Weiteren eine erhebliche Reduzierung von teuren Doppeluntersuchungen sowie eine Reduktion von unnötigen Untersuchungen. Anzumerken ist jedoch, dass zunächst der Aufbau der Telematikinfrastruktur auf etwa 1,4 Mrd. Euro beziffert wird, die Betriebskosten im 1. Jahr bei ca. 147 Mio. Euro liegen dürften (Quelle: www.bmg.bund.de). Vorteile für die Versicherten-Versorgung Die schnelle Verfügbarkeit von Notfalldaten kann Leben retten. Aber auch im Rahmen von ambulanten und stationären Behandlungen kann es dem Patienten nur nützen, wenn sein Arzt auf umfangreiche medizinische Informationen zum Patienten zurückgreifen kann. Über eine Telematik-Plattform könnten zukünftig räumliche Distanzen für Diagnosen, Therapie und Betreuung an Bedeutung verlieren – eine Erleichterung besonders für chronisch Kranke. Auch hofft die Politik, mit moderner Informationstechnologie einer sich abzeichnenden Unterversorgung mit Ärzten in ländlichen Gebieten begegnen zu können. Politik forciert Umsetzung Bereits im Jahr 2005 wurde die gematik GmbH gegründet, die für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte verantwortlich ist. Dass zwischen Projektplanung und -umsetzung viele Hürden zu nehmen sind, zeigt die Tatsache, dass es bis heute keine grundsätzliche Einführung der Karte gegeben hat – von Testläufen einmal abgesehen. Viele am Prozess beteiligte Interessengruppen brachten und bringen immer wieder neue Ideen zu einer noch besseren Nutzung der Karte in die Diskussionen ein, und der Anspruch der Politiker, das Datenschutzniveau mit Einführung der neuen Karte deutlich anzuheben, erforderte erheblichen Prüfungsaufwand, aber natürlich auch die Auseinandersetzung mit kritischen Stimmen zu diesem Thema. Dass jetzt der Wunsch besteht, die Karte endlich einzuführen, ist nachvollziehbar – nicht aber die Tatsache, dass dies mittels Druckausübung auf die Krankenkassen passieren soll. Die Bundesregierung geht davon aus, dass bei konstruktiver Zusammenarbeit aller Beteiligten der Einführung nichts mehr im Wege steht, und droht den Kassen an, eine Minderung ihrer Verwaltungsausgaben für 2012 um 2 % gegenüber 2010 hinnehmen zu müssen, sollten sie nicht bis Ende 2011 mindestens 10 % ihrer Versicherten mit der eGK versorgt haben. 5
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