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Kleinturbellarien aus dem Litoral der Binnengewässer Schleswig ...

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Arch. Hydrobiol. 464-51:lS Stuttgart, Mai 1961<br />

Aus <strong>dem</strong> Zoologischen Institut <strong>der</strong> Universität Kiel<br />

<strong>Kleinturbellarien</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-Holsteins*)<br />

VonJENS-UWE RIXEN, Kiel<br />

Mit 54 Abbildungen sowie 8 Tabellen im Text und auf 4 Beilagen<br />

*) Dissertation bei <strong>der</strong> Philosophischen Fakultät <strong>der</strong> Universität Kiel (Anregung<br />

und Anleitung Dozent Dr. P. Ax).


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 465<br />

Familie Koinocystidae<br />

Familie Placorhynchidae<br />

IV. Vergleichend-ökologischer Teil .<br />

A. Quellbiotope<br />

B. Flußsande .<br />

C. Stehende perennierende Gewässer .<br />

1. Phytalregion<br />

2. Schlammbiotope<br />

3. Psammal<br />

4. Küstengrundwasser<br />

D. Moorbiotope<br />

1. Braunwasserseen<br />

2. Torflöcher und Sphagnumrasen .<br />

E. Kleingewässer .<br />

1. Waldtfunpel<br />

2. Waldgräben und -bäche.<br />

3. Kleingewässer in <strong>der</strong> offenen Landschaft .<br />

F. Gewässer mit aberrantem Chemismus.<br />

1. Organische Abwässer<br />

2. Der schwefelsaure Tonteich bei Reinbek .<br />

3. Die Oldesloer Salzstellen<br />

G. Ökologische Schlußbetrachtungen .<br />

H. Notizen über Nahrung, Feinde und Parasiten<br />

1. Jahreszeitliche Verteilung <strong>der</strong> Gesamtfauna<br />

Zusammenfassung<br />

Abkürzungen in den Abbildungen<br />

Literaturverzeichnis .<br />

J. Einleitung<br />

Seite<br />

507<br />

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527<br />

528<br />

Die biologische Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins<br />

gehört seit mehreren Jahrzehnten zum Arbeitsprogramm <strong>der</strong> Hydrobiologischen<br />

Anstalt in Plön. In einer Fülle systematischer und ökologischer<br />

Arbeiten wurden die Grundzüge <strong>der</strong> Zusammensetzung und Verteilung<br />

<strong>der</strong> limnischen Tierwelt in den verschiedenartigen Gewässertypen des Landes<br />

aufgezeigt. Dennoch ist <strong>der</strong> Artenbestand unserer heimischen Süßwasserfauna<br />

keineswegs vollständig erfaßt.<br />

Aus <strong>der</strong> Klasse <strong>der</strong> Turbellarien sind die großen Süßwasser-Trikladen<br />

in vielen Arbeiten von THIENEMANN behandelt worden, insbeson<strong>der</strong>e die<br />

rheophilen Arten Crenobia alpina (DANA) und Polycelis felina (= cornuta)<br />

DALYELL als Charakterarten <strong>der</strong> schleswig-holsteinischen Quellfauna. Auch<br />

über die Verbreitung <strong>der</strong> terrikolen Triklade Rhyncho<strong>dem</strong>us (01tho<strong>dem</strong>us)<br />

terrestris O. F. MÜLLER, sowie des in Gewächshäusern gefundenen Placocephalus<br />

(Bipalium) kewensis Mos. in <strong>Schleswig</strong>-Holstein liegen neuere Zusammenfassungen<br />

vor (JAECKEL 1955, 1957). Das Gros <strong>der</strong> sogenannten<br />

Archiv f. Hydrobiologie, Bd. 57<br />

30<br />

531<br />

531


466 Jens-Uwe Rixen<br />

<strong>Kleinturbellarien</strong> ist dagegen - abgesehen von wenigen verstreuten Einzelbefunden<br />

- bisher unbekannt geblieben.<br />

Diese Lücke in <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Turbellarienfauna existiert nicht nur<br />

innerhalb <strong>der</strong> Grenzen von <strong>Schleswig</strong>-Holstein. Wenn A. LUTHER (1955,<br />

p. 84) schreibt: "Selbst in einem sonst so gründlich durchforschten Lande<br />

wie Deutschland es ist, wurde den unscheinbaren Dalyelliiden wenig Aufmerksamkeit<br />

geschenkt", so gilt dieser Satz in gleicher Weise für die ge­<br />

samte <strong>Kleinturbellarien</strong>fauna <strong>der</strong> deutschen <strong>Binnengewässer</strong>. Während die<br />

Turbellarien vieler europäischer Län<strong>der</strong> eingehen<strong>der</strong> untersucht wurden,<br />

so etwa von v. HOFSTEN und LUTHER in Skandinavien, von GIEYSZTOR in<br />

Polen, REISINGER und STEINBÖCK in Österreich, durch FUHRMANN und v. HOF­<br />

STEN in <strong>der</strong> Schweiz o<strong>der</strong> auch von PAPI neuerdings in Italien, liegen <strong>aus</strong><br />

Deutschland nur zwei zusammenfassende Darstellungen vor, die in vieler<br />

Hinsicht nicht voll befriedigen können. Einer älteren Studie über die Tur­<br />

bellarien Ostpreußens von DORNER (1902) schließt WEISE (1942/43) eine<br />

Untersuchung über die Alloeocoelen und Rhabdocoelen <strong>der</strong> Kurmark an.<br />

Aus diesem Grunde haben wir uns die Aufgabe gestellt, den Bestand<br />

<strong>der</strong> schleswig-holsteinischen <strong>Kleinturbellarien</strong> möglichst vollständig zu er­<br />

fassen, die Autökologie <strong>der</strong> einzelnen Arten zu untersuchen und die Vertei­<br />

lung und biozönotische Glie<strong>der</strong>ung in den verschiedenen Lebensräumen<br />

des Landes zu erarbeiten. Das Untersuchungsgebiet umfaßt dabei alle Typen<br />

<strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins einschließlich <strong>der</strong> Binnensalz­<br />

stellen bei Bad Oldesloe. Die Mündungsgebiete <strong>der</strong> Flüsse wurden nur bis<br />

an die Grenze zum Oligohalinikum (Salzgehalt 0,5 tJ/f}) aufgenommen und<br />

ebenso die brackigen Strandseen <strong>aus</strong>geschlossen, da diese Regionen im Rah­<br />

men vergleichen<strong>der</strong> Untersuchungen über marine Turbellarien von P. Ax<br />

bearbeitet werden.<br />

Die vorliegende Untersuchung wurde vom Frühjahr 1956 bis zum Sommer<br />

1958 im Zoologischen Institut <strong>der</strong> Christian-Albrechts-Universität in Kiel durchgeführt.<br />

Meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. A. REMANE, danke ich für<br />

die Überlassung eines Arbeitsplatzes, sowie für die mir stets gewährte Beratung<br />

und Unterstützung. Herr Dozent Dr. P. Ax hat die Anregung zu dieser Arbeit gegeben,<br />

mich in die Methodik eingeführt und mir immer mit Rat und Tat zur<br />

Seite gestanden. Hierfür möchte ich an dieser Stelle ganz beson<strong>der</strong>s danken.<br />

Auch von <strong>aus</strong>wärts wurde mir Hilfe zuteil. Die Herren Professoren A. THIENE­<br />

MANN und Dr. H. SIOLI ermöglichten mir einen dreiwöchentlichen Arbeitsaufenthalt<br />

in <strong>der</strong> Hydrobiologischen Anstalt <strong>der</strong> Max-Pland


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 467<br />

11. Untersuchungsmethodik<br />

In <strong>der</strong> Untersuchung des eingangs umschriebenen Gebietes wurden zwei verschiedene<br />

Wege beschritten.<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite wurde eine vollständige Erfassung <strong>der</strong> verschiedenartigen<br />

"Lebensräume angestrebt. Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Untersuchungen lag dabei naturgemäß<br />

in <strong>der</strong> näheren Umgebung Kiels, während <strong>der</strong> schleswigsche Raum, Südholstein<br />

und das Herzogtum Lauenburg nur auf wenigen größeren Exkursionen<br />

aufgesucht werden konnten. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wurden einzelne geeignete<br />

Lebensräume in regelmäßigen Zeitabständen bearbeitet, um den jahreszeitlichen<br />

Wechsel <strong>der</strong> Turbellarienfauna zu erfassen. Dieses Studium <strong>der</strong> Aspektfolge wurde<br />

in drei verschiedenen Biotopen durchgeführt, am Sandstrand des Suhrer Sees, im<br />

Phytal des unteren Teiches im Kieler Botanischen Garten und an zwei Buchenwaldtümpeln<br />

im Vieburger Gehölz und bei Schrevenbom.<br />

Die Untersuchungen beschränken sich im wesentlichen auf die Regionen des<br />

Eulitorals. Das Material wurde vom Ufer o<strong>der</strong> vom Boot <strong>aus</strong> bis in eine Tiefe von<br />

rund 50 cm auf folgende Weise entnommen:<br />

Ben t haI pro ben: Abheben <strong>der</strong> Oberflächenschicht des Substrats mit<br />

einem Handkäscher. Anschließend Konzentrierung eines Teils des Materials durch<br />

Auswaschen, Einfüllen <strong>der</strong> Materialen in einen Eimer, nach Zusatz von Wasser<br />

aufrühren, die Schwebstoffe mit den Kleinorganismen von den rasch absinkenden<br />

Substratteilchen abgießen und durch die Gaze des Käschers auffangen.<br />

P h y tal pro ben: Entwe<strong>der</strong> in ähnlicher Weise <strong>aus</strong>waschen o<strong>der</strong> über<br />

<strong>dem</strong> Käscher <strong>aus</strong>spülen. Einen Teil <strong>der</strong> groben Bestandteile (Blätter, Stenge!) mit<br />

<strong>dem</strong> konzentrierten Kleinmaterial in die Probegläser einfüllen.<br />

K ü s t eng run d was se r : Grabung im Sandstrand 1-2 m oberhalb <strong>der</strong><br />

Wasserlinie bis zum Niveau des Grundwasserspiegels. Die mit <strong>dem</strong> Grundwasser<br />

in die Grube einströmenden Organismen direkt <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Wasser <strong>aus</strong>käschern o<strong>der</strong><br />

durch das geschil<strong>der</strong>te Auswaschen des Sandes konzentrieren.<br />

Die Proben wurden im Labor bei Temperaturen von 15--17° C aufbewahrt<br />

und gewöhnlich iImerhalb von 24 Stunden nach <strong>dem</strong> Fang bearbeitet. Bei <strong>der</strong><br />

überwiegenden Mehrzahl <strong>der</strong> behandelten Arbeiten war durch sorgfältige Lebendbeobachtungen<br />

an Hand von Quetschpräparaten eine einwandfreie Determination<br />

möglich. Nur bei einigen Typhloplaniden und zur Beschreibung von RhynChoscolex<br />

remanei nov. spec. wurden Schnittserien untersucht. Die Fixierung erfolgte in<br />

diesen Fällen mit Sublimat-Eisessig-Formol.<br />

111. Systematisch-autökologischer Teil<br />

Literaturübersicllt<br />

Die ersten Mitteilungen über <strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> Sch1eswig-Holstein<br />

liefert ZACHARIAS (1887-1903). Neben kleineren taxonomischen Studien<br />

an Vertretern <strong>der</strong> Catenuliden und Microstomiden handelt es sich hierbei<br />

im wesentlichen um faunistische Untersuchungen am Großen Plöner See<br />

und in einigen Moorbiotopen. Aus dieser Periode liegt ferner eine Untersuchung<br />

über Turbellarien von Helgoland vor (ATTEMs 1897), in welcher<br />

auch die Süßwasserart Stenostomum unicolor gemeldet wird, sowie einige<br />

Angaben in <strong>der</strong> Arbeit von KRÄPELIN (1901) über die Fauna <strong>der</strong> Umgebung<br />

Hamburgs.


468<br />

Jens-Uwe Rixen<br />

Nach<strong>dem</strong> THIENEMANN (1921) in einer selbständigen Notiz über Bothrioplana<br />

semperi <strong>aus</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holstein publiziert hat, finden sich in <strong>der</strong><br />

Folgezeit nur noch verstreute Einzelbefunde über <strong>Kleinturbellarien</strong> in verschiedenen<br />

faunistischen und ökologischen Untersuchungen, so für die Binnensalzstellen<br />

von Bad Oldesloe bei THIENEMANN (1925/26), für die Bodenfauna<br />

norddeutscher Seen bei LUNDBECK (1926), neue Angaben für Helgoland<br />

bei ARNDT (1940) und CASPERS (1942), <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Seerosenzone und <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> Potamogeton-Zone ostholsteinischer Seen bei v. BÜLow (1951) und<br />

MÜLLER-LIEBENAU (1956). Schließlich hat Ax (1957a) bei einer Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> limnischen Flußsande in <strong>der</strong> EIbe eine Reihe von <strong>Kleinturbellarien</strong> limnischer<br />

und mariner Herkunft nachgewiesen.<br />

Verzeichnis <strong>der</strong> Arten 1)<br />

In den <strong>Binnengewässer</strong>n <strong>Schleswig</strong>-Holsteins sind bisher 69 <strong>Kleinturbellarien</strong>arten<br />

beobachtet worden, die in <strong>der</strong> folgenden übersicht aufgeführt<br />

werden. 63 Arten stammen <strong>aus</strong> rein limnischen Lebensräumen, sie<br />

umfassen jedoch neben <strong>dem</strong> Gros typischer Süßwasserturbeliarien vier spezifische<br />

Brackwasserarten als Immigranten <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> marinen Milieu (Macrostomum<br />

curvituba, Coelogynopora spec., Vejdovskya ignava und Coronhelmis<br />

multispinosus). Sechs Arten sind bisher nur <strong>aus</strong> den Binnensalzstellen<br />

von Bad Oldesloe bekannt geworden.<br />

Im Verlaufe <strong>der</strong> eigenen Untersuchungen wurden insgesamt 61 <strong>Kleinturbellarien</strong>arten<br />

beobachtet. 44 Arten - also fast 65 % des Gesarritbestandes<br />

- sind neu für <strong>Schleswig</strong>-Holstein, 15 Arten (ca. 25 %) außer<strong>dem</strong><br />

neu für Deutschland. Zwei für die Wissenschaft neue Arten werden beschrieben<br />

(Rhynchoscolex remanei und Macrostomum subterraneum), eine<br />

weitere neue Alt war infolge ungenügenden Materials noch nicht einwandfrei<br />

zu charakterisieren (Provorticidorum spec.).<br />

Folgende Arten und Varietäten sind bisher <strong>aus</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />

bekannt geworden:<br />

Catenulida<br />

Macrostomida<br />

1. Catenula lemnae ANT. DUCES 1832<br />

2. Suomina turgida (ZACHARIAS 1902)<br />

3. Stenostomum leucops (ANT. DUCES 1828)<br />

4. Stenostomum unicolor O. SCHMIDT 1848<br />

5. RhynChoscolex simplex LEIDY 1851<br />

++ 6. RhynChoscolex remanei nov. spec.<br />

++ S 7. Macrostomum hystricinum BEKLEMIscHEv 1951<br />

++ 8. Macrostomum 1'Ostratum PAPI 1951<br />

++ 9. Macrostomum distinguendum PAPI 1951<br />

1) Zur Orientierung werden in <strong>der</strong>Tabel}e folgende Zeichen verwendet: + =<br />

neu für <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong> Holsteins, ++ = neu für <strong>Binnengewässer</strong><br />

Deutschlands, M = marine Immigranten (Brackwasserarten) im Süßwasser,<br />

S = nur in den Binnensalzstellen von Bad Oldesloe.


470 Jens-Uwe Rixen<br />

60. Typhloplana viridata (ABILDGAARD 1789)<br />

+ 61. Mesostoma lingua (ABILDGAARD 1789)<br />

62. Mesostoma ehrenbergi (FOCKE 1836)<br />

63. Mesostoma tetragonum (0. F. MÜLLER 1774)<br />

64. Bothromesostoma personatum (0. SCHMIDT 1848)<br />

65. Bothromesostoma essenii M. BRAUN 1885<br />

66. Gyratrix hermaphroditus EHRENBERG 1831<br />

+ 67. Opisthocystis goettei (BRESSLAU 1906)<br />

++ 68. Koinocystis neocomensis (FUHRMANN 1904)<br />

++ S 69. Placorhynchus octaculeatus dimorphis KARLING<br />

1947<br />

Ordnung Catenulida<br />

Familie Catenulidae<br />

1. Catenula lemnae ANT. DUCES 1832<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Sibirien, Japan, USA, Brasilien.<br />

Sdlleswig-HoIstein: Kaltenhofer Moor 7.10. 1957 (1 Ex.) - Hasenrnoor bei Brandshek<br />

18. 10. 1957 (sehr häufig) - Moor in Kiel-Kroog 22. 10. 1957 (sehr häufig)<br />

- Kiel-Elmsdlenhagen, Moor, im Sphagnum 22. 10. 1957 (25 Ex.) ­<br />

Lebra<strong>der</strong> Moor 5. 11. 1957 (wenige Ex.) - von v. BÜLOW (1951) in <strong>der</strong> Seerosenzone<br />

von Seen nachgewiesen.<br />

Die schleswig-holsteinischen Exemplare dieser Art erreichten eine Kör­<br />

perlänge von 0,8 mm. Es wurden keine geschlechtsreifen Tiere festgestellt.<br />

Die Ketten bestanden <strong>aus</strong> höchstens vier Zooiden.<br />

Die Art ist in <strong>Schleswig</strong>-Holstein weitgehend auf Moore beschränkt.<br />

Sie ist jedoch nicht spezifisch an diesen Lebensraum gebunden, son<strong>der</strong>n<br />

wurde in an<strong>der</strong>en Gebieten <strong>aus</strong> stark differierenden Biotopen, wie stehenden<br />

Süßwassertümpeln, Seen und Warmh<strong>aus</strong>bassins, gemeldet. C. lemnae<br />

wurde von mir nur im Spätherbst beobachtet.<br />

2. Suomina turgida (ZACHARIAS 1902)<br />

Bekannte Verbreitung: <strong>Schleswig</strong>-HoIstein, Alpenrand, Böhmen, Polen, Brasilien.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Holstsdles Hei<strong>dem</strong>oor bei Plön (ZACHARIAS 1902 c).<br />

Die Art wurde nicht wie<strong>der</strong>gefunden. Der Originalfund ZACHARIAS'<br />

ist kultiviert worden, so daß hier eine Nachsuche nicht möglich war.<br />

Gattung Stenostomum O. SCHMIDT 1848<br />

Eine einwandfreie Identifizierung <strong>der</strong> vielen <strong>aus</strong> Europa beschriebenen<br />

Stenostomum-Arten ist sehr schwierig. Mit Sicherheit habe ich zunächst<br />

nur St. leucops nachweisen können, es ist jedoch leicht möglich, daß weitere<br />

Vertreter dieses Genus in <strong>Schleswig</strong>-Holstein vorkommen, aber übersehen<br />

wurden. Nach MARCUS (1949) ist die Art St. leuGops in <strong>der</strong> Fassung<br />

v. GRAFFS (1913) nicht homogen.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 471<br />

3. Stenostomum leucops (ANT. DUGES 1828)<br />

Bekannte Verbreitung: Ganz Europa (auch Brackwasser), Sibirien, Ostasien,<br />

USA, Brasilien, Ost- und Südafrika.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Neben Gyratrix hermaphroditus häufigstes Kleinturbellar. Von<br />

April bis November in fast allen Proben <strong>aus</strong> den verschiedenartigsten Biotopen:<br />

Phytal <strong>der</strong> Seen und Teiche, Moore, ephemere Tümpel und Bäche,<br />

Sandbäden, Küstengrundwasser, sogar im schwefelsauren Tonteich bei Reinbek<br />

(pH = 3,4). Von ZACHARIAS (1893, 1894) bereits im Großen Plöner See,<br />

von v. BÜLow (1951) in <strong>der</strong> Seerosenzone holsteinischer Gewässer beobachtet<br />

und von Ax (1957 a) <strong>aus</strong> <strong>der</strong> EIbe gemeldet.<br />

Die Tiere dieser Art variieren im Habitus sehr stark, so treten neben<br />

Exemplaren mit deutlich abgesetztem Schwanzanhang Tiere mit gerundetem<br />

Hinterende auf. Ferner ist auch die Form des Kopflappens sehr<br />

verschieden. Alle Tiere aber zeigen die zwei für die Art charakteristischen<br />

schüsselförmigen lichtbrechenden Organe.<br />

4. Stenostomum unicolor O. SCHMIDT 1848<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Japan, Sumatra.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Großer Plöner See (ZACHARIAS 1893, 1894) - Helgoland, Brunnen<br />

einer Bierbrauerei auf <strong>dem</strong> Unterland (ATTEMs 1897).<br />

Nicht wie<strong>der</strong>gefunden.<br />

Gattung Rhynchoscolex LEIDY 1851<br />

Die Gattung Rhyndwscolex umfaßte bisher sechs Arten und eine<br />

Unterart <strong>aus</strong> Europa, Ostasien, Nord- und Südamerika. Neben <strong>der</strong> weitverbreiteten<br />

Art R. simplex wurde im Küstengrundwasser <strong>Schleswig</strong>-Holsteins<br />

eine neue Art gefunden, R. remanei nov. spec. Der von MARCUS (1945 b)<br />

entworfene Bestimmungsschlüssel <strong>der</strong> Gattung wird im folgenden um diese<br />

neue Art erweitert.<br />

1. Statozyste vorhanden.<br />

Statozyste fehlt .<br />

2. Ein Statolith .<br />

Zwei o<strong>der</strong> drei Statolithen<br />

3. Geschlossene Statozyste hinter <strong>dem</strong> Gehirn<br />

Offene Statozyste vor <strong>dem</strong> Gehirn<br />

2<br />

6<br />

3<br />

4<br />

R. platypus MARCUS 1945<br />

Luthersche Larve von R. simplex LEIDY 1851<br />

4. Zwei miteinan<strong>der</strong> verwachsene Statolithen, Länge des reifen Tieres 0,3 bis<br />

0,4 mrn . R. evelinae MARCUS 1945<br />

Zwei o<strong>der</strong> drei freie Statolithen, Länge mehr als 0,4 mm . 5<br />

5. Zwei durch Bän<strong>der</strong> in ihrer Stellung fixierte Statolithen, Länge des reifen<br />

Tieres 1-1,5 mm . R. diplolithicus REISINGER 1924<br />

- Zwei o<strong>der</strong> drei gegeneinan<strong>der</strong> frei bewegliche Statolithen, Länge des <strong>aus</strong>gewachsenen<br />

Tieres 4--6 mm. . R. remanei nov. spec.<br />

6. Länge des stark muskulösen Pharynx gleich <strong>der</strong> des Rüssels o<strong>der</strong> größer.<br />

R. pusillus MARCUS 1945<br />

Länge des wenig muskulösen Pharynx geringer als die des Rüssels 7


472<br />

Jens-Uwe Rixen<br />

7. Rüssel konisch, allmählich sich verengend, von sehr variabler Form beim sich<br />

bewegenden Tier. Vor<strong>der</strong>rand des Gehirns ohne Furche.<br />

R. nanus MARcus 1945<br />

Rüssel an <strong>der</strong> Basis sich verengend, von hier nach vorne zylindrisch, beim sich<br />

bewegenden Tier von konstanter Form. Gehirn mit medianer Furche am Vor<strong>der</strong>rande<br />

. 8<br />

8. Exkretophoren vorhanden . R. simplex LEIDY 1851<br />

- Exkretophoren fehlen R. simplex plotnikovi BEKLEMISCHEV 1924<br />

5. Rhynchoscolex simplex LEIDY 1851<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Japan, USA, Brasilien.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Rosenfel<strong>der</strong> See, laubhaltiger Uferschlamm 7. 10. 19'56 (20 Ex.)<br />

- Großer Plöner See, bei Ascheberg, Küstengrundwasser 6. 8. 1957 (sehr<br />

häufig) - Großer Plöner See, Küstengrundwasser am Prinzenbad in Plön<br />

13. 5. 1958 (10 Ex.) - Schluensee, Grobsand 6. 8. 1957 (1 Ex.) - Flußsande<br />

<strong>der</strong> EIbe (Ax 1957 a).<br />

Die schleswig-holsteinischen Exemplare werden bis zu 6 mm lang. Die<br />

bevorzugten Lebensräume dieser Art sind schlammige und sandige Biotope.<br />

6. Rhynchoscolex remanei nov. spec.<br />

(Abb. 1-4)<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Selenter See, bei Bellin, Küstengrundwasser 16. 10. 1953 (nach<br />

Mitteilung von Dr. Ax), 30. 5. 1956 (2 Ex.), 16. 6. 1956 (1 Ex.), 3. 9. 1957<br />

(3 Ex.) - Selenter See, bei Fargau, Küstengrundwasser mit viel eingespülter<br />

organischer Substanz 11. "9. 1956 (5 Ex.), 30. 6. 1957 (1 Ex.), 28. 9. 1958 (sehr<br />

häufig).<br />

Die neue Art, die ich meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor<br />

Dr. A. REMANE, in Dankbarkeit widme, wurde 1953 von Dr. Ax im Küstengrundwasser<br />

des Selenter Sees erstmalig beobachtet. Reicheres Material<br />

ermöglicht folgende Beschreibung.<br />

Habitus und Bewegung: Das Tier wird bis 6 mm lang und etwa<br />

0,15 mm breit, die Färbung ist milchig-trübe weiß (Abb. 1). Das lang <strong>aus</strong>gestreckte<br />

Tier gleitet auf rauhem Substrat ruhig und gleichmäßig dahin. Auf<br />

glattem Untergrund ist die normale Bewegung offensichtlich gestört. Das<br />

Tier rollt sich, auf einer Körperseite liegend, zu einer Spirale zusammen.<br />

Die Ventralfläche weist nach außen, das Hinterende liegt im Zentrum <strong>der</strong><br />

Spirale. Mit <strong>dem</strong> erhobenen Vor<strong>der</strong>ende führt es schlängelnde Bewegungen<br />

im freien Wasser <strong>aus</strong>. Das ganze Tier zeigt außer<strong>dem</strong> das von REISINGER<br />

(1924) für R. simplex als "Kreisen" beschriebene Verhalten. Sind mehrere<br />

Exemplare in einem engen Gefäß beisammen, so verknäulen sie sich. In<br />

diesen Merkmalen unterscheidet sich R. remanei nicht von R. simplex.<br />

U nt er s u c h u n gen am Q u e t s c h prä par at (Abb. 3): Der<br />

ca. 75 !-" lange Pharynx simplex ist auffällig stark bewimpert. Im Bereich<br />

des Rüssels sind die beiden nebeneinan<strong>der</strong> verlaufenden Äste des Exkretionshauptstammes<br />

deutlich wahrnehmbar, ebenso im ganzen Körper die


474 Jens-Uwe Rixen<br />

regelmäßig angeordneten Exkretophoren. Der vor<strong>der</strong>e Rüsselabschnitt ist<br />

durch zarte Bindegewebssepten quer und längs geglie<strong>der</strong>t. REISINGER (1924)<br />

beschreibt bei R. simplex dieses System von prall mit periviszeraler Flüssigkeit<br />

gefüllten Glie<strong>der</strong>n und betrachtet es als ein Stützgewebe für den beim<br />

Durchwühlen <strong>der</strong> Sand- und Schlarnmböden beson<strong>der</strong>s beanspruchten Rüssel.<br />

Offenbar ist dieses Stützgewebe aber kein Derivat des Darmkanals und<br />

deshalb nur funktionell mit <strong>dem</strong> bei psammobionten Proseriaten entwickelten<br />

"chordoiden Stützorgan" des Ento<strong>der</strong>ms (Ax 1957 b) vergleichbar.<br />

Im Gegensatz zu R. simplex besitzt R. remanei eine Statozyste (Abb.<br />

2). Sie ist durchschnittlich 17 X 14 'IJ- groß und enthält zwei, in ca. 20 % <strong>der</strong><br />

Tiere drei Statolithen. Diese werden etwa 7 X 5,5 !1 groß. Sie sind frei gegeneinan<strong>der</strong><br />

beweglich.<br />

S c h n i t t s er i e nun t er s u c h u n g (Abb. 4)2): Das Deckepithel<br />

ist am gesamten Körper dorsal höher als ventral. Die Höhe beträgt bei<br />

R. remanei dorsal ca. 10 t.t und ventral ca. 7 IJ-. Die Zellwände sind sehr<br />

zart. Die Kerne des Epithels stehen im Gegensatz zu R. simplex senkrecht<br />

zur Längsachse des Tieres.<br />

Die Zilien liegen am fixierten Tier <strong>der</strong> Körperoberfläche mehr o<strong>der</strong><br />

min<strong>der</strong> an. So ist ihre Länge nicht exakt zu erfassen. Sie sind aber offenbar<br />

länger als die des Mundes und des Pharynx.<br />

Das große Gehirn liegt an <strong>der</strong> Rüsselbasis, die Statozyste schließt<br />

kaudalwärts an. Statolithen sind in den Sclmittserien nicht nachweisbar.<br />

Dem Gehirn schließen vorn die charakteristischen, <strong>aus</strong> zahlreichen Ganglienzellen<br />

aufgebauten Sinnesplatten an.<br />

In <strong>der</strong> Region des Mundes geht <strong>der</strong> Hautmuskelschlauch in die Pharynxmuskulatur<br />

über. An dieser Stelle (X) än<strong>der</strong>t sich auch die Struktur <strong>der</strong><br />

Bewimperung. Die Zilien des Mundes, wie auch die des Körpers färben sich<br />

mit Eisenhämatoxylin-Erythrosin hellgelbbraun an. Das kurze Wimperkleid<br />

des Pharynx (Höhe 2,5 IJ-) ist dagegen hellbräunlichrot gefärbt.<br />

Der Darm ist mit hohen Zellen <strong>aus</strong>gekleidet, zwischen denen die Zellgrenzen<br />

deutlich erkennbar sind. R. simplex besitzt im Gegensatz hierzu<br />

nach REISINGER (1924) einen weitgehend syncytialen Darm. Zwischen Darm<br />

und Hautmuskelschlauch liegt im vor<strong>der</strong>en Darmabschnitt eine schmale<br />

Schicht lockeren Parenchyms.<br />

Weibliche Gonaden fanden sich bei Tieren, die im September gefangen<br />

wurden. Sie liegen seitlich vom Darm in <strong>der</strong> Region hinter <strong>dem</strong> Pharynx.<br />

Dis ku s s ion: Innerhalb <strong>der</strong> Gattung RhynChoscolex stellt R. remanei<br />

ohne Zweifel den nächsten Verwandten von R. simplex. Durch den<br />

2) Da die Untersuchung vorwiegend faunistisch-ökologischen Charakter trägt,<br />

mußte auf eine intensive histologische Bearbeitung verzichtet werden. Die Angaben<br />

über R. remanei beschränken sich daher auf einige wenige zur Artdiagnose<br />

wichtige Details.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 475<br />

Besitz einer Statozyste mit zwei bis drei Statolithen sowie den mehr zellulären<br />

Bau des Darms sind jedoch zwei einwandfreie Unterscheidungsmerkmale<br />

gegeben. Zwar besitzt die Luthersche Larve von R. simplex gleichfalls<br />

eine Statozyste, doch ist die Struktur des Schweresinnesorgans von <strong>der</strong> des<br />

R. remanei völlig verschieden. Bei <strong>der</strong> Lutherschen Larve stellt sie eine<br />

dorsal offene Epi<strong>der</strong>miseinstülpung mit einem Statolithen dar, sie liegt hier<br />

außer<strong>dem</strong> vor <strong>dem</strong> Gehirn, während sie bei R. remanei kaudalwärts an das<br />

Gehirn anschließt und völlig abgeschlossen ist.<br />

Die zweite europäische Form mit einer Statozyste ist R. diplolithicus.<br />

Sie unterscheidet sich von R. remanei zunächst in <strong>der</strong> Größe (max. 1 bis<br />

1,5 mm lang) und im Habitus durch einen schärfer abgesetzten Rüssel und<br />

einen fadenförmigen Schwanzanhang. Außer<strong>dem</strong> ist auch <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong><br />

Statozyste unterschiedlich. Sie ist bei R. diplolithicus mit 34 fL erheblich<br />

größer, die Statolithen berühren sich nicht, son<strong>der</strong>n werden durch Bän<strong>der</strong><br />

voneinan<strong>der</strong> entfernt gehalten, so daß sie auch nicht gegeneinan<strong>der</strong> verschiebbar<br />

sind. R. remanei dagegen besitzt zwei bis drei frei bewegliche<br />

Statolithen.<br />

Schließlich sind <strong>aus</strong> Brasilien zwei Statozysten tragende Rhyndwscolex­<br />

Arten bekannt. Von diesen besitzt R. platypus nur einen, R. evelinae zwei<br />

miteinan<strong>der</strong> verwachsene Statolithen. Letztere Art wird zu<strong>dem</strong> nur 0,3 bis<br />

0,4 mm lang.<br />

Ordnung Macrostomida<br />

Familie Macrostomidae<br />

Gattung Macrostomum O. SCHMIDT 1848<br />

In einer Bearbeitung <strong>der</strong> Macrostomum-Arten <strong>der</strong> Sowjetunion unter­<br />

teilt BEKLEMISCHEV (1951) die Gattung auf Grund <strong>der</strong> differierenden<br />

Str,uktur des Kutikularorgans in dreiVerwandtschaftsgruppen. Von den neun<br />

in <strong>Schleswig</strong>-Holsteins <strong>Binnengewässer</strong>n nachgewiesenen Arten gehören<br />

vier zur Macrostomum hystricinum-Gruppe und zwei in die Macrostomum<br />

orthostylum-Gruppe, drei Arten werden <strong>der</strong> Macrostomum tuba-Gruppe<br />

zugeordnet.<br />

M acrostomum hystricinum-Gruppe<br />

Neue taxonomische Untersuchungen von LUTHER, BEKLEMISCHEV, Ax<br />

und PAPI haben gezeigt, daß die bis vor kurzem unter <strong>der</strong> Bezeichnung<br />

M. hystrix OERSTED o<strong>der</strong> M. appendiculatum (FABRICIUS) geführten Macrostomum-Arten<br />

<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Süßwasser, Brackwasser und <strong>dem</strong> marinen Milieu<br />

Eurasiens in eine Vielzahl gut unterscheidbarer Arten aufgeteilt werden<br />

müssen. We<strong>der</strong> M. hystrix noch M. appendiculatum sind nach den Original­<br />

arbeiten von OERSTED (1844) und F ABRICIUS (1826) zu identifizieren. Sie<br />

werden als Namen ohne Inhalt von BEKLEMISCHEV (1951) und Ax (1959)<br />

eingezogen.


Ardtiv f. Hydrobiologie. Bd. 57. Zu S. 476.<br />

Abb. 5-7. Macrostomum hystricinum BEKL. 1951, Stilette<br />

verschiedener Individuen.<br />

56," 68<br />

Abb. 8--13. Macrostomum rostratum PArI 1951, Stilette<br />

verschiedenen Individuen.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 477<br />

Sd1leswig-Holstein: An vielen Stellen im Phytal von Seen, Teichen und Gräben<br />

von April bis Oktober, am 6. 8. 1957 im Küstengrundwasser des Großen<br />

Plöner Sees bei Ascheberg. Häufigste Macrostomum-Art.<br />

Die Körperlänge wurde mit 0,9-1,2 mm festgestellt. Die UntersuChungen<br />

des Stiletts decken sich absolut mit <strong>der</strong> Originalbeschreibung<br />

von PAPI. Die Länge beträgt 56-77 l-l. Die Abbildungen 9-12 zeigen<br />

die Variationsbreite <strong>der</strong> Stilettform in schwach gequetschtem Zustande. Die<br />

hier im allgemeinen nicht sichtbare distale Öffnung liegt an <strong>der</strong> Innenseite<br />

des Hakens, die Stelle ist durch einen kleinen treppenförmigen Absatz markiert.<br />

Erst am stark deformierten Stilett tritt diese Öffnung deutlich hervor<br />

(Abb. 13). Das Wachstum des Stiletts beginnt bei allen Macrostomum­<br />

Arten bekanntlich am distalen Ende. Bei jüngeren Tieren ist <strong>dem</strong>entsprechend<br />

<strong>der</strong> distale Haken bereits voll entwickelt, während <strong>der</strong> proximale<br />

Anteil noch im Wachstum begriffen ist (Abb. 8).<br />

Vorliegende Art wurde von PAPI (1951) als Unterart rostrata von<br />

M. finnlandense abgetrennt. Nach unserer Auffassung handelt es sich um<br />

zwei selbständige Arten. Infolge <strong>der</strong> völlig an<strong>der</strong>sartigen Lage <strong>der</strong> distalen<br />

Öffnung ordnen wir M. rostratum in die M. hystricinum-Gruppe ein, während<br />

M. finnlandense nach BEKLEMISCHEV (1951) zur orthostylum-Gruppe<br />

gehört.<br />

Bereits nach den wenigen sicheren Fundorten ist M. rostratum sehr<br />

weit verbreitet. Ohne Zweifel wird ein großer Teil <strong>der</strong> früher unter <strong>der</strong><br />

Bezeichnung M. appendiculatum geführten Funde <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Süßwasser<br />

Europas hier einzureihen sein.<br />

9. Macrostomum distinguendum PAPI 1951<br />

(Abb. 14-16)<br />

M. appendiculatum: BEKLEMISCHEV 1915, 1921 a, 1921 b.<br />

M. hystrix: v. GRAFF 1882 (t. 4, f. 9).<br />

M. appendiculatum ssp. distinguenda PAPI 1951.<br />

M. rossicum BEKLEMISCHEV 1951.<br />

M. distinguendum PAPI 1953. FERGUSON 1954.<br />

M. hystricinum BEKL. CHODOROWSKI 1959 5 ).<br />

Bekannte sichere Verbreitung: Italien, bei Pisa - Finnisch-Lappland, bei Kittilä­<br />

Masuren, Harsz-See - Sowjet-Union, bei Leningrad, Kaluga und in Ostrußland.<br />

Schieswig-Hoistein: Suhrer See, Hydropsammal 17. 6. 1957 (5 Ex.), 17. 8. 1958<br />

(2 Ex.) - Schulensee, Hydropsammal 6. 8. 1957 (1 Ex.) - Großer Plöner<br />

See, Küstengrundwasser bei Ascheberg 22. 6. 1957 (1 Ex.), 6. 8. 1957 (2 Ex.) ­<br />

Buchenwaldtümpel bei Schrevenborn 17. 4. 1957 (40 Ex.), 26. 4. 1957 (20 Ex.)<br />

- Waldgraben bei Trensahl 29. 5. 1957 (6 Ex.) - Kirchsee, Phytalregion<br />

18. 8. 1957 (5 Ex.) ...<br />

5) Vgl. Fußnote S. 476.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 479<br />

meinen Untersuchungen an Süßwasser-Macrostomiden ist sie mit keiner<br />

<strong>der</strong> <strong>aus</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holstein bekannten Macrostomum-Arten identisch. Vorerst<br />

ist eine Einordnung in eine bekannte Art nicht möglich.<br />

SS-A<br />

l<br />

ph<br />

te<br />

vif<br />

ge<br />

wo'<br />

kop<br />

Abb. 18-21. Macrostomum finnlandense FERGUSON 1940.<br />

Abb. 18. Habitusskizze.<br />

Abb. 19-21. Stilette verschiedener Individuen.<br />

Macrostomum orthostylum-Gruppe<br />

11. Macrostomum finnlandense FERGUSON 1940<br />

(Abb. 18-21)<br />

M. viride: LUTHER 1905, PAPI 1951.<br />

M. ruebushi var. finnlandensis FERGUSON 1939/40.<br />

M. appendiculatum ssp. finnlandensis: LUTHER 1947, FERGUSON 1954.


480 Jens-Uwe Rixen<br />

Bekannte sichere Verbreitung: Finnland, Italien. Die übrigen in <strong>der</strong> Literatur unter<br />

<strong>dem</strong> Namen M. viride verzeichneten Funde erscheinen unsicher, da den betreffenden<br />

Arbeiten keine Stilettskizzen beigefügt sind.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: .Großer Plöner See, Hydropsammal bei Plön (leg. Dr. Ax)<br />

13.5. 1949 - Großer Plöner See, Küstengrundwasser bei Ascheberg 6. 8. 1957<br />

(1 Ex.) - Schulensee, Ufer-Grobsand 6. 8. 1957 (1 Ex.) - Kiel, Oberer<br />

Teich im Botanischen Garten, zwischen Hippuris 13. 5. 1957 (3 Ex.).<br />

1870 wurde von VAN BENEDEN eine Macrostomide unter <strong>dem</strong> Namen<br />

M. viride beschrieben. Lange Zeit wurde die heute M. [innlandense genannte<br />

Art mit <strong>der</strong> vAN BENEDENS identifiziert, doch ist diese Gleichsetzung<br />

nach <strong>der</strong> Originalbeschreibung nicht akzetabel, so daß wir im Einklang mit<br />

LUTHER und PAPI den von FERGUSON 1940 vorgeschlagenen Namen be­<br />

nutzen.<br />

Die Länge beträgt 1,0-1,3 mm. Die Färbung ist gelblich grau. Das<br />

Vor<strong>der</strong>ende ist mit Tastborsten besetzt. Rhabditen treten am Hinterende<br />

gehäuft auf. Sie sind zu je 4-5 gebündelt. Am Hinterende befinden sich<br />

eine AnzaW dünne, stäbchenförmige Haftpapillen. Form und Länge des<br />

Stiletts variieren auch innerhalb dieser Art erheblich. Die Länge beträgt<br />

nach LUTHER, 1905 (<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Abb. 9 gemessen) 57 fL, nach den Angaben desselben<br />

Autors von 1947 (p. 12) sogar 135fL, während <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Zeichnung<br />

PAPIS (1951. p. 312) ein Wert von 80 fL hervorgeht. Meine Messungen liegen<br />

in <strong>der</strong> Größenordnung 55-66 fL.<br />

Die Art wurde an zwei Stellen mit an<strong>der</strong>en Macrostomum-Arten ver­<br />

gesellschaftet gefunden, so im Küstengrundwasser bei Ascheberg zusammen<br />

mit M. rostratum und distinguendum und im Schluensee zusammen mit<br />

M. distinguendum.<br />

12. Macrostomum tenuicauda LUTHER 1947<br />

(Abb. 22-24)<br />

Bekannte Verbreitung: Finnland, Umgebung von Tvärminne und Hangö.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Salzwasser bei Bad Oldesloe, Stelle VI f 11. 8. 1958 (8 Ex.) ­<br />

im Rasen einer kleinen mit Juncus gerardi, Glaux maritima, Aster tripolium,<br />

Agrostis alba, Spergularia und Puccinellia bestandenen Salzwiese, umgeben<br />

von salzigen Tümpeln. Salzgehalt 13%°' Die Tiere fanden sich in <strong>der</strong> obersten,<br />

ca. 3 cm hohen Bodenschicht (leg. M. Bilio).<br />

Länge <strong>der</strong> Tiere 0,55 mm. Wie die <strong>der</strong> Originalbeschreibung zugrunde<br />

liegenden Tiere sind auch die Oldesloer Exemplare am Hinterende mit<br />

beson<strong>der</strong>s vielen und dichten Rhabditenbündeln besetzt. Stilettlänge 65<br />

bis 75 fL. Das Stilett zeigt am distalen Ende eine leichte Anschwellung <strong>der</strong><br />

Wände. Somit kann M. tenuicauda als eine Übergangsform von <strong>der</strong> M. orthostylum-<br />

zur M. tuba-Gruppe angesehen werden.<br />

Verbreitungsökologisch ist dieser Fund von beson<strong>der</strong>em Interesse. Die<br />

Art ist bisher nur <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Finnischen Meerbusen gemeldet worden, und<br />

1


482 Jens-Uwe Rixen<br />

Verbreitung etwa auf 49° N. Einmal wurde M. tuba jedoch auf 57° N bei<br />

Bologoje (Rußland) von PLOTNIKOV (1905) nachgewiesen. Über diese Grenze<br />

hin<strong>aus</strong> ist M. tuba verschiedentlich in temperier,ten, durch den Menschen<br />

geschaffenen Wasserbecken (in Warmhäusern und Aquarien) beobachtet<br />

worden. Auch unser Fund ist hier einzureihen.<br />

15. Macrostomum subterraneum nov. spec.<br />

(Abb. 25-27)<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Küstengrundwasser des Selenter Sees, bei Bellin 1950.<br />

Diese von Dr. Ax im Jahre 1950 entdeckte Art wurde trotz mehrfacher<br />

Probenentnahme am Originalfundort nicht wie<strong>der</strong>gefunden. Die folgende<br />

Beschreibung gründet sich auf Aufzeichnungen von Dr. Ax, die mir freundlicherweise<br />

zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Länge knapp I mm, das Vor<strong>der</strong>ende ist abgerundet, das Hinterende<br />

läuft in eine rundliche, sich etwas verbreiternde Schwanzplatte <strong>aus</strong>. Das<br />

kaudale Ende ist sehr stark mit Haftpapillen besetzt. Tastborsten stehen<br />

am ganzen Körper, gehäuft an Vor<strong>der</strong>- und Hinterende. Große Rhabditenbündel<br />

durchsetzen am ganzen Körper das Epithel, beson<strong>der</strong>s stark am<br />

Hinterende. Die Stäbchen sind zu 5-10 Stück gebündelt, etwa 10-12 J.t<br />

lang. Die Augen sind sehr schwach entwickelt, bei oberflächlicher Beobachtung<br />

erscheint das Tier sogar völlig augenlos. Die Pigmentbecher setzen<br />

sich <strong>aus</strong> sehr wenigen (3-7) schwach rötlichen Pigmentkörnchen zusammen.<br />

Die geringe Entwicklung des Augenpigments ist offenbar eine Reduktionserscheinung<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Besiedlung des lichtabgeschlossenen<br />

Küstengrundwassers.<br />

Das Stilett ist eine insgesamt 115 J.t lange Röhre, die in einem Winkel<br />

von etwa 90° abgebogen ist. Der kürzeste Abstand zwischen den beiden<br />

Enden beträgt 90 J.t. Das Rohr wird distalwärts enger, die Wandungen bilden<br />

am distalen Ende eine kugelförmige Anschwellung <strong>aus</strong>. Der Durchmesser<br />

des Stiletts ist etwa auf <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Länge zwischen <strong>der</strong> Krümmung<br />

und <strong>dem</strong> proximalen Ende 10 J.t, nahe <strong>dem</strong> distalen Ende kurz vor<br />

<strong>der</strong> Wandverdickung 5 J.t.<br />

Dis k u s s ion: Innerhalb <strong>der</strong> M. tuba-Gruppe sind meines Erachtens<br />

nur M. tuba v. GRAFF 1882, M. rhabdophorum BEKLEMISCHEV 1927 und<br />

M. pseudoobtusum BEKL. 1927 zu einem näheren Vergleich heranzuziehen.<br />

Mit M. tuba teilt M. subterraneum die charakteristische Anschwellung des<br />

Distalendes des Stiletts. Das Kutikularorgan ist bei M. tuba aber bekanntlich<br />

fast gerade, außer<strong>dem</strong> ist die Art erheblich größer (z. B. nach WEISE<br />

[1942] 2,4-3 mm). Bei den beiden an<strong>der</strong>en Arten ist das Stilett gleichfalls<br />

gekrümmt, aber in <strong>der</strong> speziellen Form doch klar unterschieden. Bei M.<br />

pseudoobtusum liegt ein scharfer Knick im oberen Drittel des Rohres, bei<br />

M. rhabdophorum ist nur das distale Ende schwach abgewinkelt.


Ardrlv f. Hydrobiologie. Bd. 57. Zu S. 482.<br />

ph<br />

te<br />

Abb. 25-27. Macrostomum subte1Taneum nov. spec.<br />

Abb. 25. Habitusskizze.<br />

Abb. 26. Stilett.<br />

Abb. 27. Kopulationsorgan.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 483<br />

Familie Microstomidae<br />

16. Microstomum lineare (0. F. MUELLER 1774)<br />

(Abb. 28-29)<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Sibirien, Ostasien, Sunda-Inseln, USA.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: In den meisten Proben <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Phytalregion <strong>der</strong> Seen und<br />

Teiche von Juni bis Oktober reichlich vertreten, vereinzelt auch in detritusreichem<br />

Sand. Durch ZACHARIAS (1893, 1894) bereits <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> großen Plöner<br />

See bekannt, auch in <strong>der</strong> Form M. giganteum. Von Ax (1957 a) im <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong><br />

EIbe nachgewiesen. Von ZACHARIAS (1894) <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Großen Plöner See infolge<br />

des Fehlens von Nematozysten irrtümlich als M. inerme neu beschrieben.<br />

Abb. 28-29: Microstomum lineare (0. F. MÜLL. 1774), Stilette verschiedener<br />

Individuen.<br />

Neben <strong>dem</strong> über<strong>aus</strong> häufigen Normaltyp wurden in drei Proben große<br />

Exemplare beobachtet, welche nach <strong>der</strong> synoptischen Darstellung von<br />

v. GRAFF (1913) als M. giganteum HALLEZ zu identifizieren sind. STEINBÖCK<br />

(1951) äußert jedoch den Verdacht, daß diese Form noch innerhalb <strong>der</strong><br />

Variationsbreite liegt, eine Vermutung, die durch meine Untersuchungen<br />

bestätigt werden kann.<br />

Die Form M. giganteum trat stets zusammen mit M. lineare auf, in<br />

allen Fällen aber nur in wenigen Exemplaren neben einer großen Anzahl<br />

von M. lineare. Ähnliche Verhältnisse ergeben sich <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Arbeit von<br />

DORNER (1902) und <strong>aus</strong> den Fundortlisten von WEISE. Gute übereinstimmungen<br />

sind in <strong>der</strong> Form des Stiletts vom M. lineare-Typus (Abb. 28)<br />

29


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 485<br />

19. Geocentrophora baltica (KENNEL 1883)<br />

(Abb. 30)<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, USA, Afrika, in Kärnten auch im Edaphon beobachtet.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Lebra<strong>der</strong> Moor, in Sphagnum-Bulten 14. 10. 1957 (1 Ex.),<br />

5. 11. 1957 (6 Ex.).<br />

Länge des Tieres 6 mm, maximale Stilettlänge 45 "".<br />

30 31<br />

Abb. 30. Geocentrophora baltica (KENNEL 1883), Stilett.<br />

Abb. 31: Geocentrophora sphyrocephala DE MAN 1876, Stilett.<br />

20. Geocentrophora sphyrocephala DE MAN 1876<br />

(Abb. 31)<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Japan. In Kärnten auch im Edaphon nachgewiesen.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Marutendorf, Quellrinnsal am Westensee (Fund von Prof. RE­<br />

MANE 1936) - Lebra<strong>der</strong> Moor, in Sphagnum-Bulten 14. 10. 1957 (20 Ex.),<br />

5. 11. 1957 (10 Ex.).<br />

Körperlänge bis 1,3 mm, Länge des Stiletts 42 "". Während in <strong>der</strong><br />

Körpergröße und <strong>dem</strong> Habitus klare, äußerlich erkennbare Unterscheidungsmerkmale<br />

zwischen G. baltica und G. sphyrocephala vorliegen, sind die<br />

Stilettapparaturen (Abb. 30-31) auffallend ähnlich und nicht voneinan<strong>der</strong><br />

zu unterscheiden. Es handelt sich möglicherweise nur um zwei Entwicklungsstadien<br />

einer Art.<br />

Die beiden Geocentrophora-Arten sind spezifische Besiedler von<br />

Sphagnumpolstem in Moorbiotopen. Unsere Habitate in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />

decken sich absolut mit den Angaben von STEINBÖCK (1927). Daneben<br />

dringen beide Arten auch in edaphische Lebensräume ein. Sie wurden von<br />

REISINGER (1954) in Kärnten beobachtet, und REMANE (1938) fand G. sphyrocephala<br />

zusammen mit <strong>dem</strong> Anneliden Parergodrilus hei<strong>der</strong>i REIS. im<br />

feuchten Laub eines Quellrinnsals am Westensee.


486<br />

Jens-Uwe Rixen<br />

Ordnung Prolecithophora<br />

Unterordnung Separata<br />

Familie Plagiostomidae<br />

21. Plagiostomum lemani (DU PLESSIS 1874)<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, auch Brackwasser bis zu 7 %0 Salzgehalt, Kaspisches<br />

Meer, Japan, USA.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Selenter See, bei Giekau, in angespülten Pflanzemesten<br />

3.9. 1957 (1 Ex.) - Suhrer See, mit Characeen bewachsener Sand 27. 9. 1957<br />

(3 Ex.), 5. 11. 1957 (1 Ex) - Schulensee, Bodenschlamm in 1-2 m Tiefe (md!.<br />

Mitteilung von Prof. REMANE) - Großer Plöner See, in tieferen Zonen regelmäßig<br />

(mdl. Mitteilung von Prof. THIENEMANN) - von ZACHARIAS (1893, 1894)<br />

unter <strong>dem</strong> Synonym P. quadrioculatum <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Großen Plöner See gemeldet.<br />

KRÄPELIN (1901) gibt die Art für Gräben bei Hamburg an.<br />

In <strong>Schleswig</strong>-Hoistein gehört Pl. lemani nicht zur typischen Fauna des<br />

oberen Eulitorals, sie tritt dagegen nach den mündlichen Angaben von<br />

Herrn Prof. THIENEMANN und Herrn Prof. REMANE in Tiefen ab 1-2 m<br />

regelmäßiger auf. Die wenigen Exemplare, die von mir an zwei Stellen<br />

gefunden wurden, sind ohne Zweifel sekundär <strong>aus</strong> tieferen Schichten eingedrungen<br />

o<strong>der</strong> passiv in die Uferzone eingespült worden.<br />

Ordnung Seriata<br />

Unterordnung Proseriata<br />

Familie Monocelididae<br />

Unterfamilie Coelogynoporinae<br />

22. Coelogynopora spec.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein, Süßwasser: Küstengrundwasser <strong>der</strong> EIbe bei Hamburg (Ax<br />

1957 a).<br />

Nicht wie<strong>der</strong>gefunden.<br />

Familie Otomesostomatidae<br />

23. Otomesostoma auditivum (DU PLESSIS 1874)<br />

Bekannte Verbreitung: Nord-Europa, Riesengebirge, Alpengebiet, Grönland, USA.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Suhrer See, Sand mit Characeenbewuchs 2. 11. 1956 (3 Ex.),<br />

19. 11. 1957 (24 Ex.), 27. 9. 1957 (8 Ex,), 14. 10. 1957 (6 Ex.), 5. 11. 1957<br />

(6 Ex.), 5. 5. 1958 (2 juv. Ex.), 17. 8. 1958 (8 Ex.) - Selenter See, bei Bellin<br />

(mdl. Mitteilung von Dr. Ax) - LUNDBECK (1926) <strong>aus</strong> <strong>der</strong>Tiefe folgen<strong>der</strong> Seen<br />

nachgewiesen (mit Tiefenangaben): Großer Plöner See 8--19 m, Trammer See<br />

9-19 m, Schöhsee 10-15,5 m, Dieksee 13 m, Plußsee 3,5-7 m, Ihlsee 12 bis<br />

14 m, Plötschersee 3,5 m, Schaalsee 8 m.<br />

Nach den Untersuchungen von LUNDBECK (1926) ist Otomesostoma<br />

auditivum in den norddeutschen Seen auf das Sublitoral und das obere<br />

Profundal beschränkt. Zwei Faktoren, die Temperatur und <strong>der</strong> Sauerstoffgehalt,<br />

werden als Primärfaktoren für die vertikale Verbreitung <strong>der</strong> Art


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 487<br />

angesprochen. Auf <strong>der</strong> einen Seite soll eine gewisse Kaltstenothermie die<br />

Besiedlung <strong>der</strong> oberen Wasserschichten verhin<strong>der</strong>n. Die höchste Wassertemperatur,<br />

bei <strong>der</strong> LUNDBECK die Art beobachtet hat, beträgt 15,9° C.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite verursacht das im Profundal herrschende Sauerstoffdefizit,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in den stark eutrophen baltischen Seen, eine basale<br />

Besiedlungsgrenze, so daß damit O. auditivum an <strong>der</strong> Grenze Profundal­<br />

Sublitoral das Existenzoptimum finden soll.<br />

STEINBÖCK (1932) faßt seine Untersuchungen über die ökologischen<br />

Ansprüche von Otomesostoma folgen<strong>der</strong>maßen zusammen: "Auf Grund <strong>der</strong><br />

aufgezählten Tatsachen scheint mir ein Zweifel nicht mehr möglich, daß<br />

Otomesostoma im Sinne ZSCHOKKES zu jenen "Trümmern <strong>der</strong> glazialen<br />

Mischfauna" gehört, die zur Eiszeit am Ufer unserer mitteleuropäischen<br />

Gewässer lebten und sich vor <strong>der</strong> zunehmenden Erwärmung einerseits in<br />

die kalte Tiefe <strong>der</strong> großen Seen, an<strong>der</strong>erseits ins Hochgebirge zurückgezogen,<br />

wo sie auch am Ufer auftreten. In <strong>der</strong> kalten Tiefe oberflächenwarmer<br />

Seen ist es also auch als echtes Glazialrelikt im Sinne v. HOFSTENS und<br />

EKMANS zu bezeichnen".<br />

Weitere Untersuchungen, die STEINBÖCK auf Grönland und Island<br />

durchführte, ergaben dann aber, daß O. auditivum dort ein eurythermer<br />

Tümpel- und Seebewohner ist. STEINBÖCK (1942, 1943) erldärt dieses unterschiedliche<br />

Verhalten in arktischen Gebieten und in Mitteleuropa mit existenzökologischen<br />

Gründen. Das Tier steht in den relativartenarmen arktischen<br />

Gebieten einer geringeren Zahl von Konkurrenten gegenüber als auf<br />

<strong>dem</strong> mitteleuropäischen Festland und wird deshalb hier in tiefere Zonen<br />

gedrängt.<br />

Schließlich äußert STEINBÖCK (1951) auch die Vermutung, "daß das<br />

in <strong>der</strong> Glazialzeit noch eurytherme Otomesostoma heute in <strong>der</strong> Tiefe <strong>der</strong><br />

europäischen Seen eine oligotherme physiologische Rasse darstellt".<br />

Nach den eigenen Beobachtungen siedelt O. auditivum regelmäßig<br />

und in größerer Individuenzahl im Limnopsammal des Suhrer Sees in einer<br />

Tiefe von 30-50 cm (Mai bis November). Dr. Ax fand die Art im Küstengrundwasser<br />

des Selenter Sees, sie ist hier jedoch vermutlich <strong>aus</strong> den ufernahen<br />

Sanden eingespült worden.<br />

Diese Befunde einer regelmäßigen Besiedlung des <strong>Litoral</strong>s finden wir<br />

bei einer genauen Durchsicht <strong>der</strong> Literatur für den borealen wie auch für<br />

den alpinen Bereich von vielen an<strong>der</strong>en Stellen bestätigt. MARTIN (1907)<br />

fand Otomesostoma in den schottischen Lochs auch an flachen Stellen. Nach<br />

BRINKMANN (1905) kommt es im dänischen Furesee nur an seichten Uferstellen<br />

vor. v· HOFsTEN (1911a) weist die Art für Schweden in einem bis<br />

1,5 m tiefen Gewässer des Moorgebietes Mästermyr auf Gotland und in<br />

einem kleinen Teich bei Abisko (Schwedisch-Lappland) nach. Im finnischen<br />

Lojosee ist nach LUTHER (1902) O. auditivum nur im flachen Wasser ver-


488 Jens-Uwe Rixen<br />

treten. Auch PLOTNIKOWS Funde von Bologoje (1905) entstammen <strong>der</strong> sandigen<br />

Uferregion. BRAUN (1885) erbeutete die Art im Peipus-See mit einem<br />

Schleppnetz. Es erscheint unwahrscheinlich, daß dort auf diese Weise größere<br />

Tiefen erreicht wurden. Schließlich fand DORNER (1902) unsere Art<br />

im Oberteich in Königsberg. Der Fund muß, wie schon die Bezeichnung<br />

Teich besagt, <strong>aus</strong> geringerer Tiefe stammen. Diesen nordeuropäischen Nachweisen<br />

folgen noch einige <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Alpenraum: FUHRMANN (1900) gibt Otomesostoma<br />

für den Genfer See an (Schilfgürtel bei La Belotte), v. HOFSTEN<br />

(1911 a) ebenfalls für den Genfer See (Tiefe 1,3-2 m), FINDENEGG und<br />

TURNOWSKY (1935) erbeuteten die Art in zwei verhältnismäßig warmen Seen<br />

auf <strong>der</strong> Turracher Höhe (Kärnten) und endlich wies REISINGER (1955)<br />

O. auditivum für Schlammbiotope des Gurksees (Kärnten) in 0,1-2 m Tiefe<br />

nach. An <strong>der</strong> letztgenannten Fundstelle trat sie allerdings nur im Winter auf.<br />

Otomesostoma auditivum besiedelt also fast im gesamten Verbreitungsgebiet<br />

neben <strong>der</strong> Tiefenregion auch die Uferzonen. Die Annahme einer<br />

generellen Kaltstenothermie dieser viel diskutierten Art muß damit endgültig<br />

fallengelassen werden.<br />

Der von STEINBÖCK (1942, 1943) her<strong>aus</strong>gearbeitete Gegensatz zwischen<br />

<strong>dem</strong> arktischen und <strong>dem</strong> alpinen Vorkommen scheint nach neueren Unter­<br />

suchungen von REISINGER (1955) und STEINBÖCK (1958) nicht mehr in dieser<br />

scharfen Form zu bestehen, vielmehr besitzt die Art offenbar in den ihr<br />

gemäßen Lebensräumen überall eine gleiche ökologische Valenz.<br />

Mit diesen Feststellungen ist allerdings die Frage, weshalb dieses Turbellar<br />

in einigen Gewässern vorkommt, in an<strong>der</strong>en chemisch und typologisch<br />

gleichartigen dagegen fehlt, noch nicht geklärt. REISINGER (1955) kommt<br />

auf Grund von Laborversuchen zu <strong>dem</strong> interessanten Schluß, daß "nicht<br />

Temperatur, Sauerstoffgehalt und pH bestimmen, ob Otomesostoma in<br />

einem Hochgebirgstümpel leben kann o<strong>der</strong> nicht, es sind chemische Stoffe,<br />

die, von den Mitbewohnern <strong>der</strong> Tiere abgeschieden, diese vergiften und<br />

nicht aufkommen lassen" (zit.). Inwieweit diese Laborversuche Schlüsse<br />

auf die natürlichen Bedingungen zulassen, können erst eingehende Freilandbeobachtungen<br />

<strong>der</strong> Gesamtfauna in den jeweiligen Standorten ergeben.<br />

STEINBÖCK (1958) steht diesen Angaben REISINGERS vorerst noch skeptisch<br />

gegenüber, sieht aber auch existenzökologische Faktoren als die bestimmenden<br />

an.<br />

Familie Bothrioplanidae<br />

24. Bothrioplana semperi BRAUN 1881<br />

Bekannte Verbreitung: Europa nördlich <strong>der</strong> Alpen, Japan, Sumatra, Grönland,<br />

USA, Brasilien, Südafrika, meist in periodischen Kleingewässern und Quellbiotopen<br />

(DARM 1951), mitunter edaphisch (REISINGER 1954).<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Kiel-Hasseldieksdamm, Buchenwaldtümpel 5. 3. und 11. 3.<br />

1957 (je 1 Ex.) - Küchensee, Quelle (TRIENEMANN 1921).


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong>' <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 489<br />

Nach v. HOFsTEN (1912) besiedelt Bothrioplana in <strong>der</strong> Schweiz fast<br />

nur konstante Kleingewässer und tritt nur selten an Seeufern auf. Auch<br />

DAHM (1951) stellt flache Tümpel und Quellen als die bevorzugten Biotope<br />

her<strong>aus</strong>, daneben ist die Art <strong>aus</strong> seichteren Stellen an See- und Flußufern<br />

S'owie <strong>aus</strong> Gräben bekannt.<br />

THIENEMANN (1921) sieht in Bothrioplana einen Stygobionten. Obwohl<br />

die Art verschiedentlich in Grundwassersammlungen und Quellen angetroffen<br />

wurde, läßt sich nach den vielen neueren Befunden diese Ansicht nicht<br />

halten. Nach REISINGER (1925b) ist B. semperi in erster Linie Schlammbewohner<br />

oberirdischer Gewässer, Grundwasserbefunde sind durch sekundäre<br />

Einwan<strong>der</strong>ung zu erklären.<br />

Ordnung Neorhabdocoela<br />

Unterordnung Dalyellioida<br />

Familie Provorticidae<br />

25. Veidovskya ignava Ax 1951<br />

Bekannte Verbreitung: Finnischer Meerbusen, Kieler Bucht, Schlei, Amrum, Etangs<br />

an <strong>der</strong> französischen Mittelmeerküste (Ax 1951, 1954, 1956, GERLACH 1954).<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein, Süßwasser: Hydro- und Hygropsammal <strong>der</strong> EIbe bei Hamburg<br />

(Ax 1957 a).<br />

Veidovskya ignava ist ein spezifisches Faunenelement <strong>der</strong> mesohalinen<br />

Brackwassergebiete an den europäischen Küsten. Die Besiedlung <strong>der</strong> limnischen<br />

Ufersande <strong>der</strong> EIbe stellt einen lokalen Vorstoß <strong>aus</strong> diesem Lebensraum<br />

dar.<br />

Nicht wie<strong>der</strong>gefunden.<br />

26. Provorticidorum spec.<br />

(Abb. 32-34)<br />

Sch1eswig-Holstein: Großer Plöner See, Hydropsammall3. 5. 1949 (leg. Dr. Ax) ­<br />

Großer Plöner See, am Koppelsberg, zwischen Phragmites-Wurzeln 30. 4.<br />

1958 (4 Ex., davon 3 juv.) - Großer Plöner See, Küstengrundwasser an <strong>der</strong><br />

Spitze <strong>der</strong> Prinzeninsel 13. 5. 1958 (3 juv. Ex.).<br />

GegenüberVeidovskya ignava ist die zweite Provorticide <strong>der</strong> schleswigholsteinischen<br />

<strong>Binnengewässer</strong> eine echte Süßwasserart. Die spärlichen Beobachtungen<br />

an wenigen Exemplaren gestatten zunächst nur eine oberflächliche<br />

Charakterisierung. Eine detaillierte Beschreibung dieser offenbarneuen<br />

Form muß künftigen Untersuchungen vorbehalten bleiben.<br />

Die Körperlänge beträgt 0,4-0,6 mm. Die Testes liegen lateral etwas<br />

hinter <strong>dem</strong> Pharynx. Die Vitellarien bilden zwei lange, laterale Schläuche,<br />

die in Höhe <strong>der</strong> Geschlechtsöffnung aufeinan<strong>der</strong> zulaufen. Die paarigen<br />

Germarien liegen seitlich im Hinterende des Körpers (Abb. 32). Das Kopulationsorgan<br />

(Abb. 33) setzt sich <strong>aus</strong> einem sackförmigen Muskelbulbus und


490<br />

Jens-Uwe Rixen<br />

einem kutikularen Stilett zusammen. Der Muskelbulbus ist im kugelförmig<br />

angeschwollenen Proximalteil mit Sperma erfüllt, <strong>der</strong> distale Schlauch enthält<br />

Kornsekret. Das Kutikularorgan setzt am distalen Ende etwa im rechten<br />

Winkel an. Es ist ein kurzes, leicht sichelförmig gebogenes Gebilde (Abb. 34).<br />

Abb. 32---34. Provorticidorumspec.<br />

Abb. 32. Habitusskizze. Abb. 33. Kopulationsorgan.<br />

Abb. 34. Kutikularstilett.<br />

Dis k u s s ion: In den genannten Merkmalen unterscheidet sich vorliegende<br />

Art sehr deutlich von allen bisher <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> limnischen Bereich bekannten<br />

Vertretern <strong>der</strong> Provorticidae. Pilgramilla sphagnorum SEKERA 1906<br />

setzt sich im Habitus durch das verbreiterte Vor<strong>der</strong>ende einwandfrei ab,<br />

das Kopulationsorgan dieser Art ist möglicherweise reduziert, jedenfalls ist<br />

es bisher nicht beobachtet worden. Der terrikole ArChivortex silvestris REI­<br />

SINGER 1924 ist nur 0,2 mm lang, er besitzt ein unpaares Germovitellar,<br />

Hoden und Kopulationsorgan sind sehr klein. Der Ductus ejaculatorius ist<br />

eine lange, s-förmig gebogene Röhre. Haplovortex bryophilus REIS. 1925,<br />

ein Bewohner nasser Moosrasen, besitzt ein rudimentäres Kopulationsorgan<br />

ohne Kutikularbewehrung. Schließlich ist <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Neuen Welt noch Haplovortex<br />

virginianus RUEBUSH und HAYES 1939 zu nennen. Diese Art, die in<br />

einem Teich in Virginia (USA) gefunden wurde, unterscheidet sich von <strong>der</strong><br />

Form <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Großen Plöner See im Habitus (RuEBusH 1935, Hg. 1) und<br />

in <strong>der</strong> Form des Kutikularorgans (1. c. Hg. 2), welches hier ein tütenförmiges,<br />

gerades Gebilde darstellt.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 491<br />

Familie Graffillidae<br />

27. Bresslauilla relicta REISINGER 1929<br />

Bekannte Verbreitung: a) im marinen Bereich: Finnischer Meerbusen, Umgebung<br />

von Tvärminne, 15° C (KARLING 1930) - Kieler Bucht: an mehreren Stellen<br />

von ca. 10-15 %0 Salzgehalt im mehr o<strong>der</strong> weniger detritusreichen Sand<br />

und in Algenwatten-Selker Noor (fast abgeschlossener Nebenarm <strong>der</strong> Schlei)<br />

bei 2,5 % 0 (Ax 1951) - <strong>Schleswig</strong>-holsteinische Nordseeküste, auf Amrum und<br />

am Westerhever-Sand im Feinsand und Sandwatt bei ca. 30 0 / 00 Salzgehalt<br />

(Ax 1952) - Etangs an <strong>der</strong> französischen Mittelmeerküste, 6-15 %0 Salzgehalt<br />

(Ax 1956) - Schwarzes Meer, Süßwassereinfluß bei $ile (Türkei) im<br />

Feinsand bei 3-15 0 / 00 (Ax 1959).<br />

b) im Süßwasser: Wörthersee, 15--40 m Tiefe, 6,8-4,5° C, im Schlamm und<br />

zwischen Chara-Wurzeln (REISINGER und STEINBÖCK 1925) - Lago Maggiore,<br />

8-18 m Tiefe (STEINBÖCK 1951) - In einigen Steiermärker Seen (nach brieflicher<br />

Mitteilung von Prof. REISINGER an Dr. Ax) - Weiher im Botanischen<br />

Garten in Köln, in <strong>der</strong> kalten Jahreszeit (REISINGER 1929) - EIbe bei Hamburg,<br />

Mittel- bis Grobsand nahe <strong>der</strong> Spülzone (Ax 1957 a) - Stichkanal<br />

Spandau, nahe <strong>dem</strong> Teufelsee 11. 10. 1933 (Mitteilung von Dr. WEISE).<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Bad Oldesloe, 22. 6. 1958, Salzstelle III a, 11 %0 Salzgehalt,<br />

13° C (sehr häuBg) - ebendort, 11. 8. 1958, Stelle I b, 19 0 / 00 , 24° C, (2 Ex.)<br />

- ebendort, 11. 8. 1958, Stelle VI d, 13 0 / 00 , 20° C (5 Ex.).<br />

Bresslauilla relicta siedelt in zwei völlig verschiedenen Lebensräumen.<br />

Sie wurde zuerst <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Süßwasser beschrieben, dann jedoch im Meere<br />

vom vollmarinen Bereich bis in das oligohaline Brackwasser nachgewiesen.<br />

Damit gehört die Art ähnlich wie Gyratrix hermaphroditus zu den wenigen<br />

holeuryhalinen Turbellarien (Ax 1952, 1956, 1957 a, REMANE 1958).<br />

Im marinen Bereich bevorzugt Bresslauilla relicta nach den bisher vorliegenden<br />

Beobachtungen küstennahe Regionen mit niedrigen Salzkonzentrationen.<br />

Die Neufunde in Oldesloe liefern den ersten Nachweis für die<br />

Besiedlung von Binnensalzstellen. Im Salzwasser ist die Art sehr eurytherm.<br />

Für das Süßwasser liegen die meisten Angaben <strong>aus</strong> den Alpenrandseen<br />

vor (REISINGER, STEINBÖCK). Die Art ist hier auf größere Tiefen mit<br />

niedrigen Temperaturen beschränkt. Für eine gewisse Kaltstenothermie im<br />

limnischen Bereich sprechen außer<strong>dem</strong> die Funde von REISINGER (1929)<br />

im Botanischen Garten Köln und von WEISE (1942) im Stichkanal Spandau.<br />

Die Art trat hier nur in <strong>der</strong> kalten Jahreszeit auf. In den Ufersanden <strong>der</strong><br />

EIbe besiedelt Bresslauilla eine Region mit stark strömen<strong>dem</strong> Wasser.<br />

Diese deutliche Bevorzugung kalter Tiefenregionen o<strong>der</strong> strömungsreicher<br />

Stellen im Süßwasser entspricht <strong>der</strong> bekannten Tatsache, daß "limnische<br />

Pflanzen und Tiere, die mit marinen Arten nahe verwandt sind, im<br />

Süßwasser viel mehr strömendes Wasser bevorzugen als im Meer o<strong>der</strong> im<br />

Süßwasser stärker kaltstenotherm sind als im Meer" (REMANE 1958, p. 55).<br />

Diese Aussage gilt nicht nur für getrennte Arten, son<strong>der</strong>n im vorliegenden<br />

Fall auch für verschiedene Populationen einer Spezies.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 493<br />

lieh, lediglich für den Fundort in <strong>der</strong> EIbe ist eine aktive Einwan<strong>der</strong>ung<br />

<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> brackigen EIbeästuar wahrscheinlich.<br />

Familie Dalyelliidae<br />

28. Microdalyellia armigera (0. SCHMIDT 1861)<br />

(Abb. 35)<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Sibirien, Japan (?), USA.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Moore, Quelltümpel, Frühjahrstümpel, Waldgräben von April<br />

bis Juni, August, Oktober - Küstengrundwasser des Großen Plöner Sees bei<br />

Ascheberg 22. 6. (3 Ex.) und 6. 8. 1957 (6 Ex.).<br />

Körperlänge 0,8-1,4 mm. Länge des Kutikularapparats 84-130 fl ­<br />

<strong>der</strong> Abstand vom Ansatz <strong>der</strong> Seitenäste bis zum distalen Ende <strong>der</strong> Rinne<br />

beträgt 45-60 fl.<br />

Die Art ist sehr euryök.<br />

29. Microdalyellia armigera var. vinculosa (SZYNAL 1933)<br />

(Abb. 36)<br />

Bekannte Verbreitung: Polen.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Bach im Dodauer Forst 1. 5. 1958 (1 Ex.).<br />

Von <strong>der</strong> Hauptart trennt SZYNAL (1933) eine Unterart vinculosa ab,<br />

die sich im wesentlichen durch die Drehung <strong>der</strong> Rinne des Kutikularorgans<br />

unterscheidet.<br />

Die Länge des Kutikularapparats betrug bei <strong>dem</strong> schleswig-holsteinisehen<br />

Exemplar nur 100 fl gegenüber 215fl in <strong>der</strong> Angabe von SZYNAL.<br />

Der Unterschied geht im wesentlichen auf die sehr kurzen Stiele zurück, die<br />

bei <strong>dem</strong> mir vorliegenden Exemplar oHenbar noch nicht voll <strong>aus</strong>gewachsen<br />

waren. Nehmen wir als Maß den Abstand vom Ansatz <strong>der</strong> Seitenäste bis<br />

zur Spitze <strong>der</strong> Rinne - diese Länge beträgt nach SZYNAL ca. 85 fl gegenüber<br />

75 fl bei <strong>dem</strong> schleswig-holsteinischen Tier - so ist eine gute übereinstimmung<br />

vorhanden. Der rechte Seitenast des Kutikularorgans trägt 7 Stacheln<br />

gegenüber 8-10 in SZYNALS Beschreibung.<br />

30. Microdalyellia kupelwieseri (MEIXNER 1915)<br />

(Abb. 37)<br />

Bekannte Verbreitung: Fennoskandien, Nordrußland, Österreich, Schweiz, Italien.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Kiel-Hasseldieksdamm, Buchenwaldgraben 16. 4. 1958 (1 Ex.)<br />

- Bach im Dodauer Forst 1. 5. 1958 (8 Ex.) - Ladelun<strong>der</strong> Moor 1. 6. 19-58<br />

(1 Ex.) - Lebra<strong>der</strong> Moor 14. 10. (sehr häufig) und 5. 11. 1957 (sehr häufig) ­<br />

Kiel-Elmschenhagen, Moor 22. 10. 1957 (2 Ex.).<br />

Körperlänge 0,9-1 mm. Ein Teil <strong>der</strong> am 14. 10. 1957 im Lebra<strong>der</strong><br />

Moor gefundenen Tiere war, wohl durch den Darrninhalt bedingt, grün<br />

gefärbt. Der HO fl lange Kutikularapparat trägt am linken Seitenast einen<br />

und am rechten drei Stacheln.


494<br />

Jens-Uwe Rixen<br />

Die Art bewohnt humusreiche Kleingewässer. Sie wurde in Schleswl f<br />

Rolstein <strong>aus</strong>schließlich im Frühjahr und im Rerbst beobachtet, besitzt 11111"<br />

möglicherweise ein gewisses Kältebedürfnis. Die bisher bekannten FUlJlh<br />

weisen auf eine boreoalpine Disjunktion in <strong>der</strong> Verbreitung hin (STEINnl (<br />

1932; REISINGER 1955).<br />

31. Microdalyellia schmidtii (v. GRAFF 1882)<br />

(Abb. 38)<br />

Bekannte Verbreitung: Großbritannien, Fennoskandien, Nordrußland, Kaukasllii,<br />

Deutschland, Österreich, Schweiz.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Erlenbruchwaldtümpel am Westensee 22. 5. 1957 (1 Ex.) .<br />

Bach im Dodauer Forst 1. 5. 1958 (1 Ex) - Lebra<strong>der</strong> Moor 14. 10. 195"/<br />

(1 Ex.).<br />

Körperlänge 0,7-0,9 mm. Länge des Kutikularorgans 100 "".<br />

Die vier vorstehenden Formen M. armigera, M. armigera var. vin··<br />

culosa, M. kupelwieseri und M. schmidtii sind sehr nahe miteinan<strong>der</strong> verwandt.<br />

An verschiedenen Fundstellen traten mehrere zusammen in <strong>der</strong>selben<br />

Probe auf: Lebra<strong>der</strong> Moor, 14. 10. 1957: M. kupelwieseri und 1 Ex.<br />

M. schmidtii - Kiel-Elmschenhagen, Moor, 22. 10. 1957: Viele M. armigera<br />

und 4 Ex. M. kupelwieseri - Dodauer Forst, Waldbach 1. 5. 1958: 1 Ex.<br />

M. armiL ta, 1 Ex. M. armigera vinculosa, 8 M. kupelwieseri und 1 M.<br />

schmidtii - Ladelun<strong>der</strong> Moor 1. 6. 1958: 1 M. armigera und 1 M. kupelwieseri.<br />

Es bleibt dabei auffällig, daß die einzelnen Variationen an den<br />

verschiedenen Fundstellen ihres Gesamtareals in sehr identischer Ausprägung<br />

auftreten.<br />

32. Microdalyellia fusca (FUHRMANN 1894)<br />

(Abb. 39)<br />

Bekannte Verbreitung: a) Süßwasser: Spanien, Frankreich, Schweiz, Italien, Österreich,<br />

Deutschland, Sowjet-Union, Sibirien, Japan (?).<br />

b) Brackwasser: Finnischer Meerbusen (Salzgehalt bis 6,5 0 / 00 ), schwedische<br />

Ostseeküste.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Binnensalzstellen bei Bad Oldesloe 11. 8. 1958: Stelle Vb<br />

(19 0 C, 5 Ex.) und VI d (20 0 C, 2 Ex.).<br />

Die Art ist im Süßwasser Mittel- und Südeurasiens verbreitet. In<br />

Fennoskandien besiedelt sie dagegen nur das Brackwasser und wird<br />

deshalb von REMANE (1958) als regionale Brackwasserart bezeichnet. In den<br />

<strong>Binnengewässer</strong>n <strong>Schleswig</strong>-Holsteins wurde sie gleichfalls nur im Brack­<br />

wasser <strong>der</strong> Binnensalzstellen von Oldesloe gefunden.<br />

LUTHER (1955) weist darauf hin, daß das Fehlen <strong>der</strong> Art im Süßwasser<br />

Fennoskandiens möglicherweise durch das mehr o<strong>der</strong> weniger saure, elek­<br />

trolytenarme Wasser <strong>der</strong> fennoskandischen Urgesteinsgebiete bedingt ist.<br />

Während M. fusca im Brackwasser eine eurytherme Art ist, bevorzugt sie


Archiv f. Hydrobiologie. Bd. 57.<br />

Abb. 35. Microdalyellia armigera<br />

(0. SCHM. 1861), Kutikularapparat.<br />

Abb. 37. MicrodalyeUia kupelwieseri<br />

(MEIXNER 1915), Kutikularapparat.<br />

Zu S. 494.<br />

Abb. 36. Microdalyellia armigera var.<br />

vinculosa (SZYNAL 1933), Kutikularapparat.<br />

Abb. 38. Microdalyellia scnmidtii<br />

(V. GRAFF 1882), Kutikularapparat.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 495<br />

im Süßwasser, soweit dieser Faktor in den Literaturangaben berücksichtigt<br />

ist, kälteres Wasser.<br />

Danach ist M. fusca in ihren Ansprüchen an die chemische Zusammensetzung<br />

und die Temperatur <strong>der</strong> Gewässer in Parallele zu Bresslauilla relicta<br />

zu setzen.<br />

33. Microdalyellia fairchildi (v. GRAFF 1911)<br />

Bekannte Verbreitung: Frankreich, Fennoskandien, Polen, Rußland, Sibirien, Japan,<br />

USA.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Kieler Botanischer Garten, unterer Teich 20. 6. (6 Ex.), 19. 7.<br />

(20 Ex.), 16. 9. (sehr häufig), 4. 10. 1957 (2 Ex.), 20. 5. 1958 (1 Ex.) ­<br />

Kieler Botanischer Garten, oberer Teich 8. 5. (1 Ex.), 12. 5. (2 Ex.), 20. 6. 1957<br />

(1 Ex.) - Rosemel<strong>der</strong> See, Phytal 9. 7. (1 Ex.), 16. 8. 1957 (4 Ex.) - Bad<br />

Oldesloe, Teich im Kurpark 22. 6. 1958 (1 Ex.) - Marschgraben bei Neukirchen<br />

(Krs. Südton<strong>dem</strong>) 6. 9. 1957 (6 Ex.).<br />

Körperlänge 0,7-0,9 mm. Länge des Kutikularapparats bis zu 87 ll,<br />

davon bis 55,"", auf die Stiele entfallend.<br />

Die Art bevorzugt pflanzenreiche Kleingewässer.<br />

34. Microdalyellia brevimana (BEKLEMISCHEV 1921)<br />

(Abb. 40)<br />

Bekannte Verbreitung: Italien, Nord- und Osteuropa, Deutschland (Kurmark), Ostpreußen,<br />

Polen, Sibirien, Japan, USA.<br />

<strong>Schleswig</strong>-HoIstein: Selenter See, bei Giekau, zwischen angeschwemmten Pflanzenteilen<br />

3. 9. (8 Ex.) und 8. 9. 1957 (4 Ex.).<br />

Körperlänge 1,2 mm. Der Kutikularapparat <strong>der</strong> von mir untersuchten<br />

Tiere zeigt konstant eine an <strong>der</strong> Spitze in Zacken endigende Rinne. Auf<br />

dieses Merkmal gründet WEISE (1942) eine selbständige var. tectispinosa.<br />

Im Gegensatz zur Auffassung LUTHERs (1955) betrachte ich diese Bildung<br />

als eine natürliche Struktur und führe sie nicht auf Deformation zurück.<br />

Die Art besiedelt vorzugsweise die submerse Phytalregion größerer<br />

Seen.<br />

35. Microdalyellia picta (0. SCHMIDT 1848)<br />

(Abb. 41)<br />

Bekannte Verbreitung: Nord- und Osteuropa, Polen, Deutschland (Kurmark).<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Kiel-Elmschenhagen, Moor 22. 10. 1957 (2 Ex.) - Kieler Botanischer<br />

Garten, unterer Teich 6.5. (8 Ex.) und 24. 6. 1957 (3 Ex.).<br />

Microdalyellia picta lebt vorzugsweise in moorigen und pflanzenreichen<br />

Kleingewässem.<br />

36. Microdalyellia rossi (v. GRAFF 1911)<br />

(Abb. 42)<br />

Bekannte Verbreitung: Nord- und Osteuropa, Polen, Deutschland (Kurmark), USA,<br />

Westgränland.


I.<br />

496 Jens-Uwe Rixen<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Vieburger Gehölz in Kiel, Buchenwaldtümpel 12. 4. (30 Ex.),<br />

23. 4. 1957 (18 Ex.), 19. 5. 1958 (1 Ex.) - Teich im Tannenberger Gehölz in<br />

Kiel 29. 5. 1958 (5 Ex.) - Rosemel<strong>der</strong> See, Phytalregion 16. 8. 1957 (5 Ex.),<br />

9. 7. 1958 (sehr häufig) - Wellsee, Binsengürtel 24. 7. 1957 (15 Ex.) ­<br />

Lebra<strong>der</strong> Teich 12. 6. (1 Ex.), 31. 7. 1958 (3 Ex.) - Schulensee, Phytal 15. 5.<br />

1957 (1 Ex.), 23. 7. 1958 (3 Ex.).<br />

LUTHER (1955) hebt hervor, daß M. rossi an vielen Stellen Europas ein<br />

typisches Mitglied <strong>der</strong> Frühlingsfauna ist. Auch in .<strong>der</strong> Kurmark wurde die<br />

Art von WEISE nur im April und Mai beobachtet (unveröffentlichte Fundortlisten).<br />

In <strong>Schleswig</strong>-Holstein konnte M. rossi zwar auch regelmäßig in<br />

temporären Frühlingsgewässern gefunden werden, daneben trat sie aber<br />

auch im Sommer, bis in den August hinein, in <strong>der</strong> Phytalregion auf.<br />

37. Dalyellia viridis (G. SHAW 1791)<br />

Bekannte Verbreitung: Großbritannien, Nie<strong>der</strong>lande, Frankreich, Italien, Schweiz,<br />

Deutschland, Böhmen, Polen, Ost- und Südosteuropa, USA. In Nordeuropa<br />

wird D. viridis von D. penicilla (M. BRAUN) vertreten.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Buchenwaldtürnpel bei Schrevenbom 13. 3. (wenige juv. Ex.),<br />

17. 4. (sehr häufig), 13. 11. 1957 (sehr viele juv.), 21. 4. (sehr häufig), 8. 6. 1958<br />

(5 Ex.) - Graben am Koppelsberg bei Plön 2. 5. 1958 (6 Ex.) - Wiesentümpel<br />

in Kiel-Hasseldieksdamm 31. 5. 1956 (15 Ex.) - Wiesengraben zwischen Leck<br />

und Klixbüll (Krs. Südton<strong>dem</strong>) 22. 9. 1957 (5 Ex.).<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> in <strong>Schleswig</strong>-Holstein beobachteten Exemplare von<br />

Dalyellia viridis ist durch den Besitz von Zoochlorellen <strong>aus</strong>gezeichnet, jedoch<br />

treten gelegentlich farblose Tiere auf. So waren in <strong>der</strong> Probe von<br />

Schrevenborn vom 21. 4. 1958 5 % und in <strong>dem</strong> Graben am Koppelsberg<br />

am 2. 5. 1958 ca. 30 % fast völlig weiß. Es handelt sich in beiden Fällen<br />

<strong>aus</strong>schließlich um adulte Tiere. Wie. v. HAFFNER (1925) feststellte, erfolgt<br />

die Infektion mit <strong>dem</strong> Symbionten Chlorella vulgaris bei Dalyellia viridis<br />

nicht, wie etwa bei Chlorohydra viridissima, im Eistadium, son<strong>der</strong>n erst als<br />

halberwachsenes Tier über den Darm. Unter diesen Umständen erscheint<br />

es eigenartig, daß sich einige Tiere nicht infizieren, obwohl die betreffenden<br />

Biotope die kleinen Grünalgen sicherlich in großer Fülle enthalten.<br />

Es wurden in den Tieren 25---36 Eier gezählt.<br />

Bekanntlich ist D. viridis überwiegend eine Frühjahrsform, sie tritt<br />

gelegentlich jedoch auch im Sommer auf. DORNER (1902) fand die Art am<br />

16. 8. im ostpreußischen Löwentinsee. Ich konnte am 22. 9. 1957 in einem<br />

Wiesengraben einige Exemplare feststellen. Mein Fund ist auf die sehr<br />

nie<strong>der</strong>schlagsreichen Sommermonate des Jahres 1957 zurückzuführen, in<br />

denen die sonst trockenliegenden Wiesengräben Lebensmöglichkeiten für<br />

diese Art boten. D. viridis ist also nicht absolut auf das Frühjahr beschränkt.<br />

Die jungen Tiere schlüpfen in <strong>der</strong> Regel bereits im Spätherbst. Sie<br />

überleben den Winter in <strong>der</strong> Schlammschicht <strong>der</strong> Tümpel. Im Frühjahr setzt


498 Jens-Uwe Rixen<br />

In <strong>der</strong> Kurmark von WEISE von Juli bis Oktober gefunden. Die Art<br />

lebt im Sommer und Herbst im Phytal von Seen, wahrscheinlich nur im<br />

Sublitoral.<br />

43<br />

I22ß<br />

l<br />

Abb. 43. Gieysztoria virgulifera (PLOTNIKOV 1906), Kutikularapparat.<br />

Abb. 44. Gieysztoria triquetra (FUHRMANN 1894), Kutikularapparat.<br />

43. Gieysztoria triquetra (FUHRMANN 1894)<br />

(Abb. 44)<br />

Bekannte Verbreitung: Mitteleuropa.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Einfel<strong>der</strong> See, Phytalregion 26. 8. 1957 (7 Ex.).<br />

Körperlänge 1,1-1,3 mm. Höhe des Kutikularapparates 125 f1. Das<br />

dunkelbraune Ei mißt ca. 165 X 115 f1.<br />

44. Castrella truncata (ABILDGAARD 1789)<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Zentralasien, Grönland, Ägypten.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Von Mai bis Oktober regelmäßig im Phytal von Seen, Teichen<br />

und Tümpel. Von v. BüLOw (1951) in <strong>der</strong> Seerosenzone ostholsteinischer Seen<br />

nachgewiesen.<br />

Unterordnung Typhloplanoida<br />

Familie Trigonostomidae<br />

45. Coronhelmis multispinosus LUTHER 1948<br />

Bekannte Verbreitung: Brackwässer <strong>der</strong>Ostsee in Finnland und<strong>Schleswig</strong>-Holstein.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: EIbe, bei Hamburg, Hydro- und Hygropsammal (Ax 1957 a).<br />

Diese Brackwasserform, <strong>der</strong>en lokale Einwan<strong>der</strong>ungstendenz Ax (1957a)<br />

nachwies, wurde nicht wie<strong>der</strong> beobachtet.<br />

Familie Typhloplanidae<br />

Unterfamilie Protoplanellinae<br />

46. Castradella granea (M. BRAUN 1885)<br />

Bekannte Verbreitung: Livland, Nordrußland, Polen, Kurmark.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 499<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Trensahl, mooriger Waldgraben 29. 5. 1957 (4 Ex.) - Schrevenborn,<br />

Buchenwaldtümpel 17. 4. (30 Ex.), 26. 4. 1957 (2 Ex.), 1. 5. 1957<br />

(3 Ex.) - Vieburger Gehölz in Kiel, Buchenwaldtümpel 23. 4. 1957 (sehr<br />

häufig).<br />

Die 0,9-1,2 mm langen Exemplare dieser Art sind auffallend dunkel<br />

gefärbt. Die Farbe ist ein ins Violett spielende Grau. Bekanntlich lebt<br />

C. granea vorzugsweise als Einmieter im Brutraum von Asellus aquaticus.<br />

Von mir wurden die Tiere stets frei im Substrat beobachtet. Sie entstammen<br />

jedoch Fundstellen, in denen die Assel in großer Anzahl vorkommt. Vermutlich<br />

haben die Tiere die Wirte also sekundär, nach <strong>der</strong>en Absterben in den<br />

Probengläsern, verlassen.<br />

Soweit bisher bekannt, hat die Art eine recht enge Verbreitung. Diese<br />

deckt sich etwa mit <strong>dem</strong> Baltischen Höhenrücken, <strong>der</strong> im Süden, Osten<br />

und Westen die Ostsee begrenzt. Bevorzugte Biotope sind temporäre Waldgewässer.<br />

Unterfamilie Olisthanellini<br />

47. Olisthanella obtusa (M. SCHULTZE 1851)<br />

Bekannte Verbreitung: Ganz Europa außer Skandinavien und <strong>dem</strong> Süden.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Botanischer Garten Kiel, unterer Teich 16. 9. 1957 (3 Ex.) ­<br />

Rosenfel<strong>der</strong> See, zwischen angeschwemmten PRanzenresten 9. 7. 1958 (7 Ex.)<br />

- Bad Oldesloe, Teich im Kurpark (nach THIENEMANN 1925/26 Salzstelle VII,<br />

jetzt völlig <strong>aus</strong>gesüßt), zwischen faulen<strong>dem</strong> Laub 22. 6. 1958 (15 Ex.).<br />

Die Art ist sehr euryök.<br />

Unterfamilie Ascophorini<br />

48. Dochmiotrema limicola v. HOFSTEN 1907<br />

Bekannte Verbreitung: Schweiz, Schlamm eines Baches am Thuner See - Finnland,<br />

Tümpel bei Lappvik, Hydropsammal - Rußland, Ladogasee, im <strong>Litoral</strong><br />

zwischen WasserpRanzen - Rußland, See Perejeslawskoje, im seichten Wasser<br />

zwischen Heleocharias - Polen, Wigrysee, im Hygropsammal.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Großer Plöner See, Küstengrundwasser am Prinzenbad in Plön<br />

13. 5. 1958 (3 Ex.) - Nach mündlichen Mitteilungen von Prof. REMANE und<br />

Dr. Ax im Großen Plöner See früher regelmäßig beobachtet - Selenter See,<br />

bei Bellin, Küstengrundwasser 16. 6. 1956 (sehr häufig) - EIbe, bei Hamburg,<br />

Hydropsammal (Ax 1957 a).<br />

In <strong>Schleswig</strong>-Holstein ist D. limicola auf das Psammal und Küstengrundwasser<br />

beschränkt. Auch GIEYSZTOR (1938) fand die Art in Polen nur<br />

im Psammal, in Finnland wurde sie ebenfalls nur im Psammal beobachtet<br />

(LUTHER, 1946). Dagegen liegen die Fundstellen von v. HOFsTEN (1907)<br />

in <strong>der</strong> Schweiz, von NASONOV (1917) im Ladogasee und von CORDE (1923)<br />

im See Perejeslawskoje in Schlammbiotopen. GIEYSZTOR (1938) vermutet<br />

allerdings, daß auch diese Befunde von Sandböden stammen, die sekundär<br />

mit Schlamm überlagert sind. Jedenfalls erscheint D. limicola auch nach<br />

unseren Befunden als ein sehr typischer Psammobiont.


500 Jens-Uwe Rixen<br />

Unterfamilie Phaenocorini<br />

49. Phaenocora unipunctata (OERSTED 1843)<br />

(Abb. 45)<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Zentralasien, Sumatra.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Vieburger Gehölz in Kiel, Buchenwaldtümpel 12. 4. 1958<br />

(1 Ex). - Buchenwaldtümpel bei Schrevenbom 19. 4. 1956 (25 Ex.) ­<br />

Hohner See 18. 5. 1956 (1 Ex.) - Hasseldieksdammer Gehölz in Kiel, Buchenwaldtümpel<br />

5. 3. 1957 (5 Ex.), 11. 3. 1957 (1 Ex.) - Teich im Tannenberger<br />

Gehölz in Kiel 2. 4. 1957 (6 Ex.) - Rosenfel<strong>der</strong> See, auf schlammigem Sandgrund<br />

9. 7. 1957 (1 Ex.) - Selent, Abflußgraben <strong>der</strong> Meierei 3. 6. 1957<br />

(10 Ex.).<br />

Abb. 45. Phaenocora unipunctata (OERSTED 1843), Kopulationsorgan.<br />

Maximallänge 3,5 mm, größte Breite 1,5 mm. Die gesamte Population<br />

<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Meiereiabfluß in Selent besaß ein stumpf abgerundetes Hinterende,<br />

wie es auch WEISE (1942) beschrieben hat (var. acaudata). In <strong>der</strong><br />

inneren Organisation ist aber kein Unterschied zur Nominatform festzustellen.<br />

Abb. 45 zeigt das Kopulationsorgan eines Exemplares <strong>aus</strong> Selent.<br />

50. Phaenocora typhlops (VEJDOVSKY 1880)<br />

Bekannte Verbreitung: Mittel-, Nordost- und Osteuropa.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Teich im Tannenberger Gehölz, zwischen Wasserpflanzen<br />

26. 4. 1956 (10 Ex.), 29. 5. 1958 (1 Ex.) - Schulensee, im ufernahen Phytal<br />

23. 7. 1958 (1 Ex.) - Brahmsee, bei Eisendorl, Hydropsammal 27. 3. 1957<br />

(6 Ex.) - Hohner See 18. 5. 1956 (5 Ex.).<br />

Länge etwa 1,75 mm. Bei einem Exemplar war <strong>der</strong> Darm durch Nahrungspartikel<br />

grün gefärbt.<br />

Die beiden Phaenocora-Arten sind in <strong>Schleswig</strong>-Holstein im wesent-


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 501<br />

lichen auf Kleingewässer beschränkt und treten vorzugsweise im Frühjahr<br />

auf.<br />

Unterfamilie Opistominae<br />

51. Opistomum pallidum O. SCHMIDT 1848<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, USA.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Vieburger Gehölz in Kiel, Buchenwaldtümpel 12. 4. (8. Ex.),<br />

23. 4. 1957 (8 Ex), 15. 4. (sehr häufig), 19. 5. 1958 (13 Ex.) - Buchenwaldtümpel<br />

bei Schrevenbom 13. 3. (1 Ex.), 17. 4. (2 Ex.), 13. 11. 1957 (sehr<br />

viele juv. Ex.) - Kiel-Hasseldieksdamm, Buchenwaldtümpel 5. 3. (42 Ex.),<br />

11. 3. (sehr häufig), 24. 10. 1957 (7 juv. Ex.), 16. 4. 1958 (sehr häufig) ­<br />

Lebra<strong>der</strong> Moor 14. 10. 1957 (3 Ex.).<br />

Opistomum pallidum lebt in <strong>Schleswig</strong>-Holstein vorzugsweise in temporären<br />

Waldtümpeln. Große geschlechtsreife Exemplare (Größe ca. 4 mm)<br />

treten <strong>aus</strong>schließlich im Frühjahr auf, jedoch wurden an den gleichen Fundstellen<br />

im Spätherbst zweimal junge Tiere beobachtet (Länge ca. 1 mm).<br />

Interessanterweise kann die Anlage <strong>der</strong> Geschlechtsorgane bereits im Spätherbst<br />

erfolgen; so wurden zu diesem Zeitpunkt in Einzelfällen sehr kleine<br />

Tiere mit schon voll entwickeltem Kopulationsorgan gefunden. Im Winter<br />

scheint das Wachstum zu ruhen, so daß die Tiere erst im zeitigen Frühjahr<br />

ihre volle Körperlänge erreichen. Einmal wurden voll <strong>aus</strong>gewachsene Exemplare<br />

unter einer noch bestehenden Eisdecke gefunden (12. 4. 1957). Ende<br />

Mai ist die Entwicklung in unseren Kleingewässern abgeschlossen, Opistomum<br />

pallidum verschwindet, auch wenn <strong>der</strong> Lebensraum noch Wasser<br />

führt. Im ökologischen Verhalten ergeben sich gewisse Übereinstimmungen<br />

mit Dalyellia viridis, allerdings ist letztgenannte Form für Wiesentümpel<br />

charakteristisch, während O. pallidum fast <strong>aus</strong>schließlich Waldtümpel<br />

besiedelt. Die beiden Arten wurden nur einmal in einem am Waldrand<br />

gelegenen, gut durchlichteten Tümpel vergesellschaftet angetroffen (Schrevenborn).<br />

52. Opistomum fuscum WEISE 1942<br />

(Abb. 46-47)<br />

Bekannte Verbreitung: Kurmark, Lappland<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Suhrer See, Hydropsammal mit Characeenbewuchs, 10 bis<br />

40 cm tief, 17. 6. 1957.<br />

Nur in einem Exemplar wurde ein weiterer Vertreter <strong>der</strong> Gattung<br />

Opistomum beobachtet. Das Tier ist 0,75 mm lang, farblos, ohne Augen.<br />

Das Kopulationsorgan (Abb. 47) zeigt im Ruhezustand einen stark aufgeknäulten<br />

Ductus ejaculatorius. Im voll <strong>aus</strong>gestülpten Zustand (Abb. 46)<br />

ist dieser 250 fL lang (entlang <strong>der</strong> Krümmung gemessen). Das Organ ist in<br />

ganzer Länge mit kurzen Stacheln besetzt, nur proximal ist eine kleine<br />

Zone stachelfrei.<br />

Dis k u s s ion: Gegenüber O. pallidum ist vorliegende Form durch<br />

geringere Körpergröße <strong>aus</strong>gezeichnet. Es fehlt ferner die kutikularisierte


502 Jens-Uwe Rixen<br />

Mündung <strong>der</strong> Penisscheide sowie <strong>der</strong> Hakenbesatz <strong>der</strong> Penisspitze. O. arsenii<br />

NASONOV 1917 besitzt Augen, auch ist <strong>der</strong> Ductus ejaculatorius bedeutend<br />

kürzer. O. dimitrii NASONOV 1919 wird 3 mm lang, außer<strong>dem</strong> ist <strong>der</strong><br />

Ductus ejaculatorius bei dieser Art, wie auch bei O. tundrae NASONOV 1923<br />

erheblich kürzer und im Ruhezustand sehr viel weniger aufgewunden als bei<br />

<strong>der</strong> uns vorliegenden Art. Von O. fuscum WEISE 1942 weicht die vorliegende<br />

Form in zwei Punkten ab. Einmal besitzt die Art <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Kurmark<br />

braune Pigmentflecken. Dieser Unterschied zu unseren Tieren <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />

Suhrer See kann auf individueller Variation beruhen. Zum an<strong>der</strong>en zeigt<br />

sich ein Unterschied in <strong>der</strong> Bestachelung des sonst gleich gebauten Ductus<br />

ejaculatorius. Nach <strong>der</strong> Beschreibung von WEISE besitzt das Organ lediglich<br />

einen Stachelkranz an <strong>der</strong> Basis, während es bei unserer Art bis auf einen<br />

kleinen proximalen Teil voll bestachelt ist. Es ist sehr wahrscheinlich, daß<br />

hier ein Beobachtungsfehler WEISES vorliegt. Jedenfalls haben LUTHER,<br />

KARLING und PAPI (nach briefl. Mitt. PAPI) in Lappland eine Opistomum­<br />

Art gefunden, die unserer Form völlig gleicht und identifizieren sie mit<br />

Vorbehalt als O. fuscum. Dieser Auffassung schließen wir uns für die<br />

schleswig-holsteinische Form an.<br />

Abb. 46-47. Opistomum fuscum WEISE 1942.<br />

Abb. 46. Ausgestülpter Ductus ejaculatorius.<br />

Abb. 47. Kopulationsorgan im Ruhezustand.<br />

Unterfamilie Rhynchomesostominae<br />

53. RhynChomesostoma rostratum (0. F. MÜLLER 1774)<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Sibirien, Ceylon (?), Formosa, Japan, USA.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: In fast allen Proben <strong>aus</strong> moorigen Biotopen, außer<strong>dem</strong> in<br />

einem Graben, <strong>der</strong> sehr intensiv bewirtschaftete, stark gedüngte Schrebergärten<br />

entwässert. Von April bis Mai und Oktober bis November.<br />

R. rostratum lebt in <strong>Schleswig</strong>-Holstein <strong>aus</strong>schließlich in den kühleren<br />

Jahreszeiten. Sie wurde in den Sommermonaten von Juni bis September


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 505<br />

förmige, nach innen gerichtete Nebenstacheln an. Dieser Typus ist auch von<br />

WEISE (1942) festgestellt worden (Abb. 48).<br />

59. Castrada neocomensis VOLZ 1898<br />

(Abb. 49).<br />

Bekannte Verbreitung: Fennoskandien, Osteuropa, Alpengebiet.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Garrensee 12. 7. 1957, unter Nuphar-Blättem (1 Ex.).<br />

Länge 0,7 mm. Bis auf einen kleinen Bezirk am Vor<strong>der</strong>ende ist das<br />

Tier völlig mit Zoochlorellen erfüllt.<br />

60. Typhloplana viridata (ABILDGAARD 1789)<br />

Bekannte Verbreitung: Ganz Europa außer <strong>dem</strong> Süden, Japan, Neuseeland (?),<br />

USA.<br />

<strong>Schleswig</strong>-HoIstein: Von Mai bis September sehr zahlreich im Phytal vieler Seen,<br />

Teiche und Gräben. Von ZACHARIAS (1893, 1894) im Großen Plöner See beobachtet.<br />

Möglicherweise liegt hier eine Verwechslung mit Castrada viridis vor.<br />

v. BüLOw (1951) wies die Art in Holstein nach.<br />

In <strong>Schleswig</strong>-Holstein wurde T. viridata sehr häufig beobachtet, dagegen<br />

nicht die vielfach angezweifelte, nahe verwandte Art T. minima<br />

(FUHRMANN 1894). Diese soll auf das zeitige Frühjahr beschränkt sein<br />

(MAHAN, 1956). Ich habe Vertreter <strong>der</strong> Gattung nur ab Ende Mai gefunden.<br />

Alle in sorgfältigen Untersuchungen bearbeiteten Tiere erwiesen sich<br />

einheitlich als T. viridata.<br />

Unterfamilie Mesostominae<br />

61. Mesostoma lingua (ABILDGAARD 1789)<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Zentralasien, Japan, Mrika.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Vieburger Gehölz in Kiel, Buchenwaldtümpel 12. 4., 15. 4.,<br />

23. 4., 19. 5., 12. B. 1957 (meistens in sehr großer Anzahl) - Suhrer See,<br />

Hydropsammal mit Characeenbewuchs 5. 5. (4 Ex.), 17. 8. 1958 (2 Ex.) ­<br />

Großer Plöner See, Küstengrundwasser an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Prinzeninsel 8. 7.<br />

1956 (1 Ex.) - Lebra<strong>der</strong> Teich, Phytalregion 17. 6., 1. 7. 1958 (sehr häufig).<br />

62. Mesostoma ehrenbergi (FOCKE 1836)<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Zentralasien, Kamtschatka, USA, Trinidad, Brasilien,<br />

Titicacasee, Neuseeland.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Suhrer See, Hydropsammal mit Characeenbewuchs 27. 9. 1957<br />

(1 Ex.) - Einfel<strong>der</strong> See, Phytal 26. 8. 1957 (1 Ex.) - von v. BÜLOW (1951)<br />

im Bossee beobachtet.<br />

63. Mesostoma tetragonum (0. F. MÜLLER 1774)<br />

Bekannte Verbreitung: Ganz Europa außer <strong>dem</strong> Süden.<br />

Schieswig-Hoistein: Phytal des Lebra<strong>der</strong> Teiches 17. 6. 1958 (sehr häufig) - von<br />

ZACHARIAS (1887) im Kellersee, von MÜLLER-LIEBENAU (1956) in <strong>der</strong> Potamogeton-Zone<br />

ostholsteinischer Seen gefunden.


506<br />

Jens-Uwe Rixen<br />

An <strong>dem</strong> Fundort trat M. tetragonum zusammen mit M. lingua auf. Die<br />

Jungtiere <strong>der</strong> ersteren Art zeigen noch nicht die seitlichen Lamellen, so daß<br />

eine Verwechslung mit M. lingua auf diesem Entwicklungsstadium leicht<br />

möglich ist.<br />

64. Bothromesostoma personatum (0. SCHMIDT 1848)<br />

Bekannte Verbreitung: Ganz Europa, Sibirien, Tienschan-Gebirge, Iran, Japan,<br />

USA.<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Bossee, unter Nuphar-Blättern 16. 7. 1957 (1 Ex.) - Einfel<strong>der</strong><br />

See, Phytal 26. 8. 1957 (1 Ex.) - Lütichauer See, unter Nuphar-Blättern 2. 9.<br />

1956 (1 Ex.) - Lebra<strong>der</strong> Teich, Phytal 17.6. (2 Ex.), 1. 7. (7 Ex.), 31. 7. 1958<br />

(7 Ex.) - Schmalstede, Mühlenteich, zwischen Fadenalgen 18. 8. 1957 (5 Ex.)<br />

- Wiesengraben bei Leck (Krs. Südton<strong>der</strong>n) 22. 9. 1957 (sehr häufig) - Billwer<strong>der</strong><br />

bei Hamburg, alter Torfstich mit Potamogeton 22. 6. Hi58 (20 Ex.) ­<br />

von ZACHARIAS (1887) im Großen Eutiner und Ratzeburger See, nach handschriftlicher<br />

Ergänzung zu ZACHARIAS 1894 auch im Großen Plöner See beobachtet.<br />

65. Bothromesostoma essenii M. BRAUN 1885<br />

Bekannte Verbreitung: Fennoskandien, Dänemark, Norddeutschland, Ostpreußen,<br />

Rußland, Österreich, Tienschan-Gebirge.<br />

Schieswig-Hoistein: Bossee, unter Nuphar-Blättern 16. 7. 1957 (20 Ex.), 20. 7. 1958<br />

(2 Ex.) - Schulensee, Phytalregion 25. 6. 1957 (3 Ex.), 23. 7. 1958 (20 Ex.) ­<br />

Brahmsee, bei Eisendorf, Phytal 16. 7. 1957 (1 Ex.) - Drüsensee, Phytal<br />

12. 7. 1957 (3 Ex.) - Lütichauer See, Phytal 2. 9. 1956 (1 Ex.) - von<br />

ZACHARIAS (1887) in zahlreichen schleswig-holsteinischen Seen gefunden.<br />

Beide Bothromesostoma-Arten sind typische Phytalbewohner. Sei treten<br />

normalerweise jedoch nicht zusammen auf (Konkurrenz?), nur in einem<br />

Fall wurde neben zahlreichen Exemplaren von B. essenii auch ein Exemplar<br />

von B. personatum festgestellt.<br />

Unterordnung Kalyptorhynchia<br />

Familie Polycystididae<br />

66. Gyratrix hermaphroditus EHRENBERG 1831<br />

Bekannte Verbreitung: Europa, Asien, Amerika, vom limnischen Bereich bis ins<br />

Hyperhalinikum (bis 43 0 /00 Salzgehalt), vom Grundwasser bis ins Phytal.<br />

Auch in Gewässern mit aberrantem Chemismus (WEISE 1943: gipshaltiges<br />

Wasser).<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Von März bis Oktober in etwa 95 % aller Gewässer. Von<br />

ZACHARIAS (1883, 1894) im Großen Plöner See nachgewiesen, Ax (1957 a) fand<br />

die Art im <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> EIbe bei Hamburg. v. BÜLow (1951) beobachtete<br />

G. hermaphroditus in <strong>der</strong> Seerosenzone osthoisteinischer Gewässer.<br />

67. Opisthocystis goettei (BRESSLAU 1906)<br />

(Abb. 50-51)<br />

Bekannte Verbreitung: Ganz Europa, Japan, USA.


508 Jens-Uwe Rixen<br />

psammal des Bodensees bei Langenargen, August 1949, sehr häufig (mündliche<br />

Mitteilung von Prof. REMANE).<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein: Suhrer See, Hydropsammal mit Characeenbewuchs 2. 11.<br />

(5 Ex.), 19. 11. 1956 (2 Ex.), 17. 6. (6 Ex.), 14. 10. 1957 (2 Ex.).<br />

Körperlänge 0,9 mm. Länge des gesamten Kopulationsorgans 315 f.L<br />

(Abb. 52). Im Ruhezustand liegen die zwölf Stacheln eng aneinan<strong>der</strong>, beim<br />

Vorstülpen werden sie abgespreizt, offensichtlich ein Mechanismus zur Verankerung<br />

des Kopulationsorgans im Geschlechtspartner. Die Vorstülpung<br />

tritt auch bei starkem Quetschen des lebenden Tieres ein (Abb. 53).<br />

Koinocystis neocomensis war bisher nur <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Alpenraum bekannt.<br />

Durch den Nachweis im <strong>Litoral</strong> schleswig-holsteinischer <strong>Binnengewässer</strong><br />

wird unsere Kenntnis über das Verbreitungsareal dieser Art beträchtlich<br />

erweitert. Die Mehrzahl <strong>der</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Alpengebiet bekannten Funde stammen<br />

<strong>aus</strong> größeren Tiefen, jedoch hat MEIXNER (1915) die Art einmal auch<br />

in <strong>der</strong> Uferzone des Lunzer Sees und Prof. REMANE neuerdings im <strong>Litoral</strong><br />

des Bodensees gefunden.<br />

Die Art wurde von mir regelmäßig zu verschiedenen Zeiten in <strong>der</strong><br />

Uferzone des Suhrer Sees beobachtet. Ähnlich wie für Otomesostoma auditivum<br />

ist damit die ältere Auffassung (EKMAN, 1917), daß K. neocomensis<br />

ein spezifischer Bewohner des Profundals ist, hinfällig geworden. Ebensowenig<br />

ist auch die von STEINBÖCK (1932) vollzogene Charakterisierung als<br />

ein stenothermal alpines Kältetier haltbar. Koinocystis neocomensis erscheint<br />

vielmehr als ein eurythermer Süßwasserbewohner, <strong>der</strong> in seiner Verbreitung<br />

aber offenbar an wenig verschmutzte Gewässer gebunden ist. Die schleswig-holsteinischen<br />

Funde entstammen <strong>aus</strong>schließlich <strong>dem</strong> Suhrer See, <strong>der</strong><br />

einen recht ursprünglichen, wenig durch menschliche Kulturmaßnahmen<br />

beeinflußten Charakter behalten hat (v. S. 514).<br />

Die Frage, ob mit <strong>dem</strong> Nachweis in NorddeutschIamI eine boreoalpine<br />

Disjunktion vermutet werden kann, ist vorläufig nicht zu entscheiden. Auf­<br />

fällig ist jedenfalls, daß bei den gründlichen Untersuchungen im skandi­<br />

navischen Raum diese Art bisher nicht gemeldet worden ist.<br />

Nach MEIXNER (1925) sind die limnischen Vertreter <strong>der</strong> Kalyptorhyn­<br />

chierfamilie Koinocystidae präglaziale Einwan<strong>der</strong>er <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> pontokaspi­<br />

schen Raum. Mit <strong>dem</strong> Nachweis mehrerer mariner Koinocystiden an medi­<br />

terranen, nordeuropäischen und südamerikanischen Küsten (MARCUS, 1949;<br />

KARLING, 1954; Ax, 1959) ist diese Hypothese hinfällig geworden.<br />

Familie Placorhynchidae<br />

69. Placorhynchus octaculeatus dimorphis KARLING 1947<br />

Bekannte Verbreitung <strong>der</strong> ssp. dimorphis: Finnischer Meerbusen (KARLING 1947),<br />

Kieler Bucht (mündl. Angaben von Dr. Ax), Schwarzes Meer, Süßwassereinfluß<br />

bei $ile (Türkei) (Ax 1959).


510 Jens-Uwe Rixen<br />

Die in den Artenlisten <strong>der</strong> verschiedenen Biotoptypen in Klammern beigefügten<br />

Zahlenwerte geben die Anzahl <strong>der</strong> Einzelbiotope an, in denen die<br />

betreffende Art gefunden wurde.<br />

A. Q u e 11 bio top e<br />

In den ostholsteinischen Quellen hat THIENEMANN (1922 a, b, 1925,<br />

1949) die Trikladenfauna eingehend bearbeitet. Über <strong>Kleinturbellarien</strong> liegen<br />

dagegen bisher keine Beobachtungen vor. In Tabelle 1 sind die bei<br />

vorliegenden Untersuchungen in Quellen gefundenen Arten zusammengestellt.<br />

Tab. 1. Quellbiotope (Numerierung <strong>der</strong> ostholsteinischen Quellen<br />

nach THIENEMANN 1922 a).<br />

Kellersee Dieksee Botani-<br />

K. VIII<br />

Rheokrene<br />

17.8.1958<br />

K. IX K. XI<br />

Holo- Limnokrene<br />

kiene<br />

17.8.1958 17.8.1958<br />

D.VI<br />

Limnokl'ene<br />

7.5.1958 17.8.1958<br />

scher<br />

Garten<br />

Kiel<br />

Rheo-<br />

krene<br />

8.5.1958<br />

Opisthocystis goettei<br />

Gyratrix hermaphroditus<br />

Castrella truncata I<br />

• •<br />

•<br />

I<br />

I<br />

0<br />

•<br />

Microdalyellia armigera<br />

Microstomum spec.<br />

Stenostomum leucops<br />

I<br />

•<br />

+<br />

• •<br />

Die in <strong>der</strong> sechsten Spalte angeführte Quelle im Botanischen Garten Kiel ist<br />

eine künstliche, durch Leitungswasser gespeiste Rheokrene.<br />

Insgesamt erscheint die Quellfauna recht arm, es kann zu<strong>dem</strong> keine<br />

<strong>der</strong> gefundenen <strong>Kleinturbellarien</strong>arten als spezifischer Quellbewohner an­<br />

gesprochen werden, während unter den Trikladen bekanntlich in Polycelis<br />

felina und Crenobia alpina zwei sehr typische Krenobionten existieren.<br />

Lediglich Opisthocystis goettei wurde in SchIeswig-Holstein <strong>aus</strong>schließlich<br />

in Quellen gefunden, so daß zum mindesten für unseren Raum eine gewisse<br />

Krenophilie <strong>der</strong> Art konstatiert werden kann.<br />

Unsere Beobachtungen decken sich mit den Untersuchungen von<br />

PAGAST und FROESE (1933) über die Quellfauna Lettlands. Auch hier wer­<br />

den die Quellen vorwiegend durch <strong>Kleinturbellarien</strong> großer ökologischer<br />

Valenz besiedelt.<br />

B. F 1u ß san d e<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> Fließgewässer <strong>Schleswig</strong>-Holsteins besitzt ein recht<br />

geringes Gefälle und hat in den Sommermonaten nur schwache Strömung.<br />

Sie zeichnen sich <strong>dem</strong>entsprechend in <strong>der</strong> Regel durch eine stärkere Ver­<br />

krautung und sehr schlammigen Untergrund <strong>aus</strong>. Die in diesen Regionen


512 Jens-Uwe Rixen<br />

1925). Bei Teichen und Weihern zeichnet sich dagegen keine Profundalregion<br />

ab, infolge ihrer geringen Tiefe reicht die Zone <strong>der</strong> submersen Was­<br />

serpflanzen überall bis auf den Grund. Da bei vorliegenden Untersuchun­<br />

gen nur die Fauna des <strong>Litoral</strong>s berücksichtigt wurde, können wir den Unterschied<br />

vernachlässigen und die Turbellarien <strong>der</strong> Seen und Teiche gemeinsam<br />

besprechen. Dagegen müssen die Tümpel, die in <strong>der</strong> Regel nur<br />

während eines Teils des Jahres Wasser führen, geson<strong>der</strong>t behandelt werden.<br />

1. Phytalregion<br />

Die reichste Besiedlung finden wir in <strong>der</strong> Phytalregion <strong>der</strong> Seen und<br />

Teiche. Hier wurden 30 Arten festgestellt, die in <strong>der</strong> folgenden Aufstellung<br />

nach ihrer Präsenz geordnet werden. Die Anzahl <strong>der</strong> verschiedenen Fundorte<br />

wird in Klammern beigefügt.<br />

Gyratrix hermaphroditus (19)<br />

Stenostomum leucops (13)<br />

Macrostomum rostratum (13)<br />

Castrella tmncata (10)<br />

Typhloplana viridata (9)<br />

Microstomum lineare (7)<br />

Bothromesostoma personatum (6)<br />

Bothromesostoma essenii (5)<br />

Microstomum spec. (5)<br />

Microdalyellia rossi (5)<br />

Strongylostoma radiatum (5)<br />

Microdalyellia fairchildi (3)<br />

Gieysztoria cuspidata (3)<br />

Olisthanella obtusa (3)<br />

Phaenocora typhlops (3)<br />

Castrada armata (3)<br />

Castrada intermedia (2)<br />

Macrostomum distinguendum (1)<br />

Macrostomum finnlandense (1)<br />

Microdalyellia brevimana (1)<br />

Microdalyellia picta (1)<br />

Gieysztoria expedita (1)<br />

Gieysztoria virgulifera (1)<br />

Gieysztoria triquetra (1)<br />

Castrada neocomensis (1)<br />

Mesostoma lingua (1)<br />

Mesostoma ehrenbergi (1)<br />

Mesostoma tetragonum (1)<br />

Pr01'hynchus stagnalis (1)<br />

Plagiostomum lemani (1)<br />

Somit können als regelmäßige Phytalbewohner Gyratrix hermaphroditus,<br />

Stenostomum leucops, Macrostomum rostratum, Castrella truncata,<br />

Typhloplana viridata, Microstomum lineare, die beiden Bothromesostoma­<br />

Arten, Microstomum spec., Microdalyellia rossi und Strongylostoma radiatum<br />

angesprochen werden. Allerdings sind Gyratrix und Stenostomum Ubi­<br />

quisten, die in gleicher Häufigkeit auch an<strong>der</strong>e Biotope, wie Tümpel und<br />

Sandböden besiedeln, während die in obiger Aufzählung genannten Arten<br />

von Macrostomum rostratum bis Strongylostoma radiatum die Kerngruppe<br />

<strong>der</strong> typischen Phytalbewohner bilden. Auch Gieysztoria cuspidata, Castrada<br />

armata, Castrada intermedia, Microdalyellia brevimana, Gieysztoria expedita,<br />

G. virgulifera, G. triquetra, Castrada neocomensis, Mesostoma ehrenbergi<br />

und M. tetragonum müssen wir zu den typischen Phytalbewohnern<br />

rechnen, wenn sie auch in <strong>Schleswig</strong>-Holstein, jedenfalls im oberen <strong>Litoral</strong>,<br />

nur in geringer Präsenz vorkommen. Dabei ist hervorzuheben, daß Microstomum<br />

lineare, Microdalyellia rossi, Gieysztoria cuspidata und Bothromeso-


516 Jens-Uwe Rixen<br />

Sandbiotopen ein o<strong>der</strong> werden passiv ins Küstengrundwasser eingespült.<br />

Das gleiche gilt für Otomesostoma auditivum. Irrgäste in diesem Lebensraum<br />

sind neben <strong>der</strong> letztgenannten Art mit Sicherheit Macrostomttm rost1'Otum<br />

und Microdalyellia armigera. Sie sind zusammen mit zersetztem Pflanzenmaterial<br />

in das Küstengrundwasser eingeschwemmt worden.<br />

D. M 0 0 r bio top e<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> schleswig-holsteinischen Moore ist durch die Anlage<br />

von Entwässerungsgräben und durch Torfstiche mehr o<strong>der</strong> weniger kultiviert<br />

worden. Untersucht wurden im wesentlichen Torfstichlächer, daneben<br />

Sphagnumpolster und ein Braunwassersee.<br />

1. Braunwasserseen<br />

Der Hohner See liegt inmitten des <strong>aus</strong>gedehnten Moorgebietes, das<br />

sich zwischen Ei<strong>der</strong> und Treene beinahe von Rendsburg bis Friedrichsstadt<br />

erstreckt. Hier wurden lediglich die recht euryöken Arten Phaenocora typhlops<br />

und P. unipunctata beobachtet.<br />

2. Torflächer und Sphagnumrasen<br />

Sehr viel reicher ist dagegen die Turbellarienfauna von Torfstichen, die<br />

in verschiedenen Moorgebieten, wie <strong>dem</strong> Kaltenhofer Moor, Meimersdorfer<br />

Moor, Schlüsbeker Moor (Umgebung von Kiel) und <strong>dem</strong> Salemer Moor (bei<br />

Ratzeburg) untersucht wurde. Folgende 10 Arten wurden in diesem Lebensraum<br />

beobachtet:<br />

Castrada sphagnetorum (1)<br />

Catenula lemnae (4)<br />

Rhynchomesostoma rostratum (3)<br />

Microdalyellia kupelwieseri (2)<br />

Microdalyellia armigem (3)<br />

Microdalyellia picta (1)<br />

Castrella truncata (1)<br />

Prorhynchus stagnalis (1)<br />

Stenostomum leucops (6)<br />

Gyratrix hermaphroditus (3)<br />

Während die Fauna dieser Torfstiche zweifellos durch Kulturmaßnahmen<br />

stark beeinflußt ist, geben die Sphagnumrasen des Lebra<strong>der</strong> Moores<br />

mit wohl <strong>aus</strong>gebildeten Bulten und Schlenken vermutlich ein besseres Bild<br />

über die ursprünglichen Verhältnisse in ungestörten Hochmooren. In diesem<br />

Biotop des Lebra<strong>der</strong> Moores wurden die folgenden Arten nachgewiesen:<br />

Geocentrophom sphyrocephal.a<br />

Geocentrophora baltica<br />

Catenula lemnae<br />

Rhynchomesostoma rostratum<br />

M iC1'Odalyellia kupelwieseri<br />

Prorhynchus stagnalis<br />

Stenostomum leucops<br />

Gyratrix hermaphroditus<br />

Opistomum pallidum<br />

Von diesen in Torflächern und Sphagnumpolstern nachgewiesenen<br />

<strong>Kleinturbellarien</strong> ist zunächst Castrada sphagnetorum ein ganz spezifischer<br />

Sphagnobiont (HARNISCH 1926). Alle bisherigen Funde stammen <strong>aus</strong> Moor-


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 517<br />

biotopen, und auch bei vorliegenden Untersuchungen wurde die Art <strong>aus</strong>schließlich<br />

in diesem Lebensraum gefunden. Auch die beiden Geocentrophora-Arten<br />

können als Moorturbellarien im weiteren Sinne angesprochen<br />

"Yerden. Sie sind insbeson<strong>der</strong>e charakteristische Bewohner <strong>der</strong> gut durchlüf­<br />

teten Spalträume zwischen den Sphagnumblättchen, wie es auch STEINBÖCK<br />

(1927) in <strong>der</strong> Monographie <strong>der</strong> Prorhynchiden feststellt. Beide Arten dringen<br />

daneben aber auch in edaphische Biotope ein (S. 485). Ebenso liegt <strong>der</strong> Ver­<br />

breitungsschwerpunkt von Rhyndwmesostoma rostratum eindeutig in Moor­<br />

biotopen, auch wenn diese Art in verwandte humusreiche Lebensräume<br />

regelmäßig eindringt. Catenula lemnae wurde in <strong>Schleswig</strong>-Holstein fast<br />

<strong>aus</strong>schließlich in Mooren festgestellt, sie ist in unserem Areal den typischen<br />

Moorturbellarien anzuschließen. Die drei Microdalyellia-Arten M. armigera,<br />

M. kupelwieseri und M. picta sind Formen, die Kleingewässer aller Art<br />

besiedeln, während die an<strong>der</strong>en Arten Ubiquisten sind. Sehr ungewöhnlich<br />

ist allerdings das Auftreten von Opistomum pallidum, das im übrigen als<br />

streng an periodische Waldtümpel gebunden erscheint.<br />

E. K 1ein g e w ä s s e r<br />

Unter diesem Begriff fassen wir Waldtümpel, \iValdgräben und -bäche<br />

sowie Kleingewässer in <strong>der</strong> offenen Landschaft zusammen.<br />

1. Vialdtümpel<br />

Die in <strong>Schleswig</strong>-Holstein im allgemeinen vom Spätherbst bis in das<br />

Frühjahr hinein Wasser führenden Waldtümpel ergaben die folgende recht<br />

reiche Ausbeute an <strong>Kleinturbellarien</strong>:<br />

Opistomwn pallidum (3)<br />

Gieysztoria mbra (2)<br />

Castradella gmnea (2)<br />

Microdalyellia rossi (1)<br />

Bothrioplana semperi (1)<br />

Microdalyellia armigem (2)<br />

Microdalyellia schmidtii (1)<br />

Phaenocora unipunctata (1)<br />

Mesostoma lingua (1)<br />

Microstomum spec. (1)<br />

Mi-erostomum distinguendum (1)<br />

Dalyellia viridis (1)<br />

Prorhynchus stagnalis (2)<br />

Stenostomum leucops (2)<br />

Gyratrix hermaphroditus (4)<br />

Als spezifische Vertreter dieser Fauna sind in erster Linie Opistomum<br />

pallidum und Gieysztoria rubra zu nennen. Ferner bevorzugen Castradella<br />

granea, Microdalyellia rossi und Bothrioplana diesen Lebensraum. Die übrigen<br />

Vertreter dieser Fauna sind untypisch für Waldtümpel, insbeson<strong>der</strong>e<br />

gilt dies für Macrostomum distinguendum und Dalyellia viridis, sie wurden<br />

beide nur in einem am Waldrand gelegenen, gut durchlichteten Tümpel<br />

bei Schrevenborn angetroffen.<br />

Eine übersicht über die jahreszeitliche Verteilung wird im folgenden<br />

für zwei Waldtümpel gegeben (Tab. 5 und 6):


I<br />

<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 519<br />

An dieser Stelle können die Beobachtungen von REMANE (1938) <strong>aus</strong><br />

einem Buchenwaldrinnsal am Westensee (Marutendorf) angeschlossen werden.<br />

Dort kam in <strong>der</strong> feuchten Laubschicht neben <strong>dem</strong> Anneliden Parergodrilus<br />

hei<strong>der</strong>i die Prorhynchide Geocentrophora sphyrocephala vor (vgl.<br />

S. 485).<br />

3. Kleingewässer in <strong>der</strong> offenen Landschaft<br />

Unter diesem Sammelbegriff fasse ich Wiesentümpel, Wiesengräben,<br />

Tümpel auf Äckern und Überschwemmungspfützen <strong>der</strong> Bäche sowie Bombentrichter<br />

zusammen. Die Tatsache, daß einige dieser Kleingewässer das<br />

ganze Jahr hindurch Wasser führen, an<strong>der</strong>e dagegen im Sommer regelmäßig<br />

<strong>aus</strong>trocknen, läßt keinen grundlegenden Einfluß auf die Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Fauna erkennen.<br />

Dalyellia viridis (3)<br />

Typhloplana viridata (2)<br />

Macrostomum rostratum (1)<br />

Castrella truncata (3)<br />

Microdalyellia fairdÜldi (1)<br />

Microdalyellia armigem (2)<br />

RhynChomesostoma rostratum (2)<br />

Stenostomum leucops (3)<br />

Gyratrix hermaphroditus (2)<br />

Bothromesostoma personatum (1)<br />

Als sehr spezifische Art dieser Kleingewässer können wir Dalyellia viridis<br />

her<strong>aus</strong>stellen. Bemerkenswert ist, daß diese Art nicht nur in den <strong>aus</strong>trocknenden<br />

Gewässern, in denen die natürlichen Umweltsbedingungen<br />

einen Abschluß <strong>der</strong> Entwicklung im Sommer erfor<strong>der</strong>n, zu diesem Zeitpunkt<br />

verschwindet, son<strong>der</strong>n daß sie auch in perennierenden Kleingewässem<br />

in <strong>der</strong> Regel im Juni ihre Entwicklung abgeschlossen hat und später<br />

nur noch in Ausnahmefällen zu beobachten ist (vgl. S. 496). Ein Wiesengraben<br />

als Fundort von Bothromesostoma personatum erscheint im Vergleich<br />

mit <strong>dem</strong> Verbreitungsschwerpunkt in <strong>der</strong> Seerosenzone von Seen sehr<br />

untypisch.<br />

F. Ge w ä s s e r mit a b e r r an t em ehe m i s mus<br />

1. Organische Abwässer<br />

Die Untersuchungen von Gewässern, in welche organische Abwässer<br />

eingeleitet werden, ergaben in den meisten Fällen negative Resultate. In<br />

einem Bach, <strong>der</strong> die Abwässer <strong>der</strong> Meierei in Selent aufnimmt und in den<br />

Selenter See leitet, konnte jedoch Phaenocora unipunctata in ungewöhnlich<br />

großer Individuenzahl beobachtet werden. Mit Längenwerten von 3,3 mm<br />

waren diese Exemplare bedeutend größer als die sonst in Sch1eswig-Holstein<br />

nur 1,5 rnrn erreichenden Tiere.<br />

2. Der schwefelsaure Tonteich bei Reinbek<br />

Der schwefelsaure Tonteich bei Reinbek zeichnet sich durch einen ungewöhnlich<br />

hohen Gehalt an freier Schwefelsäure <strong>aus</strong>, die durch Oxydation<br />

des freiliegenden Schwefeleisens entsteht (OHLE, 1936). Bereits OHLE konnte


I<br />

<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 521<br />

a) Quelle, Sandboden, 9° C, 7 0 / 00 , - b) Graben mit Phragmites, 19° C, 16 0 / 00 , ­<br />

c) Graben mit VaUdlel'ia und Purpurbakterien, 10° C, 9 0 / 00 , - VI. Salzgebiet am<br />

linken Traveufer bei Alt-Freseburg: a) Alter Torfstich, 16° C, 4 0 / 00 , _ b) Kleiner<br />

Entwässerungsgraben, 9° C, 7 0 / 00 , - c) Großer Sammelgraben, 13° C, 11 0/ 00 , ­<br />

d)"QuelIrinnsal mit Salicornia, 20° C, 13 0 / 00 , - e) Torfstich mit Eisenocker, HO C,<br />

16 0 / 00 , - f) Salzrasen mit Aster, Glaux, Spergularia, Puccinellia, Agrostis alba,<br />

funcus gerardi, obere, ca. 3 cm hohe Schicht, 18° C, 13 0 / 00 ,<br />

Die vom Meerwasser abweichende chemische Zusammensetzung des Oldesloer<br />

Salzwasser ist durch THIENEMANN (1925/26) bereits bekannt. Trotz einer dadurch<br />

bedingten Fehlerquelle geben die mit einem auf Seewasser geeichten Aräometer<br />

gemessenen Salzgehalte einen <strong>aus</strong>reichend genauen \Vert des Gesamtsalzgehaltes<br />

<strong>der</strong> untersuchten Stellen.<br />

Die <strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>der</strong> Oldesloer Salzstellen zeigen eine bemerkenswerte<br />

Zusammensetzung <strong>aus</strong> Iimnogenen und thalassogenen Elementen.<br />

Typische Süßwasser-Bewohner sind wohl nur die beiden nicht näher bestimmten<br />

Castrada-Arten. Sie wurden nur bei <strong>dem</strong> geringen Salzgehalt<br />

von 4 0 / 00 beobachtet. Von den sieben sicher bestimmten Arten ist nur <strong>der</strong><br />

holeuryhaline Ubiquist Gyratrix hermaphroditus auch in süßen <strong>Binnengewässer</strong>n<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holsteins nachgewiesen worden. Macrostomum hystricinum<br />

und M. tenuicauda sind als spezifische Brackwasserorganismen anzusprechen.<br />

Während diese Aussage für M. hystricinum durch eine Vielzahl<br />

von Brackwasserfunden an den europäischen Küsten (S. 476) belegt ist, stellen<br />

die Funde von M. tenuicauda den ersten Nachweis außerhalb <strong>der</strong> Originalhabitate<br />

im Finnischen Meerbusen dar. Dennoch erscheint für diese<br />

Art auf Grund <strong>der</strong> hohen Übereinstimmung <strong>der</strong> Lebensräume die Charakterisierung<br />

als ein an Salzwiesen gebundener Brackwasserbewohner gesichert<br />

(S. 480). Auch Placorhyndws octaculeatus dimorphis ist ein typischer<br />

mariner Immigrant, <strong>der</strong> in diesen Untersuchungen erstmalig für Binnensalzstellen<br />

nachgewiesen werden konnte. Die Art ist jedoch stärker euryhaHn.<br />

Bresslauilla relicta ist eine holeuryhaline Art. Die mutmaßlichen<br />

Gründe für die Besiedlung unterschiedlicher Biotope im Meer- und Süßwasser<br />

\vurden bereits eingehend diskutiert (S. 491 f.). Die im Oldesloer<br />

Salzgebiet gefundenen Exemplare von Gieysztoria 01'nata gehören vermutlich<br />

zur ssp. maritima, die bisher nur im Brackwasser des Finnischen Meerbusens<br />

beobachtet wurde.<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> Salzgehaltsbereiche, in denen die einzelnen Arten<br />

vorkommen, führte zu folgenden Aussagen: Mac1'ostomum hystricinum und<br />

Gyratrix hermaphroditus treten in relativ weiten Grenzen vom oIigohaIinen<br />

bis zum pleiohalinen Bereich auf. Bresslauilla relicta und Microdalyellia<br />

fusca wurden nur im Pleiohalinikum beobachtet. Die Funde von Placorhynchus<br />

und M. tenuicauda liegen im meiomesohalinen Wasser, während<br />

Gieysztoria ornata und die beiden Castraden <strong>aus</strong>schließlich im oligohalinen<br />

Wasser nachgewiesen wurden (Nomenklatur <strong>der</strong> Salzwasserbereiche nach<br />

REMANE 1958).


522 Jens-U we Rixen<br />

Insgesamt ist für die Oldesloer Salzstellen eine rasche Verarmung <strong>der</strong><br />

limnogenen Turbellarienfauna mit zunehmen<strong>dem</strong> Salzgehalt zu konstatieren.<br />

Die salzreicheren Regionen werden dafür von einer Reihe spezifischer<br />

Brackwasserarten und euryhaliner Meeresbewohner besiedelt.<br />

G. Öko log i s c h e S chI u ß b e t r ach tun gen<br />

Die vergleichende Untersuchung <strong>der</strong> Turbellarienfauna in den Süßgewässern<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holsteins hat eine charakteristische Zusammensetzung<br />

des Artenbestandes in den verschiedenartigen Biotopen ergeben. Aus dieser<br />

Verteilung und unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Literatur läßt sich die folgende<br />

Übersicht über das ökologische Verhalten <strong>der</strong> Einzelarten und die<br />

assoziative Zusammensetzung in bestimmten Lebensräumen aufstellen<br />

(Tab. 8). Dabei blieben die marinen Immigranten in <strong>der</strong> EIbe sowie die<br />

lediglich im Oldesloer Salzgebiet beobachteten Arten unberücksichtigt.<br />

Zwei Arten, Gyratrix hermaphroditus und Stenostomum leucops<br />

(Gruppe A) sind absolute Ubiquisten. Sie besiedeln die verschiedenen limnischen<br />

Lebensräume einschließlich recht extremer Biotope, wie stark schwefelsaure<br />

Gewässer (Stenostomum) mit einem pR von 3,4 o<strong>der</strong> gipshaltige<br />

Tümpel (Gyratrix). Daneben dringen beide Arten ins Salzwasser vor, Gyratrix<br />

sogar bis in das Hyperhalinikum.<br />

Die zweite Gruppe (B) umfaßt fünf sehr euryöke Arten. Für Microdalyellia<br />

armigera läßt sich noch eine geringe Bevorzugung von verschiedenartigen<br />

Kleingewässem feststellen, Castrella truncata siedelt in größter Individuenzahl<br />

in <strong>der</strong> Phytalregion, erreicht aber daneben viele an<strong>der</strong>sartige<br />

Lebensräume. Für die Arten Mesostoma lingua, Prorhynchus stagnalis und<br />

Phaenocora unipunctata läßt sich kein bevorzugter Biotop her<strong>aus</strong>stellen.<br />

Eine einzige Form ist nach den bisherigen Untersuchungen in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />

auf Quellgebiete beschränkt, Opisthocystis goettei (Spalte C).<br />

Da die Art aber an den außerhalb unseres Landes gelegenen Fundorten<br />

keine spezielle Bindung an diesen Biotop erkennen läßt, kann sie nicht allgemein<br />

als Krenobiont bezeichnet werden.<br />

Der Lebensraum des Küstengrundwassers (Gruppe D), <strong>der</strong> in früheren<br />

Untersuchungen über limnische <strong>Kleinturbellarien</strong> unberücksichtigt blieb,<br />

wies zwei neue Arten auf, Rhynchoscolex remanei und Macrostomum subterraneum.<br />

Mit Sicherheit sindbeide Formen für diesen Lebensraum spezi­<br />

fisch.<br />

In <strong>der</strong> Gruppe E sind die im <strong>Litoral</strong> schleswig-holsteinischer Seen <strong>aus</strong>gesprochen<br />

psammobionten Arten Castrada viridis, Dochmiotrema limicola,<br />

Koinocystis neocomensis, Otomesostoma auditivum, Opistomum fuscum<br />

sowie die neue, noch nicht endgültig definierte Art Provorticidorum spec. zusammengefaßt.<br />

Die überwiegende Mehrzahl lebt im Mesopsammal, lediglich<br />

Otomesostoma erscheint auf Grund ihrer Körpergröße nicht an das<br />

Lückensystem gebunden, sie ist entwe<strong>der</strong> als Sandwühler aufzufassen (vgl.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 523<br />

REMANE, 1952) o<strong>der</strong> aber gehört <strong>der</strong> Epifauna an. Die Mehrzahl dieser<br />

psammobionten Arten dringt auch in das Küstengrundwasser vor.<br />

Als psammophile Arten können die beiden Macrostomiden M. finnlandense<br />

und M. distinguendum (Gruppe F) angeschlossen werden. Sie sind<br />

nicht <strong>aus</strong>schließlich Sandbewohner, jedoch liegt ihr Verbreitungsschwerpunkt<br />

eindeutig in diesem Lebensraum, während sie in an<strong>der</strong>sartigen Biotopen<br />

nur in geringer Häufigkeit auftreten.<br />

Rhynchoscolex simplex (Spalte G) ist im Psammal, im Küstengrundwasser<br />

und in Schlammböden gleichermaßen vertreten. Er schiebt im Gefügesystem<br />

die Partikel beiseite und ist in dieser Hinsicht als Übergangsform<br />

von <strong>der</strong> Mesofauna zur Endofauna anzusprechen.<br />

Die folgenden zwölf Arten (Gruppe H) haben ihren Verbreitungsschwerpunkt<br />

im Phytal. Sie sind jedoch keine stenöken Bewohner des Phytals,<br />

son<strong>der</strong>n treten in unterschiedlichem Umfang auch in an<strong>der</strong>en Lebensräumen<br />

auf.<br />

Die Kerngruppe <strong>der</strong> typischen Phytalbewohner umfaßt die zehn Arten<br />

von Microdalyellia brevimana bis Bothromesostoma essenii (Gruppe I). Für<br />

eine Reihe von <strong>Kleinturbellarien</strong>, wie Gieysztoria cuspidata, Castrada armata<br />

und Bothromesostoma essenii ist diese Aussage durch viele Funde<br />

gesichert. Microdalyellia brevimana, Gieysztoria expedita, G. virgulifera,<br />

G. triquetra und Castrada neocomensis konnten in <strong>Schleswig</strong>-Holstein nur<br />

jeweils einmal im Phytal beobachtet werden. Möglicherweise sind einige<br />

dieser Formen im sublitoralen Phytal stärker vertreten. Da die Mehrzahl <strong>der</strong><br />

Literaturangaben für eine präzise ökologische Auswertung zu allgemein gehalten<br />

ist, kann für diese Arten die Bindung an den Lebensraum des Phytals<br />

nur mit Vorbehalt konstatiert werden.<br />

Plagiostomum lemani (Spalte K) ist im <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> schleswig-holsteinischen<br />

<strong>Binnengewässer</strong> nur im PsammaI und in <strong>der</strong> Phytalregion nachgewiesen<br />

worden. Wie <strong>aus</strong> an<strong>der</strong>en Beobachtungen hervorgeht, ist jedoch <strong>der</strong><br />

bevorzugte Siedlungsraum dieser Art schlammiges Substrat im Sublitoral<br />

und Profundal.<br />

Für Frühjahrstümpel in <strong>der</strong> freien Landschaft ist allein Dalyellia viridis<br />

sehr typisch (Spalte L).<br />

In ephemeren Waldgewässern (Gruppe M) dagegen ist regelmäßig eine<br />

größere Anzahl von spezifischen Frühjahrsformen anzutreffen. Hier sind in<br />

erster Linie Opistomum pallidum, Gieysztoria rubra und Castradella granea<br />

zu nennen. Sehr regelmäßig treten in diesem Lebensraum daneben Microdalyellia<br />

rossi, die außer<strong>dem</strong> in <strong>der</strong> Phytalregion <strong>der</strong> Seen vorkommt, und<br />

die euryöke Art Phaenocora unipunctata in großer Individuenzahl auf.<br />

Als wenig spezifisch für einen bestimmten Biotop, aber generell an<br />

Kleingewässer gebunden erscheirren Rhynchomesostoma rostratum, Microdalyellia<br />

schmidtii und M. kupelwieseri (Gruppe N).


526 Jens-Uwe Rixen<br />

In <strong>Schleswig</strong>-Holstein konnte Catenula lemnae (Spalte 0) nur in Moorbiotopen<br />

nachgewiesen werden, nach an<strong>der</strong>en Autoren ist sie aber weiter<br />

verbreitet und somit nicht als spezifischer Moorbewohner anzusehen.<br />

Ein typischer Sphagnobiont ist dagegen Castrada sphagnetorum (Spalte<br />

P). Die Art wurde zwar nur an einem Fundort beobachtet, aber im Vergleich<br />

mit <strong>der</strong> Literatur erscheint mir dieser Habitat in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />

- nasses Sphagnum an <strong>der</strong> Oberfläche von Torfstichen - kennzeichnend<br />

für C. sphagnetorum.<br />

Allein in feuchten Sphagnumbulten wurden die beiden Prorhynchiden<br />

Geocentrophora sphyrocephala und G. baltica gefunden (Gruppe Q). Für<br />

G. sphyrocephala liegt außer<strong>dem</strong> <strong>aus</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holstein noch ein edaphischer<br />

Fund vor, auch G. baltica ist im Alpenraum ein Vertreter <strong>der</strong> limnischen<br />

Komponente <strong>der</strong> edaphischen Kleinfauna. Danach scheint für diese<br />

beiden Arten eine Bindung an phytogene Lückenräume mit sehr feuchtem<br />

Kleinklima zu bestehen.<br />

H. Not i zen Übe r Nah run g, F ein d e und Par a s i t e n<br />

Bei den Untersuchungen wurden wie<strong>der</strong>holt Beobachtungen über Ernährung,<br />

Feinde und Parasiten <strong>der</strong> <strong>Kleinturbellarien</strong> gemacht, die jedoch<br />

in keiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Es werden<br />

hier im wesentlichen solche Beuteobjekte erwähnt, die sich durch unverdauliche<br />

Skelettelemente zu erkennen geben.<br />

Folgende Nahrungsobjekte konnten im Darm <strong>der</strong> aufgezählten Turbellarienarten<br />

nachgewiesen werden:<br />

Chlorophyceen: Macrostomum distinguendum, Geocentrophora sphyrocephala.<br />

Diatomeen: Geocentrophora sphyrocephala, Provorticidorum spec.,<br />

Gieysztoria rubra, Castrada viridis.<br />

Thecamoeben: Macrostomum distinguendum, Microstomum spec.<br />

Rotatorien: Microstomum spec., Geocentrophora sphyrocephala, Castrella<br />

truncata, Olisthanella obtusa.<br />

Nematoden: Mesostoma ehrenbergi.<br />

Cladoceren: Geocentrophora sphyrocephala.<br />

Bevorzugte Beuteobjekte <strong>der</strong> gesamten <strong>Kleinturbellarien</strong> scheinen Rotatorien<br />

und Diatomeen zu sein. Phytobionte Arten ernähren sich offenbar<br />

in erster Linie von den in diesem Lebensraum beson<strong>der</strong>s häufigen Rotatoria<br />

Bdelloidea, psammobionte Formen sind wohl zur Hauptsache auf<br />

Diatomeen angewiesen, nehmen daneben jedoch regelmäßig auch tierische<br />

Nahrung auf. Inwieweit Cyanophyceen, Chlorophyceen, Ciliaten und Bakterien<br />

<strong>der</strong> Ernährung dienen, läßt sich in den meisten Fällen am Quetschpräparat<br />

nicht feststellen, es scheint aber wahrscheinlich, daß diese Organis-


.<br />

528 Jens-Uwe Rixen<br />

das unterschiedliche ökologische Verhalten bestimmter Artengruppen bedingt,<br />

die wir wie folgt klassifizieren können:<br />

Gruppe A: indifferente Basisgruppe. Arten, die das ganze Jahr hindurdl<br />

vorkommen (z. B. Stenostomum leucops, Rhynchoscolex simplex, Macrostomum<br />

rostratum, Prorhynchus stagnalis, Otomesostoma auditivum, Microdalyellia<br />

faird'lildi, Castrada viridis, Gyratrix hermaphroditus).<br />

Gruppe B: Arten mit zwei Entwicklungsmaxima, im Frühjahr und<br />

Herbst (etwa Microdalyellia kupelwieseri und Rhynchomesostoma rostratum).<br />

Gruppe C: Spezifische Frühjahrsformen. Die hierhergehörigen Arten<br />

sind beson<strong>der</strong>s zahlreich. Sie bedingen das Mai-Maximum. (Bothrioplana<br />

semperi, Gieysztoria 1'ubra, Dalyellia viridis, Castradella granea, Opistomum<br />

pallidum).<br />

Gruppe D: Reine Sommerformen, die insbeson<strong>der</strong>e im Phytal leben<br />

und erst auftreten, wenn ihre bevorzugten Habitate, die großen Schwimmblätter<br />

<strong>der</strong> Seerosen und die Potamogeton-Blätter entwickelt sind. (Microstomum-Arten,<br />

Gieysztoria cuspidata, Castrella truncata, Strongylostoma<br />

radiatum, Bothromesostoma personatum und B. essenÜ sowie fast alle<br />

großen Mesostoma-Arten). Die hier genannten Formen sind für das zweite<br />

Maximum im August verantwortlich.<br />

Die für <strong>Schleswig</strong>-Holstein vorliegenden Verhältnisse decken sich ungefähr<br />

mit den Beobachtungen von SCHMIDT (1848) in <strong>der</strong> Provinz Sachsen,<br />

von BRAUN (1885) in Livland und <strong>der</strong> allgemeinen Übersicht, die v. GRAFF<br />

1882 bereits zu dieser Frage gegeben hat. Dagegen haben DORNER (1902)<br />

in Ostpreußen und LUTHER (1904) in Finnland ein absolutes Artenmaximum<br />

in den Monaten Juli und August beobachtet. Das Friihjahrsmaximum kann<br />

sich in diesen borealen Festlandsklimaten sicherlich nicht <strong>aus</strong>bilden. Die von<br />

DORN ER (1902) angegebenen Werte für die Sommermonate (Abb. 54, gestrichelte<br />

Linie) sind wohl im wesentlichen durch die Vielzahl <strong>der</strong> von ihm<br />

beobachteten Mesostoma-Arten bedingt.<br />

Derartige Vergleiche mit <strong>der</strong> jahreszeitlichen Verteilung <strong>der</strong> Gesamtfauna<br />

in an<strong>der</strong>en Regionen können, wie auch BRINKMANN (1905) hervorgehoben<br />

hat, nur mit großer Vorsicht <strong>aus</strong>gewertet werden. Ein Unsicher­<br />

heitsfaktor liegt darin, daß die einzelnen Autoren Kleingewässer, die ja<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Frühjahrsfauna beherbergen, und Seen in unterschiedlichem<br />

Verhältnis beriicksichtigt haben. Insbeson<strong>der</strong>e die geographischen<br />

Gegebenheiten <strong>der</strong> untersuchten Regionen beeinflussen in bedeuten<strong>dem</strong><br />

Maße die jahreszeitliche Verteilung <strong>der</strong> Gesamtfauna.<br />

Zusammenfassung<br />

1. Die vorliegende Arbeit behandelt die bisher fast unbekannte <strong>Kleinturbellarien</strong>fauna<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holsteins. Um eine vollständige Übersicht über


I<br />

<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 529<br />

den Gegenstand <strong>der</strong> Untersuchungen zu erzielen, wurden alle frÜher publizierten<br />

<strong>Kleinturbellarien</strong>funde <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Gebiet mit aufgenommen.<br />

2. Von den 69 gefundenen Arten (S. 468 f.) sind 44 neu für <strong>Schleswig</strong>­<br />

Hol,stein und 15 gleichzeitig neu für Deutschland. Davon sind zwei Arten<br />

neu fÜr die Wissenschaft (Rhynchoscolex remanei und Macrostomum subterraneum),<br />

eine dritte Form (Provorticidorum spec.) konnte infolge Materialmangels<br />

nur provisorisch gekennzeichnet werden.<br />

3. Im systematisch-autökologischen Teil werden die Fundumstände <strong>der</strong><br />

einzelnen Arten zusammengestellt sowie nach Möglichkeit ihre ökologischen<br />

AnsprÜche analysiert und tiergeographische Fragen behandelt. Soweit erfor<strong>der</strong>lich,<br />

werden taxonomische Angaben gemacht.<br />

4. Der hohe Prozentsatz fÜr <strong>Schleswig</strong>-Holstein und Deutschland neuer<br />

Arten zeigt die Lückenhaftigkeit in <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Verbreitung unserer<br />

<strong>Kleinturbellarien</strong>fauna. Gegenüber <strong>der</strong> bisherigen tiergeographischen Charakterisierung<br />

mancher Arten erscheint daher Zurückhaltung geboten (insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Otomesostoma auditivum, Castrada sphagnetorum, Castrada<br />

viridis und Koinocystis neocomensis).<br />

5. Im vergleichend-ökologischen Teil wird die schleswig-holsteinische<br />

<strong>Kleinturbellarien</strong>fauna in ihrer Verteilung auf die verschiedenartigen Lebensräume<br />

abgehandelt. Die untersuchten Biotope sind Quellgebiete, Flußsande,<br />

stehende perennierende Gewässer (aufgeglie<strong>der</strong>t in Phytal, Schlammbiotope,<br />

Psammal, Küstengrundwasser), Moorbiotope, Wald- und WiesentÜmpel<br />

sowie einige Gewässer mit aberrantem Chemismus. Unter letzteren<br />

erfahren die Oldesloer Binnensalzstellen beson<strong>der</strong>e BerÜcksichtigung.<br />

6. Neben zwei <strong>aus</strong>gesprochenen Ubiquisten (Gyratrix hermaphroditus<br />

und Stenostomum leucops), erweisen sich einige weitere Arten (Tab. 8,<br />

Gruppe B) als recht eurytop. Im übrigen läßt sich eine gewisse Zuordnung<br />

bestimmter Artengruppen zu bevorzugten Lebensräumen, wie Küstengrundwasser,<br />

Psammal, Phytal, Frühlingstümpeln und Moorbiotopen durchfüh­<br />

ren (Tab. 8, Gruppe C bis Q). An den Oldesloer Salzstellen wurden einige<br />

thalassogene Formen erstmalig für Binnensalzbiotope nachgewiesen (Macrostomum<br />

hystricinum, Macrostomum tenuicauda, Placorhynchus octaculeatus<br />

dimorphis, Bresslauilla relicta).<br />

7. Als Nahrungsobjekte werden bei vielen bodenlebenden Formen<br />

Diatomeen nachgewiesen. Die Bewohner <strong>der</strong> Phytalregion ernähren sich<br />

in hohem Maße vonbdelloiden Rotatorien.<br />

Zu den bisher bekannten Parasiten bei Turbellarien ist eine Cestoden­<br />

Art <strong>der</strong> Gattung Hymenolepis hinzuzufügen. Ihr Wirt ist Microstomum<br />

lineare.<br />

8. Die Untersuchung <strong>der</strong> jahreszeitlichen Verteilung <strong>der</strong> <strong>Kleinturbellarien</strong>fauna<br />

ergab eine Kurve mit zwei Maxima im FrÜhjahr und Hochsommer<br />

(Abb. 54). Das erste Maximum ist durch die vielen Arten <strong>der</strong> ephemeren<br />

Archiv f. Hydrobiologie, Bd. 57<br />

.f<br />

I J<br />

I


530 Jens-Uwe Rixen<br />

Frühlingstümpel bedingt, das zweite im August resultiert <strong>aus</strong> <strong>der</strong> großen<br />

Zahl <strong>der</strong> sich zu dieser Zeit entwickelnden Phytalbewohner.<br />

Summary<br />

1. The present study deals with previously nearly unknown microturbellaria<br />

of <strong>Schleswig</strong>-Holstein. In or<strong>der</strong> to obtain a complete survey of<br />

the object of this treatise, all findings of microturbellaria in our country<br />

published hitherto are summarised.<br />

2. Forty-four of the 69 obtained species (p. 468 f.) have not yet been<br />

found in Sch1eswig-Holstein, 15 are new to Germany as a whole. Two of<br />

them are new to science (Rhynchoscolex remanei and Macrostomum subterraneum),<br />

a third species (Provorticidorum spec.) is only described pro­<br />

visionally due to lack of material.<br />

3. In the systematic-autecological part of this paper the circumstances<br />

of the findings of the individual species are listed. Whenever possible,<br />

their ecological <strong>dem</strong>ands have been analysed, and zoogeographical problems<br />

treated. When necessary taxonomical facts have been added.<br />

4. The high percentage of new species found for <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />

and Germany <strong>dem</strong>onstrates the deficiency in our knowledge of the distri­<br />

bution of microturbellaria. Therefore one must excercise caution in the use<br />

of hitherto published zoogeographical characterisations of some species<br />

(especially according to Otomesostoma auditivum, Castrada sphagnetorum,<br />

Castrada viridis, Koinocystis neocomensis).<br />

5. The comparative-ecological part deals with the distribution of the<br />

<strong>Schleswig</strong>-Ho1stein microturbellaria fauna within the different biotopes.<br />

The studied biotopes are springs, sandy banks of rivers, standing waters<br />

(divided in phytal, muddy biotopes, psammal, subterranean interstitia1<br />

system), moor biotopes, wood and meadow ponds, and some waters of<br />

an aberrant chemism. From the latter group the Oldesloe salt marshes<br />

have been consi<strong>der</strong>ed especially.<br />

6. Two species are real ubiquists (Gyratrix hermaphroditus and Stenostomum<br />

leucops), some others (tab. 8, group B) properly eurotopic. With regard<br />

to still other species, one is ab1e to arrange certain groups to preferred<br />

biotopes, as subterranean interstitia1 system, psammal, phyta1, verna1 ponds,<br />

and moor biotopes (tab. 8, groups C-Q). In the Oldesloe salt ponds some<br />

thalassogene species have been found for the first time inland, far from<br />

the sea in salt water (Macrostomum hystricinum, Macrostomum tenuicauda,<br />

Placorhynchus octaculeatus dimorphis, Bresslauilla relicta).<br />

7. Diatoms have been <strong>dem</strong>onstrated to be an important food of many<br />

bottomliving species. The animals of the phytal feed on Rotatoria bdelloidea<br />

to a high degree.


<strong>Kleinturbellarien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Litoral</strong> <strong>der</strong> <strong>Binnengewässer</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holsteins 531<br />

A species of Cestoda of the genus Hymenolepis has been added to the<br />

number of known parasites of turbellaria. Its host is Microstomum lineare.<br />

8. The research of the seasonal distribution of the microturbellaria<br />

fa)..ma yields a curve with two maxima (spring and midsummer) (fig. 54).<br />

The first maximum, in may, depends on the rich fauna of the ephemer<br />

vernal ponds, the second, in august, results from the great number of the<br />

phytal inhabitants developing in this month.<br />

Abkürzungen in den Abbildungen<br />

ag = Atrium genitale ph = Pharynx<br />

dep = Dorsales Epithel phm = Pharynxmuskulatur<br />

di = Ductus intervesicularis qsp = Quersepten<br />

ex = Exkretionshauptstamm sp = Sperma<br />

exph = Exkretophor spl = Sinnesplatten<br />

fs = Falsche Samenblase st = Stilett<br />

g = Gehirn stz = Statozyste<br />

ge = Germarium te = Testis<br />

S?gk = Weib1. Genitalkanal vep = Ventrales Epithel<br />

kd = Körnerdrüsen vit = Vitellarium<br />

kop = Kopulationsorgan vg = Vesicula granulorum<br />

ksekr = Kornsekret vs = Vesicula seminis<br />

lsp = Längsseptum wö = ·Weib1. Geschlechtsöffnung<br />

ms = Hautmuskelschlauch x = Ausgezeichnete Stelle, im<br />

pe = Penis Text erläutert<br />

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Dr. ].-U. RIXEN, Kronshagen bei Kiel, Stohbenbrook 11.<br />

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