6. Ausgabe | 6ème numéro 16.06.2007 4 MIT | AVEC JOROS CAMELIN, LEO RENNEKE, ANJA SIELAFF, JEREMY WADE. à CORPS PERDUS „... AnD PULLED OUT THEIR HAIR” CHOREOGRAPHIE | CHORÉGRAPHIE JEREMY WADE Texte: MArIETTE LoIrAT Chorégraphe et danseur, originaire de New York, Jeremy Wade est un artiste à la mode de Berlin. Avec son dernier opus « …And pulled out their hair », il explore le corps dans des situations extrêmes : angoisse, névrose, viol, douleur, désespoir… Cette chorégraphie est composée pour trois hommes et une femme. La moindre partie de leur corps est utilisée: mâchoire désarticulée, langue sortant de la bouche, phalanges recroquevillées. Il pousse les mouvements vers leurs limites. Les costumes aux allures strictes d’écolier – chemisette blanche, short à bretelles noir, souliers vernis – contrastent avec cette idée et la renforcent. Les cris des danseurs, la musique alarmante, la lumière blanche secouent la scène violemment. Progressivement, la « bestialité » et la désarticulation des corps s’effacent vers plus de maîtrise. Les individus se forment en société. Happy end, les quatre corps, après être passés par tous les états, découvrent amusement et joie. Les scènes défilent en de simples images de corps convulsifs, souvent, et de visages figés dans un cri sans voix. Jeremy Wade fait se succéder les scènes dans un ordre et selon des logiques qui nous échappent. Entier, le chorégraphe « jette son corps dans la bataille » mais nous regrettons de ne pas comprendre son combat. ÄSTHETIk DES kRAMPFES Text: MArEIKE VENNEN Die Körper der Tänzer stecken in Krawatten und Lackschuhen, doch der Eindruck täuscht. Das Tanzstück „…and pulled out their hair“ konterkariert sämtliche Codes, die es zitiert. Eine Stunde lang wohnt der Zuschauer einer Erkundung der Stimme und des Körpers bei. Am Anfang steht ein Verlust, der Verlust der Kontrolle. Die Sprache, in der wir wohnen, versagt. Dadurch werden den Akteuren gleichsam der Ort, an dem sie stehen, und die Zeit, in der sie erzählen, genommen. In dieser Ortlosigkeit, diesem Vakuum, in dem sie sich bewegen, schimmert aber zugleich eine andere, sinnliche Dimension auf, in der die Materialität der Stimme jenseits des Subjekts die Oberhand gewinnt. Drei Tänzer und eine Tänzerin erproben mit Experimentierlust die Möglichkeiten ihrer Kehlen; sie krächzen, grunzen, schluchzen und entwickeln Foto | Photo: Dieter Hartwig eine eigensinnige Rhythmik, die immer wieder in Schreien gipfelt. Choreograph (und Tänzer) Jeremy Wade macht aus der menschlichen Stimme einen unbequemen, wuchernden und auszehrenden Störfaktor, der ins Bodenlose führt und gerade dadurch einen Zugang zum Fremden ermöglicht. Aber die Stimme versagt immer wieder – und die weit aufgerissenen, verzerrten Münder der Tänzer, die in einem stummen Schrei verharren und an die entstellten Figuren in Bacons Bildern erinnern, erzählen besser als Worte von dem Wechselbad der Gefühle, der Angst, der Verzweiflung und dem Staunen, die die Tänzer beherrschen. Die Tänzer sind bei Wade auf ihre Körper zurückgeworfen und scheuen keine noch so lächerliche, abstoßende, obszöne und animalische Geste. An monströse Kreaturen erinnernd, wird das Bild eines eleganten, kontrollierten Tanzes konsequent zersetzt. Immer wieder verselbstständigen sich einzelne Körperteile. Wade entwickelt eine poetische Sprache des Krampfes, bei welchem im Wahnsinn, in der Ekstase das Andere der Vernunft die Oberhand gewinnt. Das Verstörende und Groteske ist gerade die Stärke des Stücks, weil es einen Zugang zur Fremdheit des eigenen Körpers eröffnet, der das Publikum allerdings gespalten zurücklässt. L’ART DE L’InVISIBLE Texte: MArIoN BoHY-BUNEL S’il est un métier de l’ombre, c’est bien celui du traducteur. Qui peut citer un seul nom de traducteur ou de traductrice, en-dehors des écrivains comme Charles Baudelaire, Paul Claudel ou Boris Vian ? La traduction est l’art du camouflage. L’activité du traducteur est d’abord de reconstituer l’original dans son « laboratoire de l’invention » en respectant une cohérence de sens, et guider sa réception au sein de l’autre « langue-culture ». « Perspectives » est un festival qui réunit deux publics de langue et de culture différentes. Son organisation nécessite des traducteurs et des interprètes sans qui l’intercompréhension eût été rendue difficile. Uli Menke, traducteur indépendant de théâtre (notamment des pièces de Jean-Luc Lagarce, Wadji Mouawad, David Lescot), est responsable du surtitrage dans les pièces Unter Eis et L’enfant froid. S’il est vrai que le théâtre donne beaucoup à voir, le « système signifiant » ne se réduit pas au langage du corps et aux éléments de scénographie. La compréhension linguistique du texte reste essentielle. Le rôle d’Uli Menke est de projeter les surtitres au fil de la représentation en veillant à ce qu’ils coïncident avec les dialogues. Le travail en amont consiste à adapter la traduction sur papier aux besoins du petit écran situé au-dessus de la scène. « En traduction littéraire, on doit parfois remodeler certaines phrases, car la syntaxe allemande est très différente de la syntaxe française », explique-t-il. « Mais en surtitrage, ce n’est pas possible, car il faut respecter l’ordre d’apparition des informations pour que la traduction suive le rythme de la pièce. On est parfois obligé de traduire mot à mot et de condenser le texte. » Alors surtitrage ou traduction des pièces ? Le surtitrage appauvrit souvent le sens du texte, mais il a l’avantage de faire entendre la musicalité de la langue au public. Néanmoins, traduire les œuvres de théâtre permet de les diffuser plus largement. « Tous les textes de l’humanité constituent un seul et grand même texte écrit dans des langues infiniment différentes, et tout nous appartient, et il faut tout traduire », disait Antoine Vitez, grand metteur en scène et traducteur du russe et du grec. Les traducteurs de la Maison Antoine Vitez, association pour la promotion de la traduction théâtrale, répondent à cette injonction, enrichissant ainsi considérablement le répertoire français des textes dramatiques. www.maisonantoinevitez.fr SAARBRüCkEn BRAUCHT k<strong>EIn</strong>E HELDEn Text: TABEA MAGEr Ein aus vier parallelen Geschichten bestehender Film, der erst zu Beginn der Aufführung fertig gestellt wird – das hätte leicht zu einem konfusen, zäh improvisierten und erzwungen fröhlichen Multimedialspektakel verkommen können. Aber den Helden von „Super Night Shot“ muss man einfach lieben und von Anfang mitfiebern, wenn er versucht, den geradezu widerlich zufriedenen Saarbrückern krampfhaft ein Problem zu entringen, welches er für sie lösen kann. Begonnen hat alles eine Stunde vor der Vorführung in der Sparte 4 mit einer Mission: die englisch-deutsche Künstlergruppe „Gob Squad“ will alles besser machen in Saarbrücken und daraus einen großen Film. Dafür gibt Simon den Held, Bastian erledigt das Casting für den gewünschten Filmkuss mit Simon unter seiner Hasenmaske, Sarah sucht die „location“ für das Finale, Laura kümmert sich um die PR. Das Geschehen dieser einen Stunde in Saarbrücken filmt jeder der vier mit einer Handkamera, um es anschließend parallel auf einer Leinwand vorzuführen; Schnitte und Bearbeitungen des gefilmten Materials sind streng verboten. So weit, so gut. Es gibt nur ein Problem: Saarbrücken braucht keinen Helden. Simon versucht tapfer und humoristisch bestechend, sich für die Saarländer aufzuopfern, die jedoch keinerlei Kreativität in der Auffindung von Problemen zeigen. Während Sarah überzeugend vom Titty Twister Club als „location“ schwärmt, Laura gestresst Bierflaschen mit Simon-Photos beklebt und Bastian treuherzig-liebenswert verdutzte Saarbrücker über die Liebe auf den ersten Blick aufklärt, wandelt sich Simon in seiner Verzweiflung zum Bösewicht. Doch selbst seine neue Strategie, Handtaschen zu stehlen und Männer zum Kampf um die Freundin herauszufordern scheitert zur großen Erheiterung des Publikums an der Gelassenheit der Saarbrücker. Da kann man auf eine Handtasche schon mal verzichten, und auch die eigene Freundin zu verteidigen scheint kein Muss. Simons Gesicht auf den Flugblättern wirkt auf Lauras Umfrage hin weder positiv noch negativ, vielmehr wirkt es auf Saarbrücker eben gar nicht. Das ist es auch, was zwar die PR-Kampagne etwas schwierig macht, dem Publikum jedoch mit diesem äußerst gelungenen Portrait einer ganzen Stadt einen Lacher nach dem anderen entlockt und die saarländische Mentalität authentisch und mit viel Gespür für das Absurde im Banalen vorführt. Am Ende des durchgängig unterhaltsamen und geschickt improvisierten Films grenzt es fast an ein Wunder, dass der große Moment doch noch zustande kommt, wenn Bastian erschöpft sein letztes Opfer fragt: „Würdest du einen Hasen küssen?“. Der junge Mann darauf: „Für Geld?“ – „Nee, nur für Ruhm.“ – „Alles klar, Mann.“ Wahrscheinlich kam er nicht aus Saarbrücken. FESTIVALZEITUNGJOURNAL DU FESTIVAL SUPER nIGHT SHOT MIT IN SAARBRÜCKEN: SARAH THOM, SIMON WILL, BASTIAN TROST, LAURA TONKE LIVE SOUND MIX: JEFFREY MCGRORY 5