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6/2011 Born to be alive - AVC Österreich

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y o u t h e d i t i o n<br />

s o n d e r a u s g a B e f ü r 9 – 9 9 - j ä h r i g e<br />

Pakista Dramatische Kindheit � Voll krass<br />

His<strong>to</strong>rie Der Ex-Boxer � Vom Schwächling zum Powerman<br />

Mongolei Der Ex-Junkie � Trostlosigkeit als Standard<br />

Nicaragua Kosten ü<strong>be</strong>rschlagen � <strong>Born</strong> <strong>to</strong> <strong>be</strong> a missionary<br />

nr. 6 / 2 0 11 i 4 0. j a h r g a n g<br />

<strong>Born</strong> <strong>to</strong> Be


�report<br />

i n h a l T E d i T o r i a l<br />

Inhalt<br />

Edi<strong>to</strong>rial<br />

Geboren um zu le<strong>be</strong>n<br />

<strong>Born</strong> <strong>to</strong> <strong>be</strong> <strong>alive</strong> 3<br />

Christlicher Querschläger<br />

auf dem »dach der Welt« 4<br />

Dramatische Kindheit<br />

Voll krass 5<br />

Der Ex-Boxer<br />

Vom Schwächling zum Powerman 6<br />

Der Ex-Junkie<br />

Trostlosigkeit als Standard 7<br />

Kosten ü<strong>be</strong>rschlagen<br />

<strong>Born</strong> <strong>to</strong> <strong>be</strong> a missionary 8<br />

Youngster im <strong>AVC</strong>-Team<br />

Von Frust zu Begeisterung10<br />

Astronomische Ausdauer<br />

Keine Event-Ehe 11<br />

»weltwärts«<br />

der Busch ruft 1<br />

<strong>AVC</strong> in Action<br />

Multikulti Multitask 13<br />

<strong>AVC</strong><br />

Porträt 14<br />

<strong>AVC</strong><br />

Events 15<br />

Unter Druck<br />

das Ultimatum 16<br />

im Kontrast zum Titelbild<br />

»Cool« sind in der Mongolei<br />

vor allem die<br />

Temperaturen<br />

im Winter<br />

bis -40° C<br />

Lie<strong>be</strong> Leserin, lie<strong>be</strong>r Leser<br />

»Mission impossible«. So jedenfalls kam es mir vor, denn die Spezies »Missionar«<br />

schien mir als heranwachsendem christlichen Youngster im Level<br />

an Frömmigkeit um einiges höher zu schwe<strong>be</strong>n, als ich es jemals erreichen<br />

könnte.<br />

Trotzdem packte ich in einem Anflug von Tatendrang mit 20 den Tramper-<br />

Rucksack und jettete in Richtung Mission. Nach Peru. Dort dämmerte es mir,<br />

dass auch Missionare ganz normale Menschen sind, wie unter anderen die<br />

»Donnersöhne« in der Bi<strong>be</strong>l – und ich.<br />

In dieser Ausga<strong>be</strong> des <strong>AVC</strong>-reports sind ein paar Porträts und Erfahrungs<strong>be</strong>richte<br />

von Leuten aus Ü<strong>be</strong>rsee und der deutschsprachigen Welt, die diese<br />

Erleuchtung illustrieren. Berichte von Menschen, die sich von der christlichen<br />

Wellness-Kultur verabschiedet und Herausforderungen angepackt ha<strong>be</strong>n.<br />

Die Berichte wollen Mut machen, eventuell abgehakte Themen wie »Mission«<br />

und »Vision« wieder aufzugreifen oder dranzublei<strong>be</strong>n.<br />

Mission hat nichts mit dem Klischee des hageren, sich durch Urwälder und<br />

Steppen kämpfenden Weißen mit Tropenhelm und dickem schwarzen Buch<br />

unter dem Arm zu tun. Mission findet ü<strong>be</strong>rall dort statt, wo Christen den wesentlichen<br />

Auftrag von Jesus an seine Schäfchen verstanden ha<strong>be</strong>n, hier oder<br />

irgendwo sonst auf dem Globus.<br />

Das vorliegende Heft ist eine Art »Youth edition«, im Stil eher auf junge Leute<br />

ausgerichtet, in der Botschaft auf das ganze Altersspektrum von 9–99. Die<br />

älteren Leser mögen <strong>be</strong>i Redewendungen und da und dort auftauchenden Anglizismen,<br />

die nicht eitel Wohlgefallen erwecken, großmütig ein bis zwei Augen<br />

zudrücken.<br />

Beim Lesen wird klar: Missionare – und ganz allgemein Christen – sind nicht<br />

<strong>be</strong>rufen, harmlose und weltfremde, sondern starke Typen zu sein. Sie setzen<br />

in ihrem Umfeld entspechend ihrer Berufung allen Widerständen zum<br />

Trotz Visionen um: als Jugendliche, Twens, Mittelalterliche, mit dem Stempel<br />

»55plus« und bis weit ü<strong>be</strong>r das Pensionsalter hinaus*.<br />

Als Christen sind wir alle born <strong>to</strong> <strong>be</strong> a missionary. Denn »mission is possible!«<br />

Herzlich grüsst<br />

Andreas Rossel<br />

*Film »Methusalem sammelt weiter«<br />

www.avc-de.org/de/menu-left/filme


Sind wir jung, werden<br />

wir von Wünschen<br />

und Träumen <strong>be</strong>-<br />

wegt. Wir wollen für<br />

Gott Berge versetzen,<br />

die Welt auf den Kopf<br />

stellen oder jedenfalls<br />

ver<strong>be</strong>ssern.<br />

Mit dem Älterwerden<br />

tendieren wir dazu,<br />

Visionen und Begeiste-<br />

rung gegen sogenann-<br />

te »realistische« Ziele<br />

einzutauschen. Doch<br />

Gott braucht Träumer.<br />

<strong>Born</strong> <strong>to</strong> Be<br />

g E B o r E n U M z U l E B E n<br />

Allzu oft bleibt dann auch unsere abgespeckte »realistische« Le<strong>be</strong>nsvision<br />

auf der Strecke. Anderes, scheinbar Wichtigeres oder<br />

auch nur Aufdringlicheres schiebt sich in den Vordergrund.<br />

Aufschie<strong>be</strong>n – das Ende unserer Visionen<br />

Wir richten es uns gemütlich ein, suchen Wohlstand, Wellness und<br />

Spaß – ganz so, als ob wir hier ewig le<strong>be</strong>n würden. Irgendwann kann<br />

ich mich dann immer noch mit Gott auseinandersetzen und etwas<br />

für ihn tun.<br />

Kriegen wir dann die Kurve nicht, werden wir am Ende enttäuscht<br />

auf unsere in der Hitze des Alltags zerschmolzenen und nicht gelebten<br />

Visionen zurückblicken. Die Umsetzung der Entscheidung,<br />

jetzt doch noch etwas Sinnvolles mit dem Le<strong>be</strong>n anzufangen, wird<br />

dann an der abnehmenden Kraft scheitern.<br />

Kurve gekriegt<br />

Ich bin echt froh, dass ich die Kurve noch gekriegt ha<strong>be</strong>. Mit 14 ha<strong>be</strong><br />

ich mich entschieden, Gott aus meinem Le<strong>be</strong>n zu »entlassen«. Er<br />

hatte mir genommen, was ich liebte. Der Tod meines Bruders hat<br />

mich umgehauen. Ich verstand Gott nicht und wollte es auch nicht<br />

mehr. 17 Jahre ha<strong>be</strong> ich ihn dann ignoriert und mein eigenes Le<strong>be</strong>n<br />

gelebt. Weil ich aus einer armen Familie stammte, war ich von der<br />

»Vision« getrie<strong>be</strong>n, reich zu werden. Mit dem Erfolg kam die Einsicht,<br />

dass das Materielle mein Le<strong>be</strong>n nicht wirklich ausfüllen kann. So<br />

kehrte ich wieder zurück zu Gott, was übrigens die <strong>be</strong>ste Entscheidung<br />

meines Le<strong>be</strong>ns war. Etwas Besseres, als mit Gott gemeinsame<br />

Sache zu machen, gibt es einfach nicht.<br />

Vom Winde verweht?<br />

Wer nachdenkt, kommt leicht zum Ergebnis, dass es nicht so schrecklich<br />

sinnvoll ist, sich wie ein Kreisel um die eigene Achse zu drehen<br />

und nicht von der Stelle zu kommen. Eigentlich möchten wir ja mit<br />

unserem Le<strong>be</strong>n blei<strong>be</strong>nde Spuren hinterlassen, die der Wind nicht<br />

verwehen kann. Und das hat einen Grund. Gott hat uns so angelegt,<br />

dass wir ihm ähnlich sind – Wesen, <strong>be</strong>stehend aus Geist, Seele und<br />

Körper. Wer in der Materie hängen bleibt, verpasst das Wesentliche.<br />

Denn nur unsere Spiritualität reicht ü<strong>be</strong>r das diesseitige Le<strong>be</strong>n hinaus;<br />

alles andere ist vergänglich, und zwar ziemlich schnell.<br />

Gesetze des Dschungels<br />

Unsere Gesellschaft hat viel von den Gesetzen des Dschungels verinnerlicht.<br />

Der Stärkere setzt sich durch, der Schwache wird gemobbt,<br />

ausgegrenzt, ausgenutzt und abgescho<strong>be</strong>n. Gnadenlos. Wir können<br />

das kritiklos mitmachen oder entschieden die Seite wechseln. Jesus ist<br />

gekommen, um uns ein Le<strong>be</strong>n zu ge<strong>be</strong>n, das nach anderen Spielregeln<br />

abläuft und deshalb Sinn macht. Dieses Angebot gilt für die Schwachen<br />

und diejenigen, die sich stark fühlen. Du und ich sind gemeint.<br />

Ohne Schwe<strong>be</strong>vorrichtung<br />

Mit Jesus zu le<strong>be</strong>n <strong>be</strong>deutet a<strong>be</strong>r nicht, auf Rosen ge<strong>be</strong>ttet und fernab<br />

der Realität durchs Le<strong>be</strong>n zu schwe<strong>be</strong>n. Wir stehen im Kampf, erle<strong>be</strong>n<br />

Verfolgung a<strong>be</strong>r auch Siege, Zeichen und Wunder. Doch egal wo<br />

und wie: Jesus ist immer da<strong>be</strong>i. Schließlich brauchen wir ihn dringend,<br />

weil wir einen herausfordernden Auftrag zu erfüllen ha<strong>be</strong>n.<br />

Für uns als <strong>AVC</strong> <strong>be</strong>steht dieser darin, verfolgten Christen <strong>be</strong>izustehen,<br />

Jesus <strong>be</strong>kannt zu machen und Notleidenden zu helfen. Dies im<br />

Bewusstsein, dass Jesus alles, was wir für irgendeinen dieser »Geringsten«<br />

tun, sehr persönlich nimmt.<br />

Was ist Dein Auftrag? Setze die Prioritäten richtig, und Gott wird Dir<br />

helfen. Du bist nicht geboren, um Dich um Dich selbst zu drehen und<br />

reich zu ster<strong>be</strong>n. Du bist dazu geboren, Gottes verlängerter Arm in<br />

einer immer unsichereren, gewalttätigeren und grausameren Welt<br />

zu sein. Du bist geboren, um zu le<strong>be</strong>n. Echt zu le<strong>be</strong>n.<br />

Pawel Sturz Leiter <strong>AVC</strong> Deutschland<br />

3<br />

geboren<br />

um zu le<strong>be</strong>n –<br />

um den Punkt<br />

zu treffen,<br />

nicht um wie<br />

der Schneemann<br />

in der<br />

Hitze des<br />

Alltags Form<br />

und Vision<br />

zu verlieren.


4 �report<br />

nepalti<strong>be</strong>t<br />

a U F d E M » d a c h d E r W E lT«<br />

christen<br />

gegenü<strong>be</strong>r<br />

teils militant<br />

Buddhistische<br />

Mönche<br />

lie<strong>be</strong> muss<br />

manchmal<br />

zuerst durch<br />

den Magen<br />

gehen<br />

Versorgung<br />

hungriger<br />

Witwen<br />

c h r i S T l i c h E r q U E r S c h l ä g E r<br />

chhuwang<br />

wuchs in einer<br />

streng buddhistischen<br />

Familie<br />

mit ti<strong>be</strong>tischem<br />

hinter-<br />

grund auf, die<br />

seit genera-<br />

tionen zur<br />

Mönchs- und<br />

Priesterdynastie<br />

zählte −<br />

und wurde zum<br />

querschläger.<br />

Seine Familie dominierte<br />

das Dorf. Christen hatten<br />

es schwer, denn sie wurden<br />

als Feinde angesehen.<br />

halbwaise mit sechs<br />

Monaten<br />

1985, als er sechs Monate<br />

alt war, verlor er den Vater,<br />

ein Jahr später die Mutter<br />

infolge ihrer Wiederheirat.<br />

Er wuchs <strong>be</strong>i der Großmutter<br />

auf. Elterliche Lie<strong>be</strong><br />

und Fürsorge kannte er<br />

nicht.<br />

Mit zwölf ließ er sich auf<br />

den christlichen Glau<strong>be</strong>n<br />

ein, obwohl er wusste, wie<br />

hart Christen in seinem<br />

Land <strong>be</strong>drängt werden.<br />

Er wurde von Gottes Lie<strong>be</strong><br />

und Fürsorge und der der<br />

Christen ü<strong>be</strong>rwältigt. Eine<br />

solche Zuwendung hatte er<br />

sein Le<strong>be</strong>n lang vermisst.<br />

irgendwo im nichts<br />

Nach seinem High School-<br />

Abschluss <strong>be</strong>suchte er<br />

eine Bi<strong>be</strong>lschule und zog<br />

anschließend nach Dolpo.<br />

Das kleine Nest liegt<br />

irgendwo im Nichts im<br />

Himalaya-Gebirge und ist<br />

ü<strong>be</strong>r einen Fünf-Tage-Fußmarsch<br />

auf unwegsamen<br />

Gebirgspfaden erreichbar.<br />

Fünf Jahre blieb er dort,<br />

gründete eine Gemeinde,<br />

führte Lhucchung zum<br />

christlichen Glau<strong>be</strong>n und<br />

später an den Traualtar.<br />

Der Honeymoon war kurz.<br />

Die Konfrontation mit<br />

ernsthaften Problemen<br />

und Verfolgung seitens<br />

der Buddhisten ließ nicht<br />

lange auf sich warten.<br />

Eine neue Berufung:<br />

Missionar im Ti<strong>be</strong>t<br />

Nach einer weiteren<br />

Schulung in Kathmandu<br />

wurden die zwei in den<br />

Ti<strong>be</strong>t geschickt.<br />

Weil die Einreise nicht<br />

einfach ist, ar<strong>be</strong>iteten sie<br />

zunächst im Grenzgebiet<br />

zum Ti<strong>be</strong>t, führten ein<br />

paar Leute zum Glau<strong>be</strong>n<br />

und zu einem christlichen<br />

Le<strong>be</strong>nsstil.<br />

Mit Vitamin B in den Ti<strong>be</strong>t<br />

Anfänglich gab‘s eine Menge<br />

Widerstände der Einheimischen,<br />

doch mit der<br />

Zeit konnten die zwei gute<br />

Beziehungen aufbauen.<br />

Der buddhistische O<strong>be</strong>rpriester<br />

des nepalesischen<br />

Dorfes wurde ein enger<br />

Freund, was die Ar<strong>be</strong>it<br />

wesentlich erleichterte.<br />

Auch den Polizeichef von<br />

Dendang im Ti<strong>be</strong>t konnte<br />

Chhuwang als Freund<br />

gewinnen. Einer der<br />

Freundschafts<strong>be</strong>weise<br />

war, dass dieser Chhuwangs<br />

Telefonanrufe nie<br />

entgegennahm, sondern<br />

zurückrief, damit sein<br />

Freund die Gebühren sparen<br />

konnte. Was a<strong>be</strong>r das<br />

Genialste war: Der Polizeichef<br />

rollte ihm quasi den<br />

roten Teppich nach Ti<strong>be</strong>t<br />

(China) aus – Einreise<br />

ohne Visum (!).<br />

Botschafter in<br />

Mönchskutte<br />

Chhuwang ü<strong>be</strong>rnahm unter<br />

anderem die Verteilung von<br />

Ü<strong>be</strong>rle<strong>be</strong>nshilfe für Witwen,<br />

für die sonst niemand<br />

sorgte: Einer half <strong>be</strong>sonders<br />

tatkräftig mit – der örtliche<br />

buddhistische O<strong>be</strong>rmönch.<br />

Er verscheuchte die Bedenken,<br />

dass es Sünde sei,<br />

von Christen Unterstützung<br />

anzunehmen. Er erklärte, die<br />

Christen wollten aus Lie<strong>be</strong><br />

heraus helfen. Der Mönch<br />

brachte es so weit, dass die<br />

Dorf<strong>be</strong>wohner die Christen<br />

nicht mehr heruntermachten,<br />

sondern ihnen mit Respekt<br />

<strong>be</strong>gegneten. Der »Botschafter<br />

in Mönchskutte« machte<br />

seinen Job richtig gut.<br />

Jugendliche Schläger<br />

Diese Sympathie ist ein<br />

Wunder. Sind doch die buddhistischen<br />

Mönche in den<br />

Himalaya-Regionen relativ<br />

militant. Ein Komitee soll<br />

verhindern, dass die Christen<br />

hier Fuß fassen – und<br />

finanziert jugendliche<br />

Schlägertrupps, um Christen<br />

das Le<strong>be</strong>n schwer zu<br />

machen.<br />

Chhuwang Lhomi wird<br />

weiterhin unsere, ü<strong>be</strong>rraschende<br />

und ü<strong>be</strong>rnatürliche<br />

Hilfe brauchen können.<br />

Denn die Herausforderungen<br />

sind groß − hier auf<br />

dem »Dach der Welt«.<br />

Phurpu S.


voll krass<br />

razzien, festnahmen, pas<strong>to</strong>ren<br />

auf der Flucht – die<br />

szenen ha<strong>be</strong>n sich tief eingeprägt.<br />

ai schaut zurück.<br />

Mein Name ist Ai, ich bin 22 Jahre<br />

alt und le<strong>be</strong> in Thailand. A<strong>be</strong>r das ist<br />

nicht meine Heimat.<br />

Polizeiü<strong>be</strong>rgriffe in Serie<br />

Ich bin in Vietnam in einer christlichen<br />

Familie aufgewachsen. Schon<br />

als kleines Mädchen <strong>be</strong>suchte ich mit<br />

meinen Eltern die Kirche. Weil diese<br />

a<strong>be</strong>r vom Staat nicht anerkannt war,<br />

sah es die Polizei als ihre Aufga<strong>be</strong> an,<br />

uns zu schikanieren. Die oft wiederholten<br />

Szenen ha<strong>be</strong>n sich in mein<br />

Gedächtnis eingebrannt: Polizisten<br />

stürmen den Raum. Sie <strong>be</strong>schlagnahmen<br />

sämtliche Bi<strong>be</strong>ln. Sie packen<br />

meinen Vater, schleppen ihn zum<br />

Verhör auf die Polizeistation. Kommt<br />

er zurück, ist deutlich zu sehen, dass<br />

er brutal geschlagen wurde.<br />

Von der Polizei gejagt<br />

Bei uns in Vietnam sind es vor allem<br />

die Christen aus Minderheitenstämmen,<br />

die stark verfolgt werden. Meine<br />

Eltern ha<strong>be</strong>n immer wieder Pas<strong>to</strong>ren<br />

aufgenommen, die von der Polizei gejagt<br />

wurden. Wir hatten ein geheimes<br />

Lager mit Bi<strong>be</strong>ln; mein Vater verteilte<br />

diese im ganzen Land. Ich musste äußerst<br />

vorsichtig sein, was ich meinen<br />

Freunden erzählte. Ein falsches Wort,<br />

und die Folgen hätten für uns alle<br />

verheerend sein können.<br />

Nochmals davongekommen<br />

Als ich älter wurde, <strong>be</strong>gann ich in den<br />

Kinderprogrammen mitzuar<strong>be</strong>iten.<br />

Das nicht <strong>be</strong>willigte Sommerlager<br />

für Kinder des H’roi Stammes im<br />

Hochland verlief anfänglich ohne<br />

Zwischenfälle. Doch in der letzten<br />

Nacht – die Kinder hatten den Ort<br />

zum Glück <strong>be</strong>reits verlassen – tauchten<br />

Polizisten auf. Sie umstellten<br />

das Haus, in dem wir als Team<br />

untergebracht waren, und fragten<br />

nach dem Leiter. Irgendwie spürte<br />

ich, dass ich mit ihnen reden sollte.<br />

Es war wohl der Heilige Geist, der<br />

mich dazu drängte. Nachdem sie<br />

viele Fragen gestellt hatten, die ich<br />

alle <strong>be</strong>antworten konnte, verließen<br />

sie das Haus und zogen ab. Auf dem<br />

Heimweg wurden wir mehrmals von<br />

»es sind keine tränen der<br />

Wut oder frustration.<br />

Es sind Tränen der Freude<br />

darü<strong>be</strong>r, dass gott uns durch<br />

diese schwierigen Jahre<br />

hindurch gebracht hat.«<br />

Polizeipatrouillen kontrolliert und<br />

ausgefragt. Mir war sehr unwohl da<strong>be</strong>i,<br />

denn ich wusste ja nicht, was sie<br />

mit uns vorhatten. A<strong>be</strong>r schlussendlich<br />

erreichten wir unser Haus.<br />

Der Vater wird verhaftet<br />

Meine schlimmsten Jahre waren<br />

jene zwischen 14 und 15. Einmal<br />

kam ich von der Schule nach Hause,<br />

und mein Vater war weg. Anfänglich<br />

dachte ich, dass er zum Predigen in<br />

ein anderes Dorf gefahren sei. Meine<br />

Mutter wirkte sehr <strong>be</strong>drückt, sagte<br />

a<strong>be</strong>r zunächst nichts. Bald fand ich<br />

heraus, dass mein Vater verhaftet<br />

worden war. In meinem Kopf war ein<br />

d r a M a T i S c h E K i n d h E i T<br />

Gewirr von Fragen, die ich ihm hätte<br />

stellen wollen. Würde ich ihn ü<strong>be</strong>rhaupt<br />

je wiedersehen? Zwei lange<br />

Jahre war er im Gefängnis, wurde<br />

gefoltert und schwer gedemütigt.<br />

A<strong>be</strong>r er blieb standhaft.<br />

Und jetzt erst recht<br />

Wir hatten unseren Vater sehr vermisst,<br />

a<strong>be</strong>r irgendwie war ich nicht<br />

mutlos. Ich spürte sehr stark, wie Gott<br />

mich tröstete. Trotz der schwierigen<br />

Situation büffelte ich hart und schaffte<br />

sogar den Eintritt in die High School.<br />

Jetzt bin ich in Thailand, lerne und<br />

ar<strong>be</strong>ite <strong>be</strong>i einer christlichen Organisation.<br />

Ich bin Gott so dankbar für<br />

diese Möglichkeit. Mein Ziel ist es,<br />

wieder nach Vietnam zurückzukehren,<br />

um mich dort um arme Leute<br />

zu kümmern, vor allem um ältere<br />

Menschen, die ihr ganzes Le<strong>be</strong>n für<br />

Gott eingesetzt ha<strong>be</strong>n.<br />

Während ich dies schrei<strong>be</strong>, muss ich<br />

einfach weinen ... A<strong>be</strong>r es sind keine<br />

Tränen der Wut oder Frustration.<br />

Es sind Tränen der Freude darü<strong>be</strong>r,<br />

dass Gott uns durch diese schwierigen<br />

Jahre hindurch gebracht hat.<br />

Eine Frau aus unserer Kirche<br />

brachte einmal auf den Punkt, was<br />

mir selbst sehr wichtig geworden ist:<br />

»Schau zurück, um Gott zu danken.<br />

Schaue um dich herum, um Gott zu<br />

dienen. Schaue in die Zukunft und<br />

vertraue Gott.«<br />

Daniel Hofer<br />

5


6 �report<br />

d E r E x - B o x E r<br />

vom schwächlingzum<br />

g e i s t l i c h e n<br />

j e m a n d s e i n , e s z u e t w a s b r i n g e n .<br />

e r f o l g , r e i c h t u m u n d g l ü c k , d a s<br />

w a r a l l e s , w a s e r w o l l t e u n d<br />

w o v o n e r t r ä u m t e . d o c h<br />

d i e r e a l i t ä t s a h a n d e r s<br />

a u s . f r a n k e r z ä h l t .<br />

»Franke<br />

Wankele«<br />

The Kid<br />

Frank Fröschle<br />

Gründer und<br />

Leiter der Betesda<br />

School<br />

in der Küstenstadt<br />

Ilo, Peru<br />

inzwischen<br />

Muskeln<br />

fast wie<br />

sein idol<br />

Arnold<br />

Schwarzenegger<br />

Wiedersehen Frank Fröschle<br />

mit Box-Champion René Weller<br />

(links) <strong>2011</strong><br />

Als Kind war ich so dünn<br />

und schwächlich, dass mir<br />

meine Oma den zweifelhaften<br />

Kosenamen »Franke<br />

Wankele« verpasste.<br />

Fliegengewicht<br />

Auch während meiner<br />

Jugend konnte ich kaum etwas<br />

zulegen. Ich war zwar<br />

künstlerisch <strong>be</strong>gabt, a<strong>be</strong>r<br />

infolge meiner körperlichen<br />

Konstitution und Schüchternheit<br />

sehr gehemmt. Im<br />

Sport fiel ich unten durch.<br />

Mit 16 <strong>be</strong>gann ich meine<br />

Lehre im Einzelhandel und<br />

musste mir dafür einen<br />

Anzug kaufen − in der<br />

Kinderabteilung. Mehr als<br />

50 kg brachte ich damals<br />

nicht auf die Waage.<br />

Der Boxer<br />

Erst als mein Vater mich<br />

wegen meiner körperlichen<br />

Schwäche zum<br />

Boxverein brachte, <strong>be</strong>gann<br />

die Wende. Von Ehrgeiz<br />

gepackt trainierte ich fast<br />

täglich. Jahrelang hatte ich<br />

das Privileg, zusammen<br />

mit dem damaligen Europa-<br />

und späteren Weltmeister<br />

im Leichtgewicht, Rene<br />

Weller, zu trainieren. Das<br />

katapultierte mich in Kürze<br />

zu Erfolg und Meistertitel.<br />

Der Bodybuilder<br />

Mit 62 kg fühlte ich mich<br />

noch zu schmächtig. Meine<br />

Sportlichkeit sollte auch<br />

visuell zum Ausdruck kommen.<br />

Also trainierte ich mit<br />

Gewichten, erst <strong>be</strong>i den Gewichthe<strong>be</strong>rn,<br />

dann in einem<br />

Sportstudio. Meine Muskeln<br />

samt Körpergewicht<br />

schwollen nach einigen<br />

Jahren bis auf 95 kg an.<br />

Der Sportstudio<strong>be</strong>sitzer<br />

Später eröffnete ich ein<br />

eigenes Sportstudio.<br />

Mein Idol und das meiner<br />

Sportsfreunde war<br />

Arnold Schwarzenegger.<br />

Als dieser nach Amerika<br />

auswanderte, machte ich<br />

das auch zu meinem Ziel.<br />

Ich träumte von Erfolg,<br />

Reichtum und Glück.<br />

Richtungsänderung<br />

»Mit 30 verändert sich mein<br />

Le<strong>be</strong>n«, war mein Leitspruch.<br />

Ich war erfolgreich<br />

in Sport und Geschäft – und<br />

unzufrieden. Ich wollte<br />

jemand sein, es zu etwas<br />

bringen, sah a<strong>be</strong>r immer<br />

weniger Sinn darin. Als ich<br />

auf die 30 zuging, wurde ich<br />

zunehmend frustriert und<br />

depressiv; denn es blieb<br />

aus, was ich erhofft hatte:<br />

Der äußerliche Erfolg hatte<br />

keinen Einfluss auf mein<br />

desolates Innenle<strong>be</strong>n.<br />

Dann kam der 17. Dezem<strong>be</strong>r<br />

1987 − mein 30. Geburtstag<br />

− und mit ihm eine<br />

Wende. Eine junge Frau<br />

<strong>be</strong>suchte mein Sportstudio<br />

und erzählte mir von ihren<br />

Erfahrungen mit Gott. Es<br />

ging nicht um Religion,<br />

sondern um ein Le<strong>be</strong>n mit<br />

Sinn und Zuversicht. Das<br />

war es, was mein Interesse<br />

weckte und was ich<br />

dringend brauchte. So<br />

nahm ich Jesus als meinen<br />

persönlichen Retter an.<br />

Der A<strong>be</strong>nteurer für Gott<br />

24 Jahre sind inzwischen<br />

vergangen. Alles aufzuzählen,<br />

was in dieser Zeit geschehen<br />

ist, würde ein dickes<br />

Buch füllen: wie Gott<br />

mein Le<strong>be</strong>n verändert hat;<br />

welche Wunder geschehen<br />

sind; wie ich zum Missionar<br />

wurde; wie meine Frau,<br />

unsere drei Kinder und ich<br />

vor einem Flugzeugabsturz<br />

<strong>be</strong>wahrt wurden; wie es für<br />

mich möglich wurde, Gott<br />

kennenzulernen und diese<br />

Erfahrung an tausende von<br />

Menschen weiterzuge<strong>be</strong>n.<br />

Heute weiß ich, wie wichtig<br />

es ist, sein Le<strong>be</strong>n so früh<br />

wie möglich auf Jesus<br />

auszurichten. Die Jugendzeit<br />

ist oft geprägt von<br />

einer Mischung aus Furcht,<br />

Unsicherheit und Minderwertigkeitskomplexen.<br />

Man<br />

will »groß und stark« sein<br />

und stößt doch so schnell<br />

an seine Grenzen.<br />

Nelson Mandela sagte:<br />

»Mutig sein heißt nicht,<br />

dass man keine Angst<br />

hat, sondern dass man<br />

die Angst ü<strong>be</strong>rwindet.«<br />

Mit Jesus Christus ist<br />

dies möglich. Er sagt: »In<br />

der Welt werdet ihr hart<br />

<strong>be</strong>drängt. Doch ihr braucht<br />

euch nicht zu fürchten: Ich<br />

ha<strong>be</strong> die Welt <strong>be</strong>siegt.«<br />

Frank Fröschle


d E r E x - J U n K i E<br />

7


8 �report<br />

K o S T E n ü B E r S c h l a g E n<br />

»Mit gott unterwegs<br />

zu sein, ist nicht immer<br />

nur honiglecken,<br />

(man kann zuweilen<br />

auch von einer Biene<br />

ges<strong>to</strong>chen werden) a<strong>be</strong>r<br />

es hat mit frieden zu<br />

tun − inmitten von hurricans.«<br />

Christina redet<br />

aus erfahrung.<br />

glau<strong>be</strong> versetzt Berge Nicht ganz so einfach in der Alltagsrealität<br />

born <strong>to</strong> <strong>be</strong> a missionary<br />

o d E r » d E r a P F E l F<br />

Ich heiße Christina Drotleff, wurde<br />

am allerletzten Tag des Jahres 1983<br />

in Südafrika geboren und bin in Tansania<br />

aufgewachsen. Richtig geraten<br />

− meine Eltern sind Missionare. Und<br />

ich bin es auch.<br />

Weiße Afrikanerin<br />

In Afrika geboren und aufgewachsen,<br />

bin ich trotzdem weiß geblie<strong>be</strong>n.<br />

Wenigstens meine Haut. Im Herzen<br />

fühle ich mich als Afrikanerin. Jedenfalls<br />

brauchte ich eine Menge Zeit<br />

und Nerven, um mich in Deutschland<br />

einzule<strong>be</strong>n, wo ich meine Ausbildung<br />

in der Hauswirtschaft machte.<br />

Mein Vater − radikal für Jesus<br />

Dass mein Papa in Afrika gelandet ist,<br />

war in seiner Le<strong>be</strong>nsplanung nicht<br />

vorgesehen. Christlich aufgewachsen,<br />

driftete er vom Glau<strong>be</strong>n weg<br />

und kehrte erst wegen einer krassen<br />

Bege<strong>be</strong>nheit, die ihn fast umgebracht<br />

hatte, zu Gott zurück. Diesmal radikal.<br />

Er wusste, dass Gott ihn in Afrika<br />

ha<strong>be</strong>n wollte. Also kündigte er seine<br />

Stelle als Chemiker und ließ sich<br />

auch von in Aussicht gestellten<br />

<strong>be</strong>sseren Ar<strong>be</strong>its<strong>be</strong>dingungen samt<br />

Gehaltserhöhung nicht aufhalten. Er<br />

verkaufte sein Au<strong>to</strong>, packte seinen<br />

Rucksack und machte sich auf den<br />

Weg nach Afrika (natürlich nicht zu<br />

Fuß, sondern mit dem Flugzeug). Er<br />

wusste nicht genau, was ihn erwartete<br />

und was er dort anfangen sollte.<br />

Doch Gott wusste es.<br />

Meine Mutter − One-way-ticket<br />

Meiner Mama war schon mit 17 Jahren<br />

klar, dass sie eines Tages nach<br />

Afrika gehen würde. Mit 29 ging´s<br />

los. Sie war sich ihrer Berufung so<br />

absolut sicher, dass sie ein One-Way-<br />

Ticket kaufte.<br />

Meine Eltern kannten sich damals<br />

noch nicht. Und heiraten kam für <strong>be</strong>ide<br />

ohnehin nicht in Frage, weil sie ihr<br />

Le<strong>be</strong>n ganz für Gott investieren wollten.<br />

Tja, a<strong>be</strong>r seine Pläne sind e<strong>be</strong>n<br />

oft anders (und in jedem Fall <strong>be</strong>sser)<br />

als unsere eigenen. Jedenfalls liefen<br />

sie sich ü<strong>be</strong>r den Weg und heirateten.<br />

Beide hatten kaum Geld, erlebten<br />

a<strong>be</strong>r, dass dies für Gott kein Problem<br />

darstellte − und das bis heute.<br />

Kinderstu<strong>be</strong> mit vielen Viren und<br />

wenig Luxus<br />

So sind also meine <strong>be</strong>iden Geschwister<br />

und ich in Afrika aufgewachsen.<br />

Dafür bin ich Gott echt<br />

dankbar. Es war oft nicht leicht.<br />

Krankheiten gab‘s viele − und Luxus<br />

wenig. Dafür viele Erfahrungen, wie<br />

Gott <strong>be</strong>wahrt und versorgt. Da wir<br />

unter den Einheimischen wohnten,<br />

waren uns ihre Sprache und Kultur<br />

bald geläufig, was sich als extrem<br />

hilfreich erweisen sollte.


ä l l T n i c h T W E i T V o M S T a M M «<br />

Hände weg von diesem Waisenhaus<br />

Schon von klein auf war mir klar,<br />

dass ich in Afrika blei<strong>be</strong>n und ar<strong>be</strong>iten<br />

wollte. Ich wusste nur nicht, wo<br />

und was. Nach Abschluss meiner<br />

Ausbildung in Deutschland machte<br />

ich mit meiner Schwester einen<br />

mehrmonatigen Einsatz im Waisendorf<br />

in Morogoro. Es wurde eine<br />

schwierige Zeit: Der einheimische<br />

Leiter <strong>be</strong>trog und trieb ne<strong>be</strong>n<strong>be</strong>i<br />

Zau<strong>be</strong>rei. Es gab kaum Wasser,<br />

Strom und Menschen, denen man<br />

trauen konnte. Damals sagte ich mir,<br />

dass ich niemals in diesem Waisenheim<br />

ar<strong>be</strong>iten würde. A<strong>be</strong>r e<strong>be</strong>n …<br />

wie ist das doch mit Gottes Plänen …?<br />

Es lässt mich nicht los<br />

Im Rahmen meines Praktikums nach<br />

der dreijährigen Bi<strong>be</strong>lschulausbildung<br />

half ich ab und zu in <strong>be</strong>sagtem<br />

Waisenheim mit. Es gab immer wieder<br />

komische Geschichten; der Teufel<br />

schien höchstpersönlich mitzumischen.<br />

Tränen und Situationen, in<br />

denen ich mich durchringen musste,<br />

Leuten zu verge<strong>be</strong>n, die mein Vertrauen<br />

missbraucht hatten, gab‘s viele.<br />

Schicksalhafte Anfrage<br />

Dann wurde ich von <strong>AVC</strong>/Nehemia<br />

gefragt, ob ich die Leitung des<br />

Waisenheims ü<strong>be</strong>rnehmen würde.<br />

Eigentlich wollte ich schon immer<br />

mit Kindern ar<strong>be</strong>iten − doch ein<br />

Waisendorf leiten? Und dazu noch<br />

dieses? Hilfe! Die ganze Verantwortung<br />

tragen! Dann oft kein Strom,<br />

kaum Wasser und umso mehr<br />

Krankheiten. Die Finanzen verwalten,<br />

Tag und Nacht für alle Kinder da<br />

sein, mich mit den damals aktuellen<br />

undurchsichtigen Situation und Menschen<br />

herumschlagen. Keine wirklich<br />

<strong>to</strong>llen Aussichten! Und eigentlich<br />

wollte ich gar nicht − a<strong>be</strong>r Gott.<br />

Ich will nicht − a<strong>be</strong>r Gott (!)<br />

»Nicht mein Wille, sondern deiner<br />

soll geschehen!« Mit dieser Einstellung<br />

finden wir die nötige Kraft,<br />

Weisheit − und Frieden inmitten von<br />

Orkanen. Das jedenfalls erle<strong>be</strong> ich<br />

immer wieder.<br />

Gott hat das Waisendorf inzwischen<br />

»(heraus-)geputzt«: Einige Mitar<strong>be</strong>iter<br />

sind, andere wurden gegangen.<br />

Jetzt ha<strong>be</strong>n wir zuverlässige<br />

Hausmamas, die sich rührend um<br />

die Kinder kümmern. Die Kinder<br />

entwickeln sich prima und strahlen<br />

Freude aus. Wir ha<strong>be</strong>n viel Spaß zusammen,<br />

und ich bin gespannt, was<br />

Gott noch alles tun wird.<br />

Und was willst du?<br />

Du bist jung, nicht mehr ganz jung<br />

oder auch schon älter – egal. Was<br />

machst du mit deinem Le<strong>be</strong>n? Ziehst<br />

du deine Ideen durch oder kümmerst<br />

du dich auch darum, was Gott mit dir<br />

vorhat? Bist du <strong>be</strong>reit, deinen Luxus<br />

aufzuge<strong>be</strong>n, um Gott zu dienen? Es<br />

ist easy zu singen: »Ich geb´ dir alles<br />

hin ...«, a<strong>be</strong>r es dann auch zu tun,<br />

braucht Mut.<br />

Mann − sorry − a<strong>be</strong>r mir fällt auf,<br />

dass Frauen eher <strong>be</strong>reit sind, in die<br />

Mission zu gehen. Warum? Hast du<br />

Angst, deine Sicherheiten zu verlieren?<br />

Wo sind die modernen Hudson<br />

Taylor’s, die Charles Studd’s, die<br />

David Livings<strong>to</strong>ne’s?<br />

Die Welt braucht junge Männer und<br />

Frauen, die unerschrocken die Botschaft<br />

von Jesus in die Welt hinaustragen.<br />

Bist du da<strong>be</strong>i?<br />

You gonna count the cost, if you<br />

wanna <strong>be</strong> a <strong>be</strong>liever!<br />

Tina Drotleff<br />

christina<br />

drotleff<br />

ist Leiterin des<br />

Waisenheims<br />

in Morogoro,<br />

Tansania


10 �report<br />

Y o U n g S T E r i M a V c - T E a M<br />

V O N F R U S T Z U<br />

BEgEiSTErUng<br />

Seine Jugendjahre waren<br />

frustrierend und endeten<br />

infolge einer Alkoholvergiftung<br />

<strong>be</strong>inahe tödlich. Doch<br />

er schaffte den Absprung.<br />

Ich war fünf Jahre alt, als meine<br />

Eltern einen schweren Au<strong>to</strong>unfall<br />

hatten. Meine Mutter wurde <strong>be</strong>im<br />

Zusammenprall mit einem Geländewagen<br />

so schwer verletzt, dass sie<br />

für sechs Monate ins Koma fiel.<br />

Le<strong>be</strong>n in unerträglichen Schmerzen<br />

Sie hatte eine Unzahl schwerster<br />

Knochenbrüche und schleppte sich<br />

elf lange Jahre mit fürchterlichen<br />

Schmerzen dahin. An Stelle einiger<br />

der gänzlich irreparablen Knochen<br />

wurden Metallstangen eingesetzt.<br />

Die dadurch verursachten Folgeschmerzen<br />

sind unvorstellbar. Ihre<br />

Qualen wurden unerträglich. Sie<br />

dachte daran, sich das Le<strong>be</strong>n zu nehmen.<br />

Nur die Lie<strong>be</strong> zu uns Kindern<br />

gab ihr die Kraft durchzuhalten.<br />

Mit der Zeit erkannte sie die schmerzlindernde<br />

Wirkung von Alkohol. Was<br />

mit geringen Mengen <strong>be</strong>gann, endete<br />

in Unmengen. Irgendwann versagten<br />

ihre Organe; sie landete im Krankenhaus<br />

– und starb mit 39. Ich war 15.<br />

Depression, Frust, Alkohol<br />

Der Schmerz ü<strong>be</strong>r den Verlust des<br />

wertvollsten Menschen in meinem<br />

Le<strong>be</strong>n ließ mich in Depressionen<br />

fallen. Ich <strong>be</strong>gann nun meinerseits,<br />

meinen Frust im Alkohol zu ersäufen.<br />

Eines A<strong>be</strong>nds ließ ich mich so volllaufen,<br />

dass ich <strong>be</strong>inahe an einer Alkoholvergiftung<br />

ges<strong>to</strong>r<strong>be</strong>n wäre.<br />

Ich wusste: So kann es nicht weitergehen.<br />

A<strong>be</strong>r ich sah keinen Ausweg.<br />

Während meiner Ausbildung zum Koch<br />

lernte ich ein Mädchen kennen. Sie war<br />

Christin und lud mich oft zum Gottesdienst<br />

ein. Erst nach vielen ausgeschlagenen<br />

Einladungen ging ich mal hin.<br />

Muttertag ohne Mutter<br />

Es war der Muttertag. Die Gemeinde<br />

feierte den Anlass ausgiebig, und<br />

ich war tief <strong>be</strong>rührt von den Liedern,<br />

Beiträgen und Predigten. A<strong>be</strong>nds im<br />

Bett sagte ich zu Gott: »Wenn es dich<br />

wirklich gibt, dann zeig dich mir!«<br />

Die Antwort kam ü<strong>be</strong>rraschend.<br />

Plötzlich wurde ich von einer so gewaltigen<br />

Lie<strong>be</strong> durchflutet, dass mir<br />

nur noch eines blieb: zu Boden fallen<br />

und Gott um Vergebung bitten. Dieses<br />

Gefühl kann man nicht <strong>be</strong>schrei<strong>be</strong>n,<br />

das muss man erle<strong>be</strong>n! An diesem<br />

A<strong>be</strong>nd entschied ich mich, mein Le<strong>be</strong>n<br />

in die Hand von Gott zu ge<strong>be</strong>n. Mit<br />

ungeahnten Folgen.<br />

<strong>AVC</strong> statt Army<br />

Den Alkohol gab ich sofort auf; später<br />

schaffte ich es, von meiner Computerspielsucht<br />

loszukommen. In<br />

unserer Kirche tauchte eines Tages<br />

»prominenter« Besuch auf: Waldemar<br />

Sardaczuck. Er hielt einen Vortrag<br />

ü<strong>be</strong>r die Ar<strong>be</strong>it von <strong>AVC</strong>. Was ich<br />

hörte, sprach mich mega an. Als dann<br />

auch noch der Musterungs<strong>be</strong>fehl ins<br />

Haus flatterte, war der Fall für mich<br />

klar: <strong>AVC</strong> statt Army. Wenige Monate<br />

später war es dann soweit; ich <strong>be</strong>gann<br />

meinen Zivildienst <strong>be</strong>i <strong>AVC</strong>.<br />

Verlängerung<br />

Die Zeit war schlicht großartig. Ich<br />

werde sie nie vergessen. Ich <strong>be</strong>griff<br />

wie nie zuvor so richtig, was es heißt,<br />

von Jesus geliebt zu sein. Die Berichte<br />

der Missionare, die uns <strong>be</strong>suchten,<br />

<strong>be</strong>rührten mich zutiefst, auch das<br />

Beispiel der vielen Notleidenden und<br />

verfolgten Christen weltweit. Sie<br />

krempelten meine Sicht der Dinge<br />

völlig um. Selbst die tägliche Ar<strong>be</strong>it<br />

hat unglaublichen Spaß gemacht,<br />

denn alles, was wir tun, machen wir<br />

ja schließlich für Gott – und für Menschen,<br />

die echt Hilfe brauchen. Das<br />

ist ein fantastisches Gefühl.<br />

Bald hatte Gott keine Ruhe mehr; ich<br />

<strong>be</strong>stürmte ihn immer wieder, <strong>be</strong>i <strong>AVC</strong><br />

blei<strong>be</strong>n zu dürfen. Und wisst ihr was?<br />

Im August <strong>2011</strong> ha<strong>be</strong> ich <strong>be</strong>i <strong>AVC</strong> meine<br />

dreijährige Berufsausbildung zum Bürokaufmann<br />

<strong>be</strong>gonnen. Nach wie vor<br />

bin ich <strong>be</strong>geistert von meinen Aufga<strong>be</strong>n<br />

und sehr glücklich, hier zu sein!<br />

Vik<strong>to</strong>r Wall


In der Ehe von Dolores und<br />

Johann Mertes gab es viele<br />

Events, die sie sich weder<br />

gewünscht noch erträumt<br />

hatten. Mehr als die<br />

meisten Ehepaare durchgestanden<br />

hätten. Ende<br />

Septem<strong>be</strong>r feierten sie ihre<br />

Goldene Hochzeit.<br />

Verpflichten oder nicht?<br />

Für den modernen Menschen<br />

sind 50 Jahre Ehe<br />

astronomisch hoch und<br />

schlicht unvorstellbar.<br />

Das liegt im Trend der Zeit.<br />

Eine Zeitung, die für zwei<br />

Wochen kostenlos <strong>be</strong>stellt<br />

werden kann, bringt dies in<br />

den letzten Wochen in ihrem<br />

Wer<strong>be</strong>slogan treffend<br />

zum Ausdruck: »Sie können<br />

zusammen frühstücken,<br />

Spaß ha<strong>be</strong>n, sich informieren<br />

und nach zwei Wochen<br />

ist alles vor<strong>be</strong>i. Ohne Verpflichtung.«<br />

Was bringts? »Le<strong>be</strong>nsabschnittspartnerschaft«<br />

oder »Bis dass der Tod<br />

euch scheide«? Gegenü<strong>be</strong>r<br />

einem Menschen und Gott<br />

ein Versprechen abge<strong>be</strong>n,<br />

das <strong>be</strong>i gutem Verlauf<br />

gehalten und <strong>be</strong>i Schwierigkeiten<br />

vergessen wird?<br />

Oder sich für gute wie<br />

schlechte Zeiten <strong>be</strong>dingungslos<br />

verpflichten?<br />

Blenden wir zurück:<br />

a S T r o n o M i S c h E a U S d a U E r<br />

»event« ist ein Begriff, dem etwas dynamisches,<br />

jedoch Kurzzeitiges anhaftet. Wie<br />

ein feuerwerk, das den himmel für sekunden<br />

schmückt und dann verglüht. doch was dolores<br />

und johann erle<strong>be</strong>n, dauert schon etwas<br />

länger an.<br />

Im Visier des KGB<br />

Johann hat eine christliche<br />

Mutter. Nach Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs wird<br />

seine Familie zunächst<br />

von Ostdeutschland in die<br />

Ukraine umgesiedelt und<br />

zieht später zu Verwandten<br />

in den Ural. Dort nimmt<br />

ihn seine Mutter mit in<br />

den Gottesdienst. Mit 17<br />

Jahren entscheidet sich<br />

Johann für ein Le<strong>be</strong>n mit<br />

Gott. Er hilft in der Jugendar<strong>be</strong>it<br />

mit und <strong>be</strong>ginnt in<br />

einer Gemeinde in Taschkent<br />

zu predigen. Der KGB<br />

<strong>be</strong>droht ihn; doch Johann<br />

bleibt standhaft.<br />

Es fing damit an, dass es<br />

nicht anfing<br />

Im Alter von 22 Jahren<br />

will er Dolores heiraten.<br />

Standesamtlich hat<br />

alles geklappt. Doch jetzt<br />

werden die vier Pas<strong>to</strong>ren<br />

der Gemeinde verhaftet.<br />

Keinem ist zum Feiern zumute.<br />

Eineinhalb Monate<br />

später führen dann Diakone<br />

die Trauung durch;<br />

das gemeinsame Le<strong>be</strong>n<br />

kann <strong>be</strong>ginnen.<br />

Kurz darauf setzt eine<br />

Verfolgungswelle ein.<br />

Die ganze Gemeinde wird<br />

zerstreut. Viele ziehen<br />

in den asiatischen Teile<br />

der UdSSR, weil dort die<br />

Verfolgung noch weniger<br />

heftig ist. Das wird sich<br />

a<strong>be</strong>r bald ändern.<br />

Ins Ar<strong>be</strong>itslager gesteckt<br />

Mit 29 Jahren sind Dolores<br />

und Johann s<strong>to</strong>lze Eltern<br />

von fünf Mädchen und<br />

einem Sohn. Zu Weihnachten<br />

ladet Johann verbotenerweise<br />

ein paar Christen<br />

ein. 24 kommen − und mit<br />

ihnen der KGB, um alle<br />

Personalien aufzunehmen.<br />

Nach zwei Monaten wird<br />

Johann zum Verhör vorgeladen.<br />

Er kehrt nicht zurück.<br />

Nach einem fünftägigen<br />

Schauprozess − seine Zwillinge<br />

sind gerade mal 29<br />

Tage alt − wird Johann für<br />

drei Jahre in ein Ar<strong>be</strong>itslager<br />

abtransportiert. Der<br />

Richter kommt mit einer<br />

verlockenden Offerte zum<br />

Bahnhof: Wenn Johann<br />

seinem Glau<strong>be</strong>n abschwört,<br />

wird er sofort freigelassen.<br />

Johann lehnt ab, e<strong>be</strong>nso wie<br />

ähnliche Angebote während<br />

der folgenden Zeit im<br />

Ar<strong>be</strong>itslager.<br />

Der Sohn ermordet<br />

1972 wird Johann entlassen.<br />

Dolores hat auf ihn<br />

gewartet. Die Familie zieht<br />

zunächst nach Estland und<br />

darf 1987 nach Deutschland<br />

ausreisen. Am 1. Juni<br />

1989 nimmt er seine Ar<strong>be</strong>it<br />

<strong>be</strong>i <strong>AVC</strong> auf und zusammen<br />

reisen sie schon drei Tage<br />

später nach Russland.<br />

Dort <strong>be</strong>ginnt ein weiterer<br />

Le<strong>be</strong>nsabschnitt. Gott<br />

stellt das Ehepaar in eine<br />

verantwortungsvolle Aufga<strong>be</strong><br />

hinein, weil sie sich<br />

<strong>be</strong>währt ha<strong>be</strong>n. Selbst die<br />

Ermordung ihres einzigen<br />

Sohns stellt das einmal<br />

gege<strong>be</strong>ne Versprechen<br />

nicht infrage. Die anstrengende<br />

Ar<strong>be</strong>it in Russland<br />

und Sibirien fordern das<br />

Äußerste und ha<strong>be</strong>n ihren<br />

Preis: Unter anderem<br />

muss Johann erst das eine<br />

Bein, danach das zweite<br />

amputiert werden.<br />

Fazit aus einem<br />

un<strong>be</strong>quemen Le<strong>be</strong>n<br />

Johanns und Dolores‘<br />

Le<strong>be</strong>n steht im Kontrast<br />

zur »Event-Ehe« und einem<br />

kurzzeitigen Dienst für<br />

Gott, solange alles <strong>be</strong>quem<br />

abläuft. Sie ha<strong>be</strong>n Gott und<br />

einander das Versprechen<br />

zur Treue gege<strong>be</strong>n und ha<strong>be</strong>n<br />

es gehalten, auch durch<br />

harte Zeiten hindurch.<br />

Und trotz allem können sie<br />

heute im Rückblick sagen:<br />

»Es hat sich gelohnt. Gott<br />

hat uns immer geholfen<br />

und auch durch die dunkelsten<br />

Zeiten durchgetragen.<br />

Wir würden es immer<br />

wieder so machen.«<br />

Volker Baumann<br />

11


1<br />

�report<br />

Eine Prise philosophischen<br />

Gedankengutes vor der<br />

Ausreise und nach<br />

der Ankunft in<br />

Tansania.<br />

ansania» W E l T W ä r T S «<br />

DerBusch ruft. Ich kann die Trommeln<br />

hören. Wer bin ich und wer werde ich sein? Was ist<br />

ein Jahr und wie lange dauert es wirklich? Wann ist ein<br />

A<strong>be</strong>nteuer ein A<strong>be</strong>nteuer? Was ich erle<strong>be</strong>, werde ich le<strong>be</strong>n,<br />

was ich ha<strong>be</strong> werde ich ge<strong>be</strong>n.<br />

Freiheit geht vor Sicherheit. Wenn ich groß bin, werde ich A<strong>be</strong>nteurer,<br />

und morgen bin ich groß. Eine lange Reise steht vor mir.<br />

Ein kurzer Blick zurück. Wer zögert, verliert. Schritt für Schritt.<br />

Ein Entscheidungsjahr? Eine tiefe Veränderung. Oder zwei.<br />

Vielleicht auch drei.<br />

Keine Angst, kein Zweifel. Einzig und allein die Gewissheit,<br />

dass es gut wird. Denn der Plan ist perfekt und es ist Sein Plan.<br />

Der Plan des Höchsten.<br />

Tansania. Stereotypen werden vernichtet und Vorurteile aus dem<br />

Weg geräumt. Philipp kommt mit Verstärkung, denn Paul ist mit<br />

da<strong>be</strong>i und mit Anna sind wir drei.<br />

Tansania. Ich zähle die Tage, es sind nicht mehr viele.<br />

»Nur weil ich weiß bin.« Den Spruch schon gehört? Ich glaub nicht.<br />

»Nur weil ich schwarz bin« ist geläufiger − von Menschen mit<br />

schwarzer Hautfar<strong>be</strong>, die ausdrücken wollen, dass sie im Nachteil<br />

sind; in Hinsicht auf gesellschaftliche Stellung, Geld, Le<strong>be</strong>nsstandard,<br />

Bildung und so weiter. Hier jedoch <strong>be</strong>kommt diese<br />

Aussage eine ganz andere Bedeutung für mich.<br />

Auf einmal gehört man selbst zur Minderheit. Ständig verfolgt einen das Gefühl, <strong>be</strong>obachtet<br />

zu werden, wenn man normal auf der Straße herumläuft. Ständig schaue ich mich<br />

um. Ich kenne diese Menschen nicht und weiß nicht, was genau sie denken, wenn sie einen<br />

Weißen sehen. Es ist normal, dass ein Weißer viel Geld hat. Unser Le<strong>be</strong>nsstandard in<br />

Europa hat ein unvergleichlich höheres Niveau. Wenn sie unsere Häuser daheim im fernen<br />

Deutschland sehen könnten, müssten sie schlussfolgern, wir wären Millionäre. Was für<br />

uns normal ist, ist für sie ein Traum. Und was für sie normal ist, ist für uns ein Albtraum.<br />

Unsere luxuriöse Umgebung im geliebten Deutschland hat uns verhätschelt. Wir<br />

ha<strong>be</strong>n den Blick dafür verloren, was es auf dieser Welt auch noch gibt. Wir ha<strong>be</strong>n uns<br />

sagen lassen, dass es uns glücklich macht, viel zu <strong>be</strong>sitzen – und wir glau<strong>be</strong>n es. Wer<br />

hier durch die Straßen schlendert, <strong>be</strong>kommt dreckige Füße. Außer man läuft auf der<br />

Hauptstraße, eine der wenigen, die geteert ist. Sofort denken wir: »Mann, denen geht<br />

es schlecht, die ha<strong>be</strong>n ja nichts.« Ich empfinde jedoch, sie ha<strong>be</strong>n etwas: Le<strong>be</strong>n.<br />

Ich kann nicht genau <strong>be</strong>schrei<strong>be</strong>n, was ich fühle, wenn ich diese Menschen<br />

sehe. Ich will sie kennenlernen, ihre Geschichte hören. Doch das geht nicht so leicht. E<strong>be</strong>n<br />

weil ich weiß bin. Sofort bin ich höher gestellt, falle auf, was mich nur verwundbar macht. Ich<br />

mag es nicht, wenn Blicke auf mich treffen, a<strong>be</strong>r keiner mir wirklich ins Gesicht schaut. Ich<br />

kann jetzt verstehen, wie sich ein Schwarzer in einer »weißen Umgebung« fühlt. Wie auf dem<br />

Präsentierteller. Eigentlich will ich genauso wie sie die Straße entlang laufen, an einem Laden<br />

stehen blei<strong>be</strong>n, mich einfach kurz mal unterhalten. A<strong>be</strong>r das geht nicht. Warum? Weil ich weiß<br />

bin. Ich will gar nicht auffallen in der Masse. Einfach nur ein Teil von dem großen Ganzen<br />

sein. Einer von vielen. Doch ich bin DER Weiße.<br />

Ich bin da um zu helfen. Und ich werde tun, was ich kann.<br />

Philipp Sorger<br />

Philipp ist ü<strong>be</strong>r das »weltwärts«-<br />

Programm mit <strong>AVC</strong>/Nehemia<br />

nach Tansania ausgereist.


t<br />

multikultimultitaskengageMent<br />

a V c i n a c T i o n<br />

Vor 40 Jahren wurde <strong>AVC</strong> gegründet, um verfolgten Christen in kommunistischen Staaten zu helfen. Zuerst<br />

einmal wurde für gefangene Pas<strong>to</strong>ren in Rumänien eine provokative Demo auf Deutschlands Straßen inszeniert.<br />

Deshalb der Name <strong>AVC</strong> – Aktion für verfolgte Christen und Notleidende. Inzwischen sind a<strong>be</strong>r eine ganze<br />

Menge verschiedener Aufga<strong>be</strong>n<strong>be</strong>reiche dazugekommen – weltweit. Hier eine kleine Ü<strong>be</strong>rsicht, was<br />

<strong>AVC</strong> so alles macht. Und was durch Beten, praktisches Anpacken und Spenden unterstützt werden kann.<br />

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Hilfe für verfolgte Christen<br />

Verbreiten der christlichen<br />

Botschaft und Gemeindebau<br />

Verbreitung von Bi<strong>be</strong>ln<br />

und christlicher Literatur<br />

Schulung einheimischer<br />

Mitar<strong>be</strong>iter<br />

Katastrophenhilfe<br />

Wiederaufbauhilfe<br />

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Hilfsgüterverteilung<br />

Suppenküchen<br />

Seniorenheime<br />

Straßenkinderar<strong>be</strong>it<br />

Kliniken und<br />

Gesundheitsambula<strong>to</strong>rien<br />

Reha-Zentren für Suchtkranke<br />

R-6-11<br />

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Waisenhäuser<br />

Kinderheime<br />

Kindergärten<br />

Schulen<br />

Alpha<strong>be</strong>tisierung<br />

Schulungen in verschiedenen<br />

Bereichen<br />

13


14<br />

Asien<br />

Afghanistan<br />

Aserbaidschan<br />

Bangladesch<br />

Bhutan<br />

China<br />

Georgien<br />

Indien<br />

Indonesien<br />

Kambodscha<br />

Kasachstan<br />

Laos<br />

Mongolei<br />

Myanmar<br />

Nepal<br />

Nordkorea<br />

Pakistan<br />

Philippinen<br />

Thailand<br />

Us<strong>be</strong>kistan<br />

Vietnam<br />

Afrika<br />

Äthiopien<br />

Dschibuti<br />

Eritrea<br />

Libyen<br />

Mali<br />

Madagaskar<br />

Marokko<br />

Sambia<br />

Sudan<br />

Tansania<br />

Europa<br />

Albanien<br />

Bosnien/<br />

Herzegowina<br />

Bulgarien<br />

Deutschland<br />

Estland<br />

Frankreich<br />

Italien<br />

Kosovo<br />

Lettland<br />

Litauen<br />

Mazedonien<br />

Moldawien<br />

Montenegro<br />

<strong>Österreich</strong><br />

Polen<br />

Rumänien<br />

Russland<br />

Schweiz<br />

Serbien<br />

Slowakei<br />

Slowenien<br />

Ukraine<br />

Weissrussland<br />

Lateinamerika<br />

Brasilien<br />

Costa Rica<br />

Equador<br />

Haiti<br />

Nicaragua<br />

Peru<br />

Naher Osten<br />

Irak<br />

Iran<br />

Israel<br />

Jordanien<br />

Türkei<br />

�report a V c a K T i V i n 6 1 S T a a T E n<br />

lass deine<br />

Träume nicht<br />

zerplatzen wie<br />

eine Seifenblase<br />

Kinder in Nepal<br />

auftrag i werte<br />

Auftrag von <strong>AVC</strong><br />

� Verfolgten Christen <strong>be</strong>istehen<br />

� Notleidenden helfen<br />

� Jesus <strong>be</strong>kannt machen<br />

Werte von <strong>AVC</strong><br />

� Nächstenlie<strong>be</strong><br />

� Neutralität<br />

� Professionalität<br />

� Integrität<br />

� Internationale<br />

Partnerschaft<br />

� Nachhaltigkeit<br />

weltweite hilfe<br />

für notleidende<br />

WEIL BETROFFENHEIT ZU WENIG<br />

UND LEERE WORTE ZU VIEL SIND<br />

impressum<br />

aVc Aktion für verfolgte Christen und Notleidende<br />

aVc deutschland (<strong>AVC</strong>, Nehemia)<br />

Hassiaweg 3 I 63667 Nidda<br />

Tel. +49 (0)6043 4524 Fax +49 (0)6043 8136<br />

mail@avc-de.org I www.avc-de.org<br />

Leiter Pawel Sturz<br />

<strong>AVC</strong> EKK, BLZ 520 604 10 I BIC GENODEF1EK1<br />

K<strong>to</strong> 4113 012 I IBAN: DE37 5206 0410 0004 1130 12<br />

Nehemia EKK, BLZ 520 604 10 I BIC GENODEF1EK1<br />

K<strong>to</strong> 400 1508 I IBAN: DE56 5206 0410 0004 0015 08<br />

<strong>AVC</strong> hat zur Umsetzung humanitärer Projekte<br />

die Tochterorganisation Nehemia e.V. gegründet.<br />

Die hier vorgestellten Projekte liegen in der<br />

Verantwortung von <strong>AVC</strong> oder Nehemia.<br />

aVc <strong>Österreich</strong><br />

Julius-Fritsche-Gasse 44 I A-5111 Bürmoos<br />

Tel. +43 676 8969 2600<br />

mail@avc-at.org I www.avc-at.org<br />

Bank <strong>AVC</strong>, Raiba Bürmoos I BIC: RVSAA T2S130<br />

K<strong>to</strong> 1047612 I BLZ 35130<br />

IBAN: AT56 3513 0000 0104 7612<br />

aVc Schweiz<br />

Industriestrasse 21 I CH–2553 Safnern b. Biel<br />

Tel. +41 (0)32 356 00 80<br />

mail@avc-ch.org I www.avc-ch.org<br />

aVc-report<br />

Herausge<strong>be</strong>r <strong>AVC</strong> Deutschland,<br />

Schweiz, <strong>Österreich</strong><br />

Verantwortung Redaktion<br />

Angelika Hoch I a.hoch@avc-de.org<br />

Redaktion und Design<br />

Andreas Rossel I a.rossel@avc-ch.org<br />

Bildnachweis <strong>AVC</strong>, is<strong>to</strong>ckpho<strong>to</strong>.com<br />

Druck Steinheil Direkt-Marketing<br />

zweckgebundene Spenden<br />

werden entsprechend verwendet und <strong>be</strong>i einem<br />

Ü<strong>be</strong>rschuss für ein möglichst ähnliches Projekt<br />

eingesetzt.<br />

Zur Vorlage <strong>be</strong>im Finanzamt<br />

<strong>AVC</strong> – Aktion für verfolgte Christen und<br />

Notleidende ist eine Körperschaft des<br />

öffentlichen Rechts und nach § 50 Abs. 2<br />

Nr. 2 a) EStDV allgemein als <strong>be</strong>sonders<br />

förderungswürdig anerkannt.<br />

Wir <strong>be</strong>stätigen, dass der uns zugewen-<br />

dete Betrag ausschließlich für Zwecke<br />

in Ü<strong>be</strong>reinstimmung mit der Satzung von<br />

<strong>AVC</strong> verwendet wird.


<strong>AVC</strong>-KONFERENZEN 2012 IN DEUTSCHLAND<br />

Land / Leiter Zeit / Preis Info<br />

Deutschland<br />

40 Jahre <strong>AVC</strong><br />

TERMINE / MISSION ExPERIENCE / EINSÄTZE / FREIZEITANGEBOTE <strong>2011</strong>/2012<br />

Land / Leiter Zeit / Preis Info<br />

Deutschland<br />

Waldemar Sardaczuk<br />

Deutschland<br />

Waldemar Sardaczuk<br />

Missionsreise Indien<br />

Heidi Al Safau<br />

<strong>AVC</strong>-Bike-Sponsoren<strong>to</strong>ur<br />

Volker Schwehn<br />

Deutschland<br />

Waldemar Sardaczuk<br />

Buchhaltung<br />

unter der Sonne<br />

afrikas<br />

a V c E V E n T S<br />

30. Dezem<strong>be</strong>r 2010 <strong>AVC</strong>-Silvesterfreizeit In Baiersbronn mit Kriemhilde und Waldemar Sardaczuk.<br />

bis 07. Januar <strong>2011</strong> Das Panorama-Hotel ist ausgebucht, a<strong>be</strong>r Quartiere in Nachbarhotels werden<br />

vermittelt. Die Verpflegung und Teilnahme am Programm findet im Panorama<br />

Hotel statt.<br />

Anmeldung und weitere Informationen direkt <strong>be</strong>i dem Panorama Hotel<br />

Forststraße 1, 72270 Baiersbronn<br />

Tel. +49 (0)7442 49000; info@panorama-hotel-baiersbronn.de<br />

06. Januar 2012<br />

15.00 Uhr<br />

21. Februar –<br />

06. März 2012<br />

<strong>AVC</strong>-Regionalkonferenz am Dreikönigstag im Rosensaal, Rosenplatz 1<br />

72270 Baiersbronn.<br />

Anmeldung <strong>be</strong>i dem Panorama-Hotel, Forststraße 1, 72270 Baiersbronn<br />

Tel. +49 (0)7442 49000; info@panorama-hotel-baiersbronn.de<br />

Reisekosten, Unterkunft, Verpflegung und Visagebühren ca. 1.600 €<br />

Anmeldefrist 15. Januar 2012<br />

7.–15. April 2012 Radeln für das Kinderheim in Tansania. 550 km von <strong>AVC</strong>-Deutschland nach<br />

<strong>AVC</strong>-Schweiz. (mit der Möglichkeit vom 15.–20. April 2012 Urlaub in Frutigen/CH<br />

anzuhängen). Kosten: 150 EUR, mit Verlängerung 250 EUR. Nähere Infos und<br />

Anmeldung <strong>be</strong>i Volker Schwehn, Tel. +49 (0)6043 9869569; v.schwehn@avc-de.org<br />

01. Mai 2012<br />

15.00 Uhr<br />

Für unsere Buchhaltung in Tansania<br />

suchen wir eine/n Freiwillige/n<br />

mit Erfahrung in der Buchhaltung,<br />

der/die sich für etwa ein Jahr ehrenamtlich<br />

engagieren und unsere<br />

Mitar<strong>be</strong>iter von der Buchhaltung<br />

und Büro entlasten und andere in<br />

diese einweisen kann. Englischkenntnisse<br />

erforderlich.<br />

Bei Interesse bitte melden <strong>be</strong>i Angelika<br />

Hoch, Tel. +49 (0)6043 9869<br />

565; a.hoch@avc-de.org<br />

26.–28. Mai 2012 Jubiläums-Pfingstkonferenz 40 Jahre <strong>AVC</strong>! Das wollen wir zusammen mit<br />

unseren Freunden feiern und laden schon jetzt herzlich zu unserer <strong>be</strong>sonderen<br />

Jubiläums-Pfingstkonferenz ein.<br />

Achtung Jugend Für die jungen Leute ist am 25.05.2012 eine Worship Night und<br />

am 26.05.2012 ein Fußballturnier vorgeschaltet. Nähere Infos dazu <strong>be</strong>i Vik<strong>to</strong>r Wall,<br />

Tel. 06043 4524; v.wall@avc-de.org<br />

<strong>AVC</strong>-Tag im Rahmen der Seniorenfreizeit der VM zum Thema »Verfolgte Christen<br />

und notleidende Menschen«. Haus Felsengrund, Weltenschwanner Str. 25<br />

75385 Bad Teinach Zavelstein, Tel. +49 (0)7053 92660<br />

raus aus dem alltag<br />

Abseits von Lärm und Hektik entspannen, Urlaub<br />

machen, Seminare halten, eine Freizeit veranstalten,<br />

sich zurückziehen. Zur Ruhe kommen und<br />

auftanken.<br />

Willkommen in unserem Gästehaus<br />

in Bad Salzhausen.<br />

Nähere Infos und Anmeldung <strong>be</strong>i Danuta Sturz,<br />

Tel. +49 (0)6043 4524; d.sturz@avc-de.org<br />

Kalender<br />

40 Jahre <strong>AVC</strong> mit Bildern aus <strong>AVC</strong>-<br />

Projekten weltweit.<br />

Zum Verschenken oder selbst<br />

aufhängen.<br />

5,00 EUR zzgl. Versandkosten (nur<br />

solange Vorrat reicht)<br />

Weihnachts-<br />

geschenk<br />

gesucht?<br />

Am 21.02.2012 hat<br />

<strong>AVC</strong> Geburtstag.<br />

Rechtzeitig zu diesem Anlass ist<br />

ein Buch herausgekommen. »Anteil<br />

nehmen – Anteil ge<strong>be</strong>n« – 40<br />

Jahre Hilfe, die Le<strong>be</strong>n verändert<br />

hat.<br />

Lesen und verschenken Sie die<br />

spannende Geschichte von <strong>AVC</strong>,<br />

einem Hilfswerk von dem viele<br />

»dramatisch <strong>be</strong>geistert« sind.<br />

14,80 EUR zzgl. Versandkosten<br />

15<br />

events for you


�report<br />

U n T E r d r U c K<br />

das ultimatum<br />

Aigijon ist in Aserbaidschan<br />

geboren. In dem zu ü<strong>be</strong>r<br />

90% moslemischen Land<br />

ist für Christen – und sol-<br />

che, die es werden wollen −<br />

Stress vorprogrammiert.<br />

Irgendetwas<br />

Aigijon ist eine gute Schülerin, treibt<br />

viel Sport, ist gesund und eigentlich<br />

rundum zufrieden – a<strong>be</strong>r irgendetwas<br />

fehlt. Und ihr ist sonnenklar: Das<br />

»Irgendetwas« ist Gott. Denn nur das<br />

Materielle, das kann´s nun wirklich<br />

nicht gewesen sein.<br />

Im Bücherregal gibt‘s ne<strong>be</strong>n einer<br />

Menge anderer Bücher auch eine Kinderbi<strong>be</strong>l. Aigijon liest diese unglaublich<br />

gern. Als sie dann auch noch einen Jesusfilm sieht, ist sie tief <strong>be</strong>rührt.<br />

Ihre Suche intensiviert sich. Mit 16 Jahren erfährt sie Gottes Lie<strong>be</strong> so megastark,<br />

dass sie nun sicher ist. Sicher in ihrer Ü<strong>be</strong>rzeugung, a<strong>be</strong>r nicht sicher<br />

in ihrem Umfeld.<br />

Verbot, die verbotene Versammlung zu <strong>be</strong>suchen<br />

Sonntags ha<strong>be</strong>n ihre Nachbarn auffällig viel Besuch. Regelmäßig. Aigijon<br />

will‘s wissen, lädt sich kurzerhand selbst ein und − landet mitten in einem<br />

der illegalen Gottesdienste. Wie wir in unserer letzten Ausga<strong>be</strong> des <strong>AVC</strong>-<br />

Report <strong>be</strong>richteten, kostet ein »illegaler« Gottesdienst<strong>be</strong>such in Aserbaidschan<br />

für den, der erwischt wird, die Kleinigkeit von 10 000 EUR aufwärts.<br />

Hier findet Aigijon genau das, was sie verzweifelt gesucht hatte. Jemand<br />

drückt ihr ein Neues Testament in die Hand. Begeistert bringt sie dieses<br />

nach Hause. Dass ihre Familie ihre Begeisterung nicht gerade teilt, wundert<br />

kaum. Dennoch geht der Vater am nächsten Sonntag mit, verlässt a<strong>be</strong>r<br />

nach der Hälfte des Gottesdienstes wütend den Raum. Das war´s. Aigijons<br />

Bi<strong>be</strong>l wird »konfisziert« und es wird ihr verboten, jemals wieder Christen<br />

zu treffen. Die Einhaltung seines Verbots zu ü<strong>be</strong>rwachen, ist kein Problem<br />

für den Vater, a<strong>be</strong>r zu verhindern, dass seine Tochter <strong>be</strong>tet, geht nicht. Und<br />

Jesus kann er schon gar nicht vorschrei<strong>be</strong>n, seine Tochter nicht zu trösten.<br />

»Schwächeanfall«<br />

Sie ist jetzt 19 und geht auf die Uni. Ihr wird nicht erlaubt, ihr Studienfach<br />

selbst auszuwählen. Zudem ist Sport ab sofort für sie verboten. Die Atmo-<br />

sphäre zu Hause und die Beziehungen zueinander erreichen einen neuen<br />

Tiefststand. Aigijon sieht keinen Ausweg mehr. Der Glau<strong>be</strong> bröckelt und ihr<br />

geht es richtig schlecht.<br />

Der Showdown<br />

Doch dann lässt sie sich heimlich taufen und macht eine ganz neue Erfahrung<br />

mit dem Heiligen Geist. Zwei Jahre darauf erklärt sie ihren Eltern, dass sie<br />

immer noch an Jesus glau<strong>be</strong>n würde. Und die sind echt aufgebracht. Jetzt<br />

läuft das Ultimatum: »Jesus oder die Familie − du hast vierzig Tage Zeit!«<br />

Aigijon lässt alle und alles zurück und geht. Für ihre Eltern ist sie ges<strong>to</strong>r<strong>be</strong>n.<br />

Doch in Baku kommt sie in Kontakt mit der dortigen christlichen Gemeinde<br />

und findet ein neues Zuhause. Die Schwierigkeiten reißen zwar nicht ab, doch<br />

jetzt steht ihre neue Familie hinter ihr.<br />

Aigijon meint: »Es ist ein Wunder, dass ich Jesus kennengelernt ha<strong>be</strong>.« Ihre<br />

Entscheidung hat ihr alles abgefordert. A<strong>be</strong>r sie weiß, warum sie dennoch<br />

diesen Schritt gegangen ist: »Jesus hat meinem Le<strong>be</strong>n einen Sinn gege<strong>be</strong>n.«<br />

Angelika Hoch

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