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Liebe Margret, "Lehren und Lernen mit allen ... - stalder-fischer.ch

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Artikel aus allegro 2/ 05<br />

Zeits<strong>ch</strong>rift allegro – Vereinigung der Lehrpersonen Musikalis<strong>ch</strong>e Gr<strong>und</strong>kurse Baselland<br />

Redaktion: Ruth Bozzolo, Lausen / rf.bozzolo@bluewin.<strong>ch</strong><br />

Unterwegs <strong>mit</strong> <strong>allen</strong> Sinnen im Gr<strong>und</strong>kurs-Unterri<strong>ch</strong>t –<br />

Gesprä<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> Frau <strong>Margret</strong> Stalder- Fis<strong>ch</strong>er, Mün<strong>ch</strong>enstein<br />

<strong>Margret</strong> Stalder war zunä<strong>ch</strong>st Primarlehrerin,<br />

na<strong>ch</strong> der Geburt ihrer beiden Kinder ma<strong>ch</strong>te sie in Basel<br />

die Ausbildung zur Gr<strong>und</strong>kurslehrerin<br />

<strong>und</strong> arbeitet seit 17 Jahren in diesem Beruf.<br />

Weiter hat sie si<strong>ch</strong> zur Kinesiologin <strong>und</strong> Musikkinesiologin ausgebildet<br />

<strong>und</strong> arbeitet in eigener Praxis.<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>Margret</strong>, "<strong>Lehren</strong> <strong>und</strong> <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> <strong>allen</strong> Sinnen" ... dies das Oberthema deiner<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Kursangebote in der Lehrerfortbildung; was hat di<strong>ch</strong> bewogen, di<strong>ch</strong> intensiv<br />

<strong>und</strong> vertiefend <strong>mit</strong> diesem Thema auseinander zu setzen?<br />

Als junge Primarlehrerin hatte i<strong>ch</strong> die Gelegenheit, <strong>mit</strong> dem Künstler Sämi Eugster gemeinsame Projekte<br />

in der S<strong>ch</strong>ule zu verwirkli<strong>ch</strong>en, zum Beispiel:<br />

Vom Bläsi-S<strong>ch</strong>ulhaus führt ein unterirdis<strong>ch</strong>er Gang in die S<strong>ch</strong>wimmhalle hinüber, in wel<strong>ch</strong>em viele Kinder<br />

Ängste hatten, besonders, wenn das Li<strong>ch</strong>t vorzeitig ausging… Zunä<strong>ch</strong>st führten wir die Kinder <strong>mit</strong> Klängen<br />

– also <strong>mit</strong> einer Klangstrasse – dur<strong>ch</strong> den dunklen Gang. Dann entwickelten wir eine Taststrasse, um den<br />

dunklen, unheimli<strong>ch</strong>en Dur<strong>ch</strong>gang attraktiver <strong>und</strong> si<strong>ch</strong>erer zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

Weiter gab es in den Sommerferien Feierabenteuerspiele beim Klingental in Kleinbasel… so ergab si<strong>ch</strong><br />

eine 20-jährige Zusammenarbeit, die mi<strong>ch</strong> stets von neuem inspirierte… "us nüt öppis ma<strong>ch</strong>e" … das<br />

faszinierte mi<strong>ch</strong>.<br />

Seit nunmehr 40 Jahren bietet Sämi Eugster vers<strong>ch</strong>iedenste Projekte im Freien für Kinder <strong>und</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e<br />

an – es entstand au<strong>ch</strong> die Institution "Allwäg".<br />

(Wer näheres wissen mö<strong>ch</strong>te, findet im Internet eine Website: allwäg, Kunst im öffentli<strong>ch</strong>en Raum. Anmerkung der<br />

Redaktion)<br />

Weiter lernte i<strong>ch</strong> im ersten NLP - Kurs, dass unsere Sinne in Hierar<strong>ch</strong>ien stehen <strong>und</strong> diese bei jedem<br />

Mens<strong>ch</strong>en individuell anders sind. Da wurde mir so ri<strong>ch</strong>tig bewusst, dass i<strong>ch</strong> sehr auditiv kinästhetis<strong>ch</strong><br />

unterri<strong>ch</strong>tet habe – das heisst, dass Kinder, die eher visuell veranlagt sind, bei mir zu kurz kamen.<br />

I<strong>ch</strong> hatte die Gelegenheit, in Indien einen Weltkongress zu besu<strong>ch</strong>en, an wel<strong>ch</strong>em über die 5 geistigen<br />

Sinne referiert wurde <strong>und</strong> wie diese in jeden Unterri<strong>ch</strong>t einfliessen können.<br />

Aus all diesen Erfahrungen heraus begann i<strong>ch</strong> mein Kurs-Modell "<strong>Lehren</strong> <strong>und</strong> <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> <strong>allen</strong> Sinnen" zu<br />

entwickeln.<br />

Die weiteren Fragen sind auf das 1./2. S<strong>ch</strong>uljahr bezogen (7-9 Jahre), da wir vorwiegend Kinder dieser<br />

Altersstufe unterri<strong>ch</strong>ten.


Wel<strong>ch</strong>e Sinne fördern wel<strong>ch</strong>e Berei<strong>ch</strong>e in der Entwicklung? Sollte ein Sinn besonders<br />

gefördert werden oder ist die ausgewogene Berücksi<strong>ch</strong>tigung aller Sinne wi<strong>ch</strong>tiger?<br />

Die Sinne werden in Nah- <strong>und</strong> Fernsinne unters<strong>ch</strong>ieden.<br />

Die Nahsinne sind die ersten Sinne, die si<strong>ch</strong> beim Mens<strong>ch</strong>en entwickeln:<br />

Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tssinn, Tastsinn <strong>und</strong> Eigenwahrnehmung (Propriozeption).<br />

Der Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tssinn entwickelt si<strong>ch</strong> bereits in der 9.S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aftswo<strong>ch</strong>e, das Referenzsystem ist<br />

die Erde. Mit dem Tastsinn erlebt der Mens<strong>ch</strong> die Umwelt <strong>und</strong> erfährt seine Grenzen. Die<br />

Eigenwahrnehmung ermögli<strong>ch</strong>t dem Mens<strong>ch</strong>en seinen Körper so zu steuern, dass er in jedem Moment die<br />

Kontrolle über seine physis<strong>ch</strong>e Haltung hat <strong>und</strong> jede Abwei<strong>ch</strong>ung bewusst steuern kann. Weiter<br />

ermögli<strong>ch</strong>t die ges<strong>ch</strong>ulte Eigenwahrnehmung, dass eine Position über eine längere Zeit aufre<strong>ch</strong>terhalten<br />

werden kann, um so z.B. ein Instrument zu spielen.<br />

Im Gr<strong>und</strong>kurs sind die Nahsinne zentral wi<strong>ch</strong>tig. Sie haben au<strong>ch</strong> einen emotionalen <strong>und</strong> mentalen Aspekt.<br />

• Ein Kind <strong>mit</strong> einem Defizit im Berei<strong>ch</strong> der Eigenwahrnehmung kann mögli<strong>ch</strong>erweise ni<strong>ch</strong>t ruhig<br />

sitzen, merkt ni<strong>ch</strong>t, dass es beim Tanzen in andere hineinrennt...<br />

• Handhabt Instrumente ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig…gibt zu viel Druck, d.h. s<strong>ch</strong>lägt zu fest auf<br />

S<strong>ch</strong>laginstrumente oder hält die S<strong>ch</strong>lägel <strong>mit</strong> zu viel Druck.....<br />

• Kinder <strong>mit</strong> gestörtem Tastsinn können distanzlos oder vers<strong>ch</strong>lossen sein, spüren keine Grenzen<br />

oder zu viele, sind s<strong>ch</strong>nell verletzt …<br />

• Die Nahsinne spielen im Sozialverhalten eine grosse Rolle.<br />

• Disziplinarprobleme haben immer <strong>mit</strong> den Nahsinnen zu tun.<br />

Deshalb ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> im ersten Gr<strong>und</strong>kursjahr vor allem Sinnes-Spiele, wel<strong>ch</strong>e helfen, die Nahsinne zu<br />

verfeinern; z.B.<br />

aktiv eine Position einnehmen - in eine Position geführt werden (Statuen ma<strong>ch</strong>en) /<br />

berühren – berührt werden / führen – folgen / Ges<strong>ch</strong>ickli<strong>ch</strong>keitsspiele <strong>mit</strong> S<strong>ch</strong>lägeln,<br />

Tü<strong>ch</strong>ern, Seilen, Bällen usw.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig werden au<strong>ch</strong> die Fernsinne - Gehör, Seh- <strong>und</strong> Bewegungssinn - ges<strong>ch</strong>ult.<br />

Kannst du uns Beoba<strong>ch</strong>tungen <strong>und</strong> Erkenntnisse aus dem Unterri<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>ildern im<br />

Zusammenhang <strong>mit</strong> Wahrnehmung <strong>und</strong> Musik?<br />

* Wie i<strong>ch</strong> ganz am Anfang erwähnt habe, stehen die Sinne bei jedem Mens<strong>ch</strong>en in einer Hierar<strong>ch</strong>ie, die<br />

si<strong>ch</strong> je na<strong>ch</strong> Tätigkeit verändert. Kinder aus dem Mittelmeerraum z.B. haben oft den Ges<strong>ch</strong>macks- oder<br />

Geru<strong>ch</strong>ssinn an erster Stelle.<br />

Wie s<strong>ch</strong>meckt Musik?...:<br />

Vor 2 Jahren habe i<strong>ch</strong> aus Apulien eine Cd <strong>mit</strong>gebra<strong>ch</strong>t <strong>mit</strong> lokaler Musik <strong>und</strong> traditionellen Stücken. I<strong>ch</strong><br />

gab den Kindern beim Musikhören die Aufgabe, si<strong>ch</strong> überras<strong>ch</strong>en zu lassen, ob sie zu dieser Musik etwas<br />

sehen, Erinnerung an eine andere Musik, Gefühl, Temperatur, Ges<strong>ch</strong>mack usw. haben…<br />

Ein Kind erzählte uns, dass es beim Hören s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>en Appetit auf Pizza bekommen habe. In einer<br />

anderen Gruppe da<strong>ch</strong>te ein anderes Kind an Spaghetti. Genau passend zur italienis<strong>ch</strong>en Musik!<br />

* Zur Wirkung von Instrumentenklängen auf die Wahrnehmung:<br />

Zu s<strong>ch</strong>arfe Klänge wie z.B. Metallinstrumente (Triangel, Sopranglockenspiele...) können Kinder aus dem<br />

Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t bringen, es kann Unruhe <strong>und</strong> Hyperaktivität entstehen.<br />

* Ein praktis<strong>ch</strong>es Beispiel: "Der Puls der Erde"<br />

DER INNERE PULS – Seit Urzeiten wird Musik <strong>mit</strong> der inneren Mutter in Beziehung gebra<strong>ch</strong>t:<br />

Die ersten Töne, die ein Kind hört, stammen von seiner Mutter: ihr Atem, ihr Puls <strong>und</strong> natürli<strong>ch</strong> ihre<br />

Stimme, die dur<strong>ch</strong> das Fru<strong>ch</strong>twasser zu ihm dringt. Es lebt in einem pulsierenden Meer, das ganz von<br />

seiner Mutter erzeugt wird.<br />

Ist der Mens<strong>ch</strong> dann auf si<strong>ch</strong> gestellt, hat er seinen eigenen Herzpuls, dem alle Körpersäfte im Körper<br />

unterworfen sind. Je na<strong>ch</strong> Tätigkeit <strong>und</strong> Umfeld verändert si<strong>ch</strong> der Puls.


Ein Mens<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>er ganz in die Musik eintau<strong>ch</strong>t, kann nun dasselbe erleben wie als Fötus im Mutterleib:<br />

Sein Puls glei<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> dem der Musik an <strong>und</strong> au<strong>ch</strong> seine Körpersäfte s<strong>ch</strong>wingen <strong>mit</strong> –<br />

er wird eins <strong>mit</strong> der Musik.<br />

Jede Musik hat eine innere Bewegung - den Puls -<br />

Der Puls ist die Seele <strong>und</strong> die Vitalität der Musik.<br />

Rhythmus <strong>und</strong> Metrum sind einzelne Bestandteile dieses Pulses.<br />

Bei der na<strong>ch</strong>folgenden Übung "Puls der Erde" geht es darum, den persönli<strong>ch</strong>en inneren Puls <strong>mit</strong> dem der<br />

Musik zu vereinen. Dann erlebt das Kind beim Spielen eine Harmonie zwis<strong>ch</strong>en seinem Denken, seinem<br />

Körper <strong>und</strong> seinem Spiel.<br />

Wir sitzen im Kreis <strong>und</strong> spielen den "Puls der Erde". Die ganze Gruppe trägt Sorge dazu, dass der Puls<br />

ni<strong>ch</strong>t unterbro<strong>ch</strong>en wird.<br />

I<strong>ch</strong> spiele auf einer grossen afrikanis<strong>ch</strong>en Rahmentrommel einen Puls. Die Kinder übernehmen ihn <strong>mit</strong><br />

dem Körper, indem sie geräus<strong>ch</strong>los Kopf, Arme, Hände, Füsse, Zunge <strong>mit</strong>bewegen…<br />

Dieses Eintau<strong>ch</strong>en in einen gemeinsamen Puls brau<strong>ch</strong>t seine Zeit, bis wir uns ganz geborgen <strong>und</strong><br />

aufgehoben in diesem Puls fühlen können.<br />

Nun übernimmt das Kind neben mir den Puls auf der anderen Seite der Rahmentrommel. Wir spielen so<br />

lange zusammen, bis das Kind in seinem Spiel gefestigt ist. Dann höre i<strong>ch</strong> auf <strong>und</strong> es spielt den Puls<br />

alleine weiter. Wenn i<strong>ch</strong> wieder übernehme, ist es das Zei<strong>ch</strong>en für das Kind, seinen S<strong>ch</strong>lägel dem<br />

nä<strong>ch</strong>sten im Kreis weiterzugeben. Nun versu<strong>ch</strong>t dieses Kind, den Puls zu übernehmen <strong>und</strong> eine kurze Zeit<br />

alleine zu halten, bis i<strong>ch</strong> wieder übernehme.<br />

Es hat si<strong>ch</strong> bewährt, zu Beginn dieser Übung die Verantwortung für den Erd-Puls nur für kurze Zeit in die<br />

Hände des einzelnen Kindes zu legen, da<strong>mit</strong> alle Kinder <strong>mit</strong>ma<strong>ch</strong>en können <strong>und</strong> sie si<strong>ch</strong> geborgen <strong>und</strong><br />

aufgehoben fühlen können.<br />

Sollte es einen Bru<strong>ch</strong> geben, nehme i<strong>ch</strong> das Spiel erst in der nä<strong>ch</strong>sten St<strong>und</strong>e wieder auf, denn die glei<strong>ch</strong>e<br />

Konzentration lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wiederholen.<br />

Sehr eindrückli<strong>ch</strong> ist es, jeweils die Leere im Raum zu spüren, wenn wir den Puls auf der Trommel<br />

anhalten. I<strong>ch</strong> leite dann die Kinder an, den Puls der Erde <strong>mit</strong> den inneren Ohren weiter zu hören, in si<strong>ch</strong><br />

zu spüren <strong>und</strong> eventuell die Hände auf die Körperstelle zu legen, wel<strong>ch</strong>e den Erd – Puls gespei<strong>ch</strong>ert hat.<br />

Das Ziel ist, dass die Kinder den Puls im Spiel alleine stabil halten können.<br />

Die Übung "Puls der Erde" kann sehr variantenrei<strong>ch</strong> gestaltet werden.<br />

Die Vernetzung von Sinnes-Übungen <strong>und</strong> Wahrnehmungs-Spielen<br />

(wie: male, was du hörst - bewege, was du gemalt hast - du wirst nun in deiner Bewegung<br />

von Instrumenten begleitet, usw.) ist eine ständige kreative Herausforderung an die<br />

Lehrperson; hast du uns praktis<strong>ch</strong>e Beispiele?<br />

Wir müssen uns bewusst sein, dass Wahrnehmung gar ni<strong>ch</strong>t anders als über die Sinne mögli<strong>ch</strong> ist. Jeder<br />

einzelne Sinn ist wie ein Instrument – je mehr darauf gespielt wird, desto differenziertere feinere Musik<br />

kann gespielt werden.


Unsere Welt ist stark na<strong>ch</strong> aussen orientiert (Yang).<br />

Deshalb ist es wi<strong>ch</strong>tig, immer wieder die inneren Sinnes-Kanäle (Yin) anzuspre<strong>ch</strong>en:<br />

• Phantasiereisen zu ma<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> innere Bilder zu entwickeln.<br />

• Si<strong>ch</strong> auditiv erinnern: Woran erinnert di<strong>ch</strong> diese Musik? Verglei<strong>ch</strong>e ziehen.<br />

• In Kontakt kommen <strong>mit</strong> der eigenen Befindli<strong>ch</strong>keit, den Gefühlen,<br />

Die inneren Sinneskanäle bilden die innere Wahrheit des Kindes <strong>und</strong> sind signifikant wi<strong>ch</strong>tig für die<br />

Persönli<strong>ch</strong>keitsentwicklung.<br />

Sinnes-Erlebnisse werden zu etwas Besonderem, wenn<br />

• ein Sinneskanal ausges<strong>ch</strong>altet wird (z.B. ges<strong>ch</strong>lossene Augen)<br />

• Sinne auf ungewohnte Art kombiniert werden, (wie s<strong>ch</strong>meckt Musik)<br />

• von einem Sinnes-Kanal direkt in einen anderen übersetzt wird ( zu Musik malen oder tanzen,<br />

eigene Notationen erfinden...),d.h. die sensoris<strong>ch</strong>e Aufnahme <strong>und</strong> die motoris<strong>ch</strong>e Ausführung sind<br />

ni<strong>ch</strong>t im glei<strong>ch</strong>en Kanal.<br />

Beispiele:<br />

innere Bilder in Bewegung oder Tanz ausdrücken / Lückentanzen (die Musik stoppt, es wird weiter<br />

getanzt) / wild tanzen- dann plötzli<strong>ch</strong> aufhören <strong>und</strong> in der Vorstellung weitertanzen / Musikhören <strong>und</strong><br />

malen / zusehen – na<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>en / …<br />

Deine Gedanken zu folgenden Sti<strong>ch</strong>worten:<br />

* Wahrnehmung <strong>und</strong> Improvisation (Musik- <strong>und</strong> Bewegungs-Improvisationen)<br />

Wahrnehmung ist im weitesten Sinne immer Improvisation. Je offener wir den Unterri<strong>ch</strong>t gestalten, desto<br />

mehr hat das Kind die Mögli<strong>ch</strong>keit, <strong>mit</strong> seiner Sinnespräferenz die Aufgabe anzugehen. Die Kunst ist es,<br />

als Musik-PädagogIn Raum zu geben, dass etwas entstehen kann, das ausserhalb von dem liegt, was<br />

vorgesehen war.<br />

* Auswahl von Musikstücken<br />

• Worldmusik eignet si<strong>ch</strong> sehr gut für die Wahrnehmungss<strong>ch</strong>ulung. In 3.Welt-Läden finde i<strong>ch</strong> immer<br />

wieder gute CD's <strong>mit</strong> vers<strong>ch</strong>iedenen Musikri<strong>ch</strong>tungen.<br />

• Musik <strong>mit</strong> Naturgeräus<strong>ch</strong>en<br />

Beim Austaus<strong>ch</strong> von Hörerlebnissen ist mir folgendes wi<strong>ch</strong>tig:<br />

• "Wie war für di<strong>ch</strong> die Musik?" - Antworten <strong>mit</strong>: angenehm – neutral – unangenehm<br />

Diese Bewertung hilft, die Eigenwahrnehmung zu fördern. Gefühle können eingeordnet werden<br />

<strong>und</strong> werden ni<strong>ch</strong>t beurteilt.<br />

• Sinnesspezifis<strong>ch</strong>e R<strong>und</strong>e: Gefühle, Bilder, Farben, Temperatur, Geru<strong>ch</strong>, Ges<strong>ch</strong>mack…<br />

Bei der Wahrnehmungss<strong>ch</strong>ulung gibt es keine Fehler, alles ist ri<strong>ch</strong>tig. Jeder hat ein Re<strong>ch</strong>t auf<br />

seine eigene Wahrnehmung. Mit den Ohren von anderen hören, hilft Toleranz für Kinder zu<br />

s<strong>ch</strong>affen, die eine von der Gruppe abwei<strong>ch</strong>ende Wahrnehmung haben.<br />

Ein Beispiel: Wir haben Urwaldgeräus<strong>ch</strong>e gehört; ein Kind aber fühlte si<strong>ch</strong> auf einen Fussballplatz<br />

versetzt…<br />

Dieses Kind erfährt Werts<strong>ch</strong>ätzung, wenn wir die Musik no<strong>ch</strong>mals hören <strong>mit</strong> der Frage "kannst du<br />

den Urwald jetzt hören?" Viellei<strong>ch</strong>t kann es uns dabei au<strong>ch</strong> 'den Fussballplatz zu Ohren bringen'.


Hast du weitere Anregungen oder Anliegen, die du uns GK-Lehrpersonen weitergeben<br />

mö<strong>ch</strong>test?<br />

• Wie i<strong>ch</strong> zu Beginn des Gesprä<strong>ch</strong>s erwähnt habe, ist in meinem Unterri<strong>ch</strong>t über viele Jahre der<br />

visuelle Aspekt zu kurz gekommen. Das hat au<strong>ch</strong> bedeutet, dass i<strong>ch</strong> sehr wenige bis keine<br />

Arbeitsblätter gema<strong>ch</strong>t habe. I<strong>ch</strong> habe eine neue Dimension erlebt, als i<strong>ch</strong> anfing, bewusst<br />

Angebote für alle Sinne im Gr<strong>und</strong>kurs zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

• Indem i<strong>ch</strong> eine Idee in Bezug auf alle Sinne überdenke, kann ein rei<strong>ch</strong>haltiger <strong>und</strong><br />

abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>er Unterri<strong>ch</strong>t entstehen.<br />

Deshalb mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> eu<strong>ch</strong> einladen, eure Ideen <strong>und</strong> euren Unterri<strong>ch</strong>t einmal unter diesem Aspekt zu<br />

überprüfen.<br />

Zum Beispiel: Wel<strong>ch</strong>er Sinn wurde im Unterri<strong>ch</strong>t bei den einzelnen Übungen <strong>und</strong> Spielen primär<br />

angespro<strong>ch</strong>en? Ging es darum, etwas visuell zu erfassen, stand das Hören im Vordergr<strong>und</strong> oder freies<br />

Bewegen? Habe i<strong>ch</strong> abgewe<strong>ch</strong>selt? Wie bewusst ist mir meine eigene Sinnespräferenz?...Denn so wie i<strong>ch</strong><br />

veranlagt bin, so unterri<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong>.<br />

* Es ist wi<strong>ch</strong>tig, in der Arbeit <strong>mit</strong> Kindern aus anderen Kulturen den olfaktoris<strong>ch</strong>en Sinn einzubeziehen.<br />

Das ist der Geru<strong>ch</strong>ssinn (Olium heisst Geru<strong>ch</strong>).<br />

Dazu mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> zwei Erlebnisse s<strong>ch</strong>ildern:<br />

Die Kinder konnten vers<strong>ch</strong>iedene Kräuter rie<strong>ch</strong>en; später folgte ein Kräuter-Klats<strong>ch</strong>kanon.<br />

Ein Junge aus Ex-Jugoslawien, der über längere Zeit im GK-Unterri<strong>ch</strong>t gestört hatte, liebte den<br />

Rosmaringeru<strong>ch</strong> so sehr <strong>und</strong> hatte ihn offenbar so verinnerli<strong>ch</strong>t, dass er mir den Vors<strong>ch</strong>lag ma<strong>ch</strong>te, wenn<br />

er in jeder St<strong>und</strong>e einen Rosmarinzweig hätte, würde er ni<strong>ch</strong>t mehr stören… was dann au<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong><br />

wurde.<br />

Weihna<strong>ch</strong>ten <strong>mit</strong> <strong>allen</strong> Sinnen erleben: Alle Kinder sassen <strong>mit</strong> ges<strong>ch</strong>lossenen Augen im Kreis. Meine<br />

Praktikantin kam <strong>mit</strong> einem Ku<strong>ch</strong>enble<strong>ch</strong>, belegt <strong>mit</strong> Orangen, Nägeli, Zimtsterne, Kerzen, Tannenzweige<br />

etc. in den Raum. Bevor sie da<strong>mit</strong> im Kreis herum gehen konnte, hatten zwei Jungen aus Marokko <strong>und</strong><br />

Ex-Jugoslawien blitzs<strong>ch</strong>nell s<strong>ch</strong>on alles benannt… Zwei Jungen, die vorher zwei Jahre lang immer wieder<br />

dur<strong>ch</strong> einen ni<strong>ch</strong>t zu bändigenden Bewegungsdrang aufgef<strong>allen</strong> waren – sie erfuhren nun Bea<strong>ch</strong>tung <strong>und</strong><br />

Anerkennung auf ihrem Sinneskanal. Glei<strong>ch</strong>zeitig erlebte i<strong>ch</strong>, wie diese Knaben zur Ruhe fanden dur<strong>ch</strong> die<br />

Werts<strong>ch</strong>ätzung ihrer besonderen olfaktoris<strong>ch</strong>en Veranlagung.<br />

* Zwei Beispiele: Kräuter-Kanon <strong>und</strong> Das Cocacola-Or<strong>ch</strong>ester… (auf folgenden Seiten)<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>Margret</strong>, ganz herzli<strong>ch</strong>en Dank für Deinen Beitrag –<br />

i<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>e Dir alles Gute <strong>und</strong> viel Freude 'unterwegs <strong>mit</strong> <strong>allen</strong> Sinnen' !<br />

Ruth Bozzolo


KRÄUTER – KANON klats<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> spre<strong>ch</strong>en<br />

Bib = <strong>mit</strong> Handrücken<br />

klats<strong>ch</strong>en<br />

Tak = auf Handb<strong>allen</strong><br />

klats<strong>ch</strong>en<br />

Dum = klats<strong>ch</strong>en

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