| Dr. Michael Morath: Rückblick | Prof. Dr. Gerhard Muth: Ausblick ...
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Fachhochschule Mainz<br />
University of<br />
Applied Sciences<br />
Forum<br />
1/2007<br />
| <strong>Dr</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong>: <strong>Rückblick</strong> | <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Gerhard</strong> <strong>Muth</strong>: <strong>Ausblick</strong> | E-Learning nimmt Gestalt an |<br />
| Exkursion nach Venedig | Internationaler Workshop zum Braun Prize 2007 | Business Creativity |
FH Mainz Forum /2007<br />
Liebe Leserinnen,<br />
lieber Leser,<br />
editorial<br />
die Hochschulen in Deutschland, und damit auch die Fachhochschulen,<br />
stehen vor einem Wandel in der Ausrichtung von Lehre und Forschung,<br />
der bereits jetzt schwere Erschütterungen mit sich gebracht hat und<br />
weitere bringen wird. Die Ära parametrischer Mittelbemessung durch das<br />
Personalbemessungskonzept und das Mittelbemessungsmodell in Rheinland-<br />
Pfalz ist beendet. Die Exzellenzinitiative brachte bereits das Ende vermeintlich<br />
egalitärer Hochschulausbildung, unabhängig vom Ort der Ausbildung, für die<br />
Universitäten. Abgründe an Unterschieden wurden quasi über Nacht sichtbar.<br />
Die zukünftige Perspektive der Entwicklung der Fachhochschulen wird davon<br />
abhängen, wie nach der Föderalismusreform in Deutschland nun das Land<br />
Rheinland-Pfalz bereit ist, alleine die Standortbestimmung der Fachhochschulen<br />
politisch frei zu legen und ökonomisch zu stützen. Die Signale dazu verkünden<br />
ein verstärktes Dilemma: Der Hochschulpakt fordert eine Vergrößerung und<br />
damit die Chance zur Sprengung des über 10 Jahre währenden Korsetts der<br />
Immobilien der Fachhochschule Mainz.<br />
Auch der Neubau lässt notwendig erkannte Chancen zur Innovation durch<br />
Vergrößerung nicht zu. Die einengenden finanziellen Bedingungen bedeuten<br />
eine weitere Qualitätsminderung der Vergrößerung, eine geringe Finanzierung<br />
pro Studierendem und/oder eine Vergrößerung der Studierendengruppen,<br />
d.h.: Unser Markenzeichen Praxisorientierung wird durch die Einsparung<br />
des Praxissemesters bei einem sechssemestrigen Bachelor gefährdet, und<br />
auch das Markenzeichen kleiner Betreuungsrelation, ein wesentlicher Vorteil<br />
gegenüber universitärer Ausbildung, wird verschlechtert. Unsere Gegenstrategie,<br />
duale Studiengänge und profilierende Weiterbildungsstudiengänge, bedarf<br />
unserer gemeinsamen Anstrengungen. Ich setze weiter auf den Erfolg unserer<br />
Bemühungen. Die Hochschulleitung wird auch zukünftig weiter jedes Engagement<br />
unterstützen.<br />
Ihr<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong>
9<br />
14<br />
20<br />
22<br />
27<br />
50<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
Forum<br />
inhalt<br />
3 1997 bis 2007 – 10 Jahre Fachhochschule<br />
Mainz<br />
Hochschulpolitisches vom Damals<br />
zum Heute<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong><br />
6 „Wir müssen eine gemeinsame Vision<br />
entwickeln“<br />
Ein Gespräch mit dem neuen Präsidenten<br />
der Fachhochschule Mainz,<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Gerhanrd <strong>Muth</strong><br />
9 E-Learning nimmt Gestalt an<br />
Über den Einsatz von E-Learning an der<br />
FH Mainz – ein Zwischenbericht<br />
Timo Göth, Florence de Boni<br />
12 As Time goes by<br />
Zur Synchronisation von Rechneruhren<br />
über das Netzwerk bietet das ZIK die<br />
Zeit online an<br />
Stefan Pauly<br />
Aus den Fachbereichen<br />
14 Venedig im November<br />
Eine Foto- und Zeichenexkursion<br />
in die Lagunenstadt<br />
Albrecht Rissler<br />
20 Schwärme, Netze, Ströme!<br />
Design-Absolventin wurde vom ADC<br />
als „Talent des Jahres“ ausgezeichnet<br />
Eva Klose<br />
22 Früh übt sich ...<br />
Studierende des Lehrgebietes Illustration<br />
berichten von der Zusammenarbeit<br />
mit Verlagen<br />
Regina Gail, Mandy Schlundt, Florian<br />
Schmidt, Wolf Schröder, Max Walther<br />
26 Das Bühnenbild – Innenarchitektur pur<br />
Zwei Diplomarbeiten zu Botho Strauß’<br />
Stück „Groß und klein“<br />
<strong>Gerhard</strong> Meerwein<br />
27 Vom „Gipfelstürmer“ bis zur sinnvollen<br />
Nutzung alter Bunker<br />
<strong>Dr</strong>ei Diplomarbeiten im Studiengang<br />
Innenarchitektur<br />
Eva Baumgartner, Lena Kortmann,<br />
Andrea Weissen<br />
33 Vom Spendenlauf bis zum Forschungsprojekt<br />
im Justizvollzug<br />
Das Institut für angewandtes Management<br />
in der Sozialwirtschaft (IFAMS) der<br />
Fachhochschule Mainz<br />
Susanne Löwe<br />
36 Ein Jahrtausend zu Füßen des Hexenturms<br />
Identität ist Heimat – ein Ausstellungsprojekt<br />
zur Geschichte der Stadt Idstein<br />
Susanne Reiß<br />
FH Mainz international<br />
39 „Wie schön, auf diese Art zu studieren“<br />
50 Studierende aus vier Ländern in<br />
einem internationalen Workshop zum<br />
Braun Prize 2007<br />
Florian Seiffert, Marco Vagnini,<br />
Abbey Reynolds, Peter Morenos,<br />
Melissa Salata, Sue Ackroyd<br />
46 „Man lernt nur dazu, wenn man nicht<br />
gleicher Meinung ist“<br />
EU-Kommission unterstützt Entwicklung<br />
eines innovativen interkulturellen<br />
Moduls zur Business Creativity<br />
Matthias Eickhoff<br />
48 Im Reich der Mitte ist die Zukunft greifbar<br />
...<br />
Praktikum bei Siemens Ltd. in Peking<br />
René Jouaux<br />
50 Ihr seid herzlich eingeladen!<br />
Erfahrungsbericht von einer Reise an<br />
die FH-Partnerhochschule Swinburne<br />
University of Technology in Melbourne<br />
Erich Weiler<br />
55 Kleine Nachrichten<br />
58 Personalien<br />
63 Neu an der FH<br />
64 Autorinnen/Autoren/Impressum<br />
Foto Titelseite: Ulrike Kraft<br />
2 FH Mainz Forum /2007
FH Mainz Forum /2007<br />
Forum<br />
1997 bis 2007 – 10 Jahre Fachhochschule Mainz<br />
Hochschulpolitisches vom Damals zum Heute<br />
von <strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong><br />
Auch 1997 war für viele Hochschulmitarbeiter<br />
bereits ein Jahr der Umorientierung:<br />
Die Fachhochschule Rheinland-<br />
Pfalz war gerade, kongruent gemäß<br />
ihren sieben Standorten, in Einzelfachhochschulen<br />
zerlegt worden. Aus den<br />
beiden in Mainz liegenden Abteilungen<br />
der Fachhochschule Rheinland-Pfalz war<br />
im September 1996 die Fachhochschule<br />
Mainz entstanden.<br />
Weichenstellung Bologna-Prozess<br />
Die neue Fachhochschule Mainz fand<br />
ihre Identität als zusammengehörige<br />
Einheit nicht sogleich. Bildungspolitisch<br />
bedeutender war der Beschluss eines<br />
neuen Hochschulrahmengesetzes der<br />
Bundesregierung. Er versprach unter<br />
anderem die Möglichkeit, Bachelor- und<br />
Master-Studiengänge zu entwickeln und<br />
setzte damit den Startpunkt in Deutschland<br />
zur europaweiten formalen Angleichung<br />
der Hochschulausbildung nach<br />
angloamerikanischem Vorbild. Bislang<br />
vom Ausland geliehene Abschlüsse wie<br />
z. B. der Bachelor der Southbank University<br />
London und der Master der University<br />
of Bradford verloren ihre Exklusivität.<br />
Der Weg führte auch die Fachhochschule<br />
Mainz direkt in den Bologna-Prozess,<br />
dem inzwischen alle europäischen Staaten<br />
unabhängig von Vorgaben der Europäischen<br />
Union bis zum Jahre 2010<br />
folgen wollen und der darüber hinaus<br />
weltweites Interesse hervorgerufen hat.<br />
Die Fachhochschule Mainz hat bereits<br />
in diesem Jahr 2007 für sämtliche Studiengänge<br />
die Weichen auf Bachelor und<br />
Master gestellt. Die Entwicklungswege<br />
dorthin, deren Breite durch Zusammen-<br />
fügen der Abteilungen zur Fachhochschule<br />
Mainz und durch die Bundesgesetzgebung<br />
vorgeprägt war, sollen unabhängig<br />
von Personen und Akteuren,<br />
die die strategischen Marken setzten,<br />
nachgezeichnet werden, obwohl jede<br />
Entwicklung notwendig mit Personen<br />
verbunden ist.<br />
Organisatorische Verschlankung<br />
Gleich zu Beginn der Amtszeit des neuen<br />
Präsidenten 1997 war der Auftrag<br />
des Ministers zur Verringerung der<br />
Fachbereiche zu erfüllen. <strong>Rückblick</strong>end<br />
kann behauptet werden, dass die Reduktion<br />
der Zahl der Fachbereiche von<br />
neun auf drei eine mehr als vorzeigbare<br />
organisatorische Verbesserung für die<br />
Fachhochschule Mainz bedeutete. Nicht<br />
so sehr die vom Minister geforderte<br />
Einsparung von – bei der Fachhochschule<br />
Mainz sechs – Dekane-Positionen<br />
ist hervorzuheben. Bedeutsamer war<br />
dabei die Verminderung der Zahl der<br />
Senatsmitglieder zu einem effizient arbeitendem<br />
Entscheidungsgremium. Weniger<br />
opportunistische Fenster-Reden,<br />
sondern eher sachlich-rational geführte<br />
Diskussionen waren danach Grundlage<br />
der Beschlussfassungen geworden.<br />
Auf die Dauer zeigte sich jedoch auch,<br />
dass in diesem „<strong>Dr</strong>eiecks“-Gremium, bestehend<br />
aus Mitgliedern dreier Fachbereiche,<br />
zwar ergebnisorientiert diskutiert<br />
werden konnte, jedoch es andererseits<br />
nahezu unmöglich war, Entscheidungen<br />
herbeizuführen, die der Interessenlage<br />
eines der drei Fachbereiche entgegen<br />
standen. Die Integrität der Fachbereiche<br />
blieb bei den jeweils anderen Fachbereichen<br />
sakrosankt.<br />
Die Chance einer weiteren organisatorischen<br />
Verschlankung bei der durch<br />
die Landeshochschulgesetznovellierung<br />
2004 geforderten neuen Grundordnung<br />
wurde später zumindest teilweise genutzt.<br />
Die drei Fachbereiche wollten sich<br />
jedoch nicht aufgeben zugunsten einer<br />
Matrix-Struktur aus Studiengängen und<br />
Fachgruppen, wohl aber konnte die Gremienebene<br />
der Fachrichtungen entfallen<br />
und damit eine potenziell auf sich selbst<br />
bezogene Abkapselung in kleine Untereinheiten<br />
der Fachbereiche in der Lehre<br />
vermieden werden zugunsten eines<br />
übergreifenden Verständnisses interdisziplinären<br />
Zusammenwirkens. Dabei<br />
blieb die Aufgabe der Ausführung von<br />
Beschlussfassungen auf der Ebene der<br />
ehemaligen Fachrichtungen in Form der<br />
Lehreinheiten erhalten. Die notwendige<br />
Bestärkung der Funktion des Dekans<br />
konnte – zusätzlich zur vom Minister<br />
gewährten Deputatsermäßigung der<br />
halben Lehrverpflichtung – mittels interner<br />
Änderung der Organisationsstruktur<br />
in den Fachbereichen erreicht werden.<br />
Neben den akademischen Aufgaben<br />
– originär dem Dekan zugeordnet – wurde<br />
dem Dekan für die Verwaltungsaufgaben<br />
eine Geschäftsführerin für den<br />
Fachbereich zur Seite gestellt.<br />
Parametrische Ressourcenzuordnung<br />
In der Absicht, zu einer gerechten Ressourcenverteilung<br />
zu gelangen, die auch<br />
Leistungsanreize bietet, entwarf das<br />
Land ein indikatorbestimmtes Personalmittelbemessungskonzept<br />
(PBK) für die<br />
absolute Zuteilung von Stellen wie auch<br />
ein Mittelbemessungsmodell (MBM)
zur relativen Verteilung entsprechend<br />
festgelegter Parameter der vom Minister<br />
vorgesehenen Sachmittel auf die<br />
Hochschulen. Damit trat zunächst weitgehend<br />
Ruhe ein im Kampf der Hochschulen<br />
um Mittel, aber auch eine damit<br />
verbundene Egalisierung der Qualität<br />
der Lehre. Ein Stimulans, aus<br />
der so fixierten Gleichwertigkeit<br />
auszuscheren, war nicht vorhanden.<br />
Aber <strong>Dr</strong>ittmitteleinwerbung<br />
durch Forschungstransfer,<br />
Dienstleistung und Weiterbildung<br />
boten Möglichkeiten zur<br />
<strong>Prof</strong>ilierung und Verbesserung<br />
der Mittelzuweisungen. Dem<br />
leistete der Senat der Fachhochschule<br />
intern Vorschub, indem<br />
<strong>Dr</strong>ittmittelzuweisungen mit Deputatsermäßigungen<br />
und Ressourcenzuteilung<br />
belohnt wurden.<br />
Der Erfolg zeigte sich in<br />
jährlichen Steigerungsraten und<br />
einem jahrelangen 1. Platz der<br />
Fachhochschule Mainz bei den<br />
<strong>Dr</strong>ittmitteleinnahmen unter den<br />
Fachhochschulen von Rheinland-Pfalz.<br />
Im Rahmen dieser<br />
Aktivitäten stieg in den vergangenen<br />
zehn Jahren in der Fachhochschule<br />
Mainz die Zahl der<br />
In-Institute von 1 auf 7, die in<br />
den drei Fachbereichen Dienstleistungen<br />
für die Wirtschaft<br />
und die öffentliche Verwaltung<br />
durchführen.<br />
Jedoch, die parametrische Ressourcenzuordnung<br />
nach PBK und MBM funktionierte<br />
schon bald nicht mehr – insofern,<br />
als die Stellenzuteilungen den anwachsenden<br />
Studierendenzahlen in Rheinland-Pfalz<br />
nicht folgen konnten und die<br />
in den parametrischen Finanzierungsmodellen<br />
implementierte Mittelzuweisung<br />
für <strong>Dr</strong>ittmitteleinwerbung und<br />
Weiterbildung nicht gewährleistet war.<br />
Das Ministerium stellte die Frage, ob<br />
die Parameter des PBK den Leistungs-<br />
Forum<br />
möglichkeiten des Landes nach unten<br />
angepasst werden sollten oder sonst<br />
pauschaler Finanzierungsabschlag erfolgen<br />
müsse. Der Garaus wurde dieser Art<br />
der Ressourcenzuordnung durch den<br />
Paradigmen-Wechsel gemacht, in dem<br />
Exzellenz-Kriterien und Leistungsdiffe-<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong>: <strong>Rückblick</strong> auf 10 Jahre Hochschulpolitik<br />
renzierung in den Mittelpunkt der Rankings<br />
der Hochschulen rücken.<br />
Konsequenzen des Hochschulpaktes<br />
Der jüngst zwischen dem Bund und den<br />
Ländern beschlossene Hochschulpakt<br />
muss nun in Rheinland-Pfalz ohne PBK<br />
und MBM auskommen; Das Land kündigt<br />
ein neues Finanzierungsmodell an.<br />
Die Bewertung von Kosten eines Fachhochschulstudierendenplatzes<br />
sinkt weit<br />
unter das Kosten-Niveau eines Studie-<br />
renden der Universität in der Hochschulfinanzierung<br />
des Landes Rheinland-Pfalz.<br />
Das wird Realität in einer Zeit, in der,<br />
im Vergleich der Bundesländer, Rheinland-Pfalz<br />
am Ende der Skala steht bezüglich<br />
der durchschnittlichen Finanzierung<br />
eines Studierendenplatzes an den<br />
Hochschulen. Beim forcierten<br />
Ausbau der Hochschulen mit<br />
hälftiger Mitfinanzierung des<br />
Bundes in Rheinland-Pfalz – allgemein<br />
hochschulpolitisch äußerst<br />
wünschenswert – hat die<br />
Fachhochschule Mainz nicht<br />
profitiert, da mit dem Ausbau<br />
die eher wirtschaftspolitische<br />
Zielsetzung regionaler Förderung<br />
gewollt war.<br />
Die Finanzierungskraft des<br />
Landes reicht nicht aus, die Folgekosten<br />
des Ausbaus mit den<br />
dadurch gestiegenen Studierendenzahlen<br />
adäquat zu tragen.<br />
De facto bildet Rheinland-Pfalz<br />
aus für die finanziell besser dastehenden<br />
Bundesländer Bayern<br />
und Baden-Württemberg.<br />
Dem entgegenwirkend, orientiert<br />
sich das Ausbildungsprofil<br />
der Fachhochschule Mainz<br />
konsequent vornehmlich mit<br />
dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />
am Bedarf des<br />
Rhein-Main-Wirtschaftsraumes<br />
und mit dem Fachbereich Gestaltung<br />
am Medienstandort Mainz. Die<br />
dreifache Überbuchung unserer Studienplätze<br />
durch Studienbewerber in diesen<br />
beiden Fachbereichen zeugt davon,<br />
dass das Potenzial der Bewerber durch<br />
die Kapazität unserer Fachhochschule<br />
bei Weitem nicht genutzt werden kann.<br />
Die Aufnahme unserer Absolventen<br />
durch die Wirtschaft belegt, soweit erkennbar,<br />
dass der Bedarf der Wirtschaft<br />
nicht übersättigt ist. Autonomie der<br />
Hochschule statt Regelung durch das<br />
Ministerium hieße hier folgerichtig Pro-<br />
FH Mainz Forum /2007
filierung und Wachstum zu managen,<br />
anstatt der Fachhochschule der Landeshauptstadt<br />
ein seit über zehn Jahren<br />
bestehendes Korsett an räumlichen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten anzulegen,<br />
die auch durch den gerade entstehenden<br />
Neubau räumlich nicht erweitert<br />
werden. Voraussehbar ist, dass sich<br />
die Differenz der Finanzierungsmöglichkeit<br />
pro Studienplatz in Rheinland-<br />
Pfalz gegenüber den anderen Bundesländern<br />
noch vergrößern wird, da<br />
alle benachbarten Bundesländer beschlossen<br />
haben, Studienbeiträge von<br />
ihren Studierenden zu erheben. Die<br />
Gretchenfrage lautet hier: Wohin gehen<br />
die qualifizierten Studienbewerber<br />
in Zukunft? Zum rheinland-pfälzischen<br />
Billig-Studienangebot oder folgen sie<br />
einem teureren Standard guter Ausstattungsqualität?<br />
In diesem Umfeld fällt es dem Ministerium<br />
schwer, den Hochschulen die<br />
übereinstimmend von Wissenschaftsrat,<br />
Hochschulrektorenkonferenz und<br />
anderen kompetenten wissenschaftspolitischen<br />
Gremien verlangte Hochschulautonomie<br />
zu gewähren, wie sie<br />
sich z. B. im nordrhein-westfälischen<br />
Hochschulfreiheitsgesetz ausdrückt.<br />
Öffentlichkeitswirksame Projekte wie<br />
„Wissen schafft Zukunft“ werden in RLP<br />
allein nach den Kriterien des Ministeriums<br />
vergeben, sind kurzatmig angelegt<br />
und wie auch der Hochschulpakt in der<br />
Folgefinanzierung nicht gesichert. Damit<br />
sind sie einer autonomen mittelfristigen<br />
Zielsetzung der Fachhochschulen<br />
entzogen.<br />
Weitreichende Gesetznovellierung<br />
angestrebt<br />
Nichtsdestoweniger beruht die Hoffnung<br />
einer positiven Entwicklungsperspektive<br />
der Fachhochschule Mainz<br />
auf einer erneut angekündigten Hochschulgesetznovellierung<br />
für Rheinland-<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Forum<br />
Pfalz. Die Präsidenten aller Fachhochschulen<br />
haben sich entschlossen, zielbildend<br />
daran mitzuwirken und einen<br />
eigenen Entwurf zur Diskussion zu stellen.<br />
Dessen wesentliches Element wird<br />
die vom Gesetzgeber vorgegebene<br />
Organisationsstruktur sein, die notwendigen<br />
Änderungen in der Dynamik<br />
der Entwicklung im Wege stand. Die<br />
durch die neue leistungsbezogene Besoldung,<br />
Rankings und Exzellenzfinanzierung<br />
in den Vordergrund gerückte<br />
Wettbewerbssituation der Hochschulen<br />
lässt mangelhafte Finanzierungsmöglichkeit<br />
von Lehre und Forschung<br />
zu einer bedrohlichen Perspektive für<br />
die Fachhochschule Mainz werden, die<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft zu drei<br />
Fachhochschulen des Landes Hessen<br />
steht. Inwieweit bisher vom Land praktizierte<br />
Konsenspolitik zu tiefen Eingriffen<br />
führt, ist zu bezweifeln.<br />
Bereits der von einer externen Expertenkommission<br />
– vom Ministerium bestellt<br />
– empfohlenen Schließung von Studiengängen<br />
wurde vom Ministerium aus<br />
regionalpolitischen Erwägungen nicht<br />
gefolgt, sondern ein Abschmelzen an<br />
allen Standorten verordnet. Das war<br />
zwar gleichmäßig verteilter Schmerz,<br />
aber eben dadurch ein ausgesprochen<br />
mäßiges Zukunftssignal standortübergreifender<br />
Perspektivlosigkeit. Durch<br />
opportunistisch regionalpolitische Rück-<br />
sichtsnahme ist keiner der Standortaufgaben,<br />
die die vom Ministerium bestellte<br />
Expertenkommission empfohlen<br />
hatte, gefolgt worden.<br />
Das könnte auch ein autonom agierendes<br />
Hochschulleitungskollegium<br />
nur dann leisten, wenn das kommende<br />
Hochschulgesetz vom Land Rheinland-Pfalz,<br />
wie inzwischen in anderen<br />
Bundesländern, die Kompetenz auf<br />
einen aufsichtsführenden externen<br />
Hochschulrat und ein entscheidungsbefugtes<br />
Leitungskollegium verteilt,<br />
mit beratender Unterstützung durch<br />
den Senat der Hochschule. Diese<br />
Kompetenzzuordnung schlagen die<br />
Präsidenten der Fachhochschulen<br />
nun gemeinsam für ein neues Gesetz<br />
vor. Dieses Konzept ist unter Moderation<br />
des Zentrums für Hochschulentwicklung<br />
entwickelt worden unter<br />
Berücksichtigung der progressiven<br />
Zielsetzungen der Hochschulgesetze<br />
anderer Bundesländer. Das bedeutet<br />
eine 180˚-Kehrtwendung vergangener<br />
Hochschulpolitik in Rheinland-Pfalz, zu<br />
der der neuen Ministerin der Mut zu<br />
wünschen ist.<br />
Die Vision des Noch-Präsidenten bezüglich<br />
der künftigen Entwicklung der<br />
Fachhochschule Mainz ging, wie früher<br />
in die Diskussion eingebracht, viel weiter.<br />
Eine den Standort Mainz betreffende<br />
strategische Allianz von Universität<br />
und Fachhochschule könnte nicht<br />
nur enorme Einsparungseffekte in der<br />
Infrastruktur der zukünftig benachbarten<br />
Hochschulen mit sich bringen.<br />
Entscheidender ist, den permanent<br />
wirkenden Antagonismus der beiden<br />
Hochschultypen aufzuheben zugunsten<br />
einer schrankenlosen Übergangsmöglichkeit<br />
zwischen theoretisch- und<br />
praxisorientierter Lehre, bei der sich<br />
die Studierenden entsprechend ihren<br />
Fähigkeiten entwickeln können. Abbrecherquoten<br />
und Zeitvergeudung<br />
für die Studierenden und damit für<br />
die Gesellschaft zu minimieren, muss<br />
nicht nur Aufgabe tertiärer Hochschulausbildung<br />
sein, sondern schont auch<br />
finanzielle und personelle Ressourcen.<br />
Was sagte doch Minister Zöllner vor<br />
zehn Jahren?: „Meine Überzeugung<br />
ist: Verantwortung ist der Preis der<br />
Freiheit.“ Die Fachhochschule Mainz<br />
wartet darauf.
Forum<br />
„Wir müssen eine gemeinsame Vision entwickeln“<br />
Ein Gespräch mit dem neuen Präsidenten der Fachhochschule<br />
Mainz <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Gerhard</strong> <strong>Muth</strong><br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Gerhard</strong> <strong>Muth</strong><br />
Jahrgang 1954, studierte Bauinge-<br />
nieurwesen an der TH Darmstadt<br />
und ist seit 1994 <strong>Prof</strong>essor an der<br />
Fachhochschule Mainz, wo er das<br />
Fachgebiet Geotechnik vertritt.<br />
Seit 2004 war <strong>Muth</strong> Dekan des<br />
Fachbereichs I: Architektur,Bau-<br />
ingenieurwesen und Geoinfor-<br />
matik, am 1. Mai 2007 hat er das<br />
Amt des Präsidenten der Fach-<br />
hochschule Mainz angetreten.<br />
Herr <strong>Dr</strong>. <strong>Muth</strong>, was wird Ihre erste<br />
Amtshandlung als Präsident der<br />
Fachhochschule Mainz sein?<br />
Am 2. Mai ist der Auftakt der „International<br />
Week“, die wir in diesem Jahr an den<br />
beiden Standorten Holzstraße (2.-5. Mai)<br />
und Gonsenheim (8.-12. Mai) durchführen.<br />
Wir erwarten zahlreiche Dozenten<br />
unserer ausländischen Partnerhochschulen,<br />
die sich im Rahmen von Guest<br />
lectures und Workshops vorstellen und<br />
natürlich auch für ein Studium an ihrer<br />
Hochschule werben werden.<br />
Am 5. Mai öffnet die Fachhochschule<br />
Mainz ihre Pforten zum „Tag der offenen<br />
Tür“ – es wird also gleich viele<br />
Möglichkeiten zur Kommunikation nach<br />
innen wie nach außen geben und die<br />
Fachhochschule nach außen noch besser<br />
darzustellen. Wir haben hier in Mainz<br />
im Gegensatz zu anderen Standorten die<br />
Universität, die natürlich einen Großteil<br />
der öffentlichen Wahrnehmung auf sich<br />
zieht. Deshalb müssen wir auch unseren<br />
Internetauftritt erheblich verbessern.<br />
Erste Schritte sind bereits in die Wege<br />
geleitet. Es wird eine komplette Neugestaltung<br />
geben.<br />
Wo werden die Schwerpunkte Ihrer<br />
künftigen Arbeit liegen?<br />
Ein ganz wichtiger Punkt ist sicher die<br />
konsequente Fortsetzung der Strategiediskussion,<br />
die im Juli 2006 angelaufen<br />
ist. Es geht darum, dass wir eine Vision<br />
entwickeln, wo die Fachhochschule<br />
Mainz in 5 bis 10 Jahren stehen soll. Das<br />
müssen wir tun, wenn wir im Wettbewerb<br />
der Hochschulen bestehen wollen.<br />
Es ist ein Prozess, der sich in mehreren<br />
Etappen vollziehen wird. Zunächst sind<br />
die drei Fachbereiche gefordert, ihre<br />
eigenen Ziele zu definieren und ihr <strong>Prof</strong>il<br />
zu schärfen. Auf dieser Basis werden<br />
wir dann versuchen, eine Vision für die<br />
gesamte Hochschule zu entwickeln und<br />
Strategien auszuarbeiten, mit denen wir<br />
unsere Ziele erreichen wollen. Im zunehmenden<br />
Wettbewerb zwischen den<br />
Hochschulen bestehen zu können, ist in<br />
meinen Augen die größte Herausforderung<br />
der nächsten Jahre.<br />
Wie sehen Sie hier die Gewichtung<br />
zwischen den Interessen der Fachbereiche<br />
und denen der gesamten<br />
Hochschule?<br />
<strong>Prof</strong>ilbildung der Fachbereiche ist gut<br />
und kommt letztlich der <strong>Prof</strong>ilierung der<br />
gesamten Hochschule zugute. Genau<br />
so wie umgekehrt eine Stärkung der<br />
Fachhochschule die Position der Fachbereiche<br />
verbessert.<br />
Die Fachhochschule Mainz ist in drei<br />
Fachbereiche aufgegliedert. Sollte<br />
sich Ihrer Meinung nach daran etwas<br />
ändern?<br />
Nein, ich sehe dafür keine Notwendigkeit,<br />
zumal diese Struktur ja organisch<br />
sinnvoll gewachsen ist. So hat sich der<br />
Fachbereich III aus der höheren Wirtschaftsfachschule<br />
entwickelt, die Fachbereiche<br />
I und II sind aus der ehemaligen<br />
Staatlichen Ingenieurschule und Werkkunstschule<br />
entstanden, deren Wurzeln<br />
bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zu<br />
der barocken Kunstakademie zurückreichen.<br />
Diese hatte als Leitmotiv die<br />
FH Mainz Forum /2007
Symbiose von Bauwesen und Kunsthandwerk,<br />
aber ausgerichtet auf den<br />
wirtschaftlichen Nutzen ihrer Lehre.<br />
Der Fachbereich Gestaltung ist im Medienstandort<br />
Mainz gut aufgestellt, unsere<br />
Designer räumen seit Jahren Preise<br />
ab, auch in internationalen Wettbewerben,<br />
und sind ein Aushängeschild,<br />
auf das wir stolz sein können. Auch<br />
der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />
mit seinem gut ausgebauten<br />
Netzwerk an Kooperationspartnern im<br />
Rhein-Main-Gebiet ist eine tragende<br />
Säule, hier gibt es allerdings, wie das<br />
letzte Ranking zeigt, noch einigen Optimierungsbedarf.<br />
Der Fachbereich I mit<br />
seinen klassischen Ingenieurwissenschaften<br />
und der Architektur steht für<br />
die Traditionslinie der FH. Die Struktur-<br />
und Konjunkturkrise im Bauwesen ist<br />
nach über zehn Jahren überwunden.<br />
Die Bauindustrie sucht händeringend<br />
nach Ingenieurnachwuchs und die<br />
Nachfrage übersteigt die Absolventenzahlen.<br />
Der ehemalige Studiengang<br />
Vermessung hat sein Lehrangebot in<br />
den letzten Jahren konsequent in Richtung<br />
Geoinformatik umgebaut und<br />
bedient mit seinen hochqualifizierten<br />
Absolventen einen weltweiten Wachstumsmarkt.<br />
Dies muss durch geeignete<br />
Marketingmaßnahmen den Abiturienten<br />
und Studienbewerbern noch<br />
deutlicher gemacht werden.<br />
Wir haben von <strong>Prof</strong>ilbildung gesprochen<br />
– wie sehen Sie das Verhältnis<br />
zwischen Fachhochschule und Universität,<br />
auch vor dem Hintergrund<br />
der Umstellung auf Bachelor- und<br />
Masterstudiengänge?<br />
Forum<br />
Formal sind ja, im Rahmen der Reformen<br />
des Bolognaprozesses, beide<br />
Hochschulen jetzt auf Augenhöhe. Aber<br />
Fachhochschule und Universität sollten<br />
meiner Meinung nach ihre jeweiligen<br />
Stärken betonen. Das heißt: Die Fachhochschule<br />
sollte sich durch ihre stark<br />
praxisbezogene Ausbildung gegenüber<br />
der Universität profilieren, die eher forschungs-<br />
und wissenschaftsorientiert ist.<br />
Der Wettbewerb ist durch die Umstellung<br />
auf die Bachelor-/ Masterstruktur<br />
schärfer geworden, und in diesem Wettbewerb<br />
wird sich mittelfristig von selbst<br />
regulieren, welches Ausbildungsprofil<br />
wo angenommen wird. Die Hochschulen<br />
sind durch die neue Studienstruktur<br />
flexibler geworden und können durch<br />
die Etablierung neuer Studiengänge besser<br />
auf den Markt reagieren – wie wir es<br />
z.B., mit großem Erfolg, mit der Einrichtung<br />
des Studiengangs Technisches Gebäudemanagement<br />
getan haben –, aber<br />
meine Prognose ist auch, dass in rund<br />
zehn Jahren viele neu eingerichtete Studiengänge<br />
wieder verschwinden werden,<br />
aufgrund der Selbstregulierung im<br />
Wettbewerb der Hochschulen.<br />
Im Rahmen des Fächerspektrums,<br />
das wir an der Fachhochschule<br />
Mainz haben, gäbe es ja zahlreiche<br />
Möglichkeiten für interdisziplinäre<br />
Verknüpfungen.<br />
Ja, das Potential an Synergieeffekten, das<br />
wir hier haben, ist in der Tat bei Weitem<br />
noch nicht ausgeschöpft. Dies ist ein<br />
Bereich, der konsequent in der strategischen<br />
Planung weiterverfolgt werden<br />
muss. Ich sehe da insbesondere die<br />
Notwendigkeit, betriebswirtschaftliche<br />
Lehrinhalte in anderen Studiengängen<br />
stärker zu integrieren. Das wird nicht<br />
einfach zu realisieren sein, aber ich hoffe,<br />
dass man dies sozusagen als permanenten<br />
Arbeitsauftrag in die Umsetzung<br />
der Strategie einbetten kann.<br />
Sie haben schon vor Ihrer Wahl<br />
das heikle Thema Studiengebühren<br />
angesprochen und die Meinung geäußert,<br />
dass Studiengebühren in<br />
Rheinland-Pfalz auf Dauer nicht zu<br />
vermeiden sind.<br />
Die Hochschulen in unseren Nachbarbundesländern<br />
sind finanziell deutlich<br />
besser ausgestattet. Nach Daten des<br />
Statistischen Bundesamtes liegt Rheinland-Pfalz<br />
bei den laufenden Grundmitteln<br />
pro Student an Universitäten und<br />
Fachhochschulen bundesweit an vorletzter<br />
Stelle. Wir haben es also schon<br />
jetzt mit verzerrten Wettbewerbsbedingungen<br />
zu tun, und diese Situation wird<br />
sich noch erheblich verschärfen, wenn<br />
Rheinland-Pfalz, im Unterschied zu anderen<br />
Bundesländern, auf Studiengebühren<br />
verzichtet.<br />
Ich glaube nicht, dass wir langfristigvon<br />
Studierenden aus Bundesländern<br />
mit Studiengebühren überrannt werden.<br />
Was zählt, ist letztlich die Qualität<br />
der Ausbildung – und hier besteht die<br />
Gefahr, dass wir in die zweite Liga abrutschen,<br />
womöglich auch bei der Berufung<br />
von Hochschullehrern. Je länger<br />
dieses Missverhältnis gegenüber anderen<br />
Ländern andauert, desto schwieriger<br />
wird es, wieder aufzuholen. Aus diesem<br />
Grund können wir mittelfristig nicht auf<br />
Einnahmen durch Studiengebühren ver-<br />
FH Mainz Forum /2007 7
zichten, und ich betone ausdrücklich,<br />
dass „Sozialverträglichkeit“ für mich<br />
hier kein leeres Wort sein darf. Es muss<br />
durch geeignete Finanzierungsmodelle<br />
sichergestellt werden, dass auch Kinder<br />
aus einkommensschwachen Familien<br />
studieren können. Ein Betrag<br />
von 500 Euro pro Semester lässt sich<br />
meiner Meinung nach finanzieren – für<br />
die Fachhochschule Mainz gesprochen,<br />
würde dies bei 4400 Studierenden<br />
Mehreinnahmen von 4,4 Mio Euro pro<br />
Jahr bedeuten, die eine erhebliche Verbesserung<br />
von Ausbildung und Lehre<br />
ermöglichen würde.<br />
Was halten Sie von der Möglichkeit,<br />
etwa durch Fundraising Gelder aus<br />
der Wirtschaft zu akquirieren, wie<br />
es einer Ihrer Mitbewerber vorgeschlagen<br />
hatte?<br />
Die Einnahmen der Fachhochschulen<br />
durch Fundraising liegen bundesweit<br />
unter 5%, das wäre nur ein Tropfen<br />
auf den heißen Stein. Ich sehe da kein<br />
solches Steigerungspotential, dass<br />
sich die finanziellen Möglichkeiten der<br />
Fachhochschulen erheblich verbessern<br />
würden. Wir sollten unsere Anstrengungen<br />
besser auf den Ausbau unserer<br />
Forschungsaktivitäten lenken, denn da<br />
gibt es noch riesige ungenutzte Kapazitäten.<br />
Wenn man hier allerdings etwas<br />
erreichen will, muss der akademische<br />
Mittelbau, d.h. der Bereich der Assistenten<br />
und Mitarbeiter in den Laboren<br />
und Instituten, deutlich ausgebaut werden<br />
– denn deren Unterstützung ist bei<br />
der Abwicklung von Forschungsprojekten<br />
unerlässlich.<br />
Forum<br />
Wie ist Ihre Haltung zu dem Gesetzentwurf<br />
der rheinland-pfälzischen<br />
FH-Präsidenten, der die<br />
Kompetenzen auf einen aufsichtsführenden,<br />
externen Hochschulrat<br />
und ein entscheidungsbefugtes<br />
Leitungskollegium verteilt mit beratender<br />
Unterstützung durch den<br />
Senat der Hochschule?<br />
Ohne die Vorschläge der rheinlandpfälzischen<br />
FH-Präsidenten im Detail zu<br />
kennen, schwebt mir bezüglich der Leitungsstrukturen<br />
einer modernen Hochschule<br />
eine durchgehende Trennung<br />
zwischen Leitungs- und Aufsichtsfunktionen<br />
vor. Der Hochschulrat sollte ein<br />
Aufsichtsorgan sein und an der strategischen<br />
Ausrichtung mitwirken sowie<br />
die Aufsicht über die Wirtschaftsführung<br />
und die gesellschaftliche Verankerung<br />
der Hochschule übernehmen.<br />
Darüber hinaus sollte der Hochschulrat<br />
die im Rahmen einer Stärkung der<br />
Hochschulautonomie aus der staatlichen<br />
Aufsicht delegierten Verantwortungen<br />
kontrollieren und bei der Wahl<br />
und Abwahl des Präsidenten im Sinne<br />
einer doppelten Legitimation mitwirken.<br />
Er sollte paritätisch mit externen<br />
und internen Mitgliedern besetzt sein.<br />
Der Senat sollte zentrales Gremium der<br />
Hochschule in allen akademischen Angelegenheiten<br />
sein. Er wirkt im Sinne<br />
der doppelten Legitimation (ein Gremium<br />
wählt, das andere bestätigt) an der<br />
Wahl und Abwahl des Präsidenten mit.<br />
Präsident und Dekane sind Mitglieder<br />
des Senats kraft Amtes. Eine weitere<br />
sinnvolle Anzahl (in der Grundord-<br />
nung geregelt) von Gruppenvertretern<br />
werden gewählt. Eine kollegiale Hochschulleitung,<br />
bestehend aus dem Präsidenten,<br />
einem oder mehreren Vizepräsidenten<br />
und dem Kanzler, sollte für<br />
das operative Management zuständig<br />
sein und Exekutivfunktionen haben mit<br />
Entscheidungskompetenz in allen Fragen,<br />
für die nicht explizit ein anderes<br />
Gremium zuständig ist. Für die Binnenstruktur<br />
sind nach meiner Auffassung<br />
Fachbereichsgliederung mit Dekanen<br />
und Fachbereichsräten sinnvoll. Für die<br />
Dekane und Fachbereichsräte gilt die<br />
generelle Zuständigkeitsvermutung in<br />
allen Fragen des Fachbereichs, wenn<br />
nicht explizit andere Zuständigkeiten<br />
in der Grundordnung vorgesehen sind.<br />
Insgesamt würde ich mir ein größeres<br />
Maß an Deregulierung in einem neuen<br />
Hochschulgesetz wünschen.<br />
Zum Schluss die fast schon obligatorische<br />
Frage – was versprechen<br />
Sie sich vom Umzug in den FH-<br />
Neubau?<br />
Ein ganz wichtiger Punkt ist die Verbesserung<br />
der internen Kommunikation<br />
zwischen den bisher getrennten Bereichen<br />
– das wird, so hoffe ich, unser Gemeinschaftsgefühl<br />
als Mitglieder einer<br />
Hochschule fördern und uns auch nach<br />
außen stärker auftreten lassen.<br />
Das Gespräch führte Bettina Augustin.<br />
FH Mainz Forum /2007
E-Learning nimmt Gestalt an | Über den Einsatz<br />
von E-Learning an der FH Mainz – ein Zwischenbericht<br />
von Timo Göth und Florence de Boni<br />
Umfrage<br />
Anfang Oktober 2006 wurden alle Lehrenden<br />
der Fachhochschule gebeten,<br />
sich an der von einem Schreiben des<br />
Vizepräsidenten begleiteten Umfrage zu<br />
beteiligen. Die Erhebung erfolgte zweigleisig,<br />
d.h. sowohl in Papierform, als<br />
auch über ein Online-Formular, um eine<br />
möglichst hohe Rücklaufquote zu erzielen.<br />
Ziel war es, herauszufinden wie<br />
die Lehrenden ihren Unterricht gestalten<br />
und wie viele bereits Erfahrungen mit<br />
E-Learning haben, um eine möglichst optimale<br />
Unterstützung planen zu können.<br />
Insgesamt wurden ca. 240 Personen angeschrieben<br />
mit einer endgültigen Beteiligung<br />
von 36%. Erfreulich ist, dass die<br />
Forum<br />
Seit dem Start des E-Learning-Supports an der Fachhochschule Mainz sind einige Monate vergangen. In dieser<br />
Zeit ist viel passiert. Neben der Einarbeitung und dem Kennenlernen fand am 10. November 2006 der<br />
eCampus Tag statt, es wurde eine Umfrage unter den Lehrenden durchgeführt, es gab Einzelgespräche und<br />
Vieles mehr.<br />
elektronische Unterstützung (PC, Beamer,<br />
PowerPoint) während des Unterrichts<br />
für über die Hälfte der Teilnehmenden<br />
eine Selbstverständlichkeit ist und somit<br />
eine erste Unterstützung durch den Einsatz<br />
einer Lernplattform auf eine breite<br />
Basis aufbauen kann [Abbildung 1].<br />
Nur 21% der Beteiligten kennen E-Learning<br />
Aktivitäten an der Hochschule – ein<br />
Umstand, der sich sicher durch die Informationsversorgung<br />
des E-Learning-Supports<br />
(ELS) verbessern wird. Mit 84% ist<br />
der Wunsch unter den Lehrenden, einen<br />
gegenseitigen Erfahrungsaustausch<br />
zu haben, sehr verbreitet. Auch hier<br />
ist der ELS dabei, eine geeignete Form<br />
zu finden, z.B. über eine Lernplattform,<br />
Abb. 1: Welche Hilfsmittel nutzen Sie in Ihren Lehrveranstaltungen (inklusive Vor- und Nachbereitung)?<br />
Rundmails und thematisch variierende<br />
Vortragsreihen. Ganze 83% der Teilnehmer<br />
haben Interesse daran, E-Learning<br />
in ihrer eigenen Lehre einzusetzen. Dieser<br />
Umstand zeugt von einer gesunden<br />
Neugierde und Interesse an neuen<br />
Technologien. Der ELS ist zurzeit dabei,<br />
mit allen Interessierten ein persönliches<br />
Gespräch zu führen, um besser auf die<br />
Bedürfnisse und Fragen des Einzelnen<br />
eingehen zu können.<br />
Der Fragebogen und die anonymen vollständigen<br />
Ergebnisse können auf der<br />
Homepage des E-Learning-Supports<br />
unter „Institute und Einrichtungen“ ‡<br />
„E-Learning-Support“ ‡ „Aktuelles“ eingesehen<br />
werden.<br />
FH Mainz Forum /2007 9
eCampus Tag<br />
Eine erste Veranstaltung speziell zum<br />
Thema E-Learning war der gemeinsam<br />
mit der FH Bingen veranstaltete eCampus<br />
Tag am 10.11.2006 in der Aula in<br />
der Holzstraße. Es wurde ein interessantes<br />
und vielfältiges Programm mit<br />
Vorträgen und einer hochkarätig besetzten<br />
Podiumsdiskussion geboten. Parallel<br />
dazu präsentierten sich die einzelnen<br />
Fachbereiche im Foyer mit Ständen und<br />
Projektausstellungen. Nach der Begrüßung<br />
durch Präsident <strong>Dr</strong>. <strong>Morath</strong> und<br />
Vizepräsident und Organisator <strong>Prof</strong>.<br />
<strong>Dr</strong>. Reiss startete mit <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Heister<br />
von der Hochschule Niederrhein der<br />
erste Vortrag. Er berichtete über „AntL<br />
– Ein Ansatz des pragmatisch-nutzenstiftenden<br />
Blended Learnings“, einen<br />
Methodenmix aus Präsenzlernen und<br />
E-Learning, den er in Lerneinheiten zu<br />
den Themen „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre“<br />
und „Rechnungswesen“ in<br />
seiner Lehre einsetzt.<br />
Der nächste Vortrag stellte die E-Learning-Initiativen,<br />
deren Entwicklungen<br />
und Trends an der FH Mainz vor und<br />
wurde von den jeweiligen Vertretern<br />
aus den drei Fachbereichen gemeinsam<br />
bestritten. So berichtete <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Böhm<br />
(FB I) über den Einsatz von WebCT<br />
(eine Lernplattform, die zwischenzeitlich<br />
in „Blackboard Learning System<br />
CE6“ umbenannt wurde) im Studiengang<br />
TGM (Technisches Gebäudemanagement)<br />
und die Citrix-Lösung der<br />
Studiengänge Geoinformatik und Vermessung,<br />
über die den Studenten Speziallösungen<br />
wie ArcGIS und ERDAS<br />
Imagine per Fernzugriff zur Verfügung<br />
gestellt werden. Ein Forschungsprojekt<br />
zu Graphisch interaktiven Assessments<br />
(GIA), mit dem interaktive graphische<br />
Fragen erstellt werden können, beendete<br />
den Bericht aus dem FB I.<br />
Frau <strong>Prof</strong>. Schönecker zeigte die Projekte<br />
des FB II. „movii“ (moving images<br />
& interfaces) ist eine Lernplattform, die<br />
im Rahmen eines Kooperationsprojektes<br />
von sechs Hochschulen entstanden ist<br />
und vom BMBF im Rahmen des Forschungsprogramms<br />
„Neue Medien in<br />
Forum<br />
Abb 2: Podiumsdiskussion während des eCampus Tages, von links nach rechts:<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Werner Heister (Hochschule Niederrheim), <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Peter Kammerer (FH München),<br />
<strong>Dr</strong>. Daniela Engelhardt (SWR), Christian Kohls M.Sc. (Institut für Wissensmedien,<br />
Tübingen), <strong>Dr</strong>. Lutz Goertz (Institut für Medien- und Kompetenzforschung, Essen)<br />
der Bildung“ gefördert wurde. Sie steht<br />
den Lehrenden, gemeinsam mit der vom<br />
Projektpartner VCRP (Virtueller Campus<br />
Rheinland Pfalz) angebotenen Plattform<br />
„Blackboard Learning System CE6“ zur<br />
Nutzung als Teil des Lehrangebotes zur<br />
Verfügung. Des Weiteren stehen den<br />
Studierenden Tutorials zu verschiedenen<br />
Themen zum Download zur Verfügung<br />
sowie Yahoo-Groups zur Kommunikation<br />
und Organisation der Veranstaltung.<br />
International anerkannt und preisgekrönt<br />
ist das wiki-Projekt www.decodeunicode.org<br />
(gefördert vom BMBF),<br />
über das alle auf dem Computer zugänglichen<br />
Schriftzeichen der Welt verfügbar<br />
gemacht werden. Es enthält bereits jetzt<br />
Namen und Informationen zu mehr als<br />
50.000 Zeichen! Es wird zurzeit z.B. im<br />
1. und 2. Semester bei den Grundlagen<br />
der Typografie eingesetzt.<br />
Frau <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Mehler-Bicher stellte im<br />
Anschluss die Aktivitäten des FB III vor.<br />
Hier wird Blackboard bereits eingesetzt<br />
und für einige Kurse verwendet, wobei<br />
der geringe Aufwand bei gleichzeitig<br />
hohem Nutzen für beide Seiten hervorgehoben<br />
wurde. Ein Angebot des Fachbereichs<br />
ist das Erlangen des europäischen<br />
Computerführerscheins (ECDL),<br />
der dort abgelegt werden kann.<br />
Der ECDL ist ein in 138 Ländern anerkanntes<br />
Zertifikat für Computerbenutzer<br />
und bescheinigt Wissen über bestimmte<br />
Fertigkeiten im Umgang mit Programmen<br />
und Computern. Der FB III ist als<br />
autorisiertes Prüfungszentrum für den<br />
ECDL zertifiziert. Des Weiteren existieren<br />
noch eigene Foren und ein Intranet<br />
zur Dateiablage. Für beides wird aber<br />
ein Umzug zu Blackboard in Erwägung<br />
gezogen, um dem Ganzen ein einheitliches<br />
Erscheinungsbild zu geben und<br />
eine regere Nutzung zu fördern. Abschließend<br />
wurde noch über die am<br />
FB III bereits laufenden webbasierten<br />
HIS-Anwendungen berichtet, die Prüfungsanmeldung<br />
und Noteneinsicht<br />
seitens der Studierenden ermöglichen.<br />
Für die Zukunft sind hier noch weitere<br />
Serviceleistungen geplant.<br />
Als letzter der Vortragenden berichtete<br />
noch Herr Lübbe von der HIS GmbH<br />
(Hochschul Informations Systeme) über<br />
die neue Softwaregeneration und warf<br />
einen Blick in die Zukunft.<br />
Die abschließende Podiumsdiskussion<br />
(siehe Abbildung 2) war kompetent besetzt<br />
und wurde von Frau <strong>Dr</strong>. Daniela Engelhardt<br />
vom SWR moderiert. Anschließend<br />
fand in einer erweiterten Runde<br />
0 FH Mainz Forum /2007
noch ein Gespräch mit der Presse statt,<br />
die sich ein Bild von den Entwicklungen<br />
machen konnte.<br />
Sämtliche Vorträge und einen Link auf<br />
den Presseartikel finden Sie ebenfalls<br />
auf der Homepage der Fachhochschule<br />
Mainz. Insgesamt eine gelungene Veranstaltung,<br />
die als guter Start und Anknüpfungspunkt<br />
für die Zukunft gewertet<br />
werden darf.<br />
Interviews<br />
In den letzten Wochen hat man den<br />
E-Learning-Support überall auf dem<br />
Campus und an allen Standorten wahrgenommen.<br />
Der Grund waren das<br />
Interesse der Lehrenden am Thema E-<br />
Learning und die damit zusammenhängenden<br />
Einzel-Beratungsgespräche, die<br />
mit <strong>Prof</strong>essoren und Lehrbeauftragten<br />
durchgeführt wurden. Es fand ein reger<br />
Informationsaustausch statt, man beriet<br />
über die einzusetzende Plattform, zeigte<br />
die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten<br />
zur Unterstützung der Präsenzlehre und<br />
bot die Teilnahme an einer Schulung an.<br />
Gleichzeitig warb man für den Besuch<br />
der Learntec, der wichtigsten E-Learning<br />
Kongressmesse in Deutschland, die jährlich<br />
im Februar in Karlsruhe stattfindet.<br />
Schulungen<br />
Parallel zur Lernplattform „BlackBoard<br />
Learning System“ des VCRP (Virtueller<br />
Campus Rheinland Pfalz) wird die Plattform<br />
„movii – moving images & interfaces“<br />
den Lehrenden zur Unterstützung<br />
ihrer Präsenzlehre angeboten. Zurzeit<br />
wird eine Supportstruktur innerhalb der<br />
FH gebildet und gemeinsam mit dem<br />
E-Learning-Support wurden die ersten<br />
Interessenten Anfang Februar geschult.<br />
Im gleichen Zeitraum fand auch eine<br />
Schulung der Blackboard-Plattform hier<br />
am Standort Mainz statt. Das Interesse<br />
war groß und der Rechnerraum mit 25<br />
Teilnehmern ausgebucht. Die TeilnehmerInnen<br />
wurden durch den E-Learning-<br />
Support und die beiden Tutoren des<br />
VCRP bei ihren ersten Schritten begleitet.<br />
Es ging auch um die propagierte „Strategie<br />
des geringen Aufwands“, mit der die<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Forum<br />
Einführung von E-Learning erleichtert<br />
werden soll: Die Lehrenden sollen nicht<br />
mit zuviel Technik und zu großem Umfang<br />
überfordert werden, sondern mit<br />
Kursvorlagen und vom E-Learning-Support<br />
in ihrer Lehre unterstützt werden.<br />
Dabei wird am Anfang vor allem Wert<br />
auf die Kommunikationswerkzeuge der<br />
Plattform und die Bereitstellung von Dateidownloads<br />
gelegt. Auf diese Weise<br />
konnten für das Sommersemester 2007<br />
bereits viele Lehrende für den Einsatz<br />
einer Lernplattform gewonnen werden.<br />
<strong>Ausblick</strong>e<br />
Für das Wintersemester 2007/08 sind eine<br />
Ausweitung des E-Learning-Einsatzes<br />
sowie eine fortgeschrittene Nutzung<br />
der Werkzeuge geplant. Gleichzeitig<br />
werden die bis dahin gemachten Erfahrungen<br />
analysiert und bei der weiteren<br />
Vorgehensweise berücksichtigt.<br />
Ein weiterer wichtiger Termin ist die Integration<br />
und Präsentation der E-Learning-<br />
Maßnahmen in den „Tag der offenen<br />
Tür“ am 5. Mai 2007. Hier wird gerade<br />
ein Konzept erarbeitet. Auch ein neuer<br />
eCampus Tag ist im Gespräch. Es gibt<br />
also viel zu tun …<br />
Kontakt:<br />
Timo Göth, Tel. 0 6131/28 59-673<br />
Florence de Boni, Tel. 0 6131/628-181<br />
E-Mail: elearning@fh-mainz.de.<br />
Abb. 3: Florence de Boni und Timo Göth vom E-Learning-Support der Fachhochschule Mainz
Forum<br />
As Time goes by | Zur Synchronisation von Rechneruhren<br />
über das Netzwerk bietet das ZIK die Zeit online<br />
an. Was steckt hinter dieser Zeitinformation und warum<br />
wird ein solcher Dienst angeboten?<br />
von Stefan Pauly<br />
Abb. 1: GPS-Antenne des Stratum-1 Servers der FH Mainz am<br />
Standort Holzstraße (auf dem Dach des Flügels Rheinstraße)<br />
Die Uhren vieler Rechner werden mehr oder weniger regelmäßig<br />
unter Zuhilfenahme der eigenen Armbanduhr gestellt. Eine<br />
genaue Uhrzeit ist für die meisten Arbeitsplatzrechner nicht<br />
wirklich notwendig, und eine falsche Uhrzeit fällt oft nur <strong>Dr</strong>itten<br />
auf, wenn beispielsweise E-Mails ankommen, lange bevor<br />
sie versendet wurden.<br />
Für zeitkritische Prozesse ist die manuelle Einstellung der Systemzeit<br />
unzureichend: Nicht nur, dass die auf diese Weise gepflegten<br />
Systemzeiten meist beträchtliche Differenzen untereinander<br />
und zur Weltzeit aufweisen; die Systemzeiten laufen<br />
durch manuelles Nachstellen zudem auch ungleichmäßig.<br />
Systemzeitdifferenzen und falsche Systemzeiten innerhalb einer<br />
Gruppe von Rechnern und aktiven Komponenten bereiten<br />
große Probleme, beispielsweise bei Authentifizierungsverfahren<br />
(z.B. Kerberos), bei verteilten Dateisystemen (z.B. NFS<br />
oder AFS), bei der Verfolgung von Ereignissen über mehrere<br />
Abb. 2: Anzeige des Stratum-1 Servers der FH Mainz. Genauigkeit<br />
im Moment der Aufnahme: 12µµs [microsekunden]<br />
Komponenten und Rechner oder bei der automatischen Steuerung<br />
von Arbeitsschritten (z.B. make).<br />
Um die Uhren von Rechnern über lokale Netzwerke und das<br />
Internet zu synchronisieren und möglichst nah an die Weltzeit<br />
(UTC, Coordinated Universal Time) zu bringen, wurde das<br />
Network Time Protokoll (NTP) entwickelt. Die Umsetzung, beispielsweise<br />
auf mitteleuropäische Sommerzeit, erfolgt durch<br />
die im Betriebssystem eingestellte Zeitzone.<br />
Das NTP legt eine Hierarchie von Zeitservern fest. Die höchste<br />
Hierarchiestufe bilden sogenannte Stratum-1 Server, die ihre<br />
Zeit von einer Atom- oder Funkuhr beziehen. Server, die ihre<br />
Zeit mit einem Stratum-1-Server synchronisieren, bilden die<br />
nächste Stufe und werden als Stratum-2 bezeichnet usw. Zur<br />
Synchronisation eines Zeitservers werden in der Regel mehrere<br />
Server mit niedrigerem Stratum angegeben. Bei der Stratum-2<br />
Gruppe der FH Mainz erfolgt zusätzlich ein bidirektionaler<br />
Abgleich untereinander. Dabei werden Signallaufzeiten, Bearbeitungszeiten<br />
und systematische Abweichungen der lokalen<br />
Rechneruhren berücksichtigt, so dass die Abweichungen von<br />
der UTC sehr klein sind und auch bei Ausfall der Synchronisation<br />
über längere Zeit klein gehalten werden können.<br />
Satelliten als Zeitquelle<br />
Nachdem das ZIK fast 10 Jahre die Zeitserver-Gruppe mit<br />
externen Stratum-1 und Stratum-2 Servern synchronisiert hat,<br />
entschied sich das ZIK für den Betrieb eines eigenen Stratum-1<br />
Servers, was eine Reihe von Vorteilen bringt:<br />
• Die verbesserten Möglichkeiten der Systemüberwachung<br />
und der automatischen Benachrichtigung der Administratoren.<br />
• Deutlich zuverlässigere, sicherere und vertrauenswürdigere,<br />
da signierte Zeittelegramme (selbst die Physikalisch-Technische<br />
Bundesanstalt garantiert nicht den Betrieb ihrer Zeitserver).<br />
• Bessere Ermittlung und Kompensation der Laufzeiten von<br />
Datenpaketen.<br />
• Ausschluss signifikanter Störungen durch <strong>Dr</strong>itte.<br />
Diese und weitere Argumente führten zur Beschaffung eines<br />
eigenen Zeitservers im Herbst 2006, denn die genaue Zeit im<br />
2 FH Mainz Forum /2007
Abb. 3: Der Zeitserverdienst an der FH Mainz<br />
Netzwerk spielt eine wesentliche Rolle für den reibungslosen<br />
Betrieb. Dabei hat sich das ZIK für ein professionelles Produkt<br />
der Firma Meinberg entschieden, da es nicht nur alle aktuellen<br />
Standards unterstützt, sondern auch neue Features und Funktionen<br />
bietet, z.B. der sehr gute IPv6-Support.<br />
Der von der FH Mainz eingesetzte Stratum-1 Server synchronisiert<br />
seine Zeit mit Hilfe von GPS-Satelliten. Jeder GPS-Satellit<br />
führt Rubidium-Atomuhren mit sich. Das Global Positioning<br />
System (GPS) ist ein satellitengestütztes System zur Radioortung,<br />
Navigation und Zeitübertragung, welches vom Verteidigungsministerium<br />
der USA installiert wurde. Die aktuelle GPS-<br />
Systemzeit weicht um etliche Sekunden von der UTC-Zeit ab,<br />
da mehrfach Schaltsekunden eingefügt wurden, um die UTC-<br />
Zeit der Änderung der Erddrehung anzupassen. Die Anzahl der<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Forum<br />
Schaltsekunden ist jedoch im Datenstrom der Satelliten enthalten,<br />
so dass der Empfänger intern synchron zur internationalen<br />
Zeitskala UTC laufen kann. Die Nutzung von GPS-Satelliten als<br />
Zeitquelle liefert eine mehr als drei mal präzisere Zeit, als dies<br />
bei einem Funkempfänger (DCF77) möglich wäre.<br />
Das ZIK bietet allen Nutzern innerhalb der FH Mainz die<br />
Möglichkeit, ihre Rechner mit einem der Zeitserver der FH zu<br />
synchronisieren. Dies wären beispielsweise<br />
• ntps1-0.fh-mainz.de (der neue Stratum-1 Server) oder<br />
• ntps2-0.fh-mainz.de (der erste Server aus der Stratum-2<br />
Gruppe).<br />
Um die Belastung von Stratum-1 Servern so gering wie möglich<br />
zu halten, wird deren direkte Nutzung durch Rechner im<br />
Internet nicht gerne gesehen. Innerhalb der FH Mainz ist die<br />
Nutzung des eigenen Stratum-1 Servers erlaubt.<br />
MacOS X, Linux, UNIX oder *BSD Betriebssysteme werden<br />
mit einem vollwertigen NTP-Client ausgeliefert. Unter MacOS<br />
X können Nutzer bei Systemeinstellungen unter „Datum &<br />
Uhrzeit“ einen der Zeitserver der FH eintragen.<br />
Windows XP setzt eine vereinfachte Form des NTP-Protokolls<br />
ein (kein vorsichtiges Nachführen der Systemuhr, Vernachlässigung<br />
von <strong>Dr</strong>iftwerten, etc). Es besteht die Möglichkeit, in der<br />
Systemsteuerung unter „Datum und Uhrzeit“ in der Karteikarte<br />
„Internetzeit“ einen der Zeitserver der FH einzutragen, um<br />
die Rechneruhr automatisch zu stellen. Bei Windows-Netzen<br />
genügt es, die Systemzeit des Servers zu synchronisieren. Zur<br />
Synchronisation der Clients kommen herstellerspezifische Protokolle<br />
zum Einsatz.<br />
Rechner außerhalb der Hochschule sollten mit öffentlichen<br />
Stratum-2 bzw. Stratum-3 Servern synchronisiert werden. Eine<br />
Liste öffentlicher Zeitserver befindet sich auf der Seite http://<br />
ntp.isc.org/bin/view/Servers/WebHome im Internet. Empfehlenswert<br />
ist die Nutzung von de.pool.ntp.org als Zeitserver im<br />
heimischen Umfeld.<br />
Der Zeitserverdienst, wie viele andere<br />
Dienste auch, die die meisten Nutzer<br />
wahrscheinlich noch nie wahrgenommen<br />
haben, ist für viele lediglich ein<br />
„nice to have“; für den Betrieb der Infrastruktur<br />
der FH aber wichtig. Bei Fragen<br />
und Anregungen stehen wir jederzeit<br />
zur Verfügung: timekeeper@fh-mainz.<br />
de.<br />
Abb. 4: Permanent wird die Genauigkeit<br />
der Zeitserver – hier des Stratum-1 Servers<br />
– überwacht
Eine Foto- und Zeichenexkursion<br />
in die Lagunenstadt<br />
Venedig im November. Keine ideale Jahreszeit<br />
für eine Exkursion für Zeichner<br />
und Fotografen. Das wussten die 30 Teilnehmer,<br />
die sich am 22. November in<br />
Köln/Bonn ins Flugzeug setzten. Und so<br />
kam es auch. Es hat geregnet. Hochwasser<br />
– Acqua Alta – überspülte die Piazza<br />
San Marco. Kalte Feuchtigkeit kroch<br />
durch die Kleider. An einem einzigen<br />
Tag dieser Woche schien die Sonne und<br />
wärmte die Finger am Auslöser und Zeichenstift.<br />
Hat uns das den Spaß an dieser Exkursion<br />
verdorben? Nein! Im Gegenteil! Wir haben<br />
uns nicht im Hotel verkrochen. Noch<br />
am Abend der Ankunft gab es den ersten<br />
Rundgang. Bis in die späte Nacht. Das<br />
nahm uns das Gefühl, Touristen zu sein.<br />
Es dauerte eine Weile bis wir realisieren,<br />
was diese Stadt so besonders macht.<br />
Keine Autos! Man muss es mal gehört<br />
haben! Spät noch das Tuckern eines Vaporettos<br />
und das gluckernde Wasser an<br />
den Fondamentos. Was wir sahen, ist<br />
eine Kulisse. Nicht die eines Theaters.<br />
Die bröckelnden Fassaden sind echt. Hinter<br />
spärlich beleuchteten Fenstern flimmern<br />
Fernseher. Nicht die schlechteste<br />
Zeit für die „Digis“, welche die Nacht zum<br />
Tag machen.<br />
Sehr früh zogen wir am anderen Morgen<br />
wieder los. Piazzo San Marco mit anderen<br />
als touristischen Augen sehen, haben<br />
wir uns als Aufgabe ausgedacht. Zeit der<br />
Forum<br />
Venedig im<br />
1<br />
FH Mainz Forum /2007
November<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Forum
aus den Fachbereichen<br />
2<br />
3<br />
4<br />
„Analogen“. Der <strong>Prof</strong>is und derjenigen,<br />
die es werden wollen. Verschnürt mit<br />
Auslöser und behängt mit schwerem Gerät.<br />
Jetzt konnte man zuschauen, wie der<br />
Fotoprofessor zu seinen Bildern kommt.<br />
Wie er seine Opfer ausguckt. Sich ihnen<br />
in den Weg stellt. Bevor sie realisieren,<br />
was mit ihnen geschieht, war er mit Unschuldsmiene<br />
ganz woanders. Die Zeichner<br />
hatten es schwerer. Die Sitzplätze<br />
waren verdammt kalt!<br />
Um 19 Uhr Verabredung im Quartier.<br />
Im Restaurant stand schon eine Dialeinwand.<br />
Flugs wurden die digitalen Fotos<br />
am Rechner bearbeitet und mit dem Beamer<br />
projiziert. Die „Analogen“ und deren<br />
Ausbeute mussten warten. Anhand der<br />
Bilder entzündete sich ein leidenschaftlich<br />
geführter Disput über Realitätsebenen,<br />
Bildgestaltung, Be- und Ausschnitt.<br />
Die Studierenden spitzten die Ohren, als<br />
zwischen den „Begleitpersonen“ die Argumente<br />
hin- und herflogen. Diese wiederum<br />
sind von einer Reihe von Aufnahmen<br />
ihrer „Schüler“ geradezu begeistert.<br />
Erstaunlich war auch, was Zeichnerinnen<br />
und Zeichner auf den Tisch legten. Staunen,<br />
Lob, Ermunterung, kritische Anmerkungen<br />
eingeschlossen, bestimmten auch<br />
hier die Diskussionen.<br />
Dann ging es noch einmal hinaus. Wieder<br />
ins nächtliche Venedig. Hinüber in das nahe<br />
gelegene Ghetto in Canareggio. Noch<br />
einmal zum Herz der Stadt? Zum Markusplatz?<br />
Schauen, wie es nachts schlägt?<br />
Den direkten Weg über Rialto oder stillen<br />
Kanälen entlang folgend? Zum Frühstück<br />
kamen anderntags ganz Unverzagte dick<br />
vermummt und begeistert von einer Fototour<br />
durch das aufwachende Venedig.<br />
Dann hörte man von den Vorhaben des<br />
Tages. Eine Dokumentation über die Feuerwehr<br />
auf Wasserstraßen war geplant.<br />
Ein Student besorgte sich die Adressen<br />
aller Gondelbauer. Studentinnen erzählten<br />
von berührenden Begegnungen mit<br />
Venezianern, die sie fotografieren durften<br />
und die sie zu einem Tässchen Café nach<br />
Hause einluden. Eine Gruppe besuchte<br />
die Friedhofsinsel San Michele. Ein paar<br />
Zeichner entdeckten an den Fondamenta<br />
Nuove ein <strong>Dr</strong>uckgrafisches Zentrum und<br />
ließen sich eine neuartige <strong>Dr</strong>ucktechnik<br />
FH Mainz Forum /2007
FH Mainz Forum /2007<br />
aus den Fachbereichen<br />
Bilder:<br />
1 Jan Lamboy<br />
2 Raimund Frey<br />
3 Melanie Bauer<br />
4 Stefan Enders<br />
5<br />
5 Judith Wallerius<br />
6 Friedel Jörger<br />
7 Mathias Kohl<br />
8 Kerstin Schimandl<br />
9 Wioleta Salo<br />
7
6<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
7
FH Mainz Forum /2007<br />
aus den Fachbereichen<br />
9<br />
8<br />
erläutern. Später skizzierten dieselben<br />
frierend den Innenhof des Ospedale Civile,<br />
weil’s draußen regnete. Natürlich<br />
war das Peggy Guggenheim Museum<br />
auf Dorsoduro, direkt am Canale Grande<br />
gelegen, ein „Muss“. Staunend standen<br />
wir vor weltberühmten Bildern von Max<br />
Ernst, Dali, Duchamp und vor Plastiken<br />
von Giacometti. Wieder draußen, mussten<br />
wir nur der Spur der kleinen Galerien<br />
folgen, und nach ein paar Ecken und Brücken<br />
fand sich die Galleria dell’Academia,<br />
der leicht verstaubte Hort venezianischer<br />
Malerei. Der fein herausgeputzte Palazzo<br />
Grassi auf der anderen Seite des Canale<br />
Grande zeigte den absoluten Kontrast.<br />
Hier werden die allerneuesten Kunstströmungen<br />
zelebriert.<br />
Vier volle Tage standen für diese Foto-<br />
und Zeichen-Exkursion zur Verfügung.<br />
Nicht sehr viel Zeit, um der glanzvollen<br />
Geschichte, der Kunst und dem Alltag Venedigs<br />
wirklich gerecht zu werden. Trotzdem:<br />
Die Ausbeute dieser Exkursion kann<br />
sich sehen lassen. Es sind nicht nur die<br />
vielen wunderbaren Fotos und die Zeichnungen,<br />
die wir mitnehmen konnten. Was<br />
bleibt, sind auch wertvolle Erfahrungen<br />
einer gemeinsamen Unternehmung, gesammelt<br />
außerhalb des Hochschul-Alltags,<br />
an einem Ort, dessen Besonderheit<br />
erst ins Bewusstsein rückt, wenn man<br />
wieder den Boden einer „normalen“ Stadt<br />
betritt. Albrecht Rissler<br />
9
aus den Fachbereichen<br />
Schwärme, Netze, Ströme!<br />
Mit ihrer Diplomarbeit zur kartographische Alltagsvermaßung wurde die Kommunikationsdesignerin Eva Klose<br />
vom Art Directors Club Deutschland als »Talent des Jahres« ausgezeichnet und zu den Clio Awards nach Miami<br />
eingeladen. Die Arbeit wurde von <strong>Prof</strong>. Johannes Bergerhausen betreut.<br />
von Eva Klose<br />
Abb. 1 – Kartencover: „Intelligenter Schwarm“, „Algorithmischer Strom“, „Zentrische Ballung“<br />
und „Logistisches Netz“: Auf vier Landkarten wird die Welt verdichtet (gefaltet 11 x 25 cm).<br />
„Verdichtungen“ im Alltag – wir sind<br />
ein Teil davon<br />
Warum ist die Geschichte von alice im<br />
Wunderland genauso choreographiert<br />
wie die beisetzung Papst Johannes<br />
Paul ii.? Warum verlaufen alle telefonate<br />
in Form einer typischen ameisenstraße<br />
um die erde und was hat das<br />
online auktionshaus ebay mit einem<br />
Fischschwarm gemein?<br />
die letzte Frage beantwortet uns der<br />
amerikanische trendforscher und<br />
Kommunikationstheoretiker howard<br />
rheingold. in seinem aktuellen buch<br />
„smart mobs – the next social revolution“<br />
veranschaulicht er mit dem bild<br />
des Fischschwarms, wie Gruppenbildung<br />
in der modernen Gesellschaft mit<br />
hilfe von handys und internet funktioniert.<br />
so wie sich schwarmfische um<br />
einige wenige anführer formieren, die<br />
sie zum nächsten Futterplatz führen,<br />
scharen sich ebayer im internet um<br />
anbieter der begehrten alten radios<br />
oder teekannen. es entsteht ein „smart<br />
mob“ – ein „intelligenter schwarm“.<br />
Permanente, direkte Kommunikation<br />
untereinander und eine fehlende hierarchische<br />
struktur sind dabei die Geheimrezepte<br />
für ein schnelles, flexibles<br />
und zielgerichtetes handeln, von dem<br />
jeder einzelne profitiert.<br />
die idee zu dem Projekt: „schwärme,<br />
netze, ströme – eine kartographische<br />
alltagsvermaßung“ entstand aus dem<br />
interesse für die unerwartete Gegenüberstellung<br />
von Funktionsprinzipien<br />
an sich getrennter und unterschiedlicher<br />
lebensbereiche. inspiriert von rheingolds<br />
ideen, begab ich mich auf die suche<br />
nach weiteren „Verdichtungen“ in<br />
unserem alltag. und siehe da: ob menschen,<br />
bakterien oder telefonleitungen<br />
– sobald sie aufeinandertreffen, sich also<br />
verdichten, finden sie stets zu einer der<br />
typischen strukturen von netz, strom,<br />
schwarm oder ballung zusammen.<br />
Zufall oder systematik? einen möglichen<br />
erklärungsansatz bieten strukturforscher<br />
auf dem Forschungsfeld der<br />
„selbstorganisation“. demzufolge ist es<br />
möglich, dass abgeschlossene systeme<br />
allein aus der interaktion zwischen<br />
einzelteilchen und ohne Zutun von außen<br />
entstehen. millionen nervenfasern<br />
verknüpfen sich zum beispiel nach<br />
der Geburt wie von selbst durch reize<br />
zu vernetzten Gehirnstrukturen. ohne<br />
externe organisation finden einzelne<br />
ameisen entlang von Pheromonspuren,<br />
die den kürzesten Weg zur Futterquelle<br />
markieren, zu ameisenstraßen zusammen.<br />
und bereits kleine manöver wie<br />
ein überraschender spurwechsel oder<br />
plötzliches bremsen auf der autobahn<br />
lassen massen von audis, minis und<br />
lKWs den allseits bekannten Verkehrsstau<br />
aus dem nichts bilden.<br />
doch wie sehen diese Formen und<br />
strukturen von außen betrachtet eigentlich<br />
aus, wo kommen sie vor und<br />
wann sind wir ein teil davon?<br />
Genau genommen befinden wir uns<br />
ständig in irgendeiner Verdichtung<br />
oder einem Gruppierungssystem. Jede<br />
stadt ist ein ballungsraum. Verlassen<br />
wir den ballungsraum, treten wir in ein<br />
netzwerk aus straßen oder schienen<br />
ein. Verlassen wir dieses, formieren<br />
wir uns mit anderen Gleichgesinnten<br />
zu einem schwarm. manchmal gibt<br />
es auch netzwerke im schwarm oder<br />
ballungsräume um netzwerke.<br />
angesichts einer derart verschachtelten<br />
Verdichtungs- und raumsituation lag<br />
es nahe, das thema kartographisch<br />
umzusetzen. ich erstellte Pläne in<br />
Form von gängigen, transportablen<br />
Faltkarten. mit solchen Karten in der<br />
tasche kann der betrachter jederzeit<br />
aus dem durcheinander und der enge<br />
der Verdichtung heraustreten und den<br />
Überblick über seinen standort und<br />
den Gesamtkontext wiedergewinnen.<br />
die vier entstandenen Karten behandeln<br />
die Verdichtungstypen: „intelligenter<br />
schwarm“, „algorithmischer<br />
strom“, „Zentrische ballung“ und<br />
„logistisches netz“. auf jeder der<br />
Karten überlagern sich drei visuell<br />
ähnlich funktionierende Phänomene<br />
aus unterschiedlichen Wissens- und<br />
alltagsbereichen. auf der, hier im detail<br />
dargestellten, netzkarte (s. abb.2)<br />
20 FH Mainz Forum /2007
treffen ein Plan der londoner u-bahn,<br />
ein Gefüge aus Gehirnsynapsen und<br />
eine computergenerierte beziehungsdarstellung<br />
der Website Wikipedia aufeinander.<br />
Gemeinsamkeiten von Dusch-<br />
abflüssen und Tornados<br />
Gemeinsamkeiten in der Form stehen<br />
hierbei im mittelpunkt der darstellung<br />
– die maßstäbe wurden zugunsten<br />
dieses Kriteriums angeglichen.<br />
schnittmengenartig kristallisiert sich<br />
in der Fernwirkung auf jeder der Karten<br />
deutlich eine der Grundformen<br />
heraus: schwarm, strom, ballung oder<br />
netz. es entstehen erkennbare Verdichtungstypen.<br />
damit jede schicht nun nicht nur als teil<br />
der Gesamtform, sondern auch als separate<br />
schilderung noch lesbar ist, wird<br />
jedes motiv grafisch anders gewichtet:<br />
durch die unterschiedliche Kombination<br />
von Farbflächen, typographie und<br />
handgezeichneten wie computererstellten<br />
rastern ergibt sich die Präsenz der<br />
einzelnen ebenen in abhängigkeit zur<br />
entfernung des betrachters zur Karte:<br />
die gewohnte leseweise einer landkarte<br />
bleibt erhalten.<br />
im Fall der Karte „Zentrische ballung“<br />
ist von Weitem statt der umrisse von<br />
Kontinenten die typologie „ballung“<br />
sichtbar. beim näherkommen fallen<br />
schließlich, wo man auf einer Weltkarte<br />
vielleicht ländernamen erwarten<br />
würde, die einzelnen bestandteile<br />
der ballung ins auge– die Geschichte<br />
„alice im Wunderland“, eine nachstellung<br />
der Papstbeerdigung mit allen<br />
beteiligten und ein tornado. und wo<br />
man in lesenähe schließlich bei einer<br />
gängigen Karte die namen von Flüssen<br />
und städten erwarten würde, wird<br />
der betrachter mit abstrakten Wortfetzen<br />
und Piktogrammen konfrontiert.<br />
Abb. 3 – Schwarmkarte: Fischschwärme<br />
kennt jeder. Karte 1, „Intelligenter<br />
Schwarm“, zeigt, dass Intelligente Amöben<br />
und Menschen, die im Pulk über eine grüne<br />
Ampel gehen, den selben Funktionsprinzipien<br />
folgen.<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
aus den Fachbereichen<br />
Abb. 2 – Netzkarte – Detail: Londoner U-Bahn trifft auf Gehirnsynapsen und Wikipedia.<br />
Zusammen verdichten sie sich auf Karte 4 zu einem „Logistischen Netz“ (1m x 1,53m).<br />
bei deren entschlüsselung helfen die<br />
zweispaltigen legenden im rechten<br />
teil jeder Karte. die linke spalte erläutert<br />
mit ihren farbigen abbildungen<br />
und texten in knapper Kartenmanier<br />
die einzelnen Phänomene des hauptbildes.<br />
die rechte spalte führt die<br />
themen über ihre bloße beschreibung<br />
hinaus, lässt um die ecke denken,<br />
schlägt die brücke zum alltag, oder<br />
regt einfach zu eigenen Überlegungen<br />
an. hier wird das einzelne Gehirn zum<br />
Global brain erweitert, die hysterisch<br />
besprochene moma-schlange auf einen<br />
gewöhnlichen stau reduziert oder<br />
die Gemeinsamkeiten von duschabflüssen<br />
und tornados erläutert.<br />
doch damit nicht genug. um zusätzlich<br />
die bezüge der einzelnen Verdichtungen<br />
über die Kartengrenzen hinaus<br />
sichbar zu machen, sind inhaltlich verbundene<br />
artikel durch icons verlinkt.<br />
sie leiten den leser eines artikels der<br />
netzkarte zu einem verwandten inhalt<br />
auf der Karte „intelligenter schwarm“<br />
und verweisen von dort wieder zurück<br />
zur Karte „Zentrische ballung“. so entsteht<br />
ein vernetztes system an Verdichtungen,<br />
das den betrachter anregt, die<br />
gegebenen wissenschaftlichen inhalte<br />
und beobachtungen im alltag selbst<br />
fortzuführen. durch den Filter der typologien<br />
kann sich jeder nun selbst auf<br />
die suche nach weiteren schwärmenden,<br />
geballten, vernetzten oder strömenden<br />
Verdichtungen begeben.<br />
die Karte gibt somit einerseits impulse<br />
und dient dabei gleichzeitig als<br />
register, in das der benutzer seine<br />
eigene Position, sowie beobachtungen<br />
und erfahrungen einordnen kann – um<br />
sich so einen besseren Überblick über<br />
die Welt zu verschaffen.<br />
2
Früh übt sich ... | Studierende des Lehrgebietes Illustration<br />
berichten von der Zusammenarbeit mit Verlagen<br />
An allen Hochschulen in der Bundesrepublik ist die Ausbildung von Illustratorinnen und Illustratoren mit unterschiedlicher<br />
Gewichtung Teil der Studiengänge Design, Gestaltung oder Kommunikationsdesign. Während die<br />
überwiegende Zahl der Absolventen ihre berufliche Laufbahn als Angestellte in Agenturen, Designstudios u.ä.<br />
beginnen, müssen sich Illustratoren auf eine selbständige Tätigkeit einstellen. Sie können nicht damit rechnen,<br />
dass vom ersten Monat an ein regelmäßiges Gehalt den Lebensunterhalt finanziert. Mit Aufträgen von Zeitschriften,<br />
Zeitungen oder von Werbeagenturen sind zwar rasch Einnahmen zu erzielen. Da aber das illustrierte<br />
Buch bei weitem das beliebteste Medium ist, für das die jungen Illustratoren arbeiten möchten, müssen sie lange<br />
Produktionszeiten und damit zeitverzögerte Einnahmequellen einkalkulieren. Die Suche nach Auftraggebern<br />
erst nach dem Abschluss des Studiums zu beginnen, gestaltet sich in aller Regel äußerst schwierig.<br />
Aus diesem Grund muss eine verantwortliche Lehre die später freischaffenden Illustratoren schon während des<br />
Studiums mit Verlagen in Kontakt bringen. Dies geschieht durch praxisnahe Projekte in Zusammenarbeit mit<br />
den späteren Auftraggebern. Damit verbunden ist die Chance, dass schon während der Ausbildung illustrierte<br />
Bücher veröffentlicht werden können. Gelingt dies und ist einmal ein Buch in einigen tausend Exemplaren in den<br />
Buchhandlungen präsent, ist der berufliche Einstieg um ein Vielfaches erleichtert.<br />
Dass dieses seit nahezu 20 Jahren praktizierte Konzept an der Fachhochschule Mainz aufgegangen ist, zeigen<br />
die große Zahl der veröffentlichten, zum Teil mit renommierten Preisen ausgezeichneten Semesterprojekte, Vordiplom-<br />
und Diplomarbeiten, aber auch die beruflichen Erfolge der hier ausgebildeten Absolventen.<br />
Wie diese Zusammenarbeit mit den Verlagen entstanden ist und wie sie funktioniert, berichten einige der jungen<br />
Illustratorinnen und Illustratoren hier selbst.<br />
Man sollte genau wissen, warum und was genau man erzählen möchte<br />
sommersemester 2004. mein Vor-<br />
diplom steht an. ich liebäugele noch<br />
mit texten von Friedrich dürrenmatt.<br />
<strong>Prof</strong>essor rissler bietet ein gemeinsames<br />
illustrationsprojekt mit dem<br />
insel Verlag an. chassidische erzählungen<br />
von martin buber sollen im<br />
Kurs illustriert werden. Warum mache<br />
ich nicht einfach dieses Projekt zum<br />
Gegenstand meines Vordiploms, wenn<br />
die texte mir zusagen? eine Zusammenarbeit<br />
mit einem derart renommierten<br />
Verlag ist im studium nicht<br />
unbedingt eine selbstverständlichkeit,<br />
sondern eine wunderbare Gelegenheit<br />
und bereicherung.<br />
im einleitenden Gespräch berichtete<br />
der herstellungsleiter des suhrkamp<br />
Verlages, Werner Zegarzewski, über<br />
die Verlagsgeschichte, zeigte illustrierte<br />
ausgaben der insel-bücherei und<br />
stellte sich den Fragen der studenten.<br />
aus den Fachbereichen<br />
bei zwei weiteren Zusammenkünften<br />
mit ihm gab es die Gelegenheit, unsere<br />
entwürfe vorzustellen und die arbeitsprozesse<br />
zu erläutern. bei der abschließenden<br />
Präsentation im Verlagshaus in<br />
Frankfurt konnten die fertigen buchentwürfe<br />
einschließlich der originalillustrationen<br />
vorgelegt werden.<br />
die bandbreite der studentischen arbeiten,<br />
deren unterschiedliche bildsprache<br />
und die Vielfalt der illustrativen<br />
techniken für ein und denselben<br />
text hat die Verlagsleitung sehr beeindruckt.<br />
die entscheidung ist ihnen so<br />
schwer gefallen, dass sie zwei entwürfe<br />
ausgewählt haben.<br />
die Veröffentlichung der buchentwürfe<br />
mit meinen acrylbildern und<br />
mit den schabetechnik-arbeiten von<br />
mandy schlundt in einer doppelausgabe<br />
der insel-bücherei war natürlich<br />
wunderbar! richtig fassen konnte ich<br />
es erst, als ich das fertige buch im<br />
august 2006 in den händen hielt. ein<br />
schönes Gefühl!<br />
der angenehme umgang und die absolute<br />
Zuverlässigkeit, sowie das mitspracherecht<br />
beim layout haben den<br />
Produktionsablauf für mich zu einer<br />
besonders positiven ersten erfahrung<br />
mit einem Verlag gemacht.<br />
im Winter 2006 verbrachte ich ein<br />
auslandssemester in brüssel. die dortige<br />
Partnerschule hat wie die Fachhochschule<br />
in mainz einen guten ruf<br />
auf dem Feld der illustration. dieses<br />
lehrgebiet mit dem schwerpunkt<br />
bilderbuch betreut dort <strong>Prof</strong>. anne<br />
Quévy.<br />
mein Vorhaben, mich in illustrationen<br />
für Kinder zu versuchen, hat mir die<br />
ersten grauen haare beschert. es reicht<br />
offenbar nicht, etwas nur zu wollen.<br />
22 FH Mainz Forum /2007
man sollte genau wissen, warum und<br />
was genau man erzählen möchte, was<br />
daran am meisten interessiert und natürlich,<br />
wem man es nahe bringen will.<br />
Gerade in der übelsten Phase rief mich<br />
<strong>Prof</strong>. rissler in brüssel an. er teilte<br />
mir mit, dass die Jury der stiftung<br />
buchkunst den von mir illustrierten<br />
insel-bücherei-band zu einem der 50<br />
schönsten deutschen bücher 2006 gewählt<br />
und mit einer anerkennung bedacht<br />
hat. Überflüssig zu sagen, dass<br />
dieser anruf im richtigen moment<br />
kam.<br />
Regina Gail<br />
<strong>Dr</strong>ucktermin in Hongkong<br />
„schaffen sie das, bis ihr baby da<br />
ist?“ „Ja, ich denke schon...“ so ging<br />
es los mit dem Projekt für mein erstes<br />
bilderbuch: <strong>Prof</strong>. albrecht rissler vermittelte<br />
mir einen text seines Verlegers<br />
michael neugebauer. eine Geschichte<br />
von einem mädchen, dessen oma und<br />
einem fröhlichen tanzfest – geschrieben<br />
vom erfolgreichen Kinderbuchautor<br />
Knister, dessen bücher in 35 sprachen<br />
übersetzt wurden. nachdem neugebauer<br />
meine arbeitsproben überzeugt hatten,<br />
fertigte ich ein storyboard an und<br />
entwarf die akteure der Geschichte.<br />
auch die fanden große Zustimmung. an<br />
den reinzeichnungen habe ich mir die<br />
Zähne ausgebissen. ich aquarellierte sie<br />
auf der basis grober Zeichnungen. der<br />
Verleger hatte noch Zweifel: „sind das<br />
schon die fertigen illustrationen? Kann<br />
es nicht noch mehr details geben?“<br />
und: „Warum versuchen sie nicht so<br />
locker zu zeichnen wie im storyboard?“<br />
im oktober fuhr ich zur buchmesse<br />
nach Frankfurt und brachte etliche neue<br />
reinzeichnungen mit. auch den autor<br />
Knister traf ich am stand von „minedition“.<br />
Von beginn an war auch er<br />
von meinem illustrationsstil sehr angetan.<br />
trotzdem musste ich wieder alles<br />
verwerfen. der Widerspruch zwischen<br />
flotten Zeichnungen und mehr details<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
aus den Fachbereichen<br />
Regina Gail: Illustrationen zu Martin Buber: Erzählungen von Engeln, Geistern und<br />
Dämonen. (Inselbücherei 2006)<br />
schien unlösbar zu sein. also fing ich<br />
zu hause noch einmal von vorne an,<br />
diesmal im mini-Format. alle Zeichnungen<br />
sind nun nicht breiter als 8 cm.<br />
anschließend habe ich sie eingescannt,<br />
stark vergrößert und mit Pastellkreiden<br />
koloriert. damit waren wir alle zufrieden.<br />
und es passte zur heiteren stimmung<br />
der Geschichte. die Kommunikation<br />
mit „minedition“ war oft schwierig,<br />
da der Verlag von michael neugebauer<br />
in honkong sitzt und er selbst ständig<br />
auf allen Kontinenten unterwegs ist.<br />
manchmal ergaben sich Zwangspausen,<br />
da ich auf antworten warten musste.<br />
durch die Zeitverschiebung zwischen<br />
hier und asien war auch das telefonieren<br />
sehr erschwert. dennoch verstanden<br />
wir uns sehr gut. ab einem gewissen<br />
Punkt konnte ich loslegen, ohne dass<br />
mir in jedes detail reingeredet wurde.<br />
die letzte fertige datei verschickte ich<br />
am 12. dezember 2006. Zwei tage vor<br />
dem drucktermin in hongkong und<br />
einen tag vor der Geburt meiner tochter<br />
emília. das buch „Ja, wenn das so<br />
ist...!“ erschien im Frühjahrsprogramm<br />
2007 im Verlag minedition – gleichzeitig<br />
auf deutsch und auf englisch.<br />
Mandy Schlundt<br />
Mandy Schlundt: Illustrationen zu Knister: »...ja, wenn das so ist!«.<br />
(Mine-Edition, Hongkong, kommt in mehreren Sprachen heraus)<br />
2
Ich konnte meine Leidenschaft zum Beruf machen<br />
als Junge habe ich mit großer hingabe<br />
autos und dinosaurier gezeichnet.<br />
dass ich als student daran anknüpfen<br />
kann, hätte ich mir nicht träumen lassen.<br />
letztes Jahr im märz kam durch <strong>Prof</strong>.<br />
rissler ein Kontakt zu einem großen<br />
Ein Aha-Erlebnis<br />
der schwierigste schritt bei der Gestaltung<br />
eines bilderbuches ist die<br />
Übertragung der skizzen in fertige<br />
illustrationen. oft ist es so, dass auf<br />
diesem Weg die Frische und spontaneität<br />
der noch nicht so ernst gemeinten<br />
entwürfe verloren gehen.<br />
Während des Projektes „animalisch“<br />
hatte ich diesbezüglich ein aha-erlebnis,<br />
das ich nicht vergessen werde. die<br />
skizzen und das storybord für meinen<br />
bilderbuchentwurf „henri“ lagen zur<br />
Korrektur schon vor und begeisterten<br />
Wolf Schröder: Henri. Text und Illustrationen. (Baumhaus Verlag)<br />
aus den Fachbereichen<br />
Verlag zustande, der illustratoren für<br />
eine umfangreiche neue sachbuchreihe<br />
für Kinder suchte. mein <strong>Prof</strong>essor<br />
hielt mich wohl für diese aufgabe<br />
geeignet und auch der Verlag war von<br />
meinen arbeitsproben so begeistert,<br />
<strong>Prof</strong>. rissler und die anderen studierenden<br />
des Kurses gleichermaßen.<br />
doch meine in vielen stunden gefertigten<br />
reinzeichnungen ließen keine<br />
begeisterung aufkommen. das war<br />
ziemlich frustrierend!<br />
stattdessen wurde ich von <strong>Prof</strong>. rissler<br />
gefragt, warum ich nicht mit den<br />
Zeichnungen des storybords gearbeitet<br />
hätte. es entwickelte sich eine lebhafte<br />
diskussion darüber, ob es möglich und<br />
wünschenswert sei, diese kleinen und<br />
meiner ansicht nach unfertigen skizzen<br />
dass ich mit Probeillustrationen für<br />
dieses Projekt beauftragt wurde.<br />
aus vertraglichen Gründen darf ich den<br />
namen dieses Verlages nicht nennen.<br />
Verraten kann ich aber, dass ich mich<br />
mit dem thema Feuerwehr zu beschäftigen<br />
hatte. in allen abteilungen<br />
im Verlag fanden meine arbeiten Zustimmung.<br />
in einem weiteren schritt<br />
wurde ich an der sehr aufwendigen<br />
entwicklung eines abbildungsstils für<br />
die gesamte sachbuchreihe beteiligt.<br />
die Zusammenarbeit funktionierte so<br />
gut, dass ich mit den illustrationen für<br />
den ersten band der sachbuchreihe<br />
beauftragt wurde und einen Vertrag<br />
bekam. ich war überglücklich.<br />
nachdem ich erfuhr, dass auch ein<br />
buch über dinosaurier geplant ist, bewarb<br />
ich mich natürlich sofort und<br />
Max Walther: Illustrationen zu Sachbüchern<br />
für Kinder für einen ungenannten Verlag.<br />
(Buchreihe, das erste erscheint im Herbst<br />
2007)<br />
als reinzeichnungen zu benutzen. ich<br />
war ziemlich skeptisch. um mich eines<br />
besseren zu belehren, wurde ich umgehend<br />
in den Kopierladen geschickt, um<br />
die kleinen skizzen auf originalformat<br />
des buches zu vergrößern. das ergebnis<br />
war verblüffend: die kleinen und<br />
unscheinbaren skizzen waren zu kräftigen,<br />
ausdrucksstarken Zeichnungen<br />
geworden. Zusammen mit einer lockeren<br />
Ölkreide-Kolorierung sind aus den<br />
skizzen wunderbare reinzeichnungen<br />
entstanden. alles Weitere ging sehr<br />
2 FH Mainz Forum /2007
ich bekam ohne größere schwierigkeiten<br />
den Zuschlag.<br />
eine anfrage nach einem dritten<br />
buch gibt es auch schon. eine längerfristige<br />
Zusammenarbeit mit<br />
dem Verlag zeichnet sich ab.<br />
ende des Jahres 2006 habe ich mich<br />
parallel zum studium selbständig<br />
gemacht. ab märz 2007 bezog ich<br />
einen kleinen zusätzlichen arbeitsraum<br />
und nun kann ich die restliche<br />
Zeit meines studiums mit der arbeit<br />
als illustrator finanzieren.<br />
so schließt sich der Kreis vom kleinen<br />
Jungen, der immer und überall<br />
gezeichnet hat, zum zukünftigen<br />
<strong>Prof</strong>i, der einen Weg gefunden hat,<br />
aus seiner leidenschaft einen beruf<br />
zu formen.<br />
Max Walther<br />
schnell: mein fertiger buchentwurf<br />
hat Gabi strobel, die Programmleiterin<br />
des baumhaus Verlages, sofort<br />
überzeugt. nachdem „henri“ auch<br />
bei der wichtigen Vertreterkonferenz<br />
des Verlages für begeisterung<br />
gesorgt hat, bekam ich die Zusage<br />
und kurz darauf meinen ersten Vertrag.<br />
Jetzt freue ich mich über meine<br />
erste Veröffentlichung und hoffe,<br />
dass „henri“ – das kleine nashorn<br />
viele Freunde findet. mittlerweile<br />
steht es schon in den regalen der<br />
buchhandlungen.<br />
und: die nächsten buchentwürfe<br />
liegen schon auf meinem Zeichentisch!<br />
Wolf Schröder<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
aus den Fachbereichen<br />
Ein fertiges, selbst illustriertes Buch in den Händen<br />
zu halten, entschädigt für manchen „Durchhänger“<br />
im Frühjahrsprogramm 2007 des<br />
baumhaus-Verlages erscheint ein von<br />
mir illustriertes bilderbuch mit dem<br />
titel „tom´s geheime monsterfotos“.<br />
der text stammt von der autorin cornelia<br />
neudert.<br />
und das kam so: seit dem 2. semester<br />
habe ich regelmäßig und aus eigenem<br />
interesse an den Kursen bei <strong>Prof</strong>. rissler<br />
teilgenommen. in einem illustrationsprojekt<br />
in Zusammenhang mit dem<br />
deutschen Farbenzentrum entstand<br />
meine erstes bilderbuch „Farbian“, in<br />
zwei unterschiedlichen Versionen. im<br />
sommersemester 2004, meinem 3.studiensemester,<br />
war wieder die illustration<br />
eines bilderbuches das thema:<br />
die Programmleiterin des baumhaus<br />
Verlages Gabi strobel legte einen<br />
text von Frau neudert mit dem titel<br />
„dinosaurierreime“ vor. am ende des<br />
semesters konnte ich einen illustrierten<br />
und gebundenen buchentwurf präsentieren,<br />
der bei Frau strobel auf<br />
eine sehr positive resonanz gestoßen<br />
ist. aufgrund einiger details wurde es<br />
nicht verlegt.<br />
ein Jahr später, im september 2005,<br />
bekam ich überraschend einen anruf<br />
von Frau strobel, mit der anfrage, ob<br />
ich zu einem neuen text der autorin<br />
cornelia neudert Probeillustrationen<br />
anfertigen möchte. der arbeitstitel lautete<br />
„tom fotografiert monster“, der<br />
aufgrund der Ähnlichkeit zu den vorangegangenen<br />
dinosauriern gut zu passen<br />
schien. ich illustrierte daraufhin zwei<br />
doppelseiten, die ich auf der buchmesse<br />
Gabi strobel und cornelia neudert<br />
zeigte. es hat dann noch einmal sechs<br />
monate gedauert bis ich tatsächlich den<br />
auftrag bekam, das buch zu illustrieren.<br />
da es schon zur buchmesse 2006 herauskommen<br />
sollte, blieb mir wenig Zeit<br />
für die realisierung. hinzu kam, dass<br />
ich zu diesem Zeitpunkt ein Praktikum<br />
in einem berliner trickfilmstudium absolvierte.<br />
Glück hatte ich, als das erscheinungsdatum<br />
auf das Frühjahr 2007<br />
verschoben wurde und ich etwas mehr<br />
Zeit für die endgültige umsetzung zur<br />
Verfügung hatte<br />
Was lernte ich daraus? Wichtig ist,<br />
nicht aufzugeben, „am ball zu bleiben“,<br />
die schwierige entscheidungsfindung<br />
in einem Verlag und den langen<br />
Produktionsprozess eines buches<br />
verstehen lernen. am ende ein fertiges,<br />
selbst illustriertes buch in den händen<br />
zu halten, entschädigt für manchen<br />
„durchhänger“.<br />
Florian Schmitt<br />
Florian Schmitt: Illustration zu Cornelia Neudert: Toms geheime Monsterfotos (Baumhaus Verlag)<br />
2
2<br />
Das Bühnenbild – Innenarchitektur pur | Zwei Diplomarbeiten<br />
zu Botho Strauß’ Stück „Groß und klein“<br />
von <strong>Gerhard</strong> Meerwein<br />
obwohl bühnenbildentwürfe nur im<br />
rahmen eines Wahlfaches angeboten<br />
werden, gibt es eine konstante nachfrage<br />
nach diesem spezialgebiet der<br />
innenarchitektur. immer wieder werden<br />
auf diesem Feld vor allem auch diplomarbeiten<br />
angefertigt. im bühnenbild<br />
kommen die meisten der detailthemen<br />
der innenarchitektur vor: „bauen im<br />
bestand“, akustik, licht, Konstruktion,<br />
Farbgestaltung, materialgestaltung,<br />
image und die psychologische Wirkung<br />
des raumes.<br />
im Wintersemester 2006/07 wurde<br />
als diplomarbeitsthema ein text von<br />
botho strauß aus dem Jahr 1978 bearbeitet:<br />
„Groß und klein“. das stück ist<br />
eine Parabel der heutigen Gesellschaft<br />
in ihrer isolation und beziehungslosig-<br />
aus den Fachbereichen<br />
Eindrucksvolle Räume für die Heimatlosigkeit einer Figur: die Treppe als Un-Ort, der selbst<br />
kein Raum ist ...<br />
keit. die bühne verbindet sprache und<br />
eine abstrakte räumliche realität, die<br />
elementare visuelle Komponenten zur<br />
Verfügung stellt. Kathrin Krause und<br />
eva Pöpsel legten jeweils ganz eigenständige<br />
interpretationen vor.<br />
Kathrin Krause thematisiert das stück<br />
„... als suchen nach halt, nach einem<br />
ort und zum bleiben. lotte, die hauptperson,<br />
ist immer auf der suche nach<br />
Geborgenheit und ‚aufgehobensein’.<br />
bei keinem ihrer Versuche, anderen<br />
menschen nahe zu kommen, gelingt<br />
es ihr, die distanz zu überwinden und<br />
einen ort für sich zu finden“.<br />
Kathrin Krause verwendet das bild von<br />
Pop-up Karten für ihre idee und definiert<br />
die treppe als einen un-ort, die<br />
... und ein Steg für die Stationen von Lottes Suche nach Kommunikation<br />
Verbindung von räumen, aber selbst<br />
kein raum ist. auf ihr spielt sich lottes<br />
suche ab, bis auch diese illusion „zusammenklappt“.<br />
Eva Pöpsel definiert den text wie folgt:<br />
„Groß und klein“ fängt szenen einer<br />
jungen Frau ein, die auf der suche nach<br />
menschlichkeit, nähe und Kommunikation<br />
ist. ihre bemühung nach ein<br />
bißchen Glück ist das zentrale thema<br />
des theaterstücks, das leere, sprachlosigkeit<br />
und missverständnisse unter den<br />
menschen schildert. lotte ist einsam<br />
und isoliert, aber freundlich, hilfsbereit<br />
und anpassungswillig. die menschen,<br />
denen sie begegnet, scheinen glücklich<br />
zu sein bis sie sich ebenfalls als vereinsamt<br />
und sprachlos zu erkennen geben.<br />
die dramatische steigerung von lottes<br />
suche endet schließlich in verzweifelter<br />
ausweglosigkeit.<br />
eva Pöpsel entwirft einen bühnenraum,<br />
in dem an einem langen steg die verschiedenen<br />
stationen von lottes suche<br />
nach Kommunikation sich kontinuierlich<br />
aus der bühnentiefe mit begleitenden<br />
raumstrukturen in den Vordergrund<br />
schieben. lotte steht zuletzt fast<br />
im Zuschauerraum, der raum hinter ihr<br />
ist eng, sie in die enge getrieben.<br />
beide entwürfe zeichnen sich durch<br />
starke, eindrucksvolle bilder und räume<br />
aus, die jeweils auf ihre Weise<br />
die dramatische intension von botho<br />
strauß steigern. bühnenbild wird so<br />
zum teil der inszenierung und mit<br />
der sprache, licht, Farbe, material<br />
und raum zum Gesamtkunstwerk. Vor<br />
allem im fragmentarischen und autonomen<br />
anspruch der bühnenarchitektur<br />
liegt ihr ergänzender beitrag.<br />
das thema szenographie und bühnenbild<br />
soll im masterstudiengang „Produktraum“<br />
des studiengangs innenarchitektur<br />
deutlich ausgebaut werden<br />
und als Vertiefung wählbar sein.<br />
FH Mainz Forum /2007
FH Mainz Forum /2007<br />
aus den Fachbereichen<br />
„Gipfelstürmer“ | Diplomarbeit von Eva Baumgartner<br />
Wollte man früher in den dolomiten<br />
bestehen, war es unausweichlich, sich<br />
mit der natur und deren unwirklichen<br />
eigenschaften auseinander zu setzen.<br />
heutzutage geht man in die berge, ohne<br />
sich mit der natur zu beschäftigen.<br />
Was berge sind, wie spalten und Fugen<br />
entstehen, weiß kaum einer. Was<br />
bewirkt der Klimawandel, welche Gefahren<br />
drohen und welche rolle spielt<br />
der mensch …?<br />
Für meine diplomarbeit habe ich den<br />
höhenweg n°2 in italien ausgesucht.<br />
thema der arbeit ist der Weg entlang<br />
seiner topographischen besonderheiten:<br />
den spalten, Fugen und<br />
durchblicken. als Verbindung und<br />
Wegmarkierung schlängelt sich eine<br />
schnur entlang. die vom Kletterseil<br />
abgeleitete Wegschnur verändert sich<br />
in ihrer Farbigkeit, entsprechend der<br />
markierung auf den Wanderkarten,<br />
und enthält informationen in Form<br />
von schrift und symbolen.<br />
die schnur, ein erweiterbares Klicksystem,<br />
besteht aus umweltfreundlichem<br />
und kostengünstigem Kunststoff. Zur<br />
befestigung dienen Kletterhaken. Verdickungen<br />
lenken das augenmerk immer<br />
wieder auf die schnur und weisen<br />
mittels schrift auf besondere orte hin.<br />
in größerer Form sind sie auch als sitzmöglichkeiten<br />
nutzbar.<br />
in spalten und Fugen befinden sich installationen,<br />
die verschiedene themen<br />
auf eine neue art und Weise erklären.<br />
Jedem thema ist ein adjektiv, die<br />
dazu passende schrift und eine Farbe<br />
zugeordnet.<br />
so sind Gipfelkreuz, Gipfelbuch und<br />
das abzeichen neu interpretiert. in<br />
Form eines Kreuzes sind Kletterhaken<br />
in den boden geschraubt. diesen sind<br />
blumen übergestülpt, bedruckt mit definitionen<br />
dolomitenspezifischer begriffe.<br />
es entsteht ein blumenkreuz, von dem<br />
man sich als Wanderer seine blume<br />
mitnehmen kann und über einen Knopf<br />
an der Jacke stülpt. ist das Kreuz<br />
geerntet, verschwinden die blumen,<br />
die spur des Kreuzes bleibt.<br />
die letzte spalte, der ausblick, verdeutlicht,<br />
dass die themen für sich<br />
alleine nicht existieren können. die<br />
schnur und die themenspalten verbinden<br />
sich zu einer einheit. die schnur<br />
übernimmt die Farbigkeit der spalten.<br />
die einzelnen schnüre werden miteinander<br />
verknotet und verdeutlichen<br />
die Vernetzung visuell und informativ.<br />
schlauer, aber immer mit einem augenzwinkern,<br />
ist man am ende des Weges<br />
angelangt und freut sich schon auf das<br />
nächste mal ... auf Übersehenes,<br />
Überlesenes, den ZWeiten<br />
blicK, VerÄnderunG!<br />
(Betreuung: <strong>Prof</strong>. <strong>Gerhard</strong> Kalhöfer)<br />
27
aus den Fachbereichen<br />
„Hafenraum“ für kulturelle Nutzung | Ein Projekt<br />
im Rahmen des geplanten Stadtquartiers Wohn- und<br />
Kulturhafen Mainz<br />
Diplomarbeit von Anna Lena Kortmann<br />
der mainzer Zollhafen erstreckt sich<br />
über eine Fläche von ca. 20 ha und befindet<br />
sich am rheinkilometer 500. er<br />
stellt neben dem Winterhafen das größte<br />
zusammenhängende Flächenpotenzial<br />
für die neugestaltung der rheinuferzone<br />
dar und hat dementsprechende bedeutung<br />
für die angrenzenden stadtteile.<br />
seit 2003 denkt die stadt mainz zusammen<br />
mit den stadtwerken, den besitzern<br />
des Geländes, über eine umstrukturierung<br />
des Zoll- und binnenhafens nach.<br />
es wurden diverse Workshops und ideenwettbewerbe<br />
im rahmen des hafenforums<br />
1+2 (sowie des rheinuferforums<br />
1+2) veranstaltet, welche die entscheidung<br />
zur Folge hatten, dass dort ein neues<br />
stadtquartier entstehen soll, der Wohn<br />
– und Kulturhafen mainz. das Gelände<br />
ist auch als möglicher standort für den<br />
geplanten neubau der stadtbibliothek,<br />
des stadtarchivs und der Öffentlichen<br />
bibliothek im Gespräch.<br />
in den vergangenen Jahren wurde das<br />
areal des Zollhafens vermehrt für kulturelle<br />
Veranstaltungen genutzt, z.b.<br />
luminale, Konzerte, ausstellungen<br />
und Vorträge im Weinlagergebäude.<br />
seit sommer 2005 lockt der Kulturbiergarten<br />
hafengarten viele besucher<br />
auf das Gelände, bietet Konzerte, Kino<br />
und theater.<br />
der erste konkrete schritt in richtung<br />
„Wohn- und Kulturhafen“ wurde mit<br />
dem spatenstich des baus der Kunsthalle<br />
getätigt, welche bis sommer 2007<br />
fertiggestellt werden soll. „Öffentliche<br />
Zugänglichkeit und erlebbarkeit des hafens<br />
soll hergestellt werden.“ „Kunst<br />
und Kultur spielen eine schlüsselrolle in<br />
der entwicklung des hafenareals“ (aus:<br />
www.mainzerhafen.de)<br />
HAFENRAUM<br />
Ansicht von oben, geschlossen ... ...und offen<br />
„hafenraum“ ist ein temporärer, mobiler<br />
Zwischenraum, welcher sich auf den<br />
stillgelegten transportgleisen des mainzer<br />
Zoll- und binnenhafens öffnen und<br />
verschieben lässt. er ist bestimmt für die<br />
öffentliche und kulturelle nutzung.<br />
ein hafenraum-modul besteht aus zwei<br />
teilen. im ungenutzten Zustand bilden<br />
die beiden teile einen kompakten geschlossenen<br />
Körper. durch Verschieben<br />
der beiden modulteile in entgegengesetzte<br />
richtung, entlang der schienen,<br />
wird ein teil des außenraumes (des<br />
hafens) zu einer definierten, nutzbaren<br />
Zone, dem „hafenraum“. die beiden<br />
modulteile fügen sich nun nicht mehr<br />
zum geschlossenen Körper zusammen,<br />
sondern werden zu raumbegrenzenden<br />
elementen, welche einen Zwischenraum<br />
definieren. dieser Zwischenraum ist be-<br />
gehbar, benutzbar, reproduzierbar. der<br />
nutzer erzeugt ihn selbst, indem er die<br />
beiden modulteile per handkurbel verschiebt.<br />
der uferbereich zwischen Kaponniere<br />
und südmole des Zollhafens soll durch<br />
das Projekt „hafenraum“ verändert und<br />
belebt werden. ein attraktiver Platz wird<br />
geschaffen, der die leute in den hafen,<br />
ans rheinufer lockt. die schienen, auf<br />
welchen sich die hafenräume bewegen,<br />
werden zum bindeglied zwischen stadt<br />
und hafen, und die uferpromenade von<br />
mainz wird bis zur spitze der südmole<br />
des Zollhafens verlängert.<br />
durch die mobilität der module wird<br />
ein ständig wechselndes bild des uferbereiches<br />
erreicht. der benutzer selbst<br />
bestimmt die Position seines persönlichen<br />
hafenraumes auf den schienen<br />
und nimmt so einfluss auf die Gestaltung<br />
des Platzes.<br />
NUTZUNGEN<br />
in den hafenräumen am Zollhafen<br />
mainz können unterschiedliche nutzungen<br />
stattfinden:<br />
diese können zum einen private Veranstaltungen<br />
wie z.b. Picknick, Grillen<br />
oder Party sein, es können dort aber auch<br />
ausstellungen und Präsentationen, an-<br />
2 FH Mainz Forum /2007
dere kulturelle Veranstaltungen wie lesungen,<br />
Konzert und theater und auch<br />
märkte stattfinden.<br />
ein hafenraum kann auch über einen<br />
längeren Zeitraum als Verkaufsstand,<br />
imbiss oder bar genutzt werden. besonders<br />
saisonale nutzungen sind denkbar<br />
und profitieren von der tatsache,<br />
dass sich der hafenraum einfach und<br />
Hafenraum-Modul zur flexiblen Nutzung<br />
sicher verschließen lässt. Für all diese<br />
unterschiedlichen nutzungen wurde ein<br />
einheitliches modul entwickelt. durch<br />
einfache Klapp- und schiebemechanismen<br />
hat jeder nutzer die möglichkeit,<br />
den Zwischenraum seinen spezifischen<br />
bedürfnissen anzupassen.<br />
ORGANISATION<br />
der nutzer registriert sich im internet<br />
auf der hafenraum-homepage mit seinen<br />
persönlichen angaben und seiner<br />
Kreditkartennummer. in einem immer<br />
aktuellen lageplan kann er sich das gewünschte<br />
hafenraummodul auswählen<br />
und erhält einen code. diesen code<br />
Seitenansicht<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
aus den Fachbereichen<br />
gibt er vor ort in einem bedienfeld am<br />
hafenraummodul ein, entriegelt damit<br />
die handkurbel und kann sich so seinen<br />
persönlichen hafenraum erzeugen. er<br />
bestimmt selbst die tiefe seines raumes<br />
(maximal 4 m) und nimmt gegebenenfalls<br />
noch kleine modifikationen vor.<br />
nach der nutzung reinigt er den hafenraum<br />
und verschließt ihn per handkur-<br />
bel. in regelmäßigen abständen kommt<br />
ein Wartungsservice vorbei, der sich<br />
um das auffüllen von Wasser und Gas,<br />
sowie um das reinigen der schienen<br />
kümmert.<br />
KOMBINATION<br />
Für Veranstaltungen, bei denen ein einzelnes<br />
hafenraummodul nicht ausreicht<br />
(z.b. ausstellung oder markt), gibt<br />
es die möglichkeit, mehrere module<br />
miteinander zu verbinden. sie können<br />
rücken an rücken aneinandergereiht<br />
werden und bei Parallelstellung auf unterschiedlichen<br />
schienen auch mit hilfe<br />
einer PVc-Plane bei bedarf verbunden<br />
werden. diese ist mit Ösen versehen<br />
und lässt sich am benachbarten modul<br />
einhängen. die Plane kann auch<br />
einfach zwei zusammengehörige modulteile<br />
seitlich miteinander verbinden.<br />
so entsteht ein zusätzlicher Wind- und<br />
Wetterschutz und der hafenraum kann<br />
z.b. in seiner Funktion als Verkaufsstand<br />
seitlich geschlossen werden.<br />
KONSTRUKTION + MATERIAL<br />
das modul ist aus Glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff (GfK) auf der basis von<br />
epoxidharz gefertigt. Per injektionsverfahren<br />
werden die Formteile in serie<br />
hergestellt und anschließend durch Verkleben<br />
an den Flanschen zusammengefügt.<br />
die so entstehenden stabilen stege<br />
bilden die tragende rippenstruktur der<br />
Konstruktion. der GfK ist mit einer<br />
nanobeschichtung versehen, welche die<br />
Korrosionsbeständigkeit und die Kratzfestigkeit<br />
der module verbessert und<br />
außerdem schmutzabweisend wirkt. die<br />
steife GfK-Konstruktion wird auf eine<br />
stahlplatte montiert, die zusammen mit<br />
der radaufhängung der antriebswelle<br />
und den rädern als Fahrgestell fungiert.<br />
die Überdachung fährt automatisch<br />
beim Öffnen des moduls heraus. sie<br />
besteht aus semi-transparenten Kunststofflamellen,<br />
welche im geschlossenen<br />
Zustand wie ein rollladen auf eine spule<br />
mit Feder aufgerollt werden. Zwei<br />
als teleskopstäbe ausgebildete aluminiumprofile<br />
dienen als seitliche auflager.<br />
durch die dachneigung läuft das Wasser<br />
über die modulkante in ein rohr und<br />
wird abgeleitet.<br />
MECHANIK<br />
das hafenraummodul wird per handkurbel<br />
bewegt. Über 4 Zahnräder und<br />
2 Zahnriemen wird jetzt die aufgewendete<br />
Kraft mit einer Übersetzung von 1:14<br />
auf die antriebswelle übertragen. die<br />
Grundplatte aus stahl liefert das nötige<br />
Gewicht, um die stabilität des modulteils<br />
zu gewährleisten. in dem dargestellten<br />
detailschnitt befindet sich das modul<br />
im gebremsten, geschlossenen Zustand.<br />
29
0<br />
die Kurbel ist durch einen Kranz blockiert.<br />
Wird die blockierung durch die<br />
eingabe des codes gelöst, lässt sich die<br />
Kurbel einige Zentimeter in richtung<br />
benutzer ziehen, der Kolben greift in<br />
das innere des oberen Zahnrades und<br />
ein antrieb wird möglich.<br />
GESTALTUNG<br />
die module sind außen alle einheitlich<br />
hellgrau. allein die Fuge zwischen den<br />
beiden modulteilen ist farbig und lässt<br />
vermuten, dass etwas im innern des<br />
Körpers verborgen ist und macht neugierig.<br />
sie deutet den Zwischenraum<br />
an. dem Kunststoff der dichtungsfuge<br />
ist ein phosphorisierender stoff (auf der<br />
basis von metallsulfiden) beigemischt.<br />
bei einbruch der dunkelheit bewirkt<br />
dieser ein grünes nachleuchten für 2-3<br />
stunden.<br />
beleuchtet wird das modul an 3 horizontalen<br />
Flächen durch leds, deren<br />
licht durch opake Plexiglasscheiben<br />
gestreut wird. die benutzbaren Flächen,<br />
wie die theke und die sitzbank, sowie<br />
alle anderen horizontalen Flächen, die<br />
sich herausziehen lassen, sind einfarbig<br />
grün.<br />
die vertikalen Wandflächen des Zwischenraumes<br />
sind mit einem grün-weißen<br />
„tapetenmuster“ versehen. der<br />
Grünton des motivs oder im umkehrfall<br />
des hintergrundes ist immer derselbe,<br />
allein durch den unterschiedlichen<br />
Grün- bzw. Weiß –anteil ergeben sich<br />
optisch unterschiedliche Grüntöne. die<br />
motive der muster variieren von modul<br />
zu modul,<br />
das themengebiet<br />
aber bleibt<br />
gleich. es sind<br />
allesamt motive<br />
aus dem bereich hafen und schifffahrt.<br />
sie machen den charakter des heutigen<br />
Zollhafens deutlich und werden auch<br />
noch an ihn erinnern, wenn das Gelände<br />
zum Wohn - und Kulturhafen mainz<br />
geworden ist.<br />
(Betreuung: <strong>Prof</strong>. Antje Krauter)<br />
aus den Fachbereichen<br />
Sinnvolle Nutzung alter Bunker<br />
Ein Projekt an der „Neuen Holländischen<br />
Wasserlinie“<br />
Diplomarbeit von Andrea Weissen<br />
das Projekt ist ein experiment für gesellschaftliche Veränderungsprozesse.<br />
Vorhandene objekte in der landschaft werden mit einer neuen nutzung belegt.<br />
holland ist voll, der raum wird knapp, die städte wachsen und die landschaften<br />
schwinden. aus diesem Grund gibt es in holland baubeschränkungsgesetze. die<br />
raumknappheit wirkt sich auf die immobilienmärkte der städte aus. die mieten<br />
steigen stetig und verdrängen kapitalschwache nutzer. davon betroffen sind vor<br />
allem junge selbstständige, oftmals aus dem kreativen bereich. solche nutzer<br />
haben einen hohen anspruch an ihr arbeitsumfeld, denn hier verschwinden die<br />
Grenzen von arbeit und Freizeit auf Grund der langen arbeitszeiten.<br />
laut statistik träumen viele holländer vom leben auf dem land.<br />
die neue holländische Wasserlinie ist eine veraltete militärische Verteidigungslinie.<br />
sie hat eine länge von 85 und eine breite von 3-5 km und verläuft von<br />
muiden bis zum naturpark biesbosch. die linie bestand aus einem system aus<br />
schleusen, deichen und Kanälen und bildete einen schutzring um die städte<br />
nord- und südhollands, sowie utrecht. innerhalb kurzer Zeit konnte die Wasserlinie<br />
auf 40-50cm tiefe geflutet werden. so wurde das Gelände für soldaten,<br />
Fahrzeuge oder Pferde unpassierbar. andererseits war das Wasser zu flach, um<br />
mit Wasserfahrzeugen befahren zu werden. heute zählt die neue holländische<br />
Wasserlinie zum unesco Weltkulturerbe und bietet Freizeitaktivitäten an, ist jedoch<br />
noch nicht als naherholungsgebiet erschlossen. da es an den finanziellen<br />
mitteln mangelt, sind viele bauwerke der nhW vom Verfall bedroht.<br />
im mittelpunkt der arbeit steht das „Werk aan de Groeneweg“. dieses Gebiet<br />
hatte im Gesamtbild der nhW eine wichtige stellung, da in diesem bereich<br />
wichtige Zugänge lagen. das Werk aan de Groeneweg enthält 14 bunker des<br />
typs 1918/1 und 1918/2, sowie 36 bunker des typs P. das gesamte bunkerfeld<br />
wurde von einem doppelten schützengrabensystem durchzogen. das Werk aan<br />
Abb. 2: Formfindung für die neue Nutzung<br />
FH Mainz Forum /2007
FH Mainz Forum /2007<br />
Abb. 1: Lageplan des „Werk aan de Groeneweg“<br />
de Groeneweg ist heute fast noch vollständig erhalten. das<br />
offene schussfeld und die umrisse der hintersten Verteidigungslinie<br />
sind erkennbar. die landschaft des Gebietes<br />
zählt heute zu einer der schönsten landschaft der nhW.<br />
Zahlreiche obstbäume bilden eine schöne Kulisse. utrecht<br />
ist 30 autominuten vom Werk aan de Groeneweg entfernt.<br />
Zum nächstgelegenen bahnhof sind es fünf minuten.<br />
bearbeitet wird der bunker des typs P, da er das am häufigsten<br />
vorkommende bauwerk der nhW ist und die linienlandschaft<br />
nachdrücklich prägt. insgesamt wurden vom<br />
typ P 570 gebaut, wovon noch circa 400 erhalten sind. der<br />
bunker wurde für den notfall errichtet, um den truppen in<br />
der offenen landschaft schutz zu bieten. der unterschlupf<br />
bot raum für elf Personen. Gemeinsam haben alle bunker,<br />
dass ihr eingang im Westen liegt und sie alle dem offenen<br />
schussfeld im osten zugewandt sind. (abb. 2)<br />
die wichtigsten entwurfsparameter ergeben sich aus dem<br />
bestand des bunkers, diese sind sein Volumen und sein im<br />
schnitt sichtbar gemachtes Verhältnis von Funktion und<br />
luftraum, beziehungsweise schutzraum. dieser daraus entstehende<br />
Körper wird in die Vertikale gedreht und auf den<br />
bunker aufgesetzt. der aufragende Körper soll die linie<br />
lesbar machen. der neu entstandene aufbau nimmt in der<br />
stärke seiner schichtung von Westen nach osten zu und<br />
erhält so seine schutzfunktion richtung osten. die nordsüdachse<br />
wird durch die ausrichtung der Fensterbänder<br />
aufgegriffen. auf diese Weise entstehen blickbeziehungen<br />
zwischen den bunkern.<br />
Abb. 3: Grundriss eines Bunkers
Abb. 4: Bunker mit Aufbau (Schnitt)<br />
die monolithische Form des bunkers<br />
fasziniert durch ihre einfachheit. der<br />
Zusammenhang der einst so wichtigen<br />
Verteidigungslinie ist über die<br />
Zeit verlorengegangen. die bunker<br />
wirkten entortet. durch den über die<br />
Jahre entstandenen bewuchs gehören<br />
sie inzwischen zur landschaft, wirken<br />
jedoch noch fremd. die neue architektur<br />
möchte diesen Zwiespalt sichtbar<br />
machen.<br />
der bestand des bunkers stellt die basis<br />
und das Fundament für den aufbau<br />
dar. alle bunker werden gleich vorbereitet.<br />
die eingangsöffnung wird vergrößert<br />
und die Wand der ostfassade<br />
wird aufgeschnitten. in den so vergrößerten<br />
innenraum des bunkers wird eine<br />
box in holzrahmenbauweise einge-<br />
Abb. 5: Ostansicht<br />
aus den Fachbereichen<br />
schoben. die bestehende erschließung<br />
wird beibehalten. man betritt vom steg<br />
aus den bunker durch die vergrößerte<br />
eingangsöffnung, durchläuft die in ihrem<br />
ursprünglichen Zustand belassene<br />
eingangssituation und betritt dann die<br />
neue architektur.<br />
die geringe deckenhöhe von zwei<br />
metern lässt weiterhin die enge des<br />
bunkers spüren. sobald man den bunker<br />
verlässt und den aufbau betritt,<br />
ändert sich der eindruck. steil führt<br />
die treppe in den vertikalen aufbau<br />
hinauf. dort angekommen, öffnet sich<br />
der raum mit seinen neun metern<br />
höhe. man befindet sich nun im ersten<br />
Geschoss des aufbaus, der durch eine<br />
stahlträgerlage fest auf dem dach des<br />
bunkers verankert ist. im gesamten<br />
Gebäude können bis zu vier Personen<br />
arbeiten. die arbeitsbereiche befinden<br />
sich in der breitesten Funktionsschicht<br />
an der ostseite im ersten und zweiten<br />
Geschoss des aufbaus. erschlossen<br />
werden die oberen Geschosse durch<br />
die treppen, die in der dünnsten Funktionsschicht<br />
liegen. Verbunden werden<br />
diese zwei bereiche durch den luftraum,<br />
der mit stegen überbrückt und<br />
belebt wird. der luftraum wird zum<br />
Kommunikationsraum. im obersten<br />
Geschoss befindet sich die ebene für<br />
Kunden- und teamgespräche.<br />
durch die auflösung der Fassade in offene<br />
und geschlossene bereiche wird<br />
der ausblick strukturiert. Von außen<br />
führt dies dazu, dass trotz des monolithischen<br />
eindrucks eine leichtigkeit<br />
erzeugt wird, die im Kontrast zur<br />
schwere des bunkers steht. (abb. 4)<br />
Konstruktion/Materialität<br />
bei der Konstruktion handelt es sich<br />
um eine massivbauweise aus großformatigen,<br />
über Kreuz verleimten Fichtenholzlamellen.<br />
die gebäudehohen<br />
Wand- und deckenelemente werden<br />
vorgefertigt und vor ort in kurzer<br />
Zeit zusammengefügt. die dickholztafeln<br />
sind mit einer geschliffenen sichtoberfläche<br />
aus birkesperrholz versehen<br />
und prägen so die materialität im<br />
innenraum. die latten der Fassadenschalung<br />
sind aus unbehandelter lärche.<br />
Über die Zeit erhält das holz eine<br />
grau schimmernde Patina. der beton<br />
des bunkers und das holz der Fassade<br />
des neuen aufbaus erhalten ihren reiz<br />
durch die Verwitterung und gleichen<br />
sich farblich an. (abb. 5)<br />
(Betreuung: <strong>Prof</strong>. Antje Krauter)<br />
2 FH Mainz Forum /2007
Vom Spendenlauf bis zum Forschungsprojekt im<br />
Justizvollzug | Das Institut für angewandtes Management<br />
in der Sozialwirtschaft (IFAMS) der FH Mainz<br />
von Susanne Löwe<br />
Das Institut für angewandtes Management in der Sozialwirtschaft (IFAMS) wurde im Juli 2001 unter der Maxime<br />
gegründet, Studierenden der Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule Mainz eine Möglichkeit zu<br />
unterbreiten, das theoretisch erlernte Wissen direkt in die Praxis umzusetzen. <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Hans-Christoph Reiss<br />
– der Institutsgründer und -leiter – unterstützt seither die wissenschaftlichen Hilfskräfte (derzeit 7 Kräfte) bei<br />
der studienbegleitenden Sammlung erster Praxiserfahrungen, der Fundierung des theoretisch erlernten Wissens,<br />
dem Aufbau eines Netzwerkes und der Förderung der Teamfähigkeit.<br />
Spendenlauf „Run for Help“<br />
Schwerpunkte<br />
das iFams versteht sich als dienstleistungsunternehmen,<br />
welches schwerpunktmäßig<br />
sozialleistungsorganisa-<br />
tionen bzw. öffentliche, freie und private<br />
Wohlfahrtsorganisationen als Zielgruppe<br />
anvisiert. aber auch öffentliche<br />
Verwaltungen und betriebe gehören zu<br />
den referenzkunden des instituts. die<br />
dienstleistungen werden in Projekten<br />
durchgeführt, die durch wissenschaftliche<br />
hilfskräfte eigenverantwortlich<br />
bearbeitet werden. Zu den aktuellsten<br />
Projekten zählen:<br />
- der run for help,<br />
- die Konzepterstellung eines internetbasierten<br />
und ausbildungsintegrierten<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
bachelorstudiengangs Gesundheits-<br />
und sozialwirtschaft und<br />
- das Projekt Justiz ii.<br />
Projekte<br />
aus den Fachbereichen<br />
Run for Help<br />
im Jahr 2005 hat das iFams einen<br />
spendenlauf unter dem motto „run<br />
for help“ ins leben gerufen. alle<br />
einnahmen des laufs kamen als spende<br />
der deutschen multiple sklerose<br />
Gesellschaft (dmsG) zu Gute. bei<br />
85 läufern und –innen kamen somit<br />
stolze 1.100 € zusammen, was nicht<br />
zuletzt auf das engagement und die<br />
hohe motivation der organisatoren zu-<br />
rückzuführen war. Von diesem erfolg<br />
gekrönt, wurde auch für den oktober<br />
2006 ein spendenlauf organisiert. begünstigt<br />
wurde dieses mal die ambulante<br />
Kinderkrankenpflege der Johanniter-unfall-hilfe.<br />
die sponsorengelder,<br />
teilnahmegebühren der läufer und<br />
einige großzügige spenden ermöglichten<br />
dem iFams, die Pflege kranker<br />
und behinderter Kinder mit einer Geldspende<br />
von 1.500 € zu unterstützen.<br />
neben der finanziellen unterstützung<br />
lag stets im interesse des instituts,<br />
aufmerksamkeit für bedürftige menschen<br />
zu erregen und das bewusstsein<br />
zu stärken, dass jeder zur Verbesserung
ihrer situation beitragen kann. hierzu<br />
setzten die orga ni sa toren ihr gesamtes<br />
betriebswirtschaftliches Know-how<br />
und viel motivation ein und kön nen<br />
heute mit stolz sagen, dass sie ihr Ziel<br />
vollständig erreicht haben.<br />
Konzepterstellung eines internetbasierten<br />
und ausbildungsintegrierten<br />
Bachelor stu diengangs Gesundheits-<br />
und Sozialwirtschaft<br />
mit der einstellung der diplomstudiengänge<br />
entfällt zukünftig der studiengang<br />
Kran kenhauswesen, Gesundheits-<br />
und sozialökonomie. im bachelorstudiengang<br />
be triebswirtschaftslehre<br />
werden weiterhin jedoch optionen<br />
(spe zia li sie rungs fä cher) im bereich<br />
Krankenhausmanagement und management<br />
in sozialen ein rich tun gen<br />
angeboten. das Projekt zur Konzepterstellung<br />
eines bachelorstudiengangs in<br />
der Gesundheits- und sozialwirtschaft<br />
beschäftigt sich daher mit der sicher<br />
stel lung der lehrinhalte des bisherigen<br />
diplomstudiengangs. darüber<br />
hinaus um fasst das Kon zept die integration<br />
einer (berufs-)ausbildung und<br />
den verstärkten einsatz des me diums<br />
„internet“ als lernplattform (stichwort<br />
„web-based training“).<br />
Ziel des Projekts ist zum einen, der<br />
zunehmenden Komplexität, verstärkten<br />
Kon kurrenz und dem drang nach<br />
einem fundierten management unter<br />
aus den Fachbereichen<br />
Wirt schaft lich keits gesichtspunkten in<br />
der Gesundheits- und sozialwirtschaft<br />
gerecht zu werden. die ausbildung<br />
von betriebswirtschaftlichen Fachkräften<br />
ist in diesem Zu sam men hang unabdingbar<br />
und gewinnt zukünftig weiter<br />
an großer bedeutung. Zum an de ren<br />
steht die Vermittlung der rein fachlichen<br />
Fertigkeiten im Vordergrund.<br />
hierunter fallen die praktischen tätigkeiten,<br />
die mit der (berufs-)ausbildung<br />
zu sam men hängen. die Verbindung<br />
von theorie (studium) und<br />
Praxis (ausbildung) wird auch als dualer<br />
studiengang bezeichnet und hat<br />
sowohl für studierende als auch für<br />
die ko operierenden unternehmen diverse<br />
Vorteile. Vorteilig für stu die rende<br />
ist der gleich zeitige erwerb zweier<br />
anerkannter berufsqualifizierender abschlüsse,<br />
die mög lichkeit zur optimalen<br />
rückkopplung zwischen theorie<br />
und Pra xis, hohe Über nah mechancen<br />
durch den ausbildungsbetrieb bzw. die<br />
-organisation und eine ver kürzte Ge samtausbildungszeit.<br />
Für die unternehmen<br />
unterbreiten sich folgende Vor teile: die<br />
mög lichkeit zur durchführung eines<br />
intensiven Wissens- und techno logietransfers<br />
zwischen Fachhochschule<br />
und betrieb, die chance zur frühzeitigen<br />
aus bildung qua li fizierter nachwuchskräfte<br />
und die Gelegenheit zur<br />
gezielten Per so nal ent wick lung durch<br />
die schwerpunktbildung im rahmen<br />
des studiums.<br />
die Konzepterstellung für den dualen<br />
studiengang befindet sich derzeit noch<br />
in der entwurfsphase und stellt eine<br />
große herausforderung für die involvierten<br />
stu den tischen hilfskräfte dar.<br />
es han delt sich dabei um ein hochinteressantes<br />
und kom plexes themengebiet,<br />
bei dem sich die Projektmitarbeiter<br />
/ - innen in Kleinstarbeit an ihr Ziel<br />
herantasten müssen. auch bei diesem<br />
Projekt gewinnt das motto „learning<br />
by doing“ eine sehr be acht li che bedeutung!<br />
Projekt Justiz II<br />
„Justiz ii“ ist ein iFams-internes Kürzel<br />
für das Projekt zur neustrukturierung<br />
der ar beits verwaltungen im strafvollzug<br />
des landes rheinland-Pfalz. dabei<br />
handelt es sich um ein studienbegleitendes<br />
Forschungsprojekt, welches sich<br />
schwer punkt mäßig mit dem bereich<br />
Kostenmanagementinstrumente und<br />
–verfahren be schäf tigt.<br />
ausgelöst wurde das Projekt aufgrund<br />
der defizitären haushaltslage und dem<br />
zu neh menden Wunsch nach dezentraler<br />
ressourcenverantwortung seitens der arbeits<br />
verwaltungen (untergeordnete organisationseinheit<br />
in den Justizvollzugsan<br />
stal ten). die steigende Komplexität<br />
und dynamik der freien Wirtschaft<br />
macht auch vor dem Justizvollzug als<br />
landesbehörde keinen halt und erfordert<br />
die im ple men tie rung von betriebswirtschaftlichen<br />
Planungs-, steuerungs-<br />
und Kon troll ins tru men ten. diese sollen<br />
für die vielzähligen betriebe, die in den<br />
Justizvollzugsanstalten an sässig sind,<br />
eingesetzt werden. beispielsweise sind<br />
in der Justizvollzugsanstalt (JVa) diez<br />
eine schlosserei, schreinerei, druckerei<br />
und Gärtnerei zu finden. in der JVa<br />
Witt lich hingegen sind eine Wäscherei,<br />
bäckerei, Pols te rei und ein land wirtschafts<br />
be trieb ansässig.<br />
die derzeitigen re form bewegungen<br />
im Justizvollzug werden un ter dem<br />
Kürzel „neue steuerung“ zu sammengefasst.<br />
diese basieren auf mo dellhaften<br />
mo dernisierungsvorschlägen auf<br />
kom munaler ebene, dem „neuen steuerungs<br />
mo dell“.<br />
FH Mainz Forum /2007
in diesem Zusammenhang hat das<br />
rheinland-pfälzische Justizministerium<br />
die Konzeption einer arbeitsverwaltungsspezifischenKostenrechnung<br />
und eines empfängerorientierten<br />
berichtswesens in auftrag gegeben.<br />
im rahmen der Kostenrechnung<br />
kommen die klassischen instrumente<br />
Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung<br />
zum einsatz. die<br />
Kostenartenrechnung beschäftigt sich<br />
mit der Frage, welche Kosten entstanden<br />
sind. hierzu werden die in der<br />
Kameralistik (buchhaltungssystem der<br />
landesbehörde) erfassten ausgaben<br />
in Kosten überführt. die Kostenstellenrechnung<br />
umfasst die einrichtung<br />
von Kostenstellen und Kostenplätzen.<br />
letztere werden im Zuge der Platzkostenrechnung<br />
benötigt, mit hilfe derer<br />
die ermittlung von kostenplatzspezifischen<br />
Kosten erfolgt. i. d. r. handelt<br />
es sich hierbei um maschinen(-gruppen).<br />
die in der Kostenartenrechnung<br />
ermittelten Kosten werden mittels<br />
eines betriebsabrechnungsbogens in<br />
der Kostenstellenrechnung auf die Kostenstellen<br />
und –plätze verrechnet. die<br />
Kostenträgerrechnung wird in die Kostenträgerstückrechnung<br />
und in die Kostenträgerzeitrechnung<br />
untergliedert.<br />
die Kostenträgerstückrechnung ermittelt<br />
die selbstkosten eines Kostenträgers.<br />
dies kann mit hilfe der summarischen<br />
Zuschlagskalkulation (Verhältnis zwischen<br />
einzel- und Gemeinkosten) bzw.<br />
mit der stundensatzrechnung (Kosten<br />
pro eingesetzte maschinenstunde) erfolgen.<br />
die Kostenträgerzeitrechnung<br />
ermittelt hingegen den betriebserfolg<br />
für eine bestimmte Periode.<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
aus den Fachbereichen<br />
Justizvollzugsanstalt in Diez ... ... und Wittlich Schule der JVA in Wittlich<br />
das berichtswesen wurde in enger<br />
Zusammenarbeit mit den berichtsempfängern<br />
(zuständigen entscheidungsträgern)<br />
in den arbeitsverwaltungen<br />
konzipiert, da es stets auf deren informationsbelange<br />
ausgerichtet sein muss.<br />
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind folgende<br />
berichte vorgesehen: erfolgsberichte,<br />
maschinenstundensatzberichte,<br />
maschinenauslastungsberichte, Produktivitäts-<br />
und Wirtschaftlichkeitsberichte,<br />
Kostenträgerberichte und<br />
Kostenartenverlaufsberichte. der informationsgehalt<br />
muss jedoch stets kritisch<br />
auf den informationsbedarf überprüft<br />
und ggf. modifiziert werden.<br />
Zwei Jahre lang beschäftigte sich<br />
ein team des iFams mit der realisierung<br />
dieses Großprojekts. Jedoch<br />
waren nicht nur die inhaltlichen und<br />
konzeptionellen Fragestellungen zu<br />
klären. auch die Konfrontation mit<br />
analytischen, methodischen, organisatorischen<br />
und zeitlichen Problemen<br />
stellte stets die (lern-)Fähigkeiten eines<br />
jeden einzelnen Projektmitglieds<br />
erneut unter beweis.<br />
die Frage „Wie war das noch mal in<br />
der Vorlesung?“ stellte sich nur zu oft.<br />
das Projekt bewegte die mitarbeiter<br />
dazu, sich von der bisherigen denkens-<br />
und lernweise in starren strukturen<br />
abzuwenden und sich im team durch<br />
konzeptionelles, innovatives, analytisches<br />
und logisches denken schritt<br />
für schritt an Problemlösungen heranzutasten.<br />
im rahmen der Projektarbeit existierte<br />
nur ein schmaler Grat zwischen<br />
theorie und Praxis. der enorme Pro-<br />
jektumfang erforderte ein hohes engagement<br />
an selbständigem lernen,<br />
sowohl die aufarbeitung theoretischer<br />
stoffgebiete, als auch die alleinige<br />
herangehensweise bei der praktischen<br />
umsetzung.<br />
das Projekt ist mittlerweile erfolgreich<br />
abgeschlossen. die Projektteilnehmer<br />
hatten eine einzigartige möglichkeit,<br />
ihr studium der betriebswirtschaftslehre<br />
mit einem interessanten Projekt<br />
in einem fremden metier praktisch zu<br />
untermauern. darüber hinaus brachte<br />
die teamarbeit stets neue herausforderungen,<br />
mit welchen die Projektmitarbeiter<br />
gewachsen sind – sowohl fachlich<br />
als auch persönlich.<br />
neben diesen Projektarbeiten bietet<br />
das iFams weitere Positionen, die<br />
sich mit dem laufenden betrieb des<br />
instituts beschäftigen. hierzu zählen<br />
die bereiche der it-administration,<br />
die Websitekonzeption, das Personalwesen,<br />
die buchhaltung und die organisation.<br />
Resümee<br />
das iFams verschafft den studentischen<br />
hilfskräften eine außergewöhnliche<br />
Gelegenheit, im rahmen<br />
ihres studiums Praxiserfahrungen in<br />
verschiedenen bereichen zu sammeln.<br />
hierzu gehören nicht nur die hardskills,<br />
die die rein fachlichen Kompetenzen<br />
beinhalten, sondern auch die<br />
soft-skills, welche die soziale Kompetenz,<br />
motivation und selbständigkeit<br />
umfassen. mit diesen erfahrungen sind<br />
die studentischen hilfskräfte bestens<br />
für ihr weiteres berufsleben gerüstet.
Ein Jahrtausend zu Füßen des Hexenturms<br />
Identität ist Heimat – ein Ausstellungsprojekt<br />
zur Geschichte der Stadt Idstein<br />
von Susanne Reiß<br />
die ausstellung wurde im Wintersemester<br />
2006/2007erarbeitet von den<br />
studierenden: dirk ahrens, anna derach,<br />
Julia illing, Joanna Krawczyk,<br />
anna malcharczyk, tsvetan salov, nina<br />
schmitt, nico schneider, simone<br />
schneider, ewa szczepanska und Julia<br />
Zeise. die arbeit entstand in Zusammenarbeit<br />
und mit unterstützung von<br />
sabine Fritz und Jasna metzger, referat<br />
für Wirtschaftsentwicklung, stadtmarketing<br />
und Kultur, ebenso unter<br />
mithilfe von astrid Zima und axel<br />
aus den Fachbereichen<br />
Eine Stadt ist wie ein lebendiger Organismus – unverwechselbar<br />
und individuell. Guter Städtebau heißt, keine<br />
Verletzungen zu verursachen und bestehende Wunden<br />
zu schließen, als ob sie nie da gewesen wären. Das<br />
aber geht nur in Kenntnis dieses Organismus, seiner<br />
Gestalt und seiner Funktionen. Daher ist es so wichtig,<br />
seinen Wachstumsprozess über die Jahrhunderte, sogar<br />
über die Jahrtausende nachzuvollziehen, der diese<br />
Unverwechselbarkeit geprägt hat. Stadtbaugeschichte<br />
ist die unabdingbare Grundlage für dieses Verständnis –<br />
Spuren zu bewahren, sichtbar und nachvollziehbar zu machen. Nur so sind wir<br />
in der Lage, die Individualität, den ganz besonderen Charakter eines Ortes zu<br />
erhalten und sinnvoll im Sinne des heutigen Zeitgeistes zu ergänzen. Der vielbeschworene<br />
Begriff der „Identität“ heißt nichts anderes als „Heimat“.<br />
In diesem Sinne ist im Fachgebiet Städtebau der Lehreinheit Architektur unter<br />
der Leitung von <strong>Prof</strong>. Susanne Reiß eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt<br />
Idstein entstanden.<br />
Wilz, bau- und betriebsamt der stadt<br />
idstein.<br />
in der aufgabenstellung dieser Prüfungsleistung<br />
im hauptstudium (7. se-<br />
mester) hieß es, dass eine dokumentation<br />
in Form einer „präsentierbaren“<br />
ausstellung der siedlungsgeschichtlichen<br />
entwicklung von idstein erarbeitet<br />
werden sollte. dabei sollten zu<br />
ausgewählten Zeitpunkten historische<br />
schwarzpläne erarbeitet und kommentiert<br />
werden. markante Punkte bzw.<br />
Stadtführung mit Frau Schwienherr Besichtigung des Hexenturms mit<br />
Architekt Fischer<br />
einzelbauwerke sollten herausgearbeitet<br />
und in ihrer Veränderung im<br />
Zeitverlauf dokumentiert werden. die<br />
teilnahme an ortsbesichtigungen, Führungen<br />
und Gesprächen mit schlüsselpersonen<br />
war dabei bestandteil der<br />
Prüfungsleistung und daher Pflicht. Pro<br />
studierendem wurden zwei bzw. drei<br />
din a1-Plakate erwartet, die sowohl<br />
schriftliche erläuterungen als auch<br />
grafische darstellungen umfassen.<br />
aus dieser eher „trockenen“ Formulierung<br />
entwickelte sich dann eine<br />
Veranstaltung, die sozusagen zum<br />
„selbstläufer“ wurde: bei ersten Gesprächen<br />
mit der stadt idstein stießen<br />
wir auf unerwartet großes interesse:<br />
es wurde uns jede mögliche unterstützung<br />
zugesagt, und sehr schnell<br />
stand fest, dass eine eröffnung der<br />
ausstellung zum neujahrsempfang<br />
der stadt idstein mit über 1000 geladenen<br />
Gästen das geeignetste Forum<br />
zu ihrer Präsentation sei.<br />
daraufhin beschlossen die studierenden<br />
einstimmig, die arbeit bis zum<br />
12.1.2007, dem termin des neujahrsempfangs,<br />
rechtzeitig fertig zu<br />
stellen – über einen monat früher, als<br />
der eigentliche abgabetermin der Prüfungsleistung<br />
lag.<br />
Borngasse in Idstein<br />
FH Mainz Forum /2007
Blick auf Unionskirche, Hexenturm und<br />
Rathaus<br />
Geschichten um die Geschichte<br />
ein großer motivationsschub war dabei<br />
idstein selbst: die stadt bietet eine<br />
so interessante, lebendige Geschichte,<br />
dass ihre aufarbeitung mit einer Vielzahl<br />
an erhaltenen historischen Gebäuden<br />
und Geschichten um die Geschichte<br />
ausgesprochen spannend war und<br />
einfach spaß machte:<br />
die stadt idstein (rheingau-taunus-<br />
Kreis) mit ca. 13.00 einwohnern liegt<br />
verkehrsgünstig an der a3 und dennoch<br />
landschaftlich reizvoll im taunus<br />
in der nähe des Feldbergs an der<br />
deutschen Fachwerkstraße. sie zeichnet<br />
sich durch eine über 1000jährige<br />
Geschichte aus, die auch heute noch in<br />
der intakten historischen stadtstruktur<br />
ablesbar ist.<br />
idstein wird urkundlich 1102 das erste<br />
mal erwähnt. 1287 erwirkte Graf<br />
adolf von nassau-idstein bei König<br />
rudolf von habsburg die Verleihung<br />
der stadtrechte. adolf von nassau war<br />
von 1292 bis 1298 als nachfolger<br />
von rudolf von habsburg deutscher<br />
König.<br />
bis 1721 war idstein (mit unterbrechungen)<br />
residenzstadt der Grafen bzw.<br />
Fürsten von nassau-idstein (auch über<br />
Wiesbaden!) und dadurch Zentrum der<br />
region. nach erlöschen der linie nassau-idstein<br />
hatte die stadt bedeutung<br />
als sitz des nassauischen (ab 1866<br />
preußischen) archivs, als Gerichtsort<br />
und sitz eines oberamtes. schulen wie<br />
Gymnasium, lehrerseminar, landwirtschaftsschule,<br />
baugewerkschule waren<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
aus den Fachbereichen<br />
Rathaus und Torbogengebäude Das Schiefe Haus<br />
landesherrliche/städtische Gründungen,<br />
die der stadt Zuspruch und Popularität<br />
brachten. seit ende des 18. bis<br />
mitte des 20. Jahrhunderts war idstein<br />
standort einer bundesweit bedeutenden<br />
lederindustrie.<br />
Idsteins Schätze<br />
idsteins schatz ist seine alte bausub-<br />
stanz: Fachwerkhäuser vom 15. bis<br />
zum 18. Jahrhundert, teilweise mit<br />
reichem schnitzwerk, adelssitze wie<br />
der stockheimer hof (der heutige<br />
höerhof) aus dem 16. Jahrhundert und<br />
die ehemals herrschaftliche Gebäudegruppe<br />
in der oberen schlossgasse<br />
mit hexenturm und schloss. reizvoll<br />
auch die schlichten, aber gepflegten<br />
und neuerdings wieder sehr begehrten<br />
handwerkerhäuser aus der Zeit der<br />
ersten stadterweiterung um 1700.<br />
der König-adolf-Platz ist das Zentrum<br />
der stadt und ihre gute stube. er<br />
ist umgeben von Fachwerkhäusern, die<br />
größtenteils um 1600 datieren. neben<br />
dem rathaus (1698) steht linkerhand<br />
das schiefe haus, das sich 1527 der<br />
major der stadtmiliz nicolay erbauen<br />
ließ. rechts vom rathaus das mächtige<br />
torbogengebäude, das 1497 als<br />
„Kanzleitor“ errichtet wurde und den<br />
Zugang zum schlossbezirk bildet.<br />
die Vorgängerbauten des idsteiner<br />
schlosses reichen vermutlich bis ins<br />
11. Jahrhundert zurück. Zwischen<br />
1614 und 1634 wurde das damalige<br />
schloss umgebaut und erweitert. Während<br />
der regierungszeit des letzten idsteiner<br />
Fürsten Georg august samuel<br />
(1665/1684-1721) erhielt das Gebäude<br />
seine innenausstattung durch z.t. namhafte<br />
Künstler. das schloss (seit 1946<br />
Gymnasium/Pestalozzischule) ist im<br />
rahmen von Führungen zu besichtigen.<br />
das malerische bauensemble vom<br />
torbogengebäude bis zum „hexenturm“<br />
ist zwischen 1497 und 1588 entstanden<br />
und diente repräsentations-,<br />
Verwaltungs- und Wohnzwecken. der<br />
hexenturm genannte bergfried ist das<br />
älteste bauwerk idsteins und wird um<br />
1170 datiert.<br />
die kleine Grünanlage im historischen<br />
stil läßt sich bis 1566 zurückverfolgen,<br />
als hier Graf balthasar (1520/1564-<br />
1568) einen lustgarten anlegte. sein<br />
nachfahr Graf Johannes (1603/1629-<br />
1677) stattete den Garten mit prächtig<br />
dekorierten künstlichen Grotten und<br />
seltenen Pflanzen aus.<br />
die evangelische unionskirche datiert<br />
in ihren ursprüngen aus dem 14. Jahrhundert.<br />
sie überrascht mit einem farbenprächtigen,<br />
bildergeschmückten innenraum<br />
(Künstler der rubensschule),<br />
der nach einem umbau von 1665-1677<br />
im 18. Jahrhundert vollendet wurde.<br />
Das Idsteiner Schloss<br />
7
is heute konnte idstein sein historisches<br />
Gesicht weitgehend erhalten,<br />
auch wenn der alte stadtkern in den<br />
50er Jahren durch eine hochwasserkatastrophe<br />
stark beschädigt wurde.<br />
Jedoch war damals schon das bewußtsein<br />
um dieses besondere historische<br />
und kulturelle erbe stark genug ausgeprägt,<br />
um frühzeitiger als in anderen<br />
städten und Gemeinden gestalterisch<br />
und planerisch positiv einzugreifen, zu<br />
entwickeln und zu erhalten.<br />
so stehen große teile idsteins heute<br />
unter denkmalschutz; eine Gestaltungssatzung<br />
sorgt für die steuerung<br />
von umbauten, modernisierungen und<br />
auch neubauten.<br />
Historisches Daumenkino<br />
diese Geschichte wurde nunmehr in<br />
der ausstellung dokumentiert:<br />
sie besteht aus insgesamt 28 Plakaten<br />
mit<br />
• 16 Plakaten in zeitlicher reihenfolge<br />
mit sogenannten schwarzplänen –<br />
das sind stadtgrundrisse, bei denen<br />
ausschließlich die Gebäude schwarz<br />
angelegt sind. diese Pläne fügen sich<br />
aneinander quasi wie ein daumenkino,<br />
mit dem man die siedlungsentwicklung<br />
von der stadtgründung bis<br />
heute nachvollziehen kann. sie werden<br />
durch texte und bilder erläutert;<br />
aus den Fachbereichen<br />
Anlage des Lustgartens von Graf Johannes im Jahre 1663 ... ... und heute<br />
• 11 Plakaten zu einzelobjekten – hier<br />
wird die Geschichte stadtbildprägender<br />
und für die entwicklung bedeutsamer<br />
bauwerke nacherzählt. dazu<br />
zählen z.b. das idsteiner schloss,<br />
der hexenturm, das Killingerhaus<br />
oder die unionskirche;<br />
• 1 einleitungsplakat.<br />
nach dem neujahrsempfang wird die<br />
ausstellung in das idsteiner rathaus<br />
transportiert und dort in den räumen<br />
des bauamtes dauerhaft zu sehen sein.<br />
um sie insbesondere allen idsteiner<br />
bürgerinnen und bürgern zugänglich<br />
und verfügbar zu machen, ist eine Präsentation<br />
mit download-möglichkeit<br />
auf der homepage der stadt idstein<br />
(www.idstein.de) vorgesehen.<br />
so soll diese ausstellung<br />
• das bewußtsein der bürgerinnen und<br />
bürger für ihren ort und dessen historische<br />
Wurzeln stärken,<br />
• helfen zu begreifen, warum diese<br />
stadt als schön empfunden wird und<br />
somit dazu beitragen, diese schönheit<br />
zu bewahren und weiterzuentwickeln,<br />
• unterstützen bei zukünftigen stadtentwicklungsplanerischen<br />
Projekten,<br />
aber auch<br />
• Geschichten aus 1000 Jahren erzählen<br />
und<br />
• spaß machen bei der entdeckung der<br />
eigenen stadt.<br />
Wir widmen diese ausstellung Frau<br />
christel lentz. sie war zunächst seit<br />
1997 stellvertretende, seit 2002 ehren-<br />
amtliche idsteiner stadtarchivarin. ohne<br />
ihr engagement, ihr Wissen und<br />
ihre unterstützung wäre diese arbeit<br />
nicht möglich gewesen.<br />
Schnitt durch Grotte (1656), ehemaliges<br />
Gartenhaus von Graf Balthasar<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
FH Mainz Forum /2007
FH Mainz Forum /2007<br />
Fh mainZ international<br />
„Wie schön, auf diese Art zu studieren“<br />
50 Studierende aus vier Ländern in einem internationalen<br />
Workshop zum Braun-Prize 2007<br />
Braun-Workshop zum Braun-Prize<br />
als ich vor 38 Jahren den ersten braundesign-Preis<br />
gewonnen habe, wusste<br />
ich nicht, wie er mein leben verändern<br />
würde. ich habe während meiner gesamten<br />
laufbahn als designer davon<br />
profitiert. die möglichkeit, 39 Jahre<br />
später mit ca. 50 studenten an diesem<br />
renommierten Förderpreis noch<br />
einmal, in etwas anderer Funktion,<br />
teilzunehmen, ist eine besondere herausforderung<br />
für mich.<br />
teilnehmer dieses Workshops sind unsere<br />
Partnerhochschulen:<br />
isia rom mit <strong>Prof</strong>. marco Vagnini<br />
und Paolo crescenti mit 22 studenten;<br />
swinburne university of technology<br />
mit <strong>Prof</strong>. lotars Ginters mit 13 studenten;<br />
die akademia sztuk Pieknych<br />
w Gdansku mit zwei studenten und<br />
die Gruppe des mainzer studiengangs<br />
innenarchitektur mit 17 teilnehmern.<br />
als ich bei den Partnerhochschulen<br />
nach dem interesse eines unternehmens<br />
dieser art anfragte, war man<br />
im isia rom sofort begeistert, an der<br />
swinburne university passte es erst<br />
nicht direkt in das Programm, wurde<br />
dann aber von den studenten begeistert<br />
angenommen. unsere Gäste aus<br />
Gdansk haben die chance, mit der<br />
hilfe eines braun Veteranen am braun-<br />
Preis teilzunehmen, sofort erkannt und<br />
gerne aufgenommen.<br />
mein Ziel bei diesem Workshop war<br />
es, so viele studenten wie möglich<br />
mit dem „braun-design-Virus“ zu infizieren.<br />
Während der 6 monate<br />
Zusammenarbeit habe<br />
ich versucht, den 50<br />
studenten die Werte eines<br />
ehrlichen und guten<br />
designs innerhalb des<br />
Workshops, im sinne<br />
der braun-Philosophie<br />
in ihren anfängen vor<br />
50 Jahren, zu vermitteln.<br />
Florian Seiffert<br />
der zwischenmenschliche<br />
austausch zwischen den studentengruppen<br />
und den <strong>Prof</strong>essoren ist<br />
auch nicht vernachlässigt worden und<br />
wird durch reisen, e-mails und viele<br />
telefonate aktiv gehalten. sehr gefreut<br />
habe ich mich darüber, wie selbst-<br />
verständlich der umgang miteinander<br />
war und wie hoch Gastfreundschaft<br />
zwischen den studenten gewertet wird.<br />
dabei wurden keine Kosten und keine<br />
Zeit gescheut.<br />
da wurden extra betten gekauft, die<br />
mütter haben gekocht, es wurde gearbeitet,<br />
gefeiert und besichtigt, es war<br />
ein event der extra Klasse mit einem<br />
enormen lerneffekt und<br />
austausch von ideen und<br />
meinungen. Wenn wir<br />
auch nicht unbedingt den<br />
1. Preis gewinnen werden,<br />
so haben wir doch<br />
alle sehr viel von dieser<br />
Zusammenarbeit mitgenommen.<br />
mein dank gilt allen<br />
teilnehmern und unseren<br />
vielen helfern und unterstützern<br />
des Fachbereichs und Frau<br />
Plate und herrn Weiler vom international<br />
office.<br />
<strong>Prof</strong>. Florian seiffert<br />
Fachhochschule Mainz<br />
9
Der super Erasmus-Austausch<br />
das Programm erasmus basiert<br />
auf dem austausch von hochschulstudenten,<br />
ein austausch 1 zu 1, ein<br />
student geht, ein anderer kommt zur<br />
gleichen Zeit. diesmal war es ein<br />
austausch zwischen größeren Gruppen<br />
von studenten. <strong>Prof</strong>. seiffert hatte diese<br />
idee angeregt, und wie kann man so<br />
eine Gelegenheit ablehnen?<br />
ein internationaler Wettbewerb, ein<br />
austausch zwischen so vielen Personen,<br />
die möglichkeit, in so einer<br />
offenen art und Weise miteinander zu<br />
arbeiten, all dies war sehr interessant.<br />
so begann das abenteuer.<br />
die deutschen studenten sind in rom<br />
mit großer Gastfreundschaft und herzlichkeit<br />
aufgenommen worden, und so<br />
war es schon vom zweiten arbeitstag<br />
an eine große Familie. im selben Geist<br />
wurden wir in mainz empfangen und<br />
versorgt.<br />
unterdessen hatte sich „die Familie“<br />
um eine Gruppe australischer studenten<br />
erweitert, wir waren bei gut 50<br />
Personen angekommen. die arbeitszeiten<br />
waren - ganz deutsch – gewissenhaft<br />
und präzise von <strong>Prof</strong>. seiffert<br />
vorbereitet worden, so dass alle Zusammenkünfte<br />
optimal genutzt werden<br />
konnten. die italienischen studenten<br />
konnten die Prüfstelle für baustoffe<br />
der Fh mainz, bei herrn <strong>Prof</strong>. herold<br />
und <strong>Prof</strong>. edelmann, besuchen, um ihre<br />
technischen Kenntnisse anhand von<br />
materialversuchen zu erweitern.<br />
am dienstag, dem zweiten tag, sind<br />
wir (alle 50) durch Frankfurt gelaufen<br />
und haben unter anderem fünf museen<br />
besucht. unser interesse galt vorwiegend<br />
der modernen architektur. Für<br />
viele der italienischen Jugendlichen,<br />
die es gewohnt sind, sich in einem<br />
geschichtsträchtigen umfeld zu bewegen,<br />
war es ein radikaler Wechsel der<br />
urbanen szene.<br />
die stadt hat uns einen wunderbaren<br />
sonnenuntergang geschenkt, sehr unterschiedliche<br />
dominierende Farbeindrücke<br />
im Gegensatz zu italien, – und<br />
Fh mainZ international<br />
dies alles ist durch <strong>Prof</strong>. seifferts initiative<br />
möglich gemacht worden. durch<br />
die für Weihnachten dekorierte stadt<br />
zu spazieren, war auch eine neue erfahrung<br />
für uns alle, wir waren fasziniert<br />
von der Fröhlichkeit der Plätze,<br />
den Weihnachtsdekorationen, den traditionen<br />
und deren objekte, die das<br />
deutsche Weihnachtsfest verschönern .<br />
um uns – in erwartung der begegnung<br />
mit dem „mythos dieter rams“ am<br />
nächsten tag – etwas<br />
zu entspannen, hat die<br />
Gruppe der deutschen<br />
studenten abends eine<br />
Party organisiert. Wir<br />
verbrachten einen angenehmen<br />
abend, wir<br />
aßen sachen, die die<br />
studenten gekocht hatten<br />
und hörten musik,<br />
ich habe keinen appell<br />
für ein ende des abends<br />
Marco Vagnini<br />
erlassen… und ich möchte nicht wissen,<br />
was alles noch so passiert ist ...<br />
Mittwoch:<br />
trommelwirbel zur rams – Prüfung!<br />
ich denke, dies ist einer der tage gewesen,<br />
die man sein ganzes leben nicht<br />
vergisst. <strong>Prof</strong>. rams war beeindruckend,<br />
hat intelligente Worte für jeden<br />
der studenten gefunden, hat Vertrauen<br />
gezeigt in die ihm vorgelegten arbeiten<br />
und gleichzeitig präzise ratschläge<br />
dazu gegeben. Vielen dank noch mal<br />
an herrn <strong>Prof</strong>. rams für seine uns zur<br />
Verfügung gestellte Zeit.<br />
nun ist auch <strong>Prof</strong>. Paolo crescenti aus<br />
italien zu uns gestoßen, mein Kollege<br />
vom design-Kurs in rom, auch er<br />
war interessiert, <strong>Prof</strong>. rams‘ beobachtungen<br />
und kritische anmerkungen zu<br />
den studentenarbeiten zu hören.<br />
und nun wurde wieder gefeiert. „ Wie<br />
schön, auf diese art zu studieren“,<br />
sagte mir eine italienische studentin.<br />
am tage arbeiten und abends feiern<br />
– Was sagt man dazu? es wäre schön,<br />
wenn alle so ein leben hätten.<br />
Donnerstag:<br />
Früh aufstehen, wir gehen zu braun.<br />
das braun-museum öffnet weit seine<br />
Pforten und hat es sich zum auftrag<br />
gemacht, durch eine gewissenhafte<br />
sammlung von Produkten aus 40 Jahren<br />
zu zeigen, welche dazu beigetragen<br />
haben, diese Firma groß zu machen.<br />
einige der jungen braun-designer haben<br />
uns auf eine reise durch die<br />
Geschichte der Produkte geführt. dies<br />
war noch einer der tage,<br />
der demjenigen die<br />
augen öffnete, der ein<br />
großer designer werden<br />
möchte. die Welt<br />
der vielschichtigen<br />
Produkte konnten wir<br />
mit händen greifen, die<br />
entwicklung einer Produktfamilie<br />
innerhalb<br />
von 40 Jahren sehen,<br />
uns bewusst machen,<br />
dass design ein Prozess ist und nicht<br />
eine einfache aktion von „make-up“<br />
der technik ... möglicherweise haben<br />
die jungen leute dies nicht restlos verstanden,<br />
aber der Keim wurde gelegt<br />
und er wird Früchte tragen.<br />
Abfahrt:<br />
die Familie ist gewachsen und sie<br />
fühlt sich verbunden, und jetzt ist der<br />
abschied traurig. es gibt viele neue<br />
ideen und den Wunsch, sich wieder zu<br />
sehen. man fährt ab mit der sicherheit,<br />
dass es über kurz oder lang ein nächstes<br />
Fest geben wird. es war fantastisch,<br />
junge menschen zu sehen, die versucht<br />
haben, sich mittels der verschiedenen<br />
sprachen, deutsch, italienisch, englisch,<br />
französisch, mit den händen,<br />
mit dem lächeln oder wie sie sich<br />
sonst verständigen konnten, kennen<br />
zu lernen.<br />
die Zukunft sieht so aus und es wird<br />
eine schöne Zukunft sein, wenn wir<br />
wissen, wie wir sie gestalten können.<br />
<strong>Prof</strong>essor marco Vagnini<br />
ISIA / ROMA<br />
0 FH Mainz Forum /2007
i have to admit when asked to write a<br />
small report 2 weeks ago to describe<br />
our study abroad experience in<br />
Germany i may have complained just<br />
a little bit, sulked, moped around the<br />
house and just generally spent my<br />
time procrastinating in the sun. so,<br />
hours before the deadline i sit down<br />
to think about my time in mainz and<br />
if i actually learnt anything potentially<br />
useful during my visit.<br />
surprisingly, for someone who tends to<br />
think they know pretty much everything<br />
about, well the entire universe, i had<br />
quite a long list.<br />
a group of thirteen industrial design,<br />
interior design and Product design<br />
engineering students from swinburne<br />
university of technology, melbourne<br />
australia, took part in the 2006 German<br />
study tour.<br />
We all worked on our designs for<br />
the 2007 braun Prize during our five<br />
week visit. We had the opportunity<br />
to meet and present to German and<br />
italian design students and learned<br />
how european design schools teach<br />
the design process.<br />
in hindsight my journey through<br />
Germany was the singularly most<br />
valuable design experience i have<br />
undertaken throughout my design<br />
studies. as clichéd as it may seem,<br />
Germany is multi layered; exposing<br />
itself in small doses in the most unlikely<br />
of places, small intimate towns or<br />
found in food or bars or restaurants.<br />
the one prominent realisation that<br />
impacted on me considerably was the<br />
contrast in culture between australia<br />
and Germany. in many ways Germany<br />
is a complex network of new and old. it<br />
never ceases to surprise me how young<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Fh mainZ international<br />
some things, i could attribute to the<br />
lifetime of experience that <strong>Prof</strong>essor<br />
seiffert partly shared with us. simple<br />
things like, the idea of exploring and<br />
refining the actual concept of our<br />
product rather than just its aesthetic<br />
form, should have been blatantly<br />
obvious to students finishing their<br />
second year of design yet for most of<br />
us it hadn’t clicked in yet.<br />
other aspects i could definitely thank<br />
the students of Fh mainz for. the<br />
maturity and professionalism with<br />
which they approached their own<br />
and fellow students work with was<br />
definitely impressive. as someone<br />
For the last two weeks of the tour we<br />
were based at Fh mainz and worked<br />
on our projects with <strong>Prof</strong>essor seiffert<br />
who guided and helped us to develop<br />
our concepts. We were also taken to a<br />
number of museums in Frankfurt and<br />
on a winery tour to top off a busy two<br />
weeks.<br />
all of the staff and students were<br />
very welcoming and friendly which<br />
made our time in mainz much more<br />
enjoyable. thankyou to the <strong>Prof</strong>essor<br />
australia is, and how much we can learn<br />
from cultural revolutions. many large<br />
cities that were destroyed in the war<br />
have been rebuilt and as a consequence,<br />
a new atmosphere emerges. hamburg<br />
is a great representation of alternative<br />
lifestyle; it is cultural, creative<br />
– a politically active melting pot of<br />
humanity. Germany offers differing<br />
design experiences for students.<br />
relationships between professors and<br />
students are greatly different from that<br />
in the australian university setting. i<br />
was enlightened by <strong>Prof</strong>essor seiffert’s<br />
approach to design and method of<br />
sick and tired of receiving glares for<br />
asking, “what does this part do?” i<br />
was so excited to see that they actually<br />
took advice as just that, advice, not<br />
an attack on their self-esteem and<br />
personal inadequacies as designers.<br />
not to mention the fact that they were<br />
there, in reality, to work, not to simply<br />
scrape a pass and finish their course.<br />
it was a humbling experience to be<br />
able to work alongside such motivated<br />
and dedicated people and i’m sure it<br />
wouldn’t have taken any of them 2<br />
weeks to write a 250 word report.<br />
abbey reynolds<br />
Swinburne University of Technology,<br />
Melbourne<br />
seiffert and erich Weiler for helping<br />
and looking after us and thankyou to<br />
the students for making us feel right<br />
at home. it was a valuable experience<br />
that i will never forget.<br />
Peter morenos<br />
Swinburne University of Technology,<br />
Melbourne<br />
teaching and felt a great desire to<br />
learn, something which lay dormant<br />
prior to my German experience. i can<br />
only describe the experience as feeling<br />
like an inquisitive child desiring to<br />
consume every design and cultural<br />
experience that was on offer.<br />
history defines culture and we define<br />
our history.<br />
melissa salata<br />
Swinburne University of Technology,<br />
Melbourne
Fh mainZ international<br />
Die Teilnehmerinnen<br />
und<br />
Teilnehmer des<br />
Braun-Prize<br />
Workshops<br />
2007<br />
2 FH Mainz Forum /2007
Arc steht für Konzentration, Stressabbau und Purismus im<br />
Gegensatz zu unsrer Überflussgesellschaft. Nach dem Vorbild<br />
des alt-chinesischen Bogens wurde das Konzept des<br />
leichter spannbaren Bogens mit Hilfe von modernen Materialien<br />
in unsere heutige Zeit übersetzt.<br />
Carsten Friedrich, Sheng Li<br />
Fastlane a lifeguard equipment<br />
Fastline ist ein Schwimmutensil, das Rettungsschwimmern<br />
eine schnellere Rettung ermöglicht. Die Armflosse besteht<br />
aus einer Kombination aus Neoprenhandschuh und flexibler<br />
Elastomerflosse, die am Arm anliegt und sich nur durch<br />
Schwimmbewegungen öffnet. Die Schwimmmaske mit integriertem<br />
Schnorchel ermöglicht eine bessere Sicht und<br />
erlaubt das Sprechen unter der Maske.<br />
Christoph Speh<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Fh mainZ international<br />
embrace<br />
Embrace verkörpert ein komplett neues Sitzsystem für die<br />
Arbeit am Computer. Das Bruststützsystem fördert ein dynamisches<br />
Sitzen und verhindert eine krumme Sitzposition.<br />
Durch die hinten aufsteigende Sitzfläche wird der Rücken<br />
ausreichend gestützt, so dass keine zusätzliche Rückenlehne<br />
mehr nötig ist.<br />
Katharina Neuhaus<br />
Control S1<br />
Control S1 ist eine bewegungsstabile Krankentrage, die mit<br />
Hilfe von Sensoren vertikale Bewegungen registriert, die<br />
durch sich auf- und abbewegende hydraulische Kolben sofort<br />
ausgeglichen werden. Somit ist die Oberfläche der Trage<br />
immer horizontal. Stöße und Erschütterungen werden nicht<br />
übertragen.<br />
Julia Schlotter
Fh mainZ international<br />
Kinderwagen mit hydraulischer Hebefunktion, um beim Treppensteigen den Kinderwagen<br />
leichter aufnehmen zu können. Zosia<br />
Digitales Photoalbum zur besseren Organisation der Photos. Paolo Grungo<br />
FH Mainz Forum /2007
Teamgeist inspiriert<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Fh mainZ international<br />
Swinburne Faculty of Design Study Tour to FH Mainz Germany<br />
in november 2006 a group of 13 interior, industrial and<br />
Product design students travelled to Germany for a five week<br />
study tour. the aim of the tour was to expose the students to<br />
other styles and types of design, as well as different teaching<br />
methods. together with senior lecturer lotars Ginters, the<br />
students spent two weeks touring Germany and its cultural<br />
and design sites, including the bauhaus, bmW, the hessen<br />
design centre and the braun museum and archives.<br />
they were then based at Fh mainz for three weeks of<br />
project work, under the guidance of former braun designer<br />
and Fh mainz senior lecturer <strong>Prof</strong>essor Florian seiffert.<br />
the project was introduced by former swinburne student ben<br />
auf initiative der <strong>Prof</strong>essoren Florian<br />
seiffert (mainz) und marco Vagnini<br />
(rom) fand im rahmen des entwurfsprojektes<br />
braun – Preis 2007 eine<br />
hochschulübergreifende Zusammenarbeit<br />
zwischen der swinburne university,<br />
der isia rom, akademia sztuk<br />
Pieknych w Gdansku danzig und der<br />
Fachhochschule mainz statt. daraus<br />
entstand eine semesterarbeit im studiengang<br />
innenarchitektur, schwerpunkt<br />
Produktdesign. als Vorbereitung für<br />
das Projekt wurde die designgeschichte<br />
und entwicklung des unternehmens<br />
braun analysiert, wonach jeder<br />
teilnehmer an einem eigenständigen<br />
Produktkonzept, basierend auf der Firmenphilosophie,<br />
arbeitete.<br />
diese entwürfe wurden bei im Vorfeld<br />
organisierten Workshops in rom und<br />
mainz präsentiert, korrigiert und diskutiert.<br />
danach arbeiteten die Gruppen<br />
wieder eigenständig, aber mit gutem<br />
Kontakt zu den Workshoppartnern an<br />
ihren Projekten weiter, bis wir schließlich<br />
alle gemeinsam unsere arbeiten<br />
bei braun einreichten.<br />
der Workshop hat besonders viel spaß<br />
gemacht, da sich viele persönliche<br />
Kontakte ergeben haben. auch die zusätzliche<br />
betreuung durch <strong>Prof</strong>. Vagnini<br />
(isia rom) hat sich als spannend,<br />
hilfreich und intensiv herausgestellt.<br />
insgesamt arbeiteten unter den Fittichen<br />
von <strong>Prof</strong>. seiffert, der das ganze<br />
Projekt als ehemaliger designer bei<br />
braun mit viel herzblut betreute, studenten<br />
aus rom, danzig und melbourne,<br />
mainz nicht zu vergessen.<br />
<strong>Prof</strong>. Vagnini besuchte uns schon in<br />
der anfangsphase, um unsere ideen zu<br />
begutachten und uns mit seiner anderen<br />
herangehensweise neue Perspektiven<br />
zu eröffnen. außerdem begeisterte<br />
er mit einem Vortrag über „bruno munari<br />
und die 21 Punkte“. als nächstes<br />
stand dann unser fünftägiger besuch in<br />
rom an. Wir konnten alle bei unseren<br />
Gastgebern unterkommen und hatten<br />
so die möglichkeit, den italienischen<br />
alltag live und in Farbe mitzuerleben.<br />
Wir haben uns dabei sehr wohl gefühlt<br />
und wurden liebevoll verköstigt.<br />
Zwei volle tage verbrachten wir mit Präsentationen<br />
und Vorlesungen an der isia,<br />
dabei wechselten wir zwischen italienisch,<br />
englisch und deutsch hin und her.<br />
aber Verständnisprobleme gab es nie, da<br />
Kathi, unser sprachgenie, wie auch max,<br />
unser halbitaliener, immer als Übersetzer<br />
fungierten, wenn es nötig war.<br />
die restliche Zeit genossen wir das kulinarische<br />
und kulturelle rom. besonders<br />
die persönlichen Führungen von <strong>Prof</strong>.<br />
Vagnini durch die verwinkelten Gassen<br />
der innenstadt mit anekdoten und<br />
Kaffeeproben brachten uns rom näher<br />
und waren etwas besonderes. auf einer<br />
eigens für uns organisierten Party in der<br />
isia wuchs die Gruppe zu einer großen,<br />
bunten Familie zusammen.<br />
Wilson from the braun design team<br />
and the students spent an informative<br />
day at the firm receiving project<br />
briefing, design studio and factory<br />
tours. the students found the study<br />
tour very inspiring, and certainly enjoyed<br />
their travels around Germany.<br />
Sue Ackroyd<br />
there will be an exhibition of their<br />
project work at swinburne‘s Faculty of design Gallery from<br />
19 February - 9 march 2007.<br />
sue ackroyd<br />
Swinburne University of Technology, Melbourne<br />
der abschied fiel dementsprechend<br />
schwer, auch wenn das baldige Wiedersehen<br />
in mainz schon organisiert<br />
war. die Gruppe aus melbourne hatte<br />
sich schon eine gute Woche in unserer<br />
modellbauwerkstatt eingearbeitet, bis<br />
wir die studenten aus rom in empfang<br />
nehmen konnten. so waren endlich<br />
alle versammelt und ein erneuter<br />
Präsentationsmarathon begann. dabei<br />
hatten wir besuch von <strong>Prof</strong>. dr. h.c.<br />
dieter rams, der sich interessiert einige<br />
modelle und Konzeptideen zeigen<br />
ließ.<br />
bevor beide Gruppen wieder abreisten,<br />
besuchten wir alle zusammen die<br />
im taunus ansässige Firma braun.<br />
dort war bereits eine Führung durchs<br />
firmeneigene museum und ein Vortrag<br />
zur Firmengeschichte für uns organisiert.<br />
danach ging es weiter ins Kloster<br />
eberbach, wo wir uns bei einer Weinprobe<br />
von unseren Gästen verabschiedeten.<br />
nun mussten wir „nur noch“ unsere<br />
Projekte für die einsendung zum Wettbewerb<br />
ausarbeiten, und auch wenn<br />
mit der abgabe das Projekt als erledigt<br />
gilt, hoffen wir, den Kontakt zu<br />
unseren ausländischen Kommilitonen<br />
beizubehalten und sie hoffentlich bald<br />
wieder zu sehen. Vielleicht geht es für<br />
den einen oder anderen von uns in<br />
sachen braun Prize noch weiter ….
Vertreter der COEUR-Partner diskutierten im Januar in<br />
Bacharach die Struktur des Business Creativity Moduls.<br />
Zu Gast war <strong>Dr</strong>. <strong>Morath</strong>, Präsident der Fachhochschule<br />
Mainz (rechts)<br />
Fh mainZ international<br />
Nachdem in den vergangenen Jahren schon drei COEUR Ideen-Workshops (COEUR steht für: Competence in<br />
European Entrepreneurship) erfolgreich durchgeführt worden waren, unterstützt die EU jetzt die systematische<br />
Überführung der Erfahrungen in ein Unterrichtsmodul und dessen europaweite Einführung mit über 217.000,- G.<br />
Sich immer wieder neu erfinden<br />
aufbauend auf einer idee, die ich gemeinsam<br />
mit andrew turnbull von<br />
der robert-Gordon-university, aberdeen,<br />
entwickelt hatte, hatten seit 2004<br />
regelmäßig Workshops<br />
zur entwicklung<br />
europäischer<br />
unternehmerischer<br />
ideen stattgefunden.<br />
2004 in mainz,<br />
2005 in aberdeen<br />
und 2006 in Wroclaw<br />
waren dabei<br />
jeweils 40-50 studierende<br />
der sechs<br />
Partnerhochschulen<br />
aus lissabon,<br />
dijon, breslau,<br />
Prag, aberdeen<br />
und mainz zusammen<br />
gekommen. in<br />
interdisziplinären<br />
Bert Christmann, JCI (stehend), begrüßte COEUR-Partner und Studierende im<br />
Posthof Bacharach. Von links Valérie Ballerau (ESC Dijon), Andrew Turnbull<br />
(RGU Aberdeeen), Hildegard Klär (COEUR Team Mainz), Gonsalo Pernas (ISCTE<br />
Lissabon)<br />
„Man lernt nur dazu, wenn man nicht gleicher<br />
Meinung ist“ | EU-Kommission unterstützt Entwicklung<br />
eines innovativen interkulturellen Moduls zur Business<br />
Creativity der FH Mainz und fünf europäischer Partnerhochschulen<br />
von Matthias Eickhoff<br />
„Die Zusammenarbeit war aufregend,<br />
spannend, und oft auch kompliziert.<br />
Sie stellte jeden einzelnen von uns<br />
vor neue Herausforderungen. Entscheidungsfindung<br />
und Einigung, zusammen<br />
mit den kulturellen Unterschieden,<br />
machte die Kommunikation<br />
nicht immer einfach, aber eins habe<br />
ich während dieser Woche gelernt:<br />
Man lernt nur dazu, wenn man nicht<br />
gleicher Meinung ist. Diese Woche<br />
war eine unglaubliche Erfahrung für<br />
mich. Sie hat mich mit Menschen<br />
zusammen gebracht, die unterschiedlicher<br />
nicht hätten sein können und<br />
hat mir die Augen geöffnet. Ich kann<br />
es jedem nur empfehlen, bei der<br />
nächsten Gelegenheit an diesem jährlichen<br />
Ereignis teilzunehmen.“<br />
Rebecca Sewell, Teilnehmerin<br />
COEUR Workshop 2005<br />
teams hatten sie innerhalb einer Woche<br />
unternehmerische ideen mit europäischer<br />
dimension für neue Produkte,<br />
Prozesse oder soziale innovationen<br />
entwickelt und schließlich einer Jury<br />
aus unternehmern, investoren und be-<br />
ratern präsentiert.<br />
das coeur<br />
ideen-Workshop-<br />
Konzept war im<br />
september vergangenen<br />
Jahres<br />
bei dem 6th internationalentrepreneurship-<br />
Forum in riga<br />
mit dem ‚best<br />
Paper award for<br />
most creative<br />
effort’ ausgezeichnet<br />
worden.<br />
die Partner hatten<br />
vor einem<br />
Jahr die Finanzierung eines Projektes<br />
beantragt, mit dem die erfahrungen<br />
der bisherigen coeur - ideen-Workshops<br />
in die entwicklung eines studienmoduls<br />
eingebracht werden sollen.<br />
das modul soll als Wahlpflichtmodul<br />
im bacherlor-studium der Partnerhochschulen<br />
schon im Wintersemester<br />
2007/2008 erstmals angeboten werden.<br />
im folgenden Jahr ist dann die allgemeine<br />
Vorstellung und europaweite<br />
Verbreitung des moduls geplant.<br />
das modul baut inhaltlich auf verschiedenen<br />
Projekten und Publikationen auf,<br />
die von mir mit den mitarbeitern und<br />
Partnern des instituts für unternehmerisches<br />
handeln iuh in den vergangenen<br />
Jahren an der Fh mainz<br />
entwickelt worden waren. im Vordergrund<br />
des interesses standen dabei die<br />
entwicklung einer europäischen unternehmerkultur,<br />
euroPreneurship, sowie<br />
die erweiterung der betrachtung<br />
FH Mainz Forum /2007
Studierende der FH Mainz stellten in Bacharach<br />
Konzepte zum Marketing des COEUR<br />
Business Creativity Moduls vor<br />
der unternehmensentwicklung (business<br />
Planning) um die Perspektive der<br />
business creativity und des business<br />
development: dauerhaft erfolgreiche<br />
unternehmen müssen sich systematisch<br />
immer wieder neu erfinden!<br />
das neue business creativity - modul<br />
soll einen beitrag leisten, die studierenden<br />
auf diese immer wichtiger werdenden<br />
erfolgsvoraussetzungen vorzubereiten.<br />
drei teilaspekte der business<br />
creativity werden darin integriert sein:<br />
die Frage der kreativen Problemdefinition,<br />
die in die Festlegung des<br />
unternehmensgegenstandes mündet,<br />
die möglichkeiten und Grenzen der<br />
nutzung von Kreativitätstechniken<br />
zur unternehmerischen Problemlösung,<br />
die das Geschäftsmodell wesentlich<br />
mitbestimmt, sowie die Gestaltung<br />
der Voraussetzung der Kommerzialisierung<br />
von Geschäftsideen, die die<br />
Verbindung zum business Planning<br />
herstellt.<br />
Europäische Vielfalt als Inspirationsquelle<br />
ein wesentlicher aspekt des coeur-<br />
bcm-Projektes liegt dabei in seiner<br />
europäischen ausrichtung. europa ist<br />
auch heute noch geprägt von oftmals<br />
sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen,<br />
rechtlichen und vor allem kulturellen<br />
bedingungen. dies wird häufig als<br />
hindernis und tendenzieller standortnachteil<br />
gegenüber amerika und asien<br />
verstanden. dagegen geht das coeur –<br />
team bei der entwicklung seiner ansätze<br />
davon aus, dass gerade diese<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Fh mainZ international<br />
Sir Charles Skene, erfolgreicher schottischer<br />
Unternehmer und Namensgeber des<br />
Center for Entrepreneurship der Robert-<br />
Gordon University, Aberdeen, im Gespräch<br />
mit COEUR-Teilnehmern 2005<br />
europäische Vielfalt eine wesentliche<br />
Quelle kreativer unternehmerischer<br />
ideenfindung sein kann, die zur bewältigung<br />
der herausforderungen der<br />
Zukunft in Wirtschaft und Gesellschaft,<br />
technologie und umwelt beiträgt.<br />
Während die effekte der interkulturellen<br />
Zusammenarbeit bei den coeur<br />
ideen-Workshops in der unmittelbaren<br />
interaktion der teilnehmer erfahrbar<br />
werden, soll die Zusammenarbeit der<br />
studierenden in dem business-creativity<br />
modul elektronisch unterstützt<br />
werden. Zeitgleich werden dazu die<br />
Veranstaltungen in den Partnerhochschulen<br />
angeboten werden und die<br />
studierenden werden ihre ideen und<br />
Konzepte gemeinsam über das internet<br />
entwickeln. Vor ort in den jeweiligen<br />
hochschulen arbeiten die studierenden<br />
ferner teamübergreifend zusammen<br />
und erhalten unterstützung vom<br />
betreuenden hochschullehrer. hier<br />
finden auch die abschlusspräsentationen<br />
vor einer Jury statt.<br />
nachdem sich die Partnerhochschulen<br />
bei einem ersten Koordinationstreffen<br />
im Januar in bacharach bereits auf die<br />
struktur des moduls geeinigt hatten,<br />
soll der nächste wichtige schritt in<br />
der Verabschiedung der ausgearbeiteten<br />
inhalte im Juli im schottischen<br />
aberdeen erfolgen. im september<br />
findet in lissabon der diesjährige<br />
coeur ideen-Workshop statt und im<br />
anschluss daran soll das ergebnis als<br />
Prototyp erstmals öffentlich vorgestellt<br />
werden. nach dem ersten testlauf im<br />
kommenden Wintersemester 2007/08<br />
‚SmartWeight’, der spätere Präsentationssieger<br />
2005, trifft letzte Vorbereitungen<br />
werden die überarbeiteten ergebnisse<br />
dann in 6 nationalen Konferenzen in<br />
den Partnerländern auch anderen europäischen<br />
hochschulen präsentiert<br />
werden. Ziel ist es, in den kommenden<br />
Jahren möglichst viele neue hochschulkooperationen<br />
anzuregen und zur<br />
umsetzung des coeur business-creativity<br />
moduls zu ermutigen.<br />
besonders bei der umsetzung des moduls<br />
bauen die coeur Partner auf die<br />
Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsjunioren.<br />
die Wirtschaftsjunioren<br />
(Junior chamber international, Jci)<br />
hatten erstmals bereits den coeur-<br />
Workshop 2004 in der Fachhochschule<br />
mainz unterstützt und arbeiten seither<br />
mit dem coeur-team zusammen.<br />
Für die entwicklung des coeur<br />
business creativity module hat Jci–<br />
europe die Kooperation zugesagt.<br />
YOMP! Spielerisch erlernen Studierende<br />
den Weg zum erfolgreichen Unternehmertum<br />
7
Im Reich der Mitte ist die Zukunft greifbar ...<br />
Praktikum bei Siemens Ltd. in Peking<br />
von René Jouaux<br />
ein Praktikum in china? aber klar<br />
doch! spätestens nach meinem Praxissemester<br />
in den usa war mir klar, dass<br />
ich auch den anderen teil der Welt<br />
kennenlernen wollte, bevor ich mein<br />
studium beende.<br />
somit flog ich direkt nach den letzten<br />
Klausuren im sommer 2006 nach beijing,<br />
um mein 3-monatiges Praktikum<br />
bei siemens ltd. china zu absolvieren.<br />
Was mir bisher nur aus Fernsehen, Zeitung<br />
oder Fachpresse bekannt war, wird<br />
in der übersetzt „nördlichen hauptstadt“<br />
von china realität. der fernöstliche<br />
aufschwung ist hier im moment<br />
spürbarer als je zuvor und die jüngsten<br />
ausschreibungen für die olympiade<br />
2008 haben unzählige weitere unternehmen<br />
in die stadt gebracht. schätzungsweise<br />
sind im augenblick über<br />
1000 Kräne im einsatz, um die neuen<br />
bürotürme, hotels, apartmentgebäude<br />
und einkaufszentren in rekordzeit<br />
hochzuziehen. selbst das unternehmen<br />
siemens, das bereits seit 1872<br />
auf dem chinesischen markt vertreten<br />
ist, baut gerade ein neues headquarter<br />
Fh mainZ international<br />
Sommerpalast Himmelstempel Kaiserpalast<br />
in beijing, welches bis ende nächsten<br />
Jahres pünktlich zur olympiade fertiggestellt<br />
sein soll.<br />
<strong>Prof</strong>essionelle Unterstützung<br />
die aufnahme vor ort bei siemens war<br />
ausgezeichnet. untergebracht wurden<br />
sämtliche Praktikanten in der nähe des<br />
Werkes in einem schon fast luxuriösen<br />
apartment, da neben Küche, schlafzimmer<br />
mit eigenem bad auch der tägliche<br />
Zimmerservice dazugehörte. siemens<br />
in beijing betreut stets ca. 30 Praktikanten<br />
und trainees und aufgrund dieser<br />
routine verlief mein einstieg absolut<br />
reibungslos. Während meines Praktikums<br />
wurde ich bei siemens business<br />
services (sbs) eingesetzt. neben den<br />
vielen anderen sparten von siemens ist<br />
sbs ein it-service Provider und liefert<br />
verschiedene it-dienstleistungen für<br />
siemens und viele andere Kunden im<br />
asiatischen raum.<br />
meine aufgabe bestand darin, ein<br />
browserbasiertes management cockpit<br />
mit ampel- und trendfunktionen<br />
für die sbs-Geschäftsleitung aufzusetzen.<br />
da die bsc mindestens einmal im<br />
hauptstudium behandelt wurde, war es<br />
sehr interessant, gerade in china eine<br />
praktische umsetzung unterstützen zu<br />
dürfen. Gemäß der theorie wurden<br />
bereits auf basis der siemens Vision<br />
und mission geeignete Ziele, messgrößen<br />
und Key-Performance-indikatoren<br />
definiert.<br />
„Ja“ oder „nein“ ?<br />
das aufsetzen und die Konfiguration<br />
der software verlief relativ problemlos,<br />
da mich ein systemsingenieur aus<br />
deutschland hierbei unterstützte. die<br />
Klärung und Prüfung der reports und<br />
datenqellen stellte mich jedoch vor die<br />
ersten kulturellen herausforderungen.<br />
ich lernte schnell, dass „Ja“ oft vielleicht<br />
heißt und ein „hier bin ich<br />
der richtige ansprechpartner“ kann im<br />
schlimmsten Fall bedeuten, „ich habe<br />
überhaupt keine ahnung davon!“.<br />
nach den 3 monaten meine ich behaupten<br />
zu können, dass mit genug<br />
FH Mainz Forum /2007
Geduld, einem langen atem und der<br />
richtigen strategie, mit der man auf die<br />
chinesischen Kollegen zugeht, diese<br />
schwierigkeit jedoch gut in den Griff<br />
zu bekommen ist.<br />
die unternehmenskultur von siemens<br />
ltd., china ist stark durch deutsche<br />
Führungskräfte geprägt, die überwiegend<br />
für einen bestimmten Zeitraum<br />
entsandt wurden. dennoch ist der Führungsstil<br />
in china noch relativ autoritär<br />
und hierarchisch, aber trotz der deutlichen<br />
unterschiede zu unserem arbeitsalltag<br />
in deutschland verlief die<br />
Zusammenarbeit mit den chinesischen<br />
Kollegen absolut problemlos und war<br />
stets durch gegenseitigen respekt geprägt.<br />
auch außerhalb von siemens<br />
verbrachten wir viel Zeit miteinander,<br />
da beijing auch nachts einiges in den<br />
verschiedenen barvierteln zu bieten<br />
hatte.<br />
mir erklärte man zu beginn – „Wer<br />
china kennenlernen möchte, sollte mit<br />
beijing beginnen“. da das alles einfacher<br />
erscheint, wenn man die immense<br />
sprachbarriere etwas verringert,<br />
habe ich begonnen, chinesischunterricht<br />
zu nehmen. Für umgerechnet<br />
5 euro erhält man bereits eine ganze<br />
stunde Privatunterricht. dies bringt u.<br />
a. den Vorteil, sich selbst mit der sprache<br />
auseinanderzusetzen, und schon<br />
nach kurzer Zeit verfügt man über ein<br />
gesundes basiswissen.<br />
Alte und neue Welt<br />
in beijing erwartet den besucher eine<br />
Welt, die sich zwar in vielen bereichen<br />
der westlichen Welt geöffnet hat, in<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Fh mainZ international<br />
der die jahrtausende-alten traditionen<br />
chinas aber immer noch ein fester und<br />
nicht zu vernachlässigender bestandteil<br />
sind. die hauptstadt im reich der<br />
mitte ist eine sehr vielschichtige und<br />
historische metropole mit knapp 14<br />
mio. einwohnern. alte tempel und<br />
traditionelle Gassen in den sogenannten<br />
hutongs liegen direkt neben modernen<br />
einkaufszentren, hotels und<br />
Wolkenkratzern.<br />
in der freien Zeit, d.h. am Wochenende,<br />
gab es dementsprechend viel zu entdecken.<br />
neben der weltbekannten chinesischen<br />
mauer, dem Kaiserpalast und<br />
unzähligen tempeln, gibt es in beijing<br />
auch den größten Platz der Welt<br />
zu sehen. der tiananmen-Platz oder<br />
auch „Platz des himmlischen Friedens“<br />
genannt, zieht tag für tag nicht nur<br />
touristen aus dem ausland an.<br />
neben den ausflügen in und um Peking<br />
war es natürlich aufgrund des<br />
günstigen Preisniveaus in china sehr<br />
interessant zu verreisen. die beiden<br />
highlights waren die Wochenendausflüge<br />
nach shanghai und hong Kong.<br />
die beiden städte boten ein absolutes<br />
Kontrastprogramm im Vergleich zu<br />
beijing, da man hier noch deutlicher<br />
den Wandel von der alten zur neuen<br />
Welt beobachten konnte.<br />
ungeachtet der unterschiede in den<br />
chinesischen Provinzen – überall begegnete<br />
man uns mit ausgesprochener<br />
Freundlichkeit, aufgeschlossenheit<br />
und Gastfreundschaft. bewundernde<br />
und staunende blicke sowie die bitte<br />
um ein Foto waren keine seltenheit.<br />
Sonnenuntergang in Beijing Siemens Headquarter Beijing<br />
Die Chinesische Mauer<br />
Fazit ist, china erlebt im moment einen<br />
wirtschaftlichen aufschwung ohnegleichen,<br />
und ein einblick mit praktischen<br />
erfahrungen in die dortige lebens- und<br />
arbeitsweise ist nicht nur hochspannend,<br />
sondern qualifiziert in einer zunehmend<br />
globalisierten Welt auch in besonderem<br />
maße für das spätere berufsleben. Zweifellos<br />
macht ein auslandspraktikum<br />
auch enorm viel spaß, da man neben<br />
interessanten Kontakten auch viele neue<br />
Freundschaften in einer völlig anderen<br />
Kultur findet. sehr interessant fand ich<br />
auch die Widerlegung der vielen Vorurteile,<br />
die wir ausländer gegenüber china<br />
haben. beispielsweise wusste ich schon<br />
vor der rückkehr nach deutschland,<br />
dass ich die exzellente und vielseitige<br />
Küche chinas am meisten vermissen<br />
werde... und so kam es schließlich auch!<br />
Zusammenfassend gesagt, würde ich jederzeit<br />
wieder nach china gehen, auch<br />
wenn man aus mir keinen Fan von KtV<br />
bars machen konnte ...<br />
9
Federation Square<br />
Fh mainZ international<br />
Ihr seid herzlich eingeladen! | Erfahrungsbericht von<br />
einer Reise an die FH-Partnerhochschule Swinburne<br />
University of Technology in Melbourne<br />
von Erich Weiler<br />
Seit dem Sommersemester 2000 gibt es im Fachbereich Gestaltung eine sehr aktive Kooperation mit der<br />
Swinburne University of Technology in Melbourne. Ins Leben gerufen wurde die Partnerschaft durch <strong>Prof</strong>.<br />
Seiffert vom Studiengang Innenarchitektur der FH Mainz und <strong>Prof</strong>. Lueckenhausen, den Dekan der National<br />
School of Design in Melbourne. Im 1999 abgeschlossenen Vertrag wurde vereinbart, dass pro Jahr<br />
3 Studierende ohne Zahlung von Studiengebühren ausgetauscht werden können, wobei eine Ausgewogenheit<br />
dieses Kontingentes innerhalb eines 3-Jahres-Zeitraumes erreicht werden sollte. In der vertraglichen<br />
Theorie eine prima Idee, in der Praxis aber nicht realisierbar, da offensichtlich niemand mit der<br />
Reiselust der Mainzer Studierenden gerechnet hatte.<br />
12:3 für die Mainzer Studierenden<br />
bereits im sommer 2002 stand es 12 : 3<br />
für uns. 12 mainzer in melbourne,<br />
aber nur 3 melbournies in mainz. im<br />
Fußball wäre das ergebnis großartig<br />
gewesen, vor allem, da wir diesen<br />
Vorsprung immer weiter ausgebaut<br />
haben. Von der vertraglich vereinbarten<br />
reziprozität haben wir uns<br />
aber immer weiter entfernt. allein im<br />
„spitzensemester“ 2 / 2005 haben wir<br />
insgesamt 13 studierende nach melbourne<br />
geschickt, innenarchitekten<br />
Kommunikations-, medien- und Produktdesigner.<br />
die meisten davon waren<br />
zwar nicht „kontingentbelastend“,<br />
da die studiengebühren durch das<br />
0 FH Mainz Forum /2007
aföG gezahlt wurden, aber trotzdem,<br />
immerhin 4 mainzer waren auch<br />
in diesem semester von der Zahlung<br />
befreit.<br />
schade ist, dass die „aussis“ nicht annähernd<br />
so begeistert sind von mainz,<br />
wie unsere studies von melbourne,<br />
und so kam es, wie es kommen musste.<br />
im september 2005 wurden wir<br />
höflich aber bestimmt auf das ständig<br />
wachsende missverhältnis bei den<br />
austauschzahlen hingewiesen und gebeten,<br />
daran zu arbeiten. (hier sollte<br />
ich vielleicht kurz einwerfen, dass ich<br />
den Verantwortlichen in melbourne<br />
im namen unserer studierenden sehr<br />
dankbar bin für die Großzügigkeit<br />
und Geduld, die sie mit uns hatten.<br />
in einem hochschulsystem, das sich<br />
überwiegend durch studiengebühren<br />
finanziert, ist diese Gelassenheit bestimmt<br />
keine selbstverständlichkeit.)<br />
Sechs Monate nach dem Buschbrand 12 Apostels<br />
Was tun?<br />
das interesse unserer studierenden<br />
war (und ist) enorm, kurz, es bestand<br />
handlungsbedarf. Was also tun?<br />
erstmal den Fachbereich informieren!<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Fh mainZ international<br />
e-mails nach melbourne schicken,<br />
besserung geloben! lösungsvorschläge<br />
machen! hinfahren? hinfahren<br />
klingt gut, aber melbourne liegt ja<br />
nicht gerade um die ecke. also doch<br />
nicht so gut. Will man sich die lage<br />
der stadt auf einem Globus ansehen,<br />
muss man den Kopf schon ziemlich<br />
schief legen. Von der Fh mainz bis<br />
zur swinburne university of technology<br />
sind es ungefähr 20.000 km, was<br />
etwa der Jahreskilometerleistung eines<br />
durchschnittlichen deutschen autofahrers<br />
entspricht. die reine Flugzeit beträgt<br />
ca. 19 stunden, mit einchecken,<br />
auschecken und Zwischenstopp in<br />
singapur ist man ziemlich genau einen<br />
tag unterwegs. ein tag für diese reise<br />
– hört sich gut an. also, hinfahren. so<br />
was klärt man immer am besten vor<br />
ort.<br />
nach einigem hin und her: Wer fährt?<br />
Wann? Wer fährt mit? Zu wem? Wer<br />
zahlt wieviel? war es dann im sommer<br />
2006 so weit und die Flüge wurden<br />
gebucht. dr. morath hatte zur gleichen<br />
Zeit einen besuch an unserer Partnerhochschule<br />
in bangkok, und die<br />
Gelegenheit war günstig, diese reise<br />
Randbemerkung:<br />
Studierende, die nach BAföG gefördert<br />
werden, können auch im Ausland<br />
unterstützt werden, wenn die<br />
Leistungen an der Heimathochschule<br />
anerkannt werden. BAföG übernimmt<br />
bis zu G 4600,- an Studiengebühren<br />
p.a. Diese Studiengebühren,<br />
einmalige An- und Abreise und ggf.<br />
Zuschläge zur Versicherung werden<br />
als nicht rückzahlbarer Zuschuss<br />
gezahlt !<br />
mit einem besuch an der swinburne<br />
zu kombinieren und dort die Werbetrommel<br />
für eine Kooperation mit dem<br />
Fachbereich iii zu rühren.<br />
stattgefunden hat mein teil der reise<br />
schließlich vom 20. – 29.10.2006. abflug<br />
in Frankfurt, freitags um 9:30 uhr,<br />
ankunft samstags 19:10 uhr in melbourne.<br />
seit sonntag, dem 22.10.07<br />
weiß ich, was Jetlag tatsächlich bedeutet.<br />
(man wacht morgens um 6:00 uhr<br />
quietschfidel auf, denkt: „uih, das ist<br />
ja noch viel zu früh“, legt sich mit dem<br />
Vorsatz wieder hin, gegen 8:00 uhr den<br />
tag zu beginnen, wacht aber erst gegen<br />
16:00 uhr nachmittags wieder auf und<br />
braucht dann bis mindestens 2:00 uhr<br />
keinen Gedanken mehr an schlaf zu
Irgendwo ist die Swinburne<br />
verschwenden, womit schließlich auch<br />
gewährleistet ist, dass man am Folgetag<br />
häufiger gähnt).<br />
Die Swinburne University of Technology<br />
– eine der fünf Top-Universitäten<br />
Australiens<br />
die struktur der swinburne ist unserer<br />
sehr ähnlich – zwar, wie in australien<br />
so üblich – etwas größer und für<br />
unseren Fachbereich i gibt es leider<br />
kein Pendant, aber ansonsten sind alle<br />
disziplinen vertre-<br />
ten und die hochschule<br />
ist ebenfalls<br />
auf verschiedene<br />
standorte verteilt.<br />
Kennengelernt haben<br />
wir Prahran<br />
(die national school of design) und<br />
hawthorn (den Verwaltungshauptsitz<br />
und die Wiwis). mein hauptinteresse<br />
galt den designern, dementsprechend<br />
dem Prahran-campus, und so lief ich<br />
morgens um 10:00 uhr, mit dem von<br />
sarah Price zusammengestellten Programm,<br />
dort ein.<br />
sarah-sei-dank, war ich beim ersten<br />
teil in der passiven rolle des Zuhörers<br />
und konnte mich so langsam ins englische<br />
einhören während scott thompson-Whiteside,<br />
lindon anderson, sarah<br />
Price und Karen docking herrn<br />
dr. morath und mir die hochschule<br />
vorstellten:<br />
Detaillierte Infos zur<br />
Swinburne University<br />
finden Sie unter:<br />
www.swinburne.edu.au<br />
Fh mainZ international<br />
die swinburne university of technology<br />
wurde 1992 gegründet, hat<br />
etwa 22.000 studenten und mit knapp<br />
3500 internationalen studierenden einen<br />
sehr hohen ausländeranteil. sie<br />
entstand aus einer ausbildungseinrichtung<br />
für technische berufe, die bereits<br />
1908 ins leben gerufen wurde. enge<br />
Verbindungen mit der Geschäftswelt<br />
und industrie sorgen dafür, dass die<br />
universität in ihren studienprogrammen<br />
sehr praxisorientiert ausgerichtet<br />
ist und auf die bedürfnisse der arbeitswelt<br />
reagiert. neben den klassischen<br />
ba / ma – Kursen in allen bereichen<br />
gibt es ein großes angebot im bereich<br />
Forschung, aber es werden auch berufsbildende<br />
studiengänge angeboten.<br />
die universität gehört zu den fünf topuniversitäten<br />
australiens und schneidet<br />
in den australischen rankings immer<br />
hervorragend ab.<br />
neben den standorten in melbourne<br />
hat die swinburne university einen<br />
campus in sarawak, malaysia. der<br />
hauptstandort in hawthorn sowie der<br />
campus in Prahran liegen etwa 7 km<br />
vom stadtzentrum entfernt (10 min<br />
mit der bahn).<br />
der lilydale campus liegt im Yarra<br />
Valley, melbournes Weinanbaugebiet.<br />
die kleineren standorte in croydon<br />
und Wantirna liegen in den äußeren<br />
östlichen Vororten der stadt und beherbergen<br />
die „berufsbildenden“ taFestudiengänge.<br />
nach dieser einleitenden Vorstellung<br />
fuhr herr dr. morath nach hawthorn<br />
zu den Wirtschaftswissenschaftlern<br />
und ich machte erstmal mittagspause<br />
- zusammen mit scott Whiteside (associate<br />
dean, international), der mir im<br />
anschluss daran den gesamten Prahr-<br />
2 FH Mainz Forum /2007
an campus zeigte. das hauptgebäude<br />
ist 5-geschossig, etwa so groß wie<br />
einer der Flügel der holzstraße und<br />
ebenfalls nach disziplinen getrennt.<br />
es gibt auch einige nebengebäude für<br />
Werkstätten, die bibliothek und – eine<br />
echte rarität – die national school of<br />
circus arts. nachdem scott und ich<br />
uns eine Weile die nase am Fenster<br />
platt gedrückt hatten, ging’s für mich<br />
dann zu den einzelgesprächen.<br />
roger simpson ist leiter des design<br />
centre, einer einrichtung, in der bachelor-absolventen<br />
für ein Jahr in interdisziplinären<br />
teams an echten Jobs<br />
unter realistischen bedingungen, aber<br />
immer noch mit professoraler supervision<br />
arbeiten.<br />
ian de Vere war mein Gesprächspartner<br />
für Pde (Product design engineering).<br />
die meisten austauschstudierenden<br />
aus melbourne, die in mainz waren,<br />
kamen aus diesem bereich. communication<br />
design wird von alan Young<br />
geleitet und Jill holt ist hauptverantwortlich<br />
für FtV (Film television).<br />
in diesen beiden bereichen hatten wir<br />
bislang nur einen einbahnstraßenaustausch,<br />
mainz – melbourne, aber nicht<br />
umgekehrt. sowohl Jill, als auch alan<br />
haben sich aber sehr positiv über unsere<br />
studierenden geäußert und versprochen,<br />
„mal zu sehen“, was sich bezüglich<br />
der reiselust der australischen<br />
studierenden machen lässt.<br />
Wir hatten das Glück, ein Hotel<br />
in der City zu haben, direkt am<br />
Federation Sqaure. Sehr lebendig,<br />
sehr quirlig, Saturday Night fever<br />
am Sonntag. Zwischen dem Federation<br />
Square und dem Yarra River<br />
war draußen eine Fotoausstellung<br />
aufgebaut, Bilder in 100 x 150 cm,<br />
gigantisch – The Earth from Above,<br />
von Yann Arthus Betrand – unglaublich<br />
– unbedingt anklicken unter:<br />
http://www.earthfromabove.whereis.com/index.html<br />
oder besser<br />
noch im Original anschauen.<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Fh mainZ international<br />
Schwierige Dinge bespricht man am<br />
besten beim Mittagessen<br />
bei den Gesprächen mit den Kursleitern<br />
ging es in erster linie darum,<br />
Präsenz zu zeigen und aus erster hand<br />
in erfahrung zu bringen, was unsere<br />
studierenden dort erwartet, etwas über<br />
mainz zu erzählen und auszusprechen,<br />
dass es wunderbar wäre, wenn wir<br />
mehr australische austauschstudierende<br />
in mainz hätten. es waren auch, wie<br />
gesagt, einzelgespräche, d.h. die möglichkeit,<br />
einer studierendengruppe den<br />
studienstandort „Fh mainz“ schmackhaft<br />
zu machen, gab es leider nicht.<br />
Konkreter auf austauschzahlen und<br />
entwicklungsmöglichkeiten bezogen,<br />
ging es dann an den Folgetagen weiter.<br />
treffen mit deutschen und australischen<br />
studenten, weitere Gespräche,<br />
besichtigungen, Führungen. Zunächst<br />
noch an der national school of design<br />
mit sue ackroyd und lotars Ginters.<br />
sue ist die erste ansprechpartnerin für<br />
die austauschstudierenden der designer,<br />
incoming / outgoing, lotars ist<br />
<strong>Prof</strong>essor im bereich Product design<br />
engineering und wohl am stärksten<br />
in den austausch mit deutschland involviert.<br />
besprochen haben wir, dass<br />
künftig nur noch einmal jährlich<br />
mainzer studierende im rahmen des<br />
Vertrages (von studiengebühren befreit)<br />
nach melbourne kommen, bis<br />
das austauschkontingent ausgewogen<br />
ist. hintergrund hierfür ist ein geän-<br />
derter Vertrag, der nur noch 2, statt<br />
wie bisher 3 austauschstudierende pro<br />
Jahr vorsieht. selbstzahler, d.h. auch<br />
baföG-empfänger, sind von dieser<br />
„einschränkung“ nicht betroffen. da<br />
wir nicht davon ausgehen können, dass<br />
die australischen studierenden in scharen<br />
nach mainz kommen werden, müssen<br />
andere lösungsansätze her, um das<br />
ungleichgewicht in ordnung zu bringen...<br />
...schwierige dinge bespricht<br />
man am besten beim mittagessen.<br />
Was sagt ein Kind vom lande, das<br />
Fisch bis dato überwiegend in stäbchenform<br />
zu sich genommen hat, wenn<br />
es im taxi zum restaurant gefragt<br />
wird: „do you like sea food?“. „Yes,<br />
sure !“ sagt das Kind vom land – und<br />
bereut es nicht. Weilers erste austern!<br />
Perspektive: Projektbezogene Workshops<br />
swinburne veranstaltet für die studierenden<br />
study tours. selbst zahlende<br />
studierende reisen mit <strong>Prof</strong>essoren in<br />
die Welt, kriegen selbige erklärt und<br />
bekommen dafür auch noch 25 credits,<br />
d.h. innerhalb von 6 Wochen ist die<br />
hälfte der normalen semesterleistung<br />
erledigt. in den vergangenen Jahren<br />
waren immer wieder mal Gruppen<br />
(meist unter der leitung von lotars<br />
Ginters) in deutschland unterwegs,<br />
um bauhaus/Jugendstil/braun design<br />
etc. kennenzulernen und haben in<br />
diesem rahmen auch die Partnerhoch
Die Produktdesigner und Innenarchitekten in Melborne arbei-<br />
ten mit PC’s, ich arbeite mit Macs. Um die FH in Melbourne<br />
vorzustellen, ohne mit CDs oder DVDs hantieren zu müs-<br />
sen, hatte ich eine Präsentation, diverse Filme und anderes<br />
Material auf meinen Laptop geladen. Donnerstags abends<br />
(12 Stunden vor Abreise) will ich den letzten Film aufspielen,<br />
starte die Kiste, pling. Dunkel. Ich glaub’s nicht. Nochmal,<br />
pling, dunkel, Panik... pling, dunkel, Megapanik.<br />
Es ist 21:00, als ich „meinen“ Händler anrufe und jammere.<br />
Um 21:30 sitze ich bei ihm im Laden. Um 22:00 Uhr weiß<br />
ich, dass das Motherboard meines betagten Computers ab-<br />
geraucht ist. Um 22:15 ist die Festplatte meines Rechners<br />
in einem externen Gehäuse verbaut und ich sitze mit einem<br />
Haufen Computerschrott und der externen Festplatte im<br />
Auto und fahre zu meinem Freund Volker, um mir dessen<br />
Laptop mal eben für 10 Tage auszuleihen. Um Mitternacht<br />
bin ich dann endlich zu Hause und packe alles zusammen.<br />
Alles? Alles bis auf einen Mini-DVI-Adapter, den ich brauche<br />
(aber nicht habe), um den Rechner an einen Beamer anzu-<br />
schließen. „Na dann sing’ ich denen in Melbourne eben ein<br />
Lied vor.“ (Wenn mir in diesem Moment jemand gesagt hät-<br />
te, wie toll eine solche Dienstreise ist, wäre ich gewalttätig<br />
geworden.)<br />
Ich hatte noch die Hoffnung, dass ich vor meinen Terminen<br />
Montag morgens vielleicht noch einen solchen Adapter kau-<br />
fen kann, et voilà, 200 Meter vom Hotel war tatsächlich ein<br />
Apple-Store, der um 9:00 Uhr öffnete und der das Teil auch<br />
für 35 AUD vorrätig hatte.<br />
Dass die Innenarchitekten und Produktdesigner die einzigen<br />
sind, die an der National School of Design mit PC’s arbeiten,<br />
sollte ich hier vielleicht ebenso verschweigen, wie die Tatsa-<br />
che, dass es dort ein Netzwerk bestehend aus über 300 App-<br />
lecomputern gibt, von denen keiner älter als zwei Jahre ist.<br />
schulen, einschließlich der Fh mainz,<br />
besucht. im november / dezember<br />
2006 war eine solche Gruppe wieder<br />
in mainz. diesmal aber nicht nur für<br />
1 oder 2 tage (zu besuch), sondern<br />
für einen 3-wöchigen Workshop, den<br />
<strong>Prof</strong>. seiffert für die Produktdesigner<br />
angeboten hat (Vgl. den bericht auf<br />
Fh mainZ international<br />
s. 39ff in diesem heft).<br />
und genau hier liegt<br />
wohl die Zukunft für<br />
die australischen studierenden<br />
– projektbezogene<br />
Workshops<br />
statt, oder besser ergänzend<br />
zu semesteraufenthalten.<br />
um solche<br />
Projekte zu einer<br />
dauerhaften, langfristig<br />
wirksamen einrichtung<br />
zu machen,<br />
bedarf es aber noch<br />
einiger Gespräche auf<br />
Fachbereichs- bzw.<br />
lehreinheitsebene<br />
und selbstverständlich<br />
muss noch vereinbart<br />
werden, wie<br />
projektbezogene Kurzaufenthalte<br />
auf das<br />
austauschkontingent<br />
angerechnet werden.<br />
Homepage in sechs<br />
Sprachen<br />
ein für unsere studierenden<br />
wichtiger<br />
teil der infrastruktur<br />
ist das international<br />
office der swinburne<br />
university. bewerbung,<br />
einführung und<br />
immatrikulation laufen<br />
über dieses büro. es<br />
ist am standort hawthorn<br />
angesiedelt und<br />
sehr australisch, groß<br />
eben. insgesamt arbeiten<br />
allein in diesem<br />
büro 40 (in Worten –<br />
vierzig) Personen. bei<br />
3500 ausländischen<br />
studierenden ist dies<br />
sicherlich auch notwendig. Karen docking<br />
und ihre Kolleginnen haben herrn<br />
dr. morath und mir einiges über den<br />
Verwaltungsapparat und die internationalisierungsstrategie<br />
der swinburne<br />
berichtet. die uni rekrutiert den Großteil<br />
ihrer ausländischen studierenden<br />
aus dem asiatisch-pazifischen raum.<br />
englisch ist zwar die unterrichts- und<br />
Verkehrssprache, chinesisch, vietnamesisch<br />
und andere asiatische sprachen<br />
werden dort im international office,<br />
wegen der vielen studienbewerber aus<br />
diesen teilen der Welt, aber ebenfalls<br />
gesprochen. diesen servicecharakter<br />
spiegelt auch die homepage wider, die<br />
in weiten teilen in sechs sprachen<br />
übersetzt ist (darunter auch deutsch).<br />
am standort hawthorn gibt es ein<br />
brandneues Wohnheim. die Preise<br />
sind für deutsche Verhältnisse relativ<br />
hoch, werden aber durch die einem<br />
mittelklasse-hotel vergleichbare ausstattung<br />
gerechtfertigt. ein einzel-<br />
appartement kostet umgerechnet ca.<br />
€ 175,- (die Woche!). Die meisten<br />
mainzer (design-) studierenden werden<br />
wohl auch in Zukunft eher in<br />
Prahran wohnen. das ist erheblich näher<br />
am studienstandort und die Preise<br />
sind eher auf mainzer niveau.<br />
es gäbe sicherlich noch einiges mehr zu<br />
berichten vom treffen mit den mainzer<br />
studierenden, der Predeparture orientation<br />
der study-tour-teilnehmer, infos<br />
zu einzelnen departments, der bücherei,<br />
der FtV-ausleihe und was wir<br />
sonst noch alles gesehen oder erlebt<br />
haben, wirklich wichtig aber ist: unsere<br />
studierenden waren bislang alle hochzufrieden<br />
mit ihrem semesteraufenthalt<br />
in melbourne, und wenn wir es schaffen,<br />
etwas mehr ausgewogenheit in<br />
das Programm zu bekommen, gehe ich<br />
davon aus, dass wir hier eine sehr langfristige<br />
Perspektive haben. die swinburne<br />
university ist ein zuverlässiger<br />
Partner mit einem sehr interessanten<br />
studienangebot für unsere studierenden.<br />
melbourne ist als stadt einfach<br />
grandios, sehr lebhaft, echt „multikulti“<br />
und trotzdem schnell vertraut.<br />
eine Frage bleibt auch nach meiner<br />
reise noch offen: „in welche richtung<br />
fließt das Wasser dort ab? im oder gegen<br />
den uhrzeigersinn?“<br />
FH Mainz Forum /2007
Kleine nachrichten<br />
Familiengerechte Hochschule – Fachhochschule Mainz<br />
die Fachhochschule mainz ist ende<br />
märz 2007 mit dem Zertifikat zum<br />
audit familiengerechte hochschule<br />
ausgezeichnet worden, nachdem sie<br />
bereits im märz 2004 das Grundzertifikat<br />
erhalten hatte. das Zertifikat, das<br />
durch die berufundfamilie gGmbh erteilt<br />
wurde, wird am 19. Juni 2007 im<br />
rahmen einer öffentlichen Verleihung<br />
in berlin durch bundesfamillienministerin<br />
dr. ursula von der leyen und<br />
bundeswirtschaftsminister michael<br />
Glos überreicht werden.<br />
die Fachhochschule mainz stellt sich<br />
mit der auditierung der gesellschaftlichen<br />
Verantwortung, bessere arbeits-<br />
und studienbedingungen für eltern<br />
mit Kindern zu gewährleisten, um<br />
zum einen wissenschaftliches Knowhow<br />
auszubilden und zum anderen<br />
die Fachhochschule für Wissenschaftlerinnen<br />
als arbeitsort attraktiver zu<br />
gestalten und so zum erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit<br />
beitragen zu können.<br />
so steht das familiengerechte image<br />
des hochschulstandortes als übergreifendes<br />
Ziel.<br />
Vorhandene familienorientierte<br />
Maßnahmen<br />
• Flexible arbeitszeiten<br />
• Flexibles Kinderbetreuungsmodell<br />
„tagesmütternetz“<br />
• Familienfreundliche Kultur<br />
• möglichkeit der altersteilzeit<br />
• dezentrales arbeiten im wissen-<br />
schaftlichen bereich<br />
• Frauenförderplan<br />
Ziele für künftige Maßnahmen<br />
• Familienbewusste terminierung<br />
von sitzungen<br />
• Förderung der akzeptanz für<br />
dezentrales arbeiten<br />
• berücksichtigung der sozialkompetenz<br />
als Kriterium bei berufungen<br />
• anreizsysteme zur Förderung der<br />
teilnahme an Führungstrainings<br />
• einführung eines Jahreszeitarbeitskontos<br />
die Fachhochschule befindet sich mit<br />
der „Familienfreundlichkeit“ auf dem<br />
richtigen Weg. Gerade hat der arbeit-<br />
Frauenförderung an der Fachhochschule<br />
im rahmen der Frauenförderung an<br />
der Fh wurde am 15.11.2006 für die<br />
mitarbeiterinnen aller standorte eine<br />
Frauenvollversammlung an der bruchspitze<br />
veranstaltet.<br />
angesprochen wurden folgende themen:<br />
• auditierung Familiengerechte hochschule<br />
• aufgaben der Frauenbeauftragten<br />
• motivation der weiblichen mitarbeiter<br />
• Weiterbildung<br />
• mobbing<br />
Wie steht es mit der Frauenförderung<br />
an unserer hochschule?<br />
durch den engagierten einsatz aller<br />
Frauenbeauftragten und des senatsausschusses<br />
für Frauenfragen hat sich<br />
in den letzten Jahren einiges getan. so<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
wurde unter anderem ein umfassendes<br />
tagesmütternetz eingerichtet, das studierenden<br />
wie auch mitarbeiterinnen<br />
offen steht. die Fh setzt sich dafür ein,<br />
dass studium und beruf und Familie<br />
und beruf miteinander vereinbar sind.<br />
hier wurde den Frauen noch einmal<br />
mut gemacht, diese einrichtung zu<br />
nutzen.<br />
rege diskussion ergaben sich bei den<br />
themen motivation und Weiterbildung.<br />
tenor dieser diskussion war, dass es<br />
in diesem bereich noch viel zu tun<br />
gibt. die Frauenbeauftragte und der<br />
Personalrat müssen hier hand in hand<br />
arbeiten, um immer noch bestehende<br />
ungerechtigkeiten auszuräumen. auch<br />
hier gilt, immer am ball bleiben und<br />
nicht nachlassen !!!!!!!!!<br />
geberpräsident dieter hundt festgestellt,<br />
dass es angesichts des Fachkräftemangels<br />
für unternehmen immer<br />
wichtiger werde, das Know-how der<br />
beschäftigten im betrieb zu halten.<br />
und nach den Worten der Familienministerin<br />
van der leyen ist es zukünftig<br />
zunehmend von Wettbewerbsvorteil,<br />
wenn ein unternehmenFamilienfreundlichkeit<br />
vorweisen kann.<br />
studierende, die<br />
studium und Familie<br />
vereinbaren<br />
können, werden<br />
in ihrer sozialen<br />
Kompetenz gestärkt und es wirkt sich<br />
positiv auf ihren weiteren beruflichen<br />
Werdegang aus.<br />
monika Kursawe<br />
Zentrale Frauenbeauftragte<br />
der Fachhochschule Mainz<br />
die Frauenbeauftragten sind auf hinweise<br />
der Frauen angewiesen, wenn<br />
sie aktiv für die belange der Frauen<br />
eintreten wollen. Grundlage der Frauenförderung<br />
ist der Frauenförderplan,<br />
der alle zwei Jahre fortgeschrieben<br />
wird, um die erhöhung des Frauenanteils<br />
an der Fachhochschule zu fördern.<br />
die diskussion zu den themen motivation<br />
und Familienfreundlichkeit war<br />
intensiv und es wurden die Probleme<br />
der täglichen arbeit angesprochen.<br />
die hochschule muss zum thema<br />
Frauenförderung weiter sensibilisiert<br />
werden. die Frauen dürfen nicht nachlassen,<br />
sich für die erhöhung des Frau-
enanteils gerade in Führungspositionen<br />
einzusetzen. Genauso wichtig ist aber<br />
auch, die motivation der Frauen, die<br />
nicht in solchen Positionen arbeiten,<br />
weiter zu fördern. es wird viel geleistet<br />
von den Frauen, viele arbeiten in<br />
teilzeit, haben Familie und engagieren<br />
sich weit über das erforderliche maß<br />
hinaus. umso depremierender ist es,<br />
dass es so gut wie keine aufstiegsmöglichkeiten<br />
für diese Frauen gibt.<br />
ein wichtiges thema, das gerne verschwiegen<br />
wird, ist mobbing. Jedem<br />
muss klar sein, dass es diese Fälle auch<br />
hier gibt. mobbing kann jeden treffen:<br />
mitarbeiterinnen und <strong>Prof</strong>essoren.<br />
Heads and Facts | FH-Studenten portraitieren PR-Fachleute in einem Buch<br />
Warum sollen Prüfungsleistungen immer<br />
nur in einer akte archiviert werden?<br />
studierende der Fachhochschule mainz<br />
haben jetzt einen anderen Weg eingeschlagen<br />
und ihre arbeitsergebnisse in<br />
einem buch veröffentlicht. unter dem<br />
titel „heads and Facts“ portraitieren<br />
sie Fachleute aus der Kommunikationsbranche<br />
quer durch verschiedene<br />
branchen: Vom auswärtigen amt über<br />
das städel-museum, ikea, Volkswagen<br />
bis hin zum ZdF.<br />
das buch ist ergebnis eines Projektes,<br />
das die studierenden in einer lehrveranstaltung<br />
des studienschwerpunktes<br />
Kommunikationsmanagement durchgeführt<br />
haben. unter der leitung von<br />
<strong>Prof</strong>. dr. andrea beyer arbeiteten die<br />
studierenden über ein semester an<br />
dem außergewöhnlichen Vorhaben.<br />
dazu gehörte es, die Personen ausfin-<br />
Kleine nachrichten<br />
besonders dieses thema wollen wir<br />
im auge behalten und nicht nachlassen,<br />
uns dafür einzusetzen.<br />
deshalb hier noch einmal der aufruf<br />
an alle Frauen: die Frauenbeauftragten<br />
unterstützen euch, aber wir sind<br />
auf eure informationen angewiesen.<br />
die allgemeinen aufgabenfelder der<br />
Frauenbeauftragten und des senatsausschusses<br />
wurden vorgestellt. Vor<br />
allem für die jüngeren Frauen, die ihre<br />
Familienplanung noch vor sich haben,<br />
wurde über das tagesmütternetz an<br />
der Fachhochschule informiert und die<br />
Frauen ermuntert, dass Familie und be-<br />
dig zu machen, Gesprächstermine zu<br />
vereinbaren, interviews zu führen und<br />
darüber zu schreiben.<br />
das ergebnis ist ein buch mit 52<br />
Portraits. es verschafft einen einblick<br />
in arbeitsweisen, erforderliche<br />
Fähigkeiten in<br />
der Pr-branche und den<br />
Werdegang der jeweiligen<br />
Personen. Ziel war<br />
es, diejenigen menschen<br />
etwas mehr in den Vordergrund<br />
zu rücken, die<br />
sonst hinter den Vorständen<br />
und Geschäftsführern<br />
wirken. Gelernt habe die<br />
studierenden dabei nicht<br />
nur das schreiben; sie hatten interessante<br />
begegnungen und lernten die<br />
tücken der detailarbeit kennen.<br />
abgerundet wird das buch durch einen<br />
kompakten Überblick zur Pr-branche<br />
ruf an der Fh besonders gut zu vereinbaren<br />
sind. daraus ergab sich eine rege<br />
diskussion, die auch aufzeigt, dass<br />
auch eine familienfreundliche hochschule<br />
noch großen handlungsbedarf<br />
hat, um auch die Vorraussetzungen zu<br />
etablieren, um die Vereinbarkeit von<br />
Familie und beruf gut koordinieren zu<br />
können. eine ebenso angeregte diskussion<br />
entspann sich über das thema<br />
mitabeitermotivation.<br />
und nochmals vielen dank für die<br />
rege teilnahme<br />
monika Kursawe<br />
Zentrale Frauenbeauftragte<br />
der Fachhochschule Mainz<br />
mit ihren tätigkeiten, anforderungen<br />
und entwicklungsmöglichkeiten.<br />
herausgeber sind <strong>Prof</strong>. dr. andrea<br />
beyer und <strong>Prof</strong>. dr. lothar rolke,<br />
die für den studienschwerpunkt Kommunikationsmanagement<br />
an der Fachhochschule<br />
mainz verantwortlich<br />
sind. die studentischen<br />
autoren sind angehende<br />
betriebswirte mit dem<br />
schwerpunkt Kommunikationsmanagement,<br />
die<br />
damit auf eine erste Veröffentlichung<br />
stolz sein<br />
können.<br />
das buch ist im bod-Verlag erschienen,<br />
kostet 25 euro und ist im buchhandel<br />
erhältlich.<br />
FH Mainz Forum /2007
FH Mainz Forum /2007<br />
Kleine nachrichten<br />
Von der Holzstraße zur Weltmeisterschaft<br />
Zweier mit Steuermann: 1. v. r. Jan Dehoust<br />
seit nunmehr neun semestern fallen regelmäßig<br />
drei studenten des Fachbereichs<br />
i am standort holzstraße aufgrund<br />
der mitgeführten traglasten auf. die bauingenieure<br />
björn steinfurth, marc rippel<br />
und Jan dehoust sind nämlich zusätzlich<br />
zur üblichen Fh-ausrüstung mit riesigen<br />
trainingstaschen unterwegs. es ist wohl<br />
einzigartig, dass drei studenten den gleichen<br />
studiengang belegen, das gleiche<br />
semester besuchen, beim gleichen Verein,<br />
dem mainzer ruderverein 1868 e.V.,<br />
trainieren und dann noch gemeinsam auf<br />
den ruderweltmeisterschaften 2006 in<br />
eton (england) gestartet sind. die drei<br />
athleten qualifizierten sich für die Wm<br />
in unterschiedlichen bootsklassen. björn<br />
steinfurth und marc rippel starteten<br />
im „leichtgewichtsachter“, während Jan<br />
dehoust im „Zweier mit steuermann“ an<br />
den start ging. bei den „leichtgewichten“<br />
liegt das durchschnittsgewicht bei 70 kg,<br />
wohingegen es in der offenen Klasse<br />
keine Gewichtsbeschränkung gibt. bei<br />
den essgewohnheiten an der Fh lassen<br />
sich bei den dreien jedoch keine großen<br />
unterschiede feststellen, da während der<br />
Vorlesungszeiten der teller immer gut<br />
gefüllt ist.<br />
die nahrungsaufnahme ist im rudersport<br />
sehr wichtig. rudern ist eine<br />
Kraftausdauersportart, die den ganzen<br />
Körper sowie das herzkreislaufsystem<br />
trainiert. um diesen sport auf höch-<br />
stem niveau erfolgreich zu betreiben,<br />
ist ein trainingspensum von mindestens<br />
26 stunden pro Woche keine seltenheit.<br />
Zu diesem zeitintensiven training kommen<br />
regenerative maßnahmen in Form<br />
von Physiotherapie und gymnastischen<br />
Übungen. dies ist genauso wichtig wie<br />
das bootstraining selbst. hierbei muss<br />
vom trainerteam berücksichtigt werden,<br />
dass der trainingsplan mit dem Vorlesungsplan<br />
abgestimmt ist, damit die<br />
sportlichen Ziele und das studium zielstrebig<br />
verfolgt werden können.<br />
die ruderweltmeisterschaften 2006 fanden<br />
auf dem dorney lake in eton statt.<br />
der betreiber der strecke ist das eton<br />
college. traditionell ist der rudersport<br />
an den universitäten eng in das studentenleben<br />
integriert. die berühmte alljährliche<br />
regatta zwischen oxford und cambridge<br />
zeigt dies eindrucksvoll. Generell<br />
genießt der rudersport hier einen sehr<br />
hohen beliebtheitsgrad, was sich auch<br />
in entsprechend hohen Zuschauerzahlen<br />
ausdrückt. bis zu 16.000 besucher<br />
säumten die strecke bei den Weltmeisterschaften.<br />
dem entsprechend war die<br />
stimmung bei den Finalläufen gigantisch<br />
und beflügelte die ruderer zu höchstleistungen.<br />
der leichte achter ließ sich besonders<br />
anstecken und erruderte über die<br />
2.000 m distanz in einem knappen und<br />
spannenden rennen die silbermedaille<br />
hinter italien. Jan dehoust belegte im<br />
gesteuerten Zweier mit seinem Partner<br />
einen respektablen fünften rang. da<br />
kann man nur im namen der gesamten<br />
Fachhochschule gratulieren.<br />
den traditionellen abschluss der Weltmeisterschaft<br />
bildet die Farewell Party,<br />
auf der sich die sportler der verschiedenen<br />
nationen kennenlernen und austauschen.<br />
2007 steht die Wm im eigenen<br />
land auf der olympiastrecke von 1972<br />
in münchen an. doch sollte dies nur eine<br />
durchgangsstation für die drei sein, da<br />
das große Ziel die olympischen spiele<br />
2008 in Peking sind. das studium nähert<br />
sich nun dem ende und durch den engen<br />
Kontakt zwischen den <strong>Prof</strong>essoren im<br />
Fachbereich i und den drei studenten<br />
konnte so manches ermöglicht werden,<br />
um studium und sport erfolgreich zu<br />
vereinen.<br />
Wir wünschen den dreien für ihre berufliche<br />
und sportliche laufbahn weiterhin<br />
viel erfolg und würden uns freuen, sie<br />
auf dem siegerpodest bei den olympischen<br />
spielen in Peking wiederzutreffen.<br />
toi toi toi!<br />
Der leichte Achter: 1.v.r. Marc Rippel, 3.v.r. Björn Steinfurth (Fotoagentur: Kunz/Delta)<br />
7
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Rainer Lenz | unterrichtet Mathematik und Informatik für<br />
die Studiengänge Bauingenieurwesen und Technisches Gebäudemanagement<br />
Gerne bin ich zum Wintersemester<br />
2006/2007 dem ruf an die Fachhochschule<br />
mainz gefolgt. bereits während<br />
meiner tätigkeit im statistischen<br />
bundesamt in Wiesbaden habe ich<br />
die vielfältigen möglichkeiten auch<br />
hinsichtlich der Freizeitgestaltung in<br />
der rhein-main-region zu schätzen<br />
gelernt. die affinität zu mainz ergab<br />
sich spätestens mit dem bezug einer<br />
Wohnung in mainz-Kastel ende<br />
2005 – auch wenn der ursprünglich<br />
zu mainz gehörige rechtsrheinische<br />
Vorort heute zu hessen gezählt wird.<br />
damit liegt meine neue Wirkungsstätte<br />
(standort holzstraße) direkt an<br />
der wöchentlichen laufrunde über die<br />
drei brücken theodor-heuss-brücke,<br />
eisenbahnbrücke mainspitze und die<br />
mainbrücke zwischen Gustavsburg<br />
und Kostheim.<br />
die Weichen für eine wissenschaftliche<br />
laufbahn wurden vor gut zehn<br />
Jahren gestellt. als mathematikstudent<br />
wurde ich von meinem späteren doktorvater<br />
<strong>Prof</strong>. dr. dietmar schweigert<br />
ins kalte Wasser geworfen. er bat<br />
mich, ihn während einer einwöchigen<br />
dienstreise in seiner Vorlesung zur<br />
Vektoroptimierung (deren begleitende<br />
Übungsgruppen ich damals leitete) zu<br />
Personalien<br />
vertreten. Während mein lehrer im<br />
tschechischen olomouc konferierte,<br />
habe ich jede freie minute in die Vorlesungsvorbereitung<br />
verwendet. die<br />
lehre, vor allem in Verbindung mit<br />
aktuellen Forschungsinhalten, hat mir<br />
seither zunehmend Freude bereitet,<br />
auch wenn sie in den vergangenen<br />
fünf Jahren in nebentätigkeit etwas<br />
zeitraubend war, da sie ein wöchentliches<br />
Pendeln zwischen Wiesbaden<br />
und der Fachhochschule saarbrücken<br />
bedeutete.<br />
nach dem mathematikstudium und<br />
der anschließenden Promotion an der<br />
tu Kaiserslautern entschloss ich mich<br />
ende 2001, der reinen mathematik den<br />
rücken zu kehren. bis dahin habe ich<br />
mich – neben diversen lehraufträgen<br />
auf den Gebieten der optimierung<br />
und Graphentheorie – mit abstrakten<br />
themen wie „universelle algebra“<br />
und „mehrwertige logik“ beschäftigt.<br />
der schritt hinaus aus dem elfenbeinturm<br />
war aus heutiger sicht mehr als<br />
überfällig und ich habe ihn später nie<br />
bereut; zumal sich schnell herausgestellt<br />
hat, dass neben den bekannten<br />
anwendungen der klassischen stetigen<br />
mathematik in technik und Wirtschaft<br />
gerade die von mir bevorzugten modelle<br />
und methoden der diskreten mathematik<br />
zur lösung von real-World-<br />
Problemen zum einsatz kommen.<br />
durch die tätigkeit im statistischen<br />
bundesamt und die damit verbundene<br />
empirische arbeit mit daten habe ich<br />
auch den schwerpunkt meiner lehre<br />
auf Wahrscheinlichkeitstheorie und angewandte<br />
statistik verlagert. hierdurch<br />
ließen sich synergieeffekte nutzen bei<br />
der bearbeitung und späteren leitung<br />
von bmbF-geförderten Forschungsprojekten<br />
zur anonymisierung von<br />
mikrodaten aus dem unternehmensbereich,<br />
die in Kooperation mit universi-<br />
täten und Wirtschaftsforschungsinstituten<br />
durchgeführt wurden. in dynamischen,<br />
interdisziplinär ausgerichteten<br />
Projektteams, die sich aus Wissenschaftlern<br />
der beteiligten institutionen<br />
zusammensetzten, habe ich eine sehr<br />
konstruktive und fruchtbare Zusammenarbeit<br />
erlebt. das thema der anonymisierung<br />
ist von wissenschaftlicher<br />
seite deshalb so spannend, da zwei<br />
gegenläufige Ziele ausbalanciert werden<br />
müssen. Zum einen fordert der<br />
Gesetzgeber, dass informationen der<br />
auskunftgebenden gut geschützt werden<br />
und zum anderen gilt es, das in den<br />
daten vorhandene Potential an wissenschaftlichen<br />
analysen bestmöglich zu<br />
erhalten. dieser Zielkonflikt bot aufgrund<br />
der naheliegenden möglichkeit<br />
einer mathematischen modellierung<br />
als bikriterielles optimierungsproblem<br />
genügend raum für mein habilitationsvorhaben.<br />
der schwerpunkt meiner<br />
arbeit bestand darin, aus der Perspektive<br />
eines potentiellen datenangreifers<br />
geeignete strategien zur deanonymisierung<br />
zu entwickeln. erst eine datei,<br />
die solche Prüfungen (im Wesentlichen<br />
numerische simulationen) erfolgreich<br />
passiert, kann der empirisch arbeitenden<br />
Wissenschaft zur Forschung am<br />
eigenen arbeitsplatz zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Von meiner neuen tätigkeit an der<br />
Fachhochschule mainz erhoffe ich mir<br />
noch bessere bedingungen für eine erfolgreiche<br />
Verknüpfung von Forschung<br />
und lehre. bereits die ersten eindrükke<br />
meiner noch kurzen dienstzeit haben<br />
mich darin bestätigt, dass hierfür<br />
die Voraussetzungen gut sind und die<br />
entscheidung für einen Wechsel an die<br />
Fachhochschule mainz richtig war.<br />
FH Mainz Forum /2007
<strong>Prof</strong>. Ulf Seiler | unterrichtet Tragwerkslehre in der Lehreinheit<br />
Architektur<br />
„Vergessen wir nicht: Wie schön auch<br />
immer eine Form auf dem Papier oder<br />
gar gebaut erscheinen mag, perfekt<br />
wird architektur erst, wenn die technischen<br />
randbedingungen eingehalten<br />
und die Grundgesetze der stabilität<br />
erfüllt sind. das beste bauwerk trägt<br />
durch seine Form und nicht mit den<br />
versteckten Widerständen des materials.“<br />
Wenn ich über meine <strong>Prof</strong>essur<br />
an der Fh mainz, die ich zum Wintersemester<br />
2006/2007 angetreten habe,<br />
ein motto stellen sollte, dann wären es<br />
diese Worte von eduardo torroja. sie<br />
drücken aus, was mir ein anliegen ist:<br />
dass im architektonischen Planungsprozess<br />
die entwicklung und integration<br />
des tragwerks nicht als notwendiges<br />
Übel empfunden, sondern als<br />
schlüssel für wahre Kreativität erkannt<br />
und dann auch als kreative herausforderung<br />
angenommen wird.<br />
seit 18 Jahren stehe ich im berufsleben.<br />
nach dem studium des bauin-<br />
genieurwesens an der damaligen th<br />
darmstadt arbeitete ich zunächst drei<br />
Jahre im technischen büro einer größeren<br />
bauunternehmung<br />
und auch auf baustellen.<br />
meinen neigungen entsprechend<br />
wechselte ich<br />
anfang der 90er Jahre in<br />
ein büro für tragwerksplanung,<br />
für das ich heute<br />
immer noch tätig bin. Zwischendurch<br />
arbeitete ich<br />
zwei Jahre als assistent<br />
im Fach tragwerkslehre<br />
für architekten an der tu darmstadt.<br />
Während dieser beruflichen tätigkeit<br />
war ich gemeinsam mit architekten<br />
an der Planung vieler Projekte beteiligt.<br />
dabei zeigte sich immer wieder,<br />
dass architektonische entwürfe oft<br />
zunächst nach rein funktionalen und<br />
ästhetischen Gesichtspunkten entwickelt<br />
werden, die dann im nachhinein<br />
„zum halten“ gebracht werden sollen.<br />
das nachträgliche „hineinbasteln“ des<br />
tragwerks hat aber viele nachteile.<br />
nicht nur, dass dann oft unverzichtbare<br />
tragelemente die räume<br />
und die Funktionen stören,<br />
sondern es entstehen<br />
auch unwirtschaftliche<br />
bauwerke, wenn mit allen<br />
mitteln und damit mit hohem<br />
materialaufwand das<br />
architektonische Konzept<br />
irgendwie noch gerettet<br />
werden soll.<br />
ich möchte dazu beitragen, dass die<br />
studierenden ihre scheu vor dem<br />
„technischen“ Fach tragwerkslehre<br />
verlieren und die kreativen möglichkeiten<br />
erkennen, die es eröffnet. und<br />
dass sie dann in ihrem späteren berufsleben<br />
Freude daran haben, wenn ihre<br />
entwürfe, die ihre ideen ausdrücken,<br />
auch Wirklichkeit werden können.<br />
<strong>Prof</strong>. Georg Wiesinger | unterrichtet Technisches Gebäudemanagement<br />
in der Lehreinheit Bauingenieurwesen<br />
Die ersten Schritte<br />
als ich nach meinem diplom an der<br />
technischen hochschule stuttgart meine<br />
erste Großbaustelle in einem architekturbüro<br />
plante, spielte<br />
Facility management nur<br />
eine untergeordnete rolle.<br />
das lag sowohl an dem<br />
bauboom, der nach der<br />
Wiedervereinigung einsetzte,<br />
als auch daran, dass<br />
ich im traditionellen baugeschäft<br />
tätig war. Geboren<br />
bin ich in mainfranken.<br />
schon als Kind habe ich<br />
im architekturbüro meines Vaters gezeichnet<br />
und mit Vorliebe die baustellen<br />
besichtigt. es ist schön, wieder in<br />
eine Weingegend zurück zu kommen.<br />
Personalien<br />
Die Lehre<br />
das architekturstudium absolvierte<br />
ich an den technischen hochschulen<br />
in hannover und stuttgart. Weitere<br />
berufspraxis erwarb ich<br />
schon während des studiums<br />
in namhaften büros<br />
in münchen und stuttgart.<br />
nach dem studium blieb<br />
ich in stuttgart und arbeiteteprojektverantwortlich<br />
in einem mittelständischen<br />
architekturbüro.<br />
nachdem ich dort meine<br />
ersten sporen verdient<br />
hatte (u. a. auszeichnung „beispielhaftes<br />
bauen“ der architektenkammer<br />
baden-Württemberg), entschloss ich<br />
mich, weitere erfahrungen zu sam-<br />
meln, die notwendig sind. 1997 gründete<br />
ich mein eigenes architekturbüro.<br />
Meine Erfahrungen<br />
mit den unterschiedlichsten bauaufgaben<br />
neubau, umbau, erweiterung,<br />
kleinere bauaufgaben bis zum Großprojekt<br />
und den unterschiedlichsten<br />
nutzungen (industrie, büro, schulen,<br />
altenheim, universität, Wohnen) waren<br />
sehr interessant und abwechslungsreich.<br />
ein Gebäude kann unter verschiedenen<br />
aspekten betrachtet werden.<br />
• als kundenspezifisches, einmaliges<br />
endprodukt eines entwurfsprozesses<br />
(=sichtweise des entwurfsarchitekten);<br />
FH Mainz Forum /2007 9
• als anlageobjekt, das in ein immobilienportfolio<br />
passen muss (= sichtweise<br />
des investors)<br />
• als integrales system aus baulichen<br />
und technischen anlagen, welche<br />
die Prozesse der nutzung (Wohnen,<br />
heilen, lehren, Verwaltung, Produktion,<br />
logistik) optimal unterstützen<br />
(= sichtweise des Facility managers);<br />
• oder als raum zum leben und arbeiten<br />
(= sichtweise des nutzers).<br />
diese unterschiedlichen, teilweise sich<br />
widersprechenden sichtweisen sind<br />
in eine einvernehmliche lösung zu<br />
überführen. in diesem Zusammenhang<br />
werden auch die defizite aktueller architekturprojekte<br />
deutlich:<br />
• die nutzungsprozesse und –kosten<br />
werden nur selten detailliert analysiert<br />
und berücksichtigt.<br />
• die Prozesse der nutzung und die<br />
betriebskosten werden oft einer effekthascherischen,<br />
äußeren Gestalt<br />
untergeordnet.<br />
• der klassische Gebäudeentwurf ist<br />
primär auf die Fertigstellung eines<br />
neu- oder umbaus ausgerichtet.<br />
• anspruchsvolle, funktionale und<br />
ökonomisch gut durchdachte, pragmatische,<br />
realisierbare und vor allem<br />
gut nutzbare lösungen sind inzwischen<br />
in der gebauten umwelt eine<br />
seltenheit.<br />
Während meiner langjährigen berufserfahrung<br />
als architekt habe ich bereits<br />
ein großes spektrum an bauaufgaben<br />
von denkmalgeschützten Gebäuden,<br />
öffentlichen bauten und industriebauten<br />
kennen gelernt. die erkannten<br />
missstände brachten mich zum Facility<br />
management und einer ausrichtung<br />
auf den betrieb und die instandhaltung<br />
von Gebäuden. meine motivation für<br />
Personalien<br />
die <strong>Prof</strong>essur „technisches Gebäudemanagement“<br />
ist ein integrierter Gebäudeentwurf,<br />
der Funktion, Ästhetik<br />
und Wirtschaftlichkeit während der<br />
nutzungsphase gleichermaßen vereint.<br />
Forschungs- und Lehrtätigkeit<br />
an der universität dortmund mit angegliedertem<br />
Fraunhofer institut für<br />
materialfluss und logistik habe ich in<br />
den vergangenen 6 Jahren gelehrt und<br />
geforscht. in vielen industrieprojekten<br />
konnte ich die modernen management-<br />
und Planungsmethoden für das<br />
Facility management, die instandhaltung<br />
und die Fabrikplanung anwenden.<br />
Ziel meiner Forschung war es, zu<br />
untersuchen, inwieweit die modernen<br />
methoden aus der Fabrikplanung und<br />
der Produktentwicklung im maschinenbau<br />
in modifizierter Form auf das<br />
bauwesen anwendbar sind.<br />
mit diesem Forschungsansatz und dem<br />
anspruch, gemeinsam mit den studenten<br />
neue Verfahren für ein professionelles<br />
Facility management zu entwickeln,<br />
beginne ich meine tätigkeit als<br />
<strong>Prof</strong>essor an der Fh mainz.<br />
Was mich am Facility Management<br />
reizt ...<br />
ist die innovative herangehensweise,<br />
ausgehend von den Prozessen der nutzung,<br />
die Facilities zu planen. der soll-<br />
Zustand der baulichen und technischen<br />
anlagen wird gemäß den funktionalen<br />
anforderungen aus den Prozessen mit<br />
sog. Key Performance Indicators abgeleitet.<br />
darauf werden unterschiedliche<br />
Service Level Agreements abgestimmt,<br />
mit denen die anlagen flexibel<br />
betrieben werden können. erst wenn<br />
die Prozesse des betriebes optimiert<br />
wurden und die anforderungen, Ziele<br />
und restriktionen klar sind, wird mit<br />
der Gestaltung der Gebäudehülle und<br />
der oberflächen begonnen.<br />
Kooperationen sind gewünscht<br />
Für Fragen und anregungen steht meine<br />
tür für die Kollegen, studenten und<br />
Vertreter aus der Praxis immer offen.<br />
Von schwellen- gar berührungsängsten<br />
zwischen Wissenschaft und Praxis<br />
kann bei mir keine rede sein. ich habe<br />
schon einige interessante Gespräche<br />
mit Vertretern der Wirtschaft in der<br />
region gehabt und bin zuversichtlich,<br />
hier einige Kooperationen in den kommenden<br />
Jahren initiieren zu können.<br />
Zur sicherstellung des Wissenstransfers<br />
bin ich in verschiedenen arbeitskreisen<br />
der führenden Fm Verbände<br />
und in einigen din und Vdi normungsausschüssen.<br />
in diesen arbeitskreisen<br />
werden zusammen mit Praktikern<br />
neue methoden und Konzepte des<br />
Facility management und des Gebäudemanagement<br />
erarbeitet.<br />
Georg Wiesinger privat<br />
Welche eigenheiten zeichnen mich<br />
aus? ich besitze eine sehr schnelle auffassungsgabe<br />
und kann spontan agieren<br />
und improvisieren. meine Freizeit<br />
verbringe ich gerne mit meiner Frau<br />
und meinen zwei Kindern. Privat liebe<br />
ich es, zu lesen, zu schwimmen, ski zu<br />
fahren oder zu segeln.<br />
0 FH Mainz Forum /2007
<strong>Prof</strong>. Kirstin Arndt | unterrichtet Freies Gestalten im Studiengang<br />
Kommunikationsdesign<br />
...neu an der Fh?<br />
eigentlich fühle ich mich schon recht heimisch – in der<br />
holzstraße 36. und dies liegt wohl vor allem an der sehr<br />
freundlichen aufnahme seitens meiner Kolleginnen und<br />
Kollegen und der studierenden. aber für die, die mich noch<br />
nicht kennen, stelle ich mich gerne vor:<br />
nach meinem studium der malerei und bildhauerei an der<br />
staatlichen akademie der bildenden Künste Karlsruhe von<br />
1991-97 begann ich als freischaffende Künstlerin meine erfahrungen<br />
in der Kunstwelt zu sammeln. inzwischen kann<br />
ich auf eine große anzahl an einzel- und Gruppenausstellungen<br />
im in- und ausland sowie mehrere Preise, stipendien<br />
und Kataloge zurückblicken.<br />
Parallel zur künstlerischen tätigkeit, bei der ich mich im<br />
bereich installation, objektkunst bewege, zog es mich vor 6<br />
Jahren in die lehre. mit lehraufträgen an der merz akade-<br />
Personalien<br />
mie, stuttgart, der hochschule für<br />
Gestaltung Pforzheim, sowie einer<br />
lehrverpflichtung als wissenschaftlich/künstlerische<br />
angestellte an<br />
der universität Karlsruhe begann<br />
dieser Weg. 20005/06 übernahm<br />
ich schließlich eine Vertretungsprofessur<br />
an der staatlichen akademie<br />
der bildenden Künste Karlsruhe<br />
und lehre nun bereits seit sommersemester<br />
2006 an der Fh mainz.<br />
als Künstlerin liegt mir in der Zusammenarbeit mit den studierenden<br />
in erster linie an der entwicklung kreativer Prozesse<br />
und der individuellen Förderung kreativer Potentiale<br />
der studierenden. erste „Kostproben“ dieser arbeit waren<br />
jüngst anlässlich der semesterendpräsentation zu entdecken.<br />
– es folgt mehr! ich freue mich darauf!<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Nadine Walter | unterrichtet Unternehmensführung im<br />
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />
seit 1.september 2006 bin ich nun <strong>Prof</strong>essorin<br />
an der Fachhochschule mainz.<br />
dass es mich so schnell wieder an<br />
die hochschule verschlägt,<br />
hätte ich noch vor einigen<br />
Jahren nicht für möglich<br />
gehalten!<br />
Fangen wir mal ganz von<br />
vorne an: ich bin geboren<br />
und ausgewachsen in<br />
der nähe von ulm. nach<br />
dem abitur habe ich an<br />
der universität mannheim<br />
betriebswirtschaftslehre mit schwerpunkt<br />
industriebetriebslehre und Wirtschaftsprüfung<br />
studiert. nach etwas<br />
berufserfahrung während des studiums<br />
bei bertelsmann und Porsche habe<br />
ich dann aber festgestellt, dass diese<br />
„materie“ nicht so ganz das richtige<br />
für mich ist und habe mich danach eher<br />
in richtung strategie und marketing<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
orientiert. daher habe ich auch an der<br />
universität hamburg im strategischen<br />
marketing promoviert – über marketingstandardisierung<br />
von<br />
Konsumgütern in europa<br />
(also beispielsweise darüber,<br />
ob es sinn macht,<br />
den schokoriegel „raider“<br />
in „twix“ umzubenennen!).<br />
nach meinem studium<br />
begann ich direkt bei der<br />
unternehmensberatung<br />
mcKinsey & company, bei der ich<br />
bis august 2006 als beraterin, zuletzt<br />
als „engagement manager“ tätig war.<br />
in den Jahren beriet ich vor allem unternehmen<br />
im bereich Konsumgüter,<br />
handel, Pharma und telekommunikation<br />
– vor allem zu den themen<br />
strategie, organisation und marketing/<br />
Vertrieb. dabei verschlug es mich sehr<br />
häufig in die ganze Welt und ich habe<br />
längere Perioden in london, Paris,<br />
istanbul, chicago und schanghai gearbeitet.<br />
Zudem engagierte ich mich bei<br />
mcKinsey intern stark im recruiting<br />
von hochschulabsolventen.<br />
die monate, die ich bisher an der Fh<br />
mainz verbracht habe, haben mich darin<br />
bestätigt, dass der Wechsel aus der<br />
Praxis in die hochschule der richtige<br />
war. ich bin sowohl auf interessierte<br />
und begeisterungsfähige studenten als<br />
auch auf hilfsbereite Kollegen gestoßen,<br />
die mir die ersten monate sehr<br />
angenehm gemacht haben. ich hoffe,<br />
den studenten mit spannenden aktuellen<br />
themen einen einblick in wichtige<br />
management-bereiche geben zu<br />
können und sie für diese themen zu<br />
begeistern.
<strong>Prof</strong>. Klaus Teltenkötter | unterrichtet Digitale Medien und<br />
Entwerfen im Studiengang Innenarchitektur<br />
„alles was man aus büchern oder von<br />
seinen lehrern lernen kann, ist gleich<br />
einem Wagen. doch der Wagen ist nur<br />
dienlich, solange man auf dem Fahrweg<br />
ist. Wer zu des Fahrwegs endpunkt<br />
kommt, lässt den Wagen<br />
und geht zu Fuß.“ (Veda)<br />
meine studienzeit in den<br />
neunziger Jahren habe ich<br />
noch als eine rasante achterbahnfahrt<br />
in erinnerung,<br />
die mir viel spaß gemacht<br />
hat. mein Wagen, in den<br />
ich eingestiegen bin, war<br />
damals ganz klassisch und<br />
analog. ich habe an der<br />
hochschule für musik und theater in<br />
hannover musik im Fach Violoncello<br />
studiert. der satz des Jazzmusikers<br />
bobby mc Ferrin „musiker sind die<br />
architekten des himmels“ erklärt annähernd,<br />
weshalb ich nach zwei Jahren<br />
musikstudium den Wagen wechselte,<br />
um dann doch lieber architekt gleich<br />
auf der erde zu werden. der Wagen architekturstudium<br />
an der tu-darmstadt<br />
wurde vorgespannt.<br />
meine Generation hatte noch die möglichkeit,<br />
fern von bachelor und master<br />
einem langen diplomstudium nachzugehen.<br />
nach vielen Powerslides und<br />
u-turns auf dem architektonischen<br />
trainingsparcour wurde mir aber irgendwann<br />
während meines studiums<br />
bewusst, dass der Fahrweg für die Fortsetzung<br />
meiner berauschenden Fahrt in<br />
der Welt nach meinem studium so erst<br />
einmal gar nicht vorhanden ist. Was<br />
wird dann wohl mein beitrag im rahmen<br />
der architektur in Zukunft sein?<br />
die Welt der digitalen medien fing<br />
an, mich gegen ende meines studiums<br />
mehr und mehr zu faszinieren. Vom<br />
umgang mit dem computer hatte ich<br />
zu diesem Zeitpunkt aber noch keinen<br />
schimmer. ich stellte mir die Fragen,<br />
warum computerspiele auf die meist<br />
Personalien<br />
jugendlichen spieler eine solch immersive<br />
Kraft ausüben? Warum verpufft<br />
diese energie völlig nutzlos im virtuellen<br />
raum, statt sie sinnvoll in den<br />
realen raum zu kanalisieren?<br />
diese Fragen waren für<br />
mich der auslöser, weshalb<br />
ich den mir so lieb gewonnenen<br />
architektonischen<br />
trainingsparcour vorzeitig<br />
verließ. noch während<br />
meines studiums begann<br />
mein Fußweg dann endgültig<br />
in dem mir unbekannten<br />
digitalen mediendschungel.<br />
Zusammen mit zwei Kommilitonen<br />
eignete ich mir autodidaktisch<br />
in einer einjährigen, nervenaufreibenden<br />
Klausurphase außerhalb der universität<br />
die notwendigen Fähigkeiten im bereich<br />
3d-animation und multimedia-<br />
Programmierung an. unser Ziel war die<br />
entwicklung eines computerspiels in<br />
3d-echtzeit als städtebauliches instrumentarium<br />
im rahmen einer freien diplomarbeit<br />
am Fachbereich architektur.<br />
nach meinem studium kreuzten dann<br />
immer wieder Fahrwege meinen expeditionspfad.<br />
ich bin dann gerne in<br />
dem einen oder anderen Wagen wieder<br />
ein stückchen mitgefahren, hier<br />
u.a. zwei Jahre im architekturbüro<br />
von daniel libeskind. dort konnte ich<br />
meine multimedialen Fähigkeiten in<br />
die architektur weiter einbringen und<br />
ausbauen. in meiner zweijährigen tätigkeit<br />
bei ag4 mediatecture company<br />
spezialisierte ich mich danach auf die<br />
Konzeption von medienfassaden. daraus<br />
entwickelte sich mein thema der<br />
integration digitaler medien in die<br />
architektur. in diesem bereich bin ich<br />
als consultant unter der Firmierung<br />
fluxfelt inzwischen selbständig tätig.<br />
Über meinen ruf an den Fachbereich<br />
Gestaltung, studiengang innenarchitektur<br />
mit dem schwerpunkt „digitale<br />
medien und entwerfen“, freue ich mich<br />
sehr. es besteht hier die möglichkeit,<br />
meine erfahrungen interdisziplinär in<br />
Forschung und lehre einzubringen.<br />
in den letzten Jahren hat der architektonische<br />
innenraum als Kommunikationsraum<br />
für die Vermittlung emotionaler<br />
und inhaltlicher botschaften an<br />
wirtschaftlicher bedeutung stark zugenommen.<br />
er wächst als gestalterische<br />
aufgabe in seiner Komplexität ständig<br />
weiter. die möglichkeit der Wechselbeziehung<br />
zwischen mensch und raum<br />
erhält hierbei durch die integration der<br />
digitalen medien eine neue dimension.<br />
innenarchitekten sind zu regisseuren<br />
von rauminszenierungen geworden.<br />
die ausrichtung des Fachbereichs Gestaltung<br />
mit seinen studiengängen innenarchitektur,<br />
Kommunikationsdesign<br />
und mediendesign bietet den studenten<br />
ein ideales umfeld für eine innovative<br />
und interdisziplinäre ausbildung.<br />
die studenten erhalten die möglichkeit,<br />
schon während des studiums sich in<br />
der bearbeitung von immer wichtiger<br />
werdenden crossmedialen Projekten zu<br />
üben.<br />
Wird meine lehre für meine studenten<br />
ein sportlicher Wagen bis zum ende<br />
ihres studiums sein? Wo geht die reise<br />
für sie danach hin?<br />
das aufgabenfeld der innenarchitekten<br />
erweitert sich an den rändern. an den<br />
rändern blüht bekanntlich das leben.<br />
die auseinandersetzung mit den digitalen<br />
medien im spannungsfeld der innenarchitektur<br />
ist ein schlüssel für die<br />
entdeckung neuer noch unerschlossener<br />
aufgabenfelder. im bewusstsein dieser<br />
weiter wachsenden möglichkeiten<br />
freue ich mich über ein frühes fußläufiges<br />
„auswildern“ meiner studenten.<br />
meine aufgabe sehe ich, neben einer<br />
fundierten Grundlagenvermittlung, in<br />
einem inspirierenden und motivierenden<br />
support am boxenstopp.<br />
2 FH Mainz Forum /2007
Neu an der FH<br />
FH Mainz Forum /2007<br />
Christian Bernhart<br />
Assistent im Fachbereich III:<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Dienstantritt: 1.12.2006<br />
Nikolai Bock<br />
Assistent im Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen<br />
und Geoinformatik<br />
Dienstantritt: 1.3.2007<br />
Steffen Brunk<br />
Reg.-Angestellter im ZIK/IMG<br />
Dienstantritt: 1.9.2006<br />
Sabrina Gerlach<br />
Reg.-Angestellte im ZIK<br />
Dienstantritt: 2.10.2006<br />
Beate Hörnel-Metzger<br />
Wissenschaftl. Mitarbeiterin im iS-mainz<br />
Dienstantritt: 1.3.2007<br />
Slavisa Sascha Katanic<br />
Assistent im Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Dienstantritt: 11.12.2006<br />
neu an der Fh<br />
Christine Kosmas<br />
Reg.-Angestellte in der Zentralen Verwaltung<br />
Dienstantritt: 31.10.2006<br />
Bettina Kraus<br />
Assistentin im Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Dienstantritt: 4.10.2006<br />
Gabriele Müller-Gebhardt<br />
Reg.-Angestellte in der Zentralen Verwaltung<br />
Dienstantritt: 1.9.2006<br />
Claudia Nasri<br />
Assistentin im Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Dienstantritt: 1.11.2006<br />
Pascal Neis<br />
Assistent im Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen<br />
und Geoinformatik<br />
Dienstantritt: 2.10.2006<br />
Uwe Schultheis<br />
Baustoffprüfer<br />
Amtl. Prüfstelle für Baustoffe<br />
Dienstantritt: 2.10.2006
Autorinnen / Autoren<br />
Sue Ackroyd<br />
Swinburne University of Technology<br />
Melbourne<br />
<strong>Prof</strong>. Kirstin Arndt<br />
Fachbereich II: Gestaltung<br />
Tel: 06131/2859-526<br />
kristin.arndt@fh-mainz.de<br />
Eva Baumgartner<br />
Absolventin am Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Florence de Boni<br />
E-Learning-Support der<br />
Fachhochschule Mainz<br />
Tel : 06131/628-181<br />
florence.deboni@fh-mainz.de<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Matthias Eickhoff<br />
Institut für Unternehmerisches Handeln<br />
(IUH) der Fachhochschule Mainz<br />
Tel.: 06131/628-269<br />
matthias.eickhoff@wiwi.fh-mainz.de<br />
Regina Gail<br />
Studentin am Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Timo Göth<br />
E-Learning-Support der<br />
Fachhochschule Mainz<br />
Tel.: 06131/2859-673<br />
timo.goeth@fh-mainz.de<br />
René Jouaux<br />
Student am Fachbereich III:<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Eva Klose<br />
Absolventin am Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Lena Kortmann<br />
Absolventin am Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Monika Kursawe<br />
Zentale Frauenbeauftragte der<br />
Fachhochschule Mainz<br />
Tel.: 06131/2859-411<br />
monika.kursawe@fh-mainz.de<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Rainer Lenz<br />
Fachbereich I: Architektur,<br />
Bauingenieurwesen und Geoinformatik<br />
Tel. : 06131/2859-316<br />
rainer.lenz@fh-mainz.de<br />
autorinnen / autoren<br />
Susanne Löwe<br />
Assistentin am Fachbereich III:<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Tel.: 06131/628-117<br />
Loewe@ifams.de<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Gerhard</strong> Meerwein<br />
Fachbereich II: Gestaltung<br />
Tel.: 06131/2859-414<br />
gerhard.meerwein@fh-mainz.de<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong><br />
Präsident der Fachhochschule Mainz<br />
(bis 30.04.2007)<br />
Tel.: 06131/2859-710<br />
morath@fh-mainz.de<br />
Peter Morenos<br />
Swinburne University of Technology<br />
Melbourne<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-Ing. <strong>Gerhard</strong> <strong>Muth</strong><br />
Präsident der Fachhochschule Mainz<br />
(ab 1.5.2007)<br />
Tel.: 06131/2859-710<br />
praesident@fh-mainz.de<br />
Stefan Pauly<br />
Mitarbeiter im Zentrum für Information<br />
und Kommunikation (ZIK)<br />
Tel.: 06131/2859-182<br />
stefan.pauly@fh-mainz.de<br />
<strong>Prof</strong>. Susanne Reiß<br />
Fachbereich I: Architektur,<br />
Bauingenieurwesen und Geoinformatik<br />
Tel. : 06131/2859-222<br />
susanne.reiss@fh-mainz.de<br />
Abbey Reynolds<br />
Swinburne University of Technology<br />
Melbourne<br />
<strong>Prof</strong>. Albrecht Rissler<br />
Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Tel.: 06131-2859-522<br />
risslerart@yahoo.com<br />
Melissa Salata<br />
Swinburne University of Technology<br />
Melbourne<br />
Mandy Schlundt<br />
Studentin am Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Florian Schmidt<br />
Student am Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Wolf Schröder<br />
Student am Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
<strong>Prof</strong>. Florian Seiffert<br />
Fachbereich II: Gestaltung<br />
Tel: 06131/2859-411<br />
florian.seiffert@fh-mainz.de<br />
<strong>Prof</strong>. Ulf Seiler<br />
Fachbereich I: Architektur,<br />
Bauingenieurwesen und Geoinformatik<br />
Tel. : 06131/2859-218<br />
ulf.seiler@fh-mainz.de<br />
<strong>Prof</strong>. Klaus Teltenkötter<br />
Fachbereich II: Gestaltung<br />
Tel.: 06131/2859-411<br />
klaus.teltenkoetter@fh-mainz.de<br />
Marco Vagnini<br />
ISIA Roma<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Nadine Walter<br />
Fachbereich III:<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Tel.: 06131/628-259<br />
nadine.walter@wiwi.fh-mainz.de<br />
Max Walther<br />
Student am Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
Dipl.-Des. (FH) Erich Weiler<br />
International Office<br />
Fachbereich II: Gestaltung<br />
Tel.: 06131/ 28 59-160<br />
erich.weiler@fh-mainz.de<br />
Andrea Weissen<br />
Absolventin am Fachbereich II:<br />
Gestaltung<br />
<strong>Prof</strong>. Georg Wiesinger<br />
Fachbereich I: Architektur<br />
Bauingenieurwesen und Geoinformatik<br />
Tel.: 06131/2859-340<br />
georg.wiesinger@fh-mainz.de<br />
FH Mainz Forum /2007
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Der Präsident der<br />
Fachhochschule Mainz<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong><br />
Redaktion/Konzeption<br />
Bettina Augustin M.A.<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
(verantwortlich)<br />
Design und Titelbild<br />
Uwe Zentgraf<br />
Dipl.-Designer (FH)<br />
Anschrift<br />
Pressestelle der<br />
Fachhochschule Mainz<br />
Seppel-Glückert-Passage 10<br />
55116 Mainz<br />
Tel.: 0 61 31/28 59-728<br />
Fax.: 0 61 31/28 59-712<br />
E-Mail: augustin@fh-mainz.de<br />
Auflage 2500 Exemplare<br />
Erscheinungsweise<br />
Einmal pro Semester<br />
Satz<br />
Mac/Indesign CS<br />
<strong>Dr</strong>uck<br />
<strong>Dr</strong>uckbetrieb Lindner<br />
Mainz<br />
Redaktionsschluss<br />
30.1.2007<br />
Redaktionsschluss<br />
für die nächste Ausgabe<br />
30.7.2007<br />
Namentlich gekennzeichnete<br />
Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion oder<br />
des Herausgebers wieder
Fachhochschule Mainz<br />
University of<br />
Applied Sciences