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| Dr. Michael Morath: Rückblick | Prof. Dr. Gerhard Muth: Ausblick ...

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Fachhochschule Mainz<br />

University of<br />

Applied Sciences<br />

Forum<br />

1/2007<br />

| <strong>Dr</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong>: <strong>Rückblick</strong> | <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Gerhard</strong> <strong>Muth</strong>: <strong>Ausblick</strong> | E-Learning nimmt Gestalt an |<br />

| Exkursion nach Venedig | Internationaler Workshop zum Braun Prize 2007 | Business Creativity |


FH Mainz Forum /2007<br />

Liebe Leserinnen,<br />

lieber Leser,<br />

editorial<br />

die Hochschulen in Deutschland, und damit auch die Fachhochschulen,<br />

stehen vor einem Wandel in der Ausrichtung von Lehre und Forschung,<br />

der bereits jetzt schwere Erschütterungen mit sich gebracht hat und<br />

weitere bringen wird. Die Ära parametrischer Mittelbemessung durch das<br />

Personalbemessungskonzept und das Mittelbemessungsmodell in Rheinland-<br />

Pfalz ist beendet. Die Exzellenzinitiative brachte bereits das Ende vermeintlich<br />

egalitärer Hochschulausbildung, unabhängig vom Ort der Ausbildung, für die<br />

Universitäten. Abgründe an Unterschieden wurden quasi über Nacht sichtbar.<br />

Die zukünftige Perspektive der Entwicklung der Fachhochschulen wird davon<br />

abhängen, wie nach der Föderalismusreform in Deutschland nun das Land<br />

Rheinland-Pfalz bereit ist, alleine die Standortbestimmung der Fachhochschulen<br />

politisch frei zu legen und ökonomisch zu stützen. Die Signale dazu verkünden<br />

ein verstärktes Dilemma: Der Hochschulpakt fordert eine Vergrößerung und<br />

damit die Chance zur Sprengung des über 10 Jahre währenden Korsetts der<br />

Immobilien der Fachhochschule Mainz.<br />

Auch der Neubau lässt notwendig erkannte Chancen zur Innovation durch<br />

Vergrößerung nicht zu. Die einengenden finanziellen Bedingungen bedeuten<br />

eine weitere Qualitätsminderung der Vergrößerung, eine geringe Finanzierung<br />

pro Studierendem und/oder eine Vergrößerung der Studierendengruppen,<br />

d.h.: Unser Markenzeichen Praxisorientierung wird durch die Einsparung<br />

des Praxissemesters bei einem sechssemestrigen Bachelor gefährdet, und<br />

auch das Markenzeichen kleiner Betreuungsrelation, ein wesentlicher Vorteil<br />

gegenüber universitärer Ausbildung, wird verschlechtert. Unsere Gegenstrategie,<br />

duale Studiengänge und profilierende Weiterbildungsstudiengänge, bedarf<br />

unserer gemeinsamen Anstrengungen. Ich setze weiter auf den Erfolg unserer<br />

Bemühungen. Die Hochschulleitung wird auch zukünftig weiter jedes Engagement<br />

unterstützen.<br />

Ihr<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong>


9<br />

14<br />

20<br />

22<br />

27<br />

50<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

Forum<br />

inhalt<br />

3 1997 bis 2007 – 10 Jahre Fachhochschule<br />

Mainz<br />

Hochschulpolitisches vom Damals<br />

zum Heute<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong><br />

6 „Wir müssen eine gemeinsame Vision<br />

entwickeln“<br />

Ein Gespräch mit dem neuen Präsidenten<br />

der Fachhochschule Mainz,<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Gerhanrd <strong>Muth</strong><br />

9 E-Learning nimmt Gestalt an<br />

Über den Einsatz von E-Learning an der<br />

FH Mainz – ein Zwischenbericht<br />

Timo Göth, Florence de Boni<br />

12 As Time goes by<br />

Zur Synchronisation von Rechneruhren<br />

über das Netzwerk bietet das ZIK die<br />

Zeit online an<br />

Stefan Pauly<br />

Aus den Fachbereichen<br />

14 Venedig im November<br />

Eine Foto- und Zeichenexkursion<br />

in die Lagunenstadt<br />

Albrecht Rissler<br />

20 Schwärme, Netze, Ströme!<br />

Design-Absolventin wurde vom ADC<br />

als „Talent des Jahres“ ausgezeichnet<br />

Eva Klose<br />

22 Früh übt sich ...<br />

Studierende des Lehrgebietes Illustration<br />

berichten von der Zusammenarbeit<br />

mit Verlagen<br />

Regina Gail, Mandy Schlundt, Florian<br />

Schmidt, Wolf Schröder, Max Walther<br />

26 Das Bühnenbild – Innenarchitektur pur<br />

Zwei Diplomarbeiten zu Botho Strauß’<br />

Stück „Groß und klein“<br />

<strong>Gerhard</strong> Meerwein<br />

27 Vom „Gipfelstürmer“ bis zur sinnvollen<br />

Nutzung alter Bunker<br />

<strong>Dr</strong>ei Diplomarbeiten im Studiengang<br />

Innenarchitektur<br />

Eva Baumgartner, Lena Kortmann,<br />

Andrea Weissen<br />

33 Vom Spendenlauf bis zum Forschungsprojekt<br />

im Justizvollzug<br />

Das Institut für angewandtes Management<br />

in der Sozialwirtschaft (IFAMS) der<br />

Fachhochschule Mainz<br />

Susanne Löwe<br />

36 Ein Jahrtausend zu Füßen des Hexenturms<br />

Identität ist Heimat – ein Ausstellungsprojekt<br />

zur Geschichte der Stadt Idstein<br />

Susanne Reiß<br />

FH Mainz international<br />

39 „Wie schön, auf diese Art zu studieren“<br />

50 Studierende aus vier Ländern in<br />

einem internationalen Workshop zum<br />

Braun Prize 2007<br />

Florian Seiffert, Marco Vagnini,<br />

Abbey Reynolds, Peter Morenos,<br />

Melissa Salata, Sue Ackroyd<br />

46 „Man lernt nur dazu, wenn man nicht<br />

gleicher Meinung ist“<br />

EU-Kommission unterstützt Entwicklung<br />

eines innovativen interkulturellen<br />

Moduls zur Business Creativity<br />

Matthias Eickhoff<br />

48 Im Reich der Mitte ist die Zukunft greifbar<br />

...<br />

Praktikum bei Siemens Ltd. in Peking<br />

René Jouaux<br />

50 Ihr seid herzlich eingeladen!<br />

Erfahrungsbericht von einer Reise an<br />

die FH-Partnerhochschule Swinburne<br />

University of Technology in Melbourne<br />

Erich Weiler<br />

55 Kleine Nachrichten<br />

58 Personalien<br />

63 Neu an der FH<br />

64 Autorinnen/Autoren/Impressum<br />

Foto Titelseite: Ulrike Kraft<br />

2 FH Mainz Forum /2007


FH Mainz Forum /2007<br />

Forum<br />

1997 bis 2007 – 10 Jahre Fachhochschule Mainz<br />

Hochschulpolitisches vom Damals zum Heute<br />

von <strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong><br />

Auch 1997 war für viele Hochschulmitarbeiter<br />

bereits ein Jahr der Umorientierung:<br />

Die Fachhochschule Rheinland-<br />

Pfalz war gerade, kongruent gemäß<br />

ihren sieben Standorten, in Einzelfachhochschulen<br />

zerlegt worden. Aus den<br />

beiden in Mainz liegenden Abteilungen<br />

der Fachhochschule Rheinland-Pfalz war<br />

im September 1996 die Fachhochschule<br />

Mainz entstanden.<br />

Weichenstellung Bologna-Prozess<br />

Die neue Fachhochschule Mainz fand<br />

ihre Identität als zusammengehörige<br />

Einheit nicht sogleich. Bildungspolitisch<br />

bedeutender war der Beschluss eines<br />

neuen Hochschulrahmengesetzes der<br />

Bundesregierung. Er versprach unter<br />

anderem die Möglichkeit, Bachelor- und<br />

Master-Studiengänge zu entwickeln und<br />

setzte damit den Startpunkt in Deutschland<br />

zur europaweiten formalen Angleichung<br />

der Hochschulausbildung nach<br />

angloamerikanischem Vorbild. Bislang<br />

vom Ausland geliehene Abschlüsse wie<br />

z. B. der Bachelor der Southbank University<br />

London und der Master der University<br />

of Bradford verloren ihre Exklusivität.<br />

Der Weg führte auch die Fachhochschule<br />

Mainz direkt in den Bologna-Prozess,<br />

dem inzwischen alle europäischen Staaten<br />

unabhängig von Vorgaben der Europäischen<br />

Union bis zum Jahre 2010<br />

folgen wollen und der darüber hinaus<br />

weltweites Interesse hervorgerufen hat.<br />

Die Fachhochschule Mainz hat bereits<br />

in diesem Jahr 2007 für sämtliche Studiengänge<br />

die Weichen auf Bachelor und<br />

Master gestellt. Die Entwicklungswege<br />

dorthin, deren Breite durch Zusammen-<br />

fügen der Abteilungen zur Fachhochschule<br />

Mainz und durch die Bundesgesetzgebung<br />

vorgeprägt war, sollen unabhängig<br />

von Personen und Akteuren,<br />

die die strategischen Marken setzten,<br />

nachgezeichnet werden, obwohl jede<br />

Entwicklung notwendig mit Personen<br />

verbunden ist.<br />

Organisatorische Verschlankung<br />

Gleich zu Beginn der Amtszeit des neuen<br />

Präsidenten 1997 war der Auftrag<br />

des Ministers zur Verringerung der<br />

Fachbereiche zu erfüllen. <strong>Rückblick</strong>end<br />

kann behauptet werden, dass die Reduktion<br />

der Zahl der Fachbereiche von<br />

neun auf drei eine mehr als vorzeigbare<br />

organisatorische Verbesserung für die<br />

Fachhochschule Mainz bedeutete. Nicht<br />

so sehr die vom Minister geforderte<br />

Einsparung von – bei der Fachhochschule<br />

Mainz sechs – Dekane-Positionen<br />

ist hervorzuheben. Bedeutsamer war<br />

dabei die Verminderung der Zahl der<br />

Senatsmitglieder zu einem effizient arbeitendem<br />

Entscheidungsgremium. Weniger<br />

opportunistische Fenster-Reden,<br />

sondern eher sachlich-rational geführte<br />

Diskussionen waren danach Grundlage<br />

der Beschlussfassungen geworden.<br />

Auf die Dauer zeigte sich jedoch auch,<br />

dass in diesem „<strong>Dr</strong>eiecks“-Gremium, bestehend<br />

aus Mitgliedern dreier Fachbereiche,<br />

zwar ergebnisorientiert diskutiert<br />

werden konnte, jedoch es andererseits<br />

nahezu unmöglich war, Entscheidungen<br />

herbeizuführen, die der Interessenlage<br />

eines der drei Fachbereiche entgegen<br />

standen. Die Integrität der Fachbereiche<br />

blieb bei den jeweils anderen Fachbereichen<br />

sakrosankt.<br />

Die Chance einer weiteren organisatorischen<br />

Verschlankung bei der durch<br />

die Landeshochschulgesetznovellierung<br />

2004 geforderten neuen Grundordnung<br />

wurde später zumindest teilweise genutzt.<br />

Die drei Fachbereiche wollten sich<br />

jedoch nicht aufgeben zugunsten einer<br />

Matrix-Struktur aus Studiengängen und<br />

Fachgruppen, wohl aber konnte die Gremienebene<br />

der Fachrichtungen entfallen<br />

und damit eine potenziell auf sich selbst<br />

bezogene Abkapselung in kleine Untereinheiten<br />

der Fachbereiche in der Lehre<br />

vermieden werden zugunsten eines<br />

übergreifenden Verständnisses interdisziplinären<br />

Zusammenwirkens. Dabei<br />

blieb die Aufgabe der Ausführung von<br />

Beschlussfassungen auf der Ebene der<br />

ehemaligen Fachrichtungen in Form der<br />

Lehreinheiten erhalten. Die notwendige<br />

Bestärkung der Funktion des Dekans<br />

konnte – zusätzlich zur vom Minister<br />

gewährten Deputatsermäßigung der<br />

halben Lehrverpflichtung – mittels interner<br />

Änderung der Organisationsstruktur<br />

in den Fachbereichen erreicht werden.<br />

Neben den akademischen Aufgaben<br />

– originär dem Dekan zugeordnet – wurde<br />

dem Dekan für die Verwaltungsaufgaben<br />

eine Geschäftsführerin für den<br />

Fachbereich zur Seite gestellt.<br />

Parametrische Ressourcenzuordnung<br />

In der Absicht, zu einer gerechten Ressourcenverteilung<br />

zu gelangen, die auch<br />

Leistungsanreize bietet, entwarf das<br />

Land ein indikatorbestimmtes Personalmittelbemessungskonzept<br />

(PBK) für die<br />

absolute Zuteilung von Stellen wie auch<br />

ein Mittelbemessungsmodell (MBM)


zur relativen Verteilung entsprechend<br />

festgelegter Parameter der vom Minister<br />

vorgesehenen Sachmittel auf die<br />

Hochschulen. Damit trat zunächst weitgehend<br />

Ruhe ein im Kampf der Hochschulen<br />

um Mittel, aber auch eine damit<br />

verbundene Egalisierung der Qualität<br />

der Lehre. Ein Stimulans, aus<br />

der so fixierten Gleichwertigkeit<br />

auszuscheren, war nicht vorhanden.<br />

Aber <strong>Dr</strong>ittmitteleinwerbung<br />

durch Forschungstransfer,<br />

Dienstleistung und Weiterbildung<br />

boten Möglichkeiten zur<br />

<strong>Prof</strong>ilierung und Verbesserung<br />

der Mittelzuweisungen. Dem<br />

leistete der Senat der Fachhochschule<br />

intern Vorschub, indem<br />

<strong>Dr</strong>ittmittelzuweisungen mit Deputatsermäßigungen<br />

und Ressourcenzuteilung<br />

belohnt wurden.<br />

Der Erfolg zeigte sich in<br />

jährlichen Steigerungsraten und<br />

einem jahrelangen 1. Platz der<br />

Fachhochschule Mainz bei den<br />

<strong>Dr</strong>ittmitteleinnahmen unter den<br />

Fachhochschulen von Rheinland-Pfalz.<br />

Im Rahmen dieser<br />

Aktivitäten stieg in den vergangenen<br />

zehn Jahren in der Fachhochschule<br />

Mainz die Zahl der<br />

In-Institute von 1 auf 7, die in<br />

den drei Fachbereichen Dienstleistungen<br />

für die Wirtschaft<br />

und die öffentliche Verwaltung<br />

durchführen.<br />

Jedoch, die parametrische Ressourcenzuordnung<br />

nach PBK und MBM funktionierte<br />

schon bald nicht mehr – insofern,<br />

als die Stellenzuteilungen den anwachsenden<br />

Studierendenzahlen in Rheinland-Pfalz<br />

nicht folgen konnten und die<br />

in den parametrischen Finanzierungsmodellen<br />

implementierte Mittelzuweisung<br />

für <strong>Dr</strong>ittmitteleinwerbung und<br />

Weiterbildung nicht gewährleistet war.<br />

Das Ministerium stellte die Frage, ob<br />

die Parameter des PBK den Leistungs-<br />

Forum<br />

möglichkeiten des Landes nach unten<br />

angepasst werden sollten oder sonst<br />

pauschaler Finanzierungsabschlag erfolgen<br />

müsse. Der Garaus wurde dieser Art<br />

der Ressourcenzuordnung durch den<br />

Paradigmen-Wechsel gemacht, in dem<br />

Exzellenz-Kriterien und Leistungsdiffe-<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong>: <strong>Rückblick</strong> auf 10 Jahre Hochschulpolitik<br />

renzierung in den Mittelpunkt der Rankings<br />

der Hochschulen rücken.<br />

Konsequenzen des Hochschulpaktes<br />

Der jüngst zwischen dem Bund und den<br />

Ländern beschlossene Hochschulpakt<br />

muss nun in Rheinland-Pfalz ohne PBK<br />

und MBM auskommen; Das Land kündigt<br />

ein neues Finanzierungsmodell an.<br />

Die Bewertung von Kosten eines Fachhochschulstudierendenplatzes<br />

sinkt weit<br />

unter das Kosten-Niveau eines Studie-<br />

renden der Universität in der Hochschulfinanzierung<br />

des Landes Rheinland-Pfalz.<br />

Das wird Realität in einer Zeit, in der,<br />

im Vergleich der Bundesländer, Rheinland-Pfalz<br />

am Ende der Skala steht bezüglich<br />

der durchschnittlichen Finanzierung<br />

eines Studierendenplatzes an den<br />

Hochschulen. Beim forcierten<br />

Ausbau der Hochschulen mit<br />

hälftiger Mitfinanzierung des<br />

Bundes in Rheinland-Pfalz – allgemein<br />

hochschulpolitisch äußerst<br />

wünschenswert – hat die<br />

Fachhochschule Mainz nicht<br />

profitiert, da mit dem Ausbau<br />

die eher wirtschaftspolitische<br />

Zielsetzung regionaler Förderung<br />

gewollt war.<br />

Die Finanzierungskraft des<br />

Landes reicht nicht aus, die Folgekosten<br />

des Ausbaus mit den<br />

dadurch gestiegenen Studierendenzahlen<br />

adäquat zu tragen.<br />

De facto bildet Rheinland-Pfalz<br />

aus für die finanziell besser dastehenden<br />

Bundesländer Bayern<br />

und Baden-Württemberg.<br />

Dem entgegenwirkend, orientiert<br />

sich das Ausbildungsprofil<br />

der Fachhochschule Mainz<br />

konsequent vornehmlich mit<br />

dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />

am Bedarf des<br />

Rhein-Main-Wirtschaftsraumes<br />

und mit dem Fachbereich Gestaltung<br />

am Medienstandort Mainz. Die<br />

dreifache Überbuchung unserer Studienplätze<br />

durch Studienbewerber in diesen<br />

beiden Fachbereichen zeugt davon,<br />

dass das Potenzial der Bewerber durch<br />

die Kapazität unserer Fachhochschule<br />

bei Weitem nicht genutzt werden kann.<br />

Die Aufnahme unserer Absolventen<br />

durch die Wirtschaft belegt, soweit erkennbar,<br />

dass der Bedarf der Wirtschaft<br />

nicht übersättigt ist. Autonomie der<br />

Hochschule statt Regelung durch das<br />

Ministerium hieße hier folgerichtig Pro-<br />

FH Mainz Forum /2007


filierung und Wachstum zu managen,<br />

anstatt der Fachhochschule der Landeshauptstadt<br />

ein seit über zehn Jahren<br />

bestehendes Korsett an räumlichen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten anzulegen,<br />

die auch durch den gerade entstehenden<br />

Neubau räumlich nicht erweitert<br />

werden. Voraussehbar ist, dass sich<br />

die Differenz der Finanzierungsmöglichkeit<br />

pro Studienplatz in Rheinland-<br />

Pfalz gegenüber den anderen Bundesländern<br />

noch vergrößern wird, da<br />

alle benachbarten Bundesländer beschlossen<br />

haben, Studienbeiträge von<br />

ihren Studierenden zu erheben. Die<br />

Gretchenfrage lautet hier: Wohin gehen<br />

die qualifizierten Studienbewerber<br />

in Zukunft? Zum rheinland-pfälzischen<br />

Billig-Studienangebot oder folgen sie<br />

einem teureren Standard guter Ausstattungsqualität?<br />

In diesem Umfeld fällt es dem Ministerium<br />

schwer, den Hochschulen die<br />

übereinstimmend von Wissenschaftsrat,<br />

Hochschulrektorenkonferenz und<br />

anderen kompetenten wissenschaftspolitischen<br />

Gremien verlangte Hochschulautonomie<br />

zu gewähren, wie sie<br />

sich z. B. im nordrhein-westfälischen<br />

Hochschulfreiheitsgesetz ausdrückt.<br />

Öffentlichkeitswirksame Projekte wie<br />

„Wissen schafft Zukunft“ werden in RLP<br />

allein nach den Kriterien des Ministeriums<br />

vergeben, sind kurzatmig angelegt<br />

und wie auch der Hochschulpakt in der<br />

Folgefinanzierung nicht gesichert. Damit<br />

sind sie einer autonomen mittelfristigen<br />

Zielsetzung der Fachhochschulen<br />

entzogen.<br />

Weitreichende Gesetznovellierung<br />

angestrebt<br />

Nichtsdestoweniger beruht die Hoffnung<br />

einer positiven Entwicklungsperspektive<br />

der Fachhochschule Mainz<br />

auf einer erneut angekündigten Hochschulgesetznovellierung<br />

für Rheinland-<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Forum<br />

Pfalz. Die Präsidenten aller Fachhochschulen<br />

haben sich entschlossen, zielbildend<br />

daran mitzuwirken und einen<br />

eigenen Entwurf zur Diskussion zu stellen.<br />

Dessen wesentliches Element wird<br />

die vom Gesetzgeber vorgegebene<br />

Organisationsstruktur sein, die notwendigen<br />

Änderungen in der Dynamik<br />

der Entwicklung im Wege stand. Die<br />

durch die neue leistungsbezogene Besoldung,<br />

Rankings und Exzellenzfinanzierung<br />

in den Vordergrund gerückte<br />

Wettbewerbssituation der Hochschulen<br />

lässt mangelhafte Finanzierungsmöglichkeit<br />

von Lehre und Forschung<br />

zu einer bedrohlichen Perspektive für<br />

die Fachhochschule Mainz werden, die<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft zu drei<br />

Fachhochschulen des Landes Hessen<br />

steht. Inwieweit bisher vom Land praktizierte<br />

Konsenspolitik zu tiefen Eingriffen<br />

führt, ist zu bezweifeln.<br />

Bereits der von einer externen Expertenkommission<br />

– vom Ministerium bestellt<br />

– empfohlenen Schließung von Studiengängen<br />

wurde vom Ministerium aus<br />

regionalpolitischen Erwägungen nicht<br />

gefolgt, sondern ein Abschmelzen an<br />

allen Standorten verordnet. Das war<br />

zwar gleichmäßig verteilter Schmerz,<br />

aber eben dadurch ein ausgesprochen<br />

mäßiges Zukunftssignal standortübergreifender<br />

Perspektivlosigkeit. Durch<br />

opportunistisch regionalpolitische Rück-<br />

sichtsnahme ist keiner der Standortaufgaben,<br />

die die vom Ministerium bestellte<br />

Expertenkommission empfohlen<br />

hatte, gefolgt worden.<br />

Das könnte auch ein autonom agierendes<br />

Hochschulleitungskollegium<br />

nur dann leisten, wenn das kommende<br />

Hochschulgesetz vom Land Rheinland-Pfalz,<br />

wie inzwischen in anderen<br />

Bundesländern, die Kompetenz auf<br />

einen aufsichtsführenden externen<br />

Hochschulrat und ein entscheidungsbefugtes<br />

Leitungskollegium verteilt,<br />

mit beratender Unterstützung durch<br />

den Senat der Hochschule. Diese<br />

Kompetenzzuordnung schlagen die<br />

Präsidenten der Fachhochschulen<br />

nun gemeinsam für ein neues Gesetz<br />

vor. Dieses Konzept ist unter Moderation<br />

des Zentrums für Hochschulentwicklung<br />

entwickelt worden unter<br />

Berücksichtigung der progressiven<br />

Zielsetzungen der Hochschulgesetze<br />

anderer Bundesländer. Das bedeutet<br />

eine 180˚-Kehrtwendung vergangener<br />

Hochschulpolitik in Rheinland-Pfalz, zu<br />

der der neuen Ministerin der Mut zu<br />

wünschen ist.<br />

Die Vision des Noch-Präsidenten bezüglich<br />

der künftigen Entwicklung der<br />

Fachhochschule Mainz ging, wie früher<br />

in die Diskussion eingebracht, viel weiter.<br />

Eine den Standort Mainz betreffende<br />

strategische Allianz von Universität<br />

und Fachhochschule könnte nicht<br />

nur enorme Einsparungseffekte in der<br />

Infrastruktur der zukünftig benachbarten<br />

Hochschulen mit sich bringen.<br />

Entscheidender ist, den permanent<br />

wirkenden Antagonismus der beiden<br />

Hochschultypen aufzuheben zugunsten<br />

einer schrankenlosen Übergangsmöglichkeit<br />

zwischen theoretisch- und<br />

praxisorientierter Lehre, bei der sich<br />

die Studierenden entsprechend ihren<br />

Fähigkeiten entwickeln können. Abbrecherquoten<br />

und Zeitvergeudung<br />

für die Studierenden und damit für<br />

die Gesellschaft zu minimieren, muss<br />

nicht nur Aufgabe tertiärer Hochschulausbildung<br />

sein, sondern schont auch<br />

finanzielle und personelle Ressourcen.<br />

Was sagte doch Minister Zöllner vor<br />

zehn Jahren?: „Meine Überzeugung<br />

ist: Verantwortung ist der Preis der<br />

Freiheit.“ Die Fachhochschule Mainz<br />

wartet darauf.


Forum<br />

„Wir müssen eine gemeinsame Vision entwickeln“<br />

Ein Gespräch mit dem neuen Präsidenten der Fachhochschule<br />

Mainz <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Gerhard</strong> <strong>Muth</strong><br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Gerhard</strong> <strong>Muth</strong><br />

Jahrgang 1954, studierte Bauinge-<br />

nieurwesen an der TH Darmstadt<br />

und ist seit 1994 <strong>Prof</strong>essor an der<br />

Fachhochschule Mainz, wo er das<br />

Fachgebiet Geotechnik vertritt.<br />

Seit 2004 war <strong>Muth</strong> Dekan des<br />

Fachbereichs I: Architektur,Bau-<br />

ingenieurwesen und Geoinfor-<br />

matik, am 1. Mai 2007 hat er das<br />

Amt des Präsidenten der Fach-<br />

hochschule Mainz angetreten.<br />

Herr <strong>Dr</strong>. <strong>Muth</strong>, was wird Ihre erste<br />

Amtshandlung als Präsident der<br />

Fachhochschule Mainz sein?<br />

Am 2. Mai ist der Auftakt der „International<br />

Week“, die wir in diesem Jahr an den<br />

beiden Standorten Holzstraße (2.-5. Mai)<br />

und Gonsenheim (8.-12. Mai) durchführen.<br />

Wir erwarten zahlreiche Dozenten<br />

unserer ausländischen Partnerhochschulen,<br />

die sich im Rahmen von Guest<br />

lectures und Workshops vorstellen und<br />

natürlich auch für ein Studium an ihrer<br />

Hochschule werben werden.<br />

Am 5. Mai öffnet die Fachhochschule<br />

Mainz ihre Pforten zum „Tag der offenen<br />

Tür“ – es wird also gleich viele<br />

Möglichkeiten zur Kommunikation nach<br />

innen wie nach außen geben und die<br />

Fachhochschule nach außen noch besser<br />

darzustellen. Wir haben hier in Mainz<br />

im Gegensatz zu anderen Standorten die<br />

Universität, die natürlich einen Großteil<br />

der öffentlichen Wahrnehmung auf sich<br />

zieht. Deshalb müssen wir auch unseren<br />

Internetauftritt erheblich verbessern.<br />

Erste Schritte sind bereits in die Wege<br />

geleitet. Es wird eine komplette Neugestaltung<br />

geben.<br />

Wo werden die Schwerpunkte Ihrer<br />

künftigen Arbeit liegen?<br />

Ein ganz wichtiger Punkt ist sicher die<br />

konsequente Fortsetzung der Strategiediskussion,<br />

die im Juli 2006 angelaufen<br />

ist. Es geht darum, dass wir eine Vision<br />

entwickeln, wo die Fachhochschule<br />

Mainz in 5 bis 10 Jahren stehen soll. Das<br />

müssen wir tun, wenn wir im Wettbewerb<br />

der Hochschulen bestehen wollen.<br />

Es ist ein Prozess, der sich in mehreren<br />

Etappen vollziehen wird. Zunächst sind<br />

die drei Fachbereiche gefordert, ihre<br />

eigenen Ziele zu definieren und ihr <strong>Prof</strong>il<br />

zu schärfen. Auf dieser Basis werden<br />

wir dann versuchen, eine Vision für die<br />

gesamte Hochschule zu entwickeln und<br />

Strategien auszuarbeiten, mit denen wir<br />

unsere Ziele erreichen wollen. Im zunehmenden<br />

Wettbewerb zwischen den<br />

Hochschulen bestehen zu können, ist in<br />

meinen Augen die größte Herausforderung<br />

der nächsten Jahre.<br />

Wie sehen Sie hier die Gewichtung<br />

zwischen den Interessen der Fachbereiche<br />

und denen der gesamten<br />

Hochschule?<br />

<strong>Prof</strong>ilbildung der Fachbereiche ist gut<br />

und kommt letztlich der <strong>Prof</strong>ilierung der<br />

gesamten Hochschule zugute. Genau<br />

so wie umgekehrt eine Stärkung der<br />

Fachhochschule die Position der Fachbereiche<br />

verbessert.<br />

Die Fachhochschule Mainz ist in drei<br />

Fachbereiche aufgegliedert. Sollte<br />

sich Ihrer Meinung nach daran etwas<br />

ändern?<br />

Nein, ich sehe dafür keine Notwendigkeit,<br />

zumal diese Struktur ja organisch<br />

sinnvoll gewachsen ist. So hat sich der<br />

Fachbereich III aus der höheren Wirtschaftsfachschule<br />

entwickelt, die Fachbereiche<br />

I und II sind aus der ehemaligen<br />

Staatlichen Ingenieurschule und Werkkunstschule<br />

entstanden, deren Wurzeln<br />

bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zu<br />

der barocken Kunstakademie zurückreichen.<br />

Diese hatte als Leitmotiv die<br />

FH Mainz Forum /2007


Symbiose von Bauwesen und Kunsthandwerk,<br />

aber ausgerichtet auf den<br />

wirtschaftlichen Nutzen ihrer Lehre.<br />

Der Fachbereich Gestaltung ist im Medienstandort<br />

Mainz gut aufgestellt, unsere<br />

Designer räumen seit Jahren Preise<br />

ab, auch in internationalen Wettbewerben,<br />

und sind ein Aushängeschild,<br />

auf das wir stolz sein können. Auch<br />

der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />

mit seinem gut ausgebauten<br />

Netzwerk an Kooperationspartnern im<br />

Rhein-Main-Gebiet ist eine tragende<br />

Säule, hier gibt es allerdings, wie das<br />

letzte Ranking zeigt, noch einigen Optimierungsbedarf.<br />

Der Fachbereich I mit<br />

seinen klassischen Ingenieurwissenschaften<br />

und der Architektur steht für<br />

die Traditionslinie der FH. Die Struktur-<br />

und Konjunkturkrise im Bauwesen ist<br />

nach über zehn Jahren überwunden.<br />

Die Bauindustrie sucht händeringend<br />

nach Ingenieurnachwuchs und die<br />

Nachfrage übersteigt die Absolventenzahlen.<br />

Der ehemalige Studiengang<br />

Vermessung hat sein Lehrangebot in<br />

den letzten Jahren konsequent in Richtung<br />

Geoinformatik umgebaut und<br />

bedient mit seinen hochqualifizierten<br />

Absolventen einen weltweiten Wachstumsmarkt.<br />

Dies muss durch geeignete<br />

Marketingmaßnahmen den Abiturienten<br />

und Studienbewerbern noch<br />

deutlicher gemacht werden.<br />

Wir haben von <strong>Prof</strong>ilbildung gesprochen<br />

– wie sehen Sie das Verhältnis<br />

zwischen Fachhochschule und Universität,<br />

auch vor dem Hintergrund<br />

der Umstellung auf Bachelor- und<br />

Masterstudiengänge?<br />

Forum<br />

Formal sind ja, im Rahmen der Reformen<br />

des Bolognaprozesses, beide<br />

Hochschulen jetzt auf Augenhöhe. Aber<br />

Fachhochschule und Universität sollten<br />

meiner Meinung nach ihre jeweiligen<br />

Stärken betonen. Das heißt: Die Fachhochschule<br />

sollte sich durch ihre stark<br />

praxisbezogene Ausbildung gegenüber<br />

der Universität profilieren, die eher forschungs-<br />

und wissenschaftsorientiert ist.<br />

Der Wettbewerb ist durch die Umstellung<br />

auf die Bachelor-/ Masterstruktur<br />

schärfer geworden, und in diesem Wettbewerb<br />

wird sich mittelfristig von selbst<br />

regulieren, welches Ausbildungsprofil<br />

wo angenommen wird. Die Hochschulen<br />

sind durch die neue Studienstruktur<br />

flexibler geworden und können durch<br />

die Etablierung neuer Studiengänge besser<br />

auf den Markt reagieren – wie wir es<br />

z.B., mit großem Erfolg, mit der Einrichtung<br />

des Studiengangs Technisches Gebäudemanagement<br />

getan haben –, aber<br />

meine Prognose ist auch, dass in rund<br />

zehn Jahren viele neu eingerichtete Studiengänge<br />

wieder verschwinden werden,<br />

aufgrund der Selbstregulierung im<br />

Wettbewerb der Hochschulen.<br />

Im Rahmen des Fächerspektrums,<br />

das wir an der Fachhochschule<br />

Mainz haben, gäbe es ja zahlreiche<br />

Möglichkeiten für interdisziplinäre<br />

Verknüpfungen.<br />

Ja, das Potential an Synergieeffekten, das<br />

wir hier haben, ist in der Tat bei Weitem<br />

noch nicht ausgeschöpft. Dies ist ein<br />

Bereich, der konsequent in der strategischen<br />

Planung weiterverfolgt werden<br />

muss. Ich sehe da insbesondere die<br />

Notwendigkeit, betriebswirtschaftliche<br />

Lehrinhalte in anderen Studiengängen<br />

stärker zu integrieren. Das wird nicht<br />

einfach zu realisieren sein, aber ich hoffe,<br />

dass man dies sozusagen als permanenten<br />

Arbeitsauftrag in die Umsetzung<br />

der Strategie einbetten kann.<br />

Sie haben schon vor Ihrer Wahl<br />

das heikle Thema Studiengebühren<br />

angesprochen und die Meinung geäußert,<br />

dass Studiengebühren in<br />

Rheinland-Pfalz auf Dauer nicht zu<br />

vermeiden sind.<br />

Die Hochschulen in unseren Nachbarbundesländern<br />

sind finanziell deutlich<br />

besser ausgestattet. Nach Daten des<br />

Statistischen Bundesamtes liegt Rheinland-Pfalz<br />

bei den laufenden Grundmitteln<br />

pro Student an Universitäten und<br />

Fachhochschulen bundesweit an vorletzter<br />

Stelle. Wir haben es also schon<br />

jetzt mit verzerrten Wettbewerbsbedingungen<br />

zu tun, und diese Situation wird<br />

sich noch erheblich verschärfen, wenn<br />

Rheinland-Pfalz, im Unterschied zu anderen<br />

Bundesländern, auf Studiengebühren<br />

verzichtet.<br />

Ich glaube nicht, dass wir langfristigvon<br />

Studierenden aus Bundesländern<br />

mit Studiengebühren überrannt werden.<br />

Was zählt, ist letztlich die Qualität<br />

der Ausbildung – und hier besteht die<br />

Gefahr, dass wir in die zweite Liga abrutschen,<br />

womöglich auch bei der Berufung<br />

von Hochschullehrern. Je länger<br />

dieses Missverhältnis gegenüber anderen<br />

Ländern andauert, desto schwieriger<br />

wird es, wieder aufzuholen. Aus diesem<br />

Grund können wir mittelfristig nicht auf<br />

Einnahmen durch Studiengebühren ver-<br />

FH Mainz Forum /2007 7


zichten, und ich betone ausdrücklich,<br />

dass „Sozialverträglichkeit“ für mich<br />

hier kein leeres Wort sein darf. Es muss<br />

durch geeignete Finanzierungsmodelle<br />

sichergestellt werden, dass auch Kinder<br />

aus einkommensschwachen Familien<br />

studieren können. Ein Betrag<br />

von 500 Euro pro Semester lässt sich<br />

meiner Meinung nach finanzieren – für<br />

die Fachhochschule Mainz gesprochen,<br />

würde dies bei 4400 Studierenden<br />

Mehreinnahmen von 4,4 Mio Euro pro<br />

Jahr bedeuten, die eine erhebliche Verbesserung<br />

von Ausbildung und Lehre<br />

ermöglichen würde.<br />

Was halten Sie von der Möglichkeit,<br />

etwa durch Fundraising Gelder aus<br />

der Wirtschaft zu akquirieren, wie<br />

es einer Ihrer Mitbewerber vorgeschlagen<br />

hatte?<br />

Die Einnahmen der Fachhochschulen<br />

durch Fundraising liegen bundesweit<br />

unter 5%, das wäre nur ein Tropfen<br />

auf den heißen Stein. Ich sehe da kein<br />

solches Steigerungspotential, dass<br />

sich die finanziellen Möglichkeiten der<br />

Fachhochschulen erheblich verbessern<br />

würden. Wir sollten unsere Anstrengungen<br />

besser auf den Ausbau unserer<br />

Forschungsaktivitäten lenken, denn da<br />

gibt es noch riesige ungenutzte Kapazitäten.<br />

Wenn man hier allerdings etwas<br />

erreichen will, muss der akademische<br />

Mittelbau, d.h. der Bereich der Assistenten<br />

und Mitarbeiter in den Laboren<br />

und Instituten, deutlich ausgebaut werden<br />

– denn deren Unterstützung ist bei<br />

der Abwicklung von Forschungsprojekten<br />

unerlässlich.<br />

Forum<br />

Wie ist Ihre Haltung zu dem Gesetzentwurf<br />

der rheinland-pfälzischen<br />

FH-Präsidenten, der die<br />

Kompetenzen auf einen aufsichtsführenden,<br />

externen Hochschulrat<br />

und ein entscheidungsbefugtes<br />

Leitungskollegium verteilt mit beratender<br />

Unterstützung durch den<br />

Senat der Hochschule?<br />

Ohne die Vorschläge der rheinlandpfälzischen<br />

FH-Präsidenten im Detail zu<br />

kennen, schwebt mir bezüglich der Leitungsstrukturen<br />

einer modernen Hochschule<br />

eine durchgehende Trennung<br />

zwischen Leitungs- und Aufsichtsfunktionen<br />

vor. Der Hochschulrat sollte ein<br />

Aufsichtsorgan sein und an der strategischen<br />

Ausrichtung mitwirken sowie<br />

die Aufsicht über die Wirtschaftsführung<br />

und die gesellschaftliche Verankerung<br />

der Hochschule übernehmen.<br />

Darüber hinaus sollte der Hochschulrat<br />

die im Rahmen einer Stärkung der<br />

Hochschulautonomie aus der staatlichen<br />

Aufsicht delegierten Verantwortungen<br />

kontrollieren und bei der Wahl<br />

und Abwahl des Präsidenten im Sinne<br />

einer doppelten Legitimation mitwirken.<br />

Er sollte paritätisch mit externen<br />

und internen Mitgliedern besetzt sein.<br />

Der Senat sollte zentrales Gremium der<br />

Hochschule in allen akademischen Angelegenheiten<br />

sein. Er wirkt im Sinne<br />

der doppelten Legitimation (ein Gremium<br />

wählt, das andere bestätigt) an der<br />

Wahl und Abwahl des Präsidenten mit.<br />

Präsident und Dekane sind Mitglieder<br />

des Senats kraft Amtes. Eine weitere<br />

sinnvolle Anzahl (in der Grundord-<br />

nung geregelt) von Gruppenvertretern<br />

werden gewählt. Eine kollegiale Hochschulleitung,<br />

bestehend aus dem Präsidenten,<br />

einem oder mehreren Vizepräsidenten<br />

und dem Kanzler, sollte für<br />

das operative Management zuständig<br />

sein und Exekutivfunktionen haben mit<br />

Entscheidungskompetenz in allen Fragen,<br />

für die nicht explizit ein anderes<br />

Gremium zuständig ist. Für die Binnenstruktur<br />

sind nach meiner Auffassung<br />

Fachbereichsgliederung mit Dekanen<br />

und Fachbereichsräten sinnvoll. Für die<br />

Dekane und Fachbereichsräte gilt die<br />

generelle Zuständigkeitsvermutung in<br />

allen Fragen des Fachbereichs, wenn<br />

nicht explizit andere Zuständigkeiten<br />

in der Grundordnung vorgesehen sind.<br />

Insgesamt würde ich mir ein größeres<br />

Maß an Deregulierung in einem neuen<br />

Hochschulgesetz wünschen.<br />

Zum Schluss die fast schon obligatorische<br />

Frage – was versprechen<br />

Sie sich vom Umzug in den FH-<br />

Neubau?<br />

Ein ganz wichtiger Punkt ist die Verbesserung<br />

der internen Kommunikation<br />

zwischen den bisher getrennten Bereichen<br />

– das wird, so hoffe ich, unser Gemeinschaftsgefühl<br />

als Mitglieder einer<br />

Hochschule fördern und uns auch nach<br />

außen stärker auftreten lassen.<br />

Das Gespräch führte Bettina Augustin.<br />

FH Mainz Forum /2007


E-Learning nimmt Gestalt an | Über den Einsatz<br />

von E-Learning an der FH Mainz – ein Zwischenbericht<br />

von Timo Göth und Florence de Boni<br />

Umfrage<br />

Anfang Oktober 2006 wurden alle Lehrenden<br />

der Fachhochschule gebeten,<br />

sich an der von einem Schreiben des<br />

Vizepräsidenten begleiteten Umfrage zu<br />

beteiligen. Die Erhebung erfolgte zweigleisig,<br />

d.h. sowohl in Papierform, als<br />

auch über ein Online-Formular, um eine<br />

möglichst hohe Rücklaufquote zu erzielen.<br />

Ziel war es, herauszufinden wie<br />

die Lehrenden ihren Unterricht gestalten<br />

und wie viele bereits Erfahrungen mit<br />

E-Learning haben, um eine möglichst optimale<br />

Unterstützung planen zu können.<br />

Insgesamt wurden ca. 240 Personen angeschrieben<br />

mit einer endgültigen Beteiligung<br />

von 36%. Erfreulich ist, dass die<br />

Forum<br />

Seit dem Start des E-Learning-Supports an der Fachhochschule Mainz sind einige Monate vergangen. In dieser<br />

Zeit ist viel passiert. Neben der Einarbeitung und dem Kennenlernen fand am 10. November 2006 der<br />

eCampus Tag statt, es wurde eine Umfrage unter den Lehrenden durchgeführt, es gab Einzelgespräche und<br />

Vieles mehr.<br />

elektronische Unterstützung (PC, Beamer,<br />

PowerPoint) während des Unterrichts<br />

für über die Hälfte der Teilnehmenden<br />

eine Selbstverständlichkeit ist und somit<br />

eine erste Unterstützung durch den Einsatz<br />

einer Lernplattform auf eine breite<br />

Basis aufbauen kann [Abbildung 1].<br />

Nur 21% der Beteiligten kennen E-Learning<br />

Aktivitäten an der Hochschule – ein<br />

Umstand, der sich sicher durch die Informationsversorgung<br />

des E-Learning-Supports<br />

(ELS) verbessern wird. Mit 84% ist<br />

der Wunsch unter den Lehrenden, einen<br />

gegenseitigen Erfahrungsaustausch<br />

zu haben, sehr verbreitet. Auch hier<br />

ist der ELS dabei, eine geeignete Form<br />

zu finden, z.B. über eine Lernplattform,<br />

Abb. 1: Welche Hilfsmittel nutzen Sie in Ihren Lehrveranstaltungen (inklusive Vor- und Nachbereitung)?<br />

Rundmails und thematisch variierende<br />

Vortragsreihen. Ganze 83% der Teilnehmer<br />

haben Interesse daran, E-Learning<br />

in ihrer eigenen Lehre einzusetzen. Dieser<br />

Umstand zeugt von einer gesunden<br />

Neugierde und Interesse an neuen<br />

Technologien. Der ELS ist zurzeit dabei,<br />

mit allen Interessierten ein persönliches<br />

Gespräch zu führen, um besser auf die<br />

Bedürfnisse und Fragen des Einzelnen<br />

eingehen zu können.<br />

Der Fragebogen und die anonymen vollständigen<br />

Ergebnisse können auf der<br />

Homepage des E-Learning-Supports<br />

unter „Institute und Einrichtungen“ ‡<br />

„E-Learning-Support“ ‡ „Aktuelles“ eingesehen<br />

werden.<br />

FH Mainz Forum /2007 9


eCampus Tag<br />

Eine erste Veranstaltung speziell zum<br />

Thema E-Learning war der gemeinsam<br />

mit der FH Bingen veranstaltete eCampus<br />

Tag am 10.11.2006 in der Aula in<br />

der Holzstraße. Es wurde ein interessantes<br />

und vielfältiges Programm mit<br />

Vorträgen und einer hochkarätig besetzten<br />

Podiumsdiskussion geboten. Parallel<br />

dazu präsentierten sich die einzelnen<br />

Fachbereiche im Foyer mit Ständen und<br />

Projektausstellungen. Nach der Begrüßung<br />

durch Präsident <strong>Dr</strong>. <strong>Morath</strong> und<br />

Vizepräsident und Organisator <strong>Prof</strong>.<br />

<strong>Dr</strong>. Reiss startete mit <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Heister<br />

von der Hochschule Niederrhein der<br />

erste Vortrag. Er berichtete über „AntL<br />

– Ein Ansatz des pragmatisch-nutzenstiftenden<br />

Blended Learnings“, einen<br />

Methodenmix aus Präsenzlernen und<br />

E-Learning, den er in Lerneinheiten zu<br />

den Themen „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre“<br />

und „Rechnungswesen“ in<br />

seiner Lehre einsetzt.<br />

Der nächste Vortrag stellte die E-Learning-Initiativen,<br />

deren Entwicklungen<br />

und Trends an der FH Mainz vor und<br />

wurde von den jeweiligen Vertretern<br />

aus den drei Fachbereichen gemeinsam<br />

bestritten. So berichtete <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Böhm<br />

(FB I) über den Einsatz von WebCT<br />

(eine Lernplattform, die zwischenzeitlich<br />

in „Blackboard Learning System<br />

CE6“ umbenannt wurde) im Studiengang<br />

TGM (Technisches Gebäudemanagement)<br />

und die Citrix-Lösung der<br />

Studiengänge Geoinformatik und Vermessung,<br />

über die den Studenten Speziallösungen<br />

wie ArcGIS und ERDAS<br />

Imagine per Fernzugriff zur Verfügung<br />

gestellt werden. Ein Forschungsprojekt<br />

zu Graphisch interaktiven Assessments<br />

(GIA), mit dem interaktive graphische<br />

Fragen erstellt werden können, beendete<br />

den Bericht aus dem FB I.<br />

Frau <strong>Prof</strong>. Schönecker zeigte die Projekte<br />

des FB II. „movii“ (moving images<br />

& interfaces) ist eine Lernplattform, die<br />

im Rahmen eines Kooperationsprojektes<br />

von sechs Hochschulen entstanden ist<br />

und vom BMBF im Rahmen des Forschungsprogramms<br />

„Neue Medien in<br />

Forum<br />

Abb 2: Podiumsdiskussion während des eCampus Tages, von links nach rechts:<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Werner Heister (Hochschule Niederrheim), <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Peter Kammerer (FH München),<br />

<strong>Dr</strong>. Daniela Engelhardt (SWR), Christian Kohls M.Sc. (Institut für Wissensmedien,<br />

Tübingen), <strong>Dr</strong>. Lutz Goertz (Institut für Medien- und Kompetenzforschung, Essen)<br />

der Bildung“ gefördert wurde. Sie steht<br />

den Lehrenden, gemeinsam mit der vom<br />

Projektpartner VCRP (Virtueller Campus<br />

Rheinland Pfalz) angebotenen Plattform<br />

„Blackboard Learning System CE6“ zur<br />

Nutzung als Teil des Lehrangebotes zur<br />

Verfügung. Des Weiteren stehen den<br />

Studierenden Tutorials zu verschiedenen<br />

Themen zum Download zur Verfügung<br />

sowie Yahoo-Groups zur Kommunikation<br />

und Organisation der Veranstaltung.<br />

International anerkannt und preisgekrönt<br />

ist das wiki-Projekt www.decodeunicode.org<br />

(gefördert vom BMBF),<br />

über das alle auf dem Computer zugänglichen<br />

Schriftzeichen der Welt verfügbar<br />

gemacht werden. Es enthält bereits jetzt<br />

Namen und Informationen zu mehr als<br />

50.000 Zeichen! Es wird zurzeit z.B. im<br />

1. und 2. Semester bei den Grundlagen<br />

der Typografie eingesetzt.<br />

Frau <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Mehler-Bicher stellte im<br />

Anschluss die Aktivitäten des FB III vor.<br />

Hier wird Blackboard bereits eingesetzt<br />

und für einige Kurse verwendet, wobei<br />

der geringe Aufwand bei gleichzeitig<br />

hohem Nutzen für beide Seiten hervorgehoben<br />

wurde. Ein Angebot des Fachbereichs<br />

ist das Erlangen des europäischen<br />

Computerführerscheins (ECDL),<br />

der dort abgelegt werden kann.<br />

Der ECDL ist ein in 138 Ländern anerkanntes<br />

Zertifikat für Computerbenutzer<br />

und bescheinigt Wissen über bestimmte<br />

Fertigkeiten im Umgang mit Programmen<br />

und Computern. Der FB III ist als<br />

autorisiertes Prüfungszentrum für den<br />

ECDL zertifiziert. Des Weiteren existieren<br />

noch eigene Foren und ein Intranet<br />

zur Dateiablage. Für beides wird aber<br />

ein Umzug zu Blackboard in Erwägung<br />

gezogen, um dem Ganzen ein einheitliches<br />

Erscheinungsbild zu geben und<br />

eine regere Nutzung zu fördern. Abschließend<br />

wurde noch über die am<br />

FB III bereits laufenden webbasierten<br />

HIS-Anwendungen berichtet, die Prüfungsanmeldung<br />

und Noteneinsicht<br />

seitens der Studierenden ermöglichen.<br />

Für die Zukunft sind hier noch weitere<br />

Serviceleistungen geplant.<br />

Als letzter der Vortragenden berichtete<br />

noch Herr Lübbe von der HIS GmbH<br />

(Hochschul Informations Systeme) über<br />

die neue Softwaregeneration und warf<br />

einen Blick in die Zukunft.<br />

Die abschließende Podiumsdiskussion<br />

(siehe Abbildung 2) war kompetent besetzt<br />

und wurde von Frau <strong>Dr</strong>. Daniela Engelhardt<br />

vom SWR moderiert. Anschließend<br />

fand in einer erweiterten Runde<br />

0 FH Mainz Forum /2007


noch ein Gespräch mit der Presse statt,<br />

die sich ein Bild von den Entwicklungen<br />

machen konnte.<br />

Sämtliche Vorträge und einen Link auf<br />

den Presseartikel finden Sie ebenfalls<br />

auf der Homepage der Fachhochschule<br />

Mainz. Insgesamt eine gelungene Veranstaltung,<br />

die als guter Start und Anknüpfungspunkt<br />

für die Zukunft gewertet<br />

werden darf.<br />

Interviews<br />

In den letzten Wochen hat man den<br />

E-Learning-Support überall auf dem<br />

Campus und an allen Standorten wahrgenommen.<br />

Der Grund waren das<br />

Interesse der Lehrenden am Thema E-<br />

Learning und die damit zusammenhängenden<br />

Einzel-Beratungsgespräche, die<br />

mit <strong>Prof</strong>essoren und Lehrbeauftragten<br />

durchgeführt wurden. Es fand ein reger<br />

Informationsaustausch statt, man beriet<br />

über die einzusetzende Plattform, zeigte<br />

die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten<br />

zur Unterstützung der Präsenzlehre und<br />

bot die Teilnahme an einer Schulung an.<br />

Gleichzeitig warb man für den Besuch<br />

der Learntec, der wichtigsten E-Learning<br />

Kongressmesse in Deutschland, die jährlich<br />

im Februar in Karlsruhe stattfindet.<br />

Schulungen<br />

Parallel zur Lernplattform „BlackBoard<br />

Learning System“ des VCRP (Virtueller<br />

Campus Rheinland Pfalz) wird die Plattform<br />

„movii – moving images & interfaces“<br />

den Lehrenden zur Unterstützung<br />

ihrer Präsenzlehre angeboten. Zurzeit<br />

wird eine Supportstruktur innerhalb der<br />

FH gebildet und gemeinsam mit dem<br />

E-Learning-Support wurden die ersten<br />

Interessenten Anfang Februar geschult.<br />

Im gleichen Zeitraum fand auch eine<br />

Schulung der Blackboard-Plattform hier<br />

am Standort Mainz statt. Das Interesse<br />

war groß und der Rechnerraum mit 25<br />

Teilnehmern ausgebucht. Die TeilnehmerInnen<br />

wurden durch den E-Learning-<br />

Support und die beiden Tutoren des<br />

VCRP bei ihren ersten Schritten begleitet.<br />

Es ging auch um die propagierte „Strategie<br />

des geringen Aufwands“, mit der die<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Forum<br />

Einführung von E-Learning erleichtert<br />

werden soll: Die Lehrenden sollen nicht<br />

mit zuviel Technik und zu großem Umfang<br />

überfordert werden, sondern mit<br />

Kursvorlagen und vom E-Learning-Support<br />

in ihrer Lehre unterstützt werden.<br />

Dabei wird am Anfang vor allem Wert<br />

auf die Kommunikationswerkzeuge der<br />

Plattform und die Bereitstellung von Dateidownloads<br />

gelegt. Auf diese Weise<br />

konnten für das Sommersemester 2007<br />

bereits viele Lehrende für den Einsatz<br />

einer Lernplattform gewonnen werden.<br />

<strong>Ausblick</strong>e<br />

Für das Wintersemester 2007/08 sind eine<br />

Ausweitung des E-Learning-Einsatzes<br />

sowie eine fortgeschrittene Nutzung<br />

der Werkzeuge geplant. Gleichzeitig<br />

werden die bis dahin gemachten Erfahrungen<br />

analysiert und bei der weiteren<br />

Vorgehensweise berücksichtigt.<br />

Ein weiterer wichtiger Termin ist die Integration<br />

und Präsentation der E-Learning-<br />

Maßnahmen in den „Tag der offenen<br />

Tür“ am 5. Mai 2007. Hier wird gerade<br />

ein Konzept erarbeitet. Auch ein neuer<br />

eCampus Tag ist im Gespräch. Es gibt<br />

also viel zu tun …<br />

Kontakt:<br />

Timo Göth, Tel. 0 6131/28 59-673<br />

Florence de Boni, Tel. 0 6131/628-181<br />

E-Mail: elearning@fh-mainz.de.<br />

Abb. 3: Florence de Boni und Timo Göth vom E-Learning-Support der Fachhochschule Mainz


Forum<br />

As Time goes by | Zur Synchronisation von Rechneruhren<br />

über das Netzwerk bietet das ZIK die Zeit online<br />

an. Was steckt hinter dieser Zeitinformation und warum<br />

wird ein solcher Dienst angeboten?<br />

von Stefan Pauly<br />

Abb. 1: GPS-Antenne des Stratum-1 Servers der FH Mainz am<br />

Standort Holzstraße (auf dem Dach des Flügels Rheinstraße)<br />

Die Uhren vieler Rechner werden mehr oder weniger regelmäßig<br />

unter Zuhilfenahme der eigenen Armbanduhr gestellt. Eine<br />

genaue Uhrzeit ist für die meisten Arbeitsplatzrechner nicht<br />

wirklich notwendig, und eine falsche Uhrzeit fällt oft nur <strong>Dr</strong>itten<br />

auf, wenn beispielsweise E-Mails ankommen, lange bevor<br />

sie versendet wurden.<br />

Für zeitkritische Prozesse ist die manuelle Einstellung der Systemzeit<br />

unzureichend: Nicht nur, dass die auf diese Weise gepflegten<br />

Systemzeiten meist beträchtliche Differenzen untereinander<br />

und zur Weltzeit aufweisen; die Systemzeiten laufen<br />

durch manuelles Nachstellen zudem auch ungleichmäßig.<br />

Systemzeitdifferenzen und falsche Systemzeiten innerhalb einer<br />

Gruppe von Rechnern und aktiven Komponenten bereiten<br />

große Probleme, beispielsweise bei Authentifizierungsverfahren<br />

(z.B. Kerberos), bei verteilten Dateisystemen (z.B. NFS<br />

oder AFS), bei der Verfolgung von Ereignissen über mehrere<br />

Abb. 2: Anzeige des Stratum-1 Servers der FH Mainz. Genauigkeit<br />

im Moment der Aufnahme: 12µµs [microsekunden]<br />

Komponenten und Rechner oder bei der automatischen Steuerung<br />

von Arbeitsschritten (z.B. make).<br />

Um die Uhren von Rechnern über lokale Netzwerke und das<br />

Internet zu synchronisieren und möglichst nah an die Weltzeit<br />

(UTC, Coordinated Universal Time) zu bringen, wurde das<br />

Network Time Protokoll (NTP) entwickelt. Die Umsetzung, beispielsweise<br />

auf mitteleuropäische Sommerzeit, erfolgt durch<br />

die im Betriebssystem eingestellte Zeitzone.<br />

Das NTP legt eine Hierarchie von Zeitservern fest. Die höchste<br />

Hierarchiestufe bilden sogenannte Stratum-1 Server, die ihre<br />

Zeit von einer Atom- oder Funkuhr beziehen. Server, die ihre<br />

Zeit mit einem Stratum-1-Server synchronisieren, bilden die<br />

nächste Stufe und werden als Stratum-2 bezeichnet usw. Zur<br />

Synchronisation eines Zeitservers werden in der Regel mehrere<br />

Server mit niedrigerem Stratum angegeben. Bei der Stratum-2<br />

Gruppe der FH Mainz erfolgt zusätzlich ein bidirektionaler<br />

Abgleich untereinander. Dabei werden Signallaufzeiten, Bearbeitungszeiten<br />

und systematische Abweichungen der lokalen<br />

Rechneruhren berücksichtigt, so dass die Abweichungen von<br />

der UTC sehr klein sind und auch bei Ausfall der Synchronisation<br />

über längere Zeit klein gehalten werden können.<br />

Satelliten als Zeitquelle<br />

Nachdem das ZIK fast 10 Jahre die Zeitserver-Gruppe mit<br />

externen Stratum-1 und Stratum-2 Servern synchronisiert hat,<br />

entschied sich das ZIK für den Betrieb eines eigenen Stratum-1<br />

Servers, was eine Reihe von Vorteilen bringt:<br />

• Die verbesserten Möglichkeiten der Systemüberwachung<br />

und der automatischen Benachrichtigung der Administratoren.<br />

• Deutlich zuverlässigere, sicherere und vertrauenswürdigere,<br />

da signierte Zeittelegramme (selbst die Physikalisch-Technische<br />

Bundesanstalt garantiert nicht den Betrieb ihrer Zeitserver).<br />

• Bessere Ermittlung und Kompensation der Laufzeiten von<br />

Datenpaketen.<br />

• Ausschluss signifikanter Störungen durch <strong>Dr</strong>itte.<br />

Diese und weitere Argumente führten zur Beschaffung eines<br />

eigenen Zeitservers im Herbst 2006, denn die genaue Zeit im<br />

2 FH Mainz Forum /2007


Abb. 3: Der Zeitserverdienst an der FH Mainz<br />

Netzwerk spielt eine wesentliche Rolle für den reibungslosen<br />

Betrieb. Dabei hat sich das ZIK für ein professionelles Produkt<br />

der Firma Meinberg entschieden, da es nicht nur alle aktuellen<br />

Standards unterstützt, sondern auch neue Features und Funktionen<br />

bietet, z.B. der sehr gute IPv6-Support.<br />

Der von der FH Mainz eingesetzte Stratum-1 Server synchronisiert<br />

seine Zeit mit Hilfe von GPS-Satelliten. Jeder GPS-Satellit<br />

führt Rubidium-Atomuhren mit sich. Das Global Positioning<br />

System (GPS) ist ein satellitengestütztes System zur Radioortung,<br />

Navigation und Zeitübertragung, welches vom Verteidigungsministerium<br />

der USA installiert wurde. Die aktuelle GPS-<br />

Systemzeit weicht um etliche Sekunden von der UTC-Zeit ab,<br />

da mehrfach Schaltsekunden eingefügt wurden, um die UTC-<br />

Zeit der Änderung der Erddrehung anzupassen. Die Anzahl der<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Forum<br />

Schaltsekunden ist jedoch im Datenstrom der Satelliten enthalten,<br />

so dass der Empfänger intern synchron zur internationalen<br />

Zeitskala UTC laufen kann. Die Nutzung von GPS-Satelliten als<br />

Zeitquelle liefert eine mehr als drei mal präzisere Zeit, als dies<br />

bei einem Funkempfänger (DCF77) möglich wäre.<br />

Das ZIK bietet allen Nutzern innerhalb der FH Mainz die<br />

Möglichkeit, ihre Rechner mit einem der Zeitserver der FH zu<br />

synchronisieren. Dies wären beispielsweise<br />

• ntps1-0.fh-mainz.de (der neue Stratum-1 Server) oder<br />

• ntps2-0.fh-mainz.de (der erste Server aus der Stratum-2<br />

Gruppe).<br />

Um die Belastung von Stratum-1 Servern so gering wie möglich<br />

zu halten, wird deren direkte Nutzung durch Rechner im<br />

Internet nicht gerne gesehen. Innerhalb der FH Mainz ist die<br />

Nutzung des eigenen Stratum-1 Servers erlaubt.<br />

MacOS X, Linux, UNIX oder *BSD Betriebssysteme werden<br />

mit einem vollwertigen NTP-Client ausgeliefert. Unter MacOS<br />

X können Nutzer bei Systemeinstellungen unter „Datum &<br />

Uhrzeit“ einen der Zeitserver der FH eintragen.<br />

Windows XP setzt eine vereinfachte Form des NTP-Protokolls<br />

ein (kein vorsichtiges Nachführen der Systemuhr, Vernachlässigung<br />

von <strong>Dr</strong>iftwerten, etc). Es besteht die Möglichkeit, in der<br />

Systemsteuerung unter „Datum und Uhrzeit“ in der Karteikarte<br />

„Internetzeit“ einen der Zeitserver der FH einzutragen, um<br />

die Rechneruhr automatisch zu stellen. Bei Windows-Netzen<br />

genügt es, die Systemzeit des Servers zu synchronisieren. Zur<br />

Synchronisation der Clients kommen herstellerspezifische Protokolle<br />

zum Einsatz.<br />

Rechner außerhalb der Hochschule sollten mit öffentlichen<br />

Stratum-2 bzw. Stratum-3 Servern synchronisiert werden. Eine<br />

Liste öffentlicher Zeitserver befindet sich auf der Seite http://<br />

ntp.isc.org/bin/view/Servers/WebHome im Internet. Empfehlenswert<br />

ist die Nutzung von de.pool.ntp.org als Zeitserver im<br />

heimischen Umfeld.<br />

Der Zeitserverdienst, wie viele andere<br />

Dienste auch, die die meisten Nutzer<br />

wahrscheinlich noch nie wahrgenommen<br />

haben, ist für viele lediglich ein<br />

„nice to have“; für den Betrieb der Infrastruktur<br />

der FH aber wichtig. Bei Fragen<br />

und Anregungen stehen wir jederzeit<br />

zur Verfügung: timekeeper@fh-mainz.<br />

de.<br />

Abb. 4: Permanent wird die Genauigkeit<br />

der Zeitserver – hier des Stratum-1 Servers<br />

– überwacht


Eine Foto- und Zeichenexkursion<br />

in die Lagunenstadt<br />

Venedig im November. Keine ideale Jahreszeit<br />

für eine Exkursion für Zeichner<br />

und Fotografen. Das wussten die 30 Teilnehmer,<br />

die sich am 22. November in<br />

Köln/Bonn ins Flugzeug setzten. Und so<br />

kam es auch. Es hat geregnet. Hochwasser<br />

– Acqua Alta – überspülte die Piazza<br />

San Marco. Kalte Feuchtigkeit kroch<br />

durch die Kleider. An einem einzigen<br />

Tag dieser Woche schien die Sonne und<br />

wärmte die Finger am Auslöser und Zeichenstift.<br />

Hat uns das den Spaß an dieser Exkursion<br />

verdorben? Nein! Im Gegenteil! Wir haben<br />

uns nicht im Hotel verkrochen. Noch<br />

am Abend der Ankunft gab es den ersten<br />

Rundgang. Bis in die späte Nacht. Das<br />

nahm uns das Gefühl, Touristen zu sein.<br />

Es dauerte eine Weile bis wir realisieren,<br />

was diese Stadt so besonders macht.<br />

Keine Autos! Man muss es mal gehört<br />

haben! Spät noch das Tuckern eines Vaporettos<br />

und das gluckernde Wasser an<br />

den Fondamentos. Was wir sahen, ist<br />

eine Kulisse. Nicht die eines Theaters.<br />

Die bröckelnden Fassaden sind echt. Hinter<br />

spärlich beleuchteten Fenstern flimmern<br />

Fernseher. Nicht die schlechteste<br />

Zeit für die „Digis“, welche die Nacht zum<br />

Tag machen.<br />

Sehr früh zogen wir am anderen Morgen<br />

wieder los. Piazzo San Marco mit anderen<br />

als touristischen Augen sehen, haben<br />

wir uns als Aufgabe ausgedacht. Zeit der<br />

Forum<br />

Venedig im<br />

1<br />

FH Mainz Forum /2007


November<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Forum


aus den Fachbereichen<br />

2<br />

3<br />

4<br />

„Analogen“. Der <strong>Prof</strong>is und derjenigen,<br />

die es werden wollen. Verschnürt mit<br />

Auslöser und behängt mit schwerem Gerät.<br />

Jetzt konnte man zuschauen, wie der<br />

Fotoprofessor zu seinen Bildern kommt.<br />

Wie er seine Opfer ausguckt. Sich ihnen<br />

in den Weg stellt. Bevor sie realisieren,<br />

was mit ihnen geschieht, war er mit Unschuldsmiene<br />

ganz woanders. Die Zeichner<br />

hatten es schwerer. Die Sitzplätze<br />

waren verdammt kalt!<br />

Um 19 Uhr Verabredung im Quartier.<br />

Im Restaurant stand schon eine Dialeinwand.<br />

Flugs wurden die digitalen Fotos<br />

am Rechner bearbeitet und mit dem Beamer<br />

projiziert. Die „Analogen“ und deren<br />

Ausbeute mussten warten. Anhand der<br />

Bilder entzündete sich ein leidenschaftlich<br />

geführter Disput über Realitätsebenen,<br />

Bildgestaltung, Be- und Ausschnitt.<br />

Die Studierenden spitzten die Ohren, als<br />

zwischen den „Begleitpersonen“ die Argumente<br />

hin- und herflogen. Diese wiederum<br />

sind von einer Reihe von Aufnahmen<br />

ihrer „Schüler“ geradezu begeistert.<br />

Erstaunlich war auch, was Zeichnerinnen<br />

und Zeichner auf den Tisch legten. Staunen,<br />

Lob, Ermunterung, kritische Anmerkungen<br />

eingeschlossen, bestimmten auch<br />

hier die Diskussionen.<br />

Dann ging es noch einmal hinaus. Wieder<br />

ins nächtliche Venedig. Hinüber in das nahe<br />

gelegene Ghetto in Canareggio. Noch<br />

einmal zum Herz der Stadt? Zum Markusplatz?<br />

Schauen, wie es nachts schlägt?<br />

Den direkten Weg über Rialto oder stillen<br />

Kanälen entlang folgend? Zum Frühstück<br />

kamen anderntags ganz Unverzagte dick<br />

vermummt und begeistert von einer Fototour<br />

durch das aufwachende Venedig.<br />

Dann hörte man von den Vorhaben des<br />

Tages. Eine Dokumentation über die Feuerwehr<br />

auf Wasserstraßen war geplant.<br />

Ein Student besorgte sich die Adressen<br />

aller Gondelbauer. Studentinnen erzählten<br />

von berührenden Begegnungen mit<br />

Venezianern, die sie fotografieren durften<br />

und die sie zu einem Tässchen Café nach<br />

Hause einluden. Eine Gruppe besuchte<br />

die Friedhofsinsel San Michele. Ein paar<br />

Zeichner entdeckten an den Fondamenta<br />

Nuove ein <strong>Dr</strong>uckgrafisches Zentrum und<br />

ließen sich eine neuartige <strong>Dr</strong>ucktechnik<br />

FH Mainz Forum /2007


FH Mainz Forum /2007<br />

aus den Fachbereichen<br />

Bilder:<br />

1 Jan Lamboy<br />

2 Raimund Frey<br />

3 Melanie Bauer<br />

4 Stefan Enders<br />

5<br />

5 Judith Wallerius<br />

6 Friedel Jörger<br />

7 Mathias Kohl<br />

8 Kerstin Schimandl<br />

9 Wioleta Salo<br />

7


6<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

7


FH Mainz Forum /2007<br />

aus den Fachbereichen<br />

9<br />

8<br />

erläutern. Später skizzierten dieselben<br />

frierend den Innenhof des Ospedale Civile,<br />

weil’s draußen regnete. Natürlich<br />

war das Peggy Guggenheim Museum<br />

auf Dorsoduro, direkt am Canale Grande<br />

gelegen, ein „Muss“. Staunend standen<br />

wir vor weltberühmten Bildern von Max<br />

Ernst, Dali, Duchamp und vor Plastiken<br />

von Giacometti. Wieder draußen, mussten<br />

wir nur der Spur der kleinen Galerien<br />

folgen, und nach ein paar Ecken und Brücken<br />

fand sich die Galleria dell’Academia,<br />

der leicht verstaubte Hort venezianischer<br />

Malerei. Der fein herausgeputzte Palazzo<br />

Grassi auf der anderen Seite des Canale<br />

Grande zeigte den absoluten Kontrast.<br />

Hier werden die allerneuesten Kunstströmungen<br />

zelebriert.<br />

Vier volle Tage standen für diese Foto-<br />

und Zeichen-Exkursion zur Verfügung.<br />

Nicht sehr viel Zeit, um der glanzvollen<br />

Geschichte, der Kunst und dem Alltag Venedigs<br />

wirklich gerecht zu werden. Trotzdem:<br />

Die Ausbeute dieser Exkursion kann<br />

sich sehen lassen. Es sind nicht nur die<br />

vielen wunderbaren Fotos und die Zeichnungen,<br />

die wir mitnehmen konnten. Was<br />

bleibt, sind auch wertvolle Erfahrungen<br />

einer gemeinsamen Unternehmung, gesammelt<br />

außerhalb des Hochschul-Alltags,<br />

an einem Ort, dessen Besonderheit<br />

erst ins Bewusstsein rückt, wenn man<br />

wieder den Boden einer „normalen“ Stadt<br />

betritt. Albrecht Rissler<br />

9


aus den Fachbereichen<br />

Schwärme, Netze, Ströme!<br />

Mit ihrer Diplomarbeit zur kartographische Alltagsvermaßung wurde die Kommunikationsdesignerin Eva Klose<br />

vom Art Directors Club Deutschland als »Talent des Jahres« ausgezeichnet und zu den Clio Awards nach Miami<br />

eingeladen. Die Arbeit wurde von <strong>Prof</strong>. Johannes Bergerhausen betreut.<br />

von Eva Klose<br />

Abb. 1 – Kartencover: „Intelligenter Schwarm“, „Algorithmischer Strom“, „Zentrische Ballung“<br />

und „Logistisches Netz“: Auf vier Landkarten wird die Welt verdichtet (gefaltet 11 x 25 cm).<br />

„Verdichtungen“ im Alltag – wir sind<br />

ein Teil davon<br />

Warum ist die Geschichte von alice im<br />

Wunderland genauso choreographiert<br />

wie die beisetzung Papst Johannes<br />

Paul ii.? Warum verlaufen alle telefonate<br />

in Form einer typischen ameisenstraße<br />

um die erde und was hat das<br />

online auktionshaus ebay mit einem<br />

Fischschwarm gemein?<br />

die letzte Frage beantwortet uns der<br />

amerikanische trendforscher und<br />

Kommunikationstheoretiker howard<br />

rheingold. in seinem aktuellen buch<br />

„smart mobs – the next social revolution“<br />

veranschaulicht er mit dem bild<br />

des Fischschwarms, wie Gruppenbildung<br />

in der modernen Gesellschaft mit<br />

hilfe von handys und internet funktioniert.<br />

so wie sich schwarmfische um<br />

einige wenige anführer formieren, die<br />

sie zum nächsten Futterplatz führen,<br />

scharen sich ebayer im internet um<br />

anbieter der begehrten alten radios<br />

oder teekannen. es entsteht ein „smart<br />

mob“ – ein „intelligenter schwarm“.<br />

Permanente, direkte Kommunikation<br />

untereinander und eine fehlende hierarchische<br />

struktur sind dabei die Geheimrezepte<br />

für ein schnelles, flexibles<br />

und zielgerichtetes handeln, von dem<br />

jeder einzelne profitiert.<br />

die idee zu dem Projekt: „schwärme,<br />

netze, ströme – eine kartographische<br />

alltagsvermaßung“ entstand aus dem<br />

interesse für die unerwartete Gegenüberstellung<br />

von Funktionsprinzipien<br />

an sich getrennter und unterschiedlicher<br />

lebensbereiche. inspiriert von rheingolds<br />

ideen, begab ich mich auf die suche<br />

nach weiteren „Verdichtungen“ in<br />

unserem alltag. und siehe da: ob menschen,<br />

bakterien oder telefonleitungen<br />

– sobald sie aufeinandertreffen, sich also<br />

verdichten, finden sie stets zu einer der<br />

typischen strukturen von netz, strom,<br />

schwarm oder ballung zusammen.<br />

Zufall oder systematik? einen möglichen<br />

erklärungsansatz bieten strukturforscher<br />

auf dem Forschungsfeld der<br />

„selbstorganisation“. demzufolge ist es<br />

möglich, dass abgeschlossene systeme<br />

allein aus der interaktion zwischen<br />

einzelteilchen und ohne Zutun von außen<br />

entstehen. millionen nervenfasern<br />

verknüpfen sich zum beispiel nach<br />

der Geburt wie von selbst durch reize<br />

zu vernetzten Gehirnstrukturen. ohne<br />

externe organisation finden einzelne<br />

ameisen entlang von Pheromonspuren,<br />

die den kürzesten Weg zur Futterquelle<br />

markieren, zu ameisenstraßen zusammen.<br />

und bereits kleine manöver wie<br />

ein überraschender spurwechsel oder<br />

plötzliches bremsen auf der autobahn<br />

lassen massen von audis, minis und<br />

lKWs den allseits bekannten Verkehrsstau<br />

aus dem nichts bilden.<br />

doch wie sehen diese Formen und<br />

strukturen von außen betrachtet eigentlich<br />

aus, wo kommen sie vor und<br />

wann sind wir ein teil davon?<br />

Genau genommen befinden wir uns<br />

ständig in irgendeiner Verdichtung<br />

oder einem Gruppierungssystem. Jede<br />

stadt ist ein ballungsraum. Verlassen<br />

wir den ballungsraum, treten wir in ein<br />

netzwerk aus straßen oder schienen<br />

ein. Verlassen wir dieses, formieren<br />

wir uns mit anderen Gleichgesinnten<br />

zu einem schwarm. manchmal gibt<br />

es auch netzwerke im schwarm oder<br />

ballungsräume um netzwerke.<br />

angesichts einer derart verschachtelten<br />

Verdichtungs- und raumsituation lag<br />

es nahe, das thema kartographisch<br />

umzusetzen. ich erstellte Pläne in<br />

Form von gängigen, transportablen<br />

Faltkarten. mit solchen Karten in der<br />

tasche kann der betrachter jederzeit<br />

aus dem durcheinander und der enge<br />

der Verdichtung heraustreten und den<br />

Überblick über seinen standort und<br />

den Gesamtkontext wiedergewinnen.<br />

die vier entstandenen Karten behandeln<br />

die Verdichtungstypen: „intelligenter<br />

schwarm“, „algorithmischer<br />

strom“, „Zentrische ballung“ und<br />

„logistisches netz“. auf jeder der<br />

Karten überlagern sich drei visuell<br />

ähnlich funktionierende Phänomene<br />

aus unterschiedlichen Wissens- und<br />

alltagsbereichen. auf der, hier im detail<br />

dargestellten, netzkarte (s. abb.2)<br />

20 FH Mainz Forum /2007


treffen ein Plan der londoner u-bahn,<br />

ein Gefüge aus Gehirnsynapsen und<br />

eine computergenerierte beziehungsdarstellung<br />

der Website Wikipedia aufeinander.<br />

Gemeinsamkeiten von Dusch-<br />

abflüssen und Tornados<br />

Gemeinsamkeiten in der Form stehen<br />

hierbei im mittelpunkt der darstellung<br />

– die maßstäbe wurden zugunsten<br />

dieses Kriteriums angeglichen.<br />

schnittmengenartig kristallisiert sich<br />

in der Fernwirkung auf jeder der Karten<br />

deutlich eine der Grundformen<br />

heraus: schwarm, strom, ballung oder<br />

netz. es entstehen erkennbare Verdichtungstypen.<br />

damit jede schicht nun nicht nur als teil<br />

der Gesamtform, sondern auch als separate<br />

schilderung noch lesbar ist, wird<br />

jedes motiv grafisch anders gewichtet:<br />

durch die unterschiedliche Kombination<br />

von Farbflächen, typographie und<br />

handgezeichneten wie computererstellten<br />

rastern ergibt sich die Präsenz der<br />

einzelnen ebenen in abhängigkeit zur<br />

entfernung des betrachters zur Karte:<br />

die gewohnte leseweise einer landkarte<br />

bleibt erhalten.<br />

im Fall der Karte „Zentrische ballung“<br />

ist von Weitem statt der umrisse von<br />

Kontinenten die typologie „ballung“<br />

sichtbar. beim näherkommen fallen<br />

schließlich, wo man auf einer Weltkarte<br />

vielleicht ländernamen erwarten<br />

würde, die einzelnen bestandteile<br />

der ballung ins auge– die Geschichte<br />

„alice im Wunderland“, eine nachstellung<br />

der Papstbeerdigung mit allen<br />

beteiligten und ein tornado. und wo<br />

man in lesenähe schließlich bei einer<br />

gängigen Karte die namen von Flüssen<br />

und städten erwarten würde, wird<br />

der betrachter mit abstrakten Wortfetzen<br />

und Piktogrammen konfrontiert.<br />

Abb. 3 – Schwarmkarte: Fischschwärme<br />

kennt jeder. Karte 1, „Intelligenter<br />

Schwarm“, zeigt, dass Intelligente Amöben<br />

und Menschen, die im Pulk über eine grüne<br />

Ampel gehen, den selben Funktionsprinzipien<br />

folgen.<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

aus den Fachbereichen<br />

Abb. 2 – Netzkarte – Detail: Londoner U-Bahn trifft auf Gehirnsynapsen und Wikipedia.<br />

Zusammen verdichten sie sich auf Karte 4 zu einem „Logistischen Netz“ (1m x 1,53m).<br />

bei deren entschlüsselung helfen die<br />

zweispaltigen legenden im rechten<br />

teil jeder Karte. die linke spalte erläutert<br />

mit ihren farbigen abbildungen<br />

und texten in knapper Kartenmanier<br />

die einzelnen Phänomene des hauptbildes.<br />

die rechte spalte führt die<br />

themen über ihre bloße beschreibung<br />

hinaus, lässt um die ecke denken,<br />

schlägt die brücke zum alltag, oder<br />

regt einfach zu eigenen Überlegungen<br />

an. hier wird das einzelne Gehirn zum<br />

Global brain erweitert, die hysterisch<br />

besprochene moma-schlange auf einen<br />

gewöhnlichen stau reduziert oder<br />

die Gemeinsamkeiten von duschabflüssen<br />

und tornados erläutert.<br />

doch damit nicht genug. um zusätzlich<br />

die bezüge der einzelnen Verdichtungen<br />

über die Kartengrenzen hinaus<br />

sichbar zu machen, sind inhaltlich verbundene<br />

artikel durch icons verlinkt.<br />

sie leiten den leser eines artikels der<br />

netzkarte zu einem verwandten inhalt<br />

auf der Karte „intelligenter schwarm“<br />

und verweisen von dort wieder zurück<br />

zur Karte „Zentrische ballung“. so entsteht<br />

ein vernetztes system an Verdichtungen,<br />

das den betrachter anregt, die<br />

gegebenen wissenschaftlichen inhalte<br />

und beobachtungen im alltag selbst<br />

fortzuführen. durch den Filter der typologien<br />

kann sich jeder nun selbst auf<br />

die suche nach weiteren schwärmenden,<br />

geballten, vernetzten oder strömenden<br />

Verdichtungen begeben.<br />

die Karte gibt somit einerseits impulse<br />

und dient dabei gleichzeitig als<br />

register, in das der benutzer seine<br />

eigene Position, sowie beobachtungen<br />

und erfahrungen einordnen kann – um<br />

sich so einen besseren Überblick über<br />

die Welt zu verschaffen.<br />

2


Früh übt sich ... | Studierende des Lehrgebietes Illustration<br />

berichten von der Zusammenarbeit mit Verlagen<br />

An allen Hochschulen in der Bundesrepublik ist die Ausbildung von Illustratorinnen und Illustratoren mit unterschiedlicher<br />

Gewichtung Teil der Studiengänge Design, Gestaltung oder Kommunikationsdesign. Während die<br />

überwiegende Zahl der Absolventen ihre berufliche Laufbahn als Angestellte in Agenturen, Designstudios u.ä.<br />

beginnen, müssen sich Illustratoren auf eine selbständige Tätigkeit einstellen. Sie können nicht damit rechnen,<br />

dass vom ersten Monat an ein regelmäßiges Gehalt den Lebensunterhalt finanziert. Mit Aufträgen von Zeitschriften,<br />

Zeitungen oder von Werbeagenturen sind zwar rasch Einnahmen zu erzielen. Da aber das illustrierte<br />

Buch bei weitem das beliebteste Medium ist, für das die jungen Illustratoren arbeiten möchten, müssen sie lange<br />

Produktionszeiten und damit zeitverzögerte Einnahmequellen einkalkulieren. Die Suche nach Auftraggebern<br />

erst nach dem Abschluss des Studiums zu beginnen, gestaltet sich in aller Regel äußerst schwierig.<br />

Aus diesem Grund muss eine verantwortliche Lehre die später freischaffenden Illustratoren schon während des<br />

Studiums mit Verlagen in Kontakt bringen. Dies geschieht durch praxisnahe Projekte in Zusammenarbeit mit<br />

den späteren Auftraggebern. Damit verbunden ist die Chance, dass schon während der Ausbildung illustrierte<br />

Bücher veröffentlicht werden können. Gelingt dies und ist einmal ein Buch in einigen tausend Exemplaren in den<br />

Buchhandlungen präsent, ist der berufliche Einstieg um ein Vielfaches erleichtert.<br />

Dass dieses seit nahezu 20 Jahren praktizierte Konzept an der Fachhochschule Mainz aufgegangen ist, zeigen<br />

die große Zahl der veröffentlichten, zum Teil mit renommierten Preisen ausgezeichneten Semesterprojekte, Vordiplom-<br />

und Diplomarbeiten, aber auch die beruflichen Erfolge der hier ausgebildeten Absolventen.<br />

Wie diese Zusammenarbeit mit den Verlagen entstanden ist und wie sie funktioniert, berichten einige der jungen<br />

Illustratorinnen und Illustratoren hier selbst.<br />

Man sollte genau wissen, warum und was genau man erzählen möchte<br />

sommersemester 2004. mein Vor-<br />

diplom steht an. ich liebäugele noch<br />

mit texten von Friedrich dürrenmatt.<br />

<strong>Prof</strong>essor rissler bietet ein gemeinsames<br />

illustrationsprojekt mit dem<br />

insel Verlag an. chassidische erzählungen<br />

von martin buber sollen im<br />

Kurs illustriert werden. Warum mache<br />

ich nicht einfach dieses Projekt zum<br />

Gegenstand meines Vordiploms, wenn<br />

die texte mir zusagen? eine Zusammenarbeit<br />

mit einem derart renommierten<br />

Verlag ist im studium nicht<br />

unbedingt eine selbstverständlichkeit,<br />

sondern eine wunderbare Gelegenheit<br />

und bereicherung.<br />

im einleitenden Gespräch berichtete<br />

der herstellungsleiter des suhrkamp<br />

Verlages, Werner Zegarzewski, über<br />

die Verlagsgeschichte, zeigte illustrierte<br />

ausgaben der insel-bücherei und<br />

stellte sich den Fragen der studenten.<br />

aus den Fachbereichen<br />

bei zwei weiteren Zusammenkünften<br />

mit ihm gab es die Gelegenheit, unsere<br />

entwürfe vorzustellen und die arbeitsprozesse<br />

zu erläutern. bei der abschließenden<br />

Präsentation im Verlagshaus in<br />

Frankfurt konnten die fertigen buchentwürfe<br />

einschließlich der originalillustrationen<br />

vorgelegt werden.<br />

die bandbreite der studentischen arbeiten,<br />

deren unterschiedliche bildsprache<br />

und die Vielfalt der illustrativen<br />

techniken für ein und denselben<br />

text hat die Verlagsleitung sehr beeindruckt.<br />

die entscheidung ist ihnen so<br />

schwer gefallen, dass sie zwei entwürfe<br />

ausgewählt haben.<br />

die Veröffentlichung der buchentwürfe<br />

mit meinen acrylbildern und<br />

mit den schabetechnik-arbeiten von<br />

mandy schlundt in einer doppelausgabe<br />

der insel-bücherei war natürlich<br />

wunderbar! richtig fassen konnte ich<br />

es erst, als ich das fertige buch im<br />

august 2006 in den händen hielt. ein<br />

schönes Gefühl!<br />

der angenehme umgang und die absolute<br />

Zuverlässigkeit, sowie das mitspracherecht<br />

beim layout haben den<br />

Produktionsablauf für mich zu einer<br />

besonders positiven ersten erfahrung<br />

mit einem Verlag gemacht.<br />

im Winter 2006 verbrachte ich ein<br />

auslandssemester in brüssel. die dortige<br />

Partnerschule hat wie die Fachhochschule<br />

in mainz einen guten ruf<br />

auf dem Feld der illustration. dieses<br />

lehrgebiet mit dem schwerpunkt<br />

bilderbuch betreut dort <strong>Prof</strong>. anne<br />

Quévy.<br />

mein Vorhaben, mich in illustrationen<br />

für Kinder zu versuchen, hat mir die<br />

ersten grauen haare beschert. es reicht<br />

offenbar nicht, etwas nur zu wollen.<br />

22 FH Mainz Forum /2007


man sollte genau wissen, warum und<br />

was genau man erzählen möchte, was<br />

daran am meisten interessiert und natürlich,<br />

wem man es nahe bringen will.<br />

Gerade in der übelsten Phase rief mich<br />

<strong>Prof</strong>. rissler in brüssel an. er teilte<br />

mir mit, dass die Jury der stiftung<br />

buchkunst den von mir illustrierten<br />

insel-bücherei-band zu einem der 50<br />

schönsten deutschen bücher 2006 gewählt<br />

und mit einer anerkennung bedacht<br />

hat. Überflüssig zu sagen, dass<br />

dieser anruf im richtigen moment<br />

kam.<br />

Regina Gail<br />

<strong>Dr</strong>ucktermin in Hongkong<br />

„schaffen sie das, bis ihr baby da<br />

ist?“ „Ja, ich denke schon...“ so ging<br />

es los mit dem Projekt für mein erstes<br />

bilderbuch: <strong>Prof</strong>. albrecht rissler vermittelte<br />

mir einen text seines Verlegers<br />

michael neugebauer. eine Geschichte<br />

von einem mädchen, dessen oma und<br />

einem fröhlichen tanzfest – geschrieben<br />

vom erfolgreichen Kinderbuchautor<br />

Knister, dessen bücher in 35 sprachen<br />

übersetzt wurden. nachdem neugebauer<br />

meine arbeitsproben überzeugt hatten,<br />

fertigte ich ein storyboard an und<br />

entwarf die akteure der Geschichte.<br />

auch die fanden große Zustimmung. an<br />

den reinzeichnungen habe ich mir die<br />

Zähne ausgebissen. ich aquarellierte sie<br />

auf der basis grober Zeichnungen. der<br />

Verleger hatte noch Zweifel: „sind das<br />

schon die fertigen illustrationen? Kann<br />

es nicht noch mehr details geben?“<br />

und: „Warum versuchen sie nicht so<br />

locker zu zeichnen wie im storyboard?“<br />

im oktober fuhr ich zur buchmesse<br />

nach Frankfurt und brachte etliche neue<br />

reinzeichnungen mit. auch den autor<br />

Knister traf ich am stand von „minedition“.<br />

Von beginn an war auch er<br />

von meinem illustrationsstil sehr angetan.<br />

trotzdem musste ich wieder alles<br />

verwerfen. der Widerspruch zwischen<br />

flotten Zeichnungen und mehr details<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

aus den Fachbereichen<br />

Regina Gail: Illustrationen zu Martin Buber: Erzählungen von Engeln, Geistern und<br />

Dämonen. (Inselbücherei 2006)<br />

schien unlösbar zu sein. also fing ich<br />

zu hause noch einmal von vorne an,<br />

diesmal im mini-Format. alle Zeichnungen<br />

sind nun nicht breiter als 8 cm.<br />

anschließend habe ich sie eingescannt,<br />

stark vergrößert und mit Pastellkreiden<br />

koloriert. damit waren wir alle zufrieden.<br />

und es passte zur heiteren stimmung<br />

der Geschichte. die Kommunikation<br />

mit „minedition“ war oft schwierig,<br />

da der Verlag von michael neugebauer<br />

in honkong sitzt und er selbst ständig<br />

auf allen Kontinenten unterwegs ist.<br />

manchmal ergaben sich Zwangspausen,<br />

da ich auf antworten warten musste.<br />

durch die Zeitverschiebung zwischen<br />

hier und asien war auch das telefonieren<br />

sehr erschwert. dennoch verstanden<br />

wir uns sehr gut. ab einem gewissen<br />

Punkt konnte ich loslegen, ohne dass<br />

mir in jedes detail reingeredet wurde.<br />

die letzte fertige datei verschickte ich<br />

am 12. dezember 2006. Zwei tage vor<br />

dem drucktermin in hongkong und<br />

einen tag vor der Geburt meiner tochter<br />

emília. das buch „Ja, wenn das so<br />

ist...!“ erschien im Frühjahrsprogramm<br />

2007 im Verlag minedition – gleichzeitig<br />

auf deutsch und auf englisch.<br />

Mandy Schlundt<br />

Mandy Schlundt: Illustrationen zu Knister: »...ja, wenn das so ist!«.<br />

(Mine-Edition, Hongkong, kommt in mehreren Sprachen heraus)<br />

2


Ich konnte meine Leidenschaft zum Beruf machen<br />

als Junge habe ich mit großer hingabe<br />

autos und dinosaurier gezeichnet.<br />

dass ich als student daran anknüpfen<br />

kann, hätte ich mir nicht träumen lassen.<br />

letztes Jahr im märz kam durch <strong>Prof</strong>.<br />

rissler ein Kontakt zu einem großen<br />

Ein Aha-Erlebnis<br />

der schwierigste schritt bei der Gestaltung<br />

eines bilderbuches ist die<br />

Übertragung der skizzen in fertige<br />

illustrationen. oft ist es so, dass auf<br />

diesem Weg die Frische und spontaneität<br />

der noch nicht so ernst gemeinten<br />

entwürfe verloren gehen.<br />

Während des Projektes „animalisch“<br />

hatte ich diesbezüglich ein aha-erlebnis,<br />

das ich nicht vergessen werde. die<br />

skizzen und das storybord für meinen<br />

bilderbuchentwurf „henri“ lagen zur<br />

Korrektur schon vor und begeisterten<br />

Wolf Schröder: Henri. Text und Illustrationen. (Baumhaus Verlag)<br />

aus den Fachbereichen<br />

Verlag zustande, der illustratoren für<br />

eine umfangreiche neue sachbuchreihe<br />

für Kinder suchte. mein <strong>Prof</strong>essor<br />

hielt mich wohl für diese aufgabe<br />

geeignet und auch der Verlag war von<br />

meinen arbeitsproben so begeistert,<br />

<strong>Prof</strong>. rissler und die anderen studierenden<br />

des Kurses gleichermaßen.<br />

doch meine in vielen stunden gefertigten<br />

reinzeichnungen ließen keine<br />

begeisterung aufkommen. das war<br />

ziemlich frustrierend!<br />

stattdessen wurde ich von <strong>Prof</strong>. rissler<br />

gefragt, warum ich nicht mit den<br />

Zeichnungen des storybords gearbeitet<br />

hätte. es entwickelte sich eine lebhafte<br />

diskussion darüber, ob es möglich und<br />

wünschenswert sei, diese kleinen und<br />

meiner ansicht nach unfertigen skizzen<br />

dass ich mit Probeillustrationen für<br />

dieses Projekt beauftragt wurde.<br />

aus vertraglichen Gründen darf ich den<br />

namen dieses Verlages nicht nennen.<br />

Verraten kann ich aber, dass ich mich<br />

mit dem thema Feuerwehr zu beschäftigen<br />

hatte. in allen abteilungen<br />

im Verlag fanden meine arbeiten Zustimmung.<br />

in einem weiteren schritt<br />

wurde ich an der sehr aufwendigen<br />

entwicklung eines abbildungsstils für<br />

die gesamte sachbuchreihe beteiligt.<br />

die Zusammenarbeit funktionierte so<br />

gut, dass ich mit den illustrationen für<br />

den ersten band der sachbuchreihe<br />

beauftragt wurde und einen Vertrag<br />

bekam. ich war überglücklich.<br />

nachdem ich erfuhr, dass auch ein<br />

buch über dinosaurier geplant ist, bewarb<br />

ich mich natürlich sofort und<br />

Max Walther: Illustrationen zu Sachbüchern<br />

für Kinder für einen ungenannten Verlag.<br />

(Buchreihe, das erste erscheint im Herbst<br />

2007)<br />

als reinzeichnungen zu benutzen. ich<br />

war ziemlich skeptisch. um mich eines<br />

besseren zu belehren, wurde ich umgehend<br />

in den Kopierladen geschickt, um<br />

die kleinen skizzen auf originalformat<br />

des buches zu vergrößern. das ergebnis<br />

war verblüffend: die kleinen und<br />

unscheinbaren skizzen waren zu kräftigen,<br />

ausdrucksstarken Zeichnungen<br />

geworden. Zusammen mit einer lockeren<br />

Ölkreide-Kolorierung sind aus den<br />

skizzen wunderbare reinzeichnungen<br />

entstanden. alles Weitere ging sehr<br />

2 FH Mainz Forum /2007


ich bekam ohne größere schwierigkeiten<br />

den Zuschlag.<br />

eine anfrage nach einem dritten<br />

buch gibt es auch schon. eine längerfristige<br />

Zusammenarbeit mit<br />

dem Verlag zeichnet sich ab.<br />

ende des Jahres 2006 habe ich mich<br />

parallel zum studium selbständig<br />

gemacht. ab märz 2007 bezog ich<br />

einen kleinen zusätzlichen arbeitsraum<br />

und nun kann ich die restliche<br />

Zeit meines studiums mit der arbeit<br />

als illustrator finanzieren.<br />

so schließt sich der Kreis vom kleinen<br />

Jungen, der immer und überall<br />

gezeichnet hat, zum zukünftigen<br />

<strong>Prof</strong>i, der einen Weg gefunden hat,<br />

aus seiner leidenschaft einen beruf<br />

zu formen.<br />

Max Walther<br />

schnell: mein fertiger buchentwurf<br />

hat Gabi strobel, die Programmleiterin<br />

des baumhaus Verlages, sofort<br />

überzeugt. nachdem „henri“ auch<br />

bei der wichtigen Vertreterkonferenz<br />

des Verlages für begeisterung<br />

gesorgt hat, bekam ich die Zusage<br />

und kurz darauf meinen ersten Vertrag.<br />

Jetzt freue ich mich über meine<br />

erste Veröffentlichung und hoffe,<br />

dass „henri“ – das kleine nashorn<br />

viele Freunde findet. mittlerweile<br />

steht es schon in den regalen der<br />

buchhandlungen.<br />

und: die nächsten buchentwürfe<br />

liegen schon auf meinem Zeichentisch!<br />

Wolf Schröder<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

aus den Fachbereichen<br />

Ein fertiges, selbst illustriertes Buch in den Händen<br />

zu halten, entschädigt für manchen „Durchhänger“<br />

im Frühjahrsprogramm 2007 des<br />

baumhaus-Verlages erscheint ein von<br />

mir illustriertes bilderbuch mit dem<br />

titel „tom´s geheime monsterfotos“.<br />

der text stammt von der autorin cornelia<br />

neudert.<br />

und das kam so: seit dem 2. semester<br />

habe ich regelmäßig und aus eigenem<br />

interesse an den Kursen bei <strong>Prof</strong>. rissler<br />

teilgenommen. in einem illustrationsprojekt<br />

in Zusammenhang mit dem<br />

deutschen Farbenzentrum entstand<br />

meine erstes bilderbuch „Farbian“, in<br />

zwei unterschiedlichen Versionen. im<br />

sommersemester 2004, meinem 3.studiensemester,<br />

war wieder die illustration<br />

eines bilderbuches das thema:<br />

die Programmleiterin des baumhaus<br />

Verlages Gabi strobel legte einen<br />

text von Frau neudert mit dem titel<br />

„dinosaurierreime“ vor. am ende des<br />

semesters konnte ich einen illustrierten<br />

und gebundenen buchentwurf präsentieren,<br />

der bei Frau strobel auf<br />

eine sehr positive resonanz gestoßen<br />

ist. aufgrund einiger details wurde es<br />

nicht verlegt.<br />

ein Jahr später, im september 2005,<br />

bekam ich überraschend einen anruf<br />

von Frau strobel, mit der anfrage, ob<br />

ich zu einem neuen text der autorin<br />

cornelia neudert Probeillustrationen<br />

anfertigen möchte. der arbeitstitel lautete<br />

„tom fotografiert monster“, der<br />

aufgrund der Ähnlichkeit zu den vorangegangenen<br />

dinosauriern gut zu passen<br />

schien. ich illustrierte daraufhin zwei<br />

doppelseiten, die ich auf der buchmesse<br />

Gabi strobel und cornelia neudert<br />

zeigte. es hat dann noch einmal sechs<br />

monate gedauert bis ich tatsächlich den<br />

auftrag bekam, das buch zu illustrieren.<br />

da es schon zur buchmesse 2006 herauskommen<br />

sollte, blieb mir wenig Zeit<br />

für die realisierung. hinzu kam, dass<br />

ich zu diesem Zeitpunkt ein Praktikum<br />

in einem berliner trickfilmstudium absolvierte.<br />

Glück hatte ich, als das erscheinungsdatum<br />

auf das Frühjahr 2007<br />

verschoben wurde und ich etwas mehr<br />

Zeit für die endgültige umsetzung zur<br />

Verfügung hatte<br />

Was lernte ich daraus? Wichtig ist,<br />

nicht aufzugeben, „am ball zu bleiben“,<br />

die schwierige entscheidungsfindung<br />

in einem Verlag und den langen<br />

Produktionsprozess eines buches<br />

verstehen lernen. am ende ein fertiges,<br />

selbst illustriertes buch in den händen<br />

zu halten, entschädigt für manchen<br />

„durchhänger“.<br />

Florian Schmitt<br />

Florian Schmitt: Illustration zu Cornelia Neudert: Toms geheime Monsterfotos (Baumhaus Verlag)<br />

2


2<br />

Das Bühnenbild – Innenarchitektur pur | Zwei Diplomarbeiten<br />

zu Botho Strauß’ Stück „Groß und klein“<br />

von <strong>Gerhard</strong> Meerwein<br />

obwohl bühnenbildentwürfe nur im<br />

rahmen eines Wahlfaches angeboten<br />

werden, gibt es eine konstante nachfrage<br />

nach diesem spezialgebiet der<br />

innenarchitektur. immer wieder werden<br />

auf diesem Feld vor allem auch diplomarbeiten<br />

angefertigt. im bühnenbild<br />

kommen die meisten der detailthemen<br />

der innenarchitektur vor: „bauen im<br />

bestand“, akustik, licht, Konstruktion,<br />

Farbgestaltung, materialgestaltung,<br />

image und die psychologische Wirkung<br />

des raumes.<br />

im Wintersemester 2006/07 wurde<br />

als diplomarbeitsthema ein text von<br />

botho strauß aus dem Jahr 1978 bearbeitet:<br />

„Groß und klein“. das stück ist<br />

eine Parabel der heutigen Gesellschaft<br />

in ihrer isolation und beziehungslosig-<br />

aus den Fachbereichen<br />

Eindrucksvolle Räume für die Heimatlosigkeit einer Figur: die Treppe als Un-Ort, der selbst<br />

kein Raum ist ...<br />

keit. die bühne verbindet sprache und<br />

eine abstrakte räumliche realität, die<br />

elementare visuelle Komponenten zur<br />

Verfügung stellt. Kathrin Krause und<br />

eva Pöpsel legten jeweils ganz eigenständige<br />

interpretationen vor.<br />

Kathrin Krause thematisiert das stück<br />

„... als suchen nach halt, nach einem<br />

ort und zum bleiben. lotte, die hauptperson,<br />

ist immer auf der suche nach<br />

Geborgenheit und ‚aufgehobensein’.<br />

bei keinem ihrer Versuche, anderen<br />

menschen nahe zu kommen, gelingt<br />

es ihr, die distanz zu überwinden und<br />

einen ort für sich zu finden“.<br />

Kathrin Krause verwendet das bild von<br />

Pop-up Karten für ihre idee und definiert<br />

die treppe als einen un-ort, die<br />

... und ein Steg für die Stationen von Lottes Suche nach Kommunikation<br />

Verbindung von räumen, aber selbst<br />

kein raum ist. auf ihr spielt sich lottes<br />

suche ab, bis auch diese illusion „zusammenklappt“.<br />

Eva Pöpsel definiert den text wie folgt:<br />

„Groß und klein“ fängt szenen einer<br />

jungen Frau ein, die auf der suche nach<br />

menschlichkeit, nähe und Kommunikation<br />

ist. ihre bemühung nach ein<br />

bißchen Glück ist das zentrale thema<br />

des theaterstücks, das leere, sprachlosigkeit<br />

und missverständnisse unter den<br />

menschen schildert. lotte ist einsam<br />

und isoliert, aber freundlich, hilfsbereit<br />

und anpassungswillig. die menschen,<br />

denen sie begegnet, scheinen glücklich<br />

zu sein bis sie sich ebenfalls als vereinsamt<br />

und sprachlos zu erkennen geben.<br />

die dramatische steigerung von lottes<br />

suche endet schließlich in verzweifelter<br />

ausweglosigkeit.<br />

eva Pöpsel entwirft einen bühnenraum,<br />

in dem an einem langen steg die verschiedenen<br />

stationen von lottes suche<br />

nach Kommunikation sich kontinuierlich<br />

aus der bühnentiefe mit begleitenden<br />

raumstrukturen in den Vordergrund<br />

schieben. lotte steht zuletzt fast<br />

im Zuschauerraum, der raum hinter ihr<br />

ist eng, sie in die enge getrieben.<br />

beide entwürfe zeichnen sich durch<br />

starke, eindrucksvolle bilder und räume<br />

aus, die jeweils auf ihre Weise<br />

die dramatische intension von botho<br />

strauß steigern. bühnenbild wird so<br />

zum teil der inszenierung und mit<br />

der sprache, licht, Farbe, material<br />

und raum zum Gesamtkunstwerk. Vor<br />

allem im fragmentarischen und autonomen<br />

anspruch der bühnenarchitektur<br />

liegt ihr ergänzender beitrag.<br />

das thema szenographie und bühnenbild<br />

soll im masterstudiengang „Produktraum“<br />

des studiengangs innenarchitektur<br />

deutlich ausgebaut werden<br />

und als Vertiefung wählbar sein.<br />

FH Mainz Forum /2007


FH Mainz Forum /2007<br />

aus den Fachbereichen<br />

„Gipfelstürmer“ | Diplomarbeit von Eva Baumgartner<br />

Wollte man früher in den dolomiten<br />

bestehen, war es unausweichlich, sich<br />

mit der natur und deren unwirklichen<br />

eigenschaften auseinander zu setzen.<br />

heutzutage geht man in die berge, ohne<br />

sich mit der natur zu beschäftigen.<br />

Was berge sind, wie spalten und Fugen<br />

entstehen, weiß kaum einer. Was<br />

bewirkt der Klimawandel, welche Gefahren<br />

drohen und welche rolle spielt<br />

der mensch …?<br />

Für meine diplomarbeit habe ich den<br />

höhenweg n°2 in italien ausgesucht.<br />

thema der arbeit ist der Weg entlang<br />

seiner topographischen besonderheiten:<br />

den spalten, Fugen und<br />

durchblicken. als Verbindung und<br />

Wegmarkierung schlängelt sich eine<br />

schnur entlang. die vom Kletterseil<br />

abgeleitete Wegschnur verändert sich<br />

in ihrer Farbigkeit, entsprechend der<br />

markierung auf den Wanderkarten,<br />

und enthält informationen in Form<br />

von schrift und symbolen.<br />

die schnur, ein erweiterbares Klicksystem,<br />

besteht aus umweltfreundlichem<br />

und kostengünstigem Kunststoff. Zur<br />

befestigung dienen Kletterhaken. Verdickungen<br />

lenken das augenmerk immer<br />

wieder auf die schnur und weisen<br />

mittels schrift auf besondere orte hin.<br />

in größerer Form sind sie auch als sitzmöglichkeiten<br />

nutzbar.<br />

in spalten und Fugen befinden sich installationen,<br />

die verschiedene themen<br />

auf eine neue art und Weise erklären.<br />

Jedem thema ist ein adjektiv, die<br />

dazu passende schrift und eine Farbe<br />

zugeordnet.<br />

so sind Gipfelkreuz, Gipfelbuch und<br />

das abzeichen neu interpretiert. in<br />

Form eines Kreuzes sind Kletterhaken<br />

in den boden geschraubt. diesen sind<br />

blumen übergestülpt, bedruckt mit definitionen<br />

dolomitenspezifischer begriffe.<br />

es entsteht ein blumenkreuz, von dem<br />

man sich als Wanderer seine blume<br />

mitnehmen kann und über einen Knopf<br />

an der Jacke stülpt. ist das Kreuz<br />

geerntet, verschwinden die blumen,<br />

die spur des Kreuzes bleibt.<br />

die letzte spalte, der ausblick, verdeutlicht,<br />

dass die themen für sich<br />

alleine nicht existieren können. die<br />

schnur und die themenspalten verbinden<br />

sich zu einer einheit. die schnur<br />

übernimmt die Farbigkeit der spalten.<br />

die einzelnen schnüre werden miteinander<br />

verknotet und verdeutlichen<br />

die Vernetzung visuell und informativ.<br />

schlauer, aber immer mit einem augenzwinkern,<br />

ist man am ende des Weges<br />

angelangt und freut sich schon auf das<br />

nächste mal ... auf Übersehenes,<br />

Überlesenes, den ZWeiten<br />

blicK, VerÄnderunG!<br />

(Betreuung: <strong>Prof</strong>. <strong>Gerhard</strong> Kalhöfer)<br />

27


aus den Fachbereichen<br />

„Hafenraum“ für kulturelle Nutzung | Ein Projekt<br />

im Rahmen des geplanten Stadtquartiers Wohn- und<br />

Kulturhafen Mainz<br />

Diplomarbeit von Anna Lena Kortmann<br />

der mainzer Zollhafen erstreckt sich<br />

über eine Fläche von ca. 20 ha und befindet<br />

sich am rheinkilometer 500. er<br />

stellt neben dem Winterhafen das größte<br />

zusammenhängende Flächenpotenzial<br />

für die neugestaltung der rheinuferzone<br />

dar und hat dementsprechende bedeutung<br />

für die angrenzenden stadtteile.<br />

seit 2003 denkt die stadt mainz zusammen<br />

mit den stadtwerken, den besitzern<br />

des Geländes, über eine umstrukturierung<br />

des Zoll- und binnenhafens nach.<br />

es wurden diverse Workshops und ideenwettbewerbe<br />

im rahmen des hafenforums<br />

1+2 (sowie des rheinuferforums<br />

1+2) veranstaltet, welche die entscheidung<br />

zur Folge hatten, dass dort ein neues<br />

stadtquartier entstehen soll, der Wohn<br />

– und Kulturhafen mainz. das Gelände<br />

ist auch als möglicher standort für den<br />

geplanten neubau der stadtbibliothek,<br />

des stadtarchivs und der Öffentlichen<br />

bibliothek im Gespräch.<br />

in den vergangenen Jahren wurde das<br />

areal des Zollhafens vermehrt für kulturelle<br />

Veranstaltungen genutzt, z.b.<br />

luminale, Konzerte, ausstellungen<br />

und Vorträge im Weinlagergebäude.<br />

seit sommer 2005 lockt der Kulturbiergarten<br />

hafengarten viele besucher<br />

auf das Gelände, bietet Konzerte, Kino<br />

und theater.<br />

der erste konkrete schritt in richtung<br />

„Wohn- und Kulturhafen“ wurde mit<br />

dem spatenstich des baus der Kunsthalle<br />

getätigt, welche bis sommer 2007<br />

fertiggestellt werden soll. „Öffentliche<br />

Zugänglichkeit und erlebbarkeit des hafens<br />

soll hergestellt werden.“ „Kunst<br />

und Kultur spielen eine schlüsselrolle in<br />

der entwicklung des hafenareals“ (aus:<br />

www.mainzerhafen.de)<br />

HAFENRAUM<br />

Ansicht von oben, geschlossen ... ...und offen<br />

„hafenraum“ ist ein temporärer, mobiler<br />

Zwischenraum, welcher sich auf den<br />

stillgelegten transportgleisen des mainzer<br />

Zoll- und binnenhafens öffnen und<br />

verschieben lässt. er ist bestimmt für die<br />

öffentliche und kulturelle nutzung.<br />

ein hafenraum-modul besteht aus zwei<br />

teilen. im ungenutzten Zustand bilden<br />

die beiden teile einen kompakten geschlossenen<br />

Körper. durch Verschieben<br />

der beiden modulteile in entgegengesetzte<br />

richtung, entlang der schienen,<br />

wird ein teil des außenraumes (des<br />

hafens) zu einer definierten, nutzbaren<br />

Zone, dem „hafenraum“. die beiden<br />

modulteile fügen sich nun nicht mehr<br />

zum geschlossenen Körper zusammen,<br />

sondern werden zu raumbegrenzenden<br />

elementen, welche einen Zwischenraum<br />

definieren. dieser Zwischenraum ist be-<br />

gehbar, benutzbar, reproduzierbar. der<br />

nutzer erzeugt ihn selbst, indem er die<br />

beiden modulteile per handkurbel verschiebt.<br />

der uferbereich zwischen Kaponniere<br />

und südmole des Zollhafens soll durch<br />

das Projekt „hafenraum“ verändert und<br />

belebt werden. ein attraktiver Platz wird<br />

geschaffen, der die leute in den hafen,<br />

ans rheinufer lockt. die schienen, auf<br />

welchen sich die hafenräume bewegen,<br />

werden zum bindeglied zwischen stadt<br />

und hafen, und die uferpromenade von<br />

mainz wird bis zur spitze der südmole<br />

des Zollhafens verlängert.<br />

durch die mobilität der module wird<br />

ein ständig wechselndes bild des uferbereiches<br />

erreicht. der benutzer selbst<br />

bestimmt die Position seines persönlichen<br />

hafenraumes auf den schienen<br />

und nimmt so einfluss auf die Gestaltung<br />

des Platzes.<br />

NUTZUNGEN<br />

in den hafenräumen am Zollhafen<br />

mainz können unterschiedliche nutzungen<br />

stattfinden:<br />

diese können zum einen private Veranstaltungen<br />

wie z.b. Picknick, Grillen<br />

oder Party sein, es können dort aber auch<br />

ausstellungen und Präsentationen, an-<br />

2 FH Mainz Forum /2007


dere kulturelle Veranstaltungen wie lesungen,<br />

Konzert und theater und auch<br />

märkte stattfinden.<br />

ein hafenraum kann auch über einen<br />

längeren Zeitraum als Verkaufsstand,<br />

imbiss oder bar genutzt werden. besonders<br />

saisonale nutzungen sind denkbar<br />

und profitieren von der tatsache,<br />

dass sich der hafenraum einfach und<br />

Hafenraum-Modul zur flexiblen Nutzung<br />

sicher verschließen lässt. Für all diese<br />

unterschiedlichen nutzungen wurde ein<br />

einheitliches modul entwickelt. durch<br />

einfache Klapp- und schiebemechanismen<br />

hat jeder nutzer die möglichkeit,<br />

den Zwischenraum seinen spezifischen<br />

bedürfnissen anzupassen.<br />

ORGANISATION<br />

der nutzer registriert sich im internet<br />

auf der hafenraum-homepage mit seinen<br />

persönlichen angaben und seiner<br />

Kreditkartennummer. in einem immer<br />

aktuellen lageplan kann er sich das gewünschte<br />

hafenraummodul auswählen<br />

und erhält einen code. diesen code<br />

Seitenansicht<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

aus den Fachbereichen<br />

gibt er vor ort in einem bedienfeld am<br />

hafenraummodul ein, entriegelt damit<br />

die handkurbel und kann sich so seinen<br />

persönlichen hafenraum erzeugen. er<br />

bestimmt selbst die tiefe seines raumes<br />

(maximal 4 m) und nimmt gegebenenfalls<br />

noch kleine modifikationen vor.<br />

nach der nutzung reinigt er den hafenraum<br />

und verschließt ihn per handkur-<br />

bel. in regelmäßigen abständen kommt<br />

ein Wartungsservice vorbei, der sich<br />

um das auffüllen von Wasser und Gas,<br />

sowie um das reinigen der schienen<br />

kümmert.<br />

KOMBINATION<br />

Für Veranstaltungen, bei denen ein einzelnes<br />

hafenraummodul nicht ausreicht<br />

(z.b. ausstellung oder markt), gibt<br />

es die möglichkeit, mehrere module<br />

miteinander zu verbinden. sie können<br />

rücken an rücken aneinandergereiht<br />

werden und bei Parallelstellung auf unterschiedlichen<br />

schienen auch mit hilfe<br />

einer PVc-Plane bei bedarf verbunden<br />

werden. diese ist mit Ösen versehen<br />

und lässt sich am benachbarten modul<br />

einhängen. die Plane kann auch<br />

einfach zwei zusammengehörige modulteile<br />

seitlich miteinander verbinden.<br />

so entsteht ein zusätzlicher Wind- und<br />

Wetterschutz und der hafenraum kann<br />

z.b. in seiner Funktion als Verkaufsstand<br />

seitlich geschlossen werden.<br />

KONSTRUKTION + MATERIAL<br />

das modul ist aus Glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff (GfK) auf der basis von<br />

epoxidharz gefertigt. Per injektionsverfahren<br />

werden die Formteile in serie<br />

hergestellt und anschließend durch Verkleben<br />

an den Flanschen zusammengefügt.<br />

die so entstehenden stabilen stege<br />

bilden die tragende rippenstruktur der<br />

Konstruktion. der GfK ist mit einer<br />

nanobeschichtung versehen, welche die<br />

Korrosionsbeständigkeit und die Kratzfestigkeit<br />

der module verbessert und<br />

außerdem schmutzabweisend wirkt. die<br />

steife GfK-Konstruktion wird auf eine<br />

stahlplatte montiert, die zusammen mit<br />

der radaufhängung der antriebswelle<br />

und den rädern als Fahrgestell fungiert.<br />

die Überdachung fährt automatisch<br />

beim Öffnen des moduls heraus. sie<br />

besteht aus semi-transparenten Kunststofflamellen,<br />

welche im geschlossenen<br />

Zustand wie ein rollladen auf eine spule<br />

mit Feder aufgerollt werden. Zwei<br />

als teleskopstäbe ausgebildete aluminiumprofile<br />

dienen als seitliche auflager.<br />

durch die dachneigung läuft das Wasser<br />

über die modulkante in ein rohr und<br />

wird abgeleitet.<br />

MECHANIK<br />

das hafenraummodul wird per handkurbel<br />

bewegt. Über 4 Zahnräder und<br />

2 Zahnriemen wird jetzt die aufgewendete<br />

Kraft mit einer Übersetzung von 1:14<br />

auf die antriebswelle übertragen. die<br />

Grundplatte aus stahl liefert das nötige<br />

Gewicht, um die stabilität des modulteils<br />

zu gewährleisten. in dem dargestellten<br />

detailschnitt befindet sich das modul<br />

im gebremsten, geschlossenen Zustand.<br />

29


0<br />

die Kurbel ist durch einen Kranz blockiert.<br />

Wird die blockierung durch die<br />

eingabe des codes gelöst, lässt sich die<br />

Kurbel einige Zentimeter in richtung<br />

benutzer ziehen, der Kolben greift in<br />

das innere des oberen Zahnrades und<br />

ein antrieb wird möglich.<br />

GESTALTUNG<br />

die module sind außen alle einheitlich<br />

hellgrau. allein die Fuge zwischen den<br />

beiden modulteilen ist farbig und lässt<br />

vermuten, dass etwas im innern des<br />

Körpers verborgen ist und macht neugierig.<br />

sie deutet den Zwischenraum<br />

an. dem Kunststoff der dichtungsfuge<br />

ist ein phosphorisierender stoff (auf der<br />

basis von metallsulfiden) beigemischt.<br />

bei einbruch der dunkelheit bewirkt<br />

dieser ein grünes nachleuchten für 2-3<br />

stunden.<br />

beleuchtet wird das modul an 3 horizontalen<br />

Flächen durch leds, deren<br />

licht durch opake Plexiglasscheiben<br />

gestreut wird. die benutzbaren Flächen,<br />

wie die theke und die sitzbank, sowie<br />

alle anderen horizontalen Flächen, die<br />

sich herausziehen lassen, sind einfarbig<br />

grün.<br />

die vertikalen Wandflächen des Zwischenraumes<br />

sind mit einem grün-weißen<br />

„tapetenmuster“ versehen. der<br />

Grünton des motivs oder im umkehrfall<br />

des hintergrundes ist immer derselbe,<br />

allein durch den unterschiedlichen<br />

Grün- bzw. Weiß –anteil ergeben sich<br />

optisch unterschiedliche Grüntöne. die<br />

motive der muster variieren von modul<br />

zu modul,<br />

das themengebiet<br />

aber bleibt<br />

gleich. es sind<br />

allesamt motive<br />

aus dem bereich hafen und schifffahrt.<br />

sie machen den charakter des heutigen<br />

Zollhafens deutlich und werden auch<br />

noch an ihn erinnern, wenn das Gelände<br />

zum Wohn - und Kulturhafen mainz<br />

geworden ist.<br />

(Betreuung: <strong>Prof</strong>. Antje Krauter)<br />

aus den Fachbereichen<br />

Sinnvolle Nutzung alter Bunker<br />

Ein Projekt an der „Neuen Holländischen<br />

Wasserlinie“<br />

Diplomarbeit von Andrea Weissen<br />

das Projekt ist ein experiment für gesellschaftliche Veränderungsprozesse.<br />

Vorhandene objekte in der landschaft werden mit einer neuen nutzung belegt.<br />

holland ist voll, der raum wird knapp, die städte wachsen und die landschaften<br />

schwinden. aus diesem Grund gibt es in holland baubeschränkungsgesetze. die<br />

raumknappheit wirkt sich auf die immobilienmärkte der städte aus. die mieten<br />

steigen stetig und verdrängen kapitalschwache nutzer. davon betroffen sind vor<br />

allem junge selbstständige, oftmals aus dem kreativen bereich. solche nutzer<br />

haben einen hohen anspruch an ihr arbeitsumfeld, denn hier verschwinden die<br />

Grenzen von arbeit und Freizeit auf Grund der langen arbeitszeiten.<br />

laut statistik träumen viele holländer vom leben auf dem land.<br />

die neue holländische Wasserlinie ist eine veraltete militärische Verteidigungslinie.<br />

sie hat eine länge von 85 und eine breite von 3-5 km und verläuft von<br />

muiden bis zum naturpark biesbosch. die linie bestand aus einem system aus<br />

schleusen, deichen und Kanälen und bildete einen schutzring um die städte<br />

nord- und südhollands, sowie utrecht. innerhalb kurzer Zeit konnte die Wasserlinie<br />

auf 40-50cm tiefe geflutet werden. so wurde das Gelände für soldaten,<br />

Fahrzeuge oder Pferde unpassierbar. andererseits war das Wasser zu flach, um<br />

mit Wasserfahrzeugen befahren zu werden. heute zählt die neue holländische<br />

Wasserlinie zum unesco Weltkulturerbe und bietet Freizeitaktivitäten an, ist jedoch<br />

noch nicht als naherholungsgebiet erschlossen. da es an den finanziellen<br />

mitteln mangelt, sind viele bauwerke der nhW vom Verfall bedroht.<br />

im mittelpunkt der arbeit steht das „Werk aan de Groeneweg“. dieses Gebiet<br />

hatte im Gesamtbild der nhW eine wichtige stellung, da in diesem bereich<br />

wichtige Zugänge lagen. das Werk aan de Groeneweg enthält 14 bunker des<br />

typs 1918/1 und 1918/2, sowie 36 bunker des typs P. das gesamte bunkerfeld<br />

wurde von einem doppelten schützengrabensystem durchzogen. das Werk aan<br />

Abb. 2: Formfindung für die neue Nutzung<br />

FH Mainz Forum /2007


FH Mainz Forum /2007<br />

Abb. 1: Lageplan des „Werk aan de Groeneweg“<br />

de Groeneweg ist heute fast noch vollständig erhalten. das<br />

offene schussfeld und die umrisse der hintersten Verteidigungslinie<br />

sind erkennbar. die landschaft des Gebietes<br />

zählt heute zu einer der schönsten landschaft der nhW.<br />

Zahlreiche obstbäume bilden eine schöne Kulisse. utrecht<br />

ist 30 autominuten vom Werk aan de Groeneweg entfernt.<br />

Zum nächstgelegenen bahnhof sind es fünf minuten.<br />

bearbeitet wird der bunker des typs P, da er das am häufigsten<br />

vorkommende bauwerk der nhW ist und die linienlandschaft<br />

nachdrücklich prägt. insgesamt wurden vom<br />

typ P 570 gebaut, wovon noch circa 400 erhalten sind. der<br />

bunker wurde für den notfall errichtet, um den truppen in<br />

der offenen landschaft schutz zu bieten. der unterschlupf<br />

bot raum für elf Personen. Gemeinsam haben alle bunker,<br />

dass ihr eingang im Westen liegt und sie alle dem offenen<br />

schussfeld im osten zugewandt sind. (abb. 2)<br />

die wichtigsten entwurfsparameter ergeben sich aus dem<br />

bestand des bunkers, diese sind sein Volumen und sein im<br />

schnitt sichtbar gemachtes Verhältnis von Funktion und<br />

luftraum, beziehungsweise schutzraum. dieser daraus entstehende<br />

Körper wird in die Vertikale gedreht und auf den<br />

bunker aufgesetzt. der aufragende Körper soll die linie<br />

lesbar machen. der neu entstandene aufbau nimmt in der<br />

stärke seiner schichtung von Westen nach osten zu und<br />

erhält so seine schutzfunktion richtung osten. die nordsüdachse<br />

wird durch die ausrichtung der Fensterbänder<br />

aufgegriffen. auf diese Weise entstehen blickbeziehungen<br />

zwischen den bunkern.<br />

Abb. 3: Grundriss eines Bunkers


Abb. 4: Bunker mit Aufbau (Schnitt)<br />

die monolithische Form des bunkers<br />

fasziniert durch ihre einfachheit. der<br />

Zusammenhang der einst so wichtigen<br />

Verteidigungslinie ist über die<br />

Zeit verlorengegangen. die bunker<br />

wirkten entortet. durch den über die<br />

Jahre entstandenen bewuchs gehören<br />

sie inzwischen zur landschaft, wirken<br />

jedoch noch fremd. die neue architektur<br />

möchte diesen Zwiespalt sichtbar<br />

machen.<br />

der bestand des bunkers stellt die basis<br />

und das Fundament für den aufbau<br />

dar. alle bunker werden gleich vorbereitet.<br />

die eingangsöffnung wird vergrößert<br />

und die Wand der ostfassade<br />

wird aufgeschnitten. in den so vergrößerten<br />

innenraum des bunkers wird eine<br />

box in holzrahmenbauweise einge-<br />

Abb. 5: Ostansicht<br />

aus den Fachbereichen<br />

schoben. die bestehende erschließung<br />

wird beibehalten. man betritt vom steg<br />

aus den bunker durch die vergrößerte<br />

eingangsöffnung, durchläuft die in ihrem<br />

ursprünglichen Zustand belassene<br />

eingangssituation und betritt dann die<br />

neue architektur.<br />

die geringe deckenhöhe von zwei<br />

metern lässt weiterhin die enge des<br />

bunkers spüren. sobald man den bunker<br />

verlässt und den aufbau betritt,<br />

ändert sich der eindruck. steil führt<br />

die treppe in den vertikalen aufbau<br />

hinauf. dort angekommen, öffnet sich<br />

der raum mit seinen neun metern<br />

höhe. man befindet sich nun im ersten<br />

Geschoss des aufbaus, der durch eine<br />

stahlträgerlage fest auf dem dach des<br />

bunkers verankert ist. im gesamten<br />

Gebäude können bis zu vier Personen<br />

arbeiten. die arbeitsbereiche befinden<br />

sich in der breitesten Funktionsschicht<br />

an der ostseite im ersten und zweiten<br />

Geschoss des aufbaus. erschlossen<br />

werden die oberen Geschosse durch<br />

die treppen, die in der dünnsten Funktionsschicht<br />

liegen. Verbunden werden<br />

diese zwei bereiche durch den luftraum,<br />

der mit stegen überbrückt und<br />

belebt wird. der luftraum wird zum<br />

Kommunikationsraum. im obersten<br />

Geschoss befindet sich die ebene für<br />

Kunden- und teamgespräche.<br />

durch die auflösung der Fassade in offene<br />

und geschlossene bereiche wird<br />

der ausblick strukturiert. Von außen<br />

führt dies dazu, dass trotz des monolithischen<br />

eindrucks eine leichtigkeit<br />

erzeugt wird, die im Kontrast zur<br />

schwere des bunkers steht. (abb. 4)<br />

Konstruktion/Materialität<br />

bei der Konstruktion handelt es sich<br />

um eine massivbauweise aus großformatigen,<br />

über Kreuz verleimten Fichtenholzlamellen.<br />

die gebäudehohen<br />

Wand- und deckenelemente werden<br />

vorgefertigt und vor ort in kurzer<br />

Zeit zusammengefügt. die dickholztafeln<br />

sind mit einer geschliffenen sichtoberfläche<br />

aus birkesperrholz versehen<br />

und prägen so die materialität im<br />

innenraum. die latten der Fassadenschalung<br />

sind aus unbehandelter lärche.<br />

Über die Zeit erhält das holz eine<br />

grau schimmernde Patina. der beton<br />

des bunkers und das holz der Fassade<br />

des neuen aufbaus erhalten ihren reiz<br />

durch die Verwitterung und gleichen<br />

sich farblich an. (abb. 5)<br />

(Betreuung: <strong>Prof</strong>. Antje Krauter)<br />

2 FH Mainz Forum /2007


Vom Spendenlauf bis zum Forschungsprojekt im<br />

Justizvollzug | Das Institut für angewandtes Management<br />

in der Sozialwirtschaft (IFAMS) der FH Mainz<br />

von Susanne Löwe<br />

Das Institut für angewandtes Management in der Sozialwirtschaft (IFAMS) wurde im Juli 2001 unter der Maxime<br />

gegründet, Studierenden der Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule Mainz eine Möglichkeit zu<br />

unterbreiten, das theoretisch erlernte Wissen direkt in die Praxis umzusetzen. <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Hans-Christoph Reiss<br />

– der Institutsgründer und -leiter – unterstützt seither die wissenschaftlichen Hilfskräfte (derzeit 7 Kräfte) bei<br />

der studienbegleitenden Sammlung erster Praxiserfahrungen, der Fundierung des theoretisch erlernten Wissens,<br />

dem Aufbau eines Netzwerkes und der Förderung der Teamfähigkeit.<br />

Spendenlauf „Run for Help“<br />

Schwerpunkte<br />

das iFams versteht sich als dienstleistungsunternehmen,<br />

welches schwerpunktmäßig<br />

sozialleistungsorganisa-<br />

tionen bzw. öffentliche, freie und private<br />

Wohlfahrtsorganisationen als Zielgruppe<br />

anvisiert. aber auch öffentliche<br />

Verwaltungen und betriebe gehören zu<br />

den referenzkunden des instituts. die<br />

dienstleistungen werden in Projekten<br />

durchgeführt, die durch wissenschaftliche<br />

hilfskräfte eigenverantwortlich<br />

bearbeitet werden. Zu den aktuellsten<br />

Projekten zählen:<br />

- der run for help,<br />

- die Konzepterstellung eines internetbasierten<br />

und ausbildungsintegrierten<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

bachelorstudiengangs Gesundheits-<br />

und sozialwirtschaft und<br />

- das Projekt Justiz ii.<br />

Projekte<br />

aus den Fachbereichen<br />

Run for Help<br />

im Jahr 2005 hat das iFams einen<br />

spendenlauf unter dem motto „run<br />

for help“ ins leben gerufen. alle<br />

einnahmen des laufs kamen als spende<br />

der deutschen multiple sklerose<br />

Gesellschaft (dmsG) zu Gute. bei<br />

85 läufern und –innen kamen somit<br />

stolze 1.100 € zusammen, was nicht<br />

zuletzt auf das engagement und die<br />

hohe motivation der organisatoren zu-<br />

rückzuführen war. Von diesem erfolg<br />

gekrönt, wurde auch für den oktober<br />

2006 ein spendenlauf organisiert. begünstigt<br />

wurde dieses mal die ambulante<br />

Kinderkrankenpflege der Johanniter-unfall-hilfe.<br />

die sponsorengelder,<br />

teilnahmegebühren der läufer und<br />

einige großzügige spenden ermöglichten<br />

dem iFams, die Pflege kranker<br />

und behinderter Kinder mit einer Geldspende<br />

von 1.500 € zu unterstützen.<br />

neben der finanziellen unterstützung<br />

lag stets im interesse des instituts,<br />

aufmerksamkeit für bedürftige menschen<br />

zu erregen und das bewusstsein<br />

zu stärken, dass jeder zur Verbesserung


ihrer situation beitragen kann. hierzu<br />

setzten die orga ni sa toren ihr gesamtes<br />

betriebswirtschaftliches Know-how<br />

und viel motivation ein und kön nen<br />

heute mit stolz sagen, dass sie ihr Ziel<br />

vollständig erreicht haben.<br />

Konzepterstellung eines internetbasierten<br />

und ausbildungsintegrierten<br />

Bachelor stu diengangs Gesundheits-<br />

und Sozialwirtschaft<br />

mit der einstellung der diplomstudiengänge<br />

entfällt zukünftig der studiengang<br />

Kran kenhauswesen, Gesundheits-<br />

und sozialökonomie. im bachelorstudiengang<br />

be triebswirtschaftslehre<br />

werden weiterhin jedoch optionen<br />

(spe zia li sie rungs fä cher) im bereich<br />

Krankenhausmanagement und management<br />

in sozialen ein rich tun gen<br />

angeboten. das Projekt zur Konzepterstellung<br />

eines bachelorstudiengangs in<br />

der Gesundheits- und sozialwirtschaft<br />

beschäftigt sich daher mit der sicher<br />

stel lung der lehrinhalte des bisherigen<br />

diplomstudiengangs. darüber<br />

hinaus um fasst das Kon zept die integration<br />

einer (berufs-)ausbildung und<br />

den verstärkten einsatz des me diums<br />

„internet“ als lernplattform (stichwort<br />

„web-based training“).<br />

Ziel des Projekts ist zum einen, der<br />

zunehmenden Komplexität, verstärkten<br />

Kon kurrenz und dem drang nach<br />

einem fundierten management unter<br />

aus den Fachbereichen<br />

Wirt schaft lich keits gesichtspunkten in<br />

der Gesundheits- und sozialwirtschaft<br />

gerecht zu werden. die ausbildung<br />

von betriebswirtschaftlichen Fachkräften<br />

ist in diesem Zu sam men hang unabdingbar<br />

und gewinnt zukünftig weiter<br />

an großer bedeutung. Zum an de ren<br />

steht die Vermittlung der rein fachlichen<br />

Fertigkeiten im Vordergrund.<br />

hierunter fallen die praktischen tätigkeiten,<br />

die mit der (berufs-)ausbildung<br />

zu sam men hängen. die Verbindung<br />

von theorie (studium) und<br />

Praxis (ausbildung) wird auch als dualer<br />

studiengang bezeichnet und hat<br />

sowohl für studierende als auch für<br />

die ko operierenden unternehmen diverse<br />

Vorteile. Vorteilig für stu die rende<br />

ist der gleich zeitige erwerb zweier<br />

anerkannter berufsqualifizierender abschlüsse,<br />

die mög lichkeit zur optimalen<br />

rückkopplung zwischen theorie<br />

und Pra xis, hohe Über nah mechancen<br />

durch den ausbildungsbetrieb bzw. die<br />

-organisation und eine ver kürzte Ge samtausbildungszeit.<br />

Für die unternehmen<br />

unterbreiten sich folgende Vor teile: die<br />

mög lichkeit zur durchführung eines<br />

intensiven Wissens- und techno logietransfers<br />

zwischen Fachhochschule<br />

und betrieb, die chance zur frühzeitigen<br />

aus bildung qua li fizierter nachwuchskräfte<br />

und die Gelegenheit zur<br />

gezielten Per so nal ent wick lung durch<br />

die schwerpunktbildung im rahmen<br />

des studiums.<br />

die Konzepterstellung für den dualen<br />

studiengang befindet sich derzeit noch<br />

in der entwurfsphase und stellt eine<br />

große herausforderung für die involvierten<br />

stu den tischen hilfskräfte dar.<br />

es han delt sich dabei um ein hochinteressantes<br />

und kom plexes themengebiet,<br />

bei dem sich die Projektmitarbeiter<br />

/ - innen in Kleinstarbeit an ihr Ziel<br />

herantasten müssen. auch bei diesem<br />

Projekt gewinnt das motto „learning<br />

by doing“ eine sehr be acht li che bedeutung!<br />

Projekt Justiz II<br />

„Justiz ii“ ist ein iFams-internes Kürzel<br />

für das Projekt zur neustrukturierung<br />

der ar beits verwaltungen im strafvollzug<br />

des landes rheinland-Pfalz. dabei<br />

handelt es sich um ein studienbegleitendes<br />

Forschungsprojekt, welches sich<br />

schwer punkt mäßig mit dem bereich<br />

Kostenmanagementinstrumente und<br />

–verfahren be schäf tigt.<br />

ausgelöst wurde das Projekt aufgrund<br />

der defizitären haushaltslage und dem<br />

zu neh menden Wunsch nach dezentraler<br />

ressourcenverantwortung seitens der arbeits<br />

verwaltungen (untergeordnete organisationseinheit<br />

in den Justizvollzugsan<br />

stal ten). die steigende Komplexität<br />

und dynamik der freien Wirtschaft<br />

macht auch vor dem Justizvollzug als<br />

landesbehörde keinen halt und erfordert<br />

die im ple men tie rung von betriebswirtschaftlichen<br />

Planungs-, steuerungs-<br />

und Kon troll ins tru men ten. diese sollen<br />

für die vielzähligen betriebe, die in den<br />

Justizvollzugsanstalten an sässig sind,<br />

eingesetzt werden. beispielsweise sind<br />

in der Justizvollzugsanstalt (JVa) diez<br />

eine schlosserei, schreinerei, druckerei<br />

und Gärtnerei zu finden. in der JVa<br />

Witt lich hingegen sind eine Wäscherei,<br />

bäckerei, Pols te rei und ein land wirtschafts<br />

be trieb ansässig.<br />

die derzeitigen re form bewegungen<br />

im Justizvollzug werden un ter dem<br />

Kürzel „neue steuerung“ zu sammengefasst.<br />

diese basieren auf mo dellhaften<br />

mo dernisierungsvorschlägen auf<br />

kom munaler ebene, dem „neuen steuerungs<br />

mo dell“.<br />

FH Mainz Forum /2007


in diesem Zusammenhang hat das<br />

rheinland-pfälzische Justizministerium<br />

die Konzeption einer arbeitsverwaltungsspezifischenKostenrechnung<br />

und eines empfängerorientierten<br />

berichtswesens in auftrag gegeben.<br />

im rahmen der Kostenrechnung<br />

kommen die klassischen instrumente<br />

Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung<br />

zum einsatz. die<br />

Kostenartenrechnung beschäftigt sich<br />

mit der Frage, welche Kosten entstanden<br />

sind. hierzu werden die in der<br />

Kameralistik (buchhaltungssystem der<br />

landesbehörde) erfassten ausgaben<br />

in Kosten überführt. die Kostenstellenrechnung<br />

umfasst die einrichtung<br />

von Kostenstellen und Kostenplätzen.<br />

letztere werden im Zuge der Platzkostenrechnung<br />

benötigt, mit hilfe derer<br />

die ermittlung von kostenplatzspezifischen<br />

Kosten erfolgt. i. d. r. handelt<br />

es sich hierbei um maschinen(-gruppen).<br />

die in der Kostenartenrechnung<br />

ermittelten Kosten werden mittels<br />

eines betriebsabrechnungsbogens in<br />

der Kostenstellenrechnung auf die Kostenstellen<br />

und –plätze verrechnet. die<br />

Kostenträgerrechnung wird in die Kostenträgerstückrechnung<br />

und in die Kostenträgerzeitrechnung<br />

untergliedert.<br />

die Kostenträgerstückrechnung ermittelt<br />

die selbstkosten eines Kostenträgers.<br />

dies kann mit hilfe der summarischen<br />

Zuschlagskalkulation (Verhältnis zwischen<br />

einzel- und Gemeinkosten) bzw.<br />

mit der stundensatzrechnung (Kosten<br />

pro eingesetzte maschinenstunde) erfolgen.<br />

die Kostenträgerzeitrechnung<br />

ermittelt hingegen den betriebserfolg<br />

für eine bestimmte Periode.<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

aus den Fachbereichen<br />

Justizvollzugsanstalt in Diez ... ... und Wittlich Schule der JVA in Wittlich<br />

das berichtswesen wurde in enger<br />

Zusammenarbeit mit den berichtsempfängern<br />

(zuständigen entscheidungsträgern)<br />

in den arbeitsverwaltungen<br />

konzipiert, da es stets auf deren informationsbelange<br />

ausgerichtet sein muss.<br />

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind folgende<br />

berichte vorgesehen: erfolgsberichte,<br />

maschinenstundensatzberichte,<br />

maschinenauslastungsberichte, Produktivitäts-<br />

und Wirtschaftlichkeitsberichte,<br />

Kostenträgerberichte und<br />

Kostenartenverlaufsberichte. der informationsgehalt<br />

muss jedoch stets kritisch<br />

auf den informationsbedarf überprüft<br />

und ggf. modifiziert werden.<br />

Zwei Jahre lang beschäftigte sich<br />

ein team des iFams mit der realisierung<br />

dieses Großprojekts. Jedoch<br />

waren nicht nur die inhaltlichen und<br />

konzeptionellen Fragestellungen zu<br />

klären. auch die Konfrontation mit<br />

analytischen, methodischen, organisatorischen<br />

und zeitlichen Problemen<br />

stellte stets die (lern-)Fähigkeiten eines<br />

jeden einzelnen Projektmitglieds<br />

erneut unter beweis.<br />

die Frage „Wie war das noch mal in<br />

der Vorlesung?“ stellte sich nur zu oft.<br />

das Projekt bewegte die mitarbeiter<br />

dazu, sich von der bisherigen denkens-<br />

und lernweise in starren strukturen<br />

abzuwenden und sich im team durch<br />

konzeptionelles, innovatives, analytisches<br />

und logisches denken schritt<br />

für schritt an Problemlösungen heranzutasten.<br />

im rahmen der Projektarbeit existierte<br />

nur ein schmaler Grat zwischen<br />

theorie und Praxis. der enorme Pro-<br />

jektumfang erforderte ein hohes engagement<br />

an selbständigem lernen,<br />

sowohl die aufarbeitung theoretischer<br />

stoffgebiete, als auch die alleinige<br />

herangehensweise bei der praktischen<br />

umsetzung.<br />

das Projekt ist mittlerweile erfolgreich<br />

abgeschlossen. die Projektteilnehmer<br />

hatten eine einzigartige möglichkeit,<br />

ihr studium der betriebswirtschaftslehre<br />

mit einem interessanten Projekt<br />

in einem fremden metier praktisch zu<br />

untermauern. darüber hinaus brachte<br />

die teamarbeit stets neue herausforderungen,<br />

mit welchen die Projektmitarbeiter<br />

gewachsen sind – sowohl fachlich<br />

als auch persönlich.<br />

neben diesen Projektarbeiten bietet<br />

das iFams weitere Positionen, die<br />

sich mit dem laufenden betrieb des<br />

instituts beschäftigen. hierzu zählen<br />

die bereiche der it-administration,<br />

die Websitekonzeption, das Personalwesen,<br />

die buchhaltung und die organisation.<br />

Resümee<br />

das iFams verschafft den studentischen<br />

hilfskräften eine außergewöhnliche<br />

Gelegenheit, im rahmen<br />

ihres studiums Praxiserfahrungen in<br />

verschiedenen bereichen zu sammeln.<br />

hierzu gehören nicht nur die hardskills,<br />

die die rein fachlichen Kompetenzen<br />

beinhalten, sondern auch die<br />

soft-skills, welche die soziale Kompetenz,<br />

motivation und selbständigkeit<br />

umfassen. mit diesen erfahrungen sind<br />

die studentischen hilfskräfte bestens<br />

für ihr weiteres berufsleben gerüstet.


Ein Jahrtausend zu Füßen des Hexenturms<br />

Identität ist Heimat – ein Ausstellungsprojekt<br />

zur Geschichte der Stadt Idstein<br />

von Susanne Reiß<br />

die ausstellung wurde im Wintersemester<br />

2006/2007erarbeitet von den<br />

studierenden: dirk ahrens, anna derach,<br />

Julia illing, Joanna Krawczyk,<br />

anna malcharczyk, tsvetan salov, nina<br />

schmitt, nico schneider, simone<br />

schneider, ewa szczepanska und Julia<br />

Zeise. die arbeit entstand in Zusammenarbeit<br />

und mit unterstützung von<br />

sabine Fritz und Jasna metzger, referat<br />

für Wirtschaftsentwicklung, stadtmarketing<br />

und Kultur, ebenso unter<br />

mithilfe von astrid Zima und axel<br />

aus den Fachbereichen<br />

Eine Stadt ist wie ein lebendiger Organismus – unverwechselbar<br />

und individuell. Guter Städtebau heißt, keine<br />

Verletzungen zu verursachen und bestehende Wunden<br />

zu schließen, als ob sie nie da gewesen wären. Das<br />

aber geht nur in Kenntnis dieses Organismus, seiner<br />

Gestalt und seiner Funktionen. Daher ist es so wichtig,<br />

seinen Wachstumsprozess über die Jahrhunderte, sogar<br />

über die Jahrtausende nachzuvollziehen, der diese<br />

Unverwechselbarkeit geprägt hat. Stadtbaugeschichte<br />

ist die unabdingbare Grundlage für dieses Verständnis –<br />

Spuren zu bewahren, sichtbar und nachvollziehbar zu machen. Nur so sind wir<br />

in der Lage, die Individualität, den ganz besonderen Charakter eines Ortes zu<br />

erhalten und sinnvoll im Sinne des heutigen Zeitgeistes zu ergänzen. Der vielbeschworene<br />

Begriff der „Identität“ heißt nichts anderes als „Heimat“.<br />

In diesem Sinne ist im Fachgebiet Städtebau der Lehreinheit Architektur unter<br />

der Leitung von <strong>Prof</strong>. Susanne Reiß eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt<br />

Idstein entstanden.<br />

Wilz, bau- und betriebsamt der stadt<br />

idstein.<br />

in der aufgabenstellung dieser Prüfungsleistung<br />

im hauptstudium (7. se-<br />

mester) hieß es, dass eine dokumentation<br />

in Form einer „präsentierbaren“<br />

ausstellung der siedlungsgeschichtlichen<br />

entwicklung von idstein erarbeitet<br />

werden sollte. dabei sollten zu<br />

ausgewählten Zeitpunkten historische<br />

schwarzpläne erarbeitet und kommentiert<br />

werden. markante Punkte bzw.<br />

Stadtführung mit Frau Schwienherr Besichtigung des Hexenturms mit<br />

Architekt Fischer<br />

einzelbauwerke sollten herausgearbeitet<br />

und in ihrer Veränderung im<br />

Zeitverlauf dokumentiert werden. die<br />

teilnahme an ortsbesichtigungen, Führungen<br />

und Gesprächen mit schlüsselpersonen<br />

war dabei bestandteil der<br />

Prüfungsleistung und daher Pflicht. Pro<br />

studierendem wurden zwei bzw. drei<br />

din a1-Plakate erwartet, die sowohl<br />

schriftliche erläuterungen als auch<br />

grafische darstellungen umfassen.<br />

aus dieser eher „trockenen“ Formulierung<br />

entwickelte sich dann eine<br />

Veranstaltung, die sozusagen zum<br />

„selbstläufer“ wurde: bei ersten Gesprächen<br />

mit der stadt idstein stießen<br />

wir auf unerwartet großes interesse:<br />

es wurde uns jede mögliche unterstützung<br />

zugesagt, und sehr schnell<br />

stand fest, dass eine eröffnung der<br />

ausstellung zum neujahrsempfang<br />

der stadt idstein mit über 1000 geladenen<br />

Gästen das geeignetste Forum<br />

zu ihrer Präsentation sei.<br />

daraufhin beschlossen die studierenden<br />

einstimmig, die arbeit bis zum<br />

12.1.2007, dem termin des neujahrsempfangs,<br />

rechtzeitig fertig zu<br />

stellen – über einen monat früher, als<br />

der eigentliche abgabetermin der Prüfungsleistung<br />

lag.<br />

Borngasse in Idstein<br />

FH Mainz Forum /2007


Blick auf Unionskirche, Hexenturm und<br />

Rathaus<br />

Geschichten um die Geschichte<br />

ein großer motivationsschub war dabei<br />

idstein selbst: die stadt bietet eine<br />

so interessante, lebendige Geschichte,<br />

dass ihre aufarbeitung mit einer Vielzahl<br />

an erhaltenen historischen Gebäuden<br />

und Geschichten um die Geschichte<br />

ausgesprochen spannend war und<br />

einfach spaß machte:<br />

die stadt idstein (rheingau-taunus-<br />

Kreis) mit ca. 13.00 einwohnern liegt<br />

verkehrsgünstig an der a3 und dennoch<br />

landschaftlich reizvoll im taunus<br />

in der nähe des Feldbergs an der<br />

deutschen Fachwerkstraße. sie zeichnet<br />

sich durch eine über 1000jährige<br />

Geschichte aus, die auch heute noch in<br />

der intakten historischen stadtstruktur<br />

ablesbar ist.<br />

idstein wird urkundlich 1102 das erste<br />

mal erwähnt. 1287 erwirkte Graf<br />

adolf von nassau-idstein bei König<br />

rudolf von habsburg die Verleihung<br />

der stadtrechte. adolf von nassau war<br />

von 1292 bis 1298 als nachfolger<br />

von rudolf von habsburg deutscher<br />

König.<br />

bis 1721 war idstein (mit unterbrechungen)<br />

residenzstadt der Grafen bzw.<br />

Fürsten von nassau-idstein (auch über<br />

Wiesbaden!) und dadurch Zentrum der<br />

region. nach erlöschen der linie nassau-idstein<br />

hatte die stadt bedeutung<br />

als sitz des nassauischen (ab 1866<br />

preußischen) archivs, als Gerichtsort<br />

und sitz eines oberamtes. schulen wie<br />

Gymnasium, lehrerseminar, landwirtschaftsschule,<br />

baugewerkschule waren<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

aus den Fachbereichen<br />

Rathaus und Torbogengebäude Das Schiefe Haus<br />

landesherrliche/städtische Gründungen,<br />

die der stadt Zuspruch und Popularität<br />

brachten. seit ende des 18. bis<br />

mitte des 20. Jahrhunderts war idstein<br />

standort einer bundesweit bedeutenden<br />

lederindustrie.<br />

Idsteins Schätze<br />

idsteins schatz ist seine alte bausub-<br />

stanz: Fachwerkhäuser vom 15. bis<br />

zum 18. Jahrhundert, teilweise mit<br />

reichem schnitzwerk, adelssitze wie<br />

der stockheimer hof (der heutige<br />

höerhof) aus dem 16. Jahrhundert und<br />

die ehemals herrschaftliche Gebäudegruppe<br />

in der oberen schlossgasse<br />

mit hexenturm und schloss. reizvoll<br />

auch die schlichten, aber gepflegten<br />

und neuerdings wieder sehr begehrten<br />

handwerkerhäuser aus der Zeit der<br />

ersten stadterweiterung um 1700.<br />

der König-adolf-Platz ist das Zentrum<br />

der stadt und ihre gute stube. er<br />

ist umgeben von Fachwerkhäusern, die<br />

größtenteils um 1600 datieren. neben<br />

dem rathaus (1698) steht linkerhand<br />

das schiefe haus, das sich 1527 der<br />

major der stadtmiliz nicolay erbauen<br />

ließ. rechts vom rathaus das mächtige<br />

torbogengebäude, das 1497 als<br />

„Kanzleitor“ errichtet wurde und den<br />

Zugang zum schlossbezirk bildet.<br />

die Vorgängerbauten des idsteiner<br />

schlosses reichen vermutlich bis ins<br />

11. Jahrhundert zurück. Zwischen<br />

1614 und 1634 wurde das damalige<br />

schloss umgebaut und erweitert. Während<br />

der regierungszeit des letzten idsteiner<br />

Fürsten Georg august samuel<br />

(1665/1684-1721) erhielt das Gebäude<br />

seine innenausstattung durch z.t. namhafte<br />

Künstler. das schloss (seit 1946<br />

Gymnasium/Pestalozzischule) ist im<br />

rahmen von Führungen zu besichtigen.<br />

das malerische bauensemble vom<br />

torbogengebäude bis zum „hexenturm“<br />

ist zwischen 1497 und 1588 entstanden<br />

und diente repräsentations-,<br />

Verwaltungs- und Wohnzwecken. der<br />

hexenturm genannte bergfried ist das<br />

älteste bauwerk idsteins und wird um<br />

1170 datiert.<br />

die kleine Grünanlage im historischen<br />

stil läßt sich bis 1566 zurückverfolgen,<br />

als hier Graf balthasar (1520/1564-<br />

1568) einen lustgarten anlegte. sein<br />

nachfahr Graf Johannes (1603/1629-<br />

1677) stattete den Garten mit prächtig<br />

dekorierten künstlichen Grotten und<br />

seltenen Pflanzen aus.<br />

die evangelische unionskirche datiert<br />

in ihren ursprüngen aus dem 14. Jahrhundert.<br />

sie überrascht mit einem farbenprächtigen,<br />

bildergeschmückten innenraum<br />

(Künstler der rubensschule),<br />

der nach einem umbau von 1665-1677<br />

im 18. Jahrhundert vollendet wurde.<br />

Das Idsteiner Schloss<br />

7


is heute konnte idstein sein historisches<br />

Gesicht weitgehend erhalten,<br />

auch wenn der alte stadtkern in den<br />

50er Jahren durch eine hochwasserkatastrophe<br />

stark beschädigt wurde.<br />

Jedoch war damals schon das bewußtsein<br />

um dieses besondere historische<br />

und kulturelle erbe stark genug ausgeprägt,<br />

um frühzeitiger als in anderen<br />

städten und Gemeinden gestalterisch<br />

und planerisch positiv einzugreifen, zu<br />

entwickeln und zu erhalten.<br />

so stehen große teile idsteins heute<br />

unter denkmalschutz; eine Gestaltungssatzung<br />

sorgt für die steuerung<br />

von umbauten, modernisierungen und<br />

auch neubauten.<br />

Historisches Daumenkino<br />

diese Geschichte wurde nunmehr in<br />

der ausstellung dokumentiert:<br />

sie besteht aus insgesamt 28 Plakaten<br />

mit<br />

• 16 Plakaten in zeitlicher reihenfolge<br />

mit sogenannten schwarzplänen –<br />

das sind stadtgrundrisse, bei denen<br />

ausschließlich die Gebäude schwarz<br />

angelegt sind. diese Pläne fügen sich<br />

aneinander quasi wie ein daumenkino,<br />

mit dem man die siedlungsentwicklung<br />

von der stadtgründung bis<br />

heute nachvollziehen kann. sie werden<br />

durch texte und bilder erläutert;<br />

aus den Fachbereichen<br />

Anlage des Lustgartens von Graf Johannes im Jahre 1663 ... ... und heute<br />

• 11 Plakaten zu einzelobjekten – hier<br />

wird die Geschichte stadtbildprägender<br />

und für die entwicklung bedeutsamer<br />

bauwerke nacherzählt. dazu<br />

zählen z.b. das idsteiner schloss,<br />

der hexenturm, das Killingerhaus<br />

oder die unionskirche;<br />

• 1 einleitungsplakat.<br />

nach dem neujahrsempfang wird die<br />

ausstellung in das idsteiner rathaus<br />

transportiert und dort in den räumen<br />

des bauamtes dauerhaft zu sehen sein.<br />

um sie insbesondere allen idsteiner<br />

bürgerinnen und bürgern zugänglich<br />

und verfügbar zu machen, ist eine Präsentation<br />

mit download-möglichkeit<br />

auf der homepage der stadt idstein<br />

(www.idstein.de) vorgesehen.<br />

so soll diese ausstellung<br />

• das bewußtsein der bürgerinnen und<br />

bürger für ihren ort und dessen historische<br />

Wurzeln stärken,<br />

• helfen zu begreifen, warum diese<br />

stadt als schön empfunden wird und<br />

somit dazu beitragen, diese schönheit<br />

zu bewahren und weiterzuentwickeln,<br />

• unterstützen bei zukünftigen stadtentwicklungsplanerischen<br />

Projekten,<br />

aber auch<br />

• Geschichten aus 1000 Jahren erzählen<br />

und<br />

• spaß machen bei der entdeckung der<br />

eigenen stadt.<br />

Wir widmen diese ausstellung Frau<br />

christel lentz. sie war zunächst seit<br />

1997 stellvertretende, seit 2002 ehren-<br />

amtliche idsteiner stadtarchivarin. ohne<br />

ihr engagement, ihr Wissen und<br />

ihre unterstützung wäre diese arbeit<br />

nicht möglich gewesen.<br />

Schnitt durch Grotte (1656), ehemaliges<br />

Gartenhaus von Graf Balthasar<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

FH Mainz Forum /2007


FH Mainz Forum /2007<br />

Fh mainZ international<br />

„Wie schön, auf diese Art zu studieren“<br />

50 Studierende aus vier Ländern in einem internationalen<br />

Workshop zum Braun-Prize 2007<br />

Braun-Workshop zum Braun-Prize<br />

als ich vor 38 Jahren den ersten braundesign-Preis<br />

gewonnen habe, wusste<br />

ich nicht, wie er mein leben verändern<br />

würde. ich habe während meiner gesamten<br />

laufbahn als designer davon<br />

profitiert. die möglichkeit, 39 Jahre<br />

später mit ca. 50 studenten an diesem<br />

renommierten Förderpreis noch<br />

einmal, in etwas anderer Funktion,<br />

teilzunehmen, ist eine besondere herausforderung<br />

für mich.<br />

teilnehmer dieses Workshops sind unsere<br />

Partnerhochschulen:<br />

isia rom mit <strong>Prof</strong>. marco Vagnini<br />

und Paolo crescenti mit 22 studenten;<br />

swinburne university of technology<br />

mit <strong>Prof</strong>. lotars Ginters mit 13 studenten;<br />

die akademia sztuk Pieknych<br />

w Gdansku mit zwei studenten und<br />

die Gruppe des mainzer studiengangs<br />

innenarchitektur mit 17 teilnehmern.<br />

als ich bei den Partnerhochschulen<br />

nach dem interesse eines unternehmens<br />

dieser art anfragte, war man<br />

im isia rom sofort begeistert, an der<br />

swinburne university passte es erst<br />

nicht direkt in das Programm, wurde<br />

dann aber von den studenten begeistert<br />

angenommen. unsere Gäste aus<br />

Gdansk haben die chance, mit der<br />

hilfe eines braun Veteranen am braun-<br />

Preis teilzunehmen, sofort erkannt und<br />

gerne aufgenommen.<br />

mein Ziel bei diesem Workshop war<br />

es, so viele studenten wie möglich<br />

mit dem „braun-design-Virus“ zu infizieren.<br />

Während der 6 monate<br />

Zusammenarbeit habe<br />

ich versucht, den 50<br />

studenten die Werte eines<br />

ehrlichen und guten<br />

designs innerhalb des<br />

Workshops, im sinne<br />

der braun-Philosophie<br />

in ihren anfängen vor<br />

50 Jahren, zu vermitteln.<br />

Florian Seiffert<br />

der zwischenmenschliche<br />

austausch zwischen den studentengruppen<br />

und den <strong>Prof</strong>essoren ist<br />

auch nicht vernachlässigt worden und<br />

wird durch reisen, e-mails und viele<br />

telefonate aktiv gehalten. sehr gefreut<br />

habe ich mich darüber, wie selbst-<br />

verständlich der umgang miteinander<br />

war und wie hoch Gastfreundschaft<br />

zwischen den studenten gewertet wird.<br />

dabei wurden keine Kosten und keine<br />

Zeit gescheut.<br />

da wurden extra betten gekauft, die<br />

mütter haben gekocht, es wurde gearbeitet,<br />

gefeiert und besichtigt, es war<br />

ein event der extra Klasse mit einem<br />

enormen lerneffekt und<br />

austausch von ideen und<br />

meinungen. Wenn wir<br />

auch nicht unbedingt den<br />

1. Preis gewinnen werden,<br />

so haben wir doch<br />

alle sehr viel von dieser<br />

Zusammenarbeit mitgenommen.<br />

mein dank gilt allen<br />

teilnehmern und unseren<br />

vielen helfern und unterstützern<br />

des Fachbereichs und Frau<br />

Plate und herrn Weiler vom international<br />

office.<br />

<strong>Prof</strong>. Florian seiffert<br />

Fachhochschule Mainz<br />

9


Der super Erasmus-Austausch<br />

das Programm erasmus basiert<br />

auf dem austausch von hochschulstudenten,<br />

ein austausch 1 zu 1, ein<br />

student geht, ein anderer kommt zur<br />

gleichen Zeit. diesmal war es ein<br />

austausch zwischen größeren Gruppen<br />

von studenten. <strong>Prof</strong>. seiffert hatte diese<br />

idee angeregt, und wie kann man so<br />

eine Gelegenheit ablehnen?<br />

ein internationaler Wettbewerb, ein<br />

austausch zwischen so vielen Personen,<br />

die möglichkeit, in so einer<br />

offenen art und Weise miteinander zu<br />

arbeiten, all dies war sehr interessant.<br />

so begann das abenteuer.<br />

die deutschen studenten sind in rom<br />

mit großer Gastfreundschaft und herzlichkeit<br />

aufgenommen worden, und so<br />

war es schon vom zweiten arbeitstag<br />

an eine große Familie. im selben Geist<br />

wurden wir in mainz empfangen und<br />

versorgt.<br />

unterdessen hatte sich „die Familie“<br />

um eine Gruppe australischer studenten<br />

erweitert, wir waren bei gut 50<br />

Personen angekommen. die arbeitszeiten<br />

waren - ganz deutsch – gewissenhaft<br />

und präzise von <strong>Prof</strong>. seiffert<br />

vorbereitet worden, so dass alle Zusammenkünfte<br />

optimal genutzt werden<br />

konnten. die italienischen studenten<br />

konnten die Prüfstelle für baustoffe<br />

der Fh mainz, bei herrn <strong>Prof</strong>. herold<br />

und <strong>Prof</strong>. edelmann, besuchen, um ihre<br />

technischen Kenntnisse anhand von<br />

materialversuchen zu erweitern.<br />

am dienstag, dem zweiten tag, sind<br />

wir (alle 50) durch Frankfurt gelaufen<br />

und haben unter anderem fünf museen<br />

besucht. unser interesse galt vorwiegend<br />

der modernen architektur. Für<br />

viele der italienischen Jugendlichen,<br />

die es gewohnt sind, sich in einem<br />

geschichtsträchtigen umfeld zu bewegen,<br />

war es ein radikaler Wechsel der<br />

urbanen szene.<br />

die stadt hat uns einen wunderbaren<br />

sonnenuntergang geschenkt, sehr unterschiedliche<br />

dominierende Farbeindrücke<br />

im Gegensatz zu italien, – und<br />

Fh mainZ international<br />

dies alles ist durch <strong>Prof</strong>. seifferts initiative<br />

möglich gemacht worden. durch<br />

die für Weihnachten dekorierte stadt<br />

zu spazieren, war auch eine neue erfahrung<br />

für uns alle, wir waren fasziniert<br />

von der Fröhlichkeit der Plätze,<br />

den Weihnachtsdekorationen, den traditionen<br />

und deren objekte, die das<br />

deutsche Weihnachtsfest verschönern .<br />

um uns – in erwartung der begegnung<br />

mit dem „mythos dieter rams“ am<br />

nächsten tag – etwas<br />

zu entspannen, hat die<br />

Gruppe der deutschen<br />

studenten abends eine<br />

Party organisiert. Wir<br />

verbrachten einen angenehmen<br />

abend, wir<br />

aßen sachen, die die<br />

studenten gekocht hatten<br />

und hörten musik,<br />

ich habe keinen appell<br />

für ein ende des abends<br />

Marco Vagnini<br />

erlassen… und ich möchte nicht wissen,<br />

was alles noch so passiert ist ...<br />

Mittwoch:<br />

trommelwirbel zur rams – Prüfung!<br />

ich denke, dies ist einer der tage gewesen,<br />

die man sein ganzes leben nicht<br />

vergisst. <strong>Prof</strong>. rams war beeindruckend,<br />

hat intelligente Worte für jeden<br />

der studenten gefunden, hat Vertrauen<br />

gezeigt in die ihm vorgelegten arbeiten<br />

und gleichzeitig präzise ratschläge<br />

dazu gegeben. Vielen dank noch mal<br />

an herrn <strong>Prof</strong>. rams für seine uns zur<br />

Verfügung gestellte Zeit.<br />

nun ist auch <strong>Prof</strong>. Paolo crescenti aus<br />

italien zu uns gestoßen, mein Kollege<br />

vom design-Kurs in rom, auch er<br />

war interessiert, <strong>Prof</strong>. rams‘ beobachtungen<br />

und kritische anmerkungen zu<br />

den studentenarbeiten zu hören.<br />

und nun wurde wieder gefeiert. „ Wie<br />

schön, auf diese art zu studieren“,<br />

sagte mir eine italienische studentin.<br />

am tage arbeiten und abends feiern<br />

– Was sagt man dazu? es wäre schön,<br />

wenn alle so ein leben hätten.<br />

Donnerstag:<br />

Früh aufstehen, wir gehen zu braun.<br />

das braun-museum öffnet weit seine<br />

Pforten und hat es sich zum auftrag<br />

gemacht, durch eine gewissenhafte<br />

sammlung von Produkten aus 40 Jahren<br />

zu zeigen, welche dazu beigetragen<br />

haben, diese Firma groß zu machen.<br />

einige der jungen braun-designer haben<br />

uns auf eine reise durch die<br />

Geschichte der Produkte geführt. dies<br />

war noch einer der tage,<br />

der demjenigen die<br />

augen öffnete, der ein<br />

großer designer werden<br />

möchte. die Welt<br />

der vielschichtigen<br />

Produkte konnten wir<br />

mit händen greifen, die<br />

entwicklung einer Produktfamilie<br />

innerhalb<br />

von 40 Jahren sehen,<br />

uns bewusst machen,<br />

dass design ein Prozess ist und nicht<br />

eine einfache aktion von „make-up“<br />

der technik ... möglicherweise haben<br />

die jungen leute dies nicht restlos verstanden,<br />

aber der Keim wurde gelegt<br />

und er wird Früchte tragen.<br />

Abfahrt:<br />

die Familie ist gewachsen und sie<br />

fühlt sich verbunden, und jetzt ist der<br />

abschied traurig. es gibt viele neue<br />

ideen und den Wunsch, sich wieder zu<br />

sehen. man fährt ab mit der sicherheit,<br />

dass es über kurz oder lang ein nächstes<br />

Fest geben wird. es war fantastisch,<br />

junge menschen zu sehen, die versucht<br />

haben, sich mittels der verschiedenen<br />

sprachen, deutsch, italienisch, englisch,<br />

französisch, mit den händen,<br />

mit dem lächeln oder wie sie sich<br />

sonst verständigen konnten, kennen<br />

zu lernen.<br />

die Zukunft sieht so aus und es wird<br />

eine schöne Zukunft sein, wenn wir<br />

wissen, wie wir sie gestalten können.<br />

<strong>Prof</strong>essor marco Vagnini<br />

ISIA / ROMA<br />

0 FH Mainz Forum /2007


i have to admit when asked to write a<br />

small report 2 weeks ago to describe<br />

our study abroad experience in<br />

Germany i may have complained just<br />

a little bit, sulked, moped around the<br />

house and just generally spent my<br />

time procrastinating in the sun. so,<br />

hours before the deadline i sit down<br />

to think about my time in mainz and<br />

if i actually learnt anything potentially<br />

useful during my visit.<br />

surprisingly, for someone who tends to<br />

think they know pretty much everything<br />

about, well the entire universe, i had<br />

quite a long list.<br />

a group of thirteen industrial design,<br />

interior design and Product design<br />

engineering students from swinburne<br />

university of technology, melbourne<br />

australia, took part in the 2006 German<br />

study tour.<br />

We all worked on our designs for<br />

the 2007 braun Prize during our five<br />

week visit. We had the opportunity<br />

to meet and present to German and<br />

italian design students and learned<br />

how european design schools teach<br />

the design process.<br />

in hindsight my journey through<br />

Germany was the singularly most<br />

valuable design experience i have<br />

undertaken throughout my design<br />

studies. as clichéd as it may seem,<br />

Germany is multi layered; exposing<br />

itself in small doses in the most unlikely<br />

of places, small intimate towns or<br />

found in food or bars or restaurants.<br />

the one prominent realisation that<br />

impacted on me considerably was the<br />

contrast in culture between australia<br />

and Germany. in many ways Germany<br />

is a complex network of new and old. it<br />

never ceases to surprise me how young<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Fh mainZ international<br />

some things, i could attribute to the<br />

lifetime of experience that <strong>Prof</strong>essor<br />

seiffert partly shared with us. simple<br />

things like, the idea of exploring and<br />

refining the actual concept of our<br />

product rather than just its aesthetic<br />

form, should have been blatantly<br />

obvious to students finishing their<br />

second year of design yet for most of<br />

us it hadn’t clicked in yet.<br />

other aspects i could definitely thank<br />

the students of Fh mainz for. the<br />

maturity and professionalism with<br />

which they approached their own<br />

and fellow students work with was<br />

definitely impressive. as someone<br />

For the last two weeks of the tour we<br />

were based at Fh mainz and worked<br />

on our projects with <strong>Prof</strong>essor seiffert<br />

who guided and helped us to develop<br />

our concepts. We were also taken to a<br />

number of museums in Frankfurt and<br />

on a winery tour to top off a busy two<br />

weeks.<br />

all of the staff and students were<br />

very welcoming and friendly which<br />

made our time in mainz much more<br />

enjoyable. thankyou to the <strong>Prof</strong>essor<br />

australia is, and how much we can learn<br />

from cultural revolutions. many large<br />

cities that were destroyed in the war<br />

have been rebuilt and as a consequence,<br />

a new atmosphere emerges. hamburg<br />

is a great representation of alternative<br />

lifestyle; it is cultural, creative<br />

– a politically active melting pot of<br />

humanity. Germany offers differing<br />

design experiences for students.<br />

relationships between professors and<br />

students are greatly different from that<br />

in the australian university setting. i<br />

was enlightened by <strong>Prof</strong>essor seiffert’s<br />

approach to design and method of<br />

sick and tired of receiving glares for<br />

asking, “what does this part do?” i<br />

was so excited to see that they actually<br />

took advice as just that, advice, not<br />

an attack on their self-esteem and<br />

personal inadequacies as designers.<br />

not to mention the fact that they were<br />

there, in reality, to work, not to simply<br />

scrape a pass and finish their course.<br />

it was a humbling experience to be<br />

able to work alongside such motivated<br />

and dedicated people and i’m sure it<br />

wouldn’t have taken any of them 2<br />

weeks to write a 250 word report.<br />

abbey reynolds<br />

Swinburne University of Technology,<br />

Melbourne<br />

seiffert and erich Weiler for helping<br />

and looking after us and thankyou to<br />

the students for making us feel right<br />

at home. it was a valuable experience<br />

that i will never forget.<br />

Peter morenos<br />

Swinburne University of Technology,<br />

Melbourne<br />

teaching and felt a great desire to<br />

learn, something which lay dormant<br />

prior to my German experience. i can<br />

only describe the experience as feeling<br />

like an inquisitive child desiring to<br />

consume every design and cultural<br />

experience that was on offer.<br />

history defines culture and we define<br />

our history.<br />

melissa salata<br />

Swinburne University of Technology,<br />

Melbourne


Fh mainZ international<br />

Die Teilnehmerinnen<br />

und<br />

Teilnehmer des<br />

Braun-Prize<br />

Workshops<br />

2007<br />

2 FH Mainz Forum /2007


Arc steht für Konzentration, Stressabbau und Purismus im<br />

Gegensatz zu unsrer Überflussgesellschaft. Nach dem Vorbild<br />

des alt-chinesischen Bogens wurde das Konzept des<br />

leichter spannbaren Bogens mit Hilfe von modernen Materialien<br />

in unsere heutige Zeit übersetzt.<br />

Carsten Friedrich, Sheng Li<br />

Fastlane a lifeguard equipment<br />

Fastline ist ein Schwimmutensil, das Rettungsschwimmern<br />

eine schnellere Rettung ermöglicht. Die Armflosse besteht<br />

aus einer Kombination aus Neoprenhandschuh und flexibler<br />

Elastomerflosse, die am Arm anliegt und sich nur durch<br />

Schwimmbewegungen öffnet. Die Schwimmmaske mit integriertem<br />

Schnorchel ermöglicht eine bessere Sicht und<br />

erlaubt das Sprechen unter der Maske.<br />

Christoph Speh<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Fh mainZ international<br />

embrace<br />

Embrace verkörpert ein komplett neues Sitzsystem für die<br />

Arbeit am Computer. Das Bruststützsystem fördert ein dynamisches<br />

Sitzen und verhindert eine krumme Sitzposition.<br />

Durch die hinten aufsteigende Sitzfläche wird der Rücken<br />

ausreichend gestützt, so dass keine zusätzliche Rückenlehne<br />

mehr nötig ist.<br />

Katharina Neuhaus<br />

Control S1<br />

Control S1 ist eine bewegungsstabile Krankentrage, die mit<br />

Hilfe von Sensoren vertikale Bewegungen registriert, die<br />

durch sich auf- und abbewegende hydraulische Kolben sofort<br />

ausgeglichen werden. Somit ist die Oberfläche der Trage<br />

immer horizontal. Stöße und Erschütterungen werden nicht<br />

übertragen.<br />

Julia Schlotter


Fh mainZ international<br />

Kinderwagen mit hydraulischer Hebefunktion, um beim Treppensteigen den Kinderwagen<br />

leichter aufnehmen zu können. Zosia<br />

Digitales Photoalbum zur besseren Organisation der Photos. Paolo Grungo<br />

FH Mainz Forum /2007


Teamgeist inspiriert<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Fh mainZ international<br />

Swinburne Faculty of Design Study Tour to FH Mainz Germany<br />

in november 2006 a group of 13 interior, industrial and<br />

Product design students travelled to Germany for a five week<br />

study tour. the aim of the tour was to expose the students to<br />

other styles and types of design, as well as different teaching<br />

methods. together with senior lecturer lotars Ginters, the<br />

students spent two weeks touring Germany and its cultural<br />

and design sites, including the bauhaus, bmW, the hessen<br />

design centre and the braun museum and archives.<br />

they were then based at Fh mainz for three weeks of<br />

project work, under the guidance of former braun designer<br />

and Fh mainz senior lecturer <strong>Prof</strong>essor Florian seiffert.<br />

the project was introduced by former swinburne student ben<br />

auf initiative der <strong>Prof</strong>essoren Florian<br />

seiffert (mainz) und marco Vagnini<br />

(rom) fand im rahmen des entwurfsprojektes<br />

braun – Preis 2007 eine<br />

hochschulübergreifende Zusammenarbeit<br />

zwischen der swinburne university,<br />

der isia rom, akademia sztuk<br />

Pieknych w Gdansku danzig und der<br />

Fachhochschule mainz statt. daraus<br />

entstand eine semesterarbeit im studiengang<br />

innenarchitektur, schwerpunkt<br />

Produktdesign. als Vorbereitung für<br />

das Projekt wurde die designgeschichte<br />

und entwicklung des unternehmens<br />

braun analysiert, wonach jeder<br />

teilnehmer an einem eigenständigen<br />

Produktkonzept, basierend auf der Firmenphilosophie,<br />

arbeitete.<br />

diese entwürfe wurden bei im Vorfeld<br />

organisierten Workshops in rom und<br />

mainz präsentiert, korrigiert und diskutiert.<br />

danach arbeiteten die Gruppen<br />

wieder eigenständig, aber mit gutem<br />

Kontakt zu den Workshoppartnern an<br />

ihren Projekten weiter, bis wir schließlich<br />

alle gemeinsam unsere arbeiten<br />

bei braun einreichten.<br />

der Workshop hat besonders viel spaß<br />

gemacht, da sich viele persönliche<br />

Kontakte ergeben haben. auch die zusätzliche<br />

betreuung durch <strong>Prof</strong>. Vagnini<br />

(isia rom) hat sich als spannend,<br />

hilfreich und intensiv herausgestellt.<br />

insgesamt arbeiteten unter den Fittichen<br />

von <strong>Prof</strong>. seiffert, der das ganze<br />

Projekt als ehemaliger designer bei<br />

braun mit viel herzblut betreute, studenten<br />

aus rom, danzig und melbourne,<br />

mainz nicht zu vergessen.<br />

<strong>Prof</strong>. Vagnini besuchte uns schon in<br />

der anfangsphase, um unsere ideen zu<br />

begutachten und uns mit seiner anderen<br />

herangehensweise neue Perspektiven<br />

zu eröffnen. außerdem begeisterte<br />

er mit einem Vortrag über „bruno munari<br />

und die 21 Punkte“. als nächstes<br />

stand dann unser fünftägiger besuch in<br />

rom an. Wir konnten alle bei unseren<br />

Gastgebern unterkommen und hatten<br />

so die möglichkeit, den italienischen<br />

alltag live und in Farbe mitzuerleben.<br />

Wir haben uns dabei sehr wohl gefühlt<br />

und wurden liebevoll verköstigt.<br />

Zwei volle tage verbrachten wir mit Präsentationen<br />

und Vorlesungen an der isia,<br />

dabei wechselten wir zwischen italienisch,<br />

englisch und deutsch hin und her.<br />

aber Verständnisprobleme gab es nie, da<br />

Kathi, unser sprachgenie, wie auch max,<br />

unser halbitaliener, immer als Übersetzer<br />

fungierten, wenn es nötig war.<br />

die restliche Zeit genossen wir das kulinarische<br />

und kulturelle rom. besonders<br />

die persönlichen Führungen von <strong>Prof</strong>.<br />

Vagnini durch die verwinkelten Gassen<br />

der innenstadt mit anekdoten und<br />

Kaffeeproben brachten uns rom näher<br />

und waren etwas besonderes. auf einer<br />

eigens für uns organisierten Party in der<br />

isia wuchs die Gruppe zu einer großen,<br />

bunten Familie zusammen.<br />

Wilson from the braun design team<br />

and the students spent an informative<br />

day at the firm receiving project<br />

briefing, design studio and factory<br />

tours. the students found the study<br />

tour very inspiring, and certainly enjoyed<br />

their travels around Germany.<br />

Sue Ackroyd<br />

there will be an exhibition of their<br />

project work at swinburne‘s Faculty of design Gallery from<br />

19 February - 9 march 2007.<br />

sue ackroyd<br />

Swinburne University of Technology, Melbourne<br />

der abschied fiel dementsprechend<br />

schwer, auch wenn das baldige Wiedersehen<br />

in mainz schon organisiert<br />

war. die Gruppe aus melbourne hatte<br />

sich schon eine gute Woche in unserer<br />

modellbauwerkstatt eingearbeitet, bis<br />

wir die studenten aus rom in empfang<br />

nehmen konnten. so waren endlich<br />

alle versammelt und ein erneuter<br />

Präsentationsmarathon begann. dabei<br />

hatten wir besuch von <strong>Prof</strong>. dr. h.c.<br />

dieter rams, der sich interessiert einige<br />

modelle und Konzeptideen zeigen<br />

ließ.<br />

bevor beide Gruppen wieder abreisten,<br />

besuchten wir alle zusammen die<br />

im taunus ansässige Firma braun.<br />

dort war bereits eine Führung durchs<br />

firmeneigene museum und ein Vortrag<br />

zur Firmengeschichte für uns organisiert.<br />

danach ging es weiter ins Kloster<br />

eberbach, wo wir uns bei einer Weinprobe<br />

von unseren Gästen verabschiedeten.<br />

nun mussten wir „nur noch“ unsere<br />

Projekte für die einsendung zum Wettbewerb<br />

ausarbeiten, und auch wenn<br />

mit der abgabe das Projekt als erledigt<br />

gilt, hoffen wir, den Kontakt zu<br />

unseren ausländischen Kommilitonen<br />

beizubehalten und sie hoffentlich bald<br />

wieder zu sehen. Vielleicht geht es für<br />

den einen oder anderen von uns in<br />

sachen braun Prize noch weiter ….


Vertreter der COEUR-Partner diskutierten im Januar in<br />

Bacharach die Struktur des Business Creativity Moduls.<br />

Zu Gast war <strong>Dr</strong>. <strong>Morath</strong>, Präsident der Fachhochschule<br />

Mainz (rechts)<br />

Fh mainZ international<br />

Nachdem in den vergangenen Jahren schon drei COEUR Ideen-Workshops (COEUR steht für: Competence in<br />

European Entrepreneurship) erfolgreich durchgeführt worden waren, unterstützt die EU jetzt die systematische<br />

Überführung der Erfahrungen in ein Unterrichtsmodul und dessen europaweite Einführung mit über 217.000,- G.<br />

Sich immer wieder neu erfinden<br />

aufbauend auf einer idee, die ich gemeinsam<br />

mit andrew turnbull von<br />

der robert-Gordon-university, aberdeen,<br />

entwickelt hatte, hatten seit 2004<br />

regelmäßig Workshops<br />

zur entwicklung<br />

europäischer<br />

unternehmerischer<br />

ideen stattgefunden.<br />

2004 in mainz,<br />

2005 in aberdeen<br />

und 2006 in Wroclaw<br />

waren dabei<br />

jeweils 40-50 studierende<br />

der sechs<br />

Partnerhochschulen<br />

aus lissabon,<br />

dijon, breslau,<br />

Prag, aberdeen<br />

und mainz zusammen<br />

gekommen. in<br />

interdisziplinären<br />

Bert Christmann, JCI (stehend), begrüßte COEUR-Partner und Studierende im<br />

Posthof Bacharach. Von links Valérie Ballerau (ESC Dijon), Andrew Turnbull<br />

(RGU Aberdeeen), Hildegard Klär (COEUR Team Mainz), Gonsalo Pernas (ISCTE<br />

Lissabon)<br />

„Man lernt nur dazu, wenn man nicht gleicher<br />

Meinung ist“ | EU-Kommission unterstützt Entwicklung<br />

eines innovativen interkulturellen Moduls zur Business<br />

Creativity der FH Mainz und fünf europäischer Partnerhochschulen<br />

von Matthias Eickhoff<br />

„Die Zusammenarbeit war aufregend,<br />

spannend, und oft auch kompliziert.<br />

Sie stellte jeden einzelnen von uns<br />

vor neue Herausforderungen. Entscheidungsfindung<br />

und Einigung, zusammen<br />

mit den kulturellen Unterschieden,<br />

machte die Kommunikation<br />

nicht immer einfach, aber eins habe<br />

ich während dieser Woche gelernt:<br />

Man lernt nur dazu, wenn man nicht<br />

gleicher Meinung ist. Diese Woche<br />

war eine unglaubliche Erfahrung für<br />

mich. Sie hat mich mit Menschen<br />

zusammen gebracht, die unterschiedlicher<br />

nicht hätten sein können und<br />

hat mir die Augen geöffnet. Ich kann<br />

es jedem nur empfehlen, bei der<br />

nächsten Gelegenheit an diesem jährlichen<br />

Ereignis teilzunehmen.“<br />

Rebecca Sewell, Teilnehmerin<br />

COEUR Workshop 2005<br />

teams hatten sie innerhalb einer Woche<br />

unternehmerische ideen mit europäischer<br />

dimension für neue Produkte,<br />

Prozesse oder soziale innovationen<br />

entwickelt und schließlich einer Jury<br />

aus unternehmern, investoren und be-<br />

ratern präsentiert.<br />

das coeur<br />

ideen-Workshop-<br />

Konzept war im<br />

september vergangenen<br />

Jahres<br />

bei dem 6th internationalentrepreneurship-<br />

Forum in riga<br />

mit dem ‚best<br />

Paper award for<br />

most creative<br />

effort’ ausgezeichnet<br />

worden.<br />

die Partner hatten<br />

vor einem<br />

Jahr die Finanzierung eines Projektes<br />

beantragt, mit dem die erfahrungen<br />

der bisherigen coeur - ideen-Workshops<br />

in die entwicklung eines studienmoduls<br />

eingebracht werden sollen.<br />

das modul soll als Wahlpflichtmodul<br />

im bacherlor-studium der Partnerhochschulen<br />

schon im Wintersemester<br />

2007/2008 erstmals angeboten werden.<br />

im folgenden Jahr ist dann die allgemeine<br />

Vorstellung und europaweite<br />

Verbreitung des moduls geplant.<br />

das modul baut inhaltlich auf verschiedenen<br />

Projekten und Publikationen auf,<br />

die von mir mit den mitarbeitern und<br />

Partnern des instituts für unternehmerisches<br />

handeln iuh in den vergangenen<br />

Jahren an der Fh mainz<br />

entwickelt worden waren. im Vordergrund<br />

des interesses standen dabei die<br />

entwicklung einer europäischen unternehmerkultur,<br />

euroPreneurship, sowie<br />

die erweiterung der betrachtung<br />

FH Mainz Forum /2007


Studierende der FH Mainz stellten in Bacharach<br />

Konzepte zum Marketing des COEUR<br />

Business Creativity Moduls vor<br />

der unternehmensentwicklung (business<br />

Planning) um die Perspektive der<br />

business creativity und des business<br />

development: dauerhaft erfolgreiche<br />

unternehmen müssen sich systematisch<br />

immer wieder neu erfinden!<br />

das neue business creativity - modul<br />

soll einen beitrag leisten, die studierenden<br />

auf diese immer wichtiger werdenden<br />

erfolgsvoraussetzungen vorzubereiten.<br />

drei teilaspekte der business<br />

creativity werden darin integriert sein:<br />

die Frage der kreativen Problemdefinition,<br />

die in die Festlegung des<br />

unternehmensgegenstandes mündet,<br />

die möglichkeiten und Grenzen der<br />

nutzung von Kreativitätstechniken<br />

zur unternehmerischen Problemlösung,<br />

die das Geschäftsmodell wesentlich<br />

mitbestimmt, sowie die Gestaltung<br />

der Voraussetzung der Kommerzialisierung<br />

von Geschäftsideen, die die<br />

Verbindung zum business Planning<br />

herstellt.<br />

Europäische Vielfalt als Inspirationsquelle<br />

ein wesentlicher aspekt des coeur-<br />

bcm-Projektes liegt dabei in seiner<br />

europäischen ausrichtung. europa ist<br />

auch heute noch geprägt von oftmals<br />

sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen,<br />

rechtlichen und vor allem kulturellen<br />

bedingungen. dies wird häufig als<br />

hindernis und tendenzieller standortnachteil<br />

gegenüber amerika und asien<br />

verstanden. dagegen geht das coeur –<br />

team bei der entwicklung seiner ansätze<br />

davon aus, dass gerade diese<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Fh mainZ international<br />

Sir Charles Skene, erfolgreicher schottischer<br />

Unternehmer und Namensgeber des<br />

Center for Entrepreneurship der Robert-<br />

Gordon University, Aberdeen, im Gespräch<br />

mit COEUR-Teilnehmern 2005<br />

europäische Vielfalt eine wesentliche<br />

Quelle kreativer unternehmerischer<br />

ideenfindung sein kann, die zur bewältigung<br />

der herausforderungen der<br />

Zukunft in Wirtschaft und Gesellschaft,<br />

technologie und umwelt beiträgt.<br />

Während die effekte der interkulturellen<br />

Zusammenarbeit bei den coeur<br />

ideen-Workshops in der unmittelbaren<br />

interaktion der teilnehmer erfahrbar<br />

werden, soll die Zusammenarbeit der<br />

studierenden in dem business-creativity<br />

modul elektronisch unterstützt<br />

werden. Zeitgleich werden dazu die<br />

Veranstaltungen in den Partnerhochschulen<br />

angeboten werden und die<br />

studierenden werden ihre ideen und<br />

Konzepte gemeinsam über das internet<br />

entwickeln. Vor ort in den jeweiligen<br />

hochschulen arbeiten die studierenden<br />

ferner teamübergreifend zusammen<br />

und erhalten unterstützung vom<br />

betreuenden hochschullehrer. hier<br />

finden auch die abschlusspräsentationen<br />

vor einer Jury statt.<br />

nachdem sich die Partnerhochschulen<br />

bei einem ersten Koordinationstreffen<br />

im Januar in bacharach bereits auf die<br />

struktur des moduls geeinigt hatten,<br />

soll der nächste wichtige schritt in<br />

der Verabschiedung der ausgearbeiteten<br />

inhalte im Juli im schottischen<br />

aberdeen erfolgen. im september<br />

findet in lissabon der diesjährige<br />

coeur ideen-Workshop statt und im<br />

anschluss daran soll das ergebnis als<br />

Prototyp erstmals öffentlich vorgestellt<br />

werden. nach dem ersten testlauf im<br />

kommenden Wintersemester 2007/08<br />

‚SmartWeight’, der spätere Präsentationssieger<br />

2005, trifft letzte Vorbereitungen<br />

werden die überarbeiteten ergebnisse<br />

dann in 6 nationalen Konferenzen in<br />

den Partnerländern auch anderen europäischen<br />

hochschulen präsentiert<br />

werden. Ziel ist es, in den kommenden<br />

Jahren möglichst viele neue hochschulkooperationen<br />

anzuregen und zur<br />

umsetzung des coeur business-creativity<br />

moduls zu ermutigen.<br />

besonders bei der umsetzung des moduls<br />

bauen die coeur Partner auf die<br />

Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsjunioren.<br />

die Wirtschaftsjunioren<br />

(Junior chamber international, Jci)<br />

hatten erstmals bereits den coeur-<br />

Workshop 2004 in der Fachhochschule<br />

mainz unterstützt und arbeiten seither<br />

mit dem coeur-team zusammen.<br />

Für die entwicklung des coeur<br />

business creativity module hat Jci–<br />

europe die Kooperation zugesagt.<br />

YOMP! Spielerisch erlernen Studierende<br />

den Weg zum erfolgreichen Unternehmertum<br />

7


Im Reich der Mitte ist die Zukunft greifbar ...<br />

Praktikum bei Siemens Ltd. in Peking<br />

von René Jouaux<br />

ein Praktikum in china? aber klar<br />

doch! spätestens nach meinem Praxissemester<br />

in den usa war mir klar, dass<br />

ich auch den anderen teil der Welt<br />

kennenlernen wollte, bevor ich mein<br />

studium beende.<br />

somit flog ich direkt nach den letzten<br />

Klausuren im sommer 2006 nach beijing,<br />

um mein 3-monatiges Praktikum<br />

bei siemens ltd. china zu absolvieren.<br />

Was mir bisher nur aus Fernsehen, Zeitung<br />

oder Fachpresse bekannt war, wird<br />

in der übersetzt „nördlichen hauptstadt“<br />

von china realität. der fernöstliche<br />

aufschwung ist hier im moment<br />

spürbarer als je zuvor und die jüngsten<br />

ausschreibungen für die olympiade<br />

2008 haben unzählige weitere unternehmen<br />

in die stadt gebracht. schätzungsweise<br />

sind im augenblick über<br />

1000 Kräne im einsatz, um die neuen<br />

bürotürme, hotels, apartmentgebäude<br />

und einkaufszentren in rekordzeit<br />

hochzuziehen. selbst das unternehmen<br />

siemens, das bereits seit 1872<br />

auf dem chinesischen markt vertreten<br />

ist, baut gerade ein neues headquarter<br />

Fh mainZ international<br />

Sommerpalast Himmelstempel Kaiserpalast<br />

in beijing, welches bis ende nächsten<br />

Jahres pünktlich zur olympiade fertiggestellt<br />

sein soll.<br />

<strong>Prof</strong>essionelle Unterstützung<br />

die aufnahme vor ort bei siemens war<br />

ausgezeichnet. untergebracht wurden<br />

sämtliche Praktikanten in der nähe des<br />

Werkes in einem schon fast luxuriösen<br />

apartment, da neben Küche, schlafzimmer<br />

mit eigenem bad auch der tägliche<br />

Zimmerservice dazugehörte. siemens<br />

in beijing betreut stets ca. 30 Praktikanten<br />

und trainees und aufgrund dieser<br />

routine verlief mein einstieg absolut<br />

reibungslos. Während meines Praktikums<br />

wurde ich bei siemens business<br />

services (sbs) eingesetzt. neben den<br />

vielen anderen sparten von siemens ist<br />

sbs ein it-service Provider und liefert<br />

verschiedene it-dienstleistungen für<br />

siemens und viele andere Kunden im<br />

asiatischen raum.<br />

meine aufgabe bestand darin, ein<br />

browserbasiertes management cockpit<br />

mit ampel- und trendfunktionen<br />

für die sbs-Geschäftsleitung aufzusetzen.<br />

da die bsc mindestens einmal im<br />

hauptstudium behandelt wurde, war es<br />

sehr interessant, gerade in china eine<br />

praktische umsetzung unterstützen zu<br />

dürfen. Gemäß der theorie wurden<br />

bereits auf basis der siemens Vision<br />

und mission geeignete Ziele, messgrößen<br />

und Key-Performance-indikatoren<br />

definiert.<br />

„Ja“ oder „nein“ ?<br />

das aufsetzen und die Konfiguration<br />

der software verlief relativ problemlos,<br />

da mich ein systemsingenieur aus<br />

deutschland hierbei unterstützte. die<br />

Klärung und Prüfung der reports und<br />

datenqellen stellte mich jedoch vor die<br />

ersten kulturellen herausforderungen.<br />

ich lernte schnell, dass „Ja“ oft vielleicht<br />

heißt und ein „hier bin ich<br />

der richtige ansprechpartner“ kann im<br />

schlimmsten Fall bedeuten, „ich habe<br />

überhaupt keine ahnung davon!“.<br />

nach den 3 monaten meine ich behaupten<br />

zu können, dass mit genug<br />

FH Mainz Forum /2007


Geduld, einem langen atem und der<br />

richtigen strategie, mit der man auf die<br />

chinesischen Kollegen zugeht, diese<br />

schwierigkeit jedoch gut in den Griff<br />

zu bekommen ist.<br />

die unternehmenskultur von siemens<br />

ltd., china ist stark durch deutsche<br />

Führungskräfte geprägt, die überwiegend<br />

für einen bestimmten Zeitraum<br />

entsandt wurden. dennoch ist der Führungsstil<br />

in china noch relativ autoritär<br />

und hierarchisch, aber trotz der deutlichen<br />

unterschiede zu unserem arbeitsalltag<br />

in deutschland verlief die<br />

Zusammenarbeit mit den chinesischen<br />

Kollegen absolut problemlos und war<br />

stets durch gegenseitigen respekt geprägt.<br />

auch außerhalb von siemens<br />

verbrachten wir viel Zeit miteinander,<br />

da beijing auch nachts einiges in den<br />

verschiedenen barvierteln zu bieten<br />

hatte.<br />

mir erklärte man zu beginn – „Wer<br />

china kennenlernen möchte, sollte mit<br />

beijing beginnen“. da das alles einfacher<br />

erscheint, wenn man die immense<br />

sprachbarriere etwas verringert,<br />

habe ich begonnen, chinesischunterricht<br />

zu nehmen. Für umgerechnet<br />

5 euro erhält man bereits eine ganze<br />

stunde Privatunterricht. dies bringt u.<br />

a. den Vorteil, sich selbst mit der sprache<br />

auseinanderzusetzen, und schon<br />

nach kurzer Zeit verfügt man über ein<br />

gesundes basiswissen.<br />

Alte und neue Welt<br />

in beijing erwartet den besucher eine<br />

Welt, die sich zwar in vielen bereichen<br />

der westlichen Welt geöffnet hat, in<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Fh mainZ international<br />

der die jahrtausende-alten traditionen<br />

chinas aber immer noch ein fester und<br />

nicht zu vernachlässigender bestandteil<br />

sind. die hauptstadt im reich der<br />

mitte ist eine sehr vielschichtige und<br />

historische metropole mit knapp 14<br />

mio. einwohnern. alte tempel und<br />

traditionelle Gassen in den sogenannten<br />

hutongs liegen direkt neben modernen<br />

einkaufszentren, hotels und<br />

Wolkenkratzern.<br />

in der freien Zeit, d.h. am Wochenende,<br />

gab es dementsprechend viel zu entdecken.<br />

neben der weltbekannten chinesischen<br />

mauer, dem Kaiserpalast und<br />

unzähligen tempeln, gibt es in beijing<br />

auch den größten Platz der Welt<br />

zu sehen. der tiananmen-Platz oder<br />

auch „Platz des himmlischen Friedens“<br />

genannt, zieht tag für tag nicht nur<br />

touristen aus dem ausland an.<br />

neben den ausflügen in und um Peking<br />

war es natürlich aufgrund des<br />

günstigen Preisniveaus in china sehr<br />

interessant zu verreisen. die beiden<br />

highlights waren die Wochenendausflüge<br />

nach shanghai und hong Kong.<br />

die beiden städte boten ein absolutes<br />

Kontrastprogramm im Vergleich zu<br />

beijing, da man hier noch deutlicher<br />

den Wandel von der alten zur neuen<br />

Welt beobachten konnte.<br />

ungeachtet der unterschiede in den<br />

chinesischen Provinzen – überall begegnete<br />

man uns mit ausgesprochener<br />

Freundlichkeit, aufgeschlossenheit<br />

und Gastfreundschaft. bewundernde<br />

und staunende blicke sowie die bitte<br />

um ein Foto waren keine seltenheit.<br />

Sonnenuntergang in Beijing Siemens Headquarter Beijing<br />

Die Chinesische Mauer<br />

Fazit ist, china erlebt im moment einen<br />

wirtschaftlichen aufschwung ohnegleichen,<br />

und ein einblick mit praktischen<br />

erfahrungen in die dortige lebens- und<br />

arbeitsweise ist nicht nur hochspannend,<br />

sondern qualifiziert in einer zunehmend<br />

globalisierten Welt auch in besonderem<br />

maße für das spätere berufsleben. Zweifellos<br />

macht ein auslandspraktikum<br />

auch enorm viel spaß, da man neben<br />

interessanten Kontakten auch viele neue<br />

Freundschaften in einer völlig anderen<br />

Kultur findet. sehr interessant fand ich<br />

auch die Widerlegung der vielen Vorurteile,<br />

die wir ausländer gegenüber china<br />

haben. beispielsweise wusste ich schon<br />

vor der rückkehr nach deutschland,<br />

dass ich die exzellente und vielseitige<br />

Küche chinas am meisten vermissen<br />

werde... und so kam es schließlich auch!<br />

Zusammenfassend gesagt, würde ich jederzeit<br />

wieder nach china gehen, auch<br />

wenn man aus mir keinen Fan von KtV<br />

bars machen konnte ...<br />

9


Federation Square<br />

Fh mainZ international<br />

Ihr seid herzlich eingeladen! | Erfahrungsbericht von<br />

einer Reise an die FH-Partnerhochschule Swinburne<br />

University of Technology in Melbourne<br />

von Erich Weiler<br />

Seit dem Sommersemester 2000 gibt es im Fachbereich Gestaltung eine sehr aktive Kooperation mit der<br />

Swinburne University of Technology in Melbourne. Ins Leben gerufen wurde die Partnerschaft durch <strong>Prof</strong>.<br />

Seiffert vom Studiengang Innenarchitektur der FH Mainz und <strong>Prof</strong>. Lueckenhausen, den Dekan der National<br />

School of Design in Melbourne. Im 1999 abgeschlossenen Vertrag wurde vereinbart, dass pro Jahr<br />

3 Studierende ohne Zahlung von Studiengebühren ausgetauscht werden können, wobei eine Ausgewogenheit<br />

dieses Kontingentes innerhalb eines 3-Jahres-Zeitraumes erreicht werden sollte. In der vertraglichen<br />

Theorie eine prima Idee, in der Praxis aber nicht realisierbar, da offensichtlich niemand mit der<br />

Reiselust der Mainzer Studierenden gerechnet hatte.<br />

12:3 für die Mainzer Studierenden<br />

bereits im sommer 2002 stand es 12 : 3<br />

für uns. 12 mainzer in melbourne,<br />

aber nur 3 melbournies in mainz. im<br />

Fußball wäre das ergebnis großartig<br />

gewesen, vor allem, da wir diesen<br />

Vorsprung immer weiter ausgebaut<br />

haben. Von der vertraglich vereinbarten<br />

reziprozität haben wir uns<br />

aber immer weiter entfernt. allein im<br />

„spitzensemester“ 2 / 2005 haben wir<br />

insgesamt 13 studierende nach melbourne<br />

geschickt, innenarchitekten<br />

Kommunikations-, medien- und Produktdesigner.<br />

die meisten davon waren<br />

zwar nicht „kontingentbelastend“,<br />

da die studiengebühren durch das<br />

0 FH Mainz Forum /2007


aföG gezahlt wurden, aber trotzdem,<br />

immerhin 4 mainzer waren auch<br />

in diesem semester von der Zahlung<br />

befreit.<br />

schade ist, dass die „aussis“ nicht annähernd<br />

so begeistert sind von mainz,<br />

wie unsere studies von melbourne,<br />

und so kam es, wie es kommen musste.<br />

im september 2005 wurden wir<br />

höflich aber bestimmt auf das ständig<br />

wachsende missverhältnis bei den<br />

austauschzahlen hingewiesen und gebeten,<br />

daran zu arbeiten. (hier sollte<br />

ich vielleicht kurz einwerfen, dass ich<br />

den Verantwortlichen in melbourne<br />

im namen unserer studierenden sehr<br />

dankbar bin für die Großzügigkeit<br />

und Geduld, die sie mit uns hatten.<br />

in einem hochschulsystem, das sich<br />

überwiegend durch studiengebühren<br />

finanziert, ist diese Gelassenheit bestimmt<br />

keine selbstverständlichkeit.)<br />

Sechs Monate nach dem Buschbrand 12 Apostels<br />

Was tun?<br />

das interesse unserer studierenden<br />

war (und ist) enorm, kurz, es bestand<br />

handlungsbedarf. Was also tun?<br />

erstmal den Fachbereich informieren!<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Fh mainZ international<br />

e-mails nach melbourne schicken,<br />

besserung geloben! lösungsvorschläge<br />

machen! hinfahren? hinfahren<br />

klingt gut, aber melbourne liegt ja<br />

nicht gerade um die ecke. also doch<br />

nicht so gut. Will man sich die lage<br />

der stadt auf einem Globus ansehen,<br />

muss man den Kopf schon ziemlich<br />

schief legen. Von der Fh mainz bis<br />

zur swinburne university of technology<br />

sind es ungefähr 20.000 km, was<br />

etwa der Jahreskilometerleistung eines<br />

durchschnittlichen deutschen autofahrers<br />

entspricht. die reine Flugzeit beträgt<br />

ca. 19 stunden, mit einchecken,<br />

auschecken und Zwischenstopp in<br />

singapur ist man ziemlich genau einen<br />

tag unterwegs. ein tag für diese reise<br />

– hört sich gut an. also, hinfahren. so<br />

was klärt man immer am besten vor<br />

ort.<br />

nach einigem hin und her: Wer fährt?<br />

Wann? Wer fährt mit? Zu wem? Wer<br />

zahlt wieviel? war es dann im sommer<br />

2006 so weit und die Flüge wurden<br />

gebucht. dr. morath hatte zur gleichen<br />

Zeit einen besuch an unserer Partnerhochschule<br />

in bangkok, und die<br />

Gelegenheit war günstig, diese reise<br />

Randbemerkung:<br />

Studierende, die nach BAföG gefördert<br />

werden, können auch im Ausland<br />

unterstützt werden, wenn die<br />

Leistungen an der Heimathochschule<br />

anerkannt werden. BAföG übernimmt<br />

bis zu G 4600,- an Studiengebühren<br />

p.a. Diese Studiengebühren,<br />

einmalige An- und Abreise und ggf.<br />

Zuschläge zur Versicherung werden<br />

als nicht rückzahlbarer Zuschuss<br />

gezahlt !<br />

mit einem besuch an der swinburne<br />

zu kombinieren und dort die Werbetrommel<br />

für eine Kooperation mit dem<br />

Fachbereich iii zu rühren.<br />

stattgefunden hat mein teil der reise<br />

schließlich vom 20. – 29.10.2006. abflug<br />

in Frankfurt, freitags um 9:30 uhr,<br />

ankunft samstags 19:10 uhr in melbourne.<br />

seit sonntag, dem 22.10.07<br />

weiß ich, was Jetlag tatsächlich bedeutet.<br />

(man wacht morgens um 6:00 uhr<br />

quietschfidel auf, denkt: „uih, das ist<br />

ja noch viel zu früh“, legt sich mit dem<br />

Vorsatz wieder hin, gegen 8:00 uhr den<br />

tag zu beginnen, wacht aber erst gegen<br />

16:00 uhr nachmittags wieder auf und<br />

braucht dann bis mindestens 2:00 uhr<br />

keinen Gedanken mehr an schlaf zu


Irgendwo ist die Swinburne<br />

verschwenden, womit schließlich auch<br />

gewährleistet ist, dass man am Folgetag<br />

häufiger gähnt).<br />

Die Swinburne University of Technology<br />

– eine der fünf Top-Universitäten<br />

Australiens<br />

die struktur der swinburne ist unserer<br />

sehr ähnlich – zwar, wie in australien<br />

so üblich – etwas größer und für<br />

unseren Fachbereich i gibt es leider<br />

kein Pendant, aber ansonsten sind alle<br />

disziplinen vertre-<br />

ten und die hochschule<br />

ist ebenfalls<br />

auf verschiedene<br />

standorte verteilt.<br />

Kennengelernt haben<br />

wir Prahran<br />

(die national school of design) und<br />

hawthorn (den Verwaltungshauptsitz<br />

und die Wiwis). mein hauptinteresse<br />

galt den designern, dementsprechend<br />

dem Prahran-campus, und so lief ich<br />

morgens um 10:00 uhr, mit dem von<br />

sarah Price zusammengestellten Programm,<br />

dort ein.<br />

sarah-sei-dank, war ich beim ersten<br />

teil in der passiven rolle des Zuhörers<br />

und konnte mich so langsam ins englische<br />

einhören während scott thompson-Whiteside,<br />

lindon anderson, sarah<br />

Price und Karen docking herrn<br />

dr. morath und mir die hochschule<br />

vorstellten:<br />

Detaillierte Infos zur<br />

Swinburne University<br />

finden Sie unter:<br />

www.swinburne.edu.au<br />

Fh mainZ international<br />

die swinburne university of technology<br />

wurde 1992 gegründet, hat<br />

etwa 22.000 studenten und mit knapp<br />

3500 internationalen studierenden einen<br />

sehr hohen ausländeranteil. sie<br />

entstand aus einer ausbildungseinrichtung<br />

für technische berufe, die bereits<br />

1908 ins leben gerufen wurde. enge<br />

Verbindungen mit der Geschäftswelt<br />

und industrie sorgen dafür, dass die<br />

universität in ihren studienprogrammen<br />

sehr praxisorientiert ausgerichtet<br />

ist und auf die bedürfnisse der arbeitswelt<br />

reagiert. neben den klassischen<br />

ba / ma – Kursen in allen bereichen<br />

gibt es ein großes angebot im bereich<br />

Forschung, aber es werden auch berufsbildende<br />

studiengänge angeboten.<br />

die universität gehört zu den fünf topuniversitäten<br />

australiens und schneidet<br />

in den australischen rankings immer<br />

hervorragend ab.<br />

neben den standorten in melbourne<br />

hat die swinburne university einen<br />

campus in sarawak, malaysia. der<br />

hauptstandort in hawthorn sowie der<br />

campus in Prahran liegen etwa 7 km<br />

vom stadtzentrum entfernt (10 min<br />

mit der bahn).<br />

der lilydale campus liegt im Yarra<br />

Valley, melbournes Weinanbaugebiet.<br />

die kleineren standorte in croydon<br />

und Wantirna liegen in den äußeren<br />

östlichen Vororten der stadt und beherbergen<br />

die „berufsbildenden“ taFestudiengänge.<br />

nach dieser einleitenden Vorstellung<br />

fuhr herr dr. morath nach hawthorn<br />

zu den Wirtschaftswissenschaftlern<br />

und ich machte erstmal mittagspause<br />

- zusammen mit scott Whiteside (associate<br />

dean, international), der mir im<br />

anschluss daran den gesamten Prahr-<br />

2 FH Mainz Forum /2007


an campus zeigte. das hauptgebäude<br />

ist 5-geschossig, etwa so groß wie<br />

einer der Flügel der holzstraße und<br />

ebenfalls nach disziplinen getrennt.<br />

es gibt auch einige nebengebäude für<br />

Werkstätten, die bibliothek und – eine<br />

echte rarität – die national school of<br />

circus arts. nachdem scott und ich<br />

uns eine Weile die nase am Fenster<br />

platt gedrückt hatten, ging’s für mich<br />

dann zu den einzelgesprächen.<br />

roger simpson ist leiter des design<br />

centre, einer einrichtung, in der bachelor-absolventen<br />

für ein Jahr in interdisziplinären<br />

teams an echten Jobs<br />

unter realistischen bedingungen, aber<br />

immer noch mit professoraler supervision<br />

arbeiten.<br />

ian de Vere war mein Gesprächspartner<br />

für Pde (Product design engineering).<br />

die meisten austauschstudierenden<br />

aus melbourne, die in mainz waren,<br />

kamen aus diesem bereich. communication<br />

design wird von alan Young<br />

geleitet und Jill holt ist hauptverantwortlich<br />

für FtV (Film television).<br />

in diesen beiden bereichen hatten wir<br />

bislang nur einen einbahnstraßenaustausch,<br />

mainz – melbourne, aber nicht<br />

umgekehrt. sowohl Jill, als auch alan<br />

haben sich aber sehr positiv über unsere<br />

studierenden geäußert und versprochen,<br />

„mal zu sehen“, was sich bezüglich<br />

der reiselust der australischen<br />

studierenden machen lässt.<br />

Wir hatten das Glück, ein Hotel<br />

in der City zu haben, direkt am<br />

Federation Sqaure. Sehr lebendig,<br />

sehr quirlig, Saturday Night fever<br />

am Sonntag. Zwischen dem Federation<br />

Square und dem Yarra River<br />

war draußen eine Fotoausstellung<br />

aufgebaut, Bilder in 100 x 150 cm,<br />

gigantisch – The Earth from Above,<br />

von Yann Arthus Betrand – unglaublich<br />

– unbedingt anklicken unter:<br />

http://www.earthfromabove.whereis.com/index.html<br />

oder besser<br />

noch im Original anschauen.<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Fh mainZ international<br />

Schwierige Dinge bespricht man am<br />

besten beim Mittagessen<br />

bei den Gesprächen mit den Kursleitern<br />

ging es in erster linie darum,<br />

Präsenz zu zeigen und aus erster hand<br />

in erfahrung zu bringen, was unsere<br />

studierenden dort erwartet, etwas über<br />

mainz zu erzählen und auszusprechen,<br />

dass es wunderbar wäre, wenn wir<br />

mehr australische austauschstudierende<br />

in mainz hätten. es waren auch, wie<br />

gesagt, einzelgespräche, d.h. die möglichkeit,<br />

einer studierendengruppe den<br />

studienstandort „Fh mainz“ schmackhaft<br />

zu machen, gab es leider nicht.<br />

Konkreter auf austauschzahlen und<br />

entwicklungsmöglichkeiten bezogen,<br />

ging es dann an den Folgetagen weiter.<br />

treffen mit deutschen und australischen<br />

studenten, weitere Gespräche,<br />

besichtigungen, Führungen. Zunächst<br />

noch an der national school of design<br />

mit sue ackroyd und lotars Ginters.<br />

sue ist die erste ansprechpartnerin für<br />

die austauschstudierenden der designer,<br />

incoming / outgoing, lotars ist<br />

<strong>Prof</strong>essor im bereich Product design<br />

engineering und wohl am stärksten<br />

in den austausch mit deutschland involviert.<br />

besprochen haben wir, dass<br />

künftig nur noch einmal jährlich<br />

mainzer studierende im rahmen des<br />

Vertrages (von studiengebühren befreit)<br />

nach melbourne kommen, bis<br />

das austauschkontingent ausgewogen<br />

ist. hintergrund hierfür ist ein geän-<br />

derter Vertrag, der nur noch 2, statt<br />

wie bisher 3 austauschstudierende pro<br />

Jahr vorsieht. selbstzahler, d.h. auch<br />

baföG-empfänger, sind von dieser<br />

„einschränkung“ nicht betroffen. da<br />

wir nicht davon ausgehen können, dass<br />

die australischen studierenden in scharen<br />

nach mainz kommen werden, müssen<br />

andere lösungsansätze her, um das<br />

ungleichgewicht in ordnung zu bringen...<br />

...schwierige dinge bespricht<br />

man am besten beim mittagessen.<br />

Was sagt ein Kind vom lande, das<br />

Fisch bis dato überwiegend in stäbchenform<br />

zu sich genommen hat, wenn<br />

es im taxi zum restaurant gefragt<br />

wird: „do you like sea food?“. „Yes,<br />

sure !“ sagt das Kind vom land – und<br />

bereut es nicht. Weilers erste austern!<br />

Perspektive: Projektbezogene Workshops<br />

swinburne veranstaltet für die studierenden<br />

study tours. selbst zahlende<br />

studierende reisen mit <strong>Prof</strong>essoren in<br />

die Welt, kriegen selbige erklärt und<br />

bekommen dafür auch noch 25 credits,<br />

d.h. innerhalb von 6 Wochen ist die<br />

hälfte der normalen semesterleistung<br />

erledigt. in den vergangenen Jahren<br />

waren immer wieder mal Gruppen<br />

(meist unter der leitung von lotars<br />

Ginters) in deutschland unterwegs,<br />

um bauhaus/Jugendstil/braun design<br />

etc. kennenzulernen und haben in<br />

diesem rahmen auch die Partnerhoch


Die Produktdesigner und Innenarchitekten in Melborne arbei-<br />

ten mit PC’s, ich arbeite mit Macs. Um die FH in Melbourne<br />

vorzustellen, ohne mit CDs oder DVDs hantieren zu müs-<br />

sen, hatte ich eine Präsentation, diverse Filme und anderes<br />

Material auf meinen Laptop geladen. Donnerstags abends<br />

(12 Stunden vor Abreise) will ich den letzten Film aufspielen,<br />

starte die Kiste, pling. Dunkel. Ich glaub’s nicht. Nochmal,<br />

pling, dunkel, Panik... pling, dunkel, Megapanik.<br />

Es ist 21:00, als ich „meinen“ Händler anrufe und jammere.<br />

Um 21:30 sitze ich bei ihm im Laden. Um 22:00 Uhr weiß<br />

ich, dass das Motherboard meines betagten Computers ab-<br />

geraucht ist. Um 22:15 ist die Festplatte meines Rechners<br />

in einem externen Gehäuse verbaut und ich sitze mit einem<br />

Haufen Computerschrott und der externen Festplatte im<br />

Auto und fahre zu meinem Freund Volker, um mir dessen<br />

Laptop mal eben für 10 Tage auszuleihen. Um Mitternacht<br />

bin ich dann endlich zu Hause und packe alles zusammen.<br />

Alles? Alles bis auf einen Mini-DVI-Adapter, den ich brauche<br />

(aber nicht habe), um den Rechner an einen Beamer anzu-<br />

schließen. „Na dann sing’ ich denen in Melbourne eben ein<br />

Lied vor.“ (Wenn mir in diesem Moment jemand gesagt hät-<br />

te, wie toll eine solche Dienstreise ist, wäre ich gewalttätig<br />

geworden.)<br />

Ich hatte noch die Hoffnung, dass ich vor meinen Terminen<br />

Montag morgens vielleicht noch einen solchen Adapter kau-<br />

fen kann, et voilà, 200 Meter vom Hotel war tatsächlich ein<br />

Apple-Store, der um 9:00 Uhr öffnete und der das Teil auch<br />

für 35 AUD vorrätig hatte.<br />

Dass die Innenarchitekten und Produktdesigner die einzigen<br />

sind, die an der National School of Design mit PC’s arbeiten,<br />

sollte ich hier vielleicht ebenso verschweigen, wie die Tatsa-<br />

che, dass es dort ein Netzwerk bestehend aus über 300 App-<br />

lecomputern gibt, von denen keiner älter als zwei Jahre ist.<br />

schulen, einschließlich der Fh mainz,<br />

besucht. im november / dezember<br />

2006 war eine solche Gruppe wieder<br />

in mainz. diesmal aber nicht nur für<br />

1 oder 2 tage (zu besuch), sondern<br />

für einen 3-wöchigen Workshop, den<br />

<strong>Prof</strong>. seiffert für die Produktdesigner<br />

angeboten hat (Vgl. den bericht auf<br />

Fh mainZ international<br />

s. 39ff in diesem heft).<br />

und genau hier liegt<br />

wohl die Zukunft für<br />

die australischen studierenden<br />

– projektbezogene<br />

Workshops<br />

statt, oder besser ergänzend<br />

zu semesteraufenthalten.<br />

um solche<br />

Projekte zu einer<br />

dauerhaften, langfristig<br />

wirksamen einrichtung<br />

zu machen,<br />

bedarf es aber noch<br />

einiger Gespräche auf<br />

Fachbereichs- bzw.<br />

lehreinheitsebene<br />

und selbstverständlich<br />

muss noch vereinbart<br />

werden, wie<br />

projektbezogene Kurzaufenthalte<br />

auf das<br />

austauschkontingent<br />

angerechnet werden.<br />

Homepage in sechs<br />

Sprachen<br />

ein für unsere studierenden<br />

wichtiger<br />

teil der infrastruktur<br />

ist das international<br />

office der swinburne<br />

university. bewerbung,<br />

einführung und<br />

immatrikulation laufen<br />

über dieses büro. es<br />

ist am standort hawthorn<br />

angesiedelt und<br />

sehr australisch, groß<br />

eben. insgesamt arbeiten<br />

allein in diesem<br />

büro 40 (in Worten –<br />

vierzig) Personen. bei<br />

3500 ausländischen<br />

studierenden ist dies<br />

sicherlich auch notwendig. Karen docking<br />

und ihre Kolleginnen haben herrn<br />

dr. morath und mir einiges über den<br />

Verwaltungsapparat und die internationalisierungsstrategie<br />

der swinburne<br />

berichtet. die uni rekrutiert den Großteil<br />

ihrer ausländischen studierenden<br />

aus dem asiatisch-pazifischen raum.<br />

englisch ist zwar die unterrichts- und<br />

Verkehrssprache, chinesisch, vietnamesisch<br />

und andere asiatische sprachen<br />

werden dort im international office,<br />

wegen der vielen studienbewerber aus<br />

diesen teilen der Welt, aber ebenfalls<br />

gesprochen. diesen servicecharakter<br />

spiegelt auch die homepage wider, die<br />

in weiten teilen in sechs sprachen<br />

übersetzt ist (darunter auch deutsch).<br />

am standort hawthorn gibt es ein<br />

brandneues Wohnheim. die Preise<br />

sind für deutsche Verhältnisse relativ<br />

hoch, werden aber durch die einem<br />

mittelklasse-hotel vergleichbare ausstattung<br />

gerechtfertigt. ein einzel-<br />

appartement kostet umgerechnet ca.<br />

€ 175,- (die Woche!). Die meisten<br />

mainzer (design-) studierenden werden<br />

wohl auch in Zukunft eher in<br />

Prahran wohnen. das ist erheblich näher<br />

am studienstandort und die Preise<br />

sind eher auf mainzer niveau.<br />

es gäbe sicherlich noch einiges mehr zu<br />

berichten vom treffen mit den mainzer<br />

studierenden, der Predeparture orientation<br />

der study-tour-teilnehmer, infos<br />

zu einzelnen departments, der bücherei,<br />

der FtV-ausleihe und was wir<br />

sonst noch alles gesehen oder erlebt<br />

haben, wirklich wichtig aber ist: unsere<br />

studierenden waren bislang alle hochzufrieden<br />

mit ihrem semesteraufenthalt<br />

in melbourne, und wenn wir es schaffen,<br />

etwas mehr ausgewogenheit in<br />

das Programm zu bekommen, gehe ich<br />

davon aus, dass wir hier eine sehr langfristige<br />

Perspektive haben. die swinburne<br />

university ist ein zuverlässiger<br />

Partner mit einem sehr interessanten<br />

studienangebot für unsere studierenden.<br />

melbourne ist als stadt einfach<br />

grandios, sehr lebhaft, echt „multikulti“<br />

und trotzdem schnell vertraut.<br />

eine Frage bleibt auch nach meiner<br />

reise noch offen: „in welche richtung<br />

fließt das Wasser dort ab? im oder gegen<br />

den uhrzeigersinn?“<br />

FH Mainz Forum /2007


Kleine nachrichten<br />

Familiengerechte Hochschule – Fachhochschule Mainz<br />

die Fachhochschule mainz ist ende<br />

märz 2007 mit dem Zertifikat zum<br />

audit familiengerechte hochschule<br />

ausgezeichnet worden, nachdem sie<br />

bereits im märz 2004 das Grundzertifikat<br />

erhalten hatte. das Zertifikat, das<br />

durch die berufundfamilie gGmbh erteilt<br />

wurde, wird am 19. Juni 2007 im<br />

rahmen einer öffentlichen Verleihung<br />

in berlin durch bundesfamillienministerin<br />

dr. ursula von der leyen und<br />

bundeswirtschaftsminister michael<br />

Glos überreicht werden.<br />

die Fachhochschule mainz stellt sich<br />

mit der auditierung der gesellschaftlichen<br />

Verantwortung, bessere arbeits-<br />

und studienbedingungen für eltern<br />

mit Kindern zu gewährleisten, um<br />

zum einen wissenschaftliches Knowhow<br />

auszubilden und zum anderen<br />

die Fachhochschule für Wissenschaftlerinnen<br />

als arbeitsort attraktiver zu<br />

gestalten und so zum erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit<br />

beitragen zu können.<br />

so steht das familiengerechte image<br />

des hochschulstandortes als übergreifendes<br />

Ziel.<br />

Vorhandene familienorientierte<br />

Maßnahmen<br />

• Flexible arbeitszeiten<br />

• Flexibles Kinderbetreuungsmodell<br />

„tagesmütternetz“<br />

• Familienfreundliche Kultur<br />

• möglichkeit der altersteilzeit<br />

• dezentrales arbeiten im wissen-<br />

schaftlichen bereich<br />

• Frauenförderplan<br />

Ziele für künftige Maßnahmen<br />

• Familienbewusste terminierung<br />

von sitzungen<br />

• Förderung der akzeptanz für<br />

dezentrales arbeiten<br />

• berücksichtigung der sozialkompetenz<br />

als Kriterium bei berufungen<br />

• anreizsysteme zur Förderung der<br />

teilnahme an Führungstrainings<br />

• einführung eines Jahreszeitarbeitskontos<br />

die Fachhochschule befindet sich mit<br />

der „Familienfreundlichkeit“ auf dem<br />

richtigen Weg. Gerade hat der arbeit-<br />

Frauenförderung an der Fachhochschule<br />

im rahmen der Frauenförderung an<br />

der Fh wurde am 15.11.2006 für die<br />

mitarbeiterinnen aller standorte eine<br />

Frauenvollversammlung an der bruchspitze<br />

veranstaltet.<br />

angesprochen wurden folgende themen:<br />

• auditierung Familiengerechte hochschule<br />

• aufgaben der Frauenbeauftragten<br />

• motivation der weiblichen mitarbeiter<br />

• Weiterbildung<br />

• mobbing<br />

Wie steht es mit der Frauenförderung<br />

an unserer hochschule?<br />

durch den engagierten einsatz aller<br />

Frauenbeauftragten und des senatsausschusses<br />

für Frauenfragen hat sich<br />

in den letzten Jahren einiges getan. so<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

wurde unter anderem ein umfassendes<br />

tagesmütternetz eingerichtet, das studierenden<br />

wie auch mitarbeiterinnen<br />

offen steht. die Fh setzt sich dafür ein,<br />

dass studium und beruf und Familie<br />

und beruf miteinander vereinbar sind.<br />

hier wurde den Frauen noch einmal<br />

mut gemacht, diese einrichtung zu<br />

nutzen.<br />

rege diskussion ergaben sich bei den<br />

themen motivation und Weiterbildung.<br />

tenor dieser diskussion war, dass es<br />

in diesem bereich noch viel zu tun<br />

gibt. die Frauenbeauftragte und der<br />

Personalrat müssen hier hand in hand<br />

arbeiten, um immer noch bestehende<br />

ungerechtigkeiten auszuräumen. auch<br />

hier gilt, immer am ball bleiben und<br />

nicht nachlassen !!!!!!!!!<br />

geberpräsident dieter hundt festgestellt,<br />

dass es angesichts des Fachkräftemangels<br />

für unternehmen immer<br />

wichtiger werde, das Know-how der<br />

beschäftigten im betrieb zu halten.<br />

und nach den Worten der Familienministerin<br />

van der leyen ist es zukünftig<br />

zunehmend von Wettbewerbsvorteil,<br />

wenn ein unternehmenFamilienfreundlichkeit<br />

vorweisen kann.<br />

studierende, die<br />

studium und Familie<br />

vereinbaren<br />

können, werden<br />

in ihrer sozialen<br />

Kompetenz gestärkt und es wirkt sich<br />

positiv auf ihren weiteren beruflichen<br />

Werdegang aus.<br />

monika Kursawe<br />

Zentrale Frauenbeauftragte<br />

der Fachhochschule Mainz<br />

die Frauenbeauftragten sind auf hinweise<br />

der Frauen angewiesen, wenn<br />

sie aktiv für die belange der Frauen<br />

eintreten wollen. Grundlage der Frauenförderung<br />

ist der Frauenförderplan,<br />

der alle zwei Jahre fortgeschrieben<br />

wird, um die erhöhung des Frauenanteils<br />

an der Fachhochschule zu fördern.<br />

die diskussion zu den themen motivation<br />

und Familienfreundlichkeit war<br />

intensiv und es wurden die Probleme<br />

der täglichen arbeit angesprochen.<br />

die hochschule muss zum thema<br />

Frauenförderung weiter sensibilisiert<br />

werden. die Frauen dürfen nicht nachlassen,<br />

sich für die erhöhung des Frau-


enanteils gerade in Führungspositionen<br />

einzusetzen. Genauso wichtig ist aber<br />

auch, die motivation der Frauen, die<br />

nicht in solchen Positionen arbeiten,<br />

weiter zu fördern. es wird viel geleistet<br />

von den Frauen, viele arbeiten in<br />

teilzeit, haben Familie und engagieren<br />

sich weit über das erforderliche maß<br />

hinaus. umso depremierender ist es,<br />

dass es so gut wie keine aufstiegsmöglichkeiten<br />

für diese Frauen gibt.<br />

ein wichtiges thema, das gerne verschwiegen<br />

wird, ist mobbing. Jedem<br />

muss klar sein, dass es diese Fälle auch<br />

hier gibt. mobbing kann jeden treffen:<br />

mitarbeiterinnen und <strong>Prof</strong>essoren.<br />

Heads and Facts | FH-Studenten portraitieren PR-Fachleute in einem Buch<br />

Warum sollen Prüfungsleistungen immer<br />

nur in einer akte archiviert werden?<br />

studierende der Fachhochschule mainz<br />

haben jetzt einen anderen Weg eingeschlagen<br />

und ihre arbeitsergebnisse in<br />

einem buch veröffentlicht. unter dem<br />

titel „heads and Facts“ portraitieren<br />

sie Fachleute aus der Kommunikationsbranche<br />

quer durch verschiedene<br />

branchen: Vom auswärtigen amt über<br />

das städel-museum, ikea, Volkswagen<br />

bis hin zum ZdF.<br />

das buch ist ergebnis eines Projektes,<br />

das die studierenden in einer lehrveranstaltung<br />

des studienschwerpunktes<br />

Kommunikationsmanagement durchgeführt<br />

haben. unter der leitung von<br />

<strong>Prof</strong>. dr. andrea beyer arbeiteten die<br />

studierenden über ein semester an<br />

dem außergewöhnlichen Vorhaben.<br />

dazu gehörte es, die Personen ausfin-<br />

Kleine nachrichten<br />

besonders dieses thema wollen wir<br />

im auge behalten und nicht nachlassen,<br />

uns dafür einzusetzen.<br />

deshalb hier noch einmal der aufruf<br />

an alle Frauen: die Frauenbeauftragten<br />

unterstützen euch, aber wir sind<br />

auf eure informationen angewiesen.<br />

die allgemeinen aufgabenfelder der<br />

Frauenbeauftragten und des senatsausschusses<br />

wurden vorgestellt. Vor<br />

allem für die jüngeren Frauen, die ihre<br />

Familienplanung noch vor sich haben,<br />

wurde über das tagesmütternetz an<br />

der Fachhochschule informiert und die<br />

Frauen ermuntert, dass Familie und be-<br />

dig zu machen, Gesprächstermine zu<br />

vereinbaren, interviews zu führen und<br />

darüber zu schreiben.<br />

das ergebnis ist ein buch mit 52<br />

Portraits. es verschafft einen einblick<br />

in arbeitsweisen, erforderliche<br />

Fähigkeiten in<br />

der Pr-branche und den<br />

Werdegang der jeweiligen<br />

Personen. Ziel war<br />

es, diejenigen menschen<br />

etwas mehr in den Vordergrund<br />

zu rücken, die<br />

sonst hinter den Vorständen<br />

und Geschäftsführern<br />

wirken. Gelernt habe die<br />

studierenden dabei nicht<br />

nur das schreiben; sie hatten interessante<br />

begegnungen und lernten die<br />

tücken der detailarbeit kennen.<br />

abgerundet wird das buch durch einen<br />

kompakten Überblick zur Pr-branche<br />

ruf an der Fh besonders gut zu vereinbaren<br />

sind. daraus ergab sich eine rege<br />

diskussion, die auch aufzeigt, dass<br />

auch eine familienfreundliche hochschule<br />

noch großen handlungsbedarf<br />

hat, um auch die Vorraussetzungen zu<br />

etablieren, um die Vereinbarkeit von<br />

Familie und beruf gut koordinieren zu<br />

können. eine ebenso angeregte diskussion<br />

entspann sich über das thema<br />

mitabeitermotivation.<br />

und nochmals vielen dank für die<br />

rege teilnahme<br />

monika Kursawe<br />

Zentrale Frauenbeauftragte<br />

der Fachhochschule Mainz<br />

mit ihren tätigkeiten, anforderungen<br />

und entwicklungsmöglichkeiten.<br />

herausgeber sind <strong>Prof</strong>. dr. andrea<br />

beyer und <strong>Prof</strong>. dr. lothar rolke,<br />

die für den studienschwerpunkt Kommunikationsmanagement<br />

an der Fachhochschule<br />

mainz verantwortlich<br />

sind. die studentischen<br />

autoren sind angehende<br />

betriebswirte mit dem<br />

schwerpunkt Kommunikationsmanagement,<br />

die<br />

damit auf eine erste Veröffentlichung<br />

stolz sein<br />

können.<br />

das buch ist im bod-Verlag erschienen,<br />

kostet 25 euro und ist im buchhandel<br />

erhältlich.<br />

FH Mainz Forum /2007


FH Mainz Forum /2007<br />

Kleine nachrichten<br />

Von der Holzstraße zur Weltmeisterschaft<br />

Zweier mit Steuermann: 1. v. r. Jan Dehoust<br />

seit nunmehr neun semestern fallen regelmäßig<br />

drei studenten des Fachbereichs<br />

i am standort holzstraße aufgrund<br />

der mitgeführten traglasten auf. die bauingenieure<br />

björn steinfurth, marc rippel<br />

und Jan dehoust sind nämlich zusätzlich<br />

zur üblichen Fh-ausrüstung mit riesigen<br />

trainingstaschen unterwegs. es ist wohl<br />

einzigartig, dass drei studenten den gleichen<br />

studiengang belegen, das gleiche<br />

semester besuchen, beim gleichen Verein,<br />

dem mainzer ruderverein 1868 e.V.,<br />

trainieren und dann noch gemeinsam auf<br />

den ruderweltmeisterschaften 2006 in<br />

eton (england) gestartet sind. die drei<br />

athleten qualifizierten sich für die Wm<br />

in unterschiedlichen bootsklassen. björn<br />

steinfurth und marc rippel starteten<br />

im „leichtgewichtsachter“, während Jan<br />

dehoust im „Zweier mit steuermann“ an<br />

den start ging. bei den „leichtgewichten“<br />

liegt das durchschnittsgewicht bei 70 kg,<br />

wohingegen es in der offenen Klasse<br />

keine Gewichtsbeschränkung gibt. bei<br />

den essgewohnheiten an der Fh lassen<br />

sich bei den dreien jedoch keine großen<br />

unterschiede feststellen, da während der<br />

Vorlesungszeiten der teller immer gut<br />

gefüllt ist.<br />

die nahrungsaufnahme ist im rudersport<br />

sehr wichtig. rudern ist eine<br />

Kraftausdauersportart, die den ganzen<br />

Körper sowie das herzkreislaufsystem<br />

trainiert. um diesen sport auf höch-<br />

stem niveau erfolgreich zu betreiben,<br />

ist ein trainingspensum von mindestens<br />

26 stunden pro Woche keine seltenheit.<br />

Zu diesem zeitintensiven training kommen<br />

regenerative maßnahmen in Form<br />

von Physiotherapie und gymnastischen<br />

Übungen. dies ist genauso wichtig wie<br />

das bootstraining selbst. hierbei muss<br />

vom trainerteam berücksichtigt werden,<br />

dass der trainingsplan mit dem Vorlesungsplan<br />

abgestimmt ist, damit die<br />

sportlichen Ziele und das studium zielstrebig<br />

verfolgt werden können.<br />

die ruderweltmeisterschaften 2006 fanden<br />

auf dem dorney lake in eton statt.<br />

der betreiber der strecke ist das eton<br />

college. traditionell ist der rudersport<br />

an den universitäten eng in das studentenleben<br />

integriert. die berühmte alljährliche<br />

regatta zwischen oxford und cambridge<br />

zeigt dies eindrucksvoll. Generell<br />

genießt der rudersport hier einen sehr<br />

hohen beliebtheitsgrad, was sich auch<br />

in entsprechend hohen Zuschauerzahlen<br />

ausdrückt. bis zu 16.000 besucher<br />

säumten die strecke bei den Weltmeisterschaften.<br />

dem entsprechend war die<br />

stimmung bei den Finalläufen gigantisch<br />

und beflügelte die ruderer zu höchstleistungen.<br />

der leichte achter ließ sich besonders<br />

anstecken und erruderte über die<br />

2.000 m distanz in einem knappen und<br />

spannenden rennen die silbermedaille<br />

hinter italien. Jan dehoust belegte im<br />

gesteuerten Zweier mit seinem Partner<br />

einen respektablen fünften rang. da<br />

kann man nur im namen der gesamten<br />

Fachhochschule gratulieren.<br />

den traditionellen abschluss der Weltmeisterschaft<br />

bildet die Farewell Party,<br />

auf der sich die sportler der verschiedenen<br />

nationen kennenlernen und austauschen.<br />

2007 steht die Wm im eigenen<br />

land auf der olympiastrecke von 1972<br />

in münchen an. doch sollte dies nur eine<br />

durchgangsstation für die drei sein, da<br />

das große Ziel die olympischen spiele<br />

2008 in Peking sind. das studium nähert<br />

sich nun dem ende und durch den engen<br />

Kontakt zwischen den <strong>Prof</strong>essoren im<br />

Fachbereich i und den drei studenten<br />

konnte so manches ermöglicht werden,<br />

um studium und sport erfolgreich zu<br />

vereinen.<br />

Wir wünschen den dreien für ihre berufliche<br />

und sportliche laufbahn weiterhin<br />

viel erfolg und würden uns freuen, sie<br />

auf dem siegerpodest bei den olympischen<br />

spielen in Peking wiederzutreffen.<br />

toi toi toi!<br />

Der leichte Achter: 1.v.r. Marc Rippel, 3.v.r. Björn Steinfurth (Fotoagentur: Kunz/Delta)<br />

7


<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Rainer Lenz | unterrichtet Mathematik und Informatik für<br />

die Studiengänge Bauingenieurwesen und Technisches Gebäudemanagement<br />

Gerne bin ich zum Wintersemester<br />

2006/2007 dem ruf an die Fachhochschule<br />

mainz gefolgt. bereits während<br />

meiner tätigkeit im statistischen<br />

bundesamt in Wiesbaden habe ich<br />

die vielfältigen möglichkeiten auch<br />

hinsichtlich der Freizeitgestaltung in<br />

der rhein-main-region zu schätzen<br />

gelernt. die affinität zu mainz ergab<br />

sich spätestens mit dem bezug einer<br />

Wohnung in mainz-Kastel ende<br />

2005 – auch wenn der ursprünglich<br />

zu mainz gehörige rechtsrheinische<br />

Vorort heute zu hessen gezählt wird.<br />

damit liegt meine neue Wirkungsstätte<br />

(standort holzstraße) direkt an<br />

der wöchentlichen laufrunde über die<br />

drei brücken theodor-heuss-brücke,<br />

eisenbahnbrücke mainspitze und die<br />

mainbrücke zwischen Gustavsburg<br />

und Kostheim.<br />

die Weichen für eine wissenschaftliche<br />

laufbahn wurden vor gut zehn<br />

Jahren gestellt. als mathematikstudent<br />

wurde ich von meinem späteren doktorvater<br />

<strong>Prof</strong>. dr. dietmar schweigert<br />

ins kalte Wasser geworfen. er bat<br />

mich, ihn während einer einwöchigen<br />

dienstreise in seiner Vorlesung zur<br />

Vektoroptimierung (deren begleitende<br />

Übungsgruppen ich damals leitete) zu<br />

Personalien<br />

vertreten. Während mein lehrer im<br />

tschechischen olomouc konferierte,<br />

habe ich jede freie minute in die Vorlesungsvorbereitung<br />

verwendet. die<br />

lehre, vor allem in Verbindung mit<br />

aktuellen Forschungsinhalten, hat mir<br />

seither zunehmend Freude bereitet,<br />

auch wenn sie in den vergangenen<br />

fünf Jahren in nebentätigkeit etwas<br />

zeitraubend war, da sie ein wöchentliches<br />

Pendeln zwischen Wiesbaden<br />

und der Fachhochschule saarbrücken<br />

bedeutete.<br />

nach dem mathematikstudium und<br />

der anschließenden Promotion an der<br />

tu Kaiserslautern entschloss ich mich<br />

ende 2001, der reinen mathematik den<br />

rücken zu kehren. bis dahin habe ich<br />

mich – neben diversen lehraufträgen<br />

auf den Gebieten der optimierung<br />

und Graphentheorie – mit abstrakten<br />

themen wie „universelle algebra“<br />

und „mehrwertige logik“ beschäftigt.<br />

der schritt hinaus aus dem elfenbeinturm<br />

war aus heutiger sicht mehr als<br />

überfällig und ich habe ihn später nie<br />

bereut; zumal sich schnell herausgestellt<br />

hat, dass neben den bekannten<br />

anwendungen der klassischen stetigen<br />

mathematik in technik und Wirtschaft<br />

gerade die von mir bevorzugten modelle<br />

und methoden der diskreten mathematik<br />

zur lösung von real-World-<br />

Problemen zum einsatz kommen.<br />

durch die tätigkeit im statistischen<br />

bundesamt und die damit verbundene<br />

empirische arbeit mit daten habe ich<br />

auch den schwerpunkt meiner lehre<br />

auf Wahrscheinlichkeitstheorie und angewandte<br />

statistik verlagert. hierdurch<br />

ließen sich synergieeffekte nutzen bei<br />

der bearbeitung und späteren leitung<br />

von bmbF-geförderten Forschungsprojekten<br />

zur anonymisierung von<br />

mikrodaten aus dem unternehmensbereich,<br />

die in Kooperation mit universi-<br />

täten und Wirtschaftsforschungsinstituten<br />

durchgeführt wurden. in dynamischen,<br />

interdisziplinär ausgerichteten<br />

Projektteams, die sich aus Wissenschaftlern<br />

der beteiligten institutionen<br />

zusammensetzten, habe ich eine sehr<br />

konstruktive und fruchtbare Zusammenarbeit<br />

erlebt. das thema der anonymisierung<br />

ist von wissenschaftlicher<br />

seite deshalb so spannend, da zwei<br />

gegenläufige Ziele ausbalanciert werden<br />

müssen. Zum einen fordert der<br />

Gesetzgeber, dass informationen der<br />

auskunftgebenden gut geschützt werden<br />

und zum anderen gilt es, das in den<br />

daten vorhandene Potential an wissenschaftlichen<br />

analysen bestmöglich zu<br />

erhalten. dieser Zielkonflikt bot aufgrund<br />

der naheliegenden möglichkeit<br />

einer mathematischen modellierung<br />

als bikriterielles optimierungsproblem<br />

genügend raum für mein habilitationsvorhaben.<br />

der schwerpunkt meiner<br />

arbeit bestand darin, aus der Perspektive<br />

eines potentiellen datenangreifers<br />

geeignete strategien zur deanonymisierung<br />

zu entwickeln. erst eine datei,<br />

die solche Prüfungen (im Wesentlichen<br />

numerische simulationen) erfolgreich<br />

passiert, kann der empirisch arbeitenden<br />

Wissenschaft zur Forschung am<br />

eigenen arbeitsplatz zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Von meiner neuen tätigkeit an der<br />

Fachhochschule mainz erhoffe ich mir<br />

noch bessere bedingungen für eine erfolgreiche<br />

Verknüpfung von Forschung<br />

und lehre. bereits die ersten eindrükke<br />

meiner noch kurzen dienstzeit haben<br />

mich darin bestätigt, dass hierfür<br />

die Voraussetzungen gut sind und die<br />

entscheidung für einen Wechsel an die<br />

Fachhochschule mainz richtig war.<br />

FH Mainz Forum /2007


<strong>Prof</strong>. Ulf Seiler | unterrichtet Tragwerkslehre in der Lehreinheit<br />

Architektur<br />

„Vergessen wir nicht: Wie schön auch<br />

immer eine Form auf dem Papier oder<br />

gar gebaut erscheinen mag, perfekt<br />

wird architektur erst, wenn die technischen<br />

randbedingungen eingehalten<br />

und die Grundgesetze der stabilität<br />

erfüllt sind. das beste bauwerk trägt<br />

durch seine Form und nicht mit den<br />

versteckten Widerständen des materials.“<br />

Wenn ich über meine <strong>Prof</strong>essur<br />

an der Fh mainz, die ich zum Wintersemester<br />

2006/2007 angetreten habe,<br />

ein motto stellen sollte, dann wären es<br />

diese Worte von eduardo torroja. sie<br />

drücken aus, was mir ein anliegen ist:<br />

dass im architektonischen Planungsprozess<br />

die entwicklung und integration<br />

des tragwerks nicht als notwendiges<br />

Übel empfunden, sondern als<br />

schlüssel für wahre Kreativität erkannt<br />

und dann auch als kreative herausforderung<br />

angenommen wird.<br />

seit 18 Jahren stehe ich im berufsleben.<br />

nach dem studium des bauin-<br />

genieurwesens an der damaligen th<br />

darmstadt arbeitete ich zunächst drei<br />

Jahre im technischen büro einer größeren<br />

bauunternehmung<br />

und auch auf baustellen.<br />

meinen neigungen entsprechend<br />

wechselte ich<br />

anfang der 90er Jahre in<br />

ein büro für tragwerksplanung,<br />

für das ich heute<br />

immer noch tätig bin. Zwischendurch<br />

arbeitete ich<br />

zwei Jahre als assistent<br />

im Fach tragwerkslehre<br />

für architekten an der tu darmstadt.<br />

Während dieser beruflichen tätigkeit<br />

war ich gemeinsam mit architekten<br />

an der Planung vieler Projekte beteiligt.<br />

dabei zeigte sich immer wieder,<br />

dass architektonische entwürfe oft<br />

zunächst nach rein funktionalen und<br />

ästhetischen Gesichtspunkten entwickelt<br />

werden, die dann im nachhinein<br />

„zum halten“ gebracht werden sollen.<br />

das nachträgliche „hineinbasteln“ des<br />

tragwerks hat aber viele nachteile.<br />

nicht nur, dass dann oft unverzichtbare<br />

tragelemente die räume<br />

und die Funktionen stören,<br />

sondern es entstehen<br />

auch unwirtschaftliche<br />

bauwerke, wenn mit allen<br />

mitteln und damit mit hohem<br />

materialaufwand das<br />

architektonische Konzept<br />

irgendwie noch gerettet<br />

werden soll.<br />

ich möchte dazu beitragen, dass die<br />

studierenden ihre scheu vor dem<br />

„technischen“ Fach tragwerkslehre<br />

verlieren und die kreativen möglichkeiten<br />

erkennen, die es eröffnet. und<br />

dass sie dann in ihrem späteren berufsleben<br />

Freude daran haben, wenn ihre<br />

entwürfe, die ihre ideen ausdrücken,<br />

auch Wirklichkeit werden können.<br />

<strong>Prof</strong>. Georg Wiesinger | unterrichtet Technisches Gebäudemanagement<br />

in der Lehreinheit Bauingenieurwesen<br />

Die ersten Schritte<br />

als ich nach meinem diplom an der<br />

technischen hochschule stuttgart meine<br />

erste Großbaustelle in einem architekturbüro<br />

plante, spielte<br />

Facility management nur<br />

eine untergeordnete rolle.<br />

das lag sowohl an dem<br />

bauboom, der nach der<br />

Wiedervereinigung einsetzte,<br />

als auch daran, dass<br />

ich im traditionellen baugeschäft<br />

tätig war. Geboren<br />

bin ich in mainfranken.<br />

schon als Kind habe ich<br />

im architekturbüro meines Vaters gezeichnet<br />

und mit Vorliebe die baustellen<br />

besichtigt. es ist schön, wieder in<br />

eine Weingegend zurück zu kommen.<br />

Personalien<br />

Die Lehre<br />

das architekturstudium absolvierte<br />

ich an den technischen hochschulen<br />

in hannover und stuttgart. Weitere<br />

berufspraxis erwarb ich<br />

schon während des studiums<br />

in namhaften büros<br />

in münchen und stuttgart.<br />

nach dem studium blieb<br />

ich in stuttgart und arbeiteteprojektverantwortlich<br />

in einem mittelständischen<br />

architekturbüro.<br />

nachdem ich dort meine<br />

ersten sporen verdient<br />

hatte (u. a. auszeichnung „beispielhaftes<br />

bauen“ der architektenkammer<br />

baden-Württemberg), entschloss ich<br />

mich, weitere erfahrungen zu sam-<br />

meln, die notwendig sind. 1997 gründete<br />

ich mein eigenes architekturbüro.<br />

Meine Erfahrungen<br />

mit den unterschiedlichsten bauaufgaben<br />

neubau, umbau, erweiterung,<br />

kleinere bauaufgaben bis zum Großprojekt<br />

und den unterschiedlichsten<br />

nutzungen (industrie, büro, schulen,<br />

altenheim, universität, Wohnen) waren<br />

sehr interessant und abwechslungsreich.<br />

ein Gebäude kann unter verschiedenen<br />

aspekten betrachtet werden.<br />

• als kundenspezifisches, einmaliges<br />

endprodukt eines entwurfsprozesses<br />

(=sichtweise des entwurfsarchitekten);<br />

FH Mainz Forum /2007 9


• als anlageobjekt, das in ein immobilienportfolio<br />

passen muss (= sichtweise<br />

des investors)<br />

• als integrales system aus baulichen<br />

und technischen anlagen, welche<br />

die Prozesse der nutzung (Wohnen,<br />

heilen, lehren, Verwaltung, Produktion,<br />

logistik) optimal unterstützen<br />

(= sichtweise des Facility managers);<br />

• oder als raum zum leben und arbeiten<br />

(= sichtweise des nutzers).<br />

diese unterschiedlichen, teilweise sich<br />

widersprechenden sichtweisen sind<br />

in eine einvernehmliche lösung zu<br />

überführen. in diesem Zusammenhang<br />

werden auch die defizite aktueller architekturprojekte<br />

deutlich:<br />

• die nutzungsprozesse und –kosten<br />

werden nur selten detailliert analysiert<br />

und berücksichtigt.<br />

• die Prozesse der nutzung und die<br />

betriebskosten werden oft einer effekthascherischen,<br />

äußeren Gestalt<br />

untergeordnet.<br />

• der klassische Gebäudeentwurf ist<br />

primär auf die Fertigstellung eines<br />

neu- oder umbaus ausgerichtet.<br />

• anspruchsvolle, funktionale und<br />

ökonomisch gut durchdachte, pragmatische,<br />

realisierbare und vor allem<br />

gut nutzbare lösungen sind inzwischen<br />

in der gebauten umwelt eine<br />

seltenheit.<br />

Während meiner langjährigen berufserfahrung<br />

als architekt habe ich bereits<br />

ein großes spektrum an bauaufgaben<br />

von denkmalgeschützten Gebäuden,<br />

öffentlichen bauten und industriebauten<br />

kennen gelernt. die erkannten<br />

missstände brachten mich zum Facility<br />

management und einer ausrichtung<br />

auf den betrieb und die instandhaltung<br />

von Gebäuden. meine motivation für<br />

Personalien<br />

die <strong>Prof</strong>essur „technisches Gebäudemanagement“<br />

ist ein integrierter Gebäudeentwurf,<br />

der Funktion, Ästhetik<br />

und Wirtschaftlichkeit während der<br />

nutzungsphase gleichermaßen vereint.<br />

Forschungs- und Lehrtätigkeit<br />

an der universität dortmund mit angegliedertem<br />

Fraunhofer institut für<br />

materialfluss und logistik habe ich in<br />

den vergangenen 6 Jahren gelehrt und<br />

geforscht. in vielen industrieprojekten<br />

konnte ich die modernen management-<br />

und Planungsmethoden für das<br />

Facility management, die instandhaltung<br />

und die Fabrikplanung anwenden.<br />

Ziel meiner Forschung war es, zu<br />

untersuchen, inwieweit die modernen<br />

methoden aus der Fabrikplanung und<br />

der Produktentwicklung im maschinenbau<br />

in modifizierter Form auf das<br />

bauwesen anwendbar sind.<br />

mit diesem Forschungsansatz und dem<br />

anspruch, gemeinsam mit den studenten<br />

neue Verfahren für ein professionelles<br />

Facility management zu entwickeln,<br />

beginne ich meine tätigkeit als<br />

<strong>Prof</strong>essor an der Fh mainz.<br />

Was mich am Facility Management<br />

reizt ...<br />

ist die innovative herangehensweise,<br />

ausgehend von den Prozessen der nutzung,<br />

die Facilities zu planen. der soll-<br />

Zustand der baulichen und technischen<br />

anlagen wird gemäß den funktionalen<br />

anforderungen aus den Prozessen mit<br />

sog. Key Performance Indicators abgeleitet.<br />

darauf werden unterschiedliche<br />

Service Level Agreements abgestimmt,<br />

mit denen die anlagen flexibel<br />

betrieben werden können. erst wenn<br />

die Prozesse des betriebes optimiert<br />

wurden und die anforderungen, Ziele<br />

und restriktionen klar sind, wird mit<br />

der Gestaltung der Gebäudehülle und<br />

der oberflächen begonnen.<br />

Kooperationen sind gewünscht<br />

Für Fragen und anregungen steht meine<br />

tür für die Kollegen, studenten und<br />

Vertreter aus der Praxis immer offen.<br />

Von schwellen- gar berührungsängsten<br />

zwischen Wissenschaft und Praxis<br />

kann bei mir keine rede sein. ich habe<br />

schon einige interessante Gespräche<br />

mit Vertretern der Wirtschaft in der<br />

region gehabt und bin zuversichtlich,<br />

hier einige Kooperationen in den kommenden<br />

Jahren initiieren zu können.<br />

Zur sicherstellung des Wissenstransfers<br />

bin ich in verschiedenen arbeitskreisen<br />

der führenden Fm Verbände<br />

und in einigen din und Vdi normungsausschüssen.<br />

in diesen arbeitskreisen<br />

werden zusammen mit Praktikern<br />

neue methoden und Konzepte des<br />

Facility management und des Gebäudemanagement<br />

erarbeitet.<br />

Georg Wiesinger privat<br />

Welche eigenheiten zeichnen mich<br />

aus? ich besitze eine sehr schnelle auffassungsgabe<br />

und kann spontan agieren<br />

und improvisieren. meine Freizeit<br />

verbringe ich gerne mit meiner Frau<br />

und meinen zwei Kindern. Privat liebe<br />

ich es, zu lesen, zu schwimmen, ski zu<br />

fahren oder zu segeln.<br />

0 FH Mainz Forum /2007


<strong>Prof</strong>. Kirstin Arndt | unterrichtet Freies Gestalten im Studiengang<br />

Kommunikationsdesign<br />

...neu an der Fh?<br />

eigentlich fühle ich mich schon recht heimisch – in der<br />

holzstraße 36. und dies liegt wohl vor allem an der sehr<br />

freundlichen aufnahme seitens meiner Kolleginnen und<br />

Kollegen und der studierenden. aber für die, die mich noch<br />

nicht kennen, stelle ich mich gerne vor:<br />

nach meinem studium der malerei und bildhauerei an der<br />

staatlichen akademie der bildenden Künste Karlsruhe von<br />

1991-97 begann ich als freischaffende Künstlerin meine erfahrungen<br />

in der Kunstwelt zu sammeln. inzwischen kann<br />

ich auf eine große anzahl an einzel- und Gruppenausstellungen<br />

im in- und ausland sowie mehrere Preise, stipendien<br />

und Kataloge zurückblicken.<br />

Parallel zur künstlerischen tätigkeit, bei der ich mich im<br />

bereich installation, objektkunst bewege, zog es mich vor 6<br />

Jahren in die lehre. mit lehraufträgen an der merz akade-<br />

Personalien<br />

mie, stuttgart, der hochschule für<br />

Gestaltung Pforzheim, sowie einer<br />

lehrverpflichtung als wissenschaftlich/künstlerische<br />

angestellte an<br />

der universität Karlsruhe begann<br />

dieser Weg. 20005/06 übernahm<br />

ich schließlich eine Vertretungsprofessur<br />

an der staatlichen akademie<br />

der bildenden Künste Karlsruhe<br />

und lehre nun bereits seit sommersemester<br />

2006 an der Fh mainz.<br />

als Künstlerin liegt mir in der Zusammenarbeit mit den studierenden<br />

in erster linie an der entwicklung kreativer Prozesse<br />

und der individuellen Förderung kreativer Potentiale<br />

der studierenden. erste „Kostproben“ dieser arbeit waren<br />

jüngst anlässlich der semesterendpräsentation zu entdecken.<br />

– es folgt mehr! ich freue mich darauf!<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Nadine Walter | unterrichtet Unternehmensführung im<br />

Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />

seit 1.september 2006 bin ich nun <strong>Prof</strong>essorin<br />

an der Fachhochschule mainz.<br />

dass es mich so schnell wieder an<br />

die hochschule verschlägt,<br />

hätte ich noch vor einigen<br />

Jahren nicht für möglich<br />

gehalten!<br />

Fangen wir mal ganz von<br />

vorne an: ich bin geboren<br />

und ausgewachsen in<br />

der nähe von ulm. nach<br />

dem abitur habe ich an<br />

der universität mannheim<br />

betriebswirtschaftslehre mit schwerpunkt<br />

industriebetriebslehre und Wirtschaftsprüfung<br />

studiert. nach etwas<br />

berufserfahrung während des studiums<br />

bei bertelsmann und Porsche habe<br />

ich dann aber festgestellt, dass diese<br />

„materie“ nicht so ganz das richtige<br />

für mich ist und habe mich danach eher<br />

in richtung strategie und marketing<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

orientiert. daher habe ich auch an der<br />

universität hamburg im strategischen<br />

marketing promoviert – über marketingstandardisierung<br />

von<br />

Konsumgütern in europa<br />

(also beispielsweise darüber,<br />

ob es sinn macht,<br />

den schokoriegel „raider“<br />

in „twix“ umzubenennen!).<br />

nach meinem studium<br />

begann ich direkt bei der<br />

unternehmensberatung<br />

mcKinsey & company, bei der ich<br />

bis august 2006 als beraterin, zuletzt<br />

als „engagement manager“ tätig war.<br />

in den Jahren beriet ich vor allem unternehmen<br />

im bereich Konsumgüter,<br />

handel, Pharma und telekommunikation<br />

– vor allem zu den themen<br />

strategie, organisation und marketing/<br />

Vertrieb. dabei verschlug es mich sehr<br />

häufig in die ganze Welt und ich habe<br />

längere Perioden in london, Paris,<br />

istanbul, chicago und schanghai gearbeitet.<br />

Zudem engagierte ich mich bei<br />

mcKinsey intern stark im recruiting<br />

von hochschulabsolventen.<br />

die monate, die ich bisher an der Fh<br />

mainz verbracht habe, haben mich darin<br />

bestätigt, dass der Wechsel aus der<br />

Praxis in die hochschule der richtige<br />

war. ich bin sowohl auf interessierte<br />

und begeisterungsfähige studenten als<br />

auch auf hilfsbereite Kollegen gestoßen,<br />

die mir die ersten monate sehr<br />

angenehm gemacht haben. ich hoffe,<br />

den studenten mit spannenden aktuellen<br />

themen einen einblick in wichtige<br />

management-bereiche geben zu<br />

können und sie für diese themen zu<br />

begeistern.


<strong>Prof</strong>. Klaus Teltenkötter | unterrichtet Digitale Medien und<br />

Entwerfen im Studiengang Innenarchitektur<br />

„alles was man aus büchern oder von<br />

seinen lehrern lernen kann, ist gleich<br />

einem Wagen. doch der Wagen ist nur<br />

dienlich, solange man auf dem Fahrweg<br />

ist. Wer zu des Fahrwegs endpunkt<br />

kommt, lässt den Wagen<br />

und geht zu Fuß.“ (Veda)<br />

meine studienzeit in den<br />

neunziger Jahren habe ich<br />

noch als eine rasante achterbahnfahrt<br />

in erinnerung,<br />

die mir viel spaß gemacht<br />

hat. mein Wagen, in den<br />

ich eingestiegen bin, war<br />

damals ganz klassisch und<br />

analog. ich habe an der<br />

hochschule für musik und theater in<br />

hannover musik im Fach Violoncello<br />

studiert. der satz des Jazzmusikers<br />

bobby mc Ferrin „musiker sind die<br />

architekten des himmels“ erklärt annähernd,<br />

weshalb ich nach zwei Jahren<br />

musikstudium den Wagen wechselte,<br />

um dann doch lieber architekt gleich<br />

auf der erde zu werden. der Wagen architekturstudium<br />

an der tu-darmstadt<br />

wurde vorgespannt.<br />

meine Generation hatte noch die möglichkeit,<br />

fern von bachelor und master<br />

einem langen diplomstudium nachzugehen.<br />

nach vielen Powerslides und<br />

u-turns auf dem architektonischen<br />

trainingsparcour wurde mir aber irgendwann<br />

während meines studiums<br />

bewusst, dass der Fahrweg für die Fortsetzung<br />

meiner berauschenden Fahrt in<br />

der Welt nach meinem studium so erst<br />

einmal gar nicht vorhanden ist. Was<br />

wird dann wohl mein beitrag im rahmen<br />

der architektur in Zukunft sein?<br />

die Welt der digitalen medien fing<br />

an, mich gegen ende meines studiums<br />

mehr und mehr zu faszinieren. Vom<br />

umgang mit dem computer hatte ich<br />

zu diesem Zeitpunkt aber noch keinen<br />

schimmer. ich stellte mir die Fragen,<br />

warum computerspiele auf die meist<br />

Personalien<br />

jugendlichen spieler eine solch immersive<br />

Kraft ausüben? Warum verpufft<br />

diese energie völlig nutzlos im virtuellen<br />

raum, statt sie sinnvoll in den<br />

realen raum zu kanalisieren?<br />

diese Fragen waren für<br />

mich der auslöser, weshalb<br />

ich den mir so lieb gewonnenen<br />

architektonischen<br />

trainingsparcour vorzeitig<br />

verließ. noch während<br />

meines studiums begann<br />

mein Fußweg dann endgültig<br />

in dem mir unbekannten<br />

digitalen mediendschungel.<br />

Zusammen mit zwei Kommilitonen<br />

eignete ich mir autodidaktisch<br />

in einer einjährigen, nervenaufreibenden<br />

Klausurphase außerhalb der universität<br />

die notwendigen Fähigkeiten im bereich<br />

3d-animation und multimedia-<br />

Programmierung an. unser Ziel war die<br />

entwicklung eines computerspiels in<br />

3d-echtzeit als städtebauliches instrumentarium<br />

im rahmen einer freien diplomarbeit<br />

am Fachbereich architektur.<br />

nach meinem studium kreuzten dann<br />

immer wieder Fahrwege meinen expeditionspfad.<br />

ich bin dann gerne in<br />

dem einen oder anderen Wagen wieder<br />

ein stückchen mitgefahren, hier<br />

u.a. zwei Jahre im architekturbüro<br />

von daniel libeskind. dort konnte ich<br />

meine multimedialen Fähigkeiten in<br />

die architektur weiter einbringen und<br />

ausbauen. in meiner zweijährigen tätigkeit<br />

bei ag4 mediatecture company<br />

spezialisierte ich mich danach auf die<br />

Konzeption von medienfassaden. daraus<br />

entwickelte sich mein thema der<br />

integration digitaler medien in die<br />

architektur. in diesem bereich bin ich<br />

als consultant unter der Firmierung<br />

fluxfelt inzwischen selbständig tätig.<br />

Über meinen ruf an den Fachbereich<br />

Gestaltung, studiengang innenarchitektur<br />

mit dem schwerpunkt „digitale<br />

medien und entwerfen“, freue ich mich<br />

sehr. es besteht hier die möglichkeit,<br />

meine erfahrungen interdisziplinär in<br />

Forschung und lehre einzubringen.<br />

in den letzten Jahren hat der architektonische<br />

innenraum als Kommunikationsraum<br />

für die Vermittlung emotionaler<br />

und inhaltlicher botschaften an<br />

wirtschaftlicher bedeutung stark zugenommen.<br />

er wächst als gestalterische<br />

aufgabe in seiner Komplexität ständig<br />

weiter. die möglichkeit der Wechselbeziehung<br />

zwischen mensch und raum<br />

erhält hierbei durch die integration der<br />

digitalen medien eine neue dimension.<br />

innenarchitekten sind zu regisseuren<br />

von rauminszenierungen geworden.<br />

die ausrichtung des Fachbereichs Gestaltung<br />

mit seinen studiengängen innenarchitektur,<br />

Kommunikationsdesign<br />

und mediendesign bietet den studenten<br />

ein ideales umfeld für eine innovative<br />

und interdisziplinäre ausbildung.<br />

die studenten erhalten die möglichkeit,<br />

schon während des studiums sich in<br />

der bearbeitung von immer wichtiger<br />

werdenden crossmedialen Projekten zu<br />

üben.<br />

Wird meine lehre für meine studenten<br />

ein sportlicher Wagen bis zum ende<br />

ihres studiums sein? Wo geht die reise<br />

für sie danach hin?<br />

das aufgabenfeld der innenarchitekten<br />

erweitert sich an den rändern. an den<br />

rändern blüht bekanntlich das leben.<br />

die auseinandersetzung mit den digitalen<br />

medien im spannungsfeld der innenarchitektur<br />

ist ein schlüssel für die<br />

entdeckung neuer noch unerschlossener<br />

aufgabenfelder. im bewusstsein dieser<br />

weiter wachsenden möglichkeiten<br />

freue ich mich über ein frühes fußläufiges<br />

„auswildern“ meiner studenten.<br />

meine aufgabe sehe ich, neben einer<br />

fundierten Grundlagenvermittlung, in<br />

einem inspirierenden und motivierenden<br />

support am boxenstopp.<br />

2 FH Mainz Forum /2007


Neu an der FH<br />

FH Mainz Forum /2007<br />

Christian Bernhart<br />

Assistent im Fachbereich III:<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Dienstantritt: 1.12.2006<br />

Nikolai Bock<br />

Assistent im Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen<br />

und Geoinformatik<br />

Dienstantritt: 1.3.2007<br />

Steffen Brunk<br />

Reg.-Angestellter im ZIK/IMG<br />

Dienstantritt: 1.9.2006<br />

Sabrina Gerlach<br />

Reg.-Angestellte im ZIK<br />

Dienstantritt: 2.10.2006<br />

Beate Hörnel-Metzger<br />

Wissenschaftl. Mitarbeiterin im iS-mainz<br />

Dienstantritt: 1.3.2007<br />

Slavisa Sascha Katanic<br />

Assistent im Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Dienstantritt: 11.12.2006<br />

neu an der Fh<br />

Christine Kosmas<br />

Reg.-Angestellte in der Zentralen Verwaltung<br />

Dienstantritt: 31.10.2006<br />

Bettina Kraus<br />

Assistentin im Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Dienstantritt: 4.10.2006<br />

Gabriele Müller-Gebhardt<br />

Reg.-Angestellte in der Zentralen Verwaltung<br />

Dienstantritt: 1.9.2006<br />

Claudia Nasri<br />

Assistentin im Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Dienstantritt: 1.11.2006<br />

Pascal Neis<br />

Assistent im Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen<br />

und Geoinformatik<br />

Dienstantritt: 2.10.2006<br />

Uwe Schultheis<br />

Baustoffprüfer<br />

Amtl. Prüfstelle für Baustoffe<br />

Dienstantritt: 2.10.2006


Autorinnen / Autoren<br />

Sue Ackroyd<br />

Swinburne University of Technology<br />

Melbourne<br />

<strong>Prof</strong>. Kirstin Arndt<br />

Fachbereich II: Gestaltung<br />

Tel: 06131/2859-526<br />

kristin.arndt@fh-mainz.de<br />

Eva Baumgartner<br />

Absolventin am Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Florence de Boni<br />

E-Learning-Support der<br />

Fachhochschule Mainz<br />

Tel : 06131/628-181<br />

florence.deboni@fh-mainz.de<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Matthias Eickhoff<br />

Institut für Unternehmerisches Handeln<br />

(IUH) der Fachhochschule Mainz<br />

Tel.: 06131/628-269<br />

matthias.eickhoff@wiwi.fh-mainz.de<br />

Regina Gail<br />

Studentin am Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Timo Göth<br />

E-Learning-Support der<br />

Fachhochschule Mainz<br />

Tel.: 06131/2859-673<br />

timo.goeth@fh-mainz.de<br />

René Jouaux<br />

Student am Fachbereich III:<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Eva Klose<br />

Absolventin am Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Lena Kortmann<br />

Absolventin am Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Monika Kursawe<br />

Zentale Frauenbeauftragte der<br />

Fachhochschule Mainz<br />

Tel.: 06131/2859-411<br />

monika.kursawe@fh-mainz.de<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Rainer Lenz<br />

Fachbereich I: Architektur,<br />

Bauingenieurwesen und Geoinformatik<br />

Tel. : 06131/2859-316<br />

rainer.lenz@fh-mainz.de<br />

autorinnen / autoren<br />

Susanne Löwe<br />

Assistentin am Fachbereich III:<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Tel.: 06131/628-117<br />

Loewe@ifams.de<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Gerhard</strong> Meerwein<br />

Fachbereich II: Gestaltung<br />

Tel.: 06131/2859-414<br />

gerhard.meerwein@fh-mainz.de<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong><br />

Präsident der Fachhochschule Mainz<br />

(bis 30.04.2007)<br />

Tel.: 06131/2859-710<br />

morath@fh-mainz.de<br />

Peter Morenos<br />

Swinburne University of Technology<br />

Melbourne<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.-Ing. <strong>Gerhard</strong> <strong>Muth</strong><br />

Präsident der Fachhochschule Mainz<br />

(ab 1.5.2007)<br />

Tel.: 06131/2859-710<br />

praesident@fh-mainz.de<br />

Stefan Pauly<br />

Mitarbeiter im Zentrum für Information<br />

und Kommunikation (ZIK)<br />

Tel.: 06131/2859-182<br />

stefan.pauly@fh-mainz.de<br />

<strong>Prof</strong>. Susanne Reiß<br />

Fachbereich I: Architektur,<br />

Bauingenieurwesen und Geoinformatik<br />

Tel. : 06131/2859-222<br />

susanne.reiss@fh-mainz.de<br />

Abbey Reynolds<br />

Swinburne University of Technology<br />

Melbourne<br />

<strong>Prof</strong>. Albrecht Rissler<br />

Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Tel.: 06131-2859-522<br />

risslerart@yahoo.com<br />

Melissa Salata<br />

Swinburne University of Technology<br />

Melbourne<br />

Mandy Schlundt<br />

Studentin am Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Florian Schmidt<br />

Student am Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Wolf Schröder<br />

Student am Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

<strong>Prof</strong>. Florian Seiffert<br />

Fachbereich II: Gestaltung<br />

Tel: 06131/2859-411<br />

florian.seiffert@fh-mainz.de<br />

<strong>Prof</strong>. Ulf Seiler<br />

Fachbereich I: Architektur,<br />

Bauingenieurwesen und Geoinformatik<br />

Tel. : 06131/2859-218<br />

ulf.seiler@fh-mainz.de<br />

<strong>Prof</strong>. Klaus Teltenkötter<br />

Fachbereich II: Gestaltung<br />

Tel.: 06131/2859-411<br />

klaus.teltenkoetter@fh-mainz.de<br />

Marco Vagnini<br />

ISIA Roma<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Nadine Walter<br />

Fachbereich III:<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Tel.: 06131/628-259<br />

nadine.walter@wiwi.fh-mainz.de<br />

Max Walther<br />

Student am Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

Dipl.-Des. (FH) Erich Weiler<br />

International Office<br />

Fachbereich II: Gestaltung<br />

Tel.: 06131/ 28 59-160<br />

erich.weiler@fh-mainz.de<br />

Andrea Weissen<br />

Absolventin am Fachbereich II:<br />

Gestaltung<br />

<strong>Prof</strong>. Georg Wiesinger<br />

Fachbereich I: Architektur<br />

Bauingenieurwesen und Geoinformatik<br />

Tel.: 06131/2859-340<br />

georg.wiesinger@fh-mainz.de<br />

FH Mainz Forum /2007


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Der Präsident der<br />

Fachhochschule Mainz<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Morath</strong><br />

Redaktion/Konzeption<br />

Bettina Augustin M.A.<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

(verantwortlich)<br />

Design und Titelbild<br />

Uwe Zentgraf<br />

Dipl.-Designer (FH)<br />

Anschrift<br />

Pressestelle der<br />

Fachhochschule Mainz<br />

Seppel-Glückert-Passage 10<br />

55116 Mainz<br />

Tel.: 0 61 31/28 59-728<br />

Fax.: 0 61 31/28 59-712<br />

E-Mail: augustin@fh-mainz.de<br />

Auflage 2500 Exemplare<br />

Erscheinungsweise<br />

Einmal pro Semester<br />

Satz<br />

Mac/Indesign CS<br />

<strong>Dr</strong>uck<br />

<strong>Dr</strong>uckbetrieb Lindner<br />

Mainz<br />

Redaktionsschluss<br />

30.1.2007<br />

Redaktionsschluss<br />

für die nächste Ausgabe<br />

30.7.2007<br />

Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion oder<br />

des Herausgebers wieder


Fachhochschule Mainz<br />

University of<br />

Applied Sciences

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