Ausgelegt und optimiert - Filtra Guide
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Ausgelegt und optimiert - Filtra Guide
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Filter-/Trenntechnik<br />
<strong>Ausgelegt</strong> <strong>und</strong> <strong>optimiert</strong><br />
Genaue Filterversuche zur Fest-Flüssig-Trennung<br />
Filter für die Fest-Flüssigtrennung werden auf Gr<strong>und</strong>lage von Filterversuchen ausgelegt <strong>und</strong><br />
<strong>optimiert</strong>. Mit diesen Versuchen werden die filtrationsspezifischen Produkteigenschaften<br />
bestimmt, insbesondere der Filterkuchen- <strong>und</strong> der Filtermittelwiderstand. Kontinuierliche<br />
Filter mit Kuchenbildungszeiten zwischen etwa 10 <strong>und</strong> 100 sec verlangen genaue Auslegungswerte.<br />
Die richtige Auswahl der Versuchsausrüstung erlaubt sehr genaue Messwerte.<br />
Die hier vorgelegte Darstellung gibt Ratschläge zur Messausrüstung um eine gute<br />
Genauigkeit zu erreichen. Auf eine geeignete Darstellung der Versuchsdurchführung wird<br />
verwiesen, die Versuche werden hier kurz beschrieben. Die Auswertung der Versuche ist<br />
z.B. nach der entsprechenden VDI-Richtlinie möglich.<br />
Josef W. Tichy Die Bestimmung<br />
des Kuchenwiderstandes ist relativ<br />
unproblematisch. Damit oder mit<br />
der Kuchenaufbauzeit wird die<br />
filteraktive Fläche des Apparates<br />
bemessen. Produktschwankungen<br />
<strong>und</strong> sonstige Einflüsse werden<br />
durch Sicherheitszuschläge berücksichtigt.<br />
Dagegen galt die Bestimmung<br />
des Filtermittelwiderstandes<br />
bisher als schwierig. Er soll nach<br />
heute gängigen Richtlinien gering<br />
sein, etwa 5 %, max. 10 % des<br />
Gesamtwiderstandes, vgl. VDI-<br />
Richtlinie 2762. Das Filtermittel sei<br />
bei höheren Anteilen als ungeeignet<br />
anzusehen. Mit Filtermittelwiderstand<br />
wird der Widerstand<br />
bezeichnet der durch den Kontakt<br />
62 • 10 • 2005<br />
von Feststoff <strong>und</strong> Filtermittel gemessen<br />
wird. Dieser Wert ist erheblich<br />
höher als der so genannte<br />
Wasserwert – der Durchflusswiderstand<br />
der reinen Flüssigkeit durch<br />
ein sauberes Gewebe.<br />
Für kontinuierliche Filter gelten<br />
die publizierten Richtwerte für den<br />
Filtermittelwiderstand nicht. Hier<br />
wurden vom Autor bei einigen Betriebsfiltern<br />
durchschnittlich 25 bis<br />
30 % gef<strong>und</strong>en, es sind sogar 50 %<br />
sicher bestimmt worden. Das Filtermittel<br />
hatte also mitunter so viel<br />
Druckverlust wie der Filterkuchen.<br />
Deutlich geringere Widerstände<br />
wurden fast nicht gef<strong>und</strong>en. Für<br />
eine optimale Auswahl des Filtermittels<br />
<strong>und</strong> eine exakte Filterausle-<br />
gung muss dieser Widerstand<br />
genau bestimmt werden. Die bisherige<br />
Praxis der Filterversuche<br />
lässt aber die sichere Bestimmung<br />
kaum zu. Durch geeignete/optimale<br />
Zusammenstellung der Messtechnik<br />
wird die Genauigkeit bei der Bestimmung<br />
des Filterkuchen- <strong>und</strong><br />
des Filtermittelwiderstands erheblich<br />
verbessert. Erster Schritt ist<br />
also Auswahl der Messgeräte <strong>und</strong><br />
Beurteilung der Messgenauigkeit.<br />
Messgeräte<br />
Stand der Technik sind Filterversuche<br />
auf einem Laborfilter mit<br />
20 cm 2 Filterfläche. Ein geeignetes<br />
Filter <strong>und</strong> die Arbeitsweise damit<br />
ist im Internet vorgestellt beispielsweise<br />
unter<br />
http://www.fitest.bhs-sonthofen.de<br />
oder unter<br />
http://www.jwtichy.de/vt/.<br />
Im vorliegenden Bericht wird<br />
davon ausgegangen, dass die Erfassung<br />
des <strong>Filtra</strong>ts durch eine Waage<br />
erfolgt die von einem Rechner ausgelesen<br />
wird. Das Ergebnis liegt<br />
als Zeit-Gewicht-Tabelle vor.<br />
Messzylinder sind für Volumenmessungen<br />
üblich. Sie haben Genauigkeiten<br />
von etwa 1 % des maximalen<br />
Füllvolumens. Einerseits<br />
wird damit die Flüssigkeitsdichte<br />
bestimmt zur <strong>Filtra</strong>terfassung mit<br />
der Waage. Hier wäre ein Pyknometer<br />
die beste Wahl. Mit Messzylindern<br />
wird die Dichte von <strong>Filtra</strong>t<br />
<strong>und</strong> Suspension nicht besser als<br />
auf 1 % genau bestimmbar sein.<br />
TRICK: Messzylinder mit Wasser<br />
von 25 °C füllen – es hat eine<br />
Dichte von<br />
0,998 kg/l, bei 15 °C 0,999 kg/l –<br />
<strong>und</strong> erlaubt so auf einfache Art<br />
eine Kalibrierung. Andererseits<br />
wird mit den Messzylindern auch<br />
die für den Filterversuch benötigte<br />
Menge Suspension abgemessen.<br />
Hier sollte eine gute Genauigkeit
geübt werden – eine Kontrolle der<br />
Suspensionsmenge über die Waage<br />
ist sehr zweckmäßig.<br />
Manometer zur Druckmessungen<br />
sind schnell <strong>und</strong> ausreichend<br />
genau für die Messaufgabe. Drucksensoren<br />
sollten nur verwendet<br />
werden wenn sie schnell sind, also<br />
besser als 20 Hz <strong>und</strong> auf 10 bis<br />
20 mbar genau.<br />
Der Waage für die Erfassung der<br />
<strong>Filtra</strong>tmenge ist besonderes Augenmerk<br />
zu schenken. Die Maximallast<br />
darf nicht zu gering sein – 4<br />
bis 8 kg sind ein guter Wert. Dabei<br />
soll die Auflösung 0,01 g sein, gröbere<br />
Auflösungen machen spätestens<br />
bei schlecht filtrierenden<br />
Stoffen Probleme. Wer die Wahl<br />
hat nimmt eine Waage mit Biegebalken.<br />
Magnetische Waagen sind<br />
deutlich stärker gedämpft. Hier<br />
müssen für gute Ergebnisse alle<br />
Filter ausgeschaltet oder auf minimal<br />
gesetzt werden um Fehler<br />
durch Nachhinken der Anzeige zu<br />
minimieren. Das Auslesen der<br />
Daten durch den Rechner erfolgt<br />
über eine Schnittstelle. Sinnvoll<br />
ist eine serielle Schnittstelle die<br />
9600 Baud erreichen sollte. Wichtig<br />
ist auch, dass die Waage in gleichen<br />
zeitlichen Intervallen ihre<br />
Werte an den Rechner meldet.<br />
Optimale wäre also eine Waage<br />
mit 4 bis 8 kg Tragkraft, 0,01 g<br />
Auflösung <strong>und</strong> einer Schnittstelle<br />
an der der Gewichtswert mit 10 Hz<br />
ansteht ohne dass die Waage mit<br />
Steuerkommandos abgefragt werden<br />
muss.<br />
Da die Waage einen seriellen<br />
Anschluss hat kann der Gewichtswert<br />
einfach darüber ausgelesen<br />
werden. Eine gute, sehr preisgünstige<br />
Software für die Datenerfassung<br />
ist für r<strong>und</strong> 30 Euro<br />
erhältlich von MultiMES unter<br />
http://www.multimes.de/ <strong>und</strong> kann<br />
als Shareware bis zu 30 Tage getestet<br />
werden. Das Einlesen erfolgt<br />
mit wählbarer Geschwindigkeit.<br />
Übliche Rechner haben keinerlei<br />
Geschwindigkeitsprobleme bei der<br />
Datenerfassung mit den hier vorgestellten<br />
Geschwindigkeiten.<br />
Der <strong>Filtra</strong>tionsdruck wird bei<br />
der beschriebenen Nutsche mittels<br />
Pressgas erzeugt. Dafür ist ein<br />
kleiner Druckminderer erforderlich.<br />
Hier sollte ebenfalls auf eine<br />
gute Regelgeschwindigkeit geachtet<br />
werden um schleichenden Druckanstieg<br />
innerhalb des Filters zu<br />
vermeiden – was sich auf die Messgenauigkeit<br />
auswirkt aber nur<br />
schwer erkennbar ist.<br />
Weitere Versuchsausrüstung ist<br />
die übliche Laborausstattung wie<br />
sie z.B. auf der bereits genannten<br />
Internetseite FiTest unter „Platzbedarf<br />
<strong>und</strong> Ausrüstung“ aufgelistet ist.<br />
Versuche<br />
Nun kann ein Filterversuch durchgeführt<br />
werden. Die Suspension<br />
wird bereitgestellt <strong>und</strong> genau abgemessen.<br />
Nach dem Einfüllen der<br />
Suspension <strong>und</strong> Verschließen des<br />
Filter wird die Messung gestartet.<br />
Eine gewisse Schwierigkeit besteht<br />
darin den Anfangszeitpunkt<br />
der <strong>Filtra</strong>tion zu erkennen. Es ist<br />
daher sinnvoll die Datenerfassung<br />
zu starten bevor Druck auf das<br />
Filter aufgegeben wird. Die Verzögerung<br />
bis zum tatsächlichen<br />
Anfall von <strong>Filtra</strong>t beträgt dann<br />
wenige Sek<strong>und</strong>en <strong>und</strong> lässt sich<br />
bei der Auswertung – z.B. in einer<br />
Tabellenkalkulation – einfach als<br />
Theorie<br />
Konstante abziehen. Das Ende der<br />
<strong>Filtra</strong>tion ist sicher zu erkennen.<br />
Das Ergebnis der Messung ist<br />
die bereits genannte Liste mit den<br />
Messwerten für das <strong>Filtra</strong>tgewicht<br />
<strong>und</strong> die dazugehörige Messzeit.<br />
Die Übertragung in eine Tabellenkalkulation<br />
erlaubt eine passende<br />
Darstellung der Filterkurve, siehe<br />
Bild 1. Hier ist eine sehr schnelle<br />
<strong>Filtra</strong>tion dargestellt bei der ein<br />
Filterkuchen mit 12 mm Dicke<br />
in knapp 10 Sek<strong>und</strong>en anfiltriert<br />
wird. Bei dieser <strong>Filtra</strong>tionsgeschwindigkeit<br />
wird eine Messung<br />
mit Stoppuhr nur sehr geringe<br />
Genauigkeit der verlangten <strong>Filtra</strong>tionsparameter<br />
ergeben.<br />
Im Bild 1 ist ein Punkt hervorgehoben:<br />
318,87. Er bezeichnet die<br />
<strong>Filtra</strong>tmenge die gegen Ende der<br />
vorgestellten Messung angefallen<br />
ist. In Bild 2 ist die weitere Auswertung<br />
entsprechend der heute<br />
üblichen Kurvenauftragung (siehe<br />
Kasten) dargestellt.<br />
Aus der – unteren – Kurve mit<br />
der t/V – V – Auftragung kann<br />
der Filterkuchenwiderstand einfach<br />
ausgerechnet werden. Die zusätzliche<br />
Darstellung der dt/dV – V –<br />
Auftragung zeigt an der Stelle der<br />
eben genannten <strong>Filtra</strong>tmenge von<br />
318,87 g einen drastischen Abfall<br />
der beim Eindringen von Pressgas<br />
Filter-/Trenntechnik<br />
Die Filtertheorie basiert auf hydraulischen Arbeiten von Darcy (1803-1858) der den flächenspezifischen Flüssigkeitsstrom als Funktion des<br />
Differenzdruckes Δp, des hydraulischen Widerstandes R <strong>und</strong> der Viskosität η berechnete.<br />
Δp<br />
q =<br />
R η<br />
Bei der Kuchenfiltration besteht der Widerstand aus dem mit steigender Kuchendicke ansteigenden Kuchenwiderstand <strong>und</strong> dem Filtermittelwiderstand.<br />
Für die <strong>Filtra</strong>tion bei konstantem Druck <strong>und</strong> konstantem Feststoffgehalt im Zulauf hat sich die Darstellung des zeitlichen <strong>Filtra</strong>tanfalls in einem Diagramm<br />
t/V= f(V) durchgesetzt. Unter Berücksichtigung des spezifischen Kuchenwiderstandes rK , der Filterfläche A <strong>und</strong> des Filtermittelwiderstandes RM<br />
erhält man für diesen Fall aufgr<strong>und</strong> von theoretischen Überlegungen die Gleichung<br />
für das <strong>Filtra</strong>tvolumen V. In Diagrammform ist dies eine Gerade mit der Steigung b/2 <strong>und</strong> dem Achsabstand a. Die Steigung b/2 ist proportional dem<br />
Filterkuchenwiderstand <strong>und</strong> der Achsabstand ist proportional dem Filtermittelwiderstand. Beide Werte sind aus diesen Zusammenhängen berechenbar.<br />
in den Kuchen entsteht. Damit ist<br />
gezeigt, dass bei dieser Messdatenerfassung<br />
auch solche Vorgänge<br />
sicher erfasst werden die bei geringeren<br />
Erfassungsfrequenzen nicht<br />
sichtbar werden.<br />
Damit ist vorgestellt, dass neben<br />
dem <strong>Filtra</strong>tionsbeginn auch das<br />
Ende der <strong>Filtra</strong>tion auf Sek<strong>und</strong>enbruchteile<br />
genau erfasst wird.<br />
Diese Genauigkeit schlägt sich bei<br />
der Auswertung in genauen Werten<br />
von Filterkuchen- <strong>und</strong> Filtermittelwiderstand<br />
nieder. Damit ist<br />
die Überwachung von bestehenden<br />
Filtern – oder die Auslegung von<br />
neuen Apparaten – mit guter Genauigkeit<br />
möglich.<br />
Dipl.-Ing. Josef W. Tichy ist Leiter<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung im Bereich der<br />
Filtertechnologie bei<br />
BHS - Sonthofen GmbH<br />
Hans-Böckler-Straße 7<br />
87527 Sonthofen<br />
Tel.: 08321/802-371<br />
Fax: 08321/802-320<br />
josef.tichy @ bhs-sonthofen.de<br />
10 • 2005 • 63