ausgabe 33 | januar 2008

44 | PLATTENTESTS
RADIOHEAD
IN RAINBOWS
Die Musikwelt war in Aufruhr: Radiohead
zeigten den gängigen Vertriebswegen
des Business den Mittelfinger und
kündigten kurzfristig am 1. Oktober an,
ihr neues Studioalbum „In Rainbows“
am 10. Oktober exklusiv als Download
über ihre Homepage zu veröffentlichen.
Der Clou: Jeder konnte selbst entscheiden,
wie viel er dafür bezahlen wollte,
ob er sich das Album umsonst schnappt
oder sein Kreditkartenlimit dafür ausreizt.
Wie viel ist Musik wert? Einer unbestätigten
Studie zufolge sollen sich 62
Prozent freimütig bedient haben, ohne
einen Cent zu berappen, und 38 Prozent
WU-TANG CLAN
8 DIAGRAMS
bereit gewesen sind, für die MP3s zu
bezahlen. Zum Jahreswechsel veröffentlichen
Radiohead „In Rainbows“ nun
doch noch ganz konventionell als CD im
Plastikcase statt als ZIP-File aus Nullen
und Einsen. Die Musik ist die selbe,
zeigt die furchtlosen Briten, wie man sie
kennt und schätzt. Der Opener „15 Step“
glänzt durch hibbelige Beats und eine
verschleppte Gitarre, das überragende
„Reckoner“ zerfließt in alle Himmelsrichtungen,
und das finale „Videotape“
beschert einen versöhnlichen Ausgang.
Über allem thront Thom Yorkes Stimme
und hält das Zepter fest in der Hand.
Sechs Jahre nach dem letzten Album hat sich der Clan
wieder zusammen getan. Es war eine Mammutaufgabe,
aus den übergroßen Egos von RZA, Method Man,
Ghostface Killah und Konsorten eine Einheit zu formen.
Entsprechend zerfetzt klingt das Comeback. Die derben
Genre-Überväter haben nichts verlernt, wagen sogar
ein Beatles-Cover und triumphieren auf ganzer Linie.