Über die Fischerei im Königssee - Der Fischer vom Königssee
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406 Seenfischerei<br />
Befall mit dem Hechtbandwurm wurde<br />
für <strong>die</strong> Verzwergung verantwortlich gemacht.<br />
Diese Meinung ist widerlegt. Heute<br />
gilt als erwiesen, dass <strong>die</strong> Ursachen<br />
für <strong>die</strong> Verzwergung der Seesaiblinge <strong>im</strong><br />
<strong>Königssee</strong> <strong>die</strong> Spezialisierung auf planktontische<br />
Nahrung und in gewissem Maße<br />
auch Nahrungsmangel als Folge der<br />
Oligotrophie des Sees und der Bestandsdichte<br />
sind.<br />
Obwohl der Seesaibling <strong>die</strong> dominierende<br />
Fischart <strong>im</strong> <strong>Königssee</strong> ist, gehen <strong>die</strong><br />
Fänge laufend zurück. Wurden 1956 noch<br />
über 1.200 kg gefangen, so sanken <strong>die</strong> Erträge<br />
1980 auf nur noch ca. 300 kg. Nach<br />
Mitteilung der Seenfischer Amort habe<br />
sich daran bis heute nichts geändert.<br />
Die Fangstatistik des letzten Jahrzehnts<br />
konnte nicht eingesehen werden. Selbst<br />
regelmäßige Besatzmaßnahmen seit dem<br />
ausgehenden 19. Jahrhundert mit Brütlingen<br />
und bis zu zweisömmerigen Setzlingen<br />
haben daran nicht viel ändern<br />
können. Durch <strong>die</strong> Vermischung des Besatzmaterials<br />
aus Österreich, Kroatien<br />
und Schweden (KUSSMAUL, 1986) läge<br />
es nahe, dass <strong>die</strong> ursprüngliche Wildform<br />
untergegangen ist. Heute wird der<br />
Seesaibling-Bestand <strong>im</strong> <strong>Königssee</strong> als genetisch<br />
stabile Population angesehen, <strong>die</strong><br />
eine nachhaltige Befischung erlaubt. Genaue<br />
Untersuchungen über den heutigen<br />
Seesaiblings-Bestand liegen bis jetzt aber<br />
nicht vor. Aktuelle Angaben über den<br />
Obersee fehlen, seit dort <strong>die</strong> Befischung<br />
untersagt worden ist.<br />
Die Seeforelle (Salmo trutta f. lacustris)<br />
gehört wie der Seesaibling zu den berühmten<br />
Fischen des <strong>Königssee</strong>s und<br />
Obersees. Sie wurde nie in großen Stückzahlen<br />
gefangen. <strong>Der</strong> Fang einer Seeforelle<br />
oder eines großen Seesaiblings gehörte<br />
seit alters zu den seltenen Erlebnissen<br />
eines <strong>Fischer</strong>s. Seit 1676 wurden <strong>die</strong><br />
größten gefangenen Exemplare als Besonderheit<br />
gemalt oder präpariert. Solche<br />
Bilder oder Präparate sind heute noch<br />
<strong>im</strong> Jagdschloss, einem Teil der heutigen<br />
Schlossgaststätte, zu bewundern. Als historische<br />
Namen für <strong>die</strong> Seeforelle finden<br />
wir dort: „Silberlachs“, „Laxferch“ oder<br />
„Lachsferche“.<br />
Während von 1980 bis 1983 jährlich nur<br />
ein Exemplar gefangen wurde, beläuft<br />
sich der Fang nach einer persönlichen<br />
Mitteilung des Berufsfischers gegenwärtig<br />
auf jährlich ca. 10 Stück. Die Gewichte<br />
liegen zwischen 6 bis 12 kg. Das wird als<br />
Erfolg der jährlichen Besatzmaßnahmen<br />
mit ca. 10.000 Sömmerlingen gesehen.<br />
Die Seeforelle laicht in den Monaten Oktober<br />
bis Dezember in den Zuläufen zum<br />
See und ehemals auch in der <strong>Königssee</strong>r<br />
Ache auf sandig-kiesigem Untergrund,<br />
in den sie Laichgruben schlagen kann.<br />
Das natürliche Laichaufkommen ist gegenwärtig<br />
aber äußerst gering, weil <strong>die</strong><br />
angestammten Laichplätze zerstört oder<br />
verloren gegangen sind. Darüber wird<br />
weiter unten berichtet.<br />
<strong>Der</strong> Hecht (Esox lucius) gehört ebenfalls<br />
zum autochthonen Fischbestand des Kö-<br />
Abb. 6: Thomas Amort be<strong>im</strong> Heben des Schwarzreuter-Bodennetzes.<br />
nigssees. Er wächst in dem kalten Wasser<br />
nur langsam. <strong>Der</strong> Hecht laicht <strong>im</strong> <strong>Königssee</strong><br />
in den Monaten März bis April<br />
in Bereichen des verkrauteten Flachufers<br />
bei Salet und bildet <strong>im</strong> <strong>Königssee</strong> und<br />
Obersee sich selbst erhaltende Bestände.<br />
Sein Fang erfolgt nur an best<strong>im</strong>mten<br />
Fangplätzen mit Bodennetzen von 2 m<br />
Höhe und 50 m Länge und einer Maschenweite<br />
von 45-75 mm. Bisweilen gehen<br />
10-15 Hechte pro Fang ins Netz. Das<br />
Durchschnittsgewicht liegt bei ca. 2 kg.<br />
<strong>Der</strong> größte von Thomas Amort gefangene<br />
Hecht wog 12,4 kg. <strong>Der</strong> Anteil des Hechtfangs<br />
n<strong>im</strong>mt zu. Es kann als endgültig<br />
widerlegt gelten, dass der Hecht über <strong>die</strong><br />
Triaenophorose negative Auswirkungen<br />
auf den Seesaibling oder auf <strong>die</strong> anderen<br />
Fische <strong>im</strong> <strong>Königssee</strong> hat (HOFFMANN,<br />
1986). Eine Verdrängung des Hechtes<br />
zugunsten der Seeforelle oder zur vermeintlichen<br />
Verbesserung des Gesundheitszustandes<br />
der anderen Fische ist<br />
nicht angezeigt (KLEIN).<br />
Die Rutte (Lota lota) stand früher in der<br />
Bedeutung der <strong>im</strong> <strong>Königssee</strong> gefangenen<br />
Fische an dritter Stelle. Heute spielt <strong>die</strong><br />
Rutte für den Berufsfischer keine Rolle<br />
mehr. <strong>Der</strong> Fang ist zu aufwendig. Ihr<br />
Bestand <strong>im</strong> <strong>Königssee</strong> gilt als gesichert.<br />
<strong>Über</strong> ihr heutiges Vorkommen <strong>im</strong> Obersee<br />
ist nichts bekannt. Gleichwohl ist <strong>die</strong><br />
Rutte ein ausgezeichneter Speisefisch.<br />
Vor allem <strong>die</strong> Leber gilt als Delikatesse.<br />
Nach Mitteilung des Berufsfischers<br />
kommt der Flussbarsch (Perca fluviatilis)<br />
<strong>im</strong> <strong>Königssee</strong> häufig vor; doch <strong>die</strong> gefangenen<br />
Barsche werden zunehmend kleiner,<br />
weshalb sich ihr Fang wegen der aufwendigen<br />
Verarbeitung nicht lohnt. <strong>Der</strong><br />
Barsch zählt zu den besten und teuersten<br />
Süßwasserfischen. Am Bodensee erzielen<br />
Barsche sogar <strong>die</strong> höchsten Preise.<br />
Mühlkoppe (Cottus gobio) und Elritze<br />
(Phoxinus phoxinus) sind heute ohne wirtschaftliche<br />
Bedeutung. Ihre Bestände <strong>im</strong><br />
<strong>Königssee</strong> werden als „gut“ bezeichnet<br />
<strong>Fischer</strong> & Teichwirt 11/2009<br />
(KLEIN, 1988), was <strong>im</strong>mer das auch heißen<br />
mag.<br />
Gebietsfremde Fischarten <strong>im</strong><br />
<strong>Königssee</strong> und Obersee<br />
<strong>Der</strong> Bachsaibling (Salvelinus fontinalis)<br />
wurde 1879 von Nordamerika nach Bayern<br />
eingeführt. In seiner He<strong>im</strong>at besiedelt<br />
er große Seen und deren Zuflüsse.<br />
Bachsaiblinge wurden <strong>im</strong> Oberseebach<br />
von 1952 bis 1956 ausgesetzt. Dort soll<br />
sich eine selbsterhaltende Population gebildet<br />
haben, obwohl <strong>die</strong>s aktuell nicht bestätigt<br />
ist. Zeitweise seien Bachsaiblinge<br />
in den <strong>Königssee</strong> eingewandert und dort<br />
hervorragend gewachsen (SCHINDLER,<br />
1956). <strong>Über</strong> frühere Fänge <strong>im</strong> <strong>Königssee</strong><br />
wird berichtet (KLEIN, 1988), doch<br />
aktuelle Fänge <strong>im</strong> <strong>Königssee</strong> haben <strong>die</strong><br />
Berufsfischer Amort nicht erwähnt.<br />
Im Jahre 1953 wurden in den Obersee<br />
400 einsömmerige Bachforellen (Salmo<br />
trutta f. fario) eingesetzt. Von 1956 bis<br />
1975 sind <strong>im</strong> <strong>Königssee</strong> und <strong>im</strong> Obersee<br />
nochmals rd. 20.000 Bachforellen von<br />
der Brut bis zu zweisömmerigen Setzlingen<br />
besetzt worden (KLEIN, 1998).<br />
Nach einer persönlichen Mitteilung von<br />
SCHEINERT (2009) soll <strong>im</strong> Oberseebach<br />
noch ein kleiner, sich selbst erhaltender<br />
Bestand an Bachforellen vorhanden sein.<br />
Erfahrungsgemäß schließt sich das Vorkommen<br />
von Bachsaibling und Bachforelle<br />
<strong>im</strong> gleichen Gewässer aus. Die aggressiveren<br />
Bachsaiblinge verdrängen <strong>die</strong><br />
Bachforellen. Es ist deshalb fraglich, ob<br />
sich in einem so kleinen Fließgewässer<br />
wie dem Oberseebach <strong>die</strong> Bachforelle neben<br />
dem Bachsaibling behaupten kann.<br />
Von den Berufsfischern Amort wurde<br />
jedenfalls über Bachforellenfänge in den<br />
letzten Jahren nichts berichtet.<br />
Auch mit der Regenbogenforelle (Oncorhynchus<br />
mykiss) hat es Besatzversuche<br />
gegeben. 1953 wurden 2.500 einsömmerige<br />
Setzlinge eingesetzt. SCHINDLER<br />
(1956) teilt mit, dass <strong>die</strong> Regenbogenfo-