Pfarrblatt Nr. 13-2012 - bei der Seelsorgeeinheit Pforzheim West

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Grußwort
Erntedankfest – ein Umwelt- und Innenweltfest
Am Beginn des Herbstes, am ersten Sonntag im Oktober liegt das
Erntedankfest. »Ernte« heißt im Grunde: auf das Gewesene und das
Gewordene zurückzuschauen, ganz genau hinzuschauen,
wahrzunehmen: Was ist da? Und auch auszusortieren: Was von
dieser »Ernte« möchte ich behalten – was kommt in meinen Keller,
in meine Scheune, in meinen Kühlschrank? Was bleibt liegen, wird
Abfall? Um ein genaues Prüfen, Sortieren, ein erwachsenes
Beurteilen geht es. Das fällt vielleicht schwer. Denn: Was tue ich mit
dem Ausgesonderten, dem Nicht-Guten? Aus angeschlagenen
Äpfeln kann man wenigstens Mus oder Most machen …
Wenn ich auf die Ernte zurückschaue, auch auf das Nichtmaterielle,
meine Erlebnisse und Erfahrungen in den letzten Monaten, wenn ich
Bilanz ziehe, die Spreu vom Weizen trenne, dann wird mir klar,
wofür ich dankbar bin. Welche Erfahrungen möchte ich nicht missen,
machen mich froh, haben mich weitergebracht?
Es geht beim Erntedankfest um die Einübung einer Haltung der
Dankbarkeit: weil nicht selbstverständlich ist, dass wir – zumindest in
unserem Lande –vieles haben (können), worum uns viele andere
Menschen, Länder und Völker beneiden. Wenn wir unsere
Lebensweise mit der in den Ländern in Osteuropa oder in anderen
Erdteilen vergleichen, oder unser Jahrzehnt mit der Situation nach
Kriegsende, dann sehen wir, wie viel Grund wir haben, uns zu
freuen, dankbar und im Grunde mehr als zufrieden zu sein.
So möchte ich sie einladen in diesem Jahr vielleicht auch einmal ein
inneres Erntedankfest zu begehen, um vielleicht das eine oder
andere zu entdecken und zu danken. Oder auch auszusortieren und
vielleicht neu zu beginnen. 1
1 Nach H.G. Behringer, Die Heilkraft der Feste München 1997 S. 296