22.01.2013 Aufrufe

BEDACHT Nr. 1: Und was suchst du? - SMD Göttingen + + + denken

BEDACHT Nr. 1: Und was suchst du? - SMD Göttingen + + + denken

BEDACHT Nr. 1: Und was suchst du? - SMD Göttingen + + + denken

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ISSN 2193-2255<br />

<strong>Nr</strong>. 1 | Wintersemester 2011/12<br />

Das christliche Hochschulmagazin von und für Göttinger Studierende.<br />

+++ Eifrige Sinnsuche. +++ Wie perfekt muss ich sein?<br />

Raus aus der Uni - rein ins Kloster. +++<br />

Ein Leben in Fülle ist real. +++ Kampf den Lastern!<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 1<br />

<strong>Und</strong> <strong>was</strong><br />

<strong>suchst</strong><br />

Du?


3 | Editorial<br />

Eine christliche Zeitschrift an der<br />

Hochschule? Was soll das? Wir stellen<br />

euch unsere Zeitschrift vor und geben<br />

Einblick in unsere Philosophie.<br />

4 | Alle(s) perfekt?<br />

Top-Noten, fließend mehrsprachig<br />

und sozial engagiert. Viele verzweifeln<br />

angesichts solcher Forderungen.<br />

Wie können wir mit Selbstzweifeln<br />

umgehen?<br />

6 | Suche nach dem<br />

Sinn des Seins<br />

Der Grund unserer Existenz ist die<br />

Basisfrage des menschlichen Lebens<br />

schlechthin. Wie lässt sich mit<br />

diesem uralten Problem umgehen?<br />

8 | Mittags um 12 in <strong>Göttingen</strong><br />

Seit es in der Turmstraße einen<br />

Mittagstisch für Arme gibt, genießt<br />

sie einen zweifelhaften Ruf. Aber <strong>was</strong><br />

geht dort wirklich vor? Wie erleben<br />

Gäste und Helfer die Einrichtung?<br />

10 | “Im Prinzip bin ich ja<br />

Kleine Findehilfe<br />

auch nur Suchender”<br />

Im Interview berichtete Theologiestudentin<br />

Claudia Neumaier von<br />

Ihrer Suche nach Gott in der Stille<br />

und “wahre Freiheit”.<br />

11 | Fragen an C. S. Lewis...<br />

Warum gibt sich Gott uns eigentlich<br />

nicht eindeutig zu erkennen? Der<br />

Narnia-Autor C. S. Lewis versucht<br />

eine Antwort.<br />

12 | Die Last mit dem Laster<br />

Wir kennen sie alle, die schlechten<br />

Angewohnheiten. Häufig arrangieren<br />

wir uns resignierend mit<br />

ihnen. Doch es lohnt der Versuch,<br />

ihnen den Kampf anzusagen.<br />

14 | Life to the fullest<br />

Nach dem Abi mal raus - auf der<br />

Suche nach Abenteuer. Wie sich<br />

dabei Gott finden und ganz neu<br />

erleben ließ und <strong>was</strong> ein “Leben in<br />

Fülle” vielleicht sein könnte.<br />

16 | Eine kleine Geschichte<br />

Von einem, der auszog das Glück zu<br />

suchen, erzählt die Geschichte vom<br />

verlorenen Sohn. Für jeden passionierten<br />

Glückssucher eine lohnende<br />

Lektüre.<br />

17 | ausgesucht<br />

Wir haben nach ausgesucht interessantem<br />

Suchen gesucht und stellen<br />

euch unsere Fundsachen aus Musik,<br />

Literatur und Filmkunst zum Thema<br />

Suche vor.<br />

18 | Ich suche...<br />

Nach Unbeschwertheit, Freude und<br />

der Fülle des Lebens suchen wir und<br />

irren doch häufig orientierungslos<br />

<strong>du</strong>rchs Leben. Eine Meditation.<br />

19 | Kontakt gesucht?<br />

Du <strong>suchst</strong> Kontakt zu christlichen<br />

Studierenden in <strong>Göttingen</strong>? Alle<br />

christlichen Hochschulgruppen und<br />

Hochschulgemeinden<br />

hier auf einen Blick.<br />

findest <strong>du</strong><br />

Liebe Mitstudierende,<br />

wir freuen uns, euch die erste Ausgabe unseres neuen<br />

Unimagazins Bedacht vorstellen zu können. Bedacht<br />

möchte eine Zeitschrift sein, die für uns Studierende relevante<br />

Themen beleuchtet und dabei auch versucht, eine<br />

christliche Perspektive zur Diskussion zu stellen. “Eine<br />

christliche Zeitschrift an der Uni <strong>Göttingen</strong>? Warum<br />

macht ihr das eigentlich?” Dies war eine der Fragen, die<br />

uns gestellt wurden, als wir euch an der Uni nach den<br />

Themen gefragt haben, die euch interessieren. <strong>Und</strong> diese<br />

Frage hat ihre Berechtigung. Müssen denn ausgerechnet<br />

an der Universität Glaubensfragen thematisiert werden?<br />

Sollten wir nicht lieber in der Kirchenzeitung schreiben?<br />

Zunächst einmal: Wir machen das, weil es uns Spaß<br />

macht und wir gerne über Themen des Glaubens nach<strong>denken</strong>.<br />

Wir glauben, dass eine christliche Zeitschrift<br />

eine interessante Bereicherung der Medienlandschaft an<br />

der Uni <strong>Göttingen</strong> ist. Ein Beitrag zur Vielfalt sozusagen.<br />

<strong>Und</strong> ja, wir glauben, dass auch das Gespräch über den<br />

Glauben an der Universität gut aufgehoben ist. Unser<br />

Glauben, unsere Überzeugungen sind es, die uns Menschen<br />

zu einem großen Teil ausmachen (unabhängig<br />

davon, ob wir sie als Glauben oder Nicht-Glauben formulieren).<br />

Sie prägen unser Denken und unser Handeln.<br />

Über diese Überzeugungen zu sprechen bedeutet, einander<br />

kennen zu lernen, einander besser zu verstehen<br />

und voneinander zu lernen. Gleich, ob es sich dabei um<br />

eine politisch, philosophisch oder religiös motivierte<br />

Weltsicht handelt. Ein so verstandener gemeinsamer<br />

offener Diskurs hat an der Universität seinen guten Platz.<br />

Wo, wenn nicht hier, ist der Ort, an dem unterschiedlichste<br />

Ideen vorgestellt und interessiert diskutiert werden?<br />

Wir laden daher ein zu einem kritischen gemein-<br />

samen Dialog über christliche Sichtweisen. Aber geht<br />

das überhaupt? Muss man seinen Kopf nicht ausschalten,<br />

wenn man sich mit Glaubensthemen befasst?<br />

Gehört das Thema deshalb gerade nicht an die Uni? Auch<br />

diese Frage wurde im Vorfeld der Veröffentlichung an uns<br />

herangetragen. Wir teilen an dieser Stelle eine klare Überzeugung:<br />

Glauben und Denken sind sehr gut miteinander<br />

vereinbar. Wir wollen nicht die Wissenschaft gegen<br />

den Glauben ausspielen. <strong>Und</strong> wir plädieren auch nicht<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 3<br />

Editorial<br />

dafür, mit einem schlichten Gottesverweis das Denken<br />

und Forschen über die Zusammenhänge dieser Welt einzustellen.<br />

Im Gegenteil: Wir sind überzeugt davon, dass<br />

wir unseren Verstand benutzen sollen, um unsere Welt<br />

zu erforschen, zu begreifen und jede Theorie zu prüfen.<br />

Wir folgen damit der in der Bibel formulierten aufklärerischen<br />

Idee: “Prüfet alles und das Gute behaltet” (1. Thess.<br />

5,21).<br />

In dieser Ausgabe haben wir uns dem Thema “Suche”<br />

gewidmet. Wir alle suchen. Da ist die Suche nach neuen<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen, nach Identität, nach<br />

Anerkennung, nach Liebe, nach Glück, kurz nach einer<br />

– wie auch immer gearteten – Wahrheit. Das kann ein<br />

spannender, bisweilen aber auch <strong>du</strong>rchaus belastender<br />

Prozess sein. Insbesondere, weil wir uns häufig gar<br />

nicht darüber klar sind, <strong>was</strong> wir denn eigentlich suchen.<br />

<strong>Und</strong> so enden wir in einem unbefriedigenden Herum-<br />

stochern im Nebel. Bertold Brecht hat dies in seiner Drei-<br />

Groschen-Oper wunderbar mit dem Satz umschrieben:<br />

“<strong>Und</strong> alle rennen nach dem Glück – das Glück rennt hinterher.”<br />

Entsprechend vielschichtig – das haben wir während<br />

der Arbeit an dieser Ausgabe immer wieder festgestellt –<br />

ist das Thema “Suche”. Manchmal führtuns die Suche in<br />

Sackgassen, an deren Ende die Verzweiflung wartet. Wie<br />

gehen wir damit um? Manchmal müssen wir uns ganz<br />

bewusst von den Ablenkungen des Alltags trennen, um auf<br />

unserer Suche ein Stück weiterzukommen. <strong>Und</strong> gelegent-<br />

lich fällt es uns schwer einzusehen, dass das Glück, das<br />

wir in der Ferne suchen, tatsächlich längst zu Hause auf<br />

uns wartet und nur von uns angenommen werden muss.<br />

Wir laden euch herzlich ein, uns bei der Suche zu<br />

begleiten. Wenn ihr dabei Fragen und Anmerkungen<br />

habt, die ihr gerne mit uns teilen würdet, dann schreibt<br />

uns. Wir freuen uns über jedes Feedback und sind offen<br />

für Kritik.<br />

<strong>Und</strong> nun wünschen wir euch viel Spaß bei der Lektüre<br />

und der Suche nach interessanten Gedanken.<br />

Eure Bedacht – Redaktion


Alle(s) perfekt?<br />

„The winner takes it all, the loser is standing<br />

small“. Wie es schon im Lied von ABBA heißt,<br />

erinnern wir uns nach einer Prüfung oder<br />

einem Wettkampf oft an den Sieger. Aber wer<br />

weiß noch den Namen des Zweiten oder Dritten?<br />

Häufig zählt nur die Bestleistung. Wer<br />

weniger erreicht, wird oft schnell vergessen.<br />

Wir wollen, dass man sich an uns erinnert. Wir wollen,<br />

dass andere unsere Leistung und damit uns anerkennen.<br />

Anerkennung gibt jedem von uns das Gefühl, dass er<br />

wertgeschätzt wird. Es spornt an, noch besser zu werden<br />

und mehr zu leisten. Sei es im Beruf oder im Studium:<br />

in unserer Gesellschaft werden Bestleistungen erwartet<br />

und gefördert.<br />

Ohne herausragende Leistungen wären viele<br />

Fortschritte nicht möglich gewesen. Große Wissenschaftler<br />

haben unseren Wissenshorizont sehr erweitert.<br />

Die Grenze zwischen Bestleistung und Überforderung<br />

ist aber schmal. Viele setzen sich unter Druck,<br />

immer in allem perfekt sein zu wollen, und scheitern<br />

an ihren eigenen Erwartungen. Andere sind sehr<br />

gut, aber erleben bald, dass niemand ihre Leistungen<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 4<br />

wahrnimmt und anerkennt, weder Eltern noch Freunde.<br />

Ohne diese Anerkennung verlieren sie den Ansporn<br />

und sind damit zufrieden, eine schlechte oder gar<br />

keine Leistung zu erbringen. Ihr Selbstbewusstsein leidet<br />

unter der Frage, warum die anderen die eigene Leistung<br />

nicht wahrnehmen. War ich so schlecht? Bin ich es nicht<br />

wert, dass man meine gute Arbeit wertschätzt? Wenn<br />

der andere meine Arbeit schon nicht anerkennt, hat er<br />

mich dann überhaupt gern? Solche Fragen können leicht<br />

Selbstzweifel auslösen.<br />

Gleichzeitig steigen die Leistungserwartungen an<br />

uns: In vielen Stellenanzeigen ist zu lesen: „Erwartet<br />

werden: ein sehr guter Abschluss, mehrjährige Berufserfahrung,<br />

sehr gute Kommunikationsfähigkeiten, große<br />

Belastbarkeit und Flexibilität, etc.“. Zusätzlich wird<br />

selbstredend ein souveränes Auftreten und ehrenamtliche<br />

Tätigkeiten gewünscht. Aber bei all’ denen von uns,<br />

die keine notorischen Überflieger sind, kann leicht der<br />

Eindruck entstehen, dass die Anforderungen für der-<br />

artige Stellenangebote niemals erfüllt werden können.<br />

Diese Anforderungen des Arbeitsmarktes machen sich<br />

mittlerweile auch im universitären Alltag bemerkbar.<br />

Vorbei ist die Zeit, als das Studium klischeehaft als sorg-<br />

lose und leichte Zeit betrachtet wurde. Die<br />

Studiengänge sind breiter gefächert und zum Teil<br />

schwieriger geworden. Neben den fachlichen Kompetenzen<br />

müssen nun auch Schlüsselkompetenzen nachgewiesen<br />

werden. An der Uni <strong>Göttingen</strong> kann oder muss man<br />

(je nach Studiengang) Kurse an der ZESS wählen. Sich<br />

weiterzubilden kann Spaß machen (ich selbst frische<br />

neben meinem Studium mein Französisch auf), aber es<br />

kann auch eine große Belastung darstellen; etwa wenn<br />

der Stundenplan schon voll genug ist. Teilweise stehen<br />

von Montag bis Freitag von 8:00 bis 18:00 Uhr Vorlesungen<br />

auf dem Programm. Dass das auf Kosten des Lernens<br />

und der Freizeitgestaltung geht, ist leicht nachvollziehbar.<br />

Zwar ist die Zahl der Semsterwochenstunden<br />

nach einem Bericht des Spiegels (04/10) generell <strong>du</strong>rch<br />

die Bologna-Reform kaum gestiegen. Jedoch arbeiten<br />

viele Studenten zusätzlich noch neben dem Studium und<br />

kommen auf eine 44-Stunden-Woche. Ein Drittel arbeitet<br />

sogar über 50 Stunden.<br />

Gepaart mit den höheren Anforderungen und dem<br />

Gefühl, das Studium möglichst schnell perfekt abschließen<br />

zu müssen, fühlen sich viele Studenten<br />

überfordert und ausgebrannt. Jeder Siebte klagt über<br />

Wo gibt es Hilfe?<br />

Die Hochschulseelsorger Christiane Galle<br />

(evangelisch) und Udo Schnieders (katholisch)<br />

stehen in Lebensfragen, Krisen und Glaubensfragen<br />

zur Verfügung. Genaue Kontaktinformationen<br />

und Sprechzeiten finden sich auf<br />

den Websites der Hochschulgemeinden:<br />

Christiane Galle: www.esg-goettingen.de<br />

Udo Schnieders: www.khg-goettingen.de<br />

Die Psychosoziale Beratungsstelle in der<br />

Goßlerstraße 12b (an der Turmmensa) bietet<br />

Hilfestellung bei Problemen im Studium und<br />

persönlichen Krisen. Weitere Informationen<br />

zur Anmel<strong>du</strong>ng und anderen wichtigen Einzelheiten<br />

sind auf der Website der<br />

Psychosozialen Beratungsstelle zu finden:<br />

www.studentenwerk-goettingen.de/psb.html<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 5<br />

depressive Verstimmungen, wie eine Umfrage der<br />

Techniker Krankenkasse von 2008 ergab. Viele suchen<br />

Hilfe bei Seelsorgern, Beratungsstellen und Psychotherapeuten.<br />

Auch in <strong>Göttingen</strong> gibt es entsprechende Angebote<br />

(siehe Infokasten). Sie können helfen, die eigene<br />

Situation zu stabilisieren, sich auf die wichtigsten Fächer<br />

zu konzentrieren und seine Zeit besser einzuteilen.<br />

Andere Studenten wagen den Schritt zu einer Beratung<br />

oder Therapie jedoch nicht. Sie fürchten einerseits das<br />

Eingeständnis, nicht allein klar zu kommen. Andererseits<br />

fürchten sie Probleme im Beruf. Unter Umständen kann<br />

eine vorhergegangene Therapie bei Verbeamtung von<br />

Lehrern oder Juristen zu Schwierigkeiten führen. In<br />

<strong>Göttingen</strong> ist dies aber kein Problem, weil die Therapie-<br />

stunden nicht als Therapie, sondern als Studienberatung<br />

abgerechnet werden. Das Burnout-Syndrom hat die Uni<br />

erreicht, wie der Spiegel es ausdrückt. Nicht nur die Uni,<br />

sondern auch die Schulen. Unter anderem <strong>du</strong>rch das in<br />

einigen Bundesländern eingeführte Abitur nach acht<br />

Jahren fühlen sich auch schon viele Schüler überfordert<br />

und leiden seelisch und körperlich unter dem Druck.<br />

Einige Studenten greifen da zu anderer Hilfe in Form von<br />

Tabletten oder Alkohol. 10% der verschriebenen Mittel<br />

sind Psychopharmaka, mehr als doppelt so viel wie bei<br />

gleichaltrigen Erwerbstätigen.<br />

Bleiben Christen von solchen Problemen verschont?<br />

Werden sie <strong>du</strong>rch ihren Glauben vor solchen<br />

Schwierigkeiten bewahrt? Natürlich schützt der Glaube<br />

nicht automatisch vor allen Hindernissen, die im Leben<br />

auftauchen. Auch als gläubiger Mensch kann man an<br />

seine Grenzen kommen. Jedoch bleibt man nicht allein<br />

mit dem Druck, konstant gute Leistungen erbringen<br />

zu müssen. Im Gebet und im Bibellesen erfährt man<br />

Gottes Zuspruch und Begleitung. Dieses Gefühl haben<br />

viele Menschen in der Bibel. Der Psalmschreiber lobt in<br />

Psalm 68, 19 Gott mit folgenden Worten: “Gepriesen sei<br />

der Herr! Tag für Tag trägt er unsere Last. Gott ist unsere<br />

Rettung.“<br />

Gott trägt nicht nur meine Last, sondern auch mich.<br />

Weil er mich annimmt, kann ich mich selbst und meine<br />

Grenzen erkennen und akzeptieren. Das schließt auch<br />

ein, dass ich mich nicht mit anderen vergleichen muss,<br />

weil ich mit meinen Stärken und Schwächen einzigartig<br />

bin. Daher kann ich es auch als Teil meiner Selbst<br />

annehmen, nicht alles perfekt erledigen zu müssen.<br />

Ich stehe nicht unter Zugzwang alle Ziele in Beruf/<br />

Studium/ Privatleben erreichen zu müssen. Dann kann<br />

ich dankend mit Jesaja sagen: “Denn <strong>du</strong> bist eine Feste<br />

gewesen dem Geringen, eine Stärke dem Armen in<br />

Bedrängnis, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein<br />

Schatten vor der Hitze.“<br />

Alina Vogelmann


“Warum bin ich eigentlich und wozu?”<br />

Die Frage nach dem Sinn unserer Existenz ist wohl eine der ältesten Fragen der Menschheitsgeschichte,<br />

mit der sich jeder in seinem Leben konfrontiert sieht.<br />

Das Sein des Menschen<br />

Die Frage nach dem Sinn geht den Menschen in seinem<br />

gesamten Sein an, mehr noch: Es ist die zentrale Frage<br />

unseres Lebens, denn sie ist das Alleinstellungsmerkmal<br />

des Menschen schlechthin! Tatsächlich ist es eine Frage,<br />

die uns Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet.<br />

Die menschliche Existenz ist <strong>du</strong>rch Endlichkeit,<br />

Unvollkommenheit und damit letztlich <strong>du</strong>rch Abhängigkeit<br />

Grenzen unterworfen. Wir sind uns dieser Grenzen<br />

wohl bewusst und versuchen sie zu überschreiten. Das<br />

macht den Menschen zu einem transzendenten Wesen.<br />

Obwohl wir endlich, begrenzt und unvollkommen sind,<br />

so existieren Worte wie Unendlichkeit und Vollkommenheit<br />

in unserer Sprache und wir haben <strong>du</strong>rchaus eine<br />

ungefähre Ahnung, <strong>was</strong> darunter zu verstehen ist.<br />

All diese Feststellungen klingen banal, aber daraus ergibt<br />

sich die Schlussfolgerung, dass der Mensch nicht bei<br />

sich selbst stehen bleibt. Er sucht nach Antworten außerhalb<br />

seiner selbst und erahnt, dass es et<strong>was</strong> geben muss,<br />

das er nicht fassen und erklären, sondern nur vermuten<br />

kann. In der Geschichte der Menschheit wird dieses Bewusstsein<br />

in Kunst, Musik und Religion erkennbar. In jeder<br />

Kultur lassen sich religiöse Kulte feststellen. Bis heute<br />

sind es die Weltreligionen und religiösen Sondergemeinschaften,<br />

die Philosophie und verschiedene Ideologien,<br />

die alle darum bemüht sind, die Welt in ihrer Komplexität<br />

und Ganzheit zu verstehen.<br />

Aber auch Esoterik, Okkultismus und Astrologie<br />

geben scheinbar trotz gesamtgesellschaftlicher<br />

Aufklärung und Säkularisierung für viele Menschen<br />

Antworten auf ihre innere Sehnsucht. Jedoch<br />

bleibt die Frage, inwiefern diese Sehnsucht und<br />

Leere in uns ein Wegweiser zu dem sein kann, <strong>was</strong><br />

unserem Leben Sinn, Wert und Bedeutung verleiht. Oder<br />

Suche nach dem<br />

Sinn des Seins<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 6<br />

ist diese Sehnsucht nicht vielmehr eine irreführende<br />

Illusion, die uns über die Sinnlosigkeit unseres Seins hinwegtrösten<br />

möchte.<br />

Die Sinnlosigkeit des Seins<br />

Angesichts des indivi<strong>du</strong>ellen Leids, das keinen verschont,<br />

und des Todes als unausweichlichem Ende<br />

unserer Existenz stellt sich in der Tat die Frage, inwiefern<br />

unser Sein tatsächlich <strong>du</strong>rch Bedeutung und Sinnhaftigkeit<br />

gekennzeichnet sein kann. Der antike<br />

Philosoph Philo von Alexandrien hat es auf den Punkt<br />

gebracht: „Wir sind Waise im Land ohne Morgen.“ Ohne<br />

Wissen darüber, wer wir sind, <strong>was</strong> wir hier sollen und<br />

ob mit dem Tod alles aus ist, bestreiten viele das Leben<br />

in entwurzelter Einsamkeit. Wir sehnen uns nach Liebe<br />

in dauerhaften Beziehungen, in denen wir Geborgenheit<br />

und Halt finden. Doch stattdessen sind wir getrieben<br />

von der Angst vor dem Alleinsein und dem Abgrund des<br />

Nichts. Die Überwin<strong>du</strong>ng von Angst und Einsamkeit<br />

muss in zwischenmenschlichen Beziehungen kompensiert<br />

werden, ohne sie könnten wir gerade am Anfang<br />

“Der Mensch sucht<br />

nach Antworten außerhalb seiner<br />

selbst und erahnt, dass es et<strong>was</strong> geben<br />

muss, das er nicht fassen und erklären,<br />

sondern nur vermuten kann.”<br />

unseres Lebens<br />

nicht überleben.<br />

<strong>Und</strong> doch können<br />

auch Menschen<br />

keine letzte Ver-<br />

ankerung und<br />

Identität im Leben sein, weil unsere Mitmenschen ebenso<br />

begrenzt sind wie wir. Als Grundkonstante in unserem<br />

Leben ist es jene Unendlichkeit und Vollkommenheit,<br />

die in unserem Leben Antworten geben kann auf die<br />

Fragen nach Ursprung, Identität und Ziel unseres Seins.<br />

Dieses Vollkommene, das nicht erfasst, sondern nur<br />

erahnt werden kann, nennt der religiöse Mensch Gott.<br />

Die Überraschung: Der Mut zum Sein<br />

Dass es eine Vollkommenheit geben muss, nach der<br />

wir uns sehnen und die uns letzte Gewissheit über Ursprung<br />

und Ziel, Identität und Bedeutung unseres Lebens<br />

gibt, zeigt sich darin, dass wir diese tiefe Sehnsucht<br />

nach Vollkommenheit in uns wahrnehmen. Diese Sehnsucht<br />

in uns, <strong>was</strong> die Bibel “Ewigkeit in unseren Herzen”<br />

nennt, lässt uns eine höhere Wirklichkeit erahnen und<br />

ist der Impuls für unsere Suche. Augustin von Hippo hat<br />

dies einmal wie folgt charakterisiert: „Zu dir hin sind wir<br />

geschaffen und unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet<br />

in dir.“ Unser Sein zielt also auf die Beziehung mit<br />

dem, der uns geschaffen hat, von dem wir stammen und<br />

der uns besser kennt als wir uns selbst. <strong>Und</strong> hierin liegt<br />

die große Überraschung bei der Suche nach dem Sinn<br />

des Seins: Die Antwort findet sich nicht in einem Konstrukt,<br />

einer Ideologie oder einem religiösen Dogma,<br />

sondern in einer Beziehung. Diese Beziehung entspricht<br />

unserem Bedürfnis nach Liebe geht und doch über alles<br />

Zwischenmenschliche hinaus. Denn Vollkommenheit<br />

kann keine Leere zurücklassen. Die Beziehung zum<br />

Unbegrenzten geht über Wissen und Erkenntnis<br />

hinaus und weist keine zeitliche Grenze auf. Dass<br />

dieses Leben sich nicht in unserem Sein auf der Erde vollends<br />

erschließen kann, sondern über Zeit und Raum<br />

hinausreicht, hat Ludwig Wittgenstein treffend zusammengefasst:<br />

„An Gott zu glauben bedeutet zu verstehen,<br />

dass das Leben einen Sinn hat… Dieser Sinn liegt nicht<br />

im Leben selbst verborgen, sondern außerhalb.“<br />

Die Besonderheit des Neuen Seins<br />

Die Beziehung zu Gott als letzten Grund unseres Seins<br />

impliziert eine essentielle Veränderung unseres Seins:<br />

„Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich selbst<br />

et<strong>was</strong> zu machen, dann wirft man sich Gott ganz in die<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 7<br />

Arme, und das ist Glaube.“ – so Dietrich Bonhoeffer<br />

aus dem Gefängnis kurz vor seinem Tod. Glaube meint<br />

weder eine bloße Bejahung der Existenz Gottes noch eine<br />

Beziehung zu ihm als loser Kontakt. Vielmehr leuchten<br />

<strong>du</strong>rch die Begegnung mit dem Unendlichen alle eigenen<br />

Lebenspläne in einem anderen Licht auf. Die Negierung<br />

der Selbstverwirklichung führt zu der Erkenntnis,<br />

auf Gott geworfen und von ihm abhängig zu sein. <strong>Und</strong><br />

doch ist es gerade jene grundlegende Beziehung, die uns<br />

von allen bis dahin gelebten Abhängigkeiten entbindet.<br />

Die Begegnung mit dem lebendigen Gott führt zu wirk-<br />

licher Freiheit, die nicht mit Verantwortungslosigkeit<br />

zu verwechseln ist, sondern gerade zur Verantwortung<br />

herausfordert, da wir nicht nur einen neuen Blick auf uns


selbst, sondern auch auf unsere Mitmenschen und die<br />

Wirklichkeit erhalten. Sich Gott anzuvertrauen, sich ihm<br />

in die Arme zu werfen bedeutet eine neue Perspektive zu<br />

erhalten und eine lebendige Beziehung, die zur Verantwortung<br />

inspiriert und herausfordert.<br />

Das ungelüftete Geheimnis des Seins<br />

<strong>Und</strong> dennoch: Was helfen eine persönliche Beziehung<br />

zu Gott, die Gewissheit, ewig zu leben und eine erfüllende<br />

Aufgabe für das eigene Leben gefunden zu haben,<br />

wenn wir doch den Sinn der Welt nicht zu ergründen vermögen,<br />

wenn ungeklärt bleibt, warum das Universum<br />

als solches überhaupt existiert? Es ist tatsächlich eine<br />

ungeklärte Frage, die bleibt, denn wir wissen nicht um<br />

Anfang und Ende der Welt, ihren Ursprung und ihr Ziel.<br />

Das Sein behält sein letztes Geheimnis für sich. Auch die<br />

Bibel beantwortet diese Frage nicht: Sie berichtet vom<br />

Beginn bis zum Ende der Welt und doch vermag sie der<br />

Vernunft keine überzeugende Antwort auf die Frage nach<br />

dem Sinn der Welt zu geben. Aber sie verweist auf den,<br />

der die Antwort weiß, weil er die Welt ins Leben rief, und<br />

auf das Vertrauen, das wir zu ihm haben dürfen.<br />

Mittags um 12 in <strong>Göttingen</strong>...<br />

In der Turmstraße<br />

<strong>Nr</strong>. 5 gibt es für<br />

arme Menschen<br />

jeden Tag eine<br />

warme Mahlzeit.<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 8<br />

Es wird eine letzte Antwort geben, aber nicht in diesem<br />

Leben, wie Wittgenstein meint: „Die Lösung des Rätsels<br />

des Lebens in Raum und Zeit liegt außerhalb von Raum<br />

und Zeit.“<br />

Die Leichtigkeit des Seins<br />

Wer mit Gott <strong>du</strong>rch sein Leben geht, vermag zwar<br />

nicht den Weltzusammenhang in seiner Komplexität<br />

und Ganzheit zu erklären, denn das vermag der Erfinder<br />

allein, aber er lernt den immer besser kennen, der ihn<br />

geschaffen hat und lebenslang bei ihm und für ihn ist.<br />

Sich in Gott gegründet zu wissen, wischt nicht alle Probleme<br />

weg. Aber dieses Vertrauen führt zu einer entlastenden<br />

Leichtigkeit. Man hat die Gewissheit, das Leben<br />

nicht allein bestreiten zu müssen, auf dieser Welt richtig<br />

zu sein. Man darf sich darauf freuen, dass mit dem Tod<br />

das Leben nicht zu Ende ist, sondern das Beste erst noch<br />

vor uns liegt.<br />

Stefan Zorn<br />

Angefangen hat alles mit einigen Durchreisenden,<br />

die an die Tür der Pfarrei<br />

St. Michaels klopften und hungrig nach Geld für<br />

et<strong>was</strong> zu essen fragten. Die Gemeinde wollte<br />

den Menschen gerne helfen. So wurde der<br />

“Mittagstisch” eingerichtet. Jeden Mittag gibt es<br />

hier nun eine warme Mahlzeit.<br />

Die Turmstraße <strong>Nr</strong>. 5 ist ein reich mit Graffiti bedachter<br />

Bau. Gegenüber: Die Reste der alten Göttinger Stadtmauer.<br />

Längst stillen hier nicht nur Durchreisende<br />

ihren Hunger. Eine gemischte Szene aus Arbeitslosen,<br />

Obdachlosen und Drogenabhängigen sowie einigen<br />

Rentnern trifft sich im Mittagstisch. Das führt manchmal<br />

zu Problemen. Einige Gäste kommen auch mal mit dem<br />

Gesetz in Konflikt. Ein Umstand, der der Turmstraße<br />

nicht den besten Ruf eingebracht hat und manche Kritik<br />

am Angebot St. Michaels heraufbeschwor. Aber Ralf-<br />

Peter Reinke, Leiter des Mittagstisches, erklärt: “Die<br />

Menschen waren auch vorher in der Stadt. Nur sonst<br />

wurden sie überall vertrieben. Wir vertreiben sie nicht. Das<br />

ist eine Folge davon, dass wir kirchlicher Träger sind, der<br />

die Leute annimmt, wie sie sind und nicht sortiert.” Die<br />

Situation habe sich auch sehr gebessert. Es sei ruhig geworden,<br />

erklärt er. Ein Umstand, der auch dem Einsatz<br />

der Polizei zu verdanken sei. Den Gästen des Mittags-<br />

tisches ist es wichtig, dass die Turmstraße nicht als<br />

zwielichtiger Ort wahrgenommen wird: “Ich treffe hier<br />

Freunde, esse mit ihnen, trinke mit ihnen Kaffee. <strong>Und</strong><br />

man sollte die Menschen einfach so nehmen, wie sie<br />

sind. Die Menschen, die sich hier treffen gehören zur<br />

Randgruppe, aber das sind ganz normale Menschen wie<br />

<strong>du</strong> und ich, die einfach nur arm sind”, meint Andrea, eine<br />

Besucherin des Mittagstisches.<br />

Dass der Mittagstisch schon seit 1990 jeden Tag öffnen<br />

kann, ist auch dem Einsatz vieler freiwilliger Helfer zu<br />

verdanken. Im Moment stellen etwa 40 Ehrenamtliche<br />

zusammen mit Reinke das Angebot sicher. Besonders für<br />

Studenten sei es <strong>du</strong>rch die heutige Studienorganisation<br />

leider oft nur noch schwer möglich, kontinuierlich mitzuarbeiten,<br />

klagt Reinke. Doch es gibt auch Studierende,<br />

die es schaffen, den Mittagstisch mit ihren universitären<br />

Verpflichtungen zu vereinbaren. Zu ihnen zählt Maria<br />

Brier. Sie studiert Medizin und hat kürzlich ihr Physikum<br />

bestanden. Einmal im Monat hilft sie im Mittagstisch<br />

aus.<br />

Nachdem sie nach dem Abi ein FSJ in Brasilien<br />

gemacht hat, sind ihr gesellschaftliche Randgruppen ans<br />

Herz gewachsen, und so steht sie nun einmal im Monat<br />

in der Küche des Mittagstisches von St. Michael. Maria<br />

empfindet die Arbeit bei den Armen auch als wertvolle<br />

Er<strong>du</strong>ng: “Wenn man studiert, ist man in einem ganz<br />

anderen Leben und hat gar nicht so die Perspektive,<br />

wie schlecht es einem auch gehen kann. Da lernt man<br />

Ehrenamtliche Helfer sorgen für das leibliche Wohl der Gäste des Mittagstisches.<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 9<br />

das, <strong>was</strong> man so die ganze Woche über hat, mehr zu<br />

schätzen.” Pünktlich um zwölf öffnen die Mitarbeiter<br />

die Türen für die Gäste. Viele haben vor dem Haus gewartet<br />

und strömen nun hungrig in den Gastraum. Mit<br />

rund 60 Menschen rechnet die St. Michaelsgemeinde an<br />

Wochenenden.<br />

Die Stimmung im Speisesaal ist entspannt und<br />

freundlich. Fast wie in einem Schullandheim. Man<br />

kennt sich und freut sich alte Bekannte zu treffen.<br />

Leicht kommt man miteinander ins Gespräch<br />

und in ungezwungener Runde wird bald über<br />

dieses und jenes geplaudert. Nur ganz gelegentlich<br />

wird vereinzelt gepöbelt und laut geschimpft. Aber das<br />

irritiert keinen hier. Auch das gehört dazu.<br />

“Nach so einer Schicht ist man schon ziemlich fertig.<br />

Schließlich ist man 5 Stunden lang die ganze Zeit im Einsatz<br />

gewesen”, berichtet Maria. Aber es ist eine Arbeit,<br />

die sie zufrieden macht: “Man hat et<strong>was</strong> getan, dass den<br />

armen Menschen ganz praktisch hilft.”<br />

Für diesen Einsatz sind die Gäste des Mittagstisches<br />

dankbar. Katharina, die regelmäßig zum Mittagstisch<br />

kommt, meint: “Die (Freiwilligen, Anm. d. Redaktion)<br />

stehen in ihrer Freizeit hier, kriegen nichts dafür und ich<br />

finde, da kann man einfach mal Danke sagen dafür und<br />

es nicht einfach nur hinnehmen.”<br />

Nicolas Schetelig


„Im Prinzip bin ich ja<br />

auch nur Suchender“<br />

Claudia Neumaier studiert Theologie. Sie<br />

hat für 10 Tage sogenannte kontemplative<br />

Exerzitien gemacht – 10 Tage Stille und Gebet<br />

in einem katholischen Meditationshaus<br />

in Bayern.<br />

Im Interview erzählt sie, wie sich so viel<br />

Stille anfühlt und <strong>was</strong> das überhaupt soll.<br />

Miriam: Claudia, 10 Tage Stille - Wie kommt man auf<br />

so eine Idee?<br />

Claudia: Ich habe schon seit längerem bei der KHG<br />

(Katholische Hochschulgemeinde, Anm. d. Red.) beim<br />

Herzensgebet mitgemacht. Dabei wird still der Name<br />

Jesus Christus gebetet, man kommt zur Ruhe und kann<br />

Kraft sammeln... Aber ich fand es oft schwierig, mich<br />

direkt aus dem Alltagsstress auf Gott und Stille einzulassen.<br />

Ich wollte mir mal mehr Zeit dafür nehmen.<br />

Miriam: Wie sah die Zeit dann konkret aus? Was genau<br />

hast <strong>du</strong> gemacht?<br />

Claudia: Wir waren in einem Meditationshaus mit<br />

Kapelle mitten in der Natur. Die Tage bestanden aus<br />

Meditation (Herzensgebet), im Wald Spazierengehen<br />

und Schweigen. Gegessen haben wir in der Gruppe zusammen<br />

– wir waren 30 Leute – und abends gab es eine<br />

Eucharistiefeier (auch bekannt als “Abendmahl”, Anm. d.<br />

Red.). Außerdem hatte man einmal am Tag, nach Bedarf,<br />

ein Seelsorge-Gespräch.<br />

Miriam: Du kanntest die anderen Leute gar nicht vorher<br />

- und dann habt ihr ja auch kaum miteinander geredet -<br />

war das nicht merkwürdig?<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 10<br />

Claudia: Eigentlich war es eher faszinierend: Obwohl<br />

wir uns ja fast nicht kannten, ist richtige Wertschätzung<br />

für die anderen entstanden. <strong>Und</strong> wenn Gefühle bei<br />

einem hochkamen, die vorher unterdrückt waren und<br />

man mal weinen musste, war es gut, dass andere in der<br />

Nähe waren. Die Leute waren einfach ehrlich. Es war der<br />

erste Ort, an dem ich wirklich angekommen bin. <strong>Und</strong> das<br />

hat mich verändert.<br />

Miriam: Was genau?<br />

Claudia: Beim Beten sind oft persönliche Sehnsüchte<br />

rausgebrochen, manchmal hat das echt weh getan. Jeder<br />

von uns hat Sehnsüchte – und dort habe ich für mich die<br />

Quelle gefunden, die meine Sehnsucht stillt. Ich habe<br />

gelernt, dass man seine Schattenseiten nicht ablehnen<br />

darf, sondern sie zulassen und sie Jesus schenken muss,<br />

damit er sie heilt.<br />

Miriam: Wie war es denn dann für dich wieder zurück<br />

nach <strong>Göttingen</strong>, in deinen Alltag zu kommen?<br />

Claudia: Erst war es schon ein kleiner Schock... Wieder<br />

an der Uni – und direkt wieder im Stress. Mein<br />

Alltag hier wirkte auf einmal so hohl, es hat einfach<br />

keinen Sinn mehr gemacht. Nur bei Gott zu sein im<br />

Gebet, in der Stille, das fühlte sich so viel sinnvoller an, so<br />

wie: Das ist richtiges Leben.<br />

Miriam: Obwohl <strong>du</strong> in den 10 Tagen im Grunde nichts<br />

gemacht hast?<br />

Claudia: Ja. Ich habe gelernt, dass bei Gott, in der Stille,<br />

weder Leistungsdruck noch Erwartungen da sind. Man<br />

muss einfach nur da sein, so wie man ist, weil Jesus einen<br />

genau so liebt. Es war auch irgendwie ein befreiendes<br />

Gefühl zu merken, dass der Druck, et<strong>was</strong> zu leisten, im<br />

Gebet verschwinden kann und niemand Anforderungen<br />

an einen stellt, nicht einmal man selbst.<br />

Miriam: Ist das vielleicht Freiheit?<br />

Claudia: Ja, ich glaube schon. Im Alltag hat man so<br />

oft Angst zu versagen, aber bei Gott kann man einfach<br />

nur echt sein, genau so wie man ist. In den 10 Tagen<br />

Exerzitien habe ich einmal in wahre Freiheit reinschnuppern<br />

können. Dafür bin ich sehr dankbar. Anfangs war<br />

es eher so, dass ich mich in die Kapelle gezwungen habe,<br />

aber dann hat es mich automatisch da hingezogen.<br />

Miriam: Was hast <strong>du</strong> denn davon „mitgenommen“ für<br />

deinen Alltag?<br />

Claudia: Es ist echt schwierig für mich, das im Alltag<br />

umzusetzen. Besonders im Prüfungsstress... Aber diese<br />

Gegenwart Gottes, die Stille fehlt mir so. <strong>Und</strong> mir jeden<br />

Tag neu Zeit für Gott zu nehmen, in die Natur zu gehen,<br />

zu beten, ist nicht leicht momentan. Ich glaube aber<br />

trotzdem, dass das auch im Alltag möglich ist: Immer in<br />

Fragen an C.S. Lewis ...<br />

“Warum läßt Gott uns seine<br />

Existenz nicht eindeutig erkennen?”<br />

Lewis: “Wieso sind wir eigentlich so<br />

sicher, daß Gott überhaupt an einem solchen<br />

Theismus interessiert ist, der eine notwen-<br />

dige, logische Zustimmung zu einem überzeugenden<br />

Argument wäre? Sind wir in<br />

unseren persönlichen Angelegenheiten<br />

daran interessiert? Ich erwarte von<br />

meinem Freund, daß er meiner guten Absicht<br />

vertraut, und zwar ohne demonstrativen<br />

Beweis . Ein Vertrauen, das erst auf<br />

Grund eines erbrachten Beweises besteht,<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 11<br />

Gottes Gegenwart zu leben, trotz Leistungsdruck. Die<br />

Frage ist halt: Wie gehe ich mit dem Stress um? Bin ich zu<br />

100% da, wo ich gerade bin? Höre ich anderen echt zu?<br />

Oft sind wir in Gedanken überall: in der Vergangenheit, in<br />

der Zukunft, aber nicht in der Gegenwart. Aber ich muss<br />

mich auch oft fragen: Ist meine Sehnsucht, meine Hingabe<br />

noch da oder verdränge ich sie? Oft kompensieren<br />

wir unsere Sehnsüchte nur mit Sport und Partys. Aber<br />

wenn man ehrlich ist, hilft das auf Dauer auch nicht, es<br />

füllt einen nicht, und die Sehnsucht bleibt.<br />

Miriam: Sind denn Exerzitien et<strong>was</strong> für jeden? Würdest<br />

<strong>du</strong> es anderen auch empfehlen?<br />

Claudia: Natürlich gibt es verschiede Formen der<br />

Stille. Mir hilft zum Beispiel Beten in der Natur. <strong>Und</strong> ich<br />

merke, dass es besser ist für meine Freundschaften,<br />

wenn ich diese Stille öfter habe. Meine Beziehungen sind<br />

nur so tief, wie ich in mir selbst und in Gott tief bin. Es<br />

geht, glaube ich, viel um die Bereitschaft, wirklich leben<br />

zu wollen. Aber die Sehnsucht haben wir alle. Im Prinzip<br />

bin ich ja auch nur Suchender. Es fehlt uns so oft an Vertrauen.<br />

Wir <strong>denken</strong>: Ich brauche niemanden, ich komme<br />

alleine zurecht, aber wir belügen uns. Wenn wir ehrlich<br />

sind, suchen wir alle – ich finde, wir sollten uns gegenseitig<br />

dabei unterstützen. Wieso also es nicht einmal<br />

ausprobieren?<br />

Das Interview führte Miriam Schmiedeke.<br />

ist doch gar kein Vertrauen . Zum Henker<br />

damit! Sogar die Märchen sagen uns in diesem<br />

Punkt die Wahrheit . Othello glaubte an<br />

Desdemonas Unschuld, als sie bewiesen war:<br />

Aber da war es zu spät . König Lear glaubte<br />

an Kordelias Liebe, als sie bewiesen war:<br />

Aber da war es zu spät . ‘Der hat seinen<br />

Ruhm dahin, wer mit seiner Entschei<strong>du</strong>ng<br />

wartet, bis alle sie getroffen haben . ’”<br />

C.S. Lewis / Sheldon Vanauken: Eine harte Gnade. Gießen 1980,<br />

zitiert nach: Jürgen Spieß: Nach der Wahrheit fragen. Antworten<br />

von C.S. Lewis. Giessen / Basel 1986, S. 32-33.<br />

C.S. Lewis (1898 - 1963) war Schriftsteller und Literaturwissenschaftler.<br />

Er setzte sich wiederholt mit dem christlichen Glauben<br />

auseinander. Besonders bekannt ist seine Serie: “Die Chroniken<br />

von Narnia”.


Die Last mit dem Laster<br />

Jeder hat sie. Manch einer pflegt sie wie liebgewonnene Haustiere, andere versuche<br />

sie loszuwerden. Jedes Jahr um Neujahr herum nehmen viele sich vor, sie endgültig im<br />

alten Jahr zu lassen: Schlechte Angewohnheiten.<br />

Ich führe einen gnadenlosen Kampf gegen meine<br />

schlechten Angewohnheiten. Weißt <strong>du</strong> warum? Ich habe<br />

es satt zu scheitern. Ich habe es satt inkonsequent zu<br />

handeln. Ich habe es satt, kurz nach meinem „Rückfall“<br />

aufzuwachen und vor der Entschei<strong>du</strong>ng zu stehen:<br />

versuche ich es erneut mich zu ändern oder gebe ich<br />

auf? Aber am meisten habe ich es satt zu tun, <strong>was</strong> ungerecht,<br />

lieblos oder unmoralisch ist. Denn ich tue es und<br />

mein Gewissen überführt mich. <strong>Und</strong> selbst wenn kein<br />

Gericht dieser Welt mich dafür verurteilt, empfinde ich<br />

eine Schuld, die nicht verschwindet wie ein Kater nach<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 12<br />

einer <strong>du</strong>rchgezechten Nacht. Aus diesen Gründen bin ich<br />

asketisch geworden. Ich meide alles, <strong>was</strong> mich zu meinen<br />

schlechten Angewohnheiten zurückführt. Die hinterlassene<br />

Leere fülle ich mit Neuem, das mich ablenkt. Es<br />

macht mich zufrieden, wenn diese Maßnahmen Erfolg<br />

bringen. <strong>Und</strong> doch: manchmal fühle ich die kühlen Gitterstäbe<br />

meines selbst errichteten Gefängnisses und die<br />

Anwesenheit der draußen auf mich wartenden, abgelegten<br />

Angewohnheiten. Ist das der einzige Weg, um mit mir<br />

selbst im Reinen zu bleiben? Kann ich nicht frei und gerecht<br />

sein?<br />

Doch zuerst: Was verstehe ich unter schlechten Angewohnheiten?<br />

Ich beanspruche nicht perfekt zu sein.<br />

Demnach spreche ich nicht von Banalitäten, die, wenn<br />

sie passieren, wieder schnell vergessen werden. Nein.<br />

Schlechte Angewohnheiten haben Konsequenzen und<br />

erzeugen Nöte. Am besten beschreibe ich die dabei<br />

auftretenden Symptome.<br />

Es gibt Augenblicke im Leben, in denen wir mutlos<br />

sind. Da fühlen wir uns schwach. Unser Tagesablauf und<br />

vielleicht auch unsere Wohnung sind ungeordnet und<br />

in unserem Herzen sieht es ähnlich aus. Dann verfallen<br />

wir in Selbstmitleid und in diesem stillen Kummer beginnen<br />

wir unser Leben zu über<strong>denken</strong>. Wohin führen uns<br />

unsere Gedanken? Oft nur dahin, unser Problem klein zu<br />

reden – wir hatten halt einen schlechten Tag. Oder jemand<br />

anderes hatte Schuld an unserem Unglück. Nicht selten<br />

schöpfen wir aber auch Hoffnung aus einem Gelöbnis,<br />

uns für die Zukunft zu mäßigen. <strong>Und</strong> dann überkommt<br />

uns eine gewaltige Zuversicht, dass <strong>du</strong>rch den Verzicht<br />

von diesem oder jenem alles besser werden wird. Aber<br />

dieser Vorsatz hält nicht lange, wie wir wissen. Es folgen<br />

Zeiten der Leidenschaft, Zeiten, in denen wir alles wieder<br />

vergessen, in denen nur noch das Gefühl zählt, und wir<br />

unser Gelöbnis brechen. <strong>Und</strong> dann wachen wir wieder<br />

unglücklich auf, geloben uns erneut, nur entschlossener,<br />

brechen das Gelöbnis, usw. Bis wir erkennen, dass sich<br />

hier ein Zirkel aus Vorsatz und Scheitern gebildet hat.<br />

Das mag uns zuerst überraschen, bis es in uns zu einer<br />

kläglichen Gewissheit heranwächst.<br />

Hier offenbart sich eine Unfreiheit, die in uns steckt.<br />

Aber vielleicht ist das nur mein/dein Problem! Vielleicht<br />

haben andere ihren freien Willen gemeistert und sind<br />

tatsächlich Herr über sich selbst?!<br />

Was sagt denn die Bibel dazu? Sie sagt: Nein! Der Mensch<br />

ist nicht frei. Der Prophet Jeremia verdeutlicht die Bin<strong>du</strong>ng<br />

des Menschen an das Zerstörerische mit zwei Vergleichen:<br />

“Kann ein Schwarzer etwa seine Hautfarbe<br />

wechseln oder ein Leopard sein geflecktes Fell? So wenig<br />

könnt auch ihr Gutes tun, die ihr ans Böse gewöhnt seid<br />

Das Problem ist, dass wir uns nur all zu gern von Dingen<br />

abhängig machen wollen, um Glück zu empfangen.<br />

<strong>Und</strong> leider geraten wir dabei nicht selten in Bin<strong>du</strong>ng,<br />

die sich nachträglich als unfreiwillig und schädlich anfühlen.<br />

Der schlimmste Fall dieser Angewohnheiten<br />

ist eine Sucht. Fassen wir also den Vorsatz uns hiervon<br />

zu befreien, oder nach mehrmaligem Scheitern aus<br />

dem Zirkel auszubrechen, geraten wir zwangsläufig in<br />

asketische Denkweisen. Wir versuchen alte Angewohnheiten<br />

<strong>du</strong>rch neue zu kompensieren oder<br />

wir fliehen geradezu vor Situationen, die uns zu einem<br />

Rückfall verleiten. Zu diesen Mitteln der Disziplin<br />

greift allerdings erst der von sich selbst Gedemütigte,<br />

der die Knechtschaft als realen Zustand<br />

anerkannt hat, aber gewillt ist mit allen Mitteln zu<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 13<br />

kämpfen. Unser Herz wird <strong>du</strong>rch einen solchen gnadenlosen<br />

Kampf nicht verändert, dafür aber gezügelt.<br />

Aber sind nicht solche Zügel nichts anderes als eine<br />

weitere Verurteilung zur Unfreiheit ohne Garantie<br />

wirklichen Schutzes vor den lauernden Versuchungen?<br />

Im Lichte der Gerechtigkeit wird diese Frage verschärft:<br />

Wenn es so schwer ist, Angewohnheiten, die uns schaden,<br />

abzulegen, wie können wir dann vor Gottes Gericht<br />

bestehen, dessen hohe Gebote doch oft unserem<br />

Verlangen widersprechen; vor Gottes Gericht, das uns<br />

<strong>du</strong>rch unser Gewissen jetzt schon angekündigt wird? Der<br />

Apostel Paulus schreibt in einem Brief an eine Gemeinde:<br />

„Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern<br />

das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Ich elender<br />

Mensch!“ Gibt es einen Ausweg aus diesem Elend? Gott<br />

sei Dank, ja! In dieser Welt der Bin<strong>du</strong>ngen und Gefangenschaften<br />

ruft nämlich Jesus Christus hinein mit der<br />

einzigen, befreienden Botschaft: dem Evangelium, das<br />

unser Herz nicht zügelt, sondern tatsächlich verändert.<br />

Er hat seinerzeit Blinde sehend, Tote wieder lebendig und<br />

vor Gott Ungerechte wieder gerecht machte. <strong>Und</strong> auch<br />

heute löst er noch als Auferstandener Bin<strong>du</strong>ngen derer<br />

Menschen, die ihn als Herrn annehmen.<br />

Florian Schmidt<br />

Anzeige


Life to the fullest<br />

Neues erleben, Abenteuer suchen. Das wollte Delia Bergfeld nach dem Abitur.<br />

In Großbritannien, Malaysia und Indonesien lernte sie Gott auf eine völlig neue<br />

Weise kennen und erlebte, dass das “Leben in Fülle”, von dem die Bibel spricht, ganz<br />

unabhängig von Reichtum und Armut ist, dafür aber viel mit Liebe für Menschen und<br />

Gott zu tun hat. <strong>Und</strong> sie sah, dass es keine fromme Illusion bleiben muss.<br />

„Nach dem Abitur erstmal ins Ausland!“ - Diesen Gedanken<br />

haben viele. Auch ich habe mich also 2009<br />

entschieden, vor dem Studium eine Pause einzulegen<br />

und mal et<strong>was</strong> anderes zu tun. Eine Freundin erzählte<br />

mir von der „Discipleship Training School“ (DTS), die<br />

von der „University of the Nations“ in England angeboten<br />

wird. Das Programm der DTS steht unter dem Motto:<br />

„Gott kennen und ihn bekannt machen.“<br />

Für einige meiner Freunde klang das sehr nach<br />

„Missionszwang“, aber die Begeisterung, mit der<br />

meine Freundin davon berichtete, und die Erfahrungen,<br />

die sie gemacht hatte, beeindruckten mich. So et<strong>was</strong><br />

wollte ich auch erleben! Ende September fand ich mich<br />

nun also in einem wunderschönen englischen Herrenhaus<br />

in Cuckfield (England) wieder, wo wir die ersten drei<br />

Monate verbrachten. Danach sollte es einen Auslands-<br />

einsatz in einem anfangs noch nicht feststehenden Land<br />

geben. Wir waren eine Gruppe von 25 Schülern aus 13<br />

verschiedenen Nationen – von Uganda bis Südkorea.<br />

In England bestand unser Wochenstundenplan aus<br />

einer bunten Mischung von Unterricht, Gesprächszeiten<br />

in Kleingruppen, Sport, Mithelfen im Haushalt,<br />

Community-Projekten... Den größten Teil der Zeit beanspruchten<br />

die „Lectures“, gehalten von wöchentlich<br />

wechselnden Lehrern aus sieben Nationen mit den<br />

unterschiedlichsten persönlichen Hintergründen – vom<br />

englischen Universitätsprofessor bis hin zur schottischsüdafrikanischen<br />

Psychologin. Jede Woche gab es einen<br />

anderen Schwerpunkt in Persönlichkeitsschulung,<br />

Themen zum christlichen Glauben, interkulturellem<br />

Bewusstsein und<br />

interkulturellem<br />

Austausch. Als<br />

gläubige Christin<br />

“Ich habe erfahren, dass Gott real ist<br />

– dass er Leben verändern kann und<br />

ich ihm begegnen kann.”<br />

habe ich sehr davon profitiert, wurde aber auch stark<br />

herausgefordert. Hier wurde Glaube aktiv. Fragen konnten<br />

gestellt und diskutiert werden. Mit manchen neuen<br />

Gedanken musste ich stark ringen und meine eigene<br />

Sichtweise hinterfragen. Wie lebe ich? Was glaube ich?<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 14<br />

Warum? Was habe ich von meinem Umfeld übernommen?<br />

Was habe ich als wahr erkannt? Ich habe erfahren,<br />

dass Gott real ist – dass er Leben verändern kann und ich<br />

ihm begegnen kann. Was mich nicht los- ließ, war die Erfahrung,<br />

dass Gott möchte, dass ich lebe – und zwar ‚to<br />

the fullest’! In der Bibel steht: „Ich [Jesus] bin gekommen,<br />

damit sie Leben haben, Leben in Fülle.“ Ich begann zu<br />

begreifen, dass dieses Leben im Überfluss eine Freiheit<br />

bietet, die ich nie zuvor so begreifen konnte, und dass<br />

ich bei Gott finde, wonach ich suche. Diese drei Monate<br />

haben mir viel über meine Persönlichkeit beigebracht<br />

und meinem Glauben revolutioniert, und <strong>du</strong>rch die intensive<br />

gemeinsame Zeit habe ich dort einige meiner<br />

heute engsten Freunde gefunden.<br />

<strong>Und</strong> dann – nach drei Monaten – teilte sich unsere<br />

Klasse in drei Teams. Eines ging für drei Monate nach<br />

Indien, ein zweites nach Vancouver, Canada und ich flog<br />

mit sieben anderen nach Malaysia und später nach Indonesien.<br />

Wir halfen dort in verschiedenen sozialen Projekten<br />

mit. Die erste Station unseres Auslandseinsatzes war<br />

Peneng, eine Insel im Westen von Malaysia. Hier<br />

haben wir gelebt und gearbeitet, überwiegend in einem<br />

sogenannten „Drop-<br />

In Center“. Dorthin<br />

kamen Obdachlose,<br />

um et<strong>was</strong> Essen, eine<br />

Dusche, Klei<strong>du</strong>ng,<br />

einen Schlafplatz oder<br />

auch einfach nur Gemeinschaft<br />

zu bekommen.<br />

Wir kochten für<br />

sie, unterhielten uns<br />

in gebrochenem Englisch-Malaysisch-<br />

Mix, spielten „Uno“<br />

oder schnitten Haare.<br />

Die Arbeit dort<br />

war sehr ungewohnt,<br />

keiner von uns<br />

hatte so et<strong>was</strong> je zuvor gemacht. Aber diese Menschen zu<br />

erleben – viele von ihnen seit Jahrzehnten drogen- oder<br />

alkoholabhängig – zeigte mir deutlich, dass nicht jeder<br />

Mensch in einem so guten Umfeld aufwächst wie ich.<br />

Indem ich sah, wie viel es diesen Menschen bedeutete,<br />

dass wir einfach nur da waren, begriff ich, dass ich die<br />

Möglichkeit habe, Menschen wirklich zu helfen. Am<br />

stärksten betroffen gemacht hat mich die Arbeit mit<br />

Prostituierten, die wir im Armenviertel der Stadt unterstützten.<br />

Die Frauen kennen zu lernen und ihre Schicksale<br />

zu hören, schockierte und berührte mich zutiefst.<br />

Zugleich sah ich, wie viel Grund zur Hoffnung <strong>du</strong>rch die<br />

wertvolle Arbeit der Langzeitmitarbeiter vor Ort bestand.<br />

Wir haben erlebt, wie Frauen Hilfe annahmen, sich zu<br />

einem Drogenentzug entschlossen oder entschieden,<br />

aus dem Milieu auszusteigen. Das ‚volle Leben’ ist<br />

keine Illusion! Das begriff ich, als ich die Veränderungen in<br />

diesen Frauen sah, die die Hoffnung auf ein besseres Leben<br />

schon aufgegeben hatten.<br />

Unsere zweite Station: Indonesien! Paradiesische Land-<br />

schaft, eine weitere fremde Kultur, ein „Drittweltland“.<br />

Aber in Padang (Sumatra), wo wir waren, hatte vier Monate<br />

zuvor ein Erdbeben große Zerstörung angerichtet.<br />

Wir fuhren in Stadtteile und Dörfer, in denen noch immer<br />

Familien in Zelten lebten. Zusammen mit einer<br />

NGO, die Wiederaufbauhilfe leistete, besuchten wir<br />

diese Familien und halfen ihnen beim Wiederaufbau<br />

ihrer Häuser. Durch viel persönlichen Kontakt mit Ein-<br />

heimischen bekamen wir einen sehr privaten Eindruck<br />

von der Kultur. Bis heute lassen mich dieses Land und die<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 15<br />

Leute nicht los. Wer weiß: Vielleicht war das nicht mein<br />

letzter Aufenthalt dort? <strong>Und</strong> wieder begriff ich: Das, <strong>was</strong><br />

ich in diese Menschen investiere, ist nicht umsonst! Nach<br />

drei Monaten voll verändernder, neuartiger Erfahrungen<br />

und Eindrücke flogen wir nach England zurück. Im Gespräch<br />

mit den anderen Teams konnten wir dann feststellen,<br />

wie sehr die Erfahrungen im Ausland jeden von<br />

uns in seinem Denken und Handeln verändert hatten.<br />

Nach einem halben Jahr ging es dann also für uns alle<br />

in unsere Heimat zurück. Ich hatte diese Reise nicht mit<br />

der Suche nach einer bestimmten Erfahrung angetreten.<br />

Ja, ich wollte Abenteuer, ich wollte Dinge lernen und erleben.<br />

Aber meine Erwartungen wurden weit übertroffen.<br />

Ich habe Vieles gefunden, wonach ich nicht bewusst<br />

gesucht habe. <strong>Und</strong> vor allem habe ich gelernt: Dies ist<br />

erst der Anfang! Ob in Malaysia, Indonesien, England<br />

oder Deutschland – <strong>was</strong> ich mit meinem Leben anfange,<br />

hat Auswirkungen!<br />

Jetzt studiere ich Psychologie im dritten Semester, unter<br />

anderem, weil ich Menschen helfen möchte. Ich finde,<br />

ich habe ein tolles Leben und bin dankbar dafür, wie gut<br />

es mir geht. Aber ich weiß auch, dass das nicht selbstverständlich<br />

ist – und genau deshalb möchte ich Hoffnung<br />

weitergeben und im Rahmen meiner Möglichkeiten für<br />

positive Veränderungen kämpfen! Eins habe ich gelernt:<br />

‚Life to the fullest’, Leben in Fülle, das ist für jeden bestimmt<br />

und real!<br />

Delia Bergfeld


“Ein Mann hatte zwei Söhne”, erzählte Jesus. “Eines<br />

Tages sagte der jüngere zu ihm: ‘Vater, ich will jetzt schon<br />

meinen Anteil am Erbe ausbezahlt haben.’ Da teilte der<br />

Vater sein Vermögen unter ihnen auf.<br />

Nur wenige Tage später packte der jüngere Sohn alles<br />

zusammen, verließ seinen Vater und reiste ins Ausland.<br />

Dort leistete er sich, <strong>was</strong> immer er wollte. Er verschleuderte<br />

sein Geld, bis er schließlich nichts mehr besaß. In<br />

dieser Zeit brach eine große Hungersnot aus. Es ging ihm<br />

sehr schlecht. In seiner Ver-zweiflung bettelte er so lange<br />

bei einem Bauern, bis der ihn zum Schweinehüten auf<br />

die Felder schickte. Oft quälte ihn der Hunger so, dass er<br />

sogar über das Schweinefutter froh gewesen wäre. Aber<br />

nicht einmal davon erhielt er et<strong>was</strong>. Da kam er zur Besinnung:<br />

‘Bei meinem Vater hat jeder Arbeiter mehr als<br />

genug zu essen, und ich sterbe hier vor Hunger. Ich will<br />

zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich bin<br />

schuldig geworden an Gott und an dir. Sieh mich nicht<br />

länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert.<br />

Aber kann ich nicht als Arbeiter bei dir bleiben?’<br />

Er machte sich auf den Weg und ging zurück zu seinem<br />

Vater. Der erkannte ihn schon von weitem. Voller Mitleid<br />

lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste<br />

ihn. Doch der Sohn sagte: ‘Vater, ich bin schuldig geworden<br />

an Gott und an dir. Sieh mich nicht länger als deinen<br />

Sohn an, ich bin es nicht mehr wert.’<br />

Sein Vater aber befahl den Knechten:<br />

‘Beeilt euch! Holt das schönste<br />

Gewand im Haus, und gebt es<br />

meinem Sohn. Bringt auch<br />

einen Ring und Sandalen<br />

für ihn! Schlachtet das<br />

Mastkalb! Wir wollen<br />

essen und feiern!<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 16<br />

Eine kleine Geschichte:<br />

Der verlorene Sohn<br />

Mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren,<br />

jetzt ist er wiedergefunden.’ <strong>Und</strong> sie begannen ein<br />

fröhliches Fest.<br />

Inzwischen kam der ältere Sohn nach Hause. Er hatte<br />

auf dem Feld gearbeitet und hörte schon von weitem<br />

die Tanzmusik. Erstaunt fragte er einen Knecht: ‘Was<br />

wird denn hier gefeiert?’ ‘Dein Bruder ist wieder da’,<br />

antwortete er ihm. ‘Dein Vater hat sich darüber so gefreut,<br />

dass er das Mastkalb schlachten ließ. Jetzt feiern sie ein<br />

großes Fest.’ Der ältere Bruder wurde wütend und wollte<br />

nicht ins Haus gehen. Da kam sein Vater zu ihm heraus<br />

und bat: ‘Komm und freu dich mit uns!’ Doch er entgegnete<br />

ihm bitter: ‘All diese Jahre habe ich mich für dich<br />

geschunden. Alles habe ich getan, <strong>was</strong> <strong>du</strong> von mir verlangt<br />

hast. Aber nie hast <strong>du</strong> mir auch nur eine junge Ziege gegeben,<br />

damit ich mit meinen Freunden einmal richtig hätte<br />

feiern können. <strong>Und</strong> jetzt, wo dein Sohn zurückkommt,<br />

der dein Geld mit Huren <strong>du</strong>rchgebracht hat, jetzt lässt <strong>du</strong><br />

sogar das Mastkalb schlachten!’ Sein Vater redete ihm zu:<br />

‘Mein Sohn, <strong>du</strong> bist immer bei mir gewesen. Was ich habe,<br />

gehört auch dir. Darum komm, wir haben allen<br />

Grund zu feiern. Denn dein Bruder war tot, jetzt hat er<br />

ein neues Leben begonnen. Er war verloren, jetzt ist er<br />

wiedergefunden!’”<br />

Aus der Bibel: Lukas 15, 24 – 32<br />

Sigh No More<br />

[S] Es war nicht die Liebe auf den ersten<br />

Blick, meine Begegnung mit dem<br />

unkonventionellen Debüt dieser bis<br />

dahin unbekannten britischen Folk-<br />

Rock-Band. Aber es ist eine unerklärliche<br />

Faszination, die einen vom ersten<br />

Moment an gefangen nimmt:<br />

Das stetige Vorwärtsdrängen in Little<br />

Lion Man, die vielen musikalischen<br />

Überraschungen, die raue, manchmal<br />

rauchige Sängerstimme und die<br />

eingängigen Melodien lassen das<br />

Hören zu einem unvergesslichen Er-<br />

I<br />

Von Menschen<br />

und Göttern<br />

[S] Schlicht, zurückhaltend und ohne<br />

Musik kommt sie zunächst daher:<br />

Diese tiefgründige wahre Geschichte<br />

französischer Mönche in Algerien,<br />

eingebettet in den bis heute nicht<br />

völlig vernarbten Konflikt dieser zwei<br />

Nationen. Doch die kleine Schar<br />

Geistlicher mitten in der Provinz lebt<br />

in Einklang mit den Menschen des<br />

Dorfes, für die sie da sind. Aber nicht<br />

missionarischer Eifer, sondern offene<br />

Türen sind ihr Weg zu den Herzen<br />

der Menschen. Als gewaltsame Über-<br />

lebnis werden. Immer wieder neu<br />

berühren sie <strong>du</strong>rch außergewöhnliche<br />

Rhythmen und Klangtep-<br />

piche, werden erst nach und nach zu<br />

Ohrwürmern. <strong>Und</strong> doch – es sind die<br />

Texte, die das Album zu einem Meisterwerk<br />

werden lassen: Ich habe den<br />

Eindruck, sie spiegeln das Lebensgefühl<br />

meiner Generation wider, auf<br />

der Suche nach Authentizität und<br />

Transzendenz, voller Lebenshunger.<br />

Ein Wegweiser auf dem Weg dorthin<br />

vermag der grandiose Erstauftritt<br />

dieser vier Londoner Jungs zu sein.<br />

Ich muss verrückt sein<br />

so zu leben<br />

[N] “Man hatte mir beigebracht, <strong>was</strong><br />

man als Christ glaubt. Aber niemand<br />

hatte mir gezeigt, wie man als Christ<br />

lebt.” Shane Claiborne ahnt, dass sich<br />

Christentum nicht im sonntäglichen<br />

Gang zur Kirche und langen Theoretisieren<br />

über den Glauben erschöpft.<br />

Er sucht daher nach Wegen, die<br />

christliche Botschaft mit konkretem<br />

Leben zu füllen. Claiborne macht<br />

sich auf zu den Ärmsten der Armen<br />

dieser Welt. Zu den Randgruppen<br />

griffe gegen religiöse Minderheiten<br />

das Land erschüttern, stehen die<br />

Brüder vor der unausweichlichen Option:<br />

Bleiben und Sterben oder Gehen<br />

und Leben. Einfühlsam und authentisch<br />

kann der Zuschauer das Ringen<br />

jedes Einzelnen mit dem Gedanken<br />

an den eigenen Tod miterleben und<br />

erkennt dabei immer mehr, dass<br />

nicht der Tod, sondern die Freiheit<br />

die eigentliche Mitte dieses Filmes<br />

ist, der im entscheidenden Moment<br />

Musik aufklingen lässt und uns wie<br />

die Menschen dieser Geschichte vor<br />

die Frage stellt: Sind wir die Vögel<br />

oder der Baum?<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 17<br />

ausgesucht<br />

Auf der Suche inspiriert gelegentlich das Beispiel anderer Suchender. Wir sind in<br />

unterschiedlichen Medien auf die Suche gegangen nach faszinierenden Beispielen von<br />

Menschen auf der Suche und sind fündig geworden:<br />

368 Seiten | 12,95 EUR<br />

48 Minuten | 9,99 EUR<br />

und Ausgestoßenen, um mit ihnen<br />

zu leben. Er zieht die der Wohl-<br />

standsgesellschaft angepassten,<br />

gemütlich gewachsenen Glaubensformen<br />

in Zweifel und fordert auf,<br />

sich wieder daran zu erinnern, dass<br />

Jesus einen Lebensstil der wahrhaft<br />

zugewandten Nächstenliebe gelehrt<br />

hat. Was würde wohl passieren, wenn<br />

wir uns entschieden, Jesus wirklich<br />

zu folgen?<br />

Anleitungen für ein christliches<br />

Leben gibt es hier nicht. Aber dieses<br />

Buch zwingt zum Nach<strong>denken</strong> über<br />

das eigene Verständnis als Christ.<br />

122 Minuten | 14,99 EUR


Ich suche...<br />

Auf der Suche nach Freiheit, Sinn und wahrer Freude merken wir immer wieder, wie wir<br />

verzweifelt Umherirren. Wie finden wir glücklich ins Ziel? Eine Meditation.<br />

Ich suche. Ich suche nach der Unbeschwertheit vergangener<br />

Jahre. Ich suche nach Freiheit – von meinen<br />

Gewohnheiten, den Zwängen, dem Versagen und Nicht-<br />

Können.<br />

Ich suche nach Sinn in der Leere träge dahingelebter<br />

Tage, nach tragender Wahrheit. Wenn es die denn gibt.<br />

Nach Freude. Hin und wieder – ein kleiner Lichtblick,<br />

als hätte ich die Freude erfasst. Als hätte ich einen<br />

kurzen Augenblick die Fülle des Lebens gespürt. Oder<br />

war es doch nur ein Trugbild, eine Fata Morgana?<br />

Et<strong>was</strong> fehlt mir immer noch. Ich bin nicht komplett.<br />

Als hätte ich et<strong>was</strong> verloren, et<strong>was</strong> überaus Wichtiges,<br />

Kostbares. Was suche ich denn? Mich selbst etwa? Das<br />

verlorene Paradies? Vielleicht sogar…Gott? Wann komme<br />

ich endlich an?<br />

Aber die Suche hört nie auf. Man tröstet mich: Das<br />

ist ja gerade das Schöne am Leben, dass man nie<br />

fertig ist, dass man immer weiter sucht. Das klingt gut,<br />

mutig, frisch. Aber stimmt es? Immer <strong>du</strong>rstig sein, ohne zu<br />

trinken zu finden? Durst ist doch nur erträglich, wenn<br />

man weiß, dass es bald Wasser gibt!<br />

Gebet für dich.<br />

Wenn <strong>du</strong> ein Gebetsanliegen hast, egal ob Dank oder<br />

Bitte, darfst <strong>du</strong> uns gerne schreiben. Wir beten gerne<br />

dafür. Du kannst uns dabei anonym schreiben oder<br />

deinen Namen preisgeben. Natürlich kannst <strong>du</strong> aber<br />

auch gerne persönlich zu uns kommen und wir beten<br />

gemeinsam.<br />

Schreib’ uns einfach an: gebet@smd-goettingen.de<br />

Da stoße ich auf eine kleine, alte Geschichte.<br />

Ein Hirte hat hundert Schafe. Mit Schrecken bemerkt<br />

er plötzlich, dass ihm eines fehlt. Es muss sich<br />

verirrt haben. Er lässt die anderen grasen und macht<br />

sich auf die Suche. Schließlich findet er es. Voller<br />

Freude legt er es sich auf die Schultern und trägt es zu den<br />

anderen zurück. Als er wieder zuhause ankommt, will<br />

er seine Freude mit Freunden und Nachbarn teilen<br />

und lädt sie alle ein! – Eine unscheinbare Erzählung.<br />

Da ist keine Spannung, keine Pointe. Bis ich höre, dass<br />

diese Geschichte von Jesus erzählt wird und dass er da<br />

von Gott spricht! <strong>Und</strong> von mir. Ich habe die Heimat, ich<br />

habe Gott verloren, habe mich verirrt. Darum suche ich.<br />

Aber es ist hoffnungslos, wie beim Schaf. Es findet allein<br />

nicht den Weg zurück. Aber nicht nur ich suche – Gott<br />

sucht mich! Eine überraschende Wen<strong>du</strong>ng. Er ruft mich,<br />

ist unterwegs zu mir. Er wird sich sehr freuen, wenn er<br />

mich findet, sagt Jesus. Er freut sich auf mich… und ich<br />

will mich finden lassen.<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 18<br />

Zum Weitersuchen...<br />

E<strong>du</strong>ard Franz<br />

Bist <strong>du</strong> auf der Suche? Vielleicht<br />

findest <strong>du</strong> dann in den folgenden<br />

Bibelstellen interessante Anstöße:<br />

1 . Johannes 3, 1-21<br />

2 . Matthäus 16, 24-26<br />

3 . Lukas 18, 18-27<br />

4 . Matthäus 7, 12-23<br />

5 . Jesasja 55, 7<br />

6 . Jesaja 53, 4-5<br />

7 . Hiob 33, 29-30<br />

8 . Römer 3, 21-27<br />

Kontakt gesucht?<br />

Du <strong>suchst</strong> - ob als Christ oder Nichtchrist - Kontakt zu christlichen Studierenden in<br />

<strong>Göttingen</strong>? An unserer Universität gibt es einige christliche Hochschulgruppen und<br />

Hochschulgemeinden, so dass sich für jeden die richtige Gemeinschaft finden dürfte.<br />

Studikreis des CVJM (Christlicher Verein junger Menschen)<br />

Treffen: jeweils Donnerstags, 19:30 Uhr<br />

Baurat-Gerber-Str. 2<br />

Website: www.cvjm-goettingen.de<br />

EC (Entschieden für Christus)<br />

Treffen: jeweils Montags, 19:45 Uhr<br />

Nikolausberger Weg 58<br />

Website: www.ec-goettingen.de<br />

<strong>SMD</strong> (Studentenmission in Deutschland)<br />

Treffen: jeweils Mittwochs, 19:30 Uhr<br />

Bürgerstraße 14 (Hintereingang benutzen!)<br />

Website: www.smd-goettingen.de<br />

esg (Evangelische Studierendengemeinde)<br />

Gottesdienst: jeweils Sonntags, 19:00 Uhr<br />

Ort wechselnd, siehe Programm.<br />

Website: www.esg-goettingen.de<br />

khg (Katholische Hochschulgemeinde)<br />

Gottesdienst: jeweils Sonntags, 19:00 Uhr<br />

St. Nikolai, Nikolaikirchhof<br />

Website: www.khg-goettingen.de<br />

Bedacht, <strong>Nr</strong>. 1 | Seite 19


Suche nicht nach Fehlern,<br />

suche nach Lösungen.<br />

Henry Ford (1863 – 1947)<br />

Das Schlimmste auf der Suche nach der<br />

Wahrheit ist, dass man sie am Ende findet.<br />

Rémy de Gourmont (1858 – 1915)<br />

Die Lösung ist immer einfach,<br />

man muss sie nur finden.<br />

Alexander Solschenizyn (1918 – 2008)<br />

Wir <strong>denken</strong> selten an das, <strong>was</strong> wir haben,<br />

aber immer an das, <strong>was</strong> uns fehlt.<br />

Arthur Schopenhauer (1788 – 1860)<br />

Das Staunen ist eine<br />

Sehensucht nach Wissen.<br />

Matthias Claudius (1740 – 1815)<br />

Ihr werdet mich suchen und finden, denn wenn ihr mich von ganzem<br />

Herzen suchen werdet, so will ich mich finden lassen, spricht der Herr.<br />

Jeremia 29,13 – 14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!