Wirtschaftsrecht - Rechtswissenschaftliche Fakultät - Universität zu ...

26
Seminar Investment
Banking
– zugleich Appell für die Leistung über das akademische Mindestsoll
hinaus
Wenn man die Chance hat, von Praktikern zu lernen, ist das
immer eine Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen
sollte. Erst recht gilt das, wenn dies mit dem Besuch in einem
Tempel der Hochfinanz verbunden ist. Gastgeber war Dr. Theiselmann,
Head of CF Corporate Center der Commerzbank
AG, welcher freundlicherweise bereit war, seine Zeit mit uns zu
teilen und uns an seinem Wissen partizipieren zu lassen. Hier
sei schon einmal erwähnt, dass es keine Selbstverständlichkeit
für Praktiker ist, ihre kargen Freiflächen im Terminkalender mit
akademischen Veranstaltungen zu bestellen. Zumal die Vorbereitung
und Durchführung der Veranstaltungen ausschließlich
pro bono im Dienste der Wissenschaft erfolgt.
In seiner Funktion als Head of CF Corporate Center ist Dr. Theiselmann
bei der Commerzbank für Business Development,
Marketing/Communications, Strategic Partnerships sowie Policies
& Principles verantwortlich. Zuvor
wirkte er mehrere Jahre im Bereich Corporate
Finance Advisory an Transaktionen
mit Bezug auf Kapitalmarkt, Finanzierung
und M&A sowie an finanziellen Restrukturierungen
für Großunternehmen mit. Publizistisch
ist er unter anderem als Autor
des Werks „Corporate Finance Recht für
Finanzmanager“ in Erscheinung getreten.
Exakt dies ist das fachliche Umfeld, in
dem sich unsere Themen bewegten.
Entsprechend gespannt waren wir, als
wir zu dieser interessanten Veranstaltung
eingeladen wurden.
Eine Woche vor Weihnachten war es dann
soweit; unsere kleine, aber umso motiviertere
Teilnehmerschar hatte ihre Arbeiten
elektronisch abgeliefert und machte sich
auf den Weg nach „Mainhattan“. Leider
war von der vielgerühmten Skyline auf
dem Hinweg nichts zu sehen, da die Fahrt
über die Autobahn wetterbedingt eher einer
Feindfahrt im Nordatlantik als einer
sonnigen Pilgerreise glich. Immerhin war
so ein adäquater Adrenalinspiegel für die
Besichtigung des großen Handelssaales
der Commerzbank sichergestellt.
Wider Erwarten waren die einzig Aufgeregten
nur wir. Scheinbar seelenruhig
gingen die Händler in einem kathedralengroßen
Saal in aller Gelassenheit ihren
Kapitalmarktgeschäften nach. Wer das
www.jura.uni-koeln.de/wiju.html
Bild nicht kennt: je nach medialer Sozialisierung fühlt man sich
entweder an einen Flughafentower im XXL-Format oder eine
Kommandozentrale bei Starwars erinnert. Entsprechend technisiert
und konzentriert wird gearbeitet, wenn es für die Händler
gilt, ruhig und besonnen die Interessen ihrer Kunden zu wahren
und Kollisionen am Himmel der Hochfinanz zu vermeiden. Nach
dieser Führung durch das „Allerheiligste“ ging es in medias res.
Referiert wurde unter anderem zu außerinsolvenzlicher Restrukturierung
nach britischem Recht in Deutschland, Sanierungsinstrumenten
im Falle von Distressed M & A, insbesondere der
sanierenden Übertragung, sowie der kapitalmarktrechtlichen Sanierungsbefreiung
und harten Patronatserklärungen. Getragen
wurde die Veranstaltung nicht nur von den profund recherchierten
Beiträgen, sondern auch immer wieder von spannenden Intermezzi
seitens Dr. Theiselmann zur praktischen Einbettung der Themen.
Dazu erlaube ich mir, anlässlich dieses Berichts, ebenfalls
einen Appell an die geneigte Leserschaft zu richten.
Entgegen verbreiteter Auffassung stellen sanierungsrechtliche
und insolvenzrechtliche Themen beileibe keinen isolierten Spezialbereich
dar. Vielmehr sind sie, gerade für den Syndikus in