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Abschrift - AA - GSO Watch

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FRANKFURT FRANKFURT FRANKFURT<br />

PROF DR WULF H DOSER. M C L<br />

NOTAR FACHANWALT STEUERRECHT<br />

;;&;O”ST AMERELLER, LL M<br />

DR HILMAR NOACK<br />

NOTAR STEUERBERATER<br />

Ko’fRR FICHT, LL M<br />

EzTA;RANZ J WALTERMANN<br />

DR KARL-LUDWIG KOENEN<br />

NOTAR<br />

DR JOACHIM TREECK. LL M<br />

NOTAR<br />

;ITA;AINER STACHELS, LL M<br />

HANS-GEORG FEICK, J D<br />

NOTAR ATTORNEY AT LA!& (ILLINOIS)<br />

DR WERNER MULLER<br />

NOTAR<br />

CHRISTIAN BRODERSEN, LL M<br />

NOTAR STEUERBERATER<br />

DR WOLFGANG FRITZEMEYER, LL M<br />

SOLICITOR (N SW AUSTRALlA)<br />

ATTORNEY AT LAW (NEW YORK)<br />

PROF DR JOACHIM SCHERER, LL M<br />

FACHANWALT VERWALTUNGSRECHT<br />

Landgericht Frankfurt<br />

-3.Zivilkammer-<br />

GUNTHER HECKELMANN<br />

FACHANWALT ARBEITSRECHT<br />

DR ULRICH RANSCH<br />

STEUERBERATER DIPL KAUFMANN<br />

DR RAINER MAGOLD. LL M<br />

KLAUS H BURMEISTER<br />

ATTORNEY AT LAW (CALIFORNIA)<br />

60256 Frankfurt am Main<br />

In dem Rechtsstreit<br />

DR MATTHIAS SCHOLZ LL M<br />

LICENCI6 EN DROIT<br />

A”ORNEY AT LAW ,NEk+ YORK)<br />

DR ULF WAUSCHUUHN<br />

DR MARKUS KAPPENHAGEN<br />

FACHANWALT ARBEITSRECHT<br />

DR SEBASTIAN GRONSTEDT, LL M<br />

DR JORG KIRCHNER, LL M<br />

ATIORNEY AT LAW (NEW YORK)<br />

STEPHEN HOD<strong>GSO</strong>N M A<br />

SOLICITOR (ENGLAND 8 WALES HONGKONG1<br />

RECHTSANWALTE<br />

BETHMANNSTRASSE 50-54<br />

D-60311 FRANKFURT/M.<br />

TELEFON 069-2 99 08-0<br />

TELEFAX 069-2 99 08-108<br />

Anonyme Alkoholiker Interessengemeinschaft e.V.<br />

gegen<br />

Michel und Lauer<br />

-2-03 0 9/99-<br />

nimmt der Kläger zur Klageerwiderung Stellung.<br />

DR CONSTANZE ULMER-EILFORT, LL M<br />

AFORNEY AT MV” (NEW YORK)<br />

SIBILIA NAGEL<br />

DIPL -VOLKSWIRTIN<br />

DR ACHIM SCHAFER M A<br />

DR CHRISTIAN KESSEL, LL M<br />

SOLICITOR (ENGLAND 8 WALES)<br />

DR GUNTER PICKRAHN, LL M<br />

DR THOMAS LAMPERT, LL M<br />

DR J F HANNES MECKEL. LL M<br />

DR LAURENT1 KISZCZUK<br />

(AUCH IN DER UKRAINE ZUGELASSEN)<br />

SONJA KLEIN<br />

DIPL KAUFFRAU<br />

ULRICH ELLINGHAUS. LL M<br />

DR BERNHARDTRAPPEHL<br />

DR. STEFAN DITTMER<br />

DR TORSTEN BARTSCH, LL M<br />

MICHAEL WUNDERLICH, LL M<br />

ATTORNEY AT LAW (NEW YORK B CALIFORNIA)<br />

DR JAN.MATHIAS KUHR<br />

DR MICHAEL TREIS<br />

DR ANDREAS LAUFFS, LL M<br />

ATTORNEY AT IAW(NEW YORK]<br />

ANTJE MICHEL, LL M<br />

PROF DR CARL OlTO LENZ<br />

FRIEDRICHSTRASSE 79 80 PARTNER DER O-OSTRASSE 8<br />

D-l0117 BERLIN INTERNATIONALEN ANWALTSSOZIETAT D-80333 MUNCHEN<br />

TELEFON 030-2 03 87-6 00<br />

TELEFAX 030 2 03 87-6 99 H.\Iul~:l~ ‘Q ~I’~‘I


DÖSERAMEICELLEK NO ACK - 2 -<br />

Der Kläger bittet um Verständnis, daß er diesen Schriftsatz nicht früher eingereicht hat. Sei-<br />

nen Prozeßbevollmächtigten wurde die Klageerwiderung vom 18.Februar am 23.02.1999 zu-<br />

gestellt; den weiteren Schriftsatz vom 19.Februar haben sie am 01.03.1999 erhalten. Beide<br />

Schriftsätze sowie Teile der umfangreichen Anlagen mußten ins Englische übersetzt werden.<br />

Erst nach Vorlage der Übersetzung konnten bei der Partei die erforderlichen Informationen<br />

zum Vorbringen der Gegenseite beim eingeholt werden.<br />

Der Vortrag der Beklagten in der Klageerwiderung ist zum großen Teil unrichtig. Er ist zudem<br />

verwirrend, was eine Stellungnahme erschwert.<br />

1.<br />

11.<br />

1. Der Kläger fuhrt den Prozeß in Prozeßstandschaft des <strong>AA</strong>WS,Inc.. Eine entsprechende<br />

schriftliche Erklärung dieses Vereins vom 27.01.1999 liegt dem Gericht inzwischen vor.<br />

Das rechtliche Interesse des Klägers an der Prozeßführung wurde in der Klageschrift<br />

dargetan.<br />

<strong>AA</strong>WS,Inc. ist ein eingetragener Verein, eine sogenannte Membership Corporation nach<br />

dem Recht des Staates von New York. Von der notariell registrierten Gründungsurkunde<br />

vom 29.10.1962 wird eine Kopie als Anlage K 29 übergeben. Der damals gegründete<br />

Verein besteht seitdem unverändert als juristische Person. Er wird von seinem Präsidenten<br />

Greg Muth gesetzlich vertreten.<br />

Beweis: Rechtsanwalt Michael Alexander, 195 Broadway, New York, N.Y. 1007-<br />

3 189, als Zeuge.<br />

Rechtsanwalt Alexander berät den Verein seit 195 1 und hat auch an der Gründung von<br />

<strong>AA</strong>WS,Inc. in der jetzigen Form 1962 mitgewirkt.<br />

Der als Anlage K 12 vorgelegte Verlagsvertrag zwischen dem Autor Bill Wilson und<br />

dem <strong>AA</strong>WS,Inc. vom 29.04.1963 wurde also bereits mit dem Verein geschlossen, für<br />

den der Kläger den Prozeß fuhrt. Dieser Verein ist auch ausweislich der Anlage K 10


- 3 -<br />

der Verleger des streitgegenständlichen Werks “ALCOHOLICS ANONYMOUS”. Ent-<br />

sprechend der Üblichkeit ist der Verlagsname auf dem Buchrucken, auf der Titelseite<br />

und auf der Titelrückseite angegeben. Da der tatsächliche Autor des Buches (dazu s.<br />

unten). nicht mit Namen genannt ist, gilt die Vermutungwirkung von § 10 Abs. 2 UrhG<br />

bzw. Art. 15 RBÜ.<br />

2. Die Beklagten behaupten, dem Kläger bzw. <strong>AA</strong>WS,Inc. wäre es verboten, Prozesse zu<br />

fuhren. Sie beziehen sich dabei auf die sogenannte l0.Tradition, die besagt, daß An-<br />

onyme Alkoholiker nicht öffentlich zu Fragen von <strong>AA</strong> Stellung nehmen sollen.<br />

Ein Verbot der Prozeßführung besteht weder nach der Satzung des <strong>AA</strong>WS,Inc. noch<br />

nach der des Klägers. Ein Prozeßverbot wäre auch nicht wirksam. Auch Vereine müssen<br />

manchmal Prozesse führen. <strong>AA</strong>WS,Inc. führt zum Schutz der ihm anvertrauten Urheberrechte<br />

und damit zum Schutz seines Vermögens imrner wieder Prozesse. So wurde<br />

das streitgegenständliche Werk “ALCOHOLICS ANONYMOUS” durch aufwendige<br />

Prozesse in Mexiko und in Kanada verteidigt.<br />

Beweis: George Dorsey, als Zeuge bereits benannt.<br />

Das “Gebot”, sich aller Äußerungen in der Öffentlichkeit zu enthalten, richtet sich demgemäß<br />

auch nicht an die Dienstorganisationen der Anonymen Alkoholiker, die als juristische<br />

Personen organisiert sind, sondern an die Gesamtheit der Anonymen Alkoholiker,<br />

die sich dieser Heilmethode anvertrauen. Deshalb sollte man auch eindeutig unterscheiden<br />

zwischen den - wenigen - Mitgliedern des eingetragenen Vereins (<strong>AA</strong>WS,Inc.<br />

hat 21 eingetragene Mitglieder und der Kläger 36 Mitglieder) und der riesigen Zahl von<br />

Anonymen Alkoholikern, die wegen ihrer Alkoholsucht Hilfe suchen. In Deutschland<br />

bestehen derzeit etwa 2.500 Gruppen. Nimmt man eine Gruppenstarke von durchschnittlich<br />

50 Personen an, so gibt es nur 125.000 Anonyme Alkoholiker. In USA geht<br />

die “Mitgliederzahl” in die Millionen.<br />

Die Beklagten schildern auch in diesem Prozeß die Funktion des Klägers und von<br />

<strong>AA</strong>WS,Inc. innerhalb der Bewegung der Anonymen Alkoholiker unrichtig.


Döser Amereller NO ACK - 4 -<br />

Der Kläger ist mit einer der sonstigen <strong>AA</strong>-Gruppen nicht vergleichbar. Er ist die offizi-<br />

elle Vertretung der Anonymen Alkoholiker in Deutschland. In dieser Eigenschaft kom-<br />

men ihm bestimmte Aufgaben zu, wie die Organisation der Anonymen Alkoholiker in<br />

Deutschland, der Vertrieb von <strong>AA</strong>-Literatur, die Vorbereitung und Durchführung von<br />

sogenannten Dienstkonferenzen, die verbindliche Beschlüsse fassen. Ohne solche organisatorischen<br />

und rechtlich selbständigen Eigenheiten, wie den Kläger oder <strong>AA</strong>WS,Inc.,<br />

wäre das System nicht funktionsfähig.<br />

Beweis: George Dorsey, als Zeuge bereits benannt.<br />

3. Unrichtig ist auch die Behauptung der Beklagten, die Satzung des Klägers würde die<br />

Bestimmung enthalten, daß Informationsmaterial und ausgewählte Literatur kostenlos<br />

verteilt werden muß. Diese Bestimmung gibt es nicht.<br />

Die von den Beklagten auf Seite 3 ihres Schriftsatzes vom 18.02.1999 genannten Zahlen<br />

betreffen nur den Umsatz des gemeinsamen Dienstbüros des Klägers in München. Tatsächlich<br />

wird sehr viel mehr Literatur kostenlos verbreitet, denn der Hauptverbreitungsbereich<br />

ist nicht das Dienstbüro des eingetragenen Vereins, sondern es sind die 2.500<br />

<strong>AA</strong>-Gruppen in Deutschland.<br />

Beweis: Frau Maximiliane Kowalczuk, zu laden über den Kläger als Zeugin.<br />

Deshalb ist es auch unrichtig, wenn die Beklagten behaupten, sie wären dem Kläger besonders<br />

mißliebig, weil sie kostenlos Literatur verbreiten wurden. Den Kläger bzw.<br />

<strong>AA</strong>WS,Inc. stört es nur, soweit es sich um Literatur handelt, die urheberrechtlich geschützt<br />

ist und deren Verbreitung sich die offiziellen Dienstorganisationen vorbehalten<br />

haben.<br />

Im übrigen hat niemand in dem bisher geführten Prozessen behauptet, der Beklagte zu<br />

1) würde aus niedrigen Beweggründen handeln oder aus Gewinnsucht. Gleichwohl kann


Döser Amereller Noack - 5 -<br />

sein Verhalten als gewerbsmäßig im Sinn von § 108 a UrhG angesehen werden, wie es<br />

auch das OLG Frankfurt in seinem Klageerzwingungsbeschluß gemäß Anlage K 17 ge-<br />

tan hat.<br />

4. Die Beklagten haben verschiedene Angaben über die englische Originalausgabe und die<br />

deutsche Ausgabe des streitgegenständlichen Werks “ALCOHOLICS ANONYMOUS”<br />

gemacht, die unzutreffend sind.<br />

Es ist unstreitig, daß die deutsche Ausgabe des Buches sich aufgrund von Neuübersetzungen<br />

immer wieder geändert hat. Es ist auch richtig, daß der Kläger 1996 eine weitere<br />

Überarbeitung beschlossen hat. Den von den Beklagten behaupteten Umfang dieser<br />

Überarbeitung kann der Kläger nicht bestätigen. Er weiß nicht, woher die Beklagten<br />

diese Zahlen haben. Ihm sind sie unbekannt. Er bestreitet sie deshalb. Mit dem vorliegenden<br />

Prozeß hat dieser Sachverhalt ohnehin nichts zu tun.<br />

Das englische Originalwerk wurde dagegen letztmalig 1939 vor der Erstveröffentlichung<br />

durch den Autor selbst bearbeitet.<br />

5. Die Beklagten haben auch in diesem Prozeß ohne Beweisantritt behauptet, das englische<br />

Originalwerk wäre vor seiner Veröffentlichung als Buch im Jahr 1939 in einer Auflage<br />

von 400 Exemplaren ohne Copyrightvermerk verbreitet worden. Der Kläger bestreitet<br />

diese Behauptung nach wie vor mit Nichtwissen. Ihm ist dies nicht bekannt.<br />

6. Die Beklagten bestreiten die Urheberschaft Bill Wilson. Nach ihrer Darstellung hat<br />

nicht eine Person das Werk geschrieben, sondern es sollen 100 Koautoren gewesen sein.<br />

Dieser Vortrag der Beklagten ist falsch. Er wurde bereits im Parallelverfahren widerlegt.<br />

Im Hinblick darauf beschränkt sich der Kläger nachstehend auf die wesentlichen Punkte.


DÖSERAMERELLERNOACK - 6 -<br />

b)<br />

Bill Wilson hat sein Werk unter seinem Namen beim Copyright Office in Wa-<br />

shington zum Schutz angemeldet. Eine Kopie seiner Anmeldung vom 19.04.1939<br />

wird als Anlage<br />

K 30 übergeben.<br />

Bill Wilson hat über sein Werk mit <strong>AA</strong>WS,Inc. bzw. seinen Rechtsvorgängen<br />

mehrere Verlagsverträge geschlossen. Der zeitlich letzte Verlagsvertrag vom<br />

29.04.1963 liegt dem Gericht bereits vor. Als Anlagen K 31 und<br />

K 32 übergibt der Kläger die weiteren Vereinbarungen vom 0 1.10.1942 und<br />

20.06.1949.<br />

Als Anlagen K 33 bis K 35 werden Auszüge aus dem Buch der Ehefrau von Bill<br />

Wilson, Lois Wilson mit dem Titel “Lois Remembers”, der Jahresbericht der<br />

Works Publishing Inc. zum 30.04.1940 sowie die <strong>Abschrift</strong> eines Briefes von<br />

Frank B. Amos vom 06.01.1939 übergeben. In allen drei Anlagen wird die Urheberschaft<br />

von Bill Wilson bestätigt. Des weiteren übergibt der Kläger als Anlage<br />

K 36 Auszüge aus anderen Schriften, die ebenfalls die Autorenschaft belegen.<br />

Schließlich weist der Kläger darauf hin, daß der als Zeuge bereits benannte Anwalt<br />

von <strong>AA</strong>WS,Inc., Michael Alexander, während seiner über 40-jährigen Tätigkeit<br />

nie etwas davon gehört hat, daß Bill Wilson nicht der Autor des Buches sein<br />

soll. Dieser Zeuge hat aufgrund seiner beruflichen Nähe zu <strong>AA</strong>WS,Inc. nicht nur<br />

besondere Fachkenntnis, sondern er ist auch einer der wenigen, der Bill Wilson<br />

noch gut persönlich gekannt hat und häufig mit ihm zu tun hatte. Auch in seinen<br />

Gesprächen mit dem Autor selbst sind nie Zweifel an dessen Urheberschaft aufgetaucht.<br />

Beweis: Herr Michael Alexander, als Zeuge bereits benannt.<br />

Der Kläger in der Klage darauf hingewiesen, daß das Buch einen einheitlichen Stil<br />

hat und einen einheitlichen Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite.


DÖSERAMERELLER NO ACK - 7 -<br />

Es ist schon von daher ausgeschlossen, daß Hundert verschiedene Personen die 11<br />

Kapitel geschrieben haben sollen. Das wird jeder Sprachwissenschaftler bestätigen.<br />

Beweis: Sachverständigengutachten.<br />

c) Die Beklagten beziehen sich beim Bestreiten der Urheberschaft von Bill Wilson<br />

auf das Zeugnis von Frau Sue Smith-Windows. Diese Zeitzeugin soll bestätigen<br />

können, daß andere Personen als Bill Wilson das Werk geschrieben haben.<br />

Die Zeugin ist nicht glaubwürdig, denn sie hat vor Jahren selbst ein Buch über die<br />

Entstehung der Anonymen Alkoholiker veröffentlicht und dort die Geschichte der<br />

Autorenschaft anders und der Wahrheit entsprechend geschildert. Auszüge aus<br />

diesem Buch mit dem Titel “Children of the Healer” sowie eine Übersetzung der<br />

maßgeblichen Passagen ins Deutsche werden in Kopie als Anlagen K 37 und 38<br />

vorgelegt.<br />

Der Kläger geht davon aus, daß die 8 1 -jährige Dame inzwischen verwirrt ist und<br />

die Dinge durcheinandergebracht hat. Wie in ihrem eigenen Buch geschildert<br />

wird, sind Teile des Werks tatsächlich am Küchentisch ihrer Eltern entstanden,<br />

aber diese Teile sind nicht Streitgegenstand des Prozesses. Es handelt sich um die<br />

sogenannten “Personal Stories”, die mit dem Text von Bill Wilson nichts zu tun<br />

haben.<br />

d) In diesem Zusamrnenhang behaupten die Beklagten, der Kläger selbst würde in<br />

einem Rundschreiben (Anlage B 6) die Urheberschaft 100 verschiedenen Personen<br />

zuschreiben. Der Wortlaut des Rundschreibens, das dem Gericht vorliegt, bestätigt<br />

eine solche Deutung nicht. Der entscheidende Satz heißt:


DÖSER AMERELLER NOACK - 8 -<br />

“Anfang 1939 zählte die Gemeinschaft etwa 100 trockene<br />

Alkoholiker. Sie beschlossen, die Grundsätze und Erfahrungen,<br />

die sich aus Versuch und Irrtum beim Bemühen, Alkoholikern<br />

zur Genesung zu verhelfen, herauskristallisiert hatten,<br />

in einem Buch zu veröffentlichen.”<br />

Die Schilderung stimmt mit der Wirklichkeit überein. Der Beschluß zur Veröffentlichung<br />

des Buches wurde nicht allein von Bill Wilson gefaßt, aber er hat es<br />

geschrieben.<br />

e) Der Kläger weiß nicht, was die Beklagten als Anlagen<br />

B 3 bis 5 vorgelegt haben. Der Kläger bestreitet ausdrücklich, daß es sich dabei<br />

um einen Text aus der Feder von Bill Wilson handelt, oder gar um seinen eigenen<br />

Entwurf. Der Kläger bestreitet auch, daß dieser Text von der Sekretärin der Anonymen<br />

Alkoholiker Ruth Hock getippt wurde.<br />

f)<br />

g)<br />

Der Kläger weiß nicht, wer Joe Worth sein soll. Ebensowenig kann <strong>AA</strong>WS,Inc.<br />

mit diesem Namen etwas anfangen. Es wird deshalb ausdrücklich bestritten, daß<br />

es eine solche Person gegeben hat und daß sie irgend etwas mit der Entstehung<br />

des Werks von Bill Wilson zu tun hat.<br />

Die weiteren von den Beklagten für ihre Darstellung genannten Zeugen Kurtz,<br />

Klein und Hartigan können zur Aufklärung des Sachverhalts nichts beitragen,<br />

denn weder waren sie bei der Entstehung des Werkes dabei noch kannten sie Bill<br />

Wilson. Das gilt auch für den letztgenannten Zeugen Hartigan, der niemals Privatsekretär<br />

von Bill Wilson selbst war, sondern lediglich nach dessen Tod seiner<br />

Witwe bei der Errichtung einer Stiftung geholfen hat. Der Zeuge Klein ist kein<br />

Historiker, sondern lediglich historisch sehr interessiert. Der Zeuge Kurtz bezieht<br />

seine Kenntnisse in erster Linie aus seinen Recherchen im Archiv von<br />

<strong>AA</strong>WS,Inc.. Beweiskräftige Unterlagen, die gegen eine Autorenschaft von Bill<br />

Wilson sprechen, sind dort aber nicht zu finden und wurden von den Beklagten<br />

demzufolge auch nicht vorgelegt.


NO ACK - 9 -<br />

Der Kläger betont noch einmal, daß <strong>AA</strong>WS,Inc. sich als Originalverlag der eng-<br />

lischsprachigen Ausgabe auf die gesetzliche Vermutung des § 10 As. 2 UrhG berufen<br />

kann, da das Werk ohne Angabe des Urhebers erschienen ist. Dem würde nach Auffas-<br />

sung des Klägers nicht entgegenstehen, wenn es außer Bill Wilson weitere Mitverfasser<br />

gegeben hätte. Auch sie wären in jedem Fall Anonyme Alkoholiker gewesen und hätten<br />

zumindest stillschweigend ihre Rechte an dem Werk auf <strong>AA</strong>WS,Inc. übertragen, denn<br />

selbst die Beklagten behaupten nicht, daß die von ihnen als Autoren genannten Personen<br />

jemals gegen die Veröffentlichung des Werkes Einspruch erhoben hätten.<br />

7. Die Beklagten machen umfangreiche Ausführungen zu den Copyrightanmeldungen in<br />

den USA. Dieser Vortrag wird bestritten; er liegt außerdem neben der Sache.<br />

Der Kläger hat lediglich behauptet und unter Beweis gestellt, daß die 1939 erschienene<br />

Originalausgabe von “ALCOHOLICS ANONYMOUS” durch Bill Wilson in Washington<br />

angemeldet wurde. Damit war sie in den USA für einen Zeitraum von 28 Jahren<br />

geschützt. Es ist jedoch unstreitig, daß diese Schutzfrist abgelaufen ist und nicht<br />

verlängert wurde. Die Verlängerungen betreffen lediglich die sogenannten “Personals<br />

Stories”, wie sich auch aus der Übersicht auf Seite 9 des Schriftsatzes der Beklagten<br />

vom 18.02.1999 ergibt.<br />

Die Seitenzählung durch die Beklagten kann der Kläger allerdings ebensowenig nachvollziehen<br />

wie die Behauptung, für lediglich 14 Seiten oder 2,3% würde ein Copyright-<br />

Schutz bestehen. Er bestreitet diesen Vortrag ausdrücklich.<br />

8. Die Beklagten bestreiten auch ihren Umfang an den Verbreitungshandlungen. Die Beklagten<br />

werden erneut an ihre zivilprozessuale Wahrheitspflicht erinnert. Sie können<br />

nicht bestreiten, was sie selbst getan haben. Tun sie es dennoch, erfüllen sie zumindest<br />

den Tatbestand des versuchten Prozeßbetruges.


NO ACK - 10 -<br />

Der Kläger hat vorgetragen und unter Beweis gestellt, daß die Beklagte zu 1) das Werk<br />

“ALCOHOLICS ANONYMOUS” von der Firma Elsnerdruck GmbH in Berlin in Eng-<br />

lisch sowie in 5 weiteren Sprachen hat drucken lassen. Dieser Vortrag ist inzwischen<br />

dadurch erhärtet worden, daß das Landgericht Berlin auf Antrag von <strong>AA</strong>WS,Inc. am<br />

23.02.1999 eine Einstweilige Verfugung erlassen hat, mit der der Druckerei verboten<br />

wurde, das streitgegenständliche Werk auf Englisch oder in einer anderen Sprache zu<br />

vervielfaltigen undoder zu verbreiten. Eine Kopie der Einstweiligen Verfugung wird als<br />

Anlage K 39 überreicht. Gegenstand des Verfügungsverfahrens waren allein die Druckaufträge<br />

des Beklagten zu 1). Dieser hat durch die Vorlage von Rechnungen der Elsnerdruck<br />

GmbH als Anlagen B 12 f und B 12 g nunmehr selbst nachgewiesen, daß die<br />

Druckerei in Berlin auch noch im vergangenen Jahr in großem Umfang Druckaufträge<br />

für ihn ausgeführt hat. Mit Rechnung vom 13.05.1998 ist die Herstellung und Lieferung<br />

von 75.000 Büchern der englischen Ausgabe an das Diakonische Werk in Nürnberg<br />

nachgewiesen. Mit Rechnung vom 30.04.1998 wurde die Lieferung von 50.000 Exemplaren<br />

der russischen Ausgabe belegt und die Proformarechnung vom 03.04.1998 bestätigt<br />

zusätzlich die Lieferung von 4.000 Exemplaren der spanischen Ausgabe. Die Verbreitung<br />

der Bücher gemäß Anlagen K 2 bis 4 durch den Beklagten zu 1) ist durch die<br />

bereits vorgelegten Rechnungen nachgewiesen worden.<br />

Der Beklagte zu 2) wird lediglich wegen der Verbreitung der Anlagen K 2 und 3 sowie<br />

wegen der Schaltung einer Anzeige für die Anlage K 1 in seinem Verlagskatalog in An-<br />

spruch genommen. Seine Rechtsverletzungen sind ebenfalls durch die Vorlage entspre-<br />

chender Rechnungen sowie durch seinen eigenen Verlagskatalog gemäß Anlage K 21<br />

belegt.<br />

Der Beklagte zu 2) behauptet, er hätte die Bücher nur in ganz geringem Umfang vertrieben.<br />

Der Kläger bestreitet diese Behauptungen mit Nichtwissen. Er hält es für nicht<br />

überzeugend, wenn der Beklagte zu 2) seine Umsätze genau auf die Lieferungen beschränken<br />

möchte, die der Kläger nachweisen kann.


- 11 -<br />

9. Der Beklagte zu 2) hat dargelegt, er wäre sowohl vom Kläger als auch von <strong>AA</strong>WS,Inc.<br />

mit dem Werk “ALCOHOLICS ANONYMOUS” beliefert worden. Entsprechende<br />

Rechnungen wurden überreicht.<br />

Die Lieferungen sind unstreitig. Es handelt sich ausschließlich um Exemplare, die<br />

<strong>AA</strong>WS,Inc. bzw. der Kläger selbst verlegen und diese natürlich auch weiter verkaufen.<br />

Sie hatten keinen Anlaß, den Beklagten zu 2) als Kunden auszuschließen.<br />

Dagegen haben weder der Kläger noch <strong>AA</strong>WS,Inc. eine der streitgegenständlichen<br />

Ausgaben, deren Verbreitung den Beklagten verboten werden soll, in Deutschland hergestellt<br />

und verbreitet. Sie haben auch einer solchen Verbreitung niemals zugestimmt.<br />

Das wurde bereits in der Klageschrift vorgetragen.<br />

Im übrigen bestreitet der Kläger den Sachvortrag der Beklagten, soweit er vorstehend nicht<br />

ausdrücklich zugestanden wurde.<br />

111.<br />

Die Beklagten verkennen die Rechtslage. Sie sind nicht berechtigt, Ausgaben des Werkes<br />

“ALCOHOLICS ANONYMOUS” in Deutschland herzustellen oder in den Verkehr zu bringen,<br />

soweit diese Ausgaben nicht vom Kläger selbst oder von <strong>AA</strong>WS,Inc. in den Verkehr<br />

gebracht wurden. Dabei ist es gleichgültig? ob es sich um Ausgaben Dritter handelt, wie bei<br />

den Anlagen K 2 bis K 4, oder um solche, die der Beklagte zu 1) selber hat drucken lassen. In<br />

beiden Fällen werden die Rechte von <strong>AA</strong>WS,Inc. verletzt. Der Erschöpfungsgrundsatz bezieht<br />

sich nur auf Exemplare, die mit Wissen und Willen in Deutschland in den Verkehr gekommen<br />

sind. Das ist bei keinem der streitgegenständlichen Ausgaben der Fall.<br />

Zur Frage, ob das Werk ursprünglich in den USA geschützt war und ob es aufgrund von zweiseitigen<br />

Verträgen zwischen Deutschland und den USA bzw. aufgrund von internationalen<br />

Abkommen in Deutschland Schutz genießt, legen wir ergänzend die gutachterliche Stellung-


NO ACK - 12 -<br />

nahme von Herrn Dr. Katzenbeiger vom 22.02.1999 in Kopie als Anlage K 40 vor. Herr Dr.<br />

Katzenbeiger ist Abteilungsleiter am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationa-<br />

les Patent-, Urheber- und Wettbewerbsrecht in München und hat im Kommentar von Schrik-<br />

ker die Bestimmungen über die Schutzfristen als auch dem Bereich des Internationalen Urheberrechts<br />

kommentiert. Die Stellungnahme von Herrn Dr. Katzenberger ist für das Verfugungsverfahren<br />

in Berlin <strong>AA</strong>WS,Inc. gegen Elsnerdruck GmbH abgegeben worden. Die Probleme<br />

sind jedoch die gleichen wie im vorliegenden Fall.<br />

IV.<br />

Die Beklagten halten den Streitwert für zu hoch. Der Kläger meint, der Streitwert ist angemessen.<br />

Mit der Klage soll dem Beklagten zu 1) immerhin die Herstellung und Verbreitung<br />

von 8 verschiedenen Ausgaben des Werkes “ALCOHOLICS ANONYMOUS” verboten werden<br />

und dem Beklagten zu 2) von 2 dieser Ausgaben. Der Kläger hat pro Ausgabe für die<br />

Unterlassungs-, Auskunfts- und Schadensersatzansprüche einen Wert von 50.000,00 DM angesetzt,<br />

so daß sich insgesamt ein Betrag von 500.000,00 DM ergibt. Dieser Wert entspricht<br />

dem Interesse des Klägers bzw. von <strong>AA</strong>WS,Inc.. Er hätte ohne weiteres auch mit DM<br />

100.000,00 pro Ausgabe angenommen werden können, wenn man bedenkt, in welchen Auflagen<br />

der Beklagte zu 1) das Werk hat herstellen lassen. Durch die Vorlage der Rechnungen der<br />

Elsnerdruck GmbH im letzten Schriftsatz haben die Beklagten nämlich die Zahlen, die der<br />

Kläger bis dahin nur vermutet hatte (vgl. S. 17 der Klageschrift) nachgewiesen.<br />

Dr. Werner Müller

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