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Franziskanerinnen von Bonlanden - kontinente

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Foto: „Dreikönig“ – Geschenk der Mitschwestern aus Brasilien<br />

<strong>Franziskanerinnen</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Bonlanden</strong><br />

i n D e u t s c h l a n d , A r g e n t i n i e n , P a r a g u a y , B r a s i l i e n , U S A<br />

D i e B e i l a g e I h r e r O r d e n s g e m e i n s c h a f t i m M i s s i o n s m a g a z i n k o n t i n e n t e • 1 - 2 0 1 2<br />

Zeugen des Lichts<br />

Die Könige<br />

haben den Aufbruch gewagt.<br />

Sie lassen Altes zurück<br />

und folgen dem Stern.<br />

Sie hören und schweigen,<br />

suchen und fragen und finden.<br />

Anbetend bringen sie ihre Gaben.<br />

Beschenkt und heil<br />

kehren sie als Veränderte<br />

auf einem andern Weg zurück<br />

an den Ort, wo neues Leben<br />

möglich ist.<br />

„Und das Wort ist Fleisch geworden<br />

und hat unter uns gewohnt,<br />

und wir haben seine Herrlichkeit<br />

gesehen, die Herrlichkeit des einzigen<br />

Sohnes vom Vater,<br />

voll Gnade und Wahrheit.“<br />

Johannes 1, 14<br />

FRIEDE UND HEIL<br />

FÜR DAS JAHR 2012<br />

wünschen wir allen Leserinnen und<br />

Lesern <strong>von</strong> <strong>kontinente</strong>, allen<br />

ehemaligen Schülerinnen, und allen, die<br />

uns in der Missionsarbeit unterstützen.<br />

Ihre / eure<br />

FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN<br />

1-2012 FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN • I


MUTTERHAUS BONLANDEN<br />

ZU BETLEHEM GEBOREN...<br />

Krippenmuseum Kloster <strong>Bonlanden</strong> – Oase der Besinnung<br />

Vom Kuhstall, der seine Tiere verlor und doch Stall bleiben durfte. Ein dreidimensionales Gemälde biblischer Geschichte.<br />

Klöster und Landwirtschaft bildeten<br />

lange Zeit eine sinnvolle,<br />

vertraute Verbindung. Dieses<br />

Bild hat sich heutzutage gewandelt.<br />

Besonders eindrücklich<br />

symbolisiert diesen Wandel das<br />

vormalige, stattliche Stallgebäude<br />

des Klosters der <strong>Franziskanerinnen</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Bonlanden</strong>. Der Gedanke,<br />

eine nicht mehr rentable<br />

Wirtschaftsform aufzugeben,<br />

ohne wichtige zugehörige Symbole<br />

zu schleifen, forderte die<br />

ganze Kreativität der Schwestern.<br />

Zukunftssinn und Pragmatismus<br />

führten zum Gedanken,<br />

den gefährdeten vorhandenen<br />

Krippenschätzen in neuer und<br />

doch alter Umgebung eine passende<br />

Heimat zu geben. Längst<br />

nämlich war es notwendig erschienen,<br />

die berühmte große<br />

Barockkrippe aus ihrem beengten,<br />

mikroklimatisch ungeeigneten<br />

Kellerbereich zu verlagern,<br />

um sie in einem großzügigen, ihrer<br />

frommen und gleichzeitig<br />

zauberhaften Ausstrahlung angemessenem<br />

Rahmen zu präsentieren.<br />

Stall und Krippe – sie sollten<br />

zusammengeführt werden.<br />

So wurde 2004 damit begonnen,<br />

das Stallgebäude zu entkernen<br />

und seinem neuen Zweck baulich<br />

anzupassen.<br />

Kommen, erleben, staunen…<br />

Herausgekommen ist ein Museum<br />

besonderer Art. Das Erdgeschoss<br />

beherbergt die Infrastruktur<br />

für Besucher, mit Gastraum<br />

und „Klosterlädele“. Zudem<br />

werden unter demselben Dach<br />

Produkte der auf biologischen<br />

Landbau umgestellten klösterlichen<br />

Landwirtschaft angeboten.<br />

Begibt man sich einen Stock nach<br />

oben (auch mittels Lift möglich),<br />

II • FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN 1-2012<br />

Vom Viehstall zum Krippenmuseum.<br />

Hochzeit zu Kana.<br />

Holz-Krippe aus Brasilien.<br />

eröffnet sich eine neue Welt: Wie<br />

es sich für einen kostbaren<br />

Schatz gehört, wird der Besucher<br />

schon im offenen Vorraum auf<br />

eine symbolische Schatztruhe<br />

eingestimmt, auf einen Eingang<br />

in Form eines Schlüssellochs.<br />

Dem Blick nach oben präsentiert<br />

sich der originale, offene Dachstuhl<br />

des Stallgebäudes – mit seinem<br />

Gebälk gleichsam Schutz<br />

für den Stall <strong>von</strong> Bethlehem in<br />

seinem Inneren. Es öffnet sich eine<br />

Barockkrippe ohne ihresgleichen.<br />

Nein, Krippe ist zu wenig,<br />

dem Betrachter entfaltet sich eine<br />

szenenhafte, farbenprächtige,<br />

großflächige, mit unzähligen Details<br />

an Menschen, Tieren und<br />

Landschaft ausgeschmückte<br />

Darstellung biblischer Geschichten<br />

<strong>von</strong> Jesu Geburt, Kindheit<br />

und Leben. Die Bonlander Krippe<br />

ist gleichsam ein faszinierendes<br />

dreidimensionales Gemälde<br />

aus jener Zeit. Man muss, um es<br />

zu fassen, selbst kommen, erleben,<br />

staunen... Um diesen zentralen<br />

Schatz gruppieren sich in<br />

zahllosen beleuchteten Vitrinen<br />

weitere teils wertvolle, teils<br />

schlichte, immer aber besondere<br />

Krippen aus Kulturkreisen der<br />

ganzen Welt – beeindruckende<br />

Zeugnisse der globalen Bedeutung<br />

der Weihnachtsbotschaft,<br />

<strong>von</strong> Frömmigkeit und Volkskunst<br />

in allen Kulturkreisen. Das<br />

immer selbe, schlichte Motiv<br />

vermag durch die Vielfältigkeit<br />

in der Darstellung und in den Materialien<br />

den Besucher zu ergreifen<br />

und zu fesseln. So bietet ein<br />

oberschwäbischer Stall Heimat<br />

für jenen Stall, in welchem ein<br />

Kind, dessen Botschaft die Welt<br />

veränderte, geboren wurde.<br />

Hanns Baum, Ehingen


Herzliche Begrüßung! Schwester M.<br />

Zulma und ihre Schwester Magdalena.<br />

Mate-Tee, das Nationalgetränk.<br />

Früh übt sich...<br />

HEIMATURLAUB<br />

Bienvenido a Paraguay –<br />

Willkommen in Paraguay<br />

Schwester M. Zulma Irala erzählt <strong>von</strong> ihrem Urlaub in ihrer paraguayischen Heimat.<br />

Seit 2008 bin ich in Deutschland<br />

– in unserem Mutterhaus in <strong>Bonlanden</strong>.<br />

Während des Aufenthaltes<br />

lernte und lerne ich die deutsche<br />

Sprache. Dabei habe ich erfahren:<br />

„Deutsche Sprache –<br />

schwere Sprache!“ Doch inzwischen<br />

kann ich mich gut verständigen<br />

– auch auf „schwäbisch“.<br />

Im Mutterhaus bin ich an verschiedenen<br />

Arbeitsplätzen zu<br />

finden: vor allem aber in der Küche.<br />

Eine schöne Abwechslung<br />

ist die Mithilfe in der Kinder- und<br />

Jugendarbeit, zum Beispiel bei<br />

Besinnungs- und Projekttagen.<br />

Im Juni 2011 durfte ich meine<br />

Groß-Familie in Paraguay besuchen.<br />

Die Freude auf beiden Seiten<br />

war übergroß wie auch die<br />

Begegnung mit meinen argentinischen<br />

und paraguayischen<br />

Mitschwestern. Das Erzählen<br />

und Austauschen <strong>von</strong> Erfahrun-<br />

Schwester Dominga (links) lernt <strong>von</strong> Schwester Zulma die Zubereitung<br />

<strong>von</strong> „schwäbischen Spätzle“.<br />

gen und Erlebnissen in Deutschland<br />

– Argentinien – Paraguay<br />

wollten kein Ende nehmen. Den<br />

Alltag teilte ich mit meiner Familie<br />

in der Landwirtschaft: Ich half<br />

mit beim Kühe melken, wir fuhren<br />

mit dem Ochsenkarren... In<br />

der Freizeit haben wir viel miteinander<br />

gesungen, musiziert<br />

und getanzt – und was selbstverständlich<br />

immer dazu gehört:<br />

das Mate- und Terere-Trinken.<br />

Zu meinen besonderen Erlebnissen<br />

gehörte natürlich auch die<br />

Zweihundertjahrfeier der Unabhängigkeit<br />

Paraguays, die im<br />

ganzen Land mit großer<br />

Begeisterung und vielen Veranstaltungen<br />

begangen wurde.<br />

Beeindruckend für mich und<br />

meine mich begleitenden Mitschwestern<br />

war auch der Besuch<br />

PARAGUAY<br />

Mit Justo, Bruder <strong>von</strong> Schwester Zulma, ein Ausflug mit dem Ochsenkarren.<br />

bei den Drogenabhängigen in einem<br />

Stadtviertel <strong>von</strong> Florencio<br />

Varela, Argentinien, die freiwillig<br />

zur Behandlung ins Rehabilitations-Zentrum<br />

kommen. Ich<br />

war erstaunt, wie gläubig diese<br />

Menschen im Grunde sind – und<br />

wie sie sich während ihrer Therapie-Zeit<br />

„Franz <strong>von</strong> Assisi“<br />

zum Vorbild nehmen wollen, um<br />

echt mit der Schöpfung umgehen<br />

und leben zu lernen.<br />

Inzwischen bin ich wieder im<br />

Mutterhaus <strong>Bonlanden</strong> und erinnere<br />

mich in großer Dankbarkeit<br />

an all das Schöne, das ich erleben<br />

durfte.<br />

Mit den Fotos möchte ich die<br />

<strong>kontinente</strong>-Leserinen und -Leser<br />

teilnehmen lassen an meinen Urlaubsfreuden<br />

in meiner paraguayischen<br />

Heimat.<br />

1-2012 FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN • III<br />


PARAGUAY – DEUTSCHLAND – HEIMAT<br />

„MISSIONARINNEN AUF ZEIT“ 2010-2011 IN PARAGUAY<br />

Eine fremde Welt wird<br />

uns ein Stück Heimat<br />

Ein Jahr lebten Lena Gurlt und Sophia Dolderer als „Missionarinnen auf Zeit“ in Niederlassungen<br />

der <strong>Franziskanerinnen</strong> <strong>von</strong> <strong>Bonlanden</strong> in Paraguay. Wieder in der Heimat berichten sie im Rückblick.<br />

Lena Gurlt aus Dettingen:<br />

Als ich in Paraguay im August<br />

2010 ankam, war die Umstellung<br />

<strong>von</strong> meiner bisherigen Heimat in<br />

Deutschland enorm groß.<br />

Das „Colegio San Bonifacio“ liegt<br />

außerhalb der umliegenden Dörfer,<br />

bis zum nächstgelegenen Ort<br />

muss man cirka 30 – 40 Minuten<br />

auf unbefestigten Straßen laufen.<br />

Allgemein lebt man in Paraguay,<br />

vor allem auf dem Land,<br />

wo meine Einsatzstelle war,<br />

nicht so luxuriös wie bei uns.<br />

Schnell musste ich lernen, meine<br />

Wäsche mit der Hand zu waschen,<br />

mich kalt zu duschen oder<br />

mich mit einem Eimer Wasser als<br />

Dusche zu begnügen. Doch man<br />

gewöhnt sich schnell daran und<br />

weiß dadurch auch einige Dinge,<br />

die hier bei uns selbstverständ-<br />

IV • FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN 1-2012<br />

lich sind, zu schätzen. Probleme<br />

hatte ich am Anfang natürlich<br />

mit der Sprache, da in Paraguay<br />

nicht nur Spanisch, sondern<br />

auch Guaraní gesprochen wird.<br />

Trotzdem konnte ich mich <strong>von</strong><br />

Anfang an mehr oder weniger<br />

gut auf Spansich verständigen.<br />

Allerdings blieb die Eingeborenensprache<br />

für mich lange Zeit<br />

ein Rätsel. Da die Paraguayos<br />

sich unglaublich freuen, wenn<br />

jemand versucht, ihre Sprache<br />

zu lernen, habe ich mich darum<br />

bemüht, und es wurden mir mit<br />

viel Geduld die wichtigsten Wörter<br />

und Sätze beigebracht. Dabei<br />

hatten wir immer viel zu lachen,<br />

wenn ich mal wieder ein Wort total<br />

falsch ausgesprochen hatte.<br />

Natürlich ist das anfängliche<br />

Heimweh nicht ausgeblieben in<br />

einem fremden Land mit einer<br />

fremden Sprache und einer ganz<br />

anderen Kultur. Doch die Menschen<br />

in Paraguay sind sehr<br />

herzlich und fürsorglich. Oft sitzt<br />

man zusammen, trinkt Terere,<br />

ein paraguayanisches Nationalgetränk,<br />

redet und lacht zusammen,<br />

sodass man sich bald nicht<br />

mehr fremd fühlt.<br />

Das Zusammenleben und Arbeiten<br />

mit den Internatsmädchen in<br />

San Bonifacio war sehr hilfreich<br />

für mich, und sie sind mir gute<br />

Freundinnen geworden. Dabei<br />

hatte ich während meines Aufenthaltes<br />

im Colegio auch das<br />

Gefühl, etwas für sie tun zu können.<br />

Neben meinen Aktivitäten<br />

mit den Mädchen hat mir die Arbeit<br />

in der Vorschule, in der ich<br />

zusammen mit einer Schwester<br />

cirka 16 liebe und unglaublich<br />

lebhafte Kinder unterrichtete,<br />

am besten gefallen. Das war<br />

zwar nicht immer leicht, aber es<br />

bereitete mir viel Freude zu sehen,<br />

welche Fortschritte die Kinder<br />

machen.<br />

Für mich gab es in dem Jahr sehr<br />

schöne, aber natürlich auch<br />

schwierige Zeiten, wobei im<br />

Nachhinein die schönen stark<br />

überwiegen. Ich habe in Paraguay<br />

sehr viel gelernt, persönlich gute<br />

Erfahrungen gemacht und viele<br />

liebe Menschen kennengelernt.<br />

Lena inmitten der Internatsmädchen. Sie haben einander liebgewonnen. Abschied <strong>von</strong> Menschen, mit denen Lena (Mitte) ein Jahr lang zusammen war.


Ein Besuch im Chaco. Hinten <strong>von</strong> rechts: Sophia und Lena.<br />

Ich bin sehr froh und dankbar,<br />

dass ich diesen Dienst leisten<br />

durfte und die Schwestern <strong>von</strong><br />

<strong>Bonlanden</strong> mir dies in ihrer Einrichtung<br />

im Colegio San Bonifacio<br />

ermöglicht hatten.<br />

Auch im Hinblick auf meine Zukunft<br />

hat mich dieses Jahr geprägt,<br />

sodass ich jetzt Spanisch<br />

auf Lehramt studieren werde, da<br />

mir einerseits das Unterrichten<br />

und die Arbeit mit den Jugendlichen<br />

in Paraguay so große Freude<br />

bereitet hat und ich die Spra-<br />

che, die ein Jahr lang meine<br />

„Hauptsprache“ war, beibehalten<br />

möchte.Ich denke viel an<br />

meine Zeit dort und trinke auch<br />

hier in Deutschland des Öfteren<br />

Mate oder Terere.<br />

Rohayhu Paraguay!<br />

(Guaraní – zu Deutsch:<br />

Ich mag / liebe dich Paraguay!)<br />

Sophia Dolderer aus Tannheim:<br />

Wie schnell so ein Jahr doch vergeht!<br />

Im August 2010 startete ich<br />

mit gemischten Gefühlen meine<br />

große Reise: Auf der einen Seite<br />

konnte ich es kaum erwarten,<br />

endlich loszuziehen, Paraguay<br />

kennenzulernen und etwas ganz<br />

Neues zu beginnen. Auf der anderen<br />

Seite jedoch beschäftigten<br />

mich eine Unmenge <strong>von</strong> Fragen:<br />

Werde ich Freunde finden? Wie<br />

wird meine Arbeit sein? Ist mein<br />

Spanisch gut genug?...<br />

Als ich in Asunción, der Hauptstadt<br />

Paraguays, und meinem<br />

neuen zu Hause im „Colegio Santa<br />

Clara“ ankam, fühlte ich mich<br />

fremd und etwas durcheinander.<br />

In diesem Moment realisierte ich<br />

erst wirklich, worauf ich mich eingelassen<br />

hatte und wie weit entfernt<br />

<strong>von</strong> meiner Heimat ich war.<br />

Und natürlich blieb das Heimweh<br />

nichtaus…Dochdieunglaubliche<br />

Gastfreundschaft und Liebenswürdigkeit<br />

der Paraguayer halfen<br />

mir, mich sehr schnell einleben<br />

und mich wohl und geborgen fühlen<br />

zu können. Sie überzeugten<br />

mich sogar da<strong>von</strong>, mein zehnjähriges<br />

Vegetarier-Dasein aufzugeben<br />

und das „beste Fleisch der<br />

Welt“ zu verzehren.<br />

Anfangs fragten mich meine<br />

Schüler im Coleg immer wieder:<br />

„Warum redest du so komisch?“,<br />

doch auch das legte sich mit der<br />

Zeit und so konnte ich mich jeden<br />

Morgen auf meine Arbeit<br />

freuen.<br />

Neben meiner Arbeit im Kindergarten<br />

nahmen mich die Schwestern<br />

oft mit auf „Mission“ in armen<br />

Regionen, wo wir den Menschen<br />

mit ärztlicher Hilfe, Lebensmitteln<br />

und Kleidung etwas<br />

unter die Arme griffen, die Kinder<br />

entlausten, mit ihnen spielten<br />

oder einfach nur etwas Zeit mit ihnen<br />

zusammen verbrachten.<br />

Außerdem wuchs mir die <strong>von</strong> paraguayischen<br />

Jugendlichen ins<br />

Leben gerufene Organisation<br />

„Un techo para mi país“ („Ein<br />

Dach für mein Land“) sehr ans<br />

Herz. Und so engagierten wir uns<br />

an unzähligen Wochenenden,<br />

um für die ärmsten Familien in<br />

den Armenvierteln Holzhäuser<br />

zu bauen.<br />

Rückblickend auf mein Jahr in<br />

Paraguay kann ich sagen: Natürlich<br />

gab es auch schwere Tage,<br />

doch die Guten überwiegen und<br />

so war für mich der Abschied<br />

kein „Tschüss!“, sondern ein<br />

„Bis bald!“.<br />

Mithilfe beim Hausbau-Projekt: „Ein Dach für mein Land“. Sophia grüßt zum Abschied mit der paraguayischen Flagge: „Bis bald!“<br />

1-2012 FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN • V<br />


ST. HILDEGARD ULM<br />

VIELE MÖGLICHKEITEN FÜR TECHNISCHE BERUFE<br />

Girls` Day Akademie<br />

Mädchen und Technik – eine starke Kombination.<br />

Mit 15 Schülerinnen der St. Hildegard<br />

Realschule und des St.<br />

Hildegard Gymnasiums startete<br />

die erste Girls`Day Akademie des<br />

Arbeitgeberverbands Südwestmetall<br />

im Schuljahr 2010/2011.<br />

Sie fördert die vertiefte Berufsorientierung<br />

junger Frauen und die<br />

Chancengleichheit bei der Berufswahl.<br />

Das besondere Merkmal<br />

der Akademie ist dabei die<br />

Kombination aus Wissensvermittlung,<br />

praktischem Arbeiten<br />

und Schulung überfachlicher<br />

Qualifikationen.<br />

Spaß an der Forschung<br />

„Die Wirtschaft sucht nach jungen<br />

Frauen“, erklärte Götz A.<br />

Maier, Geschäftsführer <strong>von</strong> Südwestmetall<br />

Ulm, bei der Auftaktveranstaltung<br />

zur ersten Girls`<br />

Day Akademie in den Räumen<br />

der St. Hildegard Schule zu Schuljahresbeginn.<br />

„Frauen haben eine<br />

große Kaufkraft und entscheiden<br />

mit, welche Produkte am<br />

Markt bestehen“, so Maier.<br />

KFZ-Technik, Elektronik, Robotik,<br />

Optik, Maschinenbau, Kunst-<br />

VI • FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN 1-2012<br />

stofftechnik und Mobilfunk sind<br />

Themen, die nur Jungen interessieren<br />

– denkt man zumindest.<br />

Betrachtet man die Anmeldezahlen<br />

zur ersten Girls’ Day Akademie,<br />

sieht dies jedoch anders aus.<br />

Viele Schülerinnen wollten die<br />

Chance nutzen, außerhalb des<br />

Lernorts Schule die Vielseitigkeit<br />

technischer Berufe zu entdecken.<br />

Einen Blick hinter die Kulissen<br />

der Arbeitswelt bieten die Firmen<br />

Cassidian Electronics Apprenticeship<br />

Ulm, Gardena GmbH, IVECO<br />

Magirus AG, Nokia Siemens Networks<br />

GmbH & Co. KG, Wieland-<br />

Werke AG und die Zwick GmbH &<br />

Co. KG. In praxisorientierten Projekten<br />

können sie ihre Fähigkeiten<br />

ausprobieren. An der Universität<br />

und Hochschule schnuppern<br />

die Schülerinnen Laborluft und<br />

im Schülerforschungszentrum erfahren<br />

sie, dass Forschung richtig<br />

Spaß machen kann. Auch die<br />

Schlüsselqualifikationen wie<br />

Teamtraining, Kommunikation<br />

und Selbstbehauptung sind wichtige<br />

Themen.<br />

„Wir möchten den Mädchen mit<br />

der Girls’ Day Akademie die Möglichkeit<br />

geben, Einblick in ein<br />

breites Spektrum technischer Berufe<br />

zu erhalten“, betont Helga<br />

Stetter, Rektorin der St. Hildegard<br />

Realschule. Ein Blick auf die Geschichte<br />

zeigt, dass bedeutende<br />

Erfindungen auch <strong>von</strong> Frauen<br />

hervorgerufen wurden. So wurden<br />

die Geschirrspülmaschine<br />

1889 <strong>von</strong> Josephine Cochran und<br />

die elektrische Waschmaschine<br />

1859 <strong>von</strong> Elisabeth Merell, einer<br />

Metallarbeiterin aus London,<br />

konstruiert. Und wer kennt nicht<br />

die Melitta Kaffeefilter, für die<br />

Melitta Bentz 1908 das erste Patent<br />

einreichte und damit den<br />

Grundstein für ein bis heute wirtschaftsstarkesFamilienunternehmen<br />

legte?<br />

Beeindruckende Präsentation<br />

„Technische Berufe bieten viele<br />

Möglichkeiten und Chancen, die<br />

Zukunft zu gestalten“, hebt Maier<br />

hervor. Junge Ulmer Schülerinnen<br />

haben Lust auf Technik.<br />

Dieses Interesse geht nun in den<br />

Die Schülerinnen nach der beeindruckenden Projekt-Präsentation. Links: Projektleiter Rafael Spang.<br />

Von links: Silke Veit, Helga Stetter, Rafael Spang und Stefan Küpper<br />

(Südwestmetall) freuen sich über das Zertifikat „MINT-freundliche Schule“.<br />

Test und nicht nur auf der firmeneigenen<br />

KFZ-Teststrecke<br />

<strong>von</strong> IVECO.<br />

Der erste Durchlauf der Girls`<br />

Day Akademie fand am Ende des<br />

Schuljahres 2010/2011 bei der<br />

Abschlussveranstaltung an der<br />

St. Hildegard Schule seinen Höhepunkt,<br />

als die Mädchen bei einer<br />

beeindruckenden Präsentation<br />

alle Projekte, die sie gemeinsam<br />

bearbeitet hatten, vorstellten<br />

und für Staunen bei vielen Zuschauern<br />

sorgten.<br />

Alle Beteiligten der ersten Girls`<br />

Day Akademie waren und sind<br />

nach wie vor so begeistert <strong>von</strong><br />

diesem Projekt, dass sie kurzerhand<br />

beschlossen haben, es auch<br />

in den kommenden Jahren fortzuführen.<br />

Ein Gewinn für die Firmen,<br />

die St. Hildegard Schule<br />

und natürlich hauptsächlich für<br />

die Mädchen unserer Schulen.<br />

Rafael Spang<br />

Ausgezeichnet<br />

Die Realschule St. Hildegard<br />

erhielt für die besondere Förderung<br />

der Schülerinnen in<br />

den Fächern Mathematik, Informatik,Naturwissenschaften<br />

und Technik das Zertifikat<br />

„MINT-freundliche Schule“.<br />

Ein herzliches Dankeschön<br />

gilt hier Herrn Rafael Spang<br />

(RL), der die Schülerinnen im<br />

Rahmen der Girls’ Day Akademie<br />

jeden Mittwoch Nachmittag<br />

begleitet und sie im Vorfeld<br />

auf die physikalisch-technischen<br />

Lerninhalte vorbereitet<br />

hat.<br />

Helga Stetter (RR)


GARTEN-BEETE UND SONNENGESANG<br />

Zum Franziskusfest haben wir in<br />

den vergangenen Jahren jeweils<br />

einen Vers aus dem Sonnengesang<br />

zum Thema unserer Feierstunde<br />

genommen. Zum Franziskusfest<br />

am 4. Oktober 2011<br />

haben wir mit „Mutter Erde“ den<br />

Schöpfer gelobt. Das Wetter war<br />

so schön, dass wir zu unserer gemeinsamen<br />

Stunde in den Garten<br />

gehen konnten. Einige Beete sind<br />

in ihrer Gestaltung passend zum<br />

Sonnengesang.<br />

Erde! Was bedeutet uns Erde?<br />

Im Schöpfungsbericht der Bibel<br />

formt uns Gott aus Erde vom<br />

Ackerboden. Und am Ende unserer<br />

Tage kehren wir zurück zur<br />

Erde. Franziskus nennt die Erde<br />

Schwester und Mutter: Samen,<br />

der in den Schoss der Erde gelegt,<br />

wachsen und Frucht bringen<br />

wird. Wie eine Mutter schenkt<br />

uns die Erde alles, was wir zum<br />

Leben brauchen: Bäume, Sträucher,<br />

Gemüse, Kräuter und viel-<br />

FRANZISKUSHEIM SCHWENNINGEN<br />

Sonnengesang im Franziskusheim-Garten<br />

Thema: „Mutter Erde“.<br />

fältige Blumen. Das „Mutter-Erde-Beet“,<br />

ist in weichen, warmen<br />

Farben gestaltet: Gelb, Orange<br />

und Kupfer. In dem Beet stehen<br />

und hängen Krüge, Kannen,<br />

Schüsseln und Pfannen. In ihnen<br />

wurde Nahrung aufbewahrt oder<br />

zubereitet. Einige haben nicht zu<br />

übersehende Gebrauchsspuren.<br />

Die Früchte, die uns unsere<br />

Schwester, Mutter Erde,<br />

schenkt, werden für uns Menschen<br />

zubereitet, damit wir da<strong>von</strong><br />

essen können und so unser<br />

Leben erhalten.<br />

Mutter Erde ernährt nicht nur<br />

uns, sondern auch alle Lebewesen,<br />

die mit uns auf dieser Welt<br />

leben. Als Vertreter der Tiere<br />

liegt die Katze in dem Beet.<br />

Damit das Lob Gottes bewusster<br />

im Garten gespürt und vielleicht<br />

auch gesprochen werden kann,<br />

ist der Vers des Sonnengesangs<br />

jeweils auch im Beet angebracht.<br />

Schwester M. Ute Trompisch<br />

„Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns ernährt<br />

und trägt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.“<br />

1-2012 FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN • VII


NACHRUFE<br />

Schwester M. Magna Ilg<br />

* 21. 03. 1922 in Bellenberg<br />

Kreis Illertissen<br />

+ 19. 08. 2011<br />

im Mutterhaus <strong>Bonlanden</strong><br />

In Dankbarkeit schauen wir auf<br />

das Leben und Wirken unserer<br />

Mitschwester Magna.<br />

Nach dem Schulbesuch und der<br />

Tätigkeit als Haushaltshilfe an<br />

verschiedenen Stellen waren<br />

Krankenpflege- und Labor-Kurse<br />

eine wichtige Ausbildung für sie<br />

in der Zeit während der Kriegsjahre.<br />

Als sie <strong>von</strong> der Wehrmacht<br />

zu Sanitäts-Diensten einberufen<br />

wurde, konnte sie ihre erworbenen<br />

Fähigkeiten beim Roten<br />

Kreuz und in Kriegslazaretten<br />

einbringen.<br />

Schwester M. Doloris Goth<br />

*02.06.1919<br />

in Bad Homburg<br />

+ 28. 09. 2011<br />

in Barra do Pirai, Brasilien<br />

Bereits mit 16 Jahren folgte Anna<br />

Elisabeth Goth dem Ruf zur<br />

Nachfolge Christi und trat 1935<br />

ins Kloster der <strong>Franziskanerinnen</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Bonlanden</strong> ein. Bei der<br />

Aufnahme ins Noviziat erhielt<br />

sie den Namen Maria Doloris.<br />

1939 kam sie als junge, begeisterte<br />

„Missionarin“ nach Brasilien.<br />

Dort legte sie 1941 die Profess<br />

auf Lebenszeit ab.<br />

Schwester Doloris war während<br />

und nach ihrer Ausbildung als<br />

Musik- und Religionslehrerin, in<br />

Naturwissenschaften und Technik<br />

in verschiedenen Niederlasungen<br />

der Kongregation eingesetzt.<br />

Mit ganzer Hingabe widmete<br />

sie sich den Kindern und<br />

Jugendlichen in der Schule. Die<br />

längste Zeit ihres Lebens verbrachte<br />

sie im Coleg und Institut<br />

„Nossa Senhora Medianeira“ in<br />

VIII • FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN 1-2012<br />

In diesen Jahren entschied sie<br />

sich für den Ordensberuf. 1946<br />

trat Schwester Magna bei den<br />

<strong>Franziskanerinnen</strong> <strong>von</strong> <strong>Bonlanden</strong><br />

ein, wurde 1949 ins Noviziat<br />

Barra do Pirai, im Staat Rio de<br />

Janeiro. Zwischenzeitlich bekleidete<br />

sie das Amt als Schuldirektora<br />

und Hausoberin. Eine Ex-<br />

Schülerin <strong>von</strong> ihr berichtet über<br />

ihre und ihrer Mitschülerinnen<br />

Erfahrungen während der Schulzeit<br />

im Coleg in Barra: „Außer ihrer<br />

Fähigkeit als Lehrerin<br />

schenkte Schwester Doloris jedem<br />

Schüler ihr Wohlwollen, ihre<br />

Hingabe und Sorge. Im Gespräch<br />

mit ihr fühlten wir uns<br />

aufgenommen, legte 1950 die<br />

zeitliche und 1953 die Profess auf<br />

Lebenszeit ab. Die Jahre <strong>von</strong> 1950<br />

bis 1998 verbrachte sie in unserer<br />

Niederlassung Franziskusheim in<br />

Schwenningen als erfahrene und<br />

wertvolle Kraft in der Säuglingsund<br />

in der Kinderkrankenpflege<br />

und vor allem im verantwortungsvollen<br />

Dienst im Laboratorium.<br />

In unermüdlichem Fleiß,<br />

treu und gewissenhaft und getragen<br />

<strong>von</strong> tiefem Glauben ging sie<br />

konsequent ihren Weg und stellte<br />

sich in jahrzehntelangem Einsatz<br />

den anspruchvollen Herausforderungen,<br />

die ein Kinderkrankenhaus<br />

mit sich bringt. Nach der<br />

Umstellung vom Kinderkrankenhaus<br />

zum Altenpflegezentrum<br />

schenkte sie mit ihrem gesangli-<br />

stets angenommen und verstanden.<br />

Wir fühlten uns <strong>von</strong> ihr beschenkt...<br />

Schwester Doloris legte<br />

immer großen Wert auf die<br />

Liebe Gottes, die sie uns vermitteln<br />

wollte, damit wir uns als Geliebte<br />

Gottes in unserem Leben<br />

erfahren. Dafür sind wir ihr<br />

dankbar.“<br />

Als Direktora der Schule scheute<br />

sich Schwester Doloris nicht,<br />

Phasen der Änderung im offiziellen<br />

Erziehungssystem durchzustehen<br />

und sich anzupassen. Der<br />

professionelle Unterricht erforderte<br />

viel Dynamik, Flexibilität<br />

und Einsatzbereitschaft.<br />

Was sie leistete in ihrem langen<br />

Leben, war das kostbare Zeugnis<br />

einer christlichen Missionarin,<br />

die ihren Schülern außer der<br />

Wissensvermittlung den Weg<br />

aufzeigte zur Erfahrung mit Gott.<br />

Schwester Doloris konnte am Ende<br />

ihres Lebens mit Paulus sagen:<br />

„Ich habe den guten Kampf<br />

gekämpft, den Lauf vollendet,<br />

die Treue gehalten.“ (2 Tim 4,7)<br />

Ana Maria Lavinas Pereira<br />

chen und musikalischen Talent<br />

den alten Menschen manch frohe<br />

Stunde. Das Zitherspiel war ihr eine<br />

liebgewordene Freizeit-Beschäftigung.<br />

1998 wechselte<br />

Schwester Magna vom Franziskusheim<br />

zurück ins Mutterhaus<br />

<strong>Bonlanden</strong>. Hier lebte sie im<br />

Kreis der älteren und kranken<br />

Schwestern, besuchte sie, leistete<br />

ihnen Gesellschaft und betete mit<br />

ihnen.<br />

In den letzten Monaten nahmen<br />

ihre Kräfte zusehends ab, und sie<br />

durfte selbst Hilfe und Unterstützung<br />

erfahren <strong>von</strong> ihren Mitschwestern<br />

und Krankenpflegerinnen.<br />

Dankbar nahm sie immer<br />

auch die aufmunternden<br />

Worte <strong>von</strong> Pater Silvester an, die<br />

sie trösteten und beruhigten.<br />

IMPRESSUM<br />

Magazin-Beilage<br />

der <strong>Franziskanerinnen</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Bonlanden</strong><br />

Redaktion: Sr. M. Antonia Dillmann OSF,<br />

88450 Berkheim-<strong>Bonlanden</strong>,<br />

Tel.: 07354/884-129<br />

Fotos, wenn nicht anders vermerkt: OSF<br />

Jahresbezugspreis: 12,90 Euro.<br />

Bestellungen und Zahlungen:<br />

Vertriebsstelle der <strong>Franziskanerinnen</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Bonlanden</strong>, 88450 Berkheim-<strong>Bonlanden</strong>,<br />

Tel.: 07354/884-116.<br />

Bankverbindung:<br />

Raiffeisenbank Illertal eG Berkheim,<br />

Konto-Nr.85 335 029 (BLZ 654 622 31). Nicht<br />

abbestellter Bezug gilt als erneuert.<br />

Litho und Druck:<br />

LVD Limburger Vereinsdruckerei,<br />

Senefelderstr.2, D-65549 Limburg<br />

Objekt 36<br />

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