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Sport und Zystische Fibrose aus der Sicht eines Physiotherapeuten ...

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<strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>Zystische</strong> <strong>Fibrose</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>eines</strong> <strong>Physiotherapeuten</strong><br />

Von Peter An<strong>der</strong>son, MCSP<br />

Für die Ausgabe 2 des CFW-Newsletters schrieb ich einen<br />

Artikel mit dem Titel: „Brustphysiotherapie: Für Wen?”<br />

[„Chest Physiotherapy: Who Needs it?“] In diesem Beitrag<br />

habe ich auf die Bedeutung regelmäßigen sportlichen<br />

Trainings hingewiesen, um ein Leben mit <strong>Zystische</strong>r <strong>Fibrose</strong><br />

(CF) zu meistern. Daraufhin nahmen etliche Personen Kontakt<br />

mit mir auf, weil sie spezifischere Informationen zu diesem<br />

Thema wünschten. Deshalb werde ich in diesem Artikel etwas<br />

näher auf die Frage eingehen, warum <strong>Sport</strong> beson<strong>der</strong>s wichtig<br />

für Personen mit CF ist, welche Arten sportlicher<br />

Betätigung zu empfehlen sind, wie Ihr/e Physiotherapeut/in<br />

Sie unterstützen kann <strong>und</strong> wie Sie sich selbst helfen<br />

können. Seit dem Erscheinen des letzten Artikels habe ich<br />

den Schwerpunkt meiner Arbeit von erwachsenen CF-Patienten<br />

auf Kin<strong>der</strong> mit CF verlegt. Deshalb werde ich versuchen<br />

einen Überblick über verschiedene Methoden zu geben, um<br />

Kin<strong>der</strong> wie auch Erwachsene an sportliche Aktivität<br />

heranzuführen.<br />

Es ist noch nicht allzu lange her (bis in den 70-er<br />

Jahren), dass man Patienten mit <strong>Zystische</strong>r <strong>Fibrose</strong> (PMCF)<br />

nachdrücklich von <strong>Sport</strong> abriet, weil man <strong>der</strong> Überzeugung<br />

war, die damit verb<strong>und</strong>enen Anstrengungen <strong>und</strong> die<br />

Atemlosigkeit, zu <strong>der</strong> das Training führte, wären zu viel<br />

für sie; dass ihre Lungen dieser Belastung einfach nicht<br />

standhalten <strong>und</strong> möglicherweise Schaden nehmen könnten. Wir<br />

erkennen nun, dass genau das Gegenteil <strong>der</strong> Fall ist <strong>und</strong><br />

ermutigen PMCF, sogar bei Infektionen, <strong>aus</strong>drücklich zur<br />

sportlichen Betätigung.<br />

Wir wissen, dass PMCF, die sich fitter halten, besser mit<br />

den Folgen <strong>der</strong> CF umgehen können, weniger an Infektionen<br />

erkranken sowie länger <strong>und</strong> gesün<strong>der</strong> leben. Sie werden<br />

denken, dass eine höhere Fitness in erster Linie nur ein<br />

Hinweis auf eine schwächere Ausprägung <strong>der</strong> CF ist, aber wie<br />

ich bereits in meinem letzten Artikel erwähnt habe, kann<br />

sich bei PMCF Atemlosigkeit entwickeln, <strong>und</strong> zwar unabhängig<br />

davon, ob die Lungen <strong>der</strong> Betroffenen in einem guten Zustand<br />

sind o<strong>der</strong> nicht.


Es dürfte einleuchten, dass Ihnen mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Beschädigung <strong>der</strong> Lungen die alltäglichen Aufgaben umso<br />

schwerer fallen <strong>und</strong> Sie atemloser werden. Aber so einfach<br />

ist es nicht. Ein inaktives Leben kann <strong>der</strong> maßgebliche<br />

Gr<strong>und</strong> dafür sein, dass man bei den täglichen Handlungen in<br />

Atemnot gerät <strong>und</strong> dieser Prozess kann tatsächlich die<br />

Vorstufe einer Infektion sein. Die Schäden, die den Lungen<br />

durch wie<strong>der</strong>holte Infektionen zugefügt werden, führen zu<br />

einer zunehmenden Atemlosigkeit, die wie<strong>der</strong>um die Angst<br />

erhöht, sich sportliche Übungen zuzutrauen. Die<br />

fortschreitende Inaktivität, die dar<strong>aus</strong> resultiert, kann<br />

wie<strong>der</strong> zu mehr Infektionen führen. Die Scheu vor<br />

sportlicher Betätigung <strong>und</strong> die Furcht vor Atemlosigkeit<br />

können diesen Prozess vorantreiben. Wenn Sie also denken,<br />

dass Sie aktiver sein könnten, wird Ihnen Ihr/e<br />

Physiotherapeut/in sehr gerne helfen, Ihnen Ratschläge<br />

geben <strong>und</strong> Ihr Training kontrollieren, damit Ihre<br />

Anstrengungen möglichst effektiv sind.<br />

Es ist nicht allzu schwierig, Kin<strong>der</strong> mit CF zur sportlichen<br />

Aktivität anzuhalten. Man sollte sie dazu ermuntern, bei<br />

allen Spiel- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>arten mitzumachen, die für an<strong>der</strong>e<br />

heranwachsende Kin<strong>der</strong> auch geeignet sind.<br />

Beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>n sollte man Schwimmen, Fußball, Hockey<br />

o<strong>der</strong> Basketball, wie überhaupt jede <strong>Sport</strong>art, die auf<br />

aerober Basis ist (d.h., die jemanden atemlos macht). Auch<br />

Kampfsport <strong>und</strong> Tanzen haben denselben Effekt.<br />

Immer mehr <strong>Physiotherapeuten</strong> binden <strong>Sport</strong> in das<br />

Bronchienclearance-Schema ihrer Patienten ein. Intensive<br />

sportliche Betätigung, die die Atmung verän<strong>der</strong>t (wie<br />

Trampolin-Springen für Kin<strong>der</strong>) kann die Lösung des Schleims<br />

<strong>aus</strong> den Lungen äußerst effektiv unterstützen, beson<strong>der</strong>s<br />

dann, wenn bestimmte Selbstreinigungstechniken wie<br />

Positiver Ausatmungsdruck (PEP) o<strong>der</strong> Autogene Drainage (AD)<br />

kurz danach angewandt werden. Dies gilt gleichermaßen für<br />

Kin<strong>der</strong> wie für Erwachsene (Ihr/e Physiotherapeut/in kann<br />

Ihnen diese Techniken näher erläutern). Kleineren Kin<strong>der</strong>n<br />

in meiner Praxis sage ich, ihre Eltern dürften ihnen das<br />

Leben nicht schwer machen, wenn sie zu H<strong>aus</strong>e auf dem Bett<br />

hüpfen! Das finden sie natürlich toll, aber ich glaube<br />

kaum, dass ihre Eltern auch dieser Meinung sind!<br />

Wenn wir älter werden <strong>und</strong> in die Pubertät kommen, nimmt<br />

unsere sportliche Aktivität im Allgemeinen ab. Die Zeit,


die wir beispielsweise mit Fre<strong>und</strong>en verbringen, ist weniger<br />

mit <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> Spiel als vielmehr mit sitzenden<br />

Freizeitaktivitäten <strong>aus</strong>gefüllt. Während <strong>der</strong> Schulzeit kann<br />

es vorkommen, dass <strong>der</strong> <strong>Sport</strong>unterricht zugunsten<br />

wissenschaftlicher Fächer vernachlässigt wird. Nach dem<br />

Ende <strong>der</strong> Schulzeit könnte das regelmäßige Training ganz<br />

aufhören. Mit wachsen<strong>der</strong> Unabhängigkeit wird es immer<br />

unwahrscheinlicher, dass die Eltern einen etwa zum<br />

Fußballtraining o<strong>der</strong> zum Schwimmkurs mitnehmen. Diese<br />

Tendenzen treffen sowohl für PMCF wie auch ganz allgemein<br />

zu. Deshalb ist es zu diesem Zeitpunkt beson<strong>der</strong>s sinnvoll,<br />

den Rat <strong>und</strong> die Hilfe <strong>eines</strong>/r <strong>Physiotherapeuten</strong>/in in<br />

Anspruch zu nehmen.<br />

Alle Behandlungszentren bemühen sich, jedes Jahr bestimmte<br />

<strong>Sport</strong>tests durchzuführen; in Großbritannien sind diese<br />

Tests sogar Teil <strong>der</strong> klinischen Richtlinien für die<br />

Physiotherapie. (Es gibt allerdings viele Faktoren, die in<br />

bestimmten Zentren die Umsetzung erschweren.) Im Laufe <strong>der</strong><br />

Zeit werden diese <strong>Sport</strong>tests uns ein klares Bild darüber<br />

vermitteln, wie CF die Bewältigung alltäglicher Tätigkeiten<br />

beeinträchtigt. Mit Hilfe jährlich durchgeführter<br />

<strong>Sport</strong>tests können <strong>Physiotherapeuten</strong> erkennen, welche<br />

Personen beson<strong>der</strong>s angeleitet werden müssten, um ihre<br />

Belastbarkeit zu erhöhen <strong>und</strong> den Einfluss <strong>der</strong> CF auf ihre<br />

Lebensqualität verringern zu können.<br />

Regelmäßige intensive körperliche Aktivität hingegen bringt<br />

Ihnen die größtmöglichen Vorteile für Ihren allgemeinen<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> das Leben mit <strong>Zystische</strong>r <strong>Fibrose</strong>.<br />

Ich werde im Folgenden skizzieren, wie Sie vorgehen können.<br />

Welche Art von <strong>Sport</strong> sollte ich betreiben, wenn ich älter<br />

werde?<br />

Als F<strong>aus</strong>tregel gilt, dass Sie bei einer Lungenfunktion von<br />

55% o<strong>der</strong> mehr des Normalwertes eigentlich genau so wie<br />

an<strong>der</strong>e Menschen trainieren können, ohne dafür eigens<br />

betreut werden zu müssen. Selbstverständlich wird Ihr/e<br />

Physiotherapeut/in Ihnen gerne behilflich sein, wenn Sie<br />

das möchten.<br />

Aus den meisten Untersuchungen im Bereich <strong>Sport</strong> wissen wir,<br />

dass eine Kombination <strong>aus</strong> aerobem Training (Radfahren,<br />

Laufen, Schwimmen etc.) <strong>und</strong> Muskelaufbautraining (mit z.B.


leichten Gewichten) die besten Ergebnisse erzielt. Die<br />

meisten <strong>Physiotherapeuten</strong> werden sich darauf konzentrieren,<br />

Sie zu beraten <strong>und</strong> beim Training zu unterstützen, da es<br />

äußerst schwierig sein kann, wenn man sich regelmäßig<br />

selbst motivieren muss. Ein Trainingsplan, <strong>der</strong> keine<br />

aeroben Elemente enthält, wird für die meisten PMCF nur<br />

eingeschränkt Erfolg haben. Weiter unten stelle ich<br />

allgemeine Empfehlungen zur Durchführung regelmäßiger<br />

aerober Übungen vor.<br />

Wie lange sollte ich trainieren?<br />

<strong>Physiotherapeuten</strong> nennen dies die Trainingsdauer. Die<br />

Empfehlung, die für die Trainingsdauer gegeben wird,<br />

unterscheidet sich kaum von <strong>der</strong> für jeden an<strong>der</strong>en Menschen.<br />

Ein aerobes Training sollte jeweils mindestens 20 bis 30<br />

Minuten dauern.<br />

Wie oft sollte ich trainieren?<br />

<strong>Physiotherapeuten</strong> nennen dies die Trainingshäufigkeit. Auch<br />

hier lautet die Empfehlung nicht an<strong>der</strong>s als bei an<strong>der</strong>en<br />

Personenkreisen. Drei Trainingseinheiten pro Woche haben<br />

sich als optimal erwiesen.<br />

Wie hart sollte ich trainieren?<br />

<strong>Physiotherapeuten</strong> nennen dies die Trainingsintensität. Sie<br />

werden beobachtet haben, dass <strong>Sport</strong>ler ihren Puls messen um<br />

festzustellen, wie schnell ihr Herz beim Training schlägt.<br />

Sie sollten darauf achten, dass Ihre Herzfrequenz innerhalb<br />

<strong>eines</strong> bestimmten Zielpulsbereichs liegt. Ihr/e Physiotherapeut/in<br />

wird Ihnen Ihren persönlichen Zielwert nennen. Wenn<br />

Sie diesen Zielwert selbst <strong>aus</strong>rechnen möchten, gibt es<br />

dafür eine einfache Formel.<br />

So errechnet sich <strong>der</strong> Zielpulsbereich:<br />

• Dieser Zielwert liegt normalerweise zwischen 60% <strong>und</strong> 80%<br />

Ihrer höchstmöglichen Herzschlagrate (bzw. Ihrer maximalen<br />

Herzfrequenz).<br />

• Einen Anhaltspunkt für Ihre maximale Herzfrequenz liefert<br />

die Formel 220 minus Lebensalter (d.h. ein/e 20-Jährige/r<br />

hat eine maximale Herzfrequenz von 200).<br />

• 60% von 200 sind 120<br />

• 80% von 200 sind 160<br />

• Dar<strong>aus</strong> folgt, dass <strong>der</strong> Zielpulsbereich einer/s 20-<br />

Jährigen 120 bis 160 Schläge pro Minute beträgt.


• Sie können sehr leicht lernen, wie Sie Ihren Puls<br />

überprüfen müssen. Fragen Sie Ihre/n <strong>Physiotherapeuten</strong>/in<br />

danach.<br />

*Diese Formel ist nicht für alle Patienten geeignet, weil<br />

manche ihre Herzschlagrate nicht so weit erhöhen können.<br />

CF-Patienten sollten ihre individuellen Zielwerte gemeinsam<br />

mit ihren CF-<strong>Physiotherapeuten</strong> festlegen.<br />

Die Anpassung des Trainings an schwerere Erkrankungen<br />

Wenn Sie an einer schwereren o<strong>der</strong> fortgeschritteneren<br />

Lungenerkrankung leiden, sollten Sie niemals glauben, ein<br />

regelmäßiges Training sei nicht für Sie geeignet, sogar<br />

dann nicht, wenn Sie Sauerstoff benötigen. Ihr/e<br />

Physiotherapeut/in wird die Trainingsdauer,-häufigkeit <strong>und</strong><br />

-intensität auf Ihre persönlichen Bedürfnisse <strong>aus</strong>richten.<br />

Liegt Ihre Lungenleistung unter 55% des Sollwerts, dann ist<br />

es sinnvoll, dass Sie dies zunächst mit Ihrem/r<br />

<strong>Physiotherapeuten</strong>/in besprechen, bevor Sie mit dem <strong>Sport</strong><br />

beginnen. Ich gebe Ihnen ein paar Beispiele zur<br />

Verdeutlichung, wie wir die sportlichen Übungen den<br />

jeweiligen Erfor<strong>der</strong>nissen anpassen. <strong>Physiotherapeuten</strong><br />

nennen diesen Vorgang Trainingsprogramm.<br />

Zunächst einmal können Sie die Trainingsdauer verkürzen <strong>und</strong><br />

die Häufigkeit erhöhen, wenn es Ihnen schwer fällt, zu<br />

lange am Stück zu trainieren. Zum Beispiel können Sie,<br />

anstatt eine halbe St<strong>und</strong>e am Stück zu trainieren, drei<br />

Trainingseinheiten von jeweils zehn Minuten über den ganzen<br />

Tag verteilen. Beispielsweise empfehle ich Patienten, um<br />

mit dem Training anzufangen, zwei Sitzungen pro Woche zu<br />

absolvieren <strong>und</strong> diese dann auf drei zu erhöhen, wenn sich<br />

eine gewisse Routine eingestellt hat.<br />

Es ist auch möglich, die Trainingsintensität zu<br />

kontrollieren. Sie können prüfen, wie atemlos Sie mit<br />

bestimmten Übungen werden, anstatt auf Ihren<br />

Zielpulsbereich zu achten. Ihr/e Physiotherapeut/in wird<br />

Ihnen zeigen, wie das geht. Als Richtschnur sollte gelten,<br />

dass Sie sich nur so lange anstrengen, bis Sie mäßig außer<br />

Atem sind. Das bedeutet, jede Art von <strong>Sport</strong> sollte Sie nur<br />

so atemlos machen, dass Sie dabei immer noch sprechen <strong>und</strong><br />

Ihre Atmung unter Kontrolle haben können. Wenn Sie beim<br />

Training mehr als dies außer Atem geraten, dann sollten Sie


ihr Tempo verringern o<strong>der</strong> aufhören <strong>und</strong> nur dann wie<strong>der</strong><br />

weitermachen, wenn Sie sich erholt haben. Es ist wichtig,<br />

dass Sie sich selbst genug Zeit zur Erholung gönnen, weil<br />

Sie dann nicht wie<strong>der</strong> so schnell eine P<strong>aus</strong>e einlegen<br />

müssen.<br />

Ihr/e Physiotherapeut/in kann Ihnen auch Atemtechniken<br />

beibringen, die Ihre Atmung wie<strong>der</strong> normalisieren. Aber am<br />

besten ist es, erst gar nicht allzu sehr außer Atem zu<br />

geraten. Viele dieser Hinweise können ganz schön<br />

kompliziert erscheinen, aber Ihr/e Physiotherapeut/in wird<br />

Ihnen sicherlich nur Anleitungen geben, die speziell für<br />

Sie relevant <strong>und</strong> deshalb viel einfacher zu befolgen sind.<br />

Meiner Erfahrung nach ist einer <strong>der</strong> Hauptgründe, warum<br />

Menschen mit einem fortgeschritteneren Krankheitsstadium<br />

das Training vermeiden, ihre Angst vor <strong>der</strong> Atemlosigkeit —<br />

die Furcht, sie würden irgendwie nicht mehr in <strong>der</strong> Lage<br />

sein, ihre Atmung zu normalisieren. Häufig möchten die<br />

Betroffenen diese Ängste lieber nicht ansprechen, aber wenn<br />

sie diese Gefühle gegenüber ihren <strong>Physiotherapeuten</strong> äußern<br />

<strong>und</strong> mit einem regelmäßigen Trainingsprogramm beginnen<br />

würden, dann stellten sie bald fest, dass ihre<br />

Atemlosigkeit sich verbessert <strong>und</strong> ihre Leistungsfähigkeit<br />

steigt. Je seltener Sie außer Atem geraten, desto geringer<br />

wird Ihre Scheu sein <strong>und</strong> Sie können langsam Ihr Vertrauen<br />

steigern. Ihr/e Physiotherapeut/in wird Ihnen ein<br />

Trainingsprogramm erstellen, das auf Ihre Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse zugeschnitten ist. Wenn Sie im Krankenh<strong>aus</strong><br />

sind, wird <strong>der</strong>/die Physiotherapeut/in möglicherweise diese<br />

Trainingssitzungen überwachen; das hilft häufig, um mit dem<br />

<strong>Sport</strong> zu beginnen <strong>und</strong> vermittelt das nötige Vertrauen, um<br />

zu H<strong>aus</strong>e weiter zu machen.<br />

Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die<br />

beim Training stark außer Atem geraten, sehr gehemmt sind.<br />

Dies kann mit ein Gr<strong>und</strong> sein, warum diese Leute nicht gerne<br />

Einkaufen gehen o<strong>der</strong> sich mit Fre<strong>und</strong>en treffen – <strong>und</strong> nicht<br />

unbedingt die Angst, keine Luft mehr zu bekommen. Auch hier<br />

berät Sie Ihr/e Physiotherapeut/in zu den Techniken, Ihre<br />

Atemlosigkeit zu kontrollieren, so dass Sie diese<br />

Situationen besser meistern können.<br />

Sollte ich auf das Training verzichten, wenn ich Probleme


damit habe, zuzunehmen?<br />

Nein. Übermäßiges Trainieren, um abzunehmen, ist natürlich<br />

überhaupt nicht gut, aber wenn Sie ein vernünftiges<br />

Programm befolgen, dann kann dies Ihnen sogar zu einer<br />

Gewichtszunahme verhelfen. Ein Nebeneffekt des <strong>Sport</strong>s kann<br />

sein, dass Sie sich wohler in Ihrer Haut fühlen <strong>und</strong> Ihr<br />

Appetit angeregt wird. Das Wichtigste ist eine gute<br />

Betreuung, bei <strong>der</strong> auch die Einnahme von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln besprochen werden kann.<br />

Was gibt es zum Ausgleich von Salz, Elektrolyten <strong>und</strong><br />

Flüssigkeit an heißen Sommertagen zu beachten?<br />

Menschen mit CF verlieren beim Schwitzen beson<strong>der</strong>s viel<br />

Salz <strong>und</strong> Elektrolyte. Deshalb müssen Sie, wenn Sie in <strong>der</strong><br />

Sommerhitze <strong>Sport</strong> betreiben, diesen Verlust durch<br />

verstärktes Wassertrinken <strong>aus</strong>gleichen. Es gibt auch an<strong>der</strong>e<br />

Arten des Ausgleichs, z.B. Salztabletten o<strong>der</strong> isotonische<br />

Getränke.<br />

Fragen Sie Ernährungsfachleute o<strong>der</strong> Ihre/n<br />

<strong>Physiotherapeuten</strong>/in, wie Sie am besten Austrocknung <strong>und</strong><br />

Erschöpfungszustände durch Hitze vermeiden können. Manchmal<br />

können übermäßige Lethargie <strong>und</strong> Müdigkeit die Folge von<br />

Austrocknung <strong>und</strong> dem Verlust von Salz <strong>und</strong> Elektrolyten<br />

sein.<br />

Zusammenfassung<br />

Wir wissen, dass eine sitzende Lebensweise ganz generell<br />

die Lebensqualität <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>eines</strong> Menschen wesentlich<br />

verschlechtern kann, aber diese wesentliche<br />

Verschlechterung trifft auch auf den Krankheitsverlauf <strong>der</strong><br />

CF zu, wenn Sie älter werden. Die Mehrheit <strong>der</strong> PMCF führt<br />

heutzutage ein produktives Leben, das bis ins<br />

Erwachsenenalter führt. Darum ist das Interesse an höherer<br />

Bildung o<strong>der</strong> Berufstätigkeit jetzt beson<strong>der</strong>s wichtig. Damit<br />

stärkt man nicht nur das eigene Selbstbewusstsein; man<br />

setzt auch den ersten Schritt in ein aktives Leben.<br />

Sie werden feststellen, dass <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> Aktivität in <strong>der</strong><br />

Therapie immer stärker betont werden. Ihr/e<br />

Physiotherapeut/in wird Sie sehr gerne zu diesem Thema<br />

beraten <strong>und</strong> Sie bei Ihren Fortschritten begleiten, sei es<br />

im Krankenh<strong>aus</strong> o<strong>der</strong> in Ihrer eigenen Umgebung. Zweifellos<br />

wird es einige Zeit dauern, bis genügend Fachkräfte zur<br />

Verfügung stehen, um diese Ziele zu erreichen. Ich hoffe,


dass Sie nach diesen Informationen eine Vorstellung davon<br />

haben werden, wie <strong>Physiotherapeuten</strong> denken, wenn sie eine<br />

<strong>Sport</strong>therapie für PMCF planen <strong>und</strong> auch was Sie selbst tun<br />

können, um an<strong>der</strong>en zu helfen, die nicht ohne Weiteres<br />

eine/n <strong>Physiotherapeuten</strong>/in fragen können. Vergessen Sie<br />

außerdem nicht, dass neben <strong>der</strong> CF auch an<strong>der</strong>e Faktoren Ihre<br />

Fähigkeit zum regelmäßigen Training beeinträchtigen können,<br />

<strong>und</strong> wozu eventuell eine spezielle Beratung nötig ist. Wenn<br />

Sie etwa zusätzlich Asthma haben, sollten Sie Ratschläge<br />

einholen, wie Sie etwaige Anfälle während des Trainings<br />

kontrollieren können.<br />

Wann immer das möglich ist, sollten Sie sich von Ärzten,<br />

Krankenpflegern o<strong>der</strong> <strong>Physiotherapeuten</strong> beraten lassen, wenn<br />

Sie eine <strong>Sport</strong>therapie erwägen.<br />

Niemand behauptet, es wäre einfach mit regelmäßigem<br />

Training anzufangen, beson<strong>der</strong>s dann nicht, wenn Sie ein<br />

chronisches Leiden wie CF haben, aber <strong>der</strong> potentielle<br />

Nutzen des <strong>Sport</strong>s macht ihn zu einer<br />

Behandlungsmöglichkeit, die nicht zu vernachlässigen ist.<br />

Wir <strong>Physiotherapeuten</strong> haben die Aufgabe, Ihnen beratend zur<br />

Seite zu stehen (<strong>und</strong> selbstverständlich nötigenfalls auch<br />

Therapien anzubieten). Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie<br />

dieses Beratungsangebot in Anspruch nehmen. Ihr/e<br />

Physiotherapeut/in wird jedenfalls alles dafür tun, um<br />

Ihnen zu einer möglichst normalen <strong>und</strong> aktiven Lebensweise<br />

zu verhelfen. Dabei spielt regelmäßiger <strong>Sport</strong> eine<br />

wesentliche Rolle.<br />

Peter An<strong>der</strong>son studierte am Queens College in<br />

Glasgow/Schottland <strong>und</strong> spezialisierte sich sehr früh auf<br />

HNO/Atemwege. In Glasgow entwickelte er Programme im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Pneumologischen Rehabilitation <strong>und</strong> begann seine Arbeit<br />

mit erwachsenen CF-Patienten. An<strong>der</strong>son war einige Jahre<br />

leiten<strong>der</strong> Physiotherapeut in <strong>der</strong> West of Scotland CF-<br />

Einheit für Erwachsene. Nach mehrjähriger Tätigkeit<br />

außerhalb dieses Bereiches ist An<strong>der</strong>son jetzt als<br />

klinischer Physiotherapeut an <strong>der</strong> Pädiatrischen CF-Einheit<br />

in Yorkhill (Glasgow) tätig.<br />

Article translated by: Ariane Katibei<br />

Contact: Katibei@gmx.de

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