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Kauz 1 - Athenae Gottingenses

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Die nachfolgende Zuschrift bezieht<br />

sich auf einen Artikel in der "DSZ",<br />

einer Zeitung, an die sich vielleicht<br />

noch einige Schlaraffen erinnern<br />

mˆgen. Da die Zuschrift (auch ohne<br />

Kenntnis des angesprochen Artikels)<br />

verst‰ndlich ist, hat sich die<br />

Redaktion zur Verˆffentlichung, in<br />

voller L‰nge, entschlossen.<br />

Schlaraffen hˆrt!<br />

Auf den Leserbrief des Ritters<br />

Silberstecher des h.R. Ante Portas<br />

Gaudi, in dem er -da die Sprache<br />

derer Schlaraffen deutsch sei- f¸r die<br />

Eindeutschung des in der Schlaraffia<br />

oft gelesenen Spruches "IN ARTE<br />

VOLUPTAS" pl‰diert und anregt,<br />

diesem Spruch eine weitere Wendung<br />

"IN ARTE VOLUNTAS" -ebenso<br />

eingedeutscht- zur Seite zu stellen,<br />

und des weiteren fordert, Fremdwˆrter<br />

in den Fechsungen<br />

auszumerzen und den Fechser bei<br />

"Kunst kommt von Kˆnnen. K‰me sie<br />

von Wollen, hiefle es Wulst." und:<br />

Das Gegenteil von Kunst ist<br />

gutgemeint!<br />

Nun - gutgemeint ist viel in unserm Spiel!<br />

Ein jeder macht hier mit in seinem Stil!<br />

Er selber sucht hierbei sein eig'nes Mafl -<br />

Zu seiner Freude und zu unserem Spafl!<br />

Kommt dabei, was nicht selten, ei der<br />

Daus,<br />

Dann offensichtlich "echte Kunst" heraus<br />

Herrscht doppelt Freude gleich in uns'rer<br />

5XQGH<br />

Dann ist es eben eine<br />

STERNENSTUNDE!<br />

Wir hoffen sehr, dafl viele wir gewˆnnen!<br />

Bei uns kommt Kunst auch noch vom<br />

Gˆnnen kˆnnen!<br />

Wie sieht es nun mit der<br />

vorgeschlagenem Wendung ìIN<br />

ARTE VOLUNTASî aus? ìVoluntasî<br />

liefle sich ¸bersetzen mit ìWunschî,<br />

ìVerlangenî, îBereitwilligkeitî,<br />

ìEiferî, ìZuneigungî, ìBedeutungî.<br />

Da wir mit dem Begriff ìARTEî (also<br />

Kunst) dies alles assoziieren, bedarf es<br />

einer Erweiterung des Spruches ìIN<br />

ARTE VOLUNTASî bei uns<br />

Schlaraffen ¸berhaupt nicht! Den<br />

innewohnenden ìEiferî sollte jeder<br />

selbst aktivieren. Was nun das<br />

ausmerzen von Fremdwˆrtern betrifft,<br />

so ist dies nur jeweils dann<br />

Derer Junker & Knappen Zeyttungen<br />

Leserzuschriften<br />

Verstofl gegen diese Verdikt zu<br />

pˆnen, antworte ich wie folgt:<br />

Latein war bis in den Anfang unseres<br />

jetzt zu Ende gehenden Jahrhunderts<br />

die Akademikersprache. Wer sich in<br />

den Universit‰ten habilitieren wollte,<br />

muflte seine Habilitationsschrift in<br />

Latein verfassen und selbst vortragen.<br />

Auf den genannten Spruch bezogen<br />

heiflt das f¸r uns: es ist in diesem<br />

Zeitgef¸ge entstanden (die<br />

Schlaraffia besteht schon seit 138<br />

Jahrungen) -und ist so als<br />

Richtschnur im schlaraffischen Spiel<br />

nicht wegzudenken. Am Rande sei<br />

vermerkt, dafl man heutzutage weder<br />

Leserzuschriften<br />

angebracht, wenn f¸r das Fremdwort<br />

ein zutreffendes deutsches Wort nicht<br />

zur Verf¸gung steht. Der<br />

Bilderreichtum der deutschen<br />

Sprache bietet da viele<br />

Austauschmˆglichkeiten! Der<br />

Philosoph und grofle Stilist Artur<br />

Schopenhauer sagte in seiner<br />

Abhandlung ¸ber Schriftstellerei:<br />

ìDen Stil verbessern heiflt: Den<br />

Gedanken verbessern.î Und weiter:<br />

ìMan soll zwar denken wie ein<br />

grofler Kopf, hingegen die Sprache<br />

sprechen wie jeder andere. Man<br />

braucht gewˆhnliche Worte und sagt<br />

ungewˆhnliche Dinge.î Und<br />

schliefllich im Hinblick auf die<br />

Schriftsteller: ìSie machen es<br />

umgekehrt. Wir finden sie n‰mlich<br />

bem¸ht, triviale Begriffe in vornehme<br />

Worte zu h¸llen und ihre sehr<br />

gewˆhnlichen Gedanken in die<br />

ungewˆhnlichsten Ausdr¸cke.î Erich<br />

K‰stner nennt diese Spezies:<br />

ìTiefenblˆdler!î Die deutschen<br />

Wˆrter ìsehenî, ìschauenî,<br />

ìblickenî, ìguckenî, ìglotzenî, ìins<br />

Auge fassenî bezeichnen alle<br />

denselben Vorgang und doch hat<br />

jedes Wort eine andere F‰rbung. Das<br />

vˆllige Ausmerzen von<br />

10<br />

zum Jurastudium noch zum<br />

Medizinstudium das Kleine oder<br />

*UR H /DWLQXP EHQ|WLJW OHGLJOLFK<br />

zum Sprachstudium, auch f¸r<br />

Biologie und Chemie, ist es<br />

erforderlich. Wie wir das "IN ARTE<br />

VOLUPTAS" auch ¸bersetzen<br />

mˆgen - ab "In der Kunst liegt das<br />

Heil" oder "das Vergn¸gen", "die<br />

Lust!, "die Wonne", "das<br />

Verlangen", "das Wohlwollen", undund-und,<br />

in der in unsere Maxime<br />

"Freundschaft", "Kunst", "Humor"<br />

als wichtige S‰ule genannten<br />

"Kunst" sind alle die genannten<br />

Mˆglichkeiten eingeschlossen, -<br />

immer jedenfalls geht es mit "Freude<br />

HLQKHU -die Eindeutschung w‰re mit<br />

HLQHP :RUWH QLFKW JHWURIIHQ VLH LVW<br />

also auch aus diesem Grunde<br />

unnˆtig! Eine witzige Definition der<br />

Kunst besagt:<br />

Fremdwˆrtern nennt man Purismus.<br />

Goethe hat mit einer, ihm sonst<br />

fremden Erbitterung, gesagt: ìIch<br />

verfluche allen negativen Purismus,<br />

dafl man ein Wort nicht brauchen<br />

soll, in welchem eine andere Sprache<br />

viel mehr und viel Zarteres gefunden<br />

hat.î Fontane l‰flt den alten Stechlin<br />

sagen: ìMufl frische Luft haben.<br />

Kann eigentlich Fremdwˆrter nicht<br />

leiden, wenn ich aber die Wahl habe<br />

zwischen Hydropsie und<br />

Wassersucht, bin ich immer f¸r<br />

Hydropsie. Wassersucht hat so etwas<br />

kolossal Anschauliches!î Um nicht<br />

miflverstanden zu werden, mit<br />

Fremdwˆrtern sind nicht die ins<br />

Kraut schieflenden kommerziellen<br />

Alltagsanglizismen gemeint.<br />

Gemeint sind jene, die als<br />

Bildungsputz verwendet werden.<br />

Denn der Aberglaube, Fremdwˆrter<br />

seien ein Beweis von Bildung, steckt<br />

in zahlreichen Deutschen. Verordne<br />

einem Deutschen ¥Manuvalanz¥ statt<br />

¥H‰ndewaschen¥ - und er ist<br />

zufrieden! Die Lehre also: behutsam<br />

mit den Fremdwˆrtern umgehen!<br />

Auch nicht so, wie meine folgende<br />

Glosse dies aufzeigt:

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