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Gummibärchen-Rechnung - Florenbergschule Pilgerzell

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Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 1<br />

26.05.2010<br />

http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/2688071_Lernstandserhebungen-Gummibaerchen-<strong>Rechnung</strong>.html<br />

Lernstandserhebungen<br />

<strong>Gummibärchen</strong>-<strong>Rechnung</strong><br />

Von Peter Hanack<br />

Zu schwierig, zu umfangreich, zu aufwendig: An Hessens Grundschulen ist der Unmut über die<br />

sogenannten Lernstandserhebungen für Drittklässler in den Fächern Deutsch und Mathematik<br />

groß. "Gut, dass Lernstandserhebungen keine Klassenarbeiten sind, sonst hätte wahrscheinlich<br />

eine Klagewelle aus der Elternschaft das Land überrollt", kommentiert Stefan Wesselmann vom<br />

Verband Bildung und Erziehung (VBE) den zeitlichen Umfang. Die bundesweit geschriebenen<br />

Tests sollen dazu dienen, Leistungsfähigkeit und Kenntnisse der Drittklässler vergleichbar zu<br />

machen.<br />

Bei Klassenarbeiten im 3. Schuljahr erwarte man von den Jungen und Mädchen, dass sie sich bis<br />

zu einer halben Stunde konzentrieren könnten. "Statt dessen", so Wesselmann, "wurden den<br />

Drittklässlern innerhalb von sechs Unterrichtstagen zwei 40-minütige Tests in Deutsch und eine<br />

rund eineinhalb Stunden lange Überprüfung der mathematischen Leistungen zugemutet".<br />

Zudem seien in Mathematik vor allem Kenntnisse in der Wahrscheinlichkeitsrechnung abgefragt<br />

worden, von denen die meisten Drittklässler im Unterricht noch gar nicht gehört hätten.<br />

Geometrie sei statt dessen noch nicht einmal am Rande vorgekommen.<br />

Für helle Köpfe<br />

Aufgabe 1: Anna fädelt zwei schwarze (S), eine weiße (W) und eine gestreifte (G) Perle auf. Die<br />

schwarzen Perlen liegen nicht nebeneinander. Notiere alle Möglichkeiten.<br />

Aufgabe 2: Du füllst 10 <strong>Gummibärchen</strong> in einen Beutel. Sie können rot oder gelb sein. Dein<br />

Partner darf mit verbundenen Augen zwei <strong>Gummibärchen</strong> herausnehmen. Wie musst du den<br />

Beutel füllen, damit dein Partner die besten Chancen hat, ein gelbes und ein rotes <strong>Gummibärchen</strong><br />

zu ziehen?<br />

Lösung 1: 6 Möglichkeiten: SWGS, SWSG, SGSW, SGWS, WSGS, GSWS<br />

Lösung 2: Je 5 rote und gelbe.<br />

Mit seiner Kritik steht Wesselmann, selbst Klassenlehrer in Jahrgangsstufe 3 und Schulleiter,<br />

alles andere als allein. Der Interessenverband Hessischer Schulleiterinnen und Schulleiter (IHS)<br />

fordert, die Lernstanderhebungen grundlegend zu überarbeiten. Aufgaben müssen in Inhalt,<br />

Umfang und Gestaltung der Jahrgangsstufe angemessen sein und auch leseschwachen und sozial<br />

benachteiligten Kindern die Chance geben, sie erfolgreich bewältigen zu können. Die<br />

ausgewählten Texte in Deutsch seien an der Erlebniswelt der Kinder und deren Wortschatz<br />

vorbei gegangen, die Mathematikaufgaben seien zu textlastig und mit Begriffen gespickt<br />

gewesen, die den Kindern überhaupt nicht bekannt seien, schreibt der IHS in einer<br />

Stellungnahme. Eine "Überforderung der Kinder und Brüskierung der Lehrkräfte" nennt<br />

Engelbert Jennewein von der GEW-Fachgruppe Grundschulen die Tests.


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 2<br />

Der Mathematikprofessor Erich Wittmann von der Technischen Universität Dortmund, der die<br />

Lernstandserhebung analysiert hat, urteilt in einem Brief an Kultusministerin Dorothea Henzler<br />

(FDP): "Ein einziger Blick genügt um zu sehen, dass eine Reihe von Aufgabentexten und die<br />

Fülle der Aufgaben das Fassungsvermögen von Kindern dieses Alters weit überschreiten" (siehe<br />

Box "Für helle Köpfe"). Eine Rektorin sieht gar das Vertrauensverhältnis zwischen Lehrern und<br />

Schülern gefährdet, weil nur Frust das Ergebnis sein könne und das Selbstvertrauen der Kinder<br />

beschädigt statt gestärkt werde.<br />

Auch an der Art der Umsetzung hagelt es aus den Schulen Kritik. Der Korrekturaufwand ist etwa<br />

so hoch wie bei Klassenarbeiten, zudem mussten die Lehrer die Ergebnisse in ein<br />

Computerprogramm eingeben und vor den Tests noch die Aufgabenhefte kopieren.<br />

Fast sämtliche Grundschulleiter aus dem Kreis Darmstadt-Dieburg haben sich in einem Brief an<br />

das Ministerium von der Lernstandserhebung distanziert. Sie könnten diese weder inhaltlich noch<br />

pädagogisch gegenüber den Schüler und Eltern vertreten, heißt es dort. Form und Inhalt seien<br />

nicht geeignet, eine fundierte Rückmeldung über den Lernstand der Drittklässler zu geben, was<br />

die eigentliche Funktion der Tests sei.<br />

Bernd Schreier, Leiter des IQ in Wiesbaden, das die Lernstandserhebung in Hessen begleitet,<br />

verweist darauf, dass auch bei den Pisa-Tests Aufgaben gestellt worden seien, die zeigten, was<br />

Kinder können und was aber auch nicht. Die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen sollte zu<br />

der Frage führen, "ob wir an den Schulen das Richtige machen".<br />

Niemand erwarte, dass die Schüler schon alles könnten, reagiert ein Sprecher des<br />

Kultusministeriums auf die Vorwürfe. Deshalb gebe es ja auch keine Noten. Die Aufgaben seien<br />

im Vorfeld in der Praxis getestet worden. Völlig unberechtigt sei die Kritik an Aufgaben zu<br />

"Daten, Häufigkeit, Wahrscheinlichkeit". Dieser Bereich müsse seit 2005 verbindlich im<br />

Unterricht behandelt werden. Insgesamt sei das Niveau der Aufgaben nicht zu hoch gewesen.<br />

Dennoch soll im nächsten Jahr manches anders werden. So sollen die Testhefte gedruckt zur<br />

Verfügung gestellt werden, damit der Organisationsaufwand an den Schulen abnimmt. Auch<br />

könne der Mathetest geteilt werden. Dafür aber sei ein Beschluss der Kultusministerkonferenz<br />

nötig. Auch könne die Anzahl an Schülerinnen und Schüler, die die Aufgaben im Vorfeld<br />

bearbeiten, erhöht werden. Auch dazu aber sein ein KMK-Beschluss erforderlich.<br />

--------http://www.faz.net/s/Rub5785324EF29440359B02AF69CB1BB8CC/Doc~E7E96BA4D287F46F2AD1BC88186F68691~ATpl~Ecommon~Scontent.html<br />

09. Juni 2010 Trotz Sparzwangs<br />

Kultusministerin Henzler will 500 neue Lehrer<br />

Die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) will im kommenden Jahr trotz des Sparkurses<br />

500 zusätzliche Lehrer einstellen. Grundlage sei das Vorhaben der schwarzgelben Koalition, in dieser<br />

Legislaturperiode 2500 neue Lehrerstellen zu schaffen, sagte Henzler dem Rundfunksender HR-Info.<br />

In Kürze werde sie abschließende Gespräche mit Finanzminister Karl-Heinz Weimar (CDU) führen. Im<br />

laufenden Jahr schaffe das Land bereits 650 neue Lehrerstellen.<br />

Unabhängig von den neuen Stellen müsse das Kultusministerium 2011 aber weiterhin einen Sparbeitrag<br />

von 45 Millionen Euro erbringen, sagte Henzler. Das seien 1,2 Prozent ihres Etats. Details des Sparpakets<br />

will Henzler demnächst nach den Beratungen mit Weimar veröffentlichen. Die Ministerin: „Wir wollen<br />

eines verschonen: Das sind Unterricht und die Schulen.“


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 3<br />

http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/2688776_Drittklaesslerpruefung-Misserfolg-war-abzusehen.html<br />

Drittklässlerprüfung<br />

"Misserfolg war abzusehen"<br />

Ilse Marie Krauth ist Vorsitzende der Landesgruppe Hessen im Grundschulverband. Im<br />

Interview mit der Frankfurter Rundschau erklärt sie wie die Tests an den Grundschulen abliefen.<br />

Frau Krauth, wie haben die Grundschulen die Lernstandserhebungen bewältigt?<br />

Damit die Kinder überhaupt in den Besitz der Aufgaben kamen, war ein riesiger Kopieraufwand<br />

nötig, weil die Schulen nur Vorlagen bekamen und alle Hefte vervielfältigen mussten.<br />

Aber dann ging es los, oder?<br />

Zunächst hieß das erstmal, dass die Kinder, immerhin erst Drittklässler, sich mit einem<br />

regelrechten Papierwust konfrontiert sahen, bei dem die Arbeitsblätter zum Teil unübersichtlich<br />

und wenig ansprechend waren.<br />

Haben die Lehrerinnen helfen können, den Wust in den Griff zu bekommen?<br />

Innerhalb der abgezählten Minuten, die sie zur Verfügung hatten, sollten die Lehrkräfte es<br />

schaffen, dass die Aufgabenstellung von allen verstanden wurde. Wie soll das bei einer<br />

heterogenen Gruppe wie in einer Grundschule üblich denn funktionieren? Und die strikten<br />

Anweisungen des Ablaufplans standen im Gegensatz zur Arbeitsweise von Schülerinnen und<br />

Schülern eines dritten Schuljahres. Da stand etwa Stopp! Du darfst erst dann umblättern, wenn<br />

du dazu aufgefordert wirst.<br />

Wie sind die Tests verlaufen?<br />

Die Tests waren viel zu umfangreich; bei der gesamten Lernstandserhebung in Deutsch und<br />

Mathematik hatten die Kinder zu viel Text zu bewältigen, der Satzbau war kompliziert, viele<br />

Wörter nicht bekannt.<br />

Was hat das für Folgen?<br />

Viele Kinder mit geringeren sprachlichen Fähigkeiten wurden entmutigt und verunsichert. Der<br />

Misserfolg war vorhersehbar.<br />

Wie lautet Ihr Fazit?<br />

Die Lernstandserhebungen zeigen Kindern und Lehrkräften nur ihre Defizite. Sie ergeben kein<br />

objektives Bild über den Leistungsstand der Klasse und der einzelnen Kinder, verleiten zu<br />

Mogeleien und damit zu verfälschten Ergebnissen. Das Ziel, ein vergleichbares Bild der<br />

Lernstände von Drittklässlern zu erhalten, ist so nicht zu erreichen. Eine Lernstandserhebung<br />

hilft nur, wenn sie auf die Fähigkeiten der Kinder abgestimmt ist und wir anschließend auch die<br />

Mittel haben, individuell zu fördern.<br />

Interview: Peter Hanack


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 4<br />

http://www.hersfelder-zeitung.de/nachrichten/hessen/drittklaessler-lernstandserhebung-schulleiter-eltern-schwer-entmutigend-787228.html<br />

Drittklässler-Lernstandserhebung - Schulleiter und Eltern:<br />

Zu schwer und entmutigend<br />

31.05.10<br />

Kassel. Verstörte Kinder, irritierte Eltern, Lehrer, die sich beschweren: Nach der landesweiten<br />

Lernstandserhebung in Mathematik und Deutsch brodelt es an Hessens Grundschulen. Für<br />

Drittklässler zu schwer, zu unübersichtlich, schlicht entmutigend.<br />

Was da an Konzentration nötig sei, übersteige alles, was Achtjährige gewohnt seien. Das beklagt<br />

nach erstem Murren der Lehrergewerkschaft GEW und des Verbandes Bildung und Erziehung<br />

(VBE) auch der Interessenverband Hessischer Schulleiter (IHS).<br />

Der Landeselternbeirat will bei Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) diese Woche ebenfalls<br />

Protest abladen. Angela Becker, Rektorin der Kasseler Grundschule Jungfernkopf, spricht von<br />

„hoch frustrierten“ Kindern, von „gebündeltem Frust“: „Die Aufregung ist groß.“<br />

Die Lernstandstests hätten keine Erfolgserlebnisse gebracht, dafür „Ermüdung und völlige<br />

Aufgabe“. Inhaltlich und methodisch sei das weit von dem entfernt, was Lehrer eigentlich<br />

pädagogisch anstrebten. Becker beklagt „Zumutungen, die im normalen Schulalltag niemals<br />

akzeptiert werden“.<br />

Starker Tobak - doch die Kritiker haben einen wichtigen Mitstreiter: Erich Wittmann, Uni-<br />

Professor aus Dortmund und bundesweit bekannter Schulbuchautor, hat sich den vom Berliner<br />

Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen erstellten Mathe-Test vorgeknöpft. Sein<br />

Fazit: schon von der Sprache her „Schund“.<br />

Wittmanns Brief an die Ministerin:„Wer auch nur ein wenig Ahnung von wirklicher Mathematik<br />

hat, schreibt keine solchen Texte.“ „Dilettanten“ am Werk Und das Rechnen an sich? Auch da<br />

sieht Wittmann „Ignoranten und Dilettanten“ am Werk. Wer bei Kindern abfrage, was im<br />

Unterricht nicht gründlich behandelt sei, verstoße gegen den Vertrauensschutz. Geometrie,<br />

Größen und Sachrechnen kämen im Test gar nicht oder kaum vor, anderes sei grotesk<br />

überbewertet: „Kompetente Lehrerinnen und Lehrer stellen solche Aufgaben nicht.“<br />

Aus dem Kultusministerium hieß es auf HNA-Anfrage, die Lernstandserhebung sei keine<br />

Klassenarbeit, sondern eine „Diagnose“, um Lehrer anzuleiten, „wie der folgende Unterricht zu<br />

gestalten ist“. Der Test werde ja nicht benotet. Er solle bundesweit zeigen, welche Kompetenzen<br />

Schüler schon beherrschten und welche nicht.<br />

Da könne natürlich nicht jeder alles lösen. Zuständig sei überdies die Kultusministerkonferenz<br />

der Länder. Dort werde man auch Kritik diskutieren. Immerhin: Der Protest lässt Ministerin<br />

Henzler überlegen, den nächsten Mathe-Lernstandstest auf zwei Tage zu verteilen, „damit die<br />

Bearbeitungszeit immer unter 45 Minuten liegt“.<br />

Diesmal waren’s 60 Minuten am Stück mit zehn Minuten Pause. Arbeiten der dritten Klasse<br />

dauern in Hessen höchstens 30 Minuten. Dass Lehrer aus Bergen von Kopien die Tests für ihre<br />

Kinder zusammentackern mussten, bleibt auch nicht unbedingt so: Wiesbaden denkt fürs nächste<br />

Mal an gedruckte Lernstandserhebungshefte. (Von Wolfgang Riek)


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 5<br />

<strong>Gummibärchen</strong> und Würfel - Viermal Mathe: Testen Sie Ihre Drittklässler-<br />

Kompetenzen<br />

1. "Anna fädelt zwei schwarze (S), eine weiße (W) und eine gestreifte (G) Perle auf. Die<br />

schwarzen Perlen liegen nicht nebeneinander. Notiere alle Möglichkeiten.“ (1. Lösung gegeben:<br />

S,W,G,S).<br />

Kritik von Matheprofessor Erich Wittmann: „Die Frage, wie man drei verschieden farbige<br />

Kugeln auffädeln kann, wäre okay. Die künstliche Nebenbedingung erschwert die Aufgabe<br />

unnötig.“<br />

Lösung: W,S,G,S / G,S,W,S / S,G,S,W / S,G,W,S / S,W,S,G<br />

2. „Du würfelst mit einem Würfel, und gewinnst, wenn du eine 6 würfelst. Du wirfst eine Münze<br />

und gewinnst, wenn du die Zahl siehst. Begründe wo die Gewinnchancen größer sind.“<br />

Wittmann: „Vergleich mathematisch unsinnig. Begründung aufzuschreiben ist schwer.“<br />

Lösung: Gewinnchance bei Münzwurf größer: Das Geldstück kann nur auf zwei Seiten fallen,<br />

der Würfel auf sechs.<br />

3. „Du füllst zehn <strong>Gummibärchen</strong> in einen Beutel. Sie können rot oder gelb sein. Dein Partner<br />

darf mit verbundenen Augen zwei <strong>Gummibärchen</strong> herausnehmen. Wie musst du den Beutel<br />

füllen, damit dein Partner die besten Chancen hat, ein gelbes und ein rotes Bärchen zu ziehen?“<br />

Wittmanns Urteil: „Gehört in Sekundarstufe I. Nur Ignoranten geben die Aufgabe in Klasse 3.“<br />

Lösung: Je fünf gelbe und rote Bärchen müssen in den Beutel.<br />

4. „Du wirfst einmal mit zwei normalen Würfeln und multiplizierst die Augenzahlen. Welches<br />

Ergebnis ist unmöglich?“ (Zum Ankreuzen): 1, 17, 25, 36.<br />

Wittmann: „Warum wird nicht gefragt, welche Zahlen keine Einmaleinszahlen sind? Warum<br />

solche Verklausulierungen?“<br />

Lösung: 17 (Primzahl) kann nicht Ergebnis einer Multiplikation mit 2, 3, 4, 5 oder 6 sein.


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 6<br />

http://www.hna.de/nachrichten/schwalm-eder-kreis/fritzlar/massive-kritik-tests-grundschueler-789123.html<br />

02.06.10 Lehrer und Eltern aus dem Landkreis sehen Kinder vorgeführt<br />

Massive Kritik an den Tests für Grundschüler<br />

Schwalm-Eder. Die Mathetests der aktuellen Lernstandserhebung für Drittklässler sind eine Zumutung für<br />

die Schüler. Das sagen Lehrer und Eltern und kritisieren massiv, dass Hunderte Jungen und Mädchen aus<br />

dem Landkreis vorgeführt worden seien.<br />

Die Aufgaben seien zu schwer, zu schwammig formuliert und nicht auf den Lehrplan abgestimmt<br />

gewesen, lauten die Vorwürfe. Mit der Prüfung wollte das Kultusministerium den Wissenstand und die<br />

Leistung der Grundschüler ermitteln.<br />

„Den Umfang der Aufgaben und das Niveau fand ich für das dritte Schuljahr größtenteils nicht<br />

angemessen“, sagt Konrektorin Kathrin Vaupel von der Eckhard-Vonholdt-Schule in Treysa. Vor allem<br />

leseschwache Kinder seien mit 25 Seiten Textaufgaben in Mathe überfordert gewesen. „Wir haben<br />

versucht, den Kindern den Druck zu nehmen, aber es war trotzdem eine frustrierende Erfahrung für sie.“<br />

Auch wenn die Leistung nicht benotet werde, wüssten die Kinder, dass es sich um eine offizielle<br />

Angelegenheit handele.<br />

Daniela Schliebs, Leiterin der Grundschule in Obermöllrich, hat den Test auch schreiben lassen. Aber: Er<br />

sei ungeeignet, um den Wissenstand der Kinder zu erfahren. Die Aufgaben seien viel zu schwer gewesen.<br />

Außerdem: Eine Arbeit von 60 Minuten an einem Tag schreiben zu lassen, „das hätte ich als Schulleiterin<br />

unterbinden müssen.“<br />

In einem Schreiben des Interessenverbands Hessischer Schulleiter (Kreisverband Schwalm-Eder) ans Amt<br />

für Qualitätssicherung in Wiesbaden äußern Schulleiter Unmut: Zeitliche Vorgaben seien ungenügend<br />

gewesen, und die zu leistenden Vorarbeiten seien nicht zumutbar. „Was bleibt, sind genervte Kollegen<br />

und frustrierte Kinder“, bilanziert der Kreisvorstand. Kreisverbandschef Frank Eberlein von der Astrid-<br />

Lindgren-Schule Malsfeld: „Im Land rührt sich Widerstand gegen diese maßlose Messerei, teilweise<br />

drohen Schulen mit Boykott.“ (ska/lgr/ddd)<br />

---------<br />

01.06.10 Rektoren kritisieren Mathetest für Grundschüler<br />

Schüler leiden unter Versagensangst<br />

Schwalm-Eder. Die Mathetests für Drittklässler stoßen auf große Proteste und Kritik seitens vieler<br />

Schulleiter und Eltern im Kreis.<br />

Die Vorwürfe: Sie seien pädagogisch falsch angeordnet und sorgten so für Frust bei Lehrern und Kindern.<br />

Für Robert Braun von der Osterbachschule Homberg stellt der Test eine absolute Überforderung der<br />

Drittklässler dar. Die Kinder, die den Mathetest geschrieben haben, sind danach „ermattet, ermüdet und<br />

gelähmt“ gewesen. „Anstelle eines Erfolgserlebnissen erleben die Kinder Versagensangst“, so die bittere<br />

Erfahrung von Rektor Robert Braun.<br />

Der Begriff Lernstandserhebung sei nichts anderes als ein geschönter Begriff für Vergleichsarbeiten, die<br />

noch dazu viel zu früh erfolgten: „Man kann doch nichts testen, was zuvor gar nicht im Unterricht<br />

erarbeitet wurde.“ Brauns Vorwurf: Die Tests stellten nicht etwa das Kind in den Fokus, sondern allein<br />

wissenschaftlich-empirische Untersuchungen.<br />

Die Kinder waren platt<br />

Die Kinder waren platt“, berichtete gestern Schulleiter Frank Eberlein von der Astrid-Lindgren-Schule in<br />

Malsfeld. Bei den Mathetests seien viele Schüler schon nach den ersten Aufgaben frustriert gewesen. Der<br />

organisatorische Aufwand sei enorm gewesen. An die 1200 Seiten habe die Schule kopieren müssen.<br />

Bezahlen müsse man das Ganze aus dem eigenen Etat. (bra/lgr)


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 7<br />

http://www.hna.de/nachrichten/schwalm-eder-kreis/melsungen/testhefte-stress-frust-788148.html<br />

Schulleiter äußern Unmut über Inhalt und Organisation von Lernstandserhebungen<br />

Testhefte: Stress und Frust<br />

01.06.10<br />

Schwalm-Eder. Schulleistungen stehen zum Zweck des Vergleichs immer mehr auf dem<br />

Prüfstand: Jetzt hatten erstmals hessische Drittklässler Aufgaben in Deutsch und Mathematik zu<br />

lösen. Inhalt und Organisation des Verfahrens führten im Schwalm-Eder-Kreis zu Kritik.<br />

In einem Schreiben des Interessenverbands Hessischer Schulleiter (Kreisverband Schwalm-Eder)<br />

ans Amt für Qualitätssicherung in Wiesbaden äußern die Schulleiter „Unmut über den Inhalt und<br />

die Organisation“. Zeitliche Vorgaben seien völlig ungenügend gewesen, viele Kinder hätten die<br />

Aufgaben nicht bis zum Ende bearbeiten können und die von den Schulen zu leistenden<br />

Vorarbeiten seien nicht zumutbar. „Was bleibt, sind genervte Kollegen und Kolleginnen,<br />

gestresste schulische Mitarbeiter und frustrierte Kinder“, bilanziert der Kreisvorstand. Dazu<br />

Vorsitzender und Schulleiter der Malsfelder Astrid-Lindgren-Schule Frank Eberlein: „Überall im<br />

Land rührt sich Widerstand gegen diese maßlose Messerei.“<br />

Schützenhilfe erhielt der Kreisverband von der Technischen Universität Dortmund. Dort hatte<br />

Prof. Dr. Erich Ch. Wittmann von der Fakultät für Mathematik Aufgaben der Erhebungen<br />

analysiert. In einem Schreiben an Kultusministerin Dorothea Henzler heißt es: „Ein einziger<br />

Blick genügt um zu sehen, dass eine Reihe von Aufgabentexten und die Fülle der Aufgaben<br />

überhaupt das Fassungsvermögen von Kindern dieses Alters weit übersteigen.“<br />

Im Hessischen Kultusministerium hieß es, man nehme die Kritik der Schulleiter und des<br />

Mathematikprofessors ernst und werde beispielswise prüfen, wie sich der Organisationsaufwand<br />

für die Schulen künftig reduzieren lasse. Auch die Bearbeitungszeit der Tests werde auf dem<br />

Prüfstand stehen, teilte Pressesprecher Nicolas Wolz mit. (lgr)<br />

---------------<br />

http://www.morgenweb.de/region/rhein_neckar_ticker/Mannheimer_Morgen/9028_BW:_Kultusministerin_Schick_f%C3%BCr_Reformstopp_an_Schulen.html<br />

BW: Kultusministerin Schick für Reformstopp an Schulen<br />

05.06.10, 16:22<br />

Frankfurt/Stuttgart. Die baden-württembergische Kultusministerin Marion Schick (CDU) hat sich dafür<br />

ausgesprochen, die Schulen nicht länger mit immer neuen Reformen zu belasten. "Ich würde ein<br />

Moratorium dringend empfehlen. Wir sollten uns zwar immer bemühen, einzelne Dinge zu verbessern,<br />

aber Behutsamkeit bei Reformen ist für mich jetzt eine Tugend", sagte Schick der "Frankfurter<br />

Allgemeinen Sonntagszeitung". Die vergangenen Jahre seien von Strukturdiskussionen und von<br />

technokratischen Reformen bestimmt gewesen. Nun gelte es, "das Pendel wieder in die andere Richtung<br />

schwingen" zu lassen. (dpa)


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 8<br />

http://bildungsklick.de/pm/73683/vergleichsarbeiten-2010-auch-dieses-mal-wenig-ertrag-bei-hohem-aufwand-und-oft-unerfreulichen-nebenwirkungen/<br />

Pressemeldung von: Grundschulverband - Arbeitskreis Grundschule e.V.<br />

Vergleichsarbeiten 2010: Auch dieses Mal wenig Ertrag bei<br />

hohem Aufwand und oft unerfreulichen Nebenwirkungen<br />

Frankfurt am Main, 02.06.2010<br />

Der Grundschulverband hat die Lernstandserhebungen am Ende der Grundschulzeit (VERA 3)<br />

seit ihrer Einführung 2004 kritisch-konstruktiv begleitet. Seine Stellungnahmen beziehen sich<br />

einerseits auf detaillierte fachdidaktische Analysen der konkret gestellten Aufgaben, zum<br />

anderen grundsätzlicher auf die Funktion bzw. Leistungsfähigkeit solcher Erhebungen und den<br />

Status der Test-Ergebnisse (vgl. Grundschule aktuell Nr. 89, 90, 99, 103).<br />

Leider sind diese Hinweise bisher ohne erkennbare Folgen geblieben: Rückmeldungen aus den<br />

Grundschulen zur aktuellen Runde (Anfang Mai 2010) bestätigen erneut die mehrfach geäußerte<br />

Kritik. Wir verweisen deshalb auf unsere Anmerkungen in den o. g. Publikationen und erneuern<br />

dringlich unsere Forderungen:<br />

1. Beschränkung der Erhebungen auf Stichproben, die nur alle drei bis fünf Jahre gezogen<br />

werden: Dies ist für eine Systemevaluation auf Landesebene und auch für eine<br />

regelmäßige Rückmeldung an die Schulen ausreichend. Flächendeckende Erhebungen<br />

erübrigen sich zudem, da die diagnostische Information für eine gezielte Förderung<br />

einzelner Kinder zu gering ist: (a) wegen der Beschränkung jeder Testrunde auf kleine<br />

Ausschnitte der einbezogenen Fächer und (b) wegen der zu grobmaschigen Auswertung.<br />

2. Angebot von mindestens zwei (sich überlappenden) Teststufen zur Differenzierung der<br />

Anforderungen, damit auch Kinder mit schwächeren Voraussetzungen oder geringerer<br />

Sprachfähigkeit fachliches Können erleben und zeigen können. Zusätzlich sollten der<br />

zeitliche Bearbeitungsaufwand verringert bzw. die Bausteine in geeignete Blöcke (à 30-<br />

40 min) aufgeteilt werden, so dass sich die Belastung für die Kinder angemessen<br />

reduziert.<br />

3. Verringerung der Sprachlastigkeit von Mathematikaufgaben, damit nicht<br />

Leseschwierigkeiten die fachlichen Anforderungen überlagern. Anpassung von Sprache<br />

und Inhalt der Leseaufgaben an die Alltagserfahrung von Grundschulkindern.<br />

4. Reduktion des Aufwands für die Lehrpersonen bei der Vorbereitung und Auswertung –<br />

vor allem, solange die Ergebnisse keine Folgen haben für eine stärkere Unterstützung von<br />

Kindern, Lehrer/inne/n und Schulen, die - z. B. wegen erschwerter Bedingungen - die<br />

Ziele deutlich verfehlen. Zudem: Die Erhebungen erfolgen im Auftrag der Bundesländer,<br />

die Kosten werden in einigen von ihnen durch die Kommunen / Schulen getragen. Auch<br />

dieser Missstand ist zu beseitigen.<br />

Eine Vergleichbarkeit wäre im Übrigen nur zu gewährleisten, wenn die Tests durch Schulexterne<br />

durchgeführten würden (was bei einer Beschränkung auf Stichproben und eine Wiederholung nur<br />

alle 3-5 Jahre auch finanziell möglich wäre). Auf alle Fälle ist die Durchführung so zu gestalten,<br />

dass das pädagogisch geprägte Vertrauensverhältnis zwischen Lehrer/inne/n und Schüler/inne/n<br />

nicht gefährdet wird. Diese Gefahr besteht, solange eine Überforderung, Frustration und<br />

Beschämung leistungsschwacher Schüler/inne/n aufgrund testtheoretischer<br />

Konstruktionsnotwendigkeiten in Kauf genommen wird.


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 9<br />

Es ist richtig, dass Lehrer/innen Hilfen für die Evaluation ihrer Arbeit und der Lernfortschritte<br />

bzw. - schwierigkeiten ihrer Schüler/innen brauchen. Diese müssen aber pädagogisch und<br />

didaktisch zum Unterricht kompatibel, inhaltlich ergiebig und alltagstauglich sein.<br />

Für Schulen wäre der Ertrag höher, wenn sie aus einem Pool Testaufgaben selbst<br />

zusammenstellen und diese einsetzen könnten, nachdem sie die entsprechenden<br />

Unterrichtsinhalte tatsächlich bearbeitet haben (Unterrichtsevaluation). Die mit repräsentativen<br />

Stichproben erzeugten Normwerte aus dem Systemmonitoring könnten dann hilfreiche<br />

Vergleichswerte liefern. Aber die Politik steckt in einem selbst erzeugten Dilemma: Einerseits<br />

traut sie den Lehrer/inne/n nicht und macht deshalb die Lernstandserhebungen zu einer<br />

verpflichtenden Überraschung für alle; auf der anderen Seite lässt sie die Lehrpersonen die Tests<br />

selbst durchführen, auswerten und eingeben und öffnet damit Verfälschungen Tür und Tor.<br />

Und ein letztes: Für die Evaluation einzelner Kinderleistungen brauchen Lehrer/innen<br />

förderdiagnostisch relevante Verfahren. Der Grundschulverband verweist deshalb erneut auf sein<br />

– mit Kolleg/inn/en aus Schule und Wissenschaft entwickeltes - Angebot differenzierter<br />

Aufgaben zur Lernbegleitung, die Beobachtungshilfen mit konkreten Förderhinweisen - für alle<br />

Lernbereiche über die ganze Grundschulzeit hinweg - verbinden:<br />

Bartnitzky, H., u. a. (Hrsg.): Pädagogische Leistungskultur. Beiträge zur Reform der<br />

Grundschule. Grundschulverband: Frankfurt:<br />

Bd. 119 (2005): Materialien für Klasse 1/2 (Deutsch, Mathematik, Sachunterricht)<br />

Bd. 121 (2006): Materialien für Klasse 3/4 (Deutsch, Mathematik, Sachunterricht)<br />

Bd. 124 (2007): Ästhetik, Sport, Englisch - Arbeits-/Sozialverhalten<br />

Prof. Dr. Hans Brügelmann, Fachreferent im Grundschulverband für "Schulische<br />

Qualitätsentwicklung", 31.5.2010<br />

V.i.S.d.P: Maresi Lassek, Vorsitzende, Niddastr. 52, 60329 Frankfurt/Main<br />

Zur Veröffentlichung freigegeben - Grundschulverband - Arbeitskreis Grundschule e.V. / bildungsklick.de<br />

--------<br />

http://www.fuldainfo.de/index.php?area=1&p=news&newsid=11826<br />

Gutes wollen reicht nicht aus - Man muss es auch bezahlen können<br />

Wiesbaden (fdi) - Treffender hätte die Erklärung des Hessischen <strong>Rechnung</strong>shofes zu den<br />

Bemerkungen 2009 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Landes Hessen kaum ausfallen<br />

können" [...]<br />

Schon nach der Vorstellung heute lasse sich jedoch bereits konstatieren, dass in einigen<br />

Bereichen der Landesverwaltung Geld für unnütze Projekte ausgegeben oder aufgrund von<br />

Nachlässigkeiten zusätzliche Einnahmen versäumt wurden. So beliefen sich z.B. die<br />

Gesamtkosten für die Lehrer- und Schülerdatenbank (LUSD) für die Jahre 2004 bis 2008 auf<br />

rund 42 Millionen Euro. "Das Geld wurde in den Sand gesetzt für ein Projekt, das bis heute<br />

wegen mangelnder Planung nicht richtig funktioniert", so der SPD-Abgeordnete. Des Weiteren<br />

kritisiere der <strong>Rechnung</strong>shof, dass das Land wegen verspäteter Antragstellung bei den<br />

Altersteilzeitverhältnissen im Bereich der staatlichen Schulämter rund 8 Millionen Euro an<br />

Fördermitteln nicht vereinnahmt habe. "Hier wurde schlicht und einfach aus Schludrigkeit Geld<br />

für den Landeshaushalt verschenkt", sagte Weiß abschließend.


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 10<br />

http://www.fuldaerzeitung.de/newsroom/regional/Fulda-amp-Region-Lernstandserhebungen-Rektoren-ueben-Kritik;art25,302641#<br />

Lernstandserhebungen: Rektoren üben Kritik<br />

Von unserem Redaktionsmitglied Rainer Ickler<br />

14.06.2010 FULDA Die bundesweiten Lernstandserhebungen, die in den dritten Klassen in den<br />

Fächern Deutsch und Mathematik durchgeführt wurden, stoßen bei vielen Grundschullehrern in<br />

der Region auf Kritik. Sie seien viel zu schwierig und würden die Schüler demotivieren.<br />

„Durch vieles Wiegen wird die Sau auch nicht fetter“, kommentiert Gerhard Renner, Schulleiter<br />

der <strong>Pilgerzell</strong>er Grundschule und Kreisvorsitzender der Interessengemeinschaft der hessischen<br />

Schulleiter, die neuen Tests. Die Lernstandserhebungen wurden von der Kultusministerkonferenz<br />

der Länder (KMK) konzipiert und bundesweit einheitlich durchgeführt. Mit ihnen soll festgestellt<br />

werden, inwieweit Schülerinnen und Schüler bestimmte Kompetenzen beherrschen oder eben<br />

auch nicht. Aus den Ergebnissen sollen die Lehrkräfte ableiten, wie der Unterricht zu gestalten<br />

ist. Die Tests werden nicht bewertet.<br />

Renner kritisiert, dass die Tests dafür nicht taugten. „Viele Kinder waren überfordert, einige<br />

haben schnell aufgegeben, wieder andere sogar weinend die Klasse verlassen“, hat er registriert.<br />

Die Aufgaben seien viel zu komplex, zu umfangreich und würden die Schüler überfordern,<br />

bilanziert Renner. Er habe nichts gegen Tests, die angemessen seien, also dem Alter und der<br />

Erfahrung der Kinder entsprechen – in diesem Fall Acht- bis Neunjährige. Die<br />

Orientierungsarbeiten des Landes Hessen erfüllten diese Kriterien. Renner befürchtet, dass sich<br />

mit der neuen Erhebung die Lernstandards nicht mehr am mittelmäßig begabten Kind orientieren,<br />

sondern daran, was man gerne haben möchte.<br />

Kultusministerium nennt Niveau angemessen<br />

Eine Ansicht, die auch Renners Kollegin Barbara Tschöpe-Scholl teilt. Sie ist Rektorin an der<br />

Grundschule Großenlüder. „Man will deutschlandweit an den Schulen ein hohes Niveau<br />

schaffen. Aber dies erreicht man nicht durch solche, „den Schulen übergestülpten Tests“, sagt sie<br />

und fügt hinzu: „Der Weg ist falsch.“ Richtig wäre es, die Kompetenzen der Schüler zu fördern<br />

und sie zu ermutigen. Die Tests würden eher entmutigen. Tschöpe-Scholl hat festgestellt, dass<br />

eine sehr hohe Lesekompetenz zur Beantwortung der Fragen und zum Lösen der Aufgaben<br />

gefordert werde und der zeitliche Umfang viel zu umfangreich für acht- und neunjährige Kinder<br />

sei. Auch kritisiert sie die Bewertungskriterien. Wenn nur einige Teile einer mehrteiligen<br />

Aufgabe richtig beantwortet wurden, wird die gesamte Aufgabe als falsch bewertet. Dies sei<br />

doch unpädagogisch, sagt die Lehrerin. „Damit prüft man eine hohe oder eine nicht vorhandene<br />

Kompetenz“, kritisiert sie.<br />

Das Hessische Kultusministerium sieht das Niveau der Lernstandserhebungen insgesamt nicht<br />

als zu hoch an, erklärt Pressesprecher Alexander Hirt. Der Umfang der Lernstandserhebungen sei<br />

in der Praxis ermittelt worden und somit angemessen. „Sie werden nur mit Aufgaben versehen,<br />

die von Lehrerinnen und Lehrern unter Beratung von Fachdidaktikern entwickelt und im Vorfeld<br />

einem Praxistest unterzogen wurden“, erklärt Hirt.<br />

„Trotzdem nehmen wir selbstverständlich die Kritik aus den Schulen ernst, werden die einzelnen<br />

Punkte genau prüfen und an die federführende KMK weitergeben“, fügt Hirt hinzu. Auch die<br />

Gesamtbearbeitungszeit werde überprüft. Vielleicht könne Mathematik an zwei Tagen bearbeitet<br />

werden, damit die Bearbeitungszeit immer unter 45 Minuten liegt. Dieses Jahr waren es 60<br />

Minuten mit 10 Minuten Pause, Deutsch wurde am ersten Tag 40 und am zweiten 32 Minuten<br />

geprüft.


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 11<br />

Quelle: http://www.hna.de/nachrichten/kreis-kassel/wolfhagen/heftige-kritik-tests-grundschueler-804162.html<br />

Lehrer und Eltern sehen Kinder unter<br />

Druck gesetzt<br />

Heftige Kritik an Tests für Grundschüler<br />

14.06.2010<br />

Wolfhager Land. Heftige Kritik üben Schulleiter, Lehrer und Eltern an der aktuellen<br />

Lernstandserhebung für die dritten Klassen. Umfang und Inhalte seien eine Zumutung<br />

für die Schüler.<br />

Die Vorwürfe: Zu schwere und zu viele Aufgaben, schwammige Formulierungen und<br />

nicht lehrplangemäße Themen. Mit der Prüfung wollte das Kultusministerium den<br />

Wissensstand und die Leistung der Grundschüler in Mathematik und Deutsch ermitteln.<br />

Obwohl es keine Noten gibt, habe ein unglaublicher Druck auf den Kindern gelastet,<br />

sagt Silke Rübenkönig von der Grundschule Ippinghausen. Kinder hätten sogar geweint.<br />

„40 Seiten pro Schüler sind einfach zu viel.“ Den hohen Umfang der Arbeit bestätigt<br />

auch Wolfgang Engelmeyer von der Bad Emstaler Christine-Brückner-Schule und<br />

Carmen Best von der Grundschule Wolfhagen. Einige Kinder seien sehr verunsichert<br />

gewesen und hätten frühzeitig aufgegeben, so Best.<br />

Die Balhorner Grundschule habe wegen der Lernstandserhebungen einen Protestbrief<br />

an das Kultusministerium geschickt, sagt Schulleiterin Rita Leukert. Prüfungslehrer<br />

Florian Wolf erklärt: „Der Test war zu umfangreich, bestimmte Themen wurden<br />

überbewertet, andere Bereiche, wie beispielsweise die Geometrie fehlten ganz.“ Dieser<br />

Kritik schließt sich auch Christine Beyer von der Grundschule Dörnberg an. „Völlig<br />

daneben“ fand sie die Zeitvorgaben. „Normalerweise dauert ein Test in dieser<br />

Altersstufe nicht länger als 30 Minuten. „Die Lernstandserhebung war mit 90 Minuten<br />

kalkuliert.“ Die Textauswahl in Deutsch sei an dem üblichen Lesestoff vorbeigegangen.<br />

„Mit einem kaukasischen Volksmärchen konnten die Drittklässler herzlich wenig<br />

anfangen.“<br />

„Mein Sohn ist in Mathe Einser-Schüler und hat den Test in der vorgegebenen Zeit nicht<br />

bewältigen können“, so Stefan Wassmuth vom Kreiselternbeirat. Mit diesem Test seien<br />

die Kinder überfordert worden.<br />

Von Bea Ricken


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 12<br />

http://bildungsklick.de/pm/73610/vbe-vera-bei-lehrern-immer-noch-nicht-sehr-beliebt/<br />

VBE: VERA bei Lehrern immer noch nicht sehr beliebt<br />

Stuttgart, 27.05.2010 - "Testeritis" für die meisten Pädagogen ein rotes Tuch<br />

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht weiterhin wenig<br />

Akzeptanz für die kürzlich stattgefundenen bundesweit einheitlichen<br />

VERgleichsArbeiten für Drittklässler in Deutsch und Mathematik (VERA). Dabei stößt<br />

den Pädagogen sauer auf, dass diese Arbeiten wieder Inhalte aufgegriffen haben, die in<br />

manchen Klassen erst nach den Vergleichstests oder gar nicht in der Grundschule<br />

behandelt würden. Und unlösbare Aufgaben frustrieren Kinder, selbst wenn es dafür<br />

keine Noten gibt.<br />

Argwöhnisch beobachten die Pädagogen eine zunehmende "Testeritis" in den Schulen,<br />

seien es nun die Vergleichs- oder Diagnosearbeiten, Bildungsstandards oder zentrale<br />

Klassenarbeiten, Selbst- und Fremd-Evaluationsbögen, Kompetenzanalysen oder ganz<br />

allgemeine Untersuchungen von außen. Dabei sollten Lernstandserhebungen<br />

keinesfalls dazu führen, dass Schüler besonders fleißig speziell für diese Tests büffeln,<br />

sondern dass Schulen aus den Ergebnissen Erkenntnisse zur Verbesserung der<br />

Qualität von Unterricht erhalten.<br />

Und genau da sehen die meisten Pädagogen den Knackpunkt aller Erhebungen. Wenn<br />

schon aufwändig diagnostiziert werden müsse, danach aber nicht gezielt "therapiert"<br />

werden könne, weil beispielsweise Lehrerstunden fehlten, liefen Tests mehr oder<br />

minder ins Leere.<br />

Wenn in Vergleichsarbeiten Inhalte abgefragt werden, die in der Klasse noch nicht<br />

behandelt worden sind, erzeugt dieses Nichtwissenkönnen bei Schülern<br />

Versagensgefühle, die nicht sehr motivierend wirken. Die Orientierungsarbeiten in der<br />

vierten Klasse hatte man damals mit aus diesem Grund abgeschafft.<br />

Wenn den Schulen einerseits durch die neuen Bildungspläne immer mehr<br />

Gestaltungsspielraum beim Kompetenzerwerb zugestanden werde, andererseits aber<br />

wegen der zentralen Lernstandserhebungen Inhalte zwangsläufig bundesweit im<br />

Gleichschritt gelernt werden müssten, passe da irgendetwas nicht so richtig zusammen,<br />

bringt der VBE-Sprecher den Unmut der Lehrkräfte auf den Punkt.


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 13<br />

http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/10200370/artid/12403929<br />

Experte: Viele Schüler-Tests sind nicht sinnvoll<br />

Kultusminister kritisiert: Zu viele Erhebungen und zu viel Bürokratie<br />

Von Michael Ahlers<br />

Die Aufgabe war typisch. Drittklässler sollten berechnen, wie ein Glas mit roten und gelben Bärchen<br />

befüllt werden muss, damit bei zehn Bärchen die Chance möglichst groß ist, beim Ziehen zwei<br />

verschiedenfarbige Bärchen zu erhalten.<br />

"Hier zeigt es sich, dass es bei dem Kompetenzmodell‘ um ein Spinnengewebe handelt", so der<br />

Dortmunder Mathematiker und Didaktiker Erich Wittmann. An die Kultusminister der Länder schrieb<br />

Wittmann zur "Lernstandserhebung Vera 3/2010", einem Mathematiktest für Drittklässler: "Die<br />

Lernstandserhebung jedenfalls disqualifiziert diejenigen, die diesen Test entwickelt haben, auf der ganzen<br />

Linie".<br />

Eine Reihe von Texten übersteige das Fassungsvermögen der Kinder bei weitem. "Bei vielen Aufgaben<br />

müssen sich Kinder über zum Teil lange Texte mit dem jeweiligen Zusammenhang vertraut machen, noch<br />

dazu in einer Prüfungssituation und unter Zeitdruck", so Wittmann.<br />

Seit die Pisa-Studien Deutschlands Bildungswesen Mängel bescheinigten, geben die Bildungsforscher den<br />

Ton an, Tests gelten als unverzichtbar. Ob "Timss" (Mathematik und Naturwissenschaften), "Iglu" (Lese-<br />

Untersuchung) oder "Vera 3" und "Vera 8" (Deutsch, Mathematik und im Jahrgang 8 auch Englisch), von<br />

zusätzlichen eigenen Tests in Bundesländern ganz zu schweigen.<br />

"Die Einführung einer Vielzahl von wissenschaftlichen Steuerungsinstrumenten führt zu erheblichem<br />

Aufwand in Schulen, sie müssen immer neue Konzepte erstellen. Hier gilt es Aufwand und Ertrag kritisch<br />

zu überprüfen", sagt Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU). Das koste viel Zeit und<br />

Energie, führe aber auch zu großer Verunsicherung hinsichtlich des Nutzens. "Ich habe diese Form der<br />

Lernstandserhebung als Zumutung empfunden", zitiert Wissenschaftler Wittmann eine Schulleiterin. Dies<br />

sei kein Einzelfall.<br />

Kritisiert wird nicht nur, dass die Tests "nicht einmal ansatzweise" das im Unterricht Gelernte abbildeten.<br />

"Vera 3 wird am Anfang des zweiten Halbjahres des dritten Schuljahres geschrieben", so Wittmann. Zu<br />

diesem Zeitpunkt sei der Test zu dem Bereich "Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit" eine<br />

Zumutung. In der Grundschule stehe nicht genügend Zeit zur Verfügung, um das Thema bis zu diesem<br />

Zeitpunkt soweit zu entwickeln, wie es für eine angemessene Lösung einer Reihe dieser Testaufgaben<br />

nötig sei. Das Beispiel USA zeige, wie sich Unterricht zu Lasten musischer Fächer auf testrelevante<br />

Fächer und dort auf testrelevante Inhalte konzentriere. Dies sei auch in Deutschland zu beobachten.<br />

"Wenn demnächst die Geometrie dran ist, kann man Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit<br />

vernachlässigen", so der Dortmunder. "Leistungsstarke schreiben sowieso gute Tests, und bei<br />

Leistungsschwachen kann man nur mit viel Aufwand etwas erreichen", erklärt Wittmann – noch einmal<br />

am Vorreiter USA – die Gefahr der Konzentration der Kräfte auf Schüler des mittleren Lernniveaus.<br />

Kritik, die Althusmann in Interviews an zu vielen Tests und Bürokratie hat anklingen lassen, haben in der<br />

deutschen Kultusministerkonferenz offenbar Unruhe ausgelöst. Auch wenn der Niedersachse vom<br />

"Ausstieg" aus Tests nicht reden mag. Dafür denkt das Land offenbar umso intensiver darüber nach, sich<br />

und seinen Schulen mehr Spielraum zu verschaffen.<br />

Bei der Bärchen-Frage hilft die naheliegende Antwort "5 rot, 5 gelb" übrigens nicht. Mit ihnen landet man<br />

bei 55,6 Prozent Wahrscheinlichkeit, bei einer 4/6-Mischung bei 53,3. Selbst 1 rot, 9 gelb gibt laut<br />

Wittmann 20 Prozent.


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 14<br />

http://www.zeit.de/cds-berlin/2010-06/harte-kritik-an-vergleichsarb<br />

15.06.2010 21:23 Uhr Von Susanne Vieth-Entus<br />

Harte Kritik an Vergleichsarbeiten "Vera" in Mathematik<br />

Ein Didaktik-Professor nennt die Aufgaben des Vergleichstests für Drittklässler eine<br />

Zumutung. Die Vera-Ergebnisse liegen erst im Herbst vor.<br />

Die Berliner Kritiker der Drittklässler-Vergleichsarbeiten (Vera 3) bekommen Unterstützung von<br />

wissenschaftlicher Seite. Einer der renommiertesten Mathematikdidaktiker Deutschlands, Erich Christian<br />

Wittmann von der Technischen Universität Dortmund, hat einen Totalverriss der diesjährigen<br />

Lernstandserhebung an alle Kultusminister verschickt. Statt einer Antwort von politischer Seite folgte<br />

jetzt eine postwendende Antwort der verantwortlichen Wissenschaftler, die alle Vorwürfe zurückweisen.<br />

Laut Wittmann genügt „ein einziger Blick“ auf die Vera-Aufgaben in Mathematik, um zu sehen, dass „eine<br />

Reihe von Aufgabentexten und die Fülle der Aufgaben überhaupt das Fassungsvermögen von Kindern<br />

dieses Alters weit übersteigen“. Lernstandsaufgaben dieser Art seien „ein klarer Verstoß gegen den<br />

Vertrauensschutz“ und die zum Teil langen Texte „eine Zumutung“.<br />

Der Didaktiker, der seit über 20 Jahren auch Lehrer fortbildet, geht in seinem Text alle Aufgaben einzeln<br />

durch und kommt zu dem Ergebnis, dass kompetente Lehrer oder Didaktiker „so miserable Aufgaben<br />

nicht stellen“. Vera 3 „disqualifiziere“ die Test-Entwickler. Einige Aufgaben seien zudem „wenig<br />

lebensnah“ oder „künstlich“.<br />

Die Angegriffenen antworten nicht weniger deutlich. Wittmanns Kritik resultiere „schlicht aus<br />

Unkenntnis“, schreiben die bei Vera involvierten Bildungsforscher Olaf Köller, Petra Stanat, Hans Anand<br />

Pant und Kristina Reiss. Alle Aufgaben seien durch erfahrene Grundschullehrer entwickelt worden.<br />

Zudem weisen sie den Vorwurf zurück, die Aufgaben seien zu schwer für Drittklässler. Wittmanns Kritik<br />

gehe von der „naiven Vorstellung einer homogenen Schülerschaft aus“ und unterschätze das große<br />

Potenzial der Grundschulkinder, schreiben die vier Wissenschaftler. Überdies werfen sie dem<br />

Dortmunder „Kollegen“ vor, er führe einen „weitgehend irrationalen Feldzug gegen die<br />

Bildungsforschung“.<br />

Wittmann fühlt sich dennoch im Recht und verweist auf die Reaktionen „sehr vieler erfahrener<br />

Lehrerinnen und Lehrer aus den Ländern“, die er auf seine Kritik hin erhalten habe. Wie berichtet, hatte<br />

es auch in Berliner Grundschulen harsche Kritik an Vera gegeben. Es wurde sogar mit einem Boykott<br />

gedroht, weil die Aufgaben – insbesondere für soziale Brennpunktschulen – zu schwer seien. Zudem<br />

wurde kritisiert, dass die Vergleichsarbeiten von den Klassenlehrern beaufsichtigt werden. Immer wieder<br />

hieß es, dass die Lehrer ihren Schülern vor oder während der Arbeit Tipps gegeben hätten, um die<br />

Ergebnisse positiv zu beeinflussen. Stefan Albrecht, Leiter der Frohnauer Sintenis-Schule, bestätigte<br />

gestern wieder die Kritik Wittmanns, dass bei Vera zum Teil Stoff der vierten Klasse abgefragt wurde.<br />

Zudem seien Berlins Drittklässler durch die frühe Einschulung im Schnitt wesentlich jünger als die in<br />

anderen Bundesländern.<br />

Inzwischen haben die ersten Grundschulen ihre Vera-Ergebnisse bekommen, die Bildungsverwaltung hat<br />

aber noch keinen berlinweiten Überblick. Dies werde bis zum Herbst dauern, kündigte der Sprecher der<br />

Bildungsverwaltung, Jens Stiller, an. Das Ziel sei, den Schulen ausführliche Rückmeldungen zu geben, mit<br />

denen sie etwas anfangen könnten. Mit einer „Vorabauswertung“ sei vielleicht schon vor den<br />

Sommerferien zu rechnen. COPYRIGHT: ZEIT ONLINE, Tagesspiegel


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 15<br />

http://www.hna.de/nachrichten/politik/politik-lokal/umstrittene-grundschultests-werden-anders-oder-ganz-abgeschafft-800937.html<br />

11.06.10 FDP-Ministerin Henzler lenkt nach Kritik von Schulen, Eltern und Verbänden ein<br />

Umstrittene Grundschultests werden anders oder ganz abgeschafft<br />

Kassel/Wiesbaden. Nach Protesten von Eltern, Schulen, der Lehrergewerkschaft GEW und des<br />

Schulleiterverbandes IHS reitet Hessens Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) jetzt zurück:<br />

Der verpflichtende Lesetest für Zweitklässler wird abgeschafft. Für die Tests zum Wissensstand von<br />

Drittklässlern im nächsten Jahr bekommen die Grundschulen neu strukturierte Aufgaben. Das sagte die<br />

Ministerin der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS) in einem Interview. Neuigkeiten gebe es<br />

auch für die weiterführenden Schulen, sagte die Kultusministerin.<br />

So sei künftig die Teilnahme am Mathematikwettbewerb nicht mehr verpflichtend. Die Drittklässlertests<br />

waren von Eltern und Lehrern im Mai als zu umfangreich und zu schwierig kritisiert worden. Achtjährige<br />

würden so entmutigt, beschämt und vorgeführt.<br />

Angela Becker, Rektorin der Kasseler Grundschule Jungfernkopf, sprach von „hoch frustrierten“ Kindern,<br />

von „gebündeltem Frust“: „Die Aufregung ist groß.“ Erich Wittmann, Uni-Professor aus Dortmund und<br />

bundesweit bekannter Schulbuchautor, nannte den vom Berliner Institut zur Qualitätsentwicklung im<br />

Bildungswesen erstellten Mathe-Test ein Werk von „Ignoranten und Dilettanten“. Aus dem<br />

Kultusministerium hieß es damals auf HNA-Anfrage, die Lernstandserhebung sei keine Klassenarbeit,<br />

sondern eine „Diagnose“, um Lehrer anzuleiten, „wie der folgende Unterricht zu gestalten ist“.<br />

Der Test werde ja nicht benotet. Er solle bundesweit zeigen, welche Kompetenzen Schüler schon<br />

beherrschten und welche nicht. Da könne natürlich nicht jeder alles lösen. Zuständig sei überdies die<br />

Kultusministerkonferenz der Länder. Dort werde man auch Kritik diskutieren. Wie es jetzt zur Wende und<br />

den überraschend in der FAS angekündigten Änderungen kam, wollte ein Ministeriumssprecher am<br />

Nachmittag auf Anfrage unserer Zeitung nicht kommentieren Vor dem Ärger über die Grundschultests<br />

hatten Gesamtschulleiter bereits die Realschul-Abschlusstests in Mathematik als unzumutbar kritisiert und<br />

die Bewertung nach den vorgegebenen Maßstäben abgelehnt - damals änderte das Ministerium den<br />

Kriterien. Von Wolfgang Riek<br />

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http://www.morgenweb.de/nachrichten/politik/20100612_mmm0000000135571.html<br />

12. Juni 2010 Grundschulen: Kultusministerin reagiert auf Kritik<br />

Neue Tests für Drittklässler<br />

Frankfurt. Grundschulen in Hessen bekommen für die Tests zum Wissensstand von Drittklässlern im<br />

nächsten Jahr neu strukturierte Aufgaben. Der verpflichtende Lesetest für Zweitklässler wird abgeschafft.<br />

Das sagte die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) der "Frankfurter Allgemeine<br />

Sonntagszeitung" in einem Interview. Der Lesetest sei mit den Lernstandserhebungen, die auch<br />

Lesekompetenz abfragten, überflüssig geworden.<br />

Mit der Abschaffung und der Ankündigung neuer Aufgaben reagiert das Ministerium auf die Kritik, die<br />

Schulleiter, Lehrer und Verbände in den vergangenen Wochen geäußert haben. Hessen hatte erstmals an<br />

bundesweit einheitlichen Tests für Drittklässler teilgenommen. Kritiker monierten anschließend, dass ein<br />

Teil der Aufgaben für die Kinder zu schwer und der Aufwand für die Schulen zu groß sei. Neuigkeiten<br />

gebe es auch für die weiterführenden Schulen, sagte die Kultusministerin. So sei künftig die Teilnahme<br />

am Mathematikwettbewerb nicht mehr verpflichtend. Lhe Südhessen Morgen


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 16<br />

http://www.hna.de/nachrichten/hessen/baerchen-tester-rueckzug-umstrittene-drittklaessler-lernstandserhebung-kultusministerium-reagiert-kr-806677.html<br />

Drittklässler-Lernstandserhebung: Ministerium reagiert auf Kritik<br />

16.06.10 Kassel. Protestbriefe, Resolutionen und Hilferufe von Lehrern und Eltern zeigen<br />

Wirkung: Noch so eine Pleite wie die mit der Lernstandserhebung in den dritten<br />

Grundschulkassen will Hessens Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) sich ersparen.<br />

Nächstes Jahr, sagte Henzler am Wochenende im Interview einer Frankfurter Zeitung, würden<br />

die Tests „anders strukturiert und stärker dem angepasst, was Kinder in der dritten Klasse<br />

vermittelt bekommen“. Soll wohl heißen: Wahrscheinlichkeitsrechnung mit <strong>Gummibärchen</strong><br />

droht den Achtjährigen 2011 wohl nicht mehr - Hessens Schulrahmenplan sieht sie auch gar<br />

nicht vor.<br />

Zu kompliziert, zu viel, schlicht entmutigend: So hatten Grundschulen vor allem die Mathe-<br />

Lernstandserhebung benotet. Manche Aufgaben hätten die Drittklässler nicht mal sprachlich<br />

verstanden - vom Rechnen ganz zu schweigen. Kinder, die Tests unter Weinkrämpfen abgeben,<br />

nimmt kein Lehrer einfach so hin. Da helfen auch Beruhigungsappelle des Kultusministeriums<br />

nichts, es gebe doch gar keine Noten, und bei derartigen „Kompetenzdiagnosen“ könnten auch<br />

nicht alle alles wissen.<br />

Ministerin Henzler hat Besserung gelobt. Das war’s bislang. Ihr Sprecher Nicolas Wolz auf<br />

HNA-Anfrage: Man könne leider „jetzt noch nicht genau sagen, wie die Aufgaben im<br />

kommenden Jahr im Einzelnen aussehen“. Klar ist: Die Bärchen-Tester sind auf dem Rückzug,<br />

die Experten vom Berliner Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), die die<br />

Erhebungen bundesweit zusammenstellen, müssen umdenken. In der Hauptstadt hat die Initiative<br />

„Grundschulen im sozialen Brennpunkt“ zeitweise über einen Boykott nachgedacht. Der<br />

Lehrerverband Bildung und Erziehung in Baden-Württemberg findet Tests überflüssig, die<br />

Kinder „mit unlösbaren Aufgaben frustrieren“. Und Niedersachsens Kultusminister Bernd<br />

Althusmann hat nach Medienberichten seine Kollegen mit „Kritik an zu vielen Tests und<br />

Bürokratie“ beunruhigt.<br />

Wenn’s wirklich besser wird im nächsten Jahr, sollen auch die Schulen profitieren. Henzler-<br />

Sprecher Wolz: „Wir wollen die Belastung der Schulen senken, zum Beispiel durch das zentrale<br />

Drucken und Versenden der Testhefte, durch kürzere Eingabezeiten in das Onlineportal, etc.“<br />

Auch sollen mehr Probekandidaten als bisher vorher durcharbeiten, was später ihre achtjährigen<br />

Altersgenossen auf den Tisch bekommen. Und schließlich: Vielleicht haben ja manche Lehrer<br />

und Eltern den Sinn der Übung einfach nicht richtig begriffen. Das Ministerium: „Die<br />

Konzeption der Lernstandserhebungen soll den Schulen noch einmal vertieft kommuniziert<br />

werden.“ Heißt zu Deutsch: Man will allen alles nochmal und noch besser erklären.<br />

Von Wolfgang Riek<br />

Hintergrund: Stimmen aus Nordhessens Schulen<br />

• Silke Rübenkönig von der Grundschule Ippinghausen: „40 Seiten pro Schüler sind einfach zu viel.“ Manche<br />

Kinder hätten sogar geweint.<br />

• Stefan Wassmuth vom Elternbeirat des Landkreises Kassel: „Mein Sohn ist in Mathe Einser-Schüler und hat den<br />

Test in der vorgegebenen Zeit nicht bewältigen können.“<br />

• Rektor Robert Braun von der Osterbachschule Homberg: „Anstelle eines Erfolgserlebnisses erleben die Kinder<br />

Versagensangst.“<br />

• Schulleiter Frank Eberlein von der Astrid-Lindgren-Schule in Malsfeld: „Die Kinder waren platt.“ Die Mathetests<br />

hätten viele schon nach den ersten Aufgaben frustriert: „Im Land rührt sich Widerstand gegen diese maßlose<br />

Messerei.“ Manche Schulen drohten sogar mit Boykott.


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 17<br />

14. Juni 2010 Im Gespräch: Kulturministerin Henzler<br />

„Am Unterricht wird nicht gespart“<br />

Das hessische Kultusministerium soll Millionen Euro einsparen, will aber trotzdem neue Lehrkräfte einstellen.<br />

Kultusministerin Henzler sagt im Interview, wie das zusammenpasst. Auch äußert sie sich über<br />

Neuregelungen bei Tests für Grundschüler und Bildungsstandards.<br />

Frau Ministerin, wie viel überflüssiges Geld steckt im hessischen Bildungswesen?<br />

Im hessischen Bildungswesen schlummert gar kein überflüssiges Geld. Trotzdem werden auch wir unseren Anteil an den<br />

Sparbemühungen erbringen müssen. Bei einem Etat von mehr als 4,1 Milliarden Euro muss das Kultusministerium 1,1<br />

Prozent einsparen, das sind 45 Millionen Euro. Und das werden wir auch tun.<br />

Wo haben Sie diese Millionen denn übrig?<br />

Ich bitte um Verständnis, dass ich keine Details nennen kann, bevor wir nicht die Chefgespräche hinter uns haben, die in<br />

diesem Monat stattfinden. Sagen kann ich aber schon, dass wir nicht am Unterricht sparen werden.<br />

Sie suchen das Geld also in den Ämtern und in der Verwaltung zusammen? Lassen nach freiwerdenden Stellen<br />

schauen, die nicht mehr besetzt werden? Ihr Staatssekretär hat unlängst bei einer Veranstaltung von<br />

manchen liebenswürdigen Programmen gesprochen, die es in Zukunft vielleicht nicht mehr geben werde. Was<br />

ist damit gemeint?<br />

Zu den Details kann ich noch nichts sagen. Langfristig gesehen werden wir die Organisation der Bildungsverwaltung in<br />

Hessen umstrukturieren, sie straffen und effektiver machen. Dann werden da auch Stellen eingespart werden können.<br />

Trotz Einsparungen, das haben Sie in dieser Woche gesagt, wird es Neueinstellungen geben. Wie passt das<br />

denn zusammen?<br />

Wir haben in den Koalitionsvereinbarungen sehr genau verabredet, dass wir im Laufe dieser Legislaturperiode 2500<br />

zusätzliche Lehrerstellen schaffen. Wir haben im ersten Jahr 1000 Stellen geschaffen, wir schaffen jetzt mit dem<br />

bevorstehenden Schuljahr 650 neue. Ich möchte gerne zum Schuljahr 2011/12 dann wieder 500 zusätzliche Lehrerstellen<br />

und hoffe, dass mir der Finanzminister und das Parlament diese Stellen genehmigen. An dem Ziel, 2500 zusätzliche<br />

Lehrerstellen zu schaffen, arbeiten wir also mit Hochdruck.<br />

Am Dienstag haben Sie angekündigt, eine Führungsakademie zu gründen, unter anderem, um Werbung für<br />

Leitungsfunktionen im Bildungswesen zu machen. Will in Hessen heute niemand mehr Schulleiter werden?<br />

Das glaube ich nicht. Aber die Aufgaben für Schulleiter sind umfassend und werden mit der selbständigen Schule noch<br />

vielfältiger, deshalb muss man sie einfach gut vorbereiten. Und wer jetzt eine Schule führt, ist auf die Aufgaben der<br />

selbständigen Schule auch nicht richtig vorbereitet, auch er braucht Schulung und Unterstützung. Außerdem müssen wir<br />

darauf achten, dass wir geeignetes Personal früh erkennen und fördern. Dabei wollen wir uns am Beispiel großer Firmen<br />

orientieren.<br />

Selbst wenn Rektoren irgendwann einmal große Haushalte verwalten müssen, sind sie vor allem ausgebildete<br />

Fachlehrer. Wäre es nicht sinnvoller, den Schulen kaufmännisches Personal zuzuweisen, statt Pädagogen in<br />

Buchhaltungskurse zu schicken?<br />

Das wird jeder Schulleiter selbst entscheiden können, ob er sich in die Materie einarbeiten will, weil ihn das interessiert,<br />

oder ob er aus seinem Budget eine kaufmännische Kraft bezahlt.<br />

Mit der Führungsakademie soll auch die Lehrerfortbildung neu geordnet werden. Haben hessische Lehrer ein<br />

Fortbildungs-Defizit?<br />

Nein. Ich meine aber, man muss die Fortbildung intensivieren und muss sie so strukturieren, wie es die Bedürfnisse<br />

erfordern. Wir wollen die selbständige Schule. Dafür brauchen wir einen bestimmten Typus von Schulleitern, also muss ich<br />

auch einen entsprechenden Schwerpunkt in der Fortbildung setzen. Bildungsstandards werden eingeführt, wir wollen hin zu<br />

einem kompetenzorientierten Unterricht, da gilt für die Fortbildung das Gleiche.


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 18<br />

Wie weit sind die Bildungsstandards?<br />

Erste interne Anhörungen zu den Entwürfen haben stattgefunden, das wissen Sie. Jetzt steht alles im Internet, und jeder<br />

kann sich dazu äußern. In den Sommerferien werden die Einwände und Bemerkungen aufgearbeitet. Danach beginnt das<br />

offizielle Anhörungsverfahren, auch mit dem Landeselternbeirat.<br />

Was sind heute die strittigsten Punkte?<br />

Der Grundsatzstreit bei den Standards findet zwischen denen statt, die in die Kerncurricula möglichst wenig<br />

hineinschreiben wollen, und denen, die möglichst viel ganz genau vorgeben wollen. Deshalb war die erste Anhörung so<br />

wichtig für uns. Im Bereich Mathematik zum Beispiel hat es Kritik gegeben, dass in den Entwürfen für die<br />

Bildungsstandards zu wenige Themen enthalten seien. Dem sind wir nachgegangen, und ich glaube, wir haben jetzt gerade<br />

für dieses Fach eine, wie ich finde, richtige Mischung zwischen einerseits Kerncurricula und Freiheiten für den Unterricht<br />

und andererseits den Themen, die behandelt werden müssen.<br />

Bleiben wir bei Zwängen: An den Grundschulen sind erstmals die neuen Vergleichsarbeiten für Drittklässler<br />

geschrieben worden, daran hat es viel Kritik gegeben. Zu aufwendig, zum Teil zu schwere Aufgaben, hieß der<br />

Vorwurf, und der Ertrag sei gering. Hat diese Kritik Sie erreicht?<br />

Ja. Das ist von Hessen in der Kultusministerkonferenz bereits angesprochen worden. Anwesend waren bei dieser<br />

Zusammenkunft auch die Leiter des Instituts in Berlin, das die bundesweit einheitlichen Aufgaben entwickelt hatte. Es ist<br />

vereinbart worden, dass die Aufgaben für das nächste Jahr anders strukturiert sein werden und stärker dem angepasst,<br />

was Kinder in der dritten Klasse vermittelt bekommen. Trotzdem sind wir uns darüber einig, dass Lernstandserhebungen<br />

sinnvoll sind. Mit ihnen können die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler überprüft werden. Ziel dabei ist es, daraus<br />

ein neues Konzept für den Unterricht zu entwickeln. Das einzelne Kind wird damit nicht bewertet. Das ist vielleicht nicht<br />

klar genug kommuniziert worden. Also, die Kritik ist angekommen, wir gehen darauf ein. Und wir planen weitere<br />

Veränderungen.<br />

Welche sind das?<br />

Wir werden den Lesetest, der in den Grundschulen noch in der Klasse zwei stattfindet, abschaffen. Mit den<br />

Lernstandserhebungen in der dritten Klasse werden ja auch Lesekompetenzen abgefragt, da müssen wir den Test nicht<br />

zusätzlich haben. Außerdem müssen die Schulen die Aufgaben für die Lernstandserhebungen künftig nicht mehr<br />

herunterladen und für jeden Schüler zusammenstellen. Wir werden sie drucken lassen und den Schulen Hefte für jedes<br />

Kind zur Verfügung stellen.<br />

Gibt es auch Pläne, die weiterführende Schulen betreffen?<br />

Lernstandserhebungen in Klasse sechs und acht werden fortgeführt. Sie bleiben freiwillig wie bisher, aber wir hoffen, dass<br />

möglichst viele Schulen daran teilnehmen. Die hessenweit einheitlichen Vergleichsarbeiten in Klasse sechs und acht bleiben<br />

jedoch verpflichtend. Der Mathematik-Wettbewerb soll wiederum freiwillig werden. Die Schulen können die Aufgaben des<br />

Wettbewerbs aber natürlich als Klassenarbeiten verwenden. Die landesweit einheitlichen Abschlussprüfungen bleiben<br />

selbstverständlich bestehen.<br />

Zuletzt möchte ich das Thema Odenwaldschule ansprechen. In diesem Internat wurden offensichtlich über<br />

mehr als 20 Jahre hinweg Kinder missbraucht. Warum schreitet, wenn so etwas bekannt wird, ein Ministerium<br />

nicht ein? Warum wird so eine Schule nicht geschlossen?<br />

Die Odenwaldschule ist in einem ganz schwierigen Aufarbeitungsprozess, die jetzige Leiterin gibt sich wirklich die<br />

allergrößte Mühe, das transparent zu machen und aufzuklären. Sie können eine Schule nur dann schließen, wenn es einen<br />

aktuellen Anlass gibt.<br />

Hätte nicht wenigstens ein Beauftragter eingesetzt werden müssen, ein Kommissar, der sich diese Schule eine<br />

Weile anschaut? Ein Missbrauchsfall soll ja noch nicht verjährt sein.<br />

In diesem Land ist die Staatsanwaltschaft das Organ, das ermittelt, das ist nicht das Kultusministerium. Deshalb<br />

appellieren wir ja auch, dass überall, wo Missbrauchsfälle bekanntwerden, sofort die Staatsanwaltschaft informiert wird.<br />

Dennoch versuchen wir auch in unserem Haus einen Beitrag zu leisten, Missbrauch insgesamt zu verhindern. Es wird zum<br />

Beispiel gerade eine Handreichung für Schulen erarbeitet, mit Informationen, Ansprechpartnern, Notrufnummern, da sitzt<br />

eine Arbeitsgruppe dran. (Die Fragen stellte Jacqueline Vogt)


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 19<br />

http://www.anwalt.de/rechtstipps/rechtsnews/beamtenrecht-ein-schulleiter-muss-sich-selbst-entlasten-koennen_004418.html<br />

Beamtenrecht: Ein Schulleiter muss sich<br />

selbst entlasten können<br />

Rechtsnews vom 02.06.2010<br />

Auch wenn das Arbeitspensum eines Schulleiters ständig wächst, kann er keine individuelle<br />

Entlastung durchsetzen. In dem Fall ging es um den Schulleiter einer Gesamtschule mit 800<br />

Schülern, der seit Jahren Überstunden leistete und Urlaub teilweise verfallen ließ. Er war der<br />

Meinung, dass die Überlastung systembedingt sei und deswegen vom Dienstherrn gegengesteuert<br />

werden müsste. Denn den Schulen und ihren Leitungen würden immer mehr organisatorische<br />

Aufgaben übertragen, ohne aber an anderer Stelle für Entlastung zu sorgen. Der Hessische<br />

Verwaltungsgerichtshof folgte seinem Argument nicht. Denn im Vergleich mit der Arbeitzeit<br />

anderer altersgleicher Beamten - hochgerechnet auf das gesamt Jahr - stehe er nicht<br />

unverhältnismäßig schlechter da. Außerdem habe er als Leiter die Chance, zu delegieren, seine<br />

Arbeitszeit selbst zu planen, die Aufgaben zu gewichten und die Ferien (als unterrichtsfreie) Zeit<br />

zu nutzen. (Hessischer VGH, 1 A 1686/09)<br />

-<br />

http://www.fnp.de/nnp/region/hessen/wo-hessen-geld-verschwendet_rmn01.c.7747369.de.html<br />

Frust mit «LUSD»<br />

Die Lehrer- und Schülerdatenbank LUSD mit Kosten von 42 Millionen Euro in den Jahren 2004<br />

bis 2008 hat den <strong>Rechnung</strong>shof schon früher zu zahlreichen Empfehlungen animiert, um Mängel<br />

abzustellen. Viele Schulsekretärinnen hatten nach der Einführung geklagt, das störanfällige<br />

System behindere ihre Arbeit für Stunden. «Das ist kein Kleingeld», merkte Eibelshäuser zu den<br />

Kosten an.<br />

Bei der Altersteilzeit für angestellte Lehrer hat sich das Land nach Erkenntnissen des<br />

<strong>Rechnung</strong>shofes Fördermittel der Bundesagentur für Arbeit in Millionenhöhe entgehen lassen.<br />

Das Land kann als Arbeitgeber solche Mittel in Anspruch nehmen. 125 Lehrer gingen seit<br />

Einführung dieses Angebotes für die hessischen Pädagogen im Jahr 1998 bis Ende Juli 2009 in<br />

eine Altersteilzeit. Dafür hätten 5,2 Millionen Euro Fördermittel in Anspruch genommen werden<br />

können – eingenommen hat das Land insgesamt aber nur 171 000 Euro.<br />

Die Berechnung der Pflichtstunden für Lehrer ist dem <strong>Rechnung</strong>shof zu kompliziert. Dabei<br />

spielten unter anderem Unterrichtsermäßigungen und besondere dienstliche Tätigkeiten wie die<br />

Betreuung der Schulbücherei eine Rolle. «Die Pflichtstundenverordnung berücksichtigt viele<br />

Einzelinteressen und ist wenig transparent», merkt der <strong>Rechnung</strong>shof an. Die Folge sei ein<br />

erheblicher Zeit- und Verwaltungsaufwand. Der <strong>Rechnung</strong>shof empfiehlt eine Vereinfachung<br />

und schlägt dazu ein Jahresarbeitszeit-Modell vor. Darin könnten Pflichtstunden und<br />

Präsenzzeiten festgelegt werden. lhe


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 20<br />

http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1274172859859<br />

03.06.10 Schullandschaft<br />

Viele Lehrer sind am Limit<br />

VON CAROLINE HEBESTREIT UND WALTER ZÖLLER,<br />

MAGDEBURG/MZ. Sachsen-Anhalts neue Kultusministerin Birgitta Wolff (CDU) hat eine Debatte<br />

über die Leistungsfähigkeit von Lehrern ausgelöst. Mit ihrer Feststellung, etliche Pädagogen im Land<br />

seien ausgebrannt, hat sie offenbar den Finger in die Wunde gelegt und bei den Lehrervertretungen offene<br />

Türen eingerannt. Gewerkschaften und Verbände bestätigten, dass sich besonders ältere Lehrer<br />

zunehmend in ihrem Beruf überlastet fühlten. Als Ursachen nannten sie ein überaltertes Kollegium und<br />

zum Teil viel zu große Klassen.<br />

Die Kultusministerin hatte vor zwei Tagen angekündigt, einen möglicherweise effizienteren Einsatz von<br />

Geld zu prüfen. Dabei sagte sie: "Es darf nicht darum gehen, ein Fass zu füllen, sondern eine Flamme zu<br />

entzünden." Diese brenne aber bei etlichen Lehrern nicht oder nicht mehr.<br />

Jürgen Mannke, Vorsitzender des Philologenverbandes, nannte dies eine "realistische Einschätzung".<br />

Nicht nur der hohe Altersdurchschnitt unter den Lehrern sei ein Problem. Auch die zusätzlichen Stunden,<br />

die sie leisten müssten, etwa im Krankheitsfall eines Kollegen, gingen immer mehr zu Lasten der<br />

Gesundheit. Hinzu kämen Klassen mit bis zu 29 Schülern. Dem sei nur durch die Einstellung junger<br />

Lehrkräfte beizukommen, die das Kollegium entlasten, so Mannke.<br />

Auch der Verband Bildung und Erziehung sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)<br />

erklärten, das Problem sei nicht von der Hand zu weisen. Besonders in den Sekundarschulen stießen<br />

Lehrer häufig an ihre Grenzen, sagte GEW-Sprecher Hans-Dieter Klein. Das zeige auch der Zuspruch zu<br />

dem kürzlich ausgehandelten Teilzeittarifvertrag. Er ermöglicht den derzeit rund 20 800 Lehrern im Land,<br />

freiwillig in Teilzeit zu gehen. Auch Klein nannte die Bildung kleinerer Klassen als Möglichkeit, um das<br />

Lehrpersonal insbesondere in sozialen Brennpunkten zu entlasten.<br />

Unterdessen hat Kultusministerin Wolff angekündigt, mit der GEW rasch Lösungen suchen zu wollen.<br />

"Ob das Ministerium bisher zu wenig in diesem Bereich getan hat, kann ich nicht beurteilen. Wir müssen<br />

uns aber gemeinsam Gedanken machen, was wir zum Wohle der Schüler und Lehrer tun können."<br />

http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1275543395467&openMenu=987490165154&calledPageId=987490165154&listid=0<br />

03.06.2010 Neu-Kultusministerin Wolff<br />

Vorschusslorbeer<br />

HALLE/MZ. So deutlich hat es noch keiner ausgesprochen. "Es geht darum eine Flamme zu entzünden.<br />

Gerade diese brennt aber bei etlichen Lehrern nicht oder nicht mehr." Sagt Sachsen-Anhalts Neu-<br />

Kultusministerin Birgitta Wolff (CDU). Und erntet dafür nicht - wie zu vermuten wäre - Zorn und<br />

Empörung, sondern viel, viel Beifall. Die Gewerkschaften kommen aus dem Schulterklopfen gar nicht<br />

mehr heraus.<br />

Verkehrte Welt? Wohl kaum. Wolff hat drastisch ausgesprochen, was bisher eher zurückhaltend in<br />

Statistiken unter dem Titel "Überalterung der Lehrerschaft" daher kam. Tatsache ist: An den Schulen des<br />

Landes wachsen die Probleme mit Pädagogen in fortgeschrittenem Alter, die sich ausgebrannt und leer<br />

fühlen. Das wissen die Lehrerverbände nur zu gut, und hoffen nun auf eine Ministerin, die den Dingen ins<br />

Auge sieht. Und nach Lösungen sucht. Dazu gehört, mehr jungen, gut ausgebildeten Lehrern eine<br />

Berufschance zu geben. Angesichts knapper Kassen leichter gesagt als getan.<br />

Die Ministerin sollte sich von dem Applaus nicht täuschen lassen. Ihre starken Worte sind mit einem<br />

Kredit bedacht worden. Zurückzahlen lässt sich der nur durch Taten.


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 21<br />

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2010/03/Das-perfekt-Schulsystem<br />

Die ideale Schule<br />

Die Bundesländer liefern sich einen Wettstreit um die beste Schulform – doch<br />

auf die Experten und die Eltern hört niemand.<br />

Seitdem die Menschen zur Schule gehen, träumen sie von der perfekten Schule. Dabei gehen die<br />

Ansichten darüber, was eine gute Schule ausmacht, weit auseinander. Die einen wünschen sich eine<br />

angstfreie Schule als wirklichen Lebensort ohne Noten und Sitzenbleiben, andere suchen nach Leistung<br />

und Eliteförderung. Ein Traum aber verbindet die meisten pädagogischen Visionäre miteinander: Eine<br />

Schule, in der jedes einzelne Kind im Mittelpunkt steht, die jeden Schüler mitnimmt, sich auf die<br />

unterschiedlichsten Begabungen einstellt und unentdeckte Potenziale hebt. Doch das einzelne Kind gerät<br />

leicht aus dem Blick, wenn sich Schulen vor allem auf Leistungsvergleiche, die Einführung neuer<br />

Bildungsstandards und die neuesten Rahmenrichtlinien aus den Kultusministerien konzentrieren<br />

müssen.<br />

Dabei sollte doch alles anders werden, nachdem die Ergebnisse der ersten Pisa-Studie vor fast zehn<br />

Jahren Deutschlands Schülern nur Mittelmaß bescheinigt hatten. Der Schock saß tief und führte zu<br />

grundsätzlichen Fragen: Taugen die tradierten Schulsysteme noch, damit Deutschlands Schüler wieder<br />

den Anschluss an die internationale Spitze schaffen? Und in welchen Schulformen sind sie am besten<br />

aufgehoben?<br />

Ein Wettlauf um die effektivsten Schulstrukturen begann. Seitdem sind die Schulsysteme der 16<br />

Bundesländer gigantische Großbaustellen. Es wird aufgerissen und zubetoniert, aufgestockt und<br />

abgespeckt, je nachdem welche politische Konstellation gerade über Bildung entscheidet. Eine<br />

unvollendete Reform folgt der nächsten. »Für die meisten Strukturreformen gibt es keine pädagogische<br />

Logik. Das ist immer ein politischer Kuhhandel«, sagt Hans Brügelmann, Erziehungswissenschaftler an<br />

der Universität Siegen.<br />

Die endlosen Reparaturen am Bauwerk Schule haben ihren Preis – Eltern, Schüler und Lehrer reagieren<br />

zunehmend empfindlich auf jedes weitere Experiment. In Hamburg tobt seit zwei Jahren ein<br />

Bildungskrieg, wie ihn Deutschland noch nicht erlebt hat. Was den Aufstand der Eltern heraufbeschworen<br />

hat, sind nicht mehr als zwei Schuljahre. Hamburgs schwarz-grüner Senat plant, die Grundschule zur<br />

sechsjährigen Primarschule zu reformieren. Dafür muss das Gymnasium um zwei Jahre schrumpfen,<br />

ausgerechnet die Lieblingsschule der Hamburger Eltern. Ihnen fehlt der Glaube, dass Schule automatisch<br />

besser wird, sobald sich die Strukturen ändern. Zudem gibt es bisher keinerlei eindeutige empirische<br />

Belege, dass die sechsjährige Grundschule zu mehr Leistung führt als die vierjährige. »Wir<br />

Bildungsforscher interpretieren das so, dass sechs Jahre gemeinsames Lernen nichts schaden, aber auch<br />

nichts verbessern«, sagt Olaf Köller, Direktor am Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und<br />

Mathematik in Kiel. »Die Kernvoraussetzung für eine gute Schule ist gelingender Unterricht, nicht die<br />

Struktur«, sagt Köller. Guter Unterricht sei unter allen Strukturbedingungen möglich.<br />

Allerdings: Deutschland und Österreich sind die einzigen Länder in Europa, die ihre Schüler bereits nach<br />

vier Jahren Grundschule auf mehrere Schulformen verteilen und damit Lebenswege zementieren. Immer<br />

mehr Eltern sehen aus Frustration über das zergliederte und hochselektive Schulsystem im längeren<br />

gemeinsamen Lernen neue Hoffnung. »Die gemeinsame, inklusive Schule für alle ist für das<br />

Hineinwachsen in eine demokratische Gesellschaft unverzichtbar«, sagt Hans Brügelmann. Das aber ist<br />

noch lange nicht Konsens. Eine flächendeckende Einführung von Gemeinschaftsschulen sei in<br />

Deutschland nach wie vor politisch nicht gewollt, sagt Olaf Köller. »Allein schon, weil sich niemand vom<br />

Gymnasium verabschieden will. Da müssen wir uns nichts vormachen.« In vielen Bundesländern zeichne


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 22<br />

sich aber ein Trend zur Zweigliedrigkeit ab. Das heißt: Nach der Grundschule steht neben dem<br />

Gymnasium nur eine weitere Schulform zur Verfügung, die im Idealfall ebenfalls zum Abitur führt. In<br />

Hamburg und Bremen werden Haupt- und Realschüler künftig unter einem Dach unterrichtet. Das Abitur<br />

kann in den neuen Stadtteil- bzw. Oberschulen nach 13 Jahren absolviert werden. In einem derart<br />

durchlässigen System sollte kein Kind mehr in seiner Entwicklung behindert werden. Und so kann, wer<br />

sich etwa erst in der achten Klasse vom Sinn des Lernens überzeugen lässt, immer noch bis zum Abitur<br />

durchstarten. Abstellgleise darf es in einem zukunftsfähigen Schulsystem nicht mehr geben. Die moderne<br />

Schule muss dafür sorgen, dass kein Kind zurückbleibt.<br />

Dafür brauchen Pädagogen einen neuen Blick auf ihre Schüler: Es gibt kein Kind, das alles kann – aber<br />

auch keines, das nichts kann. Die Vielfalt an Talenten und Begabungen, aber auch an Schülern ganz<br />

unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft zum Programm zu machen bedeutet auch, sie nicht<br />

mehr als Bedrohung zu erleben. Bisher hat Heterogenität in der Ausbildung vieler Lehrer kaum eine Rolle<br />

gespielt. Sie haben sich auf ein Schulsystem eingestellt, das gut vorsortiert und die Schwachen rechtzeitig<br />

von den Starken trennt. Aber ohne Lehrer, die sich auf neue differenzierende Unterrichtsmethoden<br />

einlassen, um den unterschiedlichen Leistungsniveaus in einer Klasse zu entsprechen, wird Schule nicht<br />

gerechter, und die Bildungschancen eines Kindes werden auch weiterhin vom sozialen Status seiner<br />

Familie abhängen.<br />

Wer gute Schulen kennt, der weiß, dass sie in jedem beliebigen Schulsystem entstehen können: immer<br />

dann, wenn Lehrer, Eltern und Schüler die Entwicklung ihrer Schule selbst in die Hand nehmen. Noch<br />

länger auf Rezepte zu setzen, deren Wirkung fragwürdig ist, führt dagegen vor allem dazu, dass Potenziale<br />

und Talente im großen Stil verschwendet werden. COPYRIGHT: ZEIT Wissen 03/2010<br />

------------------------------<br />

09. Juni 2010 Trotz Sparzwangs<br />

Kultusministerin Henzler will 500 neue Lehrer<br />

Finanzminister Weimar (CDU) erwartet Sparbeiträge von allen hessischen<br />

Ministern. Kultusministerin Henzler (FDP) möchte dessen ungeachtet im<br />

nächsten Jahr 500 neue Lehrkräfte einstellen.<br />

Unabhängig von neuen Stellen müsse das Kultusministerium 2011 einen Sparbeitrag von 45<br />

Millionen Euro erbringen, sagt Henzler<br />

Die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) will im kommenden Jahr trotz des<br />

Sparkurses 500 zusätzliche Lehrer einstellen. Grundlage sei das Vorhaben der schwarzgelben<br />

Koalition, in dieser Legislaturperiode 2500 neue Lehrerstellen zu schaffen, sagte Henzler dem<br />

Rundfunksender HR-Info.<br />

In Kürze werde sie abschließende Gespräche mit Finanzminister Karl-Heinz Weimar (CDU)<br />

führen. Im laufenden Jahr schaffe das Land bereits 650 neue Lehrerstellen.<br />

Unabhängig von den neuen Stellen müsse das Kultusministerium 2011 aber weiterhin einen<br />

Sparbeitrag von 45 Millionen Euro erbringen, sagte Henzler. Das seien 1,2 Prozent ihres Etats.<br />

Details des Sparpakets will Henzler demnächst nach den Beratungen mit Weimar<br />

veröffentlichen. Die Ministerin: „Wir wollen eines verschonen: Das sind Unterricht und die<br />

Schulen.“


Pressespiegel des IHS-Kreisverbandes Fulda vom 14.06.2010 (nur zum internen Gebrauch) 23<br />

www.teachersnews.net/mediathek/file/flyer-dr-klein-02-10_k4.pdf<br />

Bildungsstandards auf dem Prüfstand - Der<br />

Bluff der Kompetenzorientierung<br />

Als 2005 die „Frankfurter Einsprüche gegen die technokratische Umsteuerung des Bildungssystems“ mit<br />

großer öffentlicher und fachlicher Resonanz erfolgten, zeichnete sich die Durchsetzung von<br />

Bildungsstandards als einem der zentralen Steuerungsmittel bereits ab. Schon 2003 war die „Expertise zu<br />

nationalen Bildungsstandards“ als Grundlegung und Legitimationsschrift durch das Bundesministerium<br />

veröffentlicht worden.<br />

Man wollte die Schmach des PISA-Schocks möglichst rasch überwinden und stellte die curriculare<br />

Planung von inhaltlichen Vorgaben entlang der Fachstrukturen („Input“) vollständig auf den Erwerb von<br />

Kompetenzen („Output“) um.<br />

Die das Projekt initiierenden Bildungsforscher wechselten schnell von Beratern zu Grundlagenforschern<br />

und widmeten sich bald der Kompetenzdiagnose, also der Frage, wie man überhaupt Kompetenz<br />

bestimmen könne. Trotz dieser fehlenden Voraussetzungen für eine derartige Umstellung ließ sich die<br />

Bildungspolitik nicht davon abhalten, möglichst schnell den Paradigmenwechsel in den Schulen zu<br />

erreichen.<br />

Keiner der Protagonisten kann mehr als nur allgemeine, triviale oder abstrakte Aussagen zu<br />

Kompetenzmodellen machen. Wo darüber hinaus mehr versprochen wird, zeigt eine kritische Analyse der<br />

Modellierungen schnell die Inkonsistenz der Konstruktionen. Ungeklärt ist bis heute, was die<br />

Bildungsstandards inhaltlich zu erfassen haben und erfassen könnten und was mit dem geschehen soll,<br />

was sich der Standardisierung entzieht. Keiner kann sagen, was Kompetenz in einem fachlich<br />

aussagekräftigen Sinne sein soll, d.h. wie sie zu Wissen, zu Theorien und zu Methoden steht und wie man<br />

all das gradieren kann.<br />

Der entfesselte Aktionismus führt derzeit zu großen Veränderungen der Bildungswirklichkeit in deutschen<br />

Schulen und Universitäten. Alle Bundesländer sind aufgefordert, die alten Lehrpläne durch neue,<br />

kompetenzorientierte Kerncurricula zu ersetzen. Die Umstellung erfolgt bis heute weitgehend blindlings<br />

und konzeptlos. Jedes Bundesland erstellt je nach politischer Ausrichtung eigene Kerncurricula, die<br />

jegliche Kohärenz untereinander und auch zwischen den einzelnen Schulformen vermissen lassen.<br />

Unbeeindruckt von frühen kritischen Stellungnahmen und substanzieller Argumentation in der Sache setzt<br />

die Bildungspolitik auf diese Konzeption. Die offensichtlichen Schwierigkeiten der Operationalisierung<br />

nimmt man nicht zur Kenntnis; alternative Vorstellungen zur Verbesserung der Wirksamkeit schulischen<br />

Lernens werden ignoriert. Zudem droht die Vielfalt der methodischen Zugänge und thematischen<br />

Schwerpunkte nach dem Modell der empirischen Bildungsforschung homogenisiert zu werden.<br />

„Qualitätsmanagement“ in Form von Vorgaben, Zielvereinbarungen und flächendeckender<br />

Lernstandserhebungen sollen zu besseren Lernergebnissen führen. Auf originär pädagogische Elemente<br />

scheint man dabei weitgehend verzichten zu können.<br />

Gleichzeitig werden Millionen weiterer Mittel in einen Verbund von Bildungsforschungsinstituten<br />

gepumpt, aus deren Feder die technokratische Umstellung des Bildungssystems stammt und deren<br />

Versprechen auf Optimierungseffekte und Qualitätsentwicklung längst zweifelhaft geworden sind. All das<br />

gibt Anlass, die „Frankfurter Einsprüche“ von 2005 fortzusetzen. Auf der Tagung am 26.6. 2010 in Köln<br />

soll unter dem Thema „Bildungsstandards auf dem Prüfstand“ die facettenreiche Rekonstruktion und<br />

Kritik der Entwicklung, aber auch die Darstellung von Alternativen vorgestellt werden. Wer sich<br />

pädagogisch verantwortlich zur derzeitigen Entwicklung verhalten will, wird auf dieser Tagung in Köln<br />

vielfältige Anregungen erhalten.<br />

Prof. Dr. Hans Peter Klein, Präsident der Gesellschaft für Didaktik der Biowissenschaften<br />

Lehrstuhl für Didaktik der Biowissenschaften, Goethe Universität Frankfurt<br />

Sophienstr. 1-3, 60487 Frankfurt am Main, Tel: 06979828150, Tel: 06979822778<br />

email: H.P.Klein@bio.uni-frankfurt.de email: praesident@didaktik-biowissenschaften.de www.didaktik-biowissenschaften.de

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