Marshallinseln Kornati Cup Yachten nach Maß ... - Yachting blue
Marshallinseln Kornati Cup Yachten nach Maß ... - Yachting blue
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Ausgabe 2-11<br />
Deutschland 6,00 Euro<br />
Österreich 6,90 Euro<br />
Schweiz 11,90 sfr.<br />
Südsee<br />
<strong>Marshallinseln</strong><br />
Mittelmeer<br />
<strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong><br />
Breehorn Werft<br />
<strong>Yachten</strong> <strong>nach</strong> <strong>Maß</strong><br />
Fit an Bord<br />
Power-Proviant<br />
b l a u w a s s e r
Voraus<br />
2<br />
Blauwasser 4-10<br />
Foto: Bénéteau<br />
abschalten<br />
Wenn Sie diese <strong>Yachting</strong> <strong>blue</strong>-Ausgabe in den Händen halten, sitzen Sie vielleicht<br />
gerade gemütlich im Cockpit. Die Sonne scheint, Sie haben Urlaub oder<br />
zumindest ein paar Stunden Zeit für sich und Ihr Hobby. Das ist gut so. Fahren<br />
Sie Ihren Reaktor herunter, lassen Sie den Alltag hinter sich und schalten Sie<br />
einfach mal ab. Das Redaktionsteam von <strong>Yachting</strong> <strong>blue</strong> wird es Ihnen gleich<br />
tun und sich am und auf dem Wasser regenerieren, die Gehirnzellen auf der<br />
Suche <strong>nach</strong> spannenden Themen neu sortieren und die Schreibakkus wieder<br />
für weitere Ausgaben aufladen. Denn wir waren fleißig für dieses Heft, die<br />
zweite Ausgabe im neuen Kleid und unter dem Namen <strong>Yachting</strong> <strong>blue</strong>.<br />
Unsere vielen freien Reiseautoren schickten aus allen Ecken der Welt ihre<br />
Beiträge. Texte wurden bearbeitet und Bilder für die Artikel ausgesucht. Oft<br />
waren es hunderte von Fotos, eines schöner als das andere. Das sind dann oft<br />
harte Momente für die Redaktion, weil leider nicht ausreichend Platz für alle<br />
tollen Aufnahmen zur Verfügung steht. Aber wir sind fast sicher, die richtige<br />
Auswahl getroffen zu haben. Selbst waren wir für Sie in Kroatien und den Niederlanden,<br />
um herauszufinden, was hinter den Werften Bavaria und Breehorn<br />
für Menschen stecken, die diese <strong>Yachten</strong> bauen.<br />
Und wir haben die Kritik unserer Leser <strong>nach</strong> der ersten Ausgabe analysiert<br />
und bereits in dieses Heft einfließen lassen. Auf diesem Wege ein herzliches<br />
Dankeschön für die positiven E-Mails, Anrufe und Briefe, die unsere Redaktion<br />
erreichten. Danke auch für alle Denkanstöße und Ideen, die Sie uns geschickt<br />
haben. Für uns ein Beweis, dass Sie <strong>Yachting</strong> <strong>blue</strong> lesen und nicht konsumieren.<br />
Das belohnt uns für unseren Einsatz. Aber nun wollen wir Sie nicht weiter<br />
aufhalten, denn Ihre freie Zeit ist kostbar. Viel Spaß beim Lesen, und nicht<br />
vergessen: abschalten.<br />
Ihr<br />
Marcus Schlichting (m.schlichting@yachting-<strong>blue</strong>.de )<br />
editorial<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
3
Inhalt<br />
Meldungen 6<br />
Schön, aber ungeliebt<br />
Ein Besuch auf den Marschallinseln 10<br />
Seestücke<br />
Geheimtipp Breehorn, ein Werft-Porträt 20<br />
<strong>Yachten</strong><br />
Die Neuen der Saison 32<br />
Unter blauen Segeln<br />
Die Philippinen über und unter Wasser 38<br />
<strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong><br />
Regatta mit den Bavaria-Machern 48<br />
Am Ende der Adria<br />
Ein Törn <strong>nach</strong> Triest, das Wien am Mittelmeer 58<br />
Langstreckensprinter<br />
Schnell – komfortabel – regattaerprobt 68<br />
Fit an Bord<br />
Proviant für Seereisen 76<br />
Erste Hilfe über Funk 82<br />
Ständige Rubriken<br />
Editorial 3<br />
Charter 86<br />
Bücher 88<br />
Verlagswerbung 92<br />
Unterwegs 94<br />
Abonnementbestellung 97<br />
Vorschau/Impressum 98<br />
Foto: Bahamas Tourist Office<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
4 5
Meldungen<br />
Sicher über den Atlantik<br />
Oft fehlt die Zeit, und gut für das Material<br />
ist eine Atlantiküberquerung für die Yacht<br />
meist auch nicht. Wenn also nicht der Atlantiktrip<br />
das Ziel ist, sondern das Schiff<br />
„einfach nur“ von Europa <strong>nach</strong> Nordamerika<br />
gebracht werden soll, dann könnte Easy<br />
Yacht Transport (EYT Europe) eine gute<br />
Adresse für die Organisation eines sicheren<br />
Transportes sein.<br />
Jeden Monat gehen Schiffe aus dem schwedischen<br />
Åhus und Harlingen in Holland<br />
<strong>nach</strong> New York, Albany, Wilmington und<br />
Baltimore.<br />
Im Sommer werden zusätzlich Yachttransporte<br />
<strong>nach</strong> Kanada und zu den Großen<br />
Seen angeboten. EYT Europe wurde auf<br />
Kaffee für den nächsten <strong>Cup</strong><br />
Immer mehr Gefallen findet der Anbieter<br />
des portionierten Kaffees Nespresso am<br />
Segelsport. Seit zwei Jahren Namensgeber<br />
des Nespresso <strong>Cup</strong> – jeden Mai im italienischen<br />
Portofino –, gab der zum Schweizer<br />
Lebensmittelkonzern Nestlé gehörende<br />
Kaffeesystemanbieter kürzlich sein Sponsorenengagement<br />
beim nächsten America’s<br />
<strong>Cup</strong> 2013 in San Francisco bekannt. Der<br />
Schriftzug wird an der Bordwand der Katamarane<br />
des Emirates Team New Zealand zu<br />
sehen sein.<br />
„Das Team New Zealand ist die Mannschaft,<br />
die am längsten beim America’s <strong>Cup</strong> vertreten<br />
ist. Mit ihrer Erfahrung, Kompetenz<br />
und innovativen Denkweise, angetrieben<br />
von kämpferischem Teamgeist, ist sie für<br />
Mensch-über-Bord trainieren<br />
Mensch-über-Bord, ein Manöver, das man<br />
immer wieder üben sollte, rät der Fachverband<br />
Seenot-Rettungsmittel (FSR) zur Mitte<br />
der Saison Skippern. Das Über-Bord-Fallen<br />
gehört immer noch zu den häufigsten Unfällen<br />
auf dem Wasser, bei dem Wassersportler<br />
zu Schaden kommen. „Es kommen<br />
immer wieder Fälle vor, in denen Mitsegler,<br />
6<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Initiative von Starclass Yacht Transport aus<br />
Monaco und Flinter Shipping in Rotterdam<br />
gegründet. Kooperationen wurden mit zahlreichen<br />
unabhängigen Yachttransporteuren<br />
Nespresso und für unsere Mitarbeiter eine<br />
Quelle der Inspiration. Wir wünschen Grant<br />
Dalton und seinem Team beim Kampf um<br />
die ultimative Segeltrophäe viel Erfolg“, erklärt<br />
Rochard Girardot, Vorstandsvorsitzender<br />
von Nestle Nespresso S.A.<br />
Nespresso möchte über den Segelsport<br />
seine internationale Expansionsstrategie<br />
völlig hilflos agieren, wenn der Skipper über<br />
die Reling ins Wasser stolpert, vom Baum<br />
über Bord gedrückt wird, ausrutscht oder<br />
aus sonstigen Gründen in Seenot kommt.<br />
Deshalb sind solche Seenotfallübungen<br />
unverzichtbar“, erklärt FSR-Vorsitzender<br />
Ralf-Thomas Rapp und fügt hinzu: „Die<br />
häufigsten Ursachen für Mensch-über-<br />
Bord-Unfälle ist die Tatsache, dass leichtsinnigerweise<br />
keine Lifebelts angelegt werden.<br />
in ganz Europa geschlossen, mit dem Ziel<br />
über eine gebündelte Organisation günstige<br />
Frachtraten anbieten zu können.<br />
www.easyyachttransport.com<br />
weiter unterstreichen und <strong>nach</strong> dem Erfolg<br />
in Australien nun auch Kaffee und darauf<br />
abgestimmte Haushaltsgeräte in Neuseeland<br />
verkaufen. Die Eröffnung der ersten<br />
Nespresso-Boutique in Neuseeland ist für<br />
September 2011 geplant, natürlich im Mekka<br />
der Segler, in Auckland.<br />
www.emiratesteamnz.com<br />
Erschwerend kommt hinzu, dass bei den<br />
Crew-Mitgliedern weitgehend Unkenntnis<br />
herrscht, welche <strong>Maß</strong>nahmen in einem<br />
Seenotfall zu treffen sind.“<br />
Deshalb sollten Skipper neben der richtigen<br />
Ausstattung der Yacht mit Rettungsmitteln,<br />
auch an die sorgfältige Einweisung der<br />
Crew in deren Handhabung vor Törnbeginn<br />
denken, ermahnt der FSR.<br />
www.fsr.de.com<br />
Rund England in sechs Tagen<br />
Einen neuen Rekord stellte die Crew der<br />
Safran auf. In nur 6 Tagen, 9 Stunden, 48<br />
Minuten und 50 Sekunden bewältigte die<br />
knapp 19 Meter lange Yacht die 1.773 Seemeilen<br />
von Lizard Point zu Lizard Point. Die<br />
wahre Strecke, die Skipper Marc Guillemot<br />
windbedingt absegeln musste, betrug allerdings<br />
mehr als 2.000 Seemeilen. Als Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
wurden 13 Knoten<br />
gemessen. Damit segelte die Safran eine<br />
Stunde und 42 Minuten schneller als der<br />
alte Rekord, aufgestellt von der englischen<br />
Weltumseglerin Dee Caffari. „Wir hatten<br />
verdammt schlechtes Wetter und es gab<br />
Momente, da war uns gar nicht <strong>nach</strong> einer<br />
Rekordfahrt zumute, weil wir Angst um un-<br />
Volvo Penta setzt auf China<br />
Über 70 Volvo-Penta-Händler gibt es schon<br />
in China. In den nächsten drei Jahren sollen<br />
30 weitere folgen. „Wir glauben China<br />
gehört zu einem schnell wachsenden Markt<br />
für Motor- und Segelboote in der Welt, und<br />
Umweltpreis für grünen Kat<br />
Innovative Lösungen, besonders wenn sie<br />
zur Entwicklung umweltfreundlicher <strong>Yachten</strong><br />
beitragen, verdienen einen Preis, da<br />
sind sich wohl alle Segler einig.<br />
Mit Stolz nahm Gideon Goudsmit von African<br />
Cats BV die Mansura Trophy im Royal<br />
Thames Yacht Club entgegen. Jährlich<br />
zeichnet der Club in Abstimmung mit der<br />
Foto: Ignacio Baixauli/DPPI/Safran<br />
sere Yacht hatten. Aber wir sind sehr glücklich“,<br />
berichtet Marc Guillemot, der mit<br />
der Safran bereits 2009 den Atlantik überquerte.<br />
Eine weitere Crew, die ebenfalls zur<br />
diese Entwicklung könnte sich in den nächsten<br />
Jahren noch beschleunigen. Die Konsumenten<br />
in China möchten den gleichen<br />
Standard erreichen, wie die Menschen in<br />
der westlichen Welt.<br />
Ein Boot zu besitzen steht in China ganz<br />
oben auf der Wunschliste“, erklärte Göran<br />
Firma Bosch neue Ingenieursleistungen<br />
im Bereich Hybridantriebe aus. Überreicht<br />
wurde die Mansura Trophy von Vertretern<br />
der Firma Bosch, des Royal Thames Yacht<br />
Clubs, sowie des Bürgermeisters von Westminster.<br />
Der von African Cats BV entwickelte 13,40<br />
Meter lange Katamaran Green Motion ist<br />
ausgerüstet mit einem Antriebs- und Generatorsystem,<br />
welches beim Segeln die Bat-<br />
Rund-England-Rekord-Fahrt gestartet war,<br />
musste wegen eines gebrochenen Vorstags<br />
vorzeitig aufgeben.<br />
www.sailingspeedrecords.com<br />
Gummeson bei der Eröffnung der 16. China<br />
Boat Show in Shanghai, wo das Volvo-Penta-<br />
Büro für den asiatischen Markt bereits seit<br />
Jahren seinen Sitz hat. Ein Auslieferungscenter<br />
für die Volvo-Penta-Motoren befindet<br />
sich vor den Toren von Shanghai. „Wir<br />
sind mit Volvo Penta, was Maschinen für<br />
die Industrie angeht, bereits jetzt eine der<br />
führenden Marken in China. Diese Position<br />
wollen wir auch erreichen, wenn sich der<br />
Bootsmarkt weiter so positiv entwickelt“, resümiert<br />
Gummeson und hat dabei nicht nur<br />
die Chinesen selbst als Endkunden im Kopf.<br />
Als Erstausrüster möchte Volvo Penta mit an<br />
Bord sein, wenn bald größere Stückzahlen<br />
der in China gebauten Boote und <strong>Yachten</strong><br />
<strong>nach</strong> Europa und Nordamerika exportiert<br />
werden.<br />
www.volvo-penta.com<br />
terien lädt. Die Yacht hatte im Frühjahr ihre<br />
Jungfernfahrt von den Niederlanden <strong>nach</strong><br />
Kapstadt unternommen und das Konzept<br />
erfolgreich getestet.<br />
Über zwei Jahre und 3.000 Teststunden sind<br />
bereits in die Entwicklung dieses Systems<br />
geflossen, das Segelyachten von fossilen<br />
Brennstoffen völlig unabhängig machen<br />
soll.<br />
www.green-motion.com<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
7
Meldungen<br />
Hanse und Bavaria im Süden nebeneinander<br />
In dem Wettbewerb um neue Eigner sind die Marken Hanse, Dehler<br />
Moody der Hanse Group und Bavaria Yachtbau harte Konkurrenten.<br />
In Bernau am Chiemsee stehen sie seit Juli nahezu Bordwand an<br />
Bordwand, auf dem Verkaufsgelände von Josef Meltl. Die Yachtagentur<br />
Meltl gab die Vertretung für Dehler und Moody <strong>Yachten</strong> an<br />
den neuen Gesamthändler der Hanse Group Südost <strong>Yachting</strong> GmbH<br />
ab, stellte aber 700 Quadratmeter seiner Ausstellungsfläche für die<br />
<strong>Yachten</strong> aus Greifswald und Freienohl zur Verfügung.<br />
Bavaria <strong>Yachten</strong> sind natürlich weiterhin auf dem Meltl-Gelände unweit<br />
der Autobahn München–Salzburg zu sehen und zu kaufen. Der<br />
8<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
neue HanseGroup-Verkaufsstandort, unter der Leitung von Heiner<br />
Neubaur, soll als Servicemittelpunkt für Süddeutschland, Österreich<br />
und die Schweiz dienen, mit direkter Anbindung an das Hanse-<br />
Group Händler- und Servicenetz an der Adria und im westlichen<br />
Mittelmeer.<br />
In Kooperation mit dem Adriahändler Michael Schmidt & Partner<br />
und dem Hanse eigenen Servicecenter in Canet en Roussillon in<br />
Südfrankreich kann nun fast im gesamten Mittelmeerraum ein gut<br />
funktionierender Service für <strong>Yachten</strong> aus der HanseGroup sichergestellt<br />
werden. Kontakt: Südost <strong>Yachting</strong> GmbH, Yachtcentrum am<br />
Chiemsee, 83233 Bernau am Chiemsee, Telefon 080 519629767,<br />
E-Mail h.neubaur@tango-yachts.de.<br />
Mehrrumpf-Messe im Norden Frankreichs<br />
Ein voller Erfolg, das vermelden die Organisatoren der „Multihull<br />
Boatshow“ die Ende April in Lorient im Norden Frankreichs stattfand.<br />
Über 16.000 Besucher kamen an den vier Tagen zur Messe<br />
um die knapp 50 Katamarane und Trimarane zwischen 20 und 60<br />
Fuß zu besichtigen. Gut 35 Prozent der Besucher reisten aus dem<br />
Ausland an, unter ihnen Gäste aus Nordamerika und Russland. Ein<br />
Beweis wie gut das Konzept, die Mehrrumpfboote auf einer Messe<br />
zu konzentrieren, bei Ausstellern und Besuchern ankommt. Die<br />
dritte Auflage der Messe wird vom 18. bis 22. April 2012 wieder in<br />
Lorient stattfinden.<br />
www.le-salon-atlantique-du-multicoque.com<br />
Viel Drumherum in Southampton<br />
Familienfreundlich will sich die PSP Southampton Boat Show vom<br />
16. bis 25. September am Mayflower zeigen. Im Preis von 16 Britischen<br />
Pfund, etwa 18 Euro, für einen Erwachsenen sind gleich<br />
zwei Eintrittskarten für Kinder enthalten. Glück also für den, der<br />
zwei Kinder hat und den Eintrittspreis auf drei Köpfe aufteilen kann.<br />
Besonders für die 8- bis 16-Jährigen wird wirklich eine Menge auf<br />
der schwimmenden Messe im Süden Englands geboten. Unter der<br />
Anleitung von professionellen Lehrern für Segeln, Tauchen und Mo-<br />
Konzepterweiterung in Ijmuiden<br />
Die leichte Kursänderung im Konzept der schwimmenden Messe<br />
HISWA Amsterdam In-Water-Boatshow zeigt sich bereits deutlich in<br />
dem neuen Logo, das die Mitarbeiter der niederländischen Bootsmesse<br />
selbst entwickelt haben. Neben der klassischen Präsentation<br />
von <strong>Yachten</strong> und Ausrüstung wird das Ausstellungsprogramm<br />
um Wassersportarten wie Kanufahren, Kite-Surfen, Wasserski,<br />
Wakeborden, Segeln in kleinen offenen Segelbooten, Katamaransegeln<br />
und Tauchen erweitert. Den Wassersport in all seinen Facetten<br />
erleben, ist der neue Leitfaden der HISWA. „Ende vorigen<br />
und Anfang dieses Jahres haben wir als Organisator der Bootshow<br />
über das Konzept und die Zukunft der HISWA Amsterdam In-Water-<br />
Boatshow beraten. Eine unserer Zielsetzungen war, die Veranstaltung<br />
für eine breitere Zielgruppe attraktiver zu machen, wobei wir<br />
besonders Jüngere stärker an uns binden wollen”, erzählt Farouk<br />
Nefzi, Geschäftsführer von HISWA Multimedia. Das Ergebnis der<br />
Runder Geburtstag am Bodensee<br />
Wenn vom 17. bis 25. September die Interboot in Friedrichshafen<br />
ihre Tore öffnet, dann geschieht dieses zum 50. Mal. Und zum runden<br />
Geburtstag wird es am Bodensee ein noch vielfältigeres Programm<br />
quer durch die Welt des Wassersports geben. Während die<br />
Besucher auf dem großzügigen Messegelände ein großes Angebot<br />
an Motor- und Segelbooten finden, können im Messehafen, direkt<br />
am Bodensee, Boote und <strong>Yachten</strong> Probe gesegelt werden. Ebenfalls<br />
zum Zuschauen und Mitmachen lädt der Messesee direkt vor den<br />
Hallen der Bootsausstellung ein. Schnuppersegeln und viele Trimmvorträge<br />
sind für Segler weitere Highlights. „Seit jeher ist das Messekonzept<br />
auf Erlebnis ausgerichtet, was sicher ein wichtiger Baustein<br />
des Erfolgs der Interboot ist. Heute organisiert die Messe Friedrichshafen<br />
das wohl umfangreichste Rahmenprogramm aller Wassersportmessen<br />
in Deutschland“, sind sich Messechef Klaus Wellmann<br />
und Projektleiter Dirk Kreidenweiß sicher. Die Sonderausstellung<br />
„50 Jahre Interboot“ führt durch die Entwicklung des Wassersport<br />
und seine gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.<br />
www.interboot.de<br />
torbootfahren kann sich der Nachwuchs seine ersten Seebeine holen.<br />
Aber auch für die Erwachsenen ist ein reichhaltiges Programm<br />
in Southampton zu erwarten. Im Sea Kitchen Theater zum Beispiel<br />
kann mit prominenten Köchen das nächste Menü an Bord vorbereitet<br />
werden oder in der Boat Clinic der richtige Rat von Experten für<br />
die nächsten Arbeiten am Boot eingeholt werden. Am Ladies Day<br />
sind alle Damen eingeladen, sich für die geschmackvolle Auswahl<br />
ihrer Bekleidung prämieren zu lassen. Und wer einfach nur gerne<br />
<strong>Yachten</strong> besichtigt, findet die natürlich auch.<br />
www.southamptonboatshow.com<br />
Umsetzung des erweiterten Konzeptes können Besucher vom 6. bis<br />
11. September in der Marina Seaport Ijmuiden erleben. Neben den<br />
neuen Sportarten werden etwa 400 <strong>Yachten</strong> präsentiert.<br />
www.hiswa.nl<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
9
SüdSee<br />
Alles Land der Atollnation gehört den Frauen.<br />
<strong>Marshallinseln</strong>:<br />
Schön, aber<br />
ungeliebt<br />
Trotz unberührter Natur und netter Menschen ist keine Inselgruppe<br />
im Pazifik unter <strong>Yachten</strong> so unbeliebt wie die <strong>Marshallinseln</strong>.<br />
Michaela und Volker Kißling ließen sich nicht abschrecken<br />
und berichten über ihre Erlebnisse.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
10 11
SüdSee<br />
Die Kanus der <strong>Marshallinseln</strong> sind unschlagbar hinsichtlich Geschwindigkeit und Zuladung.<br />
Es klingt in der Tat nicht sehr einladend,<br />
das kurze Kapitel über<br />
die <strong>Marshallinseln</strong> in den „South<br />
Pacific Anchorages“, der Revierbibel<br />
des tropischen Pazifiks: „Außer<br />
von den unverheirateten Mädchen,<br />
die für ihre Promiskuität mit Fremden<br />
bekannt sind, wird einem hier<br />
kein freundlicher Gruß entgegen<br />
gebracht. “<br />
Ist es bei einem derartig schlechten<br />
Ruf ein Wunder, dass sich jedes Jahr<br />
nur zwei Dutzend <strong>Yachten</strong> <strong>nach</strong><br />
Majuro verirren, dem Hauptatoll<br />
und einzigen Einklarierungshafen<br />
des ehemaligen deutschen Protektorats?<br />
Und jenseits von Majuro sucht<br />
man <strong>Yachten</strong> gar vergeblich.<br />
Dabei wird der reich belohnt, der<br />
den langen Weg in die vom Tourismus<br />
völlig unberührten Marshallin<br />
seln auf sich nimmt. Die Lagunen<br />
der Atolle sind Unterwasserparadiese,<br />
die weltweit ihresgleichen<br />
suchen. In Sachen Gastfreundschaft<br />
stehen die Marshaller ihren<br />
polynesischen Nachbarn in nichts<br />
<strong>nach</strong>. Und auf einem Törn durch<br />
die vielfältigen Atolle wird die bewegte<br />
Vergangenheit des Archipels<br />
lebendig, der vom deutschen<br />
Schutzgebiet zum Spielball strategischer<br />
Interessen hochgerüsteter<br />
Militärmächte und schließlich zum<br />
weltweiten Mahnmal der negativen<br />
Folgen von rücksichtslosen Kernwaffentests<br />
wurde.<br />
Navigation mit dem Hintern<br />
Das Maloelap Atoll liegt nur knapp<br />
100 Seemeilen nördlich von Majuro<br />
und doch ist die Überfahrt nichts<br />
für schwache Mägen. Obwohl nur<br />
eine leichte Brise weht, tanzt La<br />
Gitana auf einer rauen See wie ein<br />
Korken. Wellen und Dünung laufen<br />
hier chaotisch durcheinander. Zudem<br />
steht der <strong>nach</strong> Osten setzende<br />
Äquatoriale Gegenstrom gegen den<br />
Nordostpassat und steilt die See zusätzlich<br />
auf.<br />
Genau diese chaotischen Seen sind<br />
die Grundlage der einzigartigen<br />
Navigationsmethode, mit der sich<br />
die Marshaller früher zwischen<br />
ihren Atollen zurechtfanden. Sie<br />
navigierten ihre hochseegehenden<br />
Kanus anhand der vorherrschenden<br />
Wellen- und Dünungssysteme, die<br />
von den verstreuten Inseln reflektiert<br />
werden und sich zu typischen<br />
Mustern überlagern. Selbst mit ge<br />
schlossenen Augen konnten die<br />
Meisternavigatoren diese Muster an<br />
den Bewegungen der Kanus erkennen.<br />
Und aus den Wellenmustern<br />
schlossen sie auf ihre Position in<br />
Relation zu einem Atoll und fanden<br />
es zielgenau, indem sie immer im<br />
passenden Wellenmuster segelten.<br />
Navigation mit dem Hintern sozusagen.<br />
Die Muster der Wellen hielten<br />
die Marshaller auf Stabkarten aus<br />
Zweigen und Muscheln fest, die es<br />
zu weltweiter Berühmtheit brachten<br />
und eine der äußerst seltenen Aufzeichnungen<br />
der schriftlosen pazifischen<br />
Kulturen darstellen. Auch<br />
heute werden diese Stabkarten noch<br />
hergestellt. Allerdings können sie<br />
nur noch wenige Marshaller lesen<br />
und für Nichteingeweihte wie uns<br />
haben sie bestenfalls eine ästhetische<br />
und dekorative Qualität.<br />
Um den Pass von Maloelap zu finden,<br />
vertrauen wir lieber auf die bewährte<br />
Methodik moderner Weltumsegler<br />
– GPS und Seekarte.<br />
Stabkarte – die Navigationsmethode<br />
der alten Marshaller.<br />
Bomben im Busch<br />
Wie bizarre Stahlskulpturen ragen<br />
die beiden Ladekräne des japanischen<br />
Kriegsschiffes terushima<br />
maru schräg in die Luft und markieren<br />
den Ankerplatz vor der<br />
Hauptinsel Taroa. Das Schiff liegt<br />
dort, wohin es die US Air Force im<br />
Jahre 1943 gebombt hat: auf dem<br />
Grund der Lagune, wo es zur Heimat<br />
ganzer Wolken farbenprächtiger<br />
Fische wurde und nun zum<br />
Schnorcheln und Tauchen einlädt.<br />
Zusätzliche Spannung garantieren<br />
dabei scharfe Unterwasserminen,<br />
die sich noch immer in den Laderäumen<br />
befinden sollen.<br />
Die Insel Taroa im Maloelap Atoll<br />
war im Zweiten Weltkrieg in den<br />
östlichen <strong>Marshallinseln</strong> die größte<br />
Luftwaffenbasis des japanischen<br />
Kaiserreichs. Nachdem sich die<br />
Deutschen mit Beginn des Ersten<br />
Weltkrieges zurückgezogen hatten,<br />
stießen die Japaner in das entstandene<br />
Vakuum. Entgegen dem Mandat<br />
des Völkerbundes, der ihnen<br />
1920 ganz Mikronesien als Treuhandgebiet<br />
übertragen hatte, begannen<br />
die Japaner rasch, die Atolle zu<br />
stark befestigten Militärbasen auszubauen.<br />
Hinter dem verfallenen Pier landen<br />
wir mit dem Dingi am Sandstrand.<br />
Etwas weiter liegt ein rostendes<br />
Landungsboot der US Navy<br />
in den Mangroven. Vor uns spannt<br />
sich eine Leine mit bunter Wäsche<br />
von einer Kokospalme zu einem<br />
gedrungenen Stahlbetonbau ohne<br />
Fenster. Der massive Bunker hat<br />
die Bombardements der amerikanischen<br />
B25-Bomber unbeschadet<br />
überstanden und dient heute einer<br />
Familie als stabiles Zuhause.<br />
Überwältigende und unberührte Unterwasserlandschaften.<br />
„Ripelle, ripelle!“, begrüßt uns aufgeregt<br />
eine Schar Kinder, die wohl<br />
eigentlich in der Schule sein sollten.<br />
Doch Unterhaltung ist rar auf einem<br />
Atoll und so sind sie unsere ständigen<br />
Begleiter und Führer bei unseren<br />
Streifzügen. Ihr Spielplatz<br />
sind die flügellosen Wracks von<br />
zahlreichen japanischen „Zero“-<br />
Kampfjägern, deren Propeller wie<br />
mahnend erhobene Finger aus dem<br />
Dickicht des Busches ragen.<br />
Bei Zacharias, dem Gemeindesekretär,<br />
legen wir die Genehmigung des<br />
Innenministeriums aus Majuro vor,<br />
die für jeden Besuch einer Outer Island<br />
einzuholen ist, und bezahlen<br />
unsere Besuchsgebühr von 25 Dollar.<br />
Einige der Alten sprächen noch Japanisch,<br />
erklärt uns Zacharias, während<br />
er uns von Bunker zu Bunker,<br />
von Geschütz zu Geschütz führt.<br />
Die kleine Insel dort hinten hätten<br />
die Japaner vollständig abgetragen,<br />
um mit dem Material die Nordwestecke<br />
von Taroa zu vergrößern.<br />
Doch heute hat sich das Meer wieder<br />
zurückgeholt, was ihm vordem<br />
gehörte und die einst auf Land gebauten<br />
Geschütze und Bunker stehen<br />
nun in der Brandung. Dafür ist<br />
die kleine Insel wieder da. Einfach<br />
zurückgeschwemmt hat das Meer<br />
den Sand und Korallenschutt in den<br />
Jahren seit Ende des Zweiten Weltkrieges.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
12 13
SüdSee<br />
Ein Tipnol aus Ailuk bereit zur Abfahrt.<br />
Die 4.000 Tonnen Bomben und Artilleriegeschosse,<br />
mit denen die<br />
Amerikaner Taroa eindeckten, bevor<br />
sich die 3.000 Mann starke Garnison<br />
schließlich ergab, hinterließen<br />
im kargen Boden unzählige Bombenkrater.<br />
„Es ist verboten, im Busch außerhalb<br />
des Dorfes Kopra zu machen“,<br />
meint Zacharias. Noch in den letzten<br />
Jahren haben die Feuer zum<br />
Trocknen des Kokosnussfleisches<br />
immer wieder Blindgänger explodieren<br />
lassen. Nur die unmittelbare<br />
Umgebung des Dorfes gilt als weitgehend<br />
sicher vor den tödlichen<br />
Hinterlassenschaften. Nicht minder<br />
spannend als die Kriegsrelikte an<br />
Land sind die Wracks von mehreren<br />
Schiffen und Flugzeugen in der kristallklaren<br />
Lagune. Dass sich in den<br />
meisten von ihnen noch unzählige<br />
Gegenstände finden, die von Wracks<br />
an anderen Orten der Welt von<br />
„Sammlern“ längst abmontiert wurden,<br />
ist ein Zeichen der Unberührtheit<br />
der Unterwasserlandschaft.<br />
Der Schweinezyklus<br />
Den engen Zusammenhang, den<br />
Wirtschaftsgeografen zwischen der<br />
Menge künstlichen Lichts und dem<br />
Wohlstand einer Region festgestellt<br />
haben, können wir jeden Abend<br />
überprüfen. Und zwar ohne das nötige<br />
nächtliche Satellitenbild!<br />
Denn als wir vor dem kleinen Motu<br />
Tjan, einem von fünf bewohnten Inselchen<br />
im Maloelap Atoll, ankern,<br />
ist es an Land finster. Stockfinster!<br />
Obwohl hier beinahe zweihundert<br />
Menschen leben, dringt <strong>nach</strong>ts<br />
kaum ein Schimmer künstlichen<br />
Lichts zu uns hinaus.<br />
Am nächsten Tag sitzen wir mit<br />
Tambo im Schatten eines großen<br />
Brotfruchtbaumes auf dem Boden.<br />
Die niedrigen Hütten des Dorfes<br />
sind grob aus Sperr und Treibholz<br />
zusammengenagelt und kaum<br />
hoch genug, um darin aufrecht zu<br />
stehen. Die Fenster sind auf Höhe<br />
des Bodens, der rund um die Hütten<br />
gegen Staub und Matsch mit<br />
Korallenschotter aufgeschüttet ist.<br />
Überall laufen Schweine und Hühner<br />
herum.<br />
Von den in Majuro gestrandeten<br />
Seglern wurden wir eindringlich<br />
gewarnt, dass die Marshaller an<br />
<strong>Yachten</strong> ungehemmt um Zigaretten,<br />
Reis, Kaffee, Zucker, Mehl, Batterien<br />
anbetteln. Auch nur ein Gerücht?<br />
Tambo bietet uns an, was er zu teilen<br />
hat. Gerne dürfen wir von den<br />
kleinen Papayas nehmen und vom<br />
Zitronenbaum hinter der Hütte sollen<br />
wir uns einfach bedienen. Natürlich<br />
nimmt er im Tausch gerne<br />
eine Packung Milchpulver an. Wer<br />
kann es ihm verdenken, gibt es hier<br />
doch keine Läden.<br />
Ob sie kein Taro anbauen, wollen wir<br />
wissen. Nein, die Schweine würden<br />
alles auffressen. Außerdem würden<br />
sie <strong>nach</strong>ts die Stämme der reifen Bananenstauden<br />
niederdrücken und<br />
diese fressen. Und auch Gurken<br />
können wegen der Schweine nicht<br />
mehr geerntet werden. Warum sie<br />
dann die Schweine nicht einfach in<br />
einem Stall halten würden, lautet<br />
unsere Frage. Jeder mache hier, was<br />
er wolle, erwidert Tambo achselzuckend,<br />
und einige Leute seien eben<br />
zu faul, ihre Schweine zu füttern,<br />
ließen sie lieber frei herumlaufen<br />
und selbständig <strong>nach</strong> Nahrung suchen.<br />
Und da sich der Gemeinderat<br />
des Atolls um nichts kümmere und<br />
die freie Schweinehaltung nicht untersage,<br />
lohne es sich nicht, etwas<br />
anzubauen.<br />
Haben wir das richtig verstanden?<br />
Weil einige zu faul sind, die<br />
Die Hütten sind niedrig und die<br />
Fenster auf Bodenhöhe.<br />
Schweine mit Kokosnüssen zu füttern,<br />
gibt es kein Taro auf der Insel.<br />
Stattdessen muss man wochenlang<br />
mühsam Kopra machen, um das<br />
Geld für Reis zuverdienen. Und<br />
zudem verrichten die Schweine<br />
unkontrolliert ihre Geschäfte im<br />
Wohnbereich der Hütten!<br />
Tambo lacht in seiner Hängematte<br />
über die Schlussfolgerung und wirft<br />
aus dem Handgelenk gekonnt einen<br />
Korallenstein, um ein Schwein zu<br />
verjagen, das neben den Kochtöpfen<br />
<strong>nach</strong> Essbarem wühlt. Man hat<br />
sich mit dem Unvermeidlichen arrangiert.<br />
Das Atoll der Kanus<br />
Auch wenn die Marshaller mit ihren<br />
Auslegerkanus schon lange nicht<br />
mehr zu anderen Atollen segeln,<br />
bietet die Lagune von Ailuk doch<br />
ein außergewöhnlich lebendiges<br />
Spektakel. Schon als wir uns dem<br />
Ankerplatz nähern, sehen wir aus<br />
der Ferne die auf der Spitze stehenden,<br />
dreieckigen Segel der Kanus<br />
übers türkisfarbene Wasser fliegen.<br />
Gut dreißig Segelkanus sind im Einsatz,<br />
so viele wie auf keinem anderen<br />
Atoll der <strong>Marshallinseln</strong>. Kurz<br />
<strong>nach</strong> Sonnenaufgang tragen sechs<br />
Mann die bis zu neun Meter langen,<br />
farbenprächtig bemalten Kanus ans<br />
Wasser, wo sie aufgeriggt werden.<br />
Nur wenig Zeit später zischen sie<br />
in die Lagune hinaus. Meistens sind<br />
es junge Männer, die die Kanus segeln<br />
und sie machen sich einen Spaß<br />
daraus, möglichst nahe an unserer<br />
Yacht vorbeizuflitzen. Ist der Wind<br />
stark genug, lassen sie zum Gruß<br />
den Ausleger aus dem Wasser steigen.<br />
Beinahe jeder Mann hier weiß noch,<br />
wie ein Kanu gebaut wird. Baupläne<br />
existieren nicht, alles wird <strong>nach</strong><br />
Erfahrung gebaut. Und doch, oder<br />
vielleicht gerade deshalb, sind die<br />
„Tipnol“ genannten Auslegerkanus<br />
der <strong>Marshallinseln</strong> über Jahrhunderte<br />
optimiert und unschlagbar,<br />
was Geschwindigkeit, Zuladung<br />
und Am-Wind-Eigenschaften betrifft.<br />
Eine Windhauch genügt, um<br />
sie in Bewegung zu setzen. Und<br />
wenn der Nordostpassat seine volle<br />
Stärke erreicht, legen sie die 14 Seemeilen<br />
vom Süden in den Norden<br />
des Atolls in unter einer Stunde zurück!<br />
Bis auf sonntags, wenn Ailuk in<br />
eine große, nur von den Gesängen<br />
der Kirchgänger unterbrochene Stille<br />
verfällt, sind die Kanus jeden Tag<br />
unterwegs. Sie fahren zum Fischen<br />
in die Lagune, holen Kopra von den<br />
unbewohnten Motus. Selbst auf das<br />
offene Meer wagen sie sich hinaus,<br />
um Thunfische zu angeln. Wenn sie<br />
zurückkehren, sind sie nicht selten<br />
Japanische Jäger aus dem Zweiten Weltkrieg sind der Spielplatz der Kinder. Wrack aus dem zweiten Weltkrieg.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
14 15
SüdSee<br />
Früh übt sich: Segelkanu aus Brotfruchttrieben.<br />
mit sechs Mann und acht Säcken<br />
Kopra beladen. Trotz dieser Zuladung,<br />
die das Eigengewicht des Kanus<br />
übersteigt, ist keine Geschwindigkeitseinbuße<br />
zu erkennen.<br />
Die Bewohner Ailuks sind stolz auf<br />
ihre lebendige Kanutradition. Sie<br />
gibt ihnen nicht nur Selbstbewusstsein,<br />
sondern auch die Unabhängigkeit,<br />
sich mit Nahrungsmitteln zu<br />
versorgen.<br />
Die Macht der Frauen<br />
Sackan sitzt vor uns auf dem Boden<br />
und zieht den Saum ihres „Guam<br />
Dresses“ weit über die Knie. Die<br />
Missionare haben die hässlichen,<br />
sackartigen, aber luftigen Kleider<br />
eingeführt, die jede Körperrundung<br />
wirkungsvoll verbergen. Und auf<br />
keinen Fall darf ein nacktes Knie zu<br />
sehen sein, sonst ist es um den Verstand<br />
der Männer geschehen.<br />
Mit atemberaubender Geschwindigkeit<br />
sticht Sackan die Nadel<br />
immer wieder durch ihr Kunsthandwerk,<br />
das ausschließlich aus<br />
natürlichen Materialien von Kokospalmen<br />
sowie Schneckengehäusen<br />
besteht. Dieses Kunsthandwerk, das<br />
zu den schönsten des Pazifiks zählt,<br />
ersetzt auf Ailuk das Geld. Mit ihm<br />
kann man in einem der drei kleinen<br />
„Shops“ T-Shirts oder Milchpulver<br />
erwerben. Und auch das<br />
Versorgungsschiff, so es denn endlich<br />
seinen Weg <strong>nach</strong> Ailuk findet,<br />
akzeptiert diese Währung, mit der<br />
die Bewohner Reis kaufen können.<br />
Selbst der Pfarrer der Gemeinde<br />
wird mit Kunsthandwerk bezahlt!<br />
Mit ihrem Kunsthandwerk verdienen<br />
die Frauen nicht nur mehr<br />
„Geld“ als die Männer mit Kopra, in<br />
der matrilinearen Gesellschaft der<br />
<strong>Marshallinseln</strong> gehört ihnen auch<br />
der wichtigste Besitz, den es in einer<br />
Atollnation gibt: das mehr als<br />
knapp bemessene Land.<br />
Immer zieht der Ehemann zu seiner<br />
Ehefrau, schließlich besitzt er<br />
kein eigenes Land. Und schon die<br />
kleinen Mädchen üben sich beim<br />
„ket pet pet“ im Landerwerb und<br />
besitz. Stundenlang widmen sie<br />
sich diesem „Himmel und Hölle“<br />
ähnlichen Hüpfspiel und versuchen<br />
mit Geschicklichkeit und Strategie,<br />
möglichst viele Spielfelder als eigenes<br />
Land zu gewinnen. Den Jungs<br />
bleibt nur die Rolle des Zuschauers.<br />
Lohn des Leids<br />
Wir stehen vor dem Barriereriff<br />
des Utirik Atolls, dem nördlichsten<br />
bewohnten Atoll der Ratak-Kette.<br />
Plötzlich sind wir unsicher. An<br />
Backbord und Steuerbord bricht<br />
sich eine mächtige Dünung und<br />
hinterlässt wütend schäumendes<br />
Wasser. Voraus liegt die Stelle,<br />
an der es möglich sein soll, ohne<br />
Grundberührung in die Lagune zu<br />
segeln. Die Wasserfarben scheinen<br />
etwas anderes zu sagen. Keine Spur<br />
von tiefblauem und damit ausrei<br />
chend tiefem Wasser. Wir können<br />
nur einen türkisgrünen, von braunen<br />
Flecken übersäten Streifen erkennen,<br />
der bestenfalls fünf Meter<br />
Wassertiefe verspricht. Zwischen<br />
den Korallenköpfen! Von einem<br />
Pass zu sprechen wäre Hohn. Das<br />
hier ist im besten Fall eine schmale<br />
Senke im Riff, durch die wir uns<br />
über das Riffdach hinweg in die Lagune<br />
schieben können.<br />
Eine halbe Stunde später sind wir<br />
um einige graue Haare reicher, aber<br />
auch sicher in der Lagune. Kein<br />
Wunder, dass wir erst die zweite<br />
Yacht sind, die jemals in Utirik<br />
eingelaufen ist. Am Strand ist bereits<br />
das halbe Dorf versammelt<br />
und wartet auf uns und unsere<br />
Fracht. Am liebsten hätte uns der<br />
Bürgermeister 200 Säcke Mehl für<br />
die Bevölkerung mitgegeben. Doch<br />
bei fünfzehn mussten wir einen<br />
Schlussstrich ziehen.<br />
Bezahlt wird das Mehl, wie auch<br />
alle anderen Nahrungsmittel, die<br />
<strong>nach</strong> Utirik geschickt werden, von<br />
den USA. Utirik ist eines von nur<br />
vier Atollen der <strong>Marshallinseln</strong>, die<br />
die Vereinigten Staaten <strong>nach</strong> den<br />
Atombombentests als verstrahlt akzeptiert<br />
haben. Zwischen 1946 und<br />
1958 zündeten die USA 67 Nuklearwaffen<br />
auf den Atollen Enewetak<br />
und Bikini! Über das tatsächliche<br />
Ausmaß der radioaktiven Belastung<br />
der <strong>Marshallinseln</strong> und entsprechende<br />
Entschädigungen wird noch<br />
heute gestritten.<br />
Während eines Tests kam es jedoch<br />
zu solch schwerwiegendem Fallout<br />
mit unmittelbar sichtbaren Strahlenverbrennungen,<br />
dass eine Verstrahlung<br />
nicht mehr geleugnet werden<br />
konnte. Es war der Morgen des 1.<br />
März 1954 als mit „Bravo“ die stär<br />
kste, jemals detonierte Wasserstoffbombe<br />
auf dem Bikini-Atoll gezündet<br />
wird. Der Wind steht ungünstig<br />
und treibt die hoch radio aktive<br />
Fallout-Wolke über die bewohnten<br />
Atolle Rongelap und Utirik. Die<br />
Strahlen auswirkungen auf diesen<br />
Atollen sind so schwerwiegend,<br />
dass die US Navy die Atolle vorübergehend<br />
evakuiert.<br />
Seit diesem Zeitpunkt hat die USA<br />
neben den eigentlichen Testorten Bikini<br />
und Enewetak auch die Atolle<br />
Utirik und Rongelap als verstrahlt<br />
akzeptiert. Und nur für diese Atolle<br />
bezahlen sie Entschädigungen, eine<br />
spezielle Gesundheitsversorgung<br />
und Nahrungsmittel. Denn die Böden<br />
der Atolle sind noch immer<br />
so stark verseucht, dass eine ausschließliche<br />
Ernährung mit lokalen<br />
Produkten zu einer zu hohen radioaktiven<br />
Belastung der Bevölkerung<br />
führen würde.<br />
Die Entschädigungen haben Utirik<br />
zu einem offensichtlich wohlhabenden<br />
Atoll gemacht. Doch der<br />
Preis, den die Menschen hier für die<br />
zweistöckigen Gebäude, die schicke<br />
neue Schule, den leistungsfähigen<br />
Frei laufende Schweine: auf Augenhöhe mit dem Borstentier. Sackan beim Kunsthandwerk.<br />
Die Kopramacher von Tar.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
16 17
SüdSee<br />
Lebensmittellieferung <strong>nach</strong> Utirik. Wegen der Verstrahlung muss ein Teil der Nahrung importiert werden.<br />
Wassermacher und die Solaranlagen<br />
mit Tiefkühlern für alle Haushalte<br />
bezahlt haben, ist sehr hoch.<br />
Es gibt keine Familie, in der nicht<br />
mindestens ein Opfer eines Strahlenkrebses<br />
zu beklagen wäre.<br />
Es verwundert uns daher auch<br />
nicht, dass sich die Mienen der meisten<br />
Bewohner merklich aufhellen,<br />
wenn sie erfahren, dass wir nicht<br />
aus den USA, sondern aus Deutschland<br />
kommen.<br />
Deutscher Nachlass<br />
„Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs,<br />
sieben!“ Beasa strahlt, als er unsere<br />
verdutzten Gesichter sieht. Sein<br />
Urgroßvater stammte aus Deutschland<br />
und hatte sich Ende des 19.<br />
Jahrhunderts auf dem Atoll Namorik<br />
als Händler niedergelassen und<br />
eine Marshallerin geheiratet. Beasa<br />
ist nicht der erste Marshaller, der<br />
uns stolz von seinen deutschen Vor<br />
fahren berichtet. Wohl aber der erste,<br />
der tatsächlich Deutsch spricht.<br />
Wenn auch nur ein bißchen.<br />
Von 1885 bis 1914 waren die <strong>Marshallinseln</strong><br />
deutsches Schutzgebiet,<br />
das von der Jaluit Gesellschaft politisch<br />
und wirtschaftlich verwaltet<br />
wurde. Die Etablierung des Koprahandels<br />
als dominierende Einkommensquelle<br />
ist ein Erbe davon. Und<br />
die Händler fanden offensichtlich<br />
Gefallen an der weiblichen Bevölkerung,<br />
mit den entsprechenden<br />
Konsequenzen: Joachim, Alfred,<br />
Wilhelm, Karl sind nur einige der<br />
deutschen Namen, die auch ein<br />
Jahrhundert später immer noch benutzt<br />
werden.<br />
Vor dem Sündenfall<br />
Schon seit ein paar Stunden stehen<br />
wir mit Kabobo am Kanal zwischen<br />
zwei Motus. Zum Glück ist Kabobo<br />
ein geduldiger Lehrer, denn es ist<br />
gar nicht so einfach, die „Riwuts“<br />
so zu starten, dass sie den kleinen<br />
Motu tatsächlich treffen. Riwuts<br />
sind rasante Modellkanus, mit denen<br />
nicht nur Kinder spielen, es<br />
werden regelmäßig ernsthafte Wettfahrten<br />
in den Kanälen zwischen<br />
den Motus des Atolls ausgetragen.<br />
Doch Kabobo ist nicht nur Meister<br />
der Riwuts, sondern auch Sohn des<br />
„Iroj“ von Utirik, des Häuptlings.<br />
Von ihm müssen wir die Erlaubnis<br />
erhalten, das Nachbaratoll Toke zu<br />
besuchen. Toke ist seit Menschengedenken<br />
unbewohnt und darf nur mit besonderer<br />
Genehmigung betreten werden. Denn in<br />
dem Naturparadies leben Schildkröten,<br />
deren Fang dem Iroj vorbehalten ist. Erst<br />
als wir ihm versichern, dass wir keine der<br />
Schildkröten fangen werden, gibt uns Kabobo<br />
seinen Segen, auf dem Rückweg <strong>nach</strong><br />
Majuro in Toke zu stoppen.<br />
Was wir dort vorfinden, ist wohl so nahe<br />
am Zustand des Paradieses vor dem Sündenfall<br />
wie kein anderer Ort auf der Welt.<br />
Auf keinem der sechs Motus finden sich<br />
irgendwelche Spuren menschlichen Einflusses.<br />
Der Himmel über dem Atoll ist angefüllt<br />
mit dem Kreischen von Tausenden<br />
Tropikvögeln, Seeschwalben, Tölpeln und<br />
Gekocht wird auf dem Boden. Hauptsache<br />
jedoch die Knie sind bedeckt.<br />
Fregattvögeln, die das Atoll als Brutstätte<br />
auserkoren haben. In der glasklaren Lagune<br />
findet sich eine unglaubliche Anzahl<br />
an Riesenmuscheln, die woanders beinahe<br />
vollständig ausgerottet wurden. Und die<br />
Größe und schiere Menge der Fische und<br />
Haie macht überdeutlich, wie überfischt<br />
andere, augenscheinlich fischreiche Lagunen<br />
sein müssen.<br />
Monatelang könnten wir in Toke vor Anker<br />
liegen und das Naturspektakel bestaunen.<br />
Doch mit dem Ende der Zyklonsaison im<br />
Südpazifik neigt sich auch unsere abwechslungsreiche<br />
Zeit in den <strong>Marshallinseln</strong> dem<br />
Ende zu. Eine Zeit, die den mühsamen<br />
1.500 Seemeilen Schlag hoch am Wind von<br />
Fidschi aus mehr als wert war.<br />
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YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
18 19<br />
IP 37
Breehorn<br />
Seestücke<br />
Die niederländische Provinz<br />
Friesland ist vor allem als<br />
Urlaubsparadies für kleine<br />
und offene Boote bekannt.<br />
Die dortigen Meere und<br />
Kanäle bieten geschützte<br />
Reviere zum gemütlichen<br />
Wasserwandern und für<br />
unzählige Segelschulen.<br />
Dort hat die Werft Breehorn<br />
ihre Wurzeln. Hier werden<br />
anspruchsvolle und handfeste<br />
Hochseeyachten auf<br />
Kiel gelegt, wie Jan Kuffel<br />
zu berichten weiß.<br />
20 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Foto: Breehorn<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
21
VBreehorn<br />
„Vertrekkers“ werden in den Niederlanden<br />
Segler genannt, die ihren<br />
Wohnsitz für längere Zeit aufs Boot<br />
verlegen und zu fernen Gestaden aufbrechen.<br />
Eine deutsche Entsprechung<br />
ist schwer zu finden, „Langfahrtsegler“<br />
trifft es nur unzureichend, und „Aussteiger“<br />
klingt immer noch zu sehr<br />
<strong>nach</strong> Blumenkindern, denn häufig<br />
sind es Ehepaare im Rentenalter, die<br />
<strong>nach</strong> einem erfolgreichen Berufsleben<br />
22 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
das zuvor jahrelang gepflegte Hobby<br />
Segeln zum Lebensmittelpunkt machen.<br />
Erfahrene Segler in der Regel,<br />
die über die in fianziellen Mittel<br />
verfügen, sich die Yacht für den<br />
Lebensabend <strong>nach</strong> ihren individuellen<br />
Bedürfnissen auszuwählen.<br />
Die Zahl der „Vertrekkers“ wächst, sie<br />
bilden mittlerweile auch eine interessante<br />
Zielgruppe für die Yachtbauindustrie.<br />
Dies hat unsere Kollegen der<br />
niederländischen Wassersportpresse<br />
vor einigen Jahren dazu veranlasst,<br />
anlässlich der Hiswa te Water mittels<br />
einer Umfrage unter Hochseeseglern<br />
die ideale Langfahrtyacht zu ermitteln.<br />
Für viele überraschend stand <strong>nach</strong><br />
der Auswertung nicht ein international<br />
bekannter Name an der Spitze,<br />
sondern es waren die Schiffe der<br />
kleinen friesischen Werft Breehorn,<br />
denen die Segler das größte Vertrauen<br />
Das moderne Werftgelände in Friesland<br />
hat direkten Wasseranschluss<br />
und verfügt über einen eigenen<br />
Hafen sowie einen starken Travellift.<br />
Hier entstehen nicht nur Breehorns,<br />
Fox 22 und Polyvalken, sondern auch<br />
anspruchsvolle Einzelbauten und<br />
Kleinserien wie die Max-Fun-Boote.<br />
Foto: Breehorn<br />
schenkten. Grund genug, sich den<br />
Betrieb und seine Produkte einmal<br />
näher anzusehen.<br />
Ortstermin. Das Dörfchen Woudsend<br />
liegt unweit der bekannteren Orte<br />
Lemmer und Heeg inmitten der Seen<br />
und Kanäle Frieslands, und gerade in<br />
den Sommermonaten ist hier alles<br />
fest in der Hand der Wassersportler.<br />
Die Werft Breehorn liegt in einem<br />
überschaubaren Gewerbegebiet mit<br />
direktem Zugang zum Wasser, besitzt<br />
einen eigenen kleinen Hafen sowie<br />
einen großen Travellift. Inmitten<br />
ebenfalls ‚bootsaffiner‘ Nachbarschaft<br />
ist der moderne Hallenkomplex mit<br />
großer Firmenaufschrift schon von<br />
Weitem sichtbar. Oscar Kamp, der<br />
Breehorn-Chef, ist beileibe kein<br />
Nadelstreifen-Typ, auf den ersten<br />
Blick eher Bootsbauer und Segler<br />
denn Manager. Beim obligatorischen<br />
Coffie macht er mich mit der Firmenphilosphie<br />
vertraut.<br />
Anfänge im Holzbootsbau<br />
Wie bei vielen anderen Werften liegen<br />
auch die Wurzeln der heutigen<br />
Breehorn-Werft im Holzbootsbau.<br />
1965 als „Jachtwerf Elahuizen“ im<br />
gleichnamigen, am Heeger Meer<br />
gelegenen Dorf gegründet, wurden<br />
in den Anfangsjahren hauptsächlich<br />
Der Koopmans-Entwurf Breehorn 37 war das erste Seeschiff<br />
der Werft und kam 1984 auf den Markt. Leicht modifiziert<br />
bis heute in Produktion, ist das Schiff mittlerweile ein echter<br />
Klassiker und hat eine große Fangemeinde. Zahlreiche Atlantiküberquerungen<br />
und einige Weltreisen bewiesen seine Seetüchtigkeit<br />
und Stabilität.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
23
Breehorn<br />
Jollen und offene Kielboote gebaut,<br />
hauptsächlich „Zestienkwadraat“,<br />
besser bekannt als BM-Jolle, sowie<br />
Knickspanter vom Typ Valk.<br />
Letzterer wurde in den Sechzigerjahren<br />
von E. G. van de Stadt für die<br />
Sperrholzbauweise entworfen, war<br />
6,65 Meter lang, durch einen 150<br />
Kilogramm schweren Kiel sehr stabil<br />
und sicher zu segeln. Außerdem bot<br />
er sich durch die üppigen Platzverhältnisse<br />
in der Plicht für bis zu vier<br />
Personen zum Wasserwandern an.<br />
Anfang der Achtzigerjahre begannen<br />
die Segelschulen sowie das Bootsverleihgeschäft<br />
auf den friesischen<br />
Meeren zu boomen, und in Elahuizen<br />
registrierte man eine steigende Nachfrage<br />
<strong>nach</strong> einfach zu segelnden,<br />
sicheren und stabilen Kielbooten,<br />
die sich für die zuvor beschriebenen<br />
Zwecke eigneten. Der Valk wies zwar<br />
alle erforderlichen Eigenschaften auf,<br />
war durch seine Holzbauweise aber zu<br />
teuer und auch zu empfindlich, um<br />
im rauen Schul- und Chartereinsatz<br />
zu bestehen.<br />
Als logische Konsequenz nahm man<br />
eine Bauform für die Serienproduktion<br />
in GFK ab und begann, den Knickspanter<br />
als Polyvalk zu vermarkten.<br />
Heute gehören Polyvalken zum Bild<br />
der niederländischen Binnengewässer<br />
wie Klappbrücken und Plattbodenschiffe,<br />
über 3.100 Exemplare wurden<br />
mittlerweile an Segelschulen, Bootsverleiher<br />
und Privatkunden ausgeliefert.<br />
Ständig in Details überarbeitet und<br />
24 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
verbessert, gehört das erfolgreiche<br />
Kielboot immer noch zum Bauprogramm<br />
der Werft. Größere und<br />
seegängige <strong>Yachten</strong> kamen ab 1984<br />
hinzu, wobei von vornherein nicht<br />
der Massenmarkt angepeilt wurde,<br />
sondern eher der anspruchsvolle Semi-<br />
Custom-Bau. Das Ziel hochwertige<br />
Schiffe zu produzieren, war erst ab<br />
einer gewissen Größe mit Gewinn<br />
zu realisieren. Obendrein sollten als<br />
Klientel hauptsächlich Hochseesegler<br />
angesprochen werden, da der<br />
Nischenmarkt Langfahrtyachten aus<br />
Kunststoff zu jener Zeit noch kaum<br />
besetzt war. Als Konstrukteur kam<br />
eigentlich nur Dick Koopmanns infrage,<br />
dessen Entwürfe, vornehmlich<br />
in Stahl oder Aluminium gebaut,<br />
einen ausgezeichneten Ruf genossen.<br />
Er zeichnete einen 37-Füßer<br />
mit jenen Stilmerkmalen, die ein<br />
Koopmanns-Design unverwechselbar<br />
machen: ausgewogener, recht schmaler<br />
Rumpf mit gutem Seeverhalten, kurzer<br />
Aufbau und reichlich Decksfläche<br />
sowie ein tiefes, geschütztes Cockpit.<br />
Auch konzeptionell schlug die Werft<br />
schon damals den Weg des echten<br />
Seeschiffes ein, der bei späteren Typen<br />
konsequent weiter verfolgt wurde.<br />
Das als Breehorn 37 vorgestellte<br />
Schiff traf den Geschmack vieler<br />
Segler und avancierte schon bald zum<br />
Klassiker und Traumschiff unter den<br />
niederländischen Fahrtenyachten. Bis<br />
heute wurden 125 Exemplare gebaut,<br />
wobei kaum eines dem anderen<br />
Foto: Breehorn<br />
Foto: Breehorn<br />
Für die Breehorn 41 (links, 2005)<br />
und 48 (unten, 2010) wurde das<br />
Designer-Duo Simonis Voogd<br />
verpflichtet. Sie schafften den<br />
schwierigen Spagat, den typischen<br />
Breehorn-Charakter mit modernen<br />
Konstruktionsprinzipen zu kombinieren.<br />
Das Ergebnis sind <strong>Yachten</strong><br />
von zeitlosem Äußeren, mit hohem<br />
Geschwindigkeitspotenzial und<br />
sicherem Seeverhalten.<br />
hundertprozentig gleicht. Strikt <strong>nach</strong><br />
Kundenwünschen konfiguriert, steckt<br />
viel vom Charakter des jeweiligen<br />
Eigners in jedem Schiff. Zu Beginn<br />
der Neunzigerjahre wurde der Wunsch<br />
vieler Segler <strong>nach</strong> einer größeren<br />
Version der 37 deutlich, und wiederum<br />
beauftragte man Konstrukteur<br />
Koopmanns mit dem Entwurf.<br />
Das Ergebnis, die Breehorn 44, übertrug<br />
die Eigenschaften der kleineren<br />
Schwester auf ein größeres, noch<br />
mehr auf Langfahrt abgestimmtes<br />
Format. Die 44 kann man als echten<br />
„Liveaboard“ bezeichnen, ganz auf<br />
den langen Aufenthalt auf See und<br />
weite Ozeanpassagen zugeschnitten.<br />
Auch dieser Typ wurde von der<br />
ständig wachsenden Fangemeinde<br />
begeistert aufgenommen. Analog zu<br />
den Booten wuchs auch die werfteigene<br />
Infrastruktur. Der Betrieb zog<br />
in neue Hallen ins nahe Woudsend<br />
und firmiert seitdem unter der Bezeichnung<br />
Breehorn.<br />
Vielseitigkeit ist Trumpf<br />
Während besonders Großwerften auf<br />
zuweilen hektische Modellwechsel<br />
setzen, um sich im Markt behaupten<br />
zu können, feilt Breehorn eher an<br />
der ständigen Perfektionierung bestehender<br />
Modelle. So dauerte es von<br />
1993 bis 2005, bis mit der Breehorn<br />
41 eine weitere Hochseeyacht die<br />
Baupalette ergänzte, 2010 rundete<br />
das aktuelle Topmodel Breehorn 48<br />
die Palette <strong>nach</strong> oben ab.<br />
Für die beiden jüngsten Entwürfe wurde<br />
das südafrikanisch/niederländische<br />
Büro Simonis Voogd verpflichtet, das<br />
zuvor mit dem Design erfolgreicher<br />
Racer sowie Performance-Cruiser unter<br />
anderem für Dehler auf sich aufmerksam<br />
gemacht hatte. Darüber hinaus<br />
konnte man auf gute gemeinsame<br />
Erfahrungen zurückblicken. Simonis<br />
Voogd brachten 2000 mit der Max<br />
Fun 25 ein rasantes Sportboot auf<br />
den Markt, das sich schnell in den<br />
Niederlanden als Einheitsklasse etablieren<br />
konnte. Auf der Suche <strong>nach</strong><br />
einer zuverlässigen Bauwerft wurde<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
25
Breehorn<br />
man bei Breehorn fündig, so dass<br />
in den Hallen in Woudsend mehrere<br />
Jahre lang neben reinen Fahrtenschiffen<br />
und Polyvalken auch die<br />
schnellen Racer Max Fun 25 sowie<br />
die größere Schwester 35 entstanden.<br />
Dass die Friesen nicht nur stabil,<br />
sondern auch schnell bauen können,<br />
konnten sie schon häufiger beweisen.<br />
So entstanden bereits in den<br />
Neunzigerjahren einige Exemplare der<br />
damals brandheißen ILC-30-Klasse bei<br />
Breehorn. Jüngster Ausflug in den<br />
Performance-Bereich war der Bau<br />
eines Carbon-Performance-Cruisers<br />
von 60 Fuß Länge. Die Guardian<br />
60, die vor wenigen Wochen vom<br />
Stapel lief, entstammt ebenfalls den<br />
Rechnern von Simonis Voogd und<br />
trägt einen drehbaren Wing-Mast,<br />
26 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
natürlich ebenfalls aus Carbon. Trotz<br />
dieser Ausflüge prägen <strong>nach</strong> wie vor<br />
die hochwertigen Fahrtenyachten das<br />
Markenimage der Firma Breehorn,<br />
und dementsprechend hoch waren<br />
die Anforderungen an das neue<br />
Designteam, als es an den Entwurf<br />
der Breehorn 41 sowie der 48 ging.<br />
Moderne Schiffe mit überdurchschnittlichen<br />
Segelleistungen sollten die<br />
neuen werden, aber dennoch schon<br />
von weitem als Breehorn zu erkennen.<br />
Der Spagat gelang. Die 41 sowie die<br />
48 weisen einen höheren Freibord<br />
sowie ein breiteres, kraftvolleres<br />
Heck auf als die älteren Koopmanns-<br />
Entwürfe, die Riggs sind hoch und<br />
9/10 getakelt, die Püttinge sitzen weit<br />
außen nahe der Deckskante, eine<br />
schmale 115 Prozent-Genua reicht<br />
Die Pantry bietet zwar alle Annehmlichkeiten,<br />
die man heute auf einer 41-Fuß-Yacht erwartet,<br />
dennoch ist sie absolut seegängig gestaltet.<br />
Die Spüle liegt weit mittschiffs, damit<br />
Wasser auch bei Lage auf allen Kursen gut<br />
ablaufen kann, der Kocher ist halbkardanisch,<br />
der Smut kann sich bei Seegang gut verkeilen.<br />
Das Interieur der Breehorn 41 präsentiert sich<br />
hell und angenehm modern. Dennoch wurde<br />
auf modischen Schnickschnack verzichtet,<br />
alles ist praxisgerecht, solide und „shipshape“.<br />
Das Finish ist durchweg hochwertig, die<br />
strukturelle Qualität erstklassig.<br />
für guten Vortrieb aus und erleichtert<br />
das Handling. Durch relativ geringe<br />
Überhänge vorn und achtern haben<br />
die Schiffe eine vorteilhaft lange<br />
Wasserlinie. Diese leistungsfördernden<br />
Merkmale werden ergänzt durch tiefe<br />
Bombenkiele und effektive, schmale<br />
Balanceruder. Alles Attribute modernen<br />
Yachtdesigns, dennoch ist die<br />
äußere Anmutung eher klassisch. So<br />
verfügt auch die Breehorn 41 über<br />
einen eleganten Deckssprung, der Bug<br />
ist nicht senkrecht, wie auf vielen<br />
zeitgenössischen Schiffen, der Aufbau<br />
ist markentypisch kurz und endet<br />
noch achterlich des Mastes. Und hier,<br />
am Mast, wird vielleicht am ehesten<br />
deutlich, was den gemeinsamen Charakter<br />
der Breehorn-<strong>Yachten</strong> zwischen<br />
37 und 48 Fuß Länge ausmacht. So<br />
Die werfteigene Schreinerei. Breehorn bekommt kaum Teile zugeliefert. 17 Mitarbeiter arbeiten in Eigenregie vor Ort.<br />
Nur so lässt sich ein gleichbleibend hoher Qualitätsstandard gewährleisten.<br />
Vielseitiges Bauprogramm<br />
Vom beliebten Polyvalk (rechts) segeln mittlerweile weit über 3.000 Exemplare auf<br />
niederländischen Binnengewässern, es ist das beliebteste Boot für Segelschulen und<br />
Bootsvermietungen. Die Fox 22 basiert auf einem Jac. de Ridder-Entwurf und kam<br />
2005 ins Programm. Sie ist in Friesland als kleine Charteryacht stark gefragt.<br />
Simonis Voogd brachten das Sportboot Max Fun 25 im Jahr 2000 auf den Markt und<br />
schafften es, den Typ als neue niederländische Einheitsklasse zu etablieren. Später<br />
folgte die größere Schwester Max Fun 35, die sich ebenfalls in vielen Regatten profilieren<br />
konnte. Beide Typen wurden von Breehorn gebaut.<br />
Die Breehorn 37 (links) und 44 (rechts) sind sehr traditionelle Entwürfe von Dick<br />
Koopmans senior. Seine Konstruktionen gelten in den Niederlanden als Inbegriff<br />
der Seetüchtigkeit und trugen einen großen Teil zum guten Renommee der Marke<br />
Breehorn bei.<br />
Foto: Breehorn<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
27
Breehorn<br />
28 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Ausgesuchte Hardware. Generell<br />
kommt nur Technik von<br />
Markenherstellern an Bord,<br />
beispielsweise sind Andersen-<br />
Edelstahlwinschen Werftstandard.<br />
Auf Kundenwunsch<br />
werden aber auch andere<br />
Fabrikate montiert.<br />
ist es <strong>nach</strong> wie vor Werftstandard,<br />
dass alle Fallen und Reffleinen über<br />
große Winschen am Mast bedient<br />
werden, auf allen Typen sind hierzu<br />
große Körbe aus rostfreiem Stahl an<br />
Deck montiert, die bei der Decksarbeit<br />
sicheren Halt bieten.<br />
Wer eine Fallenumlenkung ins Cockpit<br />
wünscht, kann diese zwar bekommen,<br />
aber nur als Sonderausstattung. Dies<br />
liegt am Grundgedanken der schlichten<br />
Funktion, dem alle Breehorn-<br />
<strong>Yachten</strong> unterworfen sind. An Bord<br />
kommt nur, was auf See sinnvoll ist<br />
und unter allen Umständen sicher<br />
funktioniert.<br />
Alle Decksbeschläge sind von ausgesuchter<br />
Qualität und im Zweifel immer<br />
eine Nummer größer dimensioniert,<br />
als es in der jeweiligen Größenklasse<br />
sonst Standard ist. Die Cockpits sind<br />
tief und mit hohen Sülls versehen,<br />
aber nicht übertrieben groß, so dass<br />
man sich noch gut abstützen kann<br />
und immer etwas zum Festhalten fin-<br />
det. Als besonderes Komfortmerkmal<br />
sind die 44 und 48 mit einer festen<br />
GFK-Spritzkappe ausgestattet – optional<br />
für die 41 –, was das Wohlbefinden<br />
auf See erheblich steigert.<br />
Werftchef Oscar Kamp: „Anfangs<br />
hatten viele unserer Kunden starke<br />
Vorbehalte gegenüber der GFK-Kappe,<br />
aber jeder, der einmal bei viel Wind<br />
damit gesegelt ist, ist begeistert. Neben<br />
dem rein körperlichen Schutz<br />
vor den Elementen kommt noch ein<br />
psychologischer Faktor hinzu. Eine<br />
Spritzkappe aus Segeltuch macht so<br />
viele Geräusche, dass sich Windstärke<br />
vier darunter anhört wie Windstärke<br />
sechs. Die GFK-Haube hat einen genau<br />
gegenteiligen Effekt. Sitzt man<br />
darunter, ist man akustisch so abgeschirmt,<br />
dass sich Starkwind kaum<br />
schlimmer anhört als eine frische<br />
Brise.“ Dieser praktische Ansatz findet<br />
sich in allen Bereichen an Deck<br />
und setzt sich beim Interieur fort.<br />
Breehorns sind keine Raumwunder,<br />
Die feste Sprayhood gehört mittlerweile zum Bild vieler ausgelieferter Breehorns<br />
und unterstreicht den Langfahrtcharakter der Schiffe.<br />
Auf der 41 noch als Option angeboten, gehört sie mittlerweile auf der Breehorn<br />
44 und 48 zur Standardaustattung.<br />
wer ein Wochenenddomizil für seine<br />
Fußballmannschaft sucht, wird sicher<br />
bei Großserienwerften besser bedient.<br />
Dafür sind die <strong>Yachten</strong> aus Friesland<br />
zentimetergenau auf die Bedürfnisse<br />
des Eignerehepaars oder anderer kleiner<br />
Besatzungen ausgerichtet.<br />
So gibt es unter Deck mit Absicht<br />
keine großen Freiräume, selbst die<br />
Breehorn 48 ist so aufgeteilt, dass<br />
man bei jedem Schritt einen Griff<br />
zum Festhalten findet und sich in<br />
der Pantry so sicher verkeilen kann,<br />
dass man beide Hände zum Arbeiten<br />
frei hat. Dass sich die Salonsofas zu<br />
bequemen Seekojen umbauen lassen<br />
und alle Schapps und Stauräume ordentlich<br />
belüftet sind, versteht sich<br />
fast schon von selbst, ebenso, dass<br />
es in allen Typen eine sinnvoll bemessene<br />
Navigation in Fahrtrichtung<br />
gibt, an der vernünftig gearbeitet<br />
werden kann. Ähnlich konsequent<br />
wie Konzeption und Ausstattung ist<br />
die Bauqualität der Breehorn-<strong>Yachten</strong>.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
29
Breehorn<br />
Komfortabel, aber nicht üppig. Breehorn-<strong>Yachten</strong> sind nicht auf maximales<br />
Volumen ausgelegt. Sowohl die 41 wie die 48 verfügen über drei<br />
Schlafkammern mit sechs Kojen, sind also für ein Eignerehepaar und<br />
maximal vier Gäste ausgelegt.<br />
Baunummer zwei der Breehorn 48. Sie wird auf Wunsch des Kunden<br />
mit einem Hubkiel ausgestattet. Statt eines tiefen, mittigen Blatts verfügt<br />
das Schiff über eine Doppelruderanlage, die den Tiefgang reduziert<br />
und dennoch auch bei größeren Krängungswinkeln effektiv arbeitet.<br />
Der Hubkiel ist eine Einzelanfertigung aus Aluminium. Sie besteht aus<br />
einem Hohlkörper, der mit Blei gefüllt wird. An Bord kann die Flosse<br />
später hydraulisch bewegt werden.<br />
30 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Traditionelle Bauweise<br />
Obwohl Oscar Kamp großen Wert auf<br />
die Segelleistungen seiner <strong>Yachten</strong> legt,<br />
„Geschwindigkeit ist auch Komfort“,<br />
werden alle Breehorns noch traditionell<br />
von Hand laminiert, ohne auf<br />
moderne Verfahren wie etwa die Vakuumtechnik<br />
zurückzugreifen. Seiner<br />
Meinung <strong>nach</strong> ist ein gutes Handlaminat<br />
moderneren Techniken in seiner<br />
Stabilität mehr als ebenbürtig, wenn<br />
auch etwas schwerer, was aber bei<br />
einer voll ausgestatteten Fahrtenyacht<br />
kaum etwas ausmachen würde. Nach<br />
seiner Überzeugung kommt es viel<br />
mehr darauf an, dass die Yacht über<br />
ausreichend Rumpfvolumen verfügt,<br />
um auch eine gewisse Zuladung ohne<br />
große Leistungseinbußen vertragen<br />
zu können.<br />
Weiterhin müssen die Gewichte von<br />
vornherein richtig im Schiff verteilt<br />
sein. Dies äußert sich unter anderem<br />
in unter dem Kajütboden platzierten<br />
Tanks und Batteriebänken, was für<br />
einen tiefen Schwerpunkt sorgt,<br />
die Schiffsenden leicht hält und<br />
so das Segeltragevermögen steigert<br />
und Stampfmomente in der Welle<br />
reduziert.<br />
Nun sind auch die Breehorns beileibe<br />
kein überschweren Panzer. Auch die<br />
Bootsbauer in Woudsend setzen auf<br />
die Sandwich-Bauweise, allerdings<br />
konsequent nur über der Wasserlinie,<br />
alle Rümpfe bestehen im Unterwasserbereich<br />
aus Massivlaminat.<br />
Freibord und Deck erhalten einen<br />
Hartschaumkern als Versteifung, was<br />
die Konstruktion wesentlich resistenter<br />
gegen Schäden durch Feuchtigkeit im<br />
Sandwich-Verbund macht, als wenn<br />
Balsaholz als Kernmaterial verwendet<br />
würde.<br />
Ebenfalls mit viel Liebe zum Detail<br />
sind die Interieurs geplant und verarbeitet.<br />
Alle Holzarbeiten werden in<br />
der Werft ausgeführt und individuell<br />
an Bord angepasst, das Finish ist auch<br />
in versteckten Ecken hervorragend.<br />
Neben vielen Interieurkomponenten<br />
kann der Kunde die verwendeten<br />
Holzarten und Bezugsstoffe frei wählen,<br />
die Liste optionaler technischer<br />
Zusatzausstattung ist endlos. Jeder<br />
Eigner hat also viele Bausteine zur<br />
Auswahl, um sich die für ihn ideale<br />
Fahrtenyacht zusammenzustellen,<br />
oder wie es die Niederländer nennen,<br />
das beste „Vertrekkersboot“.<br />
Simonis Voogd Design -<br />
„a passion for speed“<br />
Alex Simonis Maarten Voogd<br />
Simonis Voogd Design<br />
De Trompet 17b<br />
1601 MK Enkhuizen<br />
Niederlande<br />
Telefon +31-228-321900<br />
www.simonis-voogd.com<br />
Breehorn<br />
Vosseleane 69<br />
8551 ML Woudsend<br />
Niederlande<br />
Telefon +31-514-592233<br />
www.breehorn.nl<br />
Alex Simonis (Kapstadt/Südafrika) und Maarten Voogd<br />
(Enkhuizen/Niederlande) konnten beide schon große<br />
Erfolge im Yachtdesign vorweisen, als sie sich 1991<br />
zu Simonis Voogd Design zusammenschlossen. Viele<br />
ihrer ersten gemeinsamen Entwürfe entstanden in den<br />
USA, Neuseeland, Australien, Brasilien und Südafrika,<br />
wodurch Simonis Voogd Design in der südlichen Hemisphäre<br />
über viele Jahre wesentlich bekannter war als in<br />
Europa. Durch Erfolge bei großen internationalen Regatten<br />
wie dem Sydney-Hobart-Race (2000 und 2004<br />
mit dem Maxi Nicorette), dem Cape-to-Rio-Race (mit<br />
Broomstick, dem weltweit ersten IMS-Maxi) und vielen<br />
weiteren wurde auch die europäische Segelszene auf<br />
das Talent der beiden Konstrukteure aufmerksam.<br />
In Deutschland wurde das Duo 2005 als neue Hauskonstrukteure<br />
der Firma Dehler bekannt, die vielbeachtete<br />
Dehler 44 sowie die Dehler 34 stammen von<br />
Simonis Voogd. Mittlerweile kommen circa 60 Prozent<br />
aller Aufträge aus Europa, sowohl von Privateignern<br />
wie Werften, und das Büro in Enkhuizen fungiert als<br />
Headoffice.<br />
Die Guardian ist eine der jüngsten Simonis-Voogd-Konstruktionen im High-Performance-Bereich. Das komplett aus<br />
Carbon gefertigte Schiff verfügt über einen Liftkiel, Doppelruder sowie einen drehbaren Flügelmast. Es ist dennoch kein<br />
reiner Racer, sondern unter Deck für luxuriöse Fahrtentörns ausgestattet.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
31
YachtEN<br />
Ostyer 625: gemacht für Freunde<br />
Wenn Oyster in seinen Verkaufsunterlagen schreibt,<br />
die neue Oyster 625 wäre das ideale Boot zum Segeln<br />
mit Freunden und Familie, dann klingt das schon fast<br />
<strong>nach</strong> englischem Understatement. Wer Oyster-<strong>Yachten</strong><br />
kennt, und die werden bereits seit 1973 gebaut, der weiß,<br />
<strong>Yachten</strong> von Oyster aus England sind Langfahrtenyachten<br />
von höchster Qualität mit einem großen Schuss an<br />
Solidität in der Verarbeitung und einem robusten Segelverhalten.<br />
Mit einer Oyster kann mehr weit mehr<br />
machen als nur einen gemütlichen Schlag mit Freunden<br />
oder der Familie.<br />
Kurz: <strong>Yachten</strong> von Oyster sind von Masttopp bis zur<br />
Kielsohle für das Segeln selbst in rauen Gewässern gebaut.<br />
Die neue Oyster 625 bringt noch einen Tick mehr<br />
auf das Wasser: Der Rumpf stammt vom Zeichenbrett<br />
des Designers bekannter und erfolgreicher Regattayachten:<br />
Rob Humphreys. Als Nachfolgerin der im Oyster-<br />
Stammbaum erfolgreichen <strong>Yachten</strong> Oyster 61 und 62,<br />
soll die neue Oyster 625 noch mehr Performance beim<br />
Segeln zeigen.<br />
Mit einer Länge über Alles von 19,34 Metern und einer<br />
Breite von 5,44 Metern bringt sie es auf eine Verdrängung<br />
von 33 Tonnen. Der 27,20 Meter lange Drei-Sa-<br />
32 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Konstrukteur: Rob Humphreyes<br />
Material: GFK-Sandwich<br />
LüA: 19,37 Meter<br />
LWL: 17,24 Meter<br />
Breite: 5,44 Meter<br />
Tiefgang: 2,15 /2,80 Meter<br />
Verdrängung: 33.500 Kilogramm<br />
Takelungsart: 9/10-Sloop<br />
Segelfläche: 234 Quadratmeter<br />
Maschine: 132 Kilowatt<br />
linge-Mast trägt an der Kreuz 234 Quadratmeter Segelfläche.<br />
Die Eignerkabine ist im Heck untergebracht und<br />
erstreckt sich über fast die gesamte Breite der Oyster.<br />
Neben der feudalen Doppelkoje ist Platz für ausreichend<br />
Schränke und Schapps, sowie ein kleines Sofa<br />
und eine geräumige Nasszelle mit Duschkabine. Zwei<br />
Gästekabinen mit jeweils eigener Nasszelle befinden<br />
sich im Vorschiff.<br />
Wahlweise kann das Einrichtungslayout so geändert<br />
werden, dass in der Vorpiek ein Bootsmann eine Crewkabine<br />
erhält. An Steuerbord neben der Maschine und<br />
vom Salon zugängig, kann ebenfalls wahlweise eine Kabine<br />
oder ein Arbeitsraum eingerichtet werden.<br />
Doch das zentrale Leben an Bord einer Oyster 625 wird<br />
in dem durch das Deckshaus lichtdurchfluteten Salon<br />
stattfinden. Durch jeweils drei große Fenster an Steuer-<br />
und Backbord hat man vor hier einen fantastischen Blick<br />
über das Meer. Wer sich lieber an Deck aufhält, kann<br />
dies im geräumigen Cockpit tun oder sich auf der großen<br />
Plattform hinter der Großschot entspannen. <strong>Yachten</strong><br />
von Oyster gelten übrigens nicht nur als kursstabil beim<br />
Segeln, sondern auch als wertstabil als Gebrauchtboot.<br />
www.oystermarine.com<br />
Die Neuen<br />
der Saison<br />
Die europäischen Werften scheinen die Wirtschaftskrise nun endgültig<br />
im Kielwasser gelassen zu haben. Die schwedische Werft Hallberg-Rassy<br />
zum Beispiel musste über 60 Bootsbauer einstellen! Die Konzepte der<br />
Werften und ihrer Designer reichen dabei von sportlich-modern, über den<br />
Retro-Stil bis hin zu klassischen Yachtrissen.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
33
YachtEN<br />
Gemacht für ist sie für beides: Regattengetümmel und<br />
elegantes Dahinsegeln am Sonntag<strong>nach</strong>mittag. Die Fairlie<br />
55 vereint klassische Linien mit einem modernen<br />
Rumpfdesign. Lang und schlank, wie es den Segelrissen<br />
der 30er und 40er Jahre entspricht, mit weiten Überhängen<br />
an Bug und Heck kann man sich auf Anhieb in<br />
die Fairlie 55 verlieben. Ein Blick in die handwerkliche<br />
Umsetzung beim Bau dieser Yacht lässt Segler sicher<br />
endgültig dahin schmelzen, denn der Rumpf der Fairlie<br />
55 ist schon ein Meisterwerk für sich. Die Spanten sind<br />
aus Mahagoni und wurden mit zwei Lagen, ebenfalls<br />
aus Mahagoni, um 45 Grad versetzt beplankt. Um dem<br />
Rumpf eine noch höhere Festigkeit zu geben, wird der<br />
Kern der mit einem Epoxy-Laminat überzogen. Zum<br />
Abschluss versiegeln zwei dünne Schichten GFK den<br />
über 16 Meter langen Rumpf. Auf dem Deck aus Sperrholz<br />
liegt ein 12 Millimeter dickes Teakdeck.<br />
Der Mast aus Aluminium wurde der Optik zuliebe mit<br />
weißem Lack überzogen. Gut 117 Quadratmeter Segelfläche<br />
werden am Wind an dem Zwei-Salinge-Mast<br />
gesetzt. Die einzige Trimmmöglichkeit für den Mast ist<br />
das, über eine Winschkurbel verstellbare, Achterstag.<br />
Um die Segel in einen optimalen Stand zu trimmen, stehen<br />
Winschen von Andersen an Deck. Die Großschot<br />
kann sogar per Knopfdruck dicht geholt werden.<br />
Für weitere gute Segeleigenschaften sorgt ein flaches<br />
und modernes Unterwasserschiff. Gut 40 Prozent der 10<br />
Tonnen Gesamtgewicht befinden sich in der Kielbombe<br />
und sorgen für stabiles Segeln an der Kreuz.<br />
34 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Fairlie 55: zurück zu den 30ern<br />
Noch edler wird es unter Deck. Bei der Kabinenaufteilung,<br />
allen Einbauten und Accessoires schlägt einem der<br />
Charme der 30er Jahre entgegen. Im Vergleich zu modernen<br />
Rissen gleicher Länge bietet die Fairlie 55, die<br />
nur 3,60 Meter breit ist, vergleichsweise wenig Platz.<br />
Dennoch: Eigner und ein Gästepaar dürften sich mehr<br />
als wohlfühlen. Lange Abende im großen Salon sind bei<br />
diesem einmaligen Ambiente ein Genuss.<br />
Gezeichnet wurde die Fairlie 55 von Peter Spooner. Der<br />
Yachtdesigner gehört heute fest zum Team von Fairlie<br />
Yachts in Hamble nahe Southampton am Solent. Seit 15<br />
Jahren hat sich Fairlie Yachts einen bemerkenswerten<br />
Ruf in der Yacht-Szene erworben. Nach den langen Jahren<br />
mit dem Schwerpunkt Restauration von klassischen<br />
<strong>Yachten</strong> soll durch die Fairlie 55 der Einstieg in die<br />
Kiellegung von neuen <strong>Yachten</strong> erfolgen.<br />
Der Einstiegspreis der Fairlie 55 liegt bei 848.000 Pfund,<br />
also etwa 962.000 Euro. Als nächster Schritt ist bereits<br />
eine Fairlie 66 für die kommende Saison in Planung.<br />
www.fairlierestorations.com<br />
LüA: 16,80 Meter<br />
LWL: 11,64 Meter<br />
Breite: 3,50 Meter<br />
Tiefgang: 2,30 Meter<br />
Verdrängung: 10.000 Kilogramm<br />
Segelfläche: 117 Quadratmeter<br />
Malö 47 classic: Die klassische<br />
Die schwedische Werft Malö Yachts steht für klassische<br />
Fahrtenyachten, wird aber nun mit der neuen Malö 47<br />
noch klassischer. Statt einem negativen Heck mit Badeplattform<br />
konstruierte Malö-Designer Frederik Forsgen<br />
für die 14,65 Meter lange Yacht eine Heckform, wie sie<br />
von vielen Yachtrissen aus den 50er und 60er Jahren des<br />
19. Jahrhunderts bekannt ist. Dieser Trend wurde allerdings<br />
auch von anderen Werften aufgenommen: Ein<br />
flacher Spiegel, der leicht zur Wasserlinie abfällt.<br />
Was als Augenweide im Design schmeichelt, schafft rational<br />
auch Platz auf dem Achterdeck. Zusammen mit<br />
dem nicht bis ganz zum Heck laufenden Cockpit verfügt<br />
die Malö 47 damit über ein geräumiges Achterdeck<br />
für ein Sonnenbad. Rigg- und Segelplan der Malö 47<br />
sind ganz auf das sichere und schnelle Fahrtensegeln<br />
ausgelegt.<br />
Die große Genua, die nur knapp unter dem Masttopp<br />
ansetzt, ist ein wenig höher als die heute üblichen 9/10<br />
getakelten Riggs, außerdem steht für schweres Wetter<br />
ein Kutterstag und eine kleine Genua zur Verfügung.<br />
Selbst mit kleiner Crew lassen sich so die Segelflächen<br />
schnell an sich ändernde Windverhältnisse anpassen.<br />
Das vereinfacht das Handling und erhöht die Sicherheit.<br />
Auf vielen <strong>Yachten</strong> von amerikanischen Werften bereits<br />
seit Jahren bekannt, aber etwas ungewöhnlich für eine<br />
Yacht aus skandinavischer Produktion ist der Targabügel,<br />
der über dem Cockpit den Großschotfußpunkt<br />
aufnimmt. Hätte man die Großschot vor dem Nieder-<br />
Konstrukteur: Frederik Forsgen<br />
Material: GFK-Sandwich<br />
LüA: 14,65 Meter<br />
LWL: 11,65 Meter<br />
Breite: 4,12 Meter<br />
Tiefgang: 2,08 Meter<br />
Verdrängung: 14.000 Kilogramm<br />
Takelungsart: 9/10-Sloop<br />
Großsegel: 55 Quadratmeter<br />
Vorsegel: 67 Quadratmeter<br />
Maschine: 81 Kilowatt<br />
gang platziert, wäre der Winkel für die Schot zu spitz<br />
geworden und bis zum Ende des Cockpits reicht die<br />
Baumlänge nicht. So wird aus der Not eine praktische<br />
Tugend: Der Targabügel dient gleichzeitig als hintere<br />
Begrenzung der Sprayhood, und die Großschot stört<br />
nicht im Cockpit. An diesem Bügel werden sich sicher<br />
einige Geister reiben, für die er einen optischen Bruch<br />
der schönen Linien bedeutet, technisch hingegen stellt<br />
er eine saubere Lösung dar.<br />
Das Reich des Eigners befindet sich im Vorschiff mit<br />
eigener geräumiger Nasszelle inklusive Dusche. Für<br />
die Gäste stehen zwei Doppelkabinen achtern zur Verfügung.<br />
Optional können zukünftige Eigner im Salon<br />
wählen, ob sie einen Kartentisch wünschen oder zugunsten<br />
zweier Sessel mit kleinem Tisch dazwischen darauf<br />
verzichten möchten.<br />
Die Ursprünge der Malö-Werft gehen auf das Jahr 1939<br />
zurück, als Johannes Olsson begann auf der schwedischen<br />
Bootsbauer-Insel Orust Holzyachten zu bauen.<br />
Anfang der 1960er Jahre übernahmen seine Söhne Bo<br />
und Orvar die Werft, 1969 lief die erste Malö aus Kunststoff<br />
vom Stapel. In der dritten Generation der Olsson-<br />
Familie führten Lars und Bengt Olsson die Geschicke<br />
der Werft noch bis 2008. Heute ist Malö Yachts ein Teil<br />
der Firmengruppe ihres neuen Besitzers Bob Erixon, zu<br />
der auch Unternehmen wie Erixon Yachts, HP 10.30,<br />
Techno Yachts und Farr Cruising Yachts in Lysekil gehören.<br />
www.maloyachts.se<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
35
YachtEN<br />
Hallberg-Rassy 64: der Meilenfresser<br />
Mit der neuen Hallberg-Rassy 64 wird nun die größte<br />
Yacht, die je auf dieser Werft gebaut wurde, auf den<br />
internationalen Bootsmessen vorstellt. Gezeichnet<br />
von dem argentinischen Konstrukteur German Frers,<br />
scheint diese Yacht voller Superlative zu stecken, die<br />
schon beim Bau anfangen. Zum Winter mussten 63 neue<br />
Bootsbauer eingestellt werden. Nicht alle um die Aufträge<br />
für das Flaggschiff abzuwickeln, aber eben auch.<br />
Für die Werft unter seinem Geschäftsführer Magnus<br />
Rassy laufen die Geschäfte zur Zeit scheinbar gut. Allein<br />
der British Kiel Yacht Club (BKYC) wechselte zur<br />
neuen Saison seine Flotte an Vereinsyachten komplett<br />
aus. Zehn neue Hallberg-Rassy 342 liegen nun seit dem<br />
Frühjahr in der Kieler Förde.<br />
Bei der Konstruktion und Entwicklung der Hallberg-<br />
Rassy 64 wurde im Vergleich zur der etwas kleineren<br />
Schwester, der Hallberg-Rassy 62, noch einmal kräftig<br />
zugelegt. German Frers, der sich seit 1988 bereits 18 Mal<br />
für Hallberg-Rassy an das Reißbrett stellte, um die Linien<br />
für die soliden Fahrtenyachten zu liefern, verlängerte<br />
die Wasserlinie gegenüber der HR 62 um 2,60 Meter.<br />
Mit vollem Großsegel und der Standard-Genua, zusammen<br />
173 Quadratmeter stark, soll <strong>nach</strong> Frers Berechnungen<br />
die Hallberg-Rassy 64 bei 10 Knoten Wind und<br />
einem Windeinfall von 75 Grad mit 9,5 Knoten über die<br />
See rauschen. Mit leichter Backstagsbrise von 110 Grad<br />
liegt das Geschwindigkeitspotential bei 11,5 Knoten.<br />
„Diese Yacht ist ein wahrer Meilenfresser“, fasst Hallberg-Rassy<br />
die Segeleigenschaften der knapp 36 Tonnen<br />
schweren Segelyacht zusammen.<br />
36 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Konstrukteur: German Frers<br />
Material: GFK-Sandwich<br />
LüA: 19,85 Meter<br />
LWL: 17,63 Meter<br />
Breite: 5,20 Meter<br />
Tiefgang: 2,50 Meter<br />
Verdrängung: 36.000 Kilogramm<br />
Takelungsart: 9/10-Sloop<br />
Großsegel: 85 Quadratmeter<br />
Vorsegel (100 %): 88 Quadratmeter<br />
Maschine: 205 Kilowatt<br />
Um die Langfahrtentauglichkeit weiter zu unterstreichen,<br />
hat man einen 6-Zylinder Volvo Penta D6-280 mit<br />
205 Kilowatt (250 PS) mit einem 1.800 Liter Dieseltank<br />
verbaut. Das dürfte passable Reichweiten auch unter<br />
Maschine garantieren.<br />
Dabei muss die Crew einer Hallberg-Rassy nicht einmal<br />
groß sein. Per Knopfdruck lassen sich alle wichtigen Segelfunktionen<br />
aus dem Cockpit regeln. So gibt es eine<br />
hydraulische Unter-Deck-Rollanlage für Kutterstag<br />
und Genua, sowie elektrische Winschen. Um sich vor<br />
Spritzwasser im 3,10 Meter langen Cockpit zu schützen<br />
können Eigner zwischen einer Windschutzscheibe mit<br />
Sprayhood oder Hardtop wählen.<br />
Und das Leben unter Deck? Es ist hell. Nicht weniger<br />
als 31 Lichteinlässe, allein sechs Fenster im Rumpf, sorgen<br />
für viel Tageslicht in Salon und allen Kabinen. Wie<br />
viele Kabinen der Eigner wünscht, ist ihm überlassen.<br />
Er kann aus vier Innenlayouts, die zu ihm passende<br />
Ausbauvariante wählen. Große Eignerkabine im Achterschiff<br />
mit Kingsize-Doppelkoje oder getrennten Betten,<br />
zwei Kabinen für die Gäste im Vorschiff plus Heldenkeller<br />
in der Vorpiek für den Bootsmann. Oder doch<br />
lieber ein eigenes Büro mit Schreibtisch vor dem Mast?<br />
Die Optionen sind vielfältig. Auch der Salon kann variabel<br />
ausgestattet werden, mal mit mal ohne Navigationsecke.<br />
Hallberg-Rassy hat bei allen Ausbaualternativen<br />
den Raum der 5,20 Meter breiten Yacht optimal genutzt.<br />
Das Dingi kann der Eigner in der 8,6 Kubikmeter großen<br />
Heckgarage hinter der Badeplattform verschwinden<br />
lassen. www.hallberg-rassy.com<br />
Xp 44: Kernkompetenz<br />
X-<strong>Yachten</strong> aus Haderslev in Dänemark genießen unter<br />
Seglern beinahe schon einen legendären Ruf, gelten sie<br />
doch unisono als schnell, gut verarbeitet und mit einem<br />
latenten Hang zu Regattasiegen gesegnet. Besonders im<br />
Segment der Cruiser-Racer und Performance-Cruiser orientierte<br />
sich die gesamte Branche über viele Jahre am<br />
mit dem X bezeichneten Kurs.<br />
Um so überraschender war es, dass X die schnellen<br />
Tourer eine Weile ver<strong>nach</strong>lässigt hat, um sich mit viel<br />
Erfolg dem Aufbau einer eigenen Fahrtenyacht-Range (Xc<br />
38 bis Xc 50) zu widmen. Vor wenigen Wochen ging<br />
wieder eine Neuvorstellung im Performance-Bereich zu<br />
Wasser: die Xp 44. Sie markiert die vierte Generation<br />
schneller und regattatauglicher Fahrtenschiffe und tritt<br />
die Nachfolge der erfolgreichen X 43 aus dem Jahr 2002<br />
an, eine Xp 38 soll in Kürze folgen.<br />
Laut Aussage der Werft ist die neue Yacht fünf Prozent<br />
länger in der Wasserlinie, zehn Prozent steifer und bis<br />
zu fünfzehn Prozent schneller als ihre Vorgängerin, die<br />
schon beindruckende Werte vorweisen konnte. Um dies<br />
zu ermöglichen, entstehen Rumpf und Deck im Vakuumverfahren<br />
aus Epoxy-Schaum-Sandwich und statt des<br />
früher X-typischen Stahlstrongbacks wird der Rumpf nun<br />
durch ein Carbon-Rückgrat ausgesteift. Die so gesparten<br />
Kilos konnten in die Tiefe zur Ballastbombe wandern.<br />
Das sorgt für ein günstigeres Verhältnis von Ballast- zu<br />
Gesamtgewicht. Schon auf den ersten Blick kommt die<br />
Neue rundweg moderner daher, Vorsteven und Spiegel<br />
stehen fast senkrecht, der Rumpf wirkt voluminös und<br />
dennoch kraftvoll, ein hohes Kohlefaserrigg gibt es als<br />
Option, im Standard wird ein Aluminiummast gestellt.<br />
Beide Riggvarianten sind für den Einsatz von Masttopp-<br />
Vorsegeln wie Toppspis, Code-0 und Gennaker ausgelegt,<br />
für letztere ziert den Bug eine demontierbare Carbon-<br />
Nase, die auch für das Ankergeschirr genutzt werden<br />
kann. Schon der Standard-Segelplan bringt mit kurzer<br />
106-%-Genua knapp 100 Quadratmeter an den Wind.<br />
Die Rumpflinien und Rigggeometrie sind <strong>nach</strong> IRC optimiert,<br />
weiterhin lässt sich das Schiff über verschiedene<br />
Kielvarianten den persönlichen Bedürfnissen anpassen.<br />
Als Standard wird eine 2,30 Meter tief gehende Flosse<br />
montiert, mit dem Performancekiel erreicht das Schiff<br />
satte 2,60 Meter Tiefgang.<br />
Das moderne Design setzt sich im Deckslayout fort. Flush-<br />
Luken, German-Mainsheet-System, ein versenkter Traveller<br />
und zwei Räder im Cockpit sowie eine Heckklappe, die<br />
sich als Badeplattform nutzen oder für Regatten schnell<br />
demontieren lässt, prägen das Bild.<br />
Unter Deck präsentiert sich das Drei-Kabinen-Layout leicht<br />
und modern, zahlreiche Rumpffenster bringen viel Licht<br />
ins Schiff. Geschlafen wird im geräumigen Vorschiff sowie<br />
in zwei identischen Kammern im Heck, die Nasszellen<br />
sind jeweils mit Dusche ausgestattet. Zahlreiche Einbaukomponenten<br />
sind ebenfalls aus Komposit-Materialien<br />
gefertigt, um Gewicht zu sparen, dennoch wirkt die<br />
Einrichtung wohnlich und hochwertig. Reichlich Stauraum<br />
und viel Komfort sorgen dafür, dass die Xp 44 nicht<br />
nur auf der Regattapiste, sondern auch im sportlichen<br />
Fahrtensegeln ihre guten Gene ausspielen kann. Auch der<br />
Preis ist typisch X: 337.960 Euro inklusive Umsatzsteuer<br />
werden als Basis fällig. www.x-yachts.de<br />
Konstrukteur: Niels Jeppesen<br />
Material: Epoxy-Schaum-Sandwich<br />
LüA: 13,29 Meter<br />
LWL: 11,89 Meter<br />
Breite: 4,07 Meter<br />
Tiefgang: 2,30 / 2,60 Meter<br />
Verdrängung: 8.650 Kilogramm<br />
Takelungsart: 9/10-Sloop<br />
Großsegel: 59,6 Quadratmeter<br />
Vorsegel: 47,2 Quadratmeter<br />
Maschine: 40 Kilowatt<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
37
PhiliPPinen<br />
Dichter Hartkorallenbewuchs im Flachwasser der Insel Pescador.<br />
38 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Unter<br />
blauen<br />
Segeln<br />
Eine Reise unter Segeln zu den Sardinen,<br />
ihren Fressfeinden und den bunten<br />
Unterwasserkameraden. Gerald Nowack<br />
(Text und Fotos) genoss die philippinische<br />
Küste unter Wasser und an Land.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
39
PhiliPPinen<br />
Stolz trägt die indonesische Pinisi ihre blauen Segel auch in philippinischen Gewässern.<br />
Ein kräftiger Nordwester<br />
treibt den Segler mit fünf<br />
Knoten entlang der Westküste<br />
Cebus <strong>nach</strong> Moalboal. Es<br />
herrscht gespannte Ruhe an Bord.<br />
Nur das Knarren der prall gefüllten<br />
Segel und das Klatschen der Wellen<br />
an die Schiffsplanken ist zu hören.<br />
Es ist ein bisschen wie im Piratenfilm.<br />
Die Mannschaft steht auf<br />
ihren Posten und der Kapitän am<br />
Steuerrad.<br />
Ein Knall durchbricht die Stille.<br />
Schlagartig wird das Schiff lang-<br />
40 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
samer und dreht <strong>nach</strong> Luv. Hektische<br />
Rufe sind zu hören und<br />
blanke Füße hasten über Deck.<br />
Zwei Matrosen reffen das im Wind<br />
flatternde Vorsegel. Ein Schäkel<br />
ist gebrochen. Frank, Kapitän und<br />
Teilhaber des Schiffes begutachtet<br />
den Schaden. Sorgenfalten machen<br />
sich auf dem eigentlich immer fröhlichen<br />
Gesicht breit. „Schon wieder<br />
einer dieser vermaledeiten Schäkel,<br />
erst letzte Woche ist uns eines dieser<br />
chinesischen Schrottteile gebrochen.“<br />
Er ist stinksauer und dreht<br />
sich zu einer Gruppe von Gästen,<br />
die etwas verwirrt auf dem Sonnendeck<br />
stehen. „Mir geht es nicht um<br />
die Kosten für Ersatzteile, aber ich<br />
mache mir immer Sorgen, dass einer<br />
verletzt werden könnte. Leider ist<br />
es extrem schwer, gute Ausrüstung<br />
aus Europa zu bekommen.“<br />
Schon wenige Momente später hellt<br />
sich sein Gesicht wieder auf. „Schaut<br />
mal, wir sind fast da, die Insel am<br />
Horizont ist Pescador!“ Die PhiliP-<br />
Pine Siren, ein Tauchschiff der neuen<br />
Luxusklasse, befindet sich auf einer<br />
Tauchkreuzfahrt rund um Cebu im<br />
Visayas Archipel. Der Wendepunkt<br />
der zehntägigen Reise wird die Insel<br />
Pescador sein. Sie liegt nur circa eine<br />
Viertelstunde vor Cebu und gehört<br />
mit gerade mal 170 Meter Durchmesser<br />
zu den ganz kleinen Inseln<br />
der Philippinen. Sie ist fast rund<br />
und hat auf der Cebu zugewandten<br />
Seite ein schönes Schnorchelriff mit<br />
nur wenigen Zentimetern bis zu<br />
zwei Meter Wassertiefe. An seinen<br />
Rändern fällt das Riff dann steil bis<br />
weit unterhalb der Sport-Taucher-<br />
tiefe ab. Eigentlich waren nur zwei<br />
Tauchgänge vor der Insel geplant,<br />
da aber bereits seit Wochen ein unglaublich<br />
großer Schwarm Sardinen<br />
rund um Pescador kreist, will die<br />
Tauchcrew diese einmalige Chance<br />
nutzen und zwei volle Tage vor Ort<br />
verweilen.<br />
Die Segel sind eingeholt und die<br />
letzte Meile wurde mit Motorkraft<br />
überbrückt. Die Taucher sind<br />
schon heiß darauf das Spektakel<br />
unter Wasser zu erleben. So wird<br />
das sonst so ausführliche Briefing<br />
von Lee Black, dem Cheftauchguide,<br />
diesmal etwas kürzer und die<br />
Tauchausrüstung ist in Rekordzeit<br />
angelegt. Die mitgeführten Zodiacs<br />
bringen die Taucher in zwei<br />
Die beiden feschen Österreicherinnen sind begeistert von der<br />
philippinischen Unterwasserwelt.<br />
Gruppen direkt an die Insel, wo im<br />
Strömungschatten in Zweier-Teams<br />
abgetaucht wird. Bereits wenige<br />
Zentimeter unter Wasser treffen sie<br />
auf Sardinen. Sie sind überall. Wie<br />
Nebelbänke wabern sie hin und<br />
her, weichen den von den Tauchern<br />
aufsteigenden Luftblasen aus und<br />
ziehen sich sofort da<strong>nach</strong> wieder<br />
zu undurchdringlichen Schwärmen<br />
zusammen. Direkt unter diesem<br />
gigantischen Schwarm überkommt<br />
einen das Gefühl in finsterer<br />
Nacht zu tauchen. Kein Lichtstrahl<br />
durchdringt diese gigantische Menge<br />
Fisch. Kaum zu glauben, dass<br />
so viele Fische gemeinsam in den<br />
Meeren unterwegs sein können.<br />
Kein Wunder, dass diese riesige<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
41
PhiliPPinen<br />
Ein jagender Fuchshai bevor er in den Sardinenschwarm stößt.<br />
„Biomasse“ unzählige Jäger anzieht.<br />
Delfine, Makrelen, Haie und<br />
Thunfische sind unterwegs. Doch<br />
vor die Maske bekommt man sie<br />
nicht. Dafür ist die Menge an Fisch<br />
einfach zu dicht. Aber man hört sie.<br />
Die Delfine an ihrem typischen Pfeifen,<br />
die Makrelen und Thunfische<br />
am Zischen, wenn sie durch den<br />
Schwarm jagen. Wie das Rauschen<br />
eines plötzlich einsetzenden Wasserfalls<br />
hört es sich an. Da, ein lauter<br />
Knall und wieder ein Rauschen.<br />
Die Sardinen stieben auseinander<br />
und zwei, drei sinken langsam in<br />
die Tiefe. Aber nur für kurze Zeit:<br />
Der Verursacher des Knalls ist sofort<br />
zur Stelle, um sich den Lohn<br />
seiner Arbeit abzuholen. Ein „Tres-<br />
42 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
hershark“ – ein Fuchshai zieht ruhig<br />
seine Bahn und schnappt sich<br />
seine Beute. Mit seinem extralangen<br />
Schwanz „peitscht“ er in den<br />
Schwarm und betäubt die Sardinen.<br />
Würde er versuchen eine einzelne<br />
aus dem Schwarm heraus zu fressen,<br />
hätte er schlechte Karten. Wer<br />
schon einmal versucht hat, in einem<br />
Fischschwarm einen einzelnen<br />
Fisch zu fixieren, weiß warum. Der<br />
Schwarm wabert wie eine Einheit<br />
hin und her und es ist fast unmöglich,<br />
sich auf ein Exemplar zu konzentrieren.<br />
Dieses Problem umgeht<br />
der findige Jäger. Er ist übrigens<br />
der einzige Hai mit dieser Technik.<br />
Fuchshaie sind Hochseehaie,<br />
die nur gelegentlich an die Küste<br />
kommen, für ihre Zahn- und Hauthygiene.<br />
Da sie selbst nicht in der<br />
Lage sind, ihre Haut von Parasiten<br />
zu befreien, müssen andere das<br />
übernehmen. Sogenannte Putzerfische<br />
haben diese Aufgabe zu ihrem<br />
Broterwerb gemacht und bieten<br />
an „Putzerstationen“ ihre Dienste<br />
an. Vor Pescador Island gibt es keine<br />
solche Station. Hierher kommen<br />
die Haie, um zu fressen. Denn so ein<br />
übergroßes Angebot an Sardinen<br />
gibt es nur an wenigen Plätzen der<br />
Meere. Warum die Sardinen gerade<br />
hierher kommen, weiß man noch<br />
nicht. Aber sie kommen und das<br />
jedes Jahr. Fast jedes Jahr. Es gab<br />
auch Jahre, wo man sie nur vereinzelt<br />
oder in sehr kleinen Schwärmen<br />
Das fransige Seepferdchen ist Hausherr an den Riffen der Philippinen und oft anzutreffen.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
43
PhiliPPinen<br />
antraf. In diesem Jahr sind sie viele,<br />
sehr viele. Viele Millionen. Nicht<br />
mehr zu zählen . Nicht nur die Sardinen<br />
machen diesen Tauchplatz<br />
so besonders. Auch ein unglaublich<br />
schöner Bewuchs bunter Weichkorallen,<br />
riesiger Schwämme und ein<br />
besonders schöner „Steinkorallen-<br />
Balkon“ im Südosten machen die<br />
Insel zu einem Highlight. Der Balkon<br />
mit bis zu 20 Meter Breite und<br />
circa 50 Meter Länge lockt vor allem<br />
Tagesausflügler vom nahen Mo-<br />
44 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Links: Ein winziges Pygmäenseepferdchen,<br />
es hat nur circa einen Zentimeter<br />
Länge.<br />
Oben: Eine Putzergarnele auf einem<br />
juvenilen Kofferfisch.<br />
Unten: Der Füsilier lässt sich gerne vom<br />
Putzerfisch die Zähne säubern.<br />
alboal zum Schnorcheln an, die zu<br />
Dutzenden im flachen Wasser planschen.<br />
Nach dem dritten Tauchgang geht<br />
es hinüber zur Hauptinsel Cebu. In<br />
der Nähe von Moalboal ankert die<br />
PhiliPPine Siren. Heute Abend ist<br />
Landgang angesagt. Obwohl es an<br />
Bord unglaublich komfortabel ist<br />
und es an nichts fehlt, ist <strong>nach</strong> tagelanger<br />
Abstinenz so manch einer<br />
der Reisenden „landsüchtig“. Kurz<br />
vor Sonnenuntergang geht es mit<br />
dem Zodiac an den Strand. Einen<br />
Steg gibt es nicht und so wird, mit<br />
den mitgebrachten Schuhen in der<br />
Hand, an Land gewatet. Laut ist<br />
es, und vor allem voll. Es ist Hochsaison<br />
in Moalboal. Viele Urlauber<br />
flanieren entlang des Strandes.<br />
Händler preisen ihre Waren an. T-<br />
Shirts, Schmuck, Souvenirs, allerlei<br />
Krimskram aber auch schöne Handarbeiten<br />
bieten die Filippinos feil.<br />
Die Auswahl ist riesig und es fällt<br />
schwer zu widerstehen. Nur gut,<br />
dass der Hunger sich meldet und so<br />
steuert die kleine „Landgängertruppe“<br />
rasch eine gemütlich wirkende<br />
Einheimischenkneipe an. Die ausgehängte<br />
Karte ist mehrsprachig und<br />
für Menschen mit dürftigen Englischkenntnissen<br />
sogar mit bunten<br />
Fotos versehen. Auf die Frage, ob<br />
das Restaurant gut sei, antwortet ein<br />
Gast in österreichischem Slang, „gibt<br />
es auf den Philippinen schlechte<br />
Restaurants?“. Auch wieder wahr,<br />
aber man hat ja so seine Zweifel.<br />
„Das Hühnchen in Orangen- Chili-<br />
Gemüse ist besonders lecker“, sagt<br />
er noch, bevor er im Trubel der flanierenden<br />
Menschen verschwindet.<br />
Der Tipp ist gut, das Essen exzellent<br />
und der Abend vergeht wie im Flug.<br />
„Immer schauen, ob Einheimische<br />
im Lokal sitzen“, meint Lee, der mit<br />
an Land gekommen ist, „da kann<br />
man dann fast sicher sein, dass es lecker<br />
schmeckt“. Aber wie kann man<br />
bei den vielen Asiaten schon sagen,<br />
ob es sich um Einheimische handelt<br />
oder nicht? So hilft es auch, in Lokale<br />
zu gehen, die gut gefüllt sind und<br />
in denen nur leere Teller die Tische<br />
verlassen.<br />
Auf den Philippinen ist das Leben<br />
günstig, ob leckeres Essen, kühles<br />
Bier oder auch ein paar Souvenirs<br />
für die Zuhausegebliebenen. Und so<br />
sind die Taschen gut gefüllt, als es<br />
Die Porzellankrabbe liebt Anemonen als Schutz- und<br />
Futterzone, denn hier gibt es immer was zu fressen.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
45
PhiliPPinen<br />
gegen Mitter<strong>nach</strong>t zurück an Bord<br />
geht. Auch den kommenden Tag<br />
wird wieder vor Pescador Island getaucht<br />
und abends in altbekannter<br />
Bucht geankert. Am dritten Tag lässt<br />
Frank die Segel setzen und es geht<br />
auf die Rückreise. Gegen Abend<br />
ankert das Schiff an der Südspitze<br />
Cebus vor der Insel Siquijor. Hier<br />
sind für den kommenden Vormittag<br />
zwei Tauchgänge eingeplant, bevor<br />
es mit Nordostkurs auf den letzten<br />
Teil der Reise geht.<br />
Am frühen Nachmittag sind die<br />
Segel wieder gesetzt und mit<br />
günstigem Wind hat die traditionelle<br />
Pinisi Kurs auf Balicasag genommen.<br />
Die Insel gehört zu den<br />
schönsten der Philippinen. Was eine<br />
gewagte Aussage ist, bei 7.107 philippinischen<br />
Inseln. Doch Balicasag,<br />
nur wenige hundert Meter lang, hat<br />
alles, was eine sogenannte Trauminsel<br />
in sich vereinen sollte: einen<br />
feinen, weißen Sandstrand, dichten<br />
Palmenbewuchs, wunderbar<br />
warmes und kristallklares Wasser,<br />
bunte, intakte Korallenbänke bis ins<br />
Flachwasser und einen beeindruckend<br />
vielfältigen Fischbestand.<br />
Ein Paradies für Taucher und<br />
Schnorchler, aber sicher auch für<br />
Segler und Badeurlauber. Auf der<br />
Insel selbst gibt es kein Resort, nur<br />
ein paar Fischer haben sich ihre<br />
Hütten zwischen die Palmen gezimmert<br />
und für die Tagesausflügler<br />
vondden nahen Ferieninseln<br />
Panglao und Bohol sind schattige<br />
Unterstände errichtet worden.<br />
Die Gäste der PhiliPPine Siren haben<br />
ihre eigene Unterkunft unter<br />
den Füßen, und die hat fast 50 Meter<br />
Länge. Auf dem Sonnendeck<br />
ist bereits die Party im Gange. Bei<br />
einem kühlen Bier oder einem leckeren<br />
Cocktail genießt ein Teil der<br />
Reisegruppe den Sonnenuntergang,<br />
während die Nimmersatten sich auf<br />
den Nachttauchgang vorbereiten.<br />
An den bunten Riffen <strong>nach</strong>ts zu tauchen<br />
ist ein besonders Erlebnis. Im<br />
Schein der Tauchlampen strahlen<br />
die Farben im Riff noch kräftiger.<br />
Viele Bewohner der „Kalkstädte“<br />
haben sich zwischen die Korallen<br />
46 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Adam zeigt Eva das Paradies – auf den philippinischen Inseln.<br />
Eine Grüne Meeresschildkröte nähert sich neugierig dem Fotografen, da sie sich im Objektiv spiegelt.<br />
Sonnenuntergang vor Cabilao Island.<br />
zurückgezogen und halten ein Nickerchen.<br />
Andere sind gerade aufgestanden<br />
und nutzen die Gunst<br />
der Nacht und jagen sich ihr „Frühstück“<br />
frisch aus dem Riff. Es ist ein<br />
Spektakel sondergleichen. Herrscht<br />
am Tage vermeintlicher Burgfrieden<br />
im Riff, so wird es mit Sonnenuntergang<br />
schnell hektisch. Wer<br />
kein sicheres Versteck gefunden<br />
hat, wird den kommenden Morgen<br />
wohl kaum erleben.<br />
Keiner der Jäger interessiert sich für<br />
die lärmenden Blasenmacher. Nur<br />
Mr. und Mrs. Rotfeuerfisch lieben<br />
die <strong>nach</strong>taktiven Taucher. Sie haben<br />
herausgefunden, dass sich im<br />
Schein der Tauchlampen hervorragend<br />
Jagd auf Beute machen lässt.<br />
Doch ist es nicht unbedingt angenehm,<br />
ständig mit dem Wissen zu<br />
tauchen, eines dieser schönen und<br />
doch so gefährlichen Tiere neben<br />
sich zu wissen. Also heißt es Lam-<br />
pe aus und ein Stück im Dunkeln<br />
schwimmen. Nur so lassen sich die<br />
Tiere abhängen. Auch irgendwie<br />
schön, mal ohne Licht das Riff zu<br />
genießen. Wer dann direkt unter<br />
der Oberfläche kräftig mit den Händen<br />
rührt, wird erstaunt sein, wie<br />
fluoreszierend das Plankton leuchten<br />
kann – bei Vollmond ein besonderes<br />
Spektakel.<br />
Die Insel Cabilao ist die letzte Station.<br />
Hier, wo vor zehn Tagen alles<br />
begann, endet die Reise voller<br />
Höhe punkte, Entdeckungen, Begegnungen<br />
und schöner Erlebnisse.<br />
Eine Reise, die <strong>nach</strong>zumachen sich<br />
lohnt. „Wenn ihr wiederkommt, fahren<br />
wir in den Norden Cebus, dort<br />
gibt es vor der Insel Malapascua<br />
noch mehr Fuchshaie. Einer meiner<br />
Lieblingsspots“, mit diesen Worten<br />
verabschiedet Frank die Gäste, die<br />
er damit heiß macht auf mehr „Siren<br />
Journeys“.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
47
<strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong><br />
<strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong><br />
Segeln mit den Bavaria-Machern<br />
Der <strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong> gehört zu den beliebtesten Regatten im Mittelmeer. Viele der hundert <strong>Yachten</strong><br />
auf der Teilnehmerliste stammen von Bavaria Yachtbau. Dieses Jahr schickte die Giebelstädter<br />
Werft erstmalig ihr eigenes Werksteam an Bord einer Bavaria 40S <strong>nach</strong> Kroatien. Marcus<br />
Schlichting durfte zusammen mit jenen Menschen segeln, die Bavaria <strong>Yachten</strong> bauen.<br />
48 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
49<br />
Foto: Pitter Yachtcharter
<strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong><br />
Segeln in der karstigen Landschaft der Kornaten, das ist der <strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong>,<br />
jedes Jahr bestens organisiert von Pitter Yachtcharter.<br />
Aus dem UKW-Funkgerät schnarrt<br />
„Baki, Baki, Baki“. Die Fahrer der<br />
Schlauchboote, die die Wendemarken<br />
zur ersten Wettfahrt des 11. Koranti<br />
<strong>Cup</strong> auf ihre richtige Position<br />
legen sollen, rufen das Startschiff.<br />
Auf dem sitzt Wettfahrtleiter Gert<br />
Schmidleitner mit seinem Team –<br />
und schweigt, so wie der Wind. Es<br />
herrscht Windstille im Seegebiet vor<br />
Murter. Lethargisch dümpeln die<br />
<strong>Yachten</strong> in der schon heißen Vormittagssonne,<br />
während die 700 Segler<br />
angespannt der Erlösung, dem<br />
ersten Startschuss, entgegenfiebern.<br />
Aufgeteilt in acht Gruppen: von<br />
<strong>Yachten</strong>, die mit Spinnaker oder<br />
ohne <strong>nach</strong> der Vermessungsformel<br />
ORC gemeldet haben, bis zu den Bavaria<br />
46 Cruiser, Bavaria 42 Match,<br />
Beneteau First 45 und 35, die im<br />
Charakter von Einheitsklassen ohne<br />
jegliche Vergütung gegeneinander<br />
segeln.<br />
50 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Während bei einigen Seglern die<br />
Nervosität auf ein fast unerträgliches<br />
<strong>Maß</strong> steigt, legen andere ihr<br />
Regattafieber ab und nutzen die Zeit<br />
für ein entspannendes Sonnenbad.<br />
Ganz sicher sind diese unterschiedliche<br />
Verhaltensweisen auch eine<br />
Frage der Sichtweise. Ist der <strong>Cup</strong><br />
eine Regatta mit Urlaubscharakter<br />
oder ein Charterurlaub mit Regattacharakter?<br />
Sportlich, ehrgeizig und<br />
ambitioniert sehen es beide Fraktionen,<br />
wie der Kampf um den besten<br />
Platz an der Startinie, den idealen<br />
Platz an der Wendemarke und die<br />
Freude und Enttäuschung während<br />
der täglichen Siegerehrungen zeigen.<br />
Auf der Eröffnungsfeier in dem<br />
großen Festzelt, welches Veranstalter<br />
Pitter Yachtcharter in der Marina<br />
Hramina aufstellte und mit Musik<br />
und einem reichhaltigen Büffet für<br />
alle füllte, feierten viele Crews zu-<br />
nächst ihr jährliches Wiedersehen.<br />
Die meisten Seglerinnen und Segler<br />
messen sich nicht zum ersten Mal<br />
beim <strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong>. Für viele Crews<br />
aus Österreich, Deutschland, Kroatien,<br />
der Schweiz und dieses Jahr<br />
sogar aus Belgien, gehört der <strong>Kornati</strong><br />
<strong>Cup</strong> fest in den Urlaubs- beziehungsweise<br />
den Regattakalender.<br />
Für die Crew der Sporty roSy ist es<br />
die Ouvertüre, der Auftakt. Und<br />
dazu noch mit großem Orchester!<br />
Für Dr. Jens Ludmann, Chef der<br />
größten deutschen Yachtwerft Bavaria<br />
Yachtbau aus Giebelstadt, ist<br />
es die erste Segelregatta.<br />
Unsportlich ist Ludmann allerdings<br />
nicht. Den Ehrgeiz zu gewinnen,<br />
dafür alles zu tun und oft auch bis<br />
an die Grenzen seiner Kräfte zu gelangen,<br />
kennt der Kölner aus dem<br />
Automotorsport. Ludmann hat an<br />
mehreren 24-Stunden-Rennen auf<br />
dem Nürnburgring teilgenommen,<br />
Foto: Bavaria Yachtbau<br />
und mit Erfolg. Doch innerhalb der<br />
Sporty roSy-Crew ist Ludmann der<br />
Segler mit den wenigsten Erfahrungen.<br />
Geschont wird er von seiner<br />
Crew deshalb aber nicht.<br />
Im Pit, im Niedergang, wo alle Fallen<br />
ankommen, wird Ludmann<br />
eingewiesen und voll unter Last<br />
genommen. Spinnakerfall holen,<br />
auf Kursen unter Spinnaker für den<br />
Trimmer die Winschkurbel drehen,<br />
bis die Schweißperlen auf das Deck<br />
tropfen, in den Halsen den Spinnakerbaum-Toppnant<br />
mit Gefühl fieren,<br />
um dem Vorschiffsmann eine<br />
Chance zu geben, den Baum auf die<br />
andere Seite zu schwingen, der Manager<br />
fuchst sich von Wettfahrt zu<br />
Wettfahrt immer besser ein.<br />
Den Boss, obwohl fast alle Crewmitglieder<br />
für ihn arbeiten, lässt Ludmann<br />
nicht raushängen. Er ist als<br />
Manager in Menschenführung geübt,<br />
diese Regel gilt eben auch, oder<br />
ganz besonders, an Bord.<br />
Er tritt dort in den Hintergrund,<br />
wo andere Experten bessere Arbeit<br />
leisten, als er es vielleicht je tun<br />
könnte. Er lässt seine Männer machen,<br />
beobachtet jeden Handgriff<br />
seiner Mannschaft, hinterfragt, analysiert<br />
und speichert alle wichtige<br />
Informationen für sich ab. Schon<br />
beim nächsten Manöver kann er<br />
noch besser die Crew unterstützen<br />
Warten auf Wind gehört zu jeder Regatta, so auch beim <strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong>.<br />
Foto: HMS<br />
und wächst so ins Team. Er motiviert,<br />
kritisiert sachlich und freut<br />
sich über jede Yacht, die im Kielwasser<br />
zurückbleibt. Über die <strong>Yachten</strong>,<br />
die auf der Ergebnisliste vor der<br />
Sporty roSy zu finden sind, verliert<br />
er kein schlechtes Wort, sucht auch<br />
Die erste Regatta für Bavaria-Chef Dr. Jens Ludmann. Dem Manager aus Köln gefällt<br />
das sportliche Segeln um Ehre und Pokale.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
51<br />
Foto: Bavaria Yachtbau
<strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong><br />
Keine Profis, aber professionell und schnell segelte die Sporty Rosy-Crew vor<br />
Murter . Am Ende wurde sie mit Platz 2 hinter ihrem Schwesterschiff belohnt.<br />
nicht die Schuld bei den Anderen<br />
oder den Umständen. Er gratuliert<br />
den Siegern und geht im Anschluss<br />
mit seiner Crew in Klausur: Was<br />
machen die anderen Crews besser?<br />
Was können wir verbessern? Welche<br />
Fehler können wir vermeiden<br />
und wie? Und auf jeden Fall: Wir<br />
machen es beim nächsten Mal besser,<br />
weil wir einfach gut segeln wollen!<br />
Ludmann, der aus der Automobilbranche<br />
kommt, hatte, bevor er<br />
im August 2010 den Chefsessel bei<br />
Bavaria übernahm, kaum etwas mit<br />
<strong>Yachten</strong> zu tun. Dennoch merkt<br />
man, er ist schon im Thema.<br />
Reichlich neue Modelle hat Ludmann<br />
bereits angeschoben und viel<br />
Prozessoptimierung in der Produktion<br />
in Giebelstadt, ohne dabei den<br />
Anspruch für die Qualität zu verlieren,<br />
umgesetzt. Er scheint dabei<br />
genau so vorzugehen wie an Bord<br />
der Sporty roSy. Er lässt seine Leute<br />
machen, hört sich ihre Meinung an,<br />
motiviert sie jeden Tag ihre eigenen<br />
52 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Foto: Pitter <strong>Yachting</strong><br />
Ideen einzubringen und das Beste<br />
herauszuholen.<br />
Als im Herbst die Idee bei Bavaria-<br />
Produktmanager Daniel Kohl und<br />
Produktionsberater Peter Meyer<br />
reifte, außer der „normalen“ Bavaria<br />
40 Cruiser auch eine „GTI“<br />
Version auf den Markt zu bringen,<br />
winkten alle ab. Besonders die<br />
Händler gaben dem Konzept keine<br />
Chance auf dem Markt.<br />
Der Stachel der gescheiterten Bavaria<br />
Match Serie, die vor ein paar<br />
Jahren eher durch eine desolate<br />
Kielkonstruktion als durch Regattaerfolge<br />
Schlagzeilen machte,<br />
saß vielen Bavaria-Vertriebsleuten<br />
noch tief in der verkaufsgewohnten<br />
Haut. Eine Neuauflage von reinen<br />
Regattaboten fand keine Mehrheit<br />
in der Werft in Giebelstadt. Sie<br />
hielten Sporty roSy für zu sporty,<br />
und sahen keinen Kaufreiz für den<br />
klassischen Bavaria-Kunden. Es liefen<br />
sogar Wetten in der Belegschaft,<br />
dass kaum eine Yacht verkauft werden<br />
würde.<br />
Foto: Bavaria Yachtbau<br />
Doch Jens Ludmann hörte sich<br />
das Bavaria-40S-Konzept an, hinterfragte<br />
und analysierte und gab<br />
schließlich Daniel Kohl und Entwicklungsexperten<br />
Peter Meyer das<br />
Go: „Lass‘ uns eine schnelle Version<br />
der Bavaria 40 Cruiser bauen, mit<br />
der wir selbst auf die Regattabahnen<br />
gehen.“ Er zeichnete das Projekt ab<br />
und übernahm alle damit verbundenen<br />
Konsequenzen.<br />
Keine drei Monate später stand die<br />
Sporty roSy als Baunummer 1 auf<br />
der Boot in Düsseldorf. Allen Unkenrufen<br />
zum Trotz nun auch ein<br />
kommerzieller Erfolg. Die Veranstalter<br />
des Match-Race-Germany,<br />
das jedes Jahr die besten Match-<br />
Race-Segler der Welt an den Bodensee<br />
lockt, kauften Bavaria die ersten<br />
sieben <strong>Yachten</strong> ab. Sie waren gerade<br />
auf der Suche <strong>nach</strong> einer wendigen<br />
Yacht für die schnellen Manöver<br />
beim Match Race, einer die auch<br />
bei leichten Winden sofort an-<br />
springt, mit der aber auch Firmenevents<br />
ausgetragen werden können.<br />
Denn das Match-Race-Germany<br />
geht nur über fünf Tage und damit<br />
sich die <strong>Yachten</strong> für das Match-<br />
Race-Center rechnen, müssen auch<br />
die restlichen Wochen der Saison<br />
ausgelastet werden. Auch Match-<br />
Race-Ass und mehrfacher Welt-,<br />
Europa- und Deutscher Meister in<br />
vielen Kielboot klassen Markus Wieser<br />
bescheinigt der Bavaria 40S ein<br />
gelungenes Konzept: „Bavaria liegt<br />
mit der 40S voll im Trend, die Symbiose<br />
aus Performance und Komfort<br />
ist gelungen. Farr Design hat den<br />
Spagat bestens gemeistert.“<br />
Die ersten Flächen auf dem Wasser<br />
zeigen einen Brisenstrich und sofort<br />
es tönt wieder „Baki, Baki, Baki“ aus<br />
dem UKW-Gerät.<br />
Die Spannung steigt. Keine halbe<br />
Stunde später sind alle Tonnen ausgebracht<br />
und positioniert, der Kurs<br />
steht, der Wind hat sich auf 2 bis 3<br />
Windstärken hochgeschraubt und<br />
Gert Schmidleitner informiert die<br />
Teilnehmer über UKW: „Start 1 in<br />
10 Minuten.“<br />
Der Auftakt läuft für die Sporty<br />
roSy und seine Crew optimal und<br />
es zeigt sich, was alle aus dem Bavaria-Team<br />
erhofft hatten: Es wird<br />
ein Zweikampf in der Klasse ORC-<br />
<strong>Yachten</strong> mit Spinnaker zwischen<br />
den beiden Bavaria 40S Schwesternschiffen<br />
Sporty roSy und der AmocA<br />
von Paul Huber, Chef von <strong>Yachten</strong><br />
Metl in Süddeutschland und damit<br />
selbst Bavaria-Händler.<br />
Bei ihm an Bord hält Ernst Seidl<br />
das Steuer in der Hand, der 1972<br />
und 1976 für Österreich bei den<br />
Olympischen Spielen vor Kiel und<br />
Montreal an den Start ging. Während<br />
das Bavaria-Werksteam mit<br />
der Sporty roSy die erste Wettfahrt<br />
für sich entscheiden kann und ihre<br />
Schwester auf Platz zwei verweist,<br />
dreht sich bei der zweiten Wett-<br />
fahrt des Tages, die von Murter in<br />
die Piskera führt, der Spieß um. Die<br />
Huber-Crew macht den Ersten, die<br />
Crew um Bavaria CEO Ludmann<br />
den Zweiten. Alle anderen Boote<br />
der Gruppe, ob ältere Bavaria oder<br />
aus französischer Produktion, haben<br />
das Nachsehen und <strong>nach</strong> berechneter<br />
Zeit kaum die Chance an<br />
das Führungsduo anzuschließen,<br />
jedenfalls nicht am ersten Tag.<br />
Man ist mehr als zufrieden im Bavaria-Lager<br />
über den ersten Tag<br />
und lässt sich in der Marina Piskera<br />
Fisch und Fleisch vom Grill schmecken.<br />
Der Veranstalter Pitter Yachtcharter<br />
hat für das leibliche Wohl<br />
aller seiner Teilnehmer auch an diesem<br />
Zwischenstopp perfekt gesorgt.<br />
Im Cockpit findet das Debriefing<br />
statt, die Nachbesprechung aller<br />
Manöver und Entscheidungen des<br />
Tages an Bord der Sporty roSy.<br />
Die Taktik im ersten Rennen<br />
stimmte, beim Start zum zweiten<br />
Über 100 Schiffe mit knapp 700 Seglern meldeten zur 11. Auflage des <strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong>s.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
53
<strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong><br />
Lauf war die Yacht einfach zu weit<br />
hinter der Linie. Die fünf Bootslängen<br />
waren nicht wieder aufzuholen,<br />
auch nicht mit der Entscheidung,<br />
die rechte Seite auf der Startkreuz<br />
zu wählen. Steuermann und Taktiker<br />
nehmen die Schuld des Tages<br />
auf sich. Einig sind sich alle in der<br />
sehr guten Performance der Yacht.<br />
Selbst das Bavaria-Team hatte nicht<br />
geglaubt, dass ihre Bavaria 40S<br />
so gut läuft und so perfekt in ihre<br />
Vermessung gegenüber der Konkurrenz<br />
passt. „Wir wollen einfach<br />
nur gute Produkte machen, mehr<br />
nicht“, bringt Jens, wie alle Dr. Ludmann<br />
<strong>nach</strong> wenigen Stunden an<br />
Bord der Sporty roSy nennen, die<br />
Firmenphilosophie auf einen Punkt.<br />
Ein Punkt, der zwar einfach und<br />
einleuchtend erscheint, aber von<br />
Ludmanns Team in der Werft und<br />
auch auf dem Wasser beim <strong>Kornati</strong><br />
<strong>Cup</strong> immer wieder hart erkämpft<br />
werden muss.<br />
Ohne harte Arbeit wären die Sporty<br />
roSy und ihr Schwesterschiff AmocA<br />
nicht auf den ersten beiden Plätzen<br />
auf dem Podium. Auf beiden<br />
<strong>Yachten</strong> segeln keine Profis, keine<br />
Segel-Helden, die sich schon das<br />
Betreten des Cockpits mit großen<br />
Dollarscheinen belohnen lassen.<br />
An Bord sind erfahrene Segler,<br />
Yacht-Designer, Segelmacher, aber<br />
niemand, dem der Sieg bei einem<br />
Rennen einfach in den Schoß fällt.<br />
Dennoch ist der CEO von Bavaria<br />
sehr beeindruckt von seiner Crew,<br />
er genießt die professionelle Ruhe<br />
an Bord. „Wenn ich an den Tonnen<br />
das Geschreie auf anderen <strong>Yachten</strong><br />
höre, kann ich nicht verstehen, wie<br />
das Spaß sein soll. Und beschleunigend<br />
wirkt das Gebrülle garantiert<br />
nicht, sonst wären die vorne, nicht<br />
wir“, analysiert Ludmann weiter.<br />
Wieder einen Schritt tiefer im Thema<br />
Regattasegeln.<br />
Auch der Tag zwei beginnt wieder<br />
mit dem Warten auf den Wind, das<br />
Regattafeld liegt in Öl und Gert<br />
Schmidleitner muss umdisponieren.<br />
Ein Up-And-Down-Kurs wie<br />
am Vortag ist unter diesen Windverhältnissen<br />
nicht zu schaffen. Der<br />
54 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Die <strong>Kornati</strong>-Inseln<br />
Insgesamt sollen es 152 Inseln<br />
und kleinere Felsen sein, die die<br />
dichteste Inselgruppe der kroatischen<br />
Küste ausmachen. Sie erstreckt<br />
sich zwischen Zadar im Norden<br />
und Sibenik im Süden.<br />
Namensgeber und größte Insel ist<br />
Kornat. Die Verwaltung des teilweise<br />
als Nationalpark geschützten Archipels<br />
sitzt in Murter.<br />
Die Bavaria 40S ist ein normales<br />
Serienschiff aus Giebelstadt.<br />
Das S verleiht ihr die nötige<br />
Performance für Regatten, Yachtbau<br />
ohne dass sie ihre Crusing Bavaria<br />
Qualitäten verliert. Foto:<br />
versierte Wettfahrtleiter macht das<br />
einzig Richtige und fordert die Flotte<br />
auf, seinem Startschiff in Richtung<br />
Biograd zu folgen wie Küken<br />
ihrer Entenmutter. Und er behält<br />
Recht. Gegen Mittag setzt sich langsam<br />
eine konstante Brise durch und<br />
die dritte Wettfahrt mit Kurs Biograd<br />
kann gestartet werden.<br />
Während des gesamten <strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong><br />
wird an Bord der Sporty roSy Eng-<br />
lisch gesprochen. Eine Managerallüre<br />
von Dr. Jens Ludmann vielleicht?<br />
Nein, eine Notwendigkeit, weil die<br />
Crew international besetzt ist. Auf<br />
dem Vorschiff steht der Amerikaner<br />
Patrick Shaughnessy, seit Mitte<br />
der 1990er Jahre die Lieblingsposition<br />
des 41-jährigen aus Annapolis.<br />
Mumm 30, Farr 40, den großen TP52<br />
<strong>Yachten</strong> und den etwas kleineren<br />
GP42, auf vielen schnellen Regatta-<br />
yachten war es in Pats Verantwortung,<br />
dass die Vorsegel im richtigen<br />
Moment fertig zum Setzen und Bergen<br />
sind, dass alle Fallen klar laufen<br />
und dass in der Startphase der<br />
Steuermann exakt weiß, wie viele<br />
Bootslängen es noch bis zur Startlinie<br />
sind. Ein Mann der großen Dialoge<br />
ist Pat Shaughnessy nicht, eher<br />
ein Typ der stilleren Sorte, aber bei<br />
Weitem kein Langweiler.<br />
Wenn Pat etwas sagt, trifft es den<br />
Nagel auf den Kopf und ist selten<br />
ohne etwas Sarkasmus oder Selbstironie.<br />
Auch er ist gern der Beobachter,<br />
der zunächst ein Situation<br />
analysiert und dann schnell seine<br />
Schlüsse zieht und handelt, ein typischer<br />
Manager amerikanischer<br />
Schule. Patrick Shaughnessy ist<br />
einer der wichtigsten Partner von<br />
Bavaria Yachtbau. Als Präsident<br />
von Farr Yacht Design ist er für<br />
das Design und damit die Segeleigenschaften<br />
der Bavaria Flotte verantwortlich.<br />
Zwar musste für die<br />
Bavaria 40S Serie kein neuer Rumpf<br />
gezeichnet werden, aber Patrick<br />
Shaughnessy und sein Team überarbeiteten<br />
Kielform, Segelplan und<br />
die Gewichtsverteilung, um der<br />
klassischen Bavaria Cruiser das „S“<br />
zu verleihen.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
55
<strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong><br />
Dass es so gut mit der Regatta-Linie von Bavaria laufen würde,<br />
hatten selbst die Bavaria-Macher nicht ganz so deutlich erwartet.<br />
Gleich hinter Patrick Shaughnessy<br />
an Bord der Sporty roSy hat beim<br />
<strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong> Keith Carew, ebenfalls<br />
von Farr Yacht Design aus den<br />
USA, die Position des Mastmanns<br />
übernommen. Der Familienvater<br />
mit Wurzeln in Florida hat im Farr<br />
Designteam bereits weltbekannte<br />
Boote wie der mAri chA 4, oder die<br />
Massenklassen Melges 20 und 30<br />
mitentwickelt und betreut auch Bavaria<br />
Yachtbau als Kunden.<br />
Im Segelteam der Sporty roSy hat<br />
Keth Carew sich schnell eingelebt<br />
und unterstützt, neben seiner großen<br />
Erfahrung als Regattasegler, die<br />
Crew mit kernigen Sprüchen und<br />
entspannt damit oft kritische Situationen.<br />
56 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Am Steuer der Sporty roSy steht der<br />
Bavaria Produktmanager Daniel<br />
Kohl selbst. Der Münchner wechselte<br />
erst vor wenigen Jahren zu<br />
Bavaria und fand in Peter Meyer,<br />
der Bavaria in Produktionsfragen<br />
und Auswahl der Lieferanten berät,<br />
einen Seelenverwandten. Beide<br />
Regattasegler waren quasi die Urheber<br />
der Bavaria 40S und setzten<br />
ihre Idee mit Herzblut um. Sie verpassten<br />
der Bavaria 40S eine stabile<br />
Bodengruppe, an der der Kiel aufgehängt<br />
wird und alle Lasten des<br />
Riggs aufgefangen werden. „Wie<br />
schon bei der Bavaria 45 Cruiser<br />
hängt der Kiel nun stabil an der Bodengruppe<br />
und nicht mehr an dem<br />
Rumpf. Dadurch konnten wir den<br />
Laminatplan für den Rumpf noch<br />
optimaler gestalten“, erklärt Peter<br />
Meyer. Nach dem guten Abschneiden<br />
im <strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong> sieht es für die<br />
Bavaria 40S auch kommerziell rosig<br />
aus, der Ragatta-Erfolg beflügelt<br />
den Markt bereits.<br />
Das freudige Grinsen der Crew<br />
<strong>nach</strong> den zweiten Tag <strong>Kornati</strong> <strong>Cup</strong><br />
und den Plätzen eins und zwei im<br />
Gesamtklassement für beide 40S-<br />
<strong>Yachten</strong> ist nicht zu übersehen.<br />
Zwar siegte im dritten Rennen wieder<br />
das Schwesterschiff von Paul<br />
Huber, und man musste <strong>nach</strong> berechneter<br />
Zeit sogar noch die First<br />
35 des Österreichers Luis Gazzari<br />
vorlassen, doch die Chancen auf den<br />
Gesamtsieg sind immer noch offen.<br />
Foto: Bavaria Yachtbau<br />
Foto: Bavaria Yachtbau<br />
Als am Morgen zum dritten und<br />
letzten Wettfahrttag die gefürchtete<br />
Bora, ein stürmischer und böiger<br />
Fallwind an der kroatischen Küste,<br />
über die Decks fegt und die Crews<br />
weckt, ist das Wettfahrtleiter-Team<br />
von Pitter Yachtcharter schon längst<br />
auf den Beinen.<br />
Wie jeden Morgen ist die Steuermannsbesprechung<br />
der Ort, um<br />
erste wichtige Entscheidungen für<br />
den Tag zu fällen. Die ausgefallene<br />
4. Wettfahrt vom Vortag soll jetzt<br />
<strong>nach</strong>geholt und das letzte Rennen<br />
zurück <strong>nach</strong> Murter ebenfalls noch<br />
abgehalten werden, was durch<br />
die vorherrschenden Windbedingungen<br />
mit teilweise 25 Knoten kein<br />
leichtes Unterfangen ist, besonders<br />
für die auf großen <strong>Yachten</strong> noch ungeübten<br />
Crews.<br />
Doch der „kalte Windstoß“, wie die<br />
Bora übersetzt heißt, hat ein Einsehen<br />
und nimmt seinen Atem im<br />
Laufe des Vormittags etwas zurück.<br />
Unter besten Bedingungen können<br />
beide Wettfahrten über die Bühne<br />
gebracht werden und es kommt<br />
zwischen den Bavaria 40 Schwestern<br />
zum Wimpernschlagfinale auf<br />
der Ziellinie vor Murter. Über den<br />
ganzen Kurs von etwa 15 Meilen<br />
waren sich die Sporty roSy und die<br />
AmocA nicht von der Seite gewichen,<br />
lagen maximal zwei Bootslängen<br />
auseinander.<br />
Knapp 5 Sekunden trennen die beiden<br />
Kontrahentinnen im Ziel. Man<br />
gratuliert sich und hat schon wieder<br />
reichlich Grund zum Feiern: Beide<br />
Bavaria 40S haben es auf das Podium<br />
geschafft.<br />
„Huber und seine Crew haben super<br />
gesegelt und ein klein wenig<br />
schneller als wir. Mit dem zweiten<br />
Platz für die Sporty roSy sind<br />
wir sehr zufrieden. Ich habe eine<br />
Menge in Sachen Regattasegeln dazugelernt<br />
und freue mich auf die<br />
nächste Regatta“, resümiert Dr. Jens<br />
Ludmann und blättert eifrig in seinem<br />
Kalender, ob ein Start seines<br />
Bavaria-Werksteam noch in dieser<br />
Saison möglich ist.<br />
Foto: Pitter Yachtcharter<br />
Gute Geschwindigkeit auch am Wind.<br />
Bavaria 40S<br />
Die Bavaria 40S ist 11,99 Meter lang<br />
und hat eine Wasserlinie von 10,69<br />
Meter.<br />
Die Masthöhe beträgt 19,20 Meter<br />
und ragt dadurch 1,80 Meter mehr<br />
in den Himmel als ihre „normale“<br />
Cruising-Schwester. Die 40S trägt<br />
mit Großsegel und Genau (105%) 91<br />
Quadratmeter am Wind.<br />
Neben dem höheren Mast verfügt<br />
die 40S über wichtige Features für<br />
das Regattasegeln, wie Carbon -<br />
Spinnaker-Baum, Beschläge von<br />
Selden und Lewmar oder Bordelektronik<br />
für Logge und Wind inklusive<br />
drei großen Anzeigen am Mast.<br />
Außer den genannten Spezialitäten<br />
ist die 40S eine baugleiche Schwester<br />
der Cruising-Version: Rumpf-<br />
und Deckform und die Ruderanlage<br />
sind identisch.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
57
AdriA<br />
Alles Der Canal Land Grande.<br />
in der Atollnation gehört den Frauen.<br />
Am Ende<br />
der Adria<br />
Triest, eine Stadt mit italienischem Flair, altösterreichischer<br />
Tradition und kultureller Vielfalt. Wien am Mittelmeer<br />
sagen Kenner und Liebhaber. Von Heinz Drstak<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
58 59
AdriA<br />
Der Hafen von Duino bietet idyllische Liegeplätze vor allem für kleinere <strong>Yachten</strong>.<br />
Es ist das Ende der Adria.<br />
Voraus liegt Triest. Die<br />
Häuser scheinen die Berge<br />
hochzuklettern, über<br />
denen manchmal tiefschwarze Wolken<br />
Sturm ankündigen, der über die<br />
steile Küste auf das Wasser zurast,<br />
die See aufpeitscht und die Gischt<br />
weit hinaus in die Bucht trägt. Die<br />
Stadt und ihr Hinterland liegen an<br />
den Ausläufern des Karsts, einer<br />
steinigen, kalkhaltigen und sehr<br />
wasserarmen Hochlandschaft, bekannt<br />
für ihre Höhlen und Dolinen.<br />
Im Lauf von Jahrhunderten, von<br />
1382 bis 1918, wurde Triest im nördlichsten<br />
Teil des Mittelmeeres als<br />
wichtigster Hafen des Habsburger<br />
Reiches auch zu einem Zentrum der<br />
Nautik und Meereskunde.<br />
Noch heute hat jeder Mitteleuropäer<br />
im wahrsten Sinne des Wortes einen<br />
Bezug zu dieser Stadt. Das Hafenbe-<br />
cken bekam am Molo Sartorio einen<br />
Pegel, auf den sich seit dem 19. Jahrhundert<br />
das mitteleuropäische Höhenmetersystem<br />
bezieht.<br />
Die Bedeutung von Triest als Seehafen<br />
wuchs seit der Erhebung zum<br />
Freihafen im Jahr 1719. Die Eröffnung<br />
des Suezkanals im Jahre 1869<br />
stärkte die Stellung als Handels-<br />
und Wirtschaftszentrum, Triest<br />
wurde zum Tor Europas. Nicht<br />
zuletzt durch neue Eisenbahnverbindungen<br />
lag es auf dem kürzesten<br />
Transportweg für Waren aus dem<br />
Mittleren und Fernen Osten <strong>nach</strong><br />
Mitteleuropa. Im Jahr 1914 hatten<br />
zwölf Schifffahrtsgesellschaften mit<br />
insgesamt 716.198 Bruttoregistertonnen<br />
ihren Sitz in Triest. Nach<br />
1945 geriet die Stadt durch den<br />
Ost-West-Konflikt in eine geopolitische<br />
Randlage und verlor an wirtschaftlicher<br />
Bedeutung. Geändert<br />
hat sich das erst 2004 mit dem EU-<br />
Beitritt Sloweniens. Als Handelshafen<br />
konkurriert Triest nun mit dem<br />
slowenischen Hafen Koper und<br />
dem kroatischen Rijeka, hat aber<br />
als wichtigstes Ölterminal im Mittelmeerraum<br />
mit Anschluss an die<br />
transalpine Ölleitung <strong>nach</strong> Deutschland<br />
und Österreich besondere Bedeutung<br />
für die Energiewirtschaft.<br />
Heute gehört dieses Seegebiet zu<br />
den beliebtesten Bootssportrevieren,<br />
vor allem für italienische Segler<br />
und Motorbootfahrer. Rund 60<br />
Prozent der Dauerlieger sind Italiener,<br />
andere Yachteigner kommen<br />
vor allem aus Süddeutschland, Österreich<br />
und der Schweiz, weil die<br />
Anfahrtstrecken zu diesem Teil der<br />
Adria kurz und vor allem gut ausgebaut<br />
sind. Allein an der Küste<br />
zwischen Monfalcone im Norden<br />
und Muggia im Süden gibt es an<br />
die 40 Häfen und Marinas, weitere<br />
Anlagen sind gerade in Bau oder<br />
Planung. Neue Projekte sind deswegen<br />
möglich, weil zumeist die<br />
Kommunen, die örtliche Industrie<br />
und Investoren zusammenarbeiten.<br />
Erfreulich dabei: Die Umweltauflagen<br />
sind streng und werden<br />
in diesem Teil Italiens eher rigoros<br />
kontrolliert. Was dann nicht selten<br />
langwierige Bewilligungsverfahren<br />
zur Folge hat. Hier ist der Yachtboom<br />
jedenfalls voll im Gang und<br />
neue Liegeplätze werden dringend<br />
erwartet.<br />
„Derzeit haben allein wir 60 Boote<br />
auf der Warteliste“, sagt Karl Keller,<br />
Chef der Marina Nautec in Monfalcone.<br />
„In den anderen Häfen der Region<br />
sieht es ähnlich aus, Wünsche<br />
<strong>nach</strong> einem Dauerliegeplatz sind<br />
derzeit schwierig zu erfüllen. Liegeplätze<br />
für Gäste gibt es aber immer.“<br />
Idylle direkt vor der Stadt.<br />
Das bestätigt auch Maura Dagnino<br />
von der Marina Porto San Rocco:<br />
„Besucher sollten sich aber unbedingt<br />
vorher telefonisch oder mit<br />
E-Mail anmelden und sich unmittelbar<br />
vor dem Einlaufen auf dem<br />
UKW-Kanal der Marina melden.“<br />
Ein gängiges Verfahren für alle Marinas<br />
der Region. Im Sommer ist die<br />
Liegeplatzsituation etwas besser,<br />
weil viele <strong>Yachten</strong> an die kroatische<br />
Küste fahren. In den vergangenen<br />
Jahren hatten einige Eigner ihre<br />
Verträge nur für die Sommersaison<br />
abgeschlossen, mit dem Hintergedanken<br />
für die Wintermonate keine<br />
Wasserliegegebühren bezahlen<br />
zu müssen. „Etliche <strong>Yachten</strong> haben<br />
dann <strong>nach</strong> dem Winterhalbjahr keine<br />
Liegeplätze mehr bekommen“,<br />
erzählt Dagnino, „daher geht jetzt<br />
der Trend zu ganzjährigen Verträgen.“<br />
Liegeplätze sind nicht gerade billig.<br />
Für <strong>Yachten</strong> bis 10 Meter betragen<br />
die Jahresgebühren zwischen 2.300<br />
und 3.000 Euro, bis 15 Meter zwischen<br />
3.300 und 5.900 Euro. Wer<br />
dem Werbespruch „The Unique<br />
Charm Of Downtown Mooring“<br />
der Marina San Giusto, die im Herzen<br />
von Triest liegt, folgt, darf noch<br />
ein wenig mehr bezahlen: für ein<br />
10-Meter-Boot rund 4.300 Euro, für<br />
15 Meter sind 8.252 Euro. Als Plätze<br />
für Großyachten eignen sich nur<br />
ganz wenige Häfen. Etwa Porto San<br />
Rocco, wo Eigner für bis zu 26 Meter<br />
14.200 Euro und bis zu 60 Meter<br />
dann 54.000 Euro bezahlen dürfen.<br />
Die Marina San Giusto baut derzeit<br />
erst großzügig für Megayachten aus.<br />
Die positive Seite der Preisliste: Die<br />
Anlagen sind sehr gut ausgebaut<br />
und etliche Marinas bieten umfangreichen<br />
technischen Service und<br />
bestens ausgestattete Werften. Mit<br />
Travelliften, die fast immer 80 bis<br />
120 Tonnen, und vereinzelt bis zu<br />
300 Tonnen bewegen können, sind<br />
auch Reparaturen und Wartungsarbeiten<br />
an großen <strong>Yachten</strong> möglich.<br />
„Was man in Triest nicht bekommt,<br />
das bekommt man nirgendwo“, so<br />
der Slogan des Zubehörhandels.<br />
Diesbezüglich sind die Werften am<br />
nördlichen Ende der Adria tatsächlich<br />
ein Dorado, weshalb sie durchweg<br />
gut ausgelastet sind.<br />
„Unsere Marinakunden bekommen<br />
bei der Werft San Rocco sogar eine<br />
Preisreduktion für Landliegeplätze“,<br />
erläutert Maura Dagnino die<br />
Kooperation zwischen Marina Porto<br />
San Rocco und der gleichnamigen<br />
und nur ein paar Kabellängen entfernten<br />
Werft. Ein in der Region<br />
durchaus gängiges Geschäftsmodell.<br />
Ein sehr gutes Verzeichnis<br />
aller Häfen und Marinas der Region<br />
mitsamt weiterführenden<br />
Links zu den jeweiligen Hompages<br />
gibt es im Internet unter: www.<br />
meineadria.com/marina-adriafriaul.1043.0.html.<br />
Die sogenannten Lampenfischer liegen neben den <strong>Yachten</strong>.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
60 61
AdriA<br />
Der Schriftsteller James Joyce lebte<br />
und arbeitete lange in Triest.<br />
Am zweiten Sonntag im Oktober<br />
scheinen hunderte Segler gleichzeitig<br />
auf Reisen gehen zu wollen. Doch<br />
die Fahrt geht nicht weit. Vor Barcola,<br />
einem noblen Wohnort nördlich<br />
von Triest, versammeln sich bis zu<br />
2.000 Boote zum Start der Barcolana,<br />
einer der größten Segelregatten<br />
der Welt. Ein eindrucksvoller Anblick<br />
von den Karstbergen auf den<br />
rund 550 Quadratkilometer großen<br />
Golf von Triest. Eine Mischung<br />
aus segelsportlicher Veranstaltung,<br />
Volksfest und Saisonausklang.<br />
Seine Beliebtheit als Segelrevier verdankt<br />
der Golf von Triest den Winden<br />
und dem Klima. Das ist submediterran<br />
und zeichnet sich durch<br />
heiße, trockene Sommer und relativ<br />
milde, regenreiche Winter aus. Die<br />
Nähe der Alpen, die bei klarem<br />
Wetter gut zu sehen sind, wirkt<br />
sich deutlich auf das Klima aus. In<br />
den Häfen der Lagunen mit ihrem<br />
Brackwasser kann im Winter schon<br />
mal Eis am Bootsrumpf kratzen<br />
und der Frostschutz im Motor sollte<br />
nicht vergessen werden. Für die<br />
Segler sind vor allem drei Winde interessant:<br />
Maestrale, Jugo und Bora.<br />
In den Sommermonaten weht während<br />
der Nachmittagsstunden vom<br />
Westen her der Maestrale und bringt<br />
vom offenen Meer angenehme Abkühlung.<br />
Der Jugo kommt aus dem<br />
Süden, bringt Feuchtigkeit sowie<br />
dunkle und schwere Regenwolken.<br />
Mit Windgeschwindigkeiten bis<br />
zur Orkanstärke bläst die Bora aus<br />
In der Altstadt finden sich noch viele alte Geschäftsfassaden.<br />
Nordost – gefürchtet und mitunter<br />
gefährlich. Jugo und Bora sind eher<br />
im Winterhalbjahr zu erwarten. Die<br />
Stadt Triest selbst gilt im Vergleich<br />
mit anderen Küstenstädten als nicht<br />
besonders windig, an rund 200 Tagen<br />
im Jahr herrscht Windstille.<br />
Was wiederum die Skipper kleiner<br />
Motorboote freut.<br />
Wer den Golf von Triest besuchen<br />
will, wird das in den meisten Fäl-<br />
len mit der eigenen Yacht machen<br />
müssen. Charterboote gibt es in<br />
dieser Ecke des Mittelmeeres kaum,<br />
zumindest nicht unter italienischer<br />
Flagge. Der Grund sind die gesetzlichen<br />
Bestimmungen, wo<strong>nach</strong> eine<br />
unter der Bandiera d‘Italia fahrende<br />
Yacht entweder ausschließlich privat<br />
oder nur gewerblich betrieben<br />
werden darf. So müsste sich ein<br />
Eigner, der sein Boot für die kommerzielle<br />
Nutzung angemeldet hat,<br />
selbst eine Rechnung schreiben,<br />
wollte er mit seinem Schiff segeln<br />
gehen. Das wiederum will nun fast<br />
niemand machen. An den Gesetzeshütern<br />
vorbeizusegeln, traut sich<br />
kaum jemand. Kontrolliert wird<br />
häufig, die Strafen sind saftig. Allein<br />
in der Capitanerie von Triest<br />
arbeiten mehr als 150 Marineangehörige<br />
und kontrollieren alles, was<br />
schwimmt oder irgendwie zu einer<br />
Hafenanlage gehört. Besonders gefürchtet<br />
ist die Guardia di Finanza,<br />
Caffè degli Specchi: der beste Logenplatz an der Piazza dell‘Unità d‘Italia.<br />
eine Wirtschafts- und Zollpolizei,<br />
die so ziemlich alles und jeden unter<br />
die Lupe nehmen darf. Die hat<br />
unter anderem Charterboote aus<br />
Slowenien und Kroatien im Auge,<br />
weil deren Papiere oft für die Einreise<br />
<strong>nach</strong> Italien nicht ausreichen.<br />
Es ist daher auch selten möglich,<br />
mit einer slowenisch oder kroatisch<br />
geflaggten Charter yacht legal <strong>nach</strong><br />
Italien einzureisen – und illegal<br />
könnte rasch an der Kette enden.<br />
Allerdings gibt es sehr wohl Charterfirmen,<br />
deren <strong>Yachten</strong> über die<br />
notwendigen Dokumenten verfügen.<br />
Das sollten Kunden schon vor<br />
Abschluss eines Chartervertrages<br />
erfragen und sich bestätigen lassen.<br />
Kontrolliert werden auch Bootsführerscheine.<br />
Ein amtlicher Sportbootführerschein<br />
See reicht aus. Ergänzt<br />
um ein Funkerzeugnis, wenn das<br />
Boot mit einer Funkanlage ausgerüstet<br />
ist. Im Gegensatz zu anderen<br />
Gebieten der Adria ist der Golf von<br />
Triest verkehrsreich, vor allem gibt<br />
es auch jede Menge Handelsschiffe.<br />
Der alte Hafen von Triest, Porto<br />
Vecchio, wird kaum noch genutzt.<br />
Die Frachter, Containerschiffe und<br />
Tanker legen südlich des Stadtzentrums<br />
an Fähr-, Container- oder Ölterminals<br />
an. Westlich der großen<br />
Wellenbrecher gibt es auch in den<br />
Seekarten eingetragene Ankerplätze<br />
sowie ein Verkehrstrennungsgebiet.<br />
Die Ansteuerung des Hafens von<br />
Triest ist bei Tag und Nacht leicht.<br />
In der Nacht überstrahlt das berühmte<br />
Faro della Vittoria, das auch<br />
als Denkmal für die Gefallenen des<br />
Ersten Weltkriegs im Stadtteil Gretta<br />
rund 130 Meter über dem Meeresspiegel<br />
errichtet worden ist, die<br />
Lichter der Stadt. Für die Navigation<br />
eignen sich die beiden amtlichen<br />
britischen Seekarten BA1471 (Gulf<br />
of Trieste and Approaches) und<br />
BA1473 (Trieste and Chioggia) sowie<br />
das Hafenhandbuch Mittelmeer<br />
IIIA (Adria Nord).<br />
Für ein sehr kurzzeitiges Anlegen<br />
können Skipper ihr Glück im Hafenbecken<br />
zwischen der Molo Audace<br />
und Molo IV versuchen. Dort liegen<br />
Bojen aus. Das moderne Hafenamt<br />
ist in Sichtweite. Geduldet wird ein<br />
kurzzeitiges Anlegen meist auch am<br />
Molo Bersaglieri. Reguläre Gastliegeplätze<br />
gibt es in der Marina San<br />
Giusto, die direkt vor dem schon<br />
von Weitem zu erkennenden Civico<br />
Acquario Marino liegt. Die Tagesliegegebühren<br />
bewegen sich zwischen<br />
54 Euro für ein 10-Meter-Boot und<br />
85 Euro für eine 14-Meter-Yacht.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
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AdriA<br />
Caffè San Marco: Kaffeehauskultur wie zu Kaisers Zeiten in schön erhaltenem Jungendstil-Ambiente.<br />
Die anderen Stegplätze im Hafenbecken<br />
Sacchetta sind den Mitgliedern<br />
mehrerer Bootsclubs vorbehalten. In<br />
der Marina liegt man trotz der Nähe<br />
der verkehrsreichen Uferstraße relativ<br />
ruhig, vor allem aber direkt vor<br />
dem Zentrum der Stadt. Also ideal<br />
für einen Stadtbummel.<br />
Ein Spaziergang beginnt meist<br />
auf der Piazza dell‘Unità d‘Italia,<br />
dem Platz der Einheit Italiens. Der<br />
Hauptplatz ist zum Meer hin offen<br />
und eingerahmt von Prachtbauten,<br />
wie dem Palazzo del Governo, dem<br />
Palazzo del Municipio und dem<br />
Palazzo del Lloyd Triestino. Vom<br />
Caffè degli Specchi, dem Spiegelcafé,<br />
hat man einen wunderbaren Ausblick<br />
auf das Leben und Treiben auf<br />
dem Hauptplatz. Zeit, seinen ersten<br />
Kaffee zu genießen, denn Triest gilt<br />
als heimliche Hauptstadt des braunschwarzen<br />
Getränks. Unglaubliche<br />
1.500 Tassen Kaffee trinkt ein Triestiner<br />
im Schnitt pro Jahr, doppelt<br />
so viel wie der Rest der Italiener.<br />
Liebhaber alter Kaffeehaustradition<br />
wird es vielleicht ins Caffè San Marco<br />
in der Via Cesare Battisti ziehen,<br />
das angeblich schönste der Stadt,<br />
mit Jugendstileinrichtung. Die Begeisterung<br />
für Kaffee war Anregung<br />
genug für den Wahl-Triestiner<br />
und Krimiautor Veit Heinichen und<br />
sein neuestes Buch „Keine Frage des<br />
Geschmacks“. Auf die Frage <strong>nach</strong><br />
dem Grund für seine Liebe zu Triest<br />
sagt der Erfolgsschreiber: „Die Stadt<br />
ist keine sich aufdrängende, vordergründige<br />
Schönheit, aber sie ist das<br />
ideale Reiseziel für alle an Europas<br />
Geschichte interessierte Reisende.“<br />
Unweit des Hauptplatzes gibt es<br />
einen steinernen Zeugen dieser Geschichte,<br />
den Arco di Riccardo. Das<br />
über drei Meter hohe Tor ist der<br />
letzte noch erhaltene Bestandteil<br />
der römischen Stadtmauer, errichtet<br />
im ersten Jahrhundert vor Christus.<br />
Oberhalb der Stadt befindet sich das<br />
Liebt Kaffee und Triest:<br />
Autor Veit Heinichen.<br />
Wahrzeichen Triests, die Kathedrale<br />
von San Giusto. Ein wenig maritime<br />
Geschichte lässt sich auch am Canal<br />
Grande erahnen. Heute liegen<br />
dort nur kleine Boote, früher haben<br />
Segelschiffe festgemacht und ihre<br />
Waren entladen. Vom Kanal, auf<br />
dessen Brücke eine lebensgroße Statue<br />
des Schriftstellers James Joyce<br />
steht, der lange hier gelebt hat, ist<br />
Älteste Marina Italiens: Hannibal in Monfalcone.<br />
es nicht weit zur Börse und zu einer<br />
der typischen kulinarischen<br />
Einrichtungen der Stadt, dem Buffet<br />
da Pepi. Altösterreichische Küche<br />
in der Jetztzeit. Selchzungen,<br />
Schweinsfüße, Würste und Kaiserfleisch,<br />
darüber frisch geriebener<br />
Meerrettich. Garniert mit Sauerkraut.<br />
Aber natürlich gibt es auch<br />
Fisch, und das reichlich. Als erste<br />
Canal Grande: früher Anlegestelle für Segelschiffe, heute geselliger Treffpunkt.<br />
Adresse gilt derzeit Ami Scabar. Die<br />
Lebensgefährtin Veit Heinichens betreibt<br />
auf den Hügeln der Stadt ihr<br />
Lokal und kreiert feine Küche auf<br />
der Basis traditioneller Rezepte. Für<br />
einen spätabendlichen Drink bietet<br />
sich dann noch das Caffè Urbanis<br />
unweit des Hauptplatzes an. Oder<br />
direkt an der Piazza dell‘Unità die<br />
Bar des Grand Hotel Duchi d‘Aosta.<br />
Immerhin soll schon Lord Nelson<br />
hier zu Besuch gewesen sein.<br />
Viel zu besichtigen gibt es in unmittelbarer<br />
Nähe von Triest. Wer größere<br />
Besucherströme nicht scheut,<br />
oder, um die zu vermeiden, sich<br />
relativ früh auf die Beine macht,<br />
findet nördlich der Stadt Castello<br />
Miramare, das Schloss des Erzherzogs<br />
Ferdinand Maximilian von Österreich.<br />
Von See her ist die Zufahrt<br />
nicht möglich. Der Uferbereich ist<br />
Sperrgebiet und der Bootshafen für<br />
<strong>Yachten</strong> natürlich tabu.<br />
Mit dem Boot ansteuern kann man<br />
hingegen den kleinen Hafen von<br />
Duino, der unterhalb des gleich-<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
64 65
AdriA<br />
Typisches Lieferfahrzeug für die engen Gassen von Triest.<br />
namigen Schlosses liegt und wo<br />
kleinere <strong>Yachten</strong> für kurze Zeit auch<br />
einen Liegeplatz finden. Einige Räume<br />
des Schlosses, das sich heute im<br />
Besitz der Familie Thurn und Taxis<br />
befindet, können besichtigt werden.<br />
Hier hat der Dichter Rainer Maria<br />
Rilke seine Duineser Elegien geschrieben.<br />
Die Nachbarortschaft Sistiana ist<br />
wegen ihrer schönen Naturbucht<br />
und ihres Badestrandes bekannt.<br />
Der Bootshafen ist zwar relativ<br />
groß, aber fast immer voll. Ein Stegliegeplatz<br />
ist Glückssache, allerdings<br />
lässt sich hinter der Einfahrt<br />
an Backbord sehr gut ankern. Wer<br />
den Bootshafen von Duino verlässt,<br />
sieht in nordwestlicher Richtung<br />
gleich die markierte Einfahrt zu<br />
der Villago del Pescatori und den<br />
zahlreichen Marinas, die an einer<br />
Bootshafen von Castello Miramare: einst kaiserliche Anlegestelle, heute Teil einer umfangreichen Museumsanlage.<br />
Art Stichkanal östlich des Zentrums<br />
von Monfalcone liegen. Die beiden<br />
größten Anlagen sind die Marinas<br />
Nautec und Lepanto. Bei Tag ist die<br />
Ansteuerung leicht, sofern man sich<br />
nahe an der Küste hält. In der Nacht<br />
sollte entsprechende Ortskenntnis<br />
vorhanden sein, weil die Seezeichen<br />
nicht befeuert sind. Zudem versandet<br />
die Einfahrt immer wieder. Die<br />
Wassertiefen gehen dann runter<br />
auf zwei Meter. Langsame Fahrt ist<br />
angesagt. Zur Falle können weitläufige<br />
Fischereianlagen westlich der<br />
Einfahrt werden. Vor allem, wenn<br />
versucht wird, von Duino aus mit<br />
Westkurs direkt die Einfahrt des<br />
Handelshafens Monfalcone anzusteuern.<br />
Das Einfangen der an sich<br />
gut markierten Netze ist dann nahezu<br />
garantiert oder auch ein Auflaufen<br />
an seichten Stellen. Wenige<br />
Molo Audace: beliebter Ort<br />
zum Entspannen.<br />
Probleme mit Wassertiefen haben<br />
Skipper, die über das betonnte Fahrwasser<br />
den Handelshafen von Monfalcone<br />
anlaufen. Eigentlich ist es<br />
eher ein Werfthafen, denn hier werden<br />
auch große Kreuzfahrtschiffe<br />
auf Kiel gelegt. Vom Fahrwasser<br />
aus ist kurz vor dem Werft hafen in<br />
Richtung Westen die Marina Hannibal<br />
anzusteuern. Sie wurde bereits<br />
1964 eröffnet und gilt als älteste<br />
Marina Italiens. Trotz der Nähe zur<br />
Großschiffwerft liegen die Boote fast<br />
idyllisch an Holzstegen und zwischen<br />
reichlich Grün. Hier ist auch<br />
Platz für größere <strong>Yachten</strong> mit viel<br />
Tiefgang. Südlich von Triest bieten<br />
sich zwei Häfen für <strong>Yachten</strong> an: der<br />
Hafen des malerischen Städtchens<br />
Muggia und Porto San Rocco. Diese<br />
Wahl ist oft in der Praxis keine,<br />
denn Muggia ist durchweg so voll,<br />
dass Liegeplätze ein Glückstreffer<br />
sind.<br />
In Porto San Rocco hingegen ist stets<br />
Platz für Gäste, auch wenn die <strong>Yachten</strong><br />
60 Meter Länge haben sollten.<br />
Der Hafen lässt kaum Wüsche offen<br />
und die Kundenfreundlichkeit ist<br />
groß. Von See her geht die Ansteuerung<br />
am besten südlich des südlichsten<br />
Wellenbrechers. Die Fahrrinne<br />
ist betonnt und befeuert, weil<br />
sie auch von den Tankern auf dem<br />
Weg zum Ölterminal benutzt wird.<br />
Triest, eine Yachtreise wert? Im Interview<br />
gibt Veit Heinichen eine<br />
mögliche Antwort: „Als ich die ersten<br />
Male hierher kam, habe ich noch<br />
gar nichts von der Stadt verstanden.<br />
Es gibt in Europa keine komplexere<br />
Stadt als Triest. Erst wenn man das<br />
verstanden hat, beginnt die Faszination,<br />
die Triest ausübt.“<br />
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68 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Stillstand ist Rückschritt, so auch im Yachtbau. Viele rasante Entwicklungen haben ihre Wurzeln<br />
auf einer der zahlreichen Regatten um die Welt. Die beinharte Konkurrenz fordert von Konstrukteuren,<br />
Designern, Segelmachern und Mastenbauern Mut zu technischen Evolutionen.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
69<br />
Maria Muiña / Team Telefonica
Langstreckensprinter<br />
German 48DS<br />
Konstrukteur: German Yachtbau<br />
Material: Aluminium<br />
LüA: 15,88 Meter<br />
Breite: 4,39 Meter<br />
Tiefgang: 1,30 / 3,00 Meter<br />
Verdrängung: 14.000 Kilogramm<br />
Takelungsart: 9/10-Sloop<br />
Großsegel: 70 Quadratmeter<br />
Vorsegel: 62 Quadratmeter<br />
Maschine: 44 Kilowatt<br />
www.german-yachtbau.de<br />
Was für einen Open 60<br />
auf einer Einhandregatta<br />
nonstop um die<br />
Welt gut ist, ihn sicher und schnell<br />
macht, kann auch einer modernen<br />
Fahrten yacht diese positiven Segeleigenschaften<br />
verleihen. Und so<br />
lassen die bekannten Designbüros,<br />
die zum Beispiel die schnellen Volvo-Ocean-Racer<br />
gezeichnet haben,<br />
ihre Erkenntnisse in neue Serienyachtprojekte<br />
einfließen.<br />
Einige wenige Werften stellen sich<br />
bereits der neuen Herausforderung,<br />
eine ganz neue Generation<br />
von Langstrecken-<strong>Yachten</strong> auf den<br />
Markt zu bringen, wie die vier folgenden<br />
<strong>Yachten</strong> beweisen. <strong>Yachten</strong>,<br />
die eine Nachfrage befriedigen, die<br />
in der Vergangenheit vielleicht nie<br />
so deutlich formuliert wurde. Teils<br />
sogar Einhand zu segeln, aber zumindest<br />
mit kleiner Crew. Viele<br />
Segler wollen mit ihrer Yacht schnell<br />
und unkompliziert große Distanzen<br />
zurücklegen, ohne auf Komfort<br />
ganz verzichten zu müssen. Jetzt<br />
kommen die Langstreckensprinter.<br />
70 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
48DS: für alle Wetter<br />
Zwischen Temperaturen von minus<br />
30 bis zu plus 30 Grad soll der<br />
Einsatzbereich der neuen 48DS von<br />
German Yachtbau liegen. Was sich<br />
hinter dieser etwas für <strong>Yachten</strong> ungewöhnlichen<br />
Erklärung verbirgt,<br />
erklärt Geschäftsführer Hariolf<br />
Hans Glab: „Unsere Deckshausyacht<br />
soll bei allen Bedingungen,<br />
von den Tropen bis zur Arktis, von<br />
der Flaute bis zum Sturm bestmögliche<br />
Segeleigenschaften liefern und<br />
der Crew ein Maximum an Komfort,<br />
Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />
bieten.“<br />
Das will das Team von German<br />
Yachtbau <strong>nach</strong> der Fertigstellung<br />
zum Winter selbst testen. Die genaue<br />
Route steht zwar noch nicht<br />
fest, aber Spitzbergen, die Arktis<br />
Im Herbst soll die German 48DS zu ersten Segeltests auslaufen.<br />
oder das Südpolarmeer sind im Gespräch.<br />
„Wir wollen mit der 48DS<br />
testen, ob wir unserem eigenen Anspruch<br />
gerecht werden, dass Boot<br />
und alle Systeme an Bord wirklich<br />
einwandfrei bei Temperaturen bis<br />
minus 30 Grad und auch bis plus 30<br />
Grad laufen“, erklärt Hariolf Hans<br />
Glab weiter.<br />
Und die Auswahl der Materialien,<br />
der Ausrüstung und das Design sollen<br />
harmonisch zusammenpassen,<br />
denn, so ein weiterer Leitspruch<br />
von German Yachtbau: Der Eigner<br />
bestimmt das Fahrtgebiet, nicht die<br />
Yacht.<br />
Basis für diesen Anspruch ist wie<br />
bei allen <strong>Yachten</strong> von German Yachtbau<br />
– von 39 bis 65 Fuß – ein Aluminium-Rumpf.<br />
Die 48DS bringt es<br />
dank dieser Bauweise auf gerade<br />
14.000 Kilogramm Verdrängung.<br />
Gut 3.500 Kilogramm stecken be-<br />
reits in dem Liftkiel, der der 48DS<br />
einen variablen Tiefgang von 1,40<br />
bis 3 Meter verschafft. So sind auch<br />
flache Häfen und Buchten für die<br />
48DS erreichbar.<br />
Für ein großes aufrichtendes Moment,<br />
und damit Sicherheit beim<br />
Segeln, sorgen zwei Ballast-Wassertanks<br />
mit je 1.400 Liter Fassungsvermögen<br />
an Steuer- und Backbord.<br />
Die beiden Steuerstände liegen geschützt<br />
im Cockpit hinter dem Aufbau<br />
und machen eine Sprayhood<br />
überflüssig . Die Optionen, zwischen<br />
denen Eigner wählen können, sind<br />
vielfältig. Allein drei Riggarten stehen<br />
zur Auswahl, ebenso so wie<br />
drei Ausbauversionen unter Deck.<br />
Zwei Nasszellen, eine separate Dusche,<br />
eine Eignerkabine im Vorschiff<br />
und bis zu zwei Doppelkabinen im<br />
Achterschiff bilden die Grundlage<br />
des Raumkonzeptes.<br />
Elan 350: neue Wege<br />
Neue Wege beschreitet die slowenische<br />
Werft Elan Yachts mit ihrer<br />
Elan 350. Den Riss hat der britische<br />
Konstrukteur Rob Humphreys zusammen<br />
mit dem Elan-Designbüro<br />
entwickelt. Er zeigt unverkennbare<br />
Spuren moderner Offshore-Rennyachten.<br />
Vom Bugbereich zieht sich<br />
ein markanter Knick bis zum Spiegel,<br />
wie er zum Beispiel inzwischen<br />
bei den großen VOR 70 <strong>Yachten</strong><br />
zum Volvo Ocean Race charakteristisch<br />
ist. Zusammen mit dem tiefen<br />
T-Kiel bringt dieser Kunstgriff eine<br />
hohe Stabilität und eine lange Wasserlinie<br />
für gute Segeleigenschaften.<br />
Damit sich die Elan 350 auch bei<br />
Lage ohne großen Ruderdruck steuern<br />
lässt, wurde eine Doppelruderanlage<br />
verbaut und auf ein tiefes<br />
Spatenruder in der Mitte verzichtet.<br />
Elan 350<br />
Konstrukteur: Rob Humphreys<br />
Material: GFK<br />
LüA: 10,60 Meter<br />
LWL: 10,10 Meter<br />
Breite: 3,50 Meter<br />
Tiefgang: 2,15 Meter<br />
Verdrängung: 5.000 Kilogramm<br />
Takelungsart: 9/10-Sloop<br />
Großsegel: 38 Quadratmeter<br />
Vorsegel: 30 Quadratmeter<br />
Maschine: 21 Kilowatt<br />
www.elan-yachts.com<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
71
Langstreckensprinter<br />
Das Konzept der Elan 350: An Deck schnell und unter Deck komfortabel.<br />
Für Vortrieb am Wind sorgt ein 38,6<br />
Quadratmeter mächtiges Großsegel<br />
und eine nicht überlappende<br />
Genua von knapp 30 Quadratmetern.<br />
Für das schnelle Wellenreiten<br />
auf raumen Kursen hat Elan einen<br />
Gennaker vorgesehen, der an einem<br />
ausfahrbaren Bugspriet weit vor<br />
dem Schiff gefahren werden kann.<br />
Alle Segel können bequem aus dem<br />
großen Cockpit getrimmt werden.<br />
Von den beiden weit außen liegen-<br />
72 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
den Steuerständen ist ein guter Blick<br />
in die Segel und natürlich auch auf<br />
das Meer gewährleistet. Laut Polardiagramm<br />
läuft die Elan 350 hoch<br />
am Wind bei knapp drei Windstärken<br />
bereits gut 6 Knoten .<br />
Dass Elan aber keinen reinen Racer<br />
mit der Elan 350 bauen wollte, sondern<br />
nur den Begriff Cruising-Boot<br />
für sich neu definiert hat, ist unter<br />
Deck zu erkennen. Es ist alles da,<br />
was für den kleinen oder eben auch<br />
langen Törn benötigt wird. Standardmäßig<br />
wird die Elan 350 in einer<br />
Zwei-Kabinen-Version geliefert.<br />
Im Salon eine geräumige L-Pantry<br />
und eine feste Navigationsecke an<br />
Steuerbord. Wird eine Drei-Kabinen-Version<br />
gewünscht geht diese<br />
zulasten der sonst sehr großzügig<br />
ausgelegten Nasszelle mit Ölzeugschrank.<br />
„Das Boot soll jedem Segelenthusiasten<br />
ein breites Grinsen<br />
aufs Gesicht zaubern, wenn er die<br />
Elan 350 segelt“, charakterisiert Rob<br />
Humphreys seinen Entwurf.<br />
RM1060: Kurs Atlantik<br />
In keinem Segel- oder Fachbuch<br />
ist das zu finden, was der RM1060<br />
aus La Rochelle die nötige Stabilität<br />
verleiht. Deshalb griff RM-Deutschlandvertreter<br />
Uli Schürg aus Bremen<br />
zusammen mit den Konstrukteuren<br />
der RM-Werft zu einem selbst kreierten<br />
Begriff, um den Riss mit zwei<br />
nebeneinander liegenden Kielen<br />
einen Namen zu geben: Bikiel. Auf<br />
einigen Hochseerennyachten wurde<br />
dieser für den Serienbau bisher ungewöhnliche<br />
Doppelkiel mit Erfolg<br />
getestet. Durch die Anordnung der<br />
beiden Kiele am breiten Rumpf benötigen<br />
die Kiele selbst weniger Gewicht<br />
als nur ein Kiel, um dieselbe<br />
Stabilität zu erzeugen. Das gesamte<br />
Boot wird leichter und besonders<br />
auf Kursen vor dem Wind schneller.<br />
Der Tiefgang wird geringer,<br />
was Seglern in flachen oder Tidengewässern<br />
sicher entgegenkommt.<br />
Zusätzlich wird von RM-Yachts der<br />
Bikiel als Schwenkkiel angeboten<br />
und somit ist sogar ein Trockenfallen<br />
im Watt möglich.<br />
Dass die RM1060, wie ihre Schwestern<br />
zwischen 8,80 Metern bis 13,50<br />
Metern, eindeutig auf Langfahrt<br />
ausgelegt ist, wird auch bei einem<br />
Blick unter Deck deutlich. Pantry<br />
und Navigationsecke liegen in dem<br />
fast schon Deckshaus ähnlichen<br />
Aufbau etwas höher als der übrige<br />
RM1060<br />
Konstrukteur: Marc Lombard<br />
Material: Epoxy-Sperrholz<br />
LüA: 10,57 Meter<br />
Breite: 3,99 Meter<br />
Tiefgang: 1,65 / 1,95 Meter<br />
Verdrängung: 4.400 Kilogramm<br />
Takelungsart: 9/10-Sloop<br />
Großsegel: 34 Quadratmeter<br />
Vorsegel: 38 Quadratmeter<br />
Maschine: 21 Kilowatt<br />
www.rm-yachts.com<br />
Salon. Bei schlechtem Wetter und<br />
einer gut funktionierenden Selbststeueranlage<br />
hat man einen guten<br />
Ausblick auf das Geschehen auf<br />
dem Wasser. Allerdings sollte die<br />
Crew nicht zu groß sein, denn nur<br />
die achtere Kabine kann mit einer<br />
Tür vom Salon getrennt werden.<br />
Heller Salon mit guter Rundumsicht auch bei schlechtem Wetter.<br />
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Baujahr: 2003 – € 549.500<br />
Endurance 50<br />
Baujahr: 1989 – € 215.000<br />
Sales, Service, Repairs<br />
Hallberg Rassy 49 Refit 2010<br />
Baujahr: 1987 – € 315.000<br />
Bavaria 40 Vision<br />
Baujahr: 2007 – € 145.000<br />
Koopmans 39<br />
Baujahr: 1989 – € 160.000<br />
Sunbeam 37<br />
Baujahr: 2003 – € 159.500 ex. MwSt.<br />
Standort: Marina Port Zélande<br />
Kabbelaarsbank Steiger K1<br />
NL – 3253 ME Ouddorp<br />
Tel: +31-111-676131<br />
www.forsailyachtbrokers.nl<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
73
Langstreckensprinter<br />
Modernes Design unter Deck.<br />
Die Vorschiffskoje schließt direkt an<br />
den Salon an und wird nur durch<br />
eine Jalousie getrennt. Für Segel,<br />
Werkzeug und anderes Zubehör<br />
steht achtern an Backbord – hinter<br />
der Nasszelle – ein wahrer Hobbykeller<br />
zur Verfügung. Auch ein<br />
Beweis dafür, dass die RM 1060 für<br />
lange Reisen ohne viele Etappenhäfen<br />
konzipiert wurde, wenn es sein<br />
muss.<br />
74 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Maxi11: die Studie<br />
Ungewöhnlich – das Bikiel-Konzept.<br />
Nicht nur für Kunden entwickeln,<br />
sondern auch mit den Kunden zusammen<br />
Ideen für ein neues Schiff<br />
sammeln, damit beschreitet die bekannte<br />
schwedische Maxi-Werft für<br />
sich ein neues Terrain. Für die neue<br />
Maxi11 fragte das Maxi-Design-<br />
Team und der M11-Projektmanager<br />
Magnus Woxen über eine Internet-<br />
plattform immer wieder die Wünsche<br />
der Segler ab und ließ sie in<br />
die Konstruktion einfließen. Hinter<br />
dem Riss stehen allerdings deutsche<br />
Designer. Die Linien stammen<br />
von Thorsten Conradi und seinen<br />
Konstrukteuren von Judel/Vrolijk<br />
Design aus Bremerhaven. Die<br />
Zielgruppe der 11,40 Meter langen<br />
Yacht ist klar definiert: Doublehand-Segler.<br />
Sprich Zwei-Mann-<br />
Maxi 11<br />
Konstrukteur: Maxi Designteam<br />
Material: GFK<br />
LüA: 11,40 Meter<br />
LWL: 10,70 Meter<br />
Breite: 3,60 Meter<br />
Verdrängung: 4.600 Kilogramm<br />
Takelungsart: 9/10-Sloop<br />
Großsegel: 34 Quadratmeter<br />
Vorsegel: 38 Quadratmeter<br />
Maschine: 21 Kilowatt<br />
www.maxi11.com<br />
Crews, die gerne an der, besonders<br />
in Skandinavien, ständig wachsenden<br />
Zahl an Double-Hand-Regatten<br />
teilnehmen möchten.<br />
Es wundert also nicht, dass unter<br />
Deck auf großen Luxus verzichtet<br />
wird. Wie an Deck soll alles<br />
zweckmäßig und leicht bedienbar<br />
sein. Dennoch ist für alles gesorgt:<br />
Pantry, Navigationsecke und viel<br />
Licht im großen Salon, das über die<br />
komplett verglasten Dachfenster<br />
einströmt. Für ein bisschen Komfort<br />
sorgt zum Beispiel eine Dusche<br />
in der Nasszelle, wenn die Regatta<br />
doch mal länger dauert als erwartet.<br />
Das Deckslayout wurde für eine<br />
kleine Crew optimiert. Die Großschot-<br />
und Genuawinschen sind in<br />
unmittelbarer Reichweite des Steuermanns.<br />
Er kann, während sein<br />
Co-Skipper zur Freiwache in den<br />
Rohrkojen verschwindet, das Boot<br />
Effektive Raumaufteilung der Maxi.<br />
selbst trimmen und segeln, ohne<br />
seinen Platz verlassen zu müssen,<br />
so die Vorgabe vom mehrfachen<br />
Weltumsegler und M11-Projektmanager<br />
Magnus Woxen. Wann aller-<br />
dings aus der Konzeptstudie die erste<br />
Maxi11 entstehen wird, ist noch<br />
nicht bekannt. Zu den Herbst- und<br />
Wintermessen in Euro pa soll sie auf<br />
jeden Fall zu sehen sein.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
75
Fit an bord<br />
Bei extremen Langstreckentörns, wie der Volvo Ocean Race Regatta, kommt es auf<br />
den Nahrungsinhalt, die Haltbarkeit, eine schnelle Zubereitung – meistens nur mit<br />
Wasser – an und darauf, der Crew schnell neue Energie zuzuführen.<br />
76 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Foto: Volvo Ocean Race<br />
Hunger ?<br />
Wahllos Speisen und Getränke an Bord zu bunkern ist der einfachste<br />
Weg, aber nicht der beste. Das Wissen um die richtige<br />
Ernährung sollte auch den Smutje begeistern.<br />
Als Hauptmangelerkrankung galt<br />
der Skorbut schon bei den portugiesischen<br />
Entdeckern als wichtigste<br />
Todesursache auf ihren Kriegs- und<br />
Handelsschiffen und damit als Bedrohung<br />
jeder Entdeckungsreise.<br />
Nicht selten starben daran mehr<br />
als die Hälfte der Besatzung. Von<br />
den 160 Seeleuten, die mit Vasco<br />
da Gama aufbrachen, verlor er über<br />
100 Mann durch den Skorbut.<br />
James Cook musste auf seiner ersten<br />
Weltumsegelung von 1786 bis 1771<br />
ähnliche Erfahrungen mit dem Skorbut<br />
machen. Nur ein Jahr später,<br />
vor seiner zweiten Reise, schenkte<br />
er dem Thema Proviant an Bord<br />
größte Beachtung. Einige Quellen<br />
berichten, dass er geradezu autoritär<br />
darauf geachtet haben soll, dass<br />
seine Crew seinen Ernährungsbefehlen<br />
gehorsam folgte. Angeblich<br />
ließ er zwei Seeleute auspeitschen,<br />
die sich weigerten, das in Madeira<br />
an Bord genommene Frischfleisch<br />
zu essen. Unterstützt wurde Cook<br />
von zwei Preußen an Bord seiner<br />
Resolution, von dem Naturwissenschaftler<br />
Johann Reinhold Forster<br />
und dessen Sohn Georg. Georg erarbeitete<br />
die entsprechenden <strong>Maß</strong>nahmen<br />
gegen Skorbut, obwohl zu<br />
dieser Zeit weder Kenntnisse über<br />
die Ursache von Skorbut noch über<br />
das Krankheitsbild vorlagen.<br />
Aber der mitgeführte Proviant erwies<br />
sich als effektiv. Malz, Sauerkraut,<br />
eingesalzener Kohl, Karottengelee<br />
und Bierkondensat gehörten<br />
fest zu Cooks Proviant. Zitrusfrüchte<br />
hingegen waren nur in geringen<br />
Mengen an Bord der Resolution,<br />
obwohl bereits 1754 der britische<br />
Schiffsarzt James Lind in seiner<br />
In dieser Cockpit-Runde sind keine sportlichen Hochleistungen gefragt, hier hat der Genuss Priorität.<br />
Wikipedia gibt eine erste<br />
Definition. Proviant sind<br />
Nahrungsmittel, die für die<br />
Abwesenheit von zu Hause<br />
von Personen mitgenommen<br />
werden. Das Wort<br />
selbst soll seinen Ursprung<br />
im Italienischen „provianda“<br />
haben, dass sich aus den<br />
französischen Wörtern „provende“<br />
(Mundvorrat) und<br />
„viande“ (Speise, Fleisch)<br />
zusammensetzt. Im 16.<br />
Jahrhundert fand es seinen<br />
Weg in den Sprachgebrauch.<br />
Aber seit dieser Zeit hat sich<br />
einiges in der Pantry getan.<br />
Heute geht es nicht mehr<br />
um das Überleben auf See,<br />
sondern um die Spanne<br />
zwischen geschmackvoll<br />
und inhaltsreich.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
77
Fit an bord<br />
Studie erfolgreich zeigen konnte,<br />
dass diese Südfrucht vor Skorbut<br />
schützt. Aber Wissen verbreitete<br />
sich zu damaligen Zeiten noch recht<br />
langsam, deshalb: Zeitsprung.<br />
Heute weiß man über Mangelkrankheiten<br />
und die Ernährung<br />
an Bord von Schiffen sehr viel. Der<br />
Proviant passt sich heute eher dem<br />
Nahrungsbedarf und den Bedürfnissen<br />
der Crew an. Regattacrews<br />
und Einhandsegler, die auf ihren<br />
Langstreckentörns nicht selten nonstop<br />
um die Welt segeln, brauchen<br />
Proviant, der schnell und einfach<br />
zuzubereiten ist und alle Nährstoffe<br />
liefert, die der Körper unter diesen<br />
Strapazen braucht. Dehydrierte<br />
Kost, wie sie Bergsteiger auch nutzen,<br />
ist dann oft die beste Lösung.<br />
Einfach heißes Wasser aufgießen<br />
und schon liefern 100 Gramm Trockenpulver<br />
um die 600 Kalorien<br />
Brennwert.<br />
Aber es muss nicht immer Tütensuppe<br />
sein. Die gute alte Konservendose<br />
tut seit 200 Jahren ihren<br />
hilfreichen Dienst für die Proviantierung<br />
auf <strong>Yachten</strong> und Lebensmittel<br />
lassen sich auch ohne die große<br />
Menge von Konservierungsstoffen<br />
lange an Bord frisch halten, dank<br />
der großen Kühl- und/oder Gefrierbox<br />
in der Pantry.<br />
Moderne Kühlung.<br />
78 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Durst ?<br />
Über das Trinken an Bord wurde bereits viel geschrieben, aber<br />
wenig darüber, was der Körper beim Segeln gern an Flüssigkeit<br />
hätte, um fit zu bleiben. YAcHTING <strong>blue</strong> sprach mit Andreas Romankiewicz<br />
von Dextro Energy, warum Segler vielleicht doch ab<br />
und zu mal etwas anderes trinken sollten als nur Wasser.<br />
<strong>Yachting</strong> <strong>blue</strong>: Beim Segeln können<br />
die körperlichen Belastungen<br />
sehr unterschiedlich sein. Es gibt<br />
die Leistungssegler, die in olympischen<br />
Jollen sehr athletisch segeln<br />
müssen, bis hin zu dem Fahrtensegler,<br />
der mit seiner Yacht vielleicht<br />
viele Tage und Nächte in einem<br />
Stück segelt. Aber allen gleich ist<br />
eine ausdauernde körperliche Anstrengung,<br />
bei der Flüssigkeit, zum<br />
Beispiel durch Schwitzen, verloren<br />
geht. Was bedeutet dies für den Organismus?<br />
andreas Romankiewicz: Bei Wassermangel<br />
sinkt die Leistungsfähigkeit.<br />
Wir bestehen zu 60 Prozent aus<br />
Wasser, das wir zur Aufrechterhal-<br />
tung aller Körperfunktionen benötigen.<br />
Der Körper ist auf eine kontinuierliche<br />
Zufuhr von Flüssigkeit<br />
angewiesen, um zum Beispiel den<br />
Verlust über den Schweiß, besonders<br />
unter körperlicher Belastung,<br />
auszugleichen. Unser Körper kann<br />
jedoch nur begrenzt Wasser aufnehmen<br />
und maximal 0,8 bis 1 Liter<br />
Wasser pro Stunde verarbeiten.<br />
Durch unzureichende Flüssigkeitszufuhr<br />
führt bereits ein Schweißverlust<br />
von zwei Prozent des<br />
Körpergewichts zu einem starken<br />
Leistungsabfall, bei zehn Prozent<br />
Wasserverlust ist bereits eine lebensbedrohliche<br />
Grenze erreicht.<br />
Kommt der Körper stark ins Schwitzen,<br />
wie bei einem anstrengenden<br />
Manöver, so gehen über den<br />
Schweiß auch wichtige Mineralstoffe<br />
(Elektrolyte) verloren. Engpässe<br />
können im sportlichen Training<br />
und Wettkampf vor allem bei<br />
Natrium, Kalium und Magnesium<br />
auftreten. Muskelschwäche, Zittern<br />
und Krämpfe können die Folge sein.<br />
Um die körperliche Leistung aufrechtzuerhalten,<br />
steht besonders bei<br />
Ausdauerbelastungen das Trinken<br />
an erster Stelle.<br />
Mineralstoffe und deren Aufgaben<br />
im Wasser- und Mineralstoffhaus-<br />
Wer sich auf einen Marathon<br />
vorbereitet, der findet in der Literatur<br />
und im Internet unzählige<br />
Quellen, die sich nur mit<br />
dem richtigen Flüssigkeits- und<br />
Ernährungshaushalt beschäftigen.<br />
Und die Regale in Sportgeschäften<br />
und Supermärkten<br />
sind voll mit Produkten, die<br />
dem Sportler verbrauchte<br />
Energie zurückgeben sollen<br />
und ihn vor Dehydrierung und<br />
Erschöpfung bewahren sollen.<br />
Über den Flüssigkeitshaushalt<br />
bei Seglern ist dabei wenig<br />
bekannt.<br />
Andreas Romankiewicz,<br />
Geschäftsführer Dextro Energy<br />
halt stehen in enger Verbindung.<br />
Mineralstoffe wie Natrium, Kalium,<br />
Calcium, Magnesium, Eisen<br />
etc. müssen über die Nahrung aufgenommen<br />
werden, da der Körper<br />
sie nicht selbst bilden kann. Sie sind<br />
wichtig für die Regulierung des<br />
Wasserhaushaltes, den optimalen<br />
Ablauf aller Stoffwechselvorgänge<br />
und die Funktion von Muskeln und<br />
Nervenleitungen.<br />
<strong>Yachting</strong> <strong>blue</strong>: Gibt es quasi für<br />
jede Art des Segelns, also Regatta<br />
oder lange Törns, eine unterschiedliche<br />
Strategie im Flüssigkeitshaushalt<br />
zu beachten?<br />
andreas Romankiewicz: Nicht direkt.<br />
Die Strategie für eine optimale<br />
Flüssigkeitsversorgung im Sport ist<br />
für alle Ausdauerbelastungen mit<br />
längeren Trainingseinheiten (länger<br />
als eine Stunde) gleich. Egal ob<br />
es sich um eine Regatta, einen Törn,<br />
Radfahren oder Laufen handelt: Es<br />
geht darum, den Körper möglichst<br />
gut mit Flüssigkeit, Kohlenhydraten<br />
und Elektrolyten zu versorgen.<br />
Gerade für Ausdauersportarten<br />
wie Radfahren, Laufen und Triathlon<br />
haben sich heute daher speziell<br />
entwickelte hypotone und isotone<br />
Getränke durchgesetzt. Deren<br />
Zusammensetzung ist genau auf<br />
die Bedürfnisse der Sportler abgestimmt.<br />
Besonders im Fokus steht die Zufuhr<br />
von Kohlenhydraten und Natrium.<br />
Im Segelsport sind diese<br />
Produkte noch nicht so verbreitet<br />
– wir glauben allerdings, dass das,<br />
was im Ausdauersport gilt, auch<br />
im Segelsport helfen kann. Denn<br />
bei Getränken gibt es Folgendes zu<br />
beachten:<br />
Durch hypertone Getränke wie<br />
zum Beispiel Fruchtsaft, zuckerhaltige<br />
oder alkoholische Getränke<br />
wird dem Körper erst einmal Wasser<br />
entzogen, um die Flüssigkeit zu<br />
verdünnen, bis sie isoton ist. Die<br />
Flüssigkeitsversorgung des Körpers<br />
erfolgt dadurch langsamer. Diese<br />
Getränke sind deshalb für den Sport<br />
nicht geeignet.<br />
Durch isotone Getränken hingegen<br />
wird die Flüssigkeit dem Körper<br />
schnell zugeführt, da sie bereits die<br />
gleiche Konzentration wie das Blut<br />
hat. Hypotone Getränke verhelfen<br />
dem Körper zu einer etwas schnelleren<br />
Wasseraufnahme. Bei intensiven<br />
sportlichen Leistungen sorgen<br />
sie für eine zügige Flüssigkeitsaufnahme<br />
des Körpers.<br />
Grundsätzlich denken wir, dass auf<br />
Sportler abgestimmte Ernährung<br />
gerade auf Wettfahrten und bei<br />
Regatten einen Wettbewerbsvorsprung<br />
bedeuten kann.<br />
<strong>Yachting</strong> <strong>blue</strong>: Wenn man als<br />
Segler merkt, man wird durstig<br />
und die ersten Ermüdungserscheinungen<br />
in der Muskulatur treten<br />
auf, ist dann schon alles zu spät?<br />
Oder kann man sozusagen seinen<br />
Flüssigkeitshaushalt noch retten?<br />
andreas Romankiewicz: Das kann<br />
man: zum Beispiel über den Genuss<br />
von hypotonen oder isotonen Getränken.<br />
Der hypotone Carbo Mineral<br />
Drink und der isotone Isotonic<br />
Sports Drink aus der Dextro Energy<br />
Sports Nutrition Range sorgen für<br />
eine schnelle, effektive Flüssigkeits-<br />
und Energieversorgung.<br />
Sie bieten wichtige Mineralstoffe<br />
wie Magnesium, Kalium und Natrium<br />
und unterstützen so die Muskelfunktion<br />
und die Regulierung des<br />
Wasserhaushalts. Beide Getränke<br />
eignen sich perfekt für die Verwendung<br />
vor und während des Sports<br />
– für Segler also ideal geeignet, um<br />
vor oder während anstrengenden<br />
Manövern wie Wenden, Halsen, Segelwechsel<br />
und Reffen schnell aufzutanken.<br />
Neben all diesen Vorteilen für die<br />
Leistungsfähigkeit schmecken die<br />
Produkte fruchtig, frisch und lecker<br />
und können es mit jedem anderem<br />
Getränk aus der Kombüse<br />
geschmacklich aufnehmen. Ein weiterer<br />
Grund sie mal an Bord auszuprobieren<br />
ist, dass sie sehr handlich<br />
und praktisch verpackt sind und<br />
dem Segler viel Raum für anderes<br />
im Seesack lassen.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
79
Fit an bord<br />
<strong>Yachting</strong> <strong>blue</strong>: Warum reicht<br />
nicht einfach Wasser, um den<br />
Flüssig keits haushalt zu regeln?<br />
andreas Romankiewicz: Wer in<br />
einem Fitness-Studio eine Stunde<br />
oder weniger trainiert, kann seinen<br />
Durst mit klarem Wasser löschen<br />
und die verbrauchte Energie und<br />
Nährstoffe durch eine leichte, gesunde<br />
Mahlzeit <strong>nach</strong> dem Training<br />
wieder auffüllen.<br />
Wer länger als eine Stunde sportlich<br />
aktiv ist, kommt mit Wasser allein<br />
nicht mehr aus: Ist der Körper<br />
sportlichen Belastungen von ein<br />
bis zwei Stunden ausgesetzt, ist ein<br />
zunehmender Leistungsverlust vorprogrammiert<br />
– an Land wie auch<br />
zu Wasser.<br />
Wichtig ist, dass nicht nur der Flüssigkeitshaushalt<br />
wieder ausgeglichen,<br />
sondern auch für neue Energie<br />
im Körper gesorgt wird. Kohlenhydrate<br />
sind besonders leicht und<br />
schnell verfügbare Energiequellen.<br />
Sportgetränke sind von der Kohlenhydratzusammensetzung<br />
genau<br />
so konzipiert, dass die verbrauchte<br />
Energie möglichst schnell dem Körper<br />
wieder zugeführt werden kann.<br />
Unter Belastungen von zwei und<br />
mehr Stunden gehen auch Elektrolyte<br />
verloren – ein Getränk muss<br />
4-11<br />
4-11<br />
Faurby 325 · Großsegel-Rollreffsysteme · Wellenanlagen · Sonnenschutz<br />
Benelux E 6,50 · Griechenland E 8,50 · Spanien E 7,30 · Italien E 7,30 · Finnland E 7,50<br />
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80 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
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26. Jahr<br />
Juli/August<br />
C 2202 F<br />
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Schweiz sfr 11,00<br />
Beschichtungen: Wirksamkeit contra Umwelt<br />
Landanschluss: zeitgemäße Ladetechnik<br />
Gebrauchtbootkauf: Gutachten und Übergabe<br />
Propellerwellen<br />
Typische Schwachstellen<br />
und Montagefehler<br />
Sonnenschutz<br />
Tipps für den<br />
Sommertörn<br />
daher ebenfalls für eine besonders<br />
gute Aufnahme von Natrium, Kalium<br />
und Magnesium sorgen. Sportgetränke<br />
sind daher empfehlenswert.<br />
<strong>Yachting</strong> <strong>blue</strong>: Wenn Sie auf<br />
einen Törn gehen würden, sagen<br />
wir drei bis vier Tage ohne Hafen,<br />
welches Ihrer Produkte würden Sie<br />
als Proviantergänzung mitnehmen?<br />
andreas Romankiewicz: Bezüglich<br />
der Ernährung an Bord sind mehrere<br />
Faktoren entscheidend: Die<br />
richtige Nährstoffzufuhr, der Stauraum<br />
und der Geschmack. Für die<br />
Nährstoffzufuhr ist eine abwechslungsreiche,<br />
gesunde Ernährung<br />
und der Einsatz spezifischer Nährstoffe<br />
ideal, um die Energiespeicher<br />
optimal gefüllt zu halten und die<br />
Regeneration des Organismus zu<br />
fördern. Dabei kommt es auch darauf<br />
an, welchen Belastungen man<br />
ausgesetzt ist:<br />
Der Carbo Mineral Drink, ein hypotones<br />
Energie-Elektrolyt-Getränk,<br />
hilft bei anstrengenden Tätigkeiten<br />
an Bord, die Leistungsfähigkeit der<br />
Muskeln zu unterstützen und Flüssigkeits-<br />
und Mineralstoffverluste<br />
auszugleichen.<br />
Der Carbohydrate Bar, ein kohlen-<br />
Im Test<br />
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Frisch<br />
hydratreicher Energie-Riegel, ist<br />
„geballte“ Energie für Zwischendurch<br />
und gerade auf längeren<br />
Törns ein geeigneter Snack, da er<br />
den Körper längerfristig mit Energie<br />
versorgt und sättigt.<br />
Der After Sports Drink als Kohlenhydrat-Protein-Getränk<br />
hilft, beanspruchte<br />
Muskeln schneller zu regenerieren<br />
und leere Energiespeicher<br />
wieder zu füllen.<br />
Praktisch finden wir, dass alle unsere<br />
Sports Nutrition Produkte keinen<br />
großen Platz beanspruchen und<br />
einfach unter Deck verstaut werden<br />
können. So ausgerüstet würde es<br />
bei uns „Leinen los“ heißen.<br />
Der Körper braucht nicht nur Flüssigkeit,<br />
sondern auch die entsprechenden<br />
Mineralien und Vitamine.<br />
am Kiosk!<br />
Aus der Dose auf den Tisch<br />
Die Marktforschung hat es mit Fakten<br />
belegt: gut 83 Prozent der Deutschen,<br />
die sich über kurz oder lang im Ausland<br />
aufhalten, vermissen „ihr“ Brot.<br />
Ganz oben auf der Vermisstenliste<br />
stehen Vollkornbrote, gefolgt von Roggen-<br />
und Mehrkornbrot, so eine Studie<br />
der Central Marketing-Gesellschaft<br />
der deutschen Agrarwirtschaft (CMA)<br />
und der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle<br />
(ZMP). Und da laut einer<br />
Verbraucherbefragung 94 Prozent der<br />
Bundesbürger täglich frisches Brot auf<br />
dem Tisch haben, darf Brot in keiner<br />
Proviantliste fehlen.<br />
Doch Brot hat einen Nachteil, es bleibt<br />
nicht lange frisch oder es kommt von<br />
Aus dem Wasser in die Dose<br />
Fisch gehört auf die Back an Bord,<br />
das ist alte Seemannstradition und aus<br />
gutem Grund: Fisch enthält Eiweiß und<br />
wichtige Nährstoffe wie Vitamin D, Omega-3<br />
und ungesättigte Fettsäuren. Jedoch<br />
ist es oft schwierig ihn in der Pantry<br />
frisch zu halten. Praktische Lösung:<br />
Fisch aus der Dose, wie er von Larsen<br />
Seafood angeboten wird. Dort hat man<br />
sich viele Gedanken über <strong>nach</strong>haltige<br />
Lösungen in Sachen Fisch, seine feine<br />
Zubereitung, die richtige Portionierung<br />
und umweltfreundliche Verpackungen<br />
gemacht. Dass der Geschmack in den<br />
drei Produktionsstätten in Dänemark<br />
und Deutschland nicht zu kurz kommt,<br />
Schwarzbrot.com. Das Bonner Unternehmen<br />
verpackt seine Brotsorten und<br />
Kuchen vakuumverpackt in Dosen und<br />
kann daher auf Konservierungsstoffe<br />
verzichten. Ohne Geschmacks- oder<br />
Nährwertverlust halten Brot und Kuchen<br />
in den Weißblechverpackungen, die<br />
tropenfest und seetauglich sind, mindestens<br />
zwei Jahre. Und selbst <strong>nach</strong><br />
dem Öffnen können die Produkte von<br />
Schwarzbort.com, dank der verschließbaren<br />
Deckels, noch bis zu einer Woche<br />
genossen werden.<br />
Das Schwarzbrot enthält viele Vitamine,<br />
Mineralien, Spurenelemente sowie wichtige<br />
Ballaststoffe und ihm werden einige<br />
weitere positive Eigenschaften zuge-<br />
Fitness Bier<br />
Dass Biertrinken gesund ist, behaupten<br />
viele. Dass Bier auch für eine schnelle<br />
Regeneration <strong>nach</strong> dem Sport sorgt,<br />
davon ist die bayrische Brauerei Erdinger<br />
überzeugt und verpasste seinem<br />
alkoholfreien Weißbier den Stempel<br />
„Fitnesswunder“. Besonders die isotonische<br />
Wirkung soll Segelcrews helfen<br />
auch auf langen Törns, gerade an heißen<br />
Sonnentagen, länger fit zu bleiben.<br />
liegt in der Philosophie des 1899 im<br />
Norden Jütlands gegründeten Unternehmens.<br />
Die Firma ist angetreten das<br />
führende Seafood-Unternehmen in<br />
Europa zu werden, das gesunde, verbraucherfreundliche<br />
und hochwertige<br />
Konzepte anbietet. Aus zwei Dosen<br />
„Wildlachs Chili-Limone“ lässt sich zum<br />
Beispiel schnell ein leckeres Risotto<br />
zaubern. Zusammen mit Reis, Zwiebeln,<br />
Erbsen, einem Tütchen Safranfäden, etwas<br />
Petersilie lässt sich dieses einfache<br />
Rezept selbst in einer kleinen Pantry<br />
leicht kochen.<br />
www.larsen-seafood.com<br />
sprochen. Schwarzbrot stärkt den Knochenbau,<br />
kurbelt den Stoffwechsel an<br />
und soll sogar vor Nervenstress schützen.<br />
Gut 28 Prozent der Deutschen haben<br />
vielleicht deshalb Schwarzbrot zu<br />
ihrem Lieblingsbrot erklärt.<br />
www.schwarzbrot.com<br />
Die Mineralien und die Vitamine, die im<br />
Erdinger Alkoholfrei enthalten sind, sollen<br />
den Körper <strong>nach</strong> großen Anstrengungen<br />
schnell mit nötigem Ersatz versorgen.<br />
Unbestritten dürfte bleiben, ein alkoholfreies<br />
Weißbier beim Segeln ist<br />
extrem erfrischend.<br />
www.erdinger.de<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
81
Fit an Bord<br />
Doktor, Doktor für<br />
Segelyacht Luise, over!<br />
Wenn sich zu Bauchschmerzen Fieber und Übelkeit gesellen, tritt der Segelspaß in den Hintergrund.<br />
Zudem plagt die Unwissenheit. Deuten diese Symptome auf eine kleine Unpässlichkeit, einen Infekt<br />
oder gar auf eine Blinddarmentzündung hin? Diese medizinischen Fragen beantworten die Fachärzte<br />
des Telemedical Assistance Service in Cuxhaven – auch Seglern.<br />
Es begann mit einem leichten Zwicken im Magen. Nach<br />
einigen Stunden auf See nahmen die Schmerzen dann<br />
rasant zu. Zwischendurch versuchte der Skipper durch<br />
die Einnahme einer leichten Schmerztablette Abhilfe<br />
zu schaffen, aber knappe 30 Seemeilen weiter auf der<br />
Nordsee wurden aus dem leichten Magenkneifen heftige<br />
Magenkrämpfe. Das Fieberthermometer kletterte<br />
auf 39 Grad Celsius, und der sonst so stämmige und<br />
kräftige Skipper liegt bereits leicht apathisch in seiner<br />
Koje. Die Crew ist ratlos. Außer einem Erste-Hilfe-Kurs,<br />
an den sich kaum noch jemand im Detail erinnern kann,<br />
82 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
tendiert das medizinische Grundwissen der Crew eher<br />
gegen null. Bange Blicke auf die Mobiltelefone zeigen:<br />
Die Empfangsbalken auf dem Display sind leer. Selbst<br />
wenn man wollte, telefonisch ist keine medizinische<br />
Hilfe zu erwarten. Was tun?<br />
Zum Glück gibt es das UKW-Sprechfunkgerät und die<br />
Seenotleitung (MRCC) der Deutschen Gesellschaft zur<br />
Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen. Sie stellt<br />
die Verbindung zum Telemedical Assistance Service<br />
(TMAS) des Stadtkrankenhauses Cuxhaven her, an<br />
deren Telefonen erfahrene Funkärzte die erste medizi-<br />
Foto: DGzRS<br />
nische Diagnose übernehmen. Im „Medico Cuxhaven“,<br />
wie die Einrichtung auch genannt wird, stehen Ärzte<br />
aus allen Fachgebieten rund um die Uhr für Seeleute auf<br />
deutschen Seeschiffen sowie für deutsche Seeleute auf<br />
unter ausländischer Flagge fahrenden Frachtschiffe zur<br />
Verfügung, aber auch für Segler.<br />
Die Geschichte der funkärztlichen Beratung aus den<br />
Räumen des Stadtkrankenhauses Cuxhaven geht auf<br />
das Jahr 1931 zurück. Seitdem wurden von hier Seeleute<br />
auf allen Weltmeeren medizinisch via Funk beraten.<br />
Arbeiteten <strong>nach</strong> dem Zweiten Weltkrieg die einzelnen<br />
Küstenfunkstellen mit den Ärzten der zuständigen<br />
Schifffahrtsverwaltungen in einem Notfall zusammen,<br />
wurden die Verhältnisse 1956 etwas übersichtlicher:<br />
Von allen Beratungsstellen im Westen Deutschlands<br />
blieb nur Cuxhaven übrig. Den Großteil der Funkverbindungen<br />
zu den weltweit fahrenden Schiffen stellte<br />
Norddeich Radio her. Noch bis spät in die 1990er Jahre<br />
war die Beratung der Ärzte für die erkrankten oder<br />
verletzten Seeleute ehrenamtlich. Erst <strong>nach</strong> der Ratifizierung<br />
des Erlasses 164 der International Maritime<br />
Organisation und der International Labour Organisation<br />
(IMO/ILO) durch die Bundesrepublik Deutschland<br />
im Jahr 1994, in dem sich die Länder verpflichten<br />
einen funkärztlichen Dienst vorzuhalten, wurde 1997<br />
ein offizieller Vertrag zwischen dem Stadtkrankenhaus<br />
Cuxhaven und den Behörden der Bundesrepublik ge-<br />
schlossen. Das Medico Cuxhaven bekam nun den Titel<br />
Telemedical Assistance Service und soll die Forderung<br />
von IMO/ILO sicherstellen, dass die Versorgung der<br />
Patienten auf See dem Standard an Land gleicht, zum<br />
Beispiel indem Fachärzte für die funkärztliche Beratung<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Stand vor 80 Jahren nur der nackte Funk zur Verfügung,<br />
haben sich durch den hohen Standard an Kommunikationsmitteln<br />
auf großen Seeschiffen (Internet, Satellitentelefon,<br />
Fax) die Beratungs- und Diagnosemöglichkeiten<br />
extrem verbessert. Die Telemedizin kann auf die Daten<br />
einfacher EKG-Geräte an Bord zugreifen, digitale Bilder<br />
von Verletzungen oder Hautausschlägen auswerten<br />
oder durch aufwendigere Geräte an Bord der Schiffe sogar<br />
Sauerstoffaufnahme, Blutdruck, Atmung oder Köpertemperatur<br />
von verletzten und erkrankten Seeleuten<br />
überwachen. Im Schnitt sind es täglich zwei Fälle die<br />
im Medico Cuxhaven einlaufen, seit 1960 wurden weit<br />
über 42.000 Beratungen durchgeführt.<br />
Seit Ende der 1990er intensivierte Medico Cuxhaven<br />
die Zusammenarbeit mit der DGzRS. So beraten die<br />
Fachärzte aus Cuxhaven die DGzRS, wenn es zum<br />
Beispiel um die medizinische Ausrüstung der Seenotrettungskreuzer<br />
geht, und die Sportbootfahrer haben<br />
die Möglichkeit über die Seenotleitung in Bremen auf<br />
die medizinische Beratung des TMAS in Cuxhaven zuzugreifen.<br />
Niedergelassene Ärzte begleiten die Mannschaften der Seenotkreuzer im Notfall, oder es kommt Rat über das Medico in<br />
Cuxhaven. Dort sitzen rund um die Uhr Fachärzte am UKW-Gerät, um Seeleute medizinisch zu beraten.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
83
Fit an Bord<br />
Kommt es zu einem medizinischen Notfall an Bord, ist das nächste Krankenhaus oft Meilen entfernt,<br />
aber der digitale Facharzt steht immer bereit.<br />
Zurück zu unserem Fall. Die Crew hätte eine gute Chance<br />
ihrem Skipper zu helfen oder ihn gar zu retten, wenn<br />
sie über Kanal 16 oder andere Funkstellen Kontakt zur<br />
Seenotleitung in Bremen aufnehmen würde. Dort übernehmen<br />
die Wachleiter die Mittlerfunktion und führen<br />
das Gespräch zwischen den Fachärzten des TMAS und<br />
der Crew. Die Wachleiter können allerdings auch direkt<br />
ein Seefunkgespräch zu den TMAS-Ärzten vermitteln.<br />
Hilfreich ist ein Formular, genannt Meldebogen, das auf<br />
der Internetseite des TMAS heruntergeladen und dann<br />
vor Törnbeginn ausgedruckt werden kann. Auf diesem<br />
werden kurz Angaben zum erkrankten Crewmitglied<br />
abgefragt und wichtige Informationen zu dem gesundheitlichen<br />
Zustand festgehalten. Schon vor Beginn eines<br />
Funkgespräches mit den Fachärzten ist man dadurch<br />
gut vorbereitet und vergisst nicht wichtige Symptome<br />
zu nennen.<br />
Zusammen mit der Seenotleitung werden dann die weiteren<br />
Rettungsmaßnahmen abgesprochen.<br />
Für alle Seenotretter an Bord der DGzRS-Rettungskreuzer<br />
gehört eine medizinische Ausbildung zum Standard.<br />
So können die Retter beim Erreichen der Yacht<br />
erste Notfall- oder Erstmaßnahmen ergreifen und die<br />
verunglückte oder kranke Person versorgen, bis ein<br />
Arzt eingetroffen ist. Die Seenotkreuzer verfügen über<br />
ein exzellent ausgestattetes Bordhospital und können<br />
die Patienten optimal versorgen. An vielen DGzRS-Stationen<br />
warten niedergelassene Ärzte, die ehrenamtlich<br />
als Seenot-Ärzte arbeiten. Sie befinden sich teilweise<br />
84 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
an Bord der Seenotkreuzer oder werden per SAR-Hubschrauber<br />
der Marine zur Seenotstelle geflogen.<br />
Im vergangenen Jahr fuhren die Seenotkreuzer und<br />
Seenot rettungsboote der DGzRS 2.044 Einsätze, allein<br />
in 476 Fällen wurden dabei Kranke oder Verletzte von<br />
Halligen, Inseln oder Schiffen zum Festland transportiert.<br />
Der Mensch ist also in einem medizinischen Krisenfall<br />
auch auf dem Wasser nicht ganz allein. Die Seenotleitung<br />
in Bremen ist ständig über Kanal 16 zu erreichen,<br />
das TMSA (Medico Cuxhaven) zusätzlich über die Telefonnummern<br />
+49 4721 780 oder +49 4721 785.<br />
www.tmas-germany.de<br />
Alle Rettungskreuzer sind mit einem Bordhospital für die erste<br />
Notversorgung ausgestattet.<br />
Foto: Rolex / Kurt Areggio<br />
Foto: DGzRS<br />
Zähne gut, alles gut<br />
Zahnschmerzen während eines Segeltörns gehören sicher zu den schlimmsten dingen, die sich<br />
ein Segler vorstellen kann. Einen Zahn durch einen Unfall an Bord zu verlieren, ist fast schon eine<br />
Horrorvision. doch besonders Jugendliche unter 16 Jahren haben gute Voraussetzungen, dass<br />
ausgeschlagene Zähne wieder anwachsen können.<br />
Zahnmediziner Dr. Thorsten Montag empfiehlt<br />
Seglern und Tauchern, vor jedem Törn Zahnfüllungen<br />
auf Hohlräume kontrollieren zu lassen.<br />
Neben dem schnellstmöglichen Besuch einer Zahnarztpraxis<br />
ist die Lagerung des herausgeschlagenen<br />
Zahnes das Wichtigste. Helfen kann hier eine Zahnrettungsbox,<br />
wie sie von der Initiative proDente<br />
e.V. empfohlen wird. Die Zahnrettungsbox enthält<br />
ein spezielles Zellnährmedium, wie es ähnlich auch<br />
beim Organtransport eingesetzt wird.<br />
Wird der ausgeschlagene Zahn schnell in der Box<br />
gelagert, bleiben die Zellen in der Wurzelhaut der<br />
Zähne am Leben, die helfen, dass die Zähne sich<br />
wieder anheften und <strong>nach</strong> der Einheilung wie vorher<br />
funktionieren. Bei Zimmertemperatur überleben<br />
diese Zellen in einer Zahnrettungsbox mindestens<br />
ein bis zwei Tage.<br />
Den gefundenen Zahn darf man nicht an der Wurzel<br />
anfassen und nicht desinfizieren. Der Zahn muss<br />
feucht und steril zum Zahnarzt transportiert werden.<br />
Ohne Zahnrettungsbox hilft eine Kunststofffolie<br />
oder sogar H-Milch beim Transport. Absolut<br />
ungeeignet sind dagegen Wasser oder ein trockenes<br />
Tuch. Die Box eignet sich auch, um abgeschlagene<br />
Zahnbruchstücke zum Zahnarzt zu transportieren.<br />
Dieser kann sie mit Spezialkunststoff wieder ankleben.<br />
Wer unterwegs gerne taucht, sollte auf jeden Fall<br />
vor dem Segeltörn seine Zähne kontollieren. Dazu<br />
raten die 25 Zahnärzte des medizinischen Netzwerkes<br />
Excellence 25. Was Taucher unterschätzen:<br />
Lockere Kronen und Füllungen führen unter Wasser<br />
zu Problemen. „Ein schlechtes Gebiss durch Karies<br />
oder Parodontose, steigert die Gefahr starker Zahnschmerzen<br />
beim Tauchen“, so Zahnmediziner Dr.<br />
Thorsten Montag, Mitglied des Excellence 25 Netzwerkes<br />
aus Berlin.<br />
Existiert ein Hohlraum in einer Füllung oder Krone,<br />
entsteht unter Wasser darin ein Überdruck. Beim<br />
Auftauchen will sich die eingeschlossene Luft ausdehnen,<br />
da der Platz fehlt und der Druck im Zahn<br />
steigt, platzt die Krone, Füllung oder ein Teil des<br />
Zahnes weg. Oder: „Ist der Nerv vorgeschädigt,<br />
kann es durch den Druck der sich ausdehnenden<br />
Luft zu immensen Schmerzen kommen“, erklärt<br />
Montag. Denn bereits in zehn Metern Tiefe nimmt<br />
der Druck auf den Körper deutlich zu. Durch Spalten<br />
in älteren Füllungen, kariöse Stellen am Zahn<br />
und nicht exakt sitzenden Zahnersatz entwickeln<br />
sich luftgefüllte Hohlräume.<br />
Auch ein gezogener Zahn oder eine kieferchirurgische<br />
Behandlung schließt Gas ins Gewebe ein. Im<br />
Falle eines Zahn-Barotraumas neigen unerfahrene<br />
Taucher bei aufkommenden Zahnschmerzen zu Panikaufstiegen.<br />
Ganz falsch, denn nur ein langsamer<br />
Aufstieg ermöglich einen Druckausgleich bei einem<br />
Zahn-Barotrauma. Wer im Ausland einen Zahnarzt<br />
aufsuchen muss, merkt schnell die Grenzen seines<br />
Sprachführers oder Lexikons.<br />
Hilfreich sind dann<br />
die handlichen dentalen<br />
Sprachführer, herausgegeben<br />
von der Initiative<br />
proDente. In sieben europäischen<br />
Sprachen lassen<br />
sich so Zahnprobleme erklären.<br />
Der Sprachführer<br />
kann über die Internetseite<br />
www.prodente.de bezogen<br />
oder auch heruntergeladen<br />
werden.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
85
Charter<br />
Start zur Weltrallye bald jährlich<br />
Bisher fand die gemeinsame Weltumsegelung „World<br />
ARC“, organisiert vom World Cruising Club, nur alle<br />
zwei Jahre statt. Da die Anfragen <strong>nach</strong> der 26.000<br />
Seemeilen langen Tour gestiegen sind, soll es ab 2014<br />
jährlich im Januar einen Start von Saint Lucia geben.<br />
Die teilnehmenden <strong>Yachten</strong> zwischen 12 und 18 Metern<br />
fahren durch den Panamakanal und segeln <strong>nach</strong><br />
Star Flyer geht Kurs Nord- und Ostsee<br />
Der Besuch des Hamburger Hafengeburtstages wird<br />
den Auftakt bilden zu einer ganzen Reihe von Kreuzfahrten<br />
unter Segeln. Erstmals wird ein Schiff der Star-<br />
Clipper-Flotte im kommenden Jahr die Nord- und Ostsee<br />
bereisen und Kreuzfahrten auf vielen spannenden<br />
Routen absegeln. So geht es zum Beispiel in sieben<br />
Tagen von Hamburg über Sylt <strong>nach</strong> Oslo, oder von<br />
Stockholm auf eine elftägige Reise <strong>nach</strong> Tallin, St. Petersburg,<br />
Helsinki, Hanko, Klaipeda und die Kurische<br />
Nehrung.<br />
„Mit den Ostsee-Törns bieten wir allen Segelliebhabern ,<br />
Kreuzfahrtinteressenten sowie unseren vielen Stamm-<br />
gästen die Möglichkeit auf der Star Flyer ein neues<br />
und attraktives Segelgebiet kennenzulernen“, erläutert<br />
der schwedische Reeder Mikael Krafft das neue<br />
Programm. „Zudem herrschen auf der Ostsee beste<br />
Voraus setzungen für ein Großsegelschiff wie die Star<br />
Flyer und ein einmaliges und unvergessliches Urlaubserlebnis<br />
an Bord.“ Neben der Ein- und Auslaufparade<br />
in Hamburg wird der Großsegler auch auf der Kieler<br />
86 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Charter News ...<br />
Australien, Bali, Südafrika sowie Brasilien und wieder<br />
<strong>nach</strong> Saint Lucia. Seit dem ersten Start dieser World-<br />
ARC-Regatta im Jahr 1992 haben über 200 <strong>Yachten</strong><br />
teilgenommen. Die Crew muss aus mindestens einem<br />
Skipper und einem Co-Skipper bestehen, aber es sind<br />
besonders Familien mit Kindern, die dieses organisierte<br />
15 Monate dauernde Weltumsegeln nutzen, um sich<br />
ihren Traum zu erfüllen.<br />
www.worldcruising.com<br />
Woche und der Hansesail in Warnemünde vertreten<br />
sein. Wer nur einen ersten Eindruck bekommen<br />
möchte, welche Segelromantik die Star-Clipper-Kreuzfahrten<br />
ausmacht, der kann auf eine der dreitägigen<br />
Schnupperkreuzfahrten gehen, die von Hamburg und<br />
Warnemünde starten.<br />
www.star-clippers.de<br />
Foto: World Cruising Club<br />
Sonnentraining im Netz<br />
Den richtigen Umgang mit der Sonne beherrschen<br />
nur wenige, bestätigt die Spirit<br />
Pharma GmbH und bietet über das Internet<br />
Sonnenhungrigen ein Sonnentraining<br />
an. Nach einer einfachen Registrierung<br />
auf der Seite www.spirig-pharma.de kann<br />
man sich das nötige Wissen aneignen,<br />
um sich vor Sonnenbrand oder vorzeitiger<br />
Hautalterung zu schützen. Wer seine Erkenntnisse<br />
in einem Quiz prüfen möchte,<br />
kann sogar eines von 33 Daylong-Strandsets<br />
gewinnen.<br />
www.spirig-pharma.de<br />
Charter-Check-in per DVD<br />
Zu der Übernahme eines Charterschiffes<br />
gehört eine gründliche Einweisung durch<br />
das Servicepersonal der Charterbasis.<br />
Aber oft geht alles sehr schnell und viele<br />
Details, Handgriffe und Informationen<br />
bleiben durch die Fülle auf der Strecke.<br />
Für die Vorbereitung eines Chartertörns<br />
hat die Firma Sailvation eine DVD auf den<br />
Markt gebracht. Anhand einer Musteryacht<br />
werden alle wichtigen Punkte einer<br />
Einweisung anschaulich in kleinen Filmen<br />
erklärt. Zur Ergänzung der DVD ist zusätzlich<br />
ein ausführliches Handbuch mit weiteren<br />
Tipps erhältlich. Beides zusammen<br />
kann im Sailvation Shop online für 29,99<br />
Euro bestellt werden.<br />
www.sailvation.com<br />
logisch international yacht brokers<br />
ihr spezialist für langfahrtyachten<br />
Wir bieten und suchen ständig Langfahrtyachten<br />
vom Typ Amel, Feltz, Hallberg Rassy,<br />
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namhafter Werften.<br />
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YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
87
Neue Bücher<br />
... gelesen von Nils Theurer<br />
Ein großer Teil des Buches widmet<br />
sich Jessica Watsons Jugend<br />
bis zum Start. Es geht darum, wie<br />
ihr Traum entstand, allein um die<br />
Welt zu segeln. Diese Kapitel sind<br />
sicherlich den Kritikern gewidmet,<br />
die die Teenie-Kapitänin als fremdgesteuert<br />
oder als gepamperte Protagonistin<br />
geltungssüchtiger Eltern<br />
einschätzen. Mit ihrer Erfahrungen,<br />
ihrem intrinsischen Ehrgeiz sowie<br />
der Auswahl der Kooperationspartner<br />
stellt sie sich demgegenüber als<br />
eigenständige, wenn auch sehr junge<br />
Kapitänin dar: Ihre Motivation<br />
wirkt glaubhaft. Um einem weiteren<br />
Vorurteil entgegenzuwirken, betont<br />
Jessica Watson, dass sie das Buch<br />
komplett selbst geschrieben habe,<br />
wenn auch ein Lektorat aufgrund<br />
ihrer ausgeprägten Legasthenie genügend<br />
Arbeit gehabt habe.<br />
Die Autorin und Weltumrunderin<br />
überascht in ihren Schilderungen<br />
von hoher See mit einer außergewöhnlichen<br />
Ausgeglichenheit und<br />
Normalität: Sie hatte ohnehin be-<br />
Sie sind die Erdmanns der Österreicher:<br />
In Deutschland bislang noch<br />
wenig wahrgenommen, erreichen<br />
Doris Renoldner und Wolfgang<br />
Slanec mit ihren Büchern und Vorträgen<br />
in Österreich bereits Menschen,<br />
die ansonsten bei Booten<br />
gerade einmal Bug und Heck aus-<br />
88 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Jessica Watson: Solo mit Pink Lady –<br />
mit 16 die Welt erobert<br />
Delius Klasing Verlag 2011, 373 Seiten<br />
zwei kurze Farbteile, im Softcover gebunden<br />
ISBN 978-3-7688-3250-2, 19,90 Euro<br />
reits während der Vorbereitungen<br />
mit Kenterungen gerechnet – wozu<br />
also viel Aufhebens darum machen,<br />
wenn dieser Fall dann wirklich eintritt?<br />
Anstatt zu lamentieren oder<br />
zu dramatisieren, räumt sie die Gegenstände,<br />
die über Kopf auf der<br />
Kajütdecke einschlugen, wieder in<br />
ihre Schapps zurück und sinniert<br />
für sich, dass ihr Orkan immer noch<br />
lieber als Flaute ist: „Als der Wind<br />
zurückkam, fühlte ich mich so gut<br />
wie lange nicht mehr.“<br />
Da ihr rohe Gewalt fehlt, muss sie<br />
sich vor vielen Manövern zunächst<br />
überlegen, wie sie Winschen und<br />
Flaschenzüge kombiniert und den<br />
Druck aus den Tüchern nimmt. Das<br />
ist für das Material gut und für ex-<br />
Doris Renoldner, Wolfgang Slanec: Frei wie der Wind<br />
– unter Segeln zu den entlegensten Winkeln der Erde<br />
Eigenverlag www.seenomaden.at, 295 Seiten<br />
ISBN 978-3-200-01986-7, ca. 25,00 Euro<br />
einanderhalten können. Ihre beiden<br />
Umrundungen, zuerst acht Jahre<br />
mit einer Neuneinhalb-Meter-Yacht<br />
und dann nochmals sieben Jahre<br />
mit einer Aluminium-Schwertyacht,<br />
bieten selbstverständlich reichlich<br />
Erzählstoff. Die beiden Aussteiger<br />
alter Schule verstehen es jedoch,<br />
die bei solchen Reisen ermüdenden<br />
Reparatur- und Kombüsenaufzählungen<br />
zu versenken und stattderen<br />
mit knappen, teils lustigen und nie<br />
weitschweifigen Kapiteln zu unterhalten.<br />
Auch wenn die Fotos oft inszeniert<br />
sind und heutigen Sehgewohn-<br />
zellente Seemannschaft ein Gewinn:<br />
Sie zeigt erfolgreich, dass die See<br />
nicht den weißbärtigen Salzbuckeln<br />
vorbehalten bleiben muss.<br />
Sie besitzt als Skipperin bereits jetzt<br />
die gleiche Erfahrung, die viele<br />
Hobbysegler über ein ganzes Leben<br />
zusammentragen. Vermutlich muss<br />
man sich einfach an den Gedanken<br />
gewöhnen, dass Jessica Watson in<br />
seglerischer Hinsicht eine frühreife<br />
Göre ist, die mit ihrer Begeisterung<br />
Erwachsene zur Mithilfe anstacheln<br />
kann – und von der man in Zukunft<br />
noch mehr Bücher lesen wird.<br />
heiten entsprechend mit maximaler<br />
Tonwertkorrektur und kräftiger<br />
Sättigung gepusht wurden: Das mutig<br />
im Selbstverlag herausgebrachte<br />
Buch wurde durchgehend mit Farbbildern<br />
ausgestattet und die Fotos illustrieren<br />
die Erzählungen bestens.<br />
Kein Wunder, dass die Diavorträge<br />
bereits bei den ersten Shows in Süddeutschland<br />
zu sehen sind.<br />
Für 25 Euro erhält man ein bestens<br />
getextetes Werk mit knapp 300<br />
Farbseiten in solidem Einband und<br />
ebensolchem Layout. Der nächste<br />
Törn der beiden Vollzeitsegler ist<br />
bereits in Vorbereitung.<br />
Sowohl Comics als auch Cartoons<br />
sprechen mit Bildern. Die bissigen<br />
bekannten Bildchen von Mike Peyton<br />
sind aber viele Seemeilen von<br />
den Comic-Neuerscheinungen des<br />
Zack-Verlags entfernt: Die Comicbilder<br />
sind hier wie Szenen ungewöhnlich<br />
dramaturgisch und <strong>nach</strong><br />
cineastischen Gesichtspunkten erstellt<br />
worden. Die farblichen Stimmungen,<br />
die Beleuchtungen und<br />
auch der Wechsel zwischen Panoramen,<br />
Halbotalen oder Totalen haben<br />
also auch mit Donald-Duck-Büchern<br />
überhaupt nichts mehr gemeinsam.<br />
Auch der sorgfältige Perspektivwechsel<br />
oder bewusste Gegenlichtsituationen<br />
sind wie von einem Szenenbuch-Ersteller<br />
entworfen: Diese<br />
Bücher sind so eine Art Blätterkino.<br />
Dabei orientierte sich der Szenarist<br />
Jean-Yves Delitte: Black Crow. Band 1: Der blutige Hügel<br />
Zack-Edition, 48 Seiten, durchgehend farbig, Hardcover<br />
ISBN 978-3-941815-48-3, 13,95 Euro<br />
Christina Perrissin, Enea Riboldi: Cap Horn<br />
Band 1: Die gen Osten gewandte Bucht<br />
Band 2: Im Kielwasser der Kormorane<br />
Zack-Edition, 56 Seiten, durchgehend farbig, Hardcover<br />
ISBN 978-3-941815-36-0 und 978-3-941815-40-7, je 14,95 Euro<br />
Enea Riboldi des einen Titels „Cap<br />
Horn“ (die ungewohnte Schreibweise<br />
entsteht durch die Übernahme<br />
aus dem französischen Original)<br />
offensichtlich an einem historischen<br />
Vorbild: Die etwas füllige Yawl<br />
Gust of Wind in diesem Band lässt<br />
sich unschwer als das Ebenbild von<br />
Joshua Slocums spray identifizieren,<br />
mit der er von 1895 bis 1898 als erster<br />
Einhandsegler die Welt umrundete,<br />
worüber das legendäre Buch<br />
„Allein um die Welt“ entstand. Ein<br />
weiteres stimmiges Detail: Wie auch<br />
Slocum legt Jason Low, der Kapitän<br />
im Comic, Reißnägel an Deck aus,<br />
um ungebetenen, nächtlichen Besuch<br />
laut aufschreien zu lassen. Im<br />
Comic wird die Herkunft dieses<br />
Tricks dem Kapitän eines Schoners<br />
zugeschrieben wird, der durch<br />
einen kleinen Übersetzungsfehler<br />
mit der französischen Bezeichnung<br />
„Goelette“ benannt wird. Dass eine<br />
nahende Monsterwelle den Solosegler<br />
auf die – in diesem Fall rettende<br />
– Idee bringt, sie auf dem Masttopp<br />
abzuwettern, wird vielleicht keinen<br />
Eingang in die seglerischen Lehrbücher<br />
finden, aber das schadet im<br />
Vergleich zur liebevollen Ausarbeitung<br />
der ausgezeichneten Bilder<br />
nur wenig.<br />
Black Crow, die andere Neuerscheinung,<br />
spielt – etwas mystischer - im<br />
18. Jahrhundert auf Fregatten und<br />
wurde mit der gleichen Detailtreue<br />
erstellt.<br />
„Wenn Sonne, dann Daylong!“<br />
Für alle Hauttypen und jede Situation der passende Sonnenschutz<br />
Umfassender UVA- und UVB-Schutz<br />
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YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
89
Neue Bücher<br />
Wer als nautisches Greenhorn eine<br />
Yacht kauft, mit Selbstironie gesegnet<br />
ist und schreiben kann, besitzt<br />
die sicheren Zutaten, klasse Unterhaltung<br />
zu bieten. Über die Dusseligkeit<br />
eines Segelanfängers, der gleich<br />
mit einer eigenen dänischen Bianca<br />
31 beginnt, kann man sich natürlich<br />
bestens beömmeln: Fremdes Missgeschick<br />
– lustig erzählt – macht ja<br />
immer Spaß. Mehr als die Hälfte<br />
des Buchs schnuppert der Autor mit<br />
dem erst ein Jahr alten Segelschein<br />
auf dem Gebrauchtbootmarkt, mit<br />
ein paar fachlich potenten Kumpels<br />
gelingt der Kauf der etwas über<br />
dem Budget erworbenen Yacht und<br />
schließlich die Überführung <strong>nach</strong><br />
In der Neuerscheinung „GFK-<br />
Boote“ wird das Laminieren ohne<br />
jeden Dünkel von Grund auf erklärt.<br />
Weder Anleitung noch Ergebnis<br />
sind perfekt, das Buch macht<br />
aber Mut, Glasmatte und Härter zur<br />
Hand zu nehmen, wenn man solche<br />
Arbeiten bislang noch nie in Angriff<br />
genommen hat. Text und Fotos versprühen<br />
durchweg den wohltuenden<br />
Pragmatismus, den man eher<br />
von englischen Handbüchern der<br />
Ostküsten-Schlick segler gewohnt<br />
ist: Der Text weist zwar darauf hin,<br />
90 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Rüdiger Barth: Ein Mann – ein Boot<br />
Malik Verlag, 318 Seiten, gebunden, 16 Seiten Farbfotos<br />
ISBN 978-3-89029-380-7, 19,95 Euro<br />
Flensburg. Aber der Neueigner und<br />
seine Frau halten den Ball flach, sie<br />
zeigen eine sympatische Ehrfurcht<br />
vor dem ersten Ablegen alleine:<br />
Mit der Familie des Bruders wollen<br />
die frischgebackenen Yachties zunächst<br />
nur ein langes Wochenende<br />
an Bord verbringen, sie trauen sich<br />
einfach nicht aus der Box. Die erste<br />
Ausfahrt ohne segelkundige Lotsen<br />
ist dann – verdient – ein Fest. Dabei<br />
sind sie ja gar nicht mehr alleine: Ihr<br />
großer Hund Pumba wurde über<br />
die Monate ein Seehund. Der kleine<br />
Sohnemann stößt sich nur noch an<br />
der Hälfte der vielen Kanten. Und<br />
irgendwie gehört ihre Bianca Liv inzwischen<br />
auch zur Familie. Irgend-<br />
Rolf Schaepe: Jetzt helfe ich mir selbst (GFK-Boote)<br />
Pietsch Verlag, 150 Seiten, durchgehend farbige Fotos<br />
ISBN 978-3-613-50633-6, ca. 20,00 Euro.<br />
dass Glasmatten stets mit Handschuhen<br />
zu verarbeiten wären, die<br />
Fotos zeigen das Gegenteil. Und<br />
auch die Teakpropfen sollen natürlich<br />
mit der Faserrichtung eingesetzt<br />
werden, auch hier zeigen die Fotos<br />
etwas Anderes. Angesichts der Vielzahl<br />
von Tipps fallen die kleinen<br />
Mankos jedoch kaum ins Gewicht,<br />
im gesamten Buch geht es um <strong>Yachten</strong>,<br />
die deutliche Gebrauchsspuren<br />
aufweisen, was der Realität vermutlich<br />
weit näher kommt als das<br />
Bild, das man auf einer Bootsmesse<br />
gewinnen könnte. Neben GFK-<br />
Reparaturen geht es auch querbeet<br />
um Segelrisse, Motorprobleme und<br />
Ruderanlagen. Wer nicht auf bootsbauerische<br />
Perfektion ausgerichtet<br />
ist, wird sicher den einen oder anderen<br />
Tipp finden, der bei der Boots-<br />
wann muss das Buch also die Kurve<br />
kriegen: Von der Selbstveräppelung<br />
zum Törnbericht. Das gelingt aber<br />
auf hohem Niveau: Bei Rüdiger<br />
Barth liest sich selbst der Promenadenschlag<br />
vor Sönderburg besser<br />
als bei vielen Segelautoren die Kap-<br />
Hoorn-Rundung. Der Kerl muss es<br />
auch können, als STERN-Redakteur<br />
bringt er eine ungewohnte Leichtigkeit<br />
in die Segelliteratur – in Segellatein<br />
würde man sagen: Rauschefahrt<br />
bei Kaiserwetter.<br />
wartung hilft. Eine Schwierigkeitsbewertung<br />
erleichtert die Auswahl.<br />
Auf 15 Seiten wurden auch elektrische<br />
Einbauten behandelt. Offenbar<br />
hat der Autor dabei Blut geleckt<br />
und sich deswegen ins Thema vertieft:<br />
Eben erschien „Elektrik und<br />
Elektronik an Bord“. Es richtet sich<br />
auch an Eigner, die sich zum ersten<br />
Mal mit dem Gedanken beschäftigen,<br />
wie zum Beispiel ein Funkgerät<br />
einzubauen wäre. Text und Fotos<br />
sind bereits wesentlich routinierter.<br />
Zum Vernieten werden jedoch immer<br />
noch gewöhnliche Pop-Nieten<br />
empfohlen: Beim Kontakt von<br />
Edelstahl und Aluminium wären<br />
Monel-Modelle wegen der Korrosionsgefahr<br />
sicherer. Insgesamt ist die<br />
sehr praxisnahe Herangehensweise<br />
jedoch auch hier gut gelungen.<br />
Trotzdem selbst der einsamste Ankerplatz<br />
der Südsee mittlerweile<br />
aus dem Weltraum erkundet werden<br />
kann, gehen auch den heutigen<br />
Weltumseglern die Erlebnisse nicht<br />
aus. Anstatt sie auf Buchdicke zusammenzukürzen,<br />
gibt Paul Maier<br />
seinen Weltreisebericht (1991 bis<br />
1995) in drei Bänden heraus. Unter<br />
dem Titel „Matangi“ – so der Name<br />
Rolf und Helga Wemmer hatten<br />
für ihre Weltumsegelung 1980 bis<br />
1983 die „Trans Ocean Medaille“<br />
(also nicht den „Trans Ocean Preis“,<br />
der damals der „Schlimbach-Preis“<br />
war) erhalten. Darüber haben sie<br />
das Buch „Erst Süd, dann Nord“<br />
verfasst. Eigens für diese damalige<br />
Dieser freundliche Roman ist Hanns<br />
Marzinis viertes Segelbuch. Der Autor<br />
praktiziert im Mittelmeer als<br />
des Katamarans – geht es also buchweise<br />
von der Mosel bis Rio de la<br />
Plata (Band I) in die Südsee (II) und<br />
wieder an die Mosel (III).<br />
Während zwischen Berufs- und<br />
Lustkapitänen oftmals ein Marianengraben<br />
zu liegen scheint,<br />
erkennt man hier beide in Persionalunion:<br />
Paul Maier ist KüMo-<br />
Kapitän gewesen und rüstete den<br />
Rolf Wemmer: Eisiger Norden, glühender Äquator, braune Segel<br />
Novum Verlag, 274 Seiten, einzelne SW-Fotos<br />
ISBN 978-3-850 22971-5, ca. 19,00 Euro<br />
Fahrt hatten sie eine 9,15-Meter-<br />
Yacht selbst ausgebaut. Offenbar<br />
solide genug, denn auch in den<br />
Jahrzehnten bis heute stellte sich die<br />
Wasa als geeigneter Untersatz für<br />
mehrere Atlantiküberquerungen<br />
und Fahrten bis ins Eismeer heraus,<br />
von denen dieser Titel handelt.<br />
Hanns Marzini: Wer mag schon Möwen<br />
Edition Illiria oder über www.hannsmarzini.at<br />
261 Seiten, ISBN 978-3-9601726-3, ca. 16 Euro<br />
Skipper, zahlreiche selbst erlebte<br />
Begebenheiten haben offensichtlich<br />
den Weg ins Buch gefunden. Somit<br />
sind auch die nautischen Details<br />
tiptop. Zudem ist die Spannung so<br />
exakt wie eine Wasserlinie platziert<br />
und nebenbei wird das Leben von<br />
segelnden Österreichern in Dalma-<br />
Paul Maier: Matangi<br />
Books on Demand<br />
Jeweils rund 300 Seiten, einzelne Fotos<br />
Band 1 - ISBN 978-3-831-11354-5<br />
Band 2 - ISBN 978-3-831-13782-4<br />
Band 3 - ISBN 978-3-839-16478-5, je 23,00 Euro<br />
40-Fuß-Katamaran mit nüchternem<br />
Sachverstand selbst aus. Stellenweise<br />
wäre die Sichtweise der „Crew“<br />
(Frau und Kind) interessant gewesen,<br />
denn hier wurde eine gewisse<br />
Hierarchie von der Berufsschiffahrt<br />
auf die Segelyacht übertragen. Aber<br />
dennoch überzeugt die Stringenz<br />
und Vorsicht der drei, die vermutlich<br />
unterschreiben würden,<br />
dass Abenteuer nur das Ergebnis<br />
schlechter Vorbereitung ist.<br />
tien recht detailreich erzählt. Damit<br />
taugt die Lektüre sogar als eine Art<br />
Reiseführer für diejenigen, die sich<br />
für einen Törn <strong>nach</strong> Kroatien aufmachen<br />
wollen, wobei in diesem<br />
Buch die Zeit in den Gaststätten<br />
die auf dem Wasser zu überbieten<br />
scheint. Absolut kojentauglich.<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
91
Bücher<br />
Einfach wichtig<br />
Besser Ankern Das Buch über moderne<br />
Ankertechnik. Anker auf Fahrten yachten<br />
sind keine Gewichtsanker mehr, sie<br />
halten durch ihre Bauart – wenn sie<br />
sich richtig eingraben. Ein Skipper sollte<br />
möglichst viel über das Eingrabeverhalten<br />
seines Ankers wissen, denn es geht<br />
nicht nur um die Sicherheit der Crew,<br />
sondern meistens auch um hohe Sachwerte, die verloren gehen<br />
können, wenn ein Anker nicht hält. Um die Kunst des Ankerns zu<br />
verstehen, geht Achim Ginsberg-Klemmt in diesem Fachbuch auf<br />
Meeresböden, Krafteinwirkungen, Ankertypen, Ketten, Leinen und<br />
Zubehör ein. 256 Seiten, gebunden, ISBN: 3-931617-20-3, 24 Euro<br />
Kompaktes Wissen 1<br />
99 Klassiker des Serienyacht baus<br />
Es ist sehr schwer, sich im wachsenden<br />
Angebot ge brauchter <strong>Yachten</strong> zurecht<br />
zufinden. Jan Kuffel, PAL STEK-<br />
Re dakteur und durch zahl reiche<br />
Re fit-Projekte und die be liebten<br />
„GFK-Klassiker“ bes tens mit der Die Liste der Bootstypen<br />
finden Sie im Internet<br />
Materie vertraut, porträtiert populäre<br />
Se gel yachten in Wort und Bild,<br />
gibt Hintergrundinformationen zu Werften, Designern und<br />
Klassenorganisationen und ermöglicht es dem Leser, „gebraucht“<br />
von „verbraucht“ zu unterscheiden. Über die Zeitwerttabelle<br />
können Angebote besser beurteilt werden. „99 Klassiker“ stattet<br />
nicht nur Kaufinteressenten mit dem nötigen Durchblick aus,<br />
auch für Eigner bietet dieses Nachschlagewerk interessante<br />
Einblicke in die Geschichte und Technik ihrer und vergleichbarer<br />
<strong>Yachten</strong>. 224 Seiten, gelumbeckt, ISBN 3-931617-29-7, 20 Euro<br />
Einfach klasse<br />
Fahrtenyachten besser trimmen<br />
Es geht um die praktische Umsetzung<br />
von Trimmtricks, die Dr. Udo Stefan<br />
Schlipf und Jan Kuffel gesammelt haben.<br />
Nach Anwendung der Tipps wird<br />
der Segler feststellen können, dass seine<br />
Yacht schneller segelt. Einige wenige<br />
Regeln genügen, um das Zusammenwirken der Kräfte zu verstehen.<br />
Die aero- und hydrodynamischen Grundlagen sind für das<br />
Verständnis erforderlich, sind aber so glänzend erklärt, dass es<br />
Freude macht, ihnen zu folgen. 240 Seiten, ISBN 978-3-931617-<br />
31-8, gebunden, 24 Euro<br />
92 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
Unverzichtbar<br />
Palstek Verlag GmbH<br />
Besser Navigieren bietet Sportbootskippern<br />
einen praxisorientierten<br />
Leitfaden, der es ermöglicht, sicherer,<br />
versierter und damit besser zu navigieren.<br />
Ob auf kleineren Küstentouren<br />
oder ausgedehnten Hochseetö-<br />
inkl. Navigations-Prüfungsstoff<br />
rns; ob klassisch mit Kursdreieck und<br />
SBF See, SKS, SSS<br />
Zirkel oder mit GPS, Kartenplotter<br />
und Radaranlage; ob als Einsteiger oder erfahrener Tourenskipper<br />
– dieses Buch will ein Leben auf dem Wasser lang ein wertvoller<br />
Begleiter sein. Sven M. Rutter hat in dieses Buch viele Tipps<br />
aus seinen zahlreichen Fachartikeln einfließen lassen. 344 Seiten,<br />
ISBN 978-3-931617-38-7, gebunden, 36 Euro<br />
Kleine Praxisreihe<br />
Kompaktes Wissen 2<br />
99 weitere Klassiker des<br />
Serien yacht baus (Band 2)<br />
Nach dem großen Erfolg des ersten<br />
Bandes stellt PALSTEK-Redakteur Jan<br />
Kuffel jetzt weitere „99 Klassiker“ vor.<br />
Von Alpha bis Zeeton, wie immer<br />
Die Liste der Bootstypen vollgepackt mit Informationen über<br />
finden Sie im Internet<br />
Geschichte, Konstruktion, Stärken und<br />
Schwächen dieser <strong>Yachten</strong> aus zweiter<br />
Hand. Fotos sowie Zeichnungen vom Deck, Riss und vom Segelplan<br />
machen jede vorgestellte Yacht sehr anschaulich. Ein Nachschlagewerk<br />
für alle, die sich für die Historie und den Werdegang<br />
des jeweiligen Yachttyps interessieren oder sich einen Marktüberblick<br />
verschaffen wollen. Im Vorspann die Geschichte bekannter<br />
Weften von Hallberg-Rassy über Bénéteau bis Dehler. Auch hier<br />
wieder eine Zeitwerttabelle der vorgestellten <strong>Yachten</strong>. 224 Seiten,<br />
gelumbeckt, ISBN 978-3-9311617-40-0, 20 Euro<br />
Autark durch Energie aus Wind und<br />
Solar Michael Herrmann hat sich des<br />
Themas angenommen und beschreibt in<br />
gewohnt anschaulicher und detaillierter<br />
Art den Weg zur effizienten Nutzung.<br />
Neben den Grundlagen der Fotovoltaik-<br />
Module und Windgeneratoren enthält<br />
das Buch wertvolle Tipps zur Installation und Optimierung. Ein<br />
Muss, vor allem für Fahrtensegler, die den Komfort an Bord, die<br />
Unabhängigkeit vom Landstrom und die Ausfallsicherheit der<br />
Bordelektrik verbessern wollen. 120 Seiten, gebunden, ISBN 978-<br />
3-931617-35-6, 12,80 Euro<br />
Eppendorfer Weg 57a, 20259 Hamburg | Telefon 040 - 40 19 63 40 | Fax: 040 - 40 19 63 41<br />
E-Mail: ahoi@palstek.de | Internet: www.palstek.de<br />
Lesenswertes<br />
Wellenzeit | Alexandra Schöler ist mit ihren<br />
beiden Männern um die Welt gesegelt. Ein<br />
Buch voller Sonne, Geschichten, Bilder,<br />
Abenteuer und Glück. 330 Seiten, Paperback,<br />
mit zwei vierfarbigen Bildstrecken, 12 Euro<br />
Eine Handbreit Mord | Jan Kuffels Krimi<br />
führt den suspendierten Kommissar Jacobus<br />
van Wijk, der an Bord seiner Contessa lebt,<br />
in brisante Nachforschungen <strong>nach</strong> England,<br />
wo ein kriminelles Verwirrspiel nicht nur<br />
van Wijk in akute Lebensgefahr bringt. 220<br />
Seiten, Paperback, 9,80 Euro<br />
Immer hoch am Wind | Dieter Henrich<br />
schreibt über die Liebe zum Schiff, die Liebe<br />
am Speisen und die Liebe zur Liebe. 160<br />
Seiten, Paperback, 8 Euro.<br />
Gewusst wie!<br />
Technik unter Deck | Das Fachbuch von Michael Herrmann<br />
ist einzigartig. Hier finden Bootseigner die ganze Welt<br />
der Technik unter Deck. Alles ist verständlich erklärt und<br />
mit über 1.200 farbigen 3-D-Zeichnungen anschaulich<br />
illustriert. Erstmals sind alle technischen Ausrüstungsgegenstände<br />
in einem Werk beschrieben: vom kompletten<br />
Antriebsstrang (Motor bis Propeller) über Ruder- und<br />
Elektroanlagen bis hin zu Heizungen, Lenzanlagen und<br />
Trinkwassersystemen. ISBN 3-931617-18-1, 336 Seiten DIN<br />
A4, gebunden, 38 Euro<br />
Elektrik auf <strong>Yachten</strong> | Bordelektrik ist einfach zu verstehen, wenn<br />
man sie so kenntnisreich erklärt bekommt wie von Michael Herrmann.<br />
Schritt für Schritt vermittelt der Autor alle relevanten Themen;<br />
von einfachen Methoden zur Fehlersuche bis zur Ausrüstung mit<br />
Bus-Systemen, wobei 3-D-Zeichnungen und viele Fotos das Verstehen<br />
erleichtern. 353 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-931617-32-5,<br />
36 Euro<br />
444 Skipper-Tipps Eine wahre Fundgrube für Segler. Die Tipps sind<br />
in 30 Rubriken eingeteilt und zusätzlich im Stichwortverzeichnis<br />
aufgelistet, um ein schnelles Auffinden zu ermöglichen. Das Buch<br />
ist reich bebildert und mit Hunderten von Zeichnungen illustriert.<br />
ISBN 978-3-931617-33-2, 320 Seiten, gebunden, 24 Euro<br />
Druckfrisch<br />
Zwei Girls, zwei Katamarane | James<br />
Wharram baute simple Katamarane und<br />
segelte mit seinen beiden Frauen (er lebte<br />
teilweise mit fünf Frauen zusammen) über<br />
den Atlantik. Geld hatte er nicht, aber Mut.<br />
So wurde er schon zu Lebzeiten eine Ikone.<br />
Eine Geschichte mit Sex und Salz. 240 Seiten,<br />
gebunden, 19,80 Euro<br />
Drogengeld | Conrad Stark schreibt über<br />
zwei Menschen, die ausgestiegen sind<br />
und auf ihrer Segelyacht leben. Sie werden<br />
grausam wieder eingeholt, als plötzlich ein<br />
Koffer mit drei Millionen Dollar auftaucht.<br />
470 Seiten, Paperback, 12 Euro<br />
3. erweiterte Auflage<br />
NEU!<br />
Farbenbuch für Bootseigner | Wieso, weshalb,<br />
warum? Gunther Kretschmann beantwortet in<br />
seinem Buch so gut wie alle Fragen, die rund um<br />
Beschichtungen an Bord entstehen. Warum der Lack ab ist, erfährt<br />
der Leser hier ebenso wie die Strategien, damit er dranbleibt.<br />
Dieses Buch ist analog aufgebaut zu den Arbeitsabläufen, die beim<br />
Beschichten hintereinander abgearbeitet werden müssen. Das<br />
Buch ist ein Lexikon und Ratgeber für Beschichtungen an Bord;<br />
vom Abbeizer bis zum Zinkchromat. ISBN 978-3-931617-42-4 , 816<br />
Seiten, gebunden, komplett vierfarbig, 38 Euro<br />
YACHTING <strong>blue</strong> 2-11<br />
93
Unterwegs<br />
Nach Kuba zur Kur<br />
Die Seglerdestination Kuba punktet nicht nur mit Stränden und Rum, sondern auch mit<br />
Heilquellen. Diese wurden bereits 1632 in dem kleinen Ort San Diego entdeckt. Seit<br />
1844 kommen Patienten aus dem Ausland. Inzwischen hat der boomende Gesundheitstourismus<br />
die Insel mit Gesundheitszentren übersät. Für fast jede Krankheit gibt es eine<br />
Spezialklinik, Schönheits-OPs werden am Fließband durchgeführt. Wer Probleme mit<br />
Drogen hat, wie etwa der Fußball-König Diego Maradona, kann einen Kokain-Entzug<br />
versuchen. Wellness und Anti-Aging runden das vielfältige Programm ab.<br />
Um Skeptikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Das Ausbildungsniveau der Mediziner<br />
auf Kuba gilt im weltweiten Vergleich als hoch. Eine bittere Pille gibt es allerdings<br />
zu schlucken: Es dürfte es schwer werden, sich die kubanische Kur von einer deutschen<br />
Krankenkasse verschreiben zu lassen.<br />
Die Insulaner hingegen schenken der Schulmedizin nicht viel Vertrauen, denn sie<br />
schwören auf Naturheilkunde, die dadurch hier einen sehr hohen Stellenwert hat. Viele<br />
Ärzte ziehen aus diesem Grund ihre eigenen Heilkräuter, wohl aber auch, weil konventionelle<br />
Medikamente hier sehr teuer, und aufgrund des US-Embargos oft gar nicht zu<br />
bekommen sind.<br />
Urlaubslügen<br />
Eine Umfrage unter 600 Personen durchgeführt vom Online-Reiseportal<br />
Opodo zum Thema „Lügen im Urlaub“ ergab, dass davon reichlich Gebrauch<br />
gemacht wird. Allerdings flunkern die Geschlechter unterschiedlich:<br />
33 Prozent der Frauen verjüngen sich gerne in den Ferien, während<br />
27,3 Prozent der Männer etwas hochstapeln, wenn es um ihren Beruf<br />
geht. 57 Prozent der Frauen flunkern gerne aus Sparsamkeit, um an<br />
günstigere Eintrittspreise für ihre Kinder zu kommen. 70 Prozent der<br />
Väter hingegen fühlen sich diesbezüglich zur Wahrheit verpflichtet.<br />
Gleichauf mit 40 Prozent liegen beide Geschlechter, wenn es darum<br />
geht den jeweiligen Urlaubsflirt zu belügen: Partnerschaften werden<br />
verschwiegen, Wohnorte nicht wahrheitsgemäß genannt, falsche Telefonnummern<br />
getauscht und so weiter – schließlich möchte man den<br />
Urlaubskontakt nicht unbedingt in der Heimat fortsetzen. Die Hälfte<br />
der Befragten sehen diese Liebelei als Nebensache, die mit der Beziehung<br />
zu Hause nichts zu tun haben soll. Letztendlich siegt aber oft das<br />
schlechte Gewissen, denn 40 Prozent beichten den Seitensprung.<br />
Teure Strände in Italien<br />
Prozent), gefolgt von Sachbüchern (17 Prozent), Liebesgeschichten<br />
www. für Blauwassersegler<br />
(16 Prozent), historischen Romanen (15 Prozent) und Biografien (9<br />
Prozent).<br />
46 Prozent der Befragten begnügen sich mit einem Buch, 36 Prozent<br />
Italiens Strände zählten bereits Anfang der Sai-<br />
nehmen gleich mehrere Bücher mit und 2 Prozent haben sogar eison<br />
drei Millionen Gäste. Sehr zur Freude der<br />
nen ganzen Stapel. Ja, ganze Stapel ... denn das schon so oft totge-<br />
Kreuzer Abteilung e.V.<br />
etwa 29.000 Betreiber von Kiosken, Restausagte<br />
Buch schlägt TOPLICHT Kostenloser<br />
noch immer den E-Reader: Nur 1 Prozent nutzt<br />
rants oder Hotels. Diese meist kleinen Betriebe<br />
die elektronische Form von E-Reader, Computer oder Audio-Book. im DSV<br />
Weltweiter Lieferservice von Schiffsausrüstung.<br />
arbeiten mit Konzessionen, die lediglich Kataloganforderungen sechs und Bestellungen unter Das bestätigt Mittelmeer-Ticker<br />
auch Heike Müller vom Reisebuch-Verlag Travel Informationen House<br />
für<br />
Jahre gelten. Doch das soll sich jetzt ändern.<br />
Media: „Wir sehen die neuen E-Books und Merian-Scout-Apps<br />
WWW.TOPLICHT.DE<br />
Fahrtensegler<br />
als<br />
Die Regierung Berlusconi möchte nämlich, www.palstek.de<br />
TOPLICHT<br />
dass<br />
GmbH, Friesenweg 4, 22763 Hamburg Ergänzung zu gedruckten Reiseführern ... Touristische Angebote im<br />
www.kreuzer-abteilung.org<br />
diese Konzessionen in Zukunft 90 Jahre betra-<br />
Internet, auf dem E-Book und Smartphone bieten viel Potenzial, das<br />
gen. Durch die Langzeitgenehmigungen sieht<br />
die Regierung Planungssicherheit für Investoren<br />
von Großprojekten, die den Tourismus in Italien<br />
wir nicht außer Acht lassen. Damit machen wir unseren Print-Reise-<br />
Der Marinebarograph mit führern Nützliche leider auch selbst Informationen<br />
Konkurrenz. Doch ein Substitutionseffekt<br />
den Vorteilen mechanischer und<br />
Trans-Ocean e.V<br />
elektronischer Geräte ist noch nicht für erkennbar den großen – der Markt Törn für gedruckte Werke ist stabil.“<br />
ankurbeln sollen.<br />
Gegen diese Pläne haben sich jetzt jedoch Um-<br />
- 4 Tage im Sichtfeld,<br />
- rechtwinklige, lineare<br />
Aufzeichnung, ohne Tinte.<br />
- Jahresschreiber autonom<br />
Diese Einschätzung spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen Verein wider. zur Förderung<br />
Kreuzer-Yacht-Club des Hochseesegelns e.V.<br />
- Sturmalarm, Lupenfunktion usw.<br />
weltschützer zu Wort gemeldet, die eine Ver-<br />
www.p-raeber.ch<br />
schandelung der Küste durch Bauspekulanten<br />
Räber CH-6024 Hildisrieden<br />
Tel. 0041 41 461 00 81, Fax. .. 82, E-Mail praeber@gmx.ch<br />
befürchten. Der Präsident des Umweltverbandes<br />
Legambiente Vittorio Cogliati Dezza malt ein<br />
drastisches Bild: „So werden die Küsten, <br />
die ein<br />
<br />
öffentliches Gut sind, faktisch an einige wenige<br />
<br />
Wohlhabende verkauft.“<br />
Auch Verbraucherverbände erheben Proteste,<br />
denn sie sehen darin einen „Ausverkauf der<br />
<br />
Strände“. Für eine mehrköpfige Famlie <br />
würde<br />
dann ein Ausflug ans Meer zu einem teuren<br />
www.kreuzer-yacht-club.org<br />
www.trans-ocean.org<br />
Vergnügen. Schon jetzt geben zwei Personen in<br />
Gutschein für Charter 2011<br />
Italien für einen Strandtag durchschnittlich 37<br />
Euro aus. Zum Vergleich: In Spanien sind es 25,<br />
in Griechenland 23 und in Kroatien nur 20 Euro.<br />
DIE NEUE GENERATION 30,- €<br />
BLAUWASSERYACHTEN<br />
Bislang sind die italienischen Strände Eigentum<br />
des Staates und damit aller Italiener. Das soll<br />
Fon: +49 2331 334895 · info@multihull-charter.com<br />
Aluminium www.multihull-charter.com<br />
| Performance | Vielseitigkeit | Design<br />
auch so bleiben, denn per Gesetz darf Spaziergängern<br />
der Strand nicht versperrt werden.<br />
Sollte die neue 90-Jahre-Regelung jedoch grei-<br />
www.allures-yachting.de – Tel. 0 61 74/92 23-30<br />
fen, könnte es sein, dass in Zukunft die Spa-<br />
Das Buch zur Reise ...<br />
ziergänger an schicken Ferienanlagen entlangflanieren<br />
und von den Zeiten träumen, als sich<br />
die Familie am Strand noch einen Liegestuhl, die<br />
Cola oder das Eis leisten konnte.<br />
Alles Weitere auf Seite 93.<br />
Impressum<br />
b l a u w a s s e r<br />
Einzelheft: 6,00 Euro<br />
Silber Druck oHG, Germany<br />
Bernd Kruse, Hamburg<br />
94 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 95<br />
ISSN-Nr. 1862-5444<br />
34266 Niestetal<br />
Telefon 040 - 40 19 63 47<br />
Abonnement: 24 Euro<br />
Palstek Verlag GmbH<br />
www.silberdruck.de<br />
E-Mail: b.kruse@palstek.de<br />
Inland: frei Haus<br />
Preise<br />
Bücher versus E-Books und Apps<br />
Ferienzeit ist auch Lesezeit. Doch wie viele Urlauber lesen und<br />
greifen noch zum gedruckten Buch – und nehmen damit immer<br />
entsprechend Gewicht in Kauf? Oder finden sich eher die neuen<br />
elektonischen Reader im Gepäck? Dieser Frage ist der Reiseveranstalter<br />
Lastminute <strong>nach</strong>gegangen und hat eine Umfrage unter 1.100<br />
Personen durchgeführt: 88 Prozent der Befragten lesen im Urlaub,<br />
und sei es nur in aller Ruhe eine Zeitung. Am beliebtesten sind aber<br />
Reiseführer (46 Prozent), Romane (44 Prozent) und Krimis (35<br />
Druck<br />
Trotz der elektronischen Konkurrenz verbuchten die gedruckten<br />
Reiseführer 2010 ein Plus von 1,7 Prozent.<br />
Eine wissenschaftliche Untersuchung der Fachhochschule München<br />
bescheinigte den Print-Produkten eine bessere Übersichtlichkeit sowie<br />
tiefgreifendere Informationen als den Apps.<br />
Anzeigen<br />
Mitsegeln<br />
Segelreisen<br />
SKS-Törns<br />
Kanaren<br />
Karibik<br />
Seychellen<br />
Griechenland<br />
Korsika<br />
Kroatien<br />
Mallorca<br />
Sardinien<br />
Türkei<br />
www.segelreisen-online.de<br />
Kaya Lodge Segelreisen<br />
Schloßstraße 67, 33104 Paderborn<br />
Tel. 05254-942525 info@kayalodge.de
Unterwegs<br />
Der kleine Ausrüster für Große Fahrt ~ Katalog anfordern: www.shipshop.de<br />
shipshop.de<br />
R<br />
Energie- und Erlebnis-Park<br />
In Glücksburgs an der Ostsee gibt es nicht nur schöne Liegeplätze, sondern auch auch<br />
Deutschlands ersten Energie- und Erlebnis-Park „artefact“. Hier wird dem Besucher auf<br />
anschauliche Weise demonstriert, wie alternative Energien erzeugt werden: Von Biogas,<br />
Windenergie, Photovoltaik, Stirlingmotor, der modernen Brennstoffzelle bis hin zur<br />
Meerwasser-Entsalzungsanlage, die ausschließlich mit Solarstrom arbeitet, gibt es umweltfreundliche<br />
Zukunftstechniken zum Anfassen. Insbesondere Kinder dürften hier ihren<br />
Spaß haben.<br />
Geöffnet ist der Erlebnis-Park täglich. Erwachsene zahlen 4 Euro Eintritt, Kinder 3 Euro und<br />
Familien 10 Euro.<br />
www.artefact.de<br />
Ausweis abgelaufen ...<br />
Oh Schreck: Am Flughafen bemerkt man, dass der<br />
Ausweis beziehungsweise der Reisepass abgelaufen<br />
ist. Was tun? Zunächst einmal Ruhe bewahren! Denn wenn dein Freund und Helfer, die<br />
Bundespolizei, am Flughafen eine Dienststelle hat, so ist das Problem schon gelöst. Die<br />
Behörde hat sich auf diesen Notfall eingestellt.<br />
Innerhalb von 5 Minuten kann ein Ersatzpapier für den Personalausweis mit dreimonatiger<br />
Gültigkeit angefertigt werden. Diese Dienstleistung kostet 8 Euro. Voraussetzung ist allerdings,<br />
dass man seine Identität auch beweisen kann, zum Beispiel durch personalisierte<br />
Karten (EC-Karte, Bonuskarte und so weiter) oder den Führerschein. Hat man gar nichts<br />
dabei, dann geht es auch, aber der Vorgang dauert etwas länger, da erst bei der Meldebehörde<br />
eine Passkopie angefordert werden muss.<br />
Einen besonderen Dienst bietet der Frankfurter Flughafen. Dort befindet sich im Terminal<br />
1, Halle B (Ankunft) ein Dokumentenservice. Die Damen und Herren helfen bei der Neuausstellung<br />
von Pässen oder erforderlichen Visa und sind telefonisch unter 069 - 690 722<br />
32 erreichbar.<br />
YACHTING<strong>blue</strong><br />
ist auf Flughäfen und in Bahnhöfen sowie im maritimen<br />
Buchhandel erhältlich. Sie können das Magazin<br />
deswegen:<br />
1. Abonnieren. Das kostet 24 Euro im Jahr und beinhaltet<br />
vier Hefte mit je mindestens 96 Seiten Inhalt aus der<br />
Welt der Segler, die exotische Reviere lieben.<br />
2. Jedes Heft einzeln beim Palstek Verlag bestellen. Für<br />
den Einzelversand berechnen wir den Heftpreis von 6,00<br />
Euro plus einen Euro Porto.<br />
Palstek Verlag GmbH<br />
Eppendorfer Weg 57a<br />
D-20259 Hamburg<br />
Telefon 040 - 40 19 63 40<br />
Fax: 040 - 40 19 63 41<br />
E-Mail: info@palstek.de<br />
www.palstek.de<br />
Abonnement-Service<br />
Interabo Betreuungs-GmbH<br />
Postfach 10 32 45<br />
20022 Hamburg<br />
Telefon 040 - 23 67 04 52<br />
Telefax 040 - 23 67 02 00<br />
E-Mail: yachting-<strong>blue</strong>@interabo.de<br />
Belohnung droht!<br />
Das YACHTING <strong>blue</strong>-Geschenk-Abonnement<br />
startet ab Heft Nr. _________ und geht an<br />
Vorname, Name:_______________________________________<br />
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PLZ, Ort: _____________________________________________<br />
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Ein Jahresabonnement kostet im Inland 24 Euro (inkl. 7% MwSt.) und<br />
beinhaltet vier Ausgaben, die portofrei ins Haus kommen. Auslandsbezieher<br />
zahlen 28 Euro (Europa) bzw. 36 Euro (Übersee).<br />
Nach Ablauf eines Jahres verlängert sich das Abonnement automatisch,<br />
kann jedoch jederzeit gekündigt werden.<br />
Im Inland können Sie den Rechnungsbetrag von 24 Euro auch abbuchen lassen. Die<br />
Einzugsermäch ti gung kann jederzeit widerrufen werden. Ihre Daten werden selbstverständlich<br />
nicht an Dritte weitergegeben.<br />
96 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 97<br />
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In Verbindung mit einem Jahresabonnement<br />
99 Klassiker, Bd. 1<br />
Jan Kuffel<br />
Fahrtenyachten<br />
besser trimmen<br />
Jan Kuffel<br />
99 Klassiker, Bd. 2<br />
Jan Kuffel<br />
Zwei Girls,<br />
zwei Katamarane<br />
James Wharram<br />
Besser Ankern<br />
A. Poiraud und<br />
A. Ginsberg-Klemmt<br />
500 Jahre Navigation<br />
Monika und Ingo<br />
Meyer-Haßfurther<br />
Zwei Krimis:<br />
Drogengeld, Conrad Stark und<br />
Eine Handbreit Mord, Jan Kuffel<br />
Zweimal Unterhaltung:<br />
Wellenzeit, Alexandra Schöler und<br />
Immer hoch am Wind, Dieter Henirch<br />
Technik unter Deck Elektrik auf <strong>Yachten</strong> Das Gaffelrigg<br />
Michael Herrmann<br />
Michael Herrmann<br />
John Leather<br />
Zuzahlung: 14,00 EUR Zuzahlung: 12,00 EUR Zuzahlung: 4,50 EUR<br />
Die Prämien werden vom Verlag verschickt.<br />
Bitte rechnen Sie mit einer Bearbeitungszeit von<br />
circa drei Wochen. Für Rückfragen wählen<br />
Sie bitte: 040 - 40 19 63 40<br />
Das angekreuzte Buch und die Rechnung bekommt:<br />
Vorname, Name: ______________________________________<br />
Straße, Nr.: ___________________________________________<br />
PLZ, Ort: _____________________________________________<br />
Telefon, Email: ________________________________________<br />
Datum, Unterschrift: ___________________________________
YACHTING<strong>blue</strong><br />
3-11<br />
Impressum<br />
YACHTING <strong>blue</strong><br />
ISSN-Nr. 2192-3116<br />
Palstek Verlag GmbH<br />
Eppendorfer Weg 57a<br />
20259 Hamburg<br />
Telefon 040 - 40 19 63 40<br />
Telefax 040 - 40 19 63 41<br />
info@palstek.de<br />
www.palstek.de<br />
Titelfoto<br />
Sunsail<br />
Vertrieb<br />
DPV Network, Hamburg<br />
www.dpv-network.de<br />
erscheint am 30. September 2011<br />
Redaktion<br />
Marcus Schlichting, Hamburg<br />
m.schlichting@yachting-<strong>blue</strong>.de<br />
Imke Feddersen, Hamburg<br />
i.feddersen@yachting-<strong>blue</strong>.de<br />
Ulrich Kronberg, Hamburg<br />
u.kronberg@yachting-<strong>blue</strong>.de<br />
Abonnentenservice<br />
Interabo<br />
Postfach 10 32 45<br />
20022 Hamburg<br />
Telefon 040 - 23 67 04 51<br />
yachting<strong>blue</strong>@interabo.de<br />
Druck<br />
Silber Druck<br />
www.silberdruck.de<br />
Layout<br />
Imke Feddersen, Hamburg<br />
Annelie Rüttinger, Hamburg<br />
Anzeigen<br />
Inez Stertefeld<br />
i.stertefeld@yachting-<strong>blue</strong>.de<br />
Telefon + 31(0)622 - 14 27 89<br />
Es gilt die Preisliste<br />
vom 1. April 2011.<br />
Die Mediadaten können Sie auch<br />
im Internet unter<br />
www.yachting-<strong>blue</strong>.de einsehen.<br />
Hefte, Bücher<br />
Birthe Feddersen, Hamburg<br />
ahoi@palstek.de<br />
Telefon 040 - 40 19 63 40<br />
Telefax 040 - 40 19 63 41<br />
Preise<br />
Einzelheft: 6,00 Euro<br />
Abonnement: 24,00 Euro<br />
Inland: frei Haus<br />
Ausland: plus Porto<br />
Preise inkl. Mehrwertsteuer<br />
Buchhaltung<br />
Emma Schneider, Hamburg<br />
emma.schneider@palstek.de<br />
Telefon 040 - 40 19 63-50<br />
Telefax 040 - 40 19 63-41<br />
Geldverkehr<br />
Postgiroamt Hamburg<br />
Konto 19 36 69 - 205<br />
BLZ 200 100 20<br />
Ausland: IBAN:<br />
DE62 2001 0020 0193 6692 05<br />
BIC: PBNKDEFF<br />
YACHTING <strong>blue</strong><br />
und alle redaktionellen<br />
Beiträge unterliegen<br />
dem Urheberrecht.<br />
Nachdrucke<br />
oder elektronische<br />
Verarbeitung, auch<br />
von Teilbereichen,<br />
bedürfen der schriftlichen<br />
Genehmigung.<br />
Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte<br />
oder Fotos wird keine<br />
Haftung übernommen.<br />
Beiträge freier<br />
Autoren stimmen<br />
mit der Meinung der<br />
Redaktion nicht unbedingt<br />
überein.<br />
Foto: Imke Feddersen<br />
Unter vollen Segeln durch die schönsten<br />
Segelreviere der Karibik, des Mittelmeeres,<br />
der Ostsee, Costa Ricas, des<br />
Panamakanals oder eine Atlantiküberquerung,<br />
an Bord der größten Passagiersegler<br />
der Welt – diesen Traum können Sie sich<br />
erfüllen. Die baugleichen sportlich eleganten<br />
STAR CLIPPER / STAR FLYER mit 85 Kabinen und<br />
der 5-Mast-Gigant ROYAL CLIPPER mit 114<br />
großzügigen Kabinen, geschmackvoll einge-<br />
richteten Marmorduschbädern, schaffen eine<br />
private Atmosphäre, die das Leben an Bord zu<br />
einem Vergnügen macht. Die weißen Windjammer<br />
setzen neue Dimensionen in punkto<br />
Komfort, Bequemlichkeit, Service, Qualität sowie<br />
Sicherheitsstandard. Die Krawatte und die<br />
festliche Garderobe können zu Hause bleiben.<br />
Am Tage geht es sportlich leger und des Abends<br />
sportlich elegant zu. Auch für ausreichende<br />
Freizeit- und Sportmöglichkeiten an Bord ist<br />
STAR CLIPPER<br />
Sommer 2011: Östliches Mittelmeer ab/bis<br />
Athen; Südliche und Nördliche<br />
Kykladen<br />
Winter 2011/12: Karibik ab/bis St.Maarten;<br />
Treasure und Leeward-<br />
Inseln<br />
Frühjahr/Herbst: Spezialrouten<br />
Atlantiküberführung<br />
gesorgt. Professionelle Lehrer und Ausrüstung<br />
stehen selbstverständlich zur Verfügung. Die<br />
STAR CLIPPER / STAR FLYER sind 111 Meter lang<br />
und 15 Meter breit mit 4 Masten und insgesamt<br />
3.365 qm Segelfläche. Die ROYAL CLIP-<br />
PER ist 133 Meter lang und 16 Meter breit mit<br />
5 Masten und insgesamt 5.202 qm Segelfläche.<br />
Sie ist damit das größte Segelschiff auf den<br />
Weltmeeren und als solches im Guiness Buch<br />
der Rekorde verzeichnet.<br />
98 YACHTING <strong>blue</strong> 2-11 YACHTING <strong>blue</strong> 1-11 99<br />
STAR FLYER<br />
Sommer 2011: Westl. Mittelmeer<br />
ab/bis Monte Carlo oder<br />
Cannes; Ligurische und<br />
Tyrrhenische Route;<br />
Östl. und westl. Mittelmeer<br />
ab/bis Athen/Istanbul und<br />
Istanbul/Athen; Spezialrouten<br />
Monaco/Malta,<br />
Malta/Athen, Athen/Malta,<br />
Malta/Monaco<br />
Winter 2011/12: Zentralamerika ab/bis Costa Rica;<br />
Nicaragua und Panama Route<br />
Frühjahr/Herbst: Spezialrouten<br />
Atlantiküberführung<br />
Star Clippers Kreuzfahrten<br />
Traumurlaub unter weißen Segeln<br />
Entdecken Sie das traumhafte Mittelmeer mit der<br />
STAR FLYER auf einer 11-tägigen Reise mit Schiff &<br />
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in Istanbul Istanbul oder Athen, Athen, EUR 50 50 Bordguthaben p.P. p.P.<br />
7-tägige Routen ab/bis Istanbul/Türkei – Athen/<br />
Griechenland und zurück: Östliches Mittelmeer<br />
Termine: 09.07., 16.07., 23.07., 30.07., 06.08. und<br />
13.08.2011<br />
Katalog November 2010 – März 2012 mit vielen<br />
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– April 2012 mit unseren Arrangements bitte<br />
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ROYAL CLIPPER<br />
Sommer 2011: Westliches Mittelmeer<br />
ab/bis Civitavecchia/Rom;<br />
Sizilien, Sorrent und Amalfi -<br />
Küste. Spezialrouten Venedig/<br />
Rom und Rom/Venedig<br />
Winter 2011/12: Karibik ab/bis Barbados;<br />
Windward und Grenadinen-<br />
Inseln<br />
Frühjahr/Herbst: Spezialrouten<br />
Atlantiküberführung<br />
VORSCHAU APRIL-NOVEMBER 2012<br />
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– Nord- und Ostsee, Östl. und Westl. Mittelmeer,<br />
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Gebührenfreie Hotline: 0800/7827254 (STARCLI)<br />
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bis zu ±3°, hervorgerufen durch Wellen oder Windböen, perfekt aus. So können Sie<br />
alles fast ohne Verwacklung beobachten. Die 12-fache Vergrößerung bringt Ihnen<br />
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auch stundenlang genießen können, ist das TS 12x32 angenehm leicht und liegt<br />
hervorragend in der Hand. Als echtes Marineglas ist es natürlich voll wasserdicht<br />
und stickstoffgefüllt. Also dann: Leinen los.<br />
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