EIN SEGELSOMMER IN DÄNEMARK - Deutsche Sudar Regatta ...
EIN SEGELSOMMER IN DÄNEMARK - Deutsche Sudar Regatta ...
EIN SEGELSOMMER IN DÄNEMARK - Deutsche Sudar Regatta ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>E<strong>IN</strong></strong> <strong>SEGELSOMMER</strong> <strong>IN</strong> <strong>DÄNEMARK</strong><br />
Sechs Wochen unterwegs mit einer <strong>Sudar</strong> <strong>Regatta</strong><br />
Zweifelsohne ist Oberbayern<br />
eine der schönsten Regionen<br />
Deutschlands, so meinen<br />
wir, Segler und ursprünglich<br />
aus Norddeutschland<br />
gebürtig. Um den (allerdings<br />
eklatanten) Mangel<br />
eines direkten Zuganges zur<br />
offenen See etwas abzumildern,<br />
bezogen wir Quartier in<br />
einer schönen und intakten<br />
Gemeinde an der westlichen<br />
Seite des Ammersees (der<br />
See ist ca. 16 km lang, bis zu<br />
6 km breit und beachtliche<br />
81 m tief).<br />
Schnell mussten wir jedoch<br />
lernen, dass ein Boot am See<br />
(und erst recht auf dem See)<br />
zu den "höheren" und schwer<br />
zu erlangenden Gütern zählt.<br />
Als uns dann zufällig eine<br />
<strong>Sudar</strong> <strong>Regatta</strong> (Bj. 96) incl.<br />
Stegliegeplatz angeboten<br />
wurde, brauchte es nur noch<br />
der Bekräftigung durch die<br />
ortsansässige Segelschule<br />
Marx (" ... das ist so gut wie<br />
'nen 5er mit Zusatzzahl ...")<br />
um die Kröte des recht sport-<br />
lichen Preises zu schlucken<br />
und die <strong>Sudar</strong>, die fortan<br />
nach meiner Frau Sabine<br />
"Bine" hieß, zu erwerben.<br />
Da meine Frau und ich neben<br />
der Leidenschaft fürs<br />
Segeln auch noch drei Kinder<br />
als "Hobby” teilen (beim<br />
Bootskauf 3, 5 und 7 Jahre)<br />
war auch klar, dass das v.a.<br />
auf küstennahes Segeln ausgerichtete<br />
Boot einiger Ergänzungen<br />
bedurfte. Neben<br />
einer 50 cm hohen Seereeling<br />
zählten hierzu v.a. ein<br />
Rohrkicker (Nemo) sowie<br />
Lazy-Jacks (Pfeifer), um<br />
mehr Sicherheit und gefahrloses<br />
Segelbergen zu gewährleisten.<br />
Nach dem ersten Jahr stand<br />
für mich allerdings auch fest:<br />
Auf dem See segeln konnte<br />
das Segeln auf der See nicht<br />
ersetzen. Schnell war klar,<br />
dass im ersten Winterlager<br />
entsprechende Maßnahmen<br />
fällig waren: Eine Totaloperation<br />
an der (schon immer?)<br />
“klapperigen” Elektrik, der<br />
Einbau von Kompass<br />
(Plastimo Contest), Echo und<br />
Logge (Clipper Duett),<br />
Landanschluss, Handlenzpumpe<br />
sowie weiterer Beleuchtung<br />
unter Deck. Eine<br />
neue Fock zur Ergänzung der<br />
vorhandenen Genua sowie<br />
ein zweites Reff im Groß<br />
kamen im nächsten Winter-<br />
Bine mit „unsportlicher“ Reeling, Rohrkicker & Lazy-Jacks auf dem Ammersee<br />
Die Namenspatronin an der Pinne<br />
lager noch hinzu. Im darauffolgenden<br />
Jahr war es dann<br />
leider durch beruflich bedingte<br />
Auslandsaufenthalte<br />
nicht möglich, den großen<br />
Aufwand des Trailerns bis an<br />
die See zeitlich einzuplanen.<br />
Seite - 1 -
Allerdings bot die 24-<br />
Stunden-<strong>Regatta</strong> am 7./8. Juli<br />
2001 auf dem Ammersee<br />
einen echten Härtetest für<br />
Boot und zwei Segelkameraden,<br />
als 2 Stunden nach <strong>Regatta</strong>beginn<br />
eine Orkanfront<br />
über den See zog (bis 11 Bft.<br />
gemessener Wind). Das Wettergeschehen<br />
im Voralpenland<br />
vollzieht sich oftmals<br />
viel rascher, als etwa an der<br />
Küste, so dass wir, statt per<br />
Segelwechsel nur mit Fock<br />
abzuwettern, es beim 2-fach<br />
gerefften Groß belassen<br />
mussten. Auch wenn es<br />
zeitweilig arg belastet wurde,<br />
hielt es durch. Dank des<br />
Kompasses, der Chance, die<br />
Segelfläche vernünftig verkleinern<br />
zu können und einer<br />
durchweg auf der See erfahrenen<br />
Crew konnten wir einigermaßen<br />
kontrolliert<br />
"freies Wasser" ansteuern<br />
und unbeschadet durch den<br />
kurzen Sturm kommen.<br />
Was auf den ersten Blick<br />
kurios klingt, war dem Wetter<br />
geschuldet: Nahezu 20<br />
Minuten lang gab es bestenfalls<br />
zwischen 10 und 30<br />
Metern Sicht, was einen er-<br />
heblichen Teil der über 100<br />
gestarteten Boote am Ostufer<br />
stranden ließ – auf einem See<br />
ist eben überall Legerwall!<br />
Am Ende der Front waren allein<br />
7 Kielboote gekentert,<br />
etliche gestrandet und vielen<br />
die Segel zerfetzt worden -<br />
nichts von alledem jedoch<br />
auf unserer <strong>Sudar</strong>.<br />
Trotz dieses überzeugenden<br />
Seetüchtigkeitsbeweises unseres<br />
Bootes konnten wir uns<br />
an diesem Tag nicht so recht<br />
über diesen Erfolg freuen:<br />
Zwei <strong>Regatta</strong>teilnehmer hatten<br />
im Sturm ihr Leben lassen<br />
müssen.<br />
Im letzten Winterlager<br />
standen dann noch der Einbau<br />
einer Navi-Leuchte, eines<br />
Zusatztanks für den Außenborder<br />
sowie der Aufnahmen<br />
und Anschlüsse für<br />
einen Pinnenpiloten auf dem<br />
Arbeitsplan, da ich im Rahmen<br />
des nun fest für 2002<br />
geplanten Segelurlaubs in<br />
Dänemark etliche Zeit allein<br />
segeln wollte: Die letzte Juliwoche<br />
sowie die erste Sep-<br />
temberwoche gehörten mir,<br />
den gesamten August hin-<br />
durch hatten wir dann vis á<br />
vis von Fjællebroen (Südfünen,<br />
zwischen Faaborg und<br />
Svendborg) ein Ferienhaus<br />
mit kurzem Weg zum Boot<br />
und viel Zeit für Tagestörns<br />
mit der Familie gemietet.<br />
27.7.: A7 in Richtung Norden<br />
Rund 1000 km mit 2 Tonnen<br />
am Haken - zumal, wenn sie<br />
rund 3 Meter hoch über die<br />
Straße reichen - machen<br />
schon ganz schön “kribbelig”.<br />
Bis Hannover, wo ich<br />
einen Zwischenstop bei<br />
Freunden mache, geht es<br />
recht gut - allerdings weiß<br />
ich jetzt, dass für ein Gespann<br />
die Autobahnen in<br />
Bayern hervorragend und in<br />
Hessen geradezu beängstigend<br />
sind - da schwankt und<br />
schüttelt es gar fürchterlich!<br />
28.7.: Weiterfahrt nach<br />
Schleswig / zu Wasser<br />
Wie so oft Stau vor Hamburg!<br />
Nach elenden 7 Stunden<br />
endlich in Schleswig<br />
(auch im Norden übrigens<br />
ordentliche Autobahnen!).<br />
Der Hafenmeister ist genauso<br />
nett wie schnell: Kaum<br />
da, hängt die "Bine" schon<br />
am Kran und um 18:00 Uhr<br />
habe ich sie bereits aufgeriggt.<br />
Nach einer Menge<br />
Backschaft, Betanken (mit<br />
dem Zusatztank in der Hand<br />
an der nächsten Tankstelle)<br />
und zwei späten Bieren<br />
(Flensburger Weißbier - für<br />
einen Niedersachsen der in<br />
Bayern lebt ein Spaß!) bin<br />
ich um 23.00 Uhr müde aber<br />
zufrieden in der Koje.<br />
Zwischenstopp in Hannover – Auf dem Trailer<br />
sieht man erst die Ausmaße der <strong>Sudar</strong><br />
Seite - 2 -
29.7.: Schleswig - Schleimünde<br />
(26,6 sm)<br />
Noch schnell eine von diesen<br />
praktischen, eingeschweißten<br />
Schleikarten gekauft. 10:00<br />
Uhr Leinen los bei Ostwind.<br />
Dieser sollte die nächsten 6<br />
Wochen die dominante<br />
Windrichtung bleiben. Stabiles<br />
Hoch über Finnland /<br />
Baltikum, so Seglers Standarderkenntnis<br />
hierzu. Nach<br />
kurzem Freiholen von der<br />
Boxengasse unter Motor geht<br />
es unter Groß und Genua bei<br />
schönem Wetter ans Aufkreuzen<br />
der Schlei. Grad' als<br />
ich in der in der Stexwiger<br />
Enge aufkreuze, klingelt das<br />
Handy - einen Augenblick zu<br />
weit über den Tonnenstrich<br />
hinaus und schon stecke ich<br />
im "Mud". Gespräch beenden,<br />
Außenborder an, rausziehen<br />
und weiter geht's. Das<br />
Handy bleibt jetzt aus!<br />
Für das Kreuzen hab' ich<br />
mir eine eigene Technik zurechtgelegt:<br />
Vor der Wende<br />
vorlich vom Traveller mit<br />
dem Rücken zum Bug stehen,<br />
Kurswechsel mit der<br />
Pinne einleiten, beide Schoten<br />
in die Hände, Luvschot<br />
im Wind loswerfen, die andere<br />
flink Hand über Hand<br />
anholen und Pinne wieder<br />
mitschiffs. Über den Traveller<br />
turnen und weiter geht’s!<br />
Mit ein wenig Übung gibt es<br />
ein perfektes Kielwasser ohne<br />
Schlenker und Kinken.<br />
Das geht bis 4 Bft. und bei<br />
mäßiger Welle sehr elegant<br />
auch mit der Genua, danach<br />
muss die Fock ran.<br />
Bis kurz vor Kappeln noch<br />
herrliches Segeln in einem<br />
großen Feld von Seglern, die<br />
alle schleiabwärts streben,<br />
immer zwischen 4,5 und 5,5<br />
kn Fahrt, dann schläft der<br />
Wind ein und ich entschließe<br />
mich, die letzten gut 3 Meilen<br />
bis Schleimünde zu motoren.<br />
Fest am Abend in Schleimünde<br />
Nebenbei bemerkt: Die Gefährlichkeit<br />
der Fahrwasserführung<br />
im Bereich der neuen<br />
Klappbrücke in Kappeln,<br />
so wie in der Yacht berichtet<br />
wurde, kann ich nicht bestätigen.<br />
Gefährlich ist allerdings<br />
die Sorte Segler, die<br />
diszipliniert hintereinander<br />
Endlich auf dem Meer!<br />
fahrende Boote kurz vor der<br />
Brücke noch zu überholen<br />
sucht, um sich dann in Hau-<br />
Ruck-Manier hineinzudrängeln<br />
- oder sogar zwischen<br />
den Brückenpfeilern noch<br />
weiter zu überholen versucht.<br />
Mir fallen jedenfalls<br />
einige von diesen Profis in<br />
Rücksichtslosigkeit an diesem<br />
Nachmittag auf. Vielleicht<br />
auch der Preis für den<br />
zunehmenden Massentourismus<br />
auf dem Wasser.<br />
Seite - 3 -
30.7.: Schleimünde - Söby<br />
(25 sm)<br />
Endlich Ostsee! LT Schleimünde<br />
mit der Giftbude im<br />
Kielwasser und rund 25 sm<br />
bis Søby vor mir, segele ich<br />
bei leicht dunstigem aber<br />
sonnigen Wetter 015° am<br />
Kompass. 5 Meilen vor Ærø<br />
schläft dann der Wind ein.<br />
Nach einer Weile Dümpeln<br />
Motor an und die in der toten<br />
Dünung schlagenden Segel<br />
runter. Eine Stunde später<br />
kommen angenehme 2 Bft.<br />
auf und mit ihnen eine Dehler<br />
32 von achtern. Schnell<br />
habe ich die Segel gesetzt<br />
um bis in den Hafen hinein<br />
die Dehler mit wachsendem<br />
Abstand hinter mir zu lassen.<br />
Segel erst im Vorhafen geborgen,<br />
den Motor mache ich<br />
zuvor zur Sicherheit an. Gewinne<br />
mehr Zuvertrauen<br />
zum 2-Takter und seinem<br />
Anspringverhalten, den ich<br />
auf dem Ammersee so gut<br />
wie nie nutze.<br />
31.7.: Søby – Fåborg<br />
(10,2 sm)<br />
Bereue, das Porta-Potty mitgenommen<br />
zu haben. In der<br />
Kajüte ist es mir meist im<br />
Weg und brauchen tue ich es<br />
nur für meine Kinder, die einem<br />
nahezu magischen<br />
Drang zu dem Ding unterliegen.<br />
Beim Ablegen freundlicher<br />
Zuspruch von einem<br />
wohl 42 Fuß messenden<br />
Giebelstädter "Flugzeugträger<br />
mit Ziermast": "Na, das<br />
ist wohl was anderes als der<br />
Ammersee" (man wird leicht<br />
an der in Bayern vorgeschriebenen<br />
Bootsnummer<br />
erkannt). Derweil ich unter<br />
Segeln ablege, versuche ich<br />
mit dem Hinweis zu kontern,<br />
Die Silhouette der alten Seefahrerstadt Fåborg<br />
ich könne auch ohne 100 PS<br />
Turbo-Diesel segeln, das sei<br />
doch auch was wert!<br />
Übrigens: Wer unter Segeln<br />
ablegen möchte, dem sei bei<br />
geringem Platz dringend angeraten<br />
- sofern es höher als<br />
raumschots rausgeht - zunächst<br />
nur die Genua zu setzen<br />
bzw. das Groß gefiert zu<br />
lassen. Auch die <strong>Sudar</strong> luvt<br />
sonst zunächst an, bevor sie<br />
Fahrt aufnimmt, und dafür<br />
reichen Boxengassen selten<br />
aus. Bedenkt man derartige<br />
Eigenheiten und plant Manöver<br />
je nach Platz- und<br />
Windverhältnissen, so kann<br />
man getrost (auch mit beträchtlich<br />
größeren Booten)<br />
bis in den Hafen segeln - und<br />
natürlich umgekehrt. Das ist<br />
allemal sicherer als das gerade<br />
bei schwerem Wetter unbegreiflicherweise<br />
übliche<br />
Segelsetzen und Bergen unter<br />
Motor außerhalb der sicheren<br />
Häfen.<br />
Bei schönem Wetter im<br />
weiteren dann ein kurzer<br />
Schlag nach Fåborg, der von<br />
einer kleinen Fiesta vor An-<br />
ker vor Gala Rev (SW-<br />
Avernakø) unterbrochen<br />
wird. Fåborg ist eine ruhige<br />
und in Teilen malerische alte<br />
Seefahrerstadt, deren Hochzeit<br />
allerdings lange zurückliegt.<br />
Man liegt idyllischer<br />
im Handelshafen, wenige<br />
Schritte vom Zentrum entfernt.<br />
Tags drauf geht es<br />
rund 5 Meilen in Richtung<br />
Osten nach Fjællebroen, einem<br />
sehr kleinen Hafen am<br />
Ende des Nakebølle Fjords.<br />
2.8.: Fjællebroen - Avernakø By<br />
(8,9 sm)<br />
Bei ca. 5 Bft. und kurzer harter<br />
Welle ein einziger Schlag<br />
in Richtung Süden nach Avernakø,<br />
einer kleinen Bauerninsel.<br />
Einer der seltenen<br />
Tage mit NW-Wind. Mit<br />
Fock und Groß bis nahezu 6<br />
kn. Mein GPS bestätigt die<br />
Logge. Bin gut eingespielt,<br />
Boot ist optimal einhand zu<br />
bedienen. Die Segel kommen<br />
erst nach dem Passieren der<br />
Mole herunter, der Außenborder<br />
läuft keine 5 Minuten.<br />
Tags drauf zurück nach<br />
Fåborg, Vorbereitungen zum<br />
Abholen der Familie.<br />
Seite - 4 -
4.8.: Die Familie kommt!<br />
Hole dann am Sonntag -<br />
nach einer Odyssee per Bus<br />
und Bahn zurück nach<br />
Schleswig - meine Familie in<br />
Hamburg mit dem Wagen<br />
ab. Später übernehmen wir<br />
dann das Ferienhaus in Dybvig<br />
am westlichen Ufer des<br />
Nakebølle Fjords.<br />
Am folgenden Tag überführe<br />
ich „Bine“ nach<br />
Fjællebroen, liege zunächst<br />
im Hafen, nach einigen Tagen<br />
dann aber an einem Ankerstein<br />
direkt vor "unserem"<br />
Strand, den mir ein freundlicher<br />
Däne zum dauerhaften<br />
Festmachen überlässt. Um<br />
ruhiger zu liegen, bringe ich<br />
noch meinen 10 kg Danfort<br />
(mit 20 m Kettenvorlauf)<br />
zum Vermuren aus. Das Echolot<br />
ist an der Boje irritierend,<br />
wohl durch das z.T.<br />
fast bis zur Wasseroberfläche<br />
reichende Seegras: Die Anzeige<br />
steht bei 0,7 m, handgelotet<br />
sind's aber 3 m Tiefe.<br />
In den folgenden Tagen:<br />
Gelegenheits-Segeln mit und<br />
ohne Familie. Als es mich<br />
einen Abend bei 4 bis 5 Bft.<br />
"packt", segele ich "Avernakø<br />
rund" bei ca. 20 Meilen<br />
Gesamtstrecke. Die <strong>Sudar</strong><br />
begeistert wirklich durch ihre<br />
guten Segeleigenschaften, ihre<br />
Sicherheit und Schnelligkeit.<br />
Wer noch dem sportlichen<br />
Jollenfeeling nachhängt,<br />
kommt mit ihr voll<br />
auf seine Kosten!<br />
Am Hafen (Fjællebroen)<br />
dann 3 große Schollen direkt<br />
vom Fischerboot für sensationelle<br />
30 DKR. Dänemark<br />
ist einfach klasse!<br />
Viel Begeisterung auf dem Weg nach Ærøskøbing!<br />
9.8.: Fjællebroen - Ærøs-<br />
købing & retour (24 sm)<br />
Ein Familien-Ausflug nach<br />
Ærøskøbing ist in der dänischen<br />
Südsee Pflicht. Mit ca.<br />
3 Bft. aus? - natürlich Ost!<br />
geht es zunächst lustig Richtung<br />
Süd, später, nach der<br />
Westtonne vor Mads Jensens<br />
Grund, nahezu ein Anlieger<br />
auf die Ansteuerung vor<br />
Ærøskøbing. Unseren Kindern<br />
macht es geradezu ein<br />
diebisches Vergnügen, in<br />
Lee die Beine ins Wasser<br />
baumeln zu lassen! Jetzt<br />
zahlt sich die solide, aber<br />
unaufdringlich dimensionier-<br />
Seite - 5 -
te Seereeling voll aus. Auch<br />
das viele gemeinsame Segeln<br />
auf dem Ammersee hat sie<br />
mit Krängung und Manövern<br />
gut vertraut gemacht.<br />
Trotzdem ist uns bewusst:<br />
Ganz ausschließen kann man<br />
einen Fehltritt nie. Daher haben<br />
wir die Kinder nicht nur<br />
in Gesprächen auf das Verhalten<br />
im Wasser vorbereitet,<br />
sondern auch alle ausgiebig<br />
mit Weste schwimmen lassen<br />
und die Funktion der<br />
Sorgleine vermittelt. Und<br />
meine Frau hat nicht nur den<br />
BR-Schein, sondern - viel<br />
wichtiger - einige tausend<br />
Meilen Segelerfahrung nur<br />
zu zweit. Bei schönstem<br />
Sonnenschein geht es gegen<br />
15:00 Uhr in die Marina und<br />
nach kurzem Aufklaren an<br />
Deck schnell zum Stadtbummel.<br />
"Soft-is" und ein<br />
Besuch im "Flaske Peter´s"<br />
Buddelschiffmuseum sind<br />
dabei ein "Muss".<br />
Ein ausgesprochen netter Hafenmeister<br />
erhebt für unsere<br />
2 ½ Stunden Landgang später<br />
kein Hafengeld und so<br />
sind wir kurz nach 17.00 Uhr<br />
auf dem Weg retour. Bei angenehm<br />
auffrischendem<br />
Wind kommen wir mit dem<br />
letzten Büchsenlicht an unserem<br />
Liegeplatz vor Dybvig<br />
sicher wieder an.<br />
13.8. Fjællebroen<br />
- Svendborg und retour<br />
(27,1 sm)<br />
Ein phantastischer<br />
Himmel und starker<br />
Westwind begrüßen<br />
uns am Morgen. Ich<br />
schätze eine gute 5,<br />
wenn nicht 6, in<br />
Böen ist sicherlich<br />
auch noch deutlich<br />
mehr drin. Rainer,<br />
ein sportlicher Kardiologe<br />
aus Hannover,<br />
der uns mit<br />
seiner Familie besucht,<br />
will mit mir<br />
und zweien unserer<br />
großen Kinder (zusammengezählthaben<br />
wir sechs<br />
Kinder) den “Ritt”<br />
nach Svendborg wagen.<br />
Unter einfach<br />
ge-refftem Groß und<br />
Fock (wegen der Kin-<br />
der von Anfang an<br />
eine etwas moderatere Segelführung)<br />
heißt es um 11:00<br />
Uhr Leinen los!<br />
Den Nakkebølle- Fjord hinter<br />
uns und ohne große<br />
Landabdeckung baut sich beträchtlicher<br />
Seegang auf, sicherlich<br />
um zwei Meter herum.<br />
Mit Ostkurs rauschen<br />
wir raumschots die Wellenberge<br />
hinab, bremsen im Tal<br />
oft beinahe 3 Knoten bei<br />
scheinbarer Windstille<br />
ab, um von der nächsten,<br />
heranrollenden<br />
Welle beschleunigt und<br />
aus dem Tal wieder herauskatapultiert<br />
zu werden.<br />
Auf 9,7 kn bleibt<br />
die Logge beim wildesten<br />
Ritt stehen - und<br />
das bei so wenig Segelfläche!<br />
So sind wir<br />
denn auch nach kaum<br />
einer Stunde bereits am<br />
Fröhliche Vesper im großen Cockpit<br />
Westeingang des Svendborg<br />
Sundes. Hier wird es ruhiger<br />
und es bleibt auch Zeit, auf<br />
die herrliche Kulisse an den<br />
Ufern zu achten.<br />
Retour starten Rainer und<br />
ich allein, da wir angesichts<br />
von geschätzten 3 bis 4<br />
Stunden harter Kreuz die<br />
Kinder den zum Shoppen<br />
nach Svendborg geeilten<br />
Am Dorfbrunnen von Ærøskøbing<br />
Seite - 6 -
Frauen überlassen. Und tatsächlich:<br />
Wenn auch bei<br />
Sonne und lockerer Bewölkung,<br />
empfängt uns etwa eine<br />
Meile nach Rantzausminde<br />
eine noch härter und höher<br />
gewordene Welle. Keine<br />
Spur mehr von den verführerisch<br />
unter dem Heck durchrauschenden<br />
Schiebewellen.<br />
Selbst unter der 9 qm Fock<br />
und dem nun zweifach ge-<br />
Abendstimmung im Nakkebølle Fjord<br />
refften Groß steht die <strong>Sudar</strong><br />
in den Böen mächtig unter<br />
Druck. Da wir noch 6 sm<br />
West (bei Westwind) gut<br />
machen müssen, um in den<br />
Nakkebølle Fjord zu gelangen,<br />
geht es hoch am Wind<br />
auf die Kreuz. Jetzt macht<br />
sich beruhigend bemerkbar,<br />
wie groß die Endstabilität<br />
des mit nur 2,25 Metern<br />
Breite sonst recht ranken<br />
Bootes ist. Dennoch treffen<br />
uns manche der Böen so<br />
stark, dass ohne Fieren des<br />
Groß die <strong>Sudar</strong> in die Sonne<br />
schießen würde. Sonst liegt<br />
"Bine" auf diesem Kurs übrigens<br />
selbst bei fast 30 Grad<br />
Krängung ausgesprochen gut<br />
auf dem Ruder (ordentlich<br />
Zupacken muss man aber<br />
schon ...). Die "Mightystick"<br />
Pinnenverlängerung von<br />
RWO, die ich anstelle der<br />
etwas einfachen, serienmäßigen<br />
Verlängerung von Ronstan<br />
montiert habe, tut dank<br />
der guten Ergonomie und<br />
Funktionalität ihr Übriges<br />
zum Kurshalten bei dem<br />
“harten” Wetter. Die Großschot<br />
habe ich dabei immer<br />
in Griffbereitschaft, um zwischen<br />
Krängung, Ruderdruck<br />
und Segelstellung das Optimum<br />
zu finden.<br />
Nass werden wir an diesem<br />
Abend trotz des schönen<br />
Sonnenscheins: Der relativ<br />
niedrige Freibord und die<br />
fehlende Sprayhood (die man<br />
"binnen" eh' nicht braucht)<br />
lassen vorwitzige Wellen<br />
immer wieder einsteigen.<br />
Hart dran kommen wir immer<br />
noch auf nahezu 5 kn,<br />
aber dennoch dauert der<br />
Rückweg fast 3 ½ Stunden,<br />
gegenüber kaum zwei Stunden<br />
auf dem Hinweg. Der V-<br />
Spant im Vorschiffsbereich<br />
lässt “Bine” meist angenehm<br />
“sanft” in die Seen einsetzen.<br />
Daheim im Ferienhaus muss<br />
der sonst ausgesprochen<br />
sportliche Rainer dann ein<br />
“Geständnis” machen: Dass<br />
Segeln physisch derart anstrengend<br />
sein könne, sei<br />
ihm zuvor nicht klar gewesen<br />
– er ist ganz und gar körperlich<br />
„platt“.<br />
30.8.: Fjællebroen - Rødby<br />
(50,1 sm)<br />
Am 30.8. wird es dann ernst.<br />
Während meine Familie zur<br />
Rückreise rüstet, überführe<br />
ich "Bine" nach Rødby, um<br />
dort mit der Familie wieder<br />
zusammenzutreffen, sie per<br />
Auto & Fähre nach Deutschland<br />
zur Bahn zu bringen<br />
und das Auto am Zielhafen<br />
des Törns – Burgstaken - abzustellen.<br />
Der Tag beginnt -<br />
wie ein böses Omen - mit<br />
Nieselregen. In den vergangenen<br />
5 Wochen hatte es<br />
kaum drei mal mehr oder<br />
weniger kurz geregnet. Am<br />
Vorabend hatte ich bereits<br />
meinen Anker vom Beiboot<br />
aus heraufgetaucht und am<br />
Grundgeschirr der Boje per<br />
Slip festgemacht. Als es<br />
dann um 6:00 Uhr zu dämmern<br />
beginnt, mache ich<br />
“Bine” klar. DLF verkündet<br />
um 6.40 Uhr: "Belte und<br />
Sund: SW-W 5, rechtdrehend,<br />
später abnehmend 3-<br />
4". Bis auf West sollte die<br />
nächsten 10 Stunden dann<br />
auch alles wie vorhergesagt<br />
eintreffen.<br />
Navigation und Einhandsegeln<br />
in vorzugsweise untiefen<br />
Gewässern, wie denen<br />
der dänischen Südsee scheinen<br />
sich nicht wirklich gut<br />
Seite - 7 -
„Bine“ vor Anker (-Boje) im Nakkebølle Fjord / Blick nach Süd-Ost<br />
zu vertragen. Viele Törns zu<br />
zweit auf dem Meer mit<br />
meiner Frau sowie das häufige<br />
Alleinsegeln bei Starkwind<br />
auf dem Ammersee haben<br />
mich gelehrt, dass die<br />
einfachsten Lösungen oft die<br />
praxisgerechtesten sind.<br />
Mehrere Jahre als A- und<br />
BR-Scheinausbilder im<br />
Hochschulsport haben mich<br />
zudem zu einem Fan terrestrischer<br />
Navigation gemacht.<br />
So läuft mein guter, alter<br />
Garmin 50 zwar immer auf<br />
vorprogrammierter Hauptroute<br />
mit, ohne klare Orientierung<br />
an Tonnen, Landmarken<br />
oder Tiefenlinien,<br />
die ich auf einem Handzettel<br />
am Vorabend übersichtlich<br />
notiert habe, passiert aber<br />
seglerisch in solch anspruchsvollen<br />
Gewässern bei<br />
mir nichts.<br />
Der günstige Wind bringt<br />
mich bis 8:30 Uhr unter<br />
Groß und Genua, zeitweise<br />
mit nahezu 6 kn, in die Höhe<br />
der N-Spitze von Birkholm.<br />
Um 10.00 Uhr habe ich bereits<br />
Marstal passiert, wo ge-<br />
rade eine Dehler 34 unter<br />
Maschine aus dem Hafen<br />
kommt und mächtig<br />
"Dampf" in Richtung<br />
Marstal Bugt macht. Ich<br />
durchsegle die Rinne fast ebenso<br />
schnell! Auf den<br />
nächsten rund 10 sm am<br />
Wind, die uns vor die Südspitze<br />
Langelands zum<br />
Sneeke Grund führen, nimmt<br />
mir die zwischenzeitlich unter<br />
Segeln laufende erheblich<br />
größere Dehler keine 2 Kabellängen<br />
Weges ab - das<br />
macht mich dann doch auf<br />
das Boot und meine Segelei<br />
ein wenig stolz.<br />
Keldsnor im Blick und<br />
durch zusehends aufklarendes<br />
Wetter bestärkt, setze ich<br />
noch vor dem Tiefwasserweg<br />
(Kiel - Ostseeweg) meinen<br />
mit knapp 30 qm etwas zu<br />
kleinen Spi (serienmäßig<br />
sind 40 qm). Durch seine ge-<br />
Für das Segeln auf der See wurde einiges geändert und neu angeschafft<br />
Das Segeln auf größeren Gewässern, auf denen z.B. einer Wetteränderung nicht<br />
immer durch Anlaufen eines Schutzhafens begegnet werden kann, erfordert eine<br />
entsprechende Ausrüstung als auch die baulich/konstruktiven Voraussetzungen,<br />
damit aus dem Segelsport nicht ein gefährliches Spiel wird. Die größte "Schwachstelle”<br />
der <strong>Sudar</strong> ist in diesem Zusammenhang sicherlich das niedrige Brückenschot,<br />
das bei hartem Wetter wenigstens durch die fest arretierte untere Hälfte des<br />
Steckschotts erhöht werden sollte. Wer eine <strong>Sudar</strong> gezielt für die See nutzen will,<br />
wird sicherlich von der Werft eine bessere und bequemere Lösung erhalten können.<br />
Ausreichend Auswahl an Segeln für verschiedene Wetterlagen versteht sich von<br />
selbst - Rollreffeinrichtungen sollten m. E. großen Booten mit allein kaum zu beherrschenden<br />
Segelflächen überlassen werden. Neben dem bereits erwähnten Einbau<br />
von Kompass und Lot/Logge, ist der Einbau einer vom Cockpit aus bedienbaren<br />
Handlenzpumpe mit Saugkörben im Kielsumpf sowie am tiefsten Punkt der riesigen<br />
Backskiste(n) überaus wichtig.<br />
Die Elektrik musste vollständig erneuert, eine neue Batterie sicher verkeilt und fixiert<br />
werden. Alle Kabel wurden in Leerrohren verlegt, der Landanschluss mit einem<br />
FI-Schalter abgesichert. Da das Top-Licht ohnedies nicht BSH- zugelassen war,<br />
entschied ich mich für eine vollständige Beleuchtung (Heck-, Zweifarblaterne,<br />
Dampferlicht), was beim Ausfall einer Leuchte noch "Reserven” belässt. Eine<br />
Deckssteckdose für meinen Garmin 50 und den Pinnenpilot TP 10 von SIMRAD,<br />
das neu verkabelte Schaltpanel, sowie eine Halogen- Deckenleuchte auf Backbord<br />
für die Kartenarbeit rundeten schließlich die Ausrüstung für's Einhandsegeln ab: So<br />
kann sowohl in Ruhe ein Blick in die Karte erfolgen, ein Segelmanöver vor- oder eine<br />
Mahlzeit zubereitet werden.<br />
Der Kocher erhielt noch Topfhalter, die Pantry eine Klappstütze sowie in Längs-<br />
wie Querrichtung einen Auszugsschutz. Im Schwalbennest sorgt ein Teller- und<br />
Glashalter dafür, dass auch bei bewegter See nicht alles durcheinander fliegt.<br />
Seite - 8 -
ingere Größe ist er allerdings<br />
auch allein gut zu führen.<br />
Und was jetzt kommt ist<br />
Bilderbuchsegeln: 25 Meilen<br />
unter Spi, anfangs noch mit<br />
bis zu 6,5 kn, und das ganze<br />
bei Sonnenschein als glatter<br />
Anlieger auf Rødby. Zwischendurch<br />
gibt es einen auf<br />
der patenten Schiebepantry<br />
zubereiteten Cappuccino –<br />
und später noch einen Campari-Orange.<br />
Um 16.00 Uhr stehe ich<br />
dann vor Rødby. Bevor ich<br />
einlaufe, kommen diesmal<br />
entgegen meiner sonstigen<br />
Gewohnheit die Segel komplett<br />
hinunter und der Außenborder<br />
zum Einsatz. Die<br />
Ballung von Fähren, ohne<br />
ohne ihren Fahrplan zu kennen,<br />
macht mich unruhig,<br />
und so bin ich froh, den Vorhafen<br />
schnell zu durchqueren,<br />
um im alten Westhafen<br />
kurze Zeit später festzumachen.<br />
Gut 50 sm und rund 9<br />
Stunden liegen hinter mir -<br />
erneut ein gutes Zeugnis für<br />
die Fahrtentauglichkeit meiner<br />
"Bine".<br />
Die jetzt beginnende letzte<br />
Woche dieses "Segelsommers<br />
in Dänemark" führt<br />
durch den Guldborgsund<br />
nordwärts ins Smålands<br />
Fahrwasser, weiter über<br />
Fejø, Lohals, Svendborg und<br />
Marstal nach Burgstaaken,<br />
wo "Bine" dann am 7. September<br />
am Kran hängt, um<br />
am Wochenende wieder an<br />
"ihren" Ammersee zu rollen.<br />
Auch wenn noch an mehreren<br />
Tagen in dieser letzten<br />
Woche der Wind aus östlichen<br />
Richtungen weht,<br />
scheint nun die lange<br />
Schönwetterphase in Skan-<br />
dinavien zu Ende zu gehen.<br />
In Deutschland hingegen gab<br />
es in diesem Sommer eine<br />
Jahrhundertflut, was uns hier<br />
oben nach fast sechs Wochen<br />
Sonne ganz unwirklich erscheint.<br />
So genieße ich diese<br />
letzte Woche noch mit viel<br />
Sonne und mittleren Winden.<br />
Nachdem das Porta-Potti<br />
schon seit längerem im Auto<br />
liegt, ist unter Deck auch<br />
wirklich recht ordentlich<br />
Platz. Ohne die einfache<br />
Cockpit-Persenning allerdings,<br />
die im Hafen gegen<br />
Sonne und Regen Schutz<br />
bietet, wäre der Platz doch<br />
arg beengt. Wer es ganz<br />
komfortabel möchte und öfter<br />
Fahrtensegeln geht, könnte<br />
die <strong>Sudar</strong> sicherlich leicht<br />
mit der z.B. bei Folkebooten<br />
verbreiteten abnehmbaren<br />
"Kuchenbude" für den Hafen<br />
aufrüsten.<br />
Die kleine Schiebepantry<br />
mit dem einflammigen Poseideon<br />
Spirituskocher hat<br />
sich übrigens gut bewährt,<br />
auch wenn der Taster für die<br />
Druckwasserpumpe, nachdem<br />
er nun endlich einmal<br />
Gelegenheit hatte, sich zu<br />
beweisen, prompt seinen<br />
“Geist” aufgab (am Ammersee<br />
sind Borddurchlässe zu<br />
verplomben, daher musste<br />
die Küche auf die Ostsee für<br />
ihre erste, echte Bewährung<br />
warten). Einmal bringe ich es<br />
sogar bis zu Spaghetti con<br />
Olio e Frutti di Mare, ein guter<br />
Rotwein bei untergehender<br />
Abendsonne dazu, versteht<br />
sich von selbst ...<br />
Raumschots mit Rauschefahrt voran!<br />
Seite - 9 -
Eine <strong>Sudar</strong> <strong>Regatta</strong> unter Vollzeug am Wind<br />
1.9.: Rødby – Nyköbing<br />
(30,7 sm)<br />
DLF meldet um 1:05 Uhr<br />
“Belte und Sund: NW 6, später<br />
abnehmend 4-5”. Am<br />
nächsten Morgen “fegt” denn<br />
auch bei strahlendem Sonnenschein<br />
ein steifer Wind<br />
über die direkt am Westhafen<br />
beginnenden Dünen, so<br />
dass sich bald überall an<br />
Deck der feine Sand findet.<br />
Apropos Sand: Auch wenn<br />
Rødby ein vielgeschmähter<br />
Hafen ist, bietet er westlich,<br />
in Richtung des Badelandes<br />
“Lalandia” einen schönen<br />
Strand mit Dünenlandschaft,<br />
der auch zu längeren Spaziergängen<br />
einlädt.<br />
Ich drehe “Bine” mit Leinenhilfe<br />
im extrem engen<br />
NW-lichen Becken des<br />
Westhafens, setze Segel an<br />
einem Dalben des quer davor<br />
verlaufenden Steges und<br />
durchsegele geschwind den<br />
Fährhafen, eine bereits wieder<br />
auf ihn zulaufende Fähre<br />
stets im Blick. Den Motor<br />
benutze ich generell so selten<br />
wie möglich - nicht nur aus<br />
sportlichem Ehrgeiz, sondern<br />
auch, weil meiner Überzeugung<br />
zufolge hier viel Überflüssiges<br />
gelehrt und gepflegt<br />
wird: Gerefft wird bei mir<br />
beispielsweise stets auf einem<br />
Amwindkurs; so “zieht”<br />
das Vorsegel noch und<br />
stabilisiert das Boot,<br />
während am gefierten Groß<br />
in Ruhe gearbeitet werden<br />
kann. In den Wind gehen unter<br />
Motorhilfe ist hingegen in<br />
den meisten Fällen nicht nur<br />
unnötig sondern sogar gefährlich.<br />
Auch Segel Setzen<br />
und Bergen ist in meinen<br />
Augen etwas, was man<br />
möglichst auch im Hafen<br />
(natürlich an geeigneter<br />
Stelle und nicht in der Box!)<br />
können muss. Gerade mit<br />
den modernen Yachtkonstruktionen<br />
ist dies auch ohne<br />
weiteres möglich, wenigstens<br />
bis 40 Fuß. Meine Devise<br />
gegenüber BR-Scheinschülern<br />
war dabei immer:<br />
Im Hafen kosten Fehler<br />
höchstens Geld, auf See u.U.<br />
Gesundheit oder Leben. Vielen<br />
scheint ersteres größere<br />
Sorgen zu bereiten ...<br />
Bei schönstem Sonnenschein<br />
und einem sich abschwächenden<br />
Trog über<br />
Dänemark “jage” ich raumschots<br />
an LT Hyllekrog vorüber<br />
und am Rødsand entlang<br />
auf die Rinne bei Østre<br />
Mærker zu. Einzelne Stellnetze<br />
reichen bis weit auf die<br />
See hinaus, so dass ich deutlich<br />
Abstand zur Küste halten<br />
muss. 5 Meilen nach der<br />
Seite - 10 -
Klappbrücke bei Nykøbing<br />
Rinne, deren Betonnung bei<br />
auflandigem Wind und entsprechender<br />
See oft nicht<br />
leicht auszumachen ist, stoße<br />
ich auf die am Eingang zum<br />
Guldborgsund gelegene Süd-<br />
Tonne. Auch wenn der Wind<br />
aus NW fast gegenan bläst,<br />
bin ich fest entschlossen: Es<br />
wird, wenn irgend möglich,<br />
aufgekreuzt. “Bine” lässt<br />
sich so sauber durch die<br />
Wenden steuern, dass jeweils<br />
kaum ein Knoten Fahrt verloren<br />
geht.<br />
Ein bisschen mulmig wird<br />
es mir dann doch bei Nordmands<br />
Sand, wo die Rinne<br />
sehr eng ist und direkt in<br />
Richtung NW führt. Meine<br />
Überlegung, wenn’s nicht<br />
ginge, könnte ich ja immer<br />
noch raumschots wieder herauskommen<br />
und den Motor<br />
für einen neuen Anlauf starten,<br />
gibt mir den nötigen<br />
Mut: Wende an Wende arbeite<br />
ich mich durch die<br />
nicht viel mehr als 30 Meter<br />
breite Rinne und Ruck-<br />
Zuck” sind „Bine“ und ich<br />
hindurch.<br />
Vor der Klappbrücke bei<br />
Nykøbing kommen die Segel<br />
hinunter und ich laufe gegen<br />
halb sechs in den geräumigen<br />
Yachthafen ein. Nykøbing<br />
bietet - nicht zuletzt<br />
durch die Feriensiedlungen<br />
an der Ostküste - ein hervorragendesEinzelhandelsangebot<br />
an, selbst ein ALDI in<br />
Hafennähe fehlt nicht. Nach<br />
einem gemütlichen Stadtbummel<br />
ergötze ich mich an<br />
einem Motorbootfahrer, der<br />
eine überdimensionierte Satellitenschüssel<br />
für das abendlicheUnterhaltungsprogramm<br />
gewissenhaft auf<br />
Revier und Route im Überblick<br />
dem Steg aufbaut. So haben<br />
eben alle an diesem Abend<br />
ihre Unterhaltung …<br />
3.9.: Dybvig - Lohals<br />
(29 sm)<br />
Nachdem ich mich gestern<br />
bei schönem, aber ruhigem<br />
Wetter nach Dybvig “gehungert”<br />
habe, geht’s heute bei<br />
E - NE und 5 bis 6 Bft. (DLF<br />
lag mit SE - E um 90°<br />
daneben) sehr sportlich in<br />
Richtung des Langelandsbelts,<br />
quer über den Großen<br />
Belt. Dort hat sich ein beträchtlicher<br />
Seegang aufgebaut,<br />
der aber raumschots<br />
enormen Segelspaß bringt.<br />
Die fest installierte, sonst als<br />
Niederholer gefahrene Leine,<br />
dient jetzt als Bullentalje, allerdings<br />
ohne Achtknoten,<br />
um sie im Falle eines Falles<br />
leicht losschmeißen zu können.<br />
Erst eine halbe Kabellänge<br />
vor Lohals, wo durch<br />
die Landabdeckung ruhiges<br />
Wasser herrscht, kommen<br />
die Segel herunter und ich<br />
bin 10 Minuten später fest im<br />
alten Fischerhafen.<br />
Heute Abend sorgt ein von<br />
Anglern gechartertes ehema-<br />
liges Fischerboot für’s Hafenkino:<br />
Seite - 11 -
Mit noch ausgelegter Angel<br />
geht’s munter zwischen den<br />
Dalben hindurch in die Box -<br />
und ein nicht wiederzugebender<br />
Fluch begleitet das<br />
Geräusch der abbrechenden<br />
Angel. Ich nutze die schöne<br />
Abendsonne dann noch für<br />
ein Bad in der Ostsee und einige<br />
Annäherungsversuche<br />
bei den wehrhaften Taschenkrebsen,<br />
die es hier in Hülle<br />
und Fülle gibt.<br />
Die nächsten beiden Tage<br />
führen bei ruhigem Wetter<br />
über das malerische Svendborg<br />
nach Marstal, der stimmungsvollen<br />
Seefahrerstadt<br />
im Osten Årøs.<br />
5. - 6.9. Marstal - Burgstaken<br />
(41 Meilen)<br />
Ein Nachttörn hat eine eigene<br />
Atmosphäre - und so beschließe<br />
ich, den letzten großen<br />
Schlag in der Nacht vom<br />
5. auf den 6. zu machen. Dazu<br />
kommt, dass mit SSW<br />
zunächst noch geeigneter<br />
Wind angesagt ist, der später<br />
dann in Richtung Ost drehen<br />
soll und ich nicht wegen einer<br />
Wetteränderung 40 Meilen<br />
aufkreuzen oder unter<br />
Außenborder laufen will.<br />
Um 02:00 Uhr wird aufgestanden<br />
und mit Blick auf die<br />
enge und im Dunkeln etwas<br />
kniffelige Fahrrinne Richtung<br />
Marstal-Bugt mache ich<br />
die Segel zwar klar zum Setzen,<br />
motore aber zunächst<br />
nebst großer Beleuchtung<br />
(Zweifarblaterne, Heck- und<br />
Dampferlicht) los. Nach etwa<br />
der Hälfte der Strecke in<br />
der Rinne kommt mir ein offenbar<br />
völlig desorientierter<br />
Segler unter Maschine mit<br />
ordentlich Fahrt entgegen.<br />
Mangels Durchblick ent-<br />
scheidet er sich, auf die von<br />
mir angeleuchtete grüne<br />
Tonne direkt zuzuhalten: Der<br />
sichere Ansatz für einen<br />
Rammstoß gegen meine "Bine".<br />
Vielleicht zwei Bootslängen<br />
vor einer Kollision<br />
reagiert er dann auf mein<br />
aufgeregtes Waarschau-<br />
Geschrei und dreht, ohne<br />
Fahrt zu verringern wieder<br />
Richtung Bb-Seite des Fahrwassers<br />
ab. Ein Charterkahn,<br />
sicherlich voll mit „hochkompetenten<br />
Seebären“, die<br />
einmal im Jahr zwei Wochen<br />
Segeln gehen und sich offenbar<br />
seemanschaftlich übernommen<br />
haben. Den<br />
Schreck, beinahe gerammt<br />
worden zu sein in den Knochen,<br />
schimpfe ich noch ordentlich<br />
über zunehmenden<br />
Dilettantismus und Rücksichtslosigkeit<br />
auch auf See.<br />
Je mehr ich auf die Ansteuertonne<br />
zukomme, desto<br />
mehr spüre ich den vom<br />
steifen Südwest aufgebauten<br />
Seegang. Der am Heck montierte<br />
Außenborder taucht<br />
immer öfter einmal in der<br />
Welle auf, so dass ich froh<br />
bin, endlich Segel setzen zu<br />
können und den "Quirl"<br />
hochzuklappen. "Voll und<br />
Bei" geht es unter Groß und<br />
Genua dann mit 5,8 kn in<br />
Richtung Fehmarnsund.<br />
Während Logge und Kompass<br />
"leise" vor sich hinglimmen,<br />
geht es mit dem<br />
unnachahmlichen Plätschern<br />
und Rauschen, das man nur<br />
vom Segeln kennt, gen Fehmarn.<br />
Bereits um 7.30 Uhr<br />
passiere ich an Bbd. die NW-<br />
Huk von Fehmarn. Vom erwachenden<br />
Festland kommt<br />
mir eine kleine Armada von<br />
Angelausflugsbooten entge-<br />
gen, die Frühaufsteher zum<br />
Fischen auf die Ostsee bringen.<br />
Auch heute lässt mich<br />
die seit sechs Wochen unermüdliche<br />
Sonne nicht im<br />
Stich, und vertreibt den<br />
Morgendunst! Gegen 9.00<br />
Uhr geht es auf die Fehmarnsundbrücke<br />
zu und um 11.00<br />
Uhr bin ich fest in Burgstaaken.<br />
Rund 600 sm in sechs Wochen,<br />
das ist nicht gerade<br />
viel. Wenn man aber bedenkt,<br />
dass 400 Meilen auf<br />
die erste und letzte Woche<br />
entfallen, sieht es schon wieder<br />
anders aus. Es reicht<br />
nicht für große Seglerehren,<br />
wohl aber für ein solides Urteil<br />
zur Seegängigkeit und<br />
Einhandtauglichkeit der <strong>Sudar</strong><br />
sowie zur Urlaubstüchtigkeit<br />
des Bootes.<br />
Zu letzterem: Sechs Wochen<br />
chartern, selbst wenn es<br />
um weniger als 30 Fuß geht,<br />
sind nicht gerad’ billig. Zudem:<br />
Wer gerne "richtig"<br />
und sportlich segelt, und das<br />
auch Einhand, der wird nicht<br />
viel mit den typischen Charterbooten,<br />
mit "Lenkrad" im<br />
Cockpit, Großschot über ’ne<br />
Winsch bedienbar und "all<br />
sails rolled" anfangen können<br />
und sein eigenes Boot<br />
bevorzugen. Dazu noch eine<br />
Zahl: Über alles gerechnet<br />
bin ich rund 5% der zurückgelegten<br />
Strecke unter Motor<br />
unterwegs gewesen. So etwas<br />
ergibt sich, wenn man<br />
entweder ein überzeugter<br />
Segler ist, oder keinen 3-<br />
Zylinder Turbo unter Deck<br />
hat.<br />
Oder eben beides.<br />
Seite - 12 -
Segelrevier Ostsee<br />
Vielfalt<br />
Wer sie nicht kennt, weiß kaum, welche Perle<br />
da vor unserer Haustür liegt: Die größte Ansammlung<br />
an Inseln aller Art und Größe, die<br />
auf der Nordhalbkugel unserer schönen Erde<br />
existiert. Und zwar mit weitem Abstand! Allein<br />
die Ålandinseln umfassen rund 6.500 Inseln<br />
aller Größe! Die Rede ist von der Ostsee,<br />
die sich ca. 650 sm ost-westlich und knapp<br />
400 sm von Nord nach Süd erstreckt.<br />
Von Norwegen über Dänemark und Schweden<br />
bis hin nach Finnland und ins Baltikum<br />
locken abertausende von Inseln, mal mit<br />
Stränden, idyllischen Häfen und<br />
liebenswerten Orten, mal mit Natur<br />
pur! Navigatorisch<br />
anspruchsvoll wie wenige Gewässer<br />
sonst in Europa, bietet die<br />
Ostsee auch Herausforderungen<br />
für jeden nautisch Begeisterten.<br />
Wetter<br />
Ein gern gepflegtes Vorurteil zum Thema<br />
Skandinavien: Da gibt es meist nur schlechtes<br />
Wetter, jedenfalls wird es im Sommer nicht<br />
so recht warm. Weit gefehlt! Wenn sich erst<br />
einmal das ohnehin für das Wetter in Europa<br />
maßgebliche Azorenhoch aufgebaut hat, entsteht<br />
eine stabile Hochdrucklage, die sich bis<br />
über Schweden ausbauen kann. Die Folge:<br />
Viel Sonne, wenig Bewölkung und bei mittle-<br />
ren Winden keine drückende Hitze. Tiefdruckgebiete<br />
werden hingegen nach Süden<br />
abgelenkt und sorgen in Süddeutschland bis<br />
hin zum Mittelmeer für die typischen Sommerunwetter.<br />
Mittlere Winde dominieren und von Juli bis<br />
September gibt es weniger als 10% Starkwindtage<br />
(6 Bft. & mehr). Gezeiten spielen<br />
praktisch keine Rolle und selten ist ein schöner<br />
Hafen mehr als 20 sm entfernt. Die Temperaturen<br />
bewegen sich von 20 bis 30 °C.<br />
Links: Schwedens Schärenküste<br />
Oben: Impression von Bornholm<br />
Infrastruktur<br />
Ersatzteile, Einzelhandel und allgemeine<br />
Infrastruktur sind skandinavientypisch<br />
gut. Lediglich Alkohol und Restaurants<br />
sind in etlichen Ländern für unsere Maßstäbe<br />
überdurchschnittlich teuer.<br />
Dafür sind die Hafengebühren im Vergleich<br />
zu den meisten Mittelmeerregionen geradezu<br />
lächerlich. Auch kennt man keine „miese Abzocke“<br />
wie im Süden, von Leuchtturmsteuern<br />
angefangen bis hin zu zweifelhaften Ankergebühren.<br />
Und das Kranen ist allemal günstiger,<br />
als an etlichen der oberbayerischen Seen.<br />
Seite - 13 -
Bine zurück am Ammersee<br />
Übrigens fand auch meine<br />
gesamte Familie die Kombination<br />
von Ferienhaus, Bucht<br />
und kleinem Hafen vis-á-vis<br />
ideal. Unsere Segelbegeisterung<br />
konnte so zwanglos<br />
auch mit unseren Kindern<br />
geteilt werden, ohne zu sehr<br />
in den Mittelpunkt zu treten.<br />
Allerdings ist das Angebot<br />
an dänischen Ferienhäusern<br />
in Hafennähe eher mager.<br />
Bedeutendste Ausnahmen<br />
sind wohl die Feriencenter in<br />
Ebeltoft und Klintholm, was<br />
man aber mögen muss.<br />
Summa summarum genügend<br />
Gründe, die m.E. dafür<br />
sprechen, ein trailerbares<br />
Boot auch ruhig einmal mit<br />
auf die See zu nehmen.<br />
Die <strong>Sudar</strong>-<strong>Regatta</strong> ließ sich<br />
nicht nur gut trailern (nie<br />
schneller als neunzig, sehr<br />
vorausschauend fahren, als<br />
Zugfahrzeug ein Geländewagen),<br />
sie segelte auch wie<br />
für das Revier gemacht. Man<br />
bemerkt im übrigen viel<br />
stärker, wenn man selbst mit<br />
einem "kleinen" Boot unter<br />
wegs ist, wie viele 806er, H-<br />
Boote, Folkeboote etc. auf<br />
der Ostsee unterwegs sind:<br />
Es sind etliche! Mit kleinen<br />
Booten ist man zwar näher<br />
dran, am nassen Element,<br />
An- und Ablegen unter Se-<br />
Der Steckbrief unserer <strong>Sudar</strong> <strong>Regatta</strong><br />
Verfasser: Dr. Wolfgang Salzmann, Dießen am Ammersee<br />
geln, Einhandsegeln oder<br />
auch das Anlaufen ver<br />
schwiegener Ankerbuchten<br />
und kleiner Häfen ist aber<br />
viel eher möglich, als mit<br />
großen Booten. Zudem führt<br />
das Segeln mit kleineren<br />
Booten eher dazu, dass man<br />
das gerade bei kurzen<br />
Chartertörns oft<br />
vorkommende “Meilengeschruppe”<br />
(gerne auch unter<br />
Maschine, weil der Wind<br />
ja gerad’ mal wieder nicht<br />
aus der “richtigen” Richtung<br />
weht ...) sein lässt und sich<br />
Zeit für Häfen, Land und<br />
Leute nimmt.<br />
Uns und alle mitsegelnden<br />
Freunde hat es jedenfalls<br />
"gepackt" und so hoffen wir,<br />
einmal wieder Zeit zu haben,<br />
um unsere Bine von dem See<br />
auf die See entführen zu<br />
können!<br />
Das Boot, eine 1996 in Ungarn mit der Baunummer 76 gebaute <strong>Sudar</strong> <strong>Regatta</strong>, trägt<br />
den Spitznamen "H-Boot des Ostens". Von diesem unterscheidet die <strong>Sudar</strong> aber nicht<br />
nur das schnellere Unterwasserschiff und modernere Deckslayout sowie der größere Innenraum,<br />
sondern auch das deutlich höhere Geschwindigkeitspotential. Dabei ist die <strong>Sudar</strong><br />
mit genau 8 m Länge 24 cm kürzer als das H-Boot. Den passenden Wind vorausgesetzt,<br />
läuft die <strong>Sudar</strong> auch bedeutend größeren Booten davon (siehe Reisebericht).<br />
Der V-Spant im Vorschiffsbereich geht in einen S-Schlag am einlaminierten Bleikiel über,<br />
der seinerseits nur mäßig konzentriert ist und bis 1,40 m Tiefe reicht. Das Spatenruder ist<br />
vorbalanciert und vermittelt stets ein gutes Gefühl für das Boot via Pinne und Ausleger.<br />
Richtig getrimmt und bei mäßiger Welle lässt sich die <strong>Sudar</strong> bei festgelaschter Pinne nur<br />
durch Gewichtsverlagerung zum Anluven bzw. Abfallen bringen.<br />
Das 7/8tel Rigg mit gepfeilter Saling und Unterwanten sowie verjüngtem Mast läßt sich<br />
im oberen Mastdrittel hervorragend durch Biegen trimmen. Der tiefstehende Baum stellt<br />
eine große Segelfläche für's Groß sicher, gibt aber der Arbeit im Cockpit eine deutlich<br />
sportliche Note. Der mittlerweile über die gesamte Cockpitbreite reichende Traveller ermöglicht<br />
- ein geeignetes Groß vorausgesetzt -, dieses auf allen Am-Wind Kursen wirkungsvoll<br />
flach trimmen zu können. Die Voraussetzungen für 2 Patentreffs sind gegeben,<br />
eines im Groß ist serienmäßig. Die Beschläge sind allesamt gut dimensioniert und v.a.<br />
von Ronstan. Die hervorragenden Genua- und Fallwinschen von Andersen sind in Verbindung<br />
mit den Easylock Klemmen (Fallen und Strecker) und den Ronstan Curry-<br />
Klemmen (Fock-, Genua- und Spi-Schoten) für meinen Geschmack eine Idealbesetzung.<br />
Während Binnen Selftainer sicherlich überflüssig sind, würde ich an der See sie unbedingt<br />
empfehlen.<br />
Unter Deck glänzt die <strong>Sudar</strong> mit einer schönen Innenschale, viel Stauraum, einer sauberen<br />
Verarbeitung und vier Kojen à 2 m. Ein wirklich tiefer Kielsumpf mit mächtigen Kielbolzen<br />
sowie eine durchdachte Schiebepantry runden das Bild ab. Mit 1,6 Tonnen für 8 m<br />
Schiff erscheint die <strong>Sudar</strong> nicht als Leichtgewicht, ist dafür aber mit einem 750 kg schweren<br />
Bleikiel mit Stahleinlage ausgestattet (was für das beachtliche aufrichtende Moment<br />
von 94 kp sorgt), einem ansehnlichen Innenausbau und einem solide gebauten Rumpf.<br />
Die Klassenvorschriften schreiben das Gewicht fest, so dass jede <strong>Sudar</strong> gleich solide ist<br />
und bei Regatten gegen andere <strong>Sudar</strong>s ihre Chance hat .<br />
Seite - 14 -