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Mersad Berber - Galerie Hoeppner

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<strong>Mersad</strong> <strong>Berber</strong><br />

Der bosnische Maler <strong>Mersad</strong> <strong>Berber</strong> ist kein unbekannter, seitdem er durch Hans <strong>Hoeppner</strong> für<br />

Deutschland entdeckt und dem kunstinteressierten Publikum unseres Landes zum ersten Mal<br />

präsentiert wurde. Das war im Herbst 1975. Seitdem veranstaltete <strong>Hoeppner</strong> in seinen <strong>Galerie</strong>n<br />

vielbeachtete Ausstellungen, in denen nacheinander die Farbholzschnitte, die Ölbilder, die Pastelle<br />

und schliesslich Arbeiten aus allen malerischen und grafischen Bereichen zu sehen waren.<br />

Die Eigenart und Kostbarkeit der altmeisterlichen Malerei und golddurchwirkten Grafik von <strong>Mersad</strong><br />

<strong>Berber</strong>, in der sich Elemente des Ikonenhaften und Byzantinischen, des Islamischen und<br />

Florentinischen, des Jugendstilartigen und Surrealen auf poetisch verfremdete Weise vereinen,<br />

fand von Anfang an auch hierzulande ein nachhaltiges Echo. Auch ich war von <strong>Berber</strong>s Werken<br />

sogleich gefesselt und habe über sie seit 1975 mehrfach in der WELT, in der WELTKUNST, in<br />

Katalogvorworten und in Ansprachen interpretierende Texte veröffentlicht.<br />

Der Moslem <strong>Mersad</strong> <strong>Berber</strong> stammt aus dem bosnischen Bergstädtchen Bosanki Petrovac, wo er<br />

am 1. Januar 1940 geboren wurde. In diesem altertümlichen Städtchen hat das Weberhandwerk<br />

eine alte, lang zurückreichende Tradition. <strong>Berber</strong>s Familie war handwerklich tätig und bildete eine<br />

Art Manufaktur, in der alle Mitglieder webten, stickten oder Entwürfe malten. <strong>Mersad</strong> <strong>Berber</strong> wuchs<br />

also am Webstuhl auf. Sicher findet seine ausgeprägte Neigung zum Textilen und Gobelinhaften<br />

hier ihren Ursprung, die sich bis in sein späteres freies Schaffen auswirkte und vielschichtige<br />

Nachklänge aufwies.<br />

Handwerkliches Können, ein ausgeprägter Sinn für altmeisterliche Präzision und gleichzeitig auch<br />

Freude am Umgang und Experimentieren mit den überlieferten bildnerischen Mitteln zählen zu den<br />

charakteristischen Merkmalen seines vielschichtigen Schaffens. Deshalb erscheint es auch kaum<br />

verwunderlich, dass <strong>Berber</strong> seine Studien an der Akademie für bildende Kunst in Ljubljana sehr<br />

schnell und erfolgreich 1963 mit Promotion abschloss. Seine ausgesprochene Begabung,<br />

theoretische Kenntnisse mit handwerklichem Können zu verbinden, befähigte ihn in besonderem<br />

Masse zum künstlerischen Lehrer.<br />

Seit 1978 ist oder war <strong>Berber</strong> Professor an der Kunstakademie in Sarajevo, wo er im pittoresken<br />

Zentrum der Stadt auch seine Wohnung und sein Atelier hatte, bevor die Kriegsereignisse beides<br />

zerstörten und ihn aus seiner Heimat vertrieben.<br />

Seine bisherige Lebenswelt in Sarajevo wurde vor einigen Jahren in einem Farbfilm dokumentiert,<br />

der auch im Deutschen Fernsehen gesendet wurde, und damit der nachfolgenden Zeit noch<br />

unversehrt überliefert.<br />

Verschiedene, oft miteinander verschmolzene Techniken kennzeichneten die früheren Werke von<br />

<strong>Mersad</strong> <strong>Berber</strong>. Da gab es zunächst die bildhaften Farbholzschnitte, die mit Ölmalerei, Collage und<br />

Goldprägung auf ganz eigne Weise kombiniert waren.<br />

Es folgten die Ölbilder auf Holz oder Leinwand, deren qualitätvolle Technik in der abendländischen<br />

Überlieferung wurzelt, deren Ausdruck und Aussage jedoch stets Altmeisterliches mit<br />

Zeitgenössischem, Tradition mit Gegenwart vereint. In seinen Pastellen und Pastellzeichnungen<br />

wiederum erreicht <strong>Berber</strong> eine ungewöhnlich zarte Transparenz figurativer Darstellung und einen<br />

vielschichtigen Nuancenreichtum von zuweilen nostalgischem Zauber. Seine Bilder waren und sind<br />

<strong>Galerie</strong> <strong>Hoeppner</strong> | Kunsthandlung Haas<br />

Huyssenallee 70 | 45128 Essen, Germany<br />

Tel +49 201 22 28 80 | Fax +49 201 22 87 19<br />

kontakt@galerie-hoeppner.de<br />

www.galerie-hoeppner.de 1/ 2


zum Teil auf echten alten Buchseiten und Dokumenten gemalt und mit dem Verfahren der Collage<br />

und Frottage verschmolzen. Einige seiner Zeichnungen wurden auch mir der Spritzpistole<br />

hergestellt, um jene hauchfeine Durchsichtigkeit zu erzielen, die sie unverwechselbar macht.<br />

Selbst in der Druckgrafik erfand der Künstler ein Medium, das seine Blätter mit den Originalen fast<br />

identisch wirken lässt. Oft waren es Heliogravüren, Kupferdrucke oder Frottagen, die <strong>Berber</strong> später<br />

eigenhändig übermalte, um ihnen den eigenartigen, seidigen Glanz zu verleihen.<br />

Ikonenhaft schöne Mädchengesichter und Turbanbekrönte Männerköpfe, liebreizende<br />

Lautenspielerinnen im Stil des florentinischen Quattrocentro, edle Pferde, Wappen, Schilde und<br />

brokatene Gewänder beherrschten die prunkvolle Szene derjenigen Werke, mit denen <strong>Berber</strong> sich<br />

international einen Namen machte.<br />

Was auf den ersten Blick wie altmeisterliche Ölmalerei in der abendländischen Tradition anmutet,<br />

erweist sich bei näherer Betrachtung oft als experimentelle Collage, der grossformatigen<br />

Farbholzschnitte, Kupferdrucke oder auch fremde Materialien wie Photos, Postkarten und<br />

Reproduktionen alter Kunstwerke zugrunde liegen, die vom Künstler nachträglich übermalt,<br />

überzeichnet oder auch mit Blattgold ausgelegt wurden. In stilistischer Hinsicht vereint <strong>Berber</strong><br />

Elemente der Ikonenkunst und der orientalischen Miniaturmalerei, der Renaissance, der<br />

Symbolismus und des Jugendstils mit folkloristischen Überlieferungen aus dem Balkanraum zu<br />

einer ganz eigenständigen Bildwelt von unverwechselbarer malerisch-zeichnerischer Handschrift,<br />

die ihm allein eigen ist.<br />

Seit 1971 hat <strong>Mersad</strong> <strong>Berber</strong> zahlreiche Kunstpreise gewonnen und internationale<br />

Auszeichnungen erhalten, und zwar in Italien, Brasilien, Polen, Japan, Indien und Spanien. 1992<br />

erhielt er den ersten Kunstpreis der neugegründeten Republik Bosnien-Herzegowina.<br />

<strong>Galerie</strong> <strong>Hoeppner</strong> | Kunsthandlung Haas<br />

Huyssenallee 70 | 45128 Essen, Germany<br />

Tel +49 201 22 28 80 | Fax +49 201 22 87 19<br />

kontakt@galerie-hoeppner.de<br />

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