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Die Deutschordensballei Thüringen mit ihrem Sitz in Zwätzen

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<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong><br />

<strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Zwätzen</strong><br />

Sem<strong>in</strong>arfacharbeit der Abiturstufe am<br />

Christlichen Gymnasium Jena<br />

Marius Engelhardt (12Ma2)<br />

Max Herold (12De1)<br />

Johannes Schier (12Ma2)<br />

Julius Werner (12De1)<br />

Sem<strong>in</strong>arfachbetreuer<strong>in</strong>: Frau Schubert<br />

Fachbetreuer: Herr Jahn<br />

Abgabedatum: 10.11.2008


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ....................................................................................................................... 5<br />

I. E<strong>in</strong>leitung................................................................................................................. 6<br />

II. Historische Umstände <strong>in</strong> Europa während der Entstehung des Deutschen Ordens8<br />

II. 1. Konflikt zwischen Kaiser und Papst.................................................................... 8<br />

II. 2. Das Verhältnis zwischen Christentum und Islam.............................................. 13<br />

II. 3. Der Beg<strong>in</strong>n der Kreuzzüge ............................................................................... 15<br />

II. 4. <strong>Die</strong> Anfänge des Deutschen Ordens ................................................................ 17<br />

III. <strong>Die</strong> allgeme<strong>in</strong>e Geschichte des Deutschen Ordens............................................. 19<br />

III. 1. Der Deutsche Orden im Heiligen Römischen Reich ........................................ 19<br />

III. 2. Der Ordensstaat .............................................................................................. 20<br />

III. 3. <strong>Die</strong> Reformation und ihre Auswirkungen auf den Deutschen Orden ............... 22<br />

III. 4. Der Orden unter Napoleon .............................................................................. 25<br />

III. 5. Der Orden vom Neubeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Österreich bis zum Zweiten Weltkrieg............. 27<br />

III. 6. Der Deutsche Orden im 20. und 21. Jahrhundert ............................................ 28<br />

IV. Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> .................................................................................................. 30<br />

V. Der Deutsche Orden <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>em <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong>................................................. 35<br />

V. 1. Zu den Herrschaftsverhältnissen <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> im 12. Jahrhundert .................. 35<br />

V. 2. <strong>Zwätzen</strong> vor dem Deutschen Orden................................................................. 36<br />

V. 3. Der Deutsche Orden <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> im Mittelalter................................................. 37<br />

3


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. 4. Der Deutsche Orden <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> nach der Reformation................................... 40<br />

V. 5. Der Deutsche Orden <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> <strong>in</strong> der napoleonischen Zeit ........................... 43<br />

V. 6. Ortsbegehung <strong>Zwätzen</strong>.................................................................................... 44<br />

Das Gut .................................................................................................................... 46<br />

Das Gasthaus „Blaue Traube“.................................................................................. 46<br />

Das Ste<strong>in</strong>kreuz ......................................................................................................... 46<br />

VI. Auf den Spuren der Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> heute ........................................................ 47<br />

VII. Fazit ................................................................................................................... 49<br />

VIII. Anhang.............................................................................................................. 52<br />

4


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Vorwort<br />

Bei der Entstehung dieser Sem<strong>in</strong>ararbeit haben wir von vielen Seiten hilfreiche<br />

Unterstützung erhalten. Ganz besonders danken wir unserer äußerst geduldigen<br />

Sem<strong>in</strong>arfachbetreuer<strong>in</strong> Frau Schubert, die <strong>mit</strong> nützlichen Tipps und Ratschlägen<br />

stets zur Seite stand.<br />

Nur durch das große Engagement des Kulturlandschaftsvere<strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> e.V. war es<br />

uns möglich die vorliegende Arbeit <strong>in</strong> dieser Form zu verfassen. Wir danken unserem<br />

Außenbetreuer Herr Andreas Jahn und Dr. Thomas Pester für ihre Hilfe. Außerdem:<br />

„Mutter, wir danken dir!“<br />

5


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

I. E<strong>in</strong>leitung<br />

Das Jenaer Stadtbild ist geprägt durch <strong>mit</strong>telalterliche Bauten. Alte Kirchen, der<br />

massive Festungswall oder das Rathaus bildeten damals wie heute die sozialen<br />

Eckpunkte des öffentlichen Lebens. Gebaut wurden sie zur Zeit der fanatischen<br />

Auslebung der christlichen Religion, Ritter und Kreuzzüge. Hunderttausende<br />

verließen ihre Heimat, um im Heiligen Land für ihr Seelenheil und das Christentum zu<br />

kämpfen. <strong>Die</strong> vielen Mythen und Sagen über die Templer und die noch heute große<br />

Präsenz der Johanniter, <strong>in</strong> Form von karitativen E<strong>in</strong>richtungen und ambulanter<br />

mediz<strong>in</strong>ischer Hilfe, lassen die e<strong>in</strong>stigen Ritterorden <strong>in</strong> unserer Zeit weiter leben. Fast<br />

<strong>in</strong> Vergessenheit geraten ist der Deutsche Orden, e<strong>in</strong>er der e<strong>in</strong>flussreichsten Orden<br />

im östlichen Mittelmeergebiet, im Römisch-Deutschen Reich, <strong>in</strong> Preußen und <strong>in</strong><br />

zahlreichen anderen europäischen Ländern. Wie kam es dazu, dass er so stark<br />

wurde? Er hat nicht nur lesbare Texte h<strong>in</strong>terlassen, sondern auch gut erhaltene<br />

Gegenstände und Bilder. E<strong>in</strong>e der bedeutendsten Balleien des Deutschen Ordens<br />

bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> unserer un<strong>mit</strong>telbaren Umgebung. <strong>Zwätzen</strong> war e<strong>in</strong>e der größten<br />

Niederlassungen (Komtureien) des Ritterordens <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> und Sachsen. In dieser<br />

Zeit haben Komtureien das gesellschaftliche, religiöse und politische Leben der<br />

damaligen Bevölkerung stark bee<strong>in</strong>flusst. So hat er beispielsweise ganze<br />

Landbezirke regiert, Steuern erhoben, Recht gesprochen und die Messe gehalten.<br />

Doch <strong>in</strong> den letzten Jahrhunderten hat er se<strong>in</strong>e Position schrittweise aufgeben<br />

müssen. In dieser Arbeit möchten wir klären, wie der Deutschen Orden se<strong>in</strong>en<br />

ehemals großen E<strong>in</strong>flussbereich im Laufe der Jahre verloren hat und seitdem nicht<br />

wieder zu alter Stärke gefunden hatte.<br />

Durch die Feier anlässlich des 825-jährigen Bestehens des Stadtteils Jena-<strong>Zwätzen</strong><br />

wurde unsere Aufmerksamkeit geweckt. Durch weitere Recherchen diese Thematik<br />

betreffend, s<strong>in</strong>d wir nach <strong>in</strong>tensiverer Ause<strong>in</strong>andersetzung auf den Deutschen Orden<br />

gestoßen. Schon bald haben wir den Vere<strong>in</strong> „Kulturlandschaft <strong>Zwätzen</strong> e.V.“ entdeckt<br />

und haben erste Kontakte geknüpft. <strong>Die</strong>ser ehrenamtliche Vere<strong>in</strong> beschäftigt sich<br />

maßgeblich <strong>mit</strong> der Frühgeschichte <strong>Zwätzen</strong>s und dem Deutschen Orden <strong>in</strong><br />

6


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Mitteldeutschland. Fasz<strong>in</strong>iert durch erste Impressionen und dem außergewöhnlichen<br />

Charisma dieses Ritterordens entschieden wir uns die fesselnde Geschichte des<br />

Deutschen Ordens als Thema unserer Sem<strong>in</strong>arfacharbeit zu wählen.<br />

Dazu umreißen wir kurz den geschichtlichen Rahmen, die Beweggründe zur<br />

Gründung und erläutern die Chronik des Deutschen Ordens. Wir möchten zeigen,<br />

wie es dem Orden gelang, den schwierigen Balanceakt zwischen dem gewaltvollen<br />

Vorgehen, zum Beispiel während der Kreuzzüge, und der Ausübung der christlichen<br />

Nächstenliebe zu vollziehen. Außerdem gehen wir auf die Relikte der Komturei <strong>in</strong><br />

<strong>Zwätzen</strong> und Umgebung näher e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem wir historische Orte, wie die ehemalige<br />

Ordensburg Liebstedt, das Ordenshaus <strong>in</strong> Weimar und den imposanten Komturhof <strong>in</strong><br />

Erfurt, besucht haben. Desweiteren beschreiben wir das Bestehen und Wirken des<br />

Ordens <strong>in</strong> heutiger Zeit, wie zum Beispiel die Unterstützung verschiedener<br />

geme<strong>in</strong>nütziger Projekte. Das haben wir durch Literaturrecherche, e<strong>in</strong>e<br />

Ortsbegehung, Interview <strong>mit</strong> Mitgliedern des Ordens, wie beispielsweise dem<br />

derzeitigen Hochmeister des Ordens Bruno Platter OT, und Gesprächen <strong>mit</strong><br />

Historikern, wie Dr. Pester vom Kulturlandschaftsvere<strong>in</strong>, erreicht. Je <strong>in</strong>tensiver wir<br />

uns <strong>mit</strong> dem Oden beschäftigt haben, desto mehr s<strong>in</strong>d wir auf Vorurteile und<br />

Unwissenheit gestoßen. Manche assoziieren <strong>mit</strong> dem Deutschen Orden e<strong>in</strong>e Sekte,<br />

e<strong>in</strong>e radikal katholische Ritterschaft bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er rechtsextremen Organisation.<br />

Mit der vorliegenden Arbeit, möchten wir diese Vorurteile widerlegen und die<br />

spannende, aus dem Bewusstse<strong>in</strong> verloren gegangene Geschichte des Deutschen<br />

Orden und se<strong>in</strong>er Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong>, speziell <strong>Zwätzen</strong>, näher br<strong>in</strong>gen.<br />

7


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

II. Historische Umstände <strong>in</strong> Europa während der<br />

Entstehung des Deutschen Ordens<br />

<strong>Die</strong> Gründung des Ordens 1190 <strong>in</strong> Akkon, bei der e<strong>in</strong> Feldspital von Lübecker und<br />

Bremer Kaufleuten gegründet wurde, war von verschiedenen anderen bedeutenden<br />

Ereignissen und politischen Machtkämpfen, <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong> den Kreuzzügen,<br />

e<strong>in</strong>geschlossen und begründet.<br />

II. 1. Konflikt zwischen Kaiser und Papst 1<br />

E<strong>in</strong> sehr wichtiger und über viele Jahre anhaltender Konflikt war die Rivalität<br />

zwischen Kaiser und Papst im Kampf um die Macht <strong>in</strong> Europa, welcher hauptsächlich<br />

vor den Kreuzzügen stattfand und e<strong>in</strong>e entscheidende Aufteilung der<br />

Machtverhältnisse zwischen diesen beiden Parteien traf.<br />

In jener Zeit, also dem 11. Jahrhundert 2 , dem Jahrhundert vor Beg<strong>in</strong>n der Kreuzzüge,<br />

fiel auch die endgültige Spaltung zwischen der late<strong>in</strong>ischen West- und der<br />

griechischen Ostkirche. <strong>Die</strong> Westkirche hatte ihren <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> Rom und die Ostkirche <strong>in</strong><br />

Konstant<strong>in</strong>opel, dem heutigen Istanbul. Dort war auch der <strong>Sitz</strong> des byzant<strong>in</strong>ischen<br />

Reiches, <strong>in</strong> dem die Ostkirche Staatsreligion war. Westeuropa war zwar konfessionell<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit, politisch gesehen aber schon lange nicht mehr. <strong>Die</strong> wichtigste Macht<br />

war damals das Römisch-Deutsche Reich. Es umfasste ungefähr das Gebiet von<br />

Deutschland, Österreich, der Schweiz, Burgund und den nördlichen Teil Italiens<br />

e<strong>in</strong>schließlich Roms. Seit dem Ende des weströmischen Reichs war das römische<br />

Papsttum <strong>in</strong> fortlaufender Entwicklung zur obersten Spitze der abendländischen<br />

Christenheit aufgestiegen, hatte sich aber frühen Mittelalter sich durchweg <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von der politischen Macht des Kaisertums befunden. Mehrfach hatten<br />

fränkische und deutsche Kaiser <strong>in</strong> Rom e<strong>in</strong>greifen müssen, um die Ersche<strong>in</strong>ungen<br />

des Verfalls zu vertuschen und zu beseitigen. Zudem wurden Konflikte zwischen dem<br />

Papst und dem Stadtadel, als auch der römischen Bevölkerung geschlichtet.<br />

Eigentlich war der Papst der erste Reichsbischof und als dieser dem Kaiser<br />

1<br />

He<strong>in</strong>rich Zelton, Eduard Wolff: Der neue Geschichtsführer, Wilhelmshaven 1996.<br />

2<br />

Abbildung, siehe Anhang: II. 1. Europa im 11. Jahrhundert.<br />

8


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

unterstellt. Gegen diese Abhängigkeit der geistlichen von der weltlichen Macht<br />

entwickelte sich seit Beg<strong>in</strong>n des 11. Jahrhunderts e<strong>in</strong>e Reformbewegung, die von<br />

dem lothr<strong>in</strong>gischen Kloster Gorze, bald gefolgt vom burgundischen Kloster Cluny,<br />

ausg<strong>in</strong>g. Es g<strong>in</strong>g dabei um mehr als den Kampf gegen die Verweltlichung reich<br />

gewordener Klöster oder die Gefahr, dass Kirchengut durch adelige Herren<br />

entfremdet wurde. Vielmehr bemühten sich Geistliche aus verstärkter Sorge um das<br />

Seelenheil darum, kirchliche Regeln <strong>in</strong> voller Härte durchzusetzen und das komplette<br />

Leben auf den Empfang des Heils auszurichten. <strong>Die</strong> Welt war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geistliche und<br />

weltliche Hälfte geteilt. <strong>Die</strong> Kirche wollte sich abgrenzen von allen weltlichen<br />

E<strong>in</strong>flüssen und nur ausgerichtet auf den Papst <strong>in</strong> strenger Ordnung die Heils<strong>mit</strong>tel<br />

verwalten. Völlige Unabhängigkeit der geistlichen von der weltlichen Macht wurde<br />

gefordert und die E<strong>in</strong>setzung (Investitur) der geistlichen Würdenträger durch Laien<br />

verworfen. <strong>Die</strong>se durchaus legitime, re<strong>in</strong> religiös begründete Vorstellung stieß <strong>in</strong> der<br />

Politik auf harten Widerspruch. Das Problem war die Tatsache, dass die Bischöfe <strong>in</strong><br />

Deutschland e<strong>in</strong>e starke Stütze der kaiserlich-königlichen Macht waren. Nun hätte<br />

diese Reform zur Abschaffung der Laien<strong>in</strong>vestitur den Kaiser e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er<br />

wichtigsten Macht<strong>mit</strong>tel beraubt. So<strong>mit</strong> kam es <strong>in</strong> der Mitte des 11. Jahrhundert zu<br />

dem Investiturstreit zwischen den beiden Universalgewalten. <strong>Die</strong>ser Streit dehnte<br />

sich auf die meisten europäischen Länder aus, die diesen dann <strong>mit</strong> wachsender<br />

Härte weiterführten. Im Jahre 1046 setzte Kaiser He<strong>in</strong>rich III. auf der Synode von<br />

Sutri drei rivalisierende Bischöfe ab. <strong>Die</strong> starke Ausrichtung der Kirche auf den Papst<br />

und auf Rom wurde nicht zuletzt durch die Namen „Papstrevolution“ oder auch<br />

„Gregorianische Revolution“ beschrieben. Doch der offene Kampf begann schon vor<br />

dem Pontifikat Gregors, <strong>mit</strong> der Lateransynode von 1059, als Gregor allerd<strong>in</strong>gs<br />

schon dem Kard<strong>in</strong>alklerus angehörte. Zu den Veränderungen dieser Synode<br />

gehörten das Papstwahldiskret, <strong>in</strong> der das Wahlrecht von Kard<strong>in</strong>albischöfen geregelt<br />

war und das grundlegende Verbot der Laien<strong>in</strong>vestitur. Mit diesen beiden<br />

Beschlüssen wurde der Kaiser und König erheblich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Macht beschnitten.<br />

So<strong>mit</strong> war der Konflikt zwischen König He<strong>in</strong>rich IV. und Papst Gregor VII.<br />

vorprogrammiert.<br />

9


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

<strong>Die</strong> Schwerpunkte dieses Konflikts waren die Laien<strong>in</strong>vestitur, die Simonie (Vergabe<br />

von Kirchenämtern gegen Zahlung von Geld) und der Kampf um die Durchsetzung<br />

des Zölibats. Das gesamte Reich spaltete sich <strong>in</strong> die zwei Parteien. Es wurden<br />

Streitschriften publiziert und der Konflikt <strong>in</strong> allen Bezirken diskutiert. Der Höhepunkt<br />

dieser Rivalität wurde <strong>in</strong> den Jahren 1075-77 erreicht. In diesen Jahren setzte<br />

He<strong>in</strong>rich se<strong>in</strong>en Gegner auf e<strong>in</strong>er Reichsversammlung <strong>in</strong> Worms ab. <strong>Die</strong>s hatte zur<br />

Folge, dass He<strong>in</strong>rich IV. von Gregor VII. <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Kirchenbann belegt wurde. So<strong>mit</strong><br />

waren alle se<strong>in</strong>e Untertanen von <strong>ihrem</strong> Treueid befreit und die Macht, die er noch<br />

hatte, von ihm genommen. <strong>Die</strong> deutschen Fürsten nutzten diese Absenz des Königs<br />

aus und stellten e<strong>in</strong>en Gegenkönig auf. Um von der doppelten Gegnerschaft der<br />

rebellierenden Fürsten und des päpstlichen Bannes wenigstens e<strong>in</strong>e zu beseitigen,<br />

g<strong>in</strong>g He<strong>in</strong>rich IV. 1077 nach Canossa (Gang nach Canossa). Wider Erwarten gelang<br />

es He<strong>in</strong>rich hier den Freispruch vom päpstlichen Bann zu erlangen. Doch der<br />

großartige Sieg der Kirche und Gregors überwog. He<strong>in</strong>rich IV. hatte sich hier<br />

symbolisch unter die Kirche gestellt und so<strong>mit</strong> erlosch auch die göttliche Aura<br />

(Gottesgnadentum), die ihn bis dah<strong>in</strong> umgab. Er begab sich auf die menschliche<br />

Ebene der Laien. He<strong>in</strong>rich hatte nun jedoch den Rücken frei und konnte den Fürsten<br />

entschlossener entgegentreten, die Städte spielten hierbei e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle,<br />

<strong>in</strong>dem sie dem Kaiser auch gegen die Fürstenrevolte die Treue hielten. Im Wormser<br />

Konkordat von 1122 endeten die Kämpfe zwischen geistlicher und weltlicher Macht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Kompromiss zwischen den Nachfolgern He<strong>in</strong>rich V. und Calixt II. <strong>Die</strong>ser sah<br />

die E<strong>in</strong>setzung von Bischöfen unter kaiserlicher und päpstlicher Mitwirkung vor.<br />

So<strong>mit</strong> war das Reichskirchensystem und die Herrschaft der deutschen Könige über<br />

den Papst beendet. <strong>Die</strong> größten und eigentlichen Gew<strong>in</strong>ner dieses Machtkonflikts<br />

waren die Fürsten. Sie hatten nun ihre Lehenerblichkeit schon so gut wie erreicht.<br />

Auch generell gelang ihnen durch die längere Abst<strong>in</strong>enz des Königs ihre Macht<br />

auszubauen. E<strong>in</strong>ige freie, unabhängige Städte wie Mailand, Venedig und Genua<br />

erfreuten sich großen Reichtums (durch den Orienthandel) und spielten sowohl als<br />

Wächter der Alpen als auch als Ver<strong>mit</strong>tler zwischen Ost und West e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />

Jedoch war der Konflikt um das Oberhaupt der Christenheit noch nicht beendet und<br />

setzte sich auf weltlicher Ebene fort. Unter dem Herrschergeschlecht der<br />

10


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Hohenstaufer 1138-1254 entflammte der Kampf auf e<strong>in</strong> Neues. Unter Kaiser<br />

Friedrich Barbarossa erfreute sich das Reich höchstem Ansehen. Barbarossa galt<br />

schon unter Zeitgenossen als Erneuerer des Reiches und der kaiserlichen Macht.<br />

Das Deutsche Reich dehnte sich <strong>in</strong> alle Himmelsrichtungen aus. So wurde 1033 <strong>mit</strong><br />

der E<strong>in</strong>verleibung Burgunds e<strong>in</strong> Großteil der lothar<strong>in</strong>gischen Erbschaft erworben.<br />

E<strong>in</strong>ige Städte wie Brandenburg, Meißen und Lausitz slawische Stämme christianisiert<br />

und dehnten dadurch das Reich auch nach Osten aus. Im Jahr 1156 wurden sowohl<br />

Österreich als auch die südliche Ostmark <strong>in</strong> den Reichsverband <strong>in</strong>tegriert. Durch die<br />

Ernennung des Herzogs von Böhmen 1158 wurde dieser auch als Reichsvasall<br />

aufgenommen. Der dänische König machte sich zu e<strong>in</strong>em Lehensmann des Kaisers<br />

und auch über Polen behielt Barbarossa die Oberhand. <strong>Die</strong>s hatte die deutsche<br />

Besiedlung von Schlesien zur Folge. Dass Barbarossas Sohn He<strong>in</strong>rich VI.<br />

unangefochten den Thron des Reiches behauptete, zeigt wie stark die kaiserliche<br />

Macht war. <strong>Die</strong>ser führte das Deutsche Reich zu se<strong>in</strong>em Höhepunkt, <strong>in</strong>dem er durch<br />

se<strong>in</strong>e Heirat <strong>mit</strong> Konstanze (Erb<strong>in</strong> des sizilischen Normannenreiches) die Herrschaft,<br />

bis auf die Besitztümer der Kirche, auf e<strong>in</strong>en Großteil Italiens ausdehnte. Aber vor<br />

allem die oberitalienischen Städte wehrten sich gegen diese Vormachtstellung des<br />

Kaisers. Als Verwandter des Königs hatte der Welfe He<strong>in</strong>rich der Löwe die<br />

Regierungsaufgaben im Osten und Oberitalien übernommen. In der entscheidenden<br />

Schlacht 1176 ließ er jedoch das kaiserliche Heer im Stich. Daraufh<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>barten<br />

Barbarossa und der Papst e<strong>in</strong>en Ausgleichsfrieden, welcher auch zur Vernichtung<br />

der welfischen Hausmacht von Barbarossa genutzt wurde. In Bayern wurden<br />

daraufh<strong>in</strong> die Wittelsbacher als Könige e<strong>in</strong>gesetzt und He<strong>in</strong>rich der Löwe flüchtete <strong>in</strong>s<br />

Exil nach England. Das Herzogtum Sachsen wurde friedlich aufgeteilt, der<br />

Gegensatz, der zwischen den Herrschergeschlechtern der Hohenstaufen und Welfen<br />

bestand blieb jedoch für e<strong>in</strong> weiteres halbes Jahrhundert bestehen. Nachdem durch<br />

diese <strong>in</strong>ternen Rivalitäten die Stellung des Kaisertums schon immens geschwächt<br />

wurde, kam es nach dem frühen Tod von He<strong>in</strong>rich VI. zu e<strong>in</strong>er Stagnation. Viele<br />

se<strong>in</strong>er Pläne, wie zum Beispiel die Anschließung Siziliens an das Deutsche Reich,<br />

sowie die Kaiserkrone erblich zu machen, blieben unverwirklicht. Nun führte e<strong>in</strong>e<br />

Doppelwahl der staufischen und welfischen Anhänger zu e<strong>in</strong>em tragischen<br />

Thronkrieg. In der Schlacht von Bouv<strong>in</strong>es um 1214 gewann Frankreich über England<br />

11


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

und so entschied sich schließlich auch der deutsche Thronkrieg. Durch das<br />

geschwächte Kaisertum befreite sich das Papsttum unter dem auch für den<br />

Deutschen Orden sehr prägenden Innozenz III. von der drohenden Umklammerung<br />

und brachte Sizilien unter se<strong>in</strong>e Regierungshoheit. In Deutschland war der drei Jahre<br />

alte Sohn He<strong>in</strong>richs, Friedrich II. schon vor dem Tod He<strong>in</strong>richs zum König gekrönt<br />

worden, konnte sich jedoch erst 1215 gegen e<strong>in</strong>en Gegenkandidaten der Welfen<br />

durchsetzen. Der Schwerpunkt se<strong>in</strong>er Politik lag ganz klar auf Sizilien, e<strong>in</strong> im 13.<br />

Jahrhundert sehr florierendes, reiches Land. In Deutschland bekam Friedrichs Sohn<br />

He<strong>in</strong>rich VII. die Regierung als König zugesprochen. Vater und Sohn hatten aber<br />

verschiedene Me<strong>in</strong>ungsdifferenzen, vor allem über den Umgang <strong>mit</strong> den Fürsten.<br />

Friedrich rüstete geistliche und weltliche Fürsten <strong>mit</strong> verschiedenen Privilegien aus<br />

und gewann dadurch ihre Unterstützung. Gleichzeitig förderte er die Missions- und<br />

Kolonisationstätigkeit im Osten. Se<strong>in</strong> Helfer Hermann von Salza, der Großmeister<br />

des Deutschen Ordens, erhielt das Kulmer Land, <strong>in</strong>dem bald darauf e<strong>in</strong> Ordensstaat<br />

entstehen sollte 1 . Desweiteren legte er 1226 <strong>mit</strong> der Verleihung der Rechtsfreiheit an<br />

die Stadt Lübeck den Grundste<strong>in</strong> für die Verbreitung des deutschen Stadtrechts.<br />

Außerdem förderte er da<strong>mit</strong> den Aufschwung im Norden, der später <strong>mit</strong> dem Hansa<br />

Bund die städtische Kultur über Nordeuropa verbreitete. Friedrich II. hätte durch all<br />

diese großen politischen Taten se<strong>in</strong>e Macht weit über das Universalreich ausbreiten<br />

können. Doch der ständig aufflackernde Streit zwischen Papst und Kaiser raubte<br />

e<strong>in</strong>en Großteil se<strong>in</strong>er Aufmerksamkeit. Exkommunikationen und weitere Kämpfe<br />

folgten, wobei ke<strong>in</strong>er der beiden Fraktionen e<strong>in</strong>en entscheidenden Sieg davontragen<br />

konnte. Für dieses unentschiedene R<strong>in</strong>gen um Macht steht exemplarisch das Konzil<br />

von Lyon um 1245. Der Papst Innozenz IV. setzte hier den Kaiser ab und Friedrich II.<br />

versuchte, unbee<strong>in</strong>druckt davon, die europäischen Herrscher aufzufordern die<br />

Kirchengüter e<strong>in</strong>zuziehen. Auch hier blieb der Konflikt ohne endgültige Entscheidung.<br />

Als Friedrich II. 1250, als letzter großer Stauferkönig, <strong>mit</strong> 56 Jahren starb, war die<br />

Blütezeit des deutschen Reiches auf e<strong>in</strong>en Schlag beendet. Se<strong>in</strong> schwächlicher<br />

Sohn Konrad, der se<strong>in</strong>erseits nach zwei Jahren starb, h<strong>in</strong>terließ se<strong>in</strong>en Sohn<br />

Konrad<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>ser versuchte Sizilien zurück zu erobern und sich durch Italienfeldzüge<br />

auszuzeichnen. Hier war jedoch die kaiserliche Macht schon auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />

1 Weitere Information S.18.<br />

12


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

geschrumpft. Zwei Jahrzehnte lang besaß das Reich ke<strong>in</strong>en wirklichen König. <strong>Die</strong>se<br />

Zeit wird auch als Interregnum bezeichnet.<br />

Der jahrhundertlange Kampf zwischen weltlicher und geistlicher Macht blieb<br />

unentschieden und hatte beiden Seiten nur Schaden gebracht. <strong>Die</strong> Idee von e<strong>in</strong>er<br />

Christenheit, die unter e<strong>in</strong>er Spitze gee<strong>in</strong>t war, blieb unverwirklicht. Sieger dieses<br />

Kampfes blieben die Herrscherfamilien und Fürsten der e<strong>in</strong>zelnen Länder, welche<br />

ihre Machtgrundlage auf Kosten der zwei obersten Gewalten Europas gefestigt<br />

hatten.<br />

II. 2. Das Verhältnis zwischen Christentum und Islam 1<br />

Parallel <strong>mit</strong> der Ause<strong>in</strong>andersetzung zwischen Kaiser und Papst um die Herrschaft <strong>in</strong><br />

Europa war das zunächst, religiöse R<strong>in</strong>gen zwischen Christentum und Islam. „Was<br />

Gott will und der Papst fordert, kann nicht falsch se<strong>in</strong>!“ 2 Mit dieser sehr e<strong>in</strong>seitigen<br />

und naiven Betrachtung begann der Konflikt zwischen dem christlichen Europa und<br />

dem islamischen Orient. <strong>Die</strong>ser Krieg zog sich über viele Jahrhunderte h<strong>in</strong> und die<br />

Auswirkungen auf e<strong>in</strong>en Großteil der Erde s<strong>in</strong>d noch heute zu spüren. Ausgehend<br />

vom 11. Jahrhundert wurde das gesamte Europa von dieser kriegerischen<br />

Waffenbewegung gegen Heiden und Andersgläubige erfasst. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e<br />

Volkserhebung der religiös begeisterten Massen erfasste daraufh<strong>in</strong> fast alle Länder<br />

Europas. Fanatische, ungeordnete Volkshaufen setzten sich <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> gesamten<br />

Gefolge <strong>in</strong> Bewegung.<br />

Doch zunächst zu den Ursachen 3 . Im arabischen Reich der Kalifen hatte sich e<strong>in</strong>e<br />

durchaus fortschrittliche Kultur entwickelt. <strong>Die</strong>se erstreckte sich von Indien nach<br />

Spanien und war im 11.Jahrhundert von islamischen Türken überrannt wurden,<br />

welche bereits im 9.Jahrhundert als Söldner und Eroberer <strong>in</strong> das Reich der Kalifen<br />

e<strong>in</strong>gedrungen waren. <strong>Die</strong>se islamisierten Stämme holten das Araberreich so weit<br />

aus, dass im Jahre 1055 das Kalifat an den Stamm der Seldschuken g<strong>in</strong>g, welche<br />

sich bis nach Kle<strong>in</strong>asien und Syrien vorkämpften und schließlich 1070 Jerusalem<br />

e<strong>in</strong>nahmen. <strong>Die</strong>s bewirkte, obwohl hier nur e<strong>in</strong>e islamische Herrschaft e<strong>in</strong>e andere<br />

1<br />

<strong>Die</strong>ter Zimmerl<strong>in</strong>g: Der Deutsche Ritterorden, Düsseldorf 2005.<br />

2<br />

Peter Arens: Wege aus der F<strong>in</strong>sternis. Europa im Mittelalter, München 2004. S.211.<br />

3<br />

He<strong>in</strong>rich Zelton, Eduard Wolff: Der neue Geschichtsführer, Wilhelmshaven 1996.<br />

13


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

ablöste, e<strong>in</strong>e Welle der Entrüstung im christlichen Abendland. <strong>Die</strong> vorerst<br />

unvore<strong>in</strong>genommene, freundliche Art der Araber gegenüber christlichen Wallfahrern<br />

kam zum erliegen 1 . Kaiser Michael VII. wurde durch den immer größer werdenden<br />

E<strong>in</strong>fluss der Seldschucken veranlasst, sich <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Hilferuf an den Papst zu<br />

wenden. <strong>Die</strong>s geschah trotz der Spaltung der griechischen und late<strong>in</strong>ischen Kirche<br />

erst wenige Jahrzehnte zuvor.<br />

Seit es auf dieser Welt heilige Stätten gab, wurde gepilgert. Als Kaiser Konstant<strong>in</strong> der<br />

Große (306 bis 337) se<strong>in</strong>en Siegeszug durch das Römische Reich angetreten hatte<br />

und durch Konstant<strong>in</strong>s Mutter Helena das angeblich echte Kreuz des Herrn <strong>in</strong><br />

Jerusalem aufgefunden worden war, setzte e<strong>in</strong> stetig anhaltender Strom von<br />

Wallfahrern zu den ehrwürdigen Stätten e<strong>in</strong>. Im 7. Jahrhundert wird Paläst<strong>in</strong>a von<br />

den Arabern erobert. Es war e<strong>in</strong> pr<strong>in</strong>zipiell tolerantes Volk, (soweit es die Religion<br />

betraf), es nahm ke<strong>in</strong>en Anstoß und behandelte die christlichen Pilger <strong>mit</strong> Respekt.<br />

So änderte sich alsbald der Fakt, dass solche Pilgerreisen alle<strong>in</strong> der eigenen<br />

Erbauung dienten. Denn die Kirche entschloss sich dazu, Wallfahrten zum Zwecke<br />

der Buße zu verordnen. Der Glaube an diese heilsbr<strong>in</strong>genden Reisen zu heiligen<br />

Stätten nahm ständig zu. Im 10. und 11. Jahrhundert 2 kommt es zu e<strong>in</strong>em<br />

regelrechten Boom, welcher später dar<strong>in</strong> gipfelte, dass Jerusalem als ultimatives Ziel<br />

e<strong>in</strong>er Reise des Menschen auf Erden galt. <strong>Die</strong> Zahl der Wallfahrten stieg rapide an.<br />

<strong>Die</strong> Araber zeigten sich mehr und mehr unzufrieden <strong>mit</strong> den <strong>in</strong>s Land strömenden<br />

Menschenmassen. So kam es <strong>in</strong> der folgenden Zeit zu immer mehr Überfällen und<br />

gewaltvollen Übergriffen, gegen die sich, die nach e<strong>in</strong>er Wallfahrtsregel<br />

unbewaffneten Pilger kaum wehren konnten. <strong>Die</strong> kirchliche Reformbewegung<br />

erfreute sich zu dieser Zeit größtem Ansehen und E<strong>in</strong>flusses. Sie ergriff diese<br />

günstige Gelegenheit um zur Befreiung der heiligen Stätten der Christenheit<br />

aufzurufen. Der E<strong>in</strong>fluss der nun folgenden Kreuzzüge ist immens. Sie verbreiteten<br />

die europäische Kultur, die christliche Religion und beschrieben kulturelle wie<br />

politische Karten neu.<br />

1<br />

Weitere Information siehe unten.<br />

2<br />

Abbildung, siehe Anhang: II. 2. <strong>Die</strong> Kreuzfahrerstaaten um 1100.<br />

14


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Doch wie kam es dazu, dass diese Ideen von der Befreiung der Christenheit so viel<br />

Zuspruch <strong>in</strong> der Bevölkerung fand? Mit welchen Mitteln haben es der Papst und die<br />

Kirche geschafft, dieser Kampagne so viel Druck und Dynamik zu verleihen?<br />

II. 3. Der Beg<strong>in</strong>n der Kreuzzüge 1<br />

Das Ereignis war sehr genau vorbereitet und bis <strong>in</strong>s letzte Detail geplant. Im<br />

November 1095 lud Papst Urban II. sehr selbstsicher zur Zusammenkunft <strong>in</strong>s süd-<br />

französische Clermont e<strong>in</strong>. Papst Urban II. hatte bereits geheime Boten ausgeschickt<br />

und sich der Zustimmung mächtiger Adliger versichert. <strong>Die</strong> ersten Tage der<br />

Versammlung verliefen wenig spektakulär. In altbewährter Manier wurden viele<br />

Fragen der <strong>in</strong>nerkirchlichen Ordnung geklärt. In e<strong>in</strong>er Rede vom 27. November auf<br />

dem Konzil, rief Papst Urban II. zur gewaltsamen Befreiung der heiligen Stätten der<br />

Christen von den Mohamedanern auf. In dieser Rede beklagte er die Verwüstungen<br />

der heiligen Stätten durch die türkischen Seldschuken. <strong>Die</strong> Wirkung war immens, das<br />

Volk war entfesselt und jubelte enthusiastisch: „Deus le volt“ („Gott will es“) 2 . Der<br />

Erfolg se<strong>in</strong>er Rede war groß, was nicht zuletzt auf se<strong>in</strong>e starken rhetorischen<br />

Fähigkeiten zurückzuführen war. Zudem hatte es der Papst wohl verstanden e<strong>in</strong>er<br />

Strömung Kraft zu verleihen, deren Grundmotivation längst vorhanden war. Der<br />

Zerfall des Karol<strong>in</strong>gerreichs und der da<strong>mit</strong> verbundene Zerfall der Autorität <strong>in</strong> Europa,<br />

hatte, zu e<strong>in</strong>er immer stärkeren Unsicherheit im Alltagsleben geführt. <strong>Die</strong> durch die<br />

langjährige Folge von Kle<strong>in</strong>kriegen, Konflikten und Überfällen entstandene Unruhe<br />

versuchte die Kirche ab dem 10. Jahrhundert zu beenden. <strong>Die</strong>s sollte durch das<br />

E<strong>in</strong>führen von Verboten für Gewalt an e<strong>in</strong>igen Tagen oder Wochen erreicht werden.<br />

Langsam aber stetig gelang es den kirchlichen Oberhäuptern, die marodierenden<br />

Kämpfer zu besänftigen und sie <strong>in</strong> den <strong>Die</strong>nst der Kirche zu stellen. Aus Kriegern,<br />

wurden ritterliche Edelmänner. Durch den Waffendienst unter der Obhut der Kirche<br />

bekam der Ritterstand e<strong>in</strong>e selbstverständliche höhere Würde.<br />

Der Chronist Guibert von Norgent, e<strong>in</strong> Teilnehmer des ersten Kreuzzuges, schrieb<br />

dazu: „Gott hat <strong>in</strong> unserer Zeit heilige Kriege gestiftet, da<strong>mit</strong> der Ritterstand und die<br />

Menge, welche ihm folgt, […] e<strong>in</strong>en neuen Weg zu ihrer Erlösung f<strong>in</strong>den. Denn sie<br />

1<br />

He<strong>in</strong>rich Zelton, Eduard Wolff: Der neue Geschichtsführer, Wilhelmshaven 1996.<br />

2<br />

<strong>Die</strong>ter Zimmerl<strong>in</strong>g: Der Deutsche Ritterorden, Düsseldorf 2005. S.40.<br />

15


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

s<strong>in</strong>d nicht gezwungen, das weltliche Leben vollständig fahren zu lassen, <strong>in</strong>dem sie<br />

das klösterliche Leben oder e<strong>in</strong> geistliches Amt wählen, wie es früher der Fall war,<br />

sondern sie können sich <strong>in</strong> bestimmtem Maß Gottes Gnade erwerben, während sie<br />

<strong>ihrem</strong> eigenen Beruf folgen, <strong>mit</strong> der Freiheit und <strong>in</strong> dem Habit, das sie gewöhnt<br />

s<strong>in</strong>d.“ 1<br />

Um die Frage zu klären, warum es überhaupt genug Menschen gab, welche sich für<br />

diesen Religionskrieg gew<strong>in</strong>nen ließen, ist es wichtig, die damaligen Verhältnisse<br />

etwas näher zu beleuchten. Das politische und kirchliche Leben wurde zu dieser Zeit<br />

<strong>in</strong> Europa durch die beiden ersten Stände, durch König und Adel und durch den<br />

Papst und Klerus, geprägt. Den größten Teil der Bevölkerung bildete <strong>mit</strong> 90 % die<br />

Landbevölkerung. Nun war das 11. Jahrhundert, an dessen Ende Papst Urban zu<br />

den Kreuzzügen aufrufen sollte, für Westeuropa e<strong>in</strong>e Zeit der tiefen Umwälzung. Es<br />

gab neue Ackerbaumethoden <strong>mit</strong> mehr Intensivkulturen, die Dreifelderwirtschaft<br />

breitete sich aus, die Landwirtschaft vermochte so mehr Menschen zu ernähren. <strong>Die</strong><br />

Bevölkerung nahm zu, neue Siedlungen entstanden, Städte wurden größer. Da den<br />

Bauern das Land meistens nicht selber gehörte, stieg die Höhe und auch die Art der<br />

Abgaben. Dadurch versuchte der Adel, mehr E<strong>in</strong>nahmen für sich zu realisieren.<br />

Im Jahre 1187 wurde Jerusalem von den Muslimen zurückerobert. Der Fall der<br />

heiligen Stadt wirkte wie e<strong>in</strong> Signal auf ganz Europa und stellte die Weichen für den<br />

dritten Kreuzzug. Durchaus bee<strong>in</strong>druckend an diesem Kreuzzug war die fast<br />

geschlossene Beteiligung Europas. Im Gegensatz zur eher ger<strong>in</strong>gen deutschen<br />

Beteiligung an den ersten beiden Kreuzzügen, machten sich nun auch viele<br />

Menschen aus dem deutschen Herrschaftsgebiet auf den Weg und folgten dem Ruf<br />

des Papstes.<br />

Zwei sehr bedeutende Ereignisse für die deutsche Geschichte fallen <strong>mit</strong> diesem<br />

dritten Kreuzzug zusammen. Zum e<strong>in</strong>en war das der Tod Kaiser Friedrichs I.<br />

Barbarossa. Er war, neben Karl dem Großen, e<strong>in</strong>er der großen volkstümlichen Kaiser<br />

des Mittelalters und galt schon unter Zeitgenossen als Erneuerer des Reiches. Er<br />

1<br />

Peter Arens: Wege aus der F<strong>in</strong>sternis. Europa im Mittelalter, München 2004. S.214.<br />

16


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

setzte das Kaisertum <strong>in</strong> Italien durch und stellte den Frieden im Reich wieder her.<br />

Zum anderen war es die Gründung des Deutschen Ordens.<br />

II. 4. <strong>Die</strong> Anfänge des Deutschen Ordens 1<br />

<strong>Die</strong> Aufforderung im Jahre 1095 zur Befreiung der heiligen Stätten der Christenheit <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a war <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es neuen Zeitalters. <strong>Die</strong> extreme<br />

Veränderung der Kirche von der totalen Ablehnung der Gewalt bis zur militärischen<br />

Unterwerfung Andersgläubiger war <strong>in</strong>haltlich schwer nachzuvollziehen, jedoch<br />

praktisch schnell von der breiten Masse angenommen. Bernhard Clairvaux verfasste<br />

um 1130 e<strong>in</strong>e an den Templerorden gerichtete Schrift „De laude novae militiae“. In<br />

dieser beschreibt er, wie sogenannte Rittermönche e<strong>in</strong> Leben nach mönchisch,<br />

christlichen Regeln führen können, aber trotzdem <strong>mit</strong> dem Schwert vere<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong><br />

neue, <strong>in</strong>haltlich sehr schwer vorstellbare Gattung geistlicher Ritterorden wurde<br />

geboren. „Kreuz und Schwert verschmolzen <strong>in</strong> ihrer Hand zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit. Sie waren<br />

monachus et miles, Mönch und Ritter […].“ 2<br />

<strong>Die</strong> Wallfahrten nach Jerusalem und zu anderen heiligen Stätten, setzten genauso<br />

wie die im 11. Jahrhundert beg<strong>in</strong>nenden Kreuzzüge ungeheure Menschenmassen <strong>in</strong><br />

Bewegung. Zur Betreuung der Pilger und Ritter, die oft Monate sogar Jahre<br />

unterwegs waren, wurden überall, vor allem jedoch <strong>in</strong> Jerusalem selbst, Hospitäler<br />

und kle<strong>in</strong>ere Feldlazarette gestiftet, <strong>in</strong> denen Reisende und Krieger beherbergt und<br />

verköstigt, Arme betreut und auch Kranke und Verwundete gepflegt wurden.<br />

In dieser Form wurde auch der Deutsche Orden bzw. e<strong>in</strong>e Vorform des Deutschen<br />

Ordens gegründet. Das Feldlazarett zu Akkon, wird im Jahre 1189 oder 1190 von<br />

frommen Lübecker und Bremer Kaufleuten gegründet, da<strong>mit</strong> es bei der L<strong>in</strong>derung<br />

der ärgsten Not. <strong>Die</strong>se war verbunden <strong>mit</strong> der langandauernden Belagerung von<br />

Akkon, helfe. Zum Vorsteher dieses Feldlazarettes wird e<strong>in</strong> gewisser Sibrand<br />

ernannt. E<strong>in</strong>e Hospitalbruderschaft entstand, wie gut e<strong>in</strong> Jahrhundert zuvor die<br />

1<br />

<strong>Die</strong>ter Zimmerl<strong>in</strong>g: Der Deutsche Ritterorden, Düsseldorf 2005.<br />

2<br />

Udo Arnold:Der Deutsche Orden 1525 bis 1809. 800 Jahre Deutscher Orden, Güthersloh/München<br />

1990.<br />

17


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Johanniter. <strong>Die</strong> wesentlich <strong>mit</strong> dem dritten Kreuzzug verbundene Jerusalemideologie,<br />

Hospitalität und Staufische Vorstellungen prägten den Deutschen Orden <strong>in</strong> den<br />

folgenden Jahrhunderten.<br />

Nachdem Akkon am 12. Juli 1291 <strong>mit</strong> der Hilfe von Phillip II. (Frankreich) und<br />

Richard Löwenherz (England) erobert war, erhielt der Orden e<strong>in</strong> Stück Land. Auf<br />

dieses baute die Bruderschaft anschließend e<strong>in</strong> Hospital, e<strong>in</strong>e Kapelle und<br />

Wohnungen 1 . Herzog Friedrich von Schwaben war e<strong>in</strong>er der großen Unterstützer des<br />

Deutschen Hospitals. <strong>Die</strong> Staufer sollten auch <strong>in</strong> den folgenden Jahren die<br />

Entwicklung des Deutschen Ordens bee<strong>in</strong>flussen. He<strong>in</strong>rich III. und Friedrich II.<br />

sprachen genauso wie die staufische Partei im Reich dem Deutschen Hospital ihre<br />

Unterstützung zu. <strong>Die</strong> staufische Politik dehnte sich durch die Heirat He<strong>in</strong>rich VI. <strong>mit</strong><br />

der Erb<strong>in</strong> des sizilisch-apulischen Reiches, auch auf das Mittelmeer aus. Das<br />

Interesse an e<strong>in</strong>er allgegenwärtigen Präsenz im Heiligen Land war groß und so<br />

wurde 1198 das ursprüngliche Feldlazarett von Akkon zu e<strong>in</strong>em Ritterorden nach<br />

dem Vorbild der Templer und Johanniter umgewandelt. <strong>Die</strong> zwei Hauptmotive des<br />

neu entstandenen Ordens waren gleichermaßen Krankenpflege und Rittertum. Der<br />

deutsche Orden entwickelte sich prächtig und drei Jahrzehnte später erreichte er <strong>mit</strong><br />

päpstlicher Anerkennung die komplette Gleichberechtigung <strong>mit</strong> Templern und<br />

Johannitern 2 . Der Deutsche Orden gedieh vom Zeltspital zum politischen Machtfaktor<br />

im Heiligen Land. Besonders ist dies auf die Person des Hochmeisters Hermann von<br />

Salza (1209-1239) zurückzuführen. <strong>Die</strong>ser war e<strong>in</strong>er der größten Diplomaten des 13.<br />

Jahrhunderts. Ihm gelang es mehrfach den Konflikt zwischen Kaiser und Papst zu<br />

schlichten, der vor allem durch das Staufische Ausdehnen im Mittelmeerraum wieder<br />

neu entflammte. Der Orden erfreute sich dadurch vieler Privilegien,<br />

Güterschenkungen und e<strong>in</strong>em großen Wachstum <strong>in</strong> der Mitgliederzahl.<br />

1<br />

Abbildung, siehe Anhang: II. 3. Plan der Stadt Akkon um 1291.<br />

2<br />

Abbildung, siehe Anhang: II: 4. Urkunde an den Deutschen Orden von Papst Honorius III., 1221.<br />

18


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

III. <strong>Die</strong> allgeme<strong>in</strong>e Geschichte des Deutschen Ordens<br />

III. 1. Der Deutsche Orden im Heiligen Römischen Reich<br />

Nachdem der Deutsche Orden aus dem Heiligen Land nach Europa kam, wurde dem<br />

Orden (durch Förderung des Kaisers Friedrich II.) viel Besitz übertragen. Darunter<br />

waren auch wenige „geschlossene Grundherrschaften <strong>mit</strong> Burgen oder Klöstern:<br />

perfekt geeignet zur Gründung e<strong>in</strong>er Ordensniederlassung, Kommende genannt“ 1 .<br />

So konnte der Orden sich im Reich niederlassen und erlangte schnell e<strong>in</strong>e große<br />

Beliebtheit. Im Mittelalter besaß der Orden über 300 Kommenden, wovon sich ca. die<br />

Hälfte im Reich befand. <strong>Die</strong> vielen Kommenden im Deutschen Reich waren schwer<br />

zu regieren und zu verwalten, so dass im Jahr 1202 <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> e<strong>in</strong>e prov<strong>in</strong>zielle<br />

Aufsichts<strong>in</strong>stanz, die sogenannte praeceptor prov<strong>in</strong>cialis thur<strong>in</strong>giae, e<strong>in</strong>berufen<br />

wurde, da es <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> besonders viele Kommenden gab 2 . Später wurden<br />

verschiedene Balleien festgelegt (vergleichbar <strong>mit</strong> heutigen Prov<strong>in</strong>zen oder<br />

Bundesländern), die alle Kommenden der jeweiligen Region zusammenfassten.<br />

Geleitet wurden die Balleien von den sogenannten Landkomturen. <strong>Die</strong> erste Ballei<br />

entstand 1228 <strong>in</strong> den heutigen Niederlanden. Ende des 13. Jahrhunderts gab es 13<br />

Balleien im Reichsgebiet, wobei sich die Namen der Balleien selten <strong>mit</strong> denen der<br />

jeweiligen Landschaftsgebiete deckten.<br />

Der Leiter und oberster Amtsträger des Ordens im Reich war der Deutschmeister,<br />

1235 wurde He<strong>in</strong>rich von Hohenlohe als erster Deutschmeister <strong>in</strong>s Amt gesetzt 3 .<br />

Jeder Deutschmeister hatte se<strong>in</strong>e bevorzugte Kommende, wo er se<strong>in</strong>en <strong>Sitz</strong> hatte<br />

(beispielsweise Heidelberg, Speyer oder Mergentheim 4 ). In der Hierarchie des<br />

Ordens stand nur der Hochmeister, der für alle Ordensgebiete außerhalb des<br />

Deutschen Reiches zuständig war, über dem Deutschmeister; das Verhältnis<br />

zwischen den beiden Ordensmeistern war oft angespannt, da die meisten<br />

1<br />

Dr. Armand Baeriswyl: Das Kreuz im Osten. Der Deutsche Orden im Mittelalter, <strong>in</strong>: Pax Geschichte<br />

Nr. 3 Juni/Juli 2007, Seite 28.<br />

2<br />

Wolfgang Sonthofen: Der Deutsche Orden. 800 Jahre Geschichte, Augsburg 1995, Seite183/184.<br />

3<br />

A.a.O., Seite 185.<br />

4<br />

Abbildung, siehe Anhang: III. 2. Ordensschloss Mergentheim, Seite 48.<br />

19


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Deutschmeister so viel Macht wie der Hochmeister verlangten. Ende des 14.<br />

Jahrhunderts bekam der Orden immer weniger Zulauf, viele Balleien im<br />

Mittelmeerraum g<strong>in</strong>gen verloren und die Ballei Böhmen g<strong>in</strong>g bis auf e<strong>in</strong>e Kommende<br />

unter. Außerdem drohte der Untergang des Ordensstaates Preußen (Schlacht von<br />

Tannenberg 1410), was das Verhältnis zwischen Hochmeister und Deutschmeister<br />

nur verschlechterte. So weigerten sich die Deutschmeister den Orden und den<br />

Hochmeister <strong>in</strong> Preußen zu unterstützten, allerd<strong>in</strong>gs hatte um das Jahr 1400 der<br />

Deutschmeister Schulden von über 100 000 Gulden 1 und konnte so<strong>mit</strong> Preußen<br />

ke<strong>in</strong>e große Hilfe leisten. 1524 wurde schließlich die Unabhängigkeit des<br />

Deutschmeisters von dem Hochmeister offiziell anerkannt.<br />

III. 2. Der Ordensstaat<br />

<strong>Die</strong> hohe Anzahl der Kommenden brachte dem Deutschen Orden so viel Ansehen<br />

und Respekt, dass Herzog Konrad von Masowien den Orden im Kampf gegen die<br />

„Prutzen“ (oder auch „Pruzzen“), e<strong>in</strong> heidnischer Stamm im baltischen Gebiet, um<br />

Hilfe bat. Zu gleicher Zeit „wurde dem Orden das Kulmer Land an der unteren<br />

Weichsel <strong>mit</strong> allen landesherrlichen Rechten übergeben“ 2 (diese Gebiete gehörten zu<br />

dieser Zeit nicht zum Deutschen Reich), sodass der Deutsche Orden <strong>in</strong> diesen<br />

Gebieten, e<strong>in</strong>schließlich des angrenzenden Prußenlandes, alle<strong>in</strong>ige Macht und totale<br />

Handlungsfreiheit besaß. Das bedeutete, dass weder der Papst noch der Kaiser<br />

E<strong>in</strong>fluss nehmen konnten. Das Handeln des Ordens <strong>in</strong> dieser Beziehung ist im<br />

christlichen S<strong>in</strong>ne widersprüchlich: e<strong>in</strong>erseits „rottete [der Orden] unbarmherzig alle<br />

nicht taufwilligen Menschen <strong>in</strong> dem von ihm kontrolliertem Gebiet aus und zwang <strong>mit</strong><br />

Hilfe se<strong>in</strong>er militärischen Überlegenheit der unterjochten Bevölkerung e<strong>in</strong>e harte<br />

Herrschaft auf“ 3 , andererseits erstellte der Deutsche Orden im Namen des Herrn<br />

e<strong>in</strong>en wirtschaftlich starken Staat <strong>mit</strong> souveräner Regierung.<br />

<strong>Die</strong>s zeigte sich dar<strong>in</strong>, dass der Orden im baltischen Raum sowohl Kolonisation und<br />

deutsche Besiedlung, als auch radikale Christianisierung durchführte. Doch bald<br />

entwickelte sich der neu entstandene Ordensstaat Preußen zu e<strong>in</strong>er wirtschaftlich<br />

1 Wolfgang Sonthofen: Der Deutsche Orden. 800 Jahre Geschichte, Augsburg 1995, S. 190.<br />

2 Georg Schwaiger: Mönchtum Orden Klöster. E<strong>in</strong> Lexikon, München 1993, S. 150.<br />

3 Gudrun Gleba: Klöster und Orden im Mittelalter, Darmstadt 2002, S. 96.<br />

20


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

bedeutenden Macht im Ostseeraum. Es wurden viele Städte gegründet (z.B. Kulm,<br />

Thorn und Königsberg), militärische Stützpunkte errichtet und neue Handelsplätze<br />

und –wege geschaffen. Noch heute ist das Gebiet überzogen von zahlreichen<br />

Ordensburgen, die zu dieser Zeit erbaut worden s<strong>in</strong>d. Als bekanntestes Beispiel gilt<br />

die Marienburg 1 , wo seit 1309 der <strong>Sitz</strong> des Hochmeisters des Deutschen Ordens<br />

war. „Erfahrungen aus der Kreuzfahrerzeit fanden hier e<strong>in</strong>e architektonische<br />

Umsetzung“ 2 . Es gab im Ordensstaat e<strong>in</strong> ausgeprägtes Hospitalwesen, e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>heitliche Währung, e<strong>in</strong> gut entwickeltes Kurier- und Postwesen und jede größere<br />

Stadt war <strong>mit</strong> Mühlen ausgestattet. <strong>Die</strong>s war <strong>in</strong> dieser Größe und Qualität für<br />

damalige Zeit modern und machte den Ordensstaat Preußen zu e<strong>in</strong>em besonderen<br />

Staat. Doch der Orden f<strong>in</strong>anzierte den Staat hauptsächlich durch Steuern und die<br />

Abgaben und Leistungen, die die Bürger dem Orden geben mussten, stiegen immer<br />

weiter. <strong>Die</strong>s und der große gesellschaftliche Unterschied zwischen den<br />

Ordens<strong>mit</strong>gliedern und der restlichen Bevölkerung führten zu <strong>in</strong>neren Unruhen. „Als<br />

sich am Ende des 14. Jahrhunderts mehrere Parteien <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander zur Eroberung des<br />

Ordenslandes verbündeten, erhielten die Deutschordensritter von Seiten der eigenen<br />

Bevölkerung ke<strong>in</strong>erlei Unterstützung“ 3 . So stand der Deutsche Orden im folgenden<br />

Bürgerkrieg alle<strong>in</strong> dem preußischen Bund aus polnischen Adel und preußischen<br />

Städten gegenüber. Der schwerste Schlag widerfuhr dem Deutschen Orden 1410 <strong>in</strong><br />

der Schlacht von Tannenberg (Ostpreußen), wo das Heer des Ordens zu großen<br />

Teilen vernichtet worden war. Der Orden bekam zu dieser Zeit weder Hilfe vom<br />

Papst, noch vom deutschen Kaiser. „Im ersten Thorner Frieden 1411 mußte der<br />

Orden viel Land abtreten und gewaltige Lösegelder für se<strong>in</strong>e Gefangenen zahlen“ 4 .<br />

<strong>Die</strong> Söldnertruppen, die der Deutsche Orden angeheuert hatte, konnten nicht mehr<br />

bezahlt werden, so dass große Gebiete des Herrschaftsgebietes verpfändet werden<br />

mussten und viele Ordensburgen an Polen verkauft worden s<strong>in</strong>d. Durch den zweiten<br />

Thorner Frieden 1466 bekam Polen Westpreußen und der Hochmeister des Ordens<br />

hatte „dem polnischen König Treu- und Gefolgschaftseid zu leisten“ 5 . Als Mitte des<br />

1<br />

Abbildung, siehe Anhang: III. 1. Marienburg (südlich von Königsberg), S. 48.<br />

2<br />

Gudrun Gleba: Klöster und Orden im Mittelalter, Darmstadt 2002, S. 96.<br />

3<br />

A.a.O., S. 96.<br />

4<br />

Georg Schwaiger: Mönchtum Orden Klöster. E<strong>in</strong> Lexikon, München 1993, S. 151.<br />

5<br />

Gudrun Gleba: Klöster und Orden im Mittelalter, Darmstadt 2002, S. 97.<br />

21


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

16. Jahrhunderts, zu Zeiten der Reformation, der Hochmeister Albrecht von<br />

Brandenburg zum evangelischen Glauben übertrat, endete „die Herrschaft des<br />

Deutschen Ordens im preußischen und baltischen Raum“ 1 und besiegelt so<strong>mit</strong> den<br />

Untergang des Ordensstaates Preußen.<br />

III. 3. <strong>Die</strong> Reformation und ihre Auswirkungen auf den Deutschen<br />

Orden<br />

Zunächst sollten erst e<strong>in</strong>mal die politischen Gegebenheiten und die Strukturen des<br />

Deutschen Ordens zur Zeit der Reformation geklärt werden. Der Deutschmeister war<br />

seit 1494 „<strong>in</strong> den Kreis der gefürsteten Prälaten e<strong>in</strong>gebunden“ 2 und besaß so<strong>mit</strong><br />

auch weltliche Regierungsaufgaben. Der Deutschmeister <strong>Die</strong>trich von Cleen wurde<br />

von Papst und Kaiser zum Adm<strong>in</strong>istrator von Preußen benannt und zog die<br />

preußischen Balleien an sich. So standen jetzt auch die Balleien Elsaß-Burgund,<br />

Österreich, Koblenz und An der Etsch (Bozen) unter dem Deutschmeister. Nach dem<br />

Rücktritt <strong>Die</strong>trich von Cleens wurde Walter von Cronberg Deutschmeister; diesem<br />

wurde 1529 von Papst und Kaiser gestattet, den Titel des Hochmeisters zu führen.<br />

So war Walter von Cronbergs vollständiger Titel nun Hoch- und Deutschmeister.<br />

<strong>Die</strong> Machtverhältnisse <strong>in</strong> den Balleien Sachsen und <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong>, wo sich die Anfänge<br />

der Reformation abgespielt haben, waren zu dieser Zeit h<strong>in</strong>gegen gespalten. <strong>Die</strong><br />

Gebiete der Balleien haben sich seit 1485 <strong>in</strong> die ernest<strong>in</strong>ische (Gebiete des<br />

Kurfürstentums) und die albert<strong>in</strong>ische L<strong>in</strong>ie geteilt 3 . <strong>Die</strong>se Teilung rief e<strong>in</strong>en lang<br />

andauernden Zwiespalt hervor, „der sich bis zum gegenseitigen Hass steigerte“ 4 .<br />

Luther und se<strong>in</strong>e Reformatoren sahen alle Orden als etwas Naturwidriges an und<br />

Luther spricht sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Brief „an die teutschen herren“ speziell gegen den<br />

Deutschen Orden aus. Viele Ordensbrüder verließen den Orden und <strong>in</strong> vielen<br />

Balleien wurden die neuen Lehren e<strong>in</strong>geführt, manche Balleien wurden komplett<br />

1<br />

Der Staat des Deutschen Ordens,<br />

http://www.deutscherorden.de/allgeme<strong>in</strong>/geschichte_start.php#staat, 2007.<br />

2<br />

Udo Arnold und Bernhard Demel: Der Deutsche Orden 1525 bis 1809, <strong>in</strong>: Bertelsmann Lexikon<br />

Verlag: 800 Jahre Deutscher Orden, Güthersloh/München 1990, S. 139.<br />

3<br />

Bernhard Demel: <strong>Die</strong> Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> des Deutschen Ordens, <strong>in</strong>: Friedrich Vogel: Der Deutsche<br />

Orden e<strong>in</strong>st und jetzt, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1999, S. 17.<br />

4<br />

A.a.O., S. 17.<br />

22


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

reformiert. Auch <strong>in</strong> Kursachsen und im gesamten ernest<strong>in</strong>ischen Territorium wurde<br />

die Lehre Luthers e<strong>in</strong>geführt, <strong>mit</strong> der Vere<strong>in</strong>barung, dass der Orden dort zwar noch<br />

bestehen bleibt, aber von „der Unterhaltung der Schule und des eventuell<br />

vorhandenen Spitals sowie der Kirchendiener befreit“ 1 ist. 1539 wurde auch das<br />

albert<strong>in</strong>ische Sachsen reformiert und <strong>in</strong> der Bevölkerung war die Lutherische Lehre<br />

schon weit verbreitet und bereitwillig aufgenommen. So waren zu dieser Zeit<br />

<strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong>, Sachsen und Utrecht protestantisch, wobei sich die calv<strong>in</strong>istische Ballei<br />

Utrecht 1637 von dem Orden gelöst hat und noch heute als unabhängige Ballei<br />

existiert. In der Ballei Hessen herrschte e<strong>in</strong>e Trikonfessionalität, was bedeutet, der<br />

Orden be<strong>in</strong>haltet <strong>in</strong> dieser Ballei Katholiken, Lutheraner und Calv<strong>in</strong>isten<br />

gleichberechtigt; die restlichen Balleien blieben katholisch 2 .<br />

In <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> und Sachsen g<strong>in</strong>g 1540 der Besitz des Deutschen Ordens an die<br />

Landesherren. Da es dem Orden seit Anfang des 16. Jahrhunderts sowohl an<br />

Priestern, als auch an Ordensrittern mangelte und nun auch se<strong>in</strong> Besitz <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong><br />

und Sachsen an die Landesherren g<strong>in</strong>g, war se<strong>in</strong> Fortbestand <strong>in</strong> den <strong>mit</strong>teldeutschen<br />

Ordensprov<strong>in</strong>zen 3 fraglich. Im März 1557 tagte e<strong>in</strong> Generalkapitel <strong>in</strong> Mergentheim,<br />

wo beschlossen wurde, dass bei e<strong>in</strong>em Glaubenswechsel e<strong>in</strong>er Ballei der<br />

Ordensbesitz <strong>in</strong> der Hand des Ordens bleibt. Im selben Jahr führte der Orden den<br />

„geistlichen Vorbehalt“ des Augsburger Religionsfrieden e<strong>in</strong>, welcher besagt, dass<br />

geistliche Fürsten bei Übertritt zum Protestantismus ihre weltlichen Herrschaftsrechte<br />

verlieren. Der Orden <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> und Sachsen galt nun als Versorgungs<strong>in</strong>stitut des<br />

niederen Adels 4 . Da der Adel durch die Reformation ke<strong>in</strong>e gesellschaftliche<br />

Änderung se<strong>in</strong>er Position erlitt, war er neben e<strong>in</strong>zelnen katholischen Teilen der<br />

Bevölkerung e<strong>in</strong>ziger Befürworter des Erhalts des Deutschen Ordens. 1539 kam es<br />

zum Naumburger Vertrag, <strong>in</strong> dem beschlossen wurde, dass verheiratete Ordensritter<br />

nicht zugelassen s<strong>in</strong>d, der Orden se<strong>in</strong>en Besitz behält (<strong>in</strong> Bezug auf Augsburger<br />

Religionsfrieden) und die Ordensämter <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> nur <strong>in</strong> Rücksprache <strong>mit</strong><br />

1<br />

Bernhard Demel: <strong>Die</strong> Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> des Deutschen Ordens, <strong>in</strong>: Friedrich Vogel: Der Deutsche<br />

Orden e<strong>in</strong>st und jetzt, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1999, S. 18.<br />

2<br />

Udo Arnold, Bernhard Demel: Der Deutsche Orden 1525 bis 1809, <strong>in</strong>: Bertelsmann Lexikon Verlag:<br />

800 Jahre Deutscher Orden, Güthersloh/München 1990, S: 140.<br />

3<br />

Bernhard Demel: <strong>Die</strong> Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> des Deutschen Ordens, <strong>in</strong>: Friedrich Vogel: Der Deutsche<br />

Orden e<strong>in</strong>st und jetzt, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1999, S. 26.<br />

4<br />

A.a.O., S: 29.<br />

23


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Kursachsen besetzt werden dürfen. Wilhelm von Hold<strong>in</strong>ghausen, der durch se<strong>in</strong>en<br />

Bruder He<strong>in</strong>rich Beziehung zum Hochmeister hatte, wird 1560 zum Statthalter von<br />

<strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> ernannt, „um dem drohenden personellen und wirtschaftlichen Ende der<br />

thür<strong>in</strong>gischen Ballei“ 1 entgegenzuwirken. Der Historiker Volker Press schreibt über<br />

die Entwicklung des Deutschen Ordens zu dieser Zeit Folgendes: „Der Deutsche<br />

Orden nahm lieber den Übergang e<strong>in</strong>zelner Kommenden zum lutherischen und sogar<br />

zum reformierten Bekenntnis <strong>in</strong> Kauf, als sie ganz zu verlieren“ 2 .<br />

Als 1590 Erzherzog Maximilian, Habsburger, Kaisersohn und Anwärter auf die<br />

polnische Krone (wurde auf dem Weg nach Krakau gefangen genommen und<br />

gezwungen, auf die Krone zu verzichten), Hoch- und Deutschmeister wurde, gab es<br />

nur noch sieben „re<strong>in</strong> katholische“ Balleien im gesamten deutschen Gebiet. Mit<br />

Maximilian wurde zum ersten Mal e<strong>in</strong> Habsburger zum Hoch- und Deutschmeister<br />

gewählt. Seit 1641 besetzten meistens Angehörige der kaiserlichen Familie dieses<br />

Amt. Maximilian startete Reformversuche, die vor allem das Rittertum (wenn auch <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>erer Form) wiederherstellen sollten. <strong>Die</strong>s scheiterte allerd<strong>in</strong>gs am Widerstand<br />

der Fürsten und des Adels, da diese den Orden als Versorgungs<strong>in</strong>stitut für sich<br />

beanspruchen wollten. Um den Orden mehr zu se<strong>in</strong>en geistlichen Pflichten<br />

zurückzurufen, gründete Maximilian 1606 <strong>in</strong> Mergentheim e<strong>in</strong> Priestersem<strong>in</strong>ar.<br />

Außerdem errichtete der Orden wieder verschiedene Hospitale, angefangen <strong>mit</strong> dem<br />

Bau e<strong>in</strong>es dreistöckigen Spitals 1586 <strong>in</strong> Sachsenhausen. Dadurch versuchte der<br />

Deutsche Orden, se<strong>in</strong>e ursprüngliche Hospitalität zurückzuerlangen.<br />

Im 17. Jahrhundert bekam das Rittertum wieder mehr Zulauf und die Ordensritter<br />

nannten sich jetzt auch Cavalliere 3 . Sie übernahmen Aufgaben für den Kaiser und<br />

das Reich und bewiesen sich <strong>in</strong> vielen Glaubenskriegen, vor allem <strong>in</strong> den<br />

Türkenkriegen und im Dreißigjährigen Krieg. Besonders im Dreißigjährigen Krieg s<strong>in</strong>d<br />

viele Ordensritter gefallen und e<strong>in</strong>ige Ordensgebiete s<strong>in</strong>d verwüstet worden. Nach<br />

diesen Verlusten begann der Orden vieles neu zu erbauen: große Schlösser und<br />

Kommendenhäuser wurden errichtet, noch heute zu sehen <strong>in</strong> Ell<strong>in</strong>gen, Nürnberg,<br />

1<br />

Bernhard Demel: <strong>Die</strong> Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> des Deutschen Ordens, <strong>in</strong>: Friedrich Vogel: Der Deutsche<br />

Orden e<strong>in</strong>st und jetzt, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1999, S. 30.<br />

2<br />

Volker Press: Kriege und Krisen. Deutschland 1600-1715, <strong>in</strong>: Neue Deutsche Geschichte (Bd. 5),<br />

München 1991, S. 62.<br />

3<br />

italienisch cavliere: Reiter, Ritter.<br />

24


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Sachsenhausen, Altshausen oder Altenbiesen. „Daneben entstanden zahlreiche<br />

neue, reich ausgestattete Dorf- und Stadtkirchen sowie Zweckbauten, wie Hospitäler,<br />

Rat-, Schul- und Bürgerhäuser, Gewerbegebäude, Mühlen, Brücken und andere“ 1<br />

und der Orden leistete so<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>en kulturellen Beitrag im Reichsgebiet, wodurch auch<br />

die Beliebtheit <strong>in</strong> manchen Teilen der Bevölkerung stieg.<br />

III. 4. Der Orden unter Napoleon<br />

Während des französischen Revolutionskrieges, der auch gegen Kirchen und Klöster<br />

gerichtet war, g<strong>in</strong>g nach 1797 das Gebiet des Heiligen Römischen Reiches westlich<br />

des Rhe<strong>in</strong>s und so<strong>mit</strong> auch die Ordensballei Elsaß-Burgund an Frankreich. Auch die<br />

Balleien Biesen und Koblenz wurden von dem französischen Heer gewaltsam <strong>in</strong><br />

Besitz genommen. Später kam Napoleon an die Spitze Frankreichs und startete<br />

e<strong>in</strong>en Kriegszug nach Italien. Dazu zog er <strong>mit</strong> rund 150 000 Mann durch Bayern und<br />

Franken und zerstörte unter anderem Ordensbesitzungen. Schon bald erhielt<br />

Frankreich <strong>in</strong> Süddeutschland e<strong>in</strong>e deutliche Übermacht und konnte nun ungestört<br />

nach Italien vordr<strong>in</strong>gen. Napoleon siegte schließlich über Österreich, Russland,<br />

Neapel und England und die Säkularisierung des gesamten Kirchenbesitzes im<br />

Deutschen Reich wurde e<strong>in</strong>geleitet. Kaiser Franz II. setzte sich vehement für den<br />

Erhalt der beiden geistlichen Orden (der Deutsche Orden und der Malteserorden)<br />

und der Reichsritterschaft e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Reichsstände gaben ihm hierfür Zustimmung und<br />

der Reichsdeputationsausschuss übertrug dem Orden Klöster und Abteien östlich<br />

des Rhe<strong>in</strong>s als Entschädigung. Es konnten jedoch nicht alle versprochenen<br />

Besitztümer übernommen werden, da die Kurfürsten der jeweiligen Gebiete<br />

E<strong>in</strong>sprüche erhoben 2 . So waren die Ordensgüter weit verteilt und stark zersplittert, so<br />

dass die Schaffung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heitlichen Gebietes nicht möglich war.<br />

Nachdem Napoleon 1805 bis nach Wien vorgedrungen war und es widerstandslos<br />

e<strong>in</strong>genommen hatte, beendete der Friede von Preßburg den dritten Koalitionskrieg.<br />

Das Heilige Römische Reich bestand nun nur noch aus den Rhe<strong>in</strong>bundstaaten und<br />

der Deutsche Orden g<strong>in</strong>g <strong>mit</strong> samt allen Besitzungen und dem Amt des Hoch- und<br />

1<br />

Der Staat des Deutschen Ordens,<br />

http://www.deutscherorden.de/allgeme<strong>in</strong>/geschichte_start.php#staat, 2007.<br />

2<br />

Franz Kurowski: Der Deutsche Orden, München 1997, S. 327.<br />

25


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Deutschmeisters an das Haus Österreich. Nachdem Kaiser Franz II. im Jahr 1806<br />

auf Forderung Napoleons abdankte, begannen <strong>in</strong> Bayern, Württemberg und Baden<br />

„Raubzüge gegen den Deutschen Orden“ 1 und viele Ordensbesitzungen wurden<br />

enteignet. Hierbei wurden die Kommenden Ulm, Würzburg, Nürnberg und Ell<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />

Besitz genommen. Sämtliche Proteste und Anklagen wegen Landfriedensbruch von<br />

Seite des Ordens halfen nichts.<br />

Im vierten Koalitionskrieg sank die Zahl der Kommenden und Balleien stark, bis<br />

letztendlich nur noch das Fürstentum Mergentheim und die dortige Residenz des<br />

Hoch- und Deutschmeisters übrig blieb. Als Österreich, im vierten Koalitionskrieg<br />

neutral geblieben, 1809 Krieg gegen Napoleon führte, bestimmte dieser die<br />

Aufhebung des Deutschen Ordens und legalisierte den Raub von<br />

Ordensbesitzungen <strong>in</strong> den Staaten des Rhe<strong>in</strong>bundes. Dem Orden blieben nun nur<br />

noch Besitzungen <strong>in</strong> Schlesien und Böhmen und die Ballei Österreich; an e<strong>in</strong>e<br />

Wiederherstellung e<strong>in</strong>es souveränen Ordens war nicht zu denken 2 . Der Hoch- und<br />

Deutschmeister Anton Viktor hatte sich nach Österreich zurückgezogen, wo der<br />

Orden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Resten weiter bestand; Teile des Archivs 3 des Deutschen Ordens<br />

wurde von Mergentheim nach Wien gebracht, wo es auch heute noch ist. Kaiser<br />

Franz II. war nun Kaiser von Österreich (1806 hatte er lediglich die römisch-deutsche<br />

Krone abgelegt) und der Orden besaß ausschließlich Besitzungen im<br />

habsburgischen Herrschaftsgebiet.<br />

„Nach der Niederwerfung Napoleons <strong>in</strong> den Befreiungskriegen 1813 und 1815 hoffte<br />

der Deutsche Orden auf e<strong>in</strong>e Wiedere<strong>in</strong>setzung <strong>in</strong> die alten Stände“ 4 , aber er bekam<br />

se<strong>in</strong>e Besitzungen im ehemaligen Heiligen Römischen Reich nicht zurück; auch die<br />

Säkularisierung wurde nicht aufgehoben. Lediglich <strong>in</strong> Österreich erhielt der Orden<br />

se<strong>in</strong>e Herrschaftsrechte und Besitzungen (<strong>mit</strong> Ausnahme der Besitzungen <strong>in</strong><br />

Slowenien, Kroatien und Tirol) zurück und Anton Viktor versuchte, die<br />

Ordensbruderschaft am Leben zu erhalten.<br />

1<br />

Franz Kurowski: Der Deutsche Orden, München 1997, S. .328.<br />

2<br />

Der Staat des Deutschen Ordens,<br />

http://www.deutscherorden.de/allgeme<strong>in</strong>/geschichte_start.php#staat, 2007.<br />

3<br />

Andere Teile g<strong>in</strong>gen nach Stuttgart oder <strong>in</strong> neugebildete E<strong>in</strong>zelstaaten.<br />

4<br />

Franz Kurowski: Der Deutsche Orden, München 1997, S. 332.<br />

26


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

III. 5. Der Orden vom Neubeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Österreich bis zum Zweiten<br />

Weltkrieg<br />

Nach der Niederwerfung Napoleons besaß der Orden lediglich Niederlassungen <strong>in</strong><br />

Wien, Graz und Friesach, dazu konnte der Deutsche Orden sich die Kommenden<br />

Bozen und Lengmoos zurückkaufen. So stand der gesamte Besitz unter dem Haus<br />

der Habsburger <strong>in</strong> Österreich. 1834 wurde der Ordensbesitz zum kaiserlichen Lehen<br />

erklärt und der Orden erreichte so „e<strong>in</strong>e ehrenvolle Stellung im Kaiserstaat“ 1 . E<strong>in</strong><br />

Jahr später wurde der Erzherzog von Österreich-Este Maximilian Joseph zum<br />

Nachfolger von Hoch- und Deutschmeister Anton Viktor gewählt. Maximilian Joseph<br />

orientierte den Orden neu und schrieb ihm neue Aufgaben zu: Krankenpflege,<br />

Armenfürsorge, Christenlehre und die Unterstützung von Schulen. Außerdem wurde<br />

das Institut der Ordensschwestern gegründet. <strong>Die</strong>ses Institut zählte damals 120<br />

Mitglieder auf drei Mutterhäuser verteilt 2 . Der neue Name des Deutschen Ordens war<br />

nun offiziell „Deutscher Ritterorden“, obwohl der Orden ke<strong>in</strong>e militärische<br />

Organisation mehr war und ke<strong>in</strong>en Kriegs- und Ritterdienst für Ordens<strong>mit</strong>glieder<br />

vorsah. In Lana bei Meran, Troppau und Österreich-Schlesien wurden auch wieder<br />

neue Ordenshäuser gegründet. „Während der Kriege der sechziger und siebziger<br />

Jahre des 19. Jahrhunderts stellte der Deutsche Ritterorden leicht bewegliche<br />

Feldspitäler auf und verwandte se<strong>in</strong>e Häuser zeitweise, wenn dies notwendig wurde,<br />

<strong>in</strong> Lazarette“ 3 ; aber es wurden ke<strong>in</strong>e Ordens<strong>mit</strong>glieder als Ritter (bzw. Soldaten) <strong>in</strong><br />

den Krieg geschickt. Der Orden f<strong>in</strong>anzierte sich hauptsächlich von Spenden aus den<br />

Institutionen der Ehrenritter und der Marianer, deren Mitglieder vor allem aus<br />

Adelskreisen stammten. Mit dieser f<strong>in</strong>anziellen Hilfe konnte der Orden auch im<br />

Ersten Weltkrieg vier große Feldspitäler unterhalten und h<strong>in</strong>ter der Front verletzte<br />

Soldaten versorgen. Mit dem Untergang des Kaiserreichs Österreich-Ungarn Ende<br />

des ersten Weltkrieges war der Fortbestand des Ordens erneut <strong>in</strong> Gefahr. Alle am<br />

Krieg beteiligten Staaten hielten die Ordensbesitzungen für habsburgischen Besitz<br />

und forderten die E<strong>in</strong>ziehungen aller Ordensgüter. Nur Österreichs Nachfolgestaaten<br />

Jugoslawien, Serbien und Tschechoslowakei erkannten den Orden seit 1927 als<br />

1<br />

Franz Kurowski: Der Deutsche Orden, München 1997, S. 335.<br />

2<br />

Der Deutsche Orden im Schutze Habsburgs, http://www.deutscherorden.de/allgeme<strong>in</strong>/geschichte_start.php#habs,<br />

2007<br />

3<br />

Franz Kurowski: Der Deutsche Orden, München 1997, S. 337.<br />

27


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

geistliches Institut an 1 und ließen den Deutschen Ritterorden <strong>in</strong> diesem Gebiet<br />

weiterbestehen. „1938 wurde der Deutsche Orden <strong>in</strong> Österreich, 1939 <strong>in</strong> der von<br />

Hitler annektierten Tschechoslowakei verboten“ 2 ; so<strong>mit</strong> hatte der Orden nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg auch <strong>in</strong> Österreich, Jugoslawien, Tschechoslowakei, Tirol und<br />

Italien wenig Chancen auf e<strong>in</strong>en Wiederaufbau.<br />

III. 6. Der Deutsche Orden im 20. und 21. Jahrhundert<br />

Nach dem Krieg konnte sich der Orden nur <strong>mit</strong> viel Mühe und langsam wieder<br />

aufbauen. Während des Nationalsozialismus wurde der Orden enteignet und nur <strong>in</strong><br />

Österreich gab man dem Orden se<strong>in</strong> Vermögen 1947 zurück. Doch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Schritten kehrte der Orden <strong>in</strong> Österreich und Südtirol zu se<strong>in</strong>en Tätigkeiten zurück,<br />

<strong>mit</strong> denen er sich schon vor 1933 beschäftigte: Krankenpflege, <strong>Die</strong>nste <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>dergärten, Schulen, Schüler-, Studenten- und Altenheime, Errichtung und Ausbau<br />

entsprechender E<strong>in</strong>richtungen, Versorgung von Pfarreien und Ausbildung des<br />

Ordensnachwuchses. Bereits 1957 wurde e<strong>in</strong> Haus <strong>in</strong> Rom erworben, welches bis<br />

heute als Pilgerhaus und <strong>Sitz</strong> des Generalprokurators dient. Der Generalprokurator<br />

vertritt alle Angelegenheiten des Deutsche Ordens <strong>in</strong> Rom. Nach vielen Jahren der<br />

Unterdrückung war den Brüdern und Schwestern <strong>in</strong> Jugoslawien e<strong>in</strong> bescheidener<br />

Neuanfang möglich. Aus der Tschechoslowakei wurden sie allerd<strong>in</strong>gs ausgewiesen.<br />

<strong>Die</strong>se ausgewiesenen Brüder und Schwestern g<strong>in</strong>gen nach Deutschland. 1949<br />

wurde <strong>in</strong> Darmstadt von ihnen e<strong>in</strong> Konvent gegründet und 1963 übernahmen sie die<br />

Pfarrei <strong>in</strong> Sachsenhausen bei Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Jahr später folgte das Wagnis<br />

e<strong>in</strong>er Missionsstation <strong>in</strong> Schweden, diese musste allerd<strong>in</strong>gs 1983 aufgrund von<br />

Personalmangel aufgegeben werden. Aufgrund der hervorragenden Qualifikationen<br />

fiel es den Schwestern nicht schwer, vielerorts <strong>in</strong> Fachschulen, K<strong>in</strong>dergärten,<br />

Heimen, Spitälern sowie <strong>in</strong> der Alten- und Armenbetreuung Beschäftigung zu f<strong>in</strong>den.<br />

Bereits 1953 wurde eigens für Ordensschwestern e<strong>in</strong> Mutterhaus <strong>in</strong> Passau<br />

geschaffen. Um es Laien zu ermöglichen baute man <strong>in</strong> den fünfziger Jahren die<br />

Institute der Ehrenritter und Familiaren auf. <strong>Die</strong>se Institute wurden 1965 von Papst<br />

Paul VI. offiziell bestätigt.<br />

1<br />

Der geistliche Deutsche Orden, http://www.deutscherorden.de/allgeme<strong>in</strong>/geschichte_start.php#habs,<br />

2007.<br />

2<br />

A.a.O.<br />

28


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Heute wirkt der Orden neben Pfarr- und Sonderseelsorge besonders durch se<strong>in</strong>e<br />

Ordenswerke. <strong>Die</strong>se wurden 1989 <strong>in</strong> der Deutschen Brüderprov<strong>in</strong>z gegründet. Bis<br />

heute haben sich diese <strong>in</strong> ganz Deutschland verbreitet und gliedern sich <strong>in</strong> folgende<br />

E<strong>in</strong>richtungen: Ambulante <strong>Die</strong>nste, Entzugskl<strong>in</strong>iken, Übergangse<strong>in</strong>richtungen,<br />

Stationäre Rehabilitation, Nachsorge, Soziotherapeutische E<strong>in</strong>richtungen und<br />

Integrationsbetriebe. 1<br />

Se<strong>in</strong>e Zukunft sieht der Orden folgendermaßen: „Das Charisma unserer<br />

Ordensgeme<strong>in</strong>schaft, ihre Spiritualität und ihre Arbeit s<strong>in</strong>d noch nach über 800<br />

Jahren gleichbleibend fasz<strong>in</strong>ierend wie im Gründungsjahr. Und so wird es auch<br />

bleiben: Idee und Auftrag wird es auch <strong>in</strong> 20 und 50 Jahren noch geben. <strong>Die</strong><br />

Geschichte lehrt freilich auch, dass sich die Formen immer wieder den Zeitläufen<br />

angepasst haben, und <strong>in</strong> 50 Jahren der Orden vielleicht e<strong>in</strong> völlig anderes Gesicht<br />

haben wird. <strong>Die</strong> Formen, die Strukturen, werden sich sicher weiter wandeln, den<br />

Orden selbst wird es sicher auch dann noch geben – und Menschen, die se<strong>in</strong><br />

Charisma <strong>mit</strong> Überzeugung zu verwirklichen suchen.“ 2<br />

1<br />

Abbildung, siehe Anhang: III. 3. Grafik „Deutsch Ordens Suchthilfe“.<br />

2<br />

Korrespondenz zwischen Julius Werner und Bruno Platter, siehe Anhang: III. 4. Brief von Bruno<br />

Platter OT, Hochmeister.<br />

29


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

IV. Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong><br />

Als älteste Niederlassung der Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> und so<strong>mit</strong> von ganz Deutschland gilt<br />

das Ordenshaus St. Kunigunde bei Halle an der Saale. 1 Noch vor dem Jahr 1200<br />

hatten hier Ordensbrüder <strong>mit</strong> dem Aufbau e<strong>in</strong>es Hospitals begonnen. <strong>Die</strong>s beweist<br />

e<strong>in</strong>e Urkunde des Erzbischofs Ludolf von Magdeburg von 1200, <strong>in</strong> der er den<br />

Brüdern e<strong>in</strong>en Platz für das schon begonnene Hospital überwies. 2 So war der<br />

Grundste<strong>in</strong> der Komturei Halle gelegt. Durch Ankäufe und Schenkungen wurde <strong>in</strong><br />

den folgenden Jahren der Ortsbesitz <strong>in</strong> der Umgebung von Halle erweitert. Unter<br />

besonderem Schutz des Kaisers und der Landesfürsten folgten <strong>in</strong> den nächsten<br />

Jahren die Erwerbung weiterer Besitzungen und die Gründung neuer Ordenshäuser.<br />

1214 überwies König Friedrich II. dem Orden das schon bestehende Hospital <strong>in</strong><br />

Altenburg <strong>mit</strong> dessen Besitz <strong>in</strong> Nennewitz. Auffallend ist, dass sich viele der ältesten<br />

Ordensniederlassungen <strong>mit</strong> Vorliebe an e<strong>in</strong> schon bestehendes Hospital anlehnten. 3<br />

1221 übertrug der Erzbischof Siegfried von Ma<strong>in</strong>z das frühere August<strong>in</strong>er-<br />

Chorherrenstift <strong>in</strong> Porstendorf an den Deutschen Orden. Ebenfalls im Jahr 1221 wird<br />

e<strong>in</strong> Deutschordenspriesterbruder <strong>mit</strong> dem Namen Hugo <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> genannt, was<br />

darauf h<strong>in</strong>weist, dass <strong>in</strong>zwischen auch hier e<strong>in</strong>e Niederlassung des Ordens<br />

stattgefunden hat. Im Jahre 1222 kauft der Orden e<strong>in</strong> Gut <strong>in</strong> Nägelstedt vom<br />

Mariengretenstift zu Ma<strong>in</strong>z, wobei der Erzbischof großzügig die Vogtei dazu schenkt.<br />

In all diesen Orten wurden größere und kle<strong>in</strong>ere Komtureien gebildet. Noch vor 1252<br />

siedelte sich der Orden auch <strong>in</strong> Erfurt an. 1258 wurde dem Orden das<br />

Kirchenpatronat zu Eger verliehen. <strong>Die</strong>s geschah durch Konrad<strong>in</strong>, dem Sohn König<br />

Konrad IV.<br />

1<br />

Johannes Voigt: Geschichte des Deutschen Ritterordens <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en zwölf Balle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Bd.1. Berl<strong>in</strong> 1857, S.3ff.<br />

2<br />

Dort heißt es: „fratres de hospitale teutonici <strong>in</strong> patribus transmar<strong>in</strong>is … ad hospitale pauperum, quod<br />

<strong>in</strong>iciatum est“. Vgl. dazu Forschung zur thür<strong>in</strong>gisch- sächsischen Geschichte Heft 10. Der Deutsche<br />

Orden <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong>, Hrsg.: Dr. Sommerlad.<br />

3<br />

Johannes Voigt: Geschichte des Deutschen Ritterordens <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en zwölf Balle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Bd.1. Berl<strong>in</strong> 1857.<br />

30


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Durch e<strong>in</strong>ige weitere Käufe und Schenkungen brachte es der Orden bis Mitte des 13.<br />

Jahrhunderts auf knapp zwanzig Komtureien <strong>in</strong> der Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong>. An der Spitze<br />

der Ballei stand e<strong>in</strong> Landkomtur, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haupthaus, das <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Residenz zu<br />

vergleichen ist, se<strong>in</strong>en <strong>Sitz</strong> hatte. Der Thür<strong>in</strong>ger Hauptsitz war von Beg<strong>in</strong>n bis 1809<br />

<strong>Zwätzen</strong>. <strong>Die</strong>ses Haupthaus zog alle Überschüsse aus verschiedensten Quellen,<br />

Besitzungen oder Rechten der Ordenshäuser von ganz <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> an sich, um diese<br />

als Unterstützung für den Gesamtorden im Morgen- und Abendland abzuführen. Der<br />

erste Landkomtur für die Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> ersche<strong>in</strong>t 1235, uns nur als „ Th.“ genannt,<br />

während der erste namentlich aufgeführte Eckard von Trebsen 1248 nachweisbar ist.<br />

Zwar fassten sich die e<strong>in</strong>zelnen Komture <strong>in</strong> Balle<strong>in</strong> zusammen, doch war ke<strong>in</strong>e<br />

Entwicklung zu e<strong>in</strong>em Deutschordensstaat <strong>in</strong> Deutschland zu erkennen. So blieben<br />

selbst die größten Güterkomplexe doch immer nur Inseln <strong>in</strong><strong>mit</strong>ten der sie<br />

umgebenden Gebiete der Reichsfürsten. 1 Der Handel der Komturen untere<strong>in</strong>ander<br />

war kompliziert und wurde durch die vielen Zollstätten langwierig und teuer. Friedrich<br />

II. befreite im Jahre 1221 zwar den Orden von allen Abgaben, doch geschah dies nur<br />

von Reichs wegen. Der Orden musste versuchen sich von den Landesfürsten gleiche<br />

Privilegien zu verschaffen. Jedoch hatte die <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> Glück<br />

und erhielt bereits 1225 Zollfreiheit für das ganze Reichsfürstentum. Zu erklären ist<br />

dies <strong>mit</strong> der besonderen Zuneigung der Thür<strong>in</strong>gischen Landgrafen für den<br />

Deutschen Orden seit se<strong>in</strong>er Gründung <strong>in</strong> Akkon, wo Landmann Hermann persönlich<br />

teilgenommen hat. So war auch se<strong>in</strong> Sohn und Nachfolger Landgraf Ludwig<br />

besonders am Orden <strong>in</strong>teressiert. Das Aufblühen des Ordens ergab sich e<strong>in</strong>mal aus<br />

se<strong>in</strong>er Freundschaft <strong>mit</strong> Friedrich II., dem wahrsche<strong>in</strong>lich größten Gönner des<br />

Deutschen Ordens überhaupt, als auch aus dem guten Verhältnis zwischen Landgraf<br />

Ludwig und Hermann von Salza, e<strong>in</strong> aus <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> stammender Hochmeister und<br />

Vertrauter des Kaisers. In e<strong>in</strong>er Urkunde von 1225 verzichtete der Landgraf Ludwig<br />

IV. auf alle se<strong>in</strong>e Rechte über die Besitzungen des Deutschen Ordens <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Landen und befreite ihn von Zöllen und Abgaben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Herrschaftsgebiet. Da<br />

sich die Landesfürsten so besonders für den Orden e<strong>in</strong>setzten, wollte der Adel<br />

natürlich <strong>in</strong> nichts nachstehen. Zudem bot der Orden die außergewöhnliche<br />

Möglichkeit zugleich Mönch und Ritter zu se<strong>in</strong>. Also e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong> enthaltsames<br />

1<br />

Mit Ausnahme der Ballei Franken ab dem 16. Jahrhundert.<br />

31


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Leben für Gott zu führen und andererseits Abenteuer im Abend- und Morgenland zu<br />

erleben. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Tat etwas widersprüchliche Symbiose. <strong>Die</strong> Zahl der Adeligen, die<br />

Mitglieder des Ordens wurden, war also sehr groß. 1 Noch weitaus größer ist jedoch<br />

die Zahl all der Edlen, die den Orden <strong>mit</strong> großzügigen Schenkungen bedachten. 2<br />

Es ist wichtig zu wissen, dass die Vergrößerung der Ordensballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong><br />

überwiegend aus Schenkungen, Käufen und Tausch bestand und nicht wie<br />

beispielsweise <strong>in</strong> der Ballei Preußen aus Kampfhandlungen. Der Deutsche Orden <strong>in</strong><br />

<strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> vergrößerte sich durch planmäßige Abrundungspolitik, welche auch <strong>in</strong><br />

anderen Balle<strong>in</strong> zu beobachten war. <strong>Die</strong>se fragliche Politik lief <strong>in</strong> der Regel<br />

folgendermaßen ab: Sobald der Orden an irgende<strong>in</strong>em Ort e<strong>in</strong>e Schenkung erhalten<br />

hatte, versuchte er weitere Zuwendungen für denselben Ort zu erlangen. Hatte er<br />

dabei ke<strong>in</strong>en Erfolg, so versuchte man, auf dem Kaufweg weiteren Besitz zu<br />

erlangen und/ oder den schon vorhandenen Besitz durch Gütervertauschung<br />

abzurunden. Vor Gewalttätigkeiten und Urkundenfälschung schreckte man <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zelfällen bei dieser Erwerbspolitik allerd<strong>in</strong>gs auch nicht zurück. Dass der Orden<br />

für e<strong>in</strong> noch fehlendes Stück im Besitzkomplex gelegentlich mehr bezahlen musste<br />

als das Land eigentlich Wert war, ist verständlich und e<strong>in</strong> Grund für die seit dem<br />

14.Jahrhundert zyklisch auftretende F<strong>in</strong>anzkrise der Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong>.<br />

<strong>Die</strong>se f<strong>in</strong>anzielle Krise der thür<strong>in</strong>gischen Ballei wurde durch verschiedenste Gründe<br />

hervorgerufen. So wurden z.B. unzählige Ordensbauten durch schlimme Brände<br />

zerstört und beim notwendigen Wiederaufbau mussten hohe Summen ausgegeben<br />

werden. Von solchen Feuersbrünsten wurden besonders Weimar, Mühlhausen,<br />

Plauen und Altenburg betroffen. Das Ordenshaus Halle wurde immer wieder von<br />

starken Überschwemmungen heimgesucht. Besonders schlimm soll es <strong>in</strong> den Jahren<br />

1343, 1345, 1365 und 1374 gewesen se<strong>in</strong>. Auch im 15. Jahrhundert wurde das<br />

Hospital e<strong>in</strong>ige Male von den Fluten verwüstet. Es ist bis heute unerklärlich, wieso<br />

die Brüder bei der Gründung des Hospitals sämtliche Gebäude <strong>in</strong> das<br />

Überschwemmungsgebiet der Saale gebaut hatten. Als e<strong>in</strong> anderer Grund der<br />

Verarmung müssen auch Missernten angesehen werden. So musste z.B. der<br />

1<br />

Siehe Anhang: IV. 12. Liste der Landkomture und Statthalter <strong>Zwätzen</strong>s.<br />

2<br />

<strong>Die</strong> Nennung nur e<strong>in</strong>es Bruchteils derer, die dem Orden Schenkungen zukommen ließen, würde den<br />

Rahmen der Arbeit sprengen.<br />

32


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Ordensbesitz zu Vargula aufgrund von erheblichen Missernten verkauft werden.<br />

Politische Ursachen trugen ebenfalls ihren Teil zum Niedergang der Ballei bei.<br />

<strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> selbst war der Schauplatz vieler Kämpfe und Fehden, vo<br />

N welchen die Komtureien nicht verschont blieben. 1430 fielen die Hussiten <strong>in</strong><br />

Plauen e<strong>in</strong>, doch auch Altenburg und Zschillen waren betroffen. E<strong>in</strong> anderer Grund<br />

für die missliche f<strong>in</strong>anzielle Lage der Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> war die Tatsache, dass sie<br />

mehr Ordensbrüder aufnahm als sie durch ihre Erträge ernähren konnte. <strong>Die</strong> Zahl<br />

der Ritterbrüder nahm ab, während die der Priesterbrüder wuchs. Bereits 1411<br />

erklärte der damalige Landkomtur, dass er den Ordensbrüdern nicht mehr die<br />

gebührenden Bedürfnisse zukommen lassen könnte 1 , d.h. er konnte sie nicht mehr<br />

ernähren. Aus diesen Gründen sah sich die Ballei bald gezwungen Schulden zu<br />

machen. Doch das Problem bei Schulden im Mittelalter war, dass man die Z<strong>in</strong>sen<br />

kaum tilgen konnte. Der <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> gelang dies nicht und die<br />

Rückzahlung des geborgten Kapitals war bald unmöglich. Der Orden wurde zu immer<br />

neuen Verkäufen gezwungen. So geriet der heilige Gottesorden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Teufelskreislauf und war am Ende sogar außer Stande auch nur die Z<strong>in</strong>sen<br />

aufzubr<strong>in</strong>gen.<br />

Ende des 15. Jhd. g<strong>in</strong>g es <strong>mit</strong> dem Orden wieder e<strong>in</strong> wenig bergauf. Allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

hervorgerufen durch die Gesamtsituation des Ordens, diese war nach wie vor<br />

schlecht, sondern durch e<strong>in</strong>zelne Personen, deren Lebensführung nicht mehr<br />

vorbildlich war.<br />

Man kann sagen, dass im ausgehenden Mittelalter der Eifer für den Orden ziemlich<br />

erloschen war. Zu dieser Zeit kursierten auch e<strong>in</strong>ige Spottverse über die bequemen<br />

Deutschen Herren:<br />

„Kleider aus, Kleider an,<br />

Essen, Tr<strong>in</strong>ken, Schlafengahn,<br />

1<br />

Johannes Voigt: Geschichte des Deutschen Ritterordens <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en zwölf Balle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Bd.1. Berl<strong>in</strong> 1857, S.597.<br />

33


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Ist die Arbeit so die Deutsche Herrn han“ 1<br />

Als Folge des allgeme<strong>in</strong>en Unmuts über den deutschen Orden kann man auch den<br />

Brief Mart<strong>in</strong> Luthers betrachten, den dieser 1520 unter anderem an die Deutschen<br />

Herren sendete. Aufgrund ihrer angeblichen Nichtsnutzigkeit für die Bevölkerung<br />

forderte er sie auf ihren Mantel abzulegen, was e<strong>in</strong>e Suspension des Ordens<br />

bedeutet hätte.<br />

<strong>Die</strong> den Deutschen Herren nicht wohlges<strong>in</strong>nte öffentliche Me<strong>in</strong>ung führte schnell zur<br />

E<strong>in</strong>führung der lutherischen Lehre im ernest<strong>in</strong>ischen Sachsen und <strong>in</strong> Kursachsen <strong>in</strong><br />

den Jahren 1526-1529. So kaufte Kurfürst Johann Friedrich I., ganz im S<strong>in</strong>ne des<br />

landesfürstlichen Kirchenregiments, 1529 dem Orden die Seelsorgeaufgaben und<br />

Aufgaben <strong>in</strong> Spitälern und Schulen ab. Außerdem durfte der Orden ke<strong>in</strong>e Messen<br />

mehr abhalten. Bis etwa 1540 fielen alle thür<strong>in</strong>gisch-sächsischen Ordensbesitzungen<br />

im Bereich der Ernest<strong>in</strong>er und Albert<strong>in</strong>er <strong>in</strong> die Gewalt der durch die Reformation<br />

aufgewerteten jeweiligen Landesherren. 2<br />

Aufgrund der Glaubensspaltung fanden bis Ende des 16.Jhd. unzählige<br />

Verhandlungen zwischen den thür<strong>in</strong>gischen Landkomturen und den Hochmeistern,<br />

den Landesfürsten bis h<strong>in</strong> zum Kaiser statt.<br />

1593 wurde schließlich im Naumburger Vertrag e<strong>in</strong>e Bikonfessionalität des Ordens <strong>in</strong><br />

den Balleien <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> und Sachsen festgelegt, jedoch waren verheiratete<br />

Ordensritter nicht zugelassen. In dieser bikonfessionellen Struktur verblieb der Orden<br />

bis zu se<strong>in</strong>em Ende.<br />

1<br />

A.a.O., S.323.<br />

2<br />

Bernhard Demel: Der Deutsche Orden e<strong>in</strong>st und jetzt, 1999, S. 20.<br />

34


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. Der Deutsche Orden <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>em <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Bis zum Beg<strong>in</strong>n des 15. Jahrhunderts variiert die Schreibweise von „Suezen“,<br />

„Swezen“, „Sweczen“, „Zuecen“, „Zueczen“, „Zcuezen“, „Zwecen“, „Zwezen“,<br />

„Zwetzen“, „Zwezcen“, „Zwezzen“, „Czwecen“, „Czweczan“, „Czweczan“,<br />

„Czweczen“, „Zcwezcen“, „Zcwetzen“, bis zu „Zcwenczen“. Wahrsche<strong>in</strong>lich ist, dass<br />

der Ortsname von e<strong>in</strong>er Kurzform des Personennamens „Svetislav“, bzw. „Sveca“<br />

abgeleitet wurde 1 . Möglich ist aber auch, dass der Name von „svety“ (slawisch:<br />

heilig) abgeleitet wurde, <strong>in</strong> Anlehnung zum „heiligen Berg“ am südlichen Ortsrand. 2<br />

V. 1. Zu den Herrschaftsverhältnissen <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> im 12.<br />

Jahrhundert<br />

In Mitteldeutschland herrschten im 12. und 13. Jahrhundert zwei mächtige<br />

Dynastiengeschlechter, zum e<strong>in</strong>em die Ludow<strong>in</strong>ger, thür<strong>in</strong>gisch-hessische<br />

Landgrafen, die seit ca. 1130/31 <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> ansässig s<strong>in</strong>d. Ihr Herrschaftsbereich<br />

umfasste um 1200 e<strong>in</strong> Gebiet von der Saale und Unstrut im Osten bis zur Lahn und<br />

Sieg im Westen und von der Helme im Norden bis zur Werra im Süden. Das andere<br />

Geschlecht bildeten die Wett<strong>in</strong>er, e<strong>in</strong> Marktgrafgeschlecht aus Sachsen. Beide<br />

Häuser versuchten <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ihr Herrschaftsgebiet<br />

unter anderem im Gebiet der <strong>mit</strong>tleren Saale zu vergrößern, speziell an der<br />

Saalel<strong>in</strong>ie bei Jena und Naumburg. Natürlich blieben dabei Interessenkonflikte nicht<br />

aus. Landgraf Ludwig III. von <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> (um 1151/52-1190), e<strong>in</strong> Sohn der<br />

Halbschwester Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190), stand am Ende se<strong>in</strong>er<br />

Amtsperiode so nicht nur im Kampf <strong>mit</strong> Ma<strong>in</strong>z, sondern vor allem auch <strong>mit</strong> Otto dem<br />

Reichen (1135-1190), e<strong>in</strong>em wett<strong>in</strong>ischen Marktgrafen, der schon seit 1180<br />

versuchte, <strong>in</strong> die Machtsphären der Ludow<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen. <strong>Die</strong>ser Konflikt endete<br />

erst im Jahre 1247, nachdem die Ludow<strong>in</strong>ger im Mannesstamm ausgestorben waren.<br />

1<br />

He<strong>in</strong>z Rosenkranz: Ortsnamen des Bezirkes Gera, Greiz 1982, S. 61.<br />

2<br />

G. Cosack, R. Jonscher: Von Ammerbach bis <strong>Zwätzen</strong>, S. 137.<br />

35


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. 2. <strong>Zwätzen</strong> vor dem Deutschen Orden<br />

<strong>Zwätzen</strong> (Cwecen) wird erstmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Urkunde vom 16. September 1182 1<br />

erwähnt, die <strong>in</strong> Dornburg (Thorenburch) und Jena (Gene) 2 ausgestellt wurde. In<br />

dieser wird dem Kloster Altzelle 3 der Erwerb von e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>em Stück Land bei<br />

<strong>Zwätzen</strong> bestätigt. <strong>Zwätzen</strong> gehörte sowohl politisch als auch geographisch zu den<br />

Besitztümern der Ludow<strong>in</strong>ger. So wurde im Interesse des Landgrafen Ludwig III. von<br />

<strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> (siehe oben) e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>berg verkauft, da<strong>mit</strong> die Mönche We<strong>in</strong>anbau<br />

betreiben konnten. In <strong>ihrem</strong> Kloster war es ihnen aufgrund der ungünstigen<br />

klimatischen Bed<strong>in</strong>gungen verwehrt, We<strong>in</strong> anzubauen. Nun muss man wissen, dass<br />

das Kloster Altzelle von dem Marktgrafen Otto dem Reichen von Meißen gegründet<br />

wurde und so<strong>mit</strong> also wett<strong>in</strong>isch war. Da der Marktgraf die Kaufsumme von 32 Mark<br />

selber bezahlte, liegt die Vermutung nahe, dass da<strong>mit</strong> der Versuch von der<br />

marktgräflich-wett<strong>in</strong>ischen Seite unternommen wurde, <strong>in</strong> das landgräflichludow<strong>in</strong>gische<br />

E<strong>in</strong>flussgebiet e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen. Landgraf Ludwig jedenfalls sah sich<br />

veranlasst, <strong>in</strong> der Urkunde die politische Zugehörigkeit <strong>Zwätzen</strong>s zu se<strong>in</strong>em<br />

Machtbereich nochmals besonders zu verdeutlichen.<br />

Wegen der für den We<strong>in</strong>anbau besonders geeigneten Lage entwickelte sich der<br />

We<strong>in</strong>bau zu dem wichtigsten Wirtschaftszweig des Klosterhofes und später der<br />

Kommende. <strong>Die</strong> Besitzurkunde ist gleichzeitig auch das älteste Zeugnis über<br />

We<strong>in</strong>anbau <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong>. Nochmals bestätigt wurde der Besitz gegenüber dem Abt<br />

Matthias am 21. März 1190 von Papst Clemens und <strong>in</strong> dem Schutzbrief von Papst<br />

Innocenz III. vom 07. November 1213 gegenüber dem Kloster unter Abt W<strong>in</strong>emar. In<br />

diesem wird der Klosterhof <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> als „v<strong>in</strong>eam <strong>in</strong> Zweze“ bezeichnet 4 . Doch<br />

knapp 100 Jahre später am 01. März 1282, gelangte das Gut <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> für 100 M<br />

Silber <strong>in</strong> den Besitz des Deutschen Ordens, um, wie es <strong>in</strong> der Urkunde heißt, die<br />

Schuldenlast des Klosters zu m<strong>in</strong>dern. E<strong>in</strong> anderer Grund mag aber auch der<br />

mühsame und aufwendige Transport des We<strong>in</strong>es nach Sachsen gewesen se<strong>in</strong>.<br />

1<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 1. Urkunde vom 16.9.1182.<br />

2<br />

<strong>Die</strong> Erwähnung Jenas diente wohl eher zur geographischen Orientierung.<br />

3<br />

Kloster bei Nossen, ca. 20 km östlich von Dresden.<br />

4<br />

Otto Dobenecker: Zweiter Band, Jena 1900, S. 289.<br />

36


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. 3. Der Deutsche Orden <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> im Mittelalter<br />

Seit wann der Deutsche Orden <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> ansässig ist, lässt sich aufgrund der<br />

schlechten Quellenlage nicht genau er<strong>mit</strong>teln. Erstmalig wurde er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Urkunde<br />

vom 13. Oktober 1221 erwähnt. In dieser stimmen sich der sich der Deutsche Orden<br />

und der Erzbischof von Ma<strong>in</strong>z über gewisse kirchliche Rechte ab und es wird e<strong>in</strong><br />

Priester namens Hugo von <strong>Zwätzen</strong> erwähnt 1 . So kann man durch jenen<br />

Ordensbruder („sacerdos <strong>in</strong> Zvecen“) schlussfolgern, dass der Deutsche Orden<br />

spätestens seit 1221 e<strong>in</strong>e Niederlassung <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> unterhielt 2 . Da der Deutsche<br />

Orden das Ordenshaus Porstendorf am 2. Juni 1226 an das zisterziensische Kloster<br />

Pforte verkaufte, ist anzunehmen, dass das dort ansässige Ordenspersonal nach<br />

<strong>Zwätzen</strong> übersiedelte. <strong>Die</strong> Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> konnte sich im Verlauf des 13.<br />

Jahrhunderts weiter ausbreiten und <strong>Zwätzen</strong> war durchgehend bis 1809 der <strong>Sitz</strong> des<br />

Landkomturs. Nachdem die Ludow<strong>in</strong>ger 1247 ausgestorben waren, vermehrte sich<br />

der Besitz vor allem durch Schenkungen, zum Beispiel Grundbesitz, Z<strong>in</strong>sübertragung<br />

oder ganze We<strong>in</strong>berge. Erwähnungswürdig ist der benachbarte Grundbesitzer<br />

Burggraf <strong>Die</strong>trich von Kirchberg, der dem Deutschen Orden <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> 1254 den<br />

Zehnten se<strong>in</strong>es We<strong>in</strong>bergertrags gab. Bald war das Deutsche Ordenshaus der<br />

größte Grundbesitzer im Ort. <strong>Die</strong> harte Arbeit <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>bergen verrichteten die<br />

E<strong>in</strong>wohner <strong>Zwätzen</strong>s, die zu Fronarbeit auf den Gütern des Ordens verpflichtet<br />

waren. Am 17. April 1267 bestätigt Landgraf Albrecht von <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> (1240-1315)<br />

sogar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Urkunde dem Deutschen Orden alle Freiheiten, welche er unter dem<br />

Landgrafen Ludwig IV. genossen hatte und verzichtete so<strong>mit</strong> auf die Gerichtsbarkeit<br />

auf dessen Gütern 3 . Zwar konnte der Ritterorden nun ger<strong>in</strong>gere Delikte ahnden, zum<br />

Beispiel <strong>mit</strong> Marter oder Geldbuße (man spricht von der niederen Gerichtsbarkeit),<br />

doch blieb ihm die hohe Gerichtsbarkeit bzw. Halsgerichtbarkeit, unter der<br />

Todesstrafe oder Folter verhängt wurde, verwehrt.<br />

<strong>Die</strong> tägliche f<strong>in</strong>anzielle Last durch Ausgaben verteilte der Orden auf mehrere<br />

Schultern. Zum e<strong>in</strong>en besaß die Kommende um 1289 e<strong>in</strong>e Mühle am Bach <strong>in</strong><br />

1<br />

jener Hugo von <strong>Zwätzen</strong> ist auch auf dem Altar <strong>in</strong> der <strong>Zwätzen</strong>er St. Marienkirche zu sehen.<br />

2<br />

Otto Dobenecker, Zweiter Band, S. 307.<br />

3<br />

Karl He<strong>in</strong>rich Lampe: Bibliographie des Deutschen Ordens bis 1959, Bonn – Bad Godesberg, 1975,<br />

S. 152 f.<br />

37


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

<strong>Zwätzen</strong> und konnte so als Grundherr den „Mühlenbann“ ausüben 1 . Dadurch wurden<br />

alle Bauern <strong>in</strong> der Region gezwungen, gegen e<strong>in</strong>e Gebühr ihr Getreide <strong>in</strong> dieser<br />

Mühle mahlen zu lassen. Zuwiderhandlungen wurden <strong>mit</strong> teilweise drakonischen<br />

Geldbußen bestraft. E<strong>in</strong>e andere lukrative E<strong>in</strong>nahmequelle war die Schafzucht. In der<br />

zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts besaß der Orden e<strong>in</strong>e Art Schafmonopol. <strong>Die</strong><br />

ca. 600 Tiere lieferten nicht nur Fleisch, Wolle und Milch zur Käseherstellung,<br />

sondern auch Schafsmist, um den Boden zu düngen. Außerdem unterhielt die<br />

Kommende e<strong>in</strong>e bescheidene Fischzucht im Kommendehof zur Eigenversorgung.<br />

Obwohl die Kommende durch weitere zahlreiche Schenkungen ihren Besitz<br />

vergrößern konnte, drohte ihr ab 1340 immer mehr die Gefahr, sich zu verschulden.<br />

Der wirtschaftlichen Krise der Ballei zum Trotz wurde der Kommende <strong>Zwätzen</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Urkunde vom 12. Dezember 1352 die niedere und nun auch die hohe<br />

Gerichtsbarkeit bestätigt. Wahrsche<strong>in</strong>lich hatte die Kommende die Rechte schon<br />

bereits früher erworben. Ausgestellt wurde die Urkunde von Markgraf Friedrich III.<br />

von Meißen (der Strenge) (1332-1381) und se<strong>in</strong>em jüngeren Bruder Landgraf<br />

Balthasar (1336-1408) <strong>in</strong> Dresden 2 . Noch heute sieht man nördlich des Ortes den<br />

„Galgenberg“, der die Richtstätte des Ordens war.<br />

1410/11 s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> der Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> lebenden Ordensbrüder statistisch erfasst<br />

worden. Laut e<strong>in</strong>em von hochmeisterlichen Visitatoren angelegten „Verzeichnis des<br />

Personenstandes der Ordenshäuser an Rittern und Priestern <strong>in</strong> Deutschen Landen<br />

und Italien“ besaß <strong>Zwätzen</strong> fratres 3, quorum unus presbiter (3 Brüder, darunter e<strong>in</strong><br />

Priester). Insgesamt litt die Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> unter Personenmangel, den Tiefpunkt<br />

erreichte <strong>Zwätzen</strong> 1448, als nur noch zwei Ordensbrüder den Orden vertraten. <strong>Die</strong>s<br />

waren zum e<strong>in</strong>en Ritterbruder Georg, der des Landkomturs Stelle vertrat und zum<br />

anderen Priesterbruder Joachim, der den Gottesdienst besorgte. 3<br />

Doch nicht nur der Mangel an Ordensbrüder war Anlass zur Sorge. <strong>Die</strong> Ballei<br />

<strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> häufte wieder vermehrt Schulden an und das Haus <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> wäre 1429<br />

1<br />

Thomas Pester: Zwar die Ritter s<strong>in</strong>d verschwunden…, Kranichfeld 2007, S. 35 f.<br />

2<br />

Thomas Pester: Zwar die Ritter s<strong>in</strong>d verschwunden…, Kranichfeld 2007, S. 43.<br />

3<br />

Johannes Voigt: Geschichte des Deutschen Ritterordens <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en zwölf Balleien <strong>in</strong> Deutschland,<br />

Band 1, Berl<strong>in</strong> 1857, S. 303.<br />

38


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

fast verpfändet worden. Dazu kam noch e<strong>in</strong> Grenzstreit im Gebiet des Rautals und<br />

der Closewitzer Felder zwischen dem Deutschen Haus und der Probstei zu Jena, der<br />

am 12. November 1434 geschlichtet wurde. 1 Doch zum Glück besaß der We<strong>in</strong> aus<br />

<strong>Zwätzen</strong> e<strong>in</strong>en guten Ruf und die We<strong>in</strong>erträge aus den fünf eigenen We<strong>in</strong>gärten<br />

betrugen jährlich gleich bleibende 21 Fuder 2 . Und auch die bewährte Schafszucht<br />

bildete e<strong>in</strong> sicheres Fundament, sodass sich die wirtschaftliche Situation der Ballei<br />

gegen Ende des 15. Jahrhunderts verbesserte. Dennoch gab es immer wieder<br />

Streitigkeiten zwischen dem Orden und der Stadt Jena wegen der Weidegebiete. Mit<br />

e<strong>in</strong>em Rezeß (e<strong>in</strong> landes- oder ortsrechtlicher Vergleich) vom 18. Juli 1497 zwischen<br />

Landkomtur Hermann von Sommerlatt und dem Rat zu Jena wurde der Konflikt<br />

gelöst, <strong>in</strong>dem der Orden zu e<strong>in</strong>em Schadensersatz verpflichtet werden konnte, falls<br />

die Schafe jenseits der Lache auf Jenaer Gebiet weiden sollten.<br />

Im Jahr 1485 wurde <strong>Zwätzen</strong> <strong>mit</strong> der Leipziger Teilung albert<strong>in</strong>isch und wurde jetzt<br />

der Mark Meißen zugeordnet. Von nun an gehörte die Kommende <strong>Zwätzen</strong> dem<br />

„Thür<strong>in</strong>gischen Kreis“ <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>em <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> Eckardsberga an. <strong>Die</strong> Stadt Jena und<br />

Löbstedt blieben jedoch ernest<strong>in</strong>isch.<br />

1502 erwarb die Kommende <strong>Zwätzen</strong> das benachbarte Haus Lehesten. Der Publizist<br />

George Christoph Kreysig (1697-1758) beschreibt später anhand der<br />

Veröffentlichung „E<strong>in</strong>ige alte Nachrichten von der Balley <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong>“ den Bestand<br />

<strong>Zwätzen</strong>s im Jahre 1503:<br />

1. Zwetzen, darzu gehören: 3 Herren <strong>mit</strong> dem Creutz, als 1 Priester, 1 Land- und 1<br />

Hauß-Copthur; 10 Huffen Landes; uff 40 Fuder Heu Wiesewachs; 4 We<strong>in</strong>berge, als<br />

der Ketzschenberg, Großberg, Hilberg und die Dosche, zusammen 37 Acker;<br />

Holtzungen: 60 Acker uff dem Gließberge, 60 Acker uff dem Tuttenbergischen Forst,<br />

64½ Acker Veit-Holtz, 400 Acker im Rauhenthal, die Holtzleiten <strong>in</strong> Greben: e<strong>in</strong><br />

We<strong>in</strong>zehenden zu Jehna, <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>en Jahren uff 10 Eimer geschatzt, darzu vorm<br />

Dorffe Zwetzen etliche Halbtheile: Erbz<strong>in</strong>sen auff Michaelis fällig entrichtet 1503 zu<br />

Zwetzen 50 Personen, zu Rodiche 5. zu Wormstedt 11. zu Wolsborn 28. zu<br />

1<br />

Ernst Devrient : Thür<strong>in</strong>gische Geschichte, Band 2, Berl<strong>in</strong> 1931, S. 116.<br />

2<br />

entspricht ca. 21000 Liter; siehe http://www.fiehr.de/Text/Alte-Masse-und-Gewichte.htm, 2008.<br />

39


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Wickersrode 15. zu Crependorff 2. zu Nerckwitz 8. zu Stiebritz 5. zu Alte G<strong>in</strong>ne 5. zu<br />

Liebstadt 60. und zu Goldbach 8 Personen. 1<br />

V. 4. Der Deutsche Orden <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> nach der Reformation<br />

Luthers Reformation ließ auch den Orden nicht unberührt. Trotz des zunehmenden<br />

Druckes weigerten sich mehrere Thür<strong>in</strong>gische Landkomture den Glauben zu<br />

wechseln. Aufsehen erregte der Ordensritter Johann (Hans) von Germar (1516-<br />

1568), Abkömml<strong>in</strong>g aus altem thür<strong>in</strong>gisch-sächsischen Adel, der als Landkomtur zum<br />

Protestantismus konvertierte und sogar 1560 heiratete. Beendet wurde die<br />

Verwirrung <strong>in</strong> der Glaubensfrage erst unter dem lutheranischen und ebenfalls<br />

verheirateten kursächsischen Statthalters Graf Burkhard von Barby (1530-1586) im<br />

„Erfurter Vertrag“ von 1578, wo die Bikonfessionalität der Ritterbrüder beschlossen<br />

wurde. Dr. Bernhard Demel, langjähriger Leiter des Deutschordenszentralarchivs<br />

(DOZA) <strong>in</strong> Wien, bezeichnet den Vertrag sogar als e<strong>in</strong> „e<strong>in</strong>zigartiges Dokument, das<br />

im konfessionellen Zeitalter weder von der katholischen noch der protestantischen<br />

Geschichtsschreibung außerhalb des Deutschen Ordens bisher gesehen oder gar<br />

gewürdigt wurde.“ 2 Trotz der konfessionellen Wirrungen wurde durchweg We<strong>in</strong><br />

angebaut, um die Bedürfnisse des anhalt<strong>in</strong>isch-ernest<strong>in</strong>ischen Statthalters zu<br />

befriedigen. Im Jahr 1605 wurde sogar extra e<strong>in</strong> Amtsschösser 3 von der<br />

Balleiverwaltung e<strong>in</strong>gesetzt und gleichzeitig e<strong>in</strong> Tätigkeitsbericht <strong>mit</strong> Personalliste<br />

erstellt. <strong>Die</strong>ser zeugt von e<strong>in</strong>em florierenden Wirtschaftshof. In den drei Häusern der<br />

Kommende waren 20 Schreiber, 14 Vögte, 17 Bäcker und Müller, 7 Köch<strong>in</strong>nen, 24<br />

Schirrmeister, 5-9 Torwächter, 4-16 Kuhhirten, 1-6 Schwe<strong>in</strong>ehirten, 15 Viehmägde,<br />

mehrere Ackerjungen und Käsemütter sowie 4 Richter und e<strong>in</strong> Schulmeister<br />

angestellt. <strong>Die</strong> Arbeit <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>- und Hopfenbergen wurde <strong>mit</strong> 130 Talern entlohnt<br />

und dem Arbeiter e<strong>in</strong>e <strong>Die</strong>nst<strong>in</strong>struktion übergeben. 4 In dieser ist unter Punkt 7 zu<br />

lesen, dass der We<strong>in</strong>berg <strong>mit</strong> ausdauerndem Fleiß zu pflegen und <strong>mit</strong><br />

ausreichendem Dünger zu bestellen sei, sowie Verfälschungen beim Abfüllen des<br />

Mostes unterlassen werden sollten. Zur Fronarbeit, die die <strong>Zwätzen</strong>er Untertanen <strong>in</strong><br />

1<br />

Thomas Pester: Zwar die Ritter s<strong>in</strong>d verschwunden…, Kranichfeld 2007, S. 68ff.<br />

2<br />

Bernhard Demel: <strong>Die</strong> Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> des Deutschen Ordens, <strong>in</strong>: Friedrich Vogel: Der Deutsche<br />

Orden e<strong>in</strong>st und jetzt, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1999, Seite 33.<br />

3<br />

Amtsschösser: Steuere<strong>in</strong>nehmer e<strong>in</strong>es Amtes.<br />

4<br />

Thomas Pester: Zwar die Ritter s<strong>in</strong>d verschwunden…, Kranichfeld 2007, S. 74.<br />

40


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

den We<strong>in</strong>bergen verrichten mussten, zählte, dass sie e<strong>in</strong>e jährlich festgelegte Menge<br />

an Mist <strong>in</strong> die We<strong>in</strong>berge schaffen und Reiser setzen mussten. E<strong>in</strong>gelagert wurden<br />

die We<strong>in</strong>e lange Zeit im geräumigen „Fürstenkeller“ (unter den heutigen Rosensälen)<br />

am Jenaer Fürstengraben. Durch widrige Witterungen wie Frost, Hagel und<br />

besonders Überschwemmungen im Saaletal schwankten die Erträge im We<strong>in</strong>anbau<br />

und der Landwirtschaft jedoch sehr stark. Im Jahr 1613 ereignete sich e<strong>in</strong> so<br />

schweres Unwetter <strong>mit</strong> tagelangem Regen, schweren Überschwemmungen,<br />

Gewittern und Hagelschauern, welches als „Thür<strong>in</strong>gische Sündflut“ (Dilivium<br />

Thur<strong>in</strong>giacum) <strong>in</strong> die Literatur e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g. Aufgrund der regelmäßigen<br />

Überschwemmungen mussten die <strong>Zwätzen</strong>er Untertanen zusätzlich noch<br />

Frondienste zum Saaleausbau leisten. Zu den Flächenangaben zu den <strong>Zwätzen</strong>er<br />

We<strong>in</strong>bergen (Stand 1623 und 1721) gibt es folgende Information 1 :<br />

der „große Berg“ 9 Acker<br />

der „Kayserberg“ 3 Acker<br />

der „Panzsche zwischen den Satteln“ 2 Acker<br />

der „h<strong>in</strong>ter den satteln“, auch „Secretarienberg“ 4 ½ Acker<br />

der „Kötzschner“ 12 Acker<br />

Gesamtfläche 30 ½ Acker 2<br />

In der Nacht vom 4. zum 5. September 1621 wurde das Haus des <strong>Zwätzen</strong>er<br />

Amtsschössers Hillardt <strong>in</strong> der Johannisgasse 3 von Jenaer Studenten verwüstet.<br />

Romanus Hillardt (1564-1621) war der ehemalige Sekretär von Fürst Bernhard von<br />

Anhalt und wurde von diesem 1594 zum Verwalter für Griefenstedt und Nägelstedt<br />

1<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 2. Blick von Süd – 2. Hälfte 18. Jahrhundert.<br />

2<br />

Thomas Pester: Zwar die Ritter s<strong>in</strong>d verschwunden…, Kranichfeld 2007, S. 75.<br />

3<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 3. Das Deutsche Haus <strong>in</strong> der Jenaer Johannisgasse , 1903.<br />

41


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

bestellt. Er übernahm 1616 das Schösseramt <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> 1 . <strong>Die</strong> „Akademischen<br />

Bürger“ 2 (geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d die Studenten) befanden sich seit 1620 im Konflikt <strong>mit</strong> Herzog<br />

Johann Ernst dem Jüngeren von Sachsen-Weimar. Als Statthalter des Ordens<br />

unterhielt er se<strong>in</strong>en eigenen Kriegsdienst und unternahm e<strong>in</strong>en Böhmischen Feldzug.<br />

<strong>Die</strong> Frau des Amtsschössers, Sara Hillardt, berichtete Herzog Johann Ernst <strong>mit</strong><br />

Entsetzten von der folgenden Besichtigung der Schäden. Aufgrund der „großen<br />

verwüstung ahn Gebäude“, der Zerstörung „allen vorraths“, des <strong>Die</strong>bstahls allen<br />

Mobiliars und der „briefflichen urkunden“ sei der Ehemann „dermaßen erschrogken,<br />

dass Er niedergefallen, und alßo balden todt blieben.“ 3 Zwar forderte sie die<br />

Bestrafung der Täter, doch hatten viele schon die Stadt verlassen. Für den<br />

verstorbenen Amtsschösser ließ man e<strong>in</strong>en Grabste<strong>in</strong> gleich rechts neben den<br />

Grabplatten der drei Landkomture des 16. Jahrhunderts <strong>in</strong> der St. Marienkirche <strong>in</strong><br />

den Boden e<strong>in</strong>lassen. 4<br />

Auch <strong>Zwätzen</strong> blieb nicht von Unruhe verschont. Mehrfach verwüsteten<br />

marodierende Soldaten den Ort während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648).<br />

Ende Oktober 1635 flehte die Geme<strong>in</strong>de um Gnade beim Landesherrn Herzog<br />

Albrecht. Besonders das „Kalckste<strong>in</strong>ische Kriegsvolck“ und des „Herrn Rittmeisters<br />

Görtzens Compagnie“ habe die größte Not heraufbeschworen, denen sie be<strong>in</strong>ahe<br />

den „gantzen Vorath und vermugen“ ausliefern mussten. 5 Aufgrund dieser Belastung<br />

sahen sie sich nicht <strong>in</strong> der Lage, den fälligen Z<strong>in</strong>s zu entrichten.<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Geme<strong>in</strong>deleben unter dem Deutschen Orden gibt<br />

die Geme<strong>in</strong>deordnung. Sie wurde am 14. Juli 1654 im Fürstlich Sächsischen<br />

Amtshaus durch Vertreter der <strong>Zwätzen</strong>er Geme<strong>in</strong>de vorgestellt, um im Namen der<br />

Kommende die Artikel ratifizieren und billigen zu lassen. Sie wurde vom Amtmann<br />

He<strong>in</strong>rich Langenhagen unterzeichnet und im 17. und 18. Jahrhundert ständig<br />

erweitert. Zum Beispiel folgten 1713 und 1793 weitere Revisionen. Während es 1654<br />

unter Paragraph 6 heißt: „Es soll auch ke<strong>in</strong>er Schmäh- und Scheltworte herauslassen<br />

1<br />

Thomas Pester: Zwar die Ritter s<strong>in</strong>d verschwunden…, Kranichfeld 2007, S. 84.<br />

2<br />

Thomas Pester: Zwar die Ritter s<strong>in</strong>d verschwunden…, Kranichfeld 2007, S. 84.<br />

3<br />

Thomas Pester: Zwar die Ritter s<strong>in</strong>d verschwunden…, Kranichfeld 2007, S. 84.<br />

4<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 4. Grabplatten (Sommerlat, Uttenrod, Harstall, Hilhardt) <strong>in</strong> der St.<br />

Marienkirche, 1935.<br />

5<br />

Material Dr. T. Pester, S. 9.<br />

42


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

beim geme<strong>in</strong>samen Trunk, so auch ihrer nur 3 oder 4 beisammen s<strong>in</strong>d; bei<br />

Geme<strong>in</strong>deverbot Strafe“, werden <strong>in</strong> der Fassung vom 10. Januar 1793 die Bürger<br />

unter Paragraph 4 zur Ordnung gerufen: „Soll auch ke<strong>in</strong>er über e<strong>in</strong>en anderen Tisch<br />

reden und weder auf se<strong>in</strong>en, noch auf e<strong>in</strong>en andern Tisch aufschlagen, desgleichen<br />

auch ke<strong>in</strong>e Tabakspfeife auf dem Tisch ausklopfen oder <strong>mit</strong> dem Kruge klappern, bei<br />

e<strong>in</strong>er Ohmkanne [entspricht 20 Liter] Bier Strafe.“ 1 Auch äußerlich h<strong>in</strong>terlässt der<br />

Verfall von Sitte und Moral Spuren. Am 19. November 1730 erreichte der neue<br />

Landkomtur Freiherr von Ste<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Ordensritter aus Hessen, das Kommendehaus <strong>in</strong><br />

<strong>Zwätzen</strong>. Se<strong>in</strong>er Schilderung nach waren die Gebäude „uralt und verfallen“ und <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em „ru<strong>in</strong>ösen“ Zustand. Das Archiv war zerstreut und „nicht das M<strong>in</strong>deste“<br />

auff<strong>in</strong>dbar. 2 In se<strong>in</strong>er Zeit f<strong>in</strong>g der Wiederaufbau der maroden Kommende zum<br />

repräsentativen Herrschaftssitz an.<br />

V. 5. Der Deutsche Orden <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> <strong>in</strong> der napoleonischen Zeit<br />

In der <strong>Zwätzen</strong>er „Blauen Traube“ wurde am 14. Juni 1800 der Sieg Napoleons über<br />

die Österreicher und Russen <strong>in</strong> der Schlacht bei Marengo begeistert von der<br />

studentischen Landsmannschaft der Rhe<strong>in</strong>länder gefeiert. Doch Napoleons<br />

territoriale Expansionen sollten für den Deutschen Orden nicht von Vorteil se<strong>in</strong>. In<br />

Napoleons Angriffsplan vom 14. Oktober 1806 liest man: „Der Marshall Soult wird<br />

von Jena aus über Zwetzen das Plateau auf dem Wege ersteigen, den er rechts<br />

regnosticiert hat [das Rautal], er vere<strong>in</strong>igt sich und bleibt fortgesetzt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

<strong>mit</strong> der Armee, um deren rechten Flügel zu bilden […]“. Der Pfarrer J.W. Putsche aus<br />

Wenigenjena wurde unter Morddrohung gezwungen, <strong>in</strong> der Nacht vom 13. auf den<br />

14. das 3000 Mann starke französische Korps unter Marshall Soult durch das Rautal<br />

zu führen 3 . In <strong>Zwätzen</strong> wurde e<strong>in</strong> Lazarett für die verwundeten sächsischen Soldaten<br />

der Schlacht e<strong>in</strong>gerichtet. Noch am 11. Dezember 1806 litt der Ort unter den Folgen<br />

von e<strong>in</strong>geschleppten Krankheiten und Versorgungsaufgaben. 4 Nach dem Sieg über<br />

die preußischen Truppen bei der Schlacht bei Auerstedt säkularisiert Napoleon 1809<br />

die Ordensbesitzungen <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> und löst den Deutschen Orden auf. Im selben<br />

1<br />

G. Cosack, R. Jonscher: Von Ammerbach bis <strong>Zwätzen</strong>, S. 143.<br />

2<br />

Material Dr. T. Pester, S.12.<br />

3<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 5. Pfarrer Putsche führt die Franzosen durchs Rautal.<br />

4<br />

Devrient, S.302.<br />

43


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Jahr starb auch der letzte Landkomtur He<strong>in</strong>rich Moritz Freiherr von Berlepsch 1 . 1816<br />

wurde das <strong>Zwätzen</strong>er Haus <strong>in</strong> das Amt Jena <strong>in</strong>tegriert und die Kommende <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

großherzogliches Kammergut umgewandelt. Da<strong>mit</strong> endete die fast 600 Jahre<br />

dauernde Geschichte des Deutschen Ordens <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong>.<br />

V. 6. Ortsbegehung <strong>Zwätzen</strong><br />

Noch heute, fast zweihundert Jahre nach der Auflösung des Deutschen Ordens,<br />

sieht man viele Spuren des Erbes der Ritter und Mönche <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong>. In e<strong>in</strong>er<br />

Ortsbegehung haben wir die e<strong>in</strong>drücklichsten Überreste <strong>mit</strong> besonderem Augenmerk<br />

auf die Kirche besichtigt.<br />

<strong>Die</strong> St. Marienkirche<br />

<strong>Die</strong> erste ste<strong>in</strong>erne Kirche <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> entstand im 12. Jahrhundert. Sie war nur e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>fache romanische Saalkirche <strong>mit</strong> querrechteckigem Chorturm und e<strong>in</strong>er<br />

halbrunden Apsis als Abschluss im Osten. E<strong>in</strong>e Empore existierte noch nicht, dafür<br />

besaß der Saal aber e<strong>in</strong>e Holzbalkendecke. Noch heute kann man Teile dieser<br />

Strukturen sehen. Besonders augenfällig ist die ehemalige E<strong>in</strong>gangstür <strong>mit</strong> eisernen<br />

Beschlägen und Schachbrettfries 2 und die noch weitgehend unbeschadeten<br />

romanischen Fenster <strong>in</strong> der Nordwand. Mit der Urkunde aus dem Jahre 1221 (siehe<br />

oben) gilt die Nutzung durch den Deutschen Orden als gesichert.<br />

<strong>Die</strong> Kirche wurde im Verlauf der Zeit je nach Lage der f<strong>in</strong>anziellen Mittel schrittweise<br />

vergrößert und erweitert. So kam gegen Ende des 15. Jahrhunderts e<strong>in</strong> gotischer<br />

Choranbau dazu, der romanische Chorturm und die Apsis wurden abgerissen, dafür<br />

wurde e<strong>in</strong> verlängerter zweijochiger Chor im gotischen Stil angebaut. An der Stelle<br />

des jetzigen E<strong>in</strong>ganges war e<strong>in</strong> Anbau im frühgotischen Stil, der früher<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich als Sakristei diente. Hier kann man an der Westseite noch e<strong>in</strong><br />

frühgotisches spitzbogiges Lanzettfenster begutachten. Der Reichtum des<br />

Kirchenpatronats, der Deutsche Orden, wurde offen zur Schau gestellt, <strong>in</strong>dem man<br />

sowohl <strong>in</strong>nen, als auch außen verschiedenfarbige Geste<strong>in</strong>sarten verwendete. So<br />

s<strong>in</strong>d beispielsweise die Strebepfeiler und Gesimse aus weichem, e<strong>in</strong>heimischem<br />

1<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 6. Der letzte Landkomtur He<strong>in</strong>rich Moritz Freiherr von Berlepsch.<br />

2<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 7. <strong>Die</strong> ehemalige E<strong>in</strong>gangstür der St. Marienkirche.<br />

44


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

roten Sandste<strong>in</strong>. 1513 wurde am Westgiebel e<strong>in</strong> neuer Turm angebaut, der aber erst<br />

nach 84 Jahren Bauzeit im Jahre 1597 fertiggestellt wurde. 1 Wann die letzte<br />

umfassende Baumaßnahme durchgeführt wurde, ist nicht mehr genau zu bestimmen.<br />

Im ste<strong>in</strong>ernen Türsturz des jetzigen E<strong>in</strong>gangs steht die Zahl 1674, jedoch hat man<br />

Brandspuren gefunden, die auf e<strong>in</strong>e Plünderung durch kaiserliche Truppen 1637<br />

während des Dreißigjährigen Krieges zurückgeführt werden könnten. Es ist nicht<br />

bekannt warum e<strong>in</strong>e Baumaßnahme erst 40 Jahre später durchgeführt wurde. Das<br />

gesamte Kirchenschiff wurde um 1,50 Meter erhöht, das Chorgewölbe abgebrochen<br />

und <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em hölzernen Tonnengewölbe überzogen. 1725 wurde der Kanzelaltar,<br />

die <strong>in</strong>neren Fenster der Patronatsloge und die noch heute zu sehenden Emporen<br />

errichtet. In den Jahren 1988 – 1993 wurde die Kirche umfangreich saniert.<br />

Wirft man e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> den Kirchenraum, so wird man sich sofort des E<strong>in</strong>flusses des<br />

Deutschen Ordens bewusst. An der Westwand bef<strong>in</strong>den sich drei große Grabplatten,<br />

welche früher vor den Altarstufen lagen. Da sie alle für ehemalige Komture bestimmt<br />

waren, tragen sie das Kreuz der Ordensritter. Der l<strong>in</strong>ke Ste<strong>in</strong> steht für Anton von<br />

Harstall (1545), der <strong>mit</strong>tlere für Ludwig Sommerlat (1509) und der rechte für Konrad<br />

von Uttenrode (1545). 2 An der Nordwand hängen Gedenkschilde für zwei<br />

Balleikomture: Fürst Bernhard von Anhalt (1597) und Freiherr He<strong>in</strong>rich Moritz von<br />

Berlepsch (1809), der letzte Komtur vor der Auflösung des Ordens durch Napoleon<br />

1809. Am e<strong>in</strong>drücklichsten ist aber der imposante hölzerne Kanzelaltar von im Osten<br />

der Kirche, der ca. 1720 errichtet wurde. Er ist im barocken Stil gehalten und reich<br />

verziert <strong>mit</strong> Figuren, Gold und e<strong>in</strong>em Ordenskreuz <strong>in</strong> der Mitte. L<strong>in</strong>ks davon ist das<br />

sächsische Wappen e<strong>in</strong>gefasst, rechts das Monogramm des Landkomturs und<br />

Kard<strong>in</strong>als Christian August von Sachsen-Zeitz (1725), der wohl den Altar gestiftet<br />

hat. Erwähnenswert ist der dreiflügelige Schnitzaltar gegenüber vom E<strong>in</strong>gang aus<br />

dem Jahr 1517. Er zeigt neben e<strong>in</strong>igen biblischen Figuren <strong>in</strong> der unteren rechten<br />

Ecke wahrsche<strong>in</strong>lich den Mönch Hugo, den ersten erwähnten Ordensbruder <strong>in</strong><br />

<strong>Zwätzen</strong>.<br />

Das Pfarrhaus<br />

1<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 8. Grundriss der Kirche.<br />

2<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 4. Grabplatten (Sommerlat, Uttenrod, Harstall, Hilhardt) <strong>in</strong> der St.<br />

Marienkirche, 1935.<br />

45


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Das Pfarrhaus gegenüber der Marienkirche war früher das Amtshaus. Hier<br />

wohnte der Amtsmann, der die Geschäfte und Angelegenheiten der Komtur<br />

verwaltete, falls der Landkomtur auf Reisen war. Außerdem wurden hier die<br />

vornehmen Gäste beherbergt. Nach der Reformation wurde das Pfarramt <strong>in</strong><br />

<strong>Zwätzen</strong> von Löbstedt aus verwaltet. Da das Pfarrhaus <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> 1834<br />

baufällig geworden war, wurde es von der Großherzoglichen Kammer an das<br />

Oberkonsistorium der evangelischen Landeskirche übergeben und wird seither<br />

als Pfarrhaus für <strong>Zwätzen</strong> und Löbstedt verwendet 1 .<br />

Das Gut<br />

Das ehemalige Gut im Nord-Westen des Ortes war der Wohnsitz der<br />

Landkomture. Hier befand sich auch die Versorgungse<strong>in</strong>heit <strong>mit</strong> der Brauerei.<br />

Das Gut wurde ständig erweitert und umgebaut, ganz nach den Bedürfnissen<br />

der derzeitigen Inhaber. Landkomtur Freiherr v. Ste<strong>in</strong> hat beispielsweise im<br />

Zuge se<strong>in</strong>er Renovierungsarbeiten um 1730 das Ste<strong>in</strong>sche Haus am Gut<br />

erbauen lassen. Heute bef<strong>in</strong>den sich kle<strong>in</strong>ere Unternehmen und<br />

Privatwohnungen <strong>in</strong> den Häusern 2 .<br />

Das Gasthaus „Blaue Traube“<br />

Das Gasthaus war früher die Zollstation <strong>mit</strong> Schlagbaum des Ordens. Hier<br />

musste jeder, der den Weg benutzte e<strong>in</strong>en Wegzoll entrichten. Später wurde<br />

die Zollstation <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wirtshaus umgewandelt. Heute bef<strong>in</strong>det sich im Haus<br />

e<strong>in</strong>e Fahrschule. 3<br />

Das Ste<strong>in</strong>kreuz<br />

Das Ste<strong>in</strong>kreuz steht heute an der Naumburgerstraße, ca. 300 Meter versetzt<br />

von se<strong>in</strong>em ursprünglichen Standort. Es wurde 1961 nach Süden umgesetzt,<br />

1<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 9. Das heutige Pfarrhaus.<br />

2<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 10. Das Gut.<br />

3<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 11. Das ehemalige Gasthaus „Blaue We<strong>in</strong>traube“ damals und heute.<br />

46


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

da es den Verkehrsfluss beh<strong>in</strong>derte. Als „Komturkreuz“ ist es e<strong>in</strong> Symbol des<br />

Deutschen Ordens. 1<br />

VI. Auf den Spuren der Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> heute<br />

Was wir heute noch an Kirchen, Häusern und Ru<strong>in</strong>en des Deutschen Ordens <strong>in</strong><br />

<strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> betrachten können ist sehr wenig, wenn man die e<strong>in</strong>stige Ausbreitung des<br />

Ordens im Thür<strong>in</strong>ger Raum betrachtet. Andererseits ist es erstaunlich, was trotz<br />

Überschwemmungen, Bränden, Kriegen, anderer Nutzung und zuletzt auch noch<br />

Zerstörung durch die Ideologie der DDR übrig geblieben ist und uns die Aufgabe der<br />

Erhaltung gibt. 2<br />

In folgenden Orten s<strong>in</strong>d noch Gebäude, die an den Deutschen Orden er<strong>in</strong>nern<br />

erhalten:<br />

• In Wechselburg, ehem. Zschillen, <strong>in</strong> Sachsen bestand seit 1278 e<strong>in</strong>e Komturei<br />

samt Spital des Ordens. Zwar wurde bei e<strong>in</strong>em Brand 1537 viel zerstört, doch<br />

die Kirche blieb erhalten. <strong>Die</strong>se ist noch heute die Wechselburger Ortskirche<br />

und wird auch als Spitalkirche bezeichnet 3 . Auch f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> Wechselburg<br />

e<strong>in</strong>e Spitalwiese.<br />

• 1339 übergab Ludwig der Beyer die St. Blasius 4 und die St. Marien 5 Kirche<br />

dem Deutsche Orden <strong>in</strong> Mühlhausen. <strong>Die</strong>se gibt es auch heute noch und <strong>in</strong><br />

der St. Blasius Kirche kann man die Grabplatte des Deutschordens Bischofs<br />

Kristian von Samland betrachten 6 . Ebenfalls erhalten ist die St. Annen Kapelle<br />

im Deutschordenshof. 1599 verkaufte der Orden se<strong>in</strong>en gesamten Besitz <strong>in</strong><br />

1<br />

Abbildung, siehe Anhang: V. 12. Das Ste<strong>in</strong>kreuz.<br />

2<br />

Im folgenden Kapitel diente mir primär das Heft 11 der Schriftreihe der Vere<strong>in</strong>igung zur Förderung<br />

der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens e.V. und der Historischen<br />

Deutschorden-Compagnie Bad Mergentheim e.V. als Quelle. Hrsg. Hans G. Boehm, 1992.<br />

3<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 1. Spitalkirche <strong>in</strong> Wechselburg.<br />

4<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 3. St. Blasiuskirche Mühlhausen.<br />

5<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 2. St. Marien Kirche <strong>in</strong> Mühlhausen.<br />

6<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 4. Grabplatte Kristian von Samland.<br />

47


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Mühlhausen für 16 000 Gulden an die Stadt. <strong>Die</strong> Urkunde des Verkaufs ist<br />

heute im Stadtarchiv ausgestellt.<br />

• Vom Deutschen Orden <strong>in</strong> Nägelstedt zeugt e<strong>in</strong> großes Wappen <strong>mit</strong><br />

Ordenskreuz 1 an der Kanzel der Kirche St Georg zu Nägelstedt. Auch f<strong>in</strong>det<br />

man <strong>in</strong> der Kirche zwei alte Grabplatten 2 .<br />

• In Liebstedt f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>e gut erhaltene Wasser- und Durchgangsburg 3 , die<br />

<strong>in</strong> ihrer Architektur als weltweit e<strong>in</strong>malig gilt. Seit 1331 war die Burg im Besitz<br />

des Ordens und befand sich auf e<strong>in</strong>er wichtigen Fernhandelsstraße, der<br />

Kupferstraße. <strong>Die</strong>se verband Venedig <strong>mit</strong> Hamburg.<br />

• 1224 erhielt der Orden die Plauener Pfarrkirche St. Johannes 4 , welche auch<br />

heute noch besteht. Neben der Kirche stand e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> stattliches<br />

Komturgebäude, doch s<strong>in</strong>d heute nur noch Kellerru<strong>in</strong>en erhalten.<br />

• <strong>Die</strong> Stadtkirche St. Georg <strong>in</strong> Schleiz wurde 1342 vom Deutschen Orden<br />

erbaut. Zwar brannte sie e<strong>in</strong>ige Male ab und wurde zuletzt 1837 wieder<br />

errichtet, doch die Grundmauern des Ordens blieben. Auch erhalten ist die im<br />

12. Jhd. gebaute Bergkirche zu Schleiz 5 , welche seit dem 16. Jhd. als<br />

Begräbniskirche der „Landesherrlichen Familien“ diente.<br />

• 1284 g<strong>in</strong>g die Stadtkirche St. Peter <strong>in</strong> Weimar <strong>in</strong> das Patronatsrecht des<br />

Ordens über. Heute er<strong>in</strong>nert an den Orden <strong>in</strong> Weimar noch das Haus am<br />

Herderplatz 16, genannt Deutschordenshaus 6 , welches 1566 erbaut worden<br />

ist.<br />

• In Erfurt bef<strong>in</strong>det sich noch heute <strong>in</strong> der Komturgasse e<strong>in</strong> großer Komturhof 7 ,<br />

erbaut 1573. Über der Tore<strong>in</strong>fahrt bef<strong>in</strong>det sich das Wappen des Hochmeistes<br />

Wolfgang Schutzbar und die Wappen der Komture Johann von Rehen und<br />

1<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 5. Ordenskreuz an der Kanzel der Kirche Nägelstedt.<br />

2<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 6. Grabplatte des Landkomtur Klaus von Uttenrode.<br />

3<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 11. Bilder Besuch Ordensburg Liebstedt.<br />

4<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 7. Johanneskirche Plauen.<br />

5<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 8. Bergkirche Schleiz.<br />

6<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 9. Deutschordenshaus Weimar, Herderplatz 16.<br />

7<br />

Abbildung, siehe Anhang: IV. 10.Bilder Besuch Komturhof Erfurt.<br />

48


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Franz von Hatzfeld. Von der ehemaligen St. Nikolaikirche ist der Glockenturm<br />

erhalten. In se<strong>in</strong>er Kapelle bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> wieder freigelegter Bilderzyklus<br />

<strong>mit</strong> Lebensstationen der Heiligen Elisabeth.<br />

VII. Fazit<br />

Nachdem wir uns viele Monate lang <strong>in</strong>tensiv <strong>mit</strong> dem Deutschen Orden und se<strong>in</strong>em<br />

<strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> ause<strong>in</strong>andergesetzt haben, möchten wir zum Schluss dieser<br />

Sem<strong>in</strong>arfacharbeit unsere persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen darlegen. Als<br />

wir <strong>mit</strong> unseren Recherchen begannen, stellten wir schnell fest, dass es e<strong>in</strong>e enorme<br />

Menge an Büchern, Publikationen und Aufsätzen über den Deutschen Orden gibt.<br />

Dabei erhielten wir besonderen Rückhalt durch den Kulturlandschaftsvere<strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong>,<br />

welcher uns <strong>mit</strong> weiterführender Literatur über <strong>Zwätzen</strong> und die thür<strong>in</strong>gische Ballei<br />

unterstützt hat. Doch mussten wir bei <strong>in</strong>tensiver Ause<strong>in</strong>andersetzung <strong>mit</strong> den<br />

Materialien feststellen, dass der Inhalt vieler Bücher sich auf die gleichen Quellen<br />

bezieht und sich so<strong>mit</strong> sehr ähnelt. Da wir uns vorgenommen haben, e<strong>in</strong>e besonders<br />

realistische Sicht auf den Orden <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> und <strong>Zwätzen</strong> zu werfen, mussten wir<br />

<strong>mit</strong> diesen wenigen Urquellen zurechtkommen. <strong>Die</strong>s war sehr zeitaufwendig und<br />

arbeits<strong>in</strong>tensiv, was unser Interesse an der Materie aber nicht m<strong>in</strong>derte. <strong>Die</strong><br />

Bearbeitung der Geschichte des Deutschen Ordens zeigte, wie groß der E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er über 800 jährigen Geschichte auf das Mächteverhältnis <strong>in</strong> Europa war.<br />

Während der Kreuzzüge verschaffte sich der Deutsche Orden viel Besitz und<br />

E<strong>in</strong>fluss und wurde so<strong>mit</strong> zum politischen Machtfaktor für die deutschen Könige im<br />

Heiligen Land. Nach der Rückkehr <strong>in</strong>s Abendland erfreute er sich vieler<br />

Güterschenkungen und erlangte vor allem durch Förderungen der Staufer besondere<br />

Privilegien. Dadurch konnte er im Mittelalter den großen Ordensstaat Preußen<br />

gründen, <strong>in</strong> dem der Orden die umliegende Bevölkerung <strong>mit</strong> Nahrung versorgte,<br />

Mühlen und Verkehrswege erbaute und e<strong>in</strong> Kurier- und Postwesen e<strong>in</strong>geführt hat.<br />

Auch <strong>in</strong> Deutschland führte er viele Spitäler und gab dem Kaiser <strong>in</strong> Religionskriegen<br />

und politischen Krisen Unterstützung. <strong>Die</strong> obersten Amts<strong>in</strong>haber des Deutschen<br />

Ordens hatten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation e<strong>in</strong>en <strong>Sitz</strong> im<br />

49


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Reichstag. Dadurch bee<strong>in</strong>flusste er die Regierung des Landes. Durch die Vielzahl<br />

der Kommenden hat der Deutsche Orden auf das religiöse, kulturelle und<br />

wirtschaftliche Leben gewirkt und <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne auch die Region <strong>Zwätzen</strong> geprägt.<br />

Der großen Macht des Ordens konnte nur Napoleon trotzen. Das Wirken dieses<br />

Ordens nahm <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong> Ende, nachdem Napoleon ihn 1809 aufgelöst hat.<br />

In den folgenden Jahren gab es immer wieder Versuche, die ursprüngliche Macht<br />

des Ordens wiederherzustellen, was allerd<strong>in</strong>gs ohne signifikanten Erfolg blieb. Der<br />

Orden <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>em neuen Hauptsitz <strong>in</strong> Wien erholte sich zwar langsam von der<br />

Säkularisierung <strong>in</strong> Deutschland, bekam aber durch den Rücktritt des Hochmeisters<br />

1921 e<strong>in</strong>e neue Struktur. Nun verfügte er über ke<strong>in</strong>erlei politische und militärische<br />

Macht mehr und bestand seither nur noch als geistliches Institut.<br />

So hat der direkte E<strong>in</strong>fluss des Ordens über die weiteren Jahrzehnte stark<br />

abgenommen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Deutsche Orden nach dem 2.<br />

Weltkrieg Schwierigkeiten hatte sich zu rekonstituieren, da er unter den<br />

Nationalsozialisten verboten wurde. Heute wirkt der Orden nur noch als Priester-,<br />

Schwestern- und Familiengeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen der Seelsorge<br />

und Suchtberatung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern Europas. Auch wenn sich die Machtstellung<br />

und die äußeren Strukturen des Ordens verglichen zu den Gründungsjahren<br />

gewandelt haben, ist die Spiritualität der Arbeit unverändert geblieben.<br />

Heute versuchen e<strong>in</strong>zelne Personen und Vere<strong>in</strong>e durch außergewöhnliche und meist<br />

ehrenamtliche Tätigkeiten das Erbe des Deutschen Ordens für die Nachwelt zu<br />

bewahren. In <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> bef<strong>in</strong>det man sich im Prozess der Rekonstituierung der<br />

Ordensballei, außerdem werden viele ehemalige Ordensburgen restauriert, wie<br />

beispielsweise das Ordensgut Liebstedt. Hier konnte man das öffentliche<br />

Bewusstse<strong>in</strong> für die Nachlassenschaft des Ordens über die letzten Jahre<br />

reanimieren. Besuchten nach der Restauration anfangs nur 500 Menschen die Burg,<br />

fanden im letzten Jahr schon 20000 neugierige Besucher ihren Weg nach Liebstedt.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong> blieb die <strong>in</strong>tensive Arbeit des Kulturlandschaftvere<strong>in</strong>s <strong>Zwätzen</strong> nicht<br />

ohne Erfolg. <strong>Die</strong>ses rege Treiben im Bezug auf die Aufarbeitung erfreut sich auch<br />

über die Stadtgrenzen h<strong>in</strong>aus größter Beliebtheit.<br />

50


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Im Laufe der Arbeit traten aber auch ernüchternde Erkenntnisse auf. <strong>Die</strong> zum Teil<br />

vorhandene Schwerfälligkeit des Deutschen Ordens bezüglich der Aufarbeitung der<br />

eigenen Geschichte lässt e<strong>in</strong>ige Fragen für uns offen. Den Repräsentanten des<br />

Ordens fällt es schwer, aus ihren alten Strukturen und Denkweisen auszubrechen.<br />

Vielleicht würde e<strong>in</strong>e etwas offenere Stellung <strong>in</strong> Bezug auf das gewaltvolle Vorgehen<br />

der Ordens<strong>mit</strong>glieder von den Kreuzzügen bis <strong>in</strong>s 17. Jahrhundert helfen, die<br />

Geschichte des Ordens <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit zugänglicher zu machen.<br />

Wir hoffen, dass wir <strong>mit</strong> unserer Arbeit etwas dazu beigetragen haben, den<br />

Deutschen Orden publiker zu machen. Schließlich darf man nicht vergessen, dass<br />

die Geschichte des Deutschen Ordens auch unsere Geschichte ist.<br />

51


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

VIII. Anhang<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

I. Literaturverzeichnis................................................................................................ 54<br />

I. 1. Bücher und Magaz<strong>in</strong>e........................................................................................ 54<br />

I. 2. Internetquellen................................................................................................... 56<br />

II. 1. Europa im 11. Jahrhundert ............................................................................... 57<br />

II. 2. <strong>Die</strong> Kreuzfahrerstaaten um 1100...................................................................... 57<br />

II. 3. Der Aufbau des Ordens.................................................................................... 58<br />

II. 4. Plan der Stadt Akkon um 1291 ......................................................................... 59<br />

II: 5. Urkunde an den Deutschen Orden von Papst Honorius III., 1221 .................... 59<br />

III. 1. Marienburg (südlich von Danzig) ..................................................................... 60<br />

III. 2. Ordensschloss Mergentheim........................................................................... 60<br />

III. 3. Grafik „Deutsch Ordens Suchthilfe“ ................................................................. 61<br />

III. 4. Brief von Bruno Platter OT, Hochmeister......................................................... 62<br />

IV. 1. Spitalkirche <strong>in</strong> Wechselburg ............................................................................ 67<br />

IV. 2. St. Marienkirche <strong>in</strong> Mühlhausen ...................................................................... 67<br />

IV. 3. St. Blasiuskirche <strong>in</strong> Mühlhausen...................................................................... 68<br />

IV. 4. Grabplatte Kristian von Samland <strong>in</strong> Mühlhausen............................................. 68<br />

IV. 5. Ordenskreuz an der Kanzel der Kirche <strong>in</strong> Nägelstedt...................................... 69<br />

52


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

IV. 6. Grabplatte Klaus von Uttenrode <strong>in</strong> Nägelstedt ................................................ 69<br />

IV. 7. Johanneskirche <strong>in</strong> Plauen ............................................................................... 70<br />

IV. 8. Bergkirche <strong>in</strong> Schleiz....................................................................................... 70<br />

IV. 9. Deutschordenshaus <strong>in</strong> Weimar, Herderplatz 16.............................................. 71<br />

IV. 10. Komturhof <strong>in</strong> Erfurt ........................................................................................ 72<br />

IV. 11. Bilder des Besuches der Ordensburg Liebstedt ............................................ 73<br />

IV. 12. Liste der Landkomture und Statthalter <strong>Zwätzen</strong>s .......................................... 76<br />

V. 1. <strong>Die</strong> Urkunde vom 16. September 1182 ............................................................ 79<br />

V. 2. Blick von Süd – 2. Hälfte 18. Jahrhundert ........................................................ 80<br />

V. 3. Das Deutsche Haus <strong>in</strong> der Jenaer Johannisgasse, 1903................................. 80<br />

V. 4. Grabplatten (Sommerlat, Uttenrod, Harstall, Hillardt) <strong>in</strong> der St.<br />

Marienkirche,1935 ........................................................................................... 81<br />

V. 5. Pfarrer Putsche führt die Franzosen durch das Rautal..................................... 81<br />

V. 6. Der letzte Landkomtur He<strong>in</strong>rich Moritz Freiherr von Berlepsch ........................ 82<br />

V. 7. <strong>Die</strong> ehemalige E<strong>in</strong>ganstür der St. Marienkirche ............................................... 82<br />

V. 8. Grundriss der Kirche ........................................................................................ 83<br />

V. 9. Das heutige Pfarrhaus...................................................................................... 83<br />

V. 10. Das Gut.......................................................................................................... 84<br />

V. 12. Das Ste<strong>in</strong>kreuz............................................................................................... 84<br />

V. 11. Das Gasthaus „Blaue We<strong>in</strong>traube“ damals und heute ................................... 85<br />

53


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

I. Literaturverzeichnis<br />

I. 1. Bücher und Magaz<strong>in</strong>e<br />

- He<strong>in</strong>rich Zelton, Eduard Wolf: Der neue Geschichtsführer. Weyarn 1996.<br />

- Mart<strong>in</strong> Erbstösser: <strong>Die</strong> Kreuzzüge. Leipzig 1980.<br />

- Peter Arens: Wege aus der F<strong>in</strong>sternis. Europa im Mittelalter, München 2004.<br />

- Prof. Dr. Dr. h. c. Udo Arnold (Hg.): 800 Jahre Deutscher Orden. Güthersloh/<br />

München 1990.<br />

- Hartmut Bockmann: Der Deutsche Orden. 12 Kapitel aus se<strong>in</strong>er Geschichte,<br />

München 1994.<br />

- <strong>Die</strong>ter Zimmerl<strong>in</strong>g: Der Deutsche Ritterorden, Düsseldorf 2005.<br />

- Niels von Holst: Der Deutsche Ritterorden und se<strong>in</strong>e Bauten. Von Jerusalem<br />

bis Sevilla, von Thorn bis Narwa, Wiesbaden 1997.<br />

- Kulturlandschaft <strong>Zwätzen</strong> e.V.(Hg.): <strong>Zwätzen</strong> Almanach 2002-2004.<br />

- Dr. Armand Baeriswyl : Das Kreuz im Osten. Der Deutsche Orden im<br />

Mittelalter, <strong>in</strong>: Pax Geschichte Nr. 3 Juni/Juli 2007, S. 26-31.<br />

- Wolfgang Sonthofen: Der Deutsche Orden. 800 Jahre Geschichte, Augsburg<br />

1995.<br />

- Georg Schwaiger: Mönchtum Orden Klöster, E<strong>in</strong> Lexikon, München 1993.<br />

- Gudrun Gleba: Klöster und Orden im Mittelalter, Darmstadt 2002.<br />

- Prof. Dr. Dr. h. c. Udo Arnold und Bernhard Demel: Der Deutsche Orden 1525<br />

bis 1809. 800 Jahre Deutscher Orden, Güthersloh/München 1990.<br />

- Bernhard Demel: <strong>Die</strong> Ballei <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> des Deutschen Ordens, <strong>in</strong>: Friedrich<br />

Vogel: Der Deutsche Orden e<strong>in</strong>st und jetzt, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1999.<br />

- Volker Press: Kriege und Krisen. Deutschland 1600-1715, <strong>in</strong>: Neue Deutsche<br />

Geschichte (Bd. 5), München 1991.<br />

- Franz Kurowski: Der Deutsche Orden. 800 Jahre Geschichte e<strong>in</strong>er ritterlichen<br />

Geme<strong>in</strong>schaft, München 1997.<br />

- Johannes Voigt: Geschichte des Deutschen Ritterordens <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en zwölf<br />

Balle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland. Bd.1. Berl<strong>in</strong> 1857.<br />

54


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

- Dr. Sommerlad: Forschung zur thür<strong>in</strong>gisch- sächsischen Geschichte Heft 10.<br />

Der Deutsche Orden <strong>in</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong>, Halle 1931.<br />

- Friedrich Vogel (Hg.): Der Deutsche Orden e<strong>in</strong>st und jetzt. Ausätze zu se<strong>in</strong>er<br />

mehr als 800jährigen Geschichte, Frankfurt a.M. 1999.<br />

- He<strong>in</strong>z Rosenkranz: Ortsnamen des Bezirkes Gera, Greiz 1982.<br />

- G. Cosack, R. Jonscher: Von Ammerbach bis <strong>Zwätzen</strong>. Aus der Geschichte<br />

der Jenaer Vororte, Jena 1995.<br />

- Otto Dobenecker: Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae<br />

Thur<strong>in</strong>giae. Bd. 2, Jena 1900.<br />

- Ernst Devrient: Thür<strong>in</strong>gische Geschichte, Bd. 2, Berl<strong>in</strong> 1931.<br />

- Dr. Thomas Pester: Teile des Manuskrips: Zwar die Ritter s<strong>in</strong>d verschwunden<br />

Bd.2, voraussichtliche Veröffentlichung W<strong>in</strong>ter 2008.<br />

- Hans Georg Boehm: Schriftreihe der Vere<strong>in</strong>igung zur Förderung der<br />

wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens e.V.<br />

und der Historischen Deutschorden-Compagnie Bad Mergentheim e.V., Bd. 11<br />

Bad Mergentheim 1992, Bd. 15 Bad Mergentheim 1997 und Bd. 19/20 bad<br />

Mergentheim 2001.<br />

- Dr. Thomas Pester: Zwar die Ritter s<strong>in</strong>d verschwunden. Das alte <strong>Zwätzen</strong> und<br />

der Deutsche Orden, Bd. 1, Kranichfeld 2007.<br />

- Deutsch Ordens Suchthilfe: Profile. <strong>Die</strong> E<strong>in</strong>richtungen der DO Suchthilfe im<br />

Überblick, 4. Ausgabe April 2005.<br />

- Karl He<strong>in</strong>rich Lampe: Bibliografie des Deutschen Ordens bis 1959, Bonn-Bad<br />

Godesberg 1975.<br />

- Konturen. Fachzeitschrift zu Sucht und sozialen Fragen, Ausgabe 6/2007.<br />

- Ordensburg Gilde e.V.: <strong>Die</strong> Ordensburg Liebstedt, Apolda 2003<br />

- Siegfried Hildebrand: Der Deutsche Ritterorden im Mitteldeutschland des 16. –<br />

18. Jahrhunderts. Topoi und Personen, <strong>in</strong>: Christoph Römer (Hg.):<br />

Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte, Band 9, Köln 2002<br />

55


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

I. 2. Internetquellen<br />

- Der Deutsche Orden im Schutze Habsburgs: http://www.deutscherorden.de/allgeme<strong>in</strong>/geschichte_start.php#habs,<br />

2006<br />

- Das Leitbild der Deutschordens Suchthilfe:<br />

http://www.deutschordenswerke.de/_pages/leitbild.html<br />

- <strong>Die</strong> Generalleitung des Deutschen Ordens: http://www.deutscherorden.at/content/site/generalleitung/hochmeister/<strong>in</strong>dex.html<br />

- http://de.euratlas.com/geschichte_europa/europa_karte_1000.jpg<br />

- Andreas Zompro: Deutscher Orden:<br />

http://www.sungaya.de/schwarz/christen/orden/DeutscherOrden.html<br />

- http://www.heiligenlexikon.de/Fotos/Marienburg.jpg<br />

- http://www.kultur-an-ma<strong>in</strong>-und-tauber.de/7.html<br />

- http://www.zwaetzen.de/orden/orden8.htm<br />

- http://www.plauen.de/pitcms/.plauen/hauptordner2/e1_o7/e2_o6/hauptordner1<br />

/hauptordner1/folge_bildmedien_kirchen<br />

- http://jan.ucc.nau.edu/~tas3/muhlhausen.html<br />

H<strong>in</strong>weis:<br />

Aus urheberrechtlichen Gründen konnten hier leider nicht alle<br />

Fotos veröffentlicht werden. Danke für Ihr Verständnis.<br />

(Webmaster)<br />

56


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

II. 1. Europa im 11. Jahrhundert<br />

http://de.euratlas.com/geschichte_europa/europa_karte_1000.jpg.<br />

II. 2. <strong>Die</strong> Kreuzfahrerstaaten um 1100<br />

He<strong>in</strong>rich Zelton, Eduard Wolff: Der neue Geschichtsführer, Wilhelmshaven 1996,<br />

S. 69.<br />

57


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

II. 3. Der Aufbau des Ordens<br />

<strong>Die</strong> Ordensleitung obliegt dem vom Generalkapitel auf Lebenszeit gewählten<br />

Hochmeister, dem fünf Großgebietige beratend zur Seite stehen. <strong>Die</strong>se fünf<br />

Großgebietigen s<strong>in</strong>d der Großkomtur (Stellveretreter des Hochmeisters und Vorstand<br />

der <strong>in</strong>neren Verwaltung), der für das Kriegswesen zuständige Marschall, der die<br />

Wohlfahrt besorgende Spittler, der für die Bekleidung zuständige Trappier und der<br />

Treßler genannte F<strong>in</strong>anzvorstand. Wer dem Generalkapitel angehörte, war nie<br />

e<strong>in</strong>heitlich geregelt.<br />

Regional ist der Orden <strong>in</strong> Ordensprov<strong>in</strong>zen gegliedert, die als Ballei bezeichnet<br />

werden. Leiter der Ballei ist der Landkomtur, der Komtur leitet Häuser <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />

vollständigen Konvent.<br />

Ordenstracht ist der weiße Mantel <strong>mit</strong> schwarzem Kreuz.<br />

Seit dem 14. Jahrhundert gibt es auch e<strong>in</strong>en weiblichen Zweig des Deutschen<br />

Ordens.<br />

http://www.sungaya.de/schwarz/christen/orden/DeutscherOrden.htm<br />

58


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

II. 4. Plan der Stadt Akkon um 1291<br />

Helmut Kluger, 800 Jahre Deutscher Orden, S. 9<br />

II: 5. Urkunde an den Deutschen Orden von Papst Honorius III., 1221<br />

Helmut Kluger, 800 Jahre Deutscher Orden, S. 11<br />

59


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

III. 1. Marienburg (südlich von Danzig)<br />

http://www.heiligenlexikon.de/Fotos/Marienburg.jpg<br />

III. 2. Ordensschloss Mergentheim<br />

http://www.kultur-an-ma<strong>in</strong>-und-tauber.de/7.html<br />

60


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

III. 3. Grafik „Deutsch Ordens Suchthilfe“<br />

DO Suchthilfe, Profile, 4. Ausgabe 2005<br />

61


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

III. 4. Brief von Bruno Platter OT, Hochmeister<br />

Brief vom 24.08.2008:<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Platter<br />

Me<strong>in</strong> Name ist Julius Werner, ich besuche die 12. Klasse des Christlichen<br />

Gymnasiums Jena und schreibe <strong>mit</strong> drei weiteren Schülern e<strong>in</strong>e Sem<strong>in</strong>arfacharbeit<br />

über den Deutschen Orden. Um den Orden und se<strong>in</strong>e Brüder und Schwestern von<br />

heute möglichst gut darzustellen benötige ich Ihre Hilfe. Ich wäre Ihnen sehr<br />

verbunden wenn Sie mir die folgenden Fragen beantworten könnten:<br />

•Warum und seit wann s<strong>in</strong>d Sie Mittglied des Deutschen Ordens?<br />

•Was ist Ihre Aufgabe/Tätigkeit beim Deutschen Orden?<br />

•Wie werden Ämter beim Deutschen Orden vergeben?<br />

•Inwiefern hat der Deutsche Orden Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach die Geschichte Deutschlands<br />

<strong>in</strong> den letzten 800 Jahren bee<strong>in</strong>flusst?<br />

•Wie hat sich der Deutsche Orden <strong>in</strong> den letzten 200 Jahren gewandelt?<br />

•Wie sehen Sie den E<strong>in</strong>fluss des Deutschen Ordens auf das öffentliche Leben heute<br />

bzw. auf die heutige Gesellschaft?<br />

•Wie steht der Deutsche Orden zu der gewaltsamen Christianisierung während der<br />

Kreuzzüge und im Ordensstaat Preußen?<br />

•Wo sehen Sie den Deutschen Orden <strong>in</strong> 20/50 Jahren?<br />

Vielen Dank für Ihre Mühen, ich b<strong>in</strong> gespannt auf Ihre Antworten!<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

Julius Werner<br />

62


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Antwort vom 29.08.2008:<br />

Lieber Herr Werner,<br />

über Ihr Interesse an unserer Ordensgeme<strong>in</strong>schaft habe ich mich sehr gefreut! Leider<br />

kann ich nur <strong>in</strong> der gebotenen Kürze die gestellten Fragen beantworten, ich will es<br />

trotzdem gerne tun: Mit der Ablegung der ersten Profess, also e<strong>in</strong>es zeitlich<br />

begrenzten Versprechens der sog. Evangelischen Räte, wurde ich am 12.<br />

September 1964 Mitglied des Deutschen Ordens <strong>in</strong> der Südtiroler Prov<strong>in</strong>z. Ich kannte<br />

den Deutschen Orden, mehrere Ordensmänner und -frauen sowie se<strong>in</strong>e Klöster,<br />

Pfarreien und E<strong>in</strong>richtungen bereits seit früher K<strong>in</strong>dheit. Me<strong>in</strong>e eigene<br />

Heimatpfarrgeme<strong>in</strong>de St. Luzia <strong>in</strong> Unter<strong>in</strong>n wurde um 1239 dem Orden anvertraut,<br />

und seitdem, also seit fast 800 Jahren, wirken Ordenspriester als Pfarrer dort. Das<br />

Charisma dieser Geme<strong>in</strong>schaft, ihre Sendung und ihre unterschiedlichen<br />

Aufgabenbereiche (dazu weiter unten mehr) haben mich fasz<strong>in</strong>iert, dazu auch die<br />

Geschichte und die Tradition dieses alten Ordens.<br />

Me<strong>in</strong>e Aufgabe als Hochmeister, also als Generaloberer des gesamten Ordens, ist,<br />

den Orden nach <strong>in</strong>nen und nach außen zu leiten und zu vertreten. Dabei muss me<strong>in</strong><br />

besonderes Augenmerk darauf gerichtet se<strong>in</strong>, dass die geistlichen Leitl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> den<br />

Prov<strong>in</strong>zen im S<strong>in</strong>ne des Evangeliums und unserer Ordensregeln umgesetzt werden.<br />

Der Hochmeister ist sowohl für die Brüder wie auch für die Schwestern des<br />

Deutschen Ordens der höchste Obere. Er ist zudem auch der Leiter des<br />

Familiaren<strong>in</strong>stitutes. In ihm leben Frauen und Männer,<br />

die gewöhnlich verheiratet s<strong>in</strong>d, die dem Hochmeister <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em feierlichen<br />

Gottesdienst, der sog. Investitur, versprechen, dem Orden bei der Verwirklichung<br />

se<strong>in</strong>er Ziele tatkräftig zu helfen, und denen der Hochmeister die Zeichen des Ordens<br />

verleiht, das Ordenskreuz und den Mantel.<br />

Ämter werden <strong>in</strong> unserem Orden immer durch Wahl aller Wahlberechtigten<br />

vergeben. Der Deutsche Orden hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er über 800-jährigen Geschichte nicht<br />

zuerst Deutschland, sondern Europa geprägt. So war er im Mittelalter auch <strong>in</strong> Italien,<br />

speziell <strong>in</strong> Apulien und Sizilien präsent, und darüber h<strong>in</strong>aus erstreckte sich se<strong>in</strong>e<br />

Tätigkeit im Mittelmeerraum über Zypern und Armenien bis <strong>in</strong>s Hl. Land. Mit dem<br />

63


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Aufbau e<strong>in</strong>es eigenen Ordensstaates <strong>in</strong> Preußen und Livland hat er im Zue<strong>in</strong>ander<br />

der Staaten nicht ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluss auf die europäische Politik genommen. <strong>Die</strong><br />

Geschichtsbücher geben darüber Auskunft. Als Reichsfürst war der Deutsche Orden<br />

sowohl durch den Hochmeister wie durch den Deutschmeister im Reichstag vertreten<br />

und hatte dadurch entsprechenden E<strong>in</strong>fluss im Heiligen Römischen Reich deutscher<br />

Nation. Nach der Verlegung des Hochmeistersitzes nach Mergentheim hat der Orden<br />

den südwestdeutschen Raum (z.B. die Insel Ma<strong>in</strong>au, Altshausen, das "Deutsche<br />

Eck" <strong>in</strong> Koblenz, Frankfurt-Sachsenhausen) und Franken natürlich besonders<br />

geprägt. Über se<strong>in</strong>e über ganz Deutschland verstreuten Kommenden und<br />

Niederlassungen hat er auch das religiöse, kulturelle und wirtschaftliche Leben<br />

entscheidend regional bee<strong>in</strong>flusst. Mit der Säkularisation und der Aufhebung des<br />

Ordens im Reichsgebiet durch Napoleon 1809 g<strong>in</strong>g dieses Engagement zu Ende.<br />

Durch die Aufhebung des Ordens <strong>in</strong> Deutschland und die da<strong>mit</strong> verbundene<br />

Reduzierung se<strong>in</strong>er Tätigkeit auf das Territorium der österreichischen Monarchie<br />

wurden die Akzente verlagert. In der Mitte des 19. Jh.s erfolgte e<strong>in</strong>e grundlegende<br />

Ordensreform, durchgeführt vom damaligen Hochmeister Maximilian Josef von<br />

Österreich-Este und dem Tiroler Theologieprofessor P. Peter Rigler. Kernpunkte<br />

dieser Reform waren die Errichtung von Priesterkonventen, <strong>in</strong> denen die<br />

Ordenspriester ausgebildet und geistlich geformt werden sollten, um die größtenteils<br />

schon seit Jahrhunderten betreuten Ordenspfarren zu bestellen. In gleicher Weise<br />

wurde durch die Wiederbelebung des <strong>in</strong> der Reformation untergegangenen<br />

Schwesternzweiges dessen caritative, pflegerische und erzieherische Tätigkeit auf<br />

e<strong>in</strong>e neue und überaus wirksame Basis gestellt. Durch die Gründung des Institutes<br />

der Marianer, welches im heutigen Familiaren<strong>in</strong>stitut weiterlebt, widmete sich der<br />

Orden <strong>in</strong> besonderer Weise dem Sanitätswesen. Nach dem Ende des I. Weltkrieges<br />

<strong>mit</strong> dem Zusammenbruch der Habsburger Monarchie und dem im Jahre 1923<br />

erfolgten Rücktritt des letzten Ritter-Hochmeisters Erzherzog Eugen v. Österreich<br />

wurde der Orden vom Ritterorden zu e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> geistlichen, von e<strong>in</strong>em Ordenspriester<br />

geführten Ordensgeme<strong>in</strong>schaft umgewandelt. Heute wirkt der Orden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en drei<br />

Zweigen als Priester-, Schwestern- und Familiarengeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> mehreren<br />

europäischen Ländern <strong>in</strong> den vielfältigen Aufgabenbereichen der Pfarrseelsorge, der<br />

kategorialen Seelsorge sowie <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen sozio-therapeutischer und<br />

64


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

pädagogischer Art (vor allem Senioren-, Beh<strong>in</strong>derten- und Schüler- und<br />

Studentenheime, Schulen, Suchthilfee<strong>in</strong>richtungen usw.).<br />

Was den E<strong>in</strong>fluss des Ordens auf die heutige Gesellschaft betrifft, so muss zunächst<br />

gesagt werden, dass der E<strong>in</strong>fluss der Kirche(n) <strong>in</strong>sgesamt auf die Gesellschaft <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahren stark zurückgegangen ist, aus recht unterschiedlichen Gründen.<br />

Und dementsprechend ist auch der E<strong>in</strong>fluss der Ordensgeme<strong>in</strong>schaften weniger<br />

stark als noch vor 40-50 Jahren. Andererseits gibt es derzeit e<strong>in</strong> ungeheuer großes<br />

Interesse an unserer Ordensgeme<strong>in</strong>schaft: aus allen Teilen Europas erreichen uns<br />

Fragen zur Geschichte und Spiritualität des Deutschen Ordens. Vor allem aber gilt:<br />

<strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>schaft des Deutschen Ordens wirkt im Rahmen ihrer Werke und durch<br />

das Zeugnis jedes e<strong>in</strong>zelnen Ordens<strong>mit</strong>gliedes, <strong>in</strong>dem jeder/jede e<strong>in</strong>zelne die<br />

Grundsätze des kirchlichen Lebens und des christlichen Glaubens selbst lebt und<br />

durch se<strong>in</strong> Beispiel vertritt und bezeugt.<br />

<strong>Die</strong> Frage nach der "gewaltsamen Christianisierung während der Kreuzzüge und im<br />

Ordensstaat Preußen" beantwortet unsere Ordensregel so: "Der Kampf <strong>mit</strong> dem<br />

Schwert war e<strong>in</strong>e zeitgebundene Form, die nur aus dem Geist jener Zeit zu<br />

verstehen ist. Doch echte Ritterschaft kennt nicht nur die zeitgebundene Form des<br />

Schwertkampfes, die vergangen ist; vielmehr ist der E<strong>in</strong>satz für Christi Reich, der<br />

Schutz der Wehrlosen, die Hilfe für den Misshandelten, Bedrängten, Verachteten und<br />

Notleidenden die eigentliche Haltung des ritterlichen Menschen" (Prolog der Regel<br />

12). Wir können uns diesem Phänomen <strong>mit</strong> heutigen Maßstäben nur sehr vorsichtig<br />

annähern, denn Gewalt hatte <strong>in</strong> der <strong>mit</strong>telalterlichen Gesellschaft <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e<br />

andere Dimension als heute. Sicher war der Ansatz der Kreuzzüge, die Befreiung der<br />

Hl. Stätten <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, oder die Christianisierung des Ostens e<strong>in</strong> guter – die<br />

angewendeten Mittel allerd<strong>in</strong>gs schrecken uns heute e<strong>in</strong>fach ab. Trotzdem gab es<br />

neben der gewaltsamen Propagierung des christlichen Glaubens immer auch die<br />

"Überzeugungsarbeit" der Prediger und Theologen, man denke etwa nur an den<br />

Katechismus <strong>in</strong> preußischer Sprache, den der Deutsche Orden herausgegeben hat.<br />

Nicht vergessen werden darf auch, dass die Christianisierung des Ostens e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>g<br />

<strong>mit</strong> der Schaffung vorbildlicher und zum Teil bis heute wirksamer wirtschaftlicher und<br />

kultureller Strukturen. Man kommt manchmal <strong>in</strong>s Staunen, wenn man die Ergebnisse<br />

der Arbeit heutiger polnischer Ordenshistoriker liest, die vielfach e<strong>in</strong> ganz anderes<br />

65


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Bild über die Christianisierung des Ostens durch die Ordensritter zeichnen. Auch von<br />

diesem eher historischen Standpunkt aus deshalb nochmals: wir müssen uns diesem<br />

Phänomen sehr vorsichtig nähern.<br />

Zur Frage nach der Zukunft des Deutschen Ordens: das Charisma unserer<br />

Ordensgeme<strong>in</strong>schaft, ihre Spiritualität und ihre Arbeit s<strong>in</strong>d noch nach über 800<br />

Jahren gleichbleibend fasz<strong>in</strong>ierend wie im Gründungsjahr. Und so wird es auch<br />

bleiben: Idee und Auftrag wird es auch <strong>in</strong> 20 und 50 Jahren noch geben. <strong>Die</strong><br />

Geschichte lehrt freilich auch, dass sich die Formen immer wieder den Zeitläufen<br />

angepasst haben, und <strong>in</strong> 50 Jahren der Orden vielleicht e<strong>in</strong> völlig anderes Gesicht<br />

haben wird. <strong>Die</strong> Formen, die Strukturen, werden sich sicher weiter wandeln, den<br />

Orden selbst wird es sicher auch dann noch geben – und Menschen, die se<strong>in</strong><br />

Charisma <strong>mit</strong> Überzeugung zu verwirklichen suchen.<br />

Ihnen, Ihren drei Mitschülern, die <strong>mit</strong> Ihnen diese Sem<strong>in</strong>ararbeit schreiben<br />

sowie dem ganzen Kurs herzliche Grüße aus Wien<br />

+ Bruno Platter OT<br />

Hochmeister<br />

66


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

IV. 1. Spitalkirche <strong>in</strong> Wechselburg<br />

Hans G. Boehm: <strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> Nr. 11, Mergentheim 1992, S.7<br />

IV. 2. St. Marienkirche <strong>in</strong> Mühlhausen<br />

Hans G. Boehm: <strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> Nr. 11, Mergentheim 1992, S.9<br />

67


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

IV. 3. St. Blasiuskirche <strong>in</strong> Mühlhausen<br />

http://jan.ucc.nau.edu/~tas3/muhlhausen.html<br />

IV. 4. Grabplatte Kristian von Samland <strong>in</strong> Mühlhausen<br />

Hans G. Boehm: <strong>Die</strong><br />

<strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> Nr. 11, Mergentheim 1992, S.8<br />

68


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

IV. 5. Ordenskreuz an der Kanzel der Kirche <strong>in</strong> Nägelstedt<br />

Hans G. Boehm: <strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> Nr. 11, Mergentheim 1992,S. 10<br />

IV. 6. Grabplatte Klaus von Uttenrode <strong>in</strong> Nägelstedt<br />

Hans G. Boehm: <strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> Nr. 11, Mergentheim 1992,S. 11<br />

69


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

IV. 7. Johanneskirche <strong>in</strong> Plauen<br />

http://www.plauen.de/pitcms/.plauen/hauptordner2/e1_o7/e2_o6/hauptordner1/haupt<br />

ordner1/folge_bildmedien_kirchen<br />

IV. 8. Bergkirche <strong>in</strong> Schleiz<br />

Hans G. Boehm: <strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> Nr. 11, Mergentheim 1992,S. 19<br />

70


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

IV. 9. Deutschordenshaus <strong>in</strong> Weimar, Herderplatz 16<br />

Foto privat<br />

71


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

IV. 10. Komturhof <strong>in</strong> Erfurt<br />

Foto privat<br />

72


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

IV. 11. Bilder des Besuches der Ordensburg Liebstedt<br />

Foto privat<br />

73


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Foto privat<br />

74


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

Foto privat<br />

75


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

IV. 12. Liste der Landkomture und Statthalter <strong>Zwätzen</strong>s<br />

1236 Th. (per Thur<strong>in</strong>giam et Saxoniam)<br />

1248 Eckehard von Trebsen (<strong>in</strong> partibus Thur<strong>in</strong>ge et Saxonie)<br />

1252 Heydenreich (de Zuecen)<br />

1260 Volmar (Thur<strong>in</strong>gie ac Saxonie)<br />

1265 Albert von Ammendorf (Saxonie et Thur<strong>in</strong>gie)<br />

1266 Hermann von Herbsleben (Thur<strong>in</strong>gie)<br />

1270 Otto von Reichenau (Saxonie et Thur<strong>in</strong>gie)<br />

1272 Volmar (Thur<strong>in</strong>gie et Saxonie)<br />

1277 Burchard von Schwanden (per Thur<strong>in</strong>giam ac Saxoniam)<br />

1281 Albert von Ammendorf (Thur<strong>in</strong>gie et Saxonie)<br />

1287/92 He<strong>in</strong>rich von Hochheim<br />

1291 Albert von Wallendorf<br />

1292/93 Helwig von Goldbach<br />

1295 Gottfried von Vargula<br />

1296/98 Gottfried von Körner<br />

1312 He<strong>in</strong>rich von Vargula<br />

1326 He<strong>in</strong>rich von Löwenste<strong>in</strong><br />

1332 Eckart Merbeter<br />

76


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

1335 Nikolaus von Freiberg<br />

1339 Friedrich von Salza<br />

1341 Konrad von Mühlhausen<br />

1342 Friedrich von Treffurt<br />

1344 Friedrich Rüßer<br />

1344 Johann von Ponitz<br />

1345/58 Friedrich von Treffurt<br />

1361 Hermann von Spangenberg<br />

1362 <strong>Die</strong>trich von Gebesee<br />

1365 Marquard Zölner von Rothenste<strong>in</strong><br />

1383 Friedrich von Liebsberg<br />

1392/1411 Albrecht von Witzleben<br />

1420/25 He<strong>in</strong>rich von Witzleben<br />

1431 Konrad von Teutleben<br />

1434 Eberhard Hoiz<br />

1476 Konrad von Baldersheim<br />

1481/97 Hartmann von Sommerlatt<br />

1499 Konrad von Uttenrode<br />

1506 Ludwig von Somerlatt<br />

1510 He<strong>in</strong>rich von Kraw<strong>in</strong>kel<br />

77


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

1514 Nikolaus von Uttenrode<br />

1525/35 Anton von Harstall<br />

1535 Christoph von Reckerrod<br />

1543 Conrad von Bellersheim<br />

1545/56 Johann von Germar<br />

1559 Wilhelm von Hold<strong>in</strong>ghausen<br />

1570/86 Graf Burkhard von Barby<br />

1586/91 Graf Friedrich von Hohenlohe<br />

1591/94 Fürst Bernhard von Anhalt<br />

1597/1626 Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar<br />

1627/1644 Herzog Albrecht von Sachsen-Weimar<br />

1645/81 Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz<br />

1682/1725 Herzog Christian August von Sachsen-Zeitz<br />

1730/33 Freiherr Carl von Ste<strong>in</strong><br />

1735/55 Graf Hans Moritz von Brühl<br />

1759/1809 Freiherr He<strong>in</strong>rich Moritz von Berlepsch<br />

Dr. Thomas Pester: http://www.zwaetzen.de/orden/orden12.htm, 2007.<br />

78


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. 1. <strong>Die</strong> Urkunde vom 16. September 1182<br />

http://www.zwaetzen.de/orden/orden8.htm<br />

79


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. 2. Blick von Süd – 2. Hälfte 18. Jahrhundert<br />

Material Dr. T. Pester<br />

V. 3. Das Deutsche Haus <strong>in</strong> der Jenaer Johannisgasse, 1903<br />

Städtische Museen Jena<br />

80


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. 4. Grabplatten (Sommerlat, Uttenrod, Harstall, Hillardt) <strong>in</strong> der St.<br />

Marienkirche, 1935<br />

Städtische Museen Jena<br />

V. 5. Pfarrer Putsche führt die Franzosen durch das Rautal<br />

http://www.zwaetzen.de/orden/orden8.htm<br />

81


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. 6. Der letzte Landkomtur He<strong>in</strong>rich Moritz Freiherr von Berlepsch<br />

http://www.zwaetzen.de/orden/orden8.htm<br />

V. 7. <strong>Die</strong> ehemalige E<strong>in</strong>ganstür der St. Marienkirche<br />

Foto Privat<br />

82


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. 8. Grundriss der Kirche<br />

Evangelisch- Lutherische Kirchengeme<strong>in</strong>de Jena; Seelsorgebereich St. Marien,<br />

<strong>Zwätzen</strong><br />

V. 9. Das heutige Pfarrhaus<br />

Foto Privat<br />

83


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. 10. Das Gut<br />

Foto Privat<br />

V. 12. Das Ste<strong>in</strong>kreuz<br />

Foto Privat<br />

84


<strong>Die</strong> <strong>Deutschordensballei</strong> <strong>Thür<strong>in</strong>gen</strong> <strong>mit</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Sitz</strong> <strong>in</strong> <strong>Zwätzen</strong><br />

V. 11. Das Gasthaus „Blaue We<strong>in</strong>traube“ damals und heute<br />

Evangelisch- Lutherische Kirchengeme<strong>in</strong>de Jena; Seelsorgebereich St. Marien,<br />

<strong>Zwätzen</strong>, 1900<br />

Foto Privat, 2008<br />

85

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