Behandlungspfad Gallensteine - Magen-Darm-Zentrum Koblenz
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<strong>Magen</strong>darmzentrum <strong>Koblenz</strong><br />
<strong>Gallensteine</strong><br />
Version :<br />
1.0 ( 4 Seiten )<br />
Häufigkeit :<br />
Gültig ab :<br />
01.01.2011<br />
Revision : Verfasser :<br />
We / Sa<br />
Gebiet : Gastroenterologie<br />
Viszeralchirurgie<br />
Ausrichtung : diagnostisch<br />
therapeutisch<br />
Geprüft : Genehmigt :<br />
15-20 % der deutschen Bevölkerung haben <strong>Gallensteine</strong>. In 90 % handelt es sich um<br />
Cholesterinsteine, ansonsten um schwarze Pigmentsteine. Gallengangssteine sind z.T. auch<br />
braune Pigmentsteine.<br />
Jährlich erfolgen in Deutschland > 190.000 Cholecystektomien.<br />
Klinisches Bild :<br />
asymptomatisch : 70 – 80 % der Gallensteinträger.<br />
symptomatische <strong>Gallensteine</strong>rkrankungÄGallenkolik :<br />
Ä akut einsetzender, gut erinnerlicher Schmerz im rechten Oberbauch oder Epigastrium.<br />
Ursache Steineinklemmung Infundibulum / Ductus cysticus.<br />
Ä Länger als 15 Minuten anhaltend – bis zu 5 Stunden. Häufig Ausstrahlung in Rücken und<br />
rechte Schulter. Oft Übelkeit und / oder Erbrechen.<br />
Ä Hält der biliäre Schmerz länger als 5 Stunden an, muss an eine Komplikation gedacht<br />
werden ( Cholecystitis, Cholangitis, Pankreatitis ).<br />
Cholecystitis :<br />
Ä Schmerz rechter oberer Quadrant, verstärkt bei Inspiration und Palpation unter dem<br />
rechten Rippenbogen ( Murphy-Zeichen ). Fieber, Schüttelfrost. Später Sepsis.<br />
Ä Bei Mirizzi-Syndrom Ikterus.<br />
Choledocholithiasis / Cholangitis / biliäre Pankreatitis :<br />
Ä Kolikartige, meist epigastrische Schmerzen. Cholestase bis Ikterus. Fieber. Schüttelfrost.<br />
Ä Bei Pankreatitis gürtelförmiger Oberbauchschmerz mit Lipase-Erhöhung und<br />
Meteorismus / Subileus.<br />
Diagnostik :<br />
Ä Klinischer Befund : siehe oben<br />
Ä Labor : zum Ausschluss oder Nachweis von Komplikationen Ä CRP; Blutbild; GOT,<br />
GPT, Alk. Phosphatase, Gamma-GT, Lipase, evtl. Urintest<br />
Spezielle präoperative Diagnostik :<br />
zusätzlich Gerinnung, ggf. organbezogene Labordiagnostik;<br />
ältere Patienten oder erhöhtes kardiopulmonales Risiko : Röntgen Thorax, EKG;<br />
unsichere Kausalität Oberbauchschmerz / “Kolik “ und <strong>Gallensteine</strong> : evtl. Gastroskopie
Ä Sonografie Abdomen : Standardverfahren. Sensitivität für Steine > 2mm bei 95 % und<br />
damit besser als CT und MRT ( gilt nur für Gallenblasensteine )<br />
Cholecystitis : sog. sonografisches Murphy-Zeichen : Schmerz bei sonografisch<br />
gezieltem Druck mit dem Schallkopf auf die Gallenblase. Flüssigkeits-Saum um die<br />
Gallenblase und Wandverdickung über 4mm und Dreischichtung.<br />
Cholangiolithiasis : direkter Nachweis von Gallengangssteinen im transabdominellen<br />
Ultraschall nur in max. 50 %.<br />
Ä ERCP : bei starkem Verdacht auf Gallengangsstein ( Möglichkeit der ther. Intervention )<br />
Ä MRCP / Endosonografie : bei mässigem Verdacht auf Gallengangsstein. EUS : höchste<br />
Sensitivität. Limitierte Verfügbarkeit.<br />
Ä Computertomografie : evtl. bei Verdacht auf komplizierte Cholecystitis ( Perforation,<br />
Mirizzi-Syndrom, Abszess, Gallenblasen-<strong>Darm</strong>-Fistel )<br />
Ä MRT oder Computertomografie : auch bei unklarer abdomineller Symptomatik in<br />
Assoziation mit Cholelithiasis<br />
Therapie :<br />
Asymptomatische Gallenblasensteine :<br />
Ä Falls keine Gallenkolik in der VorgeschichteÄ<br />
Beratung zum Risiko : 3% für Symptome innerhalb eines Jahres. 0,2% pro Jahr für<br />
biliäre Komplikationen. In der Regel keine OP.<br />
Ä Falls Gallenkolik in der Vorgeschichte ( in den letzten 5 Jahren ) Ä<br />
Beratung zum Risiko : 70% in 2 Jahren für weitere Kolik; 1-3% pro Jahr für biliäre<br />
Komplikation.<br />
OP indiziert - nach entspr. Aufklärung des Patienten.<br />
Ä Operation indiziert bei asymptomatischen <strong>Gallensteine</strong>n, wenn<br />
o Porzellangallenblase, Schrumpfgallenblase<br />
o Gallenblasenpolypen > 1 cm<br />
o Gallenblasensteine > 3 cm<br />
o Gallenblasensteine und unsichere sonografische Beurteilung der<br />
Gallenblasenwand<br />
o Ggf. im Rahmen Adipositaschirurgie<br />
Chemische Litholyse und Schockwellen-Lithotripsie : fast vollständig verlassen.
Symptomatische Gallenblasensteine / Gallenkolik :<br />
Ä Schmerztherapie mit Butylscopolamin, evtl. Novaminsulfon, evtl. Butylscopolamin<br />
plus Tramadol, evtl. Diclofenac bei anamnestischer Verträglichkeit.<br />
Ä Bei Entzündungszeichen ( Cholecystitis ) Antibiose ( Sultamicillin +/- Metronidazol,<br />
Ceftriaxon, Gyrasehemmer….. )<br />
Ä Definitive Therapie : ( Laparoskopische ) Cholecystektomie nach der ersten Kolik<br />
( siehe oben : nach der ersten Kolik 60 - 70% Rezidive, 1-3% entwickeln jährlich<br />
Komplikationen.)<br />
Laparoskopische Cholecystektomie<br />
Ä Konversionsrate 4-7 %<br />
Ä Gallengangsverletzungen : mit etwa 0,3 % nicht höher als bei offener<br />
Cholecystektomie<br />
Ä Postcholecystektomie-Syndrom : Diagnose umstritten, nur nach Ausschluss von<br />
Differentialdiagnosen ! Sphinkter ODDI Dysfunktion ( SOD ) als Erklärung :<br />
schwierig objektivierbar.<br />
Komplikationen der Cholecystolithiasis :<br />
Ä Akute Cholecystitis :<br />
o Definition: Schmerzen > 5 Stunden, Fieber und / oder Leukozytose,<br />
Gallenblasenödem, lokaler Druckschmerz<br />
o Therapie: sofortige antibiotische Behandlung und möglichst früh-elektive<br />
( laparoskopische ) Cholecystektomie innerhalb von 72 bis 96 Stunden nach<br />
Beginn der Symptomatik oder frühestmöglich nach stationärer Einweisung.<br />
Grund für Operation im frühen Stadium : günstige Operationsbedingungen mit<br />
niedriger Komplikationsrate.<br />
o Bei schwerem Verlauf oder Beginn der akuten Cholecystitis > 96 Stunden vor<br />
der stationären Einweisung: möglichst spät-elektive Operation nach etwa 6<br />
Wochen, nachdem zunächst unter antibiotischer konservativer Therapie eine<br />
lokale und systemische Stabilisierung erzielt werden konnte.<br />
Ä Choledocholithiasis :<br />
o bei cholecystektomierten Patienten : endoskopische Sphinkterotomie ( EST )<br />
mit Steinextraktion, evtl nach Lithotripsie.<br />
o bei Patienten mit Steingallenblase : EST und Steinextraktion, anschließende<br />
elektive Cholecystektomie, innerhalb von ( 24 Stunden bis ) 6 Wochen nach<br />
EST ( „therapeutisches Splitting“ ).<br />
o Bei funktionstüchtiger steinfreier Gallenblase : Cholecystektomie nicht<br />
zwingend.<br />
o Gangsanierung in Sonderfällen chirurgisch ( – laparoskopisch ) oder per<br />
PTC oder bei ERCP /EST postoperativ
Ä Cholangitis :<br />
Endoskopische Steinentfernung per EST. Schnelle Gallengangsdrainage<br />
( nasobiliäre Sonde, Stent ) mit sekundärer Gallengangs-Sanierung als Alternative in<br />
Sonderfällen.<br />
Ä Biliäre Pankreatitis ohne Ikterus :<br />
Vorgehen abhängig von der klinischen Situation. Erfolgter Steinabgang ? Bei<br />
deutlichen Hinweisen auf fortbestehende Obstruktion EST und Steinextraktion<br />
Ä Biliäre Pankreatitis mit Ikterus :<br />
notfallmäßige ERCP und EST<br />
EST / EPT :<br />
• In 80 – 90 % primär erfolgreich ( steinfreie Gallenwege )<br />
• Komplikationsrate nach prospektiven Studien bei 10 % ( Blutung, Pankreatitis,<br />
Duodenalperforation )<br />
• Prozedur-bezogene Mortalität : 0,5 – 1 %<br />
• Lithotrypsie Ä mechanisch, elektrohydraulisch EHL, Schockwellen ESWL, Laser<br />
ELL<br />
• Rezidivsteine in 10-15 %. In der Regel leichte endoskopische Entfernung bei offener<br />
Papille nach EST<br />
Derzeit ( 2011 )gültige S3-Leitlinie der DGVS zum Gallensteinleiden :<br />
http://www.dgvs.de/media/LL_Gallensteinleiden.pdf