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RÖNTGENOLOGISCHE BEURTEILUNG DER LUNGEN ...

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<strong>RÖNTGENOLOGISCHE</strong> <strong>BEURTEILUNG</strong> <strong>DER</strong> <strong>LUNGEN</strong><br />

Ao.Univ.Prof. Dr. Sibylle Kneissl<br />

Abteilung für Bildgebende Diagnostik<br />

Department für Kleintiere und Pferde | VMU Wien<br />

s.kneissl@vet-roentgen.at<br />

Allgemeines und Fallstricke<br />

Für eine Thoraxübersicht empfehlen wir ein Grundbilderpaar im dextrosinistralen und dorsoventralen<br />

Strahlengang. Bei Metastasensuche kombinieren wir den dextrosinistralen, sinistrodextralen und<br />

ventrodorsalen Strahlengang. Die Aufnahmen sollten im maximalen Inspirium und unter Verwendung einer<br />

hohen kV, niedrigen mAs-Technik angefertigt werden.<br />

Häufige Fallstricke bei der Durchführung und Interpretation von Lungenfilmen sind:<br />

Fehlbelichtung: hohe kV, hohe mA, kurze Belichtungszeit (< 0.1 sec um keine Bewegungsartefakte zu<br />

erzeugen. Merke: Eine optimale Belichtung der Lunge liegt vor, wenn die Brustwirbelsäule unterbelichtet ist.<br />

Aufnahme in Inspiration: Die Exposition sollte im maximalen Inspirium erfolgen; gute Inspiration ist auf<br />

einem Röntgenbild an folgenden Punkten zu erkennen: generalisierte Abnahme der Lungendichte,<br />

reduzierter Herz-Sternumkontakt, Recessus costodiaphragmaticus liegt in Höhe T12 in der seitlichen<br />

Projektion, vergrößerter Herz-Zwerchfell-Abstand in der seitlichen Projektion, horizontaler Verlauf der Vena<br />

cava caudalis, flaches Zwerchfell.<br />

Species und Alter: Rasse, vorallem die Brustkorbform, und Alter beeinflussen den Befund des<br />

Brustkorbes. Bei etwa ein Drittel aller alten Katzen liegt eine besonders prominente Aortenbasis und eine<br />

Rotation der Herzachse vor. Alte Tiere zeigen häufig Spondylosen, Verkalkungen entlang der<br />

Rippenknorpeln und bronchointerstitielle Lungenzeichnung.<br />

Adipositas: Adipositas verursacht eine Pseudocardiomegalie, eine Verbreiterung des kranialen<br />

Mediastinums, Zunahme der allgemeinen Lungendichte und sogenannte »pseudo-fluid-lines« (zum<br />

Burstbein parallele Verschattung durch Ablagerung von Fett).<br />

Narkose: Unmittelbar nach Narkoseinleitung kommt es zum Kollaps der plattennahen Lungenanteile,<br />

berücksichtigen sie dies bei ihrem Lungenbefund bzw. vermeiden sie Aufnahmen von Patienten in Narkose.<br />

Rotation: Die symmetrische Lagerung ist für einen optimalen Röntgenbefund Voraussetzung. Rotation ist<br />

in der seitlichen Projektion an der fehlenden Überlagerung der Rippen und im sagittalen Strahlengang an der<br />

fehlenden Überlagerung von Processus spinosi und Sternum zu erkennen. Cave: Die Rotation der Bifurcatio<br />

tracheae kann die Folge einer Rotation des Thorax sein und sollte in diesem Fall nicht mit einer<br />

Vergrößerung des linken Vorhofs verwechselt werden.<br />

Position: DieThorax-Topographie variiert mit der Position des Tieres. Die Linksseitenlage ist an folgenden<br />

Punkten erkennbar: spitzwinkelige Lage der Zwerchfellpfeiler, relative Aufhellung des kranialen<br />

Zwerchfellschattens aufgrund der darunter liegenden Magenblase, V. cava. caudalis kreuzt des<br />

kraniodorsalen Zwerchfellschatten und »mündet« in den kaudalen. In der Rechtsseitenlage erkennt man<br />

eine parallele Lage der Schatten der Zwerchfellpfeiler und das Verschmelzen der Schatten V. cava caudalis<br />

und kranialer Zwerchfellpfeiler. Im dorsoventralen Strahlgang stellt sich des Zwerchfell mit drei Kuppeln dar,<br />

in der ventrodorsalen mit einer.<br />

Überlagerung: Nicht jede Verschattung ist automatisch dem Brustkorb zu zuordnen, häufige Ursachen für<br />

Fehlbefunde sind Verschmutzungen des Haarkleids, Verkalkungen/Schwellungen in der Unterhaut oder<br />

irgendwo im Strahlengang. Fertigen sie für die räumliche Zuordnung einer Verschattung/Aufhellung<br />

mindestens 2 Ebenen an!<br />

Topographie und Befund der normalen Lungenzeichnung<br />

Die Lungen von Hund und Katze sind nicht symmetrisch: Die linke Lunge ist unterteilt in den linken Spitzen-<br />

und Hauptlappen, wobei der linke Spitzenlappen eine Pars cranialis und Pars caudalis aufweist. Die rechte<br />

Lunge hat einen Spitzen-, Mittel- und Hauptlappen; der Bronchus für den rechten Hauptlappen führt auch<br />

zum Lobus accessorius, der in der Mittellinie und rechts davon zu liegen kommt.<br />

Vaskuläre Lungenzeichnung: Die normale Lungenzeichnung beim adulten Tier ist vaskulär, dh es sind<br />

nur die Gefäße schattengebend. Beim juvenilen Tier kann die normale Lunge eine interstitielle und beim<br />

alten Tier bronchointerstitielle Lungenzeichnung aufweisen.<br />

Die Größe der Gefäßschatten kann dem Querdurchmesser von Rippen verglichen werden. Im seitlichen<br />

Strahlengang werden die kranialen Lungengefäße mit der Schatten der 4. Rippe verglichen. Erstere sollen<br />

Krems 2008 © KNEISSL


nicht breiter sein als der Querdurchmesser der 4. Rippe in ihrem dorsalen Drittel. Im sagittalen Strahlengang<br />

sollen die Lungengefäße der Hauptlappen nicht größer sein als der Querdurchmesser der 9. oder 10. Rippe.<br />

Pathologische Lungenmuster und ihre Differentialdiagnosen<br />

Folgende Fragen stellt sich der Radiologe bei der Beurteilung der Lungen:<br />

� Wie ist der Belüftungsstatus der Lunge im Allgemeinen? Ist die Lungen gut belüftet? Welches<br />

Volumen zeigen die Lungenflügel? Wie weit reicht der kaudodorsale Lungenrand?<br />

� Sind pathologische Verschattung oder Aufhellung von Lungenarealen zu erkennen? Wie sind diese<br />

Dichteveränderungen verteilt? Kann man an spezifisches Lungenmuster erkennen?<br />

Für die Interpretation des Lungenbefundes ist das Einbeziehen von Species, Rasse, Alter und klinischen<br />

Symptomen essentiell.<br />

Die röntgenologische Klassifizierung von Lungenveränderungen erfolgt nach der Dichte und dem<br />

Verteilungsmuster:<br />

� Erniedrigte Lungendichte: fokal (Bulla emphysematosa) - generalisiert (Emphysem, Hypoperfusion)<br />

� Erhöhte Lungendichte: solitär – mulifokal – dissiminiert.<br />

Die besonderen Formen der erhöhten Lungendichte werden im folgenden angeführt:<br />

Bronchiale Lungenzeichnung: Bei der bronchialen Lungenzeichnung werden die Bronchialwände<br />

röntgenologisch sichtbar; typische Röntgenzeichen sind zarte lineare, parallele (»tram-way lines«) oder<br />

zirkuläre kalkdichte (Ringschatten) Verschattungen, die plötzlich enden oder sich verzweigen. In vielen<br />

Fällen auch erkennbar ist die Verdickung bzw. Irregularität der Bronchialwände und die Verbreiterung ihrer<br />

Lumina (Bronchiektasie).<br />

DD Alter, Bronchitis.<br />

Interstitielle Lungenzeichnung: Im deutschsprachigen Raum wurde bis dato nur das unstruktuierte,<br />

netzartige, sehr feine Lungenmuster als Röntgenabbild des geschwollenen, indurierten oder zellig infiltrierten<br />

Bindegewebe bezeichnet. Der angloamerikanische Raume zählt noduläre Schatten auch zur interstitellen<br />

Lungenzeichnung.<br />

DD Ödem, Blutung, Exduat, Fibrose, diffus neoplastische Infiltration, Mineralisation.<br />

Noduläre Lungenzeichnung: Lungenrundschatten müssen eine Größe von 3-5mm erreichen um<br />

schattengebend zu werden. Cave: Summationsartefakte von Rippen, Gefäßen, Brustwarzen, etc. Die<br />

röntgenologische Sensitivität für Metastasen liegt bei 65-97%, mittels Computertomographie werden um<br />

etwa 10% (!) mehr Metastasen entdeckt. Vorallem die frühere Detektion könnte einen wesentlichen Einfluss<br />

auf die Therapiewahl haben. Rundschatten können sich solide oder zentral aufgehellt darstellen.<br />

DD solide Rundschatten: pulmonale Osteome, Metastasen. Zentral aufgehellte Rundschatten:<br />

Lungenkaverne, Emphysema bullosum.<br />

Alveoläre Lungenzeichnung: Die klassischen röntgenologischen Zeichen einer alveolären<br />

Lungenzeichnung sind Weichteilverschattung, Verlust der angrenzenden Weichteilschatten (Gefäße, Herz)<br />

und negatives Luftbronchogramm. Letzteres muss nicht in allen Fällen erkennbar sein. Die typischen<br />

Phasen der alveolären Lungenzeichnung sind a) inhomogene Verschattung, b) negatives Luftbronchogramm<br />

und c) homogene Verschattung (Hepatisation). Ursache ist Lungenkollaps oder flüssiges/zelliges Infitrat in<br />

den Alveolen.<br />

DD: Lungeneoplasie, Lungenblutung, Pneumonie, Lungenödem oder Atelektase; achten sie auf<br />

raumfordernde Effekte (Mittellinienverschiebung, Verdrängung, Lymphknoten-beteiligung, Traumazeichen,<br />

etc) für die Einengung der Differentialdiagnosen.<br />

Wenige Veränderungen zeigen ein typisches Verteilungsmuster der Lungenzeichnung:<br />

Kardiales Lungenödem: perihilär beim Hund; häufig multifokal bei der Katze<br />

Aspirationspneumonie: Spitzenlappen<br />

Fremdkörperinduzierte Pneumonie: rechter Hauptlappen, Lobus accessorius<br />

Weiters helfen zusätzliche Befunde bei der Ursachenfindung:<br />

Herz: Herzveränderungen, große Vena cava caudalis, vergrößerte Lungenvenen.<br />

Trauma: Frakturen, subkutanes Emphysem, Pneumomediastinum, Pneumothorax, Lungenatelektase,<br />

Hämothorax.<br />

Neoplasie: Mittellinienverschiebung infolge der raumforderndes Neoplasie, Metastasen, Lymphadenopathie,<br />

Hypertrophe Osteopathie (Syn.: Morbus Marie Bamberg, Akropachie)<br />

Krems 2008 © KNEISSL

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