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SOS-Kinderdorf, Cebu - International

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Praktikumsbericht zu dem Praktikum bei <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>, <strong>Cebu</strong>, Philippinen, vom<br />

19.06.2012 - 08.09.2012<br />

Studiengang: MA Humanitäre Hilfe<br />

Vorbereitung<br />

Ich fand die Emailadresse des <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>s im Internet auf der Homepage der <strong>SOS</strong>-<br />

Kinderdörfer Philippinen: http://www.sosphilippines.org/inside_wherewehelp.html Ich bewarb<br />

mich Anfang April – mit einem kurzen Anschreiben, meinem Lebenslauf und einem Schreiben<br />

meines Instituts im Anhang – per Email bei allen <strong>SOS</strong>-Kinderdörfern auf den Philippinen. Von<br />

einem Großteil der Dörfer erhielt ich eine sehr freundliche Antwort, von einigen eine Zusage. Da<br />

<strong>Cebu</strong> mein bevorzugter Standort war, freute ich mich, als ich nach einigen Wochen (am 3. Mai) und<br />

einer nochmaligen Nachfrage meinerseits, von dort eine Email mit der Zusage für das Praktikum<br />

erhielt.<br />

Ich buchte meinen Flug und freute mich, daß der Bewerbungsschluß für das PROMOS-Stipendium<br />

noch nicht erreicht war.<br />

Auf die Email mit der offiziellen Praktikumsbestätigung („Training Agreement“) von seiten des<br />

<strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>es musste ich allerdings eine Zeitlang warten. So konnte ich diese Bestätigung bei<br />

dem Antrag für mein Visum im Generalkonsulat Essen noch nicht vorlegen, was glücklicherweise<br />

kein Problem war. Bei der Abholung des Visums konnte ich die Bestätigung dann nachreichen.<br />

Ich erhielt ein Visum für 59 Tage, welches ich später vor Ort bei der Einwanderungsbehörde<br />

(„Immigration“) verlängern musste. Die Kosten für die Verlängerung beliefen sich auf ca. 120 Euro,<br />

da bei einem Aufenthalt auf den Philippinen von über zwei Monaten von jedem Ausländer einmalig<br />

eine „E-card“ (eine Art Ausweis für Ausländer) erworben werden muß, was diese hohen Kosten<br />

verursacht.<br />

Außerdem schloß ich vor dem Antritt meiner Reise eine Auslandskrankenversicherung bei STA-<br />

Travel ab, da ich zu dem Zeitpunkt noch keine Bestätigung über meine Förderung seitens des<br />

PROMOS-Programmes hatte und die Auslandsversicherung somit nicht über den DAAD<br />

abschließen konnte.<br />

Unterkunft<br />

Am zweiten Tag meiner Ankunft in <strong>Cebu</strong> halfen mir zwei der Mitarbeiter bei der Suche nach einer<br />

Unterkunft. Vom Auto aus suchten wir nach Schildern, auf denen „Room for rent“ stand, und so<br />

fanden wir bald für mich ein teilmöbliertes Zimmer mit Bett, Schrank und Schreibtisch und<br />

separatem Badezimmer („studio type“ oder „room in a boarding house“ genannt). Einige der<br />

Gebrauchsgegenstände, die ich für die Zeit meines Aufenthaltes benötigte, wie einen<br />

Standventilator, eine Matratze (über die Vermieterin), Bettzeug, Putzzeug etc. musste ich allerdings<br />

noch kaufen. Eine Küche war ebenfalls nicht enthalten, was aber für mich kein Problem war, da ich<br />

in der Nähe der Universität wohnte, d.h. in einer Gegend, in der es viele sehr preiswerte Garküchen<br />

gab.<br />

Die Miete belief sich auf 6000 Pesos (ca. 110 Euro) pro Monat, zuzüglich ca. 5 Euro für Wasser und<br />

Strom und 10 Euro für den Internetzugang, was allerdings – so hörte ich immer wieder – im oberen<br />

Preisbereich für eine derartige Unterkunft war. Die Unterkunft war einfach, aber solide und sicher.<br />

Ablauf und Wert des Praktikums:<br />

In der ersten Praktikumswoche wurden mir seitens der Mitarbeiter mehrere Vorschläge gemacht,<br />

welche Tätigkeit ich im Rahmen des Praktikums übernehmen könnte. Aufgrund meiner eigenen<br />

Fähigkeiten und Vorkenntnisse entschied ich mich dazu, das Märchen „Sterntaler“ als Theaterstück<br />

umzuschreiben und mit einer Gruppe von Kindern im Alter von ca. 9–11 Jahren einzustudieren.<br />

Außerdem erklärte ich mich auf Wunsch meiner Vorgesetzten dazu bereit, fünf ausgewählten<br />

1


Highschool-Schülerinnen einzeln Nachhilfe zu geben, d.h. bei den Hausaufgaben zu helfen. Geplant<br />

war, daß ich nach Aufführung des ersten Theaterstücks ein weiteres Stück mit einer Gruppe<br />

Jugendlicher einstudieren würde. Da das Einstudieren des ersten Stückes länger dauerte, als anfangs<br />

gedacht, kam es dazu leider nicht mehr.<br />

Da ich mir im Rahmen des Praktikums v.a. den Kontakt und den Umgang mit den Kindern und<br />

Jugendlichen des Dorfes wünschte, war es eine Schwierigkeit, daß die Kinder jeden Tag erst um ca.<br />

16 Uhr von der Schule nach Hause kamen.<br />

Die Proben des Theaterstücks machten mir Freude. Die Muttersprache der Kinder ist Visaya, also<br />

nicht Englisch. Doch auch in diesem Alter beherrschten sie Englisch schon in einem Maße, daß die<br />

Proben für mich zwar sicher etwas schwieriger waren als für einen Muttersprachler, aber dennoch<br />

möglich. Die Kinder lernten ihren Text zügig und ohne Probleme. Außerdem freuten sich die<br />

Kinder auf die Proben, die immer samstags stattfanden, was ich u.a. daran merkte, daß sie oft unter<br />

der Woche zu mir kamen und fragten, ob wir am Samstag wieder Probe hätte. Allerdings fiel es mir<br />

durchaus schwer, die Kinder dazu zu bringen, sich ausschließlich auf die Probe zu konzentrieren,<br />

sie an ihren Einsatz zu erinnern und sicherzustellen, daß sie während der Probe nicht wieder<br />

wegliefen. Auch die Unterstützung für meine Proben von seiten der anderen Mitarbeiter im Dorf<br />

war nicht immer so, wie ich es gebraucht hätte, um die Proben rasch und die Aufführung zügig<br />

durchzuführen.<br />

Die Zeit, die ich außerhalb der Proben und der Nachhilfestunden in dem Dorf verbrachte, nützte ich<br />

dazu, andere Mitarbeiter in einfachen Tätigkeiten zu unterstützen, mit den Kindern zu spielen und<br />

auch immer wieder dazu, einzelnen Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen.<br />

Der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen und der Versuch, eine Gruppe von Kindern auf ein<br />

gemeinsames Ziel hinzuführen, waren eine gute und wertvolle Erfahrung. Sie erhöhten mein<br />

Verständnis für die sicher nicht immer leichte Tätigkeit solcher Erzieher und auch für die<br />

Seelenzustände der Kinder. Es war eine Erfahrung, die ich definitiv nicht missen möchte, und ich<br />

bin auch froh um die mir gewährte Freiheit seitens der Mitarbeiter in Bezug auf die Wahl meiner<br />

Tätigkeit. Dies half mir, meine eigene Art mehr zu entdecken.<br />

Mein Wunsch, mit anderen zusammen an einem gemeinsamen Vorhaben zu arbeiten, wurde in dem<br />

Praktikum wenig erfüllt, was meinen Wunsch nur gestärkt hat, in der Zukunft in einem Team zu<br />

arbeiten.<br />

Auch kann man sagen, daß die Kinder und Jugendlichen in dem <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> zeitlich<br />

weitgehend verplant sind: unter der Woche mit der Schule, mit Hilfe im Haushalt, Abendessen und<br />

den Hausaufgaben. Am Wochenende gibt es oft Besucher von außerhalb, die mit den Kindern<br />

Spiele spielen usw. Das Angebot für die Kinder ist zwar noch nicht ausgeschöpft an Vielfältigkeit<br />

(Basteln, malen, Singen oder dergleichen kommen noch zu kurz), jedoch kann es für einen<br />

Praktikanten und auch für die Mitarbeiter selbst, die solche Aktivitäten planen, schwierig sein, einen<br />

Zeitpunkt dafür zu finden unter dem bereits bestehendem Programm. Einem zukünftigen<br />

Praktikanten rate ich, dies zu Beginn oder im Vorfeld mit den Mitarbeiten abzusprechen.<br />

2


Alltag und Freizeit:<br />

Da meine Nachhilfestunden am Abend waren und die Kinder am Vormittag ohnehin in der Schule<br />

waren, ging ich am frühen Nachmittag in das <strong>SOS</strong>-Dorf und kehrte um 21 Uhr (manchmal auch<br />

früher zurück).<br />

Die Vormittage verbrachte ich damit, die umliegende Gegend zu erkunden. Viel Zeit verbrachte ich<br />

in einem nahegelegenen Park oder mit Lesen, Email-Schreiben, Ausschlafen.<br />

Da die Sonntage regelmäßig frei waren, machte ich mich dann des Öfteren auf ans Meer oder zu<br />

anderen Sehenswürdigkeiten in der Stadt, in den Park oder in ein Café.<br />

<strong>Cebu</strong> ist eine große Stadt. Ich habe sie als ziemlich laut erlebt, was auch an meinem Wohnort<br />

gelegen haben mag; man kann, wenn man sich bemüht, sicherlich auch leiser wohnen. Außerdem<br />

fand ich <strong>Cebu</strong> nicht sehr attraktiv im Sinne von Erholungsgebieten wie ruhigen Parks, schönen<br />

Cafés etc. Aber auch da findet man etwas, wenn man Ausschau hält. Ich habe die Stadt als sicher<br />

erlebt und die Menschen auf der Straße als herzlich und hilfsbereit.<br />

Im Vergleich zu anderen Städten auf den Philippinen – mit Ausnahme Manilas – ist <strong>Cebu</strong> jedoch<br />

ziemlich entwickelt, so daß man viele Einkaufsgelegenheiten und ausländische Restaurants findet.<br />

Ich muß dazu sagen, daß ich die meiste Zeit in meiner Freizeit alleine war. In <strong>Cebu</strong> gibt es<br />

Ausländer, v.a. eine Gruppe von ca. 60 dänischen Studenten, die jedes Jahr für einen<br />

Freiwilligenaufenthalt von einem halben Jahr kommt. Aber außer dieser Gruppe sind es nicht sehr<br />

viele. Das Alleinsein macht z.B. Ausflüge ans Meer etwas beschwerlich, wenn auch nicht<br />

unmöglich. Man kann z.B. Strandabschnitte auswählen, die an einem Ressort oder Hotel liegen, die<br />

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man gegen ein Entgelt benützten kann und wo man dann seine Sachen aufgehoben weiß.<br />

Ich will damit aber nicht sagen, daß jeder, der nach <strong>Cebu</strong> geht, automatisch seine Freizeit alleine<br />

verbringen wird. Meine Arbeitskollegen waren einfach nicht sehr viele und auch beschäftigt, und<br />

vielleicht habe ich einfach nicht die richtigen Leute kennengelernt, die Lust hatten, am Wochenende<br />

etwas zu unternehmen. Aber das ist bei jedem ganz anders und soll nicht abschrecken!<br />

Fazit: Beste und schlechteste Erfahrung:<br />

Der Aufenthalt auf den Philippinen war für mich wirklich eine gelungene Erfahrung. Durch die<br />

guten Englischkenntnisse der Menschen – auch wenn es nicht ihre Mutter- und auch nicht ihre<br />

tägliche Umgangssprache ist – war es mir möglich, die Situation von Kindern und Jugendlichen in<br />

einem ganz anderen Kontext als dem deutschen zu erleben. Durch das Praktikum und die Gespräche<br />

mit den Mitarbeiten in dem <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> habe ich auch einen Gedankenanstoß für mögliche<br />

Unterstützungsmaßnahmen für diese Kinder und Jugendlichen erhalten.<br />

Der Aufenthalt ermöglichte mir außerdem auch, mit anderen Organisationen, die sich um die<br />

Unterstützung von Kindern und Jugendlichen auf den Philippinen bemühen, in Kontakt zu treten<br />

und einen Eindruck von ihrer Tätigkeit zu erlangen. Dies war mir in <strong>Cebu</strong> selbst möglich und in<br />

besonderer Weise auch in Mindanao, das ich nach dem Aufenthalt in <strong>Cebu</strong> für zwei Wochen<br />

besuchte. In Iligan (Mindanao) erhielt ich einen sehr guten Einblick in die Tätigkeit vieler<br />

Hilfsorganisationen und Einzelpersonen in Reaktion auf den Tropensturm Sendong und die damit<br />

verbundene Naturkatastrophe vom Dezember 2011. Diese Erfahrung war, da sie in enger<br />

Verbindung zu meiner Studienrichtung steht, für meine zukünftige berufliche Ausrichtung sehr<br />

wertvoll.<br />

Mit diesen Erlebnissen und Erfahrungen kehre ich nun nach Hause zurück. Diese wären mir ohne<br />

einen Aufenthalt auf den Philippinen nicht möglich gewesen und können nun auch als Grundlage<br />

für meine Masterarbeit dienen.<br />

Weniger angenehme Begleiterscheinungen eines solchen Aufenthalts – wie z.B. das zeitweise<br />

Alleinsein, die nicht so saubere Luft, die Sehnsucht nach heimischem Essen … – können der Zeit<br />

somit, im Nachhinein betrachtet, kaum an Wert nehmen.<br />

Und bevor ich es vergesse: Allein das Dasein in einem Land, in dem die Menschen fröhlich und<br />

gelassen gestimmt sind, die Uhren etwas langsamer ticken, viel Leben auf den Straßen ist und die<br />

Menschen bereit für ein Schwätzchen auf der Straße, im Bus oder Restaurant war allein schon eine<br />

sehr schöne und bereichernde Erfahrung! :)<br />

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