aktuell Nr. 11 vom 22. März 2010 ( PDF - Bundeswehr

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22. März 2010 STREITKRÄFTE aktuell 11 Auf Herz und Nieren untersucht In Köln ist eines von 52 Kreiswehrersatzämtern, in denen angehende Wehrpflichtige gemustert werden. von Karen Haak Köln. Ein schlichter Brief, nüchtern geschrieben – die Einladung zur Musterung. In Deutschland bekommt jeder junge männliche deutsche Staatsbürger irgendwann Post vom Kreiswehrersatzamt (KWEA). In der Regel, wenn er seinen 18. Geburtstag bereits gefeiert hat. Wer möchte, kann sich aber auch bereits früher mustern lassen. So ungewöhnlich ist das nicht. „Die Wirtschaftskrise macht die Bundeswehr als sicherer Arbeitgeber für viele junge Leute attraktiver“, sagt Ingrid Herden. Die Leitende Regierungsdirektorin ist Leiterin des KWEA Köln. Hier werden täglich bis zu 120 Männer gemustert. Ab und an ist auch eine junge Frau darunter, die freiwillig Dienst in den Streitkräften leisten will und insofern im KWEA ärztlich untersucht wird. Die Musterung steht bei jungen Männern immer am Anfang einer Laufbahn bei der Bundeswehr. Sie ist aber auch Pflicht für alle, die den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigern und stattdessen den Ersatzdienst leisten wollen. Mit 160 Mitarbeitern und rund 15 000 Musterungen jährlich ist das Kölner KWEA eine der größten Behörden dieser Art in Deutschland. Denn es ist nicht nur für die Großstädte Köln, Bonn und Leverkusen zuständig, sondern auch für die umliegenden Kreise. Dabei bemüht sich die Behörde, effizient und kundenorientiert zu sein. „Auch wenn nicht jeder freiwillig zu uns kommt, wollen wir allen Kunden einen guten Service bieten“, betont Herden. Zum Service gehören viele Informationen und kurze Wartezeiten. So beginnt der Weg durch das KWEA immer am Empfang. Von dort aus wird der Wehrpflichtige zur sogenannten Personalaufnahme weitergeleitet. An dieser Stelle werden die Personalien geprüft – und der Bewerber kann Qualifikationen und Fähigkeiten angeben. Sprachkenntnisse, Erfahrungen im Bereich der Informationstechnologie (IT) oder gar ein abgelegtes Sportabzei- Insgesamt acht Ärzte mustern in Köln die angehenden Soldaten. chen – das alles kann helfen, einem zukünftigen Soldaten eine geeignete Verwendung zu geben. Denn das Motto der Kreiswehrersatz- ämter lautet: „Der richtige Mann auf dem richtigen Platz.“ Bei einem derartig großen Amt wie dem in Köln lassen sich Wartezeiten allerdings kaum vermeiden. So hält sich in Köln oft auch ein so genannter Kontaktsoldat im Wartezimmer auf, der den zu Musternden authentisch aus dem Alltag bei der Truppe berichten kann und dem ein oder anderen auch ein wenig die Angst nimmt. Kursieren doch oft die abenteuerlichsten Geschichten über die diversen Einheiten in der Gesellschaft. Und da der Kontaktsoldat in der Regel nur wenig älter ist als diese jungen Männer, entwickelt sich schnell ein reger Austausch. Laut dem Wehrpflichtgesetz soll die Musterung „die geistige und körperliche Tauglichkeit“ untersu- chen. Zunächst stehen die körperlichen Voraussetzungen im Mittelpunkt. Arzthelferinnen messen dafür Gewicht und Größe. Im Labor muss außerdem eine Urinprobe abgegeben werden. Diese wird unter anderem auch auf Drogen untersucht. Drogen wie beispielsweise Haschisch können auch längere Zeit nach dem letzten Konsum nachgewiesen werden und Einfluss auf die Wehrdienstfähigkeit haben. Zum medizinischen Team des KWEA Köln gehören acht Ärzte. Einer davon ist Medizinaloberrat Norbert Michaely. In einem vertraulichen Arztgespräch klopft er die gesundheitliche Vorgeschichte der jungen Leute ab. Von den üblichen Kinderkrankheiten bis zum Zustand der Weisheitszähne – alles kann für die Musterung wichtig sein. Denn um Soldat werden zu können, muss man fit sein. Und so geht es auch im Arztzimmer sport- Jubiläum: Im Jahr seines 20-jährigen Bestehens hat das Kreiswehrersatzamt Berlin den 100 000. Grundwehrdienstleistendeneinberufen. Am vergangenen Donnerstag übergab die Leiterin des KWEA, LeitendeRegierungsdirektorin Marion Krauskopf, den Einberufungsbescheid an David Ehlert, der demnächst seinen Dienst in Nienburg an der Weser antritt. (eb) Bienert/IMZ Haak lich zu: Um die Belastbarkeit des Kreislaufs zu testen, werden während der Untersuchung 20 Kniebeugen durchgeführt. Danach wird die Zeit gemessen, bis der Ruhepuls wieder erreicht ist. Neben dem Belastungstest werden aber auch das Gehör untersucht und die Sehfähigkeit getestet. Bei der Musterung wird allerdings nicht nur festgestellt, ob der Wehrpflichtige tauglich ist, sondern auch in wieweit er verwendungsfähig ist. Denn nur wer mit dem Tauglichkeitsgrad 1 (T1) gemustert wird, ist überall einsetzbar. Selbst geringfügigere körperliche Einschränkungen, wie zum Beispiel Kurzsichtigkeit, führen dazu, dass man nicht mehr für alle Bereiche der Bundeswehr einsetzbar ist. Nach den ärztlichen Untersuchungen geht es für die Bewerber zum nächsten Test. Mit einem computergestützten Verfahren wird die formale und auch verbale Denkfähigkeit ermittelt. Rechenaufgaben und Rechtschreibfragen erwarten die Bewerber ebenso wie ein Mechanik-Test. Denn für einen Soldaten ist auch die Einsatzfähigkeit aus psychologischer Sicht bedeutsam. Besonders in extremen Situationen. Deshalb nimmt sich Oberregierungsrätin Barbara Redlin für jeden Bewerber Zeit, der sich über den Grundwehrdienst hinaus verpflichten will. Die Diplompsychologin schaut sich den Lebenslauf an und erfragt im Gespräch persönliche Stärken und Schwächen. Aber es geht auch um die Gewaltbereitschaft des Einzelnen. „Soldat ist ein verantwortungsvoller Beruf“, sagt Redlin. Schließlich werden die jungen Männer an der Waffe ausgebildet. Am Ende des Tages weiß dann jeder Gemusterte in der Regel, ob und in welchem Maße er wehrtauglich ist. Im besten Falle endet der Besuch im KWEA mit einem Gespräch beim so genannten Einplaner, der dem jungen Mann Wege und Möglichkeiten in der Bundeswehr aufzeigen kann. Und einige Monate später flattert dann wieder ein Brief ins Haus: Diesmal ist es dann der Einberufungsbescheid.
12 aktuell STREITKRÄFTE Weltspiele eröffnet Aostatal. Im italienischen Aostatal wurden am vergangenen Samstag die Winterspiele der CISM (Conseil International du Sport Militaire) eröffnet. Die internationale Militärsportorganisation veranstaltet dort bis einschließlich Donnerstag ihre jährlichen Winterwettkämpfe – zum ersten Mal als Weltspiele. Neben den traditionellen Wintersportarten wie Biathlon, Short Track, Ski Alpin und Skilanglauf stehen im Schatten des Mont Blanc vor allem die militärischen Disziplinen wie Orientierungsskilauf, Ski-Patrouille und das Sportklettern im Vordergrund. Neben Bundeswehrsportlern aus den Sportfördergruppen nehmen auf deutscher Seite auch Soldaten der Gebirgsjägertruppe teil. Insgesamt gehen 40 Nationen mit etwa 800 Athleten an den Start. Auf den Online-Seiten der Streitkräftebasis wird täglich aktuell berichtet. bwtv berichtet regelmäßig in seinem neuen Magazin „Observe“. (wil) Gewinner ermittelt Berlin. Die Gewinne der DVD- und Software-Verlosungen der vergangenen Wochen wurden nun ausgelost. Eine limitierte DVD-Box des fünffachen Oscar-Gewinners „Brave- heart“ geht an Kirsten Kloppot und Marc Jaeger. Die Blu-ray des Klassikers mit Mel Gibson hat Marco Mindermann gewonnen. Das Action-Abenteuer „Waterworld“ auf Blu-ray geht an Ulrike Erbskorn und der spannende Thriller „State of Play“ an Stefan Litke. René Kohl und Christine Wohlleben-Degel heißen die Gewinner des Films „Public Enemies“. Quentin Tarantinos neuestes Werk mit Oscar-Preisträger Christoph Walz in der Nebenrolle „Inglourious Bastards“ geht als Blu-ray an Matthias Pitt. Und auch Heino Rehder, Melanie Rödger und Sven Vollmann können sich freuen. Mit der Schachsoftware „Fritz“ auch digitale Gegner Schachmatt setzen. (sja) 22. März 2010 Für junges Publikum Die Bundeswehr präsentiert sich auf der größten Bildungsmesse Europas. Köln. „Wir brauchen Agrar – braucht jemand Energie?“ Hektisch wandern die Augen des afrikanischen Wirtschaftsministers in die Runde seiner Kollegen der Pol&IS Regionen. Pol&IS steht für Politik und Internationale Sicherheit, eine Simulation der weltpolitischen Zusammenhänge. Sie fand in der vergangenen Woche im Rahmen der „didacta“, der größten Messe Europas für den Bildungsbereich, in Köln statt. Unter den 830 ausstellenden Unternehmen und Organisationen war auch die Bundeswehr – wie bereits in den vergangenen zwei Jahrzehnten – mit einem Messestand vertreten. Erstmals nahm auch das Bundessprachenamt aus der Nachbarstadt Hürth an der Messe teil. Auf der „didacta“ wurden gezielt professionelle Nachwuchskräfte für die Fachabteilungen Sprachausbildung und Sprachmittlerdienst umworben. Am Messestand des Verteidigungsministeriums schlüpften 40 Schüler der Stufe 11 des Gymnasiums der Stadt Frechen in Rollen der Minister der Pol&IS-Regionen, der Weltbank und den Medien. Die Vereinten Nationen, internationale Beziehungen, Durchsetzen von Wirtschaftsinteressen, oppositionelle Belange und das Ringen um Koblenz. „Auslandseinsatz“ – ein Begriff, den die Bundeswehr erst seit 1990 in ihrem Wortschatz fest verankert hat. 20 Jahre später dominiert nichts so sehr die Arbeit der Soldaten des Heeres wie der Einsatz – vor allem natürlich die gefährlichen Aufträge in Afghanistan. Gut 100 Offiziere des Heeres, darunter knapp 50 Generale, nutzten jetzt die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch, die das Koblenzer Heeresführungskommando mit der Tagung „Forum Einsatz“ erstmals bot. Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Hans-Otto Budde sprach aus, was die Soldaten seit Jahren in zunehmender Form erleben: „Der Einsatz bestimmt das Denken und Die Welt regiert: Die Schüler spielen in Köln die Simulation POL&IS. Einfluss stehen in der ständig an das aktuelle Weltgeschehen angepassten Simulation im Mittelpunkt. Seit 1990 leiten die Jugendoffiziere Pol&IS deutschlandweit. Begleitet werden die Schüler von ihren Lehrern Dajana Lau und Andreas Kastner. „Das ist bereits das zweite Mal, dass ich mit Schülern Pol&IS spiele. Wir versprechen uns davon, dass die Schüler viel von internationaler Politik mitnehmen. Dadurch, dass sie regelmäßig der Vollversammlung Bericht erstatten müssen, wird zudem auch die Präsentationsfähigkeit erweitert. Vieles wird hier viel verständlicher, weil sie selbst spie- Den Einsatz im Blick Handeln im Heer. Wir wollen hier die Erfahrungen und Folgerungen, die Weiterentwicklung und Ausbildung besprechen, um den Erfolg des Heeres im Einsatz auch weiterhin sicherzustellen.“ Seit rund einem Jahr greift die neue Einsatzsystematik des Heeres, nach der jeweils eine der drei mechanisierten Divisionen als „Leitdivision“ hauptsächlich ihre Soldaten für den Einsatz vorbereitet und nach Afghanistan, in den Kosovo und die weiteren Einsatzländer schickt. Wurden früher zusammengewürfelte Einheiten aus dem gesamten Heer in den Einsatz geschickt, ist es nun das Ziel, möglichst geschlossene und eingespielte Truppen in len sowie die nötige Ruhe und Zeit haben“, verdeutlicht Lau die Zielsetzung der Lehrer. Neben der Politik-Simulation gab es für die Messebesucher aber noch viel mehr zu sehen und erleben: Großer Beliebtheit erfreute sich unter anderem das Bundeswehr- Quiz, bei dem die Teilnehmer einen Gutschein für einen alkoholfreien Drink an der „Saftbar“ gewinnen konnten. Zudem stand das Messepersonal Rede und Antwort, um die Fragen der größtenteils jungen Besucher zu beantworten. (ban) Mehr auf www.bundeswehr.de. Bangert Marsch zu setzen. Die nun deutlich verbesserte Planbarkeit der Einsätze habe zudem positive Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Familie und Dienst und steigere die Leistungsfähigkeit der eingespielten Einheiten. Die ISAF-Mission in Afghanistan ist der erste deutsche Einsatz, in dem Tod und Verwundung, aber auch das Töten zur alltäglichen Belastung für die Soldaten geworden sind. Umso dringlicher sind die Forderungen der Generale, Anforderungen und Ressourcen in Einklang zu bringen. (mes) Mehr Informationen zum Forum auf www.deutschesheer.de.
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