Psychomotorische Entwicklungsstörungen - Psychoforum.de

Psychomotorische 

Entwicklungsstörungen 

Jürgen Junglas 

Querschnittsveranstaltung Medizinische Fakultät 

WS 2006/07 

12.1. bis 18.1.2007 

med fak uni bonn jan07 www.jjunglas.com 1

• Prof. Boecker, 

Abtl. Funktionelle 

Neuroradiologie, 

Uniklinikum Bonn, 

T 287-15980, 

henning.boecker@ukb.uni 

-bonn.de 

• Prof. Propping, Frau Dr. 

Raff 

Institut für Humangenetik 

T 287-12346/12581 

propping@uni-bonn.de; 

raff@uni-bonn.de 

mit 

• Fr 12.1.07; 14-15 h 

Vortrag gr. Hörsaal 

Innere 

Medizin/Chirurgie 

• Di 16.1.07; 14-15 h 

Seminarraum 

Epileptologie 

• Mi 17.1.07; 14-15 h 

• Do 18.1.07; 14-15 h 


Psychomotorische 


aus klinischer Sicht 

12.1.2007 


Klinische Differenzierungen 

• Entwicklungsauffälligkeit 

– Prognose kann noch nicht gestellt werden, Verlaufskontrollen sind 

erforderlich 

• Entwicklungsgefährdung 

– eindeutige Hinweise auf eine Schädigung, Prognose eher 

ungünstig, Verlaufskontrollen erforderlich 

• Entwicklungsverzögerung (-retardierung) 

– Entwicklung weicht vom Normalen ab, aber aufholbar, Prognose 

ungünstig, ambulante Behandlung erforderlich (Dispensaire) 

• Entwicklungsstörung (Behinderung) 

– bleibende Beeinträchtigung der Entwicklung; drohende oder 

bereits vorhandene Behinderung 



tiefgreifende 

Autistische Stö. 

umschriebene 

biologischer 

Schwerpunkt 

Sprechen & Sprache 

schulische Fertigkeiten 

motorische Funktionen 

Intelligenzminderung 

Störungen im Kindes- und Jugendalter 

psychische 

psychischer 

Schwerpunkt 

hirnnahe Störungen emotionale Störungen 

sonstige 

ADH(K)S 

Ticstörungen 

sozialer 

Schwerpunkt 

Sozialverhaltensstörungen 

Stö.Sozialverhaltens 

Stö.sozial.Funktionen 

elektiver Mutismus 

reakt.Bindungsstö. 


Intelligenzminderungen und 

tiefgreifende 


16.1.2007 


IM-Definitionen (ICD10) 

• In der Entwicklung manifestierende, 

stehengebliebene oder unvollständige Entwicklung 

der geistigen Fähigkeiten, mit 

• besonderer Beeinträchtigung von Fertigkeiten, die zum 

Intelligenzniveau beitragen 

z.B. Kognition, Sprache, motorische und soziale Fähigkeiten 

• Prävalenzrate für psychiatrische Störungen 3-4mal höher 

• Erhöhtes Risiko, ausgenutzt sowie körperlich und sexuell 

missbraucht zu werden 


Intelligenzminderung ICD10 

• Lernbehinderung [15 %] 

– IQ

Differentialdiagnosen der IM 

• Pseudointelligenz 

– Personen, die durch höhere Kreativität und Aktivität den Eindruck höherer Intelligenz vermitteln, 

als Testergebnis 

• Pseudointelligenzminderung 

– Vorhandene Intelligenzkapazität wird nicht gezeigt (Intelligenztest misst Performance!) aufgrund 

emotionaler Faktoren (Ängste, Bewältigungsmechanismus) 

• Vorübergehende IM 

– Z.B. im Verlauf akuter körperlicher Erkrankungen, oder emotionaler Belastungen (Trauer) 

• Demenz 

– Fortschreitender Abbau der intellektuellen Fähigkeiten durch hirnorganische Prozesse 

• Pseudodemenz 

– Vermeintlich fortschreitender Abbau 

• Teilleistungsschwächen 

– Signifikant unterdurchschnittliche Leistungen in umschriebenen Bereichen im Vergleich zum 

Gesamt-IQ 

• Sonderbegabung 

– Signifikant überdurchschnittliche Leistungen in umschriebenen Bereichen (Talente) 


IM-Ätiologie 

• Pränatal 

– Genetisch-chromosomal 

• Trisomie 13, 18, 21; XO, XXY, Fragiles X 

– Genetisch-stoffwechselbedingt 

• PKU, Galaktosämie, Gangliosidosen 

– Umweltbedingt 

• Röteln, Zytomegalie, Listeriose, Drogen, Medikamente, Alkohol, Nikotin, 

D.m. 

– Multifaktoriell 

• Epilepsien, Hydrozephalus 

• Perinatal 

• Blutungen, Asphyxie, Hypoxie, small for date 

• Postnatal 

• Meningitis, Enzephalitis, Hypothyreose, Unfall, Hirntumor, Kwashiorkor 


IM-Prognose & Therapie 

• Grunderkrankung behandeln! 

• Frühförderung 

– KG, Psychomotorik, Ergo 

• Familienhilfe 

– Beratung, Familienunterstützende Maßnahmen: Therapie, 

juristische und ökonomische Hilfe 

• Sonderpädagogik 

– KiTa � Tageseinrichtung � stationäre Einrichtung � Sonder- 

/Förderschulen � WfB � Wohngruppe/-heim 

• Psychotherapie (leichte Formen): VT, Trainingsprogramme 

• Psychopharmaka (symptomorientiert): NL, AD 

• Juristische Begleitung: Betreuung ab 18. LJ. 


Tiefgreifende Entwicklungsstörungen 

F84 

• F84.0 Frühkindlicher Autismus (Kanner) 

• F84.1 atypischer Autismus 

• F84.2 Rett-Syndrom (frühe Demenz;

Autismus 

„Rain Man“ 

1943: Leo Kanner 

1944: Hans Asperger 


Tiefgreifende Entwicklungsstörungen 

F84 

• F84.0 Frühkindlicher Autismus (Kanner) 

• F84.1 atypischer Autismus 

• F84.2 Rett-Syndrom (frühe Demenz;

Frühkindlicher Autismus 


Frühkindlicher Autismus – 

Symptomatik (ICD10, DSMIV) 

• Qualitative Beeinträchtigung sozialer Interaktionen 

• Qualitative Beeinträchtigung der Kommunikation 

• Eingeschränkte Interessen, stereotype Verhaltensmuster 

(Veränderungswiderstand) 

• Unspezifische Probleme: 

– Befürchtungen, Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wutausbrüche, 

Aggressionen, Selbstverletzungen 

• Beginn vor dem 3. Lebensjahr 

• Weitere assoziierten Symptome 

– Intelligenzminderung 

– Niedriges Körpergewicht (Remschmidt & Hebebrand 2001) 


Autismus - Unterformen 

m:w = 3-4:1 

• Frühkindlicher Autismus (0,05- 0,17 %) 

– 60 – 80 % geistig behindert 

– Nur 3 % IQ im Durchschnitt 

• High functioning-Autismus 

– Abgrenzung zu Asperger-Autismus schwierig 

• Atypischer Autismus 

– Nicht alle Kriterien liegen vor oder Beginn nach dem 3. 

Lebensjahr 

• Asperger-Autismus (0,08-0,3 %) 

– Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion und spezielle 

Interessen und Stereotypien ohne sprachliche oder kognitive 

Entwicklungsverzögerung 


Asperger: Differenzialdiagnosen 

• high- functioning-Autismus (HFA) 

– Eher Asperger: visuo-motorische Defizite 

– Eher HFA: auditiv-verbale Störungen 

• Schizoide Persönlichkeitsentwicklungsstörung 

• Zwangsstörung 

• Schizophrenien 

• Nonverbale Lernstörung? 

• Autismus: Therapien 


Ätiologie Remschmidt 2003 


Entwicklungspsychopathologie 

Petermann et al. 1998 

konzeptuelle 

Perspektivenübernahme 


Theory of Mind Baron-Cohen 

„False belief“-Aufgabe 

• Kindern wird vorgespielt: 

• Puppe Sally hat eine Murmel in einem vor ihr 

stehen Korb, Puppe Anne eine leere verschlossene 

Schachtel vor sich 

• Sally verlässt den Raum, Anne versteckt Murmel 

in ihrer Schachtel 

• Sally kommt zurück: „Wo wird sie ihre Murmel 

suchen?“ 

• Gesunde und geistig Behinderte: im Korb 

• Autistische: in der Schachtel 


So-tun-als-ob 

Petermann et al. 1998 


Nebenrealitäten - Überstieg 

• Realität: 

• wache Aufmerksamkeit 

• Nebenrealität: 

• Träume, Tagträume, 

Phantasien 


„Interaktionspersönlichkeit“ 


Autismus: Therapien 

• Pharmakotherapie 

• Psychotherapie 

• Sozialintegrative Maßnahmen 

– § 35 a KJHG (Mehrfachbehinderung) 

• Autismus: Prognose 


Autismus: Trainings, 

Psychotherapie Remschmidt 2003 


Aufmerksamkeits-Interaktions- 

Therapie (AIT) Hartmann et al. 1988 

• Interaktion mit Hilfe von 

Bekanntheit 

– Direktes Spiegeln (imitieren) 

– Indirektes Spiegeln (Rhythmus 

verändern) 

• Interaktion mit Hilfe von Neuheit 

– Variationen von bekannten 

Verhaltensweisen 

– Unterbrechen und Warten auf die 

Reaktion 

– Reizangebote auf unterschiedlichen 

Sinneskanälen 

– Interessante Aktionen ohne 

Beachtung des Kindes 


Steigerung 

der 

Selbstän- 

digkeit 

Kusch & 

Petermann 1991 


Autismus: Prognose 

• Frühkindlicher Autismus (FA) 

– >60 % lebenslang auf fremde Hilfe angewiesen 

– Bis 2 % fast unauffällig 

• Asperger-Autismus 

– Viele nie in Behandlung 

– Deutlich bessere Prognose als FA 


Zwischen Heim und Werkstatt 


• gB � BSHG 

Soziale Folgen 

• § 35a KJHG: drohende seelische 

Behinderung 

• Hilfesysteme 


Umschriebene 


17.1.2007 



• Umschriebene (Teilleistungsstörungen) 

– F80 uESt des Sprechens und der Sprache 

• F80.0 Artikulationsstörung 

• F80.2 rezeptive Sprachstörung 

– F81 uESt schulischer Fertigkeiten 

• F81.0 Lese- und Rechtschreibstörung 

• F81.2 Rechenstörung 

– F82 uESt der motorischen Funktionen 

– F83 kombinierte uESt 

• Tiefgreifende ESt F84 

• Sonstige ESt F88, nnb ESt F89 


Prävalenzen 

F80 uESt Sprechen und Sprache 

Störung Prävalenzen Jungen : Mädchen Quellen 

Artikulationsstörungen 5 – 6 % >> Esser & Wyschkon 2000 

Expressive und rezeptive 

Sprachstörung 

Lese- und Rechtschreibstörung 

(Dyslexie, Legasthenie) 

4 – 8 % 

Rechenstörung (Dyskalkulie) 1,3 – 6,5 % Mädchen leicht 

bevorzugt 

Verzögerte motorische 

Entwicklung 

Weindrich et al. 2000 

5 – 17 % 1,8 : 1 Pennington et al. 1991 

Interagency Committee o.L.D. 1987 

Shaywitz 1998 

10 –15 % 

Lewis et al. 1994 

Shalev et al. 2000 

Eggers 2004 


Teilleistungsbereiche (Graichen) 

• Prozess der sensomotorischen Orientierung 

– Z.B. Aufmerksamkeit, Koordination, Diskrimination, Erregbarkeit, 

Orientierung, Ausrichtung 

• Prozess des Behaltens (Gedächtnisse) 

• Prozess der Informationsaufnahme 

– Z.B. Leseverständnis, Verständnis für Gehörtes, soziales 

Verständnis, Figur-Hintergrund-Differenzierung 

• Prozess der Integration 

– Z.B. Lautsynthese, Geschwindigkeit auditiver Wahrnehmung, 

visuelle Vorstellung 

• Prozess des Ausdrucks 

– Z.B. schreiben, zählen, sprechen, Affektäußerungen, Gestik 


Affekte 

• Grundlagen: visuelles Erkennen 

• Gesichtserkennungszentrum � 

Prosopagnosie 

• Spezifisches mimisches Bewegungsmuster 

• Grundaffekte angeboren 

• Rhythmus und Intensitätsvariationen 

• Erkennen und Emitieren gleichzeitig! 


F80 uESt Sprechen und Sprache 

Achse I 

F84.x Sp&Sp 

bei tfg ESt 

F98.5 

Stottern 

F98.6 

Poltern 

Achse II 

F80 uESt Spre&Spra 


Sprechen & Sprache 

F80.0 

Artikulationsstörung 

F80.1 

expressive Sprachst. 

F80.2 

rezeptive Sprachst. 

F80.3 

erworbene Aphasie 

mit Epilepsie 

Achse III 

F7 

bei intelligenzmindg. 

Achse IV 

R48.2 

Apraxie 

R47.0 

Aphasie 

F47.1 

Dysarthrie 

H91.1 

Sprachstörung 

Folge e.Hörstörung 

Q35.9 

Beeintr.Artikulation 

bei Gaumenspalten 



Symptomatik 

• Sprechen; Störungen der/im ... 

– Sprechatmung Atempausen häufig, irregulär 

– Stimmgebung raue Stimme, gestörter Stimmeinsatz, -abbruch, 

Tonsprung 

– Lautproduktion Laut-Silben-Auslassungen, zusätzlich, -ersetzungen 

– Redefluss Dehnungen, erhöhtes Sprechtempo, Verschlucken 

• Sprache; Störungen der/des ... 

– Expressiven Sprache Wortfindung, Syntax, Morphologie 

– Rezeptiven Sprache Wort-, Satz-, Textverständnis 

– Sprachgebrauchs Vermeidung, Kontextpassung 

• Kognitiver Bereich; Störungen des/der ... 

– Auditiven Wahrnehmung Lautdiskrimination, -erkennung 

– Gedächtnisses Kurzzeit-, Arbeits-, Langzeit- 


Warnke 2003 


F81 Lese- und 

Rechtschreibstörung 

• „Reversionen“, d.h. Verdrehen von Buchstaben (p-q oder b-d) 

• Reihenfolgefehler (Umstellungen von Buchstaben im Wort: die – dei) 

• Auslassungen von Buchstaben (auch – ach) 

• Einfügen falscher Buchstaben 

• Wahrnehmungsfehler (Verwechslung von d – t oder g – k) 

• Fehlerinkonstanz, d.h. das Wort wird immer wieder unterschiedlich 

falsch geschrieben 

• Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren der 

Zeile im Text 

• Ungenaues Phrasieren (musikalisch gliedern) 


LRS –therapeutische 

Fehlereinteilung 

� Phonemfehler 

Verstöße gegen die lautgetreue Schreibung 

� Regelfehler 

Verstöße gegen die regelhaften Abweichungen 

von der lautgetreuen Schreibung 

� Speicherfehler oder Merkfehler 

Verstöße gegen die regelhaften Abweichungen, da 

es sich hierbei vorwiegend um Ausnahmen 

handelt 


LRS: Prävalenz & Ätiologie 

• Prävalenz: 

� Ca. 7,5 % ( 5 – 17 %), Jungen : Mädchen = 1,8 : 1. 

• Ätiologie 

� Genetik 

• Lesefähigkeit: 2 – 60 % 

• Rechtschreibung: 60 – 70 % 

� Neuoranatomie 

• Planum temporale: re > li.? 

• Supratemporale Ebenen: asymetrisch? 

• Gyrus angularis (“Lesezentrum”): asymetrisch? 

• Nucleus geniculatus lateralis: Anomalien in den sog. magnozellulären 

Schichten (Stein & Walsh 1997) 

� Neurophysiologisch-neurofunktionelle Faktoren 

• Gestörte visuelle Informationsverarbeitung 

• Gestörte sprachliche Informationsverarbeitung 

• Gestörte „Übersetzungsvorgänge“ zwischen beiden 

Informationsverarbeitungsvorgängen 


LRS: Therapie & Prognose 

• Funktionelle Behandlung des 

Lesens und Rechtschreibens 

(Trainings) 

• Therapie und Unterstützung der 

psychischen Bewältigung der 

Beeinträchtigung 

• Schulangst und 

Schulverweigerung 

• Depression mit Suizidalität 

• Dissoziale Entwicklungen mit 

drohender Ausschulung 

• Stabil trotz Therapie 

• Meist bleibend schriftsprachlich 

beeinträchtigt und damit 

schulleistungsmäßig im 

Vergleich zurück (v.a. bei 

niedrigem familiären 

Sozialstatus) 

• Berufliche Behinderungen: 

– Höhere Arbeitslosigkeit: 25 % 

zu 4 % (Esser 1991) 

– Höheres strafrechtliches Risiko 


• Reinhard May 

Legasthenie 

Erich-Kästner-Schule 

Klasse 8a, GA 10.05.2006 


Umschriebene Rechenstörung 

(Dyskalkulie) F81.2 

• Häufigkeit: 4,4 – 6,7 % (von Aster 2003) 

– 1/5 bis 2/3 kombiniert mit LRS 

• Aufbau numerischer Hirnfunktionen durch 

– Sprachliche, - Visuell-räumliche & Motorische Prozesse 

• Gerstmann-Syndrom (1930): G.angularis li. geschädigt 

– Dyskalkulie 

– Dysgraphie 

– Rechts-Links-Orientierungsstörung 

– Fingeragnosie 

• Psychodynamik 

– Spezifische Lernerfahrung 

– Geringe Motivation 

– Negatives Selbstkonzept 


Von Aster 2003 


F82 umschriebene Entwicklungsstörung 

der motorischen Funktionen 

• Beeinträchtigung der motorischen Koordination, der Fein- und 

Grobmotorik 

• Kinder imponieren klinisch ungeschickt 

– Plumpes Hüpfen und Laufen, ungelenke Bewegungsabläufe 

– Schwierigkeiten beim An- und Ausziehen, Schuhebinden, Handschrift 

• Neurologische Unreifezeichen mit choreiformen oder athetoiden 

Bewegungsmustern 

• Assoziierte Reaktionen (Mitbewegungen) 

• Mangelnde visuomotorische Koordination 

• Kombination häufig mit 

– Artikulationsstörungen 

– Teilleistungsschwächen 

– HKS 

� Syndrom des ungeschickten Kindes 

� Entwicklungsbedingte 

Koordinationsstörung 

� Entwicklungsdyspraxie 


Motorik und Intelligenz 

• Geschickte Kinder sind meist auch 

intelligente Kinder (aber Ausnahmen!) 

• Am Anfang ist Motorik und Aggression 

dasselbe (Winnicott) 


Anatomie & Motologie (Eggers 2004) 


uESt Motorik: Therapie 

• Psychomotorische Übungsbehandlungen 

(Motopädie) 

• Ergotherapie (Wahrnehmungstrainings u.a.) 

• Heilpädagogisches Reiten bzw. Voltigieren 

• Eltern- und Lehrerberatung 

• Ggf. Psychotherapie bei sekundärer 

Neurotisierung 


Aufmerksamkeits- 

Hyperaktivitätsstörungen 

und Tics 

18.1.2007 


med fak uni bonn jan07 www.jjunglas.com 53 

DÄB 30.1.04 

Hch. v. Rustige 1838

Prägnanztypen 

3-5 % der Schulkinder 

(Nissen et al. 1998) 

DSM IV: bis 17,8 % der 5-12J. 

m:w ~ 7-9:1 

• Zappelphilipp: vorwiegend hyperaktiv-impulsiv, geht der 

Umgebung auf die Nerven 

• „Träumsuse“: Unaufmerksame, denen ständig eine 

Tolpatschigkeit passiert, ohne dass sie das wollen 

• Mischtyp: aufmerksamkeitsgestört und hyperaktiv 


HKS-weltweit 

Faraone SV et al (2003) World Psychiatry 2(2); 104-113 

• DSM-IV 

– USA (N=4): Alter 8-10 11,4-16,1 % 

– Deutschland 

Baumgaertel et al. Alter 5-12 17,8 % 

Essau et al. Alter 12-17 15,8 % 

– Australien Alter 5-11 2,4 % 

– Schweden Alter 6,5-7,5 3,7 % 

• ICD10: 

eher der niedrigen Prävalenz entsprechend 


Hyperkinetische Störungen F90 

(Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung 314.0x) 

• Unaufmerksamkeit (mind. 6 von 9) 

• Überaktivität (mind. 3 von 5) 

• Impulsivität (mind. 1 von 4) �HKS- 

1. ..in Differentialdiagnosen 

einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht 

zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß. 

2. Beginn < 7. Lebensjahr 

3. Situationsübergreifend (Schule, zuhause, Klinik) 

4. Deutliches Leiden oder Beeinträchtigung der sozialen, 

schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeit 


Unaufmerksamkeit (DCR-10) 

(mind. 6 mind. 6 Monate lang) 

• Häufig unaufmerksam, Flüchtigkeitsfehler 

• Häufig nicht in der Lage Aufmerksamkeit aufrecht 

zu erhalten 

• Können oft Erklärungen nicht folgen 

• Sind beeinträchtigt, Aktivitäten zu organisieren 

• Vermeiden Arbeiten, die Durchhaltevermögen 

erfordern 

• Verlieren häufig Gegenstände 

• Werden häufig von externen Stimuli abgelenkt 

• Sind im Alltag oft vergesslich 


Überaktivität (DCR-10) 


• Zappeln häufig mit Händen und Füßen 

• Verlassen ihren Platz im Klassenraum 

• Laufen häufig herum oder klettern exzessiv 

• Sind häufig unnötig laut beim Spielen 

• Zeigen ein anhaltendes Muster exzessiver 

motorischer Aktivität; durch Verbote nicht 

durchgreifend beeinflussbar 


Impulsivität (DCR-10) 


• Platzen häufig mit der Antwort heraus, 

bevor die Frage beendet ist 

• Können häufig nicht warten bis sie an der 

Reihe sind 

• Unterbrechen und stören andere häufig 

• Reden häufig exzessiv, ohne angemessen 

auf soziale Beschränkungen zu reagieren 


Differential-/Ausschluss- 

Diagnosen bei HKS F90 

• Affektive Störungen (Depression, Manie) 

F30-F39 

• Angststörungen F41.x, F93.x 

• Schizophrenie F20.x 

• Tiefgreifende Entwicklungsstörungen 

(Autismus) F84.x 

– (Schmidt A 2003, Spitczok von Brisinski I 2003) 

Nach ICD10 


HKS-Differentialdiagnosen 

• Entwicklungsbedingte Reifevariante 

• Hirnorganisch: bei Enzephalitis, Oligophrenie 

(Erethismus), chron. Vergiftung (z.B. Blei) 

• Psychosen (Manie) 

• Psychogen: akute oder chronische Konflikte; 

Angst, Depression, Deprivation 

• Sozialisationsdefizit: desorganisierte Familien 

Mod.n.Steinhausen 1982 


HKS-Komorbidität 

• 70 % wiederholte kurze Depressionen 

(40 % vice versa) 

– (Hesslinger et al. Acta Psychiatr Scand 2003;107:385-389) 

• 86 % der früh auftretenden bipolaren 

Störungen zeigten ADHD 

– (Geller et al. Arch Gen Psychiatry 2004;61:459-467) 

• Erhöhtes Suizidrisiko bei männlichen 

Adoleszenten (OR ~2,9) 

– (James A et al., Acta Psychiatr Scand 2004; 110: 408-415) 

– HKS-Diagnostik 


Verständliche & gesunde Unruhe 

• Enge (Wohnung) 

• Angst 

• Drohender Verlust 

• Sonstige Bedrohung 

(z.B. Mobbing) 

• Temperament 

• Neugier 

• Ausprobier- und 

Entdeckerfreude 


• „High-need-Baby“!? 

• Unverstandene Kinder 

• Schwierige 

Jugendliche/ 

Menschen 

Teufelskreise 


Fremdeinschätzungen 

• Conners (Eltern und Lehrer) 

• Child Behavior-Check-List (CBCL), 

Teacher- Report-Form (TRF) (Achenbach) 

• Strengths and Difficulties Questionnaire 

(SDQ) (R. Goodman 1999) 

[differenziert besser als CBCL, Klasen et al., 2000] 


HKS-Diagnostik 

• Psychopathologischer Befund (PAPa,cs) 

• Interner und neurologischer Befund 

• EEG, evtl. AEP, VEP 

• Konsil: Seh- oder Hörschwäche? 

• IQ-Test (K-ABC, HAWIK-III etc.) 

• Schriftprobe, KTK, FEW 

• Mensch-Zeichen-Test, Satzergänzungstest 

• d2, MFFT; FAIR � HKS-Genese 


2,5 

2 

1,5 

1 

0,5 

0 

Aufmerksamkeitsstörung 

+ Verhaltensstörung PAPa,cs 

F90.0(N=20) F90.1(N=21) 

EMS AkAu Affe Antr Aggr SoVe 


• Genetisch 

HKS-Genese 

• Perinatale Noxen (Martinius 1987) 

• Allergien 

• Mangel an ungesättigten Fettsäuren (Colquhoun & Bunday, 

1981; G. Irmisch et al., 1995) 

• Neurobiologie (Dopamin, Noradrenalin) 

• Rauchende Mütter (Schmidt M & Laucht M 

(www.bmbf.de/pub/suchtforschung_auf_neuen_wegen.pdf (2004) 

OR4) 


HKS-Erleben und 

Bewältigung 


ADHD-Neurobiologie (Hüther 2001) 

• Anomalien auf Transmittersystemebene 

– Dopamin vermindert, D-Transporter dichter 

• Morphologische Anomalien (Volumenminderung) 

– Frontallappen (re > li), Corpus callosum, Basalganglien (v.a. Nc. caud. re.), Globus pallidus, 

Cerebellums 

• Anomalien der Wahrnehmung und Reizverarbeitung (neurophysiologische Befunde) 

– Erhöhte frontale Beta-Aktivität, Verlangsamte Aktivität über frontalem Cortex, Erniedrigte 

Amplituden von ereigniskorrelierten Potentialen, Motorisches Inhibitionsdefizit, Verminderte 

Wahrnehmungsfähigkeit von optischen Reizen im linken visuellen Feld, Schwierigkeiten bei 

optischen, räumlich konstruktiven und perceptiven Leistungen, Störungen bei der 

Wahrnehmung akustischer Reize 

• Anomalien der neuronalen Aktivität von Hirnregionen 

– Verringerte Aktivierbarkeit (Hennighausen et al. 2000), Präfrontaler Cortex (li > re), Basalganglien, 

Parietallappen, Veränderte Aktivierbarkeit nach akuter MHD-Gabe bei ADHD-Pat. vs. 

Gesunde 

• Anomalien Ebene Verhaltenssteuerung (neuropsychologische Befunde) 

– Vermehrt impulsiv begangene Fehler bei Aufmerksamkeitstests, Längere Reaktionszeiten bei erzwungenen 

Entscheidungen, 

– Defizite bei, 

• Kognitiver Flexibilität, Arbeitsgedächtnis (Räumlich: Dowson et al. 2004), Interferenzkontrolle, (motorischem) 

Inhibitionsvermögens 


HKS analytisch (Hopf 2000) 


HKS-Erleben und Bewältigung 

• Isolation und Stigma 

(drohende Heimerziehung) 

• Sonderbeschulung 

• Peer-Isolation bzw. „Kids, die Scheiß 

machen!“ 

• Negatives Selbstbild 

• Umgebung wehrt sich aggressiv gegen 

„nerven“ 


HKS-Prognose 

Barkley et al. 2002 

• 70-80 % bringen im Beruf keine ausreichende Leistungen 

• 50-70 % wenig oder keine Freunde 

• 40-50 % antisoziale Verhaltensweisen 

• 40 % Schwangerschaften im Jugendalter 

• 32-40 % beenden ihre Schullaufbahn nicht 

ADHKS bei 

Erwachsenen 

• 20-30 % Geschwindigkeitsüberschreitungen, Autounfällen, 

Depressionen 

• 18-25 % Persönlichkeitsstörungen 

• 15 % sexuell übertragbare Krankheiten 

• 5-10 % beenden ihr Studium nicht 

• Häufiger Tabak oder unerlaubte Drogen konsumieren 


HKS-Therapie 

1. Elternberatung (ggf. Elterntraining) 

2. Bewegungs-, Musik- und Ergotherapie 

3. Verhaltenstherapie: 

Aufbau impulsregulierender Techniken 

1. Neurofeedback (EEG-Biofeedback) (Holtmann et al. 

2004) 

4. Oligoantigene Diät (in 10 % erfolgversprechend) 

5. Psychopharmaka � HKS-Psychopharmaka 


Oligoantigene Diät 

• Subjektiver Behandlungseffekt, kein 

objektiver (N=21; G. Schulte-Körne et al. 1976) 

• Methylphenidat zeigte mehr Responder 44 

zu 24 % (N=49; M.H.Schmidt et al. 1997) 


HKS-Psychopharmaka 

� Therapieerfolg 

• Stimulanzien: 

Methylphenidat; 1. Wahl ~20-40 mg/d 

Amphetamin, Pemolin 

non-responder: ~10-20 % 

• Trizyklisches Antidepressivum: 

Imipramin 50 – 100 mg/d 

• Niederpotentes Neuroleptikum: 

Pipamperon 

• Atomoxetin [sel.SNoradrenalinRI] (seit 2004 in 

Deutschland zugelassen) 


ADHD-Pharmakotherapie 

W. Kreis Nervenheilkunde 9/2003 438-442 


Methylphenidat-Verschreibungen 

Schubert, von Ferber, Lehmkuhl (2004) DÄB 101(16)B895-6 

• 1991 � 2002: 40fache Steigerung 

(GKV-Arzneimittelindex) 

• 7- 13jährige, 2000 in Hessen Jungen 1,9 %, 

Mädchen 0,25 % (Gesamt 1,1 %) 

• >13 Jahre: 0,2 % 

• ~ ¼ mit HKS-Diagnose erhält Methylphenidat 

• Mehr Psychotherapie bei den HKS-Kindern mit 

MPD 


Wirkung über den ganzen Tag? 

Oros-(Oral release osmotic system)-Technologie [Concerta®] 

Brünger 2005 


HKS-Konsensus 1 

17.3.01 (Schaff 2001) 

• Grundprinzipien 

– Störungsspezifische kjpp Bhdlg. Mit Bezugspersonen und sozialem 

Kontext 

– Einleitung und Koordination begleitender Maßnahmen 

• KJPP-ärztliche Basisdiagnostik 

– Allgemeine und störungsspezifische KJPP-Anamnese einschll. 

Psychodynamik und Fragebögen Kind-Eltern-Schule/KiGa 

• Psychischer Befund 

• Neurologische und körperliche Untersuchung mit Entwicklungsaspekten 

• EEG 

• Fakultative weitergehende ärztliche Diagnostik 

– Sprache – Hören –Sehen 

– VEP – AEP 

– Labor 

– Bildgebende Verfahren 


HKS-Konsensus 2 

17.3.01 (Schaff 2001) 

• Psychodiagnostik 

– Obligat 

• Ausführlicher IQ-Test: K-ABC oder HAWIK-III oder AID 

• Projektive Testung 

– Fakultativ 

• Diagnostik umschriebener Entwicklungsstörung 

• Konzentrationstestung 

• Fragebögen für komorbide Störungen 

– Entbehrlich: Videogestützte Untersuchung 

• Untersuchungen zu Beginn der medikamentösen Behandlung 

– Obligat 

• Compliance 

• Diff-BB, Kreatinin, Bilirubin (innerhalb letzten 6 Mon.) 

• EEG, EKG, уGT (innerhalb der letzten 6 Mon.) 

– Fakultativ: Drogenscreening bei Jugendlichen 

• Psychiatrische/psychotherapeutische Beratung und Behandlung 

– Obligat: Information und Aufklärung und Anleitung von Kind, Eltern und 

Umfeld 

– Fakultativ: Psychotherapie, Behandlung von umschriebenen 



Biederman et al. 1997: 4 Jahre 

% 

70 

60 

50 

40 

30 

20 

10 

0 

Therapieerfolg 

� Tics 

ohne mit 

Delinquenz Drogen Komorbidität unauffällig 


Versorgungsaspekte 

• Zunehmende Inanspruchnahme (Köster et 

al. 2004) 


Eltern unter Druck 

2003, 2. 


Elternängste 

Rosemann 

1978 


E. von Thadden, 37 J.; Journalistin, versucht sich aufs Schreiben zu konzentrieren, während ihre 

beiden Kinder sich darauf konzentrieren, sie davon abzuhalten GEO-WISSEN 1/1999 

Tipps für Eltern 

• Setzen Sie sich dafür ein, dass Ihr Kind an der Schule viel Sportunterricht 

erhält mit Tanz, Seilspringen, Fallspielen und Klettern. Kampfsportarten wie 

Judo oder Karate üben die Selbstkontrolle 

• Trainieren Sie die Phantasie des Kindes, indem Sie es üben lassen, sich 

Sachverhalte und Gegenstände bildlich vorzustellen 

• Üben Sie spielerisch mit ihrem Kind, für eine bestimmte Zeit gezielt und 

begrenzt irgendetwas wahrzunehmen („Ich sehe etwas, was Du nichts siehst“) 

• Helfen Sie ihrem Kind, organisiert zu lernen (Zeitpläne, Notizzettel) 

• Übertragen Sie ihrem Kind Aufgaben, denen es gewachsen und für die es 

regelmäßig zuständig ist. 

• Üben Sie mit ihrem Kind, sich mental und körperlich zu entspannen (Yoga, 

AT, progressive Muskelrelaxation) 

• Brechen Sie mit ihrem Kind zu Phantasie-Reisen auf 


8 Regeln für Eltern Döpfner & Lehmkuhl 2003 


Elterngruppe 

Bormann-Kischkel 2004 

• 11 Abende, alle 2 Wochen, 90 min; 2 Leiterinnen 

• Informationen 

– ADHS, psychologische Prozesse der Aufmerksamkeit 

(Konzentrationsspiele), medikamentöse Behandlung 

• Stärkung elterlicher Kompetenz 

– Zusammenstellung hilfreicher Maßnahmen, 

Videoanalysen eigenen Verhaltens anhand von 

Rollenspielen, Entwicklung von Verstärkerplänen, 

Austausch schulische Situationen 

• „Hausaufgaben“ 


Schulische Risiken 

• Mobbing-Täter (Spitzcok von Brisinski 2005) 

– „Rauhbeinigkeit“, „schnelles Vergessen“ 

• Misserfolgserwartung 

– Durch wiederholte Misserfolgserlebnisse 

• ?vermehrtes Sprechbedürfnis 

(„Sprechdurchfall“) 


Grundsätze 

• Unruhe vorbeugen 

• Unruhe begrenzen und gewähren 

• Sachlichkeit vor Moralisierung 

• Ich-stärkende Führung und Erziehung anstreben 

(Selbstmanagement unterstützen) (Hüther & Bonney 2002) 

• Eher konsequent handeln als inkonsequent reden 


Was ist Lehrern zu 

raten? Krause 2003 

Lehrergruppentraining 

(Rossbach & Probst 2005) 

• Nehmen Sie Störungen nicht persönlich, lösen Sie ein Gefühl der Ablehnung 

durch Intervision auf 

• Vereinbaren Sie ein Zeichen mit dem Kind, wann es sich wieder auf den 

Unterricht einlassen muss 

• Lassen Sie sich nicht auf einen Machtkampf ein, wer die Klasse am besten 

unterhalten kann 

• Motivierend: Lob und Anerkennung; beruhigendes Berühren der Schulter 

• HKS-Kinder auf alle Klassen gleichmäßig verteilen 

• Klare Anweisungen, gleiche Konsequenzen bei allen Kindern 

• Ein Lehrer braucht viel Humor ..., besonders wenn das Kind versucht, ihn 

lächerlich zu machen 

• Eher Kinderpsychiater als Sonderschule empfehlen 

• LRS oder Rechenschwäche klären und ggf. Hilfe anbieten 

• Informieren Sie sich über die biologischen Ursachen 


Tipps für Pädagogen 

Neuhaus o.J. 

• Unterricht „wie auf Schienen“ 

• „liebevoll stur“ zeigen 

• Ermahnen und zureden nutzt nichts; 

Strafandrohungen erhöhen das 

Erregungsniveau 

• Je gelassener und deutlicher die 

Instruktion, desto schneller der Erfolg 

• Ein ADHS-Kind tut nur das, was 

angekündigt, eingefordert und hinterher 

kontrolliert wurde 

• Sinnvolle, motorisch aktive Aufträge 

geben, z.B. Ziehen einer schweren 

Matte von A nach B im Sport, zu 

Hilfestellungen heranziehen 

• Mündliche Beiträge sind oft besser als 

schriftliche, weil Schreibprozess 

erschwert 


Grundprinzipien für 

LehrerDöpfner & Lehmkuhl 2003 

1. Bleiben Sie gelassen! 

2. Überprüfen Sie die Zusammensetzung der Klasse 

3. Überprüfen Sie die Organisation des Klassenzimmers 

4. Gestalten Sie den Unterricht möglichst strukturiert und 

abwechslungsreich 

5. Stärken Sie Ihre positive Beziehung zum Schüler 

6. Sprechen Sie die Probleme an 

7. Stellen Sie klare Regeln auf 

8. Loben Sie den Schüler häufig und unmittelbar 

9. Seien Sie konsequent 

10. Leiten Sie das Kind zur Selbstkontrolle an 

11. Halten Sie einen engen Kontakt zu den Eltern 


Selbsthilfe- 

Organisationen 

• BV-AÜK: Bundesverband Arbeitskreis Überaktives Kind e.V. 

– Postfach 410724, 12117 Berlin; www.auek.de. E-Mail: bv.auek@t-online.de 

• BAG-TL: Bundesgemeinschaft zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit 

Teilleistungsstörungen (MCH/HKS) e.V. 

– Wendelinstr. 64, 50933 Köln; e-Mail: BAG-TL@t-online.de 

• JUVEMUS: Vereinigung zur Förderung von Kindern und Erwachsenen mit 

Teilleistungsschwächen (MCD) 

– Obergraben 25, 56567 Neuwied; www.juvemus.de. E-Mail: info@juvemus.de 

• VzFwk: Verein zur Förderung wahrnehmungsgestörter Kinder e.V. 

– Ben-Gurion-Ring 161, 60437 Frankfurt. www.wahrnehmungsstoerungen.de, e-Mail: 

Verein.zFw@t-online.de 

• BV-AH: Bundesverband Aufmerksamkeitsstörungen/Hyperaktivität e.V. 

– Postfach 60, 91291 Forchheim. www.bv-ah.de. E-Mail: info@@bv-ah.de 

• BV-Seht: Bundesvereinigung Selbständigkeitshilfe bei Teilleistungsschwächen e.V. 

– Pielachtalstr. 39, 67071 Ludwigshafen. www.seht.de e-Mail: bv@seht.de 

• www.hypies.de: Webseite von Betroffenen 


Tics 

Plötzliche, kurz dauernde, sich häufig 

wiederholende Bewegungen oder 

Lautierungen, die nicht einem 

offensichtlichen Zweck dienen 


Tic-Störungen ICD10-F95 

• F95.0 Vorübergehende Tic-Störung 

– Beginn: < 18.LJ, Dauer: > 4 Wo.-1 Jahr max. 

• F95.1 Chronisch-motorische oder vokale Tic- 

Störung 

– Beginn: < 18.LJ, Dauer: > 1 Jahr 

• F95.2 Gilles-de-la-Tourette-Syndrom 

(kombinierte vokale und multiple motorische 

Tics) 

– Beginn: 2.-18.LJ, Dauer: viele Jahre, bis ins 

Erwachsenenalter andauernd 


Klinische Phänomenologie Tics 

Motorisch Vokal 

Einfach Augenblinzeln, -zwinkern, 

Stirnrunzeln, Naserümpfen, 

Grimassieren, Zähneknirschen, 

Kopfschütteln, -nicken, 

Schulterzucken 

komplex 

Hüpfen, stampfen, kniebeugen, 

Drehbewegungen, 

Rückwärtsgehen, springen, 

schleudern, schlagen, kreisen, 

Echopraxie, Kopropraxie 

Pfeifen, räuspern, rülpsen, 

hüsteln, grunzen, bellen, 

schniefen, zischen, schluchzen, 

glucksen, schnäuzen, lautes 

Atmen 

Brummen, schreien, pfeiffen, 

Echolalie, Palilalie 

(wiederholen eigener Sätze), 

Koprolalie 


Tics Ätiologie 

• Hereditäre und perinatale Faktoren 

– Wahrscheinlich autosomal dominanter Erbgang 

– Niedriges Geburtsgewicht, Stresssituation während der SS, 

Erbrechen im 1. Trimenon, perinatale Hypoxie, Infekte mit βhämolysierenden 

Streptokokken, die gegen striatale Strukturen 

(Putamen, Caudatum) gerichtete AK generieren 

• Neurobiologie und –physiologie 

– Erhöhte Dichte präsynaptischer D-Transporter und 

Dopaminbindungsstellen im Caudatum und Putamen 

• Psychopathologie 

– Enge Beziehung zur Zwangsstörung 


Tics Therapie & Prognose 

• Medikamente 

– Dopamin-2-Rezeptorenblocker 

• Tiaprid 

– Neuroleptika 

• Pimozid (Orap®) 

• Atypische NL 

– Clonidin (präsynaptischer α 2 -adrenerger Autorezeptoragonist) 

• Familien- und Verhaltenstherapie 

– Massed negative practice, Stressmanagement, motorische 

Gegenregulation, Habit reversal (Frühzeichen � progr.Muskelrel.) 

• Prognose: 

– Tics: 2/3 frei, 15 % unverändert 

– Tourette: 8-26 % frei, 50 % besser,

Psychomotorische Entwicklungsstörungen - Psychoforum.de

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?