Download Anwaltsblatt 3/ 2011 - SAV Saarländischer Anwaltverein
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SAARLÄNDISCHES<br />
ANWALTS BLATT<br />
22<br />
Konnte eine Räumungsklage nicht<br />
vermieden werden und ist sie erst<br />
einmal in der Welt, sei sie lediglich<br />
anhängig oder bereits rechtshängig,<br />
bedarf es deshalb in jedem<br />
Fall einer Darlegung der Einwendungen<br />
des Mieters gegenüber<br />
dem Gericht – das um zumindest<br />
eine vollständige Kostentragungspflicht<br />
des Mieters zu verhindern.<br />
Auch im Falle einer ordentlichen<br />
Kündigung des Mietverhältnisses<br />
bedarf es aus Kostengründen<br />
unter Umständen einer schnellen<br />
Entscheidung des Mieters, wie er<br />
hierauf zu reagieren gedenkt:<br />
Der sachkundige oder fachkundig<br />
beratende Vermieter wird es nicht<br />
lediglich bei der Kündigungserklärung<br />
nebst Begründung belassen.<br />
Vielmehr hat er ein erhebliches<br />
Interesse daran, möglichst zeitnah<br />
zu erfahren, wie der Mieter zu<br />
dieser Kündigung steht, ob er sie<br />
akzeptieren oder aber Einwendungen<br />
erheben wird.<br />
Da es sich bei einer Kündigung um<br />
eine einseitige, empfangsbedürftige<br />
Willenserklärungen handelt,<br />
kann der Vermieter nicht ohne weiteres<br />
darauf vertrauen, dass sich<br />
der Mieter nach Erhalt der Kündigung<br />
zu dieser erklären wird.<br />
Eine Möglichkeit, den Mieter zu<br />
Äußerungen zu bewegen, mag<br />
zwar dadurch geschaffen werden,<br />
dass der Vermieter in dem Kündigungsschreiben<br />
auf die Möglichkeit<br />
des Widerspruches des Mieters<br />
gegen die Kündigung gemäß § 574<br />
ff. BGB ausdrücklich hinweist, insbesondere<br />
darauf, dass der Mieter<br />
gehalten ist, gemäß § 574 b BGB<br />
spätestens 2 Monate vor der Beendigung<br />
des Mietverhältnisses den<br />
Widerspruch nebst Begründung zu<br />
erklären.<br />
Allerdings wird der Mieter von dieser<br />
Möglichkeit nur dann Gebrauch<br />
machen, wenn er von der Begründetheit<br />
der Kündigung ausgeht.<br />
Sollte er hingegen die Auffassung<br />
haben, dass die Kündigung bereits<br />
unbegründet ist, bedarf es eines<br />
Widerspruches seinerseits nicht, so<br />
dass der Vermieter aus der Nichtreaktion<br />
des Mieters auf sein Kündigungsschreiben<br />
hin nicht folgern<br />
kann, dass der Mieter die Kündigung<br />
akzeptieren wird.<br />
Um den Mieter kostenmäßig in die<br />
Ecke zu treiben, sollte der Vermieter<br />
deshalb auch diese Variante einkalkulieren<br />
und – neben dem Hinweis<br />
auf das Widerrufsrecht, die Form<br />
und die Frist – den Mieter auffordern,<br />
innerhalb der vorbezeichneten<br />
Widerspruchsfrist (§ 574 b BGB)<br />
verbindlich und eindeutig seine<br />
Meinung zur Rechtswirksamkeit der<br />
Kündigung zu erklären. Diese Aufforderung<br />
sollte mit dem Hinweis<br />
verbunden werden, dass der Vermieter<br />
im Falle des fruchtlosen Ablaufs<br />
des der gesetzten Erklärungsfrist<br />
annimmt, dass der Mieter zum<br />
Beendigungszeitpunkt die Mietsache<br />
nicht räumen und herausgeben<br />
wird sondern die Berechtigung der<br />
Kündigung in Abrede stellt.<br />
Der Mieter muss hierauf allerdings<br />
nicht reagieren (AG Köln, Beschluß<br />
v. 12.03.2008, Az. 203 C 515/07;<br />
AG Ulm, Beschluß v. 07.08.2006,<br />
Az. 3 C 329/06; OLG Karlsruhe,<br />
NJW 1984, S. 2953; AG Köln, Urteil<br />
vom 12.05.1976, Az. 154 C<br />
3915/75; zitiert nach juris).<br />
Wenn er allerdings reagiert, sollte<br />
er sehr vorsichtig sein, mit dem,<br />
Mietrecht<br />
was er dem Vermieter auf dessen<br />
Kündigung hin mitteilt.<br />
Er riskiert ansonsten, dass der<br />
Vermieter bereits vor Ablauf der<br />
Kündigungsfrist Klage auf künftige<br />
Räumung wegen der Besorgnis<br />
nicht rechtzeitiger Leistung erheben<br />
wird (§ 259 ZPO).<br />
Dass „Schweigen“ in diesem Zusammenhang<br />
wirklich „Gold“ ist,<br />
mussten die Beklagten des Rechtsstreites<br />
vor dem AG St. Ingbert, AZ<br />
9 C 128/11 durch einen Beschluss<br />
vom 18.07.<strong>2011</strong>, mit dem ihnen<br />
die Kosten des Räumungsrechtsstreites<br />
auferlegt wurden, erfahren:<br />
Auf das Eigenbedarfs-Kündigungsschreiben<br />
und die Aufforderung,<br />
sich zur Rechtswirksamkeit der<br />
Kündigung zu erklären, haben die<br />
dortigen Beklagten nicht geschwiegen,<br />
sondern es für vorteilhaft erachtet,<br />
zunächst Mietmängel zu<br />
behaupten und Mietminderung<br />
anzukündigen, allenfalls gegen<br />
Zahlung erheblicher Beträge und<br />
dann auch Monate später ausziehen<br />
zu wollen und es sich schließlich<br />
vorzubehalten, die Frage des<br />
Eigenbedarfs, der aus ihrer Sicht<br />
„merkwürdigerweise behauptet<br />
werde“, einer entsprechenden<br />
Überprüfung zugänglich zu machen.<br />
Ausdrückliche Erklärungen<br />
zur Begründetheit der Eigenbedarfskündigung<br />
wurden durch die<br />
Beklagten nicht abgegeben.<br />
Nachdem die Beklagten den Klageanspruch,<br />
gerichtet auf zukünftige<br />
Räumung, sodann anerkannt<br />
hatten, wurden ihnen zu Recht die<br />
Kosten des Rechtsstreits auferlegt.<br />
Zutreffend hat das Amtsgericht<br />
St. Ingbert angenommen, dass