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„Wesentlich zuverlässiger als die gemalten Portraits sind natürlich die Photographien, aber<br />

selbst diese sind keineswegs immer so ähnlich wie man glauben sollte. […] Ein Grund, wes-<br />

halb solche Bilder oft nicht ähnlich werden, liegt in der menschlichen Eitelkeit. Da man weiss,<br />

dass der Moment der Aufnahme ein außerordentlich kurzer ist, und sich doch möglichst<br />

vortheilhaft präsentiren möchte, so setzen sich die Meisten mit einer gewissen Befangenheit<br />

vor die Maschine; der Eine will tiefsinnig, der Andere freundlich aussehen, viele erscheinen<br />

dadurch aber gezwungen, unnatürlich […]. Dazu kommt, dass kein photographisches Portrait,<br />

wenn es en face aufgenommen wird, ganz ähnlich werden kann, denn die Perspective wird auf<br />

dem Bilde eine andere als sie uns in der Natur erscheint; […] alle vorstehenden Theile des<br />

Gesichts [geraten] zu gross, die zurückstehenden zu klein, die Nasenspitze zu dick, die<br />

Augen zu unbedeutend […].“ 19<br />

Abb. 10: Tafel aus: Theodor Piderit, Abb. 11: Hermann Heller, „Entsetzen/Überraschung“, Vorstudie zu<br />

Mimik und Physiognomik, 1886 Tafel 41 der Grundformen der Mimik des Antlitzes, um 1894<br />

Piderit begrüßt es trotz der Unzulänglichkeiten der fotografischen Technik sehr, dass sich der<br />

jüngere Hermann Heller das Ziel gesetzt hat, zuerst Fotografien von den gesuchten Gesichts-<br />

ausdrücken anzufertigen, für die er übrigens selbst Modell steht (Abb. 11), und dann in einem<br />

zweiten Schritt danach Gipsmasken anzufertigen. Es mag zunächst paradox erscheinen, dass<br />

etwas so Flüchtiges wie ein momenthafter Gesichtsausdruck nicht nur fotografisch fixiert<br />

wird, sondern in einem zweiten Schritt als Vorlage für unbewegliche Gipsmasken dient. Die<br />

Masken wurden von Heller jedoch nicht nur als Grundlage für seine Publikation hergestellt,<br />

sondern sollten auch als Anschauungsmaterial für die Studierenden an der Akademie der<br />

19 Theodor Piderit, Mimik und Physiognomik. Detmold 1886², S. 144.<br />

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