Damit das klar ist: Navarra ist anders. Anders als die Rioja, der ...
Damit das klar ist: Navarra ist anders. Anders als die Rioja, der ...
Damit das klar ist: Navarra ist anders. Anders als die Rioja, der ...
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weinreportage<br />
An <strong>die</strong>sen Orten geniesst<br />
es sich am besten<br />
Selbst Pamplona, <strong>die</strong> Hauptstadt <strong>der</strong> Autonomen Gemeinschaft<br />
<strong>Navarra</strong>, wirkt nicht wirklich hauptstädtisch und<br />
hektisch, son<strong>der</strong>n eher gemütlich. Und in den kleineren<br />
Orten wie Olite fühlt man sich erst recht wie in den Ferien<br />
– selbst wenn man nur zum Arbeiten da <strong>ist</strong>.<br />
REsTAURANTE LA NUEz<br />
Kleines, von aussen unauffälliges und auch von innen nicht<br />
spektakuläres Restaurant. Der junge Julio Flames kocht<br />
ein bisschen spanisch, ein wenig italienisch – und überraschen<strong>der</strong>weise<br />
auch klassisch französisch. Bearnaise,<br />
Hollandaise, Madeirajus: Hier werden einige <strong>der</strong> besten<br />
Saucen Pamplonas angerührt.<br />
Calle de Taconera 4 | E-31001 Pamplona<br />
+34 948 22 81 30 | restaurantelanuez.com<br />
REsTAURANTE ENEkoRRI<br />
Elegantes Restaurant mit offener Küche und gut gelaunten<br />
Mitarbeitern. Eine bessere Auswahl an <strong>Navarra</strong>-Weinen<br />
wird man so schnell nicht wie<strong>der</strong> finden und eine so günstig<br />
kalkulierte eh nicht. Hirsch, Foie gras o<strong>der</strong> Hummer<br />
werden in kleinen, delikaten Portionen gereicht, <strong>die</strong> Aromen<br />
überdecken nicht den Eigengeschmack <strong>der</strong> Produkte.<br />
Pamplona | +34 948 23 07 98 | enekorri.com<br />
PALAcIo GUENDULAIN<br />
Schöner und stilvoller kann man in Pamplona nicht<br />
übernachten: Das ehemalige Adelspalais wurde soeben<br />
zu einem Boutiquehotel umgebaut. Prächtige, nicht<br />
durchweg riesige Zimmer, eine sympathische Bar.<br />
Das Restaurant im ersten Stock macht einen etwas<br />
abweisenden Eindruck.<br />
Pamplona | +34 948 22 55 22 | palacioguendulain.com<br />
PARADoR DE oLITE<br />
Landhotel in einer <strong>der</strong> schönsten Städte <strong>der</strong> gesamten<br />
Region; <strong>die</strong> Zimmer wurden neu renoviert, und in <strong>der</strong> Bar<br />
darf man sich zum Aperitif an Pata-Negra-Schinken und<br />
spanischem Käse stärken.<br />
Olite | +34 948 74 00 00 | parador.es<br />
cAsA zANITo<br />
Restaurantklassiker im h<strong>ist</strong>orischen Zentrum von Olite, in<br />
dem man <strong>die</strong> kleinen Peperonischoten <strong>der</strong> Region bestellen<br />
sollte, den eingelegten Spargel und anschliessend natürlich<br />
Lamm und Stockfisch.<br />
Olite | +34 948 740 002 | casazanito.com<br />
REsTAURANTE TúBAL<br />
Pata-Negra-Schinken o<strong>der</strong> Schweinsfuss gibt es auch,<br />
aber fast noch berühmter sind Fischangebot und <strong>die</strong><br />
phänomenale Dessertauswahl. Die dynamische Atxen<br />
Jiménez hat ihr elegantes Restaurant <strong>als</strong> eines <strong>der</strong><br />
stimmigsten in <strong>der</strong> Region etabliert.<br />
Tafalla | +34 948 70 08 52 | restaurantetubal.com<br />
Mehr Infos: Consejo Regulador Denominación de Origen <strong>Navarra</strong> | Rua Romana<br />
E-31390 Olite | +34 948 74 18 12 | navarrawine.com<br />
Ein Weingut, ein Wein,<br />
wie beim Château-<br />
Prinzip: Irene Canalejo<br />
Lasarte im Barriquekeller<br />
von Pago de<br />
Larrainzar.<br />
zip zu verfolgen: Ein Weingut, ein Wein. O.k., beim ganz genauen<br />
Hinsehen entdeckt man vielleicht im Regal ein paar Flaschen einer<br />
Art Zweitwein, für den keine grossen Werbeaktionen gestartet werden;<br />
<strong>die</strong> ganze Aufmerksamkeit gehört dem Pago de Larrainzar, einer<br />
Assemblage aus Merlot und Cabernet Sauvignon, <strong>die</strong> mit einem<br />
Tempranillo abgerundet wird – <strong>die</strong> genauen Anteile schwanken von<br />
Jahr zu Jahr. Ausgebaut wird <strong>die</strong>ser Prestigewein – teuer, aber im<br />
Vergleich mit berühmten <strong>Rioja</strong>s und Riberas günstig – in Barriques,<br />
<strong>die</strong> zu einem Grossteil neu sind und entsprechend viele Tannine und<br />
Holzaromen abgeben. Den 2005er genau jetzt zu trinken, wäre ein<br />
Fehler, und beim Erstlingswein aus dem Jahr 2004 machen sich <strong>die</strong><br />
jungen Reben und <strong>die</strong> vielen neu gekauften Fässchen auch jetzt<br />
noch leicht streng bemerkbar. Das Konzept indes <strong>ist</strong> faszinierend,<br />
<strong>das</strong> Potenzial <strong>ist</strong> riesig, und wenn <strong>die</strong> dynamische Irene und <strong>der</strong><br />
Das Konzept <strong>ist</strong> faszinierend<br />
und <strong>das</strong> Potential riesig<br />
eher schüchterne Miguel von ihren Techniken erzählen – verschieden<br />
grosse Fässer mit mal 225, mal 300 Litern Inhalt, akribische<br />
Selektion <strong>der</strong> Trauben am Sammeltisch –, dann wirkt er ziemlich<br />
geradlinig, <strong>der</strong> hier eingeschlagene Weg.<br />
Doch es gibt noch an<strong>der</strong>e Wege zum idealen o<strong>der</strong> mindestens<br />
zum richtig guten <strong>Navarra</strong>wein – und <strong>die</strong> Weinfrauen kommen dort<br />
ziemlich schnell vorwärts. Wenn Pago de Larrainzar sich <strong>als</strong> kleines,<br />
feines Boutiqueweingut präsentiert, dann <strong>ist</strong> Palacio de la Vega <strong>das</strong><br />
grosse, glitzernde Gegenteil. Die seit beinah 20 Jahren ex<strong>ist</strong>ierende<br />
Kellerei gehört zum international agierenden Pernod-Ricard-Konzern,<br />
was guten Zugang zu den Exportmärkten schafft. Die verant-<br />
wortliche Önologin Florencia Stoppini Adamo hat dennoch Freiraum<br />
für Elegantes. Der Tempranillo aus <strong>der</strong> Crianza-Kategorie <strong>ist</strong> zwar<br />
noch nicht wirklich von einem gut gemachten Wein gleicher Kategorie<br />
aus <strong>der</strong> <strong>Rioja</strong> zu unterscheiden, doch spätestens beim Chardonnay<br />
merkt man, <strong>das</strong>s Señora Stoppini <strong>das</strong> beherrscht, woran viele<br />
Weinmacher scheitern: <strong>die</strong> Balance. (Der 2008er wurde im Holz vergoren,<br />
aber nur wenige Monate darin gelagert; seine Fülle verdankt<br />
er vermutlich <strong>der</strong> Batonnage, <strong>als</strong>o dem Aufrühren <strong>der</strong> Hefe, und <strong>die</strong><br />
knackige Frische <strong>der</strong> Tatsache, <strong>das</strong>s auf den biologischen Säureabbau<br />
teilweise verzichtet wurde.)<br />
Ob es <strong>als</strong>o <strong>die</strong> weibliche Weinmacher-Art an sich <strong>ist</strong>, welche viele<br />
<strong>der</strong> hier gekelterten und ausgebauten Gewächse so charmant macht?<br />
Ob sich Frauen <strong>an<strong>der</strong>s</strong> verhalten in Weinberg und Keller <strong>als</strong> ihre<br />
männlichen Kollegen? Journal<strong>ist</strong>en stellen <strong>die</strong>se Fragen gern und<br />
erwarten knackige Auskünfte und einfache Wahrheiten. Ganz so<br />
simpel scheint <strong>die</strong> Sache aber nicht zu sein, und auch Adriana Ochoa<br />
drückt sich vorsichtig aus. «Ich glaube nicht, <strong>das</strong>s Frauen besser o<strong>der</strong><br />
schlechter arbeiten <strong>als</strong> Männer», sagt <strong>die</strong> Weinmacherin und Juniorchefin<br />
von Bodegas Ochoa, einem grossen Betrieb im überwältigend<br />
hübschen Städtchen Olite, «sie haben allerdings eher einen an<strong>der</strong>en<br />
Zugang zu ihrer Arbeit». Sind massive, vor<strong>der</strong>gründige Fruchtbomben<br />
<strong>als</strong>o eher männlich, <strong>die</strong> Tropfen voller Finesse hingegen weiblich?<br />
Wissenschaftliche Untersuchungen zu <strong>die</strong>ser Frage fehlen, und<br />
ob sie political correct zu stellen wäre, <strong>ist</strong> erst recht un<strong>klar</strong>. Doch bei<br />
Verkostungen in <strong>der</strong> <strong>Navarra</strong> drängt sich genau <strong>die</strong>se Theorie auf.<br />
«Persönlich suche ich in den Weinen Komplexität und Eleganz»,<br />
lächelt Adriana Ochoa. Man merkt es beim saftigen 2009er Rosé o<strong>der</strong><br />
beim zarten, herrlich-süffigen Moscatel, einem Süsswein, <strong>der</strong> nicht<br />
mit Alkohol angereichert wurde – so wie es bei Sherry, Malaga und<br />
vielen an<strong>der</strong>en spanischen Desserttropfen Standard <strong>ist</strong>. Neben den<br />
vielen Frauen und den günstigen Preisen eine weitere Beson<strong>der</strong>heit,<br />
58 59<br />
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Auf dem Jakobsweg<br />
zieht es unzählige<br />
Pilger und Teilzeitaussteiger<br />
durchs<br />
sonst verschlafene<br />
Städtchen Ayegui.<br />
welche <strong>Navarra</strong> von <strong>Rioja</strong> abhebt! Einige <strong>der</strong> spannendsten Weine<br />
<strong>der</strong> Region werden allerdings in den beiden Bodegas Nekeas und<br />
Tandem vinifiziert – in beiden Fällen wie<strong>der</strong>um von Frauen. Concha<br />
Vecino (Nekeas) und Alicia Erayalar (Tandem) legen beide keinen<br />
grossen Wert darauf, in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu prunken, sie überzeugen<br />
lieber mit dem, was sie auf <strong>die</strong> Flasche bringen. Die beiden Unternehmen<br />
unterscheiden sich gleichwohl deutlich: Tandem wurde<br />
erst 2003 von Alicia Erayalar, José-María Fraile und ein paar an<strong>der</strong>en<br />
Weinverrückten aus <strong>der</strong> Taufe gehoben, und an den Weinbergen erkennt<br />
man ziemlich gut, was <strong>die</strong> Trauben und in <strong>der</strong> Folge <strong>die</strong> Weine<br />
so spannend macht, was sie von denen vieler an<strong>der</strong>er spanischer<br />
Destinationen unterscheidet. Hier wachsen Tempranillo, Merlot und<br />
Cabernet Sauvignon auf etwa 600 Metern über dem Meer: Mit <strong>der</strong><br />
im Süden des Landes üblichen Hitze haben <strong>die</strong> Winzer hier selten ➜