Otto Bock Prothesen-Kompendium - Orthotop
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<strong>Otto</strong> <strong>Bock</strong><br />
<strong>Prothesen</strong>-<strong>Kompendium</strong><br />
<strong>Prothesen</strong> für die untere Extremität<br />
Herausgegeben von Max Näder und Hans Georg Näder<br />
Begründet von Fritz Blohmke<br />
3. überarbeitete und erweiterte Auflage<br />
Schiele & Schön
2<br />
Impressum<br />
Herausgegeben von<br />
Dr.-Ing. E.h. Max Näder<br />
Vorsitzender des Beirates der <strong>Otto</strong> <strong>Bock</strong> Holding GmbH & Co. KG<br />
und Hans Georg Näder<br />
Geschäftsführender Gesellschafter der<br />
<strong>Otto</strong> <strong>Bock</strong> Orthopädischen Industrie GmbH & Co. KG<br />
Duderstadt<br />
Begründet von<br />
Ministerialrat a. D.<br />
Dr. med. Fritz Blohmke †<br />
Arzt für Orthopädie,<br />
München<br />
ISBN 3 -7949-0665-9<br />
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme<br />
<strong>Otto</strong>-<strong>Bock</strong>-<strong>Prothesen</strong>-<strong>Kompendium</strong>/hrsg. von Max Näder<br />
und Hans Georg Näder. Begr. v. Fritz Blohmke ✝.<br />
Berlin: Schiele und Schön.<br />
Ital. Ausg. u.d.T.: <strong>Otto</strong> <strong>Bock</strong> manuale protesi<br />
Franz. Ausg. u.d.T.: <strong>Otto</strong> <strong>Bock</strong> le manuel des protheses<br />
EngI. Ausg. u.d.T.: <strong>Otto</strong> <strong>Bock</strong> prosthetic compendium<br />
Span. Ausg. u.d.T.: <strong>Otto</strong> <strong>Bock</strong> compendio de prótesis<br />
NE: Näder, Max/Näder Hans Georg [Hrsg.];<br />
<strong>Prothesen</strong> für die untere Extremität.<br />
3. überarb. und erw. Aufl.<br />
ISBN 3 -7949-0665-9<br />
0101 deutsche buecherei<br />
Für die in diesem Buch enthaltenen Angaben wird keine<br />
Gewähr hinsichtlich der Freiheit von gewerblichen Schutzrechten<br />
(Patente, Gebrauchsmuster, Warenzeichen) übernommen.<br />
Auch die in diesem Buch wiedergegebenen Gebrauchsnamen,<br />
Handelsnamen und Warenbezeichnungen dürfen nicht als frei<br />
zur allgemeinen Benutzung im Sinne der Warenzeichen- und<br />
Markenschutz-Gesetzgebung betrachtet werden. Die Verletzung<br />
dieser Rechte ist im Rahmen der geltenden Gesetze<br />
strafbar und verpflichtet zu Schadenersatz.<br />
© 2000 <strong>Otto</strong> <strong>Bock</strong>, Orthopädische Industrie GmbH & Co. KG<br />
Max-Näder-Str. 15, D-37115 Duderstadt<br />
e-mail: oi@ottobock.de, Internet: www.ottobock.de<br />
Fachverlag Schiele & Schön GmbH<br />
Postfach 61 02 80, D-10924 Berlin<br />
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde<br />
Sprachen, vorbehalten.<br />
Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch<br />
nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus in irgend einer<br />
Form zu vervielfältigen.<br />
Printed in Germany
18<br />
3 Fußprothesen<br />
Abb. 40: Lisfranc<br />
Abb. 41: Chopart<br />
3.1 Einleitung<br />
Die Amputationen am Fuß sind sehr vielfältig und<br />
sollen hier nur komprimiert dargestellt werden.<br />
Die Möglichkeiten beginnen bei der Entfernung einzelner<br />
Zehenendglieder und bei Exartikulationen<br />
im Zehengrundgelenk, gehen über den Mittelfußbereich<br />
wie metatarsale Amputationen und Absetzungen<br />
im Lisfranc-Gelenk (Abb. 40) und reichen<br />
bis zu Amputationen im Rückfuß (Abb. 41,43,44).<br />
Die transmalleoläre Amputation nach Syme (Abb.<br />
44) stellt den Übergang zur<br />
Unterschenkelamputation<br />
dar. Immer gilt der Grundsatz,<br />
soviel Substanz wie<br />
möglich zu erhalten, da sich<br />
mit zunehmender Amputationshöhe<br />
die Standfläche<br />
verkleinert (Abb. 46)<br />
[60]. Die Amputationstechniken<br />
zielen darauf ab, die<br />
Fußsohle zu erhalten, um<br />
deren Belastungsfähigkeit<br />
und Proprioception nutzen<br />
zu können. Auf diese Wei-<br />
Abb. 46 Verkleinerte Standfläche bei<br />
Fußamputation [aus: 'Partiella<br />
Fotamputationer' Schweden, 1998]<br />
Abb. 42: Silicon-<br />
Vorfußprothese<br />
se ist es dem Patienten<br />
möglich –auch bei Rückfußstümpfen–,<br />
ohne Prothese<br />
Abb. 43: Pirogoff<br />
Abb. 44: Syme<br />
Abb. 45 : Syme-Prothese<br />
aus Gießharz<br />
einige Schritte zu gehen [3].<br />
Für die funktionelle und kosmetische<br />
Versorgung im Fußbereich<br />
kommen heute fast<br />
ausschließlich Kunststoffe,<br />
insbesondere Silicon-Kautschuk,<br />
zum Einsatz. Durch exakte<br />
Maß- und Einbettungstechniken<br />
wird versucht,<br />
Lisfranc- oder auch Chopartstümpfe<br />
mit knöchelgelenkfreien<br />
Fußprothesen zu versorgen<br />
(Abb. 42, 47). Verschiedene<br />
Konstruktionen für Chopartstümpfe<br />
in Fehlstellung<br />
und Amputationen nach Pirogoff<br />
oder nach Syme umfassen<br />
den Unterschenkel z.T. als Abb. 47: Silicon-Vorfußprothese<br />
Rahmenkonstruktion (Abb. 45) sowie als Gießharz-<br />
Schaft, ggf. mit Knieabstützung. Die achsengerechte<br />
Einbettung des Stumpfes ist gleichzeitig Voraussetzung<br />
für den statischen Aufbau der Prothese. Bedingt<br />
durch die Stumpflänge sind industriell gefertigte<br />
Paßteile nur bei Pirogoff- und Syme-Stümpfen<br />
einsetzbar.
3.2 Fußprothesen aus Silicon-Kautschuk<br />
Natürliches Aussehen, unauffälliges Gehen und<br />
unkomplizierte Handhabung wünscht sich der Betroffene<br />
nach einer Amputation im Fußbereich. Die<br />
besonderen Eigenschaften der Silicon-Kautschuke<br />
zeigen sich bei kosmetisch-funktionellen Versorgungen<br />
vom Zehenersatz bis zur Chopart-Prothese.<br />
Für eine zeitgemäße Lösung bietet das<br />
<strong>Otto</strong> <strong>Bock</strong> Silicon House in einer Servicefertigung<br />
das Fertigungs-Know-how an. Der Orthopädie-Techniker<br />
übernimmt die Maß-Abformtechnik und stellt<br />
eine Probeprothese her [26].<br />
Die Silicon-<strong>Prothesen</strong> überzeugen durch:<br />
- optimale Fixierung am Stumpf<br />
- gleichmäßige Druckverteilung<br />
- große Flexibilität<br />
- individuelle Farb- und Formgestaltung<br />
- einfache Handhabung und Pflege.<br />
Sie sind normalerweise in einem Konfektionsschuh<br />
zu tragen und ermöglichen auch das Barfußgehen.<br />
3.2.1 Zehen- und Vorfußersatz<br />
Nach Amputation einzelner Zehen verzichten manche<br />
Patienten bewußt auf eine Versorgung, andere<br />
wünschen einen kosmetischen Ersatz. Bei Verlust<br />
der Großzehe ist das statische und dynamische<br />
Gleichgewicht gestört. Um eine Überlastung der<br />
benachbarten Zehen zu vermindern, muß ein Ausgleich<br />
erfolgen (Abb. 48/49).<br />
Abb. 48: Verlust der Großzehe und des 1. Mittelfußknochens<br />
Abb. 49: Versorgung mit kosmetisch-funktioneller Prothese<br />
Bei Verlust mehrerer Zehen gilt es neben dem kosmetischen<br />
Ausgleich den Stumpf zu schützen<br />
(Abb. 50). Eine genaue<br />
Abformtechnik ist die<br />
Voraussetzung für den<br />
Versorgungserfolg. Bei<br />
den relativ geringen Dimensionen<br />
(z.B. Zehenabformung)<br />
haben sich<br />
Materialien aus der<br />
Dentaltechnik bewährt.<br />
3.2.2 Vorfußprothesen<br />
Diese kometisch-funktionellen Versorgungen kommen<br />
für Absetzungen im Mittelfußbereich in Frage<br />
(transmetartarsal, Lisfranc, Bona-Jäger) evtl. auch<br />
bei Chopart. Voraussetzung sind eine gute Belastungsfähigkeit,<br />
ein stabiles Knöchelgelenk ohne<br />
Varus-Valgus-Abweichung und geeignete<br />
Stumpfverhältnisse (Stellung, Beweglichkeit, abgeschlossene<br />
Wundheilung, keine Ödeme). Als Beispiel<br />
ist in den Abbildungen 51 und 52 ein Lisfranc-Stumpf<br />
und die Versorgung dargestellt.<br />
Abb. 51: Fußstumpf nach Lisfranc-Amputation<br />
Abb. 52: Versorgung mit Silicon-Prothese<br />
Abb. 50: Prothese nach Verlust aller Zehen durch<br />
Exartikulation in den Grundgelenken<br />
19
20<br />
Bei Amputationen nach Chopart (Abb. 53) stellen<br />
die Position des Stumpfes, seine Beweglichkeit und<br />
geringe Fläche eine Limitierung für die Indikation<br />
einer Silicon-Prothese dar. Anhand einer Probeprothese<br />
(Abb. 54) ist zu überprüfen, ob der Stumpf<br />
die großen Kräfte aufnehmen kann und ob die Haftung<br />
ausreicht. Ist das nicht der Fall, muß auf eine<br />
Gießharz-Konstruktion übergegangen werden (siehe<br />
Seite 21).<br />
Abb. 53: Rückfußstumpf nach Chopart-Amputation (von medial)<br />
Abb. 54: Versorgung mit Silicon-Probeprothese. Der hochgezogene<br />
Rand am Fußrücken verbessert die Haftung.<br />
Bei der Gipsnegativ-Abnahme unter Belastung<br />
werden exakte Stumpfstellung, Absatzhöhe usw.<br />
berücksichtigt (Abb. 55).<br />
Abb. 55: Gipsnegativ-Abnahme beim Lisfranc-Stumpf unter<br />
Belastung.<br />
Mit einer handwerklich angefertigten Probeprothese<br />
kann der Patient ca. 2 Wochen lang die Paßform<br />
und Funktion testen (Abb.56).<br />
Abb. 56: Funktionstest mit der Silicon-Probeprothese.<br />
Die Anfertigung der Definitiv-Prothese (Abb. 58)<br />
erfolgt durch das <strong>Otto</strong> <strong>Bock</strong> Silicon House.<br />
Abb. 57: Anziehen der Silicon-Prothese<br />
Abb. 58: Definitiv-Prothese für Lisfranc-Amputation
3.3 Fußprothesen aus Gießharz<br />
Die Rückfußstümpfe (Chopart, Pirogoff, Syme) sind<br />
wegen der Endbelastbarkeit und Stumpfform funktionell<br />
gut zu versorgen, jedoch sind kosmetische<br />
Nachteile nicht immer zu vermeiden.<br />
Der <strong>Prothesen</strong>schaft bezieht den Unterschenkel mit<br />
ein und kann als Rahmenschaft gestaltet werden.<br />
Schwierige Stumpfverhältnisse nach Chopart-Amputation<br />
(Abb. 59) erfordern die Einbeziehung des<br />
oberen Sprunggelenkes und des Unterschenkels<br />
(Abb. 60). Eine Kombination von Silicon-Prothese<br />
(1) und CFK-Rahmenschaft (2) ist möglich.<br />
Abb. 59: Chopart-Stumpf<br />
Abb. 60: Kombination von Silicon-Fußprothese (1)<br />
und CFK-Rahmenschaft (2)<br />
Pirogoff- und Syme-Stümpfe können auch mit<br />
Weichwand-Innenschaft versorgt werden, mit dem<br />
der Patient in den Gießharzschaft einsteigt (Abb.62).<br />
Durch die amputationsbedingte Verkürzung bei<br />
Pirogoff von 3-4 cm und bei Syme von ca. 6 cm ist<br />
der Einsatz von speziellen <strong>Prothesen</strong>füßen möglich.<br />
2<br />
1<br />
Abb. 61: Rückfußstumpf nach<br />
Pirogoff<br />
Abb. 63: Syme-Stumpf<br />
Abb. 64: Syme-Prothese aus Gießharz<br />
mit Fußkosmetik von lateral gesehen<br />
Abb. 62: Pirogoff-Prothese mit Gießharzschaft<br />
in den der Patient mit angezogenem<br />
Weichwandschaft einsteigt<br />
Abb. 65: Syme-Prothese von<br />
frontal gesehen<br />
21