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Ute Pohrt

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1. Wie hoch ist die Belastung der Bevölkerung durch die Müggelseeroute?<br />

Die von der DFS ausgewählte Müggelseeroute (Alternative 25) ist die Abflugroute mit der mit<br />

Abstand höchsten Belastung für die Bevölkerung – im Vergleich mit Alternativen der<br />

Müggelseeroute und im Vergleich mit allen überhaupt vorgeschlagenen Routen. Die Auswahl wird<br />

von der DFS methodisch zweifelhaft durch willkürliches Herausgreifen eines einzelnen<br />

Lärmintervalls begründet.<br />

Anlage 12 gibt einen Überblick über alle von der DFS geprüften Flugrouten.<br />

ALLE VORGESCHLAGENEN HAUPTABFLUGROUTEN IM VERGLEICH<br />

Nachfolgende Tabelle gibt eine Zusammenfassung aller von der DFS vorgeschlagenen acht<br />

Hauptabflugrouten, nach der Belastung (Gütewerte) absteigend sortiert (höchste Belastung zuerst).<br />

Anlage 13 nimmt zusätzlich noch die einzelnen Pegelbereiche auf.<br />

Bezeichnung<br />

Müggelseeroute<br />

Erkner-Route<br />

(Richtung Ost)<br />

Richtung West<br />

(südlich Potsdam)<br />

Wannseeroute<br />

(Anfang identisch<br />

mit Richtung West)<br />

Tabelle<br />

Im DFS-<br />

Doku-<br />

ment<br />

Start-<br />

Bahn:<br />

Nummer<br />

Wind-<br />

rich-<br />

tung<br />

Start<br />

Bahn<br />

Rich-<br />

tung<br />

Flugroute<br />

8 RWY07L O N ZIESA<br />

Alternative 25<br />

7 RWY07L O N GERGA<br />

Alternative 1<br />

3 RWY25R W N ZIESA<br />

Alternative 29<br />

1<br />

und<br />

4<br />

RWY25R W N<br />

NOOST<br />

Alternative 4<br />

Wildau / KW Route 11 RWY07R O S GORIG<br />

Alternative 5<br />

Rangsdorf<br />

(Richtung West)<br />

Rangsdorf<br />

(Ostkurve)<br />

Zeuthen<br />

(Hoffmannkurve)<br />

5 RWY25L W S LUDDI<br />

Alternative 4<br />

6 RWY25L W S GORIG<br />

Alternative 30<br />

Summe der<br />

Lärmbetroffenen<br />

40 – 70 db(A)<br />

(in Tsd.)<br />

Güte-<br />

wert<br />

R<br />

a<br />

n<br />

g<br />

854,7 22,73 1<br />

64,2 2,15 2<br />

33,6 1,86 3<br />

41,3 1,50 4<br />

26,4 1,10 5<br />

20,4 1,00 6<br />

14,3 069 7<br />

13 RWY07R O S LUDDI kurz 12,4 0,57 8<br />

SUMME 1.067.300


INTERPRETATION:<br />

� Bei den Abflügen würden auf allen von der DFS vorgeschlagenen acht Hauptbflugrouten<br />

insgesamt ca. 1.067.300 Menschen vom Fluglärm im betrachteten Bereich 40 – 70 db(A)<br />

betroffen sein …<br />

� … davon allein durch die Müggelseeroute 854.700 Menschen.<br />

� Damit entfallen bei den Abflügen auf die Müggelseeroute ca. 80 % der Lärmbetroffenen.<br />

� Mit anderen Worten: Die Müggelseeroute hat 4 Mal so viel Lärmbetroffene wie alle<br />

anderen 7 Routen zusammen.<br />

� Die Müggelseeroute (Rang 1 – höchste Belastung) hat 13 Mal so viel Lärmbetroffene wie<br />

die Route mit der zweithöchsten Belastung (Rang 2).<br />

� Die Müggelseeroute (Rang 1 – höchste Belastung) hat einen 10 mal so hohen<br />

Belastungswert (sog. Gütewert) wie die Route mit der zweithöchsten Belastung (Rang 2).<br />

� Ein weiterer Vergleich verdeutlicht die Belastung durch die Müggelseeroute: Nach Angaben<br />

der DFS werden bei der Müggelseeroute insgesamt 854.700 Bürger belastet. Der Bezirk<br />

Treptow-Köpenick hat 235.000 Einwohner, woraus man ersehen, dass riesige Gebiete<br />

anderer Bezirke Berlins sowie Ortschaften Brandenburgs verlärmt werden.<br />

� Das gesamte Berliner Stadtgebiet wird bei der Abkürzung über den Müggelsee ca. 1000 m<br />

niedriger überquert als ursprünglich geplant.<br />

DIREKTE ALTERNATIVEN DER MÜGGELSEEROUTE IM VERGLEICH<br />

Im Detail ein Vergleich der direkten Alternativen der Müggelseeroute:<br />

Als Alternativen bei den Ostabflügen von der Nordbahn Richtung Westen kommen in die engere<br />

Wahl (Alternativen 22 und 23 weisen schlechte Gütewerte aus):<br />

- Müggelseeroute (Alternative 25 bzw. real Alternative 21):<br />

Von der DFS ausgewählt. Tatsächlich wird nicht die Route 25, sondern die Route 21 geflogen,<br />

da die Flieger ab einer Höhe von 1500 m frei nach Westen abknicken können. Damit wird<br />

eine weitaus höhere reale Belastung für die Bevölkerung als angegeben erzielt.


- Erkner-Route (Alternative 24):<br />

Diese Route wurde von der DFS im September 2010 der Öffentlichkeit als die ausgewählte<br />

präsentiert.<br />

- Gosener-Wiesen-Route (Alternative 14):<br />

Diese Route wird u.a. von der Senatsverwaltung Berlin vorgeschlagen. Die DFS hat für diese<br />

Route bislang keine mit den anderen Routen vergleichbaren Daten bereitgestellt.<br />

Tabelle 1: Flugrouten von der Nordbahn in Richtung Osten im Vergleich – Alternativen der<br />

Müggelseeroute (Belastung für die Bevölkerung)<br />

Dauerschallpegel (betroffen Bevölkerung in Tsd.)<br />

40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 65-70 Gütewert<br />

Lärmbetroffene<br />

(in Tsd.)<br />

Bereich<br />

Dauerlärmpegel:<br />

40 – 70 db(A)<br />

Alternative 21:<br />

Müggelseeroute<br />

(real geflogen, da<br />

Abbiegen nach<br />

Westen ab 5000 ft.<br />

/1500 m möglich)<br />

1131.4 119.9 9.4 5.7 1.4 0.1 35.86 1.257.900<br />

Alternative 22 1031.7 45.5 16.0 5.7 1.4 0.1 29.46 1.100.400<br />

Alternative 23 442.8 42.3 14.3 5.7 1.4 0.1 13.86 506.600<br />

Alternative 24:<br />

Erkner-Route<br />

(Abbiegen<br />

Richtung Westen)<br />

Alternative 25:<br />

Müggelseeroute<br />

(durch DFS<br />

ausgewählt)<br />

Alternative 14:<br />

Gosener-Wiesen-<br />

Route<br />

223.8 40.0 14.4 5.7 1.4 0.1 8.67 285.400<br />

780.1 58.2 9.2 5.7 1.4 0.1 22.73 854.700<br />

4.6 0.5 - - - - 0.32 25.8 ++<br />

- ++ Die DFS hat für Alternative 14 keine aussagefähigen Werte zum Vergleich mit den Alternativen 21<br />

– 25 vorgelegt (bei der Alternative 14 wird von der DFS eine andere Flugdichte angesetzt)<br />

- Anmerkung: Die von der DFS vorgelegten Zahlen für Lärmbetroffene sind für den Vergleich der<br />

Alternativen unbrauchbar, da sie nicht die Summe der Lärmbetroffenen in den einzelnen db(A)-<br />

Bereichen darstellen (nähere Angaben: Anlage 8- Darstellung der Alternativen 21 – 25 (DFS-<br />

Unterlagen vom 16. 09. 2011))


INTERPRETATION:<br />

Betrachtet man die von der DFS gelieferten Daten zur Belastung verschiedener Routen (Tabelle 1),<br />

ergibt sich, dass die Müggelseeroute 25 (21) in allen Parametern die mit Abstand höchste<br />

Belastung für die Bevölkerung aufweist, mit Ausnahme des Bereiches 50 – 55 dB(A), den die DFS<br />

willkürlich und somit methodisch zweifelhaft herausgreift. Der genannte Pegelbereich stellt also<br />

eine willkürliche Auswahl aus der Gesamtbetrachtung dar, welche aus allen Pegelbereichen, den<br />

Gütewerten und den Betroffenenzahlen besteht.<br />

Tatsache ist: Die Müggelseeroute ist die Route mit der höchsten Belastung für die Bevölkerung im<br />

Vergleich mit anderen möglichen Alternativen zur Müggelseeroute (Abflüge Nordbahn, Richtung<br />

Ost mit Zielen im Westen, vgl. Tabelle 1):<br />

- Die Müggelseeoute hat einen dreifach höheren Belastungswert (Gütewert) als die Erkner-<br />

Route und einen um ein Vielfaches höheren Belastungswert als die Gosener-Wiesen-Route.<br />

- Auf der Müggelsseeroute gibt es ca. 570.000 Lärmbetroffene mehr als bei der Erkner-Route.<br />

- Tatsächlich wird nicht die Route 25, sondern eine Route zwischen den Routen 25 und 21<br />

geflogen, da die Flieger ab einer Höhe von 1500 m frei nach Westen abknicken können.<br />

Damit gibt es real fast 1.000.000 Lärmbetroffene mehr als bei der Erkner-Route.<br />

- Beim Vergleich mit der Route 14 (Gosener Wiesen) dürften die Unterschiede noch<br />

gravierender sein (allerdings werden Vergleichswerte für die Route 14 von der DFS bislang<br />

nicht in geeigneter Weise bereitgestellt).<br />

- Diese hohen Unterschiede in der Belastung zwischen der Müggelseeroute und den beiden<br />

anderen Alternativen 24 bzw. 14 erklären sich daraus, dass das gesamte Berliner<br />

Stadtgebiet bei Abkürzung über den Müggelsee ca. 1000 niedriger überquert werden würde<br />

als bei anderen Flugrouten.<br />

Weiterhin bleibt bei dieser Betrachtung die Lärmausbreitung über dem Müggelsee (Schallweiterleitung<br />

durch große glatte Fläche) unberücksichtigt, die gerade in dem Pegelbereich 50 – 60 db<br />

unter anderem zu einer Belastung des dichtbesiedelten Ortes Friedrichshagen (mit ca. 1.250 EW/qkm<br />

und 17.500 Einwohnern mit die höchste Einwohnerdichte aller betroffenen Ortsteile) führt.<br />

Bemerkung zur aktuellen Situation bei Starts in Schönefeld (September 2011):<br />

Als ein Indiz für die hohe Belastung durch die Müggelseeroute ist die derzeitige Weigerung der DFS<br />

anzusehen, anfragenden Piloten beim Start vom Flughafen Schönefeld in Richtung Osten eine<br />

Erlaubnis zu geben, die Müggelseeroute zu fliegen; Begründung: Lärmschutz. Es ist nicht einzusehen,<br />

dass bei einem späteren weitaus höheren Verkehrsaufkommen beim BER der Lärmschutzaspekt<br />

keine Rolle mehr spielen soll.<br />

WIE DIE DFS DIE BELASTUNGEN DER MÜGGELSEEROUTE IN DER<br />

ÖFFENTLICHKEIT VERFÄLSCHT


Als eines der Hauptargumente führt die DFS an, die Müggelseeroute belaste die Bevölkerung im<br />

Vergleich mit anderen Auswahlalternativen weniger, obwohl alle Tatsachen (obige beiden Tabellen<br />

dagegen sprechen).<br />

Dieses Argument findet sich auch im Dokument „Verkehrsflughafen Berlin-Brandenburg International<br />

BBI, Abwägung für Paket I, Abflugstrecken (Teil 1a/b) Radarführungsstrecken (Teil 2)“ in<br />

verschiedenen Varianten wieder, u.a. in der zweifelhaften Feststellung „Die Tatsache, dass der<br />

Bereich Müggelsee nicht dicht bewohnt ist, erklärt die niedrigen Belastungswerte im Bereich 50-55<br />

db(A)“ (Seite 7-73) – vgl. Anlage 1.<br />

Das Besondere an der Müggelseeroute ist aber: Sie weist die höchsten Betroffenenzahlen bei den<br />

Abflügen aus, und das obwohl der Müggelsee überflogen wird und damit ein riesiges<br />

Naherholungsgebiet gleich mitzerstört wird.<br />

Betrachtet man die von der DFS gelieferten Daten zur Belastung verschiedener Routen (Tabelle 1),<br />

ergibt sich, dass die Müggelseeroute 25 (21) in allen Parametern die mit Abstand höchste<br />

Belastung für die Bevölkerung aufweist, mit Ausnahme des Bereiches 50 – 55 dB(A), den die DFS<br />

willkürlich und somit methodisch zweifelhaft herausgreift.<br />

Der genannte Pegelbereich stellt also eine willkürliche Auswahl aus der Gesamtbetrachtung dar,<br />

welche aus allen Pegelbereichen, den Gütewerten und den Betroffenenzahlen besteht. Die<br />

Gesamtbetrachtung wird der Öffentlichkeit verschwiegen.<br />

Die Belastung der Bevölkerung durch die Müggelseeroute wird in den DFS-Unterlagen, im Kartenmaterial,<br />

zudem falsch dargestellt.<br />

Siehe hierzu ANLAGE 7 (Fehlerhafte Simulation bei der Lärmkartierung, aus: DFS Unterlagen vom<br />

16. September 2011): Der Schall geht geradeaus, aber 122 Flugzeuge biegen nach Norden ab.<br />

Zusammengefassung:<br />

Die Alternative 25 (Müggelseeroute) ist die Route mit der mit Abstand höchsten Belastung<br />

für die Bevölkerung – im Vergleich mit Alternativen der Müggelseeroute und im Vergleich<br />

mit allen überhaupt vorgesehenen Routen.<br />

Zudem wären Hunderttausende Menschen von der Müggelseeroute neu und vollkommen<br />

überraschend betroffen.<br />

Vergleichbare Belastungswerte der Route 14 (Gosener Wiesen) werden von DFS nicht<br />

geliefert.

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