Autor: Oliver Callies Titel: Nachbarschaft als Abseitsfalle? Junge ...

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Zusammenfassung: Die Dissertation beschäftigt sich mit der Frage, welche Bedeutung das Wohnumfeld für junge Arbeitslose hat, die in Quartieren mit überdurchschnittlich hoher Arbeitslosigkeit und Armut leben. Einer verbreiteten These zufolge führen die Lebensbedingungen in solchen Quartieren zur sozialen Benachteiligung ihrer Bewohner. Ziel der Dissertation ist es, dieser These genauer nachzugehen. Die Dissertation stützt sich dabei auf eine eigene qualitative Untersuchung, die in der Stadt Hamburg durchgeführt wurde. Kern dieser Untersuchung bildet eine Befragung von insgesamt 55 Arbeitslosen im Alter zwischen 19 und 29 Jahren, die aus drei unterschiedlichen Wohngebieten stammten. Zwei dieser Wohngebiete wiesen einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern und Ausländern auf: St.Pauli, ein innerstädtisches Altbauquartier, und Mümmelmannsberg, eine Großsiedlung am Rand der Stadt. Das dritte Untersuchungsgebiet (Wandsbek) war durch eine durchschnittliche Sozialstruktur gekennzeichnet. In ihrer Gliederung folgt die Arbeit sechs Annahmen aus der sozialwissenschaftlichen Literatur, mit denen die beeinträchtigende Wirkung des Wohnumfelds behauptet und begründet wird: 1. Die sozial benachteiligten Quartiere sind durch Konflikte, Resignation und Vereinzelung geprägt; sie bieten deshalb für eine soziale Integration ungünstige Voraussetzungen. 2. Sie fördern das Entstehen von Subkulturen, in denen die Arbeitslosen und Armen es verlernen, sich selbst zu helfen und ihre Lage zu verändern. 3. Sie setzen die Bewohner einem erhöhten Risiko aus, Opfer oder Täter von Kriminalität und Gewalt zu werden. 4. Sie benachteiligen die Bewohner im Hinblick auf die Qualität öffentlicher Einrichtungen. 5. Sie führen zur Diskriminierung der Bewohner. 6. Die Bewohner möchten aus diesen Gründen ihr Viertel verlassen, sehen sich jedoch gezwungen, gegen ihren Willen dort zu verbleiben. Auf der Basis der Hamburger Untersuchungsergebnisse wie auch der bereits vorliegenden Forschungsliteratur gelangt der Autor zu dem Ergebnis, daß die Bedeutung des Wohnumfelds zu relativieren und zu differenzieren ist. Zwar bestätigen sich einige Ausgangsüberlegungen, doch weder zeigen sich die Quartierseffekte in der oftmals vermuteten Schärfe, noch betreffen sie alle Bewohner in der gleichen Weise. Dem Quartier als eigenständiger Faktor der
Benachteiligung, so das Fazit, kommt offenbar bislang nicht der Stellenwert zu, der ihm häufig nachgesagt wird. Es scheint, dass Forschungsbefunde aus Frankreich und den USA zu schnell auf deutsche Verhältnisse übertragen wurden. Am Ende der Arbeit wird deshalb die Frage aufgegriffen, weshalb die Verhältnisse hierzulande noch nicht so zugespitzt sind wie in Frankreich und den Vereinigten Staaten. Der Autor macht hier auf grundlegende strukturelle Unterschiede zwischen den drei Ländern aufmerksam. Eine Angleichung von deutschen, französischen und amerikanischen Städten hält er deshalb auch in Zukunft für unwahrscheinlich. Insbesondere distanziert sich der Autor von der These einer „Amerikanisierung“ europäischer Städte.
Seite 1: Autor: Oliver Callies Titel: Nachba

Autor: Oliver Callies Titel: Nachbarschaft als Abseitsfalle? Junge ...

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