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Der Zwiebelturm - Evangelische Kirchengemeinde Hirschberg ...

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Lebendige Gemeinde<br />

Erinnerung an Jochen Klepper. Gedenkgottesdienst am 1. Advent<br />

Jochen Kleppers Leben<br />

(Erika Geiger)<br />

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Hänssler Verlages: Jochen Klepper, Gott will im Dunkel wohnen<br />

© 2007 SCM Hänssler, D-71088 Holzgerlingen, www.scm-haenssler.de<br />

Seine Tagebücher* 1 sind ein erschütterndes<br />

Dokument der Diskriminierung<br />

und Verfolgung der<br />

Juden in der Zeit des Nationalsozialismus.<br />

Seine zwölf Kirchenlieder<br />

im <strong>Evangelische</strong>n Gesangbuch<br />

machen ihn dort zum meistvertretenen<br />

Autor nach Martin Luther<br />

und Paul Gerhardt. Sein Roman<br />

über den Preußenkönig Friedrich<br />

Wilhelm I. wurde ein Bestseller.<br />

Redakteur in Breslau<br />

Jochen Klepper wurde am 22.<br />

März 1903 in Beuthen an der Oder<br />

in Niederschlesien als Sohn eines<br />

Pfarrers geboren. Sein Vater stand<br />

dem Pietismus und der Herrnhuter<br />

Brüdergemeine nahe. Auch der<br />

Sohn war von dieser theologischen<br />

Richtung beeinflusst. Er besuchte<br />

das Gymnasium in Glogau, danach<br />

studierte er Theologie in Erlangen<br />

und Breslau. Aus finanziellen und<br />

gesundheitlichen Gründen brach<br />

er aber das Studium 1926 ab und<br />

wandte sich dem Journalismus zu.<br />

Als Redakteur beim <strong>Evangelische</strong>n<br />

Presseverband für Schlesien gestaltete<br />

er Morgenandachten für<br />

den Rundfunk.<br />

Ökumen. Heiligenlexikon, Quelle: Rita<br />

Thalmann - Jochen Klepper, Chr. Kaiser<br />

München 1977.<br />

Foto pa picture alliance<br />

Heirat mit<br />

Johanna „Hanni“ Stein<br />

1931 heiratete er in Breslau die<br />

verwitwete Jüdin Johanna Stein,<br />

die er „Hanni“ nannte. Sie war<br />

13 Jahre älter als er und brachte<br />

zwei Töchter mit in die Ehe. Seine<br />

Familie missbilligte diese Heirat,<br />

sodass es zum Bruch mit dem Elternhaus<br />

kam.<br />

Rassengesetze führen zur<br />

Entlassung aus dem Rundfunk<br />

und dem Ulllstein-Verlag<br />

Klepper übersiedelte mit Frau<br />

und Töchtern 1932 nach Berlin,<br />

wo er eine neue Tätigkeit suchte.<br />

Zunächst konnte er beim Rundfunk<br />

arbeiten, wurde aber einige<br />

Monate nach der Machtergreifung<br />

Hitlers im Juni 1933 wegen seiner<br />

nicht arischen Ehe entlassen. Aus<br />

demselben Grund konnte er sich<br />

auch beim Ullstein-Verlag, wo er<br />

untergekommen war, nicht halten.<br />

Seine Frau bot ihm an, sich von<br />

ihm scheiden zu lassen, um seine<br />

schriftstellerische Arbeit, die ihr<br />

sehr am Herzen lag, nicht zu gefährden.<br />

Aber dieser Schritt kam<br />

für Klepper nicht in Frage. Er wollte<br />

„keine Karriere, die mit solchen<br />

Mitteln erkauft wäre.“<br />

Schlagartig berühmt ...<br />

doch dann Schreibverbot!<br />

Von nun an versuchte er, als freier<br />

Schriftsteller zu arbeiten, was<br />

schon immer sein Wunsch gewesen<br />

war. 1937 erschien sein großes<br />

Werk „<strong>Der</strong> Vater. Roman des Soldatenkönigs“*<br />

2 * 3 . Es wurde ein<br />

ungeahnter Erfolg und machte ihn<br />

mit einem Schlag berühmt, auch<br />

in nationalsozialistischen Kreisen.<br />

Trotzdem wurde Jochen Klepper<br />

kurze Zeit später aus der Reichsschrifttumskammer<br />

wegen seiner<br />

„Mischehe“ ausgeschlossen. Damit<br />

war ihm verboten, weiterhin zu<br />

publizieren. Nach vielen Kämpfen<br />

erreichte Klepper schließlich eine<br />

Sondergenehmigung, musste aber<br />

jedes Manuskript vor der Veröffentlichung<br />

der Behörde vorlegen.<br />

Inzwischen arbeitete er an einem<br />

zweiten Roman über Katharina<br />

von Bora* 4 . Die geistliche Dichtung<br />

Kleppers erschien zwischen<br />

1937 und 1941 in immer neuen und<br />

erweiterten Ausgaben unter dem<br />

Titel „Kyrie“* 5 .<br />

Tochter Brigitte emigriert -<br />

Renate muss bleiben<br />

Mehr noch als Kleppers Frau, die<br />

durch die Ehe mit einem Nichtjuden<br />

geschützt wurde, waren<br />

ihre beiden Töchter gefährdet, als<br />

die Maßnahmen gegen die Juden<br />

immer bedrohlicher wurden. Die<br />

ältere Tochter Brigitte konnte im<br />

Mai 1939 nach England emigrieren.<br />

Die für den Herbst geplante<br />

Ausreise der 17-jährigen Renate<br />

wurde durch den Kriegsbeginn<br />

unmöglich gemacht.<br />

22

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