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Begleitheft pdf - Witzenhäuser Konferenz

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Impressum<br />

Redaktion:<br />

Yvonne Kohnen<br />

Daisy Kratz<br />

Layout:<br />

Hartmut Kiewert<br />

Druck:<br />

Mr. Copy<br />

Auf 100% Recyclingpapier<br />

Auflage 250 Stück<br />

Dezember 2012<br />

Kontakt:<br />

20.<strong>Witzenhäuser</strong> <strong>Konferenz</strong><br />

Projektgruppe: Natürlich Bunt<br />

Steinstraße 19<br />

37213 Witzenhausen<br />

Tel.: 0151/21 65 69 47<br />

Email:konferenz@wiz.uni-kassel.de<br />

2


3<br />

Veranstalter_innen, Kooperationspartnerinnen, Unterstützer_innen<br />

Veranstaltet von<br />

Universität Kassel,<br />

FB Ökologische Agrarwissenschaften<br />

Löla e.V<br />

.<br />

In Kooperation mit<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

evangelische Jugend im ländlichen Raum<br />

Heinrich Böll Stiftung<br />

Mit Unterstützung von<br />

Bioland e.V.<br />

Demeter e.V.<br />

Gesellschaft für nachhaltige Entwicklung mbH<br />

Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

Mahle-Stiftung<br />

Naturland e.V.<br />

StollVITAStiftung<br />

World in Balance


Inhalt<br />

Allgemeines<br />

20 Jahre <strong>Witzenhäuser</strong> <strong>Konferenz</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Grußwort der Betreuer_innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

<strong>Konferenz</strong>team . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Lageplan – Campus Nordbahnhofstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Lageplan – Campus Steinstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Programmübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Dienstag<br />

Einführungsvortrag<br />

Wie politisch sind die Öko-Verbände?<br />

Mittwoch<br />

Vorträge<br />

Entstehung der Ökologischen Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

Wie konnte die Idee vom Ökologischen Landbau<br />

auf der Erde Fuß fassen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Über die Etablierung der Ökologischen Landwirtschaft<br />

in der Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

Workshops<br />

Politische Aspekte im Werk Rudolf Steiners . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Jugendbewegung und völkische Siedlungsprojekte . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Schweizer Bauernheimatbewegung: Das Ehepaar Müller . . . . . . . . . . . 20<br />

Agrargeschichte vor Ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

Donnerstag<br />

Vorträge<br />

Aktuelle Agrarpolitik der EU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Agrarpolitik für den Ökologischen Landbau<br />

– was kann ein Bundesland tun?<br />

Die Agrarpolitik und die Ökologische Landwirtschaft<br />

Workshops<br />

. . . . . . . . . . . . . 24<br />

Grundsatzprogramme der Parteien zur Ökologischen Landwirtschaft . . . 25<br />

Ökologische Landwirtschaft im sozialistischen Cuba . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

GAP-Reform 2013 und ihre Auswirkungen auf die<br />

ökologische und bäuerliche Landwirtschaft<br />

Landwirtschaftlicher Tierschutz und Politik<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

4


5<br />

Freitag<br />

Inhalt<br />

Vorträge<br />

Umweltbewegungen und politische Entscheidungen.<br />

. . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Gefahr von Rechts – Braune in der Ökologiebewegung . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Workshops<br />

Links und Umwelt bewegt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

Erfahrungsbericht eines (Bauern- und Umwelt-) Aktiven.<br />

. . . . . . . . . . . . 32<br />

Witzenhausen - eine (R)evolution von unten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Braune in der Ökologischen Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Samstag<br />

Podiumsdiskussion<br />

Politik & Ökologische Landwirtschaft -<br />

welche Ideale stehen heute dahinter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

Dr. Birgit Wilhelm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

Josef Jacobi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Hans-Jürgen Müller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Dr. Jürn Sanders . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Phillip Brändle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Prof. Dr. Anna Maria Häring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Abendprogramm<br />

Sektempfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

Kinofilm im Capitol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41<br />

Konzert im Zeichensaal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42


natürlich BUNT<br />

20 Jahre<br />

<strong>Witzenhäuser</strong> <strong>Konferenz</strong><br />

Eigentlich erstaunlich – oder? Dies ist<br />

um so bemerkenswerter, als dass sie<br />

von Studierenden in Eigenregie für<br />

ein paar simple Credits organisiert<br />

wird. Studenten, Sie wissen schon,<br />

das sind diese Menschen, die erst<br />

morgens um sechs nach Hause kommen<br />

und dann nachmittags um drei<br />

aufstehen. Wenn man sie mal gegen<br />

Mittag auf der Straße trifft, haben sie<br />

immer einen Kaffee in der Hand und<br />

wirken eher zerstreut. Und doch gibt<br />

es diese <strong>Konferenz</strong>.<br />

Es muss ein besonderer Ort sein,<br />

mit besonderen Menschen, an dem<br />

so etwas möglich ist. Die Kleinstadt<br />

Witzenhausen gibt einem einzelnen<br />

Fachbereich der Universität Kassel die<br />

Heimat. Mitten im Herzen des Landes,<br />

eingebettet in idyllische Hügel.<br />

Man möchte meinen, dies wäre Tolkiens<br />

Mittelerde. Es überrascht einen<br />

nicht, hier Menschen sagen zu hören:<br />

„Du kannst die Reduktionsteilung der<br />

Meiose mit dem Gift der Herbstzeitlose<br />

unterbinden...“. Aber das haben<br />

diese Studierenden nicht von Elben<br />

oder in Hogwarts gelernt – auch<br />

wenn das Hauptgebäude in der Tat so<br />

anmutet.<br />

Hier wird Ökologische Agrarwissenschaft<br />

gelehrt! Dies kommt nicht von<br />

Ungefähr, denn Studierende erstritten<br />

die erste Professur für Ökolanbau<br />

und begleiteten aktiv den Prozess der<br />

Einrichtung des Fachbereiches.<br />

Was die Menschen hier antreibt, ist<br />

ein Großteil Idealismus. Sie alle füllen<br />

diesen Idealismus mit Wissen und deshalb<br />

gibt es diese wunderbare <strong>Konferenz</strong>,<br />

an diesem wunderbaren Ort.<br />

Angesichts der letzten 20 Jahre<br />

„<strong>Witzenhäuser</strong> <strong>Konferenz</strong>“ möchten<br />

wir uns verneigen vor den Leistungen,<br />

die Generationen von Studierenden<br />

vor uns erbracht haben, sowie den<br />

Menschen, die sie dabei unterstützten.<br />

Ganz besonders natürlich Holger<br />

Mittelstraß!<br />

6


7 Grußwort<br />

Grußwort der Betreuer_innen<br />

Mit dem Thema „Natürlich bunt – das<br />

politische Spektrum der Ökologischen<br />

Landwirtschaft“ greift die diesjährige<br />

<strong>Konferenz</strong>gruppe ein wichtiges<br />

Thema auf. So sehr der Ökologische<br />

Landbau inzwischen in der Gesellschaft<br />

angekommen ist und politisch<br />

gefördert wird, so wenig reflektiert<br />

wird seine politische Geschichte<br />

und seine aktuellen gesellschaftspolitischen<br />

Rahmenbedingungen. Die<br />

Studentinnen, die diese Tagung konzipiert<br />

und umgesetzt haben, spannen<br />

mit dieser einen weiten Bogen<br />

zurück zu den politischen und sozialen<br />

Ursprüngen und Zielen der Ökologischen<br />

Landwirtschaft zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts. Ausgehend davon<br />

stellen sie die Frage, welche aktuellen<br />

und gesellschaftlich wichtigen politischen<br />

Tendenzen sich heute erkennen<br />

lassen und die Auseinandersetzung<br />

erfordern. Welche politischen<br />

Strömungen lassen sich in den Bioverbänden<br />

und staatlichen Einrichtungen<br />

erkennen? Welches Wissen<br />

und welche Strategien braucht es, um<br />

auf rechtsextremistische Tendenzen<br />

in der Ökologischen Landwirtschaft<br />

zu reagieren? Welche Ziele und Ideale<br />

verkörpert der Ökolandbau heute<br />

noch? Dies alles sind Fragen, welche<br />

auch die Existenz der ökologischen<br />

Betriebe betreffen, natürlich nicht<br />

allein in wirtschaftlicher Hinsicht sondern<br />

weitaus umfassender in Bezug<br />

auf ihre heutige und zukünftige<br />

gesellschaftliche Bedeutung.<br />

Wohin geht die Reise für einen Hochschulstandort<br />

wie Witzenhausen, der<br />

wie kein anderer in Deutschland die<br />

Entwicklung des Ökolandbaus begleitet<br />

und vorangetrieben hat und wie<br />

kann dieser den angesprochenen<br />

gesellschaftspolitischen Fragen in<br />

Lehre und Forschung heute besser<br />

gerecht werden?<br />

Das <strong>Konferenz</strong>team hat es ge -<br />

schafft, ein ausgewogenes Programm<br />

mit vielen interessanten Referentinnen<br />

und Referenten zusammenzustellen.<br />

Das Programm verspricht<br />

neue Impulse und interessante Diskussionen<br />

zwischen den Hochschulangehörigen<br />

und den sicherlich auch<br />

dieses Jahr wieder zahlreich erscheinenden<br />

Gästen aus der Praxis, Politik<br />

und Hochschule. Wir danken dem<br />

Team und wünschen allen Teilnehmer_innen<br />

spannende vier Tage, gute<br />

Diskussionen und den auswärtigen<br />

Gästen einen angenehmen Aufenthalt<br />

in Witzenhausen!<br />

Dr. Andrea Fink-Keßler,<br />

Büro für Agrar- und Regionalentwicklung<br />

Dr. Karin Jürgens,<br />

Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft<br />

Holger Mittelstraß,<br />

Studienkoordinator FB Ökologische Agrarwissenschaften


Thema<br />

Thema<br />

Ökologische Landwirtschaft ist natürlich<br />

grün, dies ist wohl eine weit verbreitete<br />

Ansicht. Wer sich hier am<br />

Standort umschaut, wird einen vielfältigeren<br />

Eindruck gewinnen. Wie<br />

könnte es da unter den Landwirt_<br />

innen anders sein. Jede politische<br />

Gesinnung ist vertreten. Am augenfälligsten,<br />

weil meist sehr aktiv, fallen<br />

wahrscheinlich die linksorientierten<br />

Bio-Betriebe auf, aber auch immer<br />

häufiger treten rechte Fürsprecher<br />

in den Vordergrund, die die Ökologische<br />

Landwirtschaft für ihre Ziele vereinnahmen.<br />

Ein Blick in die Anfänge wird zeigen,<br />

mit welchen politischen Interessen<br />

das ökologische Wirtschaften zu<br />

Beginn verknüpft war.<br />

Heute ist die Ökologische Landwirtschaft<br />

in nahezu jedem Parteiprogramm<br />

zu finden, denn Klimawandel<br />

und Ressourcenverknappung sind<br />

Problemstellungen, auf welche die<br />

Ökologische Landwirtschaft eine Antwort<br />

sein kann.<br />

Zukünftige Ereignisse wie die GAP-<br />

Reform 2013, werfen ihre Schatten<br />

voraus. In wie weit die Landwirt_innen<br />

im Spannungsfeld der Macht Spielball<br />

oder Spieler sind, wird Gegenstand<br />

der Auseinandersetzung sein.<br />

In jedem Fall steckt in der Bewegung<br />

noch heute ein gutes Stück Idealismus,<br />

aber auch eine zunehmende<br />

wirtschaftliche Bedeutung.<br />

Somit ist die Ökologische Landwirtschaft<br />

mit Nichten monochrom, sondern<br />

natürlich BUNT.<br />

In diesem Sinne wünscht das <strong>Konferenz</strong>team<br />

allen Teilnehmer_innen<br />

und Referent_innen eine schöne <strong>Konferenz</strong><br />

mit interessanten Diskussionen,<br />

fruchtbaren Dialogen und einer<br />

Menge Austausch.<br />

8


9 <strong>Konferenz</strong>team<br />

<strong>Konferenz</strong>team<br />

(Ansgar Bergau), Yvonne Kohnen,<br />

Maren Elsner, Pia Parvati Prange, Lisa Frank, Holger Mittelstraß,<br />

Elisabeth Karpe, Daisy Kratz, Tina Fibinger<br />

Weitere Betreuerinnen:<br />

Dr. Andrea Fink-Keßler und Dr. Karin Jürgens


Lageplan<br />

Campus Nordbahnhofstraße<br />

Neues<br />

Aula<br />

Kleine<br />

Grüne<br />

Schachtel<br />

Hörsaal- und<br />

Große<br />

Aula<br />

H1 H2<br />

H3<br />

Laborgebäude<br />

Bibliothek<br />

10


11 Lageplan<br />

Campus Steinstraße<br />

H10<br />

H13<br />

H33<br />

Klostergebäude<br />

Zeichensaal<br />

Mensa<br />

Capitol-<br />

Kino<br />

Tropengewächshaus


Programm – Übersicht<br />

Zeit Dienstag 04.12.<br />

Zeit Mittwoch 05.12. Donnerstag 06.12.<br />

GESCHICHTE POLITIK<br />

8:00 ANMELDUNG<br />

9:00-10:30 Begrüßung<br />

Vortrag<br />

Entstehung der Ökologischen<br />

Landwirtschaft<br />

Gunter Vogt<br />

11:00-12:30 Vortrag<br />

Wie konnte die Idee vom Ökologischen<br />

Landbau auf der Erde Fuß fassen?<br />

Gyso von Bonin, Demeter-Landwirt<br />

Über die Etablierung der<br />

Ökologischen Landwirtschaft<br />

in der Gesellschaft<br />

Heinz-Josef Thuneke,<br />

Vorsitzender Bioland NRW;<br />

KAFFEEPAUSE<br />

MITTAGSPAUSE<br />

14:00-14:30 > Vorstellung der Workshops<br />

14:30-17:30 Workshops<br />

> Politische Aspekte im Werk<br />

Rudolf Steiners<br />

Michael Olbrich-Majer, Demeter e.V.<br />

> Jugendbewegung & völkische<br />

Siedlungsprojekte (Exkursion<br />

zur Burg Ludwigstein)<br />

Dr. Susanne Rappe-Weber, Archiv<br />

der deutschen Jugendbewegung<br />

> Schweizer Bauernheimatbewegung:<br />

Das Ehepaar Müller<br />

Werner Scheidegger, Mitbegründer<br />

Biofarm Genossenschaft & Bio Suisse<br />

> Agrargeschichte vor Ort:<br />

Führung durch die ehemalige<br />

Kolonialschule Witzenhausen<br />

Prof. Dr. Werner Troßbach,<br />

Uni Kassel-Witzenhausen<br />

EINFÜHRUNG<br />

Ab 19:00 Vortrag Wie politisch sind die Öko-Verbände? Dr. Alexander Gerber, BÖLW<br />

> anschließend Sektempfang & Kulturprogramm<br />

ABENDPROGRAMM<br />

Vortrag 9:00-10:00<br />

Aktuelle Agrarpolitik der EU<br />

Ulrich Jasper, AbL e.V.<br />

Vortrag 10:30-11:30<br />

Agrarpolitik für den Ökologischen<br />

Landbau - was kann ein Bundesland<br />

tun?<br />

Thomas Zebunke, MUELV Hessen<br />

Vortrag 11:30-12:30<br />

Die Agrarpolitik und die Ökologische<br />

Landwirtschaft:<br />

Prof. Dr. Jürgen Heß,<br />

Uni Kassel-Witzenhausen<br />

Workshops<br />

> Grundsatzprogramme<br />

der Parteien zur<br />

Ökologischen Landwirtschaft<br />

Tina Fibinger u. Pia Parvati Prange,<br />

Uni Kassel-Witzenhausen<br />

> Ökologische Landwirtschaft<br />

im sozialistischen Cuba<br />

Dr. Christian Schüler,<br />

Uni Kassel-Witzenhausen<br />

> GAP-Reform 2013 und ihre<br />

Auswirkungen für die<br />

ökologische und bäuerliche<br />

Landwirtschaft<br />

Henrik Maaß, jAbL<br />

> Landwirtschaftlicher<br />

Tierschutz und Politik<br />

Siegfried Jäckle,<br />

Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V.<br />

ab 20:00 Kino: Was weg is, is weg<br />

12


13<br />

Zeit Freitag 07.12. Samstag 08.12.<br />

AUSSERPARLAMENTARISCHE<br />

INITIATIVEN<br />

8:00 ANMELDUNG<br />

9:00-10:30 Vortrag<br />

Umweltbewegungen und<br />

politische Entscheidungen<br />

Martin Hofstetter, Greenpeace e.V.<br />

KAFFEEPAUSE<br />

11:00-12:30 Vortrag<br />

Gefahr von Rechts - Braune<br />

in der Ökologiebewegung<br />

Johannes Melchert, Uni Göttingen<br />

Abschluss & Ausblick<br />

Podiumsdiskussion<br />

POLITIK & LANDWIRTSCHAFT–<br />

welche Ideale hat die<br />

Ökologische Landwirtschaft heute?<br />

Moderatorin: Dr. Birgit Wilhelm, WWF<br />

Diskussionsteilnehmer_innen:<br />

Phillip Brändle, jAbL<br />

Prof. Dr. Anna Maria Häring, Hochschule Eberswalde<br />

Josef Jacobi, Upländer Bauernmolkerei<br />

Hans-Jürgen Müller, Bioland-Landwirt und Sprecher<br />

der VÖL Hessen<br />

Jürn Sanders, vTI Braunschweig<br />

MITTAGSPAUSE ABSCHLUSSESSEN<br />

14:00-14:30 > Vorstellung der Workshops<br />

14:30-17:30 Workshops<br />

> Links und Umwelt bewegt<br />

(Exkursion zur Kommune<br />

Niederkaufungen)<br />

> Erfahrungsbericht eines<br />

(Bauern- und Umwelt-)<br />

Aktiven<br />

Georg Janßen,<br />

Bundesgeschäftsführer AbL e.V.<br />

> Witzenhausen - eine<br />

(R)evolution von unten<br />

Holger Mittelstraß &<br />

ehemalige Studierende der<br />

Uni Kassel-Witzenhausen<br />

> Braune in der Ökologischen<br />

Landwirtschaft<br />

Johannes Melchert, Uni Göttingen<br />

ABENDPROGRAMM<br />

ab 20:30 Konzert: Octopus Prime<br />

Programm – Übersicht


Dienstag, 19:00 Uhr, Einführungsvortrag<br />

Dr. Alexander Gerber<br />

Dr. Alexander Gerber, Jg.<br />

1966, studierte nach einer<br />

landwirtschaftlichen Lehre<br />

auf einem biologisch-dynamisch<br />

bewirtschafteten Hof<br />

von 1989 bis 1994 Agrarwissenschaften<br />

an der Uni<br />

Hohenheim. Dort arbeitete er<br />

anschließend am Fachgebiet<br />

für Landwirtschaftliche Kommunikations-<br />

und Beratungslehre<br />

als wissenschaftl. Mitarbeiter.<br />

Von 1998 bis 2002 war<br />

er Geschäftsführer des transdisziplinärenForschungsprojektes<br />

„Modellvorhaben Kulturlandschaft<br />

Hohenlohe“.<br />

2002/2003 war er Koordinator<br />

für Ökologischen Landbau<br />

und Verbraucherschutz<br />

an der Uni Hohenheim. Seit<br />

Sept. 2003 ist er Geschäftsführer<br />

des Bund Ökologische<br />

Lebensmittelwirtschaft<br />

(BÖLW).<br />

Wie politisch sind die<br />

Öko-Verbände?<br />

14<br />

Unter Politik werden gemeinhin alle Interaktionen<br />

verstanden, welche die Verteilung<br />

materieller und nicht-materieller Werte durch<br />

den Staat betreffen. Politisches Handeln ist<br />

dann das Engagement von Einzelnen oder<br />

Gruppen in den für diese Interaktionen vorgesehenen<br />

Prozessen und Institutionen. Weiter<br />

gefasst ist jedoch jedes Handeln politisch,<br />

das Einfluss auf das Leben Einzelner oder von<br />

Gruppen in einer Gesellschaft nimmt. Damit<br />

ist auch wirtschaftliches Handeln immer politisch.<br />

Die Verbände des Ökologischen Landbaus<br />

sind in diesen zwei Dimensionen politisch.<br />

Meist aus der Umweltbewegung kommend<br />

verstehen sich die Verbände des Ökolandbaus<br />

als politische Verbände, die den Anspruch<br />

haben, sich in die politische Debatte einzubringen,<br />

Einfluss auf die Entscheidungen zu<br />

nehmen und Veränderungen zu erreichen.<br />

Deshalb verstehen die Ökoverbände auch<br />

ihre Rolle als Wirtschaftsverbände nicht nur<br />

so, dass es um die Durchsetzung von Rahmenbedingungen<br />

geht, die zum eigenen Vorteil<br />

gereichen. Es geht vielmehr um verantwortliches<br />

wirtschaftliches Handeln. Verantwortlich<br />

gegenüber der Mitwelt und den involvierten<br />

Menschen. Das umfasst die Dimensionen<br />

der Nachhaltigkeit in einem internationalen<br />

Maßstab. An diesen Ansprüchen richtet sich<br />

die Arbeit der Öko-Verbände aus. Das ist die<br />

zweite Dimension ihrer politischen Arbeit.<br />

Der Vortrag analysiert, wo die Verbände<br />

im aktuellen politischen Kontext mit dieser<br />

Arbeit stehen, welche Erfolge erzielt wurden<br />

und wo neue Herausforderungen liegen.


15<br />

Gunter Vogt<br />

Sein Studium der Agrarwissenschaften<br />

an den Univer<br />

sitäten Berlin und Stuttgart-<br />

Hohenheim mit bodenkundlichem<br />

Schwerpunkt schloss<br />

Gunter Vogt mit einer bodenchemischem<br />

Diplomarbeit<br />

zum „Verhalten von Kupfer in<br />

Weinbergböden“ ab. Am Institut<br />

für sozial-ökologische<br />

Forschung (ISOE) in Frankfurt<br />

am Main arbeitete er<br />

anschließend an Gutachten<br />

u. a. für den Deutschen Bundestag<br />

und das Forschungsministerium<br />

mit. Es folgte die<br />

Dissertation zur „Entstehung<br />

und Entwicklung des Ökologischen<br />

Landbaus im deutschsprachigen<br />

Raum“ an der Universität<br />

Gießen. Nach einer<br />

IT-Weiterbildung arbeitet<br />

Gunter Vogt seit 10 Jahren im<br />

Bereich Geographische Informationssysteme<br />

als Programmierer,Datenbank-Entwickler,<br />

Berater und Projektleiter.<br />

Mittwoch, 9:00 – 10:30 Uhr, Vortrag<br />

Entstehung der<br />

Ökologischen Landwirtschaft<br />

Die Konzepte Ökologischer Landbewirtschaftung<br />

entstanden in den ersten Jahrzehnten<br />

des vergangenen Jahrhunderts, sowohl im<br />

deutschsprachigen als auch im angelsächsischen<br />

Raum. Drei zentrale Einflussfaktoren<br />

bestimmten die Entwicklung des Ökologischen<br />

Landbaus: (a) Die chemisch-technische<br />

Intensivierung der Landwirtschaft befand<br />

sich in einer sozialen, ökonomischen und<br />

vor allem ökologischen Krise. (b) Die um die<br />

Jahrhundertwende entstandene biologisch<br />

ausgerichtete Landbauforschung, ‚Landwirtschaftliche<br />

Bakteriologie‘ - bot eine<br />

Alternative zur chemisch-technischen Intensivierung.<br />

(c) Vor dem Hintergrund der Technisierung<br />

und Urbanisierung der modernen<br />

Welt setzte sich die Lebensreformbewegung<br />

für eine ‚naturgemäße Lebensweise‘ und eine<br />

gesunde Ernährung ein.<br />

Der heutige Ökologische Landbau wurzelt<br />

in drei unterschiedlichen ökologischen Landbausystemen,<br />

die die gemeinsamen Grundsätze<br />

ökologischer Landbewirtschaftung<br />

- eine nachhaltige Landbauweise, ein biologisches<br />

Verständnis von Bodenfruchtbarkeit<br />

und die Erzeugung hochwertiger, gesunder<br />

Nahrungsmittel - in unterschiedlichen Konzepten<br />

einführten und umsetzten. Der (1)<br />

natürliche Landbau (20er und 30er Jahre)<br />

strebte eine „naturgemäße Lebensweise“<br />

(Leben und Arbeiten in ländlicher Natur durch<br />

Siedlung; Selbstversorgung über Obst- und<br />

Gartenbau) an. Die (2) Biologisch-Dynamische<br />

Wirtschaftsweise (seit 1924) beruht auf<br />

Rudolf Steiners esoterisch-okkulter Weltanschauung<br />

Anthroposophie. Mit dem (3) organisch-biologischen<br />

Landbau (50er und 60er<br />

Jahre) fasst der Ökologische Landbau erstmals<br />

in der traditionellen, bäuerlichen Landwirtschaft<br />

Fuß.


Mittwoch, 11:00 – 11:45 Uhr, Vortrag<br />

Gyso von Bonin<br />

Geb. 1947 an der Schlei. Aufgewachsen<br />

mit den fünf<br />

Geschwistern auf einem<br />

Demeter-Hof in Ostholstein.<br />

Studium der Landwirtschaft<br />

und Mathematik in Berlin.<br />

Landwirtschaftliche Lehre in<br />

Düren, staatl. geprüfter Landwirt<br />

in Rendsburg. 1975-1980<br />

Betriebs- und Umstellungshelfer<br />

auf verschiedenen<br />

Höfen. Verheiratet und Vater<br />

von fünf Kindern. Seit 1980<br />

Umstellung und Bewirtschaftung<br />

des Gut Kört linghausen<br />

in Rüthen Deutschland (www.<br />

Körtlinghausen.de). Seit 1987<br />

ehrenamtlich aktiv im Vorstand<br />

von Demeter-Nord und<br />

verschiedenen anderen Gremien.<br />

Ab 2010 Seniorexperte<br />

für Umstellung auf Öko-<br />

Landbau (www.ses-bonn.de).<br />

2011 Einsatz in Bolivien am<br />

Rand der Anden zur Einrichtung<br />

eines Versuchsfeldes an<br />

der Berufsschule für Kleinbauern<br />

in Cochabamba.<br />

Wie konnte die Idee vom<br />

Ökologischen Landbau auf der Erde<br />

Fuß fassen?<br />

16<br />

Unmittelbar nach dem landwirtschaftlichen<br />

Kurs hat sich ein Versuchsring von praktischen<br />

Landwirten gegründet, mit dem Ziel<br />

die Anregungen in die Praxis zu tragen. Um<br />

darzustellen, welche Herausforderungen<br />

und Widerstände auf Betriebe zukamen,<br />

werde ich als Beispiel drei Höfe vorstellen:<br />

Hof Marienhöhe. Rittergut Bottschow, Gut<br />

Adolphshof, die den Weg konsequent gegangen<br />

sind. Ich will dabei auf die Widerstände<br />

und Erfolge eingehen, die sie in der Umstellungszeit<br />

erlebt haben. Weiter werde ich auf<br />

die Erfahrungen bei der Umstellung meines<br />

Hofes in den 80er Jahren eingehen.<br />

Frage zum diskutieren:<br />

Sollte der Regenwurm in das Tierschutzgesetz<br />

aufgenommen werden?


17 Mittwoch, 11:45 – 12:30 Uhr, Vortrag<br />

Heinz-Josef Thuneke<br />

Jg. 1952, war bis 1973 als Postbeamter<br />

tätig. 1977 schloss<br />

er sein Studium an der FH<br />

Dortmund mit dem Betriebswirt<br />

(grad.) ab. Danach studierte<br />

er an der Uni Bielefeld<br />

und schloss das Studium 1981<br />

als Diplom-Soziologe ab. Seit<br />

1985 arbeitet er beim Bioland-Landesverband<br />

NRW,<br />

zunächst als Vermarktungsberater,<br />

von 1986 bis 2007 als<br />

Geschäftsführer und seit dem<br />

als hauptamtlicher Landesvorsitzender.<br />

1988 wurde er als Mitglied<br />

der Prüfstelle der Arbeitsgemeinschaft<br />

Ökologischer<br />

Landbau (AGÖL) ernannt, in<br />

der er bis 1993 mitwirkte.<br />

1993 wurde er in den Vorstand<br />

der AGÖL gewählt,<br />

dem er bis 1997 angehörte.<br />

Von 1997 bis 1999 wirkte er<br />

als Bioland-Vertreter in der<br />

AGÖL-Mitgliederversammlung<br />

mit. 1997 wurde er in<br />

den Aufsichtsrat des Bioland-<br />

Verbandes berufen, dem er bis 2006 angehörte.<br />

Schließlich wurde er 2006 in das Präsidium<br />

des Bioland-Verbandes gewählt, dem er<br />

bis 2011 angehörte.<br />

Über die Etablierung der<br />

Ökologischen Landwirtschaft<br />

in der Gesellschaft<br />

Der privatrechtlich organisierte Ökolandbau<br />

war lange Zeit die Triebfeder der Entwicklung.<br />

Auf Verbandsebene wurden die<br />

Richtlinien erarbeitet und weiterentwickelt,<br />

Kontrollsysteme aufgebaut und wichtige Vermarktungsinitiativen<br />

ergriffen.<br />

Die Agrarpolitik beachtet die Ökologische<br />

Landwirtschaft erst ab Ende der 80er Jahre,<br />

es folgten die offizielle Anerkennung, Umstellungsförderung<br />

und schließlich ein von der<br />

EG-Kommission erlassener Rechtsrahmen.<br />

Die Verankerung des Biolandbaus in der<br />

Gesellschaft verlief parallel zu den Entwicklungen<br />

in der Politik und wurde durch einschneidende<br />

Ereignisse wie Tschernobyl<br />

(1986) und BSE (2000) geprägt.<br />

Heute ist der Biolandbau etabliert, allerdings<br />

ist die Tendenz zur „Konventionalisierung“<br />

der Betriebe unübersehbar. Die Fortschreibung<br />

der EU-Öko-Verordnung findet<br />

als sehr bürokratischer Prozess statt. Damit<br />

haben die Akteure des Ökologischen Landbaus<br />

faktisch ihre Richtlinienautonomie an<br />

staatliche Organe verloren.<br />

Müssen wir den Biolandbau neu erfinden?


Mittwoch, 14:30 – 17:30 Uhr, Workshop<br />

Michael Olbrich-Majer<br />

Jg. 1960, studierte in Bonn<br />

Agrarwissenschaften und beteiligte<br />

sich verantwortlich<br />

am AK Ökolandbau und der<br />

politischen Forderung nach<br />

einer Ökolandbauprofessur.<br />

Nach Betriebshelferzeit und<br />

Zivildienst in therapeutischer<br />

Landwirtschaft leitete er Projekte<br />

zu Bodenschutz und<br />

Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />

bei Ökoplan, Berlin.<br />

Im Demeter-Zusammenhang<br />

war er seit 1992 zunächst für<br />

Geschäftstellen- und Gremienkoordination<br />

sowie Richtlinien<br />

zuständig, seit 1999<br />

dann für Redaktion und Verlag<br />

Lebendige Erde. Ab 2008<br />

baute er mit dem Vorstand<br />

die politische Arbeit des<br />

Demeter e.V. auf.<br />

Politische Aspekte im<br />

Werk Rudolf Steiners<br />

18<br />

War Rudolf Steiner, bekannt als Gründer<br />

der Anthroposophie und eher esoterischer<br />

Lehrer und Gelehrter, überhaupt politisch?<br />

Beschränkt sich sein konkretes Wirken in der<br />

Gesellschaft auf die anthroposophischen Praxisfelder<br />

wie Medizin, Pädagogik oder biodynamischer<br />

Landwirtschaft? Gibt es da mehr zu<br />

entdecken?<br />

Rudolf Steiners Wirken hat viele Facetten:<br />

Manche unterstellen ihm eine Nähe zu faschistischem<br />

Gedankengut, andere sehen in ihm<br />

die Quelle für Ideen wie direkte Demokratie,<br />

bedingungsloses Grundeinkommen, regionale<br />

Netzwerkökonomie. Was stimmt?<br />

Was hat Steiner der Landwirtschaft zu bieten?<br />

Wir beschäftigen uns im Workshop mit<br />

ausgewählten Quellen und Sekundärliteratur.


19 Mittwoch, 14:30 – 17:30 Uhr, Exkursion<br />

Dr.<br />

Susanne Rappe-Weber<br />

Jg. 1966. Die Historikerin und<br />

Archivarin leitet seit zehn<br />

Jahren das Archiv der deutschen<br />

Jugendbewegung auf<br />

Burg Ludwigstein. Sie hat an<br />

der Universität Hannover zu<br />

einem Thema der frühneuzeitlichen<br />

Agrargeschichte<br />

promoviert und nach dem<br />

Archivreferendariat am Hessischen<br />

Staatsarchiv Marburg<br />

die vakante Stelle auf<br />

der Jugendburg Ludwigstein<br />

angetreten. Zu ihren Aufgaben<br />

gehört die Schriftleitung<br />

der archivischen Publikationsreihen,<br />

die Bearbeitung<br />

wissenschaftlicher Anfragen<br />

an das Archiv sowie die Konzeption<br />

von Forschungsprojekten<br />

und Ausstellungen.<br />

Im vergangenen Jahr hat<br />

sie das Archivjahrbuch „Historische<br />

Jugendforschung.<br />

Themenschwerpunkt:<br />

Jugendbewegte Geschlechterverhältnisse“<br />

mit herausgegeben.<br />

Jugendbewegung und<br />

völkische Siedlungsprojekte<br />

Exkursion zur Burg Ludwigstein<br />

Der Workshop bietet exemplarische Einblicke<br />

in das Archiv der deutschen Jugendbewegung,<br />

eine einzigartige Spezialsammlung<br />

zu dem deutschen Phänomen „Jugendbewegung“<br />

als sozial-kulturellem Mikrokosmos,<br />

der um 1900 in Deutschland entstanden ist.<br />

Gezeigt werden v.a. Archivbestände, die<br />

das Interesse der jungen Generationen im 20.<br />

Jahrhundert an Landwirtschaft, Naturschutz<br />

und Siedlungsfragen thematisieren. Der<br />

„Wandervogel“ als genuin städtische Gesellungsform<br />

höherer Schüler (und bald auch<br />

Schülerinnen) entwickelte früh ein Interesse<br />

am Naturerleben und Naturbeobachten.<br />

In den Jugendbünden der 1920er und<br />

1930er Jahre wurden unter variablen politischen<br />

Vorzeichen ländlich-agrarische Siedlungsprojekte<br />

populär. Am Beispiel der archivischen<br />

Überlieferung zum „Bund Artam“<br />

lässt sich das in der Verbindung von Heimat-<br />

und Naturschutz mit völkisch-antisemitischen<br />

Überzeugungen gut aufzeigen.


Mittwoch, 14:30 – 17:30 Uhr, Workshop<br />

Werner Scheidegger<br />

Jg. 1936. Landwirtschaftliche<br />

Ausbildung bis zum Meisterlandwirt.<br />

Bio seit 1955. 1972<br />

Mitbegründer und bis 1998<br />

Geschäftsführer der Biofarm<br />

Genossenschaft. 1981 Mitbegründer<br />

und bis 1992 erster<br />

Vorsitzender der VSBLO,<br />

heute Bio Suisse. 1988 - 2004<br />

Geschäftsführer des Bioforums<br />

Schweiz und Redaktor<br />

von „Kultur und Politik“.<br />

Schweizer Bauernheimatbewegung:<br />

Das Ehepaar Müller<br />

20<br />

Hans Müller (1891 – 1988) und seine Frau Maria<br />

Müller-Bigler (1894 – 1969) waren treibende<br />

Kräfte hinter der Entstehung des organischbiologischen<br />

Landbaus im deutschsprachigen<br />

Raum. Die Schweizer Bauernheimatbewegung<br />

(heute Bioforum Schweiz), legte den<br />

Boden für eine erste Blütezeit in den 1960er<br />

Jahren. Dieser Impuls wurde in Deutschland<br />

aufgegriffen und führte zur Gründung von<br />

Bioland und in Österreich zur heutigen Bio-<br />

Austria.<br />

„Durch Bildung zu Freiheit und Unabhängigkeit“<br />

ist der Leitgedanke der Lebensarbeit<br />

des Ehepaars Müller. Bereits anfang der<br />

1920er Jahre legte Hans Müller den Boden<br />

für eine einmalige Bildungsinitiative in der<br />

bäuerlichen Landbevölkerung. Als Zentrum<br />

dieser Arbeit entstand 1932 nach dem Vorbild<br />

der dänischen Volkshochschulen die<br />

Schule auf dem Möschberg, der ersten Schule<br />

mit Biolandbau als festem Bestandteil des<br />

Lehrplans. Maria Müller leistete hier im Stillen<br />

Pionierarbeit, während ihr Mann sich als<br />

Nationalrat für bessere Rahmenbedingungen<br />

für die Bauernfamilien und für neue Wege in<br />

der Bekämpfung der Wirtschaftskrise engagierte.<br />

1946 gab Hans Müller die politische<br />

Arbeit auf und begann seine Anhänger für<br />

den Biolandbau zu motivieren. Ab 1951 war<br />

die Zusammenarbeit mit dem deutschen Arzt<br />

Hans-Peter Rusch wichtig, der mithalf, dieser<br />

jungen Landbaubewegung ein wissenschaftliches<br />

Fundament zu geben.


21 Mittwoch, 14:30 – 17:30 Uhr, Führung<br />

Prof. Dr.<br />

Werner Troßbach<br />

Jg. 1955, Studium in Göttingen<br />

und Berlin (Abschluss<br />

1979), Promotion in Bochum<br />

(1983), Habilitation in Kassel,<br />

Neuere Geschichte (1992),<br />

1985 - 1999 Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter (Institut für<br />

Soziokulturelle Studien) FB 21<br />

(später 11) Universität Kassel<br />

in Witzenhausen, seit 1999<br />

dort Apl. Prof. für Agrargeschichte.<br />

Mitherausgeber der<br />

„Enzyklopädie der Neuzeit“,<br />

Geschäftsführender Herausgeber<br />

der „Zeitschrift für<br />

Agrargeschichte und Agrarsoziologie“.<br />

Agrargeschichte vor Ort:<br />

Führung durch die ehemalige<br />

Kolonialschule Witzenhausen<br />

Die Deutsche Kolonialschule wurde 1898 unter<br />

Federführung des Militärpfarrers Ernst Albert<br />

Fabarius gegründet. Ihr Ziel war die Ausbildung<br />

praktischer Landwirte für die Kolonien,<br />

die das Deutsche Reich seit etwa 1880 an sich<br />

gebracht hatte. Tatsächlich war der Lehrplan<br />

stark auf „die Praxis“ orientiert, ein großer Teil<br />

der Absolventen fand tatsächlich in den Kolonien<br />

einen Arbeitsplatz.<br />

Geistiges „Leitbild“ dieser Anstalt war die<br />

Überlegenheit des „weißen Mannes“ gegenüber<br />

den „Eingeborenen“ der Kolonien,<br />

gepaart mit Nationalismus und Hurra-Patriotismus.<br />

Nach dem Verlust der Kolonien als<br />

Ergebnis des Ersten Weltkrieges fasste in den<br />

zwanziger Jahren v.a. unter den Kolonialschülern<br />

die NSDAP rasch Fuß, während die Dozentenschaft<br />

nationalistischem Kolonialrevisionismus<br />

nachhing. Im Zweiten Weltkrieg endete<br />

die Lehrtätigkeit an der Deutschen Kolonialschule.


Donnerstag, 9:00 – 10:00 Uhr, Vortrag<br />

Ulrich Jasper<br />

Jg. 1968, ist stv. Geschäftsführer<br />

AbL. Nach Gärtner-<br />

Lehre und Studium an der<br />

FH Osnabrück folgte von<br />

1995 bis 2001 die journalistische<br />

Arbeit in der Redaktion<br />

der Unabhängigen Bauernstimme.<br />

Dann wechselte<br />

er zur AbL im engeren Sinne,<br />

mit den inhaltlichen Schwerpunkten<br />

EU-Agrarpolitik und<br />

Berliner Agrarpolitik sowie<br />

Milch. Gemeinsam mit Lutz<br />

Ribbe (EuroNatur) koordiniert<br />

er seit 2001 die Plattform-Verbände<br />

zur EU-Agrarpolitik.<br />

Veröffentlichungen<br />

u.a.: Jasper / Schievelbein<br />

(1997): Leitfaden zur Regionalentwicklung.<br />

ABL-Verlag.<br />

Schmidt/Jasper (2001): Agrarwende<br />

– oder die Zukunft<br />

unserer Ernährung. Beck-Verlag.<br />

Diverse Aufsätze in diversen<br />

Ausgaben des Kritischen<br />

Agrarberichts.<br />

Aktuelle Agrarpolitik der EU<br />

22<br />

Europas Gemeinsame Agrarpolitik wird aktuell<br />

überarbeitet. Ein hoch brisanter Akt, der<br />

nicht nur die Betroffenen, Verbände und<br />

Fachpolitiker auf den Plan ruft, sondern auch<br />

das gesamte Europäische Parlament und die<br />

höchste Ebene der europäischen Staats- und<br />

Regierungschefs. Die EU-Kommission will die<br />

Direktzahlungen verbindlich an ökologische<br />

und soziale Kriterien binden und hat damit<br />

Forderungen der deutschen Plattform-Verbände<br />

und europäischer gesellschaftlicher<br />

Bündnisse im Ansatz aufgegriffen.<br />

Im Konkreten bleiben die Vorschläge hinter<br />

den Notwendigkeiten weit zurück, aber<br />

Bundesregierung, Bauernverband und Agrarindustrie<br />

lehnen das schon im Ansatz ab und<br />

lassen keine Gelegenheit aus, um dieses Prinzip<br />

abzuschwächen oder auszuhebeln. Die<br />

EU-Kommission will den Erzeugern mehr<br />

Verhandlungsmacht gegenüber Molkereien,<br />

Schlachtkonzernen und Mühlen geben. Die<br />

Bundesregierung will auch das nicht verbindlich<br />

regeln lassen und lehnt schärfere europäische<br />

Regelungen weitgehend ab.<br />

Die Ökologische Landwirtschaft ist von<br />

all dem direkt betroffen, nicht zuletzt auch<br />

von der inhaltlichen und finanziellen Ausgestaltung<br />

der zweiten Säule, die ebenfalls im<br />

Reformpaket steckt.<br />

Der Prozess ist weit vorangeschritten und<br />

einiges steht auf Messers Schneide. Was lässt<br />

sich noch retten, was lässt sich gestalten?


23 Donnerstag, 10:30 – 11:30 Uhr, Vortrag<br />

Thomas Zebunke<br />

Hessisches Ministerium für<br />

Umwelt, Energie, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz.<br />

Referent für Ökologischen<br />

Landbau, Geoschutz,<br />

Qualitätspolitik<br />

Agrarpolitik für den<br />

Ökologischen Landbau<br />

– was kann ein Bundesland tun?


Donnerstag, 11:30 – 12:30 Uhr, Vortrag<br />

Prof. Dr. habil.<br />

Jürgen Heß<br />

Jg. 1953. Studium der Agrarwissenschaften<br />

an der Universität<br />

Bonn. Promotion<br />

und Habilitation im Kontext<br />

N-Management im Ökologischen<br />

Landbau. Gründungsvorstand<br />

des Instituts für<br />

Ökologischen Landbau der<br />

Universität für Bodenkultur/<br />

Wien. Leiter des FG Ökologischer<br />

Land- & Pflanzenbau der<br />

Universität Kassel. Wissenschaftlicher<br />

Leiter der Hessischen<br />

Staatsdomäne Frankenhausen<br />

(L-&V-Betrieb des<br />

FB11). Mitarbeit in verschiedenen<br />

außeruniversitären Institutionen<br />

und Gremien wie<br />

dem Begleitausschuss des<br />

Bundesprogramms Ökologischer<br />

Landbau (BÖLN), dem<br />

Forschungsinstitut für Biologischen<br />

Landbau/D(FiBL) und<br />

der Zukunftsstiftung Landwirtschaft<br />

(ZSL).<br />

Die Agrarpolitik und die<br />

Ökologische Landwirtschaft<br />

24<br />

Die Ökologische Landwirtschaft ist im Rahmen<br />

eines Bottom-up-Prozesses entstanden,<br />

d.h. ohne ein Zutun der Agrarpolitik, z.T.<br />

sogar gegen ihren heftigen Widerstand. Seit<br />

den späten 80er Jahren jedoch, nimmt sich<br />

die Agrarpolitik verstärkt des Ökologischen<br />

Landbaus an. Gründe dafür waren zunächst<br />

die Entlastung der Märkte, aber auch der Verbraucher-<br />

und der Wettbewerbsschutz.<br />

Seit Beginn des Jahrhunderts, ausgelöst<br />

durch die erste grüne Agrarministerin,<br />

erfährt die Ökologische Landwirtschaft<br />

regelrecht Rückenwind, ein Programm Ökologische<br />

Landwirtschaft wird ins Leben gerufen.<br />

Gestartet als Zweijahresprojekt, entfaltet<br />

es seine Wirkung bis heute.<br />

In Anbetracht der Reform der EU-Agrarpolitik<br />

(GAP nach 2013) stehen wir möglicherweise<br />

an einer Schwelle zu mehr Ökologie in<br />

der Landwirtschaft, das birgt weitere Chancen<br />

auch für den Ökologischen Landbau.<br />

Aufgezeigt werden die Meilensteine der<br />

Entwicklung des Ökolandbaus in Deutschland<br />

und die Einflüsse, die ausgehend von der<br />

Agrarpolitik in den vergangen Jahrzehnten<br />

gewirkt haben. Darüber hinaus sollen Thesen<br />

vorgestellt und diskutiert werden wie eine<br />

nachhaltige Entwicklung der Ökologischen<br />

Landwirtschaft weiter auf den Weg gebracht<br />

werden kann.


25 Donnerstag, 14:30 – 17:30 Uhr, Workshop<br />

Tina Fibinger<br />

Jg. 1991, studiert seit 2010<br />

Ökologischen Agrarwissenschaften<br />

an der Universität<br />

Kassel - Witzenhausen. Seit<br />

2007 ist sie politisch aktiv bei<br />

Bündnis 90/Die Grünen, für<br />

die sie seit 2011 im Stadtparlament<br />

in Witzenhausen stellvertretendeStadtverordnetenvorsteherin<br />

ist.<br />

Grundsatzprogramme der Parteien zur<br />

Ökologischen Landwirtschaft<br />

Pia Parvati Prange<br />

Geboren am 25.12.1989 und<br />

aufgewachsen in Bielefeld.<br />

Absolvierte 2009 ihr Abitur<br />

an der Rudolf Steiner Schule<br />

Schildesche (Bielefeld). Nach<br />

Vier monatigem Aufenthalt<br />

in Neuseeland und drei monatigem<br />

Praktikum auf dem<br />

Schatzenhof in Bad Arolsen<br />

begann sie zum WS 2010 ihr<br />

Studium der Ökologischen<br />

Agrarwissenschaften an der<br />

Uni Kassel/Witzenhausen.<br />

Ein Jahr vor der Bundestagswahl 2013 werden wir uns mit der Frage<br />

beschäftigen, was die Wahlprogramme der Parteien CDU/CSU, FDP,<br />

SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, der Piraten, sowie der NPD zu<br />

den Themen „Ökologische Landwirtschaft“, „Bio-Lebensmittel“ und<br />

„Agrogentechnik“ aussagen.<br />

An Hand konkreter Fragestellungen werden wir vergleichen, welche<br />

Bedeutung die Parteien der Ökologischen Landwirtschaft beimessen<br />

und welche Potentiale sie für die Zukunft in ihr sehen.


Donnerstag, 14:30 – 17:30 Uhr, Workshop<br />

Dr. Christian Schüler<br />

Alter: 62 Jahre. Landwirtschaftsstudium<br />

an der Uni<br />

Göttingen und Promotion,<br />

ebenfalls an der Uni Göttingen,<br />

im Bereich Biologische<br />

Schädlingsbekämpfung.<br />

Seit 1983 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Fachgebiet<br />

Ökologischer Land- und<br />

Pflanzenbau, Uni Kassel, Witzenhausen.<br />

Seine Arbeitsschwerpunkte<br />

sind: ökologischer Kartoffelbau,<br />

Leguminosen im Ökolandbau,<br />

Kompostierung und<br />

Anwendung von Komposten,<br />

Kritik der Agrogentechnik.<br />

Seit 1978 Mitglied in der<br />

Freundschaftsgesellschaft<br />

BRD. Drei Aufenthalte in<br />

Cuba.<br />

Ökologische Landwirtschaft<br />

im sozialistischem Cuba<br />

26<br />

Gemeinsames Zusammentragen: Was wissen<br />

wir eigentlich über Cuba? Kleine Einführung<br />

in die Geschichte und aktuelle Situation<br />

in Cuba.<br />

Anschließend gemeinsame Bearbeitung<br />

der folgenden Fragen:<br />

Was sind die wesentlichen Merkmale der<br />

cubanischen Landwirtschaft?<br />

Welche Anstrengungen unternimmt Cuba,<br />

um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?<br />

Welche Konsequenzen haben die regelmäßig<br />

über Cuba und die Karibik hereinbrechenden<br />

Wirbelstürme?<br />

Welche Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede<br />

gibt es zwischen Cuba und anderen<br />

wenig entwickelten Länder des Südens?<br />

Und alle weiteren Fragen, die im Workshop<br />

auftauchen...


27 Donnerstag, 14:30 – 17:30 Uhr, Workshop<br />

Henrik Maaß, B.Sc.<br />

Jg. 1985. Henrik Maaß absolvierte<br />

nach der Ausbildung<br />

zum Landwirt das Bachelorstudium<br />

Ökologische Landwirtschaft<br />

an der Uni Kassel/<br />

Witzenhausen und studiert<br />

jetzt dort im gleichnamigen<br />

Masterstudiengang. Der<br />

elterliche Familienbetrieb in<br />

Ostwestfalen ist ein 80 ha<br />

Biolandhof mit Schweinen,<br />

Mutterkühen, Legehennen<br />

… und Direktvermarktung.<br />

Seit 2009 ist er aktiv bei der<br />

AbL und seit 2010 dort für<br />

die junge AbL im Bundesvorstand,<br />

wo er zur gemeinsamen<br />

EU-Agrarpolitik (GAP)<br />

sowie zur Vernetzung mit Via<br />

Campesina (weltweite Bewegung<br />

von Kleinbäuerinnen<br />

und Kleinbauern) arbeitet.<br />

Projektgebunden ist er an der<br />

Organisation von Aktionen,<br />

Tagungen und Gesprächen<br />

zur GAP-Reform beteiligt.<br />

Seit 2012 koordiniert er die<br />

AbL-Landesgruppe Hessen.<br />

GAP-Reform 2013 und ihre<br />

Auswirkungen auf die ökologische<br />

und bäuerliche Landwirtschaft<br />

Nicht nur in Brüssel wird zur Zeit über die<br />

Agrarpolitik von 2014-2020 heftig diskutiert.<br />

Sowohl durch die Direktzahlungen als auch<br />

durch viele Förderprogramme in der sogenannten<br />

zweiten Säule sind bäuerliche und<br />

ökologische Betriebe direkt von der Ausgestaltung<br />

der Politik betroffen. Sie müssen<br />

aber mit industrialisierten Betrieben konkurrieren,<br />

die zusätzlich zu den Rationalisierungs-<br />

und Intensivierungseffekten von den<br />

gleichen Direktzahlungen pro Hektar wie<br />

bäuerliche Betriebe profitieren. Der aktuelle<br />

Stand der Reform lässt noch offen, ob ökologische<br />

und soziale Kriterien (z.B. Fruchtfolge,<br />

Obergrenzen etc.) effektiv eingeführt werden<br />

und die Ausrichtung der Landwirtschaft<br />

so positiv verändert werden kann.<br />

In dem Workshop wird ausgehend von den<br />

Vorträgen und dem unterschiedlichen Wissensstand<br />

der Teilnehmer*innen gemeinsam<br />

ein vertiefter Überblick erarbeitet. Danach<br />

sollen die Knackpunkte identifiziert und diskutiert<br />

werden, um letztlich die Auswirkungen<br />

besser einschätzen zu können, die<br />

verschiedene Maßnahmen auf die Landwirtschaft<br />

haben. So könnten eventuell geeignete<br />

Forderungen an die Politik aufgestellt<br />

werden. Wird es durch die Reform einfacher<br />

oder schwerer, ökologisch zu wirtschaften?<br />

Was können wir bis Ende 2013 noch erreichen?


Donnerstag, 14:30 – 17:30 Uhr, Workshop<br />

Siegfried Jäckle<br />

Geb. 1945 auf einem Hof am<br />

Stadtrand von St.Georgen<br />

im Schwarzwald. Landwirtschaftliche<br />

Ausbildung, Fachschule,<br />

Meisterprüfung. Wanderjahre<br />

im Allgäu, Dänemark,<br />

Wales, sowie als Betriebshelfer<br />

und Verwalter.<br />

Einheirat auf den Spittelhof<br />

mit 16 ha auf 950 m NN, der<br />

bis heute mit den Töchtern<br />

bewirtschaftet wird. 37 Jahre<br />

beim Landwirtschaftsamt als<br />

Berater für Tierhaltung und<br />

Futterbau tätig.<br />

Gründung des Forum Pro<br />

Schwarzwaldbauern e.V als<br />

bergbäuerlicher think-tank.<br />

Engagement für eine bodenständige<br />

und ökosoziale<br />

Landwirtschaft.<br />

Landwirtschaftlicher Tierschutz<br />

und Politik<br />

28<br />

In der Landwirtschaft gilt Tierschutz je nach<br />

Sichtweise als selbstverständlich oder als<br />

Bedrohung. Mit der Entfremdung der Gesellschaft<br />

von der Landwirtschaft haben sich<br />

auch ihre Vorstellungen von Nutztierhaltung<br />

gewandelt.<br />

Tierwohl ist ein emotionaler Trend unserer<br />

Wohlstandsgesellschaft. Die Politik versucht<br />

diese gesellschaftlichen Forderungen ordnungsrechtlich<br />

umzusetzen. Die Administration<br />

konzentriert sich bei Durchsetzung und<br />

Kontrolle auf quantitative (messbare) Maßstäbe.<br />

Der Tierschutz hat dadurch ökodiktatorische<br />

Züge angenommen, die die bäuerliche<br />

Landwirtschaft in industrielle Normen<br />

zwängt. Verkümmert Tierschutz auf diese<br />

Weise zum Marketinginstrument? Können<br />

technisch/quantitative Normen aber das von<br />

der Gesellschaft erwartete Tierwohl sichern?<br />

Oder erfordert artgerechte Tierhaltung nicht<br />

eine ganzheitliche (qualitative) Beurteilung?<br />

Und wie könnte Tierwohl in Lehre und Beratung<br />

integriert werden?


29 Freitag, 9:00 – 10:30 Uhr, Vortrag<br />

Dipl. Ing. agr.<br />

Martin Hofstetter<br />

Jg. 1961 Nach einer Lehre auf<br />

konventionellen Landwirtschaftsbetrieben<br />

studierte<br />

er von 1983 bis 1988 in Witzenhausen<br />

Landwirtschaft<br />

sowie im Anschluss Umweltsicherung<br />

und Landschaftsplanung<br />

an der Uni Kassel.<br />

Anfang der 90er Jahre hat er<br />

für Bioland in Niedersachsen<br />

gearbeitet, ist dann aber an<br />

die Uni Kassel zurückgekehrt<br />

und hat im Rahmen verschiedener<br />

Forschungsprojekte<br />

agrarpolitische und agrarsoziologische<br />

Fragestellungen<br />

untersucht.<br />

Seit 1998 arbeitet er bei<br />

Greenpeace, zunächst mit<br />

dem Schwerpunkt Gentechnik,<br />

später auch zu Pestiziden,<br />

Biomasse/Biosprit, Patente,<br />

Nationale und Europäische<br />

Agrarpolitik. Von 2002-2006<br />

war er als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter beim Fachgebiet<br />

Landnutzung und regionale<br />

Agrarpolitik in Witzenhausen tätig. Er ist verheiratet<br />

und hat drei erwachsene Kinder, von<br />

denen nur die Jüngste derzeit Ambitionen<br />

auf Landwirtschaft hat. Seit vielen Jahren ist<br />

er in der AbL, eine Zeit lang davon auch im<br />

Vorstand.<br />

Umweltbewegungen und<br />

politische Entscheidungen<br />

...oder „aus dem Leben eines Landwirtschaftscampaigners“<br />

Am Beispiel von Gentechnik und EU Agrarreform<br />

möchte ich zeigen, welche Faktoren<br />

über Erfolg und Misserfolg von Umwelt-NGOs<br />

bei ihrer politischen Arbeit entscheiden.<br />

Wie besorgen wir uns Informationen, wie<br />

versuchen wir Entscheidungen zu beeinflussen?<br />

Welche Rolle haben dabei stille<br />

Lobbyarbeit,wie werden die öffentlichen<br />

Medien genutzt? Welche Bedeutung haben<br />

dabei Kooperationen und Konfrontationen?


Freitag, 11:00 – 12:30 Uhr, Vortrag<br />

Johannes Melchert,<br />

M.A.<br />

Jg. 1982, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Göttinger<br />

Institut für Demokratieforschung<br />

im Projekt Kinderdemokratie.<br />

Bis 2010 Studium<br />

der Kommunikations- und<br />

Politikwissenschaft an der<br />

Universität Greifswald; von<br />

2006 bis 2009 für die dortige<br />

Forschungsstelle Rechtsextremismus<br />

tätig. Mitautor der<br />

Studie „Braune Ökologen“<br />

der Heinrich-Böll-Stiftung.<br />

Gefahr von Rechts<br />

– Braune in der Ökologiebewegung<br />

30<br />

Der Vortrag „Gefahr von rechts - Braune in der<br />

Ökologiebewegung“ betrachtet schlaglichtartig<br />

die Entwicklung "brauner Ökologie":<br />

Angefangen beim Heimatschutz des frühen<br />

20. Jahrhunderts bis hin zu der Umweltpolitik<br />

der NPD heute.<br />

Neben der historischen Perspektive werden<br />

auch die Fragen erörtert, was zur erfolgreichen<br />

Etablierung der rechten Ökologen<br />

beitragen kann und welche Perspektive den<br />

rechten Ökologen entgegen zu stellen ist. Im<br />

Vordergrund steht dabei die Auseinandersetzung<br />

mit dem Heimatbegriff sowie völkischen<br />

und biologistischen Argumenten,<br />

denn hier stellt sich die Frage, hat die "braune<br />

Ökologie" das Potential in der Öffentlichkeit<br />

anschlussfähig zu sein?


31 Freitag, 14:30 – 17:30 Uhr, Exkursion<br />

Links und Umwelt bewegt<br />

Exkursion zur Kommune Niederkaufungen<br />

In der Kommune Niederkaufungen<br />

versuchen sich derzeit 60 Erwachsene<br />

und 20 Kinder und Jugendliche<br />

am richtigen Leben im falschen.<br />

Gemeinsame Ökonomie, Abbau<br />

kleinfamiliärer Strukturen, Entscheidung<br />

im Konsens und der Versuch<br />

Hierarchien abzubauen sind nur ein<br />

paar der Grundlagen des gemeinsamen<br />

Lebens und Arbeitens. Letzteres<br />

findet hauptsächlich in z.Zt. 14 Kollektivbetrieben<br />

statt, darunter drei landwirtschaftlich<br />

orientierten. Neben<br />

einem Gemüsebaubetrieb und einem<br />

Landwirtschaftsbetrieb (20 ha, Kühe,<br />

Schweine) befasst sich als jüngstes<br />

Kollektiv die Obstmanufaktur mit der<br />

Anlage und Pflege von Streuobstwiesen.<br />

Besonderes Augenmerk liegt<br />

dabei auf dem Erhalt und der Vermehrung<br />

alter Apfel- und Birnensorten<br />

Schwerpunkt der Exkursion wird<br />

der Gemüsebaubetrieb Rote Rübe<br />

sein. Dort produziert ein Kollektiv aus<br />

4 Gärtner_innen auf 2 ha Gemüse und<br />

Saatgut. Neben dem Verkauf im Hofladen<br />

wird das Gemüse an die Solidarische<br />

Landwirtschaft abgegeben.<br />

Diese Gruppe besteht z.Zt. aus 170<br />

Menschen die gemeinsam mit der<br />

Gärtnerei Wurzelwerk aus Escherode<br />

versorgt werden. Im Gegenzug finanzieren<br />

diese durch ihren monatlichen<br />

Beitrag die zwei Betriebe. Diese weitgehende<br />

Unabhängigkeit von den<br />

Mechanismen des Marktes erlaubt es<br />

den Gärtner_innen, Qualität, Vielfalt<br />

und Frische auf der Prioritätenliste<br />

ganz oben anzusetzen.<br />

Durchgeführt wird die Veranstaltung<br />

von Maike Stetzka & Harald Weinel<br />

Verein kauft Gebäude zum<br />

Leben und Arbeiten<br />

In den Gebäudekomplex mit dem stattlichen<br />

Fachwerkhaus und dem großen Innenhof<br />

im Kirchweg 1 in Niederkaufungen ist ein<br />

neuer Hausherr eingezogen. Der “Verein<br />

der Freunde umweltfreundlichen Lebens und<br />

Arbeitens” hat das Anwesen im Ortskern<br />

mit etwa 5000 Quadratmetern Wohn- und<br />

2000 Quadratmetern Gewerbefläche von Erben<br />

der Familie Schreiber gekauft. Mitglieder<br />

des als gemeinnützig anerkannten Vereins<br />

bestätigten dies gegenüber der HNA. Damit<br />

wechselt mit Ausnahme des angrenzenden<br />

Speditionsgeländes das gesamte Anwesen im<br />

Kirchweg 1 den Besitzer. Für wieviel Geld<br />

der Verein den früheren Gutshof erworben<br />

hat, wollten die Mitglieder nicht sagen.<br />

In Kürze soll die Besitzübergabe erfolgen<br />

und mit den in dem Haupt- und Nebengebäuden<br />

wohnenden Mietern gesprochen werden.<br />

Der Verein hat sich nach Angaben einiger<br />

Mitglieder zum Ziel gesetzt, eine Lebens-<br />

und Arbeitsgemeinschaft auf umweltfreundlicher<br />

Grundlage aufzubauen. Zur Zeit<br />

sei man dabei, die ersten Arbeitsbereiche<br />

einzurichten, wozu Lehr- und Großküche,<br />

Tagungshaus, ökologisches Baugewerbe,<br />

ganzheitliche Gesundheitspraxis<br />

sowie eine Elektronikwerkstatt zählten.<br />

Die Familie Schreiber hat im Jahr 1959<br />

das landwirtschaftliche Anwesen von der<br />

Familie Althans gekauft. Die heutigen<br />

Nebengebäude waren früher Stallungen. Das<br />

Wohnhaus soll aus der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

stammen.W<br />

HNA vom 25. April 1987


Freitag, 14:30 – 17:30 Uhr, Workshop<br />

Georg Janßen<br />

Georg Janßen wurde am 1.<br />

Dezember 1955 in Ibbenhausen<br />

Kreis Friesland geboren.<br />

Er hat zwei erwachsene Kinder<br />

und lebt in Lüneburg.<br />

Nach dem Abitur 1975 studierte<br />

er Agrarwissenschaften<br />

an der Universität Kiel<br />

und schloss das Studium 1982<br />

mit einem Diplom ab.<br />

Von 1982-1984 arbeitete er<br />

im politischen Büro des ASTA<br />

der Uni Kiel.<br />

AbL: Im September 1982<br />

war er der Initiator der Gründung<br />

der AbL in Schleswig-<br />

Holstein.<br />

Im November 1984 wurde<br />

er von der Bundesmitgliederversammlung<br />

zum Bundesgeschäftsführer<br />

der AbL<br />

gewählt und hat dieses Amt<br />

bis heute inne.<br />

Erfahrungsbericht eines<br />

(Bauern- und Umwelt-) Aktiven<br />

32<br />

Wie gelingt es neue Themen in die Politik<br />

und die Gesellschaft einzuführen? Alleine<br />

bewegen wir hier wenig. Es braucht Bündnisse<br />

dazu. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche<br />

Landwirtschaft hat seit Mitte der 1980er<br />

Jahre eine intensive Bündnisarbeit vorangetrieben,<br />

um gemeinsam mit Umwelt-, Natur-,<br />

Tierschutz und Dritte Welt-Initiativen sich<br />

stark zu machen für einen Wandel der Agrar-<br />

und Ernährungspolitik Europas und vor allem<br />

Deutschlands. Bündnisse unterschiedlichster<br />

Ausrichtungen (z.B. IG Nachbau, Gentechnik-Bündnisse,<br />

agrarpolitische Plattformen,<br />

Bäuerliche Notgemeinschaft Gorleben)<br />

sind entstanden, um auf die Politik einzuwirken.<br />

Georg Janßen hat diese Bündnisse von<br />

Anfang an begleitet.<br />

Im ersten Teil des Workshops werden ausgehend<br />

von diesen Erfahrungen die unterschiedlichen<br />

Facetten, Bedingungen und<br />

auch Probleme von Bündnisarbeit dargestellt<br />

und diskutiert.<br />

Im zweiten Teil des Workshops werden wir<br />

an einem konkreten Fallbeispiel ( z.B. Bundestagswahl<br />

2013) Ideen und Möglichkeiten für<br />

eine agrar- und umweltpolitisch motivierte<br />

Bündnisarbeit entwickeln.


33 Freitag, 14:30 – 14:30 Uhr, Workshop<br />

Holger Mittelstraß,<br />

Msc<br />

Geb. 1963 in Karlsruhe, 4 Kinder.<br />

1987 absolvierte er seine<br />

landwirtschaftliche Gehilfenprüfung,<br />

nach einer Lehre<br />

auf mehreren Biohöfen. Den<br />

Studiengang Agrarwissenschaften<br />

der Uni Kassel, StudienschwerpunktBetriebswirtschaft,<br />

mit verschiedene<br />

Praktika im ökologischen<br />

Bereich (Schweiz, Kanaren,<br />

Kenya), beendete er 1991<br />

mit Diplomabschluss. Hiernach<br />

folgte 1998 ein Magisterabschluss<br />

(MSc) im Ergänzungsstudium<br />

Internationale<br />

Berufspädagogik an der Universität<br />

Kassel.<br />

Seit 1992 ist er Studienkoordinator,<br />

Praktikumsreferent<br />

und Geschäftsführer der Prüfungsausschüsse<br />

am Fachbereich<br />

Ökologische Agrarwissenschaften<br />

der Universität<br />

Kassel-Witzenhausen, Lehrtätigkeiten<br />

im Bereich Permakultur,Veranstaltungsma-<br />

nagement und Kommunikation und ist unter<br />

anderem Betreuer der Projekte <strong>Konferenz</strong><br />

und Auslandsexkursion. Von 1995 bis 1999<br />

war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter des<br />

Modellversuchs im Hochschulbereich Ökologischer<br />

Landbau, Universität Kassel, und veröffentlichte<br />

verschiedene Publikationen über<br />

Curriculumentwicklung und Qualitätssicherung<br />

der Lehre.<br />

Außerdem unterstützte er den Aufbau des<br />

Dreschflegel-Biosaatgutversandes in Witzenhausen<br />

und fungierte als Assistenz der<br />

Geschäftsführung.<br />

Witzenhausen -<br />

eine (R)evolution von unten<br />

Workshop von Holger Mittelstraß,<br />

mit Susanne Dlugowski, Nicola Jathe<br />

& Eberhard Kölsch<br />

Beschreibung: siehe Seite 35


Freitag, 14:30 – 17:30 Uhr, Workshop<br />

Dipl. Ing agr.<br />

Susanne Dlugowski<br />

1961 geboren (bei Bremerhaven),<br />

2 Kinder, Gärtnerin,<br />

Schwerpunkt Zierpflanzenbau.<br />

Mit NGO zum<br />

Wiederaufbau in Nicaragua<br />

(Häuserbau, Baumschule,<br />

Gemüsebau).Auf Biolandhof<br />

in Betriebsgemeinschaft, Leiterin<br />

des Feld- und Gemüsebaus.Diplomingenieurin<br />

Agrarwirtschaft, 1989 bis<br />

1995, Schwerpunkt Pflanzenproduktion,Gesamthochschule<br />

Kassel-Witzenhausen.<br />

Während des Studiums aktiv<br />

in einer studentischen AG zur<br />

Entwicklung und Erprobung<br />

des SPÖL (Schwerpunkt Ökologischer<br />

Landbau), diverse<br />

Hiwi-Tätigkeiten im Feldversuchswesen.<br />

Nach dem Studium<br />

ca. 10 jährige Tätigkeit<br />

in unterschiedlichen Projekten<br />

der Uni Kassel-Witzenhausen:<br />

Modelversuch Ökologischer<br />

Landbau (MÖL), EU<br />

34<br />

Projekte zu phytopathologischen Fragen des<br />

ökologischen Kartoffelanbaus; zum Einsatz<br />

von Mykorrhizapilzen und Qualitätskomposten<br />

im ökologischen Gemüse- und Zierpflanzenanbau,<br />

zu Fragen des Phosphorhaushaltes,<br />

Organisation der 8. Wissenschaftstagung<br />

Ökologischer Landbau in Kassel. Selbständige<br />

Tätigkeiten im Bereich Planung von Privatgärten,<br />

Teichanlagen, Gehölzschnitt, Beratung<br />

und Werkverträge mit Uni Kassel. EU-finanzierte<br />

Fortbildung im Bereich nachwachsende<br />

Rohstoffe und Bioenergie. Tätigkeit in Ingenieurbüro<br />

zur Planung, Bau und Erweiterung<br />

von Biogasanlagen.<br />

Ing. agr.<br />

Eberhard Kölsch<br />

Geboren 1952 in Anzhausen/Siegener Land,<br />

1970 LTA, bis 1974 im NPI-Institut für Züchtungsforschung<br />

in Köln, 1978 Abschluss als<br />

grad. Ing. an der gesamthochschule Kassel in<br />

Witzenhausen, von 1979-1992 mit Dienst in<br />

Übersee in Tanzania, seit 1993 am FÖL im Versuchswesen


35<br />

Nicola Jathe<br />

Geb. 1983 in Hannover. Von<br />

2004 bis 2007 erwarb sie das<br />

Diplom Ökologische Landwirtschaft,<br />

mit dem Schwerpunkt<br />

Agrarmanagement, so<br />

wie den Master Ökologische<br />

Landwirtschaft von 2007 bis<br />

2009, ebenfalls an der Uni<br />

Kassel. In dieser Zeit vollzog<br />

sie diverse Tätigkeiten als studentische<br />

Hilfskraft für die<br />

Fachgebiete Tierernährung<br />

und Tiergesundheit, Nutztierethologie<br />

und Tierhaltung,<br />

Agrartechnik Ökol. Lebensmittelqualität<br />

und das Dekanat.<br />

Im Rahmen des Studiums<br />

absolvierte sie diverse Praktika<br />

auf landw. Betrieben und<br />

im vor- und nachgelagerten<br />

Bereich. Seit 2010 ist sie wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin<br />

im FG Agrartechnik und arbeitet<br />

zum Promotionsthema:<br />

Entwicklung und Erprobung<br />

einer technischen Wühlmöglichkeit<br />

für intensiv gehaltene<br />

Mastschweine<br />

Freitag, 14:30 – 14:30 Uhr, Workshop<br />

Witzenhausen<br />

eine (R)evolution von Unten<br />

Workshop von Holger Mittelstraß,<br />

mit Susanne Dlugowski, Nicola Jathe,<br />

& Eberhard Kölsch<br />

20 Jahre studentisch organisierte <strong>Konferenz</strong>en<br />

sowie natürlich das diesjährige <strong>Konferenz</strong>thema<br />

geben Anlass genug, die umweltbewegte<br />

hochschulpolitische Geschichte des<br />

eigenen Universitätsstandortes unter die<br />

Lupe zu nehmen.<br />

Die exemplarische Darstellung von drei sehr<br />

unterschiedlichen, für die ökologische Orientierung<br />

des <strong>Witzenhäuser</strong> Fachbereichs, sehr<br />

entscheidenden Episoden sollen die damaligen<br />

Ziele, Erwartungen und Maßnahmen<br />

von studentischen und anderen Akteuren<br />

beleuchten in Hinblick auf Erfolg und Misserfolg.<br />

Dargestellt werden die Vorgeschichte<br />

der Professur Methoden des Alternativen<br />

Landbaus 1981, des Studienschwerpunktes<br />

Ökologischer Landbau 1993 sowie der Studieneingangsphase<br />

Projektwochen Ökologie<br />

2005. Im Workshop werden dann Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschiede dieser Episoden<br />

betrachtet und, soweit möglich, Empfehlungen<br />

für ökologische Studienreformvorhaben<br />

an Hochschulen erarbeitet.


Freitag, 14:30 – 17:30 Uhr, Workshop<br />

Johannes Melchert,<br />

M.A.<br />

Jg. 1982, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Göttinger<br />

Institut für Demokratieforschung<br />

im Projekt Kinderdemokratie.<br />

Bis 2010 Studium<br />

der Kommunikations- und<br />

Politikwissenschaft an der<br />

Universität Greifswald; von<br />

2006 bis 2009 für die dortige<br />

Forschungsstelle Rechtsextremismus<br />

tätig. Mitautor der<br />

Studie „Braune Ökologen“<br />

der Heinrich-Böll-Stiftung.<br />

Braune in der<br />

Ökologischen Landwirtschaft<br />

36<br />

Der Workshop betrachtet aktuelle aber auch<br />

historische Facetten brauner Ökologischer<br />

Landwirtschaft. Die Ökologische Landwirtschaft<br />

zeichnet sich durch eine besondere<br />

Nähe zur Natur aus, die sich auch in rechten<br />

und rechtsextremen Positionen zur Landwirtschaft<br />

findet. Anhand von Erfahrungen, Texten<br />

und Bildern möchte ich in diesem Workshop<br />

einen Eindruck vermitteln, wie und vor<br />

allem warum das Thema schon sehr lange im<br />

rechten Lager von Bedeutung ist und welchen<br />

Stellenwert es heutzutage in der Praxis von<br />

brauen Ökosiedlern oder auch in der Außendarstellung<br />

der NPD hat. Daneben soll aber<br />

auch Platz für Diskussionen sein: Sind braune<br />

Ökos ein Problem? Was kann ich gegen braune<br />

Ökobauern in meiner Umgebung tun? Darf ich<br />

den ökologisch korrekt aber politisch inkorrekt<br />

produzierten Apfel kaufen?


37<br />

Podiumsdiskussion<br />

Politik und Ökologische Landwirtschaft<br />

- welche Ideale stehen heute dahinter?<br />

Die Entwicklung und Etablierung des Ökologischen<br />

Landbaus hat für die Generationen<br />

vor uns „Kampf" bedeutet. Heute ist die<br />

Ökologische Landwirtschaft in der Mitte der<br />

Gesellschaft angekommen, selbst in den Discountern<br />

sind Bio-Produkte zu kaufen, die<br />

Nachfrage am Markt steigt stetig. Klimawandel<br />

und die Verknappung der Ressourcen,<br />

sowie eine stetig wachsende Weltbevölkerung<br />

sind neue Fragen, auf welche das ökologische<br />

Wirtschaften eine Antwort sein kann.<br />

Doch was bedeutet das konkret? Wie kann<br />

sich der Standort Witzenhausen, wie die<br />

Ausbildung von Agraringenieur_innen und<br />

Agrarwissenschaftler_innen auf diese Herausforderung<br />

einstellen? Noch ist unsere<br />

Ausbildung „Ökologische Agrarwissenschaften“<br />

fürs Erste gesichert und einmalig.<br />

Welche Kämpfe sind heute zu führen, um<br />

die Fragen des Morgen zu beantworten? Was<br />

und in welche Richtung muss sich ändern:<br />

für die Ausbildung, in der Politik und im wirtschaftlichen<br />

Handeln? Brauchen wir auch<br />

neue Formen der Kommunikation und des<br />

Umgangs?<br />

Um diese Fragen zu diskutieren haben wir<br />

eingeladen:<br />

Samstag, 9:00 – 11:45 Uhr, Podiumsdiskussion<br />

Dr. Birgit Wilhelm<br />

[Moderation]<br />

studierte von 1990 bis 1995<br />

Agrarwissenschaften an<br />

der FH Weihenstephan mit<br />

Abschluss Diplom Agraringenieurin<br />

(FH). Danach arbeitete<br />

sie zwei Jahre in einem<br />

GTZ Projekt „Förderung<br />

der Tierzucht im Atacora“<br />

in Benin (Westafrika). Von<br />

1999 bis 2007 war sie Referentin<br />

in der internationalen<br />

Abteilung von Naturland e.V..<br />

2007 bis 2010 promovierte<br />

sie an der Universität Kassel,<br />

im Fachgebiet Agrartechnik<br />

„konservierende Bodenbearbeitung<br />

im Ökolandbau“, mit<br />

einer abschließenden Dissertation<br />

im August 2010. Seit<br />

2011 ist sie Referentin für<br />

nachhaltige Landwirtschaft<br />

und Ressourcenschutz,<br />

beim WWF Deutschland.


Samstag, 9:00 – 11:45 Uhr, Podiumsdiskussion<br />

Josef Jacobi<br />

Geb.1945 in Körbecke bei<br />

Warburg. Nach dem Gymnasium,<br />

Ausbildung zum staatl.<br />

geprüften Landwirt. Seit<br />

der Übernahme des elterlichen<br />

Hofes (1972) Ausbildung<br />

zahlreicher Praktikanten<br />

und Lehrlinge. Weitere<br />

Stationen: Landesjugendarbeit,Jugendzentrumsbewegung,Umweltgruppenarbeit,<br />

Mitarbeit „Bauernblatt“.<br />

Gründung der AbL und von<br />

1986-1996 deren Bundesvorsitzender.<br />

1995 Vorsitzender<br />

einer Milcherzeugungsgemeinschaft.<br />

1996 Gründung<br />

der Biomolkerei „Upländer<br />

Bauernmolkerei“ und deren<br />

Vorsitzender. 2001 Gründung<br />

und Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der „Bio-Bauern-Beteiligungs<br />

AG“, (AktienGes. zur<br />

Finanzierung von Projekten<br />

im Biobereich.) 2002 Einrichtung<br />

eines ökol. Informationszentrums<br />

und Gründung<br />

einer Landschaftsstation.<br />

Dipl. Ing. agr.<br />

Hans-Jürgen Müller<br />

55 Jahre alt. Seit 1984 Bewirtschaftung<br />

des landwirtschaftlichen<br />

Betriebes „Gut Fahrenbach“<br />

im Rahmen einer<br />

Betriebsgemeinschaft (mit<br />

einer Landwirtin und einem<br />

weiteren Landwirt). Umstellung<br />

auf Ökologischen Landbau<br />

in 1984. Erweiterung<br />

der Betriebsfläche von 53 ha<br />

(1984) auf 200 ha (2012).<br />

Betriebsschwerpunkte:<br />

Mutterkuhhaltung zur Rindfleischerzeugung<br />

und Getreideanbau<br />

mit intensiver<br />

Direktvermarktung in beiden<br />

Bereichen. Ausbildung von<br />

Lehrlingen und Praktikanten.<br />

Demonstrationsbetrieb für<br />

Ökologischen Landbau (Bundesprogramm<br />

Ökologischer<br />

Landbau). Seit 2012 Sprecher<br />

der Vereinigung Ökologischer<br />

Landbau in Hessen (VÖL).<br />

Seit 2006 Mitglied im Präsidium<br />

des Bioland e.v.<br />

38


39<br />

Dr. Jürn Sanders<br />

Jg. 1974, hat an der University<br />

of Wales promoviert und<br />

zehn Jahre in der Schweiz am<br />

Forschungsinstitut für biologischen<br />

Landbau gearbeitet;<br />

zuvor Studium der Wissenschaftlichen<br />

Politik und<br />

VWL in Freiburg (DE) und der<br />

Ökol. Landwirtschaft in Witzenhausen<br />

(DE), Aberystwyth<br />

(UK), Kopenhagen (DK) und<br />

Viterbo (IT). Seit 2007 arbeitet<br />

er am Thünen-Institut<br />

für Betriebswirtschaft in<br />

Braunschweig, an dem er das<br />

Arbeitsgebiet „Ökonomik des<br />

Ökologischen Landbaus“ leitet<br />

und die Bundesregierung<br />

zu agrarpolitischen Themen<br />

berät. In den letzten zehn<br />

Jahren war Jürn Sanders an<br />

verschiedenen Forschungs-<br />

und Beratungsvorhaben beteiligt,<br />

die sich mit der Agrarpolitik<br />

im Allgemeinen und<br />

der Förderung und Wirtschaftlichkeit<br />

des ökol. Landbaus<br />

in Europa im Besonderen<br />

beschäftigt haben.<br />

Samstag, 9:00 – 11:45 Uhr, Podiumsdiskussion<br />

Phillip Brändle<br />

Phillip Brändle ist am 6.7.84<br />

in Stuttgart geboren. Nach<br />

der Schule absolvierte er eine<br />

Ausbildung zum Landwirt<br />

und arbeitete anschließend<br />

ein knappes Jahr als LandwirtschaftlicherBetriebshelfer.<br />

Aktuell studiert er Ökologische<br />

Agrarwissenschaften<br />

an der Universität Kassel/Witzenhausen.<br />

Nebenher engagiert<br />

er sich bei den „<strong>Witzenhäuser</strong><br />

Agrar-Studierenden,<br />

Landwirten und Gärtnern für<br />

eine gentechnikfreie Landwirtschaft“<br />

sowie bei der<br />

„jungen Arbeitsgemeinschaft<br />

bäuerliche Landwirtschaft“<br />

(jAbL).


Samstag, 9:00 – 11:45 Uhr, Podiumsdiskussion<br />

Prof. Dr.<br />

Anna Maria Häring<br />

Dr. Anna Maria Häring ist seit<br />

2004 als Professorin für „Politik<br />

und Märkte in der Agra-<br />

und Ernährungswirtschaft“<br />

und Leiterin des Bachelorstudiengangs<br />

„Ökolandbau und<br />

Vermarktung“ an der Hochschule<br />

für nachhaltige Entwicklung<br />

(FH) Eberswalde<br />

tätig. Dort engagiert sie sich<br />

u.a. für eine intensive Vernetzung<br />

der Lehre und Forschung<br />

mit der ökologischen<br />

Land- und Lebensmittelwirtschaft,<br />

beispielsweise durch<br />

den Aufbau des „Netzwerk<br />

Studienpartner Ökobetrieb“<br />

und durch die Mitwirkung an<br />

zahlreichen Forschungsvorhaben<br />

und Expertengremien<br />

für die ökologische Land- und<br />

Lebensmittelwirtschaft. Derzeit<br />

ist sie an der Evaluation<br />

des BÖLN beteiligt. Ihre Promotion<br />

fertigte Anna Häring<br />

an der Universität Hohenheim<br />

zur Wirkung agrarpolitischer<br />

Maßnahmen auf ökologische<br />

Milch- und Ackerbaubetriebe<br />

in verschiedenen europäischen<br />

Ländern an. Während<br />

dieser Zeit arbeitete sie als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

an verschiedenen EU-Projekten<br />

und Publikationen mit<br />

dem Schwerpunkt „Politik für<br />

den Ökologischen Landbau“<br />

mit.<br />

Anna Häring studierte an<br />

der Universität Hohenheim<br />

und der Ohio State University,<br />

USA, wo sie auch als wissenschaftliche<br />

Assistentin tätig<br />

war. Nach einem Forschungsaufenthalt<br />

am Centro Internacional<br />

de Agricultura Tropical,<br />

Kolumbien arbeitete<br />

sie an einem Bodenschutzprojekt<br />

der Gesellschaft für<br />

Technische Zusammenarbeit<br />

mit.<br />

40


41<br />

Dienstag, nach dem Vortrag:<br />

Sektempfang<br />

mit musikalischer Begleitung durch<br />

die Band Nica´s Dream<br />

Nica´s Dream ist ein professionelle<br />

Jazzband aus Göttingen, bestehend<br />

aus Kontrabass (Martin Tschoepe),<br />

Gitarre (Tobias Latzko, teilweise auch<br />

Gesang) und Schlagzeug (Ray Kaczynski).<br />

Ihr Repertoire besteht zum größten<br />

Teil aus klassischen Swing- und<br />

Latin-Jazz-Standards, aber auch die<br />

Einflüsse aus Funk, Blues und Rock<br />

sind bei einigen Stücken nicht zu<br />

überhören.<br />

Donnerstag, 20:00 Uhr:<br />

Kinofilm im Capitol<br />

Was weg is, is weg<br />

Abendprogramm<br />

Irgendwo im Niederbayern der Achtzigerjahre.<br />

Seit einem schweren Schicksalsschlag,<br />

der schon länger zurückliegt,<br />

haben sich drei Brüder nur<br />

noch wenig zu sagen. Während Hansi<br />

inzwischen als Versicherungsvertreter<br />

einen auf dicken Macker macht<br />

und Ökoaktivist Lukas am liebsten<br />

am anderen Ende der Welt Wale retten<br />

will, hat sich der dicke Paul völlig<br />

in sich zurückgezogen und redet nur<br />

noch wirres Zeug. Schließlich ist es<br />

ausgerechnet ein abgesägter Unterarm,<br />

der die drei Brüder auf dem Bauernhof<br />

der Eltern wieder zusammenführt.<br />

Regie, Drehbuch: Christian Lerch


Abendprogramm<br />

Freitag, 20:30 Uhr:<br />

Konzert im Zeichensaal<br />

Octopus Prime<br />

Acht Tentakel, acht Musiker, Octopus<br />

Prime kommt aus der Tiefsee um<br />

euch mit seinem Submarinem Reggae<br />

Rock mit auf seine Reise durch die<br />

Strömungen der Musik zu nehmen.<br />

Stets neue Wege suchend, sammelte<br />

er ab dem Jahre 2003 auf seiner<br />

Tour entlang der Küsten des Skapunks<br />

erste Erfahrungen („Blockhead“), entwickelte<br />

ab 2006 seine Fertigkeiten<br />

bei Surftrips über die Wellen des Ska<br />

(„The Skapitanos“), um nun als Herrscher<br />

der Meere sein eigenes Reich zu<br />

gestalten. Musikalische Evolution mit<br />

einem Resultat:<br />

Octopus Prime!<br />

42


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