Download - Mütter gegen Atomkraft eV
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6<br />
Anti-Atom<br />
Magazin der <strong>Mütter</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Atomkraft</strong> e.V. 2007<br />
Wochen zuvor hatte sich EnBW<br />
unbequemen Wahrheiten sogar noch<br />
massiver ausgesetzt. Erstmals richtete<br />
der Konzern den „Deutschen<br />
Klimakongress“ aus. Mit Mojib Latif<br />
und John Schellnhuber sprachen<br />
zwei ausgewiesene Klima-Mahner.<br />
Die Eröffnungsrede blieb dem bekennenden<br />
<strong>Atomkraft</strong>gegner Sigmar<br />
Gabriel (SPD) vorbehalten. Der<br />
Bundesumweltminister hatte – passenderweise<br />
– kurz zuvor die Zerschlagung<br />
der Stromkonzerne gefordert.<br />
Und Al Gore war per Video-<br />
Schaltung dabei.<br />
Am Ende des Kongresses stand die<br />
„Berliner Erklärung“, in der mit Blick<br />
auf den Klimawandel nicht weniger<br />
als ein „Wendepunkt im globalen<br />
Bewusstsein“ angemahnt wird.<br />
Die Energiekonzerne gehören zu den<br />
ganz großen Treibhausgas-Emittenten.<br />
Mittelfristig zumindest können<br />
sie daran nicht viel ändern. Hilft<br />
es überhaupt, sich selbst an den<br />
Pranger zu stellen, um sein Image zu<br />
korrigieren?<br />
Ein PR-Berater, der seinen Namen<br />
nicht nennen möchte, ist da skeptisch:<br />
„Die ganze Branche ist in den<br />
vergangenen Monaten in ein kommunikatives<br />
Desaster gestolpert.<br />
Wer es schafft, gleichzeitig die Minister<br />
Gabriel und Glos <strong>gegen</strong> sich aufzubringen,<br />
muss schon viel falsch<br />
machen.“<br />
Auch große Teile der Wirtschaft betrachten<br />
die Stromkonzerne mit großem<br />
Argwohn. Die Energieversorger<br />
stünden vor den Scherben ihres über<br />
Jahre von Arroganz geprägten Auftretens<br />
in der Öffentlichkeit, heißt es.<br />
„Einige Akteure haben nun gemerkt,<br />
dass sie sich grundlegend anders<br />
verhalten müssen.“<br />
Der PR-Mann erkennt jedoch deutliche<br />
Unterschiede in den Strategien<br />
von E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall.<br />
EnBW gehe so offensiv wie kein<br />
zweites Unternehmen der Branche<br />
vor. „Die stellen sich beim Klimaschutz<br />
gleich an die Spitze der Bewegung.“<br />
Da sei ein „fundamentales<br />
Umsteuern“ im Gange. Auch RWE<br />
habe sich weiterentwickelt. E.ON<br />
da<strong>gegen</strong> verhalte sich noch abwartend.<br />
Mancher vermutet gar einen doppelten<br />
Boden hinter der neuen Ökosorge<br />
der Stromkonzerne: Soll die Thematisierung<br />
des Klimawandels am<br />
Ende nur der klimafreundlichen Kernkraft<br />
in Deutschland zum Comeback<br />
verhelfen? Die Konzerne wissen: Die<br />
Vorbehalte in der Bevölkerung <strong>gegen</strong><br />
Atomstrom sind groß.<br />
Im von RWE geförderten Energie-<br />
Buch widmen sich gleich vier Beiträge<br />
der Kernenergie. Ein Plädoyer für<br />
diese Form der Energiegewinnung<br />
sind sie allerdings nicht. Im Gegenteil:<br />
Es überwiegt ein skeptisch-distanzierter<br />
Unterton.<br />
Manchmal aber sabotieren die Konzerne<br />
auch ihre eigenen PR-Bemühungen.<br />
Lange hatte die Branche<br />
versucht, das Thema Atomausstieg<br />
gar nicht zu thematisieren. Doch mit<br />
dem Antrag von RWE auf eine Laufzeitverlängerung<br />
für das Kernkraftwerk<br />
Biblis A war es mit der Ruhe<br />
schnell wieder vorbei.<br />
Von Klaus Stratmann,<br />
gekürzt aus Handelsblatt<br />
vom 8. November 2006<br />
©Foto: www.pixelio.de – Fotograf: Ernst Rose