Golf Journal (6,1MB) - Golfclub Barbarossa
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Oma hat es zuletzt erfahren. Vielleicht war es mir ein bisschen peinlich, weil Oma ja die<br />
schlechten Zeiten miterlebte - vielleicht lag es auch nur daran, dass in unserer Familie nie<br />
zuvor einer auf die Idee gekommen wäre, einen <strong>Golf</strong>platz zu betreten. Auf jeden Fall erfuhr<br />
Oma es erst, als alle anderen es bereits wussten. Das Getuschel der Tanten („Er<br />
kümmert sich nicht um seine Kinder“), die Blicke der Kollegen („Er fährt schon seit<br />
zehn Jahren den gleichen Wagen!“) und das Misstrauen der Nachbarn („Mault über<br />
schlechte Grüns, aber mäht im Garten den Rasen nicht!”) waren längst Gewohnheit<br />
geworden. Nur Oma wusste von nichts.<br />
DARÜBER LACHT DER BARBAROSSA GOLFER<br />
Besuch von der Oma - von Ulrich Kaiser<br />
Oma erfuhr es, als sie zu Besuch da war. Für den Sonntagmorgen hat sie einen Kirchenbesuch<br />
geplant, ich dagegen das Turnier um den Monatsknopf. Oma sagte mit einer Stimme, die eine<br />
Oktave höher als sonst lag: „<strong>Golf</strong>?! Mit solchen Leuten verbringst du deine Zeit??!! Ich<br />
dachte du wärst langsam erwachsen geworden!” Ich sagte zerknirscht: „Einige der Leute sind<br />
aber ganz nett!” Oma sagte nichts. Am Sonntagmorgen war ich schon beim Monatsknopf,<br />
als Oma sich zur Kirche aufmachte.<br />
Das sensationelle Spiel<br />
Ich verpasste an diesem Tag nach sensationellem Spiel nur ganz knapp das dritte Netto und<br />
kam deshalb etwas später nach Hause. Oma sagte: „Wie lange dauert so ein <strong>Golf</strong>spiel?”<br />
Ich sagte: „Ungefähr knapp vier Stunden!” Oma sagte: „Und warum brauchst du zwölf<br />
Stunden, bis du heimkommst?” Ich sagte: „Es hat sich so ergeben, und dann war da<br />
auch noch eine Siegerehrung. Es gehört sich, dass man dabei ist!” Oma sagte<br />
„Hast du gewonnen?” Ich sagte: „Nein, nicht ganz!” Oma sagte: „Dann kannst du auch<br />
früher heimkommen!” Ich schwieg schuldbeladen. Oma wollte übrigens vierzehn<br />
Tage bleiben. Am nächsten Morgen sagte Oma: „Ich werde mir das einmal<br />
anschauen!” Ich sagte: „Was, bitte?” Oma sagte: „Das <strong>Golf</strong>spiel!” Ich sagte:<br />
„Das geht doch nicht - vielleicht zeigen sie <strong>Golf</strong> im Fernsehen. Schau`<br />
es dir dort an!” Oma sagte unbeirrt: „Wann gehst du wieder zum<br />
Monatsknopf? Ich sagte: „Erst im kommenden Frühjahr!” Oma sagte:<br />
„Solange will ich nicht bleiben. Wann also ist wieder <strong>Golf</strong>?” Ich<br />
muss darauf hinweisen, dass es in unserem Club ziemlich ungewöhnlich<br />
ist, in der Begleitung der Oma auf die Runde zu<br />
gehen. Wer allerdings unsere Oma kennt, weiß, dass sie alles<br />
durchsetzt, was sie sich vornimmt. Ich sagte: „Morgen früh um<br />
sieben!” Oma nickte und sagte: „Nimm noch etwas von der<br />
Himbeermarmelade - ich habe sie selbst gemacht!” Ich nahm<br />
Himbeermarmelade.<br />
Nun fang schon an<br />
Ich hatte keine besonders ruhige Nacht. Oma saß bereits<br />
beim Frühstück mit selbstgemachter Himbeermarmelade.<br />
Aber der Platz war menschenleer, was am leichten Nieselregen<br />
liegen konnte. Oma sagte: „Du bist wenigstens an<br />
der frischen Luft!“ Oma sagte weiter: „Wozu brauchst du<br />
so viele Schläger!“ Oma sagte: „Nun fang` schon an!“ Ich<br />
schlug einen sehr schönen Drive, der erst kurz vor dem<br />
Ende der Flugbahn wie üblich ein wenig nach rechts<br />
driftete. Oma sagte: „Ich habe den Ball nicht gesehen!“<br />
Ich sagte: „Gehen wir!“ Der Ball war blöde unter eine<br />
kleine Tanne gerollt, ich schubste ihn mit der Fußspitze<br />
in eine etwas bessere Lage. Oma sagte: „Darf man<br />
das?“ Ich sagte: „Eigentlich nicht!“ Oma sagte: „Warum<br />
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