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Einführung - D-CHAB - ETH Zürich

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Schwämme vom Mittelalter bis heute:<br />

Primitive Requisiten oder Hochleistungsorganismen?<br />

COLLEGIUM@HÖNGGERBERG<br />

Forum Molekulare Wissenschaften<br />

18.45 - 19.05 Uhr<br />

Pause mit kleinen Snacks und Getränken vor dem Hörsaal<br />

Die kleine Bildausstellung befindet sich auf dem H-Stock<br />

7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

1


Schwämme sind Tiere, die Wasser durch<br />

Poren und Kanalsysteme ihres Körpers<br />

filtern, um Nahrungspartikel aufzunehmen<br />

bzw. Endprodukte auszuscheiden.<br />

Je nach Ausbildung des Gastralraumes<br />

drei Bautypen: A) Ascon B) Sycon C) Leucon<br />

1) Suboscularraum 2) Oscula<br />

3) Radialtuben 4) Geisselkammern 5) & 6) Poren<br />

7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

Baupläne der Schwämme (Porifera)<br />

Ascon-Typ: schlauchförmiger Körper mit<br />

zentralem Hohlraum mit<br />

undifferenzierter Wandung und nur<br />

einer zentralen Ausströmöffnung<br />

(Osculum)<br />

Sycon-Typ: um einen grossen Hohlraum<br />

herum wird Choanoderm (Deckzellschicht<br />

des Innenraumes mit Kragengeisselzellen)<br />

durch Radialtuben in das<br />

Mesohyl (extrazelluläre Matrix)<br />

eingelagert, wodurch eine Oberflächenvergrösserung<br />

erreicht wird<br />

Leucon-Typ: der differenzierteste Bautyp<br />

mit Geisselkammern im<br />

Schwamminneren. Die ausgeprägte<br />

Oberflächenvergrösserung ermöglicht<br />

grössere Schwammkörper<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

2


7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

Kalkschwämme (Calcarea)<br />

• fossil seit dem Kambrium nachweisbar<br />

• die Zahl der rezenten Arten wird auf 400 bis<br />

500 geschätzt<br />

• besitzen kalzitische Spicula vom ein-, dreioder<br />

vierstrahligen Typ, auch verschmolzene<br />

Kalknadeln<br />

• leben im marinen Bereich, bevorzugt im<br />

flacheren Wasser und versteckt in Höhlenund<br />

Kleinhöhlenbereichen<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

3


7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

Hornkieselschwämme (Demospongiae)<br />

• etwa 6.000 rezente Arten in 600 Gattungen<br />

• (es werden doppelt so viele Arten vermutet)<br />

• derzeit 45 Gattungen von Süsswasserschwämmen<br />

bekannt<br />

• -> etwa 95 % aller rezenten Arten gehören<br />

den Demospongiae an<br />

• Skelett aus Silikatdioxid-Spicula und dem<br />

Protein Spongin<br />

• Megaskleren monaxon oder tetraxon<br />

• stets nach dem Leucon-Typ gebaut<br />

• wenige mm bis über 2 m im Durchmesser<br />

Naturschwämme aus Arten wie<br />

Pferdeschwamm und Spongia officinalis<br />

(Gewöhnlicher Badeschwamm)<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

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7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

Glasschwämme (Hexactinellida)<br />

• 7 % aller bekannten Schwammarten<br />

• etwa 500 Arten, 17 Familien, 118 Gattungen<br />

• in allen Weltmeeren bis in die Tiefsee<br />

• oft becher- oder röhrenförmig<br />

• Skelett aus sechsstrahligen oder davon<br />

ableitbaren Nadelformen aus amorphem<br />

wasserhaltigem Siliciumdioxid<br />

• bis zu 20 verschieden geformte<br />

Nadeltypen in einer Art<br />

• mit der Basis oder mit einem Faden oder<br />

einem Bündel langer Glasfäden am<br />

Untergrund befestigt<br />

• bieten anderen Tierarten Raum und Schutz<br />

Hyalonema sieboldii („Glaskoralle“) im alten Japan<br />

zu Zimmerschmuck oder Haarnadeln verarbeitet<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

5


Dr. Dirk Erpenbeck<br />

Prof. Dr. Werner Müller<br />

PD Dr. Iris Ritzmann<br />

7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

3 Experten für Ihre Fragen<br />

E-Mail und Homepage<br />

erpenbeck@lmu.de<br />

www.gwdg.de/~derpenb<br />

www.spongegenetrees.org/<br />

wmueller@uni-mainz.de<br />

www.biotecmarin.de/<br />

iritz@mhiz.uzh.ch<br />

www.mhiz.uzh.ch/archive/<br />

6


7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

Evolution:<br />

Der Mensch stammt nicht vom Schwamm ab<br />

Studie : 128 Gene von insgesamt 55 Arten<br />

(unter anderem von 9 Schwämmen, 8 Nesseltieren, 3 Rippenquallen<br />

und der einzig beschriebenen Art der Scheibentiere)<br />

Die Grundlage der Analysen bildete die Phylogenomik, bei der die<br />

stammesgeschichtliche Ähnlichkeit von Lebewesen durch den Vergleich<br />

ihrer Gene bestimmt wird.<br />

Die Forscher analysierten mehr als 30.000 einzelne Positionen in der<br />

Erbinformation, die für die Zusammensetzung von Proteinen kodieren.<br />

Mithilfe rechnergestützter Analysen erstellten sie einen evolutionären<br />

Stammbaum, der den Verwandtschaftsgrad der einzelnen Arten<br />

darstellt.<br />

Eines der Hauptergebnisse der Studie legt nahe, dass alle Schwamm-<br />

Arten von einem einzigen Vorfahren abstammen. Dieser ist jedoch kein<br />

direkter Vorfahr der Zweiseitentiere (Bilateria), zu denen Würmer,<br />

Weichtiere und Insekten, aber auch die Wirbeltiere gehören.<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

7


7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

Dr. Dirk Erpenbeck<br />

Abteilung für Geo- und Umweltwissenschaften, Paläontologie & Geobiologie<br />

Molekulare Paläobiologie, Ludwig Maximilians Universität München<br />

„Evolution der Schwämme - Wie ‹schwammig› ist unsere eigene Geschichte?“<br />

8


7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

CV Dirk Erpenbeck<br />

geb. 1972 in Haltern<br />

1992-1994: Grundstudium der Biologie an der RWTH Aachen<br />

1994-1999: Hauptstudium der Biologie an den Universitäten<br />

Bonn und Lund<br />

sowie am Naturkundemuseum in Madrid<br />

1999-2004: Promotion an der Universität Amsterdam<br />

2005-2007: Postdoc als Marie-Curie Fellow an der Universität<br />

von Queensland sowie dem Queensland Museum<br />

Brisbane (Australien)<br />

2007-2008: Postdoc als Marie-Curie Fellow an der Uni Göttingen<br />

seit 2009: Wissenschaftlicher Leiter des Labors<br />

für Molekulare Paläobiologie der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

9


Biologisch aktive Wirkstoffe und Hightech „Spicula“<br />

Monorhaphis chuni<br />

produziert als einziger Organismus eine einzelne<br />

Schwammnadel von bis zu 3 m Länge und 8 mm<br />

Dicke zur Verankerung im Tiefseeboden des<br />

Indischen und Pazifischen Ozeans.<br />

Schwämme als Lichtleiter<br />

Die Nadeln mancher Arten haben Eigenschaften,<br />

die für die Kommunikationstechnik interessant<br />

sind.<br />

Um ihr Potenzial als Glasfaserkabel zu testen,<br />

Werden die Licht leitenden Eigenschaften der<br />

Schwammnadeln vor einem Laser untersucht.<br />

Schwämme als Ressourcen<br />

für die Pharma-Industrie<br />

Nahezu 50% der aus marinen Invertebraten<br />

isolierten Naturstoffe stammen aus<br />

Schwämmen<br />

� Asthma-Wirkstoffe, Krebstherapie, Wirkstoffe<br />

gegen Viren, Entzündungshemmer<br />

7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

Giesskannenschwamm<br />

mehrere Konstruktionsprinzipien kombiniert<br />

Fasern über viele Grössenordnungen und mindestens<br />

7 hierarchische Ebenen miteinander verknüpft<br />

Glaslamellen untereinander durch eine hauchdünne<br />

Klebeschicht aus organischer Matrix verbunden<br />

Glas aus aneinandergefügten Silikat-Nanopartikel<br />

Bündel aus vielen Fasern unterschiedlicher Dicke mit<br />

Glaszement zu starken Konstruktionsstäben<br />

verbunden<br />

Konstruktionsstäbe vertikal, horizontal, diagonal<br />

angeordnet und zu lockerem Netz verwoben<br />

Gesamte Struktur zusätzlich durch spiralförmige<br />

Rippen verstärkt<br />

Die siebte Ebene ist die geschwungene Form des<br />

Käfigs selbst<br />

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7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

Prof. Dr. E. G. Werner Müller<br />

Departement für Angewandte Molekulare Biologie,<br />

Institut für Physiologische Chemie, Universität Mainz<br />

„Schwämme als einzigartige Produzenten von Biomaterialien“<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

11


7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

CV Werner E.G. Müller<br />

1971-1975: Assistenzprofessor am Institut für Physiologische Chemie,<br />

Universität Mainz<br />

1975-1976: Sabbatical an der University of Kentucky<br />

seit 1977: Departementsvorsteher Angewandte Molekulare Biologie,<br />

Institut für Physiologische Chemie, Universität Mainz<br />

1977, 1982: Gastforschung am Institut für Mikrobielle Chemie, Tokyo<br />

1986-1991: Gastprofessur am Nationalen Krebsforschungsinstitut, Tokyo<br />

1993-1999: Gastprofessor am Department Entwicklungsmedizinische<br />

Wissenschaften, Universität Tokyo<br />

seit 1990: Mitglied der „Akademie gemeinnütziger Wissenschaften<br />

zu Erfurt“<br />

seit 2002: Koordinator des deutschen Exzellenz-Zentrums<br />

„Marine Molekulare Biotechnologie“<br />

12


7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

nicht nur zum Baden und Putzen…<br />

� Schlaf- und Weckschwämme in der „Chirurgia“<br />

Zeichengerät/ Ohrenschoner/ Pessar zur Verhütung/ fein gemahlene Nadeln zur „Rötung“<br />

der Wangen/ Schleifmittel für Messing-, Silber-, Kupfergegenstände/ Polsterung von Rüstungen<br />

-----------<br />

„Wenn man bei einem Menschen etwas sägen oder schneiden will: Man nehme Opium, Thebaicum, ferner<br />

den Saft des Bilsenkrautes, unreife Brombeeren, Salatsamen, Schierlingssaft, Mohn, Alraune und Efeu;<br />

gebe diese in ein Gefäss und tauche einen Schwamm hinein, ganz so, wie er frisch aus dem Meere kommt, ohne<br />

dass Süsswasser ihn berühre. Den Schwamm lege man in die Sonne und lasse ihn daselbst während der Hundstage<br />

trocknen, bis er alle Flüssigkeit aufgenommen hat.<br />

Bei Bedarf kann man nun ein Stückchen von dem Schwamm in nicht zu warmes Wasser tauchen und dem<br />

Patienten in die Nasenlöcher stecken; dann wird er alsbald einschlafen. Will man den Patienten überdies wieder<br />

erwecken, gebe man ihm Fenchelwurzelsaft zum Riechen, da wird er schnell wieder bei sich sein.“<br />

(Nicolas von Salerno)<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

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7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

PD Dr. Iris Ritzmann<br />

Medizinhistorisches Institut, Universität <strong>Zürich</strong><br />

„Schwamm drüber!<br />

Medizingeschichte anhand eines porösen Mediums“<br />

14


7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

CV Iris Ritzmann<br />

(geb. 1962, <strong>Zürich</strong>)<br />

1981-1982 Grundstudium der Psychologie an der Universität <strong>Zürich</strong><br />

1982-1988 Studium der Humanmedizin, eidgenössisches Staatsexamen an der Uni <strong>Zürich</strong><br />

1989-1990Assistentin an der Orthopädischen Universitätsklinik Balgrist <strong>Zürich</strong><br />

1991 Promotion zur „Doktorin der Medizin“, Sozial- und Präventivmedizinisches Institut<br />

1991-1996 Studium der Allgemeinen Geschichte, Medizingeschichte & Sozial- und<br />

Wirtschaftsgeschichte, Uni ZH<br />

1990-1993Assistentin am Medizinhistorischen Institut und Museum der Universität <strong>Zürich</strong><br />

1993-1997 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Medizinhistorischen Institut und Museum<br />

sowie Lehrbeauftragte der Medizinischen Fakultät der Universität <strong>Zürich</strong><br />

1997-2001Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Geschichte der Medizin<br />

der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart<br />

seit 2001: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Medizinhistorischen Institut u. Museum Uni ZH<br />

seit 2002: Leitung der Handschriften- und Bildersammlung des Medizinhistorischen Instituts<br />

2003: Gründung und seither Leitung des Medizinhistorischen Archivs<br />

seit 2005: PD für Medizingeschichte an der Universität <strong>Zürich</strong><br />

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7. Oktober 2009<br />

Diskussionsforum Schwämme<br />

Klostermedizin vom Mittelalter bis heute:<br />

Farbenprächtige Kräuterbeete oder durchdachte Heilkunst?<br />

Mittwoch, 4. November 2009, HCI Hörsaal G3, 17.30 - 20.00 Uhr<br />

17.30 - 17.45 Dr. Barbara Brauckmann (D-<strong>CHAB</strong>, <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>)<br />

Begrüssung, <strong>Einführung</strong> in das Thema und Vorstellung der 3 Referenten<br />

17.45 - 18.15 P. Dr. Hermann Josef Roth (Redaktion Cistercienserchronik Bonn)<br />

Mittelalter (Hildegard von Bingen, Walahfrid Strabo, Alanus ab Insulis), Globaler<br />

Wissenstransfer im 16./17. Jahrhundert, Wissenschaft im Barock, Missverständnis<br />

und Missbrauch in der Gegenwart<br />

18.15 - 18.45 Dr. Johannes Mayer (Geschichte der Medizin, Universität Würzburg)<br />

Überlieferung/Grundlagen der Klostermedizin anhand der Werke ‹Lorscher Arzneibuch›,<br />

‹Macer floridus›, ‹Causa et Curae›, ‹Liber graduum› bis ‹Gart der Gesundheit›<br />

Pause mit kleinen Snacks und Getränken vor dem G 3<br />

19.05 - 19.35 Dr. Wighard Strehlow (Hildegard Zentrum Bodensee)<br />

Hildegard- Aderlass, Fälle aus der Praxis, Ernährungstherapie, Fasten, Lebensstil,<br />

Bestätigungen der Schulmedizin<br />

19.35 - 20.00 Prof. Dr. Gerd Folkers (Collegium Helveticum <strong>Zürich</strong>)<br />

Moderation - Fragen und Antworten, Diskussion<br />

Poster-Ausstellung auf dem H-Stock zum Thema Klostermedizin<br />

<strong>Einführung</strong><br />

Dr. Barbara Brauckmann, D-<strong>CHAB</strong><br />

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