Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, leider kann ... - Die Hennefpartei
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- 1 – CDA Hennef: 01.02.10 – Grußwort von Doris Leven<br />
<strong>Liebe</strong> <strong>Kolleginnen</strong>, <strong>liebe</strong> <strong>Kollegen</strong>,<br />
<strong>leider</strong> <strong>kann</strong> ich selber – auf Grund der winterlichen Verhältnisse – an Eurer<br />
Veranstaltung mit Mitgliederehrung nicht teilnehmen.<br />
<strong>Die</strong>s bedaure ich sehr und grüsse Euch alle ( aus dem verschneiten Siebengebirge )<br />
verbunden mit einem herzlichen Dankeschön an unsere heutigen Jubilare ( Werner<br />
Amft, Felix Becker und Klaus Pipke ) für ihre langjährige Treue zur CDA und ihre<br />
Unterstützung bei unserer gemeinsamen Arbeit.<br />
Regina hatte mich gebeten, zur aktuellen Sozialpolitik und der Arbeit der CDA zu<br />
sprechen - dies möchte ich nun gern per „Grußwort“ tun:<br />
<strong>Die</strong> „ Finanzkrise“ und deren Ursache zeigt deutlich, dass der soziale Friede und die<br />
Sozialpartnerschaft gefährdet sind.<br />
Der Wert eines Unternehmens spiegelt sich nicht im Markterfolg, in der Kompetenz<br />
der Mitarbeiter oder in der Zufriedenheit der Kunden wider, sondern in zukünftigen,<br />
kurzfristigen Zahlungsströmen.<br />
Unternehmen werden heute oftmals nur als Vermögensgegenstand der Aktionäre<br />
betrachtet und nur deren Interessen bedient, nicht jedoch die der Mitarbeiter und<br />
Kunden.<br />
Gleichzeitig wird ausschließlich auf kurzfristigen Gewinn gesetzt; es ist „ Kapitalismus<br />
pur“ – wie es die Sozialenzyklika beschreibt:„ eine Entartung des Wirtschaftens,<br />
indem die Kapitaleigner die Wirtschaft nach ihrem Interesse steuern, auf Kosten der<br />
Menschenwürde der Arbeitnehmer und des Allgemeinwohls“.<br />
Deshalb ist es wichtig, dass die „ soziale Partnerschaft “ und auch das<br />
„ Allgemeinwohl“ neu gestärkt werden müssen.<br />
Grosse Geldströme vagabundieren weltweit, ohne dass die Allgemeinheit oder auch<br />
Arbeitnehmer hieran ( an den Gewinnen ) beteiligt werden. Beteiligt wurden wir erst,<br />
als der Finanzmarkt zusammenbrach und die Staaten ( also die Bürger und<br />
Arbeitnehmer ) die Verluste auffangen mussten.<br />
„ Privatisierung“ der Gewinne ( = Gewinne für Einzelne ) und „ Sozialisierung“ der<br />
Verluste ( = Verluste für die Gemeinschaft ) bringt den sozialen Frieden ins<br />
Wanken.<br />
Wir stehen heute vor einer neuen grossen Herausforderung, wie sie zu vergleichen<br />
ist, mit der Zeit der „ Industrialisierung“.<br />
„ Teilhabegerechtigkeit“ muss in praktische Politik umgesetzt werden.<br />
Immermehr Erträge entstammen nicht mehr aus der Arbeit der Menschen vor Ort,<br />
sondern allein der „ Finanzmarkt “ arbeitet und grenzt Menschen weltweit aus.<br />
Deshalb brauchen wir eine Ordnungspolitik mit einem Steuersystem, dass Kapital<br />
und Arbeit gleich behandelt: hierzu gehört auch eine Besteuerung von<br />
Finanztransaktionen.
- 2 – CDA Hennef: 01.02.10 – Grußwort von Doris Leven<br />
Wenn unsere Kinder eine Zukunft haben sollen, im Alter keine Armut droht und auch<br />
Arbeitsplätze erhalten bleiben, von denen die Menschen auch Leben können, dann<br />
brauchen wir auch eine gute Infrastruktur.<br />
Wir benötigen Geld für gute Bildung, Verkehr, öffentliche Sicherheit und soziale<br />
Absicherung.<br />
Zu keiner Zeit haben Menschen gerne Steuern gezahlt ! Aber wir benötigen Steuern,<br />
um die öffentlichen Aufgaben zu finanzieren.<br />
Nur das Steuersystem muss sozial gerecht gestaltet werden.<br />
Es <strong>kann</strong> nicht sein, dass z.B. einzelne Gruppen bevorzugt werden: für eine<br />
Urlaubsübernachtung zahlen wir 7 % Mehrwertsteuer, für Pampers, Pflegemittel für<br />
pflegebedürftige Menschen oder Arzneimittel zahlen wir 19 % !<br />
Und auch die sog. „ kalte Progression“ ( bei Lohnerhöhungen werden auch<br />
gleichzeitig höhere Steuern fällig ) muss verändert werden.<br />
Zur „ Sozialen Partnerschaft“ gehört, dass Lebensrisiken wie Krankheit, Alter oder<br />
Arbeitslosigkeit gemeinsam von Arbeitnehmer und Arbeitgeber getragen werden.<br />
<strong>Die</strong> geplante „ Gesundheitsprämie“ widerspricht dieser Partnerschaft und auch dem<br />
„ Leistungsgerechtigkeitsprinzip“: jeder Versicherte soll unabhängig von seinem<br />
Einkommen die gleiche Prämie zahlen; wer dies nicht bezahlen <strong>kann</strong>, soll aus<br />
Steuern einen Zuschuss erhalten.<br />
Menschenwürde bedeutet auch, dass Menschen die Möglichkeit haben,<br />
entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit sich an der sozialen Absicherung zu beteiligen<br />
und nicht zu Bedürftigkeitsempfängern zu werden.<br />
Bisher wurde die Leistungsfähigkeit alleine am Lohn-/ Renteneinkommen gemessen:<br />
um eine optimale Gesundheitsversorgung für Alle zu gewährleisten, muss in Zukunft<br />
die Grundlage der Berechnung auf alle Einkommensbereiche erweitert werden.<br />
Verändert hat sich auch die Arbeitswelt:<br />
Nur noch 60 % der Menschen im erwerbsfähigen Alter haben eine feste Vollzeitstelle;<br />
40 % arbeiten in sog. „ prekären Beschäftigungsverhältnissen“, wie u.a. in befristeter<br />
Arbeit ( z.B Jahresverträgen ) oder auch in der Leiharbeit oder auch in Arbeit mit<br />
niedrigen Löhnen.<br />
Besonders junge Menschen und Frauen arbeiten häufig in diesen<br />
Beschäftigungsverhältnissen; dies hat grosse Auswirkung sowohl auf die soziale<br />
Absicherung im Alter ( Altersarmut ), aber auch auf „die Gründung von Familien“.<br />
Kredite werden häufig nur an diejenigen vergeben, die einen unbefristeten<br />
Arbeitsvertrag haben.<br />
Deshalb ist es um so wichtiger, dass z.B. in der Leiharbeit menschenwürdige<br />
Arbeitsbedingungen gesetzlich geregelt werden.
- 3 – CDA Hennef: 01.02.10 – Grußwort von Doris Leven<br />
( detailierte Forderungen nicht vorlesen nur als Info bei Nachfragen: ) Unsere Forderungen:<br />
1. <strong>Die</strong> Dauer der Überlassung eines Leiharbeitnehmer an einen Entleiher muss auf 2 Jahre<br />
begrenzt werden<br />
2. Das Arbeitsverhältnis eines Leiharbeitnehmers mit der Zeitarbeitsfirma darf nicht an die<br />
Überlassung an einen Entleiher oder eine Gruppe von Entleihern gekoppelt werden<br />
(Synchronisationsverbot).<br />
3. Der Anteil der Leiharbeitnehmer an der Belegschaft eines Betriebs darf ab einer Betriebsgröße<br />
von mindestens 20 Beschäftigten ohne Zustimmung des Betriebsrats nicht mehr als 5 %<br />
betragen.<br />
4. Dem Leiharbeitnehmer muss nach 6 Monaten Betriebszugehörigkeit der gleiche<br />
Bruttostundenlohn wie den festangestellten Arbeitnehmern im Betrieb gewährt werden.<br />
5. <strong>Die</strong> gewerbsmäßige Arbeitnehmerüberlassung ist in das Arbeitnehmerentsendegesetz<br />
aufzunehmen.<br />
Gleichzeitig verändern sich auch die Erwerbsbiographien, die grosse Auswirkungen<br />
sowohl auf die Rentenhöhe und auch auf Zeiten der Arbeitslosigkeit haben können.<br />
Es ist wichtig, dass die Neuorganisation der Jobcenter sich an den Menschen<br />
ausrichten, die Leistungen für Langzeitarbeitslose sollten möglichst aus einer Hand<br />
erfolgen und die Verantwortung für Langzeitarbeitslose muss wieder von der<br />
örtlichen Ebene wahrgenommen werden.<br />
Regelleistungen für Kinder in Hartz IV müssen an ihre konkreten Bedürfnisse<br />
angepasst werden.<br />
Um „Altersarmut“ entgegenzuwirken, müssen neue Lösungen gefunden werden; die<br />
verschiedenen „ Säulen“ die das Einkommen im Alter sichert, müssen neu bewertet<br />
werden: wie dies z.B. beim Rentenmodell der KAB geschieht .<br />
Im Gegensatz zu anderen Parteien fordern wir keine Umverteilung: sondern wir<br />
wollen eine gerechte Teilhabe, damit die Einkommensschere wieder mehr<br />
geschlossen werden <strong>kann</strong>.<br />
Wir wollen keine gesetzlichen Mindestlöhne, sondern tariflich vereinbarte<br />
Mindestlöhne.<br />
Wir vertrauen der Tarifautonomie, bei der Arbeitgeber und Arbeitnehmer als<br />
gleichstarke Tarifpartner ihre Verträge aushandeln, die dann mit dem Instrument der<br />
Allgemeinverbindlichkeit im Entsendegesetz aufgenommen werden.<br />
Abhängig Beschäftigte müssen ihren gerechten Anteil an der gemeinsam<br />
erarbeiteten Wertschöpfung erhalten: staatliche Lohnzuschüsse müssen die<br />
Ausnahme und dürfen nicht die Regel sein!<br />
Dafür ist es aber wichtig, dass Arbeitnehmer sich in Gewerkschaften organisieren<br />
und Arbeitgeber sich Arbeitgeberverbänden anschliessen bzw. dort auch verbleiben !<br />
Zur „Teilnahmegerechtigkeit“ gehört auch die Mitsprache im Betrieb.
- 4 – CDA Hennef: 01.02.10 – Grußwort von Doris Leven<br />
In diesem Jahr finden wieder Betriebsratswahlen statt: um einklagbare Mitsprache zu<br />
haben, appellieren wir an alle Arbeitnehmer sich im Betriebsrat oder in den<br />
Jugendvertretungen zu engagieren.<br />
Es ist nicht nur ein sprachlicher Tiefpunkt, wenn leitende Mitarbeiter das Wort<br />
„Betriebsratsverseucht“ benutzen: begrüssenswert ist es, dass dieses Wort offiziell<br />
zum Unwort des Jahres 2009 erklärt worden ist.<br />
<strong>Die</strong> Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen haben für uns ein hohes Gut und<br />
sind die Grundlagen unserer sozialen Marktwirtschaft !<br />
Ich möchte abschliessen mit den Worten unseres Bundespräsidenten aus seiner<br />
Berliner Rede:<br />
„ <strong>Die</strong> Soziale Marktwirtschaft hat uns gezeigt: Solidarität ist nicht<br />
Mitleid. Solidarität ist Selbsthilfe. Wenn das Band zwischen Oben und<br />
Unten Halt gibt, dann kommt Kraft in eine Gesellschaft. Und mit ihr die<br />
Fähigkeit, auch scheinbar unlösbare Aufgaben zu bewältigen. Das ist<br />
die Lehre aus unserer Geschichte. Arbeit, Kapital und Nachhaltigkeit<br />
gehören zusammen. Bei uns. Und überall.“