Gipskartonplatten - Ecobine
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<strong>Gipskartonplatten</strong><br />
Allgemeine Informationen:<br />
<strong>Gipskartonplatten</strong> bestehen aus einem Gipskern, der mit einem festhaftenden, dem<br />
Verwendungszweck entsprechenden Karton ummantelt ist. Der kartonummantelte Gipskern kann<br />
Zusätze zur Erzielung bestimmter Eigenschaften enthalten (z. B. Feuerschutzplatten, imprägnierte<br />
Platten).<br />
Wesentliche Platteneigenschaften resultieren aus der Verbundwirkung von Gipskern und<br />
Kartonummantelung, wobei der Karton als Armierung der Zugzone wirkt und in Verbindung mit<br />
dem Gipskern den Gipsplatten die erforderliche Festigkeit und Biegesteifigkeit verleiht.<br />
Sofern die <strong>Gipskartonplatten</strong> werkmäßig weiter bearbeitet werden (gelocht, geschlitzt, kaschiert,<br />
beschichtet), werden sie als werkmäßig bearbeitete Platten, sonst als bandgefertigte<br />
<strong>Gipskartonplatten</strong> bezeichnet.<br />
Bandgefertigte <strong>Gipskartonplatten</strong> haben kartonummantelte Längskanten, die je nach<br />
Einsatzgebiet und Verspachtelungstechnik unterschiedlich profiliert ausgebildet werden können.<br />
Die Querkanten der Platten sind nicht mit Karton ummantelt.<br />
Technische Regeln:<br />
DIN 18180 1989-09 <strong>Gipskartonplatten</strong>: Arten, Anforderungen, Prüfung<br />
DIN 18181 1990-09 <strong>Gipskartonplatten</strong>: Verarbeitung<br />
Bandgefertigte Arten von <strong>Gipskartonplatten</strong>:<br />
Plattenart nach DIN 18180 Kartonfarbe Aufdruck-Farbe der<br />
Kennzeichnung<br />
Bezeichnung Kurzzeichen<br />
Gipskarton-Bauplatte GKB Sichtseite: weiß bis blau<br />
Gipskarton-Feuerschutzplatte GKF gelblich<br />
Rückseite: grau<br />
rot<br />
Gipskarton-Bauplatte -<br />
imprägniert<br />
GKBI blau<br />
Gipskarton-Feuerschutzplatte<br />
- imprägniert<br />
GKFI grünlich rot<br />
Wichtige Anwendungsbereiche im Bauwesen:<br />
Gipskarton-Bauplatten GKB: Innenausbau / Wand- und Deckenbekleidungen auf<br />
Unterkonstruktion, Vorsatzschalen, Trennwände und<br />
Unterdecken für vorgefertigte Bauteile, Wandtrockenputz,<br />
Trockenunterböden (siehe auch Fertigteilestrich)<br />
Feuerschutzplatten GKF: wie GKB + Verkleidungen von Stahl- und Holzträgern und<br />
-stützen, mit Anforderungen an den Feuerschutz<br />
Imprägnierte Platten GKBI+GKFI: wie GKB bzw. GKF, jedoch in Feuchträumen;<br />
außerdem auf der Außenseite von Außenwänden im<br />
Holztafelbau hinter einem Wärmedämmverbundsystem<br />
oder einer hinterlüfteten Vorhangschale, wenn die<br />
Bedingungen der allgemeinen bauaufsichtlichen<br />
Zulassung (Herstellernachweis) eingehalten werden.<br />
<strong>Gipskartonplatten</strong> werden auch mit Dämmstoffen als Verbundwerkstoff angeboten.<br />
ECOBIS 2000: <strong>Gipskartonplatten</strong> Seite: 1/5
Klassifikationen:<br />
Bauregelliste A Teil1 3.2.8 + 9.6 ÜZ, Z<br />
Umweltzeichen RAL-UZ 60, → jedoch Gipsbauplatten<br />
Technische Daten (Auswahl):<br />
Rohdichte ρ: ca. 900 kg/m³<br />
Masse / Fläche, Dicke 12,5mm: GKB 9,8 kg/m², GKF ca. 10 - 13 kg/m²<br />
Wärmeleitfähigkeit λR<br />
nach DIN 4108 Teil 4: 0,21 W/mK<br />
Baustoffklasse nach DIN 4102: A2 für <strong>Gipskartonplatten</strong> mit geschlossener<br />
Oberfläche und mind. 12,5 mm Dicke, sonst B1<br />
Standardabmessungen: Dicke 9,5 mm - 25 mm<br />
Formate 625 / 1.250 mm x 2.000 - 4.000 mm<br />
ECOBIS 2000: <strong>Gipskartonplatten</strong> Seite: 2/5
Prozesskette <strong>Gipskartonplatten</strong>:<br />
Stuckgips (CaSO 4 * 1/2 H 2 O)<br />
+ Wasser + Zusatzstoffe = Gipsbrei<br />
Kartonzulauf unten =<br />
Sichtseite der Platte<br />
Mehretagentrockner =<br />
Entfernen von<br />
Überschußwasser<br />
Besäumung der Kanten<br />
Rohstoffe:<br />
<strong>Gipskartonplatten</strong><br />
Plattenbündelung<br />
Austrag / Lager<br />
Kartonzulauf oben =<br />
Rückseitenkarton<br />
Abbindestrecke =<br />
rasches Erstarren<br />
zu stabilem Gipsgefüge<br />
Schneidevorrichtung<br />
B A N D A N L A G E<br />
Zusammensetzung: Verfügbarkeit:<br />
ca. 95 % gebrannter Gips = Stuckgips<br />
Naturgips deutlich begrenzt<br />
und / oder REA-Gips begrenzt<br />
Wasser<br />
ca 5 % Karton<br />
100% aus Altpapier ausreichend<br />
Zusatzstoffe im Gipskern:<br />
Stärke<br />
bei GKBI und GKFI Polysiloxane<br />
bei GKF Glasfasern<br />
Gips<br />
ECOBIS 2000: <strong>Gipskartonplatten</strong> Seite: 3/5
Rund 20% des Gesamtgipsverbrauches in Deutschland wird zur Herstellung von<br />
<strong>Gipskartonplatten</strong> verwendet.<br />
Zur Verwendung von Natur- oder REA-Gips → Gipsbauplatten + Gips.<br />
Karton<br />
Der verwendete Karton besteht zu 100% aus Altpapier und wird nach Angabe von zwei<br />
marktführenden Herstellern nicht mehr fungizid ausgestattet. Die grünliche Einfärbung dient<br />
lediglich zur Kennzeichnung der imprägnierten Platten.<br />
Polysiloxane (auch: Silikone) = vollsynthetische Kunststoffe<br />
Zur Herstellung imprägnierter Platten werden dem Gipskern wasserdispergierte Polysiloxane<br />
zugefügt. Silikone sind elektrisch nicht leitend und wasserabstoßend. Nach heutigem<br />
Kenntnisstand gibt es keine gesundheitsschädlichen Wirkungen.<br />
Glasfasern<br />
Die bei den Feuerschutzplatten im Gipskern zugefügten Glasfasern verbessern den<br />
Gefügezusammenhalt im Brandfall. Nach Angabe des Bundesverbandes der Gips- und<br />
Gipsbauplattenindustrie e.V. handelt es sich hier grundsätzlich um Endlosfilamentfasern (auch<br />
Glasfaserrovings genannt), deren Durchmesser über 3 μm liegt (Nenndurchmesser 8, 10 und 13<br />
μm) und deren Be- oder Verarbeitung auch keine Änderung dieses Durchmessers bewirkt.<br />
Es handelt sich damit nach heutigem Kenntnisstand nicht um möglicherweise krebserregende<br />
Fasern.<br />
Herstellung:<br />
<strong>Gipskartonplatten</strong> werden auf großen Bandanlagen, die z.T. Produktionsleistungen von über 100<br />
m / min aufweisen, im kontinuierlichen Betrieb als 1,25 m breites Endlosband hergestellt.<br />
Der Stuckgips wird mit Wasser und Zusatzstoffen vermischt und stellt damit das Bindemittel für die<br />
Gipsplatten dar. Der Gipsbrei wird auf der Bandstraße zwischen zwei Kartonlagen aufgetragen<br />
und verteilt. Er erstarrt hier rasch unter Ausbildung eines stabilen Gipsgefüges. Daher können die<br />
Endlosplatten am Ende der Abbindestrecke bereits auf Länge geschnitten werden. Die<br />
Einzelplatten passieren schließlich noch einen Mehretagentrockner, in dem das<br />
Überschusswasser entfernt wird. In der Besäumanlage werden die Stirnseiten abgefräst und die<br />
Platte erhält die geforderte Abmessung. Anschließend sind die Platten einsetzbar.<br />
Zur Reduzierung von Staubemissionen werden Absauganlagen eingesetzt. Der Transport des<br />
Gipses erfolgt im Regelfall über geschlossene Rohrleitungen.<br />
Gipshaltige Produktionsrückstände werden im Herstellwerk fast vollständig wieder in den<br />
Produktionsfluss eingeführt.<br />
Energieaufwand:<br />
Einen großen Einfluss auf den Energieaufwand hat die Herstellung der Ausgangsstoffe. Daneben<br />
kann auch der Trocknungsprozess der <strong>Gipskartonplatten</strong> bis zu 50 % des Energieaufwandes<br />
verursachen.<br />
Graue Energie<br />
Gipskartonplatte 4,7 MJ/kg (Rohdichte 900-950 kg/m³ = 4.230-4.465 MJ/m³)<br />
Werte als Grobabschätzung für deutsche Produkte aus 50 % REA-Gips + 50 % Naturgipsstein, Kartonanteil 3,7 M-% =<br />
ca. 12,5 mm Plattendicke.<br />
Quelle:<br />
ECOBIS 2000: <strong>Gipskartonplatten</strong> Seite: 4/5
Büro für Umweltchemie (Hrsg.): Graue Energie von Baustoffen, 1998, Zürich<br />
PEI<br />
Gipskartonplatte 760 kWh/m³ (= 2.736 MJ/m³)<br />
Quelle:<br />
Haefele, G.; Oed, W.; Sambeth, B. (Hrsg.): Baustoffe und Ökologie. Bewertungskriterien für Architekten und Bauherren,<br />
Ernst Wasmuth Verlag, 1996, Tübingen/Berlin<br />
Energieverbrauch<br />
Gipskartonplatte ca. 800 kWh / m³ (= ca. 2.880 MJ/m³)<br />
Quelle:<br />
Kolb, B. (Hrsg.): Aktueller Praxisratgeber für umweltverträgliches Bauen, Loseblatt-Ausgabe, Weka-Baufachverlage<br />
GmgbH, (regelm. Aktual.), Augsburg<br />
Verarbeitung:<br />
→ Gipsbauplatten<br />
Umwelt- und gesundheitsrelevante Beeinträchtigungen bei der Verarbeitung von <strong>Gipskartonplatten</strong><br />
sind nicht bekannt. Zu Glasfasern s.o. / Rohstoffe. Von dem enthaltenen faserförmigen Gips ist<br />
aufgrund der guten Biolöslichkeit keine Gefährdung zu erwarten.<br />
Bei hoher Staubentwicklung (z.B. beim wenig gebräuchlichen Zuschneiden mit stark rotierendem<br />
Gerät / Kreissäge) wird eine Atemschutzmaske empfohlen.<br />
MAK-Wert: 6 mg / m³ (alveolengängige Fraktion, früher: Feinstaub)<br />
Nutzung:<br />
→ Gipsbauplatten<br />
Nachnutzung:<br />
Wiederverwendung / Stoffliche Verwertung / Beseitigung:<br />
→ Gipsbauplatten<br />
Literatur:<br />
Bundesverband der Gips- und Gipsbauplattenindustrie e.V.: Merkblatt/Wohin mit dem Gipsabfall,<br />
1997, Darmstadt<br />
Bundesverband der Gips- und Gipsplattenindustrie e.V.: Gips-Datenbuch, 1995, Darmstadt<br />
ECOBIS 2000: <strong>Gipskartonplatten</strong> Seite: 5/5