Ein musikalischer Sommer - SchillerGarten
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Wenn Matthias Neumann<br />
Anfang der 1980er Jahre seine<br />
Fotos machte, begab er<br />
sich nicht selten in Gefahr.<br />
Wie etwa dann, wenn er –<br />
heimlich unterstützt vom damaligen<br />
Brückenmeister –<br />
das Blaue Wunder bestieg<br />
und den morbiden Zerfall<br />
rund um den Schillerplatz<br />
auf seinen Film bannte. <strong>Ein</strong><br />
so genaues Abbild der traurigen<br />
Wirklichkeit war nicht<br />
gewünscht. Jemand, der es<br />
machte, konnte nur subversives<br />
Gedankengut hegen,<br />
ein Spion sein oder ein<br />
Volksverhetzer. In Wahrheit<br />
steckte hinter all diesen Aufnahmen<br />
persönlicher Abschied.<br />
Die Neumanns waren<br />
Ausreisewillige. „Mein<br />
Mann fotografierte mit Zorn,<br />
Wehmut und Abschiedsschmerz“,<br />
erzählt seine Frau<br />
beim gemeinsamen Kaffee<br />
im <strong>SchillerGarten</strong>. „Trotz-<br />
12<br />
Verbotene Bilder<br />
dem suchte er in jedem Bild<br />
die Würde.“<br />
Die Zeugnisse der Auflösung,<br />
von beeindruckender<br />
Realität und Ernüchterung,<br />
gelangten auf dem Postweg<br />
Mitte der 1980er Jahre<br />
heimlich in die alte Bundesrepublik.<br />
1984 dahin ausgereist<br />
entwickelten die Neumanns<br />
die Idee, daraus ein<br />
Buch zu machen. Interesse<br />
dafür war durchaus vorhanden,<br />
doch es dauerte bis<br />
nach der Wende, die Fotos<br />
einer breiten Öffentlichkeit<br />
präsentieren zu können. Zunächst<br />
in einer Ausstellung<br />
unter dem Titel „Verbotene<br />
Bilder“ beim ZDF in Mainz,<br />
wo die Neumanns mittlerweile<br />
beide arbeiteten. „Die<br />
Bilder, brillant vergrößert,<br />
mit einem Höchstmaß an<br />
Wahrheit, zeugen von künstlerischer<br />
<strong>Ein</strong>gebung und der<br />
hohen Schule der Geduld.“<br />
Blick vom Blauen Wunder auf Blasewitz<br />
Blick in den <strong>SchillerGarten</strong><br />
Abdruck der Fotos mit freundlicher Genehmigung von Therese Neumann.