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Licht und Dunkelheit<br />

Gibt es Licht und Dunkelheit in der <strong>Musik</strong>? – Im wörtlichen Sinn muss die Antwort natürlich<br />

nein lauten, denn <strong>Musik</strong> kann man hören, jedoch nicht sehen. Sichtbar sind zwar die Noten<br />

von <strong>Musik</strong>, aber Noten sind keine <strong>Musik</strong>, sondern nur Symbole und völlig wertlos für jemanden,<br />

der sie nicht in etwas Klingendes verwandeln kann (sei es im Kopf, sei es mit Hilfe eines<br />

Instruments oder mit der Stimme). Was hat es also damit auf sich, wenn man von Licht und Dunkelheit<br />

in der <strong>Musik</strong> spricht?<br />

Die Begriffe Licht und Dunkelheit bzw. hell und dunkel werden im Hinblick auf die <strong>Musik</strong> auf verschiedene<br />

Weisen verwendet:<br />

1. In Vokalmusik kann der Text von Licht oder Dunkelheit handeln.<br />

In diesem Fall kommen Licht und Dunkelheit genau genommen nicht in der <strong>Musik</strong>, sondern nur im Text<br />

vor. Selbstverständlich können wir beim Hören des Textinhalts an etwas Helles oder Dunkles denken und<br />

uns einbilden, die <strong>Musik</strong> sei hell oder dunkel, aber wie bereits gesagt: <strong>Musik</strong> kann man nicht sehen.<br />

2. Eine Tonart wird als hell oder dunkel bezeichnet.<br />

Die Rede von hellen und dunklen Tonarten ergibt nur Sinn, wenn man in Bezug auf Tonarten die Vorstellung<br />

eines Quintenzirkels aufgibt und statt dessen von einem Quintenturm spricht. Was sich hinter dem<br />

Quintenturm verbirgt, wird später (→ S. 31) etwas genauer beschrieben. Hier sei nur verraten, dass in<br />

unserem Kulturkreis die Worte hell und hoch sowie dunkel und tief oftmals verwandte Vorstellungen<br />

hervorrufen. Da die Rede von hoch oder tief in Bezug auf einen Turm – anders als im Hinblick auf einen<br />

Zirkel oder Kreis – Sinn macht, ist es auch sinnvoll, von hohen oder tiefen Tonarten zu reden.<br />

3. Der Ausdruck einer bestimmten musikalischen Stelle wird als hell oder dunkel empfunden.<br />

In diesem Fall wird sehr deutlich, dass die Begriffe, mit denen wir über <strong>Musik</strong> reden, lediglich Bilder (Metaphern)<br />

sind. Allerdings lernen wir, mit bildhaften Begriffen <strong>Musik</strong> zu beschreiben. Ist es Ihnen schon<br />

einmal aufgefallen, dass Töne nicht hoch oder tief sein können? Denn auf unserem Trommelfell kommen<br />

ja nur schnelle oder langsame Schwingungen an und erst im Notenbild oder unserem Kopf werden dar-<br />

aus hohe und tiefe Töne, Motive, Melodien, Themen usw.<br />

Sprung<br />

Schritt Leitton<br />

gebunden<br />

(legato)<br />

verfärben<br />

(chromatisieren)<br />

auflösen<br />

Spannung<br />

Reprise<br />

Thema<br />

Licht und Dunkelheit<br />

1 Diskutieren Sie die in dem Kreis<br />

angegebenen Begriffe und untersuchen<br />

Sie deren fachliche und gegebenenfalls<br />

alltägliche Bedeutung.<br />

2 Hören Sie sich einen Ausschnitt<br />

aus der Arie in g-Moll der Kantate<br />

Nr. 6 an. Im Text dieser Arie vertont<br />

Bach den Begriff Dunkelheit. Entscheiden<br />

Sie, welche der drei erörterten<br />

Verwendungsweisen in diesem Fall<br />

zutreffend sind.<br />

3 Studieren Sie das Zitat von Albert<br />

Schweitzer (unten) und diskutieren<br />

Sie den Wert seiner bildhaften Anweisungen.<br />

»Den Schluss gebe man, statt schmachtend, hart und im Crescendo vorwärtstreibend wieder. Das<br />

Tempo ist drängend, unruhig zu nehmen […] auch Solo und Chor wirken viel natürlicher, wenn sie in<br />

lebendiger Angst, statt in sentimentalem Ziehen und Schleppen gesungen werden.«<br />

Albert Schweitzer, Johann Sebastian Bach, Leipzig 1965, S. 585<br />

Ulrich Kaiser – Johann Sebastian Bach 21<br />

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