Deutsch-Türkische Lebens- und Wertewelten 2012 - Info GmbH
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Presseinformation Berlin, 17. August <strong>2012</strong><br />
<strong>Deutsch</strong>‐<strong>Türkische</strong> <strong>Lebens</strong>‐ <strong>und</strong> <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong><br />
Auszüge<br />
Die Meinungsforschungsinstitute INFO <strong>GmbH</strong> (Berlin) <strong>und</strong> Liljeberg Research International<br />
Ltd. Sti. (Antalya/Türkei) haben nach 2009 <strong>und</strong> 2010 erneut eine repräsentative Studie zum<br />
Thema deutsch‐türkische <strong>Wertewelten</strong> durchgeführt. Dazu wurden insgesamt 1.011<br />
Personen mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong> zu ihrer Einstellung gegenüber <strong>Deutsch</strong>land,<br />
ihren Werten <strong>und</strong> <strong>Lebens</strong>einstellungen befragt.<br />
Insgesamt leben in <strong>Deutsch</strong>land gegenwärtig ca. 2,7 Millionen Menschen, die einen<br />
türkischen Migrationshintergr<strong>und</strong> haben (im Folgenden „Türken in <strong>Deutsch</strong>land“ ‐ TiD<br />
genannt). Etwa ein Viertel davon hat die deutsche Staatsangehörigkeit.<br />
Gr<strong>und</strong>gesamtheit für diese Studie waren ca. 2 Millionen Türken in <strong>Deutsch</strong>land ab einem<br />
Alter von 15 Jahren. Überdurchschnittlich häufig wohnen türkischstämmige Migranten in<br />
Nordrhein‐Westfalen (34% der Befragten), Baden‐Württemberg (17%), Bayern (12%),<br />
Hessen (9%) <strong>und</strong> Berlin (8%).<br />
Das statistische Fehlerintervall liegt jeweils zwischen +/‐ 2,5 bis +/‐ 3,1 Prozentpunkten (je<br />
nach Anteilswert).<br />
Im Folgenden einige Kernergebnisse dieser Studie:<br />
Strukturdaten<br />
36% der befragten TiD sind jünger als 30 Jahre, das Durchschnittsalter entspricht mit knapp<br />
38 Jahren dem der Bevölkerung in der Türkei.<br />
Immerhin ein Viertel der befragten TiD haben einen höheren Schulabschluss<br />
(Gymnasium/Abitur), 9% haben studiert. Insgesamt 58% haben ihren höchsten<br />
Schulabschluss in der Türkei erlangt, bei den unter 30‐jährigen sind es nur noch 12%.<br />
Die Hälfte der TiD (47%) ist voll oder teilweise berufstätig, stark überrepräsentiert sind dabei<br />
jedoch ungelernte oder angelernte Tätigkeiten (27% aller Befragten). Der Arbeitslosenanteil<br />
unter den erwerbsfähigen Personen beträgt lediglich 10%, ein Drittel der befragten Frauen<br />
gehen keiner Erwerbstätigkeit nach. Insgesamt 17% der Befragten gaben an, irgendwelche<br />
sozialen Transferleistungen zu erhalten.<br />
Die deutsch‐türkischen Haushalte sind mit durchschnittlich 3,6 Personen deutlich größer als<br />
deutsche Haushalte (2,6 Personen), aber kleiner als Haushalte in der Türkei selbst (ca. 4,8<br />
Personen).
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 2<br />
<strong>Deutsch</strong>land, Zuwanderung <strong>und</strong> Heimat<br />
27% der TiD wurden in <strong>Deutsch</strong>land geboren (77% der 15‐ bis 29‐Jährigen), 39% leben schon<br />
seit mindestens 30 Jahren in <strong>Deutsch</strong>land. Dennoch betrachten nur noch 15% eher<br />
<strong>Deutsch</strong>land als ihre Heimat. 2009 waren dies noch 21%, 2010 immerhin noch 18%. 45%<br />
empfinden <strong>Deutsch</strong>land <strong>und</strong> die Türkei gleichermaßen als Heimat <strong>und</strong> 39% eher die Türkei.<br />
2% der Befragten empfinden keines der Länder als Heimat.<br />
Empf<strong>und</strong>ene Heimat<br />
Empf<strong>und</strong>ene Heimat…<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
TiD 2010<br />
TiD 2009<br />
Frauen<br />
Männer<br />
15 bis 29 Jahre<br />
30 bis 49 Jahre<br />
50 Jahre <strong>und</strong> älter<br />
Frage T17. Welches Land empfinden Sie als Ihre Heimat?<br />
(Eher) <strong>Deutsch</strong>land (Eher) Türkei<br />
26<br />
15<br />
18<br />
21<br />
15<br />
14<br />
13<br />
7<br />
50% 40% 30% 20% 10% 0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />
39<br />
39<br />
37<br />
35<br />
32<br />
43<br />
42<br />
39<br />
Beide<br />
Länder<br />
gleicher‐<br />
maßen<br />
45<br />
40<br />
38<br />
49<br />
40<br />
40<br />
42<br />
52<br />
keines<br />
der<br />
beiden<br />
Länder<br />
2<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Inzwischen spielt die eigentliche Arbeitsmigration als Zuwanderungsgr<strong>und</strong> nur noch eine<br />
untergeordnete Rolle. Lediglich jeder fünfte Befragte ist nach <strong>Deutsch</strong>land gekommen, um<br />
hier selbst eine Arbeit zu suchen. Erwartungsgemäß betrifft dies fast die Hälfte der älteren<br />
Befragten. Der wichtigste Zuwanderungsgr<strong>und</strong> ist die Eheschließung mit einem in<br />
<strong>Deutsch</strong>land lebenden Partner. Mehr als die Hälfte der befragten Frauen sind aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> nach <strong>Deutsch</strong>land gekommen.<br />
2<br />
4<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
2<br />
26
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 3<br />
Gründe für Zuwanderung<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
Frauen<br />
Männer<br />
15 bis 29 Jahre<br />
30 bis 49 Jahre<br />
50 Jahre <strong>und</strong> älter<br />
Basis: nicht in <strong>Deutsch</strong>land geboren n=635<br />
Als Kind oder Jugendlicher mit meinen Eltern Als Erwachsener, um hier zu studieren<br />
Als Erwachsener, um hier eine Arbeit zu suchen um mei nen in <strong>Deutsch</strong>land lebenden Partner zu heiraten<br />
Sonstige Gründe<br />
Frage T6. Aus welc hem hauptsächlichen Gr<strong>und</strong> sind Sie ursprünglich nach <strong>Deutsch</strong>land gekommen?<br />
21<br />
33<br />
31<br />
36<br />
40<br />
4<br />
52<br />
0<br />
3<br />
12<br />
6<br />
3<br />
22<br />
6<br />
47<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
32<br />
56<br />
47<br />
47<br />
38<br />
20<br />
25<br />
5<br />
3<br />
3<br />
3<br />
1<br />
0<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Inzwischen planen immerhin 45% eine Rückkehr in die Türkei, allerdings nur 5% in den<br />
nächsten 2 Jahren <strong>und</strong> weitere 12% in den nächsten 10 Jahren. Die häufigsten<br />
Rückkehrabsichten finden sich inzwischen in der Altersgruppe 30‐49 Jahre (55%). Insgesamt<br />
sind die Rückkehrabsichten gegenüber den Vorjahren tendenziell angestiegen.<br />
Rückkehr in die Türkei<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
TiD 2009<br />
Frauen<br />
Männer<br />
15 bis 29 Jahre<br />
30 bis 49 Jahre<br />
50 Jahre <strong>und</strong> älter<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011, TiD 2009 n=331<br />
5<br />
4<br />
4<br />
5<br />
5<br />
8<br />
9<br />
12<br />
14<br />
10<br />
8<br />
16<br />
Frage T16a. Planen oder beabsichtigen Sie in die Tü rkei zurückzukehren?<br />
3<br />
ja, in den nächsten 2 Jahren ja, in den den nächsten 10 Jahren<br />
ja, aber erst später nein<br />
weiß nicht, keine Angabe<br />
8<br />
25<br />
17<br />
29<br />
28<br />
29<br />
27<br />
36<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
62<br />
50<br />
54<br />
60<br />
48<br />
53<br />
38<br />
5<br />
7<br />
7<br />
4<br />
4<br />
3<br />
4<br />
Summe<br />
Rückkehr<br />
geplant<br />
45<br />
42<br />
46<br />
44<br />
38<br />
55<br />
34<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
24<br />
28
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 4<br />
Als Rückkehrgründe werden vor allem der Heimataspekt, das Genießen des Ruhestandes<br />
<strong>und</strong> das bessere Wetter dort genannt. Immerhin 10% der „Rückkehrwilligen“ geben als<br />
Gr<strong>und</strong> an, dass sie mit <strong>Deutsch</strong>land <strong>und</strong> den <strong>Deutsch</strong>en nicht zurechtkommen, 6% wollen<br />
dort eine Arbeit suchen.<br />
Gründe für die geplante Rückkehr in die Türkei<br />
Ich will in die Türkei zurückkehren…<br />
weil die Türkei meine Heimat ist<br />
um als Rentner dort zu leben<br />
weil das Wetter dort viel schöner ist<br />
komme in <strong>Deutsch</strong>land <strong>und</strong><br />
mit den <strong>Deutsch</strong>en nicht zu recht<br />
um dort eine Arbeit zu suchen<br />
um meinen dort lebenden Partner zu heiraten<br />
um dort zu studieren<br />
Sonstige Gründe<br />
Basis: Rückkehr in die Türkei geplant n=479, Mehrfachnennungen<br />
7<br />
10<br />
1<br />
14<br />
6<br />
4<br />
19<br />
2<br />
0<br />
9<br />
1<br />
0<br />
7<br />
8<br />
5<br />
6<br />
16<br />
34<br />
30<br />
45<br />
39<br />
44<br />
Frage T16b. Aus welchem hauptsächlichen Gr<strong>und</strong> wollen Sie in die Türkei zurückkehren? (Mehrfachnennungen)<br />
63<br />
67<br />
54<br />
65<br />
57<br />
53<br />
TiD Gesamt<br />
15 bis 29 Jahre<br />
30 bis 49 Jahre<br />
50 Jahre <strong>und</strong> äl ter<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
77<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass immerhin 40% der Befragten ohne<br />
türkische Staatsangehörigkeit bereits im Besitz einer „Mavi Kart“ sind, einer Art<br />
Personalausweis für Auslandstürken ohne türkische Staatsbürgerschaft, mit der automatisch<br />
auch eine Arbeits‐ <strong>und</strong> Aufenthaltserlaubnis verb<strong>und</strong>en ist. Mit einer Mavi Kart sind eine<br />
Einreise in die Türkei <strong>und</strong> eine sofortige Arbeitsaufnahme komplikationslos möglich.<br />
Insbesondere unter den Empfängern sozialer Transferleistungen ist der Anteil von Besitzern<br />
einer Mavi Kart mit 59% sehr hoch.<br />
Sprache<br />
Lediglich ein Drittel (31%) der TiD meinen, dass sie besser <strong>Deutsch</strong> als Türkisch sprechen ‐<br />
das deckt sich vollständig mit der entsprechenden Interviewereinschätzung. Besonders gut<br />
beurteilen jüngere Befragte ihre deutschen Sprachkenntnisse (70% der unter 30‐Jährigen<br />
sprechen besser <strong>Deutsch</strong> als Türkisch).<br />
Allerdings wurden dennoch wie in den Jahren zuvor zwei Drittel der Interviews überwiegend<br />
in türkischer Sprache geführt.<br />
78% der TiD sagen, dass sie keine Sprachschwierigkeiten beim Einkaufen hätten, bei 69% ist<br />
die Verständigung mit Nachbarn <strong>und</strong> Kollegen problemlos. Immerhin 63% berichten über<br />
zumindest geringe Probleme beim Ausfüllen von amtlichen Formularen, 47% bei Gesprächen<br />
mit Ämtern <strong>und</strong> Behörden <strong>und</strong> 46% beim Ansehen von deutschen Fernsehfilmen. Gegenüber<br />
2010 haben sich die berichteten Sprachschwierigkeiten insgesamt etwas reduziert.<br />
31
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 5<br />
Sprachschwierigkeiten<br />
Ich habe irgendwelche Sprachschwierigkeiten...<br />
Beim Ausfüllen von deutschsprachigen amtlichen<br />
Formularen<br />
Bei Gesprächen auf Ämtern <strong>und</strong> Behörden<br />
Beim Ansehen von deutschen Fernsehfilmen<br />
Bei deutschsprachigen Telefongesprächen<br />
Bei deutschsprachigen Rechnungen <strong>und</strong><br />
<strong>Info</strong>rmationsmaterialien<br />
Bei der Erledigung von Bankgeschäften<br />
Bei der Verständigung mit deutschen Nachbarn<br />
oder Arbeitskollegen<br />
Beim Einkaufen in deutschen Geschäften<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011<br />
Frage S99c. Haben Sie in den folgenden Situation Sprachsc hwierigkeiten? Nutzen Sie hierfür bitte wieder die Skala von 0 („gar keine Probleme") bis 10 („sehr große Probleme").<br />
22<br />
Summe Nennungen 1 bis 10<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
31<br />
24<br />
36<br />
43<br />
45<br />
36<br />
47<br />
46<br />
41<br />
47<br />
60<br />
50<br />
49<br />
48<br />
63<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
TiD 2010<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Dass das Thema Sprache auch im Hinblick auf die Perspektive der Kinder in <strong>Deutsch</strong>land eine<br />
herausragende Rolle spielt, zeigt sich darin, dass 95% der Befragten der Meinung sind, dass<br />
türkischstämmige Kinder vor der Schule eine Kita besuchen sollen, um bei Schulbeginn gut<br />
<strong>Deutsch</strong> sprechen zu können. 91% sind der Meinung, dass die Kinder von klein auf <strong>Deutsch</strong><br />
lernen müssen. Mehr als jeder Vierte stimmt der Forderung zu, dass alle türkischstämmigen<br />
Kinder mit Schulbeginn mehrere St<strong>und</strong>en pro Woche zusätzlichen <strong>Deutsch</strong>unterricht<br />
erhalten sollten.<br />
Gleichzeitig wird jedoch auch der türkischen Sprache eine unverändert hohe Bedeutung<br />
zugemessen. Fast 90% sind der Meinung, dass die Kinder unbedingt Türkisch beherrschen<br />
müssen, damit sie irgendwann einmal in das Land ihrer Eltern zurückkehren können. Eine<br />
wachsende Zustimmung finden auch die Ideen, dass die Lehrer türkischstämmiger Kinder<br />
selbst die türkische Sprache beherrschen sollten, um Kindern mit Sprachschwierigkeiten<br />
helfen zu können (53%) bzw. das Unterrichten auf Türkisch in der Gr<strong>und</strong>schule, damit alle<br />
Kinder dem Unterricht folgen können (48%). Die Ideen rein türkischer Schulklassen oder<br />
Schulen stoßen dagegen kaum auf Resonanz.<br />
38
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 6<br />
Image von <strong>Deutsch</strong>land <strong>und</strong> der Türkei<br />
Die Türkei hat aus Sicht der Befragten gegenüber <strong>Deutsch</strong>land deutliche Imagevorteile im<br />
Hinblick auf Natur, Sehenswürdigkeiten <strong>und</strong> Kultur. Gleichzeitig wird die Türkei als deutlich<br />
toleranter, freizügiger <strong>und</strong> sympathischer als <strong>Deutsch</strong>land empf<strong>und</strong>en.<br />
Nahezu identische Bewertungen erhalten beide Länder bei den Aspekten „modern“,<br />
„vertrauenswürdig“ <strong>und</strong> „dort kann man sehr gut leben“.<br />
Einstellungen gegenüber <strong>Deutsch</strong>land / Türkei<br />
‐ Soziales System ‐<br />
Diese Aussage trifft ...<br />
Hat eine starke Wirtschaft<br />
Hat eine gute soziale Absicherung für alle<br />
Hat einen hohen <strong>Lebens</strong>standard<br />
Hat ein gutes Bildungssystem<br />
Dort kann man sehr gut leben<br />
Bietet allen sehr gute Möglichkeiten, viel Geld zu verdienen<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011<br />
Summe Nennungen 6 bis 10<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Ei nstel lungen gegenüber<br />
Deuts chland<br />
Ei nstel lungen gegenüber<br />
Tür kei<br />
Frage T2/T3. Sagen Sie mir zunächst bitte, inwieweit die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach auf <strong>Deutsch</strong>land <strong>und</strong> die <strong>Deutsch</strong>en / auf die Türkei <strong>und</strong> die Türken zutreffen.<br />
Nutzen Sie für Ih re Antwort bitte die Zahlen von 0 ("trifft gar nicht zu") bis 10 ("trifft voll <strong>und</strong> ganz zu")!<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
<strong>Deutsch</strong>land punktet vor allem mit der sozialen Absicherung, dem hohen <strong>Lebens</strong>standard,<br />
der persönlichen Sicherheit, Freiheit, der modernen Verfassung <strong>und</strong> Gesetzgebung sowie<br />
(mit etwas Abstand) dem guten Bildungssystem.<br />
Keinen deutlichen Vorteil für <strong>Deutsch</strong>land sehen die TiD allerdings bei der Stärke der<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> den Möglichkeiten, viel Geld zu verdienen. <strong>Deutsch</strong>land wird auch nur als<br />
wenig unbürokratischer empf<strong>und</strong>en als die Türkei.<br />
50
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 7<br />
Einstellungen gegenüber <strong>Deutsch</strong>land / Türkei<br />
‐ Politik ‐<br />
Diese Aussage trifft ...<br />
Bietet ein hohes Maß an persönlicher Sicherheit<br />
Hat eine moderne Verfassung <strong>und</strong> Gesetzgebung<br />
Garantiert jedem seine persönliche Freiheit<br />
Unbürokratisch<br />
Hat eine gute politische Führung/Regierung<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011<br />
Summe Nennungen 6 bis 10<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Einstellungen gegenüber<br />
<strong>Deutsch</strong>land<br />
Einstellungen gegenüber<br />
Türkei<br />
Frage T2/T3. Sagen Sie mir zunächst bitte, inwieweit die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach auf <strong>Deutsch</strong>land <strong>und</strong> die <strong>Deutsch</strong>en / auf die Türkei <strong>und</strong> die Türken zutreffen.<br />
Nutzen Sie für Ih re Antwort bitte die Zahlen von 0 ("trifft gar nicht zu") bis 10 ("trifft voll <strong>und</strong> ganz zu")!<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Bemerkenswert ist die deutlich bessere Bewertung der politischen Führung/Regierung der<br />
Türkei.<br />
Insgesamt zeigt sich ein tendenziell verklärtes Bild über die heutige Türkei, das nur zum Teil<br />
auf eigenen Erfahrungen beruht <strong>und</strong> der Realität in den meisten Fällen nicht standhalten<br />
dürfte.<br />
Theoretisches Wahlverhalten<br />
Die Befragten neigen bei den deutschen Parteien ganz überwiegend zur SPD (50%) <strong>und</strong> zu<br />
Bündnis 90/Grüne (26%), die CDU käme lediglich auf 13%, die Linke auf 5% der Stimmen.<br />
Bei den türkischen Parteien erhält dagegen die konservativ‐islamische AKP mit Abstand die<br />
meisten Stimmen (61%) ‐ mehr als bei den Türken in der Türkei (52% in einer aktuellen<br />
Türkei‐Umfrage). Die eher sozialdemokratisch‐kemalistische CHP würde 25% der Stimmen<br />
erhalten, die nationalistische MHP 10%.<br />
51
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 8<br />
Einstellungen zu gesellschaftlichen Themen<br />
Die überwiegende Mehrheit der TiD ist nach wie vor davon überzeugt, dass es richtig war,<br />
nach <strong>Deutsch</strong>land zu kommen <strong>und</strong> dass es in diesem weltoffenen Land jeder unabhängig von<br />
der Herkunft zu etwas bringen kann. Für 84% ist klar, dass dabei nur die deutsche Sprache<br />
zum Erfolg führen kann. Im Jahr 2010 waren das noch 89%. Auffallend gestiegen sind der<br />
unbedingte Wunsch, ohne Abstriche zur deutschen Gesellschaft dazuzugehören <strong>und</strong> der<br />
Integrationswille.<br />
Aber gleichzeitig meinen inzwischen 87% auch, dass die deutsche Gesellschaft stärker auf die<br />
Gewohnheiten <strong>und</strong> Besonderheiten der türkischen Einwanderer Rücksicht nehmen sollte.<br />
Offenbar bezieht sich der gestiegene Integrations‐ <strong>und</strong> Zugehörigkeitswille vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> eher auf die deutsch‐türkische Community insgesamt.<br />
Einstellungen zur Position in <strong>Deutsch</strong>land I<br />
Diesen Aussagen stimme ich zu ...<br />
Es ist wichtig, dass wir Türken in <strong>Deutsch</strong>land unsere eigene Kultur bewahren.<br />
Die deutsche Gesellschaft sollte stärker auf die Gewohnheiten<br />
<strong>und</strong> Besonderheiten der türkischen Einwanderer Rücksicht nehmen.<br />
Man kann gleichzeitig ein guter Moslem <strong>und</strong> ein guter <strong>Deutsch</strong>er sein.<br />
Ohne die deutsche Sprache kann man als Einwanderer in <strong>Deutsch</strong>land<br />
keinen Erfolg haben.<br />
<strong>Deutsch</strong>land ist ein weltoffenes Land, in dem es jeder unabhängig<br />
von der Herkunft zu etwas bringen kann.<br />
Ich möchte mich unbedingt <strong>und</strong> ohne Abstriche in die deutsche<br />
Gesellschaft integrieren.<br />
Ich möchte unbedingt <strong>und</strong> ohne Abstriche zur deutschen<br />
Gesellschaft dazugehören.<br />
Der Islam ist die einzig wahre Religion.<br />
Alles in allem war es richtig, dass meine Familie nach <strong>Deutsch</strong>land<br />
gekommen ist.<br />
Die Türken in <strong>Deutsch</strong>land haben eine geringere Bildung als <strong>Deutsch</strong>e.<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011, TiD 2010 n=1.003<br />
Nennungen „stimme stark / eher zu“<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Ti D <strong>2012</strong><br />
Ti D 2010<br />
Frage T4. Ich nenne Ihnen nun einige Au ssagen <strong>und</strong> Sie sagen mir bi tte jeweils, ob Sie dieser Aussage stark zustimmen, eher zustimmen, si e eher ablehnen oder ob Sie diese Aussage<br />
völlig ablehn en.<br />
59<br />
63<br />
70<br />
69<br />
70<br />
77<br />
66<br />
83<br />
72<br />
72<br />
84<br />
84<br />
75<br />
79<br />
78<br />
95<br />
87<br />
86<br />
89<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Für das Empfinden eines <strong>Lebens</strong> zwischen den Welten <strong>und</strong> ein nach wie vor problematisches<br />
Verhältnis der Aufnahmegesellschaft zum Thema Integration spricht z.B. die Tatsache, dass<br />
sich 63% der Befragten in <strong>Deutsch</strong>land als Türke <strong>und</strong> in der Türkei als <strong>Deutsch</strong>er fühlen. Im<br />
Jahr 2010 sagten das lediglich 58%.<br />
47% fühlen sich in <strong>Deutsch</strong>land unerwünscht, nur 62% glauben, dass <strong>Deutsch</strong>e <strong>und</strong> Türken in<br />
<strong>Deutsch</strong>land die gleichen Bildungschancen haben.<br />
Auf der anderen Seite meinen stabil 95%, dass die TiD unbedingt ihre türkische Kultur<br />
bewahren müssten, wobei dies für sie offenbar nicht im Widerspruch zur gewünschten<br />
Akzeptanz in der deutschen Mehrheitsgesellschaft steht. Vielmehr sind 84% der Meinung,<br />
dass man gleichzeitig ein guter <strong>Deutsch</strong>er <strong>und</strong> ein guter Moslem sein kann.<br />
95<br />
60
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 9<br />
Einstellungen zur Position in <strong>Deutsch</strong>land II<br />
Diesen Aussagen stimme ich zu ...<br />
In <strong>Deutsch</strong>land fühle ich mich als Türke, in der Türkei als ein <strong>Deutsch</strong>er.<br />
<strong>Deutsch</strong>e <strong>und</strong> Türken haben in <strong>Deutsch</strong>land die gleichen Bildungschancen.<br />
Am liebsten bin ich nur mit Türken zusammen.<br />
In <strong>Deutsch</strong>land müssen noch mehr Moscheen gebaut werden.<br />
In der Türkei hätte ich gute Chancen auf einen gut bezahlten Job.<br />
Ich habe das Gefühl, in <strong>Deutsch</strong>land unerwünscht zu sein.<br />
Ich wünsche mir, dass in <strong>Deutsch</strong>land irgendwann mehr Muslime<br />
als Christen wohnen.<br />
Wenn ich in <strong>Deutsch</strong>land im Falle der Arbeitslosigkeit keine Sozial‐<br />
leistungen bekommen würde, würde ich sofort in die Türkei gehen.<br />
Atheisten empfinde ich als minderwertige Menschen.<br />
Juden empfinde ich als minderwertige Menschen.<br />
Christen empfinde ich als minderwertige Menschen.<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011, TiD 2010 n=1.003<br />
Nennungen „stimme stark / eher zu“<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Frage T4. Ich nenne Ihnen nun einige Au ssagen <strong>und</strong> Sie sagen mir bitte jeweils, ob Sie dieser Aussage stark zustimmen, eher zustimmen, sie eher ablehnen oder ob Sie diese Aussage<br />
völlig ablehn en.<br />
8<br />
14<br />
10<br />
22<br />
18<br />
31<br />
35<br />
33<br />
25<br />
40<br />
47<br />
49<br />
46<br />
46<br />
58<br />
58<br />
49<br />
55<br />
53<br />
63<br />
62<br />
62<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
TiD 2010<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Auffallend sind jedoch bestimmte Tendenzen zu einer vermehrten Segregation. So sagen<br />
inzwischen 62% gegenüber 40% im Jahr 2010, dass sie am liebsten nur mit Türken<br />
zusammen sind. Nahezu die Hälfte (46%) wünscht sich, dass in <strong>Deutsch</strong>land irgendwann<br />
mehr Muslime als Christen wohnen. Vor knapp zwei Jahren war das lediglich jeder Dritte.<br />
Sehr deutlich haben auch die Begründungen für <strong>und</strong> gegen eine mögliche „Rückkehr“ in die<br />
Türkei an Bedeutung gewonnen. Inzwischen glaubt jeder Zweite, in der Türkei gute Chancen<br />
auf einen gut bezahlten Job zu haben. Demgegenüber ist die soziale Absicherung in<br />
<strong>Deutsch</strong>land zunehmend eine wirksame Barriere für einen größeren Exodus. Inzwischen sagt<br />
fast jeder Zweite, dass man bei einer fehlenden sozialen Absicherung im Falle der<br />
Arbeitslosigkeit sofort in die Türkei gehen würde.<br />
Bedenklich sind tendenziell zunehmende religiöse Ressentiments, vor allem gegenüber<br />
Atheisten <strong>und</strong> Juden. Parallel dazu findet auch die Aussage, dass der Islam die einzig wahre<br />
Religion sei, eine tendenziell höhere Zustimmung als noch im Jahr 2010. Den Bau von noch<br />
mehr Moscheen in <strong>Deutsch</strong>land wünschen sich inzwischen 55% der Befragten, im Jahr 2010<br />
waren es noch 49%.<br />
Diese Ergebnisse sprechen durchaus für eine zunehmende Rolle der islamischen Religion im<br />
Wertegefüge der TiD, die sich auch in anderen Ergebnissen zeigt.<br />
61
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 10<br />
Auch hinsichtlich der Einstellungen zu weiteren gesellschaftlich relevanten Themen zwigen<br />
sich einige Veränderungen gegenüber 2010. So werden Gleichheit <strong>und</strong> Gerechtigkeit als<br />
deutlich weniger wichtig empf<strong>und</strong>en. Die Stellung zum Beruf als ausschließliche<br />
Gelderwerbsquelle hat sich etwas relativiert.<br />
Gleichzeitig ist die Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Ehen von 30 auf 26%<br />
gesunken, jeder Zweite sieht Homosexualität als eine Krankheit an (vor allem die Älteren).<br />
Auch dies deutet auf eine insgesamt gegenüber 2010 etwas konservativere Haltung der<br />
Türken in <strong>Deutsch</strong>land hin.<br />
Einstellungen<br />
zu gesellschaftlichen Themen<br />
Diesen Aussagen stimme ich zu ...<br />
Zu einem erfüllten Leben gehört die Arbeit/der Beruf dazu.<br />
Heutzutage gibt es zu viel Toleranz. Kriminelle sollten härter bestraft<br />
werden<br />
Es sollte eine strikte Trennung von Staat <strong>und</strong> Religion geben<br />
Freier Wettbewerb ist die beste Garantie für wirtschaftlichen Wohlstand<br />
Wir brauchen mehr Gleichheit <strong>und</strong> Gerechtigkeit, auch wenn<br />
das weniger Freiheit für den Einzelnen bedeutet<br />
Homosexualität ist eine Krankheit<br />
Für besonders harten Verbrechen, wie Mord sollte es die Todesstrafe<br />
geben<br />
Ein Beruf ist nur ein Mittel, um Geld zu verdienen ‐ nicht mehr<br />
Muslimische Frauen sollten in der Öffentlichkeit generell<br />
ein Kopftuch tragen<br />
Wenn mir jemand Unrecht zufügt, so habe ich das Recht ihm<br />
das gleiche zuzufügen.<br />
Gleichgeschlechtliche Ehen sollten überall zugelassen werden<br />
Wirtschaftswachstum muss Vorrang haben, selbst wenn es<br />
die Umwelt beeinträchtigt<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011, TiD 2009 n=331<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
17<br />
26<br />
24<br />
26<br />
24<br />
26<br />
28<br />
30<br />
44<br />
45<br />
55 61<br />
58<br />
51<br />
48<br />
53<br />
68<br />
74<br />
71<br />
76<br />
77<br />
90<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
TiD 2009<br />
Frage F20b. Sagen Sie mir bitte nun, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen. Nutzen Sie für Ihre Antwort bitte wieder die Zah len von 0 ("stimme gar nicht zu")<br />
bis 10 ("stimme voll <strong>und</strong> ganz zu")!<br />
Rollenverständnis <strong>und</strong> Familie<br />
Summe Nennungen 6 bis 10<br />
92<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Auch aus den Ergebnissen hinsichtlich des Rollenverständnisses in der Familie <strong>und</strong> der<br />
sexuellen Freiheit finden sich Hinweise auf eine tendenziell verstärkte Rückkehr zu<br />
traditionellen Werten <strong>und</strong> Vorstellungen.<br />
Gerade im Hinblick auf die sexuelle Freiheit sind bei allen abgefragten Statements höhere<br />
Zustimmungswerte zu verzeichnen als im Jahr 2010. Lediglich die Rolle der Frau zwischen<br />
Beruf <strong>und</strong> Kindererziehung wird jetzt moderater bewertet als damals. Hier zeigen<br />
offensichtlich verschiedene Aufklärungsmaßnahmen Wirkung. Inzwischen meinen „nur“<br />
noch 50%, dass berufstätige Mütter ihre Kinder vernachlässigen. Weniger als die Hälfte der<br />
Befragten vertritt jetzt noch die Meinung, dass die Kindererziehung wichtiger als eine<br />
Berufstätigkeit der (Ehe)frau sei.<br />
69
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 11<br />
Einstellungen<br />
zum Rollenverständnis von Mann <strong>und</strong> Frau sowie zur Sexualität<br />
Diesen Aussagen stimme ich zu ...<br />
Der Mann hat die Aufgabe, die Familie zu ernähren<br />
Die Frau sollte keinen vorehelichen Sex praktizieren<br />
Die Jungfräulichkeit der Frau ist eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />
für eine Eheschließung<br />
Mann <strong>und</strong> Frau sollten vor der Ehe nicht zusammen leben<br />
Berufstätige Mütter vernachlässigen Ihre Kinder<br />
Es ist wichtiger, dass sich die Frau um die Haushaltsführung <strong>und</strong><br />
die Kindererziehung kümmert, als dass sie berufstätig ist<br />
Der Mann sollte keinen vorehelichen Sex praktizieren<br />
Der (Ehe‐) Mann repräsentiert die Familie nach außen<br />
Die Hausarbeit, wie Kochen, Sauber machen <strong>und</strong> Einkaufen,<br />
sollte überwiegend von Frauen erledigt werden<br />
Kindererziehung ist Frauensache<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011, TiD 2009 n=331<br />
29<br />
Summe Nennungen 6 bis 10<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
32<br />
38<br />
41<br />
32<br />
32<br />
48<br />
47<br />
50<br />
49<br />
43<br />
42<br />
56<br />
52<br />
52<br />
66<br />
57<br />
57<br />
63<br />
70<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
TiD 2009<br />
Frage F20. Sagen Sie mir bitte nu n, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen. Nutzen Sie für Ihre Antwort bitte wieder die Zahlen von 0 ("stimme gar nicht zu")<br />
bis 10 ("stimme voll <strong>und</strong> ganz zu")!<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
In all diesen Aussagen offenbart sich insgesamt erneut das Fortleben eines tradierten<br />
türkisch‐islamischen bzw. anatolisch‐dörflich geprägten Familien‐ <strong>und</strong> Rollenverständnisses,<br />
das von aktuellen deutschen Vorstellungen weit entfernt ist. Sofern dies nicht in<br />
Beschränkungen der gesetzlich zugesicherten Persönlichkeitsrechte (insbesondere der Frau)<br />
mündet, sollte darin auch kein Problem bestehen. Allerdings befinden sich bei Türken <strong>und</strong><br />
TiD die Frauen aufgr<strong>und</strong> ihrer geringeren Berufstätigkeit eben recht häufig in einer<br />
faktischen Abhängigkeitssituation gegenüber dem Mann, zumal die Mehrheit der nicht in<br />
<strong>Deutsch</strong>land geborenen Frauen ja ausschließlich zur Eheschließung nach <strong>Deutsch</strong>land<br />
gekommen ist.<br />
67
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 12<br />
Soziale <strong>und</strong> gesellschaftliche Toleranz<br />
Für eine deutlich geringere Toleranz als in <strong>Deutsch</strong>land üblich sprechen auch die folgenden<br />
Ergebnisse:<br />
��Nur 26% der TiD sind für die Zulassung gleichgeschlechtlicher Ehen.<br />
��48% der TiD befürworten die Todesstrafe (Tendenz zunehmend).<br />
��72% (2010: 65%) der TiD empfinden Sterbehilfe als „schlimm“.<br />
��Einen Schwangerschaftsabbruch beurteilen 64% der TiD als schlimm.<br />
��Eine homosexuelle Beziehung von Männern lehnen 73% (2010: 69%) der TiD ab.<br />
Einstellungen zu tabuisierten Themen<br />
finde ich schlimm …<br />
Eine angetrunkener Mann wird von der Polizei angehalten.<br />
Der Fahrer steckt dem Polizisten Geld zu <strong>und</strong> entgeht somit der Strafe<br />
Ein Ehemann zwingt seine Frau zum Geschlechtsverkehr<br />
Ein Mann schlägt sein 10‐Jähriges Kind, weil es ungehorsam war<br />
Eine verheiratete Frau hat mit einem anderen Mann ein Verhältnis<br />
Ein verheirateter Mann hat mit einer anderen Frau ein Verhältnis<br />
Ein Mann schlägt auf seinen H<strong>und</strong> ein, weil dieser nicht gehorcht<br />
Eine Person raucht mehrmals in der Woche Haschisch<br />
Ein Arbeitnehmer macht bei der Steuererklärung falsche Angaben <strong>und</strong><br />
bekommt dadurch 1.000€ zu viel erstattet<br />
Ein Mann hat eine homosexuelle Beziehung zu einem anderen Mann<br />
Ein Arzt gibt einem unheilbar kranken Patienten auf dessen Verlangen<br />
hin ein tödliches Gift<br />
Eine Frau läßt einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen,<br />
da sie keine Kinder bekommen möchte<br />
Ein homosexuelles Paar adoptiert ein Kind<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011, TiD 2009 n=331<br />
Summe Nennungen 6 bis 10<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
89 94<br />
89 94<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
85 92<br />
TiD 2009<br />
85 91<br />
83 90<br />
78 89<br />
79 85<br />
77 83<br />
69 73<br />
65 72<br />
63 64<br />
61 63<br />
Frage F23. Ich nenne Ihnen nun verschiedene Ereignisse, sagen Sie mir bitte jeweils anhand einer Skala von 0 ("finde ich gar nicht sch limm") <strong>und</strong> 10 ("finde ich sehr schlimm") wie Sie<br />
diese bewerten.<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Insgesamt zeigt sich bei allen abgefragten Items eine z.T. deutlich geringere Toleranz als<br />
noch im Jahr 2010.<br />
Lediglich vier von zehn Befragten sind der Meinung, dass man den meisten <strong>Deutsch</strong>en<br />
vertrauen kann. 45% glauben das selbe von den <strong>Deutsch</strong>‐Türken. Größtes Misstrauen<br />
genießen jedoch bei den TiD die Türken in der Türkei: nur jeder Vierte meint, dass man den<br />
meisten Türken im Heimatland vertrauen könne.<br />
70
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 13<br />
Eine wachsende Intoleranz zeigt sich auch bei der Stellungnahme zu einem moralischen<br />
Dilemma:<br />
Einstellungen zu einem moralischen Dilemma<br />
Ti D <strong>2012</strong><br />
Ti D 2009<br />
Frauen<br />
Männer<br />
15 bis 29 Jahre<br />
30 bis 49 Jahre<br />
50 Jahre <strong>und</strong> älter<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011, TiD 2009 n=331<br />
30<br />
44<br />
43<br />
45<br />
44<br />
59<br />
62<br />
Eine unschuldige Person zu verurteilen<br />
Eine schuldige Person freizusprechen<br />
w.n. / k.A.<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Frage F22. Auch Gerichte können sich irren. Halten Sie es für schlimmer eine unschuldige Person zu verurteilen oder eine schuldige Person freizusprechen?<br />
65<br />
52<br />
52<br />
52<br />
51<br />
34<br />
37<br />
7<br />
4<br />
5<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Im Jahr 2009 meinten noch 59% der befragten TiD, dass es schlimmer sei, einen<br />
Unschuldigen zu verurteilen als einen Schuldigen freizusprechen. Inzwischen könnte der<br />
Unschuldige nur noch bei 44% der befragten auf Gnade hoffen, 52% würden seine<br />
Verurteilung in Kauf nehmen, um keinen Schuldigen freikommen zu lassen.<br />
72
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 14<br />
Diskriminierung<br />
Viele Befragte haben bereits irgendwelche Diskriminierungen wegen ihrer Herkunft <strong>und</strong> ihres<br />
Aussehens erfahren. Allerdings hat sich auf diesem Gebiet in den letzten Jahren offenbar Einiges zum<br />
Besseren geändert. Während 2010 noch 42% von Beschimpfungen in der Öffentlichkeit aufgr<strong>und</strong><br />
ihres türkischen Aussehens berichtet haben, ist dieser Anteil jetzt auf 29% gesunken. Gesunken sind<br />
auch die erlebten Ablehnungen bei Bewerbungen um einen Arbeits‐ oder Ausbildungsplatz.<br />
Diskriminierung<br />
Wie häufig haben Sie diese Situationen erlebt ...<br />
Beschimpfungen in der Öffentlichkeit durch <strong>Deutsch</strong>e<br />
wegen meines türkischen Aussehens<br />
Beschimpfungen am Arbeitsplatz durch <strong>Deutsch</strong>e<br />
wegen meiner türkischen Herkunft<br />
Beschimpfungen wegen meiner Religionszugehörigkeit<br />
Ablehnung einer Bewerbung um einen Arbeits‐ oder<br />
Ausbildungsplatz wegen meines türkischen Aussehens<br />
Ablehnung einer Bewerbung um einen Arbeits‐ oder<br />
Ausbildungsplatz wegen mangelnder deutscher Sprachkenntnisse<br />
Ablehnung einer Bewerbung um einen Arbeits‐ oder<br />
Ausbildungsplatz wegen meines türkischen Namens<br />
Angst um meine eigene Sicherheit in der Öffentlichkeit<br />
Körperliche Angriffe wegen meiner türkischen Abstammung<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011, TiD 2010 n=1.003<br />
Nennungen „bereits erlebt“<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Frage F26. Wie häufig haben Sie selbst schon die folgenden Situationen erlebt? Nutzen Sie für Ihre Antwort bitte die Skala: sehr häufig, häufig, gelegentlich, selten, noch nie:<br />
8<br />
17<br />
23<br />
25<br />
24<br />
25<br />
24<br />
16<br />
29<br />
21<br />
26<br />
28<br />
25<br />
28<br />
30<br />
42<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
TiD 2010<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Einen tendenziellen Anstieg gibt es dagegen bei körperlichen Übergriffen <strong>und</strong> bei<br />
Beschimpfungen am Arbeitsplatz <strong>und</strong> wegen der Religionszugehörigkeit.<br />
Diskriminierung<br />
Wie häufig haben Sie diese Situationen erlebt ...<br />
Beschimpfungen in der Öffentlichkeit durch <strong>Deutsch</strong>e<br />
wegen meines türkischen Aussehens<br />
Beschimpfungen am Arbeitsplatz durch <strong>Deutsch</strong>e<br />
wegen meiner türkischen Herkunft<br />
Beschimpfungen wegen meiner Religionszugehörigkeit<br />
Ablehnung einer Bewerbung um einen Arbeits‐ oder<br />
Ausbildungsplatz wegen meines türkischen Aussehens<br />
Ablehnung einer Bewerbung um einen Arbeits‐ oder<br />
Ausbildungsplatz wegen mangelnder deutscher Sprachkenntnisse<br />
Ablehnung einer Bewerbung um einen Arbeits‐ oder<br />
Ausbildungsplatz wegen meines türkischen Namens<br />
Angst um meine eigene Sicherheit in der Öffentlichkeit<br />
Körperliche Angriffe wegen meiner türkischen Abstammung<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011<br />
Nennungen „bereits erlebt“<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
15 bis 29 Jahr e<br />
30 bis 49 Jahr e<br />
50 Jahre <strong>und</strong> älter<br />
Frage F26. Wie häufig haben Sie selbst schon die folgenden Situationen erlebt? Nutzen Sie für Ihre Antwort bitte die Skala: sehr häufig, häufig, gelegentlich, selten, noch nie:<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
75<br />
76
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 15<br />
Beschimpfungen aufgr<strong>und</strong> der Religionszugehörigkeit oder ihres Aussehens berichten vor allem junge<br />
Leute bis zu 30 Jahren ‐ möglicherweise ein Gr<strong>und</strong> für die Rückbesinnung auf traditionelle Werte<br />
gerade in dieser Altersgruppe. Ältere Leute sind dagegen ‐ vermutlich auch im Zusammenhang mit<br />
ihren geringeren sozialen Kontakten zu deutschen Umfeld ‐ generell seltener irgendwelchen<br />
Diskriminierungen ausgesetzt.<br />
Die folgende Grafik zeigt, in welchem Maße gerade erlebte Ablehnungen um einen Arbeits‐<br />
oder Ausbildungsplatz sich auf die Rückkehrabsichten der Betroffenen auswirken:<br />
Diskriminierung<br />
Wie häufig haben Sie diese Situationen erlebt ...<br />
Beschimpfungen in der Öffentlichkeit durch <strong>Deutsch</strong>e<br />
wegen meines türkischen Aussehens<br />
Beschimpfungen am Arbeitsplatz durch <strong>Deutsch</strong>e<br />
wegen meiner türkischen Herkunft<br />
Beschimpfungen wegen meiner Religionszugehörigkeit<br />
Ablehnung einer Bewerbung um einen Arbeits‐ oder<br />
Ausbildungsplatz wegen meines türkischen Aussehens<br />
Ablehnung einer Bewerbung um einen Arbeits‐ oder<br />
Ausbildungsplatz wegen mangelnder deutscher Sprachkenntnisse<br />
Ablehnung einer Bewerbung um einen Arbeits‐ oder<br />
Ausbildungsplatz wegen meines türkischen Namens<br />
Angst um meine eigene Sicherheit in der Öffentlichkeit<br />
Körperliche Angriffe wegen meiner türkischen Abstammung<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011<br />
Nennungen „bereits erlebt“<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Rückkehr in den nächsten 10 J.<br />
Rückkehr erst später<br />
kei ne Rückkehr geplant<br />
Frage F26. Wie häufig haben Sie selbst schon die folgenden Situationen erlebt? Nutzen Sie für Ihre Antwort bitte die Skala: sehr häufig, häufig, gelegentlich, selten, noch nie:<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Die Ergebnisse zeigen, dass eine aktive oder auch nur vermutete Ausgrenzung von der<br />
Teilhabe am Berufsleben offensichtlich einer der Haupttreiber für die Abwanderung<br />
qualifizierter <strong>Deutsch</strong>‐Türken in die Türkei ist, die genau diese Menschen vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> ihrer schnellen wirtschaftlichen Entwicklung <strong>und</strong> des dortigen akuten Mangels<br />
an Fachkräften gern willkommen heißt.<br />
78
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 16<br />
Religiosität<br />
Von den befragten TiD sind 37% streng religiös, nur 9% bezeichnen sich als „nicht religiös“.<br />
Der Anteil der streng Religiösen ist seit 2010 tendenziell angestiegen. 44% beten mindestens<br />
einmal täglich, 34% üben sogar alle vorgeschriebenen fünf Gebete pro Tag aus. Der höchste<br />
Anteil von zumindest eher Religiösen (Skalenwerte 6‐10) findet sich überraschenderweise in<br />
der jüngsten Altersgruppe.<br />
Religiösität<br />
Ti D <strong>2012</strong><br />
Ti D 2009<br />
Frauen<br />
Männer<br />
15 bis 29 Jahre<br />
30 bis 49 Jahre<br />
50 Jahre <strong>und</strong> älter<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011, TiD 2009 n=331<br />
Frage F27. Als wie religiös würden Sie sich bezeichnen?<br />
(8 bis 10=streng religiös) (6 bis 7) (5) (3 bis 4) (0=gar nicht religiös bis 2)<br />
30<br />
33<br />
37<br />
35<br />
34<br />
45<br />
43<br />
24<br />
23<br />
23<br />
31<br />
29<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
18<br />
22<br />
29<br />
27<br />
29<br />
21<br />
23<br />
27<br />
25<br />
5<br />
5<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
3<br />
9<br />
10<br />
13<br />
9<br />
10<br />
8<br />
6<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Die insgesamt etwas „radikaleren“ Ansichten gerade der jüngsten Generation gerade bei<br />
religiösen Aspekten sind möglicherweise auf die Entwicklung eines neuen<br />
Selbstbewusstseins zurückzuführen, das einerseits wahrscheinlich eine Antwort auf den<br />
empf<strong>und</strong>enen gesellschaftlichen Druck ist, andererseits jedoch auch auf die empf<strong>und</strong>ene<br />
Position „zwischen den Welten“ zurückzuführen sein dürfte.<br />
81
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 17<br />
Betreuungsgeld<br />
Zwei Drittel der Befragten mit Kindern unter 6 Jahren sagen, dass ihre Kinder eine Kita<br />
besuchen, von denjenigen mit deutscher Staatsangehörigkeit sind es sogar 81%.<br />
Nur 40% der Befragten mit Kindern unter 6 Jahren haben bisher etwas vom 2013<br />
einzuführenden Betreuungsgeld für Kinder bis zu 3 Jahren gehört.<br />
Die Beurteilung des Betreuungsgeldes fällt allerdings überwiegend negativ aus. Jeweils 56%<br />
der Befragten sind der Meinung, dass dies zu einer schlechteren Integration der Kinder <strong>und</strong><br />
zu sinkenden Kita‐Besuchszahlen führen wird.<br />
Weniger als jeder Zweite sagt in diesem Zusammenhang, dass die Kinder besser zu Hause<br />
erzogen werden sollten.<br />
Nur jeder fünfte Befragte mit Kindern könnte sich dementsprechend vorstellen, das<br />
Betreuungsgeld auch tatsächlich in Anspruch zu nehmen. In diesem Fall würden die Kinder<br />
zu Hause auch tatsächlich fast ausschließlich von den leiblichen Eltern betreut werden.<br />
Einstellungen zum Themen Betreuung zu Hause<br />
Dieser Aussage stimme ich ...<br />
Ein solches Betreuungsgeld wird dazu<br />
beitragen, dass die Kinder noch schlechter<br />
integriert werden.<br />
Wenn <strong>Deutsch</strong>land ein Betreuungsgeld für<br />
kleine Kinder für den Fall beschließt, dass<br />
die Kinder zu Hause betreut werden, werden<br />
noch weniger türkischstämmige Kinder eine<br />
Kita besuchen.<br />
Kinder müssen zu Hause erzogen werden<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011<br />
34<br />
32<br />
29<br />
Stimme stark zu Stimme eher zu<br />
Lehne eher ab Lehne völlig ab<br />
Frage F25. Ich nenne Ihnen jetzt ei nmal einige Aussagen zum Thema Bildung. Sie sagen mir bitte jeweils, ob Sie dieser Aussage stark zustimmen, eher zustimmen, sie eher ablehnen<br />
oder ob Sie di ese Aussage völlig ablehnen.<br />
17<br />
22<br />
24<br />
16<br />
20<br />
18<br />
38<br />
24<br />
26<br />
Anteil<br />
„stimme<br />
stark/eher zu“<br />
56<br />
56<br />
47<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
86
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 18<br />
Aktion „Lies!“<br />
Gerade die jungen Menschen mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong> befürworten die<br />
kostenfreie Koranverteilung in deutscher Sprache. 63 Prozent der 15 bis 29‐Jährigen finden<br />
die Aktion "Lies!" sehr gut bzw. eher gut. Dies könnte auf eine verstärkte Rückbesinnung<br />
gerade der jungen Generation auf religiöse Werte der Heimat ihrer Eltern zurückzuführen<br />
sein ‐ ohne dass sich daraus bereits ein unmittelbarer Trend zum politischen Islamismus<br />
ableiten ließe.<br />
Bei den älteren Türken in <strong>Deutsch</strong>land, die ja überwiegend selbst eingewandert <strong>und</strong> daher<br />
politisch von Laizismus <strong>und</strong> Kemalismus in der Türkei geprägt sind, stößt die Aktion „Lies!“<br />
dagegen überwiegend auf Ablehnung. Knapp 70 Prozent der über 50‐Jährigen sprechen sich<br />
dagegen aus.“<br />
Einstellung zur Aktion „Lies!“<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
Frauen<br />
Männer<br />
15 bis 29 Jahre<br />
30 bis 49 Jahre<br />
50 Jahre <strong>und</strong> älter<br />
4<br />
10<br />
9<br />
11<br />
9<br />
Sehr gut Eher gut Eher schlecht Sehr schlecht<br />
20<br />
27<br />
35<br />
33<br />
37<br />
37<br />
43<br />
23<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Frage F29. Noch eine andere Frage: Seit einiger Zeit verteilen Salafisten unter dem Motto "Li es!" in <strong>Deutsch</strong>land ko stenlose deutschsprachige Korane. Wie finden Sie das?<br />
24<br />
27<br />
20<br />
27<br />
17<br />
46<br />
31<br />
31<br />
31<br />
27<br />
20<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Die Spendenbereitschaft für die Aktion „Lies!“ ist deutlich geringer als die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Zustimmung, aber dennoch wäre mehr als jeder Fünfte bereit, die Aktion "Lies!" auch<br />
finanziell zu unterstützen. Auffällig ist auch hier, dass 36 Prozent jungen Türken von 15 ‐ 29<br />
Jahren in <strong>Deutsch</strong>land sagen, sie würden die Aktion auch finanziell unterstützen.“<br />
89
<strong>Deutsch</strong>-türkische <strong>Wertewelten</strong> <strong>2012</strong>, Seite 19<br />
Spendenbereitschaft für Aktion „Lies!“<br />
Basis: TiD <strong>2012</strong> n=1.011<br />
TiD <strong>2012</strong><br />
Frauen<br />
Männer<br />
15 bis 29 Jahre<br />
30 bis 49 Jahre<br />
1<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
50 Jahre <strong>und</strong> älter 1 6<br />
7<br />
7<br />
Habe ich schon getan Ja, ganz sicher Ja, wahrscheinlich<br />
Wahrscheinlich nicht Nein, ganz sicher nicht<br />
8<br />
8<br />
9<br />
8<br />
14<br />
14<br />
14<br />
13<br />
8<br />
25<br />
12<br />
11<br />
11<br />
13<br />
18<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Frage F30. Würden Sie diese Aktion auch selbst mit Geldspenden unterstützen, wenn man Sie darum bitten würde?<br />
78<br />
65<br />
64<br />
67<br />
67<br />
46<br />
<strong>Deutsch</strong>‐Türken <strong>2012</strong><br />
Hintergr<strong>und</strong>:<br />
Die INFO‐Unternehmensgruppe, der die Institute INFO <strong>GmbH</strong> in Berlin, das IFM Institut für<br />
Markt‐ <strong>und</strong> Medienforschung Berlin <strong>GmbH</strong> <strong>und</strong> LILJEBERG Research International angehören,<br />
ist ein international tätiges Full‐Service‐Institut der Markt‐ <strong>und</strong> Meinungsforschung mit Sitz<br />
in Berlin <strong>und</strong> Antalya. Schwerpunktmärkte sind <strong>Deutsch</strong>land <strong>und</strong> die Türkei, daneben werden<br />
aber auch regelmäßig weltweit Studien durchgeführt.<br />
Seit 2008 wurde u.a. auch eine Vielzahl von Befragungen von Migranten aus<br />
unterschiedlichsten Herkunftsregionen in <strong>Deutsch</strong>land durchgeführt.<br />
Kontakt:<br />
INFO <strong>GmbH</strong> <strong>und</strong> LILJEBERG Research International Ltd. Sti.<br />
Dr. Holger Liljeberg<br />
Tel. 030 – 49001‐0<br />
liljeberg@infogmbh.de<br />
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