Aufwandsschätzungen in Softwareprojekten
Aufwandsschätzungen in Softwareprojekten
Aufwandsschätzungen in Softwareprojekten
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Delphi-Befragung<br />
1. Projektleiter (bzw. Koord<strong>in</strong>ator) erläutert jedem Experten das anstehende<br />
Projekt und übergibt ihm e<strong>in</strong>e Spezifikation und e<strong>in</strong> Schätzformular.<br />
2. Jeder Experte füllt getrennt das Formular aus<br />
(dabei Klärung von Fragen nur mit Projektleiter; ke<strong>in</strong>e Diskussion<br />
zwischen den Experten).<br />
3. Projektleiter analysiert die Angaben und erstellt Zusammenfassung<br />
der Schätzergebnisse sowie Kommentare zu starken Abweichungen<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Schätzwerte (auf Wiederholformular),<br />
Rückmeldung an die Experten erfolgt <strong>in</strong> anonymisierter Form.<br />
4. Experten überarbeiten ihre Schätzungen unabhängig vone<strong>in</strong>ander.<br />
5. Schritte 3 und 4 werden (ggf. <strong>in</strong> mehreren Runden) wiederholt<br />
bis sich e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Annäherung der Schätzwerte ergibt<br />
(bzw. der Projektleiter die Ergebnisse akzeptiert).<br />
6. Endgültiges Schätzergebnis = Durchschnittswert der jeweils<br />
letzten Überarbeitung der e<strong>in</strong>zelnen Ergebnisse<br />
Abb. 5: Ablauf e<strong>in</strong>er (Standard-)Delphi-Befragung<br />
dadurch verfälscht werden, dass e<strong>in</strong>zelne<br />
Personen – <strong>in</strong>sbesondere der Projektleiter<br />
– die Schätzklausur dom<strong>in</strong>ieren.<br />
Bei der Delphi-Befragung werden<br />
mehrere Experten schriftlich um ihre<br />
E<strong>in</strong>schätzung des Aufwands gebeten.<br />
In zwei oder mehr Befragungsrunden<br />
wird e<strong>in</strong> Schätzergebnis nach und nach<br />
angenähert. Es handelt sich also um<br />
e<strong>in</strong>e besondere Form der strukturierten<br />
Mehrfachbefragung.<br />
Bei der sog. Breitband-Dephi-Methode<br />
f<strong>in</strong>den zu Beg<strong>in</strong>n und bei jeder Schätzrunde<br />
geme<strong>in</strong>same Sitzungen statt, <strong>in</strong><br />
denen die Schätzaufgaben bzw. die<br />
Zwischenergebnisse der jeweils vorausgegangenen<br />
Schätzrunde untere<strong>in</strong>ander<br />
diskutiert werden.<br />
Charakteristisch für die Delphi-Methode<br />
ist, dass durch die Anonymität dieser<br />
Methode 2) ke<strong>in</strong> Gruppenzwang zur<br />
Konformität besteht und die persönliche<br />
E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>es Experten nicht<br />
durch die Dom<strong>in</strong>anz e<strong>in</strong>zelner Personen<br />
bee<strong>in</strong>flusst wird.<br />
Die Delphi-Methode bietet sich besonders<br />
für stark <strong>in</strong>novative Vorhaben an,<br />
bei denen ke<strong>in</strong>e Ist-Daten aus vergleichbaren<br />
Projekten herangezogen<br />
werden können.<br />
–––––––––––<br />
2) Diese Anonymität ist allerd<strong>in</strong>gs bei der Breitband-<br />
Mit der Delphi-Methode ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
e<strong>in</strong> nicht gerade ger<strong>in</strong>ger Zeitbedarf<br />
verbunden, so dass e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz bei kle<strong>in</strong>eren<br />
Projekten nur dann gerechtfertigt<br />
ist, wenn die besondere Projektsituation<br />
dies erfordert.<br />
In Tabelle 1 f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e zusammenfassende<br />
Gegenüberstellung der verschiedenen<br />
Varianten der Expertenbefragung.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Verbesserung der<br />
Schätzergebnisse kann durch e<strong>in</strong>e<br />
Bandbreitenschätzung erzielt werden,<br />
bei der sowohl von Worst-Caseals<br />
auch von Best-Case-Schätzungen<br />
ausgegangen wird, d. h. es werden<br />
zum e<strong>in</strong>en Schätzungen unter pessimistischen<br />
Grundannahmen und zum<br />
anderen unter optimistischen Grundannahmen<br />
durchgeführt. Das Ergebnis<br />
ist also nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner Schätzwert,<br />
sondern e<strong>in</strong>e Bandbreite zwischen<br />
Genauigkeit<br />
Aufwand der Schätzung<br />
Anonymität<br />
der E<strong>in</strong>zelschätzung<br />
Mitläufereffekte<br />
Indentifikation<br />
mit Schätzergebnis<br />
S<strong>in</strong>nvoller E<strong>in</strong>satz<br />
E<strong>in</strong>zelbefragung<br />
ungenau<br />
ger<strong>in</strong>g<br />
dem Wert, der bei reibungslosem Projektverlauf<br />
erwartet wird (best), und<br />
demjenigen, der unter (besonders) ungünstigen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen zu erwarten<br />
ist (worst). Des Weiteren wird der<br />
wahrsche<strong>in</strong>liche Wert (mittel) betrachtet,<br />
der unter „realistischen“ Grundannahmen<br />
bzw. „normalen“ Bed<strong>in</strong>gungen<br />
am ehesten zu erwarten ist.<br />
Derartige Bereichschätzungen liefern<br />
daher e<strong>in</strong> realistischeres Bild über die<br />
Schätzergebnisse, da sie nicht die<br />
Sche<strong>in</strong>objektivität e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen absoluten<br />
Schätzwertes vorgaukeln. Dabei<br />
kann die Bereichsschätzung sowohl für<br />
die Produktgröße als auch für Aufwand<br />
und Zeitdauer e<strong>in</strong>es Projekts durchgeführt<br />
werden.<br />
Aus e<strong>in</strong>zelnen Angaben zum Aufwand<br />
lässt sich e<strong>in</strong> Erwartungswert für den<br />
Aufwand wie folgt bestimmen:<br />
Der Erwartungswert, der sich aus dem<br />
gewichteten Mittelwert der E<strong>in</strong>zelschätzungen<br />
ergibt, ist so def<strong>in</strong>iert,<br />
dass mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von<br />
50 % der zu erwartende Aufwand unterhalb<br />
und mit ebenfalls 50 % Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
oberhalb des Erwartungswertes<br />
liegt. Die Angabe nur dieses<br />
Werts als Aufwandsschätzung erfordert<br />
daher e<strong>in</strong>e recht große Risikoto-<br />
Mehrfachbefragung<br />
Delphi-<br />
Methode<br />
Schätzklausur<br />
LDVZ-Nachrichten 2/2005 23<br />
–<br />
–<br />
mittel – groß<br />
kle<strong>in</strong>e<br />
Projekte<br />
genau<br />
mittel<br />
ja<br />
ne<strong>in</strong><br />
ger<strong>in</strong>g<br />
mittlere<br />
Projekte<br />
Delphi-Methode nicht immer vorhanden. Tab. 1: Expertenbefragung zur Aufwandsschätzung [Seibert]<br />
Erwartungswert<br />
= ( worst + best + 4 x mittel ) : 6<br />
Standardabweichung<br />
= ( worst – best ) : 6<br />
Gleichung 1: Gewichteter Mittelwert und Standardabweichungen<br />
3)<br />
–––––––––––<br />
3) Es handelt sich hierbei um den Erwartungswert und<br />
die ungefähre Standardabweichung bei e<strong>in</strong>er Betaverteilung.<br />
sehr genau<br />
groß<br />
ja<br />
kaum<br />
mittel<br />
große<br />
Projekte<br />
sehr genau<br />
sehr groß<br />
ne<strong>in</strong><br />
ja<br />
groß<br />
große<br />
Projekte