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Antrag - Amadeu Antonio Stiftung

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(B)<br />

Manuela Schwesig (M ecklenburg-Vorpommern)<br />

(A) dass man auf dem Boden des Grundgesetzes steht –,<br />

sondern um den zweiten Teil der Erklärung. Das<br />

wissen Sie sehr genau. Die Träger sollen zusätzlich<br />

versichern, dafür Sorge zu tragen, dass die Partner,<br />

mit denen sie zusammenarbeiten, sich ebenfalls auf<br />

dem Boden des Grundgesetzes bewegen.<br />

Auf den ersten Blick kann man zwar sagen: Die<br />

Träger müssen sich schon anguck en, mit w em sie zusammenarbeiten.<br />

– A ber auf den zw eiten Blick empfinden<br />

es viele so, dass sie ihren Partnern nun nachschnüffeln<br />

müssen. Sie fragen sich: Wie sollen w ir<br />

das sicherstellen? Das ist ein erheblicher Unterschied<br />

zu den Demokratieerklärungen, die die Länder fordern,<br />

z. B. Mecklenburg-Vorpommern im Bereich der<br />

Kitas.<br />

Deswegen finde ich es nicht geglückt, dass Sie das<br />

vermischen, zumal Sie wissen, dass die große Koalition<br />

in Mecklenburg-Vorpommern gegen die von Ihnen<br />

geforderte Demokratieerklärung Widerspruch<br />

eingelegt hat, und zwar wegen des zweiten Teils, den<br />

ich soeben angesprochen habe. Denn auf Grund der<br />

Historie gerade unseres Landes empfinden viele<br />

Menschen die Aufforderung, jetzt bei Partnern zu<br />

kontrollieren, als Aufforderung zu schnüffeln. Damit<br />

tun sich viele, die seit 20 Jahren für Demokratie und<br />

Toleranz vor Ort Flagge zeigen, zu Recht sehr<br />

schwer, und sie empfinden es als große Belastung.<br />

Ich hätte mir sehr gewünscht, dass wir – noch bevor<br />

Ihre sogenannte Demokratieerklärung das Licht der<br />

Öffentlichkeit erblickte – ein Gespräch darüber geführt<br />

hätten, wie man so etwas ausgestalten kann.<br />

Ich hätte mir gewünscht, dass die Bundesfamilienministerin<br />

Mecklenburg-Vorpommern besucht und<br />

mit denjenigen gesprochen hätte, die im ländlichen<br />

Raum Flagge zeigen und sich nicht von den Bedrohungen<br />

der neuen Nazis – diese sind bei uns sehr<br />

stark anzutreffen – abschreck en lassen. Diese M enschen<br />

empfinden es als Beleidigung, dass sie vor allem<br />

auch den zweiten Teil der Erklärung unterschreiben<br />

müssen und dass man ihnen kein Vertrauen<br />

entgegenbringt.<br />

Sie haben den Kita-Erlass von Mecklenburg-Vorpommern<br />

angesprochen. Wir gehen mit dem Erlass<br />

anders vor als Sie: mit Augenmaß. Wir fordern die<br />

Erklärung von allen mehr als 1 000 Kitas, die bisher<br />

in diesem Bereich tätig sind, nicht rückwirkend ein.<br />

Vielmehr verlangen wir von privaten Trägern, die<br />

neu sind und deren Gemeinnützigkeit noch nicht anerkannt<br />

worden ist, von Elterninitiativen, die wir<br />

nicht kennen, eine Demokratieerklärung in Form des<br />

ersten Teils Ihrer Erklärung. Warum verfahren wir<br />

so? Weil in M eck lenburg-Vorpommern bedauerlicherweise<br />

der Fall eintrat, dass ein NPD-Funktionär<br />

versucht hat, die Trägerschaft einer Kita zu übernehmen.<br />

Wir finden es gut – darauf will ich ausdrücklich<br />

hinweisen –, die Träger von unterschiedlichen Aktivitäten<br />

im Land, die öffentliche Gelder erhalten, aufzufordern,<br />

Maßnahmen zu ergreifen und sich klar zum<br />

Grundgesetz zu bekennen. Ich werbe allerdings sehr<br />

dafür, dass dies mit Augenmaß geschieht.<br />

Bundesrat – 883. Sitzung – 27. M ai 2011 233<br />

Ich möchte nicht, dass die Initiativen von Mecklenburg-Vorpommern<br />

mit der Initiative der Bundesregierung<br />

an dieser Stelle gleichgesetzt werden. Denn<br />

wir haben uns ausdrücklich gegen die Demokratieerklärung<br />

unter Teil 2 gewandt. Ich hätte es mir sehr<br />

gewünscht, dass die Bundesregierung Erfahrungen<br />

aus Ländern und von Trägern, die diese im Zusammenhang<br />

mit der Bekämpfung von Extremismus gemacht<br />

haben, aufgenommen hätte, statt sie schlicht<br />

vom Tisch zu wischen. Deswegen freue ich mich auf<br />

konstruktive Beratungen in den Ausschüssen des<br />

Bundesrates.<br />

!"#$%&%'(%&) *&+,$(%'#) -$'.&$%() /&%#,01"2''3<br />

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.<br />

Dann weise ich die Vorlage dem Ausschuss für<br />

Frauen und Jugend – federführend – sowie dem Ausschuss<br />

für I nner e A ngel egenhei ten – mitberatend –<br />

zu.<br />

Wir kommen zu Punkt 62 der Tagesordnung:<br />

Entschließung des Bundesrates zur Änderung<br />

des Euratom-Vertrages – europaweiten Atomausstieg<br />

voranbringen – <strong>Antrag</strong> des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen gemäß § 36 Absatz 2 GO<br />

BR – (Drucksache 276/11)<br />

Dem <strong>Antrag</strong> des Landes Nordrhein-Westfalen sind<br />

die Länder Baden-Württemberg, Berlin, Bremen,<br />

Hamburg und Rheinland-Pfalz beigetreten.<br />

Wortmeldung: Frau M inisterin Dr. Schwall-Düren<br />

(Nordrhein-Westfalen).<br />

4&5)!'6%7$02)8019277:4;&%')(Nordrhein-Westfalen):<br />

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und<br />

Herren! Die Mitte des letzten Jahrhunderts war stark<br />

geprägt vom Glauben an einen nahezu unbegrenzten<br />

wissenschaftlichen Fortschritt. Es war daher kein Zufall,<br />

dass das Atomium zum Wahrzeichen der Weltausstellung<br />

1958 in Brüssel wurde. Das imposante<br />

und beeindruckende Gebäude entsprach dem damaligen<br />

Zeitgeist und wurde als Symbol des Atomzeitalters,<br />

der friedlichen Nutzung der Atomenergie, und<br />

– so verstand man es – als Symbol des Fortschritts errichtet.<br />

In diese Zeit fiel auch die Gründung der Europäischen<br />

A tomgemeinschaft. So verwundert es nicht,<br />

dass der 1957 unterzeichnete Vertrag im Bewusstsein<br />

und mit dem politischen Ziel geschlossen wurde – ich<br />

zitiere aus der Präambel des Vertrages –, „ die Voraussetzungen<br />

für die Entwicklung einer mächtigen<br />

Kernindustrie zu schaffen“ .<br />

Heute, meine Damen und Herren, wissen wir, dass<br />

auch der technische Fortschritt seine Grenzen hat.<br />

Wir mussten erkennen, dass sich die Hoffnung auf<br />

eine saubere und vor allem sichere Energieversorgung<br />

durch Atomenergie nicht erfüllt hat. Dies haben<br />

die Unfälle von Harrisburg, Tschernobyl oder zuletzt<br />

Fukushima leidvoll gezeigt. Zudem sind wichtige<br />

Fragen wie die der Endlagerung der atomaren Abfälle<br />

heute noch ungeklärt.<br />

(C)<br />

(D)

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