Notarzt und AutoPulse â ein gutes Duo im Rettungsdienst?
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Tab. 1 Beispiele verfügbarer mechanischer Rean<strong>im</strong>ationshilfen für die kardiopulmonale Rean<strong>im</strong>ation.<br />
(Zusammengestellt <strong>und</strong> mod. nach Wigginton et al. [27])<br />
Gerät Methode<br />
Ambu® CardioPump® Aktive Kompressions-Dekompressions-CPR (ACD-CPR) mithilfe <strong>ein</strong>er „Gummisaugglocke“ <strong>und</strong> integrierter Druckanzeige.<br />
Die Reduktion des intrathorakalen Drucks während der Dekompressionsphase erhöht den venösen Rückstrom<br />
zum Herzen <strong>und</strong> hierdurch das Herzzeitvolumen<br />
Impedanzventil („<strong>im</strong>pedance<br />
threshold device“, ResQ-POD®)<br />
Koronararterie („left anterior descending<br />
artery“, LAD). Eröffnung <strong>und</strong> Rekanalisation<br />
der RCA mit all<strong>ein</strong>iger Ballondilatation<br />
gelangen schließlich um 15.45 Uhr.<br />
Nach weiteren 4 min ließ sich das Kammerfl<strong>im</strong>mern<br />
durch <strong>ein</strong>e erneute Defibrillation<br />
in <strong>ein</strong>en stabilen Sinusrhythmus<br />
terminieren.<br />
Der <strong>AutoPulse</strong> ist <strong>im</strong> anterior-posterioren<br />
Strahlengang nicht röntgendurchlässig.<br />
Eine Koronarangiographie unter CPR<br />
mit <strong>AutoPulse</strong> zur Darstellung der Koronargefäße<br />
ist jedoch in schrägen Projektionen<br />
durchführbar. Für die Notfalldiagnostik<br />
ist insbesondere die Darstellung<br />
der rechten Koronararterie (RCA) <strong>und</strong><br />
der linken Koronararterie (LCA) möglich.<br />
Bemerkenswert ist, dass es somit auch zu<br />
k<strong>ein</strong>er Strahlenbelastung etwaiger Helfer<br />
kommt <strong>und</strong> die Notfalldiagnostik unter<br />
kontinuierlichen Thoraxkompressionen<br />
fortgeführt werden kann. Darüber hinaus<br />
wird <strong>im</strong> Gegensatz zur manuellen CPR<br />
die Effektivität der Thoraxkompressionen<br />
nicht durch mögliche Schwingungen des<br />
Untersuchungstisches gemindert.<br />
Weiterer Verlauf<br />
Die durchgeführte PCI hatte <strong>ein</strong> <strong>gutes</strong><br />
funktionelles Pr<strong>im</strong>ärergebnis. Im Anschluss<br />
an die PCI war der Patient zunächst<br />
noch katecholaminpflichtig. Im<br />
Verlauf stabilisierte sich die hämodynamische<br />
Situation zunehmend. Eine therapeutische<br />
Hypothermie wurde nicht<br />
durchgeführt. Der Patient konnte am<br />
vierten Tag auf der Intensivstation extubiert<br />
werden. Die weitere intensivmedizinische<br />
Behandlung gestaltete sich bis<br />
Beatmungsventil zur Verhinderung <strong>ein</strong>es passiven inspiratorischen Luft<strong>ein</strong>stroms während der Thoraxentlastung<br />
zwischen den Thoraxkompressionen <strong>und</strong> dadurch konsekutiver Erhöhung <strong>ein</strong>es negativen intrathorakalen Druckes<br />
mit erhöhtem venösen Rückstrom zum Herzen<br />
CardioVent Faltenbalg zur Thoraxkompression mit Möglichkeit zum Anschluss <strong>ein</strong>es Beatmungsschlauches zur gleichzeitigen<br />
Beatmung bei Ein-Helfer-CPR<br />
L<strong>und</strong> University Cardiac Arrest Gasbetriebenes (Druckluft-)Gerät zur Kompression des Brustb<strong>ein</strong>s mit <strong>ein</strong>gebauter Saugglocke für die ACD-CPR<br />
System (LUCAS)<br />
<strong>AutoPulse</strong> Elektromechanisches Gerät aus Kombination <strong>ein</strong>es Rückenbrettes <strong>und</strong> <strong>ein</strong>es den gesamten Thorax umspannenden<br />
semizirkulären Kompressionsbandes mit automatischer Anpassung an Thoraxumfang <strong>und</strong> Kompressionstiefe<br />
| Der Anaesthesist 6 · 2008<br />
Kasuistiken<br />
auf <strong>ein</strong> kurzzeitiges akutes Nierenversagen<br />
mit notwendiger Hämofiltration <strong>und</strong><br />
dem Auftreten <strong>ein</strong>es ausgeprägten hirnorganischen<br />
Psychosyndroms nach Rean<strong>im</strong>ation<br />
komplikationslos. Der Patient<br />
konnte nach insgesamt 17 Tagen stationären<br />
Aufenthalts ohne neurologische<br />
Schäden in <strong>ein</strong>e Anschlussheilmaßnahme<br />
entlassen werden.<br />
Diskussion<br />
Rean<strong>im</strong>ationshilfen für die<br />
kardiopulmonale Rean<strong>im</strong>ation<br />
Die traditionelle CPR mit manueller Thoraxkompression<br />
wird i. Allg. als <strong>ein</strong>fach in<br />
der Durchführbarkeit, schnell anwendbar,<br />
kostengünstig <strong>und</strong> überall verfügbar angesehen,<br />
um zumindest <strong>ein</strong>en Min<strong>im</strong>alkreislauf<br />
aufrechtzuerhalten. Dennoch hat<br />
diese Methode ihre Grenzen <strong>und</strong>, selbst<br />
wenn sie opt<strong>im</strong>al durchgeführt wird, wird<br />
k<strong>ein</strong>e mit dem Spontankreislauf vergleichbare<br />
Koronarperfusion <strong>und</strong> zerebrale<br />
Durchblutung erreicht. Unabhängig vom<br />
Ausbildungsstand <strong>und</strong> der Erfahrung des<br />
Helfers wird bei der manuellen Thoraxkompression<br />
<strong>ein</strong> Helfer komplett für diese<br />
Tätigkeit geb<strong>und</strong>en. Darüber hinaus<br />
kommt es während der CPR durch Ermüdung,<br />
Konzentrationsschwächen <strong>und</strong><br />
Helferwechsel zu Qualitätsverlusten sowie<br />
häufigen Unterbrechungen der Thoraxkompression<br />
[1, 28]. Insbesondere Rean<strong>im</strong>ationsunterbrechungen<br />
durch <strong>ein</strong>en<br />
Helferwechsel haben deletäre Folgen für<br />
den pr<strong>im</strong>ären <strong>und</strong> den sek<strong>und</strong>ären Rean<strong>im</strong>ationserfolg<br />
[25, 19]. So konnten Kellum<br />
et al. in <strong>ein</strong>er erst kürzlich veröffent-<br />
lichten Studie zeigen, dass durch Verwendung<br />
<strong>ein</strong>es Rean<strong>im</strong>ationsprotokolls, in<br />
dem Unterbrechungen der Thoraxkompressionen<br />
auf <strong>ein</strong> Mindestmaß reduziert<br />
wurden, der Anteil neurologisch intakter<br />
Patienten verdreifacht werden konnte<br />
[17]. Dauer <strong>und</strong> Anzahl der Kompressionsunterbrechungen<br />
wurden reduziert,<br />
indem man ausschließlich Einzelschocks<br />
anstatt Serien von 3 Elektroschocks applizierte<br />
<strong>und</strong> auf Post-Schock-EKG-Analysen<br />
<strong>und</strong> Pulschecks verzichtet wurde. In<br />
der Hoffnung, die Effektivität der CPR zu<br />
verbessern, wurde in der Vergangenheit<br />
bereits <strong>ein</strong>e Reihe von technischen Rean<strong>im</strong>ationshilfen<br />
entwickelt (. Tab. 1). Die<br />
aufgelisteten Rean<strong>im</strong>ationshilfen werden<br />
in den aktuellen ERC-Guidelines 2005<br />
erwähnt; <strong>ein</strong>e generelle Empfehlung zum<br />
Einsatz dieser Geräte wurde jedoch aufgr<strong>und</strong><br />
der noch unklaren Studienlage bislang<br />
nicht formuliert [14]. Dennoch wurde<br />
der <strong>AutoPulse</strong> von der American Heart<br />
Association in deren Publikation zu den<br />
CPR Guidelines 2005 mit <strong>ein</strong>em Empfehlungsgrad<br />
IIb (Evidenz ist belegt durch <strong>ein</strong>ige<br />
Studien, die häufig <strong>ein</strong>e Überlegenheit<br />
des zu prüfenden Merkmals zeigen; [6])<br />
<strong>ein</strong>gestuft.<br />
Im <strong>Rettungsdienst</strong>bereich Nord der<br />
B<strong>und</strong>esstadt Bonn wird seit September<br />
2004 regelmäßig <strong>ein</strong> <strong>AutoPulse</strong>-Gerät bei<br />
Rean<strong>im</strong>ationen ohne Folge <strong>ein</strong>er Traumaverletzung<br />
<strong>ein</strong>gesetzt, dies geschah zunächst<br />
bis Mai 2005 <strong>im</strong> Rahmen <strong>ein</strong>er Anwendungsbeobachtungsstudie<br />
[20]. Aufgr<strong>und</strong><br />
der positiven Erfahrung <strong>im</strong> Umgang<br />
mit dem Gerät innerhalb der Studie,<br />
wurde der <strong>AutoPulse</strong> unmittelbar in den<br />
Routinebetrieb übernommen. Der Ein-