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Leicht - Phoenix Aircraft eK

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SPeciAL Ultraleicht<br />

<strong>Leicht</strong>-<br />

Transporter<br />

<strong>Phoenix</strong> AircrAft MAverick PA<br />

Reisen statt Rasen:<br />

Die Jagd nach höchstgeschwindigkeit<br />

überlassen Maverick-Piloten<br />

den anderen.<br />

Die Maverick PA hat<br />

Charakter, sie ist bezahl-<br />

bar und vor allem leicht.<br />

Wie viel Spaß in dem<br />

Ganzmetaller mit Sporn-<br />

rad steckt, klärt unser<br />

Flugbericht.<br />

Der Wägebericht spricht eine deutliche<br />

Sprache: 261,6 kg Leermasse<br />

inklusive Rettungssystem<br />

und Betriebsflüssigkeiten weist<br />

das Papier für die Maverick PA aus. Mit 211<br />

kg Zuladung zeigt der ultraleichte Ganzmetall-Schulterdecker<br />

somit nicht nur den<br />

meisten ULs, sondern auch manch doppelsitzigem<br />

Motorflugzeug die sprichwörtliche<br />

lange Nase. „Wer’s nicht glaubt, der kann<br />

gerne selbst eine Waage mitbringen“, sagt<br />

Maverick-Erbauer Martin Grabmayer.<br />

Wer in diesem Flugzeug übrigens die Murphy<br />

Maverick wiedererkennt, liegt richtig.<br />

Basis ist das bewährte Kitflugzeug des kanadischen<br />

Herstellers Murphy <strong>Aircraft</strong>.<br />

Während die Branche leidenschaftlich<br />

über die kommende LSA-Klasse mit 600 kg<br />

MTOW diskutiert und die EASA ein Permit<br />

to fly nach dem anderen ausstellt, kommt<br />

Martin Grabmayer mit einer erfrischend<br />

MaRtin GRabMayeR baut die Maverick<br />

unter dem namen seiner firma <strong>Phoenix</strong><br />

<strong>Aircraft</strong> in der nähe von München.<br />

56 aerokurier 6/2010 aerokurier 6/2010 57<br />

Fotos: Holland-Moritz


SPeciAL Ultraleicht<br />

Fotos: Holland-Moritz<br />

MetallfluGzeuGbau in reinkultur:<br />

im nackten Blech der Maverick spiegelt<br />

sich der Asphalt der Piste in Jesenwang.<br />

simplen Aussage daher: „Die Maverick PA<br />

will einfach nur ein UL sein.“ Ambitionen,<br />

seinem Flugzeug ein Echo-Klasse-Kennzeichen<br />

zu verpassen und mit ihm ins neue<br />

System ELA 1 zu gelangen, hat er nicht.<br />

Bei einem Besuch in Jesenwang habe ich<br />

die Chance, den (nicht mehr ganz so) neuen<br />

Ganzmetaller zu erleben. Bereits 2009<br />

stand genau dieses Flugzeug mit dem Kennzeichen<br />

D-MVPA auf der AERO erstmals im<br />

Rampenlicht. An einen Flugbericht war damals<br />

noch nicht zu denken, zu viele Arbeiten<br />

im Rahmen der Musterzulassung beim<br />

DULV standen noch aus.<br />

Hinter dem Projekt Maverick PA stehen<br />

der gelernte <strong>Leicht</strong>flugzeugbauer Martin<br />

Grabmayer und sein Geschäftspartner Dieter<br />

Haag. Für Dieter Haag ist es nicht das<br />

erste Mal, dass er mit Murphy <strong>Aircraft</strong> kooperiert.<br />

Seit Jahren importiert er Bausätze<br />

des Doppeldeckers Renegade und hat<br />

Erfahrung mit der Zulassung bei den Verbänden.<br />

Martin Grabmayer ist für den<br />

Bau verantwortlich und hat viele technische<br />

Detaillösungen beigesteuert. Heute<br />

trennt die beiden nach eigenem Bekunden<br />

nur noch ein wenig Papierkrieg von der<br />

Musterzulassung.<br />

Die zweckMässiG ausgestattete kabine misst 95 cm in der Breite und lädt<br />

ihre Besatzung ein, in den Segeltuchsitzen Platz zu nehmen.<br />

Das Konzept der Murphy Maverick bot exakt<br />

das, was sich Grabmayer und Haag unter<br />

einem idealen UL für den deutschen Markt<br />

vorstellten. Sie ist leicht, sie ist bezahlbar<br />

und sie vermittelt ein klein wenig das Gefühl,<br />

in einem waschechten Buschflugzeug Platz<br />

zu nehmen. Ebenso wie ihre große Schwester,<br />

die Rebel, hat sie sich in großen Stückzahlen<br />

bewährt. Übrigens: In der Rebel hat<br />

das Wild Thing der Haßfurter ULBI GmbH<br />

ihre Wurzeln.<br />

Als das Duo den frisch aus Kanada eingetroffenen<br />

Bausatz auspackte, war klar: Hier<br />

schlummert eine Menge Arbeit, bevor aus<br />

Gashebel<br />

und choke sind<br />

mittig platziert<br />

(links). Die<br />

rumpfröhre<br />

beherbergt<br />

Gepäckfach und<br />

rettungssystem<br />

(unten).<br />

58 aerokurier 6/2010 www.aerokurier.de<br />

ÜbeRsichtlich: klassische rundinstrumente liefern der Besatzung die nötigen informationen.<br />

Die rundumsicht ist – typisch für Schulterdecker – durch die flügel eingeschränkt.<br />

diesen Einzelteilen ein zulassungsfähiges UL<br />

für die Serienfertigung werden kann. „Jedes<br />

Detail kam auf den Prüfstand“, blickt Grabmayer<br />

zurück.<br />

Grundlegende Dinge wurden geändert.<br />

Der Rumpftank des Originals etwa musste<br />

bei der Maverick PA zwei jeweils 40 l fassenden<br />

Flügeltanks weichen. „Das ist im Falle<br />

eines Crashs sicherer“, argumentiert Grabmayer.<br />

Die Steuerung wurde überarbeitet<br />

und der Flügel um Klappen ergänzt. Hier<br />

und da griff das Team auch mal zu unkonventionellen<br />

Lösungen. So sind die beiden<br />

Stellmotoren aus Schweizer Fertigung direkt<br />

in den Wölbklappen integriert.<br />

in der feinabstimmung<br />

steckt viel Arbeit<br />

Teils waren es auch die vermeintlichen<br />

Kleinigkeiten, die richtig viel Arbeit bereiteten.<br />

Grabmayer nennt etwa die Kühlung des<br />

59 kW (80 PS) starken Rotax 912 oder den<br />

Einbau einer zeitgemäßen Elektrik mit feuerfestem<br />

Kabelbaum. Ebenfalls kniffliger als<br />

gedacht: die Feinabstimmung des Hauptfahrwerks,<br />

das die Energie ganz konventionell<br />

mit Hilfe von Gummiseilen absorbiert.<br />

Bei der Fertigung setzt Grabmayer auf das<br />

Label „Made in Germany“. Er baut die Maverick<br />

PA – PA steht dabei für den Firmennamen<br />

<strong>Phoenix</strong> <strong>Aircraft</strong> – in seiner Werkstatt<br />

in Pellheim bei München. Rund die Hälfte<br />

der Teile steuert Murphy <strong>Aircraft</strong> aus Kanada<br />

bei, der Rest kommt zum großen Teil von<br />

lokalen Zulieferern.<br />

Das Raumangebot im 95 cm breiten Cockpit<br />

geht in Ordnung, wenngleich es nicht so<br />

großzügig ausfällt wie bei den Klassenbesten.<br />

„Wir bieten deshalb optional Türen<br />

mit jeweils 6,5 cm Wölbung nach außen an“,<br />

sagt Grabmayer. Ein sicherlich empfehlenswertes<br />

Extra für mehr Bewegungsfreiheit.<br />

<strong>Leicht</strong>bau statt Luxus ist bei der Ausstattung<br />

angesagt. Das Panel ist ganz klassisch<br />

mit analogen Uhren ausgestattet, sieht man<br />

von der elektronischen Motorüberwachung<br />

aus dem Hause MGL Avionics ab. Mechanisch<br />

simpel und gleichzeitig überraschend<br />

kommod sind die Segeltuch-Sitze. Die zwei<br />

durchgehenden Metallrohre lassen sich verstellen,<br />

wenngleich sich Pilot und Copilot<br />

auf eine gemeinsame Einstellung einigen<br />

müssen. Die Pedale sind fix.<br />

Hinter den Sitzen eröffnet sich ein Blick<br />

in die metallene Rumpfröhre mit ihren<br />

Spanten und Stringern: Transparenter kann<br />

Flugzeugbau kaum sein. Dieser Bereich beherbergt<br />

das Rettungssystem und ein Gepäckabteil,<br />

das bis zu 32 kg Gepäck aufnimmt,<br />

allerdings nicht baulich vom Rest<br />

der Rumpfröhre getrennt ist. Ohne Spanngurte<br />

oder Gepäcknetz geht also zunächst<br />

einmal nichts.<br />

Zugegeben, vor Start und Landung habe<br />

ich als Pilot von Bugradflugzeugen Respekt.<br />

„Keine Sorge, die Maverick ist ein gezähmtes<br />

Spornradflugzeug“, hält Martin Grabmayer<br />

gegen. Irgendwie muss er das ja sagen, denn<br />

er möchte sein Produkt schließlich auch<br />

Schulen und Vereinen schmackhaft machen.<br />

Schwacher Wind und gemäßigte Temperaturen<br />

um die 20 Grad verheißen jedenfalls<br />

einen entspannten Abendflug.<br />

Das Rollen zur Piste 07 fällt dank des gelenkten<br />

Spornrads leicht, die Sicht nach<br />

Daten Maverick PA<br />

Hersteller <strong>Phoenix</strong> <strong>Aircraft</strong>,<br />

80995 München<br />

ALLGeMeine AnGABen<br />

Sitzplätze 2<br />

Zulassung LTF-UL *<br />

Bauweise abgestrebter<br />

Schulterdecker in<br />

Ganzmetallbauweise<br />

Rettungssystem Junkers Lightspeed<br />

Basispreis inkl.<br />

Rettungssystem<br />

und MwSt. Euro ab 64 974<br />

AntrieB<br />

Motor Rotax 912<br />

Leistung kw/PS 59/80<br />

TBO h 2000<br />

ProPeLLer<br />

Hersteller Woodcomp<br />

Bauart Dreiblatt,<br />

Composite, starr<br />

Durchmesser m 1,70<br />

MASSen UnD MenGen<br />

MTOW kg 472,5<br />

Leermasse kg ab 262<br />

max. Zuladung kg 210,5<br />

Treibstoff l/kg 2 x 40/58<br />

ABMeSSUnGen<br />

Spannweite m 8,87<br />

Flügelfläche m 2 11,7<br />

Länge m 6,55<br />

Höhe m 1,46<br />

Kabinenbreite m 0,95<br />

fLUGLeiStUnGen*<br />

zul. Höchst-<br />

geschw. (V NE) km/h 180<br />

Manövergeschw.(V<br />

A) km/h 130<br />

Böengeschw. (V B) km/h 130<br />

max. Horizontal-<br />

geschw. km/h 160<br />

Reisegeschw. (V C)<br />

bei 75 % Leistung km/h 140<br />

bestes Steigen m/s 5<br />

bei V Y km/h 90<br />

Klappen-<br />

geschw. (V FE) km/h 115<br />

Überziehgeschw.<br />

in Lande-<br />

konfiguration (V SO) km/h 62<br />

Startrollstrecke m 80<br />

Startstrecke über<br />

15-m-Hindernis m 200<br />

Landerollstrecke m 120<br />

Landestrecke über<br />

15-m-Hindernis m 200<br />

Reichweite inkl.<br />

30 min. Reserve km 700<br />

Alle Daten beruhen auf Angaben des Herstellers.<br />

* beantragt, flog zu Redaktionsschluss noch mit VVZ<br />

www.aerokurier.de aerokurier 6/2010 59


SPeciAL Ultraleicht<br />

Fotos: Holland-Moritz<br />

lateRnenpaRkeR: Die Maverick PA parkt hier zwar vor der halle, stand aber über<br />

den Winter im freien. „Das flugzeug ist wetterfest“, versichert der Besitzer.<br />

vorn ist besser als erwartet. Die Herrschaft<br />

über die Fußspitzenbremsen hat nur der Pilot.<br />

Auf dem rechten Sitz bin ich also außen<br />

vor.<br />

Ich fahre die Klappen in ihre Zehn-Grad-<br />

Position – angezeigt durch eine LED-Reihe –,<br />

schiebe das Gas rein und rolle los. Fahrt aufbauen,<br />

im richtigen Moment das Heck anlupfen,<br />

jetzt bloß die Richtung halten und<br />

abheben. Geschafft! „Für den ersten Start<br />

war’s gar nicht mal so übel“, denke ich, während<br />

wir die Platzrunde nach Süden in Richtung<br />

Ammersee verlassen. Mit 600 ft/min<br />

geht es bei 100 km/h am Stau und 4900 U/<br />

min nach oben. Selbst doppelsitzig und mit<br />

etwa 50 l Sprit in den Tanks liegen wir noch<br />

knapp unter dem Limit von 472,5 kg.<br />

Keine Frage, ein Supersportler kann und<br />

will die Maverick PA nicht sein. „Sie fliegt<br />

so 140 km/h Reise“, sagt Martin Grabmayer,<br />

während ich in 4000 ft MSL in den Reiseflug<br />

übergehe. Eben dieser Wert stellt sich<br />

bei 4800 U/min auf dem Fahrtmesser ein.<br />

Viel mehr als 160 km/h sind auch mit angestrengten<br />

5500 U/min kaum drin.<br />

Auf Anhieb gefällt mir das Handling.<br />

Die Ruderabstimmung ist angenehm direkt,<br />

ohne allzu straff zu wirken. Im Langsamflug<br />

verhält sich die Maverick berechenbar<br />

und kündigt den bevorstehenden<br />

Strömungsabriss mit einem Schütteln<br />

an. Ansonsten heißt es: Fliegen und genießen,<br />

denn allzu viele Dinge gibt es dank des<br />

starren Propellers und der aufs Nötige beschränkten<br />

Ausstattung ohnehin nicht zu<br />

beachten. Allein ans Umschalten zwischen<br />

den Tanks sollte der Pilot ab und an denken.<br />

Schade, dass die Flügel die Sicht bauartbedingt<br />

einschränken. Optional gibt es<br />

Fenster im Kabinendach.<br />

Die Anspannung kehrt im Anflug auf die<br />

kompakte Piste von Jesenwang zurück. Da<br />

war doch noch die Sache mit dem Spornrad<br />

... Landung Nummer eins ist schlicht nicht<br />

80 ps sind<br />

genug, findet<br />

Martin Grabmayer,<br />

der unter<br />

anderem für<br />

die optimale<br />

kühlung des<br />

rotax 912 einen<br />

hohen Aufwand<br />

betrieben hat.<br />

an vielen stellen wurde das<br />

kanadische original modifiziert. klappen<br />

sind hinzugekommen, neu ist außerdem<br />

die Geometrie des verstärkten Leitwerks.<br />

schön, Nummer zwei fühlt sich mit gutem<br />

Zureden des Profis zu meiner Linken schon<br />

besser an. „Noch ein paar Platzrunden, dann<br />

hast du den Dreh raus“, sagt Grabmayer.<br />

Schade, dass uns der Sonnenuntergang in<br />

wenigen Minuten einen Strich durch die<br />

Rechnung machen wird.<br />

Mein Fazit: Die Maverick PA ist ein vollwertiges<br />

UL, das sich selbstbewusst gegen<br />

den Trend zum 600-kg-Flugzeug stemmt.<br />

Die Verarbeitung ist gut und die große Zuladung<br />

garantiert einen hohen Nutzwert. Mit<br />

einem Basispreis von 65 000 Euro inklusive<br />

Funk und elektrischer Trimmung macht<br />

<strong>Phoenix</strong> <strong>Aircraft</strong> ein attraktives Angebot an<br />

Piloten, denen die genannten Vorzüge der<br />

Maverick wichtiger sind als hohe Geschwindigkeit.<br />

Eine aerodynamisch verfeinerte Version<br />

mit dem 20 PS stärkeren Rotax 912 S<br />

und einer Schleppkupplung soll übrigens<br />

auf der AERO 2011 zu sehen sein. ae<br />

Patrick Holland-Moritz<br />

Was gefällt was nicht<br />

hohe Zuladung<br />

gebaut in Deutschland<br />

gut verarbeitet<br />

ist seinen Preis wert<br />

niedriges Gewicht erfordert<br />

Abstriche bei der Ausstattung<br />

Platzangebot im Cockpit<br />

nicht üppig<br />

Sicht könnte besser sein<br />

60 aerokurier 6/2010 www.aerokurier.de

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