Gramper und Bosse - Bahngeschichten - Calypso Film AG

Filmthema und Autorenstandpunkt
Das innere Thema des Films ist die „Arbeitswelt Eisenbahn“, umschlossen
von den Veränderungen, die hier passieren. Mein persönlicher Bezug
als Sohn eines Eisenbahners ist emotionale Leitlinie, Antrieb und Motivation.
Der Rohstoff ist der Recherchegegenstand – was ich mit der Kamera
vorgefunden habe.
Ich habe verschiedene Eisenbahner
bei ihrer Arbeit und zu Hause
besucht. Einige von ihnen sind
unzufrieden mit dem rasanten
Wandel an ihrem Arbeitsplatz, mit
den ständigen Reformen, dem
Produktivitätsdruck, dem Abschied
von alten Strukturen.
Einige sehen darin eine Chance,
vorwärtszukommen, eine neue
Bahn mitzuprägen. Vor allem bei
älteren Arbeitnehmern ist das
„Bähnlerethos“ noch vorhanden, eine Art „Bewusstsein“, welches trennt
zwischen „jenen dort oben in den Kaderbüros”, die angeblich “keine Ahnung
haben“ und „uns hier unten, welche die Bahn überhaupt erst zum
Funktionieren bringen“. Dieses „Pufferküsser-Bewusstsein“ spielt im
Film eine wichtige Rolle, ebenso der Prozess seines fortschreitenden Zerfalls.
Der Film geht im Wesentlichen folgenden Fragen nach:
- Worin genau bestand die Arbeit meines Vaters und damit stellvertretend
für viele ehemalige Eisenbahnarbeiter?
- Inwiefern hat sich die Eisenbahnarbeit inzwischen verändert?
- Wie denken die Bahnbeschäftigten über ihre Arbeit (Selbstverständnis,
Arbeitsplatzzufriedenheit)?
- Wie beeinflussen Bahnreform, Verkehrspolitik und Mobilitätsbedürfnis
diese Arbeitsplätze?
Mein persönlicher Bezug zum Thema liefert den Faden, den ich netzartig
über das vielschichtige Thema spannen kann. Trotz veränderter Bahntechnik
und umstrukturierten Arbeitswelten sind die Grundkonflikte im
Eisenbahnwesen heute dieselben wie vor Jahren, als meine Eltern noch
im Erwerbsleben standen:
Gramper und Bosse - Bahngeschichten / Seite 8